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weiße Lilien

(Meiko x Lily)
von

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my best friend

Ich warf einen prüfenden Blick auf meinen Koffer. Hatte ich noch irgendetwas vergessen einzupacken? Spontan fiel mir nichts ein. Aber so war das immer. Spätestens, wenn man unterwegs war, dann stellte man meist fest, das man irgendetwas lebenswichtiges zuhause liegen gelassen hatte.

Da ich mein Gepäck nun allerdings schon zum dritten Mal kontrolliert hatte und in den Koffer ohnehin nichts mehr passen würde, beschloss ich es gut sein zu lassen.

Inzwischen waren sechs Wochen vergangen. Noch immer war niemand über den schrecklichen Vorfall hinweg, doch es musste schließlich weitergehen. Vermutlich hätte auch Seeu nicht gewollt, das wir über unsere Trauer das Studium vergaßen und in der Uni komplett untergingen.

Doch seit dem Mord fiel es mir nicht gerade leichter zu lernen. Wie die Anderen auch, war ich noch immer furchtbar niedergeschlagen. Nach wie vor konnte ich nicht verstehen, wie man so etwas Schreckliches nur tun konnte. Und nach wie vor hatte keiner von uns eine Idee für ein mögliches Tatmotiv. Auch der Mörder war noch nicht gefasst worden.

Das dieser Mistkerl immer noch frei herumlief, machte die Sache nicht viel besser. Im Gegenteil.

Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Gedanken daran zu verwerfen.

Dann machte ich mich daran meinen Koffer zu schließen. Ein nicht ganz einfaches Vorhaben. Der Koffer war hoffnungslos überfüllt. Ich versuchte ihn mit einer Hand runter zu drücken und mit der Anderen den Reißverschluss zu schließen. Das alles hatte ich mir ganz einfach und unproblematisch vorgestellt, doch Theorie und Praxis waren zwei verschiedene Welten.

„Arg verdammt! Jetzt geh endlich zu, du blödes Teil!“

„Ich hab dir doch eben schon gesagt das du gleich den Koffer nicht mehr zu bekommst.“, lachte Gumi mich aus. Meine beste Freundin hatte ihre Sachen schon längst eingepackt. Nun lag sie zumindest auf meinem Bett und beobachtete mich, wie ich versuchte meinen halben Kleiderschrank in einen Koffer zu räumen.

„Hey, hör auf zu lachen sondern hilf mir lieber!“, empörte ich mich.

Die Grünhaarige warf mir noch einen belustigten Blick zu, bevor sie schließlich vom Bett aufstand.

„Ist ja schon gut.“, grinste sie, immer noch sehr amüsiert.

„Geh mal kurz von dem Koffer weg.“, wies sie mich dann an.

Ich warf Gumi einen leicht verwirrten Blick zu, doch scheinbar hatte meine beste Freundin einen Plan, wie wir den Koffer in diesem Leben noch zubekommen würden. Somit trat ich also zwei Schritte von dem Gepäckstück zurück.

„Und jetzt?“

Anstelle einer Erklärung setzte die Jüngere sich ganz einfach auf den Koffer. Durch das Gewicht von oben, senkte der Kofferdeckel sich wirklich ein Stück.

Jetzt verstand ich. Das hatte sie also vor. Entschlossen griff ich nach dem Reißverschluss des Koffers und zog diesen zu. Die ganze Aktion entpuppte sich erneut als kleiner Kampf, doch endlich schaffte ich es, den Reißverschluss zuzuziehen.

„Na endlich!“, rief ich aus.

„Ich werte das mal als ein Danke.“ Mit einem schiefen Grinsen blickte meine Freundin mich an.

Als Antwort knuffte ich sie leicht gegen den Oberarm.

„Hey!“

„Kann's los gehen, Leute?“ Miki war nun auch in mein Zimmer gekommen und blickte uns fragend an. „Die Anderen sind soweit startklar und unsere Mitfahrgelegenheit ist auch gerade angekommen.“, fügte unsere WG-Mitbewohnerin dann hinzu.

Mit einem Satz waren Gumi und ich wieder auf den Beinen.

„Klar doch, los geht’s!“, riefen wir beide gleichzeitig aus.

„Wir haben nur so lange gebraucht, weil Lily ihren Koffer nicht zubekommen hat.“

„Halt doch die Klappe!“
 

Das Gepäck der anderen WG-Bewohner stand bereits unten im Flur. Ich schleppte meinen Koffer noch die Treppen runter, während Gumi und Miki vor mir her liefen.

Im Wohnzimmer saßen bereits unsere Freunde aus der Nachbar WG. Auch Kaito und Meiko waren wohl gerade angekommen. Die Anderen diskutierten gerade darüber, wer in welchem Auto mitfahren würde.

„Also – wir sind 10 Leute + Gepäck und haben insgesamt 3 Autos zur Verfügung.“, hörte ich Luka gerade sagen.

„Hey Leute!“, begrüßte Gumi die Anderen, als wir das Wohnzimmer endlich erreicht hatten.

Ich stellte eben meinen Koffer beim restlichen Gepäck ab und gesellte mich dann auch zu den Anderen.

„Scheint so als wären wir vollzählig.“, stellte Meiko fest. Sie warf Gumi, Miki und mir einen kurzen Blick zu. Ich spürte, das der Blick für den Bruchteil einer Sekunde länger an mir hängen blieb und konnte leider Gottes auch ganz genau sagen warum das so war.

Normalerweise war ein in die Gruppe gerufenes 'Hi!' nicht die beste Art seine Freundin zu begrüßen, doch anders ging es gerade nicht.

Ich hatte es den Anderen nach wie vor noch nicht gesagt. Eigentlich hatte ich es schon längst vorgehabt, doch dann war die Sache mit SeeU passiert. Irgendwie hatte seit dem jeder andere Sorgen. Ich brachte es einfach nicht über die Lippen, obwohl mir durchaus bewusst war, das Meiko langsam die Geduld mit mir verlor. In letzter Zeit stritten wir uns schon ständig über genau dieses Thema.

„Also : wer fährt nun wo mit?“, erinnerte Kaito erneut an die aktuelle Frage.

Von unseren Freunden besaßen Luka, Kaito, Gakupo und Meiko einen Führerschein. Haku hatte bis vor Kurzem auch noch einen gehabt, doch hatte sie neulich im besoffenen Zustand einen Unfall gebaut. Wir alle wussten, das wir sie besser nicht auf dieses Thema ansprachen, wollten wir nicht Schuld an neuen Depressionen sein.

Doch obwohl aktuell vier von uns einen Führerschein besaßen, hatten wir nur drei Autos. Gakupo sparte noch, um sich endlich einen eigenen Wagen kaufen zu können.

„In zwei Autos müssen wir zu viert fahren, in einem eben zu zweit. Das Gute ist, das wir das Gepäck eigentlich in Auto Nummer drei laden könnten.“, überlegte Neru laut.

„Also mein guter, alter BMW-Kombi müsste eigentlich genug Platz für unsere Koffer haben.“, schlug Luka vor. Das Auto der Rosahaarigen war zwar schon ein wenig älter, doch so war der Kaufpreis bezahlbar gewesen. Außerdem war der Wagen in einem guten Zustand.

„Okay, dann nehmen Meiko und ich die Anderen mit.“, schlussfolgerte Kaito.

Wir schlüpften in unsere Schuhe, schleppten die Koffer nach draußen und luden sie in den Kombi.

Als das geschafft war, ging die Diskussion weiter, wer nun bei wem mitfahren würde.

Schließlich stiegen Neru, Haku und Miku zu dem Blauhaarigen ins Auto, während Gumi, Miki und ich uns ins Auto meiner Freundin setzten.

Gakupo hatte sich so lange aus der Gruppeneinteilung herausgehalten, bis für ihn nur noch der Platz auf dem Beifahrersitz des BMW-Kombis blieb. Den Lilahaarigen schien das zu freuen, während Luka uns einen leicht hilfesuchenden Blick zuwarf.

Die, die sich dazu entschieden hatten in Kaitos Audi 80 mitzufahren, hatten noch genug Beinfreiheit. In dem VW Polo sah die Sache allerdings ganz anders aus.

Meiko und ich hatten nichts zu meckern, denn auf den beiden vorderen Sitzen hatte man genug Platz.

Nur fluchten nun Gumi und Miki los, die sich auf dem Rücksitz irgendwie eingequetscht vorkamen.
 

Die Fahrt dauerte gute vier Stunden. Spontan hatten wir beschlossen in den Semesterferien drei Tage lang zu verreisen, um vielleicht ein wenig auf andere Gedanken zu kommen.

Die Sache mit dem Urlaub war Kaitos Idee gewesen. Kurzzeitig hatten einige meiner Freunde noch Bedenken gehabt, doch nach kurzer Zeit, waren alle der Meinung gewesen, das ein Kurzurlaub vielleicht wirklich das Beste war.

Natürlich trauerten wir um unsere Freundin, das war ganz normal, doch irgendwann musste das Leben nun mal weitergehen. Vielleicht würde die Reise uns die nötige Kraft geben, um uns endlich wieder aufzuraffen.

Nach den besagten vier Stunden hielten wir endlich vor einem Ferienhaus, welches direkt an einem See gebaut worden war. Unbedingt viel los war hier nicht, doch genau deshalb waren wir hier.

Unsere Gruppe wollte abschalten. Dazu brauchten wir jedoch keine Herscharen von anderen Touristen. Ein ruhiger See und ein abgelegenes Ferienhaus waren da genau das Richtige.
 

Ich war froh, als die Fahrt endlich zuende war. Nicht nur, weil ich langsam keine Lust mehr hatte im Auto zu sitzen, sondern viel mehr, weil die Stimmung in unserem Auto einen Tiefpunkt erreicht hatte.

Zwischen der Braunhaarigen und mir herrschte schon wieder eisige Stimmung. Während der Fahrt hatte ein Wort das andere gegeben und nun hing der Haussegen mal wieder gewaltig schief.

Gumi und Miki waren leicht verwirrt, da sie keine Ahnung hatten, was eigentlich mit uns los war.

Glücklicherweise hatte Meiko das Thema nicht direkt angesprochen. Es war schon schlimm genug ihre ewigen Sticheleien ertragen zu müssen. Natürlich hatte ich mir das nicht bieten lassen und war darauf eingegangen. Irgendwann hatte das Thema dann abrupt gewechselt und wir hatten uns nur noch über Gott und die Welt gestritten.

Als das Auto endlich hielt, verließen alle Vier es fluchtartig.

„Gott sei dank! Ich hätte das keine Sekunde länger da drin ausgehalten!“, rief Miki aus.

Auch die anderen beiden Autos hatten inzwischen gehalten. Schnell gesellte der Rotschopf sich wieder zu den Anderen. Speziell die Gruppe, die bei Kaito mitgefahren war, hatte unverändert gute Laune.

„Auf der Rücktour setzen wir Meiko und dich auf keinen Fall nochmal ins gleiche Auto!“, stellte Gumi entschieden fest. Auch ihre Nerven hatten unter unserem Streit gelitten. Die Grünhaarige wirkte stark genervt.

„Da fängt der Urlaub ja 'gut' an. Ich hab jetzt schon keine Lust mehr.“, murrte ich.

„Halt bloß die Klappe oder ich dreh dir den Hals um!“, giftete die Braunhaarige mich an.

„Dann komm her und versuch's doch!“, keifte ich gereizt, ballte eine Hand zur Faust und hob sie gut sichtbar.

„Leute BITTE!“, rief Gumi aus. Die Grünhaarige versuchte ihre Stimme irgendwie lauter klingen zu lassen als unser Gekeife. Vorsorglich hatte sie sich zwischen uns gestellt.

Meiko und ich grollten und warfen uns Todesblicke zu. Glücklicherweise eilten Kaito und Luka Gumi zur Hilfe. Die beiden Anderen waren mit die Ruhigsten und Erwachsendsten aus der WG, die meistens die Rolle der Streitschlichter übernahmen.

„Meine Güte, was ist denn hier los?“, erkundigte die Rosahaarige sich.

„Wir sind in den Urlaub gefahren um uns alle ein wenig zu entspannen, nicht um uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.“, erinnerte Kaito.

Die Grünhaarige warf den beiden Älteren einen Blick zu.

„Haltet Lily und mir einfach irgendein Zimmer im Haus frei, ja? Wir gehen ein bisschen spazieren.“

„Geht klar. Dann bis gleich...?“, antwortete der Blauhaarige.

„Komm, wir sehen uns mal das Haus an.“ Mit diesen Worten legte Luka einen Arm um Meikos Taille und zog sie in Richtung Ferienhaus. Kaito begleitete die beiden.

Im Hintergrund warfen die Anderen uns noch einige verstörte Blicke zu, pilgerten dann aber rüber zum Haus.

Gumi griff nach meiner Hand und zog mich in die entgegengesetzte Richtung.

„Komm, wir gehen.“, stellte sie fest.

„Wenn's sein muss.“
 

Zwar mochte ich temperamentvoll sein und oftmals Dinge im Zorn sagen, doch das bedeutete nicht, das mir so ein Streit nichts ausmachen würde.

Ich liebte meine Freundin. Wirklich. Eigentlich hasste ich es, wenn wir uns stritten, doch manchmal war ein Streit eben unausweichlich. Gerade in der letzten Zeit.

Ich konnte die Braunhaarige sogar verstehen, das sie langsam die Geduld mit mir verlor. Unser Versteckspiel ging jetzt schon seit etwa fünf Monaten.

Meine Freundin wollte, das ich endlich zu ihr stand und das Schweigen gegenüber den Anderen brach, ich wiederrum fühlte mich manchmal arg unter Druck gesetzt.

Eigentlich war ich das komplette Gegenteil von schüchtern, doch aus irgendeinem Grund, konnte ich es unseren Freunden einfach noch nicht sagen. Die ganze Sache belastete mich ja selbst, doch ich bekam einfach kein Wort über die Lippen. Manchmal konnte ich selbst nicht so recht sagen, wovor ich eigentlich Angst hatte. Was erwartete ich denn, was die Anderen dazu sagen sollten?

Vermutlich würden sie es ganz einfach hinnehmen und das Problem wäre aus der Welt. Der ewige Streit mit meiner Freundin somit auch.

Doch da war sie...diese leise Stimme in meinem Kopf, die mir ständig zuflüsterte, das es besser wäre noch zu schweigen. Und diese Stimme hatte meistens Recht. Also schwieg ich.

Meine gute Laune hatte sich seit der Autofahrt zumindest in Luft aufgelöst. Warum mussten wir uns auch immer streiten? War das noch normal? Andere Paare stritten sich doch auch nicht andauernd.

Manchmal fragte ich mich sogar, ob unsere Beziehung auf Dauer überhaupt Sinn machen würde.

Selbst wenn ich es endlich offiziell gemacht hätte, der nächste Streitpunkt würde mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen.

Ob Meiko sich wohl manchmal das selbe fragte? Sie war älter als ich und folglich auch erwachsener. In letzter Zeit fragte ich mich eh, wie lange sie dieses Versteckspiel wohl noch mitspielen würde.

Das Einfachste wäre einen Schlussstrich zu ziehen. Das wäre wohl das Beste und das Logischste. Wir waren nun mal wie Katz und Maus.

Nur irgendwie konnte ich das auch nicht. Ich wollte es nicht beenden. Irgendwie musste unsere Beziehung doch noch zu retten sein, oder?
 

„Worüber denkst du nach?“, riss mich Gumis Stimme aus den Gedanken.

Ich blinzelte zwei Mal und blickte dann in ihre Richtung. „Über die Fahrt eben.“

„Sag mal, was war eigentlich los mit euch? Hattet ihr schon Streit, bevor wir überhaupt losgefahren sind?“

Ich verdrehte die Augen bevor ich antwortete. „Kann man so sagen.“

Die Grünhaarige blickte mich aufmerksam an. Scheinbar erwartete meine beste Freundin, das ich ihr die ganze Geschichte genauer erklärte. Aber so einfach war das leider nicht...

„Wir kriegen uns schon wieder ein.“, meinte ich daher nur und zwang mir ein Grinsen auf.

„Jetzt erzähl schon was überhaupt los war?“, bohrte meine beste Freundin nach.

Ich verdrehte die Augen. Typisch Gumi – warum konnte sie es nie einfach gut sein lassen, wenn sie merkte, das man einer Frage auswich? Gut, ich kannte die Antwort : sie machte sich schlicht und ergreifend Sorgen um mich.

„Wir streiten uns in letzter Zeit eben öfters. Das eben war jetzt vielleicht etwas heftiger, aber noch lange kein Weltuntergang.“

Ich war mir nicht ganz sicher ob meine Worte der Wahrheit entsprachen. War der Streit wirklich so belanglos? Ich fragte mich, was die Braunhaarige wohl darüber dachte.

„Du schottest dich in in letzter Zeit immer mehr ab, kann das sein?“

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Quatsch, was redest du da?“

„Wir kennen uns jetzt schon, seit wir drei sind. Glaub nicht das ich nicht merken würde, wenn du plötzlich irgendwie anders bist.“

„Gumi, bitte! Ich erzähl's dir vielleicht später, aber nicht jetzt!“

„Ich will aber jetzt wissen was los ist!“

„Später.“

„Jetzt.“

„Ich sagte später...!“

Während wir uns unterhielten, waren wir über eine kleine Wiese direkt auf den See zugewandert.

Nun hatten wir das Wasser zumindest fast erreicht.

„Hey, sieh dir mal den See an!“, rief ich aus, um das Thema zu wechseln. Die Sonne blendete genau auf die Wasseroberfläche und erweckte somit den Eindruck, als wenn das ganze Wasser glitzern würde.

Nun blickte auch die Grünhaarige in Richtung des Sees.

„Wow! Das sieht ja toll aus!“, stimmte sie mir begeistert zu.

Bei dem wunderschönen Anblick, hatte ich den Streit von eben für kurze Zeit verdrängt. Viel zu sehr war ich gerade damit beschäftigt unser Urlaubsziel zu bestaunen.

„Hast du gerade dein Handy oder irgendwas Elektronisches dabei?“, wollte Gumi von mir wissen.

„Eh..., nein. Warum?“, antwortete ich spontan, ohne mir Gedanken über den Grund dieser Frage zu machen.

„Sehr gut!“ Auf die Lippen meiner besten Freundin hatte sich ein ungutes Grinsen gestohlen. Sofort wusste ich, das sie irgendetwas ausheckte.

„Los, komm!“, rief sie dann. Da wir es verpeilt hatten uns mal wieder loszulassen, verstärkte sie ihren Griff um meine Hand noch etwas und rannte los.

„Heeey! Was wird n das!?“, beschwerte ich mich im Laufen. Zu spät.

Gumi war die letzten Meter auf den See zugerannt und bog genau auf einen Steg, welcher direkt vor uns am Ufer gebaut worden war. Halb schleifte sie mich mit, halb folgte ich ihr aus freien Stücken.

Zumindest hatten wir beide zu viel Schwung um noch rechtzeitig anzuhalten.

Mit einem gut gelaunten Jauchzen sprang die Grünhaarige seitlich vom Steg in den See. Da sie meine Hand nicht losgelassen hatte, tat ich es ihr wohl oder übel gleich.

Mit einem Platsch landeten wir im Wasser, welches angenehm kühl war.

„Oh man, das musste jetzt sein!“, kicherte sie.

„Wir hätten uns ruhig vorher Bikinis anziehen können!“, beschwerte ich mich erstmal. Doch...an der Situation war nichts mehr zu ändern. Unsere Klamotten waren nass und...wo wir schon mal im Wasser waren... egal!

Auch auf meine Lippen legte sich ein Grinsen, bevor ich meiner besten Freundin eine Ladung Wasser ins Gesicht batschte. Diese blinzelte zwei Sekunden verstört, dann nahm die Rache ihren Lauf.

„Na warte!“, rief sie lachend aus. Und schon traf mich ebenfalls ein Schwall Wasser.

Da außer uns eh gerade niemand hier war, vergaßen wir für einen Moment, das wir keine 7, sondern inzwischen 19 waren, und lieferten uns eine Wasserschlacht.
 

Kichernd und wieder deutlich besser gelaunt, zogen wir uns schließlich wieder an Land.

Ich blickte rüber zu Gumi und stellte fest, das sie aussah wie ein begossener Pudel. Naja, vermutlich sah ich derzeit nicht besser aus.

Lange blonde Strähnen, hingen patsch nass von meinem Haupt, während meine Klamotten wie eine zweite Haut an mir klebten.

Wie ich je wieder aus der nassen, hautengen Röhrenjeans kommen sollte, darüber hatte ich mir noch gar nicht den Kopf zerbrochen.

Ein wenig außer Atem von der Wasserschlacht, tappten wir rüber zur Wiese und ließen uns ins saftig grüne Gras fallen.

Die Sonne schien zwar derzeit voll auf uns, doch ich empfand diese Tatsache nicht mals als besonders unangenehm. Die nassen Klamotten kühlten und somit war es sogar ganz gut, das es gerade nicht all zu kalt war.

„Du bist echt verrückt, weißt du das?“, stellte ich grinsend fest.

„Musst du gerade sagen.“, konterte meine beste Freundin. Die Grünhaarige schnappte sich eine meiner Haarsträhnen, teilte sie in drei dünnere Strähnen auf und begann sie zu flechten.

„Waaah! Bloß nicht! Die Welle bekomm ich da so schnell nicht mehr raus, wenn die erstmal trocken sind!“

Dann kam mir spontan die Erkenntnis, das ich zwar meinen halben Kleiderschrank mitgenommen hatte, aber doch etwas sehr wichtiges Zuhause hatte liegen lassen : mein Glätteisen.

„Oh nein! Das darf doch nicht wahr sein!“, murrte ich sogleich los. Drei Tage ohne Glätteisen, der blanke Horror!

Gumi drehte sich auf den Bauch, stützte sich mit den Ellbogen im Gras ab und blickte zu mir rüber.

„Eh? Was denn?“

„Ich hab mein Glätteisen Zuhause liegen lassen!“

Einen Moment lang starrte sie mich an. Erst begannen ihre Mundwinkel zu zucken, dann brach sie in schallendes Gelächter aus.

„Oh man Lily, wie wirst du das bloß überleben?“, lachte sie mich aus. Das war wieder mal so typisch.

Zwar wusste ich wie das Gesagte gemeint war, doch beschloss ich ihr trotzdem einen Schmollblick zuzuwerfen.

„Jetzt guck mich nicht so an, ich kann dir meins leihen.“, grinste Gumi mich an.

„Mh, der erste gescheite Vorschlag heute.“, stellte ich so trocken wie möglich fest.

Als Antwort knuffte mich die Grünhaarige gegen den Oberarm.

„Aua!“

„Nicht meckern sondern danke sagen.“

Wir grinsten uns schräg an, dann ließ meine beste Freundin sich wieder ins Gras fallen. Zwar verschwand sie jetzt aus meinem Sichtfeld, doch keine Sekunde später registrierte ich ihren Kopf an meiner Schulter.

„Du liegst auf meinen Haaren.“

„Ist fast unmöglich da nicht draufzuliegen.“, meinte sie nur, anstatt irgendetwas dagegen zu unternehmen.

Für einige Minuten blickten wir schweigend in den Himmel und genossen es, gerade mal nicht in der hektischen Großstadt zu sein. Wie schön so ein freier Tag doch sein konnte.

„Du, Lily...?“, riss mich Gumis Stimme aus den Gedanken.

„Mh?“

Die Sonne blendete derzeit extrem, sodass ich mir lieber mit einer Hand die Augen abschirmte.

„Wegen vorhin : egal mit wem auch immer wir uns mal streiten, wir verlieren uns doch nie aus den Augen, oder?“

„Ach Quatsch. Wir kennen uns, seit wir drei Jahre alt sind. Du bist meine beste Freundin, irgendwie auch fast sowas wie eine Schwester für mich. Uns reißt so schnell nichts auseinander.“

„Versprochen?“ Ihre Stimme klang allerdings nicht unsicher, sondern eher amüsiert.

„Sicher. Und wenn ich mich nicht dran halte, dann kannst du mir eigenhändig den Hals umdrehen.“, schmunzelte ich.

„So sentimental heute?“, säuselte die Grünhaarige belustigt.

Ich setzte mich wieder auf und warf ihr ein Grinsen zu. „Immer doch.“ Meine Stimme klang nach wie vor nicht besonders ernst.

Schließlich stand ich wieder vom Boden auf, reichte Gumi eine Hand und zog auch sie wieder auf die Füße.

„Lass uns langsam mal zurück gehen. Ich will wissen, was für ein Zimmer die Anderen uns zugeteilt haben.“

„Alles klar.“, stimmte sie mir zu. „Und dann gehst du zu Meiko und ihr klärt das, okay?“

Der Grünhaarigen war deutlich anzusehen, das sie keine Lust auf Zickenterror im Urlaub hatte.

„Ist wohl das Beste so.“ Natürlich musste ich nachher unbedingt noch mit meiner Freundin reden. So konnte das im Urlaub nicht weitergehen. So konnte das generell nicht weitergehen.

Ich würde versuchen die ganze Sache nachher zu klären und ....vielleicht in den drei Tagen endlich mal mit den Anderen reden.

Ich war so in Gedanken darüber gewesen, wie ich das Gespräch gleich starten sollte, das ich immer langsamer geworden war.

„Jetzt trödel nicht so!“ Mit diesen Worten und einem leichten Schubs, holte Gumi mich in die Realität zurück. Kurz strauchelte ich, dann fing ich mich wieder.

„Na warte! Wenn ich dich erwische!“, rief ich gespielt angesäuert aus.

„Die Betonung liegt auf WENN du mich erwischst!“ Lachend lief die Grünhaarige los.

„Und ob ich das tue!“ Nur schwer ein Lachen unterdrückend, rannte ich nun ebenfalls los und nahm die Verfolgung auf.
 


 

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* Uff, sorry für die lange Schreibpause. Das Kappi lag schon n ganzes Weilchen fertig auf dem PC, aber ich bin nie dazu gekommen es nochmal beta zu lesen ^^"

Naja, jetzt ist zumindest wieder ein wenig Leben in die kleine Gruppe gekommen und die FF kann jetzt so richtig losgehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  YuriNeko
2012-05-30T18:47:03+00:00 30.05.2012 20:47
wahhh! endlich komm ich auch zum lesen >-<
dieses kapi ist genau das richtige für mich im moment xD
urlaub, spaß KEIN lernen oder sonstiges *-* und hoffentlich auch keine tote v.v
Lily sollte sich aber wirklich mal demnächst outen, sonst geht ihre beziehung den bach (see xD) unter...
schön endlich mal wieder zu lesen *-*

ggggggggvlG ;3


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