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MirrorTruth

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MirrorTruth
 

Keine Ahnung, was es ist. Das Leben...

Vielleicht etwas, woran man sich in den dunkelsten Stunden klammert und doch verflucht.

Vielleicht das, was uns verbindet, eine einzige Gleichheit in einer Welt voller Unterschiede.

Aber ganz sicher etwas, was uns genommen werden kann.
 

Bleibe nicht stehen... Laufe weiter. Immer weg. Weg... von allem. Ich kann nicht mehr. Finde keine Worte... mehr, um noch meine Trauer und Schmerzen ausdrücken zu können.

Alles verschwimmt vor meinen Augen... die Unsicherheit ist gewichen.

Wovor noch Unsicherheit? Genau.

Vor... Nichts. Nichts.

Nichts mehr.

Nie mehr.

Warum mache ich mir noch Gedanken? Wenn mich doch eh nichts mehr angeht.

Wenn ich nicht mehr will.

Wenn jeder mich ansieht, und doch nichts sieht.

Denn da ist nichts mehr, was man noch großartig sehen kann.

Sehen nicht. Aber spüren. Die Dunkelheit, die mein Herz umschließt... mir meinen Atem raubt. Meinen Körper zusammenpresst und mich in meinem Leid ersticken lässt.

Schon so lange... ertrage ich all das.

Früher erschraken sie. Sie alle. Vor meinen Augen... vor meiner Wut.

Doch nun nicht mehr.

Nun kennt und erkennt mich niemand mehr.

Bin mir selbst fremd geworden.

Gebe meinen Kampf auf. Oder beginne ihn erst?

Den Kampf gegen die ganze Menschheit...

Nun gehe ich hier im Regen umher. Regen rinnt an meinen Haaren und meiner Haut herunter...

Lasst mich gehen, lasst mich ziehen.

Sehe den stummen Vorwurf in euren Augen, den ihr jedoch nicht auszusprechen wagt.

Das einzige, was euch noch daran hindert, mich weiter zu quälen... ist eure Angst.

Distanzierende Angst...

Angst vor mir. Vor meiner Macht.

Umgeben von Regenschirmen... Ich bin der einzige, der sich nicht mit so etwas vor ihm schützt.

Vor dem Regen... Warum fürchtet ihr ihn?

Er kann euch doch nichts tun.

Warum fürchtet ihr mich?

Ich könnte euch etwas tun. Doch auch ich kann es nicht. Mein Gewissen, eingebläut durch meine Erziehung, versagt es mir.

Doch... meine Gene und Erbanlagen drängen mich dazu. Die schwachen Gene meiner Mutter... können gegen Vaters Erbe nicht bestehen.

Das einzige, was mich hält, ist mein Gewissen.

Etwas, was ich nicht haben darf.
 

Meine Kleidung... durchnässt.

Die Straßen und Plätze... ein einziger Regen.

Warum tue ich das alles?

Gehe schutzlos durch den kalten Regen... sehe euch alle, wie ihr da geht. Ahnungslos... dumm.

Ihr fürchtet so vieles. So vieles...

Feige Ratten. Ihr nennt es ... Überlebenswille. Ihr sagt, ihr wolltet vorsorgen.

Lachhaft. Wirklich.

Wovor? Vor so vielem fürchtet ihr euch... und zerstört selbst eure Heimat.

Ihr Menschen, die ihr doch immer von Gewissen und Herzensgüte sprecht, ihr macht vor euch selbst ja nicht mal halt.

Und irgendwann werdet nur noch ihr da sein.

Wenn euer ganzer Planet ausgemerzt ist... werdet nur noch ihr Menschen da sein.

Und dann wird wieder eure tolle und großartige Abenteuerlust wach.

Und ihr langweilt euch.

Keine 'Gefahr'. Nur noch ihr selbst. Ihr selbst. Nur Menschen... umgeben und gefangen von Menschen, der eigenen Rasse.

Begrenzt in der Freiheit und dem Willen unterworfen.

Begrenzt in der Freiheit, die ihr euch mit euren 'Schutzvorrichtungen' schaffen wolltet.

Dem Willen unterworfen, dem ihr euch mit eurem Verlangen nach Besitz und dem ständigen Drang zu Fliehen entziehen wolltet.

Lachhaft.

Aber was sage ich da?

Ich laufe ja auch weg.

Bei unserem und eurem letzten Streit bin ich ja auch getürmt, sodass ich nun hier, durchnässt vom Regen, langsam durch die Straßen ziehe und von den Leuten angeglotzt werde.

Aber ich habe es nicht mehr ausgehalten. Vor allem nicht mehr mich selbst und meine Gedanken.

Ich will nicht alles durchschauen.

Ich will nicht ... nachdenken.

Mein Hass beflügelt meine Gedanken zu einer so distanzierten Betrachtungsweise, dass ich alles so sehen kann, wie es ist.

Die verborgene Wahrheit im Spiegel.

Ich durchschaue euch... Doch werde mir selbst fremd.

Wer kann mir helfen?

Niemand. Denn nun bin ich wirklich allein.

Das ist wohl der größte Nachteil, wenn man 'nachdenkt'. Man ist einsam, weil man die Nähe von diesen 'dummen' Menschen nicht mehr ertragen kann.

Um nicht so ganz frustriert zu sein, muss man sich ihnen dann schon wieder anpassen.

Und dann... ein Fehler in der Deckung, und schon wird man verletzt. Immer wieder. Wie scharfe Messerstiche in meine Seele.

Menschen sprechen immer, wenn sie von Gefühlen reden, dass diese aus dem Herzen kommen würden.

Für mich unverständlich.

Für mich ist mein Herz ein einfacher Hohlmuskel, der zur Lebenserhaltung dient.

Bin ich vielleicht fehlerhaft?

Ist mein Herz... nicht dazu in der Lage, Gefühle zu empfinden?

Wahrscheinlich. Ich gehöre ja noch nicht einmal richtig zur einen Rasse.

So viele Menschen bekundeten mir damals ihr Mitleid, schimpften über meine Mutter. Damals, als ich noch nicht 'gefährlich' war.

Doch sie verstanden überhaupt nichts. Und deswegen hasste ich sie.

Diese ewigen Streitereien... zwischen meinen Eltern und meinem Vater, der dann wieder seine Wut an mir ausließ.

Ja. Immer wieder und wieder schlug er zu.

Tritt in die Magengegend, der mich zusammenfahren lässt. Immer wieder und wieder.

Ich kann nicht mehr. Die Erinnerungen schnüren mir meine Kehle zu.

Sie... sie verstanden überhaupt nichts.

Mein Vater, der seine Wut über mich und meine Mutter nicht mehr alleine bewältigen konnte. Ich kann doch wohl nichts dafür, dass ich in dieser Welt leben muss, oder?

Und dann Mutter... wie sie immer versuchte, ich zu trösten...

|"Komm mein Kleiner! Lass mich mal sehen... Oh, das sieht ja böse aus. Aber keine Angst, es ist nur eine Platzwunde..."

"Warum ist Papa so böse zu mir?"

Dann dieser Blick. Unsicherheit, Schmerzen, Leid. Seelisches Leid. Dann das Lächeln, dass sie dann immer für mich aufsetzte.

"Weißt du, es ist ein wenig schwierig... Und dafür bist du noch ein klein wenig zu klein! Aber macht dir nichts draus, Papa... ist wohl einfach nur gestresst..."

Die fahrigen Bewegungen, als sie meine Verletzungen behandelte.

Der leere Blick, als sie den Verbandskasten wegräumte. |

Nun... bin ich groß genug. Und ich wünschte, ich wäre nie gealtert. Denn nun verstehe ich es.

Und dafür hasse ich ihn. Ihn, meinen Vater. Der mich trainierte, meine Kinderseele unnatürlich in Hass gedeihen und reifen ließ, sodass ich schon mit neun Jahren von meinen Mitschülern mit angsterfüllten Augen panisch gemustert wurde.

Immer war ich allein. Wusste nicht, wie ich Probleme anders als mit meinen Händen zu regeln sollte.

Wer hatte es mir denn beigebracht? Erziehung... ja. Niemand hatte es mir beigebracht.

Verbale Auseinandersetzungen waren mir fremd.

Meine Mutter hätte mir vielleicht in der Hinsicht helfen können.

Doch sie konnte es von sich aus nicht.

Sie dachte, sie müsste die Fehler meines Vaters wieder mit ihrer Freundlichkeit und Großmütigkeit wett machen. Aber eines beachtete sie nicht... anstatt mir das beste Spielzeug und alles was ich wollte zu geben, wenn ich nur pfiff, hätte sie sich vielleicht mit MIR auseinandersetzen sollen. Anstatt ihren Kummer mit Vater in Arbeit und ständig wachsendem Zigarettenkonsum zu ertränken. Ich spielte immer alleine. Mein bis dahin einziger Freund, auch nur zur Hälfte ein Mensch, wurde mir ab da zuwider. Er hatte eine wirkliche Familie.

Was ich nicht hatte.

Er war nicht einsam.

Was ich war. Bin.

Er hatte eine Mutter, die sich, zwar übertrieben, aber immerhin um ihn kümmerte.

Was ich nicht hatte.

Er... hatte einen Vater.

Was ich nicht hatte.

Mein Neid wandelte sich mit der Zeit in Hass um... wie alle meine Eindrücke und Gefühle. Ich wurde in Hass erzogen. Lernte nichts anderes.

Und nun laufe ich davon. Vor mir selber.

Über all die Jahre bin ich mir fremd geworden. Kenne mich selber nicht. Erkenne mich ja noch nicht einmal im Spiegel. Dieser Jemand, der dort zurückstarrt... ist eine andere Person.

Ich bin nicht mehr ich. Wer bin ich also?

Richtig.

N i e m a n d.

Und deswegen hasse ich alles. Hasse IHN. Weil er mir mein ganzes Leben versaute.

Weil er mich quälte...

Weil ich ihn nie... als meinen richtigen Vater ansehen konnte. Den 'Papa', den ich wirklich gebraucht hätte.

Doch nun... habe ich endlich eine Entscheidung getroffen.

Hier im Regen.

Alleine.



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