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Bis dass der Tod uns scheidet...

von

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Phase 2

Die Sonne war bereits aufgegangen, als Sasori und Caine das große Haus McNeils betraten. Es war weit weniger protzig, als das Deidaras, sondern zeugte von einer gut situierten Eleganz. Das Haus war im barocken Stil erbaut, dem sich auch das gesamte Interieur anglich.
 

Während sie die Treppe nach oben stiegen, um ins Schlafzimmer zu kommen wo der Kritiker aufgefunden worden war, unterhielten die beiden Ermittler sich. Caine erklärte in aller Kürze das Wichtigste: „Nun, wie Sie bereits wissen wurde McNeil erstickt, mit einem Kissen, und ihm wurden Augen, Zunge und Ohren entfernt. Sie sind noch immer nicht aufgetaucht.“ Der Rothaarige nickte: „Ja, das stand bereits in der Zeitung. Gab es ansonsten irgendwelche Besonderheiten?“ - „In der Tat, gewissermaßen. Mal wieder keinerlei Einbruchspuren.“ - „Damit habe ich auch nicht gerechnet. Ich befürchte, dass wir es mit einem Profi zu tun haben...“ - „Der Gedanke kam mir auch schon. Zumal er bisher auch nie Fingerabdrücke oder nur ein Haar zurückgelassen hat. Nichts.“
 

Sie erreichten den Flur in der oberen Etage und betraten das zweite Zimmer links, das Schlafzimmer. Sie ließen die Absperrung hinter sich und traten ein. Sasori sah sich um und schluckte schwer. Für üblich waren die Zimmer nach solcherlei Taten völlig verwüstet. Doch hier bot sich ihm ein Bild, das absolut ungewöhnlich war. Nicht einmal der Teppich war verrutscht. Alles lag ordentlich an seinem Platz. Nicht einmal Blut war zu sehen. Seufzend trat er an das Bett heran. Die Bettwäsche sah so aus, als sei vor wenigen Minuten erst jemand einfach nur aufgestanden. Nichts deutete auf ein Verbrechen, geschweige denn einen Mord hin.
 

Die Hausschuhe standen halb unter dem Bett ordentlich nebeneinander. Auf dem Nachtschränkchen standen eine Leselampe, ein Buch mit Lesezeichen, ein Glas mit einer goldenen Flüssigkeit, vermutlich Whiskey, und ein Bilderrahmen mit einem Foto darin. Der Rothaarige griff nach dem Bilderrahmen. Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken herab. Er hatte sich offenbar wirklich mit einem hochintelligenten Insider angelegt. Sofern McNeil nicht einen verlorenen Sohn in Japan hatte oder eine andere Verbindung dorthin, so konnte er den jungen Mann auf dem Bild auf keinen Fall kennen!
 

Seine Finger begannen leicht zu zittern. Den Polizeibeamten war es vermutlich nicht aufgefallen, weil es so ordentlich im Raum stand, wie alles andere von McNeil. Doch der Stalker musste gewusst haben, dass ER es finden würde! Er musste es vorausgesehen haben! Und immer mehr beschlich Sasori die ungute Ahnung, dass es nicht IRGENDEIN Profi sein konnte, sondern nur ein Ermittler irgendeiner polizeilichen Behörde. Viel zu gut war das Wissen über Beweisausnahmen, Medienwissen, seine Arbeit als Detective und Deidaras Doppelidentität. Er hatte es mit einem Cop zu tun!
 

Er sah noch immer auf das Bild, das einen jungen Mann mit blonden, kurzen Haaren zeigte und einem sehr markanten Merkmal: der Blonde trug auf jeder Wange deutlich sichtbare Narben von tiefen Kratzern. Und er, Sasori, kannte diesen Mann...
 

{Flashback}
 

Guter Laune schlenderten Sasori und Deidara in die Straße hinein, in der das Kino lag. Seit Wochen hatten sie sich das vorgenommen und nun hatte es endlich geklappt, trotz all der Arbeit und Deidaras neuem Freund, mit dem dieser seit nun fast 2 Monaten zusammen war. Gequält lächelte der Rothaarige und sah seinen besten Freund von der Seite an: „Und? Wie läuft es mit Naruto? Wenn ich fragen darf...“ Vergnügt kicherte der Blonde: „Es läuft echt gut, auch wenn er mit Kunst nichts anfangen kann. Aber wir unternehmen sehr viel miteinander, wozu ich dich nie überreden konnte. Letzten Samstag waren wir in einem echt tollen Club und haben uns die Füße wund getanzt.“
 

Er bemerkte den bedrückten Blick und stieß Sasori mit dem Ellbogen leicht in die Rippen: „Nun zieh nicht so ein Gesicht! Und lass Naruto mal Naruto sein. Das ist UNSER Abend und den möchte ich mit viel Popcorn und Cola neben dir im Kino verbringen!“ Wieder konnte Sasori sich nur zu einem Lächeln zwingen, nickte aber: „Klingt super...“
 

Sie betraten das riesige Gebäude und fanden sich in einer enorm großen Empfangshalle wieder. Am anderen Ende führte eine Treppe nach oben, wo die Kinosäle waren. In der Halle selber waren links von ihnen die Stände mit der Filmverpflegung und rechts von ihnen gut 10 Schalter, an denen man die Tickets kaufen konnte. Kurz blieben die beiden stehen und sahen sich um. Es war zwar belebt, aber nicht überfüllt, da kein Kinotag war. Sasori mochte es einfach nicht, wenn es so irre voll hier war, dass man kaum einen Fuß an die Erde bekam. Bei höheren Preisen schenkten sich viele den Gang ins Kino lieber, doch ihm kamen diese Tage gerade recht, auch wenn es etweas mehr kosten mochte.
 

Deidara sah ihn lächelnd von der Seite an: „Soll ich dir was von der Schnuckelbar mitbringen?“ Der Rothaarige schüttelte den Kopf: „Nein, danke. Ich warte, wie immer, dass du völlig überfressen an deinem Popcorn aufgibst und ich die Reste kriege.“ Gespielt beleidigt streckte der Blonde ihm die Zunge raus: „Geizig und gemein, wie immer.“ Dann lächelte er wieder. „Gehst du die Karten holen? Dann treffen wir uns an der Treppe.“ Lächelnd nickte Sasori: „Natürlich... wie immer.“
 

Während Deidara mit größeren Augen als Magen auf die zahlreichen Angebote der Süßigkeitenbar zusteuerte und vor Verzückung schon fast einen Zuckerflash bekam, trottete Sasori zu einem freien Schalter, hinter dem eine unterbezahlte und immens gelangweilte Studentin saß. Sie kaute überdeutlich auf ihrem Kaugummi herum und seufzte deutlich hörbar auf, als der Rothaarige vor ihr stand: „Herzlich willkommen im Kinopalast.“ Sasori ignorierte die unterschwelligen Versuche ihn zu einem anderen Schalter zu verscheuchen und bestellte mit einem ähnlich gelangweilten Tonfall: „Zwei Karten für 'Atlantis', bitte.“
 

Plöpp. Die Kaugummiblase platzte und die Kassiererin tippte auf der Tastatur herum, ehe zwei Tickets aus einem Spalt vor ihr erschienen. Sie sah Sasori auffordernd an: „Das macht 1700 Yen.“ Rasch kramte er das Geld aus seinem Portemonnaie und legte es ihr passend auf den Schalter, von wo sie es sich nahm und ihm lustlos die Karten entgegen schob: „Viel Spaß.“ - „Danke... gleichfalls.“ Den giftigen Blick nahm er mit einer gewissen Portion Genugtuung wahr, ehe er zur Treppe schlenderte, an der Deidara bereits mit einem monströsen Becher voller Popcorn und einem weiteren riesigen Becher Cola wartete.
 

Sasori drückte einem Angestellten, der am Fuße der Treppe stand, die Karten in die Hand, welcher sie entwertete und zumindest freundlicher als die Studentin einen angenehmen Abend wünschte, bevor er die entwerteten Karten zurückgab. Freudig eilten die beiden die Stufen herauf. Zwei Minuten noch, bevor der Film anfing. Es war jedes Mal dasselbe, wenn sie ins Kino gingen. Dank Deidara kamen sie IMMER erst auf den letzten Drücker an. Aber immerhin waren sie noch nie zu spät gewesen, was wohl eher Sasoris Verdienst war, dank seiner maßlosen Ungeduld. So entstand aus zwei Extrema ein pünktliches Duo.
 

Nach den letzten Stufen eröffnete sich abermals ein langer Gang. Sasori sah noch einmal auf die Karten und raunte: „Saal 2, 3. Reihe von hinten, Mitte. Ich liebe Nicht-Kinotage.“ Deidara grinste: „Stimmt schon. Manchmal haben deine komischen Angewohnheiten auch ihre Vorteile.“ - „Pfff. Ich bin pragmatisch. Meine 'komischen Angewohnheiten' haben immer ihre Vorteile.“ Schmunzelnd betraten sie Kinosaal 2 und verschafften sich einen kurzen Überblick. Es waren ein paar andere Zuschauer da, aber voll war es keineswegs.
 

Die Werbung fing gerade an, doch durch die beleuchteten Stufen schafften die beiden es ohne große Probleme in ihre Reihe, auch wenn die anderen Gäste in ebendieser nicht sonderlich erbaut darüber waren, nun wieder aufstehen zu müssen, um eine blonde Popcornschleuder und ihre Begleitung hindurch zu lassen. Plötzlich jedoch blieb Deidara abrupt stehen, so dass Sasori beinahe in diesen hineinlief. Irritiert sah er auf und raunte: „Was ist los? Wieso bleibst du stehen?“
 

Der Blonde drückte Popcorn und Cola den wieder sitzenden Gästen in die Hände und knurrte kurz: „Könnt ihr behalten!“ Dann rauschte er wie von der Tarantel gestochen los. Sasori schüttelte völlig verwirrt den Kopf und versuchte seinem besten Freund hinterherzukommen. Was war denn auf einmal los? Er verstand gar nichts mehr! Hatte er etwas falsch gemacht?!
 

Fast am anderen Ende der Reihe baute der Blonde sich vor zwei Gestalten auf, die auf einem der Pärchensitze lungerten und weit weniger mit der Werbung, als mit der Zunge des jeweils anderen beschäftigt waren. Sasori schloss auf und schluckte schwer, als ihm endlich auffiel, was hier eigentlich los war. Noch ehe er eingreifen konnte hatte Deidara allerdings schon Naruto am Kragen gepackt und auf die Füße gezogen, um lautstark seiner Wut Luft zu machen: „Sag mal, was machst du eigentlich da, du Arschloch?!“ Stammelnd hob Naruto beschwichtigend die Arme: „Schatz, was machst du... ich meine... das ist nicht das, wonach es aussieht!“ - „Ach nein? Dann erkläre mir was es sein kann, das wie rumknutschen aussieht, wie rumknutschen klingt und schwer nach Fremdgehen riecht?!“ - „Alter, bleib locker! Sasuke und ich sind beste Freunde, wie ihr! Nicht wahr? Ey, Sasori, hilf mir doch mal!“
 

Der Rothaarige lächelte kalt: „DU willst MEINE Hilfe? Ich schiebe meinem besten Freund aber NICHT die Zunge in den Hals... Aber gut, wenn du unbedingt Hilfe willst...“ Geschockt sah Deidara ihn an, doch Sasori lächelte noch immer kühl, holte aus und traf. Mitten ins Gesicht, ehe er raunte: „Das sollte dir dabei helfen nie wieder zu vergessen, dass du es mit mir zu tun kriegst, wenn du Deidara verarschst.“ Er sah den Blonden an. „Komm. Gehen wir.“ Während Sasuke bloß desinteressiert die Werbung schaute, Naruto sich das getroffene Auge jammernd hielt, packte der Rothaarige Deidara am Handgelenk und zog diesen wieder aus der Reihe heraus, ohne auf das Meckern der Gäste zu achten.
 

Erst im Flur, wo sie wieder von Licht umgeben waren, fiel ihm auf, dass Deidara die Tränen in den Augen standen. Sofort blieb er stehen und sah seinen Freund hilflos an: „Hey... Sorry, dass ich ihm eine reingehauen habe, aber...“ - „NEIN! Nein... das hat schon beim Zusehen einfach nur gut getan! Danke. Du bist der Beste.“ Der Blonde zog ihn in eine Umarmung und er legte seine Arme bereitwillig um diesen. Ein paar Minuten standen sie einfach nur so dort, völlig alleine. Ausnahmsweise bewies Sasori eine Engelsgeduld, während Deidara seufzte und schluchzte, das Gesicht an seine Schulter presste. Beruhigend strich er diesem über den Rücken, hielt ihn einfach nur fest. Wie immer, wenn Deidara mal traurig war.
 

Nach Minuten beruhigenden Schweigens und vertrauten Umarmens löste der Blonde sich wieder und lächelte erschöpft mit feuchten Augen: „Kacke, da hat uns dieser Penner den Kinoabend verdorben...“ Vorsichtig wischte Sasori die letzten Tränen von Deidaras Wangen und lächelte leicht: „Der wird auch keine Freude mehr an dem Film haben. Außerdem... scheiß doch auf den Film. Wir gehen jetzt nach Hause, ich mache uns einen Kaffee und dann sieht die Welt schon ganz anders aus.“ - „Das ist lieb gemeint, aber ich glaube, dass ich lieber nach Hause gehen werde... Erstens habe ich da noch ein paar Bilder, die fertig werden wollen und ein paar Gegenstände, die versehentlich bei der Explosion beschädigt werden SOLLEN.“
 

Sasori nickte und die beiden machten sich auf den Weg, ließen rasch das Kino hinter sich und bogen ein paar Mal ab, bis sie in der Straße ankamen, in der Sasori wohnte. Sie lag auf Deidaras Weg, so dass sie sich meistens vor der Haustür von dem Haus Chiyos trafen. Sie passierten das Haus mit der Nummer 2. Bis zu Chiyos Haus, Nummer 46, war es noch ein Stück.
 

Deidaras Tränen waren mittlerweile getrocknet. Er konnte seinen Blick nicht von dem Fußweg vor sich nehmen, seufzte in Gedanken nach endlos scheinendem Schweigen: „So langsam glaube ich, dass du Recht hattest...“ Irritiert sah der Rothaarige seinen Freund von der Seite an: „Was meinst du?“ - „Na ja... das mit meinem Talent, mir immer die falschen auszusuchen.“ Beruhigend klopfte Sasori ihm auf die Schulter: „Ach, das wird schon. Du wirst sehen. Irgendwann steht er vor dir und du wirst es wissen.“
 

Trocken lachte der Blonde auf: „Ja, wie jedes Mal. Ich komme mir so dumm vor!“ - „Das bist du aber nicht. Du hattest eben einfach noch kein Glück...“ - „Das hat mit Glück nichts zu tun, Sasori. Ich weiß genau, was ich eigentlich möchte! Ich möchte jemanden, der mich wirklich aufrichtig liebt, auch wenn ich meine Freiheit brauche. Und das nicht als Fahrschein zu lieblosem Sex oder Fremdgehen sieht. Aber ich bin zu dumm einen Kerl zu finden, der das kapiert...“ Sasori hielt Deidara am Arm fest und stoppte ihren Lauf, ehe er den Kopf schüttelte: „Jetzt hör mir mal zu! Das ist NICHT zu viel verlangt. Und es ist auch nicht deine Schuld, verstanden? Wer nicht kapiert, was für ein toller Kerl du bist, der hat dich auch gar nicht verdient! Die wissen doch gar nicht, was sie an dir haben.“
 

Ein leichtes Funkeln kehrte in die blauen Augen zurück, ehe der Blonde lächelte und hauchte: „Danke... was würde ich nur ohne dich tun...“ - „Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Aber ich werde immer ein offenes Ohr für dich haben und für dich da sein, wenn du mich rufst.“ Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen nickte Deidara: „Ich weiß. Und ich werde immer für DICH da sein. Tausend Dank.“
 

Langsam gingen sie weiter, nur noch drei Häuser trennte sie von ihrem Ziel. Sasori hauchte: „Nicht dafür. Ist doch selbstverständlich.“ Doch der Blonde schüttelte energisch den Kopf: „Nein, das ist es nicht! Du bist der Einzige, auf den ich mich verlassen kann und dem ich so vertraue...“ Sie erreichten das Haus von Sasoris Großmutter und blieben abermals stehen. Deidara fixierte den Rothaarigen mit dankbarem Blick: „Wirklich, ich meine das Ernst. Es gibt niemanden auf dieser Welt, der mir mehr bedeutet oder der für mich zu ersetzen ist. Ich... wollte nur, dass du das weißt.“
 

Mit knallrotem Gesicht wandte Sasori den Blick ab, doch feine, warme Hände legten sich an seine Wangen und dirigierten das glühende Gesicht so, dass sie sich in die Augen sahen. Deidara lächelte: „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Oder...“ - „Nein... nein... ich... ich bin es nur nicht gewöhnt, solche schönen Dinge zu hören...“ - „Was eine Schande ist! Ehrlich! Du... bist und bleibst in meinen Augen der Beste!“
 

Sasori lächelte gequält und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Es war eine merkwürdige Situation. Einerseits war es so wundervoll diese Worte von Deidara zu hören, die warmen Hände auf seinem Gesicht zu spüren und diese Gesten vollkommen zu genießen. Andererseits aber konnte er damit wirklich nicht umgehen, war unsicher und kaum derselben Meinung. Darüber hinaus schmerzte es einfach, dass er selbst so viel mehr aus diesen Gesten zog, als Deidara wohl jemals meinen würde. Er sah zu Boden und hauchte leise: „Danke... ich... werde dann mal reingehen. Ich komme morgen vorbei, okay? Soll... ich Brötchen mitbringen?“ Zaghaft nickte der Blonde: „Gerne. Es wäre schön, wenn wir mal wieder zusammen frühstücken könnten... Also dann... bis morgen...“ - „Ja. Versuch zu schlafen...“ - „Mache ich. Ich werds versuchen...“
 

{Flashback Ende}
 


 

Sasori verließ die Aufzugkabine und trat ins Wohnzimmer, wo Deidara auf der Couch saß und ihn erwartungsvoll ansah: „ Hi... Und? Konntest du etwas herausfinden?“ Der Rothaarige nickte und seufzte: „Eine ganze Menge sogar. Aber ich muss noch ein paar Recherchen anstellen, um mir ganz sicher sein zu können. Aber ich denke, dass ich mein Profil verfeinern konnte UND sich dieser Irre wirklich sehr für deine Ex-Freunde interessiert.“ Er sah sich kurz um.
 

„Wo ist der Brüllaffe?“ - „Hidan? Beim Zahnarzt.“ - „Beim... Zahnarzt?!“ - „Ja. Der war nach deinem Verschwinden noch immer so angepisst, dass der wütend in der Küche auf und ab gelaufen ist, bis... nun, bis sein Gebiss durch einen Ausrutscher eine unangenehme Bekanntschaft mit dem Küchenboden gemacht hat. Nichts schlimmes, nur ein kleines Stück Zahn abgebrochen, aber du kennst seine theatralische Leidensdarstellung bei so etwas...“
 

Nickend nahm der Rothaarige ebenfalls auf der Couch Platz: „Oh ja! Und ich würde mein letztes Hemd verwetten, dass das hinterher alles MEINE Schuld sein wird.“ Schmunzelnd warf Deidara den Kopf in den Nacken und schaute an die Zimmerdecke: „Natürlich! Also geh ihm heute lieber aus dem Weg. Aber zurück zum Thema: was hat sich ergeben?“ Sasori holte einen Umschlag aus seiner Manteltasche hervor und aus diesem wiederum einen kleinen Stapel Fotos, den er zwischen sich und Deidara ausbreitete, sowie ein paar Dokumente. Er erklärte: „Lieutenant Caine war so freundlich und hat mir direkt ein paar Laborergebnisse und Polizeifotos mitgegeben.“
 

Er holte ein Foto hervor, auf dem das Gesicht des Kritikers zu sehen war. Deidara drehte sich der Magen um. Das Gesicht war völlig entstellt. Die Augenhöhlen von verkrustetem Blut umrandet, ausgehöhlt und in eine dunkle Ewigkeit zu führen scheinend. An den Seiten des Schädels war nicht mehr zu sehen, als die zurückgelassenen, ausgefransten Stumpen, wo einst die Ohren des Mannes waren. Der Mund war offen... im wahrsten Sinne des Wortes. Der Unterkiefer hing nur noch provisorisch am Rest des Gesichts und ein Stummel ließ Deidara erahnen, was vorher die Zunge gewesen sein musste.
 

Als ob ihn das völlig kalt ließ, erklärte Sasori monoton weiter: „Mir ist auf dem Rückweg eine Idee gekommen. In dem Brief stand etwas über die Symbolik, die der Stalker bei McNeil verwendet habe.“ Deidara nickte nur wortlos. „Augen, Ohren, Zunge. Da wurde es mir klar. Mit den Augen sieht man etwas, mit den Ohren hört man und mit der Zunge kann man sowohl schmecken, als auch SPRECHEN. Du kennst doch die drei Affen: Minai, Kikanai und Iwanai.“ Deidara sah mit einem Mal auf, seine Augen weiteten sich ungläubig, doch er nickte: „Natürlich! Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen...“
 

Der Rothaarige nickte: „Richtig. Und wenn wir jetzt noch die Tatsache hinzuziehen, dass der Stalker nur dich als Leitmotiv hat, dann komme ich zumindest zu dem Schluss, dass es etwas geben muss, das er etwas ignoriert oder gebilligt haben muss, das dir irgendwie geschadet hat oder schaden wird.“ Seufzend ließ Deidara sich nach hinten fallen: „Alter, ich drehe noch durch! Der Typ macht mir echt immer mehr... Angst...“ Er sah Sasori erschöpft an: „Ich... bin wirklich froh, dass DU hier bist...“
 

Nein, nein, nein! Sasori seufzte innerlich auf. Nicht schon wieder! Dieses Mal würde er nicht wieder darauf eingehen und sich um den Finger wickeln lassen. Er würde auch keine Diskussion anzetteln, sondern es einfach ignorieren. Eiligst nahm er den Stapel Fotos an sich und durchsuchte diesen. Er atmete erleichtert auf, als das Telefon klingelte und Deidara aufsprang, um abzunehmen. Während er nach dem Foto von Naruto suchte, lauschte er mit halber Aufmerksamkeit dem Telefonat.
 

Deidara meldete sich: „Bangart. … Guten Morgen Lieutenant Caine. Was...? … … Ja, ich erinnere mich. … …. …. Ja. … … Eine WAS?! … … … Nein, tut mir Leid, ich... … … Ja, werde ich. Vielen Dank für Ihren Anruf. … Auf Wiederhören.“ Er legte auf und sah Sasori mit völlig verwirrtem Blick an: „Das... das war Caine. Du glaubst nicht, was der mir gerade erzählt hat.“ Genervt knurrte der Rothaarige: „Keine Ahnung, ob ich es glaube oder nicht. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“ - „Jahaaaa. Das Stück Plastik, das im Atelier gefunden wurde... es... ich glaube das einfach nicht...“ - „Was, Deidara, WAS?“ - „Es gehört zu einer SKIBRILLE! Kannst DU mir was dazu sagen? Ich habe mal wieder keinen blassen Schimmer, was ICH mit einer blöden Skibrille zu tun haben könnte... oder irgendjemand, der mir wahnhaft nacheifert...“
 

Gut, damit hatte der Rothaarige nicht gerechnet. Er überlegte einen Augenblick lang, konnte allerdings auch nur den Kopf schütteln: „Also... das ist wirklich ungewöhnlich. Aber nein, tut mir Leid. Zu einer Skibrille kann ich dir nichts sagen...“ Innerlich zog sich ihm alles zusammen. Er hatte den Job bekommen, weil er angeblich so viel über Deidara wusste. Doch plötzlich tauchten immer mehr Sachen auf, die ihm überhaupt nichts sagten, obwohl er sich zu seinem Leidwesen SEHR GUT an alles erinnern konnte.
 

Leise seufzend sah er auf: „Nein, wirklich nicht. Keine Ahnung. Aber das kann für den Fall nur eines bedeuten: es war KEIN Versehen, dass das Stück gefunden wurde. Ein Irrer mit Skibrille würde selbst in Miami wie ein bunter Hund auffallen. Wir SOLLTEN es finden...“ Während Deidara sich wieder auf die Couch fallen ließ und sich mit den Händen über das Gesicht wischte, bemerkten sie beide nicht das Augenpaar, das jede ihrer Bewegungen verfolgte, gar jedes Wort belauschen konnte.
 

Die Augen funkelten belustigt auf. Dieser Schnüffler war besser, als gedacht. Das Profil ging doch in die richtige Richtung, auch wenn es IHN niemals zu erfassen fähig sein würde. ER hatte gerade erst angefangen. Deidara würde IHM gehören, ganz alleine. Bald schon würde der Künstler sich an alles erinnern und, wieder einmal, würde Sasori IHM helfen die Arbeit zu erledigen, auch wenn dieser wieder keine Ahnung hatte...
 

Die Augen zogen sich zurück aus ihrem Versteck. Phase 2 würde beginnen, und es gab noch eine Menge für IHN zu tun!
 

Sasori sah Deidara an und überlegte laut: „Vergiss das mit der Skibrille erst einmal. Im Moment fällt uns dazu nichts ein, vielleicht ergibt sich noch etwas. Erzwingen lässt sich gerade aber nichts. Statt dessen...“ Er zog das lange gesuchte Foto hervor und reichte es dem Blonden. „...sieh dir das an. Dieser Mistkerl hat es so in dem Zimmer deponiert, dass die Polizei es für ein Stück der Einrichtung gehalten hat und nur ich es als Hinweis erkennen konnte.“ Deidara nahm das Foto an sich und betrachtete es. Sein Teint wurde von Sekunde zu Sekunde fahler, bis er hauchte: „Das... ist Naruto, nicht wahr?“ Sasori nickte: „Richtig. Ich... weißt du, ich habe ein ziemlich detailliertes Profil, aber eine Sache ist mir nach wie vor ein Rätsel: was hat dieser Stalker davon dir Fotos von Ex-Freunden zukommen zu lassen und wieso lässt er mich am Tatort danach suchen und schickt sie nicht einfach?“
 

Seufzend schüttelte der Blonde den Kopf und senkte den Blick: „Ich... ich habe keine Ahnung. Wirklich nicht. Die Erinnerungen kommen immer nur in kleinen Stücken zurück. Ich fühle mich schon wie ein Puzzle...“ Sasori schluckte schwer und überlegte fieberhaft, ob er weiter ins Detail gehen sollte. Dafür sprach, dass Deidara ja schon wusste, dass sie mal zusammen waren. Aber wollte er riskieren, dass der Künstler mehr erfuhr und er selbst hinterher doch noch einmal alles wieder erleben musste? Wie weit musste das gehen, um diesen Kerl zu kriegen? Und war das überhaupt der richtige Weg?
 

Deidara fiel auf, dass der Rothaarige tief in Gedanken versunken war. Er sah Sasori besorgt an und fragte vorsichtig, um diesen nicht wieder zu bedrängen: „Ist... alles in Ordnung?“ Erschrocken fuhr der Profiler auf und schüttelte den Kopf: „Ja... nein... ich weiß nicht. Das macht alles noch keinen Sinn. Das Profil ist nicht schlecht, aber es fehlen zu viele Stücke. Ich VERSTEHE den Stalker noch nicht und das deutet darauf hin, dass mein Profil unvollkommen ist. Aber ich kann auch nicht noch zig Tote verantworten, nur weil der Kerl mir auf der Nase herumtanzt und...“
 

„BING“
 

„Oh, oh...“ entfuhr es Deidara, als Hidan aus dem Aufzug kam. Sofort spannte Sasori sich an. Sollte der Brüllaffe jetzt eine Szene machen, dann wäre er darauf vorbereitet. Doch statt ihm an die Gurgel zu gehen ließ der Manager sich völlig erschöpft auf das Sofa fallen: „Fuck, scheiße, leckt mich... was auch immer. Kommt in drei Stunden wieder, wenn ihr beschimpft werden wollt. Ich stehe noch unter Narkose und habe keinen Bock und noch weniger Energie, um mich aufzuregen. Macht euch einfach vom Acker und lasst mich in Ruhe. Ich schmeiß nen Film ein und lasse mich vom Heimkino berieseln...“
 

Schlagartig riss Deidara die Augen auf. Kino... Kino! Naruto war ihm fremdgegangen! Und Sasori hatte sich um ihn gekümmert! Er erinnerte sich wieder! An die Szene im Kinosaal, an das wunderbare Gefühl, als Sasori ihn getröstet und aufgemuntert hatte, an das Gespräch vom Heimweg und diese merkwürdige Verabschiedung vor Chiyos Haus, die so ganz anders endete, als er das jemals für möglich gehalten hatte...
 

{Flashback}
 

Sasori wandte sich ab, um zur Haustür zu gehen, als Deidara plötzlich dessen Handgelenk packte und hauchte: „Wa... warte...“ Die rotbraunen Augen musterten ihn verwundert. Er sprach fast lautlos: „Lass... lass mich nicht alleine, bitte.“ Schweigen legte sich über die beiden und den jungen Abend. Flehend sah er den Rothaarigen an und schlug sich innerlich gegen den Kopf, immer wieder. Wie dumm und blind war er die ganze Zeit gewesen?! Kiba hatte wohl DOCH auch Recht gehabt. Dieser liebevolle Glanz in Sasoris Augen sprach Bände, wie auch das leichte Lächeln.
 

Natürlich würde Sasori ihn nicht alleine lassen. Das würde er NIE! Und plötzlich wurde ihm klar, dass er nie auf der Suche nach dem Richtigen fündig geworden war, weil er den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen hatte! Das, wonach er stets gesucht hatte, das hatte ihn auf seiner Suche immer begleitet. An seiner Seite nach jemandem gesucht, der SEINEN Platz einnehmen sollte...
 

Deidara zog den Rothaarigen zu sich, dessen Blick Verwunderung und eine Spur Unbehagen verriet. Doch er wusste es plötzlich, wie Sasori es ihm gesagt hatte. Er wusste plötzlich, dass es niemals jemand anderes als sein bester Freund sein würde, der ihm alles auf der Welt bedeuten würde, den er niemals wieder gehen lassen würde und den er... liebte. Der ihn so akzeptierte und vor Allem respektierte, wie er war.
 

Wieder legte er seine Hände an die zartblassen Wangen, zog das ebenmäßige Gesicht näher zu sich und hauchte: „Sasori, ich... es tut mir alles so Leid... ich habe es nicht kapiert, obwohl es die ganze Zeit vor meiner Nase war...“ Die irritierte Antwort unterband er einfach, indem er die letzten Zentimeter zwischen ihnen überbrückte und seine Lippen auf die seines Gegenüber legte. Er spürte, wie der Rothaarige leicht zitterte, sich anspannte. Doch Deidara schloss seine Augen und neigte den Kopf ein wenig, ertastete jeden Millimeter der so bekannten und doch so fremden Lippen mit seinen eigenen. Bis sich Sasori ebenfalls entspannte und die zarten Küsse zu erwidern begann.
 

Mit einem Mal wurde beiden ohne große Worte klar, was gerade passiert war. Sie hatten nach so langer Zeit endlich zueinander gefunden. Gestanden sich ihre Gefühle durch diese zahlreichen, kleinen Gesten ein. Lösten durch diese Liebkosungen eine Last von ihrer beider Schultern, die sie unter sich zu begraben gedroht hatte. Doch nun war alles einfach nur klar: sie gehörten zusammen und wollten es beide gleichermaßen.
 

Wie erlöst fiel jede Scheu von ihnen ab. Aus leicht geöffneten Mündern trafen zwei Zungenspitzen vorsichtig aufeinander und berührten sich zaghaft. Deidaras Knie wurden weich, sein Herz schien aus seiner Brust brechen zu wollen. Sein erster Kuss war das nicht, aber es war der erste, der sich so verdammt richtig anfühlte! Von diesem unbeschreiblichen Gefühl ermutigt wagte er sich weiter vor, ließ seine Zunge zärtlich an die Sasoris geschmiegt in den warmen Mund gleiten, um dort alles zu erkunden, als sei es das allererste Mal. Aus einem zaghaften Erkunden und Umschmeicheln wurde ein leidenschaftliches Einnehmen und Tanzen.
 

Er wusste nicht, wie lange sie so dort gestanden hatten, bis sie sich wieder voneinander lösten und sich in die Augen sahen. Sasori lächelte ihn an, ehe sie gemeinsam zum Haus gingen. Schon oft hatte er bei dem Rothaarigen übernachtet, so dass Chiyo es nicht auffallen würde, wenn es sie überhaupt interessierte.
 

Sie zogen sich die Schuhe aus, begrüßten Sasoris Großmutter wie üblich und gingen auf das Zimmer hinauf. Nachdem sie sich umgezogen und alles vorbereitet hatten, setzten sie im Bett fort, was sie vor der Tür begonnen hatten. Berührten sich zärtlich und tauschten die wohl schönsten Küsse aus, die Deidara jemals erlebt hatte. Und irgendwie war er trotzdem nicht böse darüber, als sie durch die geistigen Erschöpfungen des Kinobesuchs Arm in Arm früh an diesem Abend einschliefen.
 

{Flashback Ende}
 

Erschöpft sah Deidara sich um. Doch er konnte nichts daran ändern, dass ein wohliges und warmes Gefühl sein Herz umhüllte. Er sah Sasori in die Augen.
 

Der Rothaarige seufzte innerlich auf. Die azurblauen Augen hatten einen Glanz, wie er ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wie an diesem Abend, als sie Naruto im Kino erwischt hatten. Doch er brauchte sich nichts vormachen: dieses Glänzen würde über kurz oder lang ja doch wieder verschwinden, so schön es auch anzusehen war. Vielleicht war diese Erinnerung schön für den Blonden, doch Sasori wusste, dass bald andere folgen würden. Er wollte es nicht, aber es würde wohl kaum ausbleiben. Und dann wäre wieder alles wie damals, als sich ihre Wege trennten.
 

Er blickte nach draußen. Vielleicht war es auch gar kein Nachteil, wenn es so käme. Dann könnte er sich endlich wieder voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren und Deidara würde diese merkwürdigen Annäherungsversuche wieder lassen, sondern ihn wieder verachten und von sich stoßen wie einst.
 

Rasch sammelte er seine Unterlagen zusammen und raunte: „Ich werde mich zurückziehen und das Profil überarbeiten...“ Hidan winkte nur ab und hantierte an der Fernbedienung für das Heimkino herum. Als Sasori sich zum Flur wandte, um ins Arbeitszimmer zu gehen, trafen sich seine und Deidaras Blicke.
 

Sofort war dem Blonden klar, dass diese Erinnerung wohl der Beginn von etwas war, das Sasori ihn so abweisen ließ. Und doch fühlte er das Glück, das er damals empfand, als sei es eben erst passiert. Nur widerwillig sah er dem Rothaarigen nach, der den Blick abwandte und aus dem Wohnzimmer verschwand. In Gedanken versunken strich Deidara sich mit den Fingerspitzen über die Lippen. Sie bebten leicht und waren, wenn man es so sagen wollte, enttäuscht darüber, diese Erinnerung nicht wieder aufleben lassen zu können. Doch sein Herz badete in dieser wundervollen Wärme, die er empfand, und ließ ihn wissen, dass er auf dem richtigen Weg war. Er musste sich einfach nur noch ein wenig in Geduld üben, bis er das Geheimnis gelüftet haben würde.
 

Und dann... dann gab es vielleicht noch eine Chance, das Geschehene gemeinsam zu vergessen und endlich den Neuanfang zu machen, an dem sie beide sich seit nunmehr 2 Jahren erfolglos versuchten...



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