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Shinigami Haken Kyoukai desu - Shinigami Dispatch Society

von

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P5

Ronald schloss die Tür vom Schlafzimmer und lehnte sich dagegen.

Die dunkelroten Vorhänge waren noch zugezogen. Nur schwach fiel das Licht durch den dicken Stoff.

Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Ein tiefes Seufzen entfuhr ihm.

„Was für ein Mist…“, murmelte er und fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare.

„Wehe Sie haben auch nur eine Ihrer schmutzigen Finger an Lily gelegt!“, hört er eine laute Stimme keifen.

Innerlich stöhnte Ronald auf. Das hatte ihm zu seinem Glück auch noch gefehlt.

Nakatsu hatte er total vergessen und auch, dass er nur in Unterhose bekleidet aus dem Schlafzimmer gekommen war.

Auf einen erneuten Streit hatte er absolut keine Lust. Er wollte einfach nur noch schnell unter die Dusche und den Vorfall vergessen. Aber morgens direkt angeschrien zu werden machte seine Laune nicht besser. Im Gegenteil. Nun bekam Nakatsu seinen Unmut zu spüren.

„Regen Sie sich ab“, gab Ronald genervt zurück. Er öffnete die Augen, die er kurzzeitig geschlossen hatte. Seine Stimme war eiskalt. „Denken Sie ich bin scharf auf sie? Miss McNeil ist nur meine Schülerin, nichts weiter.“

Nakatsu biss die Zähne zusammen und gab einen missmutigen Laut von sich. Die Empörung und der Protest standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Sie ist noch ein halbes Kind und hat für mich keine körperlichen Reize. Also gibt es keinen Grund eifersüchtig zu sein. Obendrein bin ich auch nicht besonders erfreut, die Anstandsdame zu spielen bei euch beiden, aber ich bin nun einmal ihr Mentor und es ist meine Pflicht dafür zu sorgen, dass meinem Schüler nichts passiert, was die Ausbildung gefährdet.“

Es war ihm egal, dass er gerade schlimmer klang als William, aber sein Morgen hatte ziemlich bescheiden angefangen und er hatte keine Lust sich von einem Lehrling zusammenstauchen zu lassen, weil er nur in Unterwäsche geschlafen hatte. Wäre der Streit auch nicht gewesen, hätte er zumindest noch die Chance gehabt sich angemessen zu kleiden. So trug Nakatsu zu einem Teil der Schuld mit. Aber er schwieg, denn eine neue Diskussion wollte er nicht entfachen.

Genervt ging er zu seiner Tasche und holte frische Sachen daraus. Es war ihm im Moment mehr als egal, was der andere Shinigami dachte.

Missmutig ging Ronald ins Badezimmer und schlug die Tür zu.

Erneut seufzte er auf, stützte sich auf das Waschbecken und betrachtete sein Spiegelbild.

„Was habe ich nur getan?“, flüsterte er, bevor er sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzte.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Brille noch im Schlafzimmer lag.

Es war ihm nicht aufgefallen, weil seine Sehstärke nicht so schwach war wie bei einigen anderen.

„Egal…“, nuschelte er. Seine Brille konnte er auch noch nach dem Duschen holen. Ronald zog die Unterhose aus und stellte das Wasser an. Gerade als er unter den warmen Wasserstrahl der Dusche gehen wollte, fiel ihm ein, dass dies nicht sein Badezimmer war und sein Shampoo noch in seiner Tasche lag.

Bemüht ruhig zu bleiben über diesen schrecklichen Morgen, atmete er tief ein, stellte das Wasser ab und band sich ein Handtuch um die Hüfte. Genervt öffnete Ronald die Tür und ging wieder ins Wohnzimmer.

„Mr. Shinamoto, Sie bleiben aus dem Schlafzimmer draußen!“, sagte Ronald streng, als er sah, wie Nakatsu zum Schlafzimmer gehen wollte. „Lassen Sie Miss McNeil auch Freiraum. Sicherlich zieht sie sich gerade an und es wäre verdammt peinlich für Sie beide, wenn Sie dabei zusehen oder dergleichen. Also warten Sie gefälligst ab bis ihre Freundin raus kommt.“

Zielstrebig ging er auf seine Tasche zu und kramte darin nach seinen Badutensilien herum, während Nakatsu vor sich hin murmelte, in dem Glauben, er würde nicht zuhören oder es nicht verstehen.

„Lehrer muss man sein…denkt, der kann sich alles erlauben…Läuft hier oben ohne rum und nur im Handtuch. Kommandiert rum…“, hörte Ronald ihn brummen.

„Das habe ich gehört“, sagte er nur emotionslos, als Nakatsu offenbar seine Schimpftirade beendet hatte. Er ging zurück ins Badezimmer. Ronald schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.

„Streitet ihr zwei schon wieder?“, hörte er plötzlich die Stimme von Lily fragen und die Tür vom Schlafzimmer zugehen.

„Wir streiten nicht!“, rief Ronald genervt. Seine Stimme hallte in dem Badezimmer leise wieder. Er nahm das Handtuch von seiner Hüfte und kletterte in die Kabine.

„Dann ist gut“, hörte er Lily zur Antwort rufen.

Ehe er das Wasser wieder anstellte, konnte er leise hören, wie Nakatsu mit Lily sprach.

Es ging, wenn er richtig hinhörte, um die vergangene Nacht, wo seine Schülerin aus dem Zimmer gegangen war.

Gespannt lauschte Ronald und stand in der Duschkabine. Er wagte nicht das Wasser an zu stellen. Seine Neugierde war zu groß. Vielleicht erfuhr er so etwas über ihren Traum, der sie zum Weinen gebracht hatte.

Nakatsu fragte, ob es ihr gut ging und ob sie die restliche Nacht noch gut hatte schlafen können.

Lilys Antwort kam leise. Viel zu leise, als dass er hätte etwas verstehen können und gab es auf. Außerdem wollte er nicht den Eindruck erwecken, er lauschte, was er allerdings in gewisser Weise bereits tat.

Ronald stöhnte mittlerweile richtig wütend über sich und den Morgen auf, drehte den Wasserhahn auf und ließ das Wasser auf sich nieder prasseln.

Sein Kopf legte sich automatisch in den Nacken. Ein befreiter Seufzer entfuhr ihm.

Das warme Wasser tat gut auf seiner Haut während sich sein Körper entspannte. Natürlich war nichts besser als ein heißes Bad, um zu entspannen, aber bei diesem grauenhaften Morgen war eine Dusche genauso wohltuend.

Der Ärger schien mit dem Wasser im Abfluss zu verschwinden.

Mit den Fingern fuhr er sich durch die nassen Haare und lehnte seinen Kopf an die kühlen Fliesen.

Seine Gedanken rasten, genauso wie sein Herz.

Was sollte er nur tun? Er musste die Sache unbedingt mit McNeil klären. Sie durfte die Sache nicht falsch verstehen und es durfte sich auch nicht herumsprechen, dass er sie am Hals geküsst hatte. Die Folgen, wenn sich die Situation herumsprechen würde, wären enorm.

William würde ihn zur Schnecke machen. Er könnte seine Stelle als Mentor verlieren, sogar seine Stelle als Shinigami. Ganz zu schweigen von den Gerüchten, die er und seine Schülerin zu ertragen hätten.

Ronald liebte seine Arbeit. Er war glücklich über die neue Verantwortung und die neuen Aufgaben, die die Arbeit als Mentor mit sich brachte. Er wollte nicht mehr als Küken in der Abteilung gelten und wenn er diese Arbeit vermasselte, wären alle nur noch mehr davon überzeugt, dass er noch zu jung für einen Schüler wäre.

Die Anspannung, die eben von seinen Schultern gefallen war, kehrte bei dem Gedanken, die Arbeit zu verlieren, sofort zurück.

Fasziniert starrte er auf einen Fleck auf den Fliesen, während seine Gedanken rasten. Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken, während das warme Wasser seinen Körper entlang glitt.

Was sollte er nur tun? Den Vorfall melden, bevor William davon erfuhr? Es verschweigen? Mit seiner Schülerin reden? Es einfach abtun und nichts machen?

„Mr. Knox?“, rief plötzlich die Stimme seiner Schülerin auf der anderen Seite der Tür.

Ronald schreckte aus seinen Gedanken auf und rutschte kurz auf dem nassen Boden mit den Füßen aus. Zum Glück fand er noch rechtzeitig sein Gleichgewicht wieder.

„Was ist?“, rief er und strich sich die nassen Haare nach hinten, die bei dem Beinahe-Sturz in sein Gesicht geklatscht waren. „Ich bin unter der Dusche!“

„Brauchen Sie noch lange? Ich würde mir gerne noch die Zähne putzen und die Haare kämmen. Wenn wir dann noch frühstücken wollen, müssen wir langsam los!“

„Gehen Sie ins Gemeinschaftsbad. Dort sind Spiegel und Toiletten. Ich brauch noch einen Moment. Von mir aus kann Ihr Freund eben schnell reinkommen und Ihre Sachen holen.“

Kaum hatte er dies gesagt, ging die Tür einen Spalt auf und Ronald drehte sich zur Wand. Er hörte wie jemand etwas schnell zusammenkramte und dann wieder ging.

Als die Tür geöffnet wurde, entwich die warme Luft und kalte strömt herein.

Die Kühle nahm dem Duschen das Angenehme und er wollte nun nur noch fertig werden.

„Nakatsu und ich gehen danach schon mal zum Frühstück in die Mensa! Wir halten Ihnen einen Platz frei!“, rief seine Schülerin.

„Ist gut!“, rief er zurück und er fragte sich, wie lange er schon unter dem warmen Wasserstrahl stand.

Ronald ließ etwas kaltes Duschgel auf seine Handfläche gleiten und verrieb es in seinen Haaren. Sofort bildete sich ein wohlriechender, weißer Schaum. Dann rieb er mit einem neuen Klecks Duschgel seinen Körper ein.

Wie er es doch hasste, dass das Gel immer so kalt war.

Sein Körper suchte die Wärme des Wassers, während er den Schaum aus den Haaren und von seiner Haut wusch.

Nur ungern stellte er die Dusche ab.

Ronald griff schnell nach dem Handtuch, schlang es um seinen Körper und trocknete sich ab.

Er hasste es aus einer warmen Dusche zu kommen und dann zu frieren. Darin war er etwas penibel, wenn nicht sogar weibisch, wie manch einer seiner Kollegen sagen würde.

Nachdem er sich schnell abgetrocknet hatte, zog er sich seine Sachen an, die er vorher mitgenommen hatte und öffnete das Fenster einen Spalt.

Sein Hemd klebte etwas unangenehm auf seiner Haut, die durch den Wasserdampf wieder leicht feucht geworden war.

Mit der Handfläche rieb er über den beschlagenen Spiegel und prüfte, ob er sich rasieren müsste, doch es sah gut aus. Es war nur ein leichter Ansatz von Stoppeln zu sehen, aber sie waren noch viel zu kurz, als dass er sie hätte abrasieren können.

Er rieb noch mal mit dem Handtuch über seine feuchten Haare, ehe er anfing, sie zu richten und zu kämmen bis jede Strähne zu seiner Zufriedenheit da lag, wo sie hingehörte.

Anschließend griff er zur Zahnbürste und putzte seine Zähne.

Als Ronald Knox fertig war, warf er noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und ging aus dem Badezimmer hinaus.

Er nahm noch schnell seine Unterhose vom Vortag mit, ehe er sie vergessen und zu allem Unglück sie auch noch Lily entdecken würde. Er stopfte sie in seine Tasche und holte seine Brille und Armbanduhr aus dem Schlafzimmer.

Seine Krawatte band er sich schnell noch um, ehe er einen Blick auf die Uhr warf.

Das Frühstück würde er wohl nicht mehr schaffen.

Sein Magen knurrte und er brauchte seinen Morgenkaffee.

Ihm fiel ein, dass es in der Nähe seines Büros einen Kaffeeautomaten gab und in seiner Schublade im Büro befanden sich noch einige Frühstücksriegel mit Schokolade. Vielleicht könnte er sich so bis zum Mittagessen über Wasser halten.

Trotz seiner Gedanken unter der Dusche, hatte Ronald keine Entscheidung treffen können. Er wusste nicht, ob er William davon erzählen sollte. Es war einfach zum Verzweifeln.

Ein letzter Seufzer entfuhr ihm, als er die Tür hinter sich schloss und auf dem hell erleuchteten Flur des Wohngebäudes stand.

Er hörte einen Fluch und sah zum anderen Ende des Flures.

„Morgen, Eric!“, grüßte Ronald und der Angesprochene sah zu ihm auf. „Was machst du hier? Wieso frühstückst du nicht?“

Eric sah ziemlich genervt aus, grüßte Ronald aber zurück.

„Ich habe gerade versucht Kayden zu wecken, diese elende Schnarchnase!“, schimpfte er.

„Kayden?“, fragte Ronald verwirrt, „Dein Lehrling? Wieso? Die Arbeit beginnt doch erst in fünfzehn Minuten.“

„Kayden und ich waren verabredet zum Morgentraining und er ist einfach nicht gekommen!“, schimpfte er.

„Oh!“, brachte Ronald raus. „Dann verpass ihm nachher eine Lektion, die er nicht vergisst.“

Eric nickte. „Das musst du mir nicht sagen. Was machst du hier?“

„Ich hab etwas länger geduscht und werde jetzt zu Spears gehen.“

„Was ist passiert?“, fragte Eric und sah Ronald besorgt an.

Der Jüngere winkte ab. „Nichts Besonderes. Ich muss nur mit ihm über etwas reden.“

„Geht es um deine Schülerin?“

Ronalds Herz klopfte plötzlich schneller. Hatte sich die Geschichte etwa schon herumgesprochen? Seine Wangen fühlten sich heiß an.

„Nein!“, sagte er schnell. „Nein. Alles ok. Ich hab nur ein paar Fragen zur Gestaltung des Unterrichts.“

„Ah. Du wächst mit deinen Aufgaben“, sagte Eric und blickte Ronald stolz an. „Die Arbeit scheint dir gut zu tun. Wenn du aber mit Spears reden willst, er war bis eben in der Mensa und ist dann zu seinem Büro gegangen. Lily wartet übrigens auch auf dich bei deinem Büro.“

Ronald nickte dankend und verabschiedete sich von seinem Kollegen. Er wünschte ihm noch Glück beim Wecken seines Lehrlings und rannte die Treppen hinunter und in die Society.

Wenn Lily auf ihn wartete, schien sie die Sache vom Morgen gut verkraftet zu haben und ihn nicht für einen Perversling zu halten. Vielleicht konnte er ja einen Moment finden, wo er mit ihr reden konnte. Vielleicht war ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten gar nicht nötig.

In Ronald keimte die Hoffnung auf, dass er sich vielleicht doch nur unnötige und zu viele Gedanken gemacht hatte. Wahrscheinlich würde Spears seine Reaktion überbewerten und einfach abtun mit den Worten, dass er doch alt genug sei, um das zu klären.

Mit dem Fahrstuhl fuhr er nach oben und rannte zu seinem Büro.

Schon von weitem konnte er erkennen, dass Lily auf ihn wartete.

Als sie ihn erblickte, lief sie rot an und sah zu Boden.

Anscheinend hatte sie die Sache vom Morgen noch nicht ganz verdauen können.

„Warten Sie schon lange?“, fragte er bemüht ruhig und holte aus seiner Jackettasche einen Schlüsselbund heraus. Ronald suchte den richtigen Schlüssel und schloss sein Büro auf.

„Nein. Ich bin eben erst gekommen“, sagte sie und mied es ihn an zu sehen. Ihre Wangen waren immer noch gerötet.

Ronald betrat sein Büro und setzte sich hinter den Schreibtisch, auf dem sich mehrere Akten und Papiere stapelten.

Sein Büro war zwar nicht so groß wie das von William T. Spears, aber es reichte für ein paar große Aktenschränke und hüfthohe Sideboards. Letztere waren gefüllt mit Büchern und Ordnern über Regeln und Anträge, aber auch anderen Dingen, die ein Shinigami brauchte, wie Stifte, Papier, Tinte und Utensilien für Magie. In der Mitte des Raumes stand ein großer Schreibtisch mit Schreibmaschine und einem bequemen Stuhl. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich verschiedene Papiere, Mappen, Ordner und Akten, die bearbeitet werden wollten.

Es war deutlich zu erkennen, dass er Büroarbeit nicht mochte, denn einiges war bald fällig und er hatte noch nicht einmal mit der Arbeit angefangen.

Extra für seinen Lehrling war ein kleinerer Schreibtisch in den Raum gestellt worden, damit dieser dort arbeiten konnte.

Die Wände waren in einem schlichten weiß und der Boden wie der im Flur mit Marmorfliesen ausgelegt.

Lily und Ronald saßen sich gegenüber.

„Ehe Sie sich setzen, Miss McNeil“, begann Ronald und suchte in seiner hintersten Hosentasche nach etwas. „Tun Sie mir bitte den Gefallen und gehen Sie zum Kaffeeautomaten am Ende des Flures. Er ist nicht zu übersehen. Holen Sie mit bitte einen schwarzen Kaffee mit Zucker. Sie können sich auch gerne etwas holen. Geht auf mich.“

Ronald reichte Lily ein paar Münzen. Seine Finger berührten sie kurz und seine Schülerin zuckte bei dieser Berührung zusammen.

Als Ronald ihrem Blick begegnete, sah sie zur Seite und erneut fingen ihre Wangen zu glühen an. Aber auch sein Körper blieb von einer Reaktion nicht verschont.

Sein Herz fing an zu klopfen und sein Körper fühlte sich heiß an.

„Ja, ist gut“, sagte sie nur und verschwand schnell aus seinem Büro.

Deutlich hörte er ihre Schritte im Flur, die sich entfernten und Ronald ließ sich in seinen Stuhl fallen, schob eine Schublade auf und kramte eine Schachtel mit Frühstücksriegeln raus. Er suchte sich speziell die Riegel heraus, die er am liebsten mochte. Das waren jene, die viel Schokolade beinhalteten.

Man sah es ihm zwar nicht an, aber er hatte eine Schwäche für Süßigkeiten. Egal ob Kekse, Schokolade, Bonbons, Kuchen oder Torten. Er liebte einfach Süßspeisen und besonders Speisen mit Schokolade.

Oft schon wurde er von den Kolleginnen bewundert, dass er trotz des vielen Verzehrs dieser Sachen so schlank bleiben konnte.

Er nahm sich einen Schokoladenriegel und riss die Verpackung ab. Hungrig biss er davon ab und dachte über das eben geschehene nach.

Nach der Reaktion seiner Schülerin zu urteilen, hatte sie es nicht verarbeitet und nahm es noch immer ernst.

Ein Gespräch ließ sich nicht vermeiden.

Ronald seufzte und biss erneut in den Riegel.

Genießerisch schloss er die Augen und genoss den Geschmack, der sich in seinem Mund ausbreitete.

Als er im nächsten Moment die Augen öffnete, stand Lily wieder im Raum. In der rechten Hand hielt sie einen dampfenden Becher, den sie vor ihm hinstellte. In ihrer linken Hand hielt sie einen weiteren Becher, den sie auf ihren Platz stellte.

Sofort wehte der Geruch des Kaffees zu ihm herüber, als der Becher vor ihm stand.

„Ihr Wechselgeld“, sagte Lily und streckte die Hand aus. „Danke für die Einladung.“

Sie ließ die Münzen mit einigem Abstand in seine Hand fallen und wirkte sehr bedacht dabei ihn nicht zu berühren.

„Danke“, sagte er nur, warf einen flüchtigen Blick auf das Geld und steckte es ein. „Hier nehmen Sie. Bis zur Mittagspause kann es manchmal echt lang werden.“

Er hielt ihr einen seiner heißgeliebten Schokoriegel hin.

Dankend nahm Lily ihn entgegen, rührte ihn aber nicht an. Sie setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber.

Ihre ganze Haltung verriet, wie unwohl sie sich fühlte.

Ihr Rücken war gerade und sie saß mehr auf dem Rand des Stuhles, bereit jederzeit aufzuspringen. Ihre Augen mieden den Kontakt zu seinen und ihre Hände lagen nervös gefaltet im Schoß.

„Miss McNeil, wegen heute früh. Ich würde gerne kurz darüber mit Ihnen reden“, fing Ronald an und er merkte, dass er selbst Probleme hatte ihr in die Augen zu sehen. Er nahm einen kurzen Schluck von seinem Kaffee. Auch merkte er, dass sein Gesicht warm wurde und er nervös mit den Fingern spielte. „Sie sollen wissen, dass mir das wirklich leid tut und es keine Absicht war. Ich wollte Sie in keinster Weise bedrängen oder Ihnen zu nahe treten. Ich möchte Sie nämlich nicht als Schüler abgeben müssen. Die Arbeit mit Ihnen macht Spaß. Sie sind gut und wenn so etwas zwischen einem steht, kann es das Verhältnis stören.“

„Sie müssen sich nicht entschuldigen“, antwortete sie und winkte schnell ab, mied jedoch seinen direkten Blick, „Es ist in Ordnung. Ich komme damit klar und ich habe nicht vor jemanden davon zu erzählen. Niemand weiß, was heute früh oder in der Nacht passiert ist.“

„Wirklich?“, fragte er und schaute sie kritisch an. Sein Herz schlug schnell. Solche Gespräche hatte er noch nie führen müssen.

„Ja. Ich weiß, dass es keine Absicht war und nehme es auch nicht übel.“

Ronald nickte und nahm den letzten Bissen von seinem Frühstücksriegel. Dann war das auch geklärt. Ein Stein fiel ihm vom Herzen, dennoch spürte er deutlich die Anspannung zwischen ihnen.

Es fiel ihnen beiden einfach schwer sich anzusehen.

Ronald räusperte sich. „Gut. Nachdem das geklärt ist, machen wir mit dem Unterricht weiter. Für die heutige Arbeit benötigen Sie ein paar Anträge und Formulare. Sie bekommen sie in der Verwaltung. Ebenso werde ich Ihnen heute zeigen, wie Sie die Berichte über die Seelen schreiben. Obendrein wieder Aktenarbeit und Botengänge. Am Nachmittag fangen wir mit den Grundlagen der Magie an und gegen Abend machen wir den Schwimmunterricht.“

Lily nickte und nahm Stift und Papier zur Hand, um sich die Sachen kurz zu notieren, die sie benötigen würde.

Ronald wartete bis sie bereit war zum Schreiben und nannte ihr die Formulare.

„Nun denn, Miss McNeil, das sind soweit die Wichtigsten, die Sie brauchen werden. Wir beginnen am besten mit den Formularen, die vor, während und nach einem Auftrag ausgefüllt werden müssen. Holen Sie sich die Anträge und dann erlesen Sie sich in der nächsten Stunde den Zweck und die Verwendung. Die Bücher dafür stehen im Sideboard.“

„Verstanden“ Lily stand auf und verließ das Büro, um sich die Anträge zu holen.

Es dauerte keine fünfzehn Minuten als sie mit den benötigten Sachen wieder da war.

Lily suchte sich aus dem Sideboard die Bücher heraus und setzte sich an den Tisch gegenüber von Ronald. Sie nahm sich das erste Buch und blätterte darin herum bis sie zur gewünschten Seite kam. Seine Schülerin las intensiv und wurde von Ronald dabei beobachtet, während er noch seinen Kaffee austrank und den leeren Becher in den Papierkorb wandern ließ.

Nachdem sein Guten Morgen Kaffee seine Wirkung entfaltete und ihn wach machte, suchte er sich eine Akte heraus, die er dringend bearbeiten musste. Er hörte, wie Lily durch ein Buch blätterte und sah kurz auf.

Seine Akte und seine Konzentration war schnell vergessen, als er seinen Lehrling dabei beobachtete, wie sie tief in Gedanken die Seiten las.

Sein Blick richtete sich erst wieder auf die Akte vor ihm, als er glaubte Lily sehe auf, doch sie schob sich lediglich eine Haarsträhne hinters Ohr und trank einen Schluck aus ihrem Becher.

Ronald zog die Schublade mit seinem Vorrat an Süßigkeiten auf und nahm sich einen weiteren Frühstücksriegel. Diesmal ohne Schokolade, dafür aber mit Nüssen. Das Papier knisterte laut in dem stillen Raum und Lily schenkte dem nur einen kurzen, flüchtigen Blick.

Während er an den verschiedenen Kästchen Kreuze machte, aß er den Riegel auf.

Die Akte war schnell fertig und er hatte in dieser Zeit zwei weitere Riegel verputzt.

Ronald blickte wieder auf und sah, dass Lily sich Stichpunkte auf einen Notizzettel machte. Es war ein interessanter Anblick, wie konzentriert sie war und alles um sich herum zu vergessen schien.

„Miss McNeil, könnten Sie mir eine Akte aus dem Archiv holen? Diese hier können Sie gleich wieder mitnehme.“, sagte Ronald plötzlich in die Stille und schrieb ihr die Nummer der gewünschten Akte auf. „Bringen Sie mir auch noch mal einen Kaffee mit.“

Ihm war nie aufgefallen, wie laut einfache Geräusche sein konnten, wenn alles ruhig war. Lily sah auf und nickte.

Sie nahm die Akte auf, die an der Tischkannte lag und das Münzgeld, das Ronald ihr reicht und ging. Sorgfältig hatte er darauf geachtet eine Berührung zu vermeiden.

Während sie sein Büro verließ, sah er ihr nach und lauschte den sich entfernenden Schritten.

Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet, dass gerade mal eine Stunde vergangen war.

Sein Magen grummelte nach richtiger Nahrung. Die Frühstücksriegel sättigten ihn nicht wirklich und hielten auch nicht lange vor. Es würde jedoch noch mehrere Stunden bis zum Mittagessen dauern.

Missmutig öffnete er wieder die Schublade mit seinem Vorrat an Leckereien und wühlte darin herum. In einer Ecke hatte sich ein Sahnebonbon versteckt.

Er packte es aus und schob es sich in den Mund, während das Papier achtlos in seinem Mülleimer landete.

Die nächste Akte wollte bearbeitet werden und Ronald zog sie sich näher heran.

Als Lily zurückkehrte, war er gerade dabei den Bericht dazu fertig zu schreiben.

Seine Schülerin stellte einen weiteren Becher mit Kaffee vor ihm hin und reichte ihm die angeforderten Akten.

Kurz berührten sich ihre Fingerspitzen und Lily zog schnell ihre Hand zurück, während ihre Wangen erneut an Farbe gewannen.

Sie räusperte sich verlegen und ging zu ihrem Platz zurück, um die Bücher weiter zu studieren.

Ronald verfolgte sie mit den Augen, während das Bonbon in seinem Mund immer kleiner wurde.

Kurz sah Lily von den Büchern auf und sofort sah er auf seine Akte.

Die Spannung zwischen ihnen, die sich sofort entfaltete, wenn einer den anderen zufällig berührte, war grässlich. Die Stunden zogen sich nur dahin, denn keiner wagte etwas zu sagen.

Lily hatte zwar kurz versucht eine Unterhaltung mit einem Scherz zu beginnen, doch es verlief im Sand.

Es war ein kleiner Scherz über seinen Süßigkeitenkonsum gewesen, denn während der Stunden hatte sich der Papierabfall seiner Naschereien im Papierkorb deutlich gemehrt. Sie hatte ihn scherzhafterweise als Süßigkeitenmonster bezeichnet und ihn, wie viele andere Frauen bewundert, dass er so viel davon essen konnte, ohne dick zu werden.

Ronald hatte nur kurz über den Spitznamen gelacht und es folgte eine knappe Unterhaltung über die Abnehmversuche der Frauen. Dann schwiegen sie beide wieder und widmeten sich ihrer Arbeit.

Die Zeit bis zum Mittagessen schien sich für Ronald nur so dahin zu ziehen und sein Vorrat an Knabbereien schrumpfte immer weiter zusammen, bis nur noch ein kläglicher Rest von drei Schokoriegeln und zwei Bonbons übrig war. Er brauchte dringend Nachschub.

Ronald schickte Lily pünktlich zur Mittagspause aus seinem Büro und sortierte noch ein paar Akten, ehe er ihr folgen würde. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, dass er etwas vergessen hatte, aber ihm wollte einfach nicht einfallen, was es war.

Sorgfältig schloss er sein Büro ab und ging gemächlichen Schrittes durch die Flure der Society.

Als er den Flur, der zur Mensa erreichte, kam ihm bereits der leckere Geruch von gegrilltem Fleisch, Gemüse, Gewürze und anderen Köstlichkeiten entgegen. In der Kantine selbst roch es noch intensiver und sein Magen knurrte laut.

Ein kurzer Blick über die anwesenden Shinigami sagte ihm, dass es wieder unmöglich war einen guten Platz zu bekommen. Er konnte seine Schülerin entdecken, zusammen mit Nakatsu, Eric und Alan.

Als die kleine Gruppe ihn erblickte, winkten sie ihm zu und deuteten, dass sie ihm einen Platz freihalten würden.

Ronald nahm sich ein Tablett und stellte sich an die Essensausgabe. Es roch köstlich, doch als er das heutige Angebot sah, verging ihm der Appetit.

Es gab Spinat, Milchreis, Fisch, Spargel, Kartoffelsuppe, Rührei, Salate, Brote und als Beilagen auch verschiedene Gemüsesorten, wie Erbsen, Möhren und Kartoffeln.

Ronald mochte den Großteil des Angebotes nicht und überlegte, was er nehmen sollte. Auf ein belegtes Brot hatte er keinen Hunger und er war auch kein Kaninchen, das von Salat lebte. Er wollte etwas Warmes essen, besonders nach dem ausgefallenen Frühstück und entschied sich für ein paar Kartoffeln und Spinat mit Ei.

Das war noch das, was er runter bekommen würde, auch wenn Spinat nicht zu seiner Leibspeise zählte.

Der ganze Tag schien schief zu laufen und er fragte sich, ob das ein schlechtes Omen war für etwas noch viel schlimmeres.

Ronald holte sich noch etwas zu Trinken und begab sich zu seinen Kollegen und seinem Lehrling.

Eric erzählte gerade darüber, wie er seinen Lehrling Kayden über den Trainingsplatz gescheucht hatte, weil dieser am Morgen verschlafen hatte.

Lustlos stocherte Ronald in der grünen Pampe herum und nahm einen Bissen vom Ei und der Kartoffel, der ihm beinahe im Halse stecken blieb, als er seinen Namen laut und deutlich durch die ganze Mensa schreien hörte.

Es war ein lauter, hoher und beinahe quietschender Ton, der seinen Namen so verunstaltete.

Aber nun viel es ihm wie Schuppen von den Augen, was er vergessen hatte!

Er hatte total vergessen, dass er seine Verabredung vom gestrigen Abend auf das heutige Mittagessen vertröstet hatte!

Natürlich war er nicht der einzige Shinigami, der diesen Ruf gehört hatte und die gesamte Mensa sah auf den Eingang und Ronald sank auf seinem Stuhl zusammen. Das würde sehr unschön werden.

In seinem Magen bildete sich eine Art Geschwür, das ihm schlecht werden ließ, doch unter dem Tisch verstecken würde nichts bringen. Die Frau hatte ihn bereits entdeckt und kam auf ihn zu.

Der Tag wurde von Minute zu Minute besser.

Durch die Mensa ging eine zierliche Frau mit kurzen, schwarzen Haaren. Ihre Beine schienen ellenlang zu sein und mit jeder Bewegung schwang ihre Hüfte. Die hohen Schuhe, die sie trug, klackten mit jedem Aufkommen auf dem gefliesten Boden der Mensa. Ihre schwarze Jacke trug sie knitterfrei an ihrem Körper und ihre weiße Bluse hing locker über den Bund ihres ebenfalls schwarzen Rockes. Die ersten zwei Knöpfe der Bluse waren geöffnet und das schwarze Seidenhalstuch wurde an den beiden Enden durch eine Manschette zusammengehalten. Ihre Haut war makellos und blass. Das Make-up war schlicht gehalten. Ihre Haltung war gerade und die Hände hielt sie brav vor ihrem Körper.

Alles an ihr wirkte wie bei einer Raubkatze, die auf der Jagd nach der nächsten Beute war.

Hinter ihr liefen zwei weitere Frauen, die sich ähnlich gekleidet und auch eine ähnliche Körperhaltung hatten.

Sie hielt neben Ronald an und musterte die anderen Shinigami kurz.

Als ihr Blick über seine Schülerin schweifte, verengten sich ihre Augen kurz zu schmalen Schlitzen.

„Hallo, Ronilein!“, trällerte sie fröhlich mit ihrer hohen Stimme. Sie lehnte sich nach vorne und legte beide Arme um seinen Körper. Mit ihren langen Fingernägeln zog sie Kreise auf seiner Brust. „Ich habe dich gestern in meinem Bett vermisst!“

Genervt stöhnte der Shinigami auf und nahm ihre Arme von seinem Körper. „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich nicht Ronilein heiße, sondern Ronald! Im Übrigen habe ich dir gestern gesagt, wieso ich keine Zeit habe.“

Schmollend zog die Frau ihre Unterlippe vor. „Du bist so gemein zu mir!“, sagte sie beleidigt, „Seit du deinen Lehrling bekommen hast, hast du gar keine Zeit mehr für mich! Ich höre nur noch: Mein Lehrling hier und mein Lehrling dort. Ich kann nicht, ich muss McNeil unterrichten. Wer ist dein Lehrling überhaupt? Du hast ihn mir noch nicht einmal vorgestellt!“

Die Frau musterte Nakatsu, während alle am Tisch aufgehört hatten zu essen.

„Ist er das? Ist dieser junge Bursche dein Lehrling McNeil?“ Sie wartete keine Antwort ab, sondern redete einfach weiter. „Wieso hast du nicht gesagt, dass er so ein süßer Bursche ist?! Du weißt doch, ich habe eine Schwäche für niedliche Jungs! Wenn er erwachsen ist, kann er mir gerne einmal Gesellschaft leisten. Oder sogar uns beiden?“

Ronald trank gerade etwas Wasser und hätte sich beim letzteren Teil fast verschluckt. Auch Eric machte große Augen, während Nakatsu rot wie eine Tomate anlief. Alan trank vor Schreck erst mal etwas von seinem Tee und Lily starrte die Frau einfach nur an.

„Aber wenn ich mich hier so umsehe, sehe ich mehr als nur einen gut aussehenden Burschen. Dein Brünetter Freund ist ja auch ein niedliches Pachtstück, ganz zu schweigen von seinem Sitznachbarn. Ich bin sicher, Letzterer hat sicher einige Muskeln zu bieten.“

Ronald glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.

Der nächste Schluck Wasser blieb ihm im Hals stecken und er hatte Mühe nicht alles über dem Essen auszuspucken.

Lily klopfte ihm auf den Rücken, während er lautstark hustete und versuchte sich von den Worten zu erholen.

Was hatte er sich da nur angelacht?

„Ich kann mich einfach nicht entscheiden, wer von euch süßer ist! Wobei euer Chef William ja auch was hat, aber dieser Grelle lässt ja nicht zu, dass man nahe an ihn heran kommt.“ Die Frau zog die Schultern hoch und sah Ronald aus großen Augen an. Ihre Wimpern waren lang und dunkel geschminkt. Sie klimperte mit ihnen. „Also Ronald! Wann hast du wieder Zeit für mich und vergisst mal deinen süßen Lehrling? Ich hab solche Sehnsucht nach dir!“

„Carry“, sagte Ronald bemüht ruhig, „Ich muss dich enttäuschen. Mr. Shinamoto ist nicht mein Lehrling. Mein Lehrling ist die Dame neben ihm. Wenn ich vorstellen darf: Miss Lily McNeil.“

Lily stand höflich von ihrem Platz auf und streckte der Dame ihre Hand entgegen, doch die Frau machte keinerlei Anstalten sie anzunehmen.

„Sehr erfreut“, sagte Lily und Ronald konnte sehen, dass es ihr unangenehm war, vor seinem Date zu stehen.

Carry musterte sie von oben nach unten und wieder zurück. Dann griff sie an ihr vorbei zum Glas Wasser auf dem Tisch. Bedächtig hielt sie es in der Hand und schaute interessiert in die klare Flüssigkeit darin.

„Ja, mich freut es auch“, sagte sie, aber ihre Stimme war um einiges schärfer geworden und hatte ihren verführerischen Unterton eingebüßt. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, leerte sie das Glas über Lilys Kopf aus und stellte es zurück auf den Tisch.

Lily starrte sie entgeistert an, genauso wie die anderen am Tisch.

„Ronald!“, sagte sie vorwurfsvoll und mit keifender Stimme, „Hast du mich wegen so jemanden versetzt?“

„Carry, du kannst doch nicht einfach…“, fing er an und deutete ihr, dass sie sich beruhigen sollte.

„Ich werde dir gleich zeigen, was ich alles kann, Ronald Knox!“, zeterte sie.

Ronald nahm nur am Rande wahr, wie Alan Lily eine Serviette reichte, sie sich das Wasser aus dem Gesicht wischte und sich wieder setzte. Lily sah Carry mit wütendem Blick an, schwieg aber.

Eric zog scharf die Luft ein und warf Ronald einen Blick zu, der sagte, dass er jetzt eindeutig ein Problem und es sich mit Carry verscherzt hatte.

„Wie viele andere Frauen gibt es? Wessen Bett wärmst du noch, wenn du nicht zu mir kommst? Ihres? Ist sie wenigstes gut? Besser als ich? Kann sie dich gut befriedigen? Was kann sie dir denn bieten, flach wie ein Brett wie sie ist?“

Ronald sprang von seinem Stuhl auf und deutete Lily, die nun ebenfalls richtig wütend aufgesprungen war, sich zu setzten.

Sie tat es nur widerwillig. Ihr Blick war unentwegt auf Carry gerichtet, die ihn noch immer mit schriller Stimme anschrie.

Zwei weitere Frauen kamen zum Tisch.

Langsam fragte sich Ronald, was er sich dabei gedacht hatte, sich die Anführerin der P5 zu angeln.

P5 war eine Gruppe von Frauen, die äußerlich die Perfektesten der Society zu sein schienen.

Das P stand dabei für Perfect und die Zahl für die Anzahl ihrer Mitglieder.

Ernsthaft überlegte sich Ronald, ob er vielleicht seine One Night Stands reduzieren und sich fest binden oder ganz Single bleiben sollte. Denn anscheinend hatte jede Frau ein Problem damit, dass er einen weiblichen Lehrling hatte.

In den letzten Tagen wollte keine mehr mit ihm ausgehen, außer Carry und die hatte er versetzten müssen.

Die letzten beiden Frauen, die an dem Tisch dazu gekommen waren, hielten ein Tablett mit Essen in den Händen.

„Lass es mich erklären, Carry!“, bat Ronald, hatte jedoch Mühe nicht zu schreien, „Miss McNeil hat nichts damit zu tun, dass ich dir abgesagt habe. Außerdem gehe ich weiß Gott nicht mit meiner Schülerin ins Bett!“

Von Nakatsu kam ein verräterisches Schnauben, was er versuchte als Husten zu tarnen und schob sich schnell eine Kartoffel in den Mund, als Ronald sich umdrehte und ihn mahnend ansah.

Natürlich war Carry das nicht entgangen und ihre Augen verengten sich.

„Du Widerling!“, schrie sie lauthals, „Du schläfst mit deiner Schülerin! Oh mein Gott! Du bist so ekelhaft! Und mit so jemanden wollte ich ausgehen! Ich kann es nicht glauben! Ich will dich nicht wiedersehen! Du widerst mich an! Und glaube ja nicht, dass noch irgendjemand mit dir ausgehen wird! Ich werde allen sagen, was du getan hast! Das wirst du mir noch büßen!“ Dann sah sie Lily an. „Du kleines Miststück wirst mir das ebenso büßen!“

Carry nahm den Teller von dem Tablett ihrer Freundin und drückte ihn Ronald ins Gesicht. Der Teller landete mit einem klappernden Geräusch auf dem Boden. Dann drehte sie sich schwungvoll um und schritt erhobenen Hauptes durch die Mensa, gefolgt von ihren Klonen.

Die grüne Pampe, auch Spinat genannt, tropfte von Ronalds Gesicht auf seine Kleidung.

Das Hemd war ruiniert.

„Mr. Knox?“, fragte Lili vorsichtig.

Ronald hob gebieterisch die Hand und wischte seine Brillengläser an seinem eh schon ruinierten Hemd sauber.

„Wenn ihr mich entschuldigt, Freunde“, sagte er und setzte seine Brille wieder auf. Seine Stimme war gefährlich leise und ruhig. „Ich werde mich umziehen gehen.“

Er ging mit schnellen Schritten durch die Mensa.

Das Einzige, was er jetzt noch wollte, war eine Dusche nehmen und diesen Tag schnell zu Ende bringen ehe noch weitere Katastrophen folgen würden.

Die anderen Shinigami starrten ihn an und hatten ihr Essen vor sich vergessen.

„Was ist?“, schrie er eine Gruppe von Leuten an, die ihn ansahen, als sei er ein Alien, „Habt ihr nichts besseres zu tun?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  ruby-ichigo
2013-09-07T07:19:38+00:00 07.09.2013 09:19
ui, ich weiss auch nicht, aber das ist irgendwie mein lieblingskapitel XD

Von:  AkaiOkami
2013-09-03T15:26:14+00:00 03.09.2013 17:26
Also echt Carry hat einen an der Pfanne wenn ich die erwische..*Death scythe zück*...Na ja ich finds aber lustig wie Ronald anm ende austickt und die anderen shinigami anschreit XD ich kann mir das richtig vorstellen ^^
Von:  fahnm
2012-08-07T20:06:18+00:00 07.08.2012 22:06
Klasse Kapi^^
Mach weiter so^^
Von:  -Lizzy-
2012-08-07T16:43:40+00:00 07.08.2012 18:43
Wirklich sehr schön geworden das Kapitel, auch wenn mir Ronnie etwas Leid tut~ ^^
Nur noch eine kleine Anmerkung: Es haben sich ein paar kleine Fehler eingeschlichen in den Text bzw. bei drei Wörtern ist mir aufgefallen, dass dort Buchstaben vergessen wurden. Kann jedem mal passieren, ich wollte nur kurz darauf hinweisen ^^

Weiter so~~
Von: abgemeldet
2012-08-07T10:39:54+00:00 07.08.2012 12:39
Wie immer genial, weiter so \(^.^)/


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