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If A Slave Could Change Your Life

Ein Kajirus für Mariku
von

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Eintagsfliegen

Kapitel 10 Eintagsfliegen
 


 

Ryou hatte sich schließlich in den Schlaf geweint, so fest, dass er immer noch tief schlummerte, als Mariku spät in der Nacht wieder zurück in seine Wohnung kam. Dem Ägypter brummte heftig der Schädel. Er hatte jetzt auf rein gar nichts Lust. So bemerkte er nicht einmal, dass sein kleines Eigentum nicht an gesprintet kam um ihn zu begrüßen, wie es sonst immer der Fall gewesen ist. Was ihm momentan auch mehr als recht war. Nach Geplapper stand ihm momentan nicht der Sinn und er fürchtete um den körperlichen Zustand seines Sklaven, wenn dieser seine gegenwärtige Stimmungslage zu sehr provozieren sollte.
 

So zog sich Mariku direkt in sein Schlafgemach zurück. Diesmal sogar ohne über herumliegende Sachen zu stolpern und lies sich wie die Tage zuvor einfach rücklings in sein Bett fallen. Diesmal schien es um einiges weicher zu sein als sonst. Fast schon gemütlich und luftig, wie er in den Daunen versank. Auch duftete es so frisch, wie Frühling oder eine Sommerbrise. Die neue Anschaffung hatte sich wohl ernsthaft gelohnt, zumal sie ja so kostengünstig war. Mit diesem Gedanken schlief er schließlich schnell ein. Doch wie befürchtet fand Riku nicht die Ruhe und Stille, welche er so dringend benötigte. Wie schon zuvor, begannen ihn auch in dieser Nacht wieder die Alpträume zu plagen. So das Ryou die ihm vertrauten Geräusche und Schreie hörte, die ihn augenblicklich aus seinem traumlosen Schlaf aufschrecken ließen. Schläfrig rieb er sich die Augen, nachdem er sich aufgesetzt hatte und begriff was es war.
 

„Meister Mariku?“ wisperte er beinahe lautlos.
 

Schuldbewusst, dass er dessen Ankunft nicht mitbekommen hatte, erhob er sich, schwankte ein wenig. Wie konnte er ein so wichtiges Ereignis verschlafen?! Er war sein Meister, sein Gebieter, verdammt noch einmal! Eilig schlich er sich vorsichtig zu Tür, um sie einen Spalt zu öffnen. Der Ägypter sah in seinem Schlaf alles andere als entspannt aus. Die Bewegungen glichen einem Kampf. Wild bewegte er sich, ruhelos schlug er um sich, versuchte sich gegen einen unsichtbaren Feind zu verteidigen.
 

Ryou öffnete die Tür ein Stückchen weiter, so dass er durch den engen Spalt schlüpfen konnte. Leise tapste er barfüßig auf den Schlafenden zu. Weil das Bett so breit war, konnte er den Mann von außen nicht erreichen, da er in der Mitte der Schlafgelegenheit verweilte. Behutsam kletterte der Weißhaarige somit auf den Rand der Matratze, immer näher zu seinem unruhigen Herr. Bedächtig strich er die blonden Haare aus dem Gesicht, nur um seine kühle, kleine Hand auf die Stirn zu legen.

„Ach Meister, was hast du nur? Was quält dich so sehr?“ murmelte er mitfühlend.
 

In dem Moment wurde er wiederholt von dem noch immer Schlafenden gepackt und zu ihm gezogen. Willenlos und ohne Gegenwehr ließ Ryou es geschehen. So lange der Ägypter nicht bei vollem Bewusstsein war, würde er ihm sicher nicht noch mal wehtun. Zudem konnte er erkennen wie der Schlaf des Mannes sofort um einiges ruhiger wurde, als er in der Nähe seines Eigentümers war. War es denn wirklich so, dass er der Auslöser dafür sein konnte? Sonst schien er doch auch nichts korrekt machen zu können. Aber was wenn es tatsächlich so war? War Ryou dadurch doch etwas wert? Etwas, was Mariku brauchte und nutzen konnte? Und selbst wenn dies der Fall sein könnte, konnte er es auch gleich genießen. Immerhin genoss der Albino dieses sanfte Kuscheln. Und wenn er ehrlich zu sich selbst sein wollte, versprach diese Nacht sogar noch gemütlicher zu werden als die vorherige.
 

Unbewusst wurde er von Mariku, durch dessen starken, klammernden Arm immer näher gezogen. So lag der kleine Kopf schließlich wieder auf der Brust des Größeren und Ryou schmiegte sich etwas enger an, um die friedliche Wärme auszukosten. Etwas was er außer hier, noch nie erfahren hatte. So dauerte es nicht lange, bis auch der Junge erneut einschlief und sich unsagbar wohl fühlte. So gut wie noch niemals zuvor in seinem Leben.
 

~
 

Einige Stunden danach
 

Der Morgen begann bereits zu grauen, als Ryou hörte wie das Schloss der Wohnungstür knackte. Durch seinen meist leichten Schlaf, hörte er das Öffnen der Tür. Heute hatte er wahrlich genug geschlafen. So war sein Schlaf selbst hier an den warmen Körper gekuschelt längst nicht so tief, wie man es sich hätte denken können. Behutsam entglitt er der Umarmung seines geliebten Herrn, um ins Wohnzimmer zu laufen. Außer ihnen war niemand hier, der die Tür hätte betätigen können. Dem Geräusch musste also nachgegangen werden. Vorsichtig spähte er aus der Zimmertür und sah wie sich zwei Schatten im Flur bewegten. Der eine Größere kam ihm bekannt vor. Das war doch dieser Akefia. Aber was suchte der hier?! Und wie kam der hier rein? Und wen hatte er da dabei?
 

Langsam lief Ryou auf den Dieb zu. Dieser bemerkte den Sklaven schon lange, bevor er aus Marikus Schlafzimmertür getreten war. In seinem Beruf war es nun mal wichtig seine Umgebung stets gut im Blick zu haben. Auf kleinste Bewegungen und Regungen zu achten. Stets mit geschärften Sinnen durchs Leben zu schreiten. Seine Lippen umspielten ein anzügliches Grinsen. Er wusste genau aus welchem Raum der Kleine gerade getapst kam. Jedoch wunderte er sich, als der Knirps mühelos auf ihn zulief. Hätte er nicht humpeln müssen oder sonstige äußere Mängel aufweisen müssen, die seine Bewegungen hätte beschwerlich aussehen lassen müssen. Er konnte keinerlei einschränkende oder schmerzliche Irritationen am Gang des Albinos erkennen. Nicht einmal die Kleidung war zerrissen, löchrig oder Blut durchtränkt. Es gab nichts an seinen Bewegungen oder sonstiges, bestätigte Akefias Gedankengänge. Reichlich seltsam.
 

„Ist Mariku nicht da?“, fragte Akefia verwundert, jedoch mehr zu sich selbst. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Alles andere wäre unlogisch gewesen. Doch Ryou sah ihn nur ungläubig an, ehe er kurz hinter den Räuber spähte und einen zweiten Mann erkannte, der auf dem Boden kniete und von Akefia an einer kurzen Leine gehalten wurde. Dieser hatte schwarze Haare, eine rosige Haut, einen stämmigen Körperbau. Der Fremde wirkte ungemein attraktiv und war vermutlich etwas jünger als Ryou. Wobei das Alter von Sklaven nur sehr schwer zu schätzen war.

„Doch, natürlich ist mein Meister da, aber er schläft noch. Was machst du hier? Und wie seid ihr hier reingekommen? Wartet mein Herr etwa auf dich?“, kam die verspätete Antwort, welche sogleich von mehreren Fragen begleitet wurde.

„Für einen Sklaven bist du reichlich neugierig.“, meinte Akefia belustigt. So etwas war ihm bis dahin noch nicht untergekommen. Oder zumindest nur sehr selten.
 

Ryou verzog das Gesicht. Wie war den das nun wieder gemeint? Das waren doch alles wichtige Informationen. Außerdem sollte er doch hier auf alles aufpassen, oder nicht? Und der, der Eingedrungen war und die Ruhe gestört hatte, war ja schließlich der Mann, der hier vor ihm Stand. Kefi musterte die zierliche Gestalt, die vor ihm Stand noch einmal genau und eingehend. Das, was er eigentlich erwartet hatte zu erblicken, fand er nicht. Nirgends sah er die üblichen, sichtbare Spuren seines Kollegen. Demnach gab er dem fremden Sklaven einen Befehl um sein Eigentum zu schützen.

„Richte etwas zu Essen her für deinen neuen Mitbewohner, damit er alles übersteht und kümmere dich dann um seine Wunden. … Los mach schon!“

Damit wandte er sich um, um sein eigenes Besitztum zu ermahnen, welches nun seine Wettschulden begleichen musste.

„Du bist artig, folgsam und gehorchst allem was dir gesagt wird. Ich will keine einzige Klage über dich hören.“, zischte er ihn streng an. Der Kleine war niedlich, so wollte er ihn auch wieder zurück haben. Möglichst ohne, dass Mariku bleibende Schäden hinterließ.

Zur Bestätigung, zog er den Jungen an den Haaren nach oben und drückte ihm einen harten Kuss auf die Lippen. Unwillig über das Ergebnis, welches schlichtweg ausblieb, stieß er ihn mit dem Knie an die Seite.

„Wird’s bald? … Wenn du dir hier eine Verweigerung erlaubst…“

Aber weiter kam Akefia nicht, da sich der Andere augenblicklich, mechanisch, ihm entgegen warf. Er schlang seine Arme um den Nacken des Größeren, bog Akefia seinen Körper entgegen und erwiderte brav einen feurigen, erzwungenen, lieblosen Kuss.
 

Ryou stand mit großen Augen da und sah erstaunt zu was die beiden Männer da taten. Der Akt selbst war etwas was sein Verstand und Gehirn verarbeiten konnten. Es war mehr die Handlung selbst, die Reaktion des Sklaven auf seinen Gebieter. Ob sein Meister DAS gemeint hatte, als er testen wollte ob er etwas gelernt hatte? Ob er es hätte genauso tun müssen? Aber halt, was sagte dieser Akefia da? – Sein neuer Mitbewohner?!? War er jetzt tatsächlich dermaßen in Ungnade gefallen, dass Riku sich einen ZWEITEN Sklaven nahm. Konnte der Andere es so viel besser, was sein Gebieter wünschte? Würde er jetzt wieder gehen müssen? Und dann sollte er diesem nebenbuhlerischen Etwas auch noch Essen machen? Ryou wurde es innerlich sehr heiß, äußerlich merkte man es ihm nicht an, aber innerlich war er am Kochen, schäumte fast schon vor Wut. Dinge, welche ihm gänzlich unbekannt waren bis dato, krochen nun in ihm empor. Er drehte sich um und befolgte die Anweisung. Jedoch richtete er nur eine ganz kleine Kleinigkeit zur Mahlzeit her, um es dem Neuen vorzusetzen.
 

Akefia verließ währenddessen das Appartement, löschte seinen Zugangscode den er von Mariku erhalten hatte aus dem System und verschwand. Den zurückgelassenen überließ er jetzt dem Schicksal. Als Ryou fertig mit dem Zubereiten war, ging er wieder auf den anderen zu, reichte ihm die belegte Brotscheibe, einen Apfel und ein Glas mit Fruchtsaftschorle. Der nahm es zwar an und aß, sagte jedoch kein einziges Wort. Er blickte nicht einmal auf. Ob es ihm wohl verboten war?
 

Der Albino schlich einmal um ihn herum. Dieser andere Ägypter hatte doch gesagt er solle sich um die Wunden kümmern. Dabei sah er nichts, was für eine akute Hilfe von Nöten gewesen wäre. Ob er etwa unter seinem engen, schwarzen Shirt oder der dunklen Lederhose irgendwelche Verletzungen hatte? Der Sklave überwand erstmals seinen Ärger über den Neueinzug und setzte sich vor ihm auf den Boden.

„Hey du …“

der Angesprochene reagierte nicht. Er aß nur Still das Brot weiter. Wobei essen? Er verschlang es fieberhaft, als wenn es kein Morgen mehr gäbe.

„Hallo?? “

Sein Gegenüber war nun eilends dabei den Apfel fast ohne Kauen hastig herunterzuschlucken. Hatte der Angst man nimmt es ihm wieder weg? Wenigstens Antworten könnte er ja mal. Oder reagieren zumindest. Vielleicht war er sich ja zu fein, mit einem anderen Sklaven zu reden. Dabei wäre ein kleines Danke ernsthaft angebracht.

„Hmpf … tut dir etwas weh? Bist du krank? Hast du dich denn irgendwo verletzt?“

Ryou legte den Kopf zu Seite. Sein Gegenüber leerte hurtig das Glas mit der gelblichen Flüssigkeit, blickte dabei ganz kurz auf um den letzten Schluck gierig in sich aufzusaugen. Ryou erschrak. In so leere, glanzlose Augen hatte er noch nie geblickt. Da saß eine zerbrochene Seele vor ihm. Eine Hülle ohne Geist. Ob er gar nicht antworten konnte? Hatte er es möglicherweise verlernt?
 

Nachdem alles geschwind herunter geschlungen war, bekam der kleine Albino den Teller und das leere Glas zurück gestreckt. Der Junge hatte dabei seinen Kopf gesenkt und sich auch sonst nicht vom Fleck bewegt. Also nahm Ryou alles stumm entgegen und stellte es in der Spüle ab. Bei dem Gedanken an diese toten Augen, überkam ihm ein Schauer. Irgendwie tat ihm der andere leid. Abgesehen von seinem Äußeren, würde sein Mariku, sein Gebieter, den mit so einem lieber vorlieb nehmen? Auch wenn er ihm Leid tat, aber konnte man mit etwas was so Geistlos war etwas anfangen? Ryou wusch das Geschirr und räumte es weg, schallte sich selbst. Über so etwas nachzudenken war sinnlos. Zum ersten Mal lag sein Interesse daran, was mit ihm geschah. Es war ihm nicht mehr gleichgültig.
 

Als er dem Zimmer Marikus näher kam, bemerkte er, dass dessen Schlaf wieder unruhiger geworden war. Was sollte er jetzt nur tun? Schnell wieder in dessen Zimmer schlüpfen… oder lieber hier bleiben und diese potenzielle Gefahr beobachten? Er entschied sich für letzteres. Sein Meister würde ohnehin bestimmt bald aufwachen, da wollte er wenigstens nicht in dessen Bett gefunden werden. Wenn sein Rauswurf schon besiegelt war, wollte er den Mann nicht noch zusätzlich verärgern. Jedoch hoffte er inständig, dass er bleiben durfte. Das Schwarzhaarige Individuum dagegen machte keine Anstalten auf Ryou zu reagieren. Also Mühte sich der blasse Junge auch erstmals nicht weiter um ihn. Sondern schlich sich in sein Körbchen zurück, rollte sich dort ein und beobachtete den Anderen aus dem Augenwinkel.
 

Es dauerte auch gar nicht mehr lange, bis Mariku schließlich erwachte. Diesmal wollte er keinen weiteren Gedanken an seinen Traum verschwenden und stand sofort auf. Sich mit etwas so sinnlosen aufzuhalten wäre ohnehin reine Zeitverschwendung. Als er aus der Tür trat, kam ihm schnell sein kleines, süßes Eigentum entgegen geflitzt, um ihm ein Freudiges: „Guten Morgen Herr.“ zu wünschen.

„Ich hoffe du hast gut geschlafen und etwas Schönes geträumt! Was möchtest du heute Morgen haben? Kann ich etwas Besonderes für dich zum Frühstück machen oder dir im Bad behilflich sein?“

Lieb schaute er dann nach oben auf, zu seinem Gebieter, in der kleinen Hoffnung etwas aus seinem Gesicht lesen zu können. Zu sehen ob sein Schicksal bereits unumgänglich war. Zu ergründen ob er noch hoffen konnte und nicht wieder gehen musste. Das Akefia da gewesen war und da vorn im Flur jemand sitzen gelassen hatte, erwähnte der Albino mit keiner Silbe. Warum auch?
 

Für Mariku dagegen war es langsam nichts mehr Neues zu gequatscht zu werden, auch wenn es alles andere als angenehm war. Allerdings waren es heute Morgen nur kurze, knappe Sätze und keine ewig langen Dialoge! Zumindest ein kleiner Fortschritt. Auch fiel ihm auf, dass Ryou nun wieder seine eigene Kleidung trug, was bei Riku für einen Stich in der Brust sorgte. Jammer schade, in dem anderen Aufzug war der Knirps um einiges heißer. Aber als er seinen Albino ins Gesicht blickte, wurde er wieder an die Nacht erinnert. An seinen Traum. An glühende Augen. An Augen die leuchteten und voller Leben und vergessener Erinnerungen waren. Ryou war abermals in seinem Traum aufgetaucht, alles wurde besser. Bis er wieder verschwand und das Chaos von neuem über ihn kam. Und an das wollte er nun wirklich nicht erinnert werden. Daher ließ er den kleinen Weißhaarigen links liegen. Der Erinnerungen wegen, hatte er momentan keine Ambitionen ihm Beachtung zu schenken. Auch wenn er wusste, dass er den Kleinen damit unheimlich verletzte.
 

Sein Blick glitt durch die Wohnung. Und dann sah er es. Seine Ablenkung. Etwas zum Entspannen. Er leckte sich vor freudig über die Lippen. Akefia hatte recht gehabt, sein Spielzeug sah wirklich gut aus. Sogar an die Abmachung hatte er sich gehalten und das Geschenk rechtzeitig geliefert. Gehörte sich auch so, Wettschulden sind Ehrenschulden. Sogar unter Dieben und Verbrechern wie Mariku und Akefia. Dieses letzte bisschen Würde blieb auch in diese Kreisen erhalten. Da ließ man nichts auf sich kommen. Bei gewissen Zusagen musste man als Zuverlässig gelten, sonst hatte man eine Kugel im Kopf.
 

Ryou folgte indes den Blicken des großen Ägypters. Argwöhnisch bemerkte er, dass sich sein Herr erfreut zeigte, über diesen komischen Neuankömmling. Seit er hier in diesem Haushalt war, war etwas mit ihm ganz anders als sonst. Nie hatte er sich seither so sehr an einen seiner Gebieter gehängt. Nie hatte er solche Zweifel. Und was waren das jetzt für seltsame Gefühle. Sonst verstand er sich doch auch mit den andern Sklaven. Warum auf einmal diese Abneigung. Warum konnte er seinen Selbstschutz nicht aufrecht erhalten, und begann sogar wieder damit zu weinen?
 

Mariku marschierte in den Flur, schnappte sich die Führungsleine, welche neben dem Knienden auf der Erde lag. Als dieser den hochgewachsenen Ägypter bemerkte, wich er zurück, blickte aber nicht auf. Man sah dem Jungen die Angst an. Er zitterte, blieb jedoch nach dem ersten flüchtenden Ruck wieder regungslos am Boden verweilend. Mariku nahm die dünne Kette in seine Hand. Sie war mit einem Karabiner an dessen Halsband befestigt und so zog er ihn daran empor. Mariku lachte finster, süffisant in seiner Vorfreude. Als der Schwarzhaarige schließlich auf seinen Füßen stand, kostete Mariku von dessen Lippen. Herrisch drängte er dem Neuen seinen Kuss auf und brav, wie es sich gehörte, schlang dieser augenblicklich seine Arme um den Nacken des Größeren. Nicht aus Gefallen. Nicht aus Freude oder gar Liebe. Rein aus Angst. Angst vor neuen Schmerzen und weiteren Strafen. Devot und unterwürfig, erwiderte er den Kuss.
 

Ryou schaute dem Treiben verletzt zu. Diese Sache, die sein Herr da tat, dachte er, sei für ihn vorbehalten. Hatte er ihm damit doch so eine herrliche angenehme Wärme geschenkt. Doch das, was er da vor seinen Augen hatte, lies seinen Magen verkrampfen. Seine Augen brannten und wurden feucht. Was zum Henker noch mal war nur los mit ihm? Er hatte schon so lange nicht mehr geweint, von letzter Nacht einmal abgesehen und jetzt kam es wieder, was sollte das? Nachdem er aus der Schule geworfen wurde, hatte er sich derartigem Verhalten doch verschlossen. Zu lange hatte er damals den Tränen freien Lauf gelassen, als, dass er dachte er könne je wieder nur einen einzigen Tropfen der salzigen Flüssigkeit aus seinen Augen hervor bringen. Er wollte nie wieder verletzt werden. Warum dann nur jetzt, warum hier?
 

Mariku indes genoss die Willigkeit des Kleinen. Seine Erfahrung und Erwiderung. Er ließ seinen Händen freien Lauf auf dem Körper des Schwächeren. Der Sklave wusste indes genau was von ihm erwartet wurde und so begann er lustvoll und laut zu stöhnen und erregt zu keuchen. Wovon der Ägypter sehr angetan war, was der Albino allerdings kaum nachvollziehen konnte. Wobei, wenn er ehrlich war, am liebsten hätte er selbst solche Laute von sich gegeben als Mariku ihn so berührt und geküsst hatte. Und so schlich sich ein weiterer, verletzter Gedanke zu den anderen hinzu. War er jetzt tatsächlich abgeschrieben? Sein Gebieter hatte ihn nicht beachtet, nichts geschenkt, ja nicht einmal einen Blick! Stattdessen war er zu diesem schwarzhaarigen Ding gelaufen. Dabei hatte sich Ryou so viel aus seinem neuen Meister gemacht, hatte gehofft für immer hier bleiben zu können. Hier bei diesem imposanten Mann.
 

Mariku löste sich nach einiger Zeit und stieß Akefias Sklaven grinsend von sich, zog ihn an der Kette hinter sich her, zwang ihn schlussendlich vor dem Sofa mit seiner Kraft auf die Knie. Er hätte es ihm auch einfach Befehlen können. Aber so bereitete es ihm mehr Freude. Um einiges mehr! Dann ließ er sich selbst auf das Sofa fallen, packte den anderen am Hinterkopf hart in seinen Haaren und führte ihn zu seiner Körpermitte. Ryou kniff daraufhin die Augen zu, rannte verzweifelt zu seinem Rückzugsgebiet, schlug sich die Decke über den Kopf. Dunkelheit. Endlich. Aber das schwarz unter der Decke tröstete ihn diesmal nicht. Zwanghaft fest presste er die Hände auf seine Ohren. Er wollte es nicht hören. Wollte es nicht wissen oder sehen. Wie sein Eigentümer sich so intensiv mit einem anderen Sklaven beschäftigte. Wollte auch gar nicht wissen wieso sein Herr so seufzte und stöhnte. Und dieses Mal war sich Ryou sicher. Diese Laute signalisierten keine Schmerzen. Sondern Gefallen.
 


 

Mariku hatte sich mittlerweile auf das Sofa gelegt und lehnte halb aufrecht an der Lehne. Den Schwarzhaarigen hatte er sich auf der Hüfte platziert und schaute zu, wie er seine Arbeit verrichtete. Der kleine Albino indes riskierte einen Blick unter seiner Decke nach draußen. Er sah den seltsamen Gesichtsausdruck seines Meisters. Irgendetwas zwischen Anspannung und Wohlgefallen. Und mit einem Schlag wurde es dem Albino klar. Mariku war sein Master und er der Sklave. Er war sein Besitzer. Sein Gebieter, der über ihn verfügte wie er es wollte. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können und sich so sehr an ihn heften können. Ja, Ryou lernte bei ihm Neues. Ihm gefiel auch seine Nähe, seine Wärme. Aber wie dumm war er doch gewesen, sich Hoffnung machen zu können, was seine Zukunft anging!? Er war ein Sklave, er war auch nichts Besonderes, nichts wert, bedeutungslos. Austauschbar! Schnell zog er wieder die Decke über den Kopf, winkelte die Beine noch etwas enger an, um so klein und unbedeutend wie nur irgendwie möglich zu sein.
 

Den ganzen Tag ging es schließlich so weiter. Mariku kümmerte sich intensiv um Akefias Kleinen, schien seine Leidenschaft, seine Lust und sein Feuer mit ihm zu teilen. Am Esstisch, im Bad, wieder auf dem Sofa, überall in der Wohnung. Ryou hatte er seit dem Morgen auch keines Blickes mehr gewürdigt. Und das war es auch, was dem kleinen Albino den Rest gab. Er hielt es nicht mehr aus. Sein Herz schrie vor Wut, Schmerz, Eifersucht, es war so viel, so dass Ryou die Mühe hatte nicht sofort zusammen zu brechen. Als Riku dann im Schlafzimmer verschwunden war und sich unter die Geräusche, noch andere laute Schreie gesellten, brach etwas in dem Sklaven und beweis ihm, dass er am Ende war. Ryou stolperte mehr als er lief. Seine Beine trugen ihn die Flure auf und ab, während seine Augen durch das Apartment glitten. Überall dieser Gestank, das Wissen, dass dort und dort Riku seinen neuen Sklaven genommen hatte. Es ekelte den Weißhaarigen an und es schnürte ihm die Kehle zu, sorgte dafür, dass er nach Luft schnappen musste. Dabei mischte sich ständig unter den verzweifelten Emotionen, so etwas wie Zorn. Es schien als wäre Ryou beinahe vorm platzen. Er konnte es nicht mehr verdauen, nicht mehr akzeptieren, nicht mehr mit anhören. Es war zu viel!
 

Der Kleine rannte zur Türe, wollte dagegen hämmern, schlagen, brüllen, weinen. Weglaufen. Aber kaum hatte er seine Hand auf die Klinke legen wollen, durchfuhr ihn ein glühender Schmerz. Es war als ob jemand von ihm, seinem Körper Besitz ergriffen und ihn am Fliehen hindern wollte.
 

~ Wo willst du hin? ~
 

„Lass mich in Ruhe.“
 

~ Du kannst hier nicht weg ~
 

„Hör auf damit.“
 

~ Ich werde dich daran zu hindern wissen ~
 

War diese Stimme sein Gewissen? Der Grund warum er nicht gehen konnte? Dabei wollte Ryou sich selbst und seinem Meister einen Gefallen tun! Er würde verschwinden, hier und jetzt, so würde keiner der beiden mehr Probleme haben. Aber gerade als der Albino an der Türklinke zerrte und riss, erfasste ihn ein gleißender Schmerz. Welcher dafür sorgte, dass ihm schwarz vor Augen wurde und er am Gang zusammenbrach.
 


 


 


 

Vielen Dank an Manah für die Beta und auch liebe Grüße an Wasabi ^^
 


 


 


 


 

...und ich würde mich sehr freuen wenn ihr ein Kommi da laßt, wenn ihr bis hier unten mit dem lesen gekommen seid^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Arya-Gendry
2012-12-03T23:06:37+00:00 04.12.2012 00:06
Hi ^^

hab mir gedacht ich lass auch mal hier ein Kommentar da (=
und ja wie schon gesagt find ich die story echt gut und bin gespannt wie es weiter geht ich hoffe das du schnell weiter schreibst (;

Lg
Von:  SakuraxChazz
2012-10-10T15:57:27+00:00 10.10.2012 17:57
Ich bin bis hier gekommen^^
Und boah.. ich hab fast geheult gerade. Und das ist echt schwer bei mir zu erreichen. Dein Schreibstil ist wirklich emotional. Und Ryou leidet so schrecklich.. ich hab es aus zeitlichen und auch aus anderen Gründen nicht geschafft, die ganze FF in einem durchzulesen. Weil man immer mal wieder stoppen muss um sich zu fragen : Wie kann Mariku das nur tun? Armer Ryou...
Und ich tippe ja darauf, das Mariku in dem Feuer von Ryou irgendwie seinen Bruder wiedersieht oder so...
Ich werd das auf jedenfall faven. Und ich freue mich auf ein neues Kapitel. Wobei das natürlich auch ein klein wenig mies ist.. schließlich muss Ryou dafür wieder leiden... Mariku ist bestimmt noch lange nicht fertig...

LG Saku^^
Von:  kmolcki
2012-10-06T21:08:13+00:00 06.10.2012 23:08
jo das war ein sehr gutes Kapitel und die Verletztheit konnte ich sehr gut nachvollziehen, du wirst immer besser im Beschreiben intensiver Gefühle!!! Freue mich schon auf das Nächste von Dir!

GLG Kmolcki



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