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Footsteps In The Rain

HP/LV, DM/HG, Grindeldore
von

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Nicht sein Vater

Hallo alle zusammen!

Wie immer möchte ich mich bei meinen Betas bedanken, die auch bei diesem Kapitel wieder ausgezeichnete Arbeit geleistet haben, sowie allen, die mir zum letzten Kapitel ein Review hinterlassen haben.

Für euch gibt es heute einen wunderbaren, längeren Tom/Harry-Dialog! Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße, eure Ayako

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Nicht sein Vater
 

Als er noch ein Kind gewesen war, hatte Harry sich oft in das private Labor seiner Mutter geschlichen, meist wenn sein Vater mit Sirius beschäftigt war und Lily sich um ihre Karriere gekümmert hatte. Natürlich war das Labor immer dicht versiegelt und abgeschlossen gewesen, eigentlich unerreichbar für einen kleinen Jungen, der noch keinen einzigen Zauber beherrschte. Allerdings hatte Lily vergessen, die Schutzzauber auch für Tiere geltend zu machen. Also hatte er sich einfach in seine Animagusform verwandelt und schon hatte er Zugang zu dem einzigen Ort im Haus, den er nicht aufsuchen durfte.
 

Genaugenommen war das der einzige Grund gewesen, warum er überhaupt versucht hatte, dort hineinzukommen. Da seine Mutter jede freie Minute dort verbracht hatte, war er davon überzeugt gewesen, dass ein Labor etwas unheimlich spannendes und tolles sein musste. Bestimmt gab es dort ganz viele Süßigkeiten und einen Geschichtenerzähler und eine Hüpfburg und anderes lustiges Zeugs.

Natürlich hatte er letztendlich herausfinden müssen, dass er sich geirrt hatte. Statt Süßigkeiten fand er Schlangenschwänze, Fledermausflügel und Kröten, der Geschichtenerzähler war ein riesiges Bücherregal – Erwachsene bekamen immerhin so Geschichten erzählt, indem sie sich hinsetzten und lasen – und statt einer Hüpfburg gab es Berge von beschriebenem Papier, auf dem Lily ihre Forschungsergebnisse notierte. Ein Labor war demnach kein sonderlich toller Ort.
 

Harry war dennoch immer wieder dorthin zurückgekehrt.
 

Die Heilerin, zu der man ihn vor ein paar Jahren wegen seiner Anfälle in Wäldern geschickt hatte, war der Meinung gewesen, dass dies ein Versuch gewesen sei, ein Teil vom Leben seiner Mutter zu werden.

„Deine Mom ist nie zu Hause“, hatte die Frau ihm mitfühlend erklärt, während eine Flotte-Schreibe-Feder jedes Wort notiert hatte. „Da ist es nur natürlich, dass du versucht hast, dich mit ihr zu identifizieren und das ging am besten, indem du den Ort aufgesucht hast, den sie dir vorgezogen hat.“

Nachdem sie ihm in derselben Sitzung weismachen wollte, dass seine Angst vor Wäldern daher rührte, dass die Zutaten von Lilys Tränken genau dort gefunden werden konnten, war er aufgestanden, um nie wiederzukommen.
 

Das Labor war für ihn keine Möglichkeit gewesen, sich mit seiner Mutter zu „identifizieren“. Es war vielmehr der Nervenkitzel gewesen, etwas Verbotenes zu tun. Darüber hinaus hatte es ihn fasziniert, wie der Raum immer anders roch und immer andere Flüssigkeiten in dem großen Kessel gluckerten. Vor allen Dingen war es jedoch ein wunderbarer Rückzugspunkt gewesen, da ihn dort niemand je gesucht hatte.

James hatte nie herausfinden können, dass sein Sohn sich regelmäßig dorthin geschlichen hatte. Erst eine Woche nach seinem Tod war jemand dahinter gekommen.
 

Damals war alles schrecklich gewesen. Niemand mehr da, der sich um Harry gekümmert hätte. Niemand, der ihm sagte, dass alles gut werden würde. Niemand, der sich um ihn sorgte. Er war allein gewesen – seither war er immer allein gewesen, selbst, wenn er von Freunden umgeben gewesen war – mit seinem Schmerz, seiner Hoffnungslosigkeit und mit der Erinnerung daran, was geschehen war.
 

An einem Tag, an dem er sich besonders allein gefühlt hatte, war er wieder in das Labor seiner Mutter zurückgekehrt aus dem einzigen Grund heraus, weil er immer dorthin gegangen war, wenn er zu traurig gewesen war, um bei seinem Daddy Trost zu suchen. Allerdings war er diesmal nicht der Einzige gewesen, der auf diese Idee gekommen war.
 

Seine Mutter hatte in der Mitte des Raumes gelegen – zusammengerollt und schluchzend. Wahrscheinlich hätte sie ihn niemals bemerkt, wäre er nicht zu ihr gegangen, um sich vor ihr hinzuhocken. Irgendwann hatte sie zu ihm aufgeblickt und ihn durch hoffnungslose, tieftraurige Augen angesehen. Kurz darauf hatte sie ihn in ihre Arme gezogen.

Im Nachhinein war es die erste Umarmung seiner Mutter, an die er sich erinnern konnte. Ein trauriger Gedanke.
 

Jedes Mal, wenn Harry Severus' Laboratorium besuchte, fühlte er sich an diese Szene zurückerinnert. Er vermutete, dass der Mann alles mit Absicht genauso eingerichtet hatte wie bei seiner Mutter, ob um Harry zu ärgern oder sich Lily einfach näher zu fühlen, blieb dahingestellt. Vielleicht gab es sogar eine bestimmte Regel, wie man als Tränkemeister ein Labor einzurichten hatte, aber das bezweifelte er. Vor ein paar Jahren hatte er mit seiner Mutter Horace Slughorn – ein weiterer Tränkemeister und ehemaliger Mentor Lilys – besucht und sein Labor war vollkommen anders eingerichtet gewesen.
 

Wie immer köchelten auch heute wieder mehrere Tränke in den zahlreichen Kesseln. Harry erkannte einen Heiltrank, Veritaserum und Vielsafttrank. Interessante Zusammenstellung.

Tom schien das genauso zu sehen, denn er nahm sich Zeit, die Kessel in aller Ruhe zu begutachten. Harry selbst blieb an der Tür, die diesen Raum von Severus' Arbeitszimmer trennte, stehen und beobachtete ihn dabei. Er musste zugeben, dass ihn dieses Verhalten verwirrte. Hatte der Mann nicht mit ihm „reden“ wollen? Stattdessen wurde er ignoriert. Wie nett.
 

Als hätte er seine Gedanken gehört, blickte Tom plötzlich auf und schenkte ihm ein mildes Lächeln. „Obwohl Severus ein treuer Todesser ist, ist er immer noch ein Tränkemeister. Mit anderen Worten: er liebt Experimente und würde selbst seine Seele verkaufen, um einen wissenschaftlichen Durchbruch zu erlangen. Darum ist es immer besser, ihm regelmäßig bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.“
 

Harry hob daraufhin seine Augenbraue. „Der Dunkle Lord scheint seinen Anhängern nicht sonderlich zu vertrauen.“
 

Toms Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Oh, Harry, wir wissen beide, dass seine Herrschaft nicht durch Loyalität legitimiert wird. Er ist vielmehr der klassische Diktator, der seine Untertanen mit Angst und Schrecken an sich bindet.“
 

„Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich dir jetzt nicht zustimme“, sagte Harry. „Aber in Gegenwart seiner Rechten Hand ist es besser, es nicht mit der Systemkritik zu übertreiben.“
 

Aus irgendeinem Grund verschwand das Grinsen bei diesen Worten von Toms Gesicht. Stattdessen schlenderte er seufzend zum nächsten Kessel. „Genau das war der Grund, warum ich nicht wollte, dass du erfährst, wer ich bin. Die Leute werden dann immer so zurückhaltend.“
 

„Du kannst es ihnen nicht verdenken.“ Immerhin konnte Tom in seiner Position sofort handeln, wenn er das Gefühl bekam, dass jemand gegen das System handelte. Da wurde sicher selbst jemand wie Lucius nervös, wenn er sich mit ihm unterhielt.
 

„Leider nein“, stimmte Tom ihm zu. „Ich hatte nur gehofft, dass du noch etwas länger ahnungslos bleibst. Es war sehr erfrischend, mit jemandem zu sprechen, der kein Blatt vor den Mund nimmt.“
 

„Soll das eine indirekte Entschuldigung dafür sein, dass du deine Identität vor mir verheimlicht hast?“
 

„Keineswegs. Es ist meine Erklärung dafür, warum ich dir deine unüberlegten Kommentare durchgehen lasse.“ Der Mann löste seinen Blick von dem Trank, den er gerade begutachtet hatte, um stattdessen Harry streng anzusehen. „Auch wenn ich unsere Unterhaltungen sehr unterhaltsam finde, so ist es doch unklug, sich so offen gegen ein Dasein als Todesser auszusprechen.“

Damit spielte er auf seine Aussage an, dass er nicht vorhabe, ein Anhänger des Dunklen Lords zu werden. Eine zugegebenermaßen schlechte Idee, wenn man mit Tom Riddle kommunizierte. Das bedeutete aber nicht, dass er klein beigeben würde.
 

„Soweit ich mich erinnern kann, kann mich niemand dazu zwingen, ein Todesser zu werden.“ Das war die Wahrheit. Man hatte immer die Möglichkeit „nein“ zum Mal zu sagen. Allerdings konnte es gut sein, dass man dann keinen Fuß in der Gesellschaft fassen würde. Die Todesser waren gut darin, neue Mitglieder anzuwerben.

Im Grunde genommen war es eine große Ehre und das Beste, was einem passieren konnte, weshalb sich in der Regel niemand dagegen stellen würde. Außer man hatte Moralvorstellungen oder war das letzte Mitglied einer Gryffindorfamilie, die bei der Razzia gegen die Rebellen vor einigen Jahren ausgemerzt worden war.
 

Zwar hatte die Herrschaft des Dunklen Lords Frieden und eine allgemeine Verbesserung der Lebensverhältnisse für alle magisch begabten Wesen hervorgebracht, aber Harry persönlich gefielen die Methoden nicht, die dafür angewandt wurden. Systemkritiker wurden als Rebellen eingestuft und nach Askaban geschickt. Die Reinblüterfamilien bauten ihre Macht immer mehr aus und waren dazu berechtigt, Menschen aus weniger „edlen“ Familien nach Belieben zu unterdrücken.

Und dann war da noch der Dunkle Lord, den keiner von ihnen jemals zu Gesicht bekommen hatte. Ob er überhaupt existierte? Könnte es nicht sein, dass die Todesser sich seine Existenz nur ausgedacht hatten, damit sie ihre Macht rechtfertigen und weiter ausbauen konnten?
 

Während er über diese Dinge grübelte, beendete Tom seinen Rundgang in Severus' Labor und blieb in der Mitte davon stehen, um sich nun wieder voll und ganz Harry zu widmen. „Und soweit ich mich erinnere, hat niemand von dir verlangt, ein Todesser zu werden. Oder gibt es da etwas, wovon ich nichts weiß?“
 

„Nein, ich wollte einfach dafür sorgen, dass diese Frage gar nicht erst gestellt wird“, meinte er heiter. „Wobei ich ohnehin bezweifle, dass der Dunkle Lord gerade an mir Interesse haben sollte. Außer er ist ein Quidditchfan.“ Mehr als ein Lehrer hatte ihm bereits bestätigt, dass das einzig herausragende an ihm seine Fähigkeiten als Sucher waren. Seine Mutter hatte diese Einschätzung überaus deprimiert, er selbst hatte es kommen sehen. An seinen mittelmäßigen Leistungen konnte niemand etwas ändern.
 

„Du hast Recht“, entgegnete Tom. „Der Dunkle Lord hat tatsächlich nicht das geringste Interesse an dir. Dummerweise hast du meines geweckt. Aber wie wäre es, wenn wir uns setzen?“

Es gab Tische und Stühle in diesem Labor, für den Fall, dass Severus länger über einer Zutatenliste brütete oder Besuch hatte. Es sollte immerhin tatsächlich Schüler geben, die ebenfalls eine Karriere als Tränkemeister anstrebten und deshalb die Zeit mit ihm verbrachten, die Harry nicht bei ihm nachsitzen musste.
 

Er zögerte für einen Augenblick, ehe er auf einen solchen Stuhl zuging und sich darauf fallen ließ. Dort lehnte er sich entspannt zurück und verschränkte die Arme, alles offene Anzeichen seines sturen Charakters. Er könnte sich auch anders verhalten. Er könnte den perfekten Slytherin mimen und Tom damit beeindrucken, aber er hatte beschlossen, ein Gryffindor zu sein. Vielleicht würde Tom dann sein Interesse an ihm verlieren.
 

Dieser ließ Harrys Verhalten unkommentiert, während er sich ebenfalls auf einen Stuhl ihm gegenüber niederließ. Nun war eine Tischplatte voller Dokumente und Bücher zwischen ihnen. Gut so. Er wollte ihm nicht zu nah kommen.

Es fiel ihm schwer, es sich einzugestehen, aber seine Gegenwart machte ihn nervös, mehr, als es eigentlich sollte. Natürlich war man etwas angespannt, wenn man mit der Rechten Hand des Dunklen Lords sprach, er war mächtig, er konnte alles gegen einen verwenden und er war alles andere als unattraktiv. Aber das war keine Erklärung dafür, dass Harry sich immer, wenn er in der Nähe war, darüber Gedanken machte, was der Andere von ihm halten könnte. Oder dass er sein ganzes Verhalten danach ausrichtete, eine Reaktion in diesem Menschen hervorzurufen. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Es könnte ihm egal sein, was der Andere von ihm hielt. Er wollte kein Todesser werden und überhaupt wäre es das Beste, wenn er so wenig wie möglich mit dem Mann zu tun hätte.
 

Warum kam er dann nicht von ihm los?
 

Tom holte währenddessen eine Akte und seine Brille hervor, die er sich aufsetzte. Als er das sah, konnte Harry sich seinen Kommentar nicht verkneifen: „Hat unser Zusammentreffen deine Sehstärke verschlechtern lassen?“

Seine Klassenkameraden hatten heute den ganzen Tag darüber diskutiert, dass man Tom Riddle vor dem heutigen Zaubertränke-Unterricht noch nie mit einer Sehhilfe gesehen hatte.
 

Der Mann warf ihm über seine Brillengläser hinweg einen Blick zu. „Meine Augen sind so gesund wie eh und je, aber ich kann ihnen nicht immer vertrauen.“
 

„Warum, hast du Wahnvorstellungen? Da wird dir aber auch eine Brille nicht weiterhelfen.“
 

„Irgendwann wirst du dich mit deinen Kommentaren in große Schwierigkeiten bringen“, meinte Tom kopfschüttelnd und wandte sich der Akte zu, die er mitgebracht hatte.
 

„Oh, da irrst du dich“, erklärte Harry und lehnte sich mit seinem Stuhl soweit zurück, dass er auf den beiden hinteren Beinen kippelte. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, stützte er sich mit einem Bein auf dem Boden ab, während er das andere gegen die Tischplatte stemmte. Eine bequeme Position, beschloss er. „Ich weiß sehr wohl, wann es besser ist, den Mund zu halten oder höflich zu sein. Würde ich das nicht wissen, wäre ich sicher schon längst von der Schule geflogen.“
 

„Severus hat mir da etwas anderes erzählt“, widersprach ihm Tom. „Wenn es nach ihm geht, bist du ein vorlauter Bengel, der nichts Besseres zu tun hat, als sich selbst Nachsitzen einzuhandeln und seiner Mutter Kopfzerbrechen zu bereiten.“
 

Das hatte er gesagt?

Harry hoffte für ihn, dass er das getan hatte, um Toms Interesse an ihm zu senken. Ansonsten wäre er nämlich ein kleines bisschen beleidigt.

„Das ist etwas Anderes. Professor Snape zu provozieren kann zwar zu ein paar Tagen Nachsitzen führen, aber nie zu etwas Schlimmerem. Er will mich vielleicht disziplinieren, aber er würde mir nie ernsthaft schaden.“ Da sie eine Familie waren und deshalb zusammenhalten mussten.
 

Tom brachten seine Worte dazu, ihn wieder anzusehen. „In diesem Falle müsstest du der Ansicht sein, dass auch ich dir keinen Schaden zufügen werde.“
 

Oh, verdammt. Da hatte er Recht. Er sollte wirklich anfangen zu denken, bevor er etwas sagte.

„Hast du es denn vor?“, fragte er, um die Stille zwischen ihnen nicht zu lang werden zu lassen.
 

„Eine berechtigte Frage“, entgegnete Tom, während er ihn mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck musterte. „Aber nein, ich habe es nicht vor, tatsächlich läge mir nichts ferner... aber es überrascht mich, dass du mich so einschätzt. Hast du nicht selbst bei unserer ersten Begegnung gesagt, dass ich dich sicher nur ausnutzen und mich über dich lustig machen würde?“
 

„Ich habe nie behauptet, dass ich dir traue“, widersprach ihm Harry.
 

„Was sehr klug von dir ist. Ich an deiner Stelle würde es auch nicht tun, trotzdem kann ich mich nur wiederholen: Ich möchte dir kein Leid zufügen.“

„Und was willst du dann? Sex?“

Eine unkluge Frage, doch er musste sie ihm stellen. Er musste wissen, worauf er sich einstellen musste, wenn er sich auf diesen Menschen einließ. Falls er sich auf ihn einließ.
 

„Ich glaube, uns ist beiden klar, dass wir in diesem Fall schon längst miteinander geschlafen hätten und du mich danach nie wieder gesehen hättest, oder?“, fragte Tom und senkte wieder den Blick, um sich der geheimnisvollen Akte zu widmen. Harry war sich zu neunzig Prozent sicher, dass es seine war. „Ich habe mir erlaubt, mich über deine Schullaufbahn zu informieren.“

Er zog ein Stück Pergament hervor, auf dem wahrscheinlich seine Noten notiert waren. „Seit der ersten Klasse bist du in jedem einzelnen Fach mittelmäßig. Du fällst einzig und allein durch deine hervorragenden Leistungen als Sucher und dein Strafregister auf. Ich glaube, nur dein Vater und seine Freunde haben mehr nachsitzen müssen als du.“
 

„Klingt ganz nach mir“, bestätigte Harry und ließ sich noch etwas mehr mit seinem Stuhl nach hinten kippen. Der Mann konnte seine Akte noch so oft durchgehen, er würde nichts Brauchbares finden. Dort drin war er nichts weiter, als ein durchschnittlicher Unruhestifter, der eine Begabung für Quidditch hatte, was er – wie ihm regelmäßig alle vorhielten – von seinem Vater geerbt hatte. Keine Überraschung, nichts weltbewegendes, alles Dinge, die man sich hätte denken können. Jetzt würde Tom sicher das Interesse an ihm verlieren und ihn in Ruhe lassen.

Schade eigentlich.
 

Zu seiner Überraschung irrte er sich: „Sag, wie schwer fällt es dir wirklich, deine wahren Talente vor allen zu verbergen?“
 

Für einen Moment hatte Harry das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren und nach hinten umzukippen. Im letzten Augenblick verlagerte er sein Körpergewicht nach vorne, sodass sein Stuhl endlich wieder gerade auf dem Boden stand. Er selbst setzte sich nun aufrecht hin, um Tom mit ausdrucksloser Miene mustern zu können. „Wie bitte?“
 

Wie um ihn zu ärgern, war es nun Tom, der sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und ihn anlächelte. „Ein durchschnittlicher Schüler zeichnet sich dadurch aus, dass er Stärken und Schwächen hat. Nehmen wir Neville Longbottom, er ist jemand, der sich durch die Schule quält, trotzdem schafft er es, in den meisten Fächern zu bestehen, wobei er in Kräuterkunde sogar ausgezeichnete Leistungen vorweisen kann. Gleichzeitig ist er in Wahrsagen vor den ZAGs durchgefallen und auch in Zaubertränke tut er sich sehr schwer. Man kann also deutlich seine Stärken und seine Schwächen aus seinen Noten herauslesen.

Auch deine Freundin Hermione Granger ist keine Ausnahme. Zwar hat sie überall Bestleistungen, aber sie hat zum Beispiel in dem Fach Dunkle Magie“, was seit der Machtergreifung des Dunklen Lords wieder unterrichtet wurde, „weniger Punkte als in Verwandlung oder Arithmantik.

Also kann man selbst bei ihr sehen, was ihr liegt und was nicht, so wie bei jedem anderen Schüler in Hogwarts... außer bei dir.“
 

„Sucher sein ist meine Stärke“, entgegnete Harry ruhig. Natürlich wusste er, worauf Tom hinauswollte – und es ärgerte ihn ungemein, dass es ihm aufgefallen war – aber vielleicht gab es noch eine Chance, das Ruder herumzureißen und ihn davon zu überzeugen, dass er Unrecht hatte. Seine Theorie würde in den Ohren der meisten Menschen weit hergeholt klingen. Nur, weil er in der Schule mittelmäßig war, sollte er irgendwelche besonderen Talente vor der Welt verstecken? Also bitte, wer machte denn so etwas?
 

„Damit magst du vielleicht sogar Recht haben“, fuhr Tom fort, „aber was ist dann deine Schwäche? Und was versteckst du vor uns, dass du so verzweifelt versuchst, in keinem Fach aufzufallen? Aber keine Sorge, ich erwarte nicht von dir, dass du mir das verrätst, ich bin sicher, ich werde früh genug herausfinden, wo deine wahren Talente liegen. Ich möchte einfach wissen, warum du das tust. Was hat dich dazu gebracht zu glauben, dass es das Beste ist, wenn niemand auf dich aufmerksam wird?“
 

„Interessante Theorie“, kommentierte er. „Aber da passt es nicht so ganz rein, dass ich ein Sucher bin und mich regelmäßig in Schwierigkeiten bringe. Mit so etwas fällt man auf.“
 

„Ja, aber das sind Dinge, die man von James Potters Sohn erwarten würde“, stellte Tom fest. „Ich habe ihn gekannt, musst du wissen. Nicht gut, aber gut genug, um ihn einschätzen zu können. Er war genauso wie du. Stur, mutig, vorlaut und ein Rebell, der gemeinsam mit seinen Freunden viel Wirbel in Hogwarts verursacht hat. Der damalige Schulleiter stand oft kurz davor, ihn der Schule verweisen zu müssen, doch James' Hauslehrerin konnte ihn immer davon abhalten, da sie ihn als Sucher behalten wollte. Er war ein ausgezeichneter Sucher, genauso wie du, doch im Gegensatz zu dir war er überall ausgezeichnet und war sich dessen auch bewusst.“
 

„Wenn du mir erzählen willst, dass mein Vater ein arrogantes Arschloch war, kannst du dir das sparen“, unterbrach Harry ihn kühl. „Professor Snape liebt es, mich daran zu erinnern.“ Allerdings nur, wenn Lily nicht in der Nähe war. Obwohl sie bei fast allen Dingen Severus' Meinung war, stellte sie sich stets auf Harrys Seite, wenn es um James ging.
 

„Der Dunkle Lord“, fuhr Tom bereits fort, ohne auf Harrys Einwurf zu achten, „hatte ebenfalls von den Leistungen deines Vaters gehört und mich darum gebeten, ihn für unsere Sache anzuwerben. Damals war er zwar bereits an der Macht, aber ein Großteil der Bevölkerung war noch nicht von ihm überzeugt, da Albus Dumbledore sehr erfolgreich darin war, gegen ihn zu propagieren. Dementsprechend schwer war es, neue Mitglieder anzuwerben, besonders, wenn sie Gryffindors waren. Euer Haus stand nämlich geschlossen hinter Albus. Deshalb war es für mich keine Überraschung, dass James mein Angebot abgelehnt hat.

Wie du dir vorstellen kannst, habe ich nicht einfach aufgegeben. Dein Vater wäre als Feind zu gefährlich gewesen, aber ich persönlich hätte es als Verschwendung angesehen, ihn einfach... auszuschalten. Deshalb hatte ich ihn in den nächsten Jahren beobachtet, um seinen Schwachpunkt zu finden, mit dem ich ihn doch noch dazu überreden könnte, zu uns zu stoßen.“
 

„Und? Hast du etwas gefunden?“

Harry bezweifelte es. Sein Vater war bis zum Schluss auf der Seite des Phönixordens gewesen oder zumindest war es das, was ihm alle erzählt hatten.
 

Zu seiner Überraschung nickte Tom jedoch. „Es war leichter, als ich gedacht hatte. Dein Vater war ein Mensch, dem nichts wichtiger war als seine Familie und seine Freunde. Zu seinem Glück hatte er starke Freunde, die man nicht gegen ihn verwenden konnte. Was seine Familie anbelangt... mit deinen Großeltern hätte sich niemand gerne angelegt und deine Mutter ist ebenfalls eine starke Persönlichkeit. Somit war es unmöglich, so an ihn heranzukommen. Natürlich hätte ich versuchen können, seiner Karriere Steine in den Weg zu legen, aber warum hätte ich das tun sollen?“
 

„Weil du es sicher bei vielen Anderen so gemacht hast?“, schlug Harry vor, der sich fragte, worauf der Ältere hinauswollte.
 

„Das war eine rhetorische Frage“, antwortete Tom mit einem leichten Lächeln, das ihn unheimlich attraktiv machte. Wie alt war er eigentlich? Harry würde ihn rein vom Äußeren her nicht älter als dreißig schätzen, aber bei Zauberern war das immer so eine Sache.

„Schließlich wurdest du geboren und plötzlich gab es eine Schwachstelle in James Potters Leben. Er wusste, wie wir alle wussten, dass es unmöglich war, ein Kind immer und überall zu beschützen. Er musste nur einmal unaufmerksam werden und schon könnte man seinen Sohn entführen oder ihm wehtun oder ihm vielleicht einen Werwolf auf den Hals hetzen.

Ich habe ihm nie damit gedroht, musst du wissen, aber allein der Gedanke, dass es möglich wäre, muss ihm ziemlich zu schaffen gemacht haben. Doch anstatt vernünftig zu sein, hat er mein nächstes Angebot, sich uns anzuschließen, wieder nicht angenommen. Stattdessen sagte er mir, dass er eher sterben würde, als etwas zu tun, das im Sinne des Dunklen Lords sein könnte. Ein Jahr später war er tot.“
 

Wollte Tom ihm gerade erklären, dass sein Vater gestorben war, weil er sich seiner Aufforderung, sich dem Dunklen Orden anzuschließen, nicht nachgekommen war?

„Wenn das mich jetzt davon überzeugen sollte, dass es toll ist, ein Todesser zu sein, hat es nicht funktioniert“, teilte Harry ihm mit.
 

„Ich fürchte, du hast meine Absicht verkannt. Ich habe momentan nicht vor, dich anzuwerben. Ich wollte dir nur deutlich machen, dass es klüger wäre, nicht sofort nein zu sagen, wenn du dieses Angebot bekommen solltest.“
 

„Ich werde daran denken, wenn ich jemals in so eine Situation kommen sollte.“ Was unwahrscheinlich war, immerhin war er absolut durchschnittlich. „Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du eigentlich von mir willst.“
 

„Und ich werde es dir auch nicht sagen“, informierte ihn Tom heiter. „Noch nicht.“

Noch nicht. Was für eine überaus befriedigende Antwort. Langsam bekam er das Gefühl, dass der Mann sich doch nur über ihn lustig machte. Andererseits hätte er sich dann die Mühe sparen können, Harrys Noten durchzusehen. Außerdem gab es da noch etwas, was ihn stutzig werden ließ.
 

„Wirst du mir wenigstens sagen, was es mit dieser Schlange auf sich hat, die du mir in die Haut gebrannt hast?“

Er hasste sie. Nie und nimmer hätte er sie sich freiwillig einbrennen lassen, besonders, da sie selbst in seiner Animagusform nicht verschwand, was ihm die Anonymität nahm, die er bisher genossen hatte. Nicht, dass irgendjemand von dem Tattoo wusste. Harry hatte es für besser gehalten, niemanden davon zu erzählen, solange er nicht wusste, was es zu bedeuten hatte. Des Weiteren war er nicht sonderlich erpicht darauf, irgendjemandem zu erklären, warum er eine Nacht in der Gegenwart von Tom Riddle verbracht hatte und das auch noch schlafend.
 

Sobald Harry diese Frage gestellt hatte, war Toms Blick zu der Stelle gewandert, an der das Mal – wie immer in seiner Gegenwart – leicht kribbelte. „Ich hatte mich schon gefragt, ob du mich überhaupt noch darauf ansprechen würdest“, sagte er leise und klang dabei etwas zu selbstzufrieden. „Mach dir darüber keine Gedanken. Es ist nur ein Zeichen für alle, die dir zu nahe kommen könnten, dass ich bereits Anspruch auf dich erhebe.“
 

Einen Anspruch...?

„Also ist es nichts weiter, als ein Brandmal, dass jedem sagen soll, dass ich dir gehöre?“, fragte er eisig. Wie konnte Tom sich anmaßen, ihn einfach so zu seinem Eigentum zu erklären?

Natürlich kannte er die Antwort auf seine Frage. Der Mann war die Rechte Hand des Dunklen Lords, er glaubte wahrscheinlich, ihm gehöre die Welt und dachte nicht einmal daran, dass jemand dagegen etwas einzuwenden hätte.

Dieser arrogante, eingebildete, aufgeblasene, snobistische, selbstzufriedene, blasierte, narzistische, affektierte Mist...
 

„Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass du jemand bist, der sich von niemanden besitzen lässt“, unterbrach Tom seinen inneren Monolog. Bildete Harry sich das nur ein oder wirkte er enttäuscht? „Ich möchte dich selbstverständlich nicht zu meinem Eigentum machen. Ich möchte dich nur vor den Menschen beschützen, die es tun könnten.“
 

Wer's glaubt...

„Du bist also nichts weiter als ein selbstloser Samariter, der einen vaterlosen Jungen unter seine Fittiche nehmen und ihn unterstützen will“, fasste Harry sarkastisch zusammen. „Wir ausgesprochen rührend.“
 

„Nur, dass du kein Junge mehr bist“, konterte Tom. „Du bist ein erwachsener Mann.“

Oh, bitte. Kam er jetzt tatsächlich mit der altbekannten Wir-schmeicheln-ihm-Nummer?
 

„Ich bin mir darüber bewusst, wie jung ich bin“, entgegnete Harry kühl. „Wenn du glaubst, dass du Sympathiepunkte bekommst, indem du mir erzählst, was jeder in meinem Alter hören will, dann hast du dich geirrt. Mir ist klar, dass ich in den Augen der meisten Erwachsenen noch ein halbes Kind bin.“
 

„Und sie haben alle Unrecht, wie du mir soeben bewiesen hast“, stellte Tom fest und nahm dabei seine Brille ab. „Nur ein Kind möchte erwachsen werden, denn es glaubt, dadurch größer und besser zu werden. Aber es irrt sich. Erwachsene sind keine guten Menschen, Harry. Sie sind grausam, egoistisch und verdorben. Es sind die Kinder, die wirklich gut und großartig sind. Bedauerlicherweise gibt es davon heutzutage immer weniger.“

Mit diesen Worten erhob er sich. Sobald er stand, ließ er Harrys Akte wieder verschwinden, ehe er ihn mit einem strengen Blick bedachte. „Ich erwarte, dass du ab sofort in jedem Unterricht dein Bestes gibst. Du bist in deinem letzten Schuljahr, da solltest du deinen Mitmenschen langsam zeigen, was du wirklich kannst.“
 

„Und warum sollte ich das tun?“, fragte Harry misstrauisch.

Vor wenigen Minuten hatte Tom selbst erkannt, dass er sich nicht einfach jemand anderem unterordnete, geschweige denn Befehle annahm. Es gab keinen Grund, warum er auf ihn hören sollte. Ob es daran lag, dass der Mann in seiner Position daran gewöhnt war, dass jeder nach seiner Pfeife tanzte?

Nein. Tom hatte einen arroganten Zug an sich, aber er war extrem intelligent und manipulativ. Er kannte die Menschen und wusste, wie er mit ihnen umgehen musste. Auch ihn selbst kannte er bereits besser, als Harry lieb war.
 

Mit einem flauen Gefühl im Magen beobachtete er, wie Tom den Tisch umrundete, um direkt neben ihm stehen zu bleiben. Obwohl er noch einige Zentimeter von ihm entfernt war, konnte Harry seine Gegenwart spüren, als würde er sich an ihn lehnen. Wieso nur? War es seine Magie, die ihn berührte? Sirius hatte ihm vor Jahren – als sein Vater noch am Leben gewesen war – erzählt, dass es möglich war, die Magie von besonders mächtigen Zauberern zu spüren, besonders wenn man... wenn man... wenn man was? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern.
 

„Du willst wissen, warum du auf mich hören wirst?“
 

Langsam ließ er seinen Blick an Toms Körper hinauf gleiten. Über den schwarzen Rollkragenpullover, unter dem sich ein durchtrainierter Oberkörper erahnen ließ, zu seinem markanten Kinn, über denen zwei geschwungene Lippen zu einem arroganten Lächeln verzogen waren, bis zu seinen Augen, die Harry ebenfalls intensiv musterten. Unwillkürlich lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Dieser Mann war gefährlich. Er hatte einen viel zu großen Einfluss auf seine Gedanken und Handlungen. Wenn er wenigstens kein Interesse an ihm zeigen würde, dann wäre es leichter, ihn zu ignorieren.

Dann könnte er ohne Probleme weitermachen wie bisher.
 

Ohne Vorwarnung beugte sich der Ältere vor, bis seine Lippen nur noch einige Millimeter von seinem rechten Ohr entfernt waren und flüsterte: „Wenn du diesem Weg, den du jetzt eingeschlagen hast, weiterhin folgst, wirst du als ein Quidditchspieler enden. Für ein paar Jahre wirst du vielleicht sogar erfolgreich und berühmt sein, aber früher oder später wird deine Karriere beendet sein und du wirst den Rest deines Lebens in Armut und Elend verbringen.“ Bei diesen Worten strich er mit einem Finger über Harrys linke Handfläche, woraufhin dieser schlucken musste. Das war Manipulation. Und sie funktionierte.

„Mit so einem Leben würden sich vielleicht Hufflepuffs und Gryffindors zufrieden geben“, fuhr Tom fort. „Aber wir beide wissen, dass du in deinem Herzen nichts von beiden bist.“
 

Ohne ihm Zeit zum Antworten zu geben, löste Tom sich wieder von ihm, um elegant zum Ausgang zu laufen. Dort hielt er kurz inne und sagte: „Nimm Ronald Weasley als einen Anlass, deine schulischen Leistungen zu verbessern. Ich bin mir sicher, dass er dich noch viel mehr hassen wird, wenn du ihn überall überflügelst. Gute Nacht.“
 

„Gute Nacht“, hauchte Harry, als Tom schon längst gegangen war. Nach wie vor saß er auf dem Stuhl und nach wie vor starrte er die Stelle an, an der er vor kurzem noch gewesen war. Warum tat er das? Warum verhielt er sich so komisch? Warum konnte Tom Riddle so tief zu ihm durchdringen wie es nicht einmal seine eigene Mutter schaffte?

War er am Ende etwa in ihn...

Nein, es war keine Liebe. Wäre es Liebe, würde er ihm Vertrauen entgegenbringen und ihn durch eine rosarote Brille sehen. Stattdessen war er sich vollkommen darüber bewusst, dass der Mann höchstwahrscheinlich ein genau so großer Mistkerl war wie Lucius Malfoy. Ein attraktiver und äußerst anziehender zwar, aber ein Mistkerl nichtsdestotrotz.
 

Wenn er wenigstens wüsste, was er von ihm wollte. Hatte er wirklich vor, ihn einfach zu unterstützen? Ihm ein Mentor zu sein und ihn anzuleiten und ihm eine großartige Zukunft zu bescheren? Ganz sicher nicht. Er gehörte zu dem Typ Mensch, der nichts aus Wohltätigkeit tat und wenn doch, hatte er hundertprozentig einen Hintergedanken. Dummerweise hatte Harry nicht die geringste Ahnung, was er sich von ihm erhoffte.
 

Er war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er Severus erst bemerkte, als er in sein Blickfeld trat: „Was hat er von dir gewollt?“

Er wirkte ehrlich besorgt. Fast wie der Vater, der er so gerne für ihn sein wollte und doch niemals werden würde.
 

Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte er ihm vielleicht wirklich die Wahrheit gesagt. Damals, als seine Mutter tagelang nicht aus ihrem Zimmer gekommen war und es an Severus hängen geblieben war, Harry zu erklären, warum sein Daddy nie wiederkommen würde. Nicht, dass er es wirklich hätte tun müssen. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, was mit seinem Vater passiert war.

Trotzdem musste er zugeben, dass Severus seine Sache damals gut gemacht hatte, besonders, weil er absolut nicht mit Kindern umgehen konnte.
 

Deshalb gab er ihm die Halbwahrheit als Antwort: „Er hat mit mir über meine Zukunft gesprochen.“

„Deine Zukunft?“, wiederholte Severus und stützte sich mit einer Hand auf Harrys Stuhllehne ab. „Will er, dass du ein Todesser wirst?“

Er wirkte angespannt, was für Harry ein Beweis dafür war, dass es sich bei Toms Verhalten ihm gegenüber nicht um die Norm handelte.
 

„Nein, tut er nicht“, antwortete er bereitwillig und schlug Severus' Hand weg, um aufstehen zu können. Wenn er sich mit seinem Lehrer unterhielt, wollte er mit ihm auf einer Ebene sein, auch wenn er leider nach wie vor einen Kopf kleiner war. Die Gene seiner Eltern brachten leider nicht nur Vorteile mit sich.
 

Wie sein Vater es früher immer getan hatte, blieb Harry direkt vor dem Mann stehen und verschränkte stur die Arme, während er ihm antwortete: „Er hat nur ein freundliches, höfliches, distanziertes Gespräch mit mir geführt, wie er es wahrscheinlich mit allen meinen Klassenkameraden tun wird. Ich war eben zufällig der Erste. Zufrieden?“
 

Er konnte förmlich sehen, wie viel Mühe es seinem Gegenüber machte, sich daran zu erinnern, dass vor ihm immer noch Lilys Sohn stand und nicht James Potter. Der Hass auf seinen Vater war kindisch, deshalb jedoch nicht weniger stark und somit das perfekte Mittel, um ihn vom Thema abzulenken.

Noch hatte er sich leider unter Kontrolle: „Ich bin sicher nicht zufrieden. Hast du eine Ahnung, wie lange ihr hier drin wart? Es ist unmöglich, dass ihr nur über deine Zukunft geredet habt.“
 

„Und was sollen wir deiner Meinung nach sonst gemacht haben?“, fragte Harry und nutzte dabei bewusst die vertraute Anrede, die er normalerweise so gut es eben ging vermied. „Glaubst du, ich hätte mich mit ihm gestritten und damit ein schlechtes Licht auf die Erziehung meiner Mutter geworfen und damit auch indirekt auf dich, da du dich ja bedauerlicherweise seit dem Tod meines Vaters in alles, was uns angeht, einmischen musstest? Denkst du, ich habe euren Ruf geschädigt und eure Karriere ruiniert?“
 

Severus' Finger begannen zu zucken. Er hatte ihn fast. „Es geht hier weder um meine noch um Lilys Karriere. Ich mache mir Sorgen um...“

„Spar' dir deine Worte“, unterbrach Harry ihn schnaubend. Säße er jetzt im Unterricht, hätte er nun mindestens einen Monat Nachsitzen bekommen. „Es geht immer um eure Karriere. Jeden einzelnen Tag ist es um nichts anderes gegangen. Die ersten acht Jahre meines Lebens habe ich meine Mutter kaum gesehen, da sie sich lieber um ihre Tränke gekümmert hat als um ihren eigenen Sohn. Und danach war ich ebenfalls nichts weiter als eine Last für sie, die sie von ihren überaus wichtigen Projekten abgehalten hat. Und was dich angeht... dir wäre es doch genau wie allen anderen lieber gewesen, wenn ich in jener Nacht gemeinsam mit meinem Vater gestorben wäre! Dann hättest du sie ganz für dich allein. Oder wer weiß, vielleicht hättest du mit ihr viele kleine Snapes zeugen können, die genauso wie ihr beide nichts anderes, als eure bescheuerten Kessel im Kopf haben.“
 

Damit schien er das Fass zum Überlaufen zu bringen, denn kaum hatte er seinen letzten Satz beendet, schnellte Severus' Hand nach oben und verpasste ihm eine heftige Ohrfeige, die ihn beinahe von den Füßen gerissen hätte. Merlin sei Dank konnte er im letzten Moment sein Gleichgewicht halten.
 

„Du hast Recht“, zischte sein Lehrer, packte ihm am Kragen und zog ihn an sich, damit er ihm seine Worte direkt ins Gesicht speien konnte. „Ich war nicht glücklich darüber, dass du überlebt hast, aber nicht aus den Gründen, die du denkst.“ Seltsamerweise waren Severus' Augen nicht wütend, sondern sanft... beinahe mitleidig.

„Ich weiß nicht, was genau in jener Nacht passiert ist. Niemand außer dir weiß es, aber ich kann mir vorstellen, dass es grauenvoll gewesen sein muss. Ich habe die Leiche deines Vaters gesehen oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist. Allein die Erinnerung daran bereitet mir heute noch Übelkeit, da möchte ich mir gar nicht erst vorstellen, was du selbst jetzt noch durchmachen musst, nachdem du mitangesehen hast, was passiert ist. Oder gar in den zwei Tagen bis man dich endlich gefunden hatte. Es war weder für dich noch für deine Mutter eine Gnade, dass du überlebt hast.“
 

Es überraschte Harry, dass diese Worte ihm tatsächlich wehtaten. Er hatte doch gewusst, dass Severus sicher zu der langen Liste der Menschen gehörte, die ihm den Tod gewünscht hätten, aber offenbar hatte ein nicht unwesentlicher Teil in ihm gehofft, dass er sich irrte. Tja, Pech gehabt.

Severus schien zu merken, was in ihm vor sich ging. Vorsichtig löste er seinen Griff, um kurz darauf seine Schultern zu packen und ihn ernst anzusehen.
 

„Aber du hast überlebt“, erklärte er weiter. „Und entgegen meiner Erwartungen hast du dich schneller von der ganzen Sachen erholt als deine Mutter. Du hast eine Stärke in dir, Harry, die deine Eltern nie besessen haben und die deine Klassenkameraden dazu bringt, dich zu bewundern und zu respektieren. Du bist zu einem wunderbaren, jungen Mann herangewachsen, der Großes vollbringen könnte, wenn er endlich aufhören würde, seinen Vater zu imitieren. Denn eines kann ich dir sagen: Du bist nicht James Potter und du wirst es auch niemals sein. Aus diesem Grund bin ich froh, dass du nicht gestorben bist und deshalb mache ich mir Sorgen um dich. Also hör auf, mich mit Vorwürfen von Tom Riddle abzulenken und sag mir, was hier vor sich geht!“
 

Einige Sekunden lang sah Harry ihn einfach schweigend an, ehe er seine Handgelenke packte und seine Schultern aus Severus' Umklammerung befreite. „Sag Mom nichts davon“, bat er leise. „Du weißt, wie sehr sie den Dunklen Lord und Todesser hasst. Wenn sie hört, dass Tom Riddle mit mir privat gesprochen hat, wird sie sich nur wieder unnötig aufregen.“
 

„Harry...“
 

„Danke für deine Worte“, sagte er, den Sprechversuch ignorierend. Dabei trat er ein paar Schritte von Severus weg, um einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen sie zu bringen. „Sie waren sehr nett und ich hätte auch nie erwartet, sie aus deinem Mund zu hören. Aber du irrst dich. Ich bin nicht so großartig, wie du denkst. Und zwischen mir und Mr. Riddle ist auch überhaupt nichts passiert, was dich beunruhigen müsste. Außerdem ist es spät. Ich kehre nun besser in meinen Gemeinschaftsraum zurück, damit ich morgen rechtzeitig zu meiner ersten Stunde kommen werde.“
 

„Harry...“
 

„Für Sie immer noch Mr. Potter, Sir“, zischte er und drehte sich um. „Auf Wiedersehen, Professor Snape.“ Wie Tom vor ihm, rauschte er aus dem Raum, ohne seinem Gesprächspartner überhaupt die Chance für eine Antwort zu geben. Wobei er im Gegensatz zu seinem Vorgänger auf der Flucht war.
 

Er wollte nichts mehr hören. Er wollte nicht zweifeln. Er wollte nicht hören, dass er nicht wie sein Vater war. Dass er kein Gryffindor war. Denn, wenn das nicht die Wahrheit war... was war er dann?
 

Erst, als er in seinem Gemeinschaftsraum angekommen war, fiel ihm auf, dass er Tom zum Schluss gar nicht mehr widersprochen hatte, als dieser noch einmal angedeutet hatte, dass seine Noten nicht seinen Fähigkeiten entsprachen.
 

>>> Footsteps In The Rain <<<
 

Der Dunkle Lord hatte sich vor etwa fünfzig Jahren in einem kleinen Manor im Norden Englands niedergelassen. Die Architektur des Gebäudes ließ darauf schließen, dass es im viktorianischen Zeitalter erbaut und ursprünglich von Muggeln bewohnt worden war. Nun lebte allerdings einer der mächtigsten Magier aller Zeiten hier – zumindest bezeichnete er sich selbst als solcher – und führte von seinem Arbeitszimmer aus die Politik in ganz Europa.
 

Den meisten Menschen war nicht klar, wie viel Macht er eigentlich in sich vereinte, da er klug genug war, sie zu verstecken. Nur seine vertrautesten Anhänger wussten, dass alle großen Länder des Kontinents – darunter Deutschland, Polen und Skandinavien – insgeheim von ihm und seinen zahlreichen Stellvertretern gelenkt wurden. Einzig Frankreich und der große Süden – Spanien, Italien, Portugal, Griechenland und alle anderen Mittelmeerländer – konnten sich seinem Einfluss nach wie vor entziehen.

Der Lord akzeptierte das. „Früher oder später werden auch sie erkennen, dass mein Weg der Richtige ist“, hatte er seinem Inneren Kreis versichert. „Und bis dahin wollen wir ihnen mit Frieden begegnen.“
 

An diesem Tag stand Barty Crouch Junior im Arbeitszimmer des Dunklen Lords und beobachtete, wie die Hauselfen vor dem Fenster ihre Gartenarbeit verrichteten. Hinter sich hörte er, wie der Lord langsam durch den Raum schritt, während er darüber nachdachte, was er ihm soeben berichtet hatte. Das Zimmer war – wie alle im Manor – hoch. An den Wänden reihten sich vollgestopfte Bücherregale. Darüber hinaus gab es einen Schreibtisch und mehrere Sessel für den Fall, dass er mit jemandem eine längere Debatte führen wollte.

Heute war allerdings kein solcher Tag.
 

„Du bist dir also sicher, dass es seine Schutzzauber waren, die du in der Höhle gefunden hast?“ Er sprach von jenem Tag, an dem Harry Potter ihn vor den Dementoren gerettet hatte. Damals hatte er besagte Höhle auf Befehl seines Lords erkunden wollen, doch leider war er unvorsichtig gewesen und dafür sofort bestraft worden.

„Ja“, sagte er leise und wandte sich vom Fenster ab, um den Mann ansehen zu können. „Es war seine Magie, da bin ich mir sicher. Ich habe ihn oft genug seine Schutzzauber ausführen sehen. Nur er würde zuerst alle passiven Zauber aufsagen, ehe er aktive dazu webt. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich wirklich mit Dementoren verbündet haben soll...“

„Ich auch nicht“, gab sein Lord zu und blieb mitten im Raum stehen. „Und genau das bereitet mir Sorgen.“
 

Wenn man den Dunklen Lord das erste Mal sah, würde man niemals glauben, dass dieser Mann so mächtig war, wie ihm zugeschrieben wurde. Er war mehr als einen Kopf kleiner als Barty. Dabei besaß er eine gewisse Körperfülle, die ihn korpulent wirken ließ, doch davon durfte man sich nicht täuschen lassen. Der Mann war so flink wie eine Schlange und so stark wie ein Bär. Ihn auf Grund seines Äußeren zu unterschätzen, wäre ein großer Fehler.

Sein hohes Alter sah man ihm ebenfalls an. Weißes Haar, Falten und Augen voller Wissen, bei denen man das Gefühl hatte, dass sie jeden durchschauen konnten. Dieser Mann hatte mehr gesehen als jeder seiner Anhänger und er besaß die perfekte Mischung aus Cleverness und Skrupellosigkeit um jede Regierung unterwerfen zu können. Barty war jedenfalls froh, ihn nicht zum Feind zu haben.
 

Ein Klopfen an der Tür rettete ihn vor der Verlegenheit, seinem Lord eine Antwort geben zu müssen, die er nicht hatte und er drehte sich neugierig zu dem Neuankömmling um. Dabei handelte es sich um keinen geringeren als Lucius Malfoy, der wie immer nur die elegantesten Umhänge trug und sich auf seinem albernen Gehstock abstützen musste. Seine kalten Augen wanderten einmal kurz durch den Raum und blieben für einen Moment an Barty hängen, ehe er sich dem Lord zuwandte. „Mylord, ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.“
 

„Selbstverständlich nicht, mein lieber Lucius“, erwiderte dieser. „Ich habe dich bereits erwartet. Schließe die Tür und lasse dich von Bartemius nicht stören. Er kann alles mithören, was du mir zu berichten hast.“

Barty blinzelte. Tatsächlich? Dann musste es ziemlich unwichtig sein.

Er hatte Recht. Während sie es sich alle drei in den Sesseln bequem machten, erstattete Lucius seinen Bericht über die Lage in Hogwarts und die Rede, die Tom an dem Tag ihrer Ankunft gehalten hatte. Der Malfoy war offensichtlich darüber verstimmt, was man ihn nicht verdenken konnte, sie alle waren überrascht gewesen, als sie davon gehört hatten. Offenbar hatte Tom eine vollkommene Überarbeitung des Schulsystems angekündigt, wobei er vor allem eine Gleichberechtigung aller Schüler schaffen wollte, egal, ob sie Slytherins oder Gryffindors waren. Allerdings hatte er vergessen, diese Pläne vorher abzusprechen. Ein unvorstellbares Vergehen!

Es war gefährlich, bei so etwas auf eigene Faust zu handeln, da man zu schnell gegen die Wünsche des Lords handeln könnte. Niemand würde so etwas wagen. Niemand außer Tom Riddle.
 

Der Lord lauschte Lucius mit versteinerter Miene und schwieg, als dieser fertig war. Schließlich, als Barty schon glaubte, dass er gar nicht mehr antworten würde, sagte er: „Tom wird wissen, was er tut und wenn er sich unbedingt die Arbeit machen will, das Schulsystem zu reformieren, soll er seinen Willen haben. Er hat mir stets gut gedient, da kann ich ihm diese kleine Eigenart verzeihen, besonders da ich weiß, wie sehr ihm Hogwarts am Herzen liegt. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn er es vorher mit mir abgesprochen hätte, aber das ist nun nicht mehr zu ändern. Gibt es sonst irgendwelche Neuigkeiten?“
 

„Auf den ersten Blick nicht, Mylord“, erwiderte Lucius. „Es ist alles so wie jedes Jahr verlaufen, nur dass die Gryffindors dieses Mal noch undisziplinierter als sonst wirken. Ich denke, Pyrites scheint als Schulleiter überfordert zu sein.“

„Jeder wäre mit einer Horde Gryffindors überfordert. Ihre Eltern hassen das Regime und sie selbst haben ebenfalls keinen Grund, es zu lieben. Pyrites macht seine Arbeit so gut, wie ich es von ihm erwartet habe. Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?“

„Aufgefallen, Mylord?“ Der Malfoy schien nicht zu wissen, worauf er hinaus wollte. Barty ebenfalls nicht.
 

„Genau“, antwortete der Lord ungeduldig, „zeigt Tom beispielsweise bereits an einem Schüler ein besonderes Interesse?“

„Nun, Tom zeigt immer an irgendjemandem ein Interesse und dann meistens an demjenigen, dem man selbst keinen zweiten Blick gewürdigt hätte.“ Das stimmte. Die Rechte Hand des Dunklen Lords wusste, wer einen guten Todesser abgeben würde. „Bisher hat er mir gegenüber jedenfalls noch nichts dergleichen geäußert... obwohl... Bellatrix hat mir heute Morgen erzählt, dass er gestern Abend eine längere, private Unterredung mit einem Schüler geführt haben soll.“
 

„Und wie ist der Name dieses Schülers?“

„Harry Potter, Mylord. Der Sohn von James und Lily Potter.“

Bartys Augen weiteten sich. Harry? Tom war an Harry interessiert? Dem Jungen, bei dem er eine Lebensschuld hatte? Nun, überraschen tat es ihn nicht. Er hatte durchaus etwas an sich und nicht jeder konnte mit siebzehn einen so starken Patronus erschaffen – Barty selbst konnte es ja noch nicht einmal jetzt. Das bedeutete wohl, dass er bald zu ihnen gehören würde.

Und dass er ihn wiedersehen würde.

Die Freude darüber hielt allerdings nicht lange an, denn das Gesicht des Lords hatte sich zusehends verdunkelt.
 

„Harry Potter also“, flüsterte er, während die Raumtemperatur zu sinken schien. „Ich hatte mich bereits gefragt, warum Tom ausgerechnet dieses Jahr nach Hogwarts wollte. Sorge dafür, dass Tom sich von ihm fernhält.“

„Aber Mylord“, entgegnete Lucius verblüfft. „Gewiss, der Junge zeigt bisher keine besonderen Merkmale, von seiner Herkunft einmal abgesehen, aber wenn Tom glaubt, dass er eine Bereicherung für uns wäre, wird es sicher...“

„Deine Ansichten interessieren mich nicht, mein lieber Lucius“, unterbrach der Lord ihn eisig. „Es ist mir egal, wie du es anstellst. Kaufe ihm eine Hure, langweile ihn mit Familiengeschichten, nimm ihn mit auf deine zahllosen Feste, gib ihm jede Nacht einen Schlaftrunk, sperre ihn mit einem Zauber in seinem Zimmer ein oder sage Bellatrix, dass sie ihn verführen soll, mir ist es gleich. Nur sorge dafür, dass er nie wieder mit dem Jungen allein ist. Und nun geht mir aus den Augen, alle beide. Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich über eure Gegenwart zu ärgern.“
 

Ohne den geringsten Widerspruch sprangen sie auf und verließen fluchtartig das Zimmer. Erst, als sie einige Räume zwischen sich und ihm gelassen hatten, wurden sie wieder langsamer, bis sie ganz stehen blieben und sich gegenseitig ansahen.

„Warum will er unbedingt, dass Tom sich von einem einfachen Jungen fern hält?“, fragte Barty entgeistert. Gut, Harry war James Potters Sohn, aber das war noch lange kein Grund, so auffällig zu reagieren.
 

Lucius schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht“, sagte er ernst. „Ich weiß nur, dass Harry Potter damals an Stelle seines Vaters hätte sterben sollen und dass keiner bis heute herausgefunden hat, wie er überleben konnte. Aber gerade das müsste ihn doch für ihn interessant machen.“

„Außer wenn er es war, der ihn hatte tot sehen wollen. Wobei ich das nicht verstehen kann. Wer will schon ein unschuldiges Kind töten?“

„Die Frage ist nicht wer, sondern warum, Crouch“, wies Lucius ihn zurecht. „Und leider kenne ich die Antwort nicht. Nun entschuldige mich bitte, wie du gehört hast, habe ich eine Aufgabe zu erfüllen und wie ich Tom kenne, wird er es mir nicht einfach machen, sie zu erfüllen. Einen schönen Tag noch.“
 

„Dir auch“, murmelte Barty und sah dabei zu, wie der Mann davon stolzierte.

Er empfand die ganze Situation als äußerst merkwürdig.
 

Erstens: Warum sollte sich jemand Harrys Tod wünschen?

Zweitens: Wer hatte ihn töten wollen?

Drittens: Warum war sein Vater an seiner Stelle gestorben?

Viertens: Wie hatte Harry überlebt?

Fünftens: Warum wollte der Dunkle Lord, dass Tom sich von Harry fern hielt?

Sechstens: Wie passte fünftens mit den anderen vier Punkten zusammen?
 

Er beschloss, Nachforschungen darüber anzustellen. Vielleicht würde er so herausfinden, was hier vor sich ging und sobald er das wusste, würde er alles tun, um Harry vor weiterem Leid zu beschützen.

Irgendwie musste er seine Lebensschuld immerhin zurückzahlen, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MamorEngel
2014-02-14T17:13:14+00:00 14.02.2014 18:13
Der FF ist so faszinierend! !

Mir gefällt schon allein, dass die Charaktere sich sehr an dem Original orientieren und da, obwohl es dich um eine ganz andere Geschichte mit ganz anderen Umständen handelt. Man erkennt alle Charakter sehr gut wieder außer wenige Ausnahmen wie Snape, der zwangsläufig als Freund von Lily etwas anders sein muss,
aber trotzdem nicht völlig anders.
Aber am faszinierendsten ist Harry, der eigentlich sehr wenig von dem uns vertrauten Harry Potter hat.
Und auch dass man ihn erst richtig kennrn lernen muss, ist SO interessent. Nicht nur seine Vergangenheit. Sondern seinen wahren Charakter, von dem man Anfang noch nicht mal weiß, dass er neben dem anderen von ihm gespielten Charakter existiert.
Es ist so spannend, von jemandem zu lesen, von dem man eigentlich denkt, man würde ihn kennen. Der Harry von J.K. Rowling war wie ein offenes Buch für die Leser und die Geschichte um ihn herum hat ihn interessant für den Leser gemacht.

Du schaffst es diese Geschichte allein durch den Charakter von Harry unglaublich zu fesselnd zu erzählen und nicht nur durch die Geschichte drumrum (, die natürlich auch spannend ist ;) )

Es ist erfrischend den Hauptcharakter nicht durchschauen zu können und man freut sich darauf, dass man es am Ende der Geschichte vielleicht doch kann.

Ich freue mich auf weitere Kapitel!!! :)
Von:  mimaja56
2012-11-25T09:12:23+00:00 25.11.2012 10:12
Urlaub scheint einen sehr schlechten Einfluß auf mein "Abarbeiten" von Updates zu haben *lach*

Dank deinem neuen Kapitel ist mir heute Dieses aus dem August ins Auge gesprungen.

Ein wirklich sehr interessantes Kapitel, dass sehr sehr viele neue Fragen aufwirft. Nicht nur Tom und Harry betreffend.

Was mich besonders überrascht hat, war die Reaktion des Lords auf die "Neuigkeiten" Lucius' und ganz besonders das Tom sich sehr eingehend mit Harry unterhalten hat.

Dabei sprang mich ein Gedanke an, der mich nicht los läßt.

Wie alt mag James gewesen sein, als der Lord seine Macht festigte. In Harrys Alter? - Könnte es sein, dass dieses Gespräch ihn an eines erinnert, das er evtl. mal mit James geführt hat?

nun, ich hoffe am Ende deiner Story werden wir schlauer sein. Wobei ich gerne eine Verbindung zwischen Tom und Harry sehen würde, denn ich mag dieses undurchschaubaren Menschen..... stop.... Magier und ich bin der Meinung das Harry genau der Gegenpol zu seinem eigenen Charakter ist und die beiden sich sehr sehr gut ergänzen würden.

Doch leider scheint da jemand was dagegen zu haben ..... und der hat ein bisschen mehr Magie im Zauberstab als ich *schmoll* und dann darf ich ja auch nicht außer acht lassen, dass Harry gerade seine Letzten Atemzüge in Askaban verbringt und Nev sein Leben erzählt *schnief*

ein tolles Kapitel, danke.


und nun stürz ich mich doch gleich aufs Nächste

also bis gleich

mimaja


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