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Lehrer - Schüler - Verhältnis

H&M
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dafür gibt's dann heute gleich zwei Kapitel^^ Komplett anzeigen

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Nur kurz zum Training... Das war der Plan

Nachdem Haruka die Wohnung von Michiru verlassen hatte, rannte sie schnell zu ihrem Auto und raste davon. Sie musste sich jetzt wirklich beeilen, um noch rechtzeitig zu kommen. Jetzt gerade nervte es sie wahnsinnig, dass sie dahin musste. Eigentlich liebte sie es, aber im Moment wollte sie nichts sehnlicher als bei ihrem Engel sein. Noch dazu hatte sie ihrem Trainer gleich gesagt, dass es eine blöde Idee sei, direkt nach der Reise und dem damit verbunden Flug ein Training anzusetzen. Aber was sollte sie machen, gleich Morgen war ja das nächste Rennen und die Trainingszeiten heute, flossen schon in die erste Qualifikation mit ein. Was sie aber überhaupt nicht nachvollziehen konnte, war die Tatsache, dass dieser dämliche Sponsor dabei sein musste. Mit "dem Sponsor" meinte sie größtenteils einen der Geschäftsführer dieser riesigen Getränkefirma. Ihrer Meinung nach mischte sich der Kerl viel zu sehr ein. Sie war von Anfang an skeptisch bei dieser Firma und ihrem Vertrag gewesen, aber andererseits investierten sie auch einen Haufen Geld in ihr Team, auf das ihr Boss natürlich nicht verzichten wollte. Sie seufzte einmal und gab dann noch mehr Gas. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam sie endlich bei ihrer Wohnung an und machte sich auch sofort auf den Weg nach oben. Eigentlich könnte sie längst mal wieder eine Dusche vertragen aber dafür hatte sie leider keine Zeit mehr. Und nach dem Training müsste sie das sowieso. Also zog sie sich schnell ihre Motorradsachen an, und rannte dann wieder nach unten. Inzwischen war die Vorfreude aufs Motorradfahren auch wieder erheblich gestiegen. Sie hatte schließlich eine ganze Woche darauf verzichten müssen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schwang sie sich auf ihre geliebte Maschine und ließ den Motor aufheulen. Sie klappte noch ihr Visier vom Helm herunter und sauste dann wie eine Irre aus der Tiefgarage. Trotz der Geschwindigkeit und waghalsigen Überholmanöver kam sie ein paar Minuten zu spät bei ihrem Ziel an. Schnell stieg sie von ihrem Motorrad und rannte direkt zu den Boxen der riesigen Rennstrecke und seinem Stadion.

„Da bist du ja endlich, verdammt! Hast du eine Ahnung in was für Schwierigkeiten du mich bringst, wenn du dich nicht an unsere Termine hältst?!“ wurde sie auch gleich von ihrem Trainer angeschrien als sie zu ihm rannte.

„Ja, ich weiß. Tut mir leid.“ entschuldigte sie sich, etwas außer Atem.

Eigentlich war sie jetzt schon fix und fertig. Diese Zeitumstellung und dann auch noch der gestrige Abend … Am liebsten hätte sie sich schlafen gelegt.

„Du kannst vom Glück reden, dass sich die feinen Herren ebenfalls verspäten. Also los, geh schon mal zu den Anderen. Ich komm gleich nach.“

Haruka nickte etwas erleichtert. Sie wusste, dass sie keinen schlechten Eindruck bei den Typen hinterlassen durfte, und Unpünktlichkeit zählte definitiv dazu. Sie ging zu den Mechanikern, die sich alle um ihre Rennmaschine in der Box versammelt hatten und wurde auch gleich freudig begrüßt. Sie unterhielt sich eine Weile mit ihnen bis ihr Trainer mit einer Gruppe Anzugträgern im Schlepptau zu ihnen stieß. Ihr Manager befand sich ebenfalls unter ihnen, genau wie der Typ, den Haruka überhaupt nicht leiden konnte, seiner Position wegen, ihm aber nicht zeigen durfte.

„Ah, da haben wir ja unseren Star. Es freut mich, Sie wiederzusehen Tenoh-san.“ begrüßte sie besagter Typ.

„Die Freude ist ganz meiner Seitz, Nomura-sama.“ verbeugte sich Haruka mit einem aufgesetzten Lächeln vor ihm.

Wenn es etwas gab, was sie auf den Tod nicht ausstehen konnte, dann war es, sich bei Leuten einzuschleimen, von denen sie nicht das Geringste hielt. Aber sie hatte keine andere Wahl. Entweder tat sie auf nett und freundlich, oder verlor ihren wichtigsten Sponsor. Also begrüßte sie auch noch den Rest der Herren, so freundlich wie es ging.

„Also, ich bin schon sehr gespannt, was wir heute zusehen bekommen. Ich hoffe doch sehr, dass wir es Morgen wieder ins Ziel schaffen, und wenigstens ein paar Punkte gewinnen.“ kam es danach von diesem Nomura wieder.

Haruka bekam richtig das Kotzen, versuchte sich aber dennoch zusammenzureißen.

„Darauf können Sie sich verlassen. Ich werde mich sicherlich nicht noch einmal aus der Bahn werfen lassen. Und sie können gleich mit der vollen Punktzahl rechnen. Mit weniger werde ich mich nicht zufrieden geben.“

„Das freut mich zu hören. Nun gut, von wo aus haben wir die beste Sicht?“

„Das werde ich Ihnen zeigen. Bitte, folgen Sie mir doch.“ bat Harukas Manager und führte die Männer aus der Box.

Augenblicklich verschwand das höfliche Lächeln aus dem Gesicht der Sportlerin und ein angewidertes grummeln konnte sie auch nicht unterdrücken.

„Ja, ich weiß, die Kerle sind ätzend. Aber versuch dich zu konzentrieren und vergiss sie einfach. Na los, fahr erst mal ein paar Runden. Weitere Anweisungen erhältst du dann über Funk.“ sagte ihr Trainer.

Haruka nickte und schwang sich dann auf ihre Maschine. Zu fahren half wirklich diese Typen zu vergessen. Sie verschwendete nicht einen Gedanken mehr an sie und genoss es nur noch den Wind um sich zu haben. Die Rennstrecke war wirklich der einzige Ort, an dem sie so schnell fahren konnte, wie sie wollte – oder das Gerät unter ihr zuließ – aber schneller als im Straßenverkehr war es allemal. Trotz ihrer eigentlichen Müdigkeit lief das Training ausgesprochen gut. Das Adrenalin puschte sie doch wieder zu Höchstleistungen und die Aussicht darauf Michiru schon bald wieder zusehen ließ sie noch schneller fahren. Und zum Glück spielte auch die Maschine unter ihr mit. Die Mechaniker hatten wirklich exzellente Arbeit geleistet. Sie fuhr also Bestzeiten und ihr Trainer und das gesamte Team waren mehr als begeistert.

„Ausgezeichnet, Tenoh-kun. Wenn du morgen genauso fährst landest du auf jeden Fall auf dem Treppchen!“ strahlte ihr Trainer als sie wieder zurück in die Box kam.

Auch die Anderen gratulierten ihr und wünschten ihr noch viel Glück für Morgen. Nun musste sie sich nur noch von diesen nervigen Sponsoren verabschieden, dann konnte sie endlich zurück zu ihrem Engel. Sie verließ die Box und machte sich auf den Weg zur Tribüne. Die Männer hatten natürlich einen Logenplatz erhalten, von wo aus sie sich das Rennen ansehen konnten, und auch noch von vorne bis hinten bedient wurden. Als sie diese ganzen Köstlichkeiten sah, die hier aufgetischt waren, lief ihr glatt das Wasser im Munde zusammen. Ihr wurde auch gerade klar, dass sie heute noch nicht das Geringste gegessen hatte.

„Ah, Tenoh-san. Wirklich eine ausgesprochen ansehnliche Show, die Sie uns da geliefert haben. Hervorragende Leistung.“ kam es von Nomura, der Haruka gerade entdeckt hatte.

Sie setzte wieder ihr gespieltes Lächeln auf, und ging zu der Gruppe Männer hin, die sich alle vor dem großen Fenster versammelt hatten, von dem man über die gesamte Rennstrecke Blicken konnte.

„Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Ich sagte ja, ich werde Morgen gewinnen.“

„Ausgezeichnet. Sehen Sie meine Herren, ich wusste doch diese Investition wird sich lohnen. Ich bin mir sicher nach dem morgigen Tag, werden sich unsere Verkaufszahlen verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen! Also gut, dann wollen wir mal weitermachen.“ erzählte Nomura seinen Kollegen voller Euphorie und drehte sich dann wieder zu Haruka um.

Die allerdings war dadurch etwas verwirrt. Weitermachen? Womit? Das Training war doch vorbei. Und sie hatte ganz bestimmt keine Lust noch mit den Typen zu quatschen.

„Äh, ja. Am besten ich bring unsere Rennfahrerin schon mal runter. Sie können ja nachkommen, sobald Sie hier fertig sind.“ meldete sich Harukas Manager ein wenig nervös zu Wort, und kam schnell auf sie zu.

Er schob sie regelrecht aus dem Raum hinaus, was Haruka nur noch misstrauischer machte.

„Ouji-san, was soll das bedeuten? Was meint er damit?“ fragte sie, als sie aus dem Raum waren und sah ihn dabei ziemlich finster an.

„Ähm, also, es … es findet jetzt noch ein … ein Fotoshooting statt, indem …“

„EIN WAS?!“ unterbrach sie ihn und wurde ziemlich laut dabei.

„Schhhht, nicht so laut, sonst hören sie dich noch.“ versuchte ihr Manager sie zu beruhigen und zog sie erst mal von da weg.

„Is mir scheiß egal! Wieso zum Teufel weiß ich davon nichts?!“

„Naja, du warst ja nicht da …“

„Und da is es dir nicht in den Sinn gekommen mich einfach anzurufen?!“

„Das hätte auch nichts geändert, die hatten die ganze Sache praktisch schon geplant, also …“

„Argh, dieser Mistkerl! Der kann mich mal kreuzweise! Soll er doch selbst für sein dämliches Getränk werben!“

„Tenoh-san, jetzt beruhige dich. Du weißt was in deinem Vertag steht. Du musst da mitmachen.“

„Ich muss gar nichts! Ich hab dafür jetzt echt keine Zeit, also verschieb diesen Mist!“

„Das geht nicht. Es ist schließlich schon alles bezahlt und vorbereitet. … Außerdem hab ich doch extra deine Termine gecheckt und soweit ich weiß, steht bei dir heute nichts mehr an.“ überlegte er und schaute zur Sicherheit noch mal in seinem Handy nach.

„Ich hab aber auch noch ein Privatleben, falls es dir entgangen sein sollte!“

„Ach, die Mädchen können doch mal einen Tag warten und die fliegen dir doch sowieso hinterher.“ winkte ihr Manager ab und steckte sein Handy wieder ein.

„Dieses Mädchen aber nicht!“ fauchte sie ihn an, packte den kleineren Mann am Kragen und zog ihn etwas zu sich hoch.

Sie war inzwischen nicht mehr nur unglaublich sauer, sondern auch verzweifelt. Ihr war klar, dass sie um dieses Shooting nicht herumkommen würde.

„Dieses Mädchen? S… sag bloß du hast was Ernsthaftes am Laufen?“ fragte er unsicher und schien gerade mächtig Angst vor ihr zuhaben.

Sie ließ ihn wieder los und stampfte davon.

„Das geht dich gar nichts an.“

„Oh-ho, also wirklich. Das muss ja ein außergewöhnliches Mädchen sein, wenn sie dich gebändigt bekommt.“ grinste er und folgte ihr.

„Halt die Klappe, und sieh lieber zu, wie du das hier in Ordnung bringst!“

„Es tut mir leid, aber hier gibt es nichts, was ich machen könnte. Du musst das jetzt durchziehen. Ruf sie doch einfach an und sag ihr, dass du später kommst.“

„Später?! Diese dämlichen Shootings dauern doch immer Stunden!“

Noch dazu konnte sie Michiru ja nicht einmal Anrufen. Sie musste sich nachher wirklich unbedingt ihre Nummer geben lassen.

„Ja, ich weiß. Aber dann musst du dich eben ein bisschen mehr anstrengen.“

Das hätte er lieber nicht sagen sollen und bereute es auch sofort, als Haruka erneut stehen blieb und ihn regelrecht anknurrte.

„Pass du lieber auf was du sagst, sonst muss ich noch mal ernsthaft darüber nachdenken, ob ich meine Termine in Zukunft nicht lieber selbst Regel!“

„Ähm, ja, natürlich. Du hast Recht. Entschuldige.“

Sie funkelte ihn noch kurz wütend an, ehe sie wieder weiter ging.

„Na, schön. Jetzt sag mir gefälligst wo ich hin muss!“

Von ihrem Manager kam ein erleichtertes seufzen.

„Das Shooting findet in einem der Räume im Untergeschoss statt. Ich werde dich hinführen.“

Also ging der Mann voraus und Haruka folgte ihm grimmig. Nach ein paar Minuten kamen sie in dem riesigen Raum – eigentlich konnte man es schon fast als Halle bezeichnen – an, indem das ganze Spektakel stattfinden sollte. Haruka wurde dort sofort von irgendwelchen Visagistinnen gepackt und in einen etwas abgetrennten Bereich gezerrt, wo sie dann erst mal zu Recht gemacht wurde. Das ganze hob natürlich nicht gerade ihre Stimmung, und dauerte auch noch endlos lange, obwohl sie fand, dass sie danach nicht unbedingt anders aussah. Vielleicht ein bisschen sauberer, naja und die Haare waren um einiges geordneter, aber sonst? Wozu sie ihr tonnenweise schichten Make-up ins Gesicht geschmiert hatten, konnte sie jedenfalls nicht nachvollziehen. Einen neuen Rennanzug musste sie auch anziehen, der gefiel ihr allerdings recht gut, musste sie gestehen. Natürlich zog sich das Shooting wirklich über mehrere Stunden hin. Der Fotograph wollte sie in jeder erdenklichen Pose, mit diesem albernen Getränk in der Hand haben. Das Einzige was ihre Stimmung ein wenig anhob, und dafür sorgte, dass sie auch gute Arbeit leistete, war das Motorrad vor welchen sie posieren sollte. Es war ein niegelnagelneues Superbike ihres Arbeitgebers. Das Ding hätte sie am liebsten mit nach Hause genommen. Sie hätte es zwar erst mal sofort umlackiert, denn diese blöde Werbeaufschrift des Sponsors brauchte sie nun wirklich nicht, aber sonst war das Teil einfach spitze. Viel zu schade, um sich einfach nur davor fotografieren zu lassen. Sie hatte sogar kurz darüber nachgedacht sich einfach auf das Gerät zu schwingen und davon zu rasen, dadurch hätte sie gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Kein Fotoshooting mehr, sie hätte endlich zu Michiru zurück fahren können, und als Bonus gab es noch das Motorrad. Schade nur, dass sie damit niemals durchgekommen wär. So musste sie das Ganze Prozedere über sich ergehen lassen. Immerhin gab es da auch ein paar Kleinigkeiten zu essen, die sie sich natürlich sofort griff, aber genug um satt zu werden, war es niemals. Nach einer Ewigkeit, wie es ihr vorkam, waren der Fotograph und die Sponsoren dann endlich zufrieden und sie konnte sich verabschieden. Es war mittlerweile schon zehn Uhr abends, also lief sie so schnell es ging aus dem Gebäude raus zum Parkplatz, wo ihre Maschine stand. Von dort aus raste sie dann gleich weiter, zunächst zu sich nach Hause. Wenn sie Michiru und Hotaru morgen zu dem Rennen mitnehmen wollte, brauchte sie wohl oder übel ihr Auto. Da sie jetzt wirklich nur noch so schnell wie möglich zu der Türkishaarigen zurück wollte, verzichtete sie wieder auf die dringend notwendige Dusche, und auch das Umziehen. Sie stieg direkt in der Tiefgarage von ihrem Motorrad in ihr Auto um und fuhr weiter. Nach einer weiteren nervenaufreibenden halben Stunde durch den Stadtverkehr kam sie endlich an ihrem Ziel an. Sie sprang aus dem Auto und lief zu dem Haus rüber. Als sie vor der Tür ankam war sie plötzlich wieder nervös. Was, wenn Michiru jetzt wütend auf sie war? Oder noch schlimmer, enttäuscht. Sie hatten zwar keine Uhrzeit ausgemacht, doch war sie sich sicher, dass ihre Lehrerin mit einer früheren Zeit gerechnet hatte, und sie selbst ja auch. Toll! Wie sollte sie jemals ihr Vertrauen gewinnen, wenn sie nicht mal die simpelsten Sachen, wie Pünktlichkeit, auf die reihe bekam?! Und dabei hatte sie es ihr versprochen! Sie konnte sehen, dass in der Wohnung noch Licht brannte, also war Michiru auf jeden Fall noch wach. Hotaru würde wohl schon längst im Bett liegen. Die Kleine war bestimmt auch enttäuscht von ihr. Ihr hatte sie schließlich das gleiche Versprechen gegeben. »Na los, jetzt klopf schon an! Sonst brichst du dein Versprechen wirklich!« versuchte sie sich noch einmal Mut zuzusprechen, da sie inzwischen ziemliche Angst auf die Reaktionen der Beiden hatte. Sie hob ihre Hand an und klopfte schließlich zaghaft an die Tür.
 

Michiru saß in der Küche und starrte jetzt seit Stunden die Uhr an der Wand an. Haruka war nicht gekommen. Ihre Träumerei von dem kleinen Familienessen war nicht wahr geworden. Als sie das Abendessen fertig hatte, hatten sie noch gewartet aber die Große kam einfach nicht. Hotaru hatte sich zwar quer gestellt und hätte wohl wirklich noch so lange gewartet bis Haruka gekommen, oder sie am Tisch eingeschlafen wär, aber Michiru hatte sie letztendlich doch dazu bringen können zu essen, und auch sie tat es. Auch den weiteren Abend über hatten sie gewartet, doch die Blonde tauchte einfach nicht auf. Wieder mit Zwang und einer langen Diskussion hatte sie Hotaru schließlich ins Bett gebracht, und wartete nun allein. Einschlafen hätte sie jetzt sowieso nicht gekonnt. Jedes Ticken der Uhr hallte überdeutlich in ihrem Kopf wieder und ließ mit jedem Schlag ihre Hoffnungen weiter schwinden. Wieso war Haruka nicht gekommen? Würde sie vielleicht noch kommen? Michiru war der Meinung, dass das Motorradtraining schon längst hätte vorbei sein müssen. Also wo war sie?! Eigentlich gab es nur drei Möglichkeiten. Erstens Haruka hatte einfach auch noch andere Dinge zu erledigen und würde sich daher verspäten, womit sie sich hier völlig umsonst sorgen machen würde. Zweitens Haruka hatte nie vorgehabt hier nochmal wieder aufzutauchen und vergnügte sich stattdessen woanders… Oder drittens, und das wäre das schlimmste von allem, ihr war etwas zugestoßen. Die erste Möglichkeit kam ihr durchaus sinnvoll vor, und wenn es so war, wollte sie auf sie warten. An die zweite Möglichkeit versuchte sie erst gar nicht zu denken, das konnte sie nach der letzten Nacht einfach nicht. Aber die dritte Möglichkeit machte ihr wirklich Angst. Es wäre zwar auch unerträglich, wenn Haruka sie hintergehen würde aber ……. Michiru stockte bei diesem Gedanken. Hintergehen? Konnte Haruka sie überhaupt hintergehen? Sie waren doch gar nicht zusammen. Sie hatten überhaupt nicht darüber gesprochen, ob sie sich auch noch mit anderen trafen, sondern nur, dass sie sich besser kennenlernen wollten, was genau die Sportlerin darunter verstand, wusste sie ja nicht. Vielleicht sollte sie das mal ansprechen, das heißt, wenn sie wiederkam. Und schon war Michiru wieder bei der dritten Möglichkeit angekommen. Was, wenn ihr wirklich etwas passiert war? Sie wüsste nicht wie sie das Überleben sollte. Nein, ihr durfte nichts passieren. Nicht ihr! Gerade, als sie Tränen in sich aufsteigen spürte, hörte sie ein Geräusch. Augenblicklich hielt sie die Luft an und horchte auf. … War das ein Klopfen gewesen? Wie versteinert saß sie da und traute sich nicht sich zu bewegen. Erst bei dem nächsten Geräusch, was sie davon überzeugte, es sich nicht eingebildet zuhaben, sprang sie auf. Sie lief regelrecht zur Haustür und öffnete sie augenblicklich. Die Gefühle, die in diesem Moment in ihr tobten hätte sie nicht mit Worten beschreiben können. Sie war wirklich zurückgekommen! Und offenbar unverletzt!

„Haruka…“ entfuhr es ihr erleichtert.

„Es tut mir wirklich unendlich leid. Ich weiß, ich bin spät dran. Ich wollte auch viel früher wieder zurück sein aber …“

Weiter kam die Blonde in ihrer Entschuldigung nicht, denn Michiru hatte nicht mehr länger an sich halten können und sie stürmisch umarmt.
 

Etwas perplex stand Haruka da und sah auf die Türkishaarige herunter, die sich mit aller Kraft an sie presste.

„Du … du bist nicht sauer?“ fragte sie etwas unsicher.

Es dauerte noch einen Moment bis sich die Kleinere von ihr löste und dann mit einem Lächeln zu ihr hinauf Blickte.

„Nein. Ich bin nur froh, dass du wieder da bist. Ich hatte schon befürchtet dir sei etwas passiert.“

Haruka seufzte erleichtert und lächelte ebenfalls. Sie hob eine Hand zu der Wange ihres Engels und streichelte sanft darüber.

„Ich hab dir doch gesagt mir passiert nichts. So schnell bin nicht klein zukriegen.“
 

„Das mag sein, aber ich vertraue diesen Teufelsmaschinen einfach nicht. Könntest du dir nicht ein etwas weniger gefährlicheres Hobby zulegen?“ fragte Michiru, eher sarkastisch, denn sie glaubte nicht daran, dass Haruka das aufgeben würde, und wenn es sie glücklich machte, wollte sie das auch gar nicht, aber fragen kostet ja nichts.

„Nein, tut mir leid. Es ist ja nicht nur ein Hobby von mir, sondern mein Leben. Ich fahr wirklich schon sehr lange Motorrad, und weiß was ich tue. Also wenn du den Maschinen nicht vertraue kannst, dann vertrau mir.“

Haruka sah ihr ganz tief in die Augen und Michiru spürte ihre Beine schon gar nicht mehr.

„Ich … vertraue dir.“ bekam sie noch leise heraus, bevor sie Harukas Lippen in Empfang nahm, die ihr langsam immer näher gekommen waren.

Sie küssten sich liebevoll und zärtlich, bis sie plötzlich unterbrochen wurden.

„Ruka, du bist wieder da!“

Sofort lösten sich Beide voneinander und sahen den Flur hinab, indem Hotaru gerade aus ihrem Zimmer gerannt kam.

„Hotaru!“ setzte Michiru mahnend an, doch die kleine ignorierte sie und strahlte stattdessen die Rennfahrerin an.

„Ich wusste, dass du wiederkommst! Wo warst du solange? Hat das Training so lange gedauert? Wie war das Training? Bist du schnell gefahren? Oh, is das dein Rennanzug, den du beim Fahren trägst? Du siehst richtig cool darin aus.“
 

„Hotaru, du gehst sofort zurück ins Bett! Du solltest doch schon längst schlafen!“ ergriff Michiru wieder das Wort, bevor Haruka ihr antworten konnte.

„Aber Mami, ich will nicht. Ich konnte sowieso nicht schlafen, weil Ruka noch nicht da war.“

„Jetzt ist sie ja wieder da, also los! Abmarsch!“

Die Schwarzhaarige sah finster zu ihrer Mutter hoch, und bevor das Ganze noch eskalierte griff Haruka lieber ein.

„Na, komm. Ich bring dich hin. Sie hat recht, du musst schlafen.“

Haruka ließ der Kleinen überhaupt keine Gelegenheit zu protestieren, sondern hob sie gleich auf ihren Arm, und ging mit ihr in Richtung ihres Zimmers.

„Ach, Menno. Wieso bist du immer auf ihrer Seite?“ schmollte die Kleine, was Haruka zum Lachen brachte.

„Weil sie recht hat. … Und weil ich auf keinen Fall will, dass sie wütend auf mich ist.“ flüsterte sie ihr noch ins Ohr.

„Das ist unfair von dir! Jetzt bin ich aber wütend auf dich!“

Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust, und drehte den Kopf von Haruka weg. Die brachte das aber nur noch mehr zum Lachen. Sie war mittlerweile in Hotarus Zimmer angekommen und setzte sie nun auf ihr Bett ab.

„Nein, bist du nicht. Das weiß ich.“ grinste sie und streichelte ihr einmal über den Kopf.

Hotaru sah wieder in ihre Richtung, und wirkte als müsse sie sich anstrengen weiter grimmig zu gucken.

„Na los, jetzt leg dich hin. Ich bin morgen auch noch da, und dann fahren wir alle gemeinsam zu dem Rennen.“ versuchte sie sie aufzumuntern.

Und es wirkte. Jetzt konnte Hotaru ihr Strahlen nicht mehr zurückhalten. Sie krabbelte unter die Bettdecke und Haruka half ihr dabei sich zu zudecken.

„Dann schlaf gut, und träum was Schönes.“ streichelte sie ihr erneut über den Kopf und gab ihr dann sogar einen Kuss auf die Stirn.

„Du auch. Ich hab lieb, Ruka.“

Haruka entfernte sich etwas von ihr, und betrachte die Situation genauer.

„Ja, ich dich auch.“ gab sie etwas abwesend von sich.

Irgendwie hatte sie gerade ein Déjà-vu-Erlebnis. Nur das es verkehrt herum war. Ihr schoss eine Erinnerung durch den Kopf, eine von der sie gar nicht gewusst hatte, dass sie noch existierte. Sie war sich sicher, dass ihre Mutter sie auch, und zwar exakt genauso, immer ins Bett gebracht hatte. Früher als sie noch klein war und bevor sie diese Art von ihrer Mutter ins Bett gebracht zu werden für ihr Alter nicht mehr angemessen hielt – wenn sie doch nur damals schon gewusst hätte, dass sie sie bald nie wieder auch nur auf irgendeine erdenkliche Art ins Bett bringen konnte, dann hätte sie nicht auf stur geschaltet und es so lange wie möglich ausgekostet – da hatte sie ihr auch immer geholfen sich zu zudecken, ihr über den Kopf gestreichelt, genau dieselben Worte benutzt und ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn gegeben. Haruka schüttelte diese Erinnerung so schnell es ging von sich ab. Sie wollte nicht daran zurückdenken. Nein, das brachte sowieso nichts. Also lächelte sie der Kleinen noch mal entgegen und ging dann aus dem Zimmer. Am Türrahmen entdeckte sie Michiru, die das Ganze offenbar mitverfolgt hatte.
 

Michiru hatte die ganze Scene wirklich mit einem Schmunzeln beobachtet. Es war einfach zu süß den Beiden zuzusehen. Das bestätigte sie nur noch mehr in ihrer Annahme, dass Haruka genau die Richtige war. Für alles. Für sie, für Hotaru, für ihr ganzes Leben. Sie machte der Großen Platz, als sie bei ihr ankam, damit sie durch die Tür gehen, und diese hinter sich schließen konnte.

„So, ich denke sie wird jetzt nicht noch mal aufstehen.“ sagte Haruka etwas verlegen.

„Ja, das denken auch. … Wollen wir uns zusammen in die Küche setzten? Ich habe noch etwas Tee übrig. Vielleicht erzählst du mir dann ja, warum du erst jetzt kommst.“

„Okay, is gut.“

Also schlug Michiru den Weg in die Küche ein und Haruka folgte ihr. Die Große setze sich an den Tisch, während Michiru ihr eine Tasse aus dem Schrank holte, etwas von dem Tee eingoss, und sich dann ebenfalls zu ihr setzte. Sie reichte ihr die Tasse und sah ihr nun zum ersten Mal, unter normalen Lichtverhältnissen, richtig ins Gesicht.

„Oh mein Gott, du bist ja geschminkt!“ stellte sie fassungslos fest.

„Was? Oh, ja, richtig. … Musste sein.“

Die Blonde senkte verlegen ihren Kopf, wobei Michiru die Röte in ihrem Gesicht sehr wohl noch gesehen hatte.

„Wahnsinn. Dass ich dich jemals mit so etwas sehen würde, hätte ich nicht gedacht.“

„Ich hab‘s auch ganz bestimmt nicht freiwillig mit mir machen lassen.“

Haruka sah immer noch auf die Tischplatte und fühlte sich offenbar gar nicht wohl in ihrer Haut. Michiru schmunzelte darüber und stand von ihrem Stuhl auf.

„Zeig mal her, das muss ich mir genauer ansehen.“

„Was?“

Jetzt sah die Rennfahrerin doch auf, und sah ziemlich geschockt aus. Michiru lächelte nur darüber, setzte sich einfach auf ihren Schoß, zwischen ihr und dem Tisch, nahm ihr Gesicht in ihre Hände und betrachtete es gründlich. Es waren nur leicht ihre Konturen hervorgehoben und die Augen etwas mehr betont worden, aber man sah deutlich, dass sie geschminkt war, was sie um einiges femininer aussehen ließ. Haruka vor ihr hatte die Augen weit aufgerissen und ihre sowieso schon vorhandene Röte wurde noch mal einige Nuancen dunkler. Das ließ Michiru erneut schmunzeln und nun strich sie ihr zart mit den Fingern übers Gesicht.

„Hhmm, ich finde wer auch immer dir das "angetan" hat, hat seine Arbeit ausgesprochen gut gemacht. Erzählst du mir, wer es war und wieso du dich nicht dagegen wehren konntest? …… Wobei …“ setzte sie nach kurzer Pause wieder an, und verzog das Gesicht, als ihr plötzlich ein beißender Geruch von Benzin, Abgasen, Schweiß und wer weiß was sonst noch für ein Gemisch, in die Nase stieg.
 

Michiru stand plötzlich von ihrem Schoß auf und entfernte sich von ihr. Haruka sah ihr verwundert hinterher. Was hatte sie denn jetzt?

„Haruka, tust du mir einen gefallen?“ fragte sie mit leicht angewidertem Blick.

„Ähm, klar.“

Das verunsicherte sie nur noch mehr.

„Geh duschen. Nimm ’s mir nicht übel, aber du riechst, als hättest du die Rennstrecke gleich mitgebracht.“

Darüber musste Haruka fast lachen. Wenn’s weiter nichts war.

„Ja, ich weiß. Tut mir leid. Aber ich wollte so schnell es ging wieder hier hin zurück, da hab ich die Dusche eben ausfallen lassen.“

„Dann bitte, hol das jetzt nach. Du kannst gerne meine benutzen.“

„Das tu ich gern. Ich hatte sowieso darauf gehofft.“ grinste Haruka und erhob sich.

Michiru ergriff ihre Hand und zog sie langsam aus dem Raum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Tyrion1985
2022-01-24T15:43:07+00:00 24.01.2022 16:43
Ich musste mir den ganzen ff noch mal durch lesen. Er ist so wahnsinnig gut geschrieben. Ich hoffe so sehr, dass du weiter schreibst!
Von:  Unknowing88
2021-05-07T09:06:36+00:00 07.05.2021 11:06
Ich find diese Geschichte Mega. Nicht nur das man sich in die Gefühlswelt der beteiligten hineinversetzen kann, es ist zudem noch überaus spannend und emotional.

Ich hatte diese Story schon vor Jahren begonnen und letztes Jahr wieder erneut.
Immer, wenn ich mich hier einlogge, habe ich die Hoffnung, dass es weiter geht.

Schade, dass dies noch nicht der Fall ist.
Ich hoffe sie kommt noch zum Ende und es gibt noch ein paar Kapitel.

Das wäre echt super!

Vielen Dank für die tolle Story.
Von:  xXxMephistoxXx
2021-01-29T18:57:10+00:00 29.01.2021 19:57
Ich kannich da nur anschließen ich verfolge diese ff seit der ersten Minute und habe nie die Hoffnung aufgegeben das sie ein würdiges Ende bekommt da du ja selber sagtest das du es nicht magst wenn eine ff nicht zu Ende gebracht wird ;). Ich will meeehhhhrrrr
Von:  Tyrion1985
2020-02-11T22:59:14+00:00 11.02.2020 23:59
Ich hab die beiden neuen Kapitel, wieder mal regelrecht verschlungen! Du hast eine großartige Schreibweise, so das man sich Charakter und Situation prima vorstellen kann!
Ich hoffe die neue Kapitel lassen nicht lange auf sich warten 😉
Von:  Tora-Bushi
2020-02-02T02:36:28+00:00 02.02.2020 03:36
Das war ja für Haruka echt blöd gelaufen, das sie neben dem Training dann auch noch ein Werbe-Foto-Shooting machen musste. Ja, meistens kommt es immer an anders, als man denkt. ^^ Ich kann mir das gut vorstellen, wie sehr die Blonde davon abgenervt war. Und das auch noch auf leeren Magen.
Das sie dann nach dem ganzen Trubel eigentlich nur noch schnell wieder zu ihrer Liebsten zurück wollte, kann ich gut verstehen. Sie sollte sich echt mal die Handy-Nummer geben lassen, damit sie Michiru wenigsten mal schreiben kann. Aber daran denkt sie ja weniger, wenn sie mit der Türkishaarigen zusammen ist. Da zählen halt andere Dinge viel mehr. ^^

Was mich zum Ende des Kapitels ja noch einmal voll zum Schmunzeln gebracht hat, war dann Michirus Reaktion darauf, das die Blonde ja das Duschen immer wieder vor sich hin geschoben hatte. Und das sich das dann nach so einem erlebnisreichen Tag, und ja eigentlich auch noch die Nacht und der Tag davor, irgendwann mal bemerkbar macht, war eigentlich absehbar.
Hm, da die Blonde ja nun von Michiru sozusagen zu der Dusch hin gebracht wird, lässt mich ja mal gespannt auf das neue Kapitel warten. ^^
Antwort von:  sisasuseso
03.05.2020 00:52
Mit abstand ist das die schönste geschichte von allen die ich hier las. Uch hoffe auf viele weitere schöne kapitel von dir. Cecilia aherns die autorin von ps ich liebe dich wäre sehr stilz auf dich und ich bin es auch. Mach weiter so und vielen dank nochmal das du meine kindheit mit uranus und neptun so sehr aufblühen lässt ich werde mich sehr an dich erinnern wolfseye


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