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Mitternacht

Teil 1
von

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Der neue Mitarbeiter

Sasukes Sicht
 

Als ich Naruto musterte, musste ich wieder an die blauen Flecke denken. Er schien viel durchgemacht zu haben. Und das nur, weil er ein bisschen anders war, als die anderen. Eigentlich würde er gut zu uns passen, dachte ich. Plötzlich war ich richtig gut gelaunt.

„Was hälst du davon, wenn ich dir meine Kumpel vorstelle?“ fragte ich ihn.

„Hm, okay. Wieso nicht.“

Er stand auf, nahm die leeren Teller und brachte sie zum Geschirrspüler, wo er sie auch gleich noch einräumte. Okay, ich hatte ihn ja gefragt, ob er mir hilft, aber...

„Naruto, das musst du nicht machen.“

„Wieso denn nicht? Wenn die Teller hier rumstehen, trocknet es nur fest, und macht nachher mehr Arbeit. Außerdem bin ich es von zu hause so gewöhnt.“ Er wurde rot. „Ähm, ich wollte damit natürlich nicht sagen, das ich hier zu Hause bin, oder so.“

„Schon gut, du kannst so lange bleiben, wie du willst.“

Überrascht sah er mich an. Ich war selbst etwas überrascht. Auf der anderen Seite, ich konnte ihn ja schließlich nicht sich selbst überlassen.

„Sag mal, wie alt bist du?“

„Achtzehn.“

Die Antwort war ein wenig zu schnell gekommen. Noch dazu hatte er den Blick abgewandt.

Unsicher sah er mich an. „Ja, deswegen meinten meine Eltern, ich solle endlich ausziehen.“

„Aha.“ Gestern hatte das aber noch ganz anders geklungen. Na ja, vielleicht hatte er Angst, ich würde das Jugendamt verständigen oder ihn zurückbringen.

„Ja. Ich denke, sie haben vollkommen recht. Am besten ich suche mir eine Arbeit.“ Dazu nickte er nachdrücklich mit dem Kopf.

Während er das Geschirr abtrocknete fragte er: „Glaubst du, ich kann hier auf der Kirmes so einen Wohnwagen wie du einen hast bekommen, und hier Arbeit finden?“

„Klar“, antwortete ich. „Wenn wir deine Sachen holen, vergiss deinen Ausweis nicht.“

„Ähm, klar.“ Seine Ohren zuckten und sein Schwanz bewegte sich unruhig.

„Weißt du, das hier ist kein Zirkus, du brauchst schon ein Anfangskapital, damit du dir was Eigenes leisten kannst.“

„Was Eigenes?“

„Hm, ja. Ich zum Beispiel habe die Schießbude von meinen Eltern geerbt, auch den Wagen. Du wirst am Anfang arbeiten und dein Geld sparen müssen, bis du dir selbst was leisten kannst.“

„Verstehe.“ Seine Stimme war ziemlich leise geworden.

„Zufällig suche ich grade jemanden, der mir beim Schießstand hilft.“

„Ach ja?“ Seine Ohren stellten sich interessiert nach vorne.

„Ja, und du mit deinem Aussehen wirst mehr Leute anlocken. Das wäre nicht schlecht.“

Sie legten sich wieder zurück. Vermutlich fühlte er sich jetzt wie die Frau mit Bart. Aber ich meinte es ja nicht böse.

„Du siehst anders aus. Warum machst du nichts daraus?“ fragte ich ihn.

Er setzte sich in eine Ecke. Anscheinend wollte er im Moment nicht mit mir am selben Tisch sitzen. Ziemlich verunsichert, der Kleine. Egal, wie trotzig er seine Ohren und seinen Schwanz zur Schau stellen mochte.

„Wie meinst du das?“ wollte er wissen.

„Na ja, ich habe zwei Freunde, die ungewöhnlich aussehen. Eben anders. Sie betreiben zusammen eine Geisterbahn.“

Naruto´s Gesichtsausdruck wurde abweisend. „Du meinst, ich kann mit meinem Aussehen in der Geisterbahn arbeiten? Leute erschrecken?“

„Unsinn“, ich wedelte mit der Hand. „So habe ich das nicht gemeint. Keiner erschrickt sich vor dir, im Gegenteil, du bist ein sehr hübscher Junge, äh ...“ Mist, wie sollte ich ihm erklären, was ich meinte.

„Lassen wir das bis nachher.“

„Gut.“ Er sah zu Boden. Hoffentlich hatte ich ihn jetzt nicht verletzt, irgendwie hatte er mich komplett falsch verstanden.
 

Narutos Sicht
 

Zuerst wollte Sasuke seinen Stand in Ordnung bringen. Um zwei Uhr wurde der geöffnet. Die Sachen, die man gewinnen konnte, hatte er in einem zweiten Wagen untergebracht. Der Stand war einige Male aufgebrochen und leergeräumt worden. Deswegen hatte er, oder besser seine Eltern, einen zweiten Wagen gekauft, der keine Wohneinrichtung hatte, aber ziemlich viele Sicherheitsschlösser. Ich fand das übertrieben, aber Sasuke meinte, das es schon ein ziemlicher Verlust wäre, wenn jemand eine ganze Kiste mit Stofftieren mitnimmt.

Ich trug die markierten Kisten vom Wagen zu Sasukes Stand, der sie auspackte und den ganzen Krimskrams ausstellte. Ein paar riesige Stofftiere wurden sogar an Seilen die von der Decke hingen befestigt.

Die Munition hatte er bei sich. Und die Zielfernrohre von den Gewehren stellte er selbst ein.

„Sag mal, ich hab doch gestern hier geschossen.“

„Ja, ich erinnere mich, bist mir gleich aufgefallen.“

„Ja, ist ja auch kein Wunder.“

„Nein, so meinte ich das nicht.“

Ich wurde nicht so richtig schlau aus ihm. Warum sagte er mir ständig, das ich anders aussah, aber das er es nicht so meint?

„Na ja, jedenfalls, ich schieße ziemlich gut." Deswegen hatte meine Mutter mich ja auch gleich zu dieser Bude geschleift. "Nur bei Schießbuden, so wie bei deiner, da schieße ich immer daneben.“

Mehr wollte ich nicht sagen, aber Sasuke sah vom Gewehr auf, und lächelte etwas schief.

„Du kannst es dir denken, oder?“

„Die Zielrohre sind mit Absicht falsch eingestellt?“

„Ja.“

„Aber – ist das wirklich nötig? Ich glaube, du würdest auch genug verdienen, wenn du nicht betrügst.“

Sein schiefes Lächeln versteinerte sich. „Leider nicht. Jedes Jahr werden die Plätze teurer.“

„Die Plätze?“ fragte ich nach.

„Ja, wenn du hier stehen willst, musst du auch dafür bezahlen. Je angesagter der Ort ist, an dem du bist, desto teurer. Im Moment sammle ich eigentlich nur Geld, das ich den Platz, und nur den Platz, in der nächsten größeren Stadt überhaupt bezahlen kann.“ Seine schwarzen Augen wurden noch dunkler und er wirkte bedrückt.

„Und wenn dann mehr Leute kommen“, er machte eine Pause und sah mich schon wieder mit seinem normalen Lächeln an, „brauche ich auch nicht zu betrügen.“

„Ah, verstehe.“

Sasuke sah an mir vorbei. „Hey, wie geht es euch Leute?“

„Nach der gestrigen Nacht? Müde.“

Ich drehte mich um. Vor mir standen drei Kerle, einer seltsamer als der andere. Und alle drei starrten mich an, nachdem sie Sasuke kurz begrüßt hatten. Eigentlich war ich das ja gewohnt, aber dieses Starren war irgendwie anders.

„Ich möchte euch meinen neuen Gehilfen Naruto vorstellen“, sagte Sasuke knapp.

Die drei Gestalten erschraken. „Was? Du behältst ihn?“

„Hey“, wehrte ich mich. „Ich bin doch kein entlaufener Hund.“

Aber alle vier ignorierten mich.

„Ja“, meinte Sasuke. „Mit Naruto hinter der Theke kommen doppelt so viele Leute.“

Das Gespräch gefiel mir nicht.

„Um ihn anzusehen, nicht um zu schießen.“

„Natürlich, um ihn genauer anzusehen, aber dazu müssen sie zum Stand kommen. Sie können nicht dort stehen und nur glotzen.“

„Hm“, überlegte der Kerl der wie ein Mädchen aussah. „Das stimmt. Man kann es ja versuchen.“

„Naruto, das ist Deidara. Er hat eine kleine Show.“

„Show? Ach ja, ich erinnere mich. Diese Sprengkörper in die Luft jagen, oder?“

„Sprengkörper in die Luft jagen“, wiederholte er und schnappte nach Luft. „Ich bin Künstler.“

Ich verkniff mir einen Kommentar. Gestern hatte ich ohne zu bezahlen einen kurzen Blick in das Zelt geworfen. Der Mann bastelte Vögel aus Sprengstoff und ließ sie dann explodieren. Und dieser Sprengstoff war bestimmt nicht billig, deswegen waren die Eintrittspreise wohl so hoch. Ob er bei einem „angesagten“ Ort auch mit den Preisen runterging?

„Und das sind Kiba und Shino. Sie haben die Geisterbahn von der ich dir erzählt habe.“

Geisterbahnen waren was für kleine Kinder. Von daher konnte ich mir kein Urteil bilden. Ich hatte nicht mal auf den Preis geachtet. Aber Kiba war mir aufgefallen, weil er komische Zähne hatte. Wie ein Vampir. Er hatte im Kassenhäuschen gesessen. Wahrscheinlich hatte er sich die vom Zahnarzt machen lassen, und erschreckte damit in der Geisterbahn die Leute. Oder ließen sich die raus nehmen? Sogar jetzt war er geschminkt. Shinos Gesicht konnte man nicht erkennen. Er war völlig vermummt. Möglicherweise hatte er dem Blonden bei einer Sprengshow geholfen und sich das Gesicht verbrannt, so dass es voller Narben war. Merkwürdig fand ich allerdings, dass er sogar einen Mantel mit Kapuze trug.

„Ähm, wann macht die Geisterbahn denn auf?“

Vielleicht hatte er sich auch nur schon bereit gemacht, für seinen Auftritt?

„Um drei Uhr. Wie alle. Der Schießstand macht um zwei auf, und die Stände für Essen und Trinken auch. Warum das so ist? Einige Leute laufen schon mal über die Kirmes und schauen, was es so gibt, dabei trinken sie auch gerne etwas. Diese Stände brauchen keinen Strom. Geisterbahnen, Achterbahnen aber brauchen Strom, der wird für alle um drei eingeschaltet, warum das so ist? Um Strom zu sparen natürlich.“

Seltsamer Typ, dachte ich. Ich wusste ja nicht, wie der aussah, aber seine Art zu reden wirkte eher einschläfernd, als erschreckend.

Nichtsdestotrotz, so langsam begriff ich, was Sasuke vorhin im Wohnwagen gemeint hatte mit, du siehst anders aus, warum machst du nichts daraus? Und jetzt fand ich die Idee gar nicht mal so übel. Im Gegenteil. Es war mir nur recht, wenn er durch mich mehr Einnahmen hatte, und ich ihm nicht auf der Tasche lag. Ich hatte nämlich absolut keinen Plan, wohin ich gehen sollte, oder was ich tun sollte. Aber so wie die Dinge sich jetzt entwickelten, würde ich fürs Erste wahrscheinlich bei ihm im Wagen bleiben können, und vielleicht bekam ich sogar ein Gehalt.

„Nachher holen wir noch Narutos Sachen“, meinte Sasuke.

Plötzlich wurden die drei unruhig.

„Etwa mit dem Auto?“

„Womit sonst?!“

„Dann lass den Kleinen hier.“ Der Künstler legte beschützend seinen Arm um meine Schulter.

„Deidara hat recht. Das ist gefährlich.“

Ich sah Sasuke an. War der so ein schlechter Fahrer?

„Ähm, vielleicht bekommt er die Sachen nicht, wenn ich nicht dabei bin?“

„Unsinn, sie haben dich rausgeworfen, vielleicht liegen deine Sachen auch schon auf der Straße.“

Aha, anscheinend war ich hier schon bekannt. Ich warf Sasuke einen ärgerlichen Blick zu. Der zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. Bestimmt war es ihm peinlich, ein dermaßen schlechter Fahrer zu sein, dass sogar seine Freunde einen Fremden wie mich vor einer gemeinsamen Fahrt mit ihm beschützen wollten.

„Fährt Sasuke denn so schlecht?“ fragte ich unschuldig, um es ihm mit gleicher Münze heim zu zahlen.

„Nein. Aber - ...“, der mit Deidara angesprochene verstummte plötzlich.

„Sein Auto ist sehr – ähm – eigensinnig.“

Ach so war das. Vermutlich eine Schrottkiste, die ständig den Geist aufgab.

„Christine mag nicht jeden. Und vor allem mag sie nicht die Personen, die Sasuke mag. Sie ist – ziemlich eifersüchtig, verstehst du?“ erklärte der Vermummte.

Nein, ich verstand überhaupt nichts. Wer war Christine, etwa seine Freundin? Lebte die auch mit im Wohnwagen? Sicherheitshalber nickte ich.
 


 


 

Autor Akio21



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