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Grün steht dir überhaupt nicht, Shizu-chan!

Shizaya
von

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Plan Gottes


 

6. Plan Gottes
 

Nach dem Besuch bei Kasuka hatte sich seine Laune erheblich gesteigert. Der andere erzählte, wie er die Hauptrolle in einer neuer Drama-Serie beinahe schon hinterher geworfen bekommen hatte und die Fans liebten ihn mehr denn je. Es brauchte keinen Experten in Menschenkenntnissen um festzustellen, dass Shizuo mächtig stolz auf seinen Bruder war. Mit der Tatsache, dass dieser dennoch so kühl und emotionslos verblieb, hatte er sich schon seit der Kindheit angefreundet und würde es als einen regelrechten Schock aufnehmen, wenn sich plötzlich daran etwas ändern würde.

Zufrieden machte er sich auf den Weg zu Shinra. Heute war Sonntag und gewöhnlich war Celty ausnahmsweise von ihrer Pflicht als Kurier und sonstigen Tätigkeiten befreit. Seine Mundwinkel fielen ein wenig nach unten. Shinra… hoffentlich war dieser nervtötende Izaya nicht mehr anwesend. Er hatte keine Lust darauf, sich mit ihm zu streiten, wo sein Tag doch wieder eine positive Wende genommen hatte. Im Nachhinein verstand er wirklich nicht, was in ihn gefahren war. Wie konnte er nur so einen Aufstand wegen so einer Person am gestrigen Abend veranstalten? Es ist ja nicht so, als ob der andere ihm auch nur das Geringste bedeuten würde. Eher das Gegenteil. Er hatte schon lange aufgegeben sich doch noch irgendwie mit Izaya anzufreunden. Dies war schlicht unmöglich. In der Mittelschule, in der High School. All seine Versuche wurden bitter enttäuscht und immer seltener. Mit Izaya lies es sich nicht reden.

Shizuo kehrte in eine dunkle Seitengasse ein und begann eine leere Aluminiumdose vor sich herzutreten.

Nein, Izaya war immer abweisend gewesen und irrational. Nun gut, einige Male war auch Shizuo Schuld, das musste er sich eingestehen. Vielleicht wäre es anders mit ihnen beiden verlaufen, wenn er ab und zu nicht allzu verfrüht in einem Wutausfall ausbrach. Aber was konnte er schon dafür, wenn der Schwarzhaarige es immer wieder schaffte ihn durch die einfachsten Worte, Gesten und Mimiken auf die Palme zu bringen?

Er trat die blecherne Dose mit Wucht weg.

Es hatte keinerlei Sinn darüber noch groß nachzudenken. Was geschehen ist, ist geschehen und seine Situation würde sich mit dem anderen nicht bessern.

Er ging den Rest des Weges mit schnelleren Schritten als sonst und stand nun vor Shinras Haustür. Er klingelte kurz und wartete. Keine Reaktion. Er klingelte nochmals, diesmal länger. Vielleicht ist Shinra zur Gutmachung mit Celty ausgegangen? Aber sonntags war der Arzt immer mit irgendwelchen Operationen beschäftigt. Hauptsächlich plastisch-chirurgischer Art. Ein Grund mehr, weshalb Celty ihre Ruhe an jenem Tag hatte.

Ungeduldig presste er sein Auge gegen den Türspion und sah wie erwartet nichts. Er drückte die Klingel ein letztes Mal ohne jegliche Erwartung und drehte sich bereits um, als die Tür quietschend aufging (Shinra hatte ungeschickt eine viel alte Ersatztür in den Türrahmen geschraubt, da die Vorherige in jener „Rettungsaktion“ von Shizuo zertrümmert wurde.) Shit, an die Tür hatte er gar nicht gedacht, er hatte weder das Geld noch die Einsicht, den Schaden zu bezahlen. Das sollte gefälligst dieser Floh machen. Es war ja immerhin seine Schuld, dass er zu solch drastischen Mitteln greifen musste.

„Celty, wegen der Tür, ich-“, begann sich Shizuo schon sich zu verteidigen, als er sich umdrehte und die Person im Türrahmen erblickte. Er beendete seinen Satz nicht. Stattdessen machte sich in ihm ein Gesichtsausdruck breit, als ob er in eine saure Zitrone gebissen hätte. Eine viel zu frühreife Zitrone.

Izaya.

Wieso war der zum Teufel noch hier?

Ein tiefes Grummeln entkam Shizuo aus seinem Rachen, doch er riss sich zusammen. Er würde nicht noch einmal auf Izayas Tricks reinfallen. Wüsste er es nicht besser, so würde er meinen, dass die gestrige Aktion auch alles nur gespielt war.

„Ist Celty da?“, knirschte er zwischen seinen Zähnen hervor und blickte missbilligend auf den Schwarzschopf hinab. Erst jetzt bemerkte er die seltsam roten, geschwollenen Augen. Shizuo verkniff sich ein verspottendes Schnauben. Als ob Izaya zu solch einer Emotion wie Weinen zustande wäre. Es war viel wahrscheinlicher, dass er auf irgendetwas von Shinras Zeug allergisch reagierte.

Wortlos blickte Izaya zu ihm mit seinen glanzlosen Augen hinauf. In seinem Kopf zog kein einziger Gedanke vorüber, sondern er starrte ungläubig auf die Person vor ihm. Shizuo. Was machte Shizuo hier? Er sollte doch tot sein? Ein makaberer Scherz von Shinra? Halluzinierte er bereits? Wie viel Restalkohol floss noch durch seine Adern?

Vielleicht hatte er sich den Kopf angestoßen irgendwo, vielleicht war er selbst schon verstorben. Die Tatsache, dass Shizuo vor ihm stand erschien ihm zu surreal um es zu glauben.

Ein kurzer Moment verging, bis Shizuo wieder ungeduldig und diesmal sichtlich genervt fortfuhr: „Celty! Bist du taub geworden? Wo ist sie?“

Als Izaya ihn noch immer wie festgefroren anstarrte und kein einziges Wort von sich gab, drängte sich Shizuo zwischen ihn und den Türrahmen hindurch und betrat die Wohnung. Er würde sich doch nicht von diesem Idioten verarschen lassen.

Reflexartig ergriff Izaya den Saum von Shizuos Weste und krallte seine Finger darin ein. Shizuo durfte nicht gehen, auch wenn dieser ein Hirngespinst seiner zusammengebrochenen Psyche war, durfte er ihn nicht nochmals verlieren.

Als Shizuo den Widerstand spürte, der ihn zurückhielt, drehte er sich langsam um. „Lass los“, befahl er hitzig und zählte in Gedanken von 10 runter. Nur kein Wutanfall. Nicht in Shinras Wohnung. Nicht wegen diesem Tunichtgut. Trotzdem ließ Izaya nicht ab, nein, ganz im Gegenteil, seine Fingernägel schienen sich nur noch stärker in den Stoff zu bohren. Am Rande der Geduld umklammerte Shizuo Izayas Handgelenk und zerrte es von seiner schwarzen Kellnerweste weg. So Problem gelöst. Und niemand verletzt. Erleichtert atmete Shizuo leise aus und bemerkte sogleich das neue Problem: Wie ein Kind nahm Izaya Shizuos Hand und verschränkte seine Finger in ihr. Der „falsche“ Shizuo konnte es knicken, dass Izaya ihn einfach so gehen lassen würde. Gut, dann war er eben durchgedreht, was solls. Niemand kann einen Gott verurteilen. Diese niedrigen Menschen könnten seinen Intellekt sowieso niemals verstehen. Und wenn dieser Intellekt eben eine Illusion eines Toten erschaffen würde, so wäre es nur noch ein Beweis, dass er den Menschen überlegen war. Selbst Tote konnte er „scheinbar“ auferstehen lassen. Triumphierend grinste Izaya zu Shizuo hinauf. Er mochte zwar nicht echt sein, aber er war Produkt seines Verstandes und gehörte somit ihm ganz allein. Der Gott und das Monster. Das Monster seines Verstandes. Also war schließlich das Monster auch ein Gott, wenn es ein Bestandteil von ihm war.

Shizuo musste das Grinsen falsch gedeutet haben, denn er fühlte sich provoziert bis aufs Äußerste. Da rettete er Izaya den Arsch und der andere zog wieder irgendwelchen Scheiß ab. Gepfiffen auf Shinras Wohnung. Der Blonde war gerade dabei, den Entschluss zu fassen Izayas Hand mitsamt seinen Knochen in seiner Faust zu zermalmen, als plötzlich eine Nebentür geräuschvoll aufschwang und Celty im Bademantel aus dem Badezimmer austrat. Der Rauch, der aus ihrem Hals qualmte, vermischte sich etwas mit Wasserdampf.

Sie ließ das Szenario, dass sich vor ihr ergab, eine Sekunde auf sich wirken, dann holte sie rasch ihr Handy und begann zu tippen. Sie hatte anscheinend Schwierigkeiten die richtigen Worte zu finden, denn sie tippte, löschte, tippte weiter und löschte es wieder, bis sie schließlich das Handy in ihre Gesichter hielt: „Wie ich sehe vertragt ihr beide euch endlich?“

Ehe Izaya zu ende las, zog Shizuo wie verbrannt seine Hand ein und steckte sie in die Hosentasche.

„Ich wollt mich eigentlich wegen gestern entschuldigen und was die Haustür angeht… Ich komm ein anderes Mal wieder, wenn dieser Bastard hier weg ist“, beendete Shizuo hastig und mied jeglichen Blick mit Izaya, der verwirrt von Shizuo zu Celty sah.

„Shizuo! Sprache!“, schrieb Celty belehrend.

„Sorry, man sieht sich“, sagte Shizuo, warf Izaya noch einen finsteren Blick zu und verschwand wieder in Ikebukuros Gassen. In der Ferne hörte man schreiende Leute und Alarmanlage eines Autos losgehen.

„Izaya, alles klar bei dir? Deine Augen sind so rot?“, fragte Celty Izaya, der noch immer die zugeworfene Haustür anstarrte.

„War das grad Shizuchan?“, erwiderte er stattdessen, Celtys Frage ignorierend.

„Ja? Hör zu“, tippte Celty hastig, „Du solltest dich wieder hinlegen. Ich glaub, du bist noch etwas erschöpft.“

„Nein“, sagte Izaya entschlossen, „Das war nicht Shizuo. Shizuo ist tot. Es stand in der Zeitung. Ich habs gelesen! Es stand dort!“

Überrascht musterte Celty den Schwarzhaarigen, was dieser natürlich nicht bemerken konnte. Stück für Stück erbaute sich im kopflosen Ritter eine kleine Vorahnung, was Anlass für Izayas jene Ausuferung war. Bedacht wählte sie ihre nächsten Worte: „Das war ein Fehler des Krankenhauses. Sie „dachten“ er wäre tot. War er aber nicht. Hast du dich noch nicht gewundert, wer dich hierher brachte?“

„Ich… Ich dachte, das wärst du?!“, antwortete Izaya, der wohl das erste mal in seinem Leben ins Wanken kam.

„Es war Shizuo. Wir haben ihn darum gebeten nachzusehen, wo du bleibst. Ich hab ihn seit sein Bruder mal bei einem Dreh verletzt wurde, nicht so besorgt gesehen. Ich weiß, du hältst nicht viel davon, was andere Leute meinen, aber ich finde, du könntest etwas netter zu ihm sein. Immerhin hätte er dich genauso gut liegen lassen.“

Izaya nuschelte etwas Unverständliches zu sich selbst, schritt kurz ins Patientenzimmer und trat mit einer Jacke von Shinra wieder hinaus. Wenn wahr war, was Celty grad sagte, dann…

„Willst du dich nicht noch etwas ausruhen?“, fragte Celty ein letztes Mal mütterlich, während Izaya sich ein Paar Schuhe (ebenfalls von Shinra) überzog.

„Nein, ist schon gut. Shinra soll die Rechnung wie immer an mein zweites Postfach schicken lassen“, wimmelte Izaya sie rücksichtslos ab und verließ die Wohnung ohne ein Wort des Dankes. Kühler Wind blies ihm lindernd in sein Gesicht, das nahezu schmerzhaft geschwollen und rot war. Shizuo. Er lebte also noch. Er war nicht tot.

Zögerlich machte sich Izaya auf den Weg nach Shibuya. Das hieße also, dass er alles vergessen konnte. Wieder so leben und sein konnte wie früher. Er konnte so tun, als ob dies niemals passiert wäre und keine Erkenntnis über seine Einsamkeit jemals seine Ideologie erschüttert hätte.

Er blieb stehen und blickte gedankenversunken auf einen Getränkeautomaten, aus dem ein junges Pärchen gerade eine Fanta mit Traubengeschmack zog.

Unmöglich. Izaya konnte es nicht vergessen. Selbst wenn er es wollte. Die Erkenntnis hatte sich in den wenigen Stunden bereits zu tief in sein Bewusstsein gebrannt. Shizuo war und blieb der einzige Mensch, der ihm würdig war. Ohne ihn wäre er… Izaya verdrängte diese lächerlichen Existenzzweifel und schritt weiter.

Wie erbärmlich er sich doch verhalten hatte. Er hatte geweint wegen Shizuo und dann noch zufrieden gelacht wegen Shizuo. Wer dachte Shizuo eigentlich, wer er sei, dass er all diese komischen und überaus nutzlosen Gefühle in ihm auslöste?

Ein leichtes Lächeln umspielte Izayas Lippen. Er war sein Antagonist. Er gehörte ihm allein, das stand außer Frage.

Er und Shizuo waren zwei Seiten derselben Münze. Gott und Monster. Rationalität und Impulsivität. Verstand und Körper.

Ohne den Gegenpart konnte und würde der andere nicht existieren.

Schallend lachte Izaya plötzlich durch die Straßen, wobei ihn die empörten Blicke der anderen Mitbürger herzlich wenig interessierten.

Die einzige Herausforderung, die Izaya übrig blieb, war nur eine: Shizuo von derselben Meinung zu überzeugen.

Und nichts und niemand konnten ihn daran hindern. Schon lange nicht jenes Monster selbst.

Er bräuchte nur einen verdammt guten Plan.

Aber wer konnte schon den Wunsch eines Gottes verweigern?
 


 

Beachtet mich nicht. Ich versinke gerade in reiner Selbstscham. Mehr als ein Jahr für ein Update. Holy fucking shit!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mickimaus8
2014-12-14T14:25:36+00:00 14.12.2014 15:25
Juchu ein neues Kapitelchen! Ich finde deinen Schreibstil nach wie vor umwerfend ... Ich freu mich aufs nächste Kapitel!

LG
Von:  KuroMikan
2014-12-14T09:23:36+00:00 14.12.2014 10:23
hallö :)
ein update!!!! yay XD



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