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Bis dass der Tod uns scheidet...

von

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Die Methoden des XX

Mehr oder weniger zufrieden betrachtete Sasori das Blatt mit dem ersten ernsthaften Profilentwurf. Er hatte den ganzen Tag daran gearbeitet. Er durfte sich einfach nicht so ablenken lassen, dann schaffte er auch so einiges. Vielleicht mochte es auch daran liegen, dass Hidan die Einkäufe erledigte und Deidara im Atelier arbeitete und er, endlich, mal wieder ein bisschen Ruhe hatte. Er las sich die Worte noch einmal durch:
 

„Bei dem Gesuchten, der sich selbst 'XX' nennt, handelt es sich um einen intelligenten Mann, der eine Arbeit im polizeilichen Bereich hat. Er kennt sich mit den Gepflogenheiten an Tatorten aus, weiß keinerlei Spur zu hinterlassen und ist mit Sicherheitssystemen vertraut. Ich schließe aus, dass es sich bei 'XX' um eine Frau handelt, da er sich in der Vergangenheit vermutlich unter falschem Namen und wahrscheinlich auch Aussehen bereits gezeigt hat.
 

Da er vor Jahren unerkannt reiste, ist er entweder unter seinem richtigen Namen gereist, was ich persönlich jedoch ob seiner Bemühungen zur Tarnung für höchst unwahrscheinlich halte, oder aber er reist mit falschen Papieren. Das bedeutet, dass er Kenntnisse in der Fälschung solcher Dokumente besitzen muss.
 

Er gibt an, sowohl Deidara als auch mich zu kennen. Doch bisher ergaben unsere Ermittlungen in der Richtung keinerlei übereinstimmende Erinnerung an eine solche Person, die uns beiden bekannt ist. Das wiederum lässt mich nur zu einem Schluss kommen: Er muss sich als zwei verschiedene Personen zu unserem Leben Zugang verschafft haben. Personen, die der jeweils andere nicht kannte. Ich muss im Grunde also nach diesem Stand der Dinge aufhören, nur nach einer Person zu suchen, sondern mich auf möglicherweise zwei, oder vielleicht sogar noch mehr, Personen umsehen.
 

'XX' scheint einen persönlichen Groll gegen mich zu haben, da er stets bemüht ist mich in die Irre zu führen und immer wieder Streit und Unfrieden provoziert. Ich kann über die Gründe dafür leider nur spekulieren im Moment. Mir ist nicht klar, was er damit bezwecken will. Ich bin geneigt zu sagen, dass ich mich von dem Begriff 'Stalker' verabschieden sollte. Dieses Handeln und Agieren geht weit über das Maß hinaus, in dem sich ein Stalker für üblich bewegt.
 

Er scheint es geschafft zu haben in verschiedenen Rollen aufzutauchen, ohne dabei eine Ähnlichkeit zu einer anderen zu hinterlassen. Es ist erstaunlich, wie überzeugend er in jeder einzelnen zu sein schien. Entweder er ist ein begnadeter Schauspieler, oder aber er hat schizophrene Züge. Ich werde beiden Schlussfolgerungen nachgehen: ich werde mich einerseits über Schizophrenie erkundigen. Andererseits habe ich da eine vage Erinnerung, dass in manchen Polizeibehörden durchaus verdeckte Ermittlungsarbeit akribisch mit falschen Identitäten betrieben wird. Auch dem werde ich nachgehen.
 

Was mir nach wie vor ein Rätsel und ein Dorn im Auge ist, das sind die Tatsachen, dass er sich erstens scheinbar frei im Haus bewegen kann, zweitens seine Taktiken ändert und mir drittens immer einen Schritt voraus ist, gar vorher zu wissen scheint, was als nächstes passiert.
 

Da Deidara, Hidan und ich im Moment größtenteils unter uns sind und kaum Kontakt nach draußen haben, ist es ihm kaum möglich uns persönlich zu observieren oder zu kontaktieren, so wie er es damals zu tun gepflegt hat. Einen weiteren Mord hat es nun auch schon seit Längerem nicht gegeben, wofür allerdings diese ständigen Provokationen zugenommen haben. Ich vermute, dass er uns so lange reizen will, bis ich meine Arbeit hier aufgebe.
 

Wieso er allerdings so viel weiß, das bereitet mir Sorgen. Ein paar wichtige Teile fehlen mir noch im Puzzle. Selbst das Buch hat mir nur geringfügig weitergeholfen. Aber eines ist mir klar: Wie auch immer er es schafft uns so zu observieren, er scheint eine Schwäche dafür zu haben Macht über die Situation zu besitzen. Möglicherweise könnte das eine Schwachstelle sein, die ich ausnutzen kann. Ich halte diese Aufzeichnungen unter Verschluss, damit ich sichergehen kann, dass niemand sie zu Gesicht bekommt. Den Schlüssel für die Schublade werde ich stets bei mir tragen. Als Kette um meinen Hals.“
 

Er lächelte. Mal sehen ob dieser „XX“ so gerissen war, wie er sich gab. Wenn sie verwanzt waren oder vielleicht sogar die Wohnung mit Kameras ausgestattet war, was die einzig logische Möglichkeit war, wie dieser Kerl so viel wissen konnte, dann würden seine Arbeit an dem Profil sicherlich gesehen worden sein. Wer also auch immer versuchen würde ihm vielleicht diesen Schlüssel abzunehmen, um es zu lesen, der machte sich immens verdächtig. Es war vielleicht nicht die intelligenteste Falle, aber irgendetwas musste er versuchen. Und sich dumm stellen und einen Köder auswerfen war immerhin besser als gar nichts.
 

Sasori legte das Dokument in die Schreibtischschublade, verschloss diese und band eine Kordel um den dazugehörigen Schlüssel, die er sich anschließend um den Hals band und unsichtbar unter seinem Shirt verschwinden ließ. Er sah auf die Uhr. Es war bereits nach fünf am Nachmittag. So langsam knurrte sein Magen und er entschloss sich, sich eine Kleinigkeit zu Essen zu holen. Auch auf die Gefahr hin Deidara wieder über den Weg zu laufen. Nach der Aktion und dem Streit heute morgen war ihm gar nicht danach.
 

Er spähte aus dem Zimmer, aber niemand war zu sehen. Auf leisen Sohlen huschte er in die Küche, in der ebenfalls niemand war. Sein Arm tuckerte ganz schön unter dem Verband. Aber alles war besser, als diese abgrundtiefe seelische Niedergeschlagenheit, die ihn dazu getrieben hatte. Rasch stand er vor dem Kühlschrank und öffnete die wuchtige Tür. Knurrend musste er feststellen, dass Hidans Einkäufe mehr als überfällig waren. Gähnende Leere begrüßte ihn spöttisch. Da hatte er schon einmal Hunger und dann war nichts da!
 

Seufzend warf er die Tür wieder zu und sprang erschrocken einen Schritt zur Seite, als Deidara plötzlich dahinter auftauchte: „WAH!“ Normalerweise hätte er dem Blonden böswillige Absicht unterstellt, doch das toternste Gesicht ließ ihn diesen Vorwurf runterschlucken. Nicht einmal die Spur eines Grinsens oder Lächeln war zu sehen, statt dessen ertönte die ernste und belegte Stimme des Künstlers: „Ich möchte mit dir reden.“ Sasori trat noch einen Schritt zurück, musterte sein Gegenüber skeptisch und stieß an die Küchenzeile, ehe er raunte: „Worüber?“
 

Skeptisch beobachtete er, wie Deidara die Arme vor der Brust verschränkte und seufzte. Die Augen waren gerötet. Er... hatte geweint. Das Blau fixierte ihn, während der Blonde sprach: „Ich möchte hier in aller Deutlichkeit etwas klarstellen. Ich habe dich nie, nie!, gehasst! Und ich mache mir Sorgen um dich. Vielleicht habe ich damals weggeschaut, aber das ist passiert und, so Leid mir das wirklich tut, ich kann es nicht ändern! Aber ich habe zwei Augen im Kopf und sehe, dass es dir nicht gut geht und es macht mich wahnsinnig, dass es meine Schuld ist! Okay? Ich bin völlig fertig! Nicht nur, dass dieser Bekloppte mein Leben versaut, nein! DU... ich kann verstehen, dass du mich verachtest und ich kann verstehen, dass du zutiefst verletzt bist! Aber ich flehe dich an: Hör auf so vehement zu versuchen mir das alles heimzuzahlen...“
 

Sasori schluckte schwer und blickte aus dem Fenster. Rächte er sich wirklich? Quälte er Deidara wirklich so sehr? Er seufzte leise: „Hör mal, ich glaube das ist für uns beide nicht einfach. Ja! Mir geht es auch nicht gut, okay? Aber es lag nicht in meiner Absicht dir irgendetwas heimzuzahlen. Ich wollte einfach nur meinen Job machen und danach gehen. So tun, als sei nie etwas gewesen. Das Einzige was ich will, ist das alles einfach endlich zu vergessen. Aber der Kerl provoziert mich ständig...“ - „Er provoziert uns beide, Sasori. Und so lange wir keinen Frieden schließen wird er es immer wieder schaffen und wir schlagen uns irgendwann die Köpfe ein. Akzeptieren wir die Vergangenheit, wie sie passiert ist und begraben, zumindest vorerst, das Kriegsbeil.“ Der Rothaarige sah auf, seufzte abermals: „Deidara... ich...“
 

Der Blonde trat an ihn heran und stand direkt vor ihm. Er blickte auf und sah in die azurblauen Augen. Sein Gegenüber griff nach seiner Hand und drückte diese vorsichtig: „Sasori... ich weiß, dass du das nicht einfach alles vergessen kannst. Das ist mir klar. Aber ich wünsche mir wirklich von Herzen, dass du versuchst, dich bemühst mir zu verzeihen. Wir müssen uns nichts vormachen: es wird nie wieder so wie früher. Doch wir können jetzt und hier dafür sorgen, dass auch die schlechten Dinge uns nicht mehr verfolgen...“ Sasori zog vorsichtig seine Hand zurück, die jedoch von Deidara festgehalten wurde. Er sah auf und der Künstler kam noch ein Stück näher. Nur ganz leicht berührten sich ihre Körper.
 

Seufzend versuchte der Rothaarige den durchdringenden Blicken auszuweichen, schloss zitternd die Augen und hauchte: „Ich weiß nicht, ob ich es kann. Ich kann und will nicht versuchen mich mit dir zu vertragen, wenn hinterher doch wieder alles einbricht. Noch mag dir vielleicht etwas daran liegen... aber Deidara... Ich kann das nicht, wenn ich mir sicher bin, dass du dich noch erinnern wirst, wie sehr du mich und 'uns' verachtet hast. Wer kann mir sagen, dass das nicht alles wieder ausbricht und du deine Worte jetzt gar nicht so meinst?“ Der Blonde schüttelte leicht den Kopf, lächelte aber: „Das kann dir niemand sagen. Aber es besteht die gleiche Chance, dass ich auch in Zukunft dabei bleiben werde. Du musst mir vertrauen...“
 

Er legte eine Hand unter Sasoris Kinn und hob dessen Kopf so weit hoch, dass sie sich in die Augen sahen, als der Rothaarige seine wieder geöffnet hatte. Der Zweifel in den rotbraunen Augen war groß. Aber das war kein schlechtes Zeichen. Zweifel bedeutete, dass es nicht nur Ablehnung gab. Die weiche Haut unter seinen Fingern verursachte ein angenehmes Kribbeln in seinem ganzen Körper. Er seufzte leise. Es fühlte sich so schön an. So unglaublich gut und richtig! Sasori zitterte richtig unter seiner Hand und schien noch mehr hin- und hergerissen zu sein.
 

Er fuhr seine Finger aus und ließ seine Fingerkuppen vorsichtig über den warmen Hals gleiten, bis sie in die weichen, roten Haare tauchten. Ihm wurde schwindelig. Dieses Gefühl, dieser Geruch... Die Hand, die noch immer Sasoris Hand hielt, lockerte den Griff und strich sanft den Arm hinauf, bis sie die Schulter erreichte und dort locker verweilte. Er hauchte fast lautlos: „Bitte vertraue mir und versuche mir zu verzeihen... Bitte!“
 

Sasori schloss seine Augen und war kaum in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Etwas in ihm WOLLTE vertrauen. Wollte, dass das hier nicht aufhört. Wollte verzeihen. Sein Herz wollte das. Doch KONNTE sein Verstand das? Konnte dieser vergessen, um vergeben zu können? Langsam öffnete er seine Augen wieder und bemerkte, wie nahe sie sich wieder einmal waren. Unruhig und aufgeregt schlug sein Herz in seiner Brust. Er wehrte sich nicht, als er den Druck der Hand in seinem Nacken spürte, die seinen Kopf nach vorne schob. Wehrte sich nicht sofort.
 

Nein! Das war zu viel, das ging nicht und das war nicht das, worauf das hier hinauslaufen sollte! Er hob seine Hände und schob Deidara kopfschüttelnd von sich: „Nicht... bitte. Das ist nicht richtig... ich kann dir keine Antwort geben. Ich weiß es einfach nicht... Ich brauche Zeit und die haben wir im Moment wegen diesem Spinner einfach nicht.“ Enttäuscht nickte Deidara und trat einen Schritt zurück: „Entschuldige, ich bin zu weit gegangen. Aber... danke, dass ich dich berühren durfte. Das hat gut getan...“
 

„BING“
 

„AB INS WOHNZIMMER! ABER DALLI!“
 

Sasori seufzte, rang sich aber ein hauchfeines Lächeln ab: „Der Brüllaffe ist zurück...“ Schmunzelnd nickte der Blonde: „Komm, schauen wir mal, was er jetzt schon wieder hat.“ Die zwei verließen die Küche und gingen durch den Flur bis ins Wohnzimmer, wo Hidan zwei riesige Tüten mit den eingekauften Sachen aufs Sofa gestellt hatte und Sasori eine schwarze DVD-Hülle zuwarf: „Mal wieder 'Fanpost'.“
 

Der Rothaarige betrachtete die Hülle. Von außen war sie einfach nur schwarz, sonst war nichts zu sehen. Er öffnete sie und Deidara schluckte schwer neben ihm: „Kacke, jetzt schickt der auch noch Filme?!“ Auf der DVD lag ein Zettel, den Sasori aus der Hülle nahm, auseinanderfaltete und wieder für alle hörbar vorlas:
 

„Mein Deidara!
 

Ich habe hier ein Geschenk für dich! Es ist ein Mitschnitt, der mit einem Interview beginnt, das euch allen noch gut in Erinnerung sein dürfte...
 

Zumindest diesem Schnüffler und deinem hirnamputierten Manager.
 

Erkenne die Wahrheit und staune über das, was Wirklichkeit ist! Du wirst schon sehen, dass ICH alleine deine Liebe verdiene!
 

Vorhang auf und viel Vergnügen!
 

~XX~“
 

Seufzend legte er den Brief auf den Couchtisch und sah sich etwas irritiert um: „Wo kann ich denn die DVD...?“ Hidan rupfte ihm die Hülle aus der Hand, drückte auf einen Knopf der Fernbedienung, die in seiner anderen Hand lag und ging triumphierend zu dem Player, der aus der Decke kam: „So hirnamputiert bin ich nicht! Setzt euch, ich kümmere mich um die Technik.“
 

Während Deidara und Sasori auf dem Sofa Platz nahmen, hämmerte der Manager auf ein paar Knöpfen herum, bis schließlich die Leinwand und der Beamer unten und das Zimmer abgedunkelt war. Er legte die DVD ein und setzte sich zu den beiden anderen, ehe er theatralisch auf „Play“ drückte. Der Player rappelte leise und las die DVD ein. Auf der Leinwand erschien die Kulisse eines Fernsehstudios.
 

{Flashback}
 

Die Lichter schalteten sich ein und beleuchteten die Kulisse. Zwei bequeme Sessel standen um einen kleinen Glastisch, auf dem zwei frische Gläser Wasser standen. Im Hintergrund sollten künstliche Pflanzen für eine wohnliche Atmosphäre sorgen. Die zwei verschachtelten Wände dahinter waren in einem dezenten, hellen Gelb gehalten, auf dem das Logo der Sendung prangerte: „Kulturtalk“. Eine Mischung aus billiger Talkshow mit der Ambition, auch die kulturell gebildeten Zuschauer für Geschwätz aller Art zu begeistern und die kulturell Desinteressierten für Kunst und Literatur zu begeistern.
 

Im rechten Sessel saß eine junge, übertrieben freundlich lächelnde Moderatorin, die mit feuerroten Lippen von ihrem mausgrauen Kostüm abzulenken versuchte. Im linken Sessel saß Deidara und wirkte lächerlich fehl am Platz mit seinem extravaganten Outfit, das er von einem Designer hatte, der ihm von Tobias vorgestellt worden war.
 

Fast ein Jahr war Sasoris Suizidversuch nun her und sie hatten sich wieder zusammengerauft. Zumindest so etwas ähnliches. Viel eher hatten sie sich nebeneinander her auseinandergelebt. Die Oberschule hatten sie endlich hinter sich und Deidara wollte mit Hilfe dieser Sendung seine anfänglichen Erfolge in Europa ausweiten. So war er mit Sasori, der noch auf einen Studienplatz wartete, nach Frankreich gereist, um das TV-Studio zu besuchen.
 

Und nun saß er hier. Der Kopfhörer in seinem Ohr würde ihm das merkwürdige französische Gebrabbel übersetzen. Die rote Lampe an der Kamera sprang an und ein Mann dahinter sagte irgendetwas. Die Moderatorin fing an ihre Begrüßung zum Besten zu geben und ihn vorzustellen, wie er dem Knopf in seinem Ohr entnahm. Er war nur froh, dass das keine Livesendung war und er bei einem möglichen Patzer nicht als Volldepp für zig Millionen Leute zu sehen sein würde.
 

Dann wandte die Frau sich ihm zu und stellte ihre erste Frage. Sie wollte wissen woher er kam und wie seine Karriere begann. Deidara lächelte freundlich und erklärte: „Ich bin aus Japan und dort begann alles. In der Mittelschule habe ich meine Begeisterung für Kunst bereits entdeckt gehabt und meine gesamte Freizeit für diese Passion genutzt. Nach den ersten Ausstellungen in der Mittel- und schließlich in der Oberschule wurden ein paar Arbeiten verkauft und die lokale Presse berichtete darüber. Und bald schon wurden meine Werke in der Bibliothek und an anderen öffentlichen Orten von Tokio gezeigt, wo mein Manager auf mich aufmerksam wurde, sowie durchaus bekannte Kunstsammler und -kenner. So fing alles an.“
 

Die Moderatorin lächelte zuckersüß, vermutlich weil sie kein Wort verstanden hatte, und nickte, ehe sie ihre zweite Frage stellte. Dieses Mal wollte sie wissen, was er nun in Zukunft tun wollte. Wieder antwortete Deidara brav: „Ich habe die Oberschule jetzt abgeschlossen und möchte gerne auch in Europa Fuß fassen. Vielleicht schaffe ich es irgendwann sogar in den USA bekannt zu werden, das würde ich mir sehr wünschen.“ Als nächstes fragte sie, ob er eine Muse hätte. Menschen die ihn begleiteten und inspirierten. Er lächelte: „Ich lasse mich von allem inspirieren. Alles kann musisch und inspirierend sein. Aber ich habe es stets zu nutzen gewusst und bin immer dran geblieben! Ich habe im Laufe der Zeit viele Menschen kennengelernt, die mich unterstützen und die mir immer zur Seite stehen. Aber vor allem einer: Tobias. Er hört mir zu, er organisiert mit meinem Manager alles und ist IMMER für mich da...“
 

Die Moderatorin sprang erschrocken von ihrem Sessel, als urplötzlich Sasori die Kulisse stürmte und dem Blonden eine schallende Ohrfeige verpasste: „Was erlaubst du dir eigentlich?!“ Wütend richtete Deidara sich auf und schubste seinen Freund von sich: „Was willst du eigentlich? DU guckst mich doch mit dem Arsch nicht mehr an, DU redest nicht mehr mit mir, DU willst nicht an meinem neuen Leben teilhaben und DU versuchst permanent mich einzusperren! Dein Kontrollwahn macht mich wahnsinnig!“ - „KONTROLLWAHN? Wenn du bei mir bist, dann schwärmst du nur noch von diesem Tobias! Gehst dich ständig mit ihm und deinen 'tollen' Freunden besaufen! Du willst immer nur, dass ich dir sage wie toll ich das finde, aber das tue ich nicht! Ich hasse es, okay?! Ich hasse diese Menschen, weil sie aus dir einen arroganten, egoistischen und realitätsfremden Vollarsch gemacht haben, der nur glücklich ist, wenn die Leute um ihn herum ihm in den Arsch kriechen, ob ihm das gut tut oder nicht! Ich! Mache! Mir! Nur! Sorgen!“
 

Aufgebracht packte Deidara Sasori am Kragen und fauchte: „Ich scheiß auf deine dämlichen Sorgen! Du machst dir keine Sorgen, du willst nur kontrollieren! Und schau dich doch an! Du gehörst nicht in meine Welt! Willst lieber studieren und ein spießiges Leben führen, uiiiii!“ Mit Tränen in den Augen stieß Sasori den Blonden weg, der unsanft einen der Sessel beim Sturz umriss. Der Rothaarige ging zu ihm und keuchte: „Scheiße! Ich habe ALLES für DEINEN Traum getan! Und DU warst nicht einmal bei mir, als ich mich eingeschrieben habe. Weißt du überhaupt WAS ich studiere?“ Vom Boden zischte es ebenso wütend zurück: „Keine Ahnung. Es interessiert mich auch nicht! Alles derselbe spießige Mist!“ - „Weißt du was? Wer auch immer du bist, Deidara jedenfalls bist du nicht mehr! Deidara war kein dämliches Arschloch!“
 

Der Blonde rappelte sich wieder auf und schubste Sasori: „Weißt du was?! Tobias hatte Recht! Mit allem! Du bist so ein Egoist! Dir passt es doch nur nicht, dass ich Freunde habe, die mich besser kennen und verstehen, als du! Die wissen, wie mein neues Leben ist und wie es funktioniert und die den nötigen Geist haben, um sich selbst in dieser Welt zu bewegen. Geh du doch zu deinem Studium! Mach nur! Ich werde NICHT mit dir zurückfliegen, sondern hier in Europa mit den anderen Urlaub machen! Und während ich weg bin kannst DU dir mal gepflegt überlegen, ob das, was du da so abziehst wirklich noch Liebe ist!“ - „WAS?!“ - „JA! Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du mich unterstützen! Aber das tust du schon lange nicht mehr! Das letzte Jahr bin ich sicherlich nicht mehr bei dir gewesen, weil ich noch so große Gefühle hatte! Mitleid, mehr war das nicht! Ich habe mich wegen deinem beschissenen Suizidversuch schuldig gefühlt! Und jetzt HAU AB und lass mich in Ruhe und professionell dieses Interview zu Ende bringen, sonst kannst du gleich zusehen, wo du bleibst!“
 

Plötzlich war Sasori ganz ruhig. Er sah Deidara in die Augen und hauchte: „Gut, wie du meinst. Machen wir Pause. Aber denke du auch mal drüber nach, ob du mich noch liebst... Daran habe ich so meine Zweifel...“ - „Ich auch, Sasori. Ich auch!“ Ohne ein weiteres Wort stürmte der Rothaarige von der Bühne und ließ Deidara zurück.
 

{Flashback Ende}
 

„MACH DAS AUS!“ brüllte Deidara und wischte sich die Tränen aus den Augen. „HIDAN!!! MACH DAS AUS!“ Der Angesprochene drückte auf „Stop“ und schnappte sich „unauffällig“ die Einkaufstüten. Er wollte nicht in der Nähe sein, wenn das passierte, was er befürchtete. Unschuldig flötete er: „Ich packe mal die Sachen aus...“ Eiligen Schrittes verließ er das Wohnzimmer, um in der Küche Deckung zu suchen.
 

Deidara sah Sasori an, der mit vor der Brust verschränkten Armen seinem Blich auswich. Ungläubig schüttelte er den Kopf und schniefte: „Bitte glaube mir, ich habe keine Ahnung, wieso ich so einen Scheiß geredet habe! Das...“ - „Lass doch gut sein. Ich habe es dir doch gesagt... Vergiss es einfach...“ - „Nein! Hör mir doch zu, ich erinnere mich da an etwas...“
 

{Flashback}
 

Deidara war aufgeregt. In einer Stunde würde sein Interview losgehen und das würde ein entscheidender Schritt sein. Irgendwie freute er sich auch darüber, dass Sasori mitgekommen war, auch wenn sie so viel Streit in letzter Zeit hatten. Wenn sie denn mal miteinander sprachen, dann endete es meistens in Meinungsverschiedenheiten. Immer wieder war er immens froh, dass er sich bei Tobias ausreden konnte.
 

Er seufzte und sah sich in seiner Garderobe um, als es klopfte. Tobias kam rein und gesellte sich lächelnd mit einer Tasse Tee zu ihm: „Na, großer Künstler. Schon aufgeregt?“ Er schloss die Tür und setzte sich neben den Blonden auf die kleine Couch, die in dem kleinen Raum stand. Deidara nickte: „Schon, ja. Danke für den Tee! Den brauche ich jetzt!“ - „Deine Lieblingssorte.“ - „Du bist der Beste!“ Er liebte diesen Tee. Sie tranken ihn immer zusammen.
 

Erst nach der halben Tasse schaute Deidara auf und seufzte: „Das beruhigt!“ Der Journalist mit der Sonnenbrille lächelte: „Wo ist eigentlich Sasori?“ Genervt knurrte der Blonde: „Sightseeing! Wollte ins Louvre! Guckt sich lieber andere Sachen an, als meine! Klassische Kunst, passt ja zu ihm...“ Er könnte sich schon wieder aufregen! Jedes Mal, wenn er mit Tobias beisammen saß und sie sich unterhielten wurden ihm die Augen geöffnet, wie wenig er noch mit Sasori eigentlich anfangen konnte. Der Brünette nickte: „Du solltest endlich mal Schluss machen. Seit fast einem Jahr leistest du eine Schuld ab, die dir nicht zuzuschreiben ist. Er hat sein Ziel erreicht: du bist bei ihm geblieben! Mach doch eine Beziehungspause und schau mal, wie gut es dir in der Zeit gehen wird. Ist doch nur fair...“
 

Deidara nickte: „Weißt du was? Das klingt gut! Eine Pause, damit wir uns mal klar werden können, ob das alles noch Sinn macht... Danke! Ohne dich würde ich das gar nicht schaffen!“ Der Brünette lächelte, doch hinter der Fassade verbarg sich ein diabolisches Grinsen, als er nickte: „Ich weiß, aber ich tu es gerne für dich.“
 

{Flashback Ende}
 

Sasori massierte sich die Schläfen. Diese verdammten Kopfschmerzen! Doch er konnte einen Gedanken nicht einfach abschütteln: Dieser Sir Tobi hatte mit KO-Tropfen gearbeitet, und dieser bescheuerte Journalist, mit dem er keine zwei Sätze in der ganzen Zeit gewechselt hatte, hatte immer wieder diesen Tee angeboten. Beide hatten ihre Augen hinter dunklen Gläsern versteckt. Der Name hatte eine frappierende Ähnlichkeit. Er sah den Blonden an und raunte erschöpft: „Ich glaube, dass dieser Tobias und dieser Sir Tobi... sie waren ein und dieselbe Person, Deidara...“ - „Was? Aber...?“ Sasori nickte: „Überleg doch mal. Die vermutlich versetzten Getränke, die Sonnenbrillen, die Namen... Er hat dich damals versucht persönlich zu kriegen! Als Sir Tobi, als Tobias und weiß Gott als sonst noch wer...“
 

Die Augen des Künstlers weiteten sich: „Du willst mir sagen, dass derselbe Kerl, der mich hier verfolgt, damals für unseren Streit gesorgt hat? Dass dieser Stalker sich als Tobias mein Vertrauen erschlichen hat und mich gegen dich aufgehetzt hat?“ Wieder nickte der Rothaarige: „Ich nehme es an. Und um nicht doch erkannt zu werden versucht er es jetzt auf diesem Weg.“ - „Aber... wieso hat er es nicht zu Ende gebracht damals?“
 

Seufzend stand Sasori auf und ging ein paar Schritte auf und ab: „Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Er ist damals so anders vorgegangen und doch bin ich mir ziemlich sicher, dass er es ist. Irgendetwas hat seinen Plan zunichte gemacht, aber ich weiß wirklich nicht was... Ich verstehe es nicht, er hatte dich doch...“ Seine Stimme wurde unbeabsichtigt traurig, obwohl er eigentlich gewohnt monoton und professionell bleiben wollte.
 

Kopfschüttelnd kam Deidara zu ihm und nahm erneut seine Hand: „Sasori, bitte glaube mir eines: so lange Tobias nicht da war und ich diesen Tee nicht getrunken habe, so lange habe ich mir immer Gedanken gemacht, wie wir das hinkriegen können. Ich wollte dich nie aufgeben und ich weiß wirklich nicht, wie er mir das alles einreden konnte. Er hat mich echt um den Finger gewickelt gehabt und... weißt du...“ - „Lass es doch endlich gut sein! Du hast es doch selber gehört... da war nichts mehr und...“ - „NEIN! Verdammt! Ich weiß es und da war immer etwas! Dieses Arschloch hat mich nur die ganze Zeit manipuliert, weil ich durch meine eigene Doofheit empfänglich war!“
 

Seufzend zog Sasori seine Hand weg: „Ist doch egal. Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr.“ - „Das ist nicht wahr! Ich sehe es doch! Hör auf so zu reden!“ - „Wieso sollte ich?! Willst du dir das Interview noch einmal ansehen?! Gerne! Du hast gesagt, was es zu sagen gab: Du hast mich nicht mehr geliebt! FERTIG!“ - „Ich habe dich die ganze Zeit geliebt, und VERDAMMT, ich tue es immer noch!!!“
 

Erschrocken schlug Deidara sich die Hand vor den Mund und sah Sasori an. Dieser blickte mit Tränen in den Augen zurück. Ein flehender Blick, ein gekränkter Blick und doch auch ein hoffnungsvoller. Doch der Rothaarige schüttelte den Kopf: „Mach dich nicht lächerlich... ich gehöre nicht zu dir, habe es nie getan. Ich war niemals gut genug für deine Welt. Nicht gut genug für dich und deinesgleichen.“ - „Das ist nicht wahr!“ Entschlossen packte der Blonde den Profiler an den Armen und raunte: „Sasori... das ist wirklich nicht wahr! Scheiße! Wenn ich dich nicht lieben würde, würde ich dann allen Ernstes deinen Namen einem anderen im Bett ins Gesicht brüllen?!“ - „Was weiß ich, ich kenne dich schon lange nicht mehr...“
 

Deidara trat einen Schritt zurück und nickte: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du mir vor Freude um den Hals fallen wirst... eigentlich wollte ich es nicht einmal sagen. Aber gut, jetzt ist es raus! Und eines verspreche ich dir... Ich weiß, dass du mich nicht verachtest. Und ich werde dafür sorgen, dass du kapierst, dass ich nicht ich selbst war damals, dass ich dich nie aufgehört habe zu lieben und dass ich dich nicht ein zweites Mal gehen lasse! Du willst den Kampf, also sollst du ihn haben!“ Seufzend wandte Sasori sich zum Flur: „Ich will keinen Kampf. Ich will einfach nur meine Arbeit machen und endlich vergessen, okay?“
 

„Nein! Es ist nicht okay!“ knurrte der Blonde. „Es ist ganz und gar nicht okay! Du verdrängst alles immer nur! Du hast dich damals mit deinem Schweigen kaputt gemacht und ich war zu doof es zu sehen! Aber ich sehe jetzt alles aus sehr klaren Augen und werde mit dir darüber reden! Von mir aus tobe und schimpfe, von mir aus gehe danach, aber ich lasse dich nicht eher gehen, bis wir nicht endlich reinen Tisch geschaffen haben! Und wenn ich dich aus deinem Zimmer prügeln muss, das ist mir egal! Ich will, dass wir damit abschließen! Ein für alle Mal!“ Sasori biss sich auf die Unterlippe. Er wusste, wie hartnäckig Deidara war. Er wusste, dass er so viel bellen konnte, wie er wollte, und doch nichts gegen die Sturheit des Blonden auszurichten hatte. Und er erkannte, dass er nicht mehr in der Lage war, Deidara etwas vorzumachen, wie früher. Der Künstler hatte diesen alles sehenden Blick wieder, der ihn schon lange nicht mehr gemustert hatte. Dieser Blick war wieder da. Und er zweifelte ja auch selbst, ob er wirklich so abgeneigt war, von diesem Blick entlarvt zu werden, oder ob er sich das nicht insgeheim irgendwie wünschte.
 

Doch er würde es dem Blonden nicht leicht machen. Er brauchte Sicherheit und Zeit. Zeit zum Nachdenken und zum Arbeiten, und Sicherheit dafür, dass dieser Blick nicht eine zwischenzeitige Phase war, die vielleicht bald wieder mit den aufkommenden Erinnerungen verschwinden würde. Er musste Zeit schinden, um sich selbst zu schützen. Und um zu sehen, ob die Bemühungen wirklich Ernst gemeint waren. Er nickte Deidara zu und knurrte: „Versuchs von mir aus. Wenn du mich suchst, ich bin bei der Arbeit.“
 

Deidara sah ihm nach, wie er, wieder einmal, im Arbeitszimmer verschwand. Ja, es war nun raus und irgendwie war er gar nicht böse darüber. Er hatte sich die Reaktion weit schlimmer vorgestellt. Doch Sasori hatte die Herausforderung angenommen und er würde einen Teufel tun, und jetzt aufgeben! Dafür kannte er den Rothaarigen zu gut. Sasori hatte einfach Angst und mangelndes Vertrauen. Er musste sich seine Chance erarbeiten und das würde er tun! Kein Stalker dieser Welt würde ihn davon abhalten können, das wahre Glück zurückzuholen in sein Leben, und wenn er all den Luxus und die Berühmtheit dafür hergeben müsste!



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