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Dreams About Fairies

Die Geschichte der Mary Alice Brandon
von

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Confused Minds

Dreams About Fairies
 

Kapitel 3: Confused Minds
 

Das grelle Licht der OP-Lampe über ihr reizte ihre Augen bereits seit langen quälenden Stunden und da selbst ihr Kopf mit einem Lederriehmen stramm anlag, konnte sich Alice nicht im geringsten bewegen. Alles worauf sie sich konzentrieren konnte war auf ihr Gehör. Das junge Mädchen vernahm das Schleifen eines toten Körpers und mehrere Türen die zugeschlagen wurden. Ziemlich lang erklang kein einziges Geräusch, bis jedoch wieder eine Tür aufschwang und zerbrochenes Glas in einen Eimer geworfen wurde. Nun blickte wieder ein wohlgeformtes, junges Gesicht mit strahlenden gold-schwarzen Augen auf sie herab.

Johann sprach kein einziges Wort und während er das Mädchen schweigend betrachtete. Dann wanderten seine kühlen Hände über die Lederriemen und öffneten diese mühelos ohne irgendein Schneidewerkzeug. Der junge Pfleger zögerte leicht bevor er seine Hände unter ihrem lädierten Körper schob und anschließend hinaus in ein Nebenzimmer trug. Dort setzte er Alice in einen Sessel und suchte offenbar nach Verbandsmaterial. Das schwarzhaarige Mädchen zitterte am ganzen Leib und klammerte sich mit beiden Händen an den Stuhllehnen fest. Ihre Tränen versiegten langsam, aber in ihr tief saß die schwärzeste Angst inne.
 

Johann – sie spürte es völlig intensiv – war sehr hektisch und enorm unruhig, lief mit hastigen Bewegungen umher und kam mit einigen Verbandsutensilien zu ihr. Der junge Mann kniete sich vor ihr hin und blickte starr in ihre blauen Augen, dann fing er mit der Versorgung der Wunden an. Stumm folgte Alice seinen schnellen Bewegungen. Unruhig glitt der junge Bursche über den malträtierten Körper und empfand eine ebenfalls enorme Anspannung wie auch das Mädchen. Die Wunden wurden desinfiziert und verbunden – eine Bauchwunde musste er sogar nähen. Nachdem er ihr ein herumliegendes frisches Patientenhemd überzog, entledigte er sich dem ganzen Müll und kam erneut auf Alice zu.

Nun wirkte er um ein vielfaches ruhiger und gefasster.
 

Beinahe wirkte seine Geste, wie sie empfand, wie eine Aufforderung zum Tanz, seltsamerweise dachte sie dies, während er ihr mit ausgestreckter Hand entgegenlächelte. Doch das schöne Lächeln verschwand aufenblicklich und seine Worte waren schroff, aber auch irgendwie föhlich – eine seltsame Mischung.
 

"Komm mit, schnell."
 

Sie verstand, dass sie besser mitkommen sollte, und ergrigg seine Hand. Somit führte der hochgewachsene, schlanke Mann sie aus dem Raum in ein entferntes, abgelegendes Zimmer. Es musste eine Art Pausenraum sein. Dort gab es mehrere Tische und viele Stühle, kleine Schränke, Kleiderständer, Herd und Geschirr und viele herumliegende Schreibutensilien.
 

"Dieser Pausenraum sieht lebhaft aus, jedoch ist hier um diese Zeit niemand hier – ich hingegen bin manchmal hier. Komm, setz dich, bitte," wieß er sie an und sie befolgte die Anweisung folgsam. Sie setzte sich auf einen der Stühle am Tisch. Johann ging zu einem kleinen Schrank und nahm seine braune Ledertasche heraus.

Er nahm sie mit zu Alice, stellte sie auf den Tisch und setzte sich gegenüber von ihr. Wortlos öffnete er die Tasche und holte ein eingewickeltes, langes Päckchen heraus. Johann öffnete es und breitete vor dem Mädchen drei kleine herrlich duftende Würstchen aus.

Verdutzt blickte Alice abwechselnd ihn und die Würstchen an. Grinsend schob er die Fleischware dichter an sie heran.
 

"Magst du so etwas nicht? Du musst doch entsetzlichen Hunger haben. Das, was sie hier Essen nennen, kann man auch bestimmt nicht herunterwürgen."
 

Sie zögerte einige Momente lang, bis sie schließlich eines der Würstchen nahm und es langsam aß. Zaghaft nahm sie ein weiteres und verschlang es mit großem Appetit. Johann jedoch saß einfach nur da und betrachtete sie mit sichtbarem Interesse. Nachdem alle Würstchen in ihrem Bauch gelangt waren lehnte sie sich zurück und zuckte leicht zusammen als ihr Gegenüber nicht mehr vor ihr saß, sondern plötzlich dicht hinter ihr stand und seine Hand auf ihre Schulter legte.

Sanft strich Johann an ihrer Schulter hinauf zum Hals bis hin zum Ohr. Aber er hielt schließlich inne als Alice erneut unter starken Zitterattacken litt. Zum ersten Mal seit langem sprach das junge Mädchen. Es war eine von sehr viel Traurigkeit und auch Hass durchzogende Stimme.
 

"Wollen sie mit mir ... den Beischlaf ausüben? Wie ... die anderen?"
 

Erschrocken fuhr Johann zurück. Einige Sekunden verstrichen bevor er wieder seine Stimme erlangte. Wieder spürte er heftige Unruhe in sich aufkeimen.
 

"Ich ... ich würde doch nie ... wer zum Teufel hat mit dir den Beischlaf verübt?", rief er mit jedem gesprochenen Wort immer lauter und vor immensen Zorn bebend.
 

"Wer? Wer? Wer fragen sie?" schrie die kleine Alice zurück und war noch um einiges aufgebrachter als Johann. Sie sprang auf und lief im Raum hin und her, während sie ihre Fäuste ballte. Dann blieb sie aprupt stehen und nun war ihre Stimme gedämpft.
 

"Diese ... diese Männer kamen zu mir, manchmal mehrere und ... und sie, ich ... "

Weiter kam sie nicht, ihre ohnehin kratzige Stimme brach zusammen wie auch ihr Körper und sie glitt an der Wand entlang zu Boden.

"Nichts war bisher so schlimm wie das ....," sprach sie beinah flüsternd.
 

Die Stunden vergingen zermürbend langsam. Alice regte sich nicht.
 

Was ist hier los?

Er ist mir ein Rätsel, das ich nicht verstehe ....

Warum erleide ich ständig Schmerzen, hier sind alle Menschen grausam, sadistisch.

Sie haben Spaß daran, an mir alle Perversitäten auszuleben...

Und dann ....

Er .... er steht vor mir und schaut mich an, ich spüre es.

Irgendwie ist er furchteinflößend, mehr noch als all die anderen Männer, aber anderseits ... ich

fühle mich besser, wie als würde es in mir langsam aufhören zu bluten .... oder ist es ein Fehler gewesen seine Geste anzunehmen und die Würstchen zu essen?
 

Was hat er mit dem Pfaffen gemacht?

Hat er ihn getötet?

Ich glaube er hat...

Nein, er hat es wirklich getan.

Aber wo ist dann die Leiche und ...

Ich verstehe es nicht.

Hat er getötet, wegen mir?
 

Warum werde ich ständig ...

Wird er es auch tun?

Ich kann mich nicht wehren ...
 

Mein Kopf tut weh...

Ich habe Angst, Angst dass es kein Traum ist, dass er real ist ...

Aber wenn er real ist, er ist anders, viel gefährlicher als alles andere hier ...
 

Aber ich empfinde etwas wenn ich ihn sehe ...

Ich kann es nicht deuten.

Es ist ein Gefühl, welches ich in dieser Form nicht kenne.

Es ist noch schwach, aber es wird stärker werden.

Das weiß ich sogar ohne eine Vision ....
 

Johann stand zwei Meter entfernt von ihr und betrachtete sie mit einem traurigen, beschämten Blick. Mit der Zeit taute das Mädchen langsam aus ihrem Schockzustand auf und erhob ihren Kopf. Ihre Blicke trafen sich und der junge Mann trat vorsichtig auf die kümmerliche Gestalt zu. Er setzte sich mit einem kleinen Abstand neben sie nieder.
 

Johann dachte für einen geringen Moment nach, steckte anschließend seine Hand in die Hemdtasche und holte eine Schachtel Zigaretten mit einer Packung Streichhölzer heraus. Er steckte sich eine in den Mund und zündete sie an. Einen Moment geschah nichts, dann hielt der munter wirkende Mann Alice die Zigarettenschachtel unter die Nase. Verwundert schaute sie in seine wunderschönen gold-schwarzen Augen und mit einem zärtlichen Lächeln entnahm er eine, steckte die Zigarette in ihren leicht geöffneten Mund und gab ihr Feuer.

Alice zog genierlich. Sie fing fürchterlich an zu husten und zu röcheln, während Johann sachte auf ihren Rücken klopfte und ein leises Kichern von sich gab.
 

"Wissen Sie ... Sie strahlen etwas besonderes aus. In ihrer Nähe fühle ich so etwas ... es ist mir peinlich zu erwähnen, aber in ihrer Nähe fühle ich Geborgenheit. Ich kann auch jetzt keine wirkliche Wut empfinden. Ich habe auch keinen Grund dazu ..." meinte sie und zog wieder an der Zigarette, "ich wollte mich noch für die Würstchen bedanken, sie waren ausgezeichnet," fügte sie hinzu.
 

"Alice, du kannst mich duzen. Ich würde dies bevorzugen. Ich bin Johann."
 

"Ich erinnere mich. Sehr erfreut, Johann. Ich finde es übrigens schön, dass du mich bei meinem zweiten Vornamen nennst, Mary ist mir nicht so lieb."
 

"Irgendwie dachte ich mir das. Der Name passt auch eher zu dir, klingt sehr wohlgeraten" meinte Johann und musste etwas lachen, "aber ich finde, für deine 17 Jahre bist du wirklich winzig."
 

"Hey!" sagte sie empört, "Ich bin zwar nur 1,37 m, aber ich werde sicherlich noch an Größe gewinnen und ... außerdem bin ich 16!"
 

Die gesamte Aussage von Alice klang naiv und niedlich zugleich und er vermutete, wo er auch Recht behielt – wenn man sie auf ihre geringe Körpergröße ansprach, reagierte sie sehr empfindlich. Aber Johann fand immer mehr Gefallen an Alice, keinesfalls war es vom sexuellen Interesse – wobei er nicht beeinflussen konnte wenn noch Jahre vergingen – er spürte mehr eine Art Beschützerinstinkt.
 

Leider bereiteten ihm seine Gelüste nach Blut ziemliche Probleme, sich zu beherrschen und ihr Geruch ließ ihn beinahe wahnsinnig werden. Er hatte eine Alternative zum Menschenblut gefunden. Tierblut. Aber es befriedigte ihn nie vollends. Zwar roch das junge Ding momentan nach Desinfektionmittel und anderen Gerüchen, aber der ureigene, menschliche Duft wirkte auf Johann beinah animalisch.
 

Der Morgen graute und Alice musste wieder in ihrer Zelle sein, denn er erkannte, dass er erstens nicht bei den anderen Patienten zugegen war und das zweitens dem Mädchen bestimmt massives Unheil widerfahren würde, wenn man sie Beide zusammen in einem Pausenraum sehen würde. Natürlich hätte Johann als Vampir keine Probleme – er dachte seit Stunden darüber nach sie einfach in die Freiheit zu entführen – allerdings gab es etwas, was ihn zurückhielt. Dadurch steckte er in einem Gewissenskonflikt.

Seine Augen ruhten auf der Uhr auf einem der Regale und erhob sich. Alice wollte ebenfalls aufstehen, doch sie schwankte immer noch leicht, jedoch schaffte sie es, ihm zu folgen. Sie mussten ein Heidenglück haben, denn sie begegneten niemanden auf den Gängen, wobei es auch von Vorteil war, dass er einige Abkürzungen kannte.
 

Die Schichtablösung war noch nicht eingetroffen, so schloss Johann Alice Zelle auf und sie gingen hinein. Das erschöpfte Mädchen wurde ins Bett geleitet und schlummerte bereits nach wenigen Momenten ein. Doch bevor er das Zimmer verließ und ihr die Ruhe gab, musste Johann ihr noch eine Frage stellen.
 

"Alice, ich möchte dir in der nächsten Nacht eine Frage stellen, bezüglich deiner Gabe. Ich nenne es Gabe. Dürfte ich?," fragte er vorsichtig, doch es war ihm im Nachhinein klar, dass Alice breits viel zu erledigt war um noch klar zuzuhören zu können.
 

"Natürlich," nuschelte sie und blickte noch einmal auf, "aber ich möchte dich auch was fragen, zwei möchte ich dir stellen."
 

Johanns Augen blitzten einmal kräftig auf, jedoch blieb er ganz ruhig und wartete auf die Fragen.
 

"Stell sie mir."
 

"Ich möchte wissen, warum du so ... anders bist ... ich meine .. ich sage es dir morgen. Aber die andere Frage wäre ... bin ich schon bereits 17 Jahre alt?"
 

"Heute ist der 16. Dezember. Herzlichen Glückwunsch, Alice" wünschte er ihr noch und schloss die Zelle ab.



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