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Die Geflügelte Schlange - Schatten

* * make love, not war * * - Teil 2
von

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6. Unerwartetes (jugendfrei)

Als Barida sich beruhigt hatte und die erste heftige Wirkung des Ostlergetränkes langsam abklang, wurde ihr klar, daß sie verhindern mußte, daß die Nachricht von einem versuchten Menschenopfer an den Ungenannten ausgerechnet in einer der Ama geweihten Laube die Runde im Palast oder gar in der Stadt machte. Sie raffte sich auf, befahl ihren Zofen, sie zurecht zu machen und kehrte an den Ort der Bluttat zurück. Sie gab dem Kommandanten der Wache einige Befehle, aber der nickte nur dazu. Er war ein erfahrener Befehlshaber und hatte bereits alles Nötige veranlaßt. Trotzdem war es wohl gut, von der Regentin noch einmal die Bestätigung dafür zu erhalten. Tatsächlich war auch das Blut schon fortgeputzt, Amemna und der Junge waren natürlich fort und die Amapriesterin aus dem Lager der Söldner kniete vor der Amastatue in der Laube und sprach Gebete. Ihren Schleier hatte sie abgenommen und vor der Laube auf eine der Gartenbänke gelegt. Anscheinend hatte sie starke Nerven, da sie trotz des Attentatversuches ihres Sohnes die innere Ruhe aufbrachte, die Amalaube zu entsühnen.
 

Das konzentriertes Gesicht der Priesterin war hübsch, ihre Haare hatte sie auf ihrem Hinterkopf zu einem Knoten zusammengewickelt, aber einige lockige Haarsträhnen hatten sich daraus gelöst. So erweckte sie in Barida den Eindruck, sie habe der Göttin erst vor kurzem ein Opfer gebracht. Das gehörte ja sicherlich auch zur Entsühnung der Laube. Aber war Barida so lange in ihren Gemächern gewesen? Und mit wem mochte die Priesterin dieses Opfer vollzogen haben? Barida fand es erregend, jeden der Wächter hier im Garten zu mustern und zu versuchen festzustellen, wer von ihnen wohl gerade der vornehm gekleideten Priesterin beigewohnt hatte. Plötzlich hob die Priesterin den Kopf, sah hinüber zu Barida. "Majestät, jetzt muß noch ein Opfer vollzogen werden", sagte sie mit klarer, heller Stimme. Also hatte bisher doch noch keines stattgefunden.
 

Barida stellte sich in den Eingang der Laube. "Was habe ich damit zu tun?" fragte sie neugierig. Sicher wollte die Priesterin doch nicht, daß sich die Regentin von Tetraos in dieser Laube vor ihren Palastwachen entblößte.
 

Die Priesterin erhob sich mit einer eleganten Bewegung, ging dicht an der Regentin aus der Laube heraus, so daß Barida den Weihrauchgeruch, der im Kleid der Priesterin zu hängen schien, wahrnahm, und griff nach ihrem Schleier, jedoch ohne ihn wieder über ihren Scheitel zu legen. "Der Verursacher der Störung muß das Opfer vollziehen", dozierte sie mit leiser Stimme. "Aber mein Sohn ist noch ein Kind. Ich werde also an seine Stelle treten. Es wäre wünschenswert, das Opfer mit dem Stifter der Laube oder einer ihm verwandten Person darzubringen, Majestät."
 

Ihr König hatte die Laube anläßlich seiner Hochzeit mit Barida errichten lassen. "Also wollt ihr den König, Priesterin", schloß Barida aus dem, was die andere Frau gesagt hatte.
 

"Er ist euer Sohn, nicht wahr, Majestät?" fragte die Priesterin.
 

Barida nickte. Ihr Sohn war in dem Alter, in dem er der Göttin bereits Opfer bringen konnte, aber sein kindliches Gemüt und seine Unerfahrenheit sprachen dagegen. "Auch für ihn wird ein Vertreter das Opfer vollziehen müssen", erklärte Barida bestimmt. "Wäre eine der Wachen akzeptabel?"
 

Erwartungsgemäß schüttelte die Priesterin den Kopf. "Ein Verwandter wäre akzeptabel, ein Bediensteter sicher nicht, Majestät."
 

"Vielleicht seine zukünftige Frau, auch wenn die Verlobung noch nicht stattfand." Amemna würde dieses Opfer sicherlich souverän vollziehen.
 

"Majestät, wenn ohnehin nur eine Frau zur Verfügung steht, warum dann nicht seine Mutter anstatt der Frau, die noch nicht wahrhaft seine Frau ist?" fragte die Amapriesterin mit kritischem Blick.
 

Daß sie selbst das Opfer mit der Priesterin vollziehen sollte, verschlug Barida zunächst die Sprache. Zu erklären, daß die zukünftige Frau des Prinzen zum Teil ein Mann war, würde in diesem Moment allerdings zu weit führen, entschied sie dann. "Es wäre völlig im Einklang mit dem Willen der Göttin, wenn zwei Frauen das Opfer an ihr vollziehen, Majestät", erklärte die Priesterin in Baridas Schweigen.
 

"Hier in der Laube", vergewisserte Barida sich erschüttert. In Tetraos galt der Dienst in einem Heiligtum der Göttin als gesegnete, ehrenvolle Handlung, war also keinesweg so anstößig, wie in Baridas zeitlich und örtlich so weit entfernt liegender Heimat. Trotzdem war Barida unwohl bei dem Gedanken, gewissermaßen öffentlich und ohne den ehelichen Segen das Amaheiligtum zum Feiern der Göttin aufzusuchen.
 

"Selbstverständlich in der Laube", antwortete die Priesterin und lächelte. "Aber es spricht nichts dagegen, einen Sichtschutz aufzustellen, Majestät. Wir wollen die Göttin gnädig stimmen und nicht euren Hof unterhalten."
 

"Und wann soll das Opfer vollzogen werden?" Eigentlich hatte Barida für die Nacht ganz andere Pläne und entsprechende Vorbereitungen schon am Morgen befohlen.
 

"Sobald euer Wächter, der meinen Sohn in das Heerlager zurückbringt, mit den Utensilien zurückgekehrt ist, die er für die Entsühnung aus dem Zelt der Ama mitbringen soll, Majestät."
 

"Was für Utensilien?" fragte Barida neugierig.
 

"Rote Tinte und eine Kanne eines Getränkes, mit dem die Dienerinnen der Göttin den Dienst an ihr beginnen, Majestät", antwortete die Priesterin bereitwillig. Ihr Lächeln wirkte so jugendlich, dabei konnte sie als Mutter eines vielleicht zehnjährigen Sohnes gar nicht so viel jünger als Barida selbst sein. "Der Trunk zum Willkommen der Göttin wird auch euch helfen, das Opfer an ihr zu vollziehen, Majestät", versprach sie und griff wie tröstend nach Baridas Hand, drückte sie kurz mit ihren etwas plumpen Fingern.
 

Barida entzog ihr nicht unfreundlich die Hand. "Befehlt meinen Dienern, alles in angemessener Weise vorzubereiten, Priesterin. Und laßt mich wissen, wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind." Ohne eine Verabschiedung verließ Barida den Garten mit der Amalaube und ging an einen anderen Ort, den sie mit ihrem König gerne besucht hatte, hinauf in die oberste Etage des Königsturms, der sich neben dem Stadttor von Tetraos erhob und ihr den ungehinderten Blick über die Stadt und die Ebene zu Tetraos Füßen erlaubte. Die Stadtwachen waren nur bis zur zweitobersten Etage des Turms zugelassen, das oberste Stockwerk, die offene Plattform, gehörte von alters her zum Palast. An der Seite ihres Königs hatte sie oft hier gestanden und sich von ihm seine Heimat zeigen lassen, die inzwischen auch zu der ihren geworden war.
 

Und auch die Amalaube im Palastgarten, der eigentlich der königlichen Familie vorbehalten war und heute belebt gewesen war, wie der Marktplatz kurz vor dem Morgengebet an Upar, hatte sie mit ihrem König häufig besucht und darin die Göttin mit ihm gefeiert. Ihr König war so kraftvoll gewesen, wie Amemna sie in der vergangenen Nacht genommen hatte. Doch die Erinnerung daran erregte Barida nicht in der gewohnten Weise, sondern machte sie eher wehmütig. Ein Unheil schien aufzuziehen, Barida konnte es fast fühlen, so wie den aufkommenden Wind, der schon den Geruch des Regens in sich trug. Viel zu früh in diesem Jahr. War es das viele Blut gewesen, das Amemnas Gewänder heute getränkt hatte, oder war es nur die Erinnerung an den blutigen Tod ihres Königs, die dieses Gefühl des Unheils aufkommen ließ? Sie sollte vor Vorfreude über den Abend erzittern, an dem sie Amemna zu einer wahrhaften Befriedigung seiner beiden Naturen verhelfen wollte, doch sie konnte nur daran denken, daß sie binnen kurzem mit einer Amapriesterin die geschändete Laube entsühnen sollte, in der der König seine letzte gemeinsame Nacht mit Barida verbracht hatte, bevor sie ihn in seinen blutigen Gewändern zu ihr zurückbrachten, mit aufgeschlitztem Hals, so daß die Wunde klaffte wie ein zweiter, riesiger, blutroter Mund und Barida Einblicke in die menschliche Anatomie bekam, die sie sich gerne erspart hätte.
 

Amemnas zwei Naturen zu befriedigen beinhalteten allerdings auch, seinen weiblichen Teil zu befriedigen. Gestern Nacht hatte es Barida keinerlei Überwindung gekostet. Warum sollte sie also vor einem Amaopfer mit der Priesterin zurückschrecken, von der sie in dieser Hinsicht vielleicht sogar noch einiges lernen konnte, was selbst ihr gut ausgebildeter rothaariger Eunuch nicht kannte - und was Barida ihrerseits wieder in der Nacht nutzbringend anwenden konnte, um mit höherer Wahrscheinlichkeit Amemnas Zustimmung zu den Hochzeitsplänen einfordern zu können. Sie ließ noch einmal den Blick über die ruhig in der Sonne liegende Ebene, das Heerlager der Tetraosi und das ihrer Söldner schweifen. Dann stieg sie die Treppe des Turmes hinunter zu dem Gang, der wieder in den Palast führte.
 

*
 

Als Barida fast ihre Gemächer erreicht hatte, hielt ein Diener sie auf und teilte ihr mit, daß die Priesterin alles bereitet hätte und Barida in der Amalaube erwarte. Barida ließ ausrichten, daß sie sich der Göttin angemessen geschmückt darzubringen gedächte und setzte den Weg in ihre Gemächer fort, wo ihre Dienerinnen ihr in aller Eile ein Bad bereiteten. Geschmückt wie eine königliche Braut, mit zwei Kränzen aus roten und weißen Blüten, einer auf ihrem offenen Haar und ein längerer um ihren Hals, der auf ihren mit einem perlenbestickten Brustband zu einem ansprechenden Dekolleté hochgebundenen Brüsten auflag, in einem seidenen Kleid aber ohne den Schleier, den sie getragen hätte, wenn sie zu einem Mann gegangen wäre, machte sie sich auf den Weg in den Garten. In ehrfürchtigem Abstand folgten ihr drei Dienerinnen mit Teppichen, Kissen und Decken. Die Palastwachen und Diener, denen sie begegnete, ignorierte Barida hoheitsvoll.
 

Die Priesterin nahm sie am Eingang zum Garten in Empfang. Auch sie trug ihre Haare jetzt offen, so daß sie in großen Locken über ihre Schultern und ihren Rücken flossen. Sie hatte Stoffbahnen um die Laube herum aufspannen lassen, außerdem hatte sie dafür gesorgt, daß sich kein Wächter und keiner der Bediensteten mehr in dem Garten aufhielt. Baridas Dienerinnen bat sie, ihre Last in die Laube zu tragen und danach wieder zu gehen. Erst als die Dienerinnen den Garten verlassen hatten, nahm die Priesterin sanft die Finger von Baridas rechter Hand in ihre und führte sie zu dem leuchtend bunten Stofflabyrinth, in dessen Mitte die aus schmalen Steinpfeilern und Pflanzenranken bestehende Laube stand wie der Stempel des Lotos zwischen den Blütenblättern, durch die Rosen, mit denen die Priesterin die Statue der Göttin geschmückt hatte, erfüllt vom Blütenduft. Die Dienerinnen hatten die Kissen und Decken auf den Teppichen, die den steinernen Boden der Laube fast völlig verdeckten, ausgebreitet. Das Blätterdach aus Efeu und Wein warf unregelmäßige Schatten auf dieses Lager, und die Statue der Ama trug außer dem auf ihren nackten steinernen Brüsten ruhenden Kranz aus Rosen nun ein kostbar besticktes Tuch als Rock um die Hüften. Vor ihren Füßen stand eine kleine Metallschale mit glimmender Holzkohle, auf die die Priesterin ein Stück Weihrauch legte. "Majestät, laßt mich noch ein Gebet an die Göttin auf euren Leib schreiben, bevor wir mit dem Dienst an ihr beginnen", sagte die Priesterin dann leise und lud Barida mit einer Handbewegung ein, sich niederzulassen.
 

Langsam ließ Barida sich auf die dicken Teppichen sinken. "Was für ein Gebet?" fragte sie ebenso leise, auch wenn niemand es wagen würde, sich unerlaubt im Palastgarten aufzuhalten.
 

"Ein Gebet an Ama. Habt ihr einen besonderen Wunsch, Majestät?"
 

Barida fiel das Gebet ein, das in das Amaamulett graviert war, das sie besaß aber selten am Leibe trug. "Ama, beschütze meine Familie", sagte sie also.
 

Die Priesterin nickte. "Das ist eine gute Wahl. Bitte entkleidet euren Bauch, Majestät." Die Priesterin kniete sich Barida gegenüber, griff nach einem kleinen Döschen und einem dünnen Pinsel, dessen Haare leuchtend rot eingefärbt waren. Das Döschen enthielt eine rote Paste, in die sie nun den Pinsel tupfte. "Ihr könnt die Tinte mit Salböl wieder von eurem Körper waschen, Majestät", versicherte die Priesterin.
 

Barida hob den Blütenkranz von ihrer Brust, öffnete zögernd ihr Kleid und legte so das prächtige Brustband, ihren Bauch und ihre Scham frei.
 

Für einen Moment musterte die Priesterin das Brustband mit unverhohlener Bewunderung, dann legte sie die rechte Hand auf Baridas Bauchnabel und zog den sich darunter wölbenden Bauch straff nach oben. Mit dem Pinsel in der Linken schrieb sie in sehr wohlgestalteten Zeichen das kurze Gebet, für das Barida sich entschieden hatte. Das jedenfalls nahm Barida an, denn sie sah nur den Anfang des Textes und den noch über Kopf. Der zarte Strich des Pinsels über die Haut kitzelte ein wenig. Schließlich legte die Priesterin den Pinsel beiseite und pustete leicht über Baridas Haut, anscheinend um die Tinte zu trocknen. Der sanfte Luftzug erweckte unerwarteterweise zarte Erregung in ihr.
 

"Wenn ihr wünscht, könnt ihr euch wieder bekleiden, Majestät", sagte die Priesterin mit einem sehr freundlichen Lächeln.
 

Barida schüttelte den Kopf und ließ statt dessen den Rest des Gewandes von ihren Schultern gleiten.
 

"Laßt uns noch mit dem Genuß dieses Getränkes die Göttin willkommen heißen, Majestät", hielt die Priesterin sie zurück, als Barida schon begann, ihr Brustband zu lösen. Sie reichte Barida einen Becher, den sie aus einer bereitstehenden Metallflasche füllte. Ein wunderbares Aroma von Kräutern und Blüten entstieg diesem Trank, als sei darin der Atem der Ama selbst eingefangen.
 

Barida nahm den mit Blumen und Tieren verzierten Silberbecher entgegen und nippte ein wenig an dem Getränk. Es war anscheinend mit Kräuterauszügen angereichertes Wasser. Und es schmeckte so wunderbar, wie es roch. Schnell hatte Barida den Becher geleert. Die Priesterin nahm den Becher wieder entgegen, füllte ihn neu und trank nun selbst, danach stellte sie Becher und Flasche aus dem Weg.
 

"Wie können wir der Göttin überhaupt wahrhaft dienen?" fragte Barida und merkte, das sie damit endlich die Frage stellte, die ihr unbewußt schon die ganze Zeit Nervosität bereitet hatte. "Ich dachte, allein die Verbindung zwischen Mann und Frau beschere der Göttin das Opfer, das sie verlangt."
 

Die Priesterin lächelte Barida offen und sehr herzlich an. "Die Ekstase ist das Opfer an die Göttin. Der Weg dorthin ist unerheblich, solange er in gegenseitigem Einverständnis gegangen wird, Majestät." Und dann löste sie die Wicklungen ihres eigenen Kleides. Sie trug kein Brustband, allein der Stoff ihres Kleides hatte ihre Brüste gehalten, die sich nun, des feinen Gewebes entledigt, jedoch nur ein paar Fingerbreit senkten. Wunderschön waren diese Brüste mußte Barida neidvoll anerkennen. Ihr Bauch war unter dem Bauchnabel ebenfalls beschriftet, aber mit fremdartigen Schriftzeichen, die Barida nicht lesen konnte.
 

Plötzlich spürte Barida die Hitze in sich aufsteigen. Dafür war wohl der Trunk, den die Amapriesterin ihr gereicht hatte, verantwortlich. Eine leichte Röte überflog nun auch Wangen und Halspartie der Priesterin. Mit einer fließenden Bewegung erhob sie sich, um ihr Kleid ganz abzustreifen. Barida wurde beim Heben ihres Kopfes etwas schwindelig, als habe sie gerade einen halben Becher des Ostlergetränkes zu sich genommen.
 

Die Amapriesterin lächelte in einer geradezu verlockenden Art und Weise. Wieso waren Barida zuvor ihre vollen Lippen nicht als wahrhaft begehrenswert aufgefallen? Mutig beugte sie sich zu der Jüngeren hinüber und küsste sie sanft auf den Mund. Die Priesterin schloß die Arme um Barida, küßte sie sehr sinnlich zurück. Mit dem Schauder der Erregung, der sie hierauf durchfuhr, hatte Barida nicht gerechnet. Sie stöhnte unwillkürlich auf. Es war gar nicht viel anders, als von einem Mann begehrlich geküßt zu werden. Und sie merkte, daß die Priesterin während der Umarmung Baridas Brustband gelöst hatte, das nun hinunter auf ihre Oberschenkel glitt. ...
 

...
 

Barida merkte erst nach einer Weile, daß sie so in Schweiß geraten war, als habe sie mit einem Mann der Göttin gehuldigt. "Die Göttin wird zufrieden sein", sagte die Priesterin leise, stützte sich auf ihren Arm und sah die noch erschöpft auf dem Rücken liegende Barida mit leuchtenden Augen an. Das war der Blick einer befriedigten Frau, wurde Barida klar. Nun war sie zuversichtlich, Amemnas weibliche Seite zufriedenstellend beglücken zu können. Dieser Gedanke gab Barida einiges der zuvor verausgabten Kraft zurück. "Ja, ich denke auch, daß die Göttin zufrieden ist", antwortete Barida, küßte die Priesterin liebevoll, erkundete mit sanften Zungenschlägen ihren Geschmack.
 

Aber die Priesterin erwiderte ihre Liebkosungen nicht mehr. "Verzeiht mir, Majestät, aber ich muß zu meinem Sohn, zurück in das Heerlager, jetzt wo eure Laube wieder entsühnt ist."
 

Barida hauchte zum Abschluß noch einen Kuß auf die Brust der Priesterin und nickte dann, auch wenn sich für einen Moment ein unbestimmtes Gefühl des Bedauerns ihrer bemächtigte. Einer Eingebung folgend griff Barida nach ihrem Brustband und reichte es der Priesterin. "Ich schenke es euch."
 

Die Priesterin zögerte, es anzunehmen. "Das ist ein sehr kostbares Geschenk, Majestät."
 

"Seid unbesorgt, ich kann mir ein solches Geschenk durchaus leisten. Nehmt es mit meinem Dank für dieses gemeinsame Opfer an die Göttin." Barida lächelte und neigte ihren Kopf in der Art, die ihr Sohn gerne verwandte, wenn er von ihr eine Zustimmung erbat.
 

Die Priesterin mußte leise lachen. "Ich bin selber Mutter eines Sohnes und immun gegen solche Tricks. Aber ich danke euch von Herzen und nehme es gerne an." Sie nickte dankend und nahm dann das perlenbestickte Brustband entgegen. Natürlich legte sie es nicht an, sondern verstaute es in dem verschließbaren Holzkorb, in dem die Tinte, der Weihrauch und das Getränk hierher gebracht und nun wieder fortgeschafft wurden. Und Barida und sie zogen sich wieder an.
 

Zuletzt legte Barida der Amastatue ihre beiden mehr oder weniger zerdrückten Blütenkränze um und verließ dann mit der Priesterin die Laube. Am Eingang des Gartens trennten sich ihre Wege. Wie die Priesterin um ihren Sohn besorgt war, der sich im Lager wohl in der Obhut einer Verwandten befand, wollte Barida noch vor dem Nachtessen sichergehen, daß die Vorbereitung für die Nacht mit ihrem Birh-Melack gediehen waren. Die beiden Frauen verneigten sich noch einmal voreinander, dann gingen sie auseinander.
 

*
 

Noch den ganzen Nachmittag wanderten Baridas Gedanken immer wieder zurück zu der seltsamen aber sehr befriedigenden Vereinigung mit der Amapriesterin, doch je näher das Nachtessen rückte, das der Osheyprinz mit Barida und ihrem Sohn einnehmen sollte, desto öfter dachte sie an ihren jugendlichen und für eine verwitwete Regentin der Tetraosi eigentlich viel zu männlichen Liebhaber. Doch der Birh-Melack nahm entgegen Baridas Gebot nicht am Nachtessen teil. Nachdem Barida sich in ihre Gemächer zurückgezogen hatte, befragte sie zunächst einen der Wächter, die den Flur vor den Räumen des Birh-Melack bewachten, dann ihren Spion, der dem Birh-Melack am Nachmittag ins Söldnerlager gefolgt war. Deren Berichten nach hatte Amemna sich, nachdem er seinem Leibwächter-Diener seine blutigen Kleidungsstücke zur Wäsche überlassen hatte, allein auf den Weg in das Söldnerlager gemacht, um dort nach dem Rechten zu sehen. Er war nicht lange dort geblieben, aber hatte sich nach seiner Rückkehr nicht mehr aus seinen Gemächern begeben. Einer seiner Leibwächter hatte ihm ein Nachtessen gebracht, aber ob er oder die Leibwächter es verzehrt hatten, konnte sie nicht erfahren.
 

Was war nur los mit ihrem hübschen Osheyprinzen. Ihr Spion hatte aus dem Söldnerlager nichts wirklich Auffälliges zu berichten gewußt. Der Birh-Melack war durch das Lager gegangen, hatte mit dem Zweiten seiner Birh-Mellim und mit dem Zweiten seiner Wannim gesprochen und war dann wieder zurückgekehrt, mit finsterem, verschlossenem Gesichtsausdruck, wurde Barida berichtet. Und dann hatte er sich in seinen Gemächern verkrochen. Er war so männlich und stark gewesen in der Nacht zuvor, doch er war auch verletztlich, hatte in ihren Armen sogar geweint. Nach dem Überfall war er doch noch so gelassen gewesen, anscheinend unverwundbar. Im Söldnerlager mußte also irgendetwas geschehen sein, was ihn tief erschüttert hatte. Und es mußte eine persönliche Nachricht gewesen sein, denn hätte sie das ganze Söldnerheer betroffen, so wäre Barida vom Rat längst unterrichtet worden.
 

Sie befahl den rothaarigen Eunuchen in ihre Gemächer, und auch den Birh-Melack, doch der ließ sie erneut warten. Es war ein sehr schlechtes Zeichen, daß sie Amemna ein zweites Mal rufen lassen mußte. Um sich wieder auf angenehmere Gedanken zu bringen, sah sie noch einmal nach ihrem Eunuchen. Er wirkte nervös, also sprach sie ein paar beruhigende Worte zu ihm. Es sollte eine lustvolle, befriedigende Nacht werden und Barida fühlte, wie die aufsteigende Erregung ihr Gesicht erhitzte. Aber wo blieb der Birh-Melack? Würde er wirklich wagen, ihren Zorn, einen möglichen Vertragsbruch ihrerseits heraufzubeschwören? War ihm nicht klar, daß sie nur die Wasserlieferungen einstellen mußte, um das ganze Söldnerheer zu vernichten? Doch da kehrte die Zwergin endlich zurück und der Birh-Melack folgte ihr. Er sah müde und erschöpft aus, seine Augen waren gerötet, als habe er lange geweint. Sogar seine Schultern ließ er ein wenig hängen. Es mußten in der Tat schlimme Nachrichten gewesen sein, die er im Sölderlager erhalten hatte. Um so mehr würde er dessen bedürfen, was Barida plante, um so dankbarer würde er ihr sein, und sie würde diese Dankbarkeit für ihre Pläne zu nutzen wissen. Barida ging dem jungen Osheyprinzen entgegen, winkte der Zwergin, die Becher mit dem Ostlergetränk zu holen.
 

"Ihrr wünscht meine Dienste heute Nacht, Majestät", stellte Amemna fest. Wieso nannte er sie nicht Barida? Auch ihm sollte klar sein, daß die Zwergin nur ein belebtes Ding war, keine Person, deren Anwesenheit zählte. Aber dann sah Barida, daß die Zwergin das Tablett mit den befohlenen drei Bechern in seinem Blickfeld abgestellt hatte. Er ahnte also, daß noch jemand anwesend war. Barida ging näher zu ihm. Er trug frische Kleidung, und sie vermisste den verführerischen Duft, den er die Nacht zuvor an sich gehabt hatte. Nur ein Hauch war davon zu riechen, und feuchtes Haar. Er mußte geradewegs aus dem Bad zu ihr gekommen sein. "Legt euren Mantel ab, Birh-Melack", antwortete sie also ebenso förmlich.
 

Natürlich gehorchte er umgehend, doch tat er nicht mehr, als sie geboten hatte.
 

Barida kam also noch näher und löste langsam seinen Gürtel, ließ ihre Hände bei jeder Wicklung über seine Hüften streichen. Da, sein Atem ging schneller, flatternd schlossen sich für einen Moment seine Augenlider. Die grüne Schärpe floß an seinen Beinen entlang zu Boden und Barida begann, die Knöpfe seines Untergewandes zu öffnen. Sie ließ sich Zeit, denn die Nacht hatte sich gerade erst über die Stadt gesenkt und nach dem zweifachen Unglück, daß ihren Birh-Melack an diesem Tag getroffen hatte, wollte sie ihm nun umso mehr Zärtlichkeit und Vergnügen schenken. Zuletzt hatte sie solche Gefühle für ihren König gehabt, vor siebzehn Jahren, als er das letzte Mal vom Schlachtfeld zurückkehrte für eine gemeinsame Nacht.
 

"Vergiß den Kummer dieses Tages, Amemna. Ergib dich den Wonnen, die auf dich warten", flüsterte sie ihm zu und streifte das Untergewand über seine makellosen Schultern. Kein Kratzer war an seinem Leib zu sehen, obwohl er doch nach den Worten eines ihrer vertrauenswürdigsten Wächter zahlreiche Stiche in den Hals erhalten hatte. ...
 

Ein zittriger Atemzug war alles, was von ihrem Osheyprinzen zu vernehmen war. Doch langsam stieg auch der Wohlgeruch der Götter Barida wieder in die Nase. Sie lehnte sich an ihn, streckte sich, um seine Brust unterhalb der Kehle zu küssen, strich dann zärtlich die Rundungen seiner weiblichen Brüste entlang. Die feinen Härchen seiner Haut stellten sich für einen Moment auf, doch dann griff er fast schmerzhaft fest ihre Oberarme, hielt Barida auf Abstand. "Seid ihrr sicherr, daß ihrr wollt, was ihrr angefangen habt, Majestät?"
 

Sie sah zu ihm auf. "Wie kommst du auf die Idee, ich sei mir dessen nicht sicher?"
 

Seine Hände glitten ab von ihr und Barida streifte ihr Gewand von den Armen, ließ es zu Boden fallen. Er konnte nun sehen, daß auch sie in höchstem Maße erregt war. Er sollte sie zunächst allein nehmen, dann würden sie gemeinsam mit Baridas Eunuchen noch weitere Höhepunkte erklimmen. Aber worauf wartete Amemna? Sie sah doch, daß er sich kaum noch beherrschen konnte. Also stellte sie sich noch einmal auf die Zehenspitzen, um die Arme um seinen Nacken zu schlingen. "Nimm mich", befahl sie ihm flüsternd.
 

Und Amemna gehorchte, zuerst zögernd, doch dann so stürmisch wie die Nacht zuvor, als sei plötzlich eine Last von seinen Schultern abgefallen. ... Mit noch zittrigen Beinen ging Barida zu dem Tisch, auf dem das Tablett mit den drei Bechern voll des Ostlergetränkes stand und reichte Amemna einen davon.
 

"Ich danke dirr, Barrida", flüsterte er nahe an ihrem Ohr, als er sich nach vorne beugte, um den Becher von ihr entgegenzunehmen. Barida lächelte, nahm die beiden anderen Becher und bedeutete ihrem göttergesandten Liebhaber mit einer Kopfbewegung, ihr hinter den Wandschirm zu folgen.
 

Der Eunuchsah Barida und dem Birh-Melack erwartungsvoll entgegen. Der Birh-Melack verharrte einen Moment mit überraschtem Gesichtsausdruck, als er den rothaarigen Ostler in Baridas Bett erblickte, öffnete den Mund, aber schloß ihn gleich wieder, ohne etwas zu sagen. Und der Eunuch setzte sich plötzlich auf, machte eine schnelle Handbewegung vor seiner Brust und flüsterte ein paar Worte in seiner Ostlersprache. Der Blick, den er dem Birh-Melack zuwarf, war von untertäniger Ehrfurcht erfüllt.
 

* * *
 



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