Zum Inhalt der Seite

Keep smiling

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

I’m standing lonley in tears

“Now, I'm standing lonely in tears,

my heart is gone,

I'm falling behind!”

Dead by April – Falling behind
 

„Darian! Warte, bitte!“ Er packt meinen Arm und zieht mich zurück. Am liebsten würde ich auf ihn einschlagen, bis er sich nicht mehr regt. „Bitte… hör mir zu! Nur ganz kurz,“ fleht er und sieht mich dementsprechend an.

„Ich wüsste nicht, warum ich dir noch zuhören sollte,“ wehre ich ab und versuche, mich aus seinem Griff zu befreien. Ich schaffe es nicht. „Wenn du redest, kommt nur Scheiße aus deinem Mund,“ fügte ich deshalb nur wütend hinzu.

„Sei nicht so störrisch,“ murrt er und flucht ungehalten, als ich einen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen versuche. Er packt nun auch meinen anderen Arm, um mich endgültig zum Ruhighalten zu zwingen.

„Lass mich dir nur kurz etwas sagen,“ bittet er mich.

Ich sehe ihn abwartend an, weil ich jetzt wirklich keine Möglichkeit mehr habe, wegzurennen.

„Danke,“ meint er, als würde ich freiwillig zuhören.

„Ich habe gelogen. Ich hatte kein Date mit David,“ erklärt er mir.

„Und das soll ich dir glauben? Nachdem du mich so abserviert hast?“

Er sieht mich leidend an. „Das habe ich doch nur gemacht, weil…“ Er bricht ab.

„Weil was?“, herrsche ich ihn an. „Warum musstest du mir vor versammelter Schülerschaft sagen, dass du nichts von mir willst und dass ich peinlich bin, wie ich dir nachlaufe?“

Er sieht zu Boden, aber ich lege jetzt erst richtig los: „Warum musstest du jedem erzählen, dass du ein Date mit David hast, weil er so viel besser zu dir passt, als ich dummes Kleinkind?“

„Ich weiß, dass das scheiße war, okay?“ Er funkelt mich an. „Aber ich hatte einfach Angst!“

Ich stutze. „Wovor denn?“

„Vor dir!“ Er zuckt hilflos mit den Schultern. „Vor dir und meinen Gefühlen zu dir.“

Hilflos sucht er mit seinem Blick meinen. „Darian… Ich liebe dich.“

Nun ist es an mir, zu Boden zu blicken. Das muss ich erst einmal sacken lassen. Er aber redet weiter: "Aber ich weiß nicht, ob ich für solch große Gefühle bereit bin.“

Ich weiß gar nicht, was ich darauf sagen soll. Ich will so viel Nettes sagen, aber das einzige, was ich sage, ist: „Das solltest du aber wissen. Weil du mich nur ganz haben kannst. Ganz oder gar nicht!“

Er sieht mich an, aus seinen schönen großen braunen Augen, die plötzlich so sanft dreinblicken. „Dann will ich dich ganz, wenn du es mir nur erlaubst?“

Ich lächle schwach und nicke.

Er lächelt ebenfalls und küsst mich nur ganz leicht auf die Lippen. „Fühlt sich ziemlich gut an,“ meint er dann und ich muss kichern.
 

Um Vier beginnt meine Schicht im Supermarkt. Ich habe die lange erwischt. Manchmal darf ich erst um Sechs anfangen.

Neben mir ist noch ein pickliges Mädchen mit an der Kasse. Bis Sechs sind meistens zwei Leute hier, damit einer sich um die Kunden kümmern kann, während der andere die Regale auffüllt und im Lager Zeug auspackt.

Das Mädchen, Loraine heißt sie, wird aber nur Lora genannt, kassiert gerade eine alte Dame ab und ich muss mich folglich an die Regale machen.

Reden tun Lora und ich nicht sehr viel. Das liegt vor allem daran, dass ich sie nicht besonders mag. Zum einen kommt sie mir ein wenig seltsam vor, zum anderen ist sie meiner Meinung nach ziemlich faul.

Während ich also Dosensuppen einräume, tritt Pascal zu mir.

„Wie wars?“, will ich wissen.

„Nun ja… Wie Beerdigungen halt so sind.“ Er zuckt mit den Schultern.

„Sie haben ein bisschen was von ihm erzählt und darüber gelabert, wie hart und unfair die Welt manchmal ist.“

Er fängt an, mir das Zeug zu reichen und ich nehme es ihm dankbar ab.

„Waren viele Leute da?“

„Absolut! Fast jeder, der ihn nur im Ansatz kannte oder irgendwas mit ihm zu tun hatte.“

Er reicht mir ein paar neue Dosen.

„Svenja, Anna und ich waren zum Glück früh genug dort, um noch Plätze in der Kirche zu ergattern, so voll war es.“

„Echt? So viele Menschen?“, staune ich und denke, dass sicher die halbe Uni dort war. Vielleicht hätte ich ja doch auch mitgehen sollen…

„Seine Familie ist von ganz Deutschland angereist. Jamie hat ja bei seiner Oma gewohnt, ehe die verstarb und er sich das Zimmer im Wohnheim genommen hat, weil er ihre große Mietwohnung nicht übernehmen konnte… Jedenfalls wollten seine Eltern ihn erst zu Hause bei sich beerdigen, aber dann hat wohl ausgerechnet sein Freund durchgesetzt, dass er hier bei seiner Oma beerdigt wird. Wusstest du das?“

Ich schüttle den Kopf. Woher hätte ich das auch wissen sollen?

„Und warum hat er nicht bei seinen Eltern gelebt?“

„Die haben ihn zu seiner Oma abgeschoben, als er noch klein war. Weil sie mit ihren Jobs kaum Zeit für ihn hatten… Ich glaube zwar nicht, dass sie schlechte Eltern waren, aber wohl sehr karriereorientiert… Na ja… Seine Mum hat übrigens wahnsinnig geheult und sein Dad sah älter aus, als er es wohl ist!“

Ich nicke. Das kann ich mir vorstellen. Es muss schlimm sein, sein eigenes Kind zu Grabe zu tragen.

„Aber am meisten hat mir sein Freund leid getan. Er ist fast zusammengeklappt. Jamies älterer Bruder musste ihn stützen. Krass, oder?“

„Ziemlich,“ nicke ich wieder.

„Alles in allem eine wahnsinnig traurige Sache. Ich war froh, als es endlich vorbei war!“

Wir sind mit dem Regal fertig und Pascal verabschiedet sich. Er wollte ja nur kurz vorbeisehen, um mir einen Lagebericht zu liefern.

Als er weg ist, denke ich noch ein wenig darüber nach und bin letztlich froh, nicht dort gewesen zu sein.
 

Es ist Mittwoch, nach neun Uhr, und ich habe Spätschicht. Wie ja eigentlich immer… Diesmal zum Glück nur die kurze Schicht, ab Sechs.

Aber ankotzten tut es mich trotzdem. Vor allem, weil Lora gerade gegangen ist und keine Sau außer mir mehr im Laden ist, dafür aber mächtig viel Arbeit, die Lora zurückgelassen hat, statt sie zu erledigen.

Okay. Sie kommt nicht an die oberen Regale, aber wir haben eine Leiter im Lager, die sie sich hätte holen können…

Ich rede ja nicht oft schlecht über andere, aber bei ihr… Da finde ich einfach nichts, was ich positives sagen könnte. Sie ist ein faules Miststück, ganz einfach!

Mit deutlich schlechter Laune räume ich gerade das Shampoo ein, als mich jemand anspricht und mich fast zu Tode erschreckt. Müssen sich denn immer alle so anschleichen?

„Habt ihr keine Pflegespülungen mehr?“

Ich drehe mich zu unserem Kunden um und sehe ihn an. Oh. Mein. Gott.

Der Junge sieht wahninnig scheiße aus. Zerwühlte schwarze Haare, rotgeränderte Augen und in die abscheulichsten Schlabberklamotten der Welt gehüllt.

Und so einer fragt nach einer Pflegespülung. Der hätte ein ganz anderes Pflegeprogramm nötig, ja…

„Doch. Da hinten, im letzten Regal, ganz unten,“ meine ich und deute in die Richtung.

„Danke,“ meint er und mustert mich argwöhnisch. Sicher ist ihm nicht entgangen, wie ich ihn angeglotzt habe.

Tja… selbst Schuld. Ich meine, was läuft er so rum? Ist es zu viel verlangt, gepflegt auszusehen? Ich schaue ja auch, dass ich meine braunen Wuschelhaare unter Kontrolle kriege, ehe ich meine Wohnung verlasse.

Na ja, soll nicht mein Problem sein.

Jedenfalls trottet er nun zu den Pflegespülungen und ich räume das Regal weiter ein, bis ich merke, dass er mit seinem Hab und Gut an der Kasse wartet.

Als ich ihn abkassiere, bezahlt er bar und verlässt dann ohne ein weiteres Wort den Laden.

Was für ein unsympathischer Kerl!
 

Am Donnerstag ist Lora ebenfalls im Laden und ich lasse sie den Boden wischen, aus Rache, weil ich die scheiß Regale alleine einräumen musste. Bodenwischen ist eine undankbare Aufgabe, die sie mehr als nur verdient hat.

Warum sie immer noch hier ist – ist eigentlich schon zu spät, als dass man noch zwei Mitarbeiter braucht – weiß ich nicht. Ich vermute ja fast, dass sie jetzt, Ende des Monats, noch zu wenig Stunden hat.

Ich gammle also solange an der Kasse und langweile mich, als plötzlich dieses Etwas in den Laden tritt. Ihr wisst schon, dieser ungepflegte Kerl von gestern.

Ich mustere ihn. Wenn überhaupt möglich, sieht er noch schlimmer aus, als tags zuvor.

„Da hat die Pflegespülung aber nicht viel genutzt,“ bemerke ich und starre ihn an. Ich kann nicht anders. So beschissen, wie er aussieht. Als hätte ihn jemand ausgekotzt.

Ob er ein Penner ist? Aber was will ein Penner mit einer Pflegespülung? Kauft man sich als Penner nicht lieber was zu Essen?

„Ich hab sie noch nicht ausprobiert,“ herrscht er mich an.

„Solltest du vielleicht mal,“ gebe ich ihm den Tipp. „Dann hilft sie vielleicht auch.“

Er lässt mich stehen und ich höre ihn ‚Idiot’ murmeln, während er zu den Regalen geht. Ich weiß nicht genau, was er tut, aber im nächsten Moment fällt etwas zu Boden und zerschellt laut darauf. Eindeutig Glas, dass da zersplittert ist.

Ich verdrehe die Augen. Anscheinend ist er nicht nur hässlich, sondern auch noch zu blöd, was aus dem Regal zu holen.

Lora ruft, dass alles okay sei und das gar nichts mache.

Eher aus Neugier, als aus Bedürftigkeit, gehe ich nach hinten und erblicke Lora, die sich dran macht, ein Glas Obst aufzuwischen, und diesen Kerl daneben, der sich entschuldigt. Allein dafür, dass Lora jetzt mehr Arbeit hat, hat er eigentlich schon wieder einen Orden verdient.

„Muss er das jetzt bezahlen?“, frage ich Lora, die mich nur böse ansieht und mich schimpft, dass es ein Versehen war und ich nicht immer so wahnsinnig unfreundlich sein soll.

Ich zucke mit den Schultern. „Er muss es aber trotzdem bezahlen!“

Der Kerl sieht mich wütend – und voller Abneigung – an. „Schön,“ meint er und stellt ein anderes Glas wieder ins Regal, ehe er weiter seine Einkäufe erledigt. Wahrscheinlich kann er nicht zwei davon bezahlen oder er ist einfach nur geizig, oder was weiß ich…

Ich helfe Lora dabei, das Glas aufzusammeln, obwohl sie das sicher auch alleine geschafft hätte. Aber ich hab keinen Bock, wieder an der Kasse zu gammeln. Irgendwann ist der Kerl fertig und ruft nach mir, dass ich ihn abkassiere.

Ich lasse ihn warten.

„Könntest du mich vielleicht abkassieren oder soll ich noch länger hier warten?“, ruft er mir zu.

„Geduld ist eine Tugend,“ brülle ich zurück und hole Lora noch frisches Wasser, ehe ich mich zur Kasse bequeme – natürlich nur, um ihn zu ärgern.

Er funkelt mich wütend an.

„Du hast dich aber beeilt, wie nett von dir!“, meint er zynisch.

„Hättest du das Glas mal nicht kaputt gemacht…“, ich zucke mit den Schultern „...wäre ich auch eher da gewesen. Mit dem Glas sind es dann fünf Euro und zwanzig Cent.“

Er donnert mir das Geld hin und verschwindet, wieder ohne ein Wort.

„Vielen Dank für deinen Einkauf,“ rufe ich ihm betont freundlich nach. Was für ein Idiot!
 

Freitag habe ich frei. Gott sei Dank muss ich diesen komischen Kerl nicht sehen.

Als ich am Samstag wieder im Laden stehe, fängt Lora ein Gespräch mit mir an, was mir eigentlich schon zu denken geben sollte.

Tatsächlich fragt sie mich bald darauf, warum ich eigentlich immer so unfreundlich bin. Ob sie immer noch auf der Sache mit dem Kerl herum reiten will?

Ich zucke jedenfalls nur mit den Schultern.

Aber die Frage ist ja eigentlich berechtigt! Warum bin ich so gemein zu den Menschen?

Na ja, ganz einfach: Ich hasse meinen job, ich hasse die Menschen, die mir ihre Arbeit überlassen, ich hasse die Menschen, die mir hier mehr Arbeit machen, als es die Sache wert ist…

Menschen, die auf Sonderangebote noch mal Rabatt wollen

Menschen, die Preisschilder falsch lesen und dann auf ein Recht beharren, das sie einfach nicht haben.

Menschen, die Packungen aufreißen.

Menschen, die was mitgehen lassen.

Menschen, die was aus dem Regal werfen.

Menschen, die mit ihren dreckigen Schuhen über meinen eben gewischten Boden laufen.

Und so weiter und so fort.

Ich hasse es auch, dass meine Tage der Uni stressig sind und ich sie dann hier ausklingen muss, statt auf dem Sofa. Und dass ich jeden Samstag hier stehe, statt Partys zu feiern.

Und ich hasse verdammt noch mal Lora, die schon wieder geht, ohne mit ihrer Arbeit fertig geworden zu sein!

Und den zotteligen Kerl, der nun in den Laden tritt, den hasse ich ganz besonders.

„Du schon wieder,“ stelle ich fest. „Hast du kein Zuhause?“

„Ich freue mich auch nicht, dich zu sehen,“ entgegnet er und hält sich nicht länger bei mir auf, kauft nur ein, was er wohl so braucht und kommt wieder an die Kasse zurück.

„Großeinkauf, oder was?“, will ich wissen und scanne den Berg an Zeug ein, den er hier so aufgetürmt hat.

„Je mehr ich kaufe, desto länger muss ich nicht herkommen und deine Fresse ertragen.“

Ich ignoriere diese offene Anfeidung meine stattdessen: „Du solltest echt mal die Pflegespülung nutzen.“

Er sieht mich wütend an. „Macht dreiundzwanzig Euro und achtundneunzig Cent,“ flöte ich ihm entgegen.

Er reicht mir eine EC-Karte, die ich in den dafür vorgesehenen Schlitz schiebe.

„Sieht aus, als wärst du pleite,“ stelle ich dann fest.

Er wird ein wenig rot und bittet mich, die Kartoffelchips wieder zu stornieren.

Ich sehe ihn genervt an. „Das geht mir der alten Kasse nicht,“ maule ich und darf alles noch mal neu machen. Dann wieder die Karte. „Sieh es ein. Du hast kein Geld mehr drauf!“

„Schön,“ faucht er und reißt die Karte wieder an sich. Er wirkt peinlich berührt. Tja…

„Dann kannst du alles wieder rauslöschen,“ verkündet er mir nun und lässt mich tatsächlich stehen.

Ich sehe ihm fassungslos nach, ehe ich brülle: „UND ICH DARF DAS JETZT ALLES WIEDER EINRÄUMEN, ODER WAS?!“
 

„Na? Hast du heute wieder mehr Kohle, oder darf ich den Scheiß dann wieder ins Regal räumen?“

Montagsschichten sind die dümmsten, weil man da noch müde ist, nachdem das Wochenende gerade erst vorbei gegangen ist.

Und heute ist es besonders schlimm, weil zu meiner Müdigkeit nun auch noch ein ungepflegter Spinner hinzukommt, der wohl meint, jetzt ständig hier einkaufen zu müssen. Garantiert macht er das mit Absicht, um mir jedes Mal aufs Neue den Tag zu versauen.

„Scann sie ein, dann wirst du es ja sehen,“ mault er nur.

Das tue ich dann auch und tatsächlich – es geht. Vielleicht hat er ja Geld überwiesen bekommen. Wir haben heute schließlich den ersten des neuen Monats. Oder er hat die Tanke, da eine Ecke weiter, ausgeraubt. So wie er aussieht, halte ich letzteres ja für wahrscheinlicher.

Er sieht mich jedenfalls triumphierend an und nimmt sein Zeug, ehe er den Laden verlässt.

Ich sehe ihm nach. Ob er weiß, dass er die Pflegespülung auch anwenden kann? Er sieht immer noch aus, als hätte er in die Steckdose gefasst.
 

Zwei Tage hatte ich nun frei und heute darf ich wieder an der Kasse stehen und so tun, als wäre ich nett.

Ich habe Lora gefragt, ob er der Kerl wieder hier war. Und sie hat gesagt, er wäre jeden Tag hier gewesen.

Aha. Vielleicht ein irrer Stalker? Aber wen stalkt er? Mich? Lora? Unseren Chef? Das Pflegespülungregal?

Jedenfalls zerplatzt mit dieser Ansage meine winzig kleine Hoffnung, er könnte heute nicht auftauchen.

Und tatsächlich! Ich wische geraden Eingangsbereich, als er kommt. Ich sehe ihn an.

„Was ist mit dir passiert?“ Er sieht ja mal richtig ordentlich aus. Zumindest seine Haare. Der Rest… naja…

„Die Pflegespülung,“ erwidert er. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als er von dannen zieht.

Wenig später stehen wir an der Kasse und ich scanne seine Fertignudeln ein.

„Warum kommst du eigentlich jeden Tag her und kaufst ein?“, will ich wissen.

„Was geht dich das an?“, entgegnet er.

„Ich frag ja nur,“ murre ich und er bezahlt bar. Dann geht er, ohne auf meine Frage zu antworten und ich sehe ihm nach. Langsam gewöhne ich mich an ihn.
 

Ich hasse Lora! Ich hasse, hasse, hasse sie! ICH HASSE SIE!!!!

Nie kann sie Regale einräumen. Nie! Immer darf ich das machen. Dabei will ich um halb Zehn abends nichts mehr tun, außer die Minuten abzählen, bis ich endlich diesen scheiß verfickten Laden verlassen kann!

Vor allem an einem Samstag, an dem ich einfach nur noch meine Ruhe will!

Wütend stopfe ich die Reispackungen in das Regal und blöderweise stoße ich dabei an einen anderen Stapel, so dass dieser wieder krachend zu Boden fällt.

Ich könnte heulen. Weil sich das aber nicht schickt, schreie ich einfach wütend auf.

Gerade will ich von der Leiter steigen, um sie wieder aufzusammeln, als mir jemand eine Packung entgegen hält.

Als ich nach unten sehe, hätte ich fast anerkennend gepfiffen oderr so. Da steht dieser durchgeknallte Typ und sieht mal wirklich gut aus.

Er hat seine schwarzen Haare gestylt und seine Schlabberklamotten gegen eine schwarze Röhrenjeans und ein enges, gleichfarbiges T-Shirt getauscht, über dem er eine hellblaue Sweatshirtjacke trägt.

„Und das alles dank einer Pflegespülung!“, meine ich teils anerkennend und teils belustigt.

„Bitte, ich hab dir sehr gerne die Packungen gereicht,“ murrt er und ich winke ab: „Ja, ja. Danke.“

Er behält eine Packung Reis für sich und sucht dann seine restlichen Einkäufe zusammen.

Als er an die Kasse kommt, haben wir unser kleines Lieblingsproblem wieder: „Du hast nicht genug Geld auf der Karte, Schnucki.“

Er stöhnt frustriert auf und ignoriert sogar mein >Schnucki<.

„Dann stornier die Waffeln raus,“ meint er letztlich.

Und so storniere ich genervt die Waffeln heraus und Gott sei Dank reicht das Geld dann. „Na… ging ja mal fast ohne Probleme,“ meine ich spöttisch.

Er schnappt sein Zeug, während er mich mit hasserfüllten Blicken taxiert, und verlässt den Laden, rennt dabei fast jemanden um. Er entschuldigt sich zwar, aber ohne zu stoppen.

Dieser Jemand, den er da fast umgenietet hat, ist übrigens kein geringerer als Pascal.

Er sieht dem Kerl nach, dann sieht er zu mir.

„Hey. Ich brauch noch mehr Alk für die Party. Und ich wollte wissen, ob du nach deiner Schicht noch vorbei schaust.“

Als er mich richtig ansieht, runzelt er die Stirn. „Was guckst du denn so genervt?“

„Wegen dem Emoboy, oder was er auch immer darstellt,“ meine ich und deute zum Ausgang. „Der kommt ständig her und geht mir auf den Sack.“

„Na ja,“ winkt Pascal ab und sucht sich seine Flaschen zusammen, die im Regal neben der Kasse stehen.

„Sieh’s ihm nach. Er hat ’ne schwere Zeit.“

„Tss,“ mache ich. „Schwere Zeit.“

Ich schüttle den Kopf.

„Wer hat die nicht?“

Ich deute auf den Berg an Zeug, das eigentlich Lora hätte einräumen sollen und das ich heute nicht mehr geschafft habe.

„Siehst du? Ich hab’s auch nicht leicht!“

Pascal verdreht die Augen und bezahlt seinen Schnaps.

„Viel Arbeit kann man ja wohl kaum mit einem toten Freund vergleichen,“ murrt er dann und ich sehe ihn verwirrt an. „Toten Freund?“

„Man Levi!“, stöhnt er auf. „Lebst du eigentlich hinter dem Mond, oder was ist los?“

Er deutet nach draußen.

„Das ist Darian, du Idiot. Der Freund von Jamie.“

Ich starre ihn aus weit geöffneten Augen entsetzt an.

Oh. Bitte. Nicht.

„Kommst du dann noch zur Party?“, will er dann wissen, aber ich schüttle nur den Kopf.

Ich bin ja so ein Idiot!

„Dann nicht,“ mault er und verlässt den Laden.

Kurz darauf kommt mein Chef nach unten und ruft mich zur Abrechnung.

„Du siehst konfus aus, Junge. Alles klar?“, will er wissen, während er abschließt.

„Ich glaube, ich hab da was total verbockt.“

„Das renkt sich schon wieder ein, Junge. Keine Angst! Manche Dinge erscheinen immer unangenehm, aber sie gehen vorbei. Glaube mir, Junge.“

Ich hasse diese Eigenart von ihm, an jeden Satz ein ‚Junge’ oder ein ‚Mädel’ ranzuhängen.

Aber was er sagt, ist ein wenig tröstlich.

„Und wenn nicht?“

„Dann musst du eben sehen, wie du es wieder gerade biegst, Junge.“

Ja. Der hat leicht reden. Hätte ich sicher auch, wenn ich den ganzen Tag nur in meinem staubigen Büro hocken und Geld zählen würde…



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ShinPurple
2012-01-28T13:27:02+00:00 28.01.2012 14:27
Ahhhh, Darian, mein süßer kleiner Schnuff! xD

Okay, das ist doch mal eine geile Art des Kennelernens. Viel besser, als auf der Beerdigung oder im Wohnheim, ahh, das ist stylisch. ^^
Ich finde es absolut genial, wie Levi auf den Kleinen reagiert. Das macht das Ganze doch erst interessant. Ich meine - jetzt hat er Mitleid. Hätte er ihn von Anfang an so gesehen, wäre es nur der kleine Emo, der seinen Freund verloren hat.
Jetzt ist Darian das nervige, ungepflegte Ding, dass ihm auf den Sack geht. :D
Eiiiindeutig bessere Variante!
Also wehe, Levi macht das jetzt mit übertriebener Entschuldigung wett, dann komme ich an und geb ihm nen Klaps auf den Hinterkopf. xD
Von:  funeral
2012-01-26T22:04:50+00:00 26.01.2012 23:04
Ich wusste es o.O ich wusste das es darian is o.O levi kann so ein idiot sein -.- ixh hoffe ja mal das sich das zwischen den 2 einränkt :o
Von: abgemeldet
2012-01-26T21:50:27+00:00 26.01.2012 22:50
thuuuhuhu, levi schwimmt in einem fettnäpfchenmeer~ :D auch selbst wenn er's jetzt 'verbockt' hat- sowas ist für darian besser als übertriebenes mitleid, finde ich! einfach normal behandelt werden. und hätte ich jemanden, der keine regale einräumen kann und ich dürfte somit alles selber machen, und dann kommt auch noch so ein komischer strange typ- ich würd' genauso reagieren :D ich bin gespannt, wie es zwischen den beiden weitergeht und levi sich in zukunft darian gegenüber verhalten wird. wenn levi es nicht schafft, darian aufzumuntern, mach ich das gerne, thihi~
aber was ich mich frage.. was will darian mit dem ganzen essen? macht er ein-mann-frustfressen-partys? oder sammelt er das, für schlechte zeiten? *sich einen riesigen berg aus essen in darians küche vorstell* Oo
lg~ <3
Von:  tenshi_90
2012-01-26T20:40:15+00:00 26.01.2012 21:40
Ein schönes Kapitel :)

Levi ist da ja mal voll ins Fettnäpfchen getreten. Gut er konnte ja auch nicht wissen, dass das Darian ist...

Ich bin gespannt, wie er das wieder gerade biegen wird...

LG
Von:  Shunya
2012-01-26T19:29:31+00:00 26.01.2012 20:29
Haha, amer Levi muss er sich auch noch mit so einer Kollegin sbschlagen. und Levi ist so nett zu ihr. XD lol
Bei der ersten Begegnung mit Darian hab ich mich vor Lachen kaum eingekriegt. Okay, ist fies, aber Levi's Gedanken sind einfach herrlich! Lief ja nicht so doll ihr erstes Treffen. >.<
Mein Güte, Levi hat ja echt heftige Sprüche auf Lager. :D
Er legt es aber echt drauf an manchmal. Ich find ihn trotzdem süß! :3
Und er hasst so viel, aber ich kann ihn gut verstehen, ist ja auch blöd, wenn man eine Arbeit machen muss, die man gar nicht so mag. O.o
Die Treffen zwischen Darian und Levi finde ich sooo~ dermaßen amüsant. Echt genial! Wie die sich immer anzicken und keiner hat ne Ahnung, wer der Andere ist. XD lol
Macht Darian das eigentlich absichtlich? Ich meine, wenn Levi ihn so nervt, könnte er auch woanders einkaufen gehen, oder zur erwähnten Tanke gehen. Oder hält er es zu hause alleine nur nicht aus? O.o
Schnucki <- ich lach mich weg XD lol
Ich hätte ja zu gerne Levi's Gesicht gesehen, als Pascal ihm gesteckt hatte, dass besagter Emoboy Darian ist. :D
Darian und Levi mag ich jetzt schon total!!!! *o*
Freu mich schon sehr aufs nächste Kapitel!!!
Von:  Inan
2012-01-26T18:54:33+00:00 26.01.2012 19:54
Wetten, Darian fand es voll toll, einfach mal angepampt zu werden wie alle anderen ohne tote Freunde auch und kommt deshalb immer wieder? xD
Das wird noch lustig, wenn Levi versucht, sich zu entschuldigen oder ernsthaft nett zu sein xD
Tollysh :D
Von: abgemeldet
2012-01-26T09:45:16+00:00 26.01.2012 10:45
Och, ich muss ehrlich gestehen :x Okay, Darian gehts mies, aber woher soll Levi das denn wissen? Und ist es Darian denn wirklich lieber, dass ihm jetzt alle Zuckerwatte in den Arsch schieben, anstatt einfach so zu sein wie man ihn als normalen Mensch behandeln würde?
Das Leben geht weiter, klar, er ist am Boden... Aber wenn ihn jetzt alle verhätscheln, hilft ihm das auch nicht weiter. Diese mitleidigen Gesichter wären mir tausende Male mehr zuwider als Levis auf charmante Weise uncharmantes Verhalten.
Leviiiii~ xD *meiner*
Ich liebe diesen Kerl! <3
Von:  Last_Tear
2012-01-26T07:39:58+00:00 26.01.2012 08:39
Ieks O_O
*fieps*
Also also also x-_X
*drops*
*Levi eine hau*
>_<
Argh, Idiot û.u
*murr*
Darian °-°
*fieps*
Aber isst was
*nick nick*
*glückliches Sayu*
X___X
Und jaaa, braves Jeschi X__X
Beerdigung hätt ich glaub ich auch geheult u.u
Aber ich bin jetzt gespannt
*irre kicher*
Was tut Levi-chan wohl um sich zu entschuldigen
*irre grins*
Von:  KleineBine
2012-01-25T23:23:55+00:00 26.01.2012 00:23
Ich kann Levi gut verstehen, hatte auch jemanden der die arbeit immer stehen hat lassen -.-

Das ist ja jetzt mal mehr als unangenehm für Levi.
Bin gespannt wie er das wieder zurecht biegen will.

LG Bine


Zurück