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Before Sunset - Vor Sonnenuntergang

von

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Prolog

Mit quietschenden Reifen brachte Alice den gelben Porsche auf den alten Pflastersteinen Volterras zum Stehen. Menschenmassen versperrten uns den Weg, selbst mit dem kleinen Sportwagen gab es kein Durchkommen. Die Zeit drängte, es war kurz vor zwölf, nur noch wenige Minuten und Edward würde etwas heraufbeschwören, was niemand stoppen konnte. Alice haspelte mir einige Worte zu, die ich mehr oder weniger nur am Rande mitbekam und schon befand ich mich inmitten fremder Menschen, in einer völlig fremden Stadt.

Instinktiv folgte ich der Menschenmenge, nur so würde ich ihn finden können. Ich rannte so schnell ich konnte, schob und quetschte mich an rot gewandeten Männern, Frauen und Kindern vorbei. Rannte, bis mir die Luft knapp wurde und meine Lunge brannte. Obwohl mir die Zeit drängend im Nacken saß, fühlte ich mich, als ob sich alles um mich herum in Zeitlupe bewegen würde, einzig die Zeiger der Uhr schienen nicht davon betroffen zu sein.

Mein Herz pochte und hämmerte wild in meiner Brust, es würde mich umbringen, könnte ich sein Vorhaben nicht verhindern. Die Gedanken an Edward beschleunigten meine Schritte und ich ignorierte den stechenden Schmerz, der von meiner überforderten Lunge ausging.
 

Wie in Trance hatte ich den Marktplatz erreicht, in dessen Mitte ein großer Brunnen thronte. Panisch blickte ich nach allen Seiten und dann sah ich ihn. Einige Meter von mir entfernt hatte sich auf der gegenüberliegenden Seite eine große, dunkle Tür geöffnet.

Mein Herz stolperte nervös bei seinem Anblick und ließ mich für den Bruchteil einer Sekunde erstarren. Erst als ich realisierte, dass er langsam sein Hemd aufknöpfte, um seine Brust zu entblößen, gelang es mir, mich aus meiner Starre zu lösen und meinen Beinen zu befehlen weiter zu laufen. Ohne Rücksicht auf die Menschen um mich herum rannte ich los, quer durch das kalte Wasser des Brunnens. Es war mir egal, dass sie mich für verrückt hielten, sie konnten ja nicht ahnen, was vor ihren Augen im Begriff war zu geschehen. Würde ich jetzt nicht schnell genug bei ihm sein, bekämen sie ein Bild zu Gesicht, dass sie Zeit ihres Lebens nicht mehr vergessen könnten. Sie würden das wohl schönste Geschöpf zu Gesicht bekommen, was auf dieser Erde wandelte und gleichzeitig würde es für ihn den sicheren Tod bedeuten.

Das Wasser spritzte mir bis ins Gesicht, als ich panisch den Brunnen durchquerte und seinen Namen rief, doch er hörte mich nicht. Zu sehr war er in seinen Schuldgefühlen gefangen und damit beschäftigt, seinen eigenen Tod vorzubereiten, war er doch davon überzeugt, meinen vermeintlichen Tod verursacht zu haben.
 

Eines Hypnotisierten gleich trat Edward auf den überfüllten, sonnengefluteten Marktplatz. Seine entblößte, makellose Brust glitzerte für den Bruchteil einer Sekunde verführerisch in der Sonne. Atemlos prallte ich gegen seinen marmornen Körper und es gelang mir gerade noch rechtzeitig, ihn in den dunklen Hauseingang zurückzudrängen.

Nachdem er realisiert hatte, dass ich keine Illusion war, die ihn auf seinem Weg in den sicheren Tod durch die Volturi begleitete, umarmte und küsste er mich so heftig und zügellos, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Mein Herz und meine Atmung schienen mir ihren Dienst endgültig versagen zu wollen, es fühlte sich beinahe so an, als ob Edward mir mit diesem Kuss meine Seele rauben wollte.

Seit Monaten hatte ich mich bereits danach gesehnt ihn so spüren zu dürfen, ihn einfach ansehen zu dürfen, ihn küssen zu dürfen. Doch dieser Kuss ließ mein ganzes Sehnen, Hoffen und Flehen der vergangenen Monate, wie eine Seifenblase zerplatzen. Anfangs noch in den schillerndsten Farben faszinierend leuchtend und leicht davon schwebend, bevor ihre Farben langsam verblassten und ihr Schweben erstarrte, bis sie am Ende ihrer Kraft leise zerplatzte und eine traurige Leere zurückließ.
 

Edward löste seine perfekten Lippen, die mir diesen bittersüßen Kuss geschenkt hatten, von mir. Sein Anblick erschreckte mich zutiefst, erst jetzt erkannte ich, wie anders er aussah. Tiefe, dunkle Ränder lagen um seine Augen, die mich schwarz, beängstigend und auf eine gewisse Art tot, ansahen. Sein schillernder Glanz schien verschwunden zu sein, wie eine leblose Hülle stand er vor mir. So stürmisch er mich in seine Arme gerissen hatte, so grob schob er mich nun von sich zurück.

„Du lebst noch“, stellte er nüchtern, mit tonloser Stimme fest.

Eiskalt traf mich der leere Blick aus seinen schwarzen Augen. Mein Herz erfror unter dem leblosen Ausdruck in seinem Gesicht.

„Ja, ich lebe noch“, gab ich mechanisch zurück. „Du brauchst keine Schuldgefühle meinetwegen zu haben.“

„Gut“, stellte er fest. „Dann geh jetzt!“

Wieder traf mich, die von ihm ausgehende Kälte, wie ein schmerzhafter Peitschenhieb, mitten ins Gesicht. Ich konnte nicht verstehen, was gerade mit uns geschah.

„Edward…wieso tust du das?“, flüsterte ich verzweifelt vor mich hin.

„Das habe ich dir bereits in Forks gesagt“, gab er mit einer Grabesstimme zurück.

„Aber warum…das hier?“, kam es ungläubig aus mir heraus.

„Wie du bereits sagtest, Bella, ich hätte mit diesen Schuldgefühlen nicht weiter existieren können, deswegen hatte ich vor die Volturi zu provozieren“. Edwards Blick war auf mich gerichtet, dennoch sah er mich nicht an. “Ich bin dir zu tiefstem Dank verpflichtet, weil du jede Schuld von mir genommen hast und jetzt geh.“

Mit großen Augen starrte ich ihn ungläubig an, ich konnte immer noch nicht begreifen, was gerade geschehen war. Es fühlte sich wie ein böser Traum an, aus dem ich nicht erwachen konnte.

„Und…das war alles?“, entfuhr es mir ungewollt.

„Gut, wenn du es nicht anders verstehen willst, werde ich jetzt deutlicher werden“, zischte Edward mir leise zu. Seine Hände umspannten dabei fest mein Gesicht und seine kalten Lippen berührten mein Ohr. „Du…bist…nicht…gut…für…mich.“

Der Schauer, der mich dabei durchlief, bereitete mir Angst, große Angst. Jedes einzelne Wort, das er ausgesprochen hatte, verletzte meine geschundene Seele und zerstörte sie langsam und qualvoll.

„Ich will dich nicht mehr an meiner Seite haben“, hörte ich ihn, wie durch ein Vakuum, sagen.
 

Knarrend öffnete sich die schwere Tür zu dem dunklen Hausflur, in dem wir standen. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass es Alice war, die lautlos durch die Tür schwebte.

„Edward“, strahlte sie ihren Bruder freudig an.

„Alice, schaff sie fort von hier“, fuhr er seine Schwester regungslos an. „Und jetzt geht, bevor sie kommen.“

Alles geschah nun blitzschnell, viel zu schnell für meine menschlichen Augen. Alice blickte ihn fassungslos, wie ein verwundetes Reh, aus ihren großen, goldenen Augen an. Edward drückte Alice kurz an sich und flüsterte ihr etwas zu, was ich nicht verstehen konnte. Zeitgleich vernahm ich leise Geräusche, die nach gleichmäßigen Schritten klangen. Edwards kühle Lippen trafen meine Stirn, so schnell und so zart, dass es unwirklich erschien und schon entschwand er, in die Richtung, aus der ich die nahenden Schritte vernommen hatte.

Das Letzte, was ich von Edward Cullen sah, war sein einst so wunderschönes Gesicht, das mich über seine Schulter hinweg, mit einem selbstzerstörerischen Blick in den Augen ansah und mir, für wenige Sekunden, ein gequältes, schiefes Lächeln schenkte. Dann war er verschwunden, fort, einfach weg und ließ Alice und mich allein, in dem dunklen Hausflur zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cleopatra98
2020-04-10T13:11:21+00:00 10.04.2020 15:11
Hey ich hatte dein Buch schon Mal vor Jahren gelesen und es ist mir wieder eingefallen vor kurzem. Es ist wirklich eines meiner Lieblings FFs. Ich habe lange danach gesucht und nur das auf dieser Seite gefunden. Ich würde es gerne wieder lesen. Könntest du vlt die komplette Geschichte hier veröffentlichen oder es mir schicken? Das wäre wirklich super
Danke im Voraus


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