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Eiskalter Engel

Loki/Jane Foster
von

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Rückkehr

Jane hob den Kopf und sah sich um, nachdem sie Thor kurz angelächelt hatte. Auf dem Boden verstreut lagen drei Feuerriesen, zwei bewusstlos und der Dritte kurz davor, zu sterben.

„Wo ist Loki?“, fragte der Blondschopf.

Stumm deutete Jane zu den Felsen, zwischen denen der Magier bis gerade eben noch mit dem vierten Feuerriesen gekämpft hatte. Loki war mittlerweile auf der anderen Seite zu sehen und schien nicht in unmittelbarer Nähe zu den Felsen zu stehen. Thor zuckte mit den Schultern, warf seinen Hammer in die angegebene Richtung und Jane riss entsetzt Augen und Mund auf. Die Felsen wurden zertrümmert und Thors Waffe kam automatisch in seine Hand zurückgeflogen.

„Ich dachte, du stehst deinem Bruder nahe...!“, sagte Jane geschockt.

„Na ja, ab und zu ist er schon ganz nervig.“

Thor kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Und wenn er jetzt unter den Felsen begraben ist?“

„Hey, jetzt sag nicht, dass du Mitleid mit ihm hast!“, konterte der Donnergott.

„Das nicht, aber er ist möglicherweise unsere einzige Chance, von hier wegzukommen.“

„Hm, du hast Recht. Lass uns am besten hingehen und nachsehen.“

Jane nickte und zusammen gingen sie zu dem Schutthaufen. Sie umrundeten das Hindernis und sahen auf der anderen Seite, dass Loki auf dem Bauch lag und halb von dem Geröllhaufen verschüttet war.

„Sehr witzig!“, kommentierte er seine Situation, „Ihr hättet nicht zufällig die Güte, mich auszugraben?“

Thor sagte vorerst nichts und sah seinen Stiefbruder abschätzig an. Jane hingegen hatte zu Grinsen angefangen. Für sie war die momentane Lage des Magiers eine Genugtuung. Loki sah genervt zu den beiden hoch.

„Lass mich mal überlegen“, meinte Thor und ging in die Knie, „Eigentlich habe ich eher Lust dazu, dich hier begraben zu lassen.“

Der Magier brummte nur.

„Du weißt, dass ich mich irgendwann befreien werde“, meinte er.

„Das mag sein.“

Der Donnergott legte wortlos seinen Hammer auf Lokis Rücken.

„Mich würde interessieren, wie lange du dafür brauchst.“

Jane sah erst verwirrt drein, doch dann ging ihr ein Licht auf. Sie erinnerte sich daran, wie der Hammer damals auf der Erde von keiner Menschenseele bewegt werden konnte und die Physikerin vermutete, dass auch Loki nicht dazu fähig war. Wie zur Bestätigung huschte etwas Ängstliches über das Gesicht des Magiers, verschwand aber sofort wieder.

„Was willst du?“, fragte er seinen Bruder genervt.

„Hm, du könntest dich zum Beispiel bei Jane entschuldigen“, antwortete Thor.

„Pah. Nur über meine Leiche...“

Beiden war klar, dass Thor seinen Bruder niemals ernsthaft verletzen würde und so beließ der Blondschopf es dabei.

„Dachte ich mir schon“, sagte er, „Alternativ könntest du uns alle zurück nach Asgard bringen.“

„Soll das ein Witz sein?“, keifte Loki und versuchte vergeblich, sich in eine bequemere Position zu drehen, „Wie bist du denn hergekommen?“

„Wie wohl?“

„Ach, dann kannst du ja auf dem gleichen Weg zurückkehren!“, keifte der Magier.

„Ja. ... Und du wirst mitkommen!“, meinte Thor.

„Dass ich nicht lache. Mich kriegen keine zehn Pferde zurück nach Asgard.“

„Loki...“

Die Stimme von Thor klang nun fast flehentlich. Jane sah zwischen den beiden Männern hin und her und mischte sich nicht ein. Der Zwist zwischen ihnen war nicht ihre Angelegenheit und sie wollte ihre und Thors Absicht auch nicht durch ein falsches Wort verraten. Hier war viel Fingerspitzengefühl gefragt von jemandem, der Loki schon lange kannte.

„Mutter und Vater vermissen dich sehr... Vater ist auch nicht böse wegen der Regenbogenbrücke.“

„Verschon mich mit deinem Mitleid.“

Thor brummte und stand auf.

„Na schön, du lässt mir wohl keine andere Wahl“, sagte er.

Der Blondschopf drehte sich um und ging in die Richtung, in der Surt lag. Jane folgte ihm, nachdem sie noch einmal einen zögerlichen Blick auf den Magier geworfen hatte.

„Hey, wo willst du hin?!“, rief Loki ihm hinterher.

„Den Anführer aufwecken. Soll der entscheiden, was er mit dir machen will. ... Ich könnte mir vorstellen, dass er nicht gerade begeistert ist und Rache üben will“, erklärte Thor.

Er wagte es nicht, sich zu seinem Stiefbruder umzudrehen. Sonst hätte dieser womöglich schnell begriffen, dass er es nicht ernst meinte. Loki seinerseits schrie besorgt hinter Thor her. Der Donnergott ignorierte ihn anfangs. Erst als das Geschrei endlich in die Richtung ging, die Thor haben wollte, blieb er stehen und drehte sich um.

„Midgard wird nicht genügen!“, rief er seinem Stiefbruder zu.

„Asgard ist ausgeschlossen...“, antwortete der Magier.

Thor sagte nichts. Beide warfen sich so lange durchdringende Blicke zu, bis Jane einschritt und Thor etwas zuflüsterte.

„Ich würde dir aber gerne meine Welt zeigen...“, murmelte er enttäuscht.

„Ich weiß, ich würde Asgard auch gerne sehen“, sagte die Frau tröstend, „Aber wenn ich die Wahl habe zwischen hier bleiben und auf die Erde zurückkehren, dann entscheide ich mich eindeutig für die Erde.“

„Hm, du hast Recht. Besser als nichts“, schloss Thor.

Er nickte ihr zu und die beiden gingen zu Loki zurück, der ihnen erwartungsvoll entgegen starrte.

„Und? Hast du es dir anders überlegt?“, keifte er.

„Ja. ... Ich warne dich, Bruder, sollte ich nur den geringsten Verdacht haben, dass du versuchst, uns zu hintergehen, dann werde ich Jane nicht zurück halten“, drohte der Donnergott.

„... Sollte mich das einschüchtern?“

Loki fragte sich perplex, wovor er jetzt Angst haben sollte und Thor gab ihm die Antwort:

„Ich werde dich nur festhalten, dann kann Jane sich an dir austoben.“

„Ah... Schön... ... Dann holt mich hier raus.“

Thor ließ den Hammer einfach liegen wo er war und fing an, seinen Stiefbruder frei zu graben. Jane ihrerseits hatte sich gewundert, wie sie Loki überhaupt da raus bekommen sollten, doch der Donnergott war stark und der Schwarzhaarige somit schnell befreit.

„Ich warne dich...!“, drohte Thor erneut.

„Jaja, nimm endlich deinen blöden Hammer weg!“, konterte Loki.

Der Blondschopf sah ihm noch einmal streng in die Augen und entfernte dann seine Waffe. Sein Stiefbruder kam von selbst auf die Beine und klopfte sich dann den Staub von der Kleidung. Er trug nach wie vor die Sachen, die Jane ihm in Midgard gegeben hatte.

„Also schön“, sagte er, „Gebt mir eure Hände, Augen zu und macht bloß keine Faxen, ich habe keine Lust, irgendwo anders als geplant herauszukommen.“

„Haha, sehr witzig“, kommentierte Jane und sah ihn böse an.

Loki ignorierte sie und konzentrierte sich. Thor und seine Freundin gaben ihm die Hände und er hielt sie so fest wie damals, als er mit Jane hergekommen war. Anfangs passierte wieder nichts. Dann wurde es dunkel um sie herum und Thor öffnete seine Augen.

„Oh!“, machte er und die Helligkeit verschwand sofort wieder.

Der Magier fluchte ungehalten. Er wusste genau, was der Auslöser für Thors Aufschrei war, er war blaugrau und eiskalt wie die Eisriesen.

„Glaubst du mir jetzt, dass ich nie dein Bruder war?“, fragte Loki bissig.

„Ich hatte keine Ahnung... Du...“, meinte Thor erschrocken.

Erst jetzt verstand der Donnergott die Tragweite dessen, was er gerade herausgefunden hatte. Wie kam es, dass ein Eisriese jahrelang unter den Asen gelebt hatte? Thor musste den König unbedingt danach fragen, denn nur sein Vater konnte ihm darauf eine Antwort geben.

„Wie lange wusstest du das schon?“, fragte der Blondschopf unsicher.

„Seit... Odin dich damals nach Midgard verbannt hat.“

„Ich will ja nicht unhöflich sein, aber könnten wir dann?“, fragte Jane ungeduldig.

„Ja, entschuldige...“, brummte Thor.

Die beiden gaben Loki wieder die Hand und schlossen die Augen. Der Magier fing von vorne an, aber dieses Mal brauchte er eindeutig noch etwas länger, um bis zum Sprung zu kommen. Es gab einen fürchterlichen Ruck, was vermutlich daran lag, dass sie zu dritt reisten. Loki öffnete als erster seine Augen und wollte sich schon losmachen, aber Thor hielt ihn fest umklammert.

„Lass mich gefälligst los!“, schimpfte er.

„Nichts da, du bleibst hier...“, antwortete der Blondschopf und sah sich um.

Sie standen in einer Wüste, die ihm recht vertraut war. Puente Antiguo konnte nicht weit sein, aber außer Jane war keine Menschenseele hier draußen zu sehen. Die junge Frau tastete an sich herum, bis sie ein kleines Gerät aus einer ihrer Jackentaschen zog.

„Mist, ich habe keinen Empfang...“, meinte sie.

„AU!“, schrie Thor und zog seine Hand von Loki weg.

Dieser hatte sich mit einem kleinen Dolch zur Wehr gesetzt, den er unauffällig aus Eis erschaffen hatte. Die Haut des Magiers war nach wie vor graublau. Er warf seine Waffe in den Sand, die in der heißen Luft der Wüste augenblicklich zu schmelzen anfing.

„Können wir nicht noch mal drüber reden?“, fragte der Donnergott.

„Es gibt nichts mehr zu bereden, Bruder...“, konterte Loki.

Es stand ihm nicht im Sinn, hier noch mehr Zeit mit seinem Stiefbruder und seiner Freundin zu vertrödeln. Thor seinerseits lief ihm nach, als Loki sich entfernte.

„Warte doch mal, ich könnte bei Vater ein gutes Wort für dich einlegen!“, meinte Thor.

Der Magier blieb stehen und drehte sich um. Seine rot unterlaufenen Augen funkelten ihn wütend an.

„Hattest du nicht gesagt, in Asgard würden mich alle vermissen?“, hakte er nach.

„Na ja... Werden wir uns wieder sehen?“

„... Das ist nicht ausgeschlossen...“, meinte Loki geheimnisvoll.

Er brummte genervt und erzeugte einen undurchdringlichen Nebel in seiner unmittelbaren Umgebung, um darin zu verschwinden. Reflexartig griff Thor in die Richtung, in der sein Stiefbruder bis eben noch gestanden hatte, aber er bekam seinen Arm nicht mehr zu fassen. Jane schloss zu ihm auf. Obwohl sie Loki nicht mochte, konnte sie Thors Enttäuschung gut verstehen.

„Ich denke, wir werden früher oder später wieder von ihm hören...“, meinte sie tröstend, „Komm, Darcy wartet bestimmt schon.“

Thor seufzte und zusammen gingen sie in Richtung Puente Antiguo.
 

~
 

Loki seufzte. Er stand in einer finsteren Seitenstraße der Stadt, die er auf Midgard als erstes besucht hatte. Puente Antiguo war genauso verschlafen wie beim ersten Mal und unauffällig schaute er nun auf den Straßen entlang.

„Es muss doch einen Weg geben, von hier wegzukommen...“, murmelte er für sich.

Die Haut des Magiers hatte sich wieder normalisiert, er sah aus wie einer der Bewohner dieser Welt. Er warf einen beiläufigen Blick die Straße entlang, um sicherzugehen, dass die andere Sterbliche nicht irgendwo hier unterwegs war. Wie hieß sie doch gleich? Darcy. Aber die Luft war rein und so beschloss er, nach rechts abzubiegen. Einige Sterbliche kamen ihm entgegen, die ihn aber nicht beachteten. Auf den Straßen war nicht viel los, nur ab und zu fuhr ein Wagen vorbei. Loki blieb stehen, als ein ziemlich großes Gefährt von hinten heran fuhr, weiter vorne links auf einen größeren Platz einbog und dort parkte. Interessiert ging er näher heran.

„Interessant...“, kommentierte der Schwarzhaarige, als das Gefährt sich öffnete und viele Sterbliche daraus hervor quollen.

Loki schätzte, dass sie von weiter weg waren, denn der Fahrer des Gefährts öffnete nun einen Bereich seiner Maschine und holte große Koffer und Taschen daraus hervor, die die Reisenden nun entgegen nahmen.

„Es wäre ja gelacht, wenn ich das nicht hinbekäme...“

Der Magier ging zu dem Platz hinüber und sah sich um. Am Rand stand ein kleines Gebäude, das einige der Sterblichen nun aufsuchten und er folgte ihnen. Drinnen angekommen blickte er sich erst einmal um. Zu seiner rechten sah Loki eine Frau, die hinter einer Theke saß und einem Mann ein Heft reichte. Ihm gegenüber standen einige andere zusammen und blickten auf eine große Tafel. Loki ging dort hin und versuchte, zwischen den Köpfen hindurch einen Blick auf die Tafel zu erhaschen. Durch die Gespräche der Sterblichen fand er schnell heraus, dass es sich bei den Listen mit Namen und Zahlen wohl um einen Plan für die Abfahrten der großen Gefährte handeln musste.

„Besser als nichts...“

Loki verließ das Häuschen wieder und sah sich um. Der Wagen von gerade eben, die Sterblichen nannten es Bus, stand nach wie vor auf dem Platz. Er zuckte mit den Schultern ging hinüber und betrat nach dem Fahrer den Bus. Dieser hatte ihn nicht bemerkt. Wie auch, denn Loki hatte sich unsichtbar gemacht. Irgendwann würde er schon von diesem verhassten Ort wegkommen.
 

FIN



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Peacer
2012-02-20T21:20:09+00:00 20.02.2012 22:20
Es ist etwas unüberlegt, dass Thor Loki unter dem Geröll begräbt, aber Thor ist schließlich nicht dafür bekannt, viel und lange zu überlegen. Und dass er so nonchalant damit umgeht finde ich genial. Upps. xD
Wie er Loki dann auch überzeugt, finde ich cool. Wobei dieser mir ein bisschen zu viel keift. xD
Aber ich gebe ihm Recht, Jane finde ich auch nicht sonderlich bedrohlich. xD
Mmh, ich hätte vielleicht noch versucht, Heimdall zu kontaktieren, ehe sie sich an Loki wenden, um zurückzukehren.^^
Dann finde ich Thors Reaktion darauf, dass Loki ein Eisriese ist, ein bisschen schwach. Das hätte ich vielleicht noch ein bisschen ausgebaut, dass ihm daraufhin einiges klar wird, er sich vielleicht wundert, wieso Loki dann Jötunheim zerstören wollte, ihm erklärt, dass er in seinen Augen trotzdem noch immer sein Bruder ist etc.^^
Mich wundert es auch etwas, dass Loki seine Eisriesenform annimmt, um zwischen den Welten zu reisen. So hätte ihm dann ja schon eher auffallen müssen, dass er kein Ase ist.^^
Und warum Loki nicht einfach von Midgard verschwindet, wenn es ihm da so schlecht gefällt, ist mir auch schleierhaft, wobei ich die Idee mit dem Bus aber gut finde. Ich mag, wenn Loki seine Magie anwendet, um die Sterblichen zu hintergehen. xD

Alles in allem bedanke ich mich noch einmal für die wundervolle, lange Geschichte. Es hat sehr viel Spaß gemacht, sie zu lesen, und wie Loki Jane in die Irre führt war einfach genial.^^
Ich finde Loki zwar noch ein bisschen zu nett, aber das mag auch daran liegen, dass ich ihn so böse geschrieben habe. Ich denke, das liegt im Auge des Betrachters.^^
Auf jeden Fall habe ich mich sehr über die Geschichte gefreut. Vielen Dank. <3


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