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Bellas Desire

von

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Prolog

Victoria und ihre neugeborenen Armee waren vernichtet. Die Cullens und das Wolfsrudel hatten erstaunlich gut zusammen gearbeitet. Alle waren unverletzt geblieben, bis auf Jacob. Er war bei dem Kampf schwer verletzt worden. Nachdem ich davon erfahren hatte, zog es mir den Boden unter den Füßen weg und ich fiel in eine schützende Ohnmacht. Carlisle hatte sich um Jacobs Wunden gekümmert und es war klar, dass er wieder völlig gesund werden würde. Meine Hochzeit mit Edward und somit der Weg in die Unsterblichkeit rückten für mich in greifbare Nähe. Ich hatte mich für Edward entschieden und Jacob hatte versucht, mir den Abschied von ihm so leicht wie möglich zu machen. Wäre da nicht dieser eine Satz gewesen: „Ich bin genau der Richtige für dich, Bella. Es wäre so leicht mit uns beiden gewesen - wie atmen. Mit mir hätte dein Leben seinen natürlichen Weg genommen..."

Der unglaubliche Kuss von Jacob, unmittelbar vor dem Kampf gegen Victoria, hatte mich und meine Entschlossenheit bereits ins Wanken gebracht, doch dieser eine Satz, hatte meine ganze Welt auf den Kopf gestellt. Ich wusste nichts mehr. Wollte ich Edward wirklich so sehr, dass mir alles andere egal war? Noch vor ein paar Wochen hätte ich diese Frage mit einem ganz klaren „Ja" beantworten können – aber jetzt?

Ich war hoffnungslos verwirrt. Mein Kopf war überfüllt mit Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Die Nacht nach meinem vermeintlichen Abschied von Jacob zählte mit zu den schlimmsten Nächten meines Lebens. Nachdem Edward mich verlassen hatte dachte ich, ich würde zerbrechen müssen und jetzt fühlte es sich so an, als ob ich nie wieder glücklich sein könnte. Mir fehlte die Luft zum Atmen. Jegliche Freude in mir schien für immer verschwunden zu sein.

Abschied

Edward war bei mir und hielt mich ganz fest, behütet in seinen starken Armen. Es hätte alles gut sein müssen, so war es immer gewesen, wenn er bei mir war, aber diesmal war es anders. Ein Teil meines Herzens war überglücklich, doch der andere Teil, von dem ich gedacht hatte, es wäre der kleinere Teil, schrie und pochte so laut und heftig, dass es mich zu zerreißen drohte.

Edward sagte nichts, er war einfach nur da. Ich liebte ihn, das stand völlig außer Frage und ich war dankbar dafür, dass er in diesem Moment bei mir war und mich einfach nur festhielt.

Es war mir nicht möglich, in sein Gesicht zu sehen. Ich wusste, ich würde den Anblick nicht ertragen können. Er war zu gut, beide waren zu gut für mich.

Wie konnte ich ihnen das alles antun? Aber konnte ich überhaupt etwas dafür? Konnte man Gefühle steuern? Sich aussuchen, für wen man was und wie viel empfinden durfte?

Gefangen von unzähligen Gedanken, fiel ich irgendwann in einen dumpfen, unruhigen Schlaf.
 

Ich trug ein wundervolles, langes, weißes Kleid. Das Haus der Cullens war ein einziges Meer aus Blüten und Kerzen. Charlie führte mich mit versteinerter Miene eine Treppe hinunter. Wie in Trance folgte ich ihm.

Edward stand erwartungsvoll unten, am Absatz der Treppe, und strahlte mich an. Sein Anblick, in diesem Moment, stellte alles bisher Gesehene in den Schatten. Auch wenn es fast unmöglich war, aber so atemberaubend und überirdisch schön, hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen. Er lächelte und wartete geduldig darauf, dass Charlie mich zu ihm brachte. Nicht mehr lange und ich würde seine Frau sein.

Carlisle, Esme, Rosalie, Emmett, Alice und Jasper, blickten nicht weniger stolz und erwartungsvoll auf mich. Billy, Sam, Embry, Quil, Seth, Leah und der Rest des Rudels waren auch da. Der Ausdruck in ihren Gesichtern wirkte ebenso versteinert, wie der von Charlie.

Wo war Jacob? Verzweifelt drehte ich mich immer wieder in alle Richtungen. Jacob?

Er war nicht da, ich konnte ihn einfach nicht finden. Mein Herz verkrampfte sich.

Dann stand ich neben Edward. Er sah mich, mit seinen unglaublich warmen, goldenen Augen an und nahm meine Hand. Sie war eiskalt, unangenehm kalt. Ich zuckte leicht zurück, ein Frösteln durchlief mich.

Nur noch wenige Schritte trennten uns vom Traualtar. Ich fühlte mich zerrissen. Während die eine Hälfte meines Körpers so unendlich leicht und glücklich mit Edward weiter gehen wollte, schien sich meine andere Körperhälfte heftig dagegen zu wehren. Mir war, als ob ich einseitig mit Gewichten behangen worden wäre. Mein Körper war nicht im Einklang mit sich selbst.

Wie in Zeitlupe erreichten wir den Pfarrer. Er sprach, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Edward drückte zart meine Hand. Der Geistliche sprach mich direkt an und fragte, ob ich Edwards Frau werden wolle. Mir schoss das Blut in die Wangen und ich stammelte: „Ich...ich...ich...w..."

Die Eingangstür öffnete sich. Ein Windstoß ließ einige der Kerzen erlöschen. Hastig drehte ich mich um und da sah ich ihn. Endlich!

Jacob stand in der Tür. Während die eine Hälfte meines Körpers bei Edward stehen bleiben wollte, versuchte sich die andere Hälfte loszureißen.

Es war totenstill.

Sämtliche Augen waren auf mich gerichtet. Die Gesichtszüge der Gäste veränderten sich. Nun waren es die Cullens, deren Mienen versteinert wirkten.

Jacob lächelte mich an. Meine Sonne! Endlich war er da. Aber er stand nicht allein in der Tür. An seinen Händen hielten sich zwei kleine, schwarzhaarige Kinder fest. Sie hatten das gleiche, umwerfende Lächeln im Gesicht, wie er. Jacob rief: „Komm, Bella, lass uns nach Hause gehen."

Verzweifelt versuchte ich, mich von Edward zu lösen, als das Bild von Jacob und den beiden Kindern zu verblassen drohte. Ich schrie: „Jake...warte!"
 

Schwer atmend wachte ich auf. Edward sah mich entsetzt an. Was für ein Traum. Ich fühlte mich noch schlechter, als am Abend zuvor. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mir besorgt in die Augen.

„Bist du dir wirklich sicher, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast? Wir müssen nichts überstürzen, du hast alle Zeit der Welt."

Ich konnte die Angst in seinen Augen erkennen, als er zu mir sprach.

„Ich weiß es nicht, ich weiß gar nichts mehr. Bis du mich damals verlassen hast, war alles so klar für mich und nichts auf der Welt hätte mich davon abhalten können, mit dir und nur mit dir allein, zusammen zu sein. Es ist so viel passiert, während du fort warst. Meine Gefühle...alles ist… durcheinander...ich bin total verwirrt und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen."

Dicke Tränen tropften auf meine Wangen. Edward küsste mich leicht auf die Stirn, dann zog er mich fest an sich und flüsterte: „Bella, ich warte auf dich. Wie lange es auch dauern mag."

Da war es wieder, ich hatte ihn einfach nicht verdient. Wie konnte es ausgerechnet mir passieren, dass es zwei so wundervolle Männer in meinem Leben gab? Beide liebten mich, bedingungslos und ohne Zweifel. Ich liebte sie auch – beide – das war mittlerweile mehr als deutlich. Warum konnte ich nicht beide haben? Sie waren so verschieden und ergänzten sich gerade deshalb perfekt. Beide zusammen waren genau das, was mich glücklich machen würde. Müsste ich mich jetzt für einen entscheiden, würde der Andere mit meiner Zerrissenheit leben müssen. Und was war mit mir? Würde ich damit leben können?

„Es tut mir leid", sagte ich leise. „Wenn ich wüsste, wie ich es ändern könnte, würde ich es tun, aber ich weiß es nicht. Ich kann ohne dich nicht mehr leben...doch ohne ihn, kann ich es auch nicht mehr."

Es war schrecklich für mich, Edward so weh zu tun, dennoch musste ich ehrlich sein. Zu ihm und vor allem zu mir selbst.

„Ich weiß, ich habe es gespürt.“ Edward atmete tief durch und schluckte schwer, bevor er weiter sprach. „Vergiss die Hochzeit. Fühle dich zu nichts gezwungen und versuche herauszufinden, was du wirklich willst. Egal, was du tust und ganz egal, wie du dich entscheiden wirst, ich werde immer für dich da sein. Und du weißt, ich werde dich immer lieben. Dein ganzes Leben lang und darüber hinaus. Ich möchte nur, dass du glücklich bist. Das ist alles. Selbst, wenn das bedeutet, dass du mich dafür verlassen musst."

Edwards Stimme versagte. Er wirkte in diesem Moment so verletzlich, ja beinahe zerbrechlich. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich fühlte mich noch schlechter.

„Edward...", flüsterte ich und sank in seine Arme.

Für wenige bittersüße Minuten waren wir eng miteinander verschlungen. Es schnürte mir die Kehle zu und ich spürte nur noch jeden zweiten Schlag meines Herzens. Laut, dumpf und bedrohlich pochte es, als ob in diesem höchst emotionalen Moment nur seine Hälfte weiter schlagen würde. Zu wissen, dass ich ihn loslassen musste, um vielleicht zu ihm zurückzufinden, brachte mich beinahe um.

„Ich werde jetzt gehen. Es ist besser, wenn du erstmal zur Ruhe kommst."

Er küsste mich sanft auf die Stirn und machte Anstalten, mein Zimmer zu verlassen. Ich hielt seine Hand fest, sah in seine traurigen Augen und zog ihn zurück zu mir, aufs Bett. Zaghaft suchte ich noch einmal seine Nähe und küsste ihn. Zögernd gab er nach. Als uns beiden jedoch schlagartig bewusst wurde, dass es vielleicht unser letzter Kuss sein könnte, klammerten wir uns aneinander, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Leidenschaftlich und intensiv, wie niemals zuvor.

Ich war darauf gefasst, dass er sich schnell wieder aus meiner stürmischen Umarmung lösen würde, aber er tat es nicht. Es kostete ihn all seine Kraft, mich so zu küssen, ohne dabei die Kontrolle über sich zu verlieren. Dennoch gab er sich voll und ganz dem Augenblick hin.

Es fiel unsagbar schwer einander loszulassen, weil wir beide wussten, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen würden. Ihn gehen zu lassen, brach mir das Herz. Edward sah mich lange an, bevor er seine Hand in meinen Nacken legte und mir einen letzten, innigen Kuss auf die Stirn drückte. Einen Wimpernschlag später war er verschwunden. Ich hätte laut schreien können.
 

Auch die endlos lange Zeit unter der Dusche machte meinen Kopf nicht viel klarer. Unablässig kreisten meine Gedanken um die Ereignisse der letzten Wochen und Monate. Ich war am Ende meiner Kräfte, leer und ausgebrannt. Mein Körper funktionierte nur noch mechanisch und ich fühlte mich, wie eine leblose Hülle.

Nach der Dusche stapfte ich runter in die Küche, um mir Frühstück zu machen, obwohl ich keinerlei Hunger verspürte. Charlie saß am Küchentisch und sah mich mitleidig an.

„Bells, was ist nur los mit dir? Wenn ich wüsste, wie ich dir helfen kann, glaub mir, ich würde es tun."

„Ich weiß, Dad. Ich weiß..."

Charlie wirkte merkwürdig nervös und faltete auffällig intensiv seine Zeitung. Dann setzte er an, etwas zu sagen, tat es aber nicht. Stattdessen nahm er einen großen Schluck Kaffee und stierte aus dem Fenster. Erst als ich mich zu ihm an den Tisch setzte, fand er seine Sprache wieder, vermied es aber, mich anzusehen.

„Eigentlich wollte ich dich nicht noch mehr beunruhigen, aber du erfährst es ja sowieso", druckste er herum. „Jacob ist weg. Gestern Abend ist er verschwunden. Ich mache mir große Sorgen um den Jungen. Billy meint, so wären Jungs in dem Alter nun mal, aber ich verstehe nicht, dass er so ruhig bleibt. Er wollte nicht mal, dass wir nach ihm suchen."

„Oh nein", flüsterte ich. „Das ist meine Schuld.“

Mein Herz verkrampfte sich unangenehm, doch zu mehr war ich nicht mehr im Stande. Zu sehr hatten die Ereignisse der letzten Tage an mir gezehrt. Charlie verstand und nickte mir zu.

„Wir werden ihn finden, das verspreche ich dir."

„Das hoffe ich, Dad. Ich habe das alles nicht gewollt."

„Ja, ich weiß. Und Jacob wird es auch wissen."

Charlie stand auf und machte sich zögernd auf den Weg zur Arbeit. An der Küchentür drehte er sich noch einmal zu mir und fragte: „Soll ich lieber zuhause bleiben?"

Ich mühte mir ein Lächeln ab.

„Nein, ich komm schon klar."

„Dann bis heute Abend, pass auf dich auf."

Die Tür fiel ins Schloss und ich war allein, allein mit meinen Gedanken.
 

Als ich wieder oben in meinem Zimmer war, nahm ich mein Handy und wählte die Nummer von Seth. Es klingelte nur zweimal, dann hörte ich seine freundliche Stimme.

„Hey, Bella.“

„Was ist mit Jacob?", stammelte ich.

„Er will nicht, dass du dir seinetwegen Sorgen machst. Es geht ihm gut."

„Das glaube ich nicht."

Es wurde still. Nach einer Weile ergriff ich wieder das Wort.

„Seth?"

„Ja?"

„Ich werde nicht heiraten."

Mir wurde speiübel, als ich es aussprach.

„Wow…Wieso nicht? Ich…ich dachte..."

„Ja, das dachte ich auch. Sag Jake, er soll wieder nach Hause kommen, Billy braucht ihn. Und sag ihm, dass ich für eine Weile fort sein werde", unterbrach ich Seth.

„Wo willst du hin?"

„Keine Ahnung. Ich muss einfach raus. Versuchen, mir über einige Dinge klarzuwerden."

„Ich sag´s ihm, versprochen... Und, Bella?“

„Ja?“

„Ich hoffe, du findest, was du suchst."

„Das hoffe ich auch."

„Wir sehen uns, irgendwann.“

„Ja, irgendwann…“, murmelte ich, nachdem Seth schon aufgelegt hatte.

Hastig trocknete ich meine Tränen, atmete mehrmals tief durch und rief Renée an. Zum Glück erwischte ich nur die Mailbox meiner Mutter.

„Hey, Mom, ich hoffe es geht dir gut. Ich werde für einige Zeit nicht in Forks sein. Charlie wird wissen, wo ich bin, also mach dir bitte keine Sorgen, es ist alles ok. Ich liebe dich, Mom", sprach ich auf ihre Mailbox und legte das Telefon weg.

Von den Cullens würde ich mich nicht verabschieden müssen. Sie wussten sicher was ich vorhatte, weil Alice es schon gesehen haben musste. Ihre außergewöhnliche Gabe machte es sehr viel leichter für mich, denn es wäre mir unmöglich gewesen zu gehen, wenn ich Edward im Hause seiner Familie noch einmal begegnet wäre. Das wusste ich genau. Aber ich musste gehen. Weg von Forks. Weg von den Menschen, die mir alles bedeuteten. Weg, in der Hoffnung, zur Ruhe zu kommen und Antworten auf meine Fragen zu finden. Weg, weil ich es nicht länger ertragen konnte, Jacob und Edward so zu verletzen. Mein Schmerz war allgegenwärtig. Da spielte es keine Rolle, ob ich hier still vor mich hin litt, oder anderswo.
 

Ich kramte meinen Koffer hervor und warf ihn aufs Bett. Dann wühlte ich mich langsam durch die Schränke und Schubladen. Ich durfte nichts vergessen. Schließlich war es nicht nur ein Wochenend-Trip, der vor mir lag. Es würde wohl einige Zeit dauern, bis ich endlich wusste, wie und vor allem mit wem ich meine Zukunft verbringen wollte.

Ständig stolperte ich beim Packen über Dinge, die mich an Jake und Edward erinnerten. Fotos oder kleine Geschenke, die mir das Herz noch schwerer machten. Mein Magen zog sich unangenehm zusammen und ich kämpfte mit den Tränen, als ich diese Schätze nach und nach in ein kleines, hölzernes Kästchen legte.

Als meine Taschen fertig gepackt waren, hockte ich gedankenverloren auf meinem Bett und wartete darauf, dass Charlie von der Arbeit zurückkehren würde. In meiner Hand das kleine Kästchen, mit den Erinnerungen an Edward und Jacob darin.

Nur das zartgliedrige Armband mit dem kleinen Wolf und dem diamantenen Herz daran, hatte ich vergessen. Es baumelte immer noch an meinem Handgelenk. Wenn ich den Kopf frei kriegen wollte, musste alles hier bleiben. Nichts sollte mich an sie erinnern und meine Entscheidung vielleicht beeinflussen. Es war schon schlimm genug, dass sie ständig in meinem Kopf herum spukten. Im Herzen trug ich sie sowieso. Ich seufzte und fingerte nervös an dem winzigen Verschluss herum, aber der kleine Wolf und das Herz wollten sich einfach nicht abnehmen lassen. Erst nach unzähligen Versuchen schaffte ich es endlich und legte das Schmuckstück behutsam zu den anderen Sachen ins Kästchen. Verträumt glitten meine Fingerspitzen über den hölzernen Wolf und das diamantene Herz, dann schloss ich den Deckel und packte die kleine Truhe unter mein Bett.
 

„Bella, ich bin wieder da", rief Charlie durchs Haus.

Von einem tiefen Atemzug begleitet, nahm ich das Gepäck und verließ mein Zimmer. Schleppend ging ich die Treppe hinunter. Charlie sah mich überrascht an.

„Können wir reden, Dad?"

Er nickte.

Ich stellte die Koffer ab und setzte mich zu ihm auf die Couch.

"Ich werde eine Zeit lag fort gehen. Es ist so viel passiert und ich muss mir über einige Dinge klar werden. In Forks kann ich das nicht. Ich brauche Abstand, um eine Entscheidung treffen zu können."

„Wo willst du hin?"

„Key West", sagte ich spontan. „Da wollte ich schon immer mal hin und… ich vermisse die Sonne."

Die Sonne – meine Sonne – Jacob, durchfuhr es mich.

Charlie nickte nachdenklich.

„Wie lange?"

„Ich…keine Ahnung. Aber ich bitte dich, es niemandem zu sagen. Mom kannst du es natürlich sagen."

„Niemandem?"

„Niemandem! Es hat nichts mit dir zu tun. Ich lebe gern hier und es war eine schöne Zeit, aber so kann es nicht weitergehen."

„Es ist wegen den Jungs. Du gehst ihretwegen fort.“

Er sagte es mehr zu sich selbst, als zu mir.

„Ja, es ist ihretwegen. Aber zum größten Teil liegt es an mir, weil ich nicht mehr weiß, was oder wen ich will und was richtig oder falsch ist. Ich weiß gar nichts mehr."

„Du liebst sie beide?", fragte Charlie.

Obwohl ich solche Gespräche in der Regel umging, zwang ich mich, offen mit ihm zu sein. Es war nicht wirklich leicht, aber es ging.

„Ja, so ist es und deshalb muss ich gehen. Zu bleiben würde bedeuten, dass ich sie noch mehr verletze. Ich würde mir selbst weh tun. Verstehst du das?"

„Auch wenn es mir schwer fällt, dich in so einem Zustand fortgehen zu lassen, kann ich deine Beweggründe nachvollziehen."

Charlie zog mich unbeholfen zu sich und drückte mich fest. Er küsste mich auf die Stirn, wie Edward es immer tat – mein Edward. Ich schluckte schwer. Dann ließ er mich langsam wieder los und sah mich an.

„Komm nach Hause, sobald du kannst und melde dich hin und wieder mal, damit ich weiß, dass es dir gut geht", bat er.

„Natürlich“, antwortete ich und stand auf. „Ich liebe dich, Dad."

„Ich liebe dich auch, Bells."

Der besorgte Klang seiner Stimme schnürte mir die Kehle noch ein wenig fester zu. Niedergeschlagen nahm ich meine Koffer und verließ das Haus.

Ein letztes Mal sah ich wehmütig zurück. So viele Dinge waren in den vergangenen Monaten in diesem Haus geschehen. Ich hatte so viel gelacht, so viel geweint. Hier war ich unsagbar glücklich und gleichermaßen unglücklich gewesen.

Mein geliebter Transporter wartete in der Einfahrt auf mich. Einen tiefen Atemzug später stieg ich ein, ließ den Motor an und fuhr los. Der Kloß in meinem Hals, drohte mich zu ersticken.



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