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Eiskalter Engel

Loki/Jane Foster
von

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Asgard

„Du kannst mir wirklich vertrauen.“, meinte Loki.

Darcy stand ihm gegenüber und sah ihn misstrauisch an. Sie hatte irgendwann am Nachmittag angefangen, ihn mit ihren Blicken zu piesacken und hatte hin und wieder versucht, Jane von ihrer Idee abzubringen. Mittlerweile war die Studentin ehrlich besorgt, aber Jane hatte sie nicht mal eines Blickes gewürdigt, als sie ihr ihre Bedenken vortrug. Loki und seine Kontrahentin befanden sich gerade im Gebäude, während die Physikerin in ihrem Wohnwagen zugange war. Mittags war sie in die Ortschaft gefahren und hatte alles Nötige geregelt, ohne genau darauf einzugehen, wo sie überhaupt hin wollte. Und Darcy würde eh die ganze Zeit da bleiben, von daher konnte gar nichts schief gehen. Jetzt kam sie zurück ins Labor.

„Also ich wäre dann so weit.“, sagte Jane.

Loki und Darcy drehten sich zu ihr um und betrachteten dann interessiert die Reisetasche, die die Forscherin dabei hatte.

„Jane, meinst du wirklich, dass du das alles brauchst?“, fragte die Studentin, „Du bist doch nur ein paar Tage weg.

„Ich werde ja immerhin ein paar Tage wegbleiben und zwischendurch möchte ich schon mal die Kleidung wechseln. Außerdem weiß man ja nie, wo man hinkommt.“

Sie beendete den Satz flüsternd und wagte nicht, den Schwarzhaarigen anzuschauen. Dieser sah zwischen den Frauen hin und her und räusperte sich dann.

„Darcy hat Recht.“, erklärte er dann, „Möglicherweise wird Odin dir nur für ein paar Tage gestatten, in Asgard zu bleiben. Wir sind Fremden gegenüber meist sehr vorsichtig.“

Das war eine glatte Lüge. Loki ging davon aus, dass Jane sofort lebenslängliches Bleiberecht bekommen würde, vor allem, wenn Thor sich für sie einsetzte.

„Wir sollten langsam los, meinst du nicht?“, fragte die Physikerin den jungen Mann.

Und tatsächlich hatte sich die Sonne bereits auf dem Weg gen Horizont gemacht. Es würde nicht mehr lange taghell bleiben.

„Na gut. Wir sollten aber irgendwo hingehen, wo uns möglichst niemand sieht.“, meinte Loki.

„Ah, dann ist die Wüste vermutlich am besten.“, sagte Jane.

Sie gingen hinaus und die Forscherin setzte sich ans Steuer, nachdem Darcy sich geweigert hatte, den Wagen mit den merkwürdigen Sendern auf dem Dach zu lenken. Sie erinnerte sich noch sehr gut an das erste Mal, als sie das Fahrzeug gesteuert hat. Dabei hatte sie Thor über den Haufen gefahren und gab hinter Jane die Schuld daran. Letztere steckte nun eilig den Schlüssel ins Zündschloss und ließ den Wagen an. Loki hatte mit Darcy auf der Rückbank Platz genommen und sah nun interessiert aus dem Fenster. Es war das erste Mal, dass er etwas mehr von dem verschlafenen Städtchen zu Gesicht bekam. Viel war nicht los auf den Straßen und nach etwa einer viertel Stunde kamen sie an das andere Ende der Stadt, wo sich eine breite Straße in die Prärie hinausschlängelte. Jane fuhr einige Kilometer und bog dann auf einen Feldweg ein, der scheinbar ins Nirwana führte.
 

~
 

Bunte Schwaden zogen am Firmament dahin und einzelne Sterne funkelten herab. Er stand auf halbem Wege zum Rande Asgards und blickte ins Nichts, beschienen von einer Ansammlung von Sonnen in seinem Rücken. Heimdall stand schon seit Urzeiten dort, wo die Regenbogenbrücke zum Bifröst führte. Jenes sagenumwobene Gerät war vor einiger Zeit zerstört worden und der Weg nach Midgard, die Welt der Sterblichen, war den Asen verwehrt worden. Der Wächter, der jahrelang diesen Zugang im Auge behalten hatte und nun die abschließenden Wiederaufbaunahmen des Bifröst überwachte, hatte seine Blicke oft nach Midgard gerichtet, um Jane, eine junge Sterbliche zu beobachten. Jetzt war er ehrlich besorgt und machte kehrt. Eilig trugen ihn seine Füße in die Stadt der Unsterblichen, der alles überragende Palast war sein Ziel. Manchmal hatte sich Heimdall schon gewünscht, dass Odin ihm einen Stall mit einem Pferd darin beim Bifröst gewährte. Ab und zu hatte er auch darüber nachgedacht, wie es wäre, solche Kommunikationsapparate zu besitzen, wie sie die Sterblichen auf Midgard nutzten. Jetzt wurde ihm wieder deutlich, wie sinnig seine Wünsche und Überlegungen waren. Der Wächter erreichte die Stadt im Eilschritt und hielt den ersten Bürger zu Pferde auf, um ihm sein Reittier abzunehmen.

„Ist ein Notfall!“, erklärte er dem verdutzten Reiter, stieg auf und trieb das Tier zur Eile an.

Heimdall musste Thor sofort warnen und ihn über die neue Situation in Kenntnis setzen. Dass Loki etwas im Schilde führte, war ihm bewusst, seit er den Spross der Eisriesen bei Jane entdeckt hatte. Anfangs hatte der Wächter gezögert, aber als Loki mit Jane ein Gespräch über Asgard und Wege ins ewige Reich geführt hatte, war er sich sicher, dass der Frau große Gefahr drohte. Die Wachen am Portal des Palastes versperrten ihm nicht den Weg und schnell hatte Heimdall den Weg in die Speisehalle bewältigt. Im Zweifelsfalle würde er dort auf Volstagg treffen, der ihm sicher sagen konnte, wo der Thronfolger sich momentan befand. Aber der Wächter hatte Glück, Thor selbst befand sich im Raum und führte gerade ein angeregtes Gespräch mit seinen Freunden. Heimdall ging zu ihm hinüber und flüsterte dem Blondschopf etwas ins Ohr. Das Lächeln auf Thors Gesicht ließ etwas nach.

„Natürlich, wir können kurz rausgehen.“, erwiderte Thor.

Heimdall folgte ihm hinaus und sagte:

„Wir sollten vielleicht gleich zu Odin gehen.“

„Guter Freund, was ist los?“

Der Thronfolger klang nun besorgt und Heimdall erzählte ihm von seinem Stiefbruder.

„Bist du sicher, dass es Loki ist?“

Thors Stimme klang gefasst, aber innerlich machte er einen Freudensprung. Sein Bruder war wieder aufgetaucht und schien gesund und munter zu sein. Lange Zeit hatte Thor über Lokis Verschwinden getrauert und war davon ausgegangen, dass er ihn nicht mehr wieder sehen würde. Und nun kam Heimdall mit dieser frohen Kunde. Doch der Wächter schien nicht so optimistisch zu sein, wie er selbst.

„Was ist denn los?“, hakte Thor nach.

Sie betraten den Thronsaal, hinter dem die Gemächer von Thors Eltern lagen. Odin saß nicht auf seinem Thron, sondern stand an einer Balustrade, von der man auf das Reich hinab sehen konnte. Die beiden Männer eilten auf ihn zu und Heimdall kniete vor dem Herrscher nieder.

„Mein König, ich bringe schlechte Nachricht.“, erklärte Heimdall.

Schlagartig verfinsterte sich Thors Gesicht.

„Wie kannst du von schlecht sprechen?“, fragte er und kam so seinem Vater zuvor.

Der Blondschopf war ehrlich wütend über Heimdalls Frechheit, Lokis Wiederauftauchen als „schlechte Kunde“ zu bezeichnen. Doch der Wächter beachtete ihn nicht und stand auf, als Odin ihm einen Wink gab.

„Sprich!“, forderte der König ihn auf.

„Loki ist auf Midgard.“

Auch Odins Gesicht hellte sich nun merklich auf.

„Ist das wahr?“, fragte der Herrscher nach, „Mein Sohn ist in der Welt der Sterblichen? ... Aber das ist doch eine frohe Botschaft!“

„Ich fürchte nicht.“, meinte Heimdall und neigte demütig das Gesicht, „Er hat eine Sterbliche namens Jane Foster kennen gelernt und führt sie in die Wüste.“

Thor schnappte hörbar nach Luft, während Odin andererseits nicht zu wissen schien, wer das war.

„Sie ist die Frau, die mir damals in Midgard geholfen hat.“, erklärte Thor, als er den verwirrten Gesichtsausdruck seines Vaters sah.

„Ach ja, du hast mir von ihr erzählt. Heimdall, berichte uns, was du gesehen hast!“

„Nun ...“, begann der Wächter, „Ich habe die Welten durchforscht, wie ich es seit jeher tat und meine Blicke schweiften immer wieder nach Midgard. Alles schien wie immer zu sein in dem Ort, in dem Jane Foster lebt, doch dann verspürte ich eine Unruhe und dehnte meine Blicke auf die nähere Umgebung aus. Und dort war Loki, schwach und dem Tode nahe.“

König und Thronfolger wirkten alarmiert bei dem letzten Satz doch Heimdall konnte sie beruhigen. Er fuhr mit seiner Geschichte fort und erzählte von dem Gespräch zwischen Loki und Jane. Als der Wächter geendet hatte, sah er Odin und danach Thor an. Kein Muskelzucken verriet, was er dachte. Anders als bei Vater und Sohn. Eine innere Erregung hatte von beiden Besitz ergriffen und Heimdall schätzte, dass sie seine Vermutung, Loki führe etwas im Schilde, nicht teilten.

„Vater, ich bitte um die Erlaubnis, nach Midgard reisen zu dürfen.“

Die Worte sprudelten geradezu aus dem Mund des Thronfolgers und in voller Erwartung einer Zusage sah Thor Odin ins Gesicht.

„Aber, aber!“, antwortete der König, „Ich kann deinen Enthusiasmus verstehen, mein Sohn. Doch der Bifröst ist noch nicht richtig funktionstüchtig. Eine Reise nach Midgard scheint gar nicht möglich zu sein.“

Heimdall blickte zwischen den beiden hin und her. Es stimmte, was der Herrscher gesagt hatte. Der Bifröst war zwar wieder errichtet worden und soweit auch fertig. Bisher hatte man die Apparatur aber nicht getestet und es war daher fraglich, ob sie funktionierte.

„Wie lange willst du noch warten?“, fragte Thor, „Irgendwann müssen wir es ausprobieren!“

„Du hast Recht. Aber ich bin nicht gewillt, meinen einzig verbliebenen Sohn auf die Reise zu schicken und ihn womöglich auch noch zu verlieren.“, erklärte Odin mit lauter Stimme, „Ich sage nein, so gern ich Loki wieder sehen würde. Ganz abgesehen davon scheint er ja selbst einen Weg zurück zu uns zu suchen. Dein Bruder ist Magier, es wird ihm bestimmt gelingen.“

„Aber Vater ...!“

„Das ist mein letztes Wort! Keine Widerrede!“

Thor zog den Kopf ein, während Heimdall sich noch einmal vor dem Herrscher verbeugte und sich dann auf den Weg zu seinem Platz auf der Regenbogenbrücke machte. Der Wächter hatte den Thronsaal gerade verlassen, als er Schritte hinter sich hörte.

„Es tut mir leid.“, meinte er, als der Blondschopf ihn eingeholt hatte.

„Na ja, ich kann es verstehen. Ich bete dafür, dass Loki nach Asgard findet.“, antwortete Thor.

„Ich bezweifle, dass er wirklich hierher kommen möchte.“, brummte Heimdall.

„Ach, du hast meinem Bruder immer misstraut.“

„Zu Recht.“

„Ja. ... Kannst du für mich nach Midgard blicken und mir sagen, was weiter geschieht?“, fragte der Thronfolger.

„Gerne.“

Die Männer verließen den Palast.
 

~
 

Die Sonne stand bereits über dem Gebirge in der Ferne, als Jane den Wagen im Nirgendwo anhielt. Sie seufzte und kletterte dann aus dem Gefährt. Loki und Darcy folgten ihr. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.

„Und nun?“, fragte die Physikerin in die Runde.

Sie hatte ihre Reisetasche aus dem Wagen geholt und war dann zu den beiden anderen getreten. Jetzt sah sie Loki erwartungsvoll an.

„Es ist eigentlich ganz einfach. Du gibst mir deine Hand, ich konzentriere mich und im Handumdrehen werden wir da sein. Wichtig ist aber, dass du mich auf dem Weg nicht loslässt, sonst könntest du verloren gehen.“, erklärte er.

„Ah ja. Aber du kennst den Weg?“, fragte Darcy.

Der junge Mann wusste erst nicht, ob die Frage ernst gemeint war. Er war schon mehrmals zwischen den Welten gereist und war bisher nie falsch abgebogen. Und außerdem würde die Studentin ja sowieso nicht mitkommen, also konnte ihr es doch egal sein. Loki beschloss, den kleinen Angriff gegen seine Fähigkeiten zu ignorieren.

„Ja. ... Es ist ja nicht mein erstes Mal.“, antwortete er.

„Und du musst keine Zauberformeln aufsagen?“

„Darcy, lass gut sein. Ich habe mich entschieden.“, meinte Jane.

„Ich wollte nur sichergehen. ... Versprich mir, dass du bald wieder zurückkommst, okay?“

„Klar. Vielleicht kannst du ja nachkommen.“

Die letzten Worte waren eher an Loki gerichtet.

„Natürlich. Das sollte eigentlich kein Problem sein.“, antwortete dieser, „Ich müsste mich nur eine Weile ausruhen, bevor ich wieder hierher kommen könnte. Dann könnte ich dich ebenfalls nach Asgard bringen.“

Das war glatt gelogen. Für Loki war es ein Leichtes, mehrmals hintereinander zu verschiedenen Welten zu reisen. Aber das mussten die beiden Frauen ja nicht wissen. Darcy ihrerseits sah wenig erpicht darauf aus, auf einen anderen Planeten zu reisen.

„Na ja, wir sollten dann langsam los.“, meinte Jane.

Sie entfernte sich mit ihren Begleitern etwas vom Wagen. Die Sonne streifte mittlerweile den Horizont und es würde Nacht sein, wenn Darcy in Puente Antiguo ankam.

„Darf ich?“, fragte Loki und zeigte mit der Hand auf Janes Reisetasche.

Die Physikerin zögerte kurz, reichte ihm dann aber ihr Gepäck. Er war doch ein Gentleman, genauso wie Thor.

„Und nicht vergessen. Du darfst meine Hand nicht loslassen.“

Die beiden verschränkten sogar ihre Finger ineinander. Jane fühlte nun doch ein mulmiges Gefühl in sich aufsteigen und Darcys skeptischer Blick trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Doch es half nichts. Wollte sie Thor wieder sehen, musste sie Loki vertrauen.

„Keine Angst, es tut nicht weh.“, murmelte er ihr zu, „Schließ die Augen.“

Jane gehorchte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, aber anfangs geschah nichts Weltbewegendes. Dann spürte sie, wie es eiskalt ihren Arm hinauflief und sie war beunruhigt. Nichts war zu hören, auch Loki nicht, dessen ruhiges Atmen eben noch deutlich zu hören war. Die Forscherin wagte nicht, die Augen zu öffnen. Sonst wäre ihr aufgefallen, dass sich ihr Begleiter verändert hat. Lokis Haut war blaugrau angelaufen, seine Eisriesengene kamen an die Oberfläche. Der junge Mann konzentrierte sich darauf, sie beide schnell an ihr Ziel zu bringen. Er konnte keine Zeit damit verschwenden, über die Folgen nachzudenken, wenn Jane ihn jetzt ansah. Noch einen kurzen Augenblick, dann gab es einen Ruck und sie waren am Ziel. Die Physikerin öffnete die Augen und sah sich um. Merkwürdig, wo war Loki denn hin? Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie ihn losgelassen hatte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihre rechte Hand nach wie vor kalt war.

„Loki?!“, rief sie unsicher.

Ihr Begleiter war weit und breit nicht zu sehen und auch Janes Reisetasche war wie vom Erdboden verschluckt. Sie blickte sich um, vielleicht lag Loki ja irgendwo verletzt auf dem Boden. Doch er war nirgends zu sehen. Stattdessen breitete sich vor Jane eine karge Ödlandschaft aus. Aus Löchern im Boden stieg Rauch auf und die Forscherin glaubte, darin sogar etwas glühen zu sehen. Einer Sache war sie sich aber sicher: Das hier war definitiv nicht Asgard.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Peacer
2012-02-20T19:07:11+00:00 20.02.2012 20:07
So langsam wird es spannend. Loki kann man einfach nicht trauen, hehe. xD
Ich mochte auch, dass Thor, und vor allem Heimdall, auch einen Auftritt hatten. Und dass Darcy misstrauisch ist. xD
Ich finde es auch sympathisch, wie Thor und Odin sich über Lokis Wiederauftauchen freuen, selbst nach demganzen Unheil, welches er vor seinem Verschwinden angerichtet hat. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass sie nicht nachtragend sind.
Nur Odins "Ach ja, du hast mir von ihr erzählt." hat mich irgendwie gestört, ich kann ihn mir nicht so recht vorstellen, wie er das sagt. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er Jane vergessen hätte, wenn Thor ihm von ihr erzählt hat. Aber nun gut. =)



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