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Sonnengeliebte [16+]

Leseprobe
von

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An diesem Nachmittag wurde Magret Teil einer Welt, die nur die wenigsten kannten und dennoch immer wieder von ihr träumten. Das Anwesen der Fürstenfamilie Ophius war gigantisch und schien wie von selbst zu strahlen. Fast konnte sie es nicht glauben - Dieses majestätische Schloss sollte nun für die nächsten Jahre ihr Zuhause sein.

Wie Salomon ihr die Hand reichte, damit sie aus der hohen Kutsche steigen konnte, vergaß sie ihre Manieren, ihn dabei anzusehen. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von der neuen Umgebung abwenden: Sie erkannte einen großen Garten, indem unzählige Bäume und Blumen blühten. Sie blühten in den unterschiedlichsten Farben und verströmten dabei einen zarten und doch betörenden Duft in der Luft. Durch den Garten führte einerseits eine sandige Straße für die Kutschen, doch waren dort auch feine Kieselwege, die sich immer mehr in der Tiefe des Gartens verloren.

Noch dazu befand sich innerhalb des Gartens ein eingezäunter Bereich. Es schien so eine Art Trainingsanlage zu sein, denn dort standen Zielscheiben und Puppen aus Holz, die schon ziemlich ramponiert aussahen. Der dichte Rasen musste einem Sandboden weichen und war an einigen Stellen blutverschmiert.

Hinter dem Schloss befand sich ein Wald, der so tief war, dass er das Licht schon nach wenigen Bäumen verschluckte. Es schien ein Mischwald zu sein, denn zwischen den meterhohen Laubbäumen konnte sie vereinzelt Fichten erkennen. Nur wenige Meter neben dem Schloss befand sich eine helle, freundliche Scheune, deren Höhe die der meisten Familienhäuser übertraf. War es etwa so eine Art überdachter Bauernhof? Es war gut möglich, schließlich musste der Adel auch etwas essen und die Nähe bot nur Vorteile. Vor der Scheune lief ein junger Katzenanimo, der versuchte, die Hühner wieder einzutreiben.

Wie Salomon Magret dabei zusah, wie sie mit ihren hellgrünen Augen alles beobachtete, musste er lächeln: Sie wirkte in diesem Moment wie ein kleines Katzenmädchen, das zum ersten Mal auf dem Jahrmarkt war. Die Augen, die er so liebte, strahlten vor Neugier und trotz Magrets erwachsener Haltung konnte er deutlich spüren, dass sie genau jetzt am liebsten alles erkundigt hätte. So drückte er sanft ihre Hand, die er immer noch hielt, und schmunzelte: „Keine Sorge, wenn du willst, führe ich dich gleich morgen einmal um das ganze Anwesen.“ Dann zog er sie zu sich und schnurrte vergnügt: „Doch gehe erst mal mit den Kammerdamen mit, sie werden dir helfen, ein passendes Kleid für das Bankett auszusuchen.“

„…Bankett?“, Magret wendete sich von der funkelnden Welt ab und sah Salomon verwundert an: „Was denn für ein Bankett?“ In ihren Augen spiegelte sich die Sorge wieder, dass sie in einem falschen Moment auf dem Anwesen eingetroffen war: „Darf ich daran überhaupt teilnehmen…?“

Doch grinste Salomon nur zufrieden, ehe er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Hand gab und sie leicht in die Richtung zweier junger Damen schubste, die ähnlich angezogen waren: „Klar darfst du das! Schließlich wird es dir zu Ehren veranstaltet!“

„Wa-Was?!“, mehr als überrascht sah Magret den Fürstensohn an, ehe sie von den Kammerdamen an die Hände genommen wurde. Die eine der Damen lächelte sie liebevoll an: „Wie heißen Sie?“

„Magret- Magret Lily.“

„Keine Sorge, Fräulein Lily, es ist ganz normal, dass man für die erste Geliebte eines Fürstenangehörigen ein Bankett veranstaltet.“

„Ja…aber dauert es nicht unheimlich lange, so ein Bankett vorzubereiten?“, vorsichtig stieg Magret die vielen Stufen zum Anwesen hoch; sie glänzten in der Nachmittagssonne angenehm und schienen aus hellen Marmor zu bestehen.

„Sehr richtig – Wir sind schon seit Sonnenaufgang dabei, es vorzubereiten.“, sagte die andere, ohne eine Miene zu verziehen.

„Dann muss er sich wohl sehr sicher gewesen sein, dass ich heute den Antrag annehme…Männer!“, sagte die zukünftige Geliebte daraufhin und konnte nur den Kopf schütteln. Doch erwiderte die erste Dame daraufhin: „Oh~ Das verstehen sie falsch, Fräulein Lily! Fürstensohn Salomon hat dieses Bankett jedes Mal angeordnet, bevor er sich auf den Weg zu Ihnen machte.“

Die Zweite nickte zustimmend: „Wenn Sie den Antrag abgelehnt hatten, haben wir das Essen dennoch gegessen, und die vielen Überreste in den umliegenden Dörfern verteilt – Auf Fürstensohns Salomons Wunsch hin.“

„Oh…“, Magret spürte, wie sie rot wurde: Sie war einerseits peinlich berührt, dass sich die Bediensteten stets solche Mühe ihretwegen machen mussten, doch andererseits auch von Salomons Großzügigkeit überwältigt. Leicht schluckte sie und entschuldigte sich bei den beiden Kammerdamen, doch konnten diese nur lächeln und versicherten ihr, dass sie noch lernen würde, was das Leben einer Geliebten ausmachte.
 

Indes stand Salomon immer noch an derselben Stelle vor dem Anwesen und sah Magret nach. Zufrieden gab er ein Seufzen von sich: Nach langen Wochen war sie endlich sein. Die Frau, die er begehrte, war seine Geliebte und er würde sie nicht so schnell wieder gehen lassen. Für nichts auf der Welt.

Er hatte es ihr versprochen, er würde ihr helfen, Ben und ihre Gefühle seinetwegen zu vergessen. Doch bei ihrer Reaktion auf das Anwesen und die neue Umgebung war er sich sicher, dass dies nicht allzu lange dauern würde.

„Sie ist hier.“, sagte Elias, der zu Salomon gekommen war: „Da werden die Dörfer aber enttäuscht sein, wenn das Festessen ausbleibt.“ Er kratzte sich am Hinterkopf, konnte der Berater doch noch nicht ganz glauben, dass sein Freund am Ende doch Recht behalten hatte: „Du bist wohl ziemlich happy, was?“

„Das kannst du laut sagen!“; Salomon schnurrte und schlug Elias freundschaftlich auf dem Rücken: „Sei doch so gut und sag’ den anderen, wir werden das Bankett hier abhalten.“

„Was? Im Garten?! Aber so etwas wird für normal im Ballsaal abgehalten und das weißt du!“

Salomon nickte zustimmend: „ Ja, das weiß ich – Doch heute ist ein so schöner Tag und Magret kann sich so die Umgebung anschauen.“

Skeptisch zog Elias die Augenbraue hoch, doch schlug er eine seiner Hände keine Sekunde später ins Gesicht: „Ach Salo…“

Er wusste, es war Salomons vollkommener Ernst, den ganzen Ballsaal quasi nach draußen zu verlagern, sodass jeder Bewohner des Anwesen Platz nehmen konnte. Unabhängig davon, dass der Ballsaal der größte Raum des Anwesens war und es allein an die hundert Bedienstete gab – Was sich sein Freund in den Kopf gesetzt hatte, war ihn nur schwer wieder auszureden: „…Du bist unmöglich, das gibt bestimmt Ärger mit deinen Vater.“

„Soll er nur toben, ein Essen an der frischen Luft ist nie falsch.“ Salomon machte eine Handbewegung, als wolle er seinen besten Freund wie ein Huhn scheuchen: „Na los, je früher du allen Bescheid gibst, desto eher können wir anfangen – Ich mache mich solange fertig.“

„Ist gut!“, waren Elias letzten Worte, ehe er die vielen Stufen hoch eilte. Der Fürstensohn lächelte, doch schweifte er mit seinen Blick ab: Ihm war bewusst, dass sein Vater die Idee sicher nicht gut finden würde. Dennoch, seine erste Geliebte war auch ein wichtiger Teil seines Lebens, sodass der regierende Fürst des Katzenreiches nicht allzu böse auf seinen Sprössling sein durfte. Schließlich war es eine wichtige Erfahrung und Teil des Fürstentums. Er konnte nur davon profitieren.
 

Magret fand sich in einem violetten, elegant eingerichteten Zimmer wieder. Sie stand vor einen großen Spiegel mit vergoldeten Rand und leichten Verzierungen; die jüngere der beiden Kammerdamen war gerade dabei, sie zu schminken. Es war ein komisches Gefühl für sie, von oben bis unten bedient zu werden. Würde das nun ein fester Bestandteil ihres Lebens werden? Sie wusste es nicht und traute sich auch nicht, die beiden Kammerdamen danach zu fragen. Was, wenn heute eine Ausnahme war und sie sie damit beleidigen würde? Hinter ihr stand die ältere Kammerdame, die dabei war, ihr den Schmuck anzulegen und dem Kleid den letzten Schliff zu geben: „Okay, wir sind nun fertig, Fräulein Lily.“ Wie die junge Katzen-Animo nun die Augen öffnete, bekam sie zunächst einen kleinen Schrecken und wich instinktiv einen Schritt nach hinten. Sie erkannte sich nicht wieder. Ihre Lippen waren tiefrot und ihre Augen wirkten durch die langen, dichten Wimpern riesig. Leichtes Rouge umspielte ihre Wangen und die Nase. Ihre Haare waren leicht gelockt und fielen ihr mit einem leichten Schimmer vereinzelt ins Gesicht. Um ihren Hals hing eine zierliche Perlenkette, die in Smaragdfarben funkelte und so die Farbe ihrer Augen betonte.

Magret berührte vorsichtig den zarten Seidenstoff ihres Kleides: Es war wunderschön. Jedes kleine Mädchen stellte sich wohl so ihr erstes Ballkleid vor. Das Korsett war weinrot und betonte ihre feminine Figur, sodass ihre Schultern und ihr Dekolleté als erstes ins Auge fielen. Es lief spielerisch in einem ebenso roten Rock, der sich in mehrere Falten auftrennte. Unter diesem Rock befand sich noch ein weiterer, elfenbeinfarbener Unterrock, der unzählige Rüschen warf und nahezu durchsichtig war. Um Magrets Hüfte war ein elfenbeinweißes Samttuch gebunden und sie trug schneeweiße Strümpfe, ihre roten, hochhackigen Schuhe waren mit Rosen besetzt. Mit einen sanften Lächeln sagte die Ältere der Bediensteten: „Das Tuch um ihre Hüften dient als Symbol für ihre Unschuld. Es wird nachher gegen den Reif getauscht.“

„…Reif?“, fragte die baldige Geliebte, ohne ihren Blick vom Spiegel zu wenden.

„Ja, das ist das Symbol für eine Geliebte – Zwar haben wir eine feste Kleiderordnung, doch bei mehreren Geliebten ist es schwierig, sie zu unterscheiden.“

„Oh…Ich verstehe.“

„Sie dürfen sich geehrt fühlen, Fürstensohn Salomon hat in der letzten Zeit viele Anträge von vielen schönen Frauen bekommen – Doch er wollte stets nur sie.“

Magret nickte, war ihr das doch schon längst bewusst. Immer noch von den Anblick überwältigt, senkte sie die Lider, ehe sie leise aufseufzte: Sie war zugegebener weise etwas nervös, war es doch ihre erste, adlige Veranstaltung. Würde sie sich angemessen benehmen können? Wie viele Adlige würden kommen? Magret schluckte, denn ihr wurde klar, dass sie wohl auch mit den regierenden Fürsten Talis Ophius, Salomons Vater, essen würde. Sie konnte spüren, wie ihr Herz mit jeder Sekunde heftiger schlug…

„Seien sie unbesorgt, Fräulein Lily.“, die jüngere der Kammerdamen fasste vorsichtig nach Magrets Hand: „So ein Bankett ist nichts anderes als ein großes Essen.“

Die andere nickte zustimmend: „Sie brauchen überhaupt nicht nervös zu sein – Fürst Salomon wird ihnen sicher nicht von der Seite weichen.“ Dann öffnete sie die Tür: „Höchstwahrscheinlich erwartet er sie schon ungeduldig.“
 

Die Kammerdamen hatten Recht – Das Bankett war nicht weniger als ein großes Festessen. Ein wirklich sehr großes: Wie die vielen unterschiedlichen Leckereien vor ihr auf dem meterlangen Tisch standen, wusste Magret nicht, was sie zuerst essen sollte. Salomon half ihr dabei und piekste zunächst ein Stück Gänsebraten auf, ehe er sie anlächelte: „Sag „Ah“!“

Brav gehorchte die Köchin ihm, ehe sie zufrieden schnurrte: „Das ist wirklich gut! Mit Lavendel, richtig?“

Salomon lachte: “Ich weiß es nicht – Unser Chefkoch verrät die meisten seiner Rezepte nicht, er lebt für das Kochen!“

„Es schmeckt auf jeden Fall sehr gut…“, leise fügte Magret hinzu: „Ich wünschte, ich könnte ihm mal über die Schulter schauen…“

Salomon musste lächeln: „Da lässt sich sicher etwas einrichten.“ Dann piekte er mit seiner Gabel eine Olive auf und ließ sie in seinem Mund verschwinden.

Die junge Katzen-Animo nahm ihre Gabel in die Hand und piekste ebenfalls etwas Neues auf, ehe sie ihren Blick auf die leeren Plätze ihnen gegenüber richtete. „Ehm…“, Sie wusste nicht so ganz, wie sie den Fürstensohn ansprechen sollte, schließlich waren sie nun am Hofe: „Fürst Salomon, wo sind der Fürst und die Fürstin?“

„Du meinst meine Eltern? Vater ist auf dem Hügel der Union, um ein neues Gesetz zu verabschieden. Wie gewöhnlich weicht meine Mutter ihm nicht von der Seite.“ Salomon zuckte gelassen mit den Schultern: „Du wirst sie noch früh genug kennenlernen, kannst es eigentlich gar nicht vermeiden – Als meine einzige Geliebte wirst du mich bei den meisten Dingen begleiten, wie Parlamentsfesten oder den Banketten bei Herzögen.“

„Oh…“, Magret sah den Fürstensohn fasziniert an. Anscheinend hatte eine Geliebte mehr Verpflichtungen, als sie vermutet hatte. Sie diente nicht nur, um den Fürst zu körperlich befriedigen und ihm zu unterhalten. Sie war auch eine Begleiterin – Natürlich nur solange, wie der Fürst seine zukünftige Partnerin fürs Leben kennenlernte. Als die Köchin doch daran dachte, dass manche Fürsten einen ganzen Harem an Frauen als Geliebten hatten, wurde ihr mulmig zumute: Hieß das etwa, die Fürsten konnten sich dementsprechend die richtige Geliebte für den richtigen Moment aussuchen? Als wären sie ein Accessoire? Was war das doch für eine widerliche Vorstellung…

In diesem Augenblick hätte sie Salomon am liebsten mit unzähligen Fragen durchbohrt, doch der Fürstensohn sprach weiter: „Dieses Bankett ist bloß Tradition und ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich haben.“

Er lächelte sie an und strich mit seiner linken Hand über ihre Wange: „Schließlich habe ich solange darauf gewartet, dich bei mir zu haben. Ich werde nicht auch noch Tage damit verschwenden, dass Vater und Mutter zurück sind und dich erst dann offiziell zu meiner Geliebten machen.“ Er fügte hinzu: “Nachher läufst du mir noch weg!“, dann folgte ein Lachen. Schnell legte er die Gabel beiseite und reichte ihr die Hand: „Erweist du mir die Ehre, Magret?“
 

Die junge Katzenanimo sah ihm in seine bernsteinfarbenen Augen, ehe sie sanft nickte. Schließlich hatte sie ihm schon längst zugestimmt - Ihre Entscheidung stand fest. Das, was nun folgte, war nur eine Notwendigkeit. Ein traditionelles Schauspiel, nichts weiter. Dennoch schlug ihr Herz in diesem Augenblick einen Satz höher. Vorsichtig legte sie ihre Hand in seine und ließ sich hochziehen. Salomon nickte darauf seinen besten Freund Elias zu: Der Berater erhob sich ebenfalls, mit seinen Glas Wein und einen kleinen Löffel. Während Elias mit den Löffel gegen das Glas schlug, als wolle er einen Toast ausbringen, führte der Fürstensohn seine Geliebte in die Mitte des Rasens, sodass alle Anwesenden sie sehen konnten.

Er atmete tief ein und wartete, bis es vollkommen still war. Nur noch der Wind war sanft in den Kronen der umliegenden Bäume zu hören. Dann sagte er: „Magret Lily…Bei allen vierzehn Königreichen von Palooza und den unsterblichen Sternen am Horizont, du bist die, die ich begehre.“ Leise setzte ein Violinenspiel ein – Es schien im ersten Moment fröhlich, doch der Nachklang war leise und schwermütig. Salomon verengte kurz den Blick, hatte er das traditionelle Violinenspiel doch zuletzt vor mehr als zehn Jahren gehört. Es war ihm, als wäre den Fürsten stets bewusst gewesen, dass sie das Leben der Animo zum Teil zerstörten, die sie als Geliebten gewählt hatten. Die meisten wurden natürlich aus freien Stücken zu Geliebten, dennoch, es gab auch Fürsten, die nahmen sich einfach, was sie wollten. Noch dazu hatten die jungen Frauen und Männer mit Vorurteilen zu kämpfen. Schrecklichen Vorurteilen…Das wollte Salomon nicht. Er wollte Magret, keine Frage, doch gleichzeitig wollte er ihr ein wundervolles Leben bieten, dafür, dass sie mit ihm diese intime und zugleich unvollständige Beziehung einging…Dieses Violinenspiel war wie eine offene Lüge. Der fröhliche Part überspielte die Härte des Geliebten-Daseins.

Behutsam packte der Fürstensohn Magret an den weißen Seidentuch, dass um ihre Hüften hing, und zog sie zu sich: „Du wirst meine Geliebte sein und mir deine Unschuld darbieten, auf das wir eins werden.“ Er zog mit einer heftigen Handbewegung das Seidentuch ab und warf es zu Boden: „Hast du das verstanden…?! So reiche mir deinen linken Arm.“

Magret sah Salomon daraufhin eine Sekunde an – Diese fordernden Worte hatte er emotionslos gesagt. Wie auswendig gelernt. Anscheinend gehörten sie ebenfalls zur Zeremonie, sie passten auch nicht zu der freundlichen Art des Fürstensohnes. Kurz nickte sie und reichte dann ihm ihren linken Unterarm: „Ich werde deine Geliebte sein, Fürst Salomon.“

Der Fürstensohn zog daraufhin aus seiner Samtweste einen schmalen Reif: Er war vollkommen silbern und besaß eine etwas größere Plakette, auf dem ihr Name in geschnörkelter Schrift eingraviert war. Vorsichtig legte er Magret ihm an und sah ihr dabei tief in die Augen: „So sei es dann. Diese Verbindung mag niemand trennen, nicht einmal der Tod.“ In der nächsten Sekunde hob der Fürstensohn Magret hoch, sodass sie auf quietschen musste, und gab ihr einen langen Kuss auf die Lippen. Die junge Katzenfrau spürte, wie ihr die Schamröte ins Gesicht stieg, küsste er sie doch vor dem gesamten Hof. Dennoch, sie wusste, dies würde ein Teil ihres Lebens sein - Ein Teil jeden Tages der nächsten Jahre. Leise fragte sie sich, ob sie sich je daran gewöhnen würde, auch wenn Salomon kein schlechter Küsser war.
 

Wie Salomon sie wieder nach unten gesetzt hatte, lächelte er und gab ihr einen weiteren Kuss auf die Wange: „Ich werde heute Nacht-“

Weiter konnte Salomon nicht sprechen, denn es waren laute Schreie zu hören. Verwundert sah er auf: Es handelte sich dabei um die Wachen, die am Tor des Eingangs standen: „Haltet ihn!“

„Du hast hier keinen Zutritt!“, die beiden Wachen taten sich schwer, mit ihren Waffen den Eindringling zu verfolgen, der einige Meter vor ihnen lief, geradewegs auf das Garten-Bankett zu.

„…Ben?“, Salomon sprach seinen Namen als erstes aus und zog dabei eine Augenbraue nach oben: Anscheinend wollte der Fischer sich doch noch bei Magret entschuldigen. Warum sollte er sonst in das Anwesen des Katzenfürsten einbrechen und sein Leben riskieren? Dennoch, es war zu spät, seine Liebste zu holen – Schließlich war sie gerade eben die Geliebte von ihm geworden.

„…Ben!“, mehr als überrascht sah Magret ihm an, als der grauhaarige Katzen-Animo vor den beiden zu stehen kam, vollkommen außer Atem: „Ben, was machst du denn hier?! Musst du nicht morgen nach-.“

„Ja-!“, Ben ließ sie nicht aussprechen, anscheinend war er mehr als aufgeregt: „Ja, aber ich musste dir noch sagen, dass es mir Leid tut!“ Er sah Magret mit einen Gesicht an, dass tausend Bände sprach: Er war verletzt und enttäuscht, seine Augen flackerten vor Angst. Seine Katzenohren waren angelegt und auch seine Schnurrhaare zuckten nervös. Ob es an ihr lag, oder an seinen Verhalten, das wussten weder Magret noch Ben selbst so genau. Atemlos sprach er weiter: „Magret, vergib mir, dass ich so ein verdammter Idiot war! Bitte, komm mit mir-.“, es folgte eine kleine Pause: „Ich- Ich brauche dich.“

„Ben-.“, mehr konnte Magret nicht sagen, denn sie war gerührt. Der rationale Katzenanimo, in dem sie solange verliebt war, hatte den weiten Weg auf sich genommen, um sich bei ihr zu entschuldigen. Er hatte sich in Gefahr gebracht, nur um sie zu sehen, und war über seinen Schatten gesprungen. So stand er vor ihr und war vollkommen ehrlich, ohne jeden lästigen rationalen Gedanken. Seine Gefühle sprachen nun zu ihr. Das war alles, was sie sich je von ihm gewünscht hatte. Dennoch, es war zu spät.

Mit einen leichten Schmunzeln umfasste Salomon Magrets Hüfte und lächelte Ben an: „Tut mir Leid, aber du kommst zu spät – Sie ist nun offiziell meine Geliebte und ich gebe sie auch nicht so schnell wieder her.“ Im nächsten Moment kamen auch die Wachen an, doch gab Salomon mit einen kurzen Kopfschütteln den Befehl, den Eindringling nicht zu ergreifen, als wolle er sagen „noch nicht.“
 

Ben schluckte hart und sah fragend zu Magret, doch nickte diese nur zustimmend. Wieder schossen ihn einige Flüche im Kopf herum, denn die weite Reise war umsonst gewesen. Es war alles aus und vorbei, und das nur, weil er die Logik über seine Gefühle für Magret gestellt hatte. Wie aus einem Reflex ballte er eine Faust und senkte den Kopf: Am liebsten hätte er den Fürsten in diesem Moment eine harte Rechte verpasst und wäre mit Magret durchgebrannt, verschwunden, doch hatte dies keinen Sinn. Er würde mit Sicherheit seinem Kopf verlieren und vielleicht rächte sich der ach-so-freundliche Fürstensohn an seiner Geliebten. Nein, Magret durfte nichts geschehen. Der Fischer hatte sich schon einmal vollkommen wie ein Idiot genommen, nun durfte er sich nicht von seinen Gefühlen fehlleiten lassen. Sonst hätte er auf ganzer Linie versagt.

Immerhin konnte er Magret endlich sagen, was er für sie empfand. Er musste nicht mit dieser Last leben. Doch zu wissen, dass er die letzte Chance vertan hatte, mit Magret auch in den nächsten Jahren zusammen zu sein, brannte in seinem ganzen Körper wie Feuer. Würde sie nach ihrem Geliebten-Dasein noch dieselbe sein? Es war genauso ungewiss wie die Zukunft an sich. Vorsichtig hob er erneut den Kopf: „Wehe dir, du machst sie nicht glücklich.“

Salomons Gesicht zierte ein Grinsen und er umarmte Magret vorsichtig: „Keine Sorge, das werde ich – Schließlich habe ich gleich erkannt, was ich an sie habe.“

Ben fauchte auf: „Du Verdammter-.“, da packten ihm die Wachen und zerrten ihm Richtung Tor, In seiner Verzweiflung rief er ihr nach: „Magret, pass’ auf dich auf!“

Magret nickte und formte mit ihren Händen ein Rohr: „Du auch Ben! Viel Glück bei deiner Ausbildung!“ Dann seufzte sie und ließ zu, dass die Wachen ihren Schwarm vom Anwesen brachten. Sie wendete ihren Blick nicht ab und doch wusste sie, es war das einzig richtige. Schließlich konnte sie nicht mit ihm zusammen sein, auch wenn er sie mochte. Sie hatten beide ein neues Leben vor sich. Ein Leben, was keinen Platz für den anderen zuließ.

Da spürte sie, wie Salomons Hände von ihren Körper glitten. Vorsichtig beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte: „Lauf ihm nach, doch komme vor Sonnenuntergang zurück.“ Magret sah mehr als verwundert zum Fürstensohn auf, doch dieser lächelte nur: „Sei nicht so überrascht, ich weiß doch, du magst ihm. Du bist doch nicht mein Eigentum oder so etwas.“ Er zwinkerte ihr zu: „Doch glaube es mir, so eine Fernbeziehung ist zum Scheitern verdammt, die funktionieren nie.“

Im nächsten Moment fiel Magret ihren Partner um den Hals, den Tränen nahe: „Danke-! Danke Salomon! Das vergesse ich dir nie!“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann nahm sie ihre Beinen in die Hand und lief Richtung Tor: Sie musste sich beeilen, wenn sie Ben noch erwischen wollte.
 

Der Fürstensohn sah ihr dabei nur mit einen Lächeln nach. Zwar konnte er sein Versprechen an Magret, dass sie ihre Gefühle für Ben vergisst, nicht einhalten. Schließlich waren sie in diesem Augenblick wohl so stark wie nie. Doch er hatte sein Ziel erreicht: Sie war seine Geliebte und sie würde eine einzigartige Bindung mit ihm eingehen, die Ben für immer fremd sein würde. Alleine das war für Salomon Grund genug, vollkommen glücklich zu sein und er freute sich schon auf die Zeit mit Magret, die Ben nicht haben würde. Der Fürstensohn drehte sich zu seinem Hofstaat um, der sich die ganze Zeit über relativ ruhig verhalten hatte. Zu spannend war dieser Augenblick gewesen, prallten doch gewissermaßen Magrets neues und ihr altes Leben aufeinander.

Der Löwen-Animo klatschte in die Hände: „Na kommt, der Abend ist noch jung und meine Geliebte kommt gleich zurück, also feiern wir!“ Er gab’ den Musikern ein Handzeichen: „Spielt mir etwas Fröhliches! Magret soll sich hier wie zuhause fühlen!“

Salomon setzte sich neben Elias, der ihm wiederum nur trocken ansah: „Du bist zu nett für diese Welt, Salo.“

„Findest du?“

„Wenn dein Vater davon erfährt…“

„…wird er mich für das Garten-Bankett wohl wirklich anschnauzen, da hast du Recht.“ Der baldige Fürst griff nach seinem Weinglas: „Doch dafür, dass ich meine Geliebte wie eine Animo behandele, und nicht wie ein Lustobjekt ohne eigenen Willen, dagegen kann er nichts sagen.“

„Ich hoffe es.“, der Berater seufzte: „Dennoch, du bist wirklich viel zu nett, ich werde als dein Berater später viel zu tun haben, fürchte ich.“

Daraufhin konnte Salomon nur lachen.
 

Indes lief Magret den langen Weg, der vom Anwesen der Fürstenfamilie Ophius führte, entlang. Zumindest versuchte sie es, doch es war schwer, in dem Abendkleid zu laufen, ohne es dabei nicht zu zerreißen. Atemlos blieb sie für einen Moment stehen und rief Bens Namen; sie konnte ihn sehen, doch war er viel zu weit weg.

„Ben! Bitte warte doch!“

Hörte er sie etwa nicht? War sie etwa so außer Atem? Oder wollte er sie sogar nicht hören und ignorierte sie? Wieder nahm sie die Beine in die Hand und begann, zu laufen. Dabei rief sie erneut seinen Namen und tatsächlich blieb er stehen. Er drehte sich langsam zu ihr um und kam ihr sogar ein Stück entgegen: „Ben!“

Überglücklich, ihn noch erreicht zu haben, umarmte sie ihn und begann zu schnurren. Sie legte ihre schwarzen Katzenohren an und sagte: „Ein Glück, du bist stehen geblieben!“
 

Der Katzen-Animo erwiderte ihre Umarmung nicht, obwohl er hätte glücklich sein müssen, dass die Frau, die er mochte, ihn nachgelaufen war. Nein, das war eine Lüge – Er mochte Magret nicht nur, er liebte sie, auch wenn seine Liebe zu ihr noch sehr schwach war. Doch sie in den Armen des Fürstensohnes zu sehen, allein das hatte ihn zutiefst verletzt. Er gab seiner aufblühenden Liebe zu ihr keine Chance - Schließlich gehörte sie jetzt jemand anderes. Leise flüsterte er: „Beruhige dich erst einmal und sag’ mir dann, was du willst.“

Magret nickte und atmete einmal kurz ein, ehe sie ihm in die dunkelgrünen Augen sah: „Ben, ich liebe dich, nur dich.“

Ben lächelte daraufhin, doch war es kein erleichtertes Lächeln: „So, du liebst mich also- Warum hast du dann den Antrag angenommen?“

„Weil- weil ich dachte, dass du meine Gefühle nicht erwiderst!“, Magret krallte sich an Bens Hemd fest: „Du warst auch nicht gekommen, um dich nach deinen Ausbruch zu entschuldigen und da dachte ich, ich sei dir einfach nicht wichtig…“, leise fügte sie hinzu: „Nur eine Bekanntschaft…“

„Wenn du mir nicht wichtig gewesen wärst, hätte ich dann soviel Zeit mit dir verbracht?“, vorsichtig legte Ben seine Hand auf ihren Kopf und strich ihr durchs Haar: „Ich habe in den letzten Wochen mit dir mehr Zeit verbracht als mit jeden anderen Animo.“ Er seufzte, denn die junge Frau schien sich langsam aufzulösen, im letzten Licht des Tages deuteten sich ihre Tränen an. Anscheinend hatte er ihre Gefühle für ihn, die solange an ihr genagt hatten, wieder geweckt: „Ich gebe zu, ich hätte offener zu dir sein sollen, doch ich wollte dich nicht verletzten – Morgen werde ich für ein halbes Jahr auf See sein, ich wollte nicht, dass du vor Sehnsucht zergehst…“

Da sah Magret ihn mit einen traurigen Lächeln an, ehe sie ihn fester umarmte: „Ach Ben…Wir waren beides ziemliche Idioten.“

„Magret…“, er flüsterte ihren Namen leise und umarmte sie vorsichtig. Mit einem tiefen Zug nahm er ihren Geruch auf, er war wie Geborgenheit in Duftform, obwohl er sich mit den Geruch des Adels vermischte. Sie hatte Recht: Die beiden waren Idioten gewesen, doch glaubte er immer noch, dass er der Größere der beiden war. Sanft berührte er mit seinen Fingern ihren Hals, ehe er halblaut sagte: „…Ich mag dich mehr als jeden anderen Animo, den ich in meinen ganzen Leben getroffen habe…Ich brauche dich wirklich.“

„Ich brauche dich auch.“, Magret lächelte und sie fügte hinzu: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wenn es sein muss, würde ich auch ein ganzes Jahr auf dich warten.“

Der Fischer seufzte: „Das sagst du jetzt, aber ein halbes Jahr kann verdammt lang sein...Was, wenn ich dich unglücklich mache? Du sollst deine Zeit nicht mit Warten verschwenden, es gibt schließlich nicht nur mich auf der Welt.“

„Sag’ doch so etwas nicht!“, die junge Katzenfrau schlug ihn kurz auf die Brust: „Wir wissen doch gar nicht, wie wir in einen halben Jahr fühlen – Vielleicht entfacht die Distanz unsere Liebe sogar und unsere gemeinsame Zeit wird dafür umso schöner- Oh-.“, sie wurde rot, weil sie merkte, wie kitschig ihre Worte klangen. Doch konnte Ben daraufhin nur schmunzeln: „Du hast Recht- Wollen wir es versuchen?“

„Was versuchen?“, Magret wusste für einen Augenblick nicht, worauf ihr Schwarm hinaus wollte.

„Ich möchte mit dir eine Beziehung eingehen.“, vorsichtig strich er ihr unters Kinn: „Auch wenn wir uns die meiste Zeit nicht sehen können.“

Magrets hellgrüne Augen weiteten sich vor Glück, doch stotterte sie: „B-Ben-! Was…Was ist mit Salomon?! Wenn ich-“

Ben hatte einen seiner Finger auf ihre Lippen gelegt: „Das können wir nicht ändern, ich möchte dich auch nicht in Gefahr bringen.“ Mit leicht scharfen Unterton fügte er hinzu: „Versuche gar nicht, diesen Geliebtenvertrag irgendwie aufbrechen zu wollen-! Man weiß nie, wie diese Adligen so ticken!“ Dann lehnte er seine Stirn an ihre und schnurrte: „Ich…vertraue dir, ganz. Schließlich hast du mir deine tiefsten Gefühle geschenkt, was will ich mehr?“

Magrets Augen füllten sich mit Tränen: Obwohl sie eine Fernbeziehung mit ihm führen musste, hatte Ben endlich ihre Gefühle erwidert. In diesem Augenblick schien es ihr, als wäre eine unglaublich schwere Last von ihr gegangen, als wären die Ketten, die ihr Herz festhielten, endlich verschwunden. Ohne ein weiteres Wort drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen auf, sodass der Fischer seine Freundin noch inniger umarmte. Leise flüsterte er: „Ich werde jeden Tag an dich denken, versprochen.“

Magret liefen unzählige Tränen über die Wangen, sodass ihre Schminke verlief. Sie sah ihn tief in seine Augen und sagte leise: „Ich werde auch jeden Tag an dich denken.“

Die beiden wussten, es würde mehr als schwer werden. Nicht nur wegen der Distanz, dass Magret nun eine Geliebte war, erleichterte ihr Zusammensein keineswegs.

Dennoch, sie wollten es zumindest versuchen. Schließlich war es in der paloozianischen Geschichte Geliebten nie verboten worden, eine Beziehung außerhalb des Fürstenanwesens zu führen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ireilas
2012-10-15T18:47:57+00:00 15.10.2012 20:47
Koooooooooooooommmiiiiiiiii! :D
*mit Yne wink*

Also anfangs sah es ja irgendwie so aus, als würde sich Magret mit der Zeit schon noch einleben können, in das "adelige" Leben ^^
Auch wenn das Leben einer Geliebte sehr hart klingt o_o
Weißes Band wird heruntergerissen, Reif symbolisiert die Ergebenheit... da kann man froh sein, sich in Salomons Hände zu befinden xD°

Ich dachte schon, es wird so typisch wie bei Filmhochzeiten, wo die "wahre Liebe" noch im letzten Moment in die Zeremonie reinplatzt und "nicht schuldig!" ruft- achso, Moment... "Stoppt die Hochzeit!"

Da kam Ben aber sowas von zu spät |D°
Das hat was gutes, aber auch ein echtes Problem.
Zum einen ist Magret nun abgelenkt, während Ben das halbe Jahr von ihr getrennt ist. Auf der anderen Seite muss die Salomon bedienen, egal, ob sie will oder nicht. |D Bzw. vielleicht lässt Salo ihr sogar die Wahl, aber... zwei Männer haben ist sicher etwas unangenehm :/

Ich bin seeehr gespannt, wie es weiter geht! Sie ist einen Vertrag eingehalten und den kann man doch nicht einfach zu brechen, oder? Weder sie, noch Salomon.
Das wird noch sehr interessant. :D

*Keks aus der Schüssel hebt und echte Kekse reintut*

Yne starrt mich an... <<

Tschüü!


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