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Somebody that I used to know

Alpha-Sadstuck
von

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Ab und zu dachte Dave an sein Leben in der Zeit, die er für sich „Beta-Timeline“ nannte. Das Leben, in dem Dirk einfach nur Bro war und SEIN Bro war. Auch wenn er sich tausend Mal sagte, dass Dirk und Bro die gleiche Person ist, so konnte er sich nicht überwinden von Bro als Dirk zu denken. Bro war die Sonne seines kleinen, kindlichen Universums gewesen, eine Idealfigur, der er nacheifern wollte.
 

Aus heutiger Sicht gesehen war Bro ein Arsch hoch zehn, der ihn vielleicht absichtlich, vielleicht unabsichtlich merklich an den Rand eines psychischen Traumas brachte. Wäre Sburb nicht gewesen.
 

Manchmal hatte Dave ein schlechtes Gewissen, wenn er Dirk sah. Und er fragte sich, ob Bro ähnliche Gedanken hatte, wie er jetzt. Aber das Leben als Widerstandskämpfer gegen die alte Batterwitch war keine Sache, die viel Zeit für den kleinen Bruder/Ecto-Bio-Vater ließ. Bro hatte ihn zwar auch oft allein gelassen, doch... Dave hatte das Gefühl, dass es härter für Dirk ist, als es für ihn selbst war.
 

Manchmal fragte sich Dave, ob er das richtige tat. Doch er redete sich ein, dass er keine andere Wahl hatte.
 

Manchmal dachte Dave an seine Freunde. Er dachte an Jade und ihrem gescheiterten Versuch die Batterwitch in ihre Schranken zu weisen und die dafür verbannt worden war, was dazu führte, dass Dirks bester Freund (und möglicherweise Love-Interesst, wie Dave das sah) isoliert und allein auf einer Insel im Pazifik aufwuchs. Er dachte an Rose, seine Ecto-Bio-Schwester, mit der er so viel mehr teilte als ein paar Gene und die mit ihm gemeinsam den Widerstand aufbaute und am Leben erhielt. Und er dachte an John. John, der ein Leben ohne sie alle geführt hatte. John, an den sich Dave am deutlichsten erinnern konnte. Für ihn hatte er seine Nicolas Cage-Sammlung erstellt. Es war John, der ihn dazu inspirierte Ben Stiller für seine Pläne einzuspannen. John, den er über zehn Jahre versuchte zu finden, ehe er seinen Namen und sein Bild zufällig fand...
 

Es war Johns Nachruf, der ihn endlich seinen alten Freund finden ließ. John hatte ein langes und offenbar glückliches Leben geführt... und Dave hatte keinen Anteil daran gehabt.
 

Etwas bricht jedes Mal in Dave, wenn er daran dachte.
 

Und es bereitete Dave jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn er Johns Grab besuchte, anstatt mehr Zeit mit Dirk zu verbringen. Der Junge wird einsam, ist einsam und Dave konnte es sehen, doch wusste nicht, was er dagegen tun sollte.
 

John Crockers Grab war ein recht stilvolles, ein kleines Monoment für einen Mann, von dem man sagt, er habe das Verständnis für Humor revolutioniert. Anhänger und Fans kommen heute noch von Zeit zu Zeit vorbei um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
 

Dave hatte Blumen mitgebracht. Weiße Lilien und blaue Vergissmeinnicht. John würde die Ironie sicher zu schätzen wissen... hoffte er. Er platzierte den Strauß in eine Vase vor dem Grab, entfernte welke Blumen und entzündete eine Kerze erneut. Er blieb vor dem Grab stehen, der Kopf gesenkt.
 

„...Sup, Eg... John...“
 

In dieser Zeitlinie hieß John nicht Egbert, sondern Crocker. Aber John Crocker war nie SEIN John gewesen. Seltsam, als Davesprite hatte ihn der Kommentar so sehr getroffen... jetzt verstand er, auch wenn es weh tat.
 

„... dachte, ich besuch dich mal wieder. Shit ist ziemlich hektisch derzeit und so.“
 

John Crocker auf den Aufnahmen klang so... unnatürlich. Dave hatte nur ein Mal John tatsächlich reden hören und all die Aufnahmen konnten niemals wirklich das rüber bringen, was er gehört hatte. Damals, vor dem Scatch.
 

Doch er würde niemals seine Stimme hören. Niemals hören, wie John seinen Namen sagen würde. Es gab keine Aufnahme, auf der er auch nur ein einziges mal „Dave“ sagte. Keine einzige.
 

„Sorry, Man, dass ich immer so unregelmäßig komme. Rose hängt mir in den Ohren und die alte Batterwitch macht mir langsam das Leben zur Hölle. Und langsam wird’s echt hässlich. Ich hab ein wenig Angst um Ben... hey, erinnerst du dich an Ben Stiller? Er hat mir seine Sonnenbrille geschenkt! Die gleiche, die du mir damals geschenkt hattest. Jetzt sehe ich wieder so aus wie früher!“
 

John würde niemals auf das gesagte lächeln. Sein Schädel würde sicher für alle Ewigkeit unter der Erde grinsen (oder so lange bis sein Grab entweder ausgehoben wird oder auch letzte Reste des Schädels zersetzt sind), doch niemals lächeln.
 

Und wie früher aussehen? Dave bezweifelte, dass John von damals ihn wieder erkennen würde. Er war über zwanzig Jahre älter, er war gezeichnet von zu wenig Schlaf, zu vielen Sorgen, zu viel ungesunden Angewohnheiten und von zu viel Tragen einer schlechten Maske, um nicht selbst zusammen zu brechen.
 

Nicht einmal Bro hätte ihn erkannt. Würde ihn bestimmt uncool nennen. Uncool, dass er das ganze so an sich ran ließ, uncool, dass er den Druck nicht mit Grazie und frostiger Coolness aushalten konnte.
 

Dirk würde ihn sicher nie für cool halten. Er hatte Dave nie so vergöttert, wie Dave seinen Bro. Aber es war okay. Es wäre falsch gewesen. Aber für wen? Für wen war das besser so?
 

„Shit, wir hätten dich wirklich gebraucht bei dem ganzen Mist hier. Ohne Jade ist es verdammt schwer überhaupt was auszurichten. Ich weiß, ich weiß, diese Runde soll von den anderen Kids gespielt werden... aber ich setz mich doch nicht zurück und warte ab, bis die Scheiße den Ventilator trifft!“
 

Sicher hätte John gelacht. Doch das würde er nie mehr. John Crocker hatte niemals Dave Strider kennen gelernt. Ihn nie gekannt. Nie über seine Witze gelacht. Showtime würde er niemals remixt hören. Die Welt würde niemals wissen, dass einer der Songs für seinen letzten SbaHJ-Film Johns Kreation war. Und niemand würde es je wissen. Nicht einmal Ben Stiller selbst wusste es und er war in so gut wie jedem Subtext-Anteil der Filme eingeweiht. John würde die Filme nicht einmal sehen können. Niemals.
 

Dirk hatte sie gesehen. Und er fand sie lahm. Die ersten zumindest. Irgendwann verstand er die subtilen Nachrichten, die eingearbeiteten Themen, den Subtext. Dirk verstand. Auch wenn Dave nie wusste, was er darüber dachte, es machte ihn froh, dass er zumindest verstand. Und Dave fragte sich zugleich, ob Bro ihn verstanden hätte.
 

„... und es wäre gut zu wissen, dass ich mich auf jemanden verlassen kann, wenn mir etwas passiert. Dirk ist so schon allein, aber wenn ich nicht mehr da bin...“
 

Ob er Dave völlig vergessen hatte? Rose hatte sich an nichts erinnert, bis sie Dave traf und ihre Seer-Power wieder einsetzte. Jade war ein Sonderfall mit ihren komischen Träumen. Aber John? Hatte er überhaupt eine Erinnerung an sie gehabt? (Dirk hatte keine Erinnerung an die Zeit als Bro. Dave war sich dem ziemlich sicher. War das ein Beweis? Oder Zufall?)
 

„... ich vermisse dich, Kumpel...“
 

Und das war die ganze Wahrheit. Dave vermisste John, mehr als er es je für möglich gehalten hatte (Nein, er wusste es, er hatte ihn schon einmal verloren. Das letzte Mal hielt er es drei Monate aus. Diesmal schon fast dreizehn Jahre...) und er würde fast alles tun, um ihn wieder zu sehen.
 

Dave blieb noch eine Weile stehen, allein vor dem Grab eines Mannes, den er einmal kannte. Später machte er sich auf den Heimweg. Vielleicht sollte er wirklich mehr Zeit mit Dirk verbringen? Ihn etwas mehr unterstützen, mit ihm offen über das Spiel reden, über die Batterwitch, über die alte Zeitlinie... vielleicht sollte er ihn über John erzählen. Vielleicht sollte er versuchen Karkat zu kontaktieren. Vielleicht sollte er Ben endlich überreden in den Untergrund zu gehen... vielleicht...
 

Seine Gedanken waren voller „Vielleichts“, als die Kugel ihm im Herzen traf. Und als er auf dem Boden vor dem Friedhof starb, dachte er daran, wie beschissen Ironie und Leben sein konnten. Und gleichzeitig fragte er sich, ob er nun John wieder treffen würde. Oder Bro.
 

In seiner Afterlife-Dream-Bubble plagte ihm das schlechte Gewissen, dass seine letzten Gedanken zwei Menschen galten, die ihn nicht einmal so kannten wie er sie gekannt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-02-27T19:44:02+00:00 27.02.2012 20:44
;______;

So traurig...
*heul*

Aber echt toll geworden!!!


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