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Stand der Dinge

Dave + Bro
von

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Rauschen hinter Glas

Da!
 

Da war es wieder, dieses Flirren in der Luft.
 

Natürlich ist Flirren in der Luft für ihn nichts Neues. Immerhin lebt er in Houston. Der Himmel ist weit und golden, die Sonne strahlt wie eine glühend heiße Kugel aus Lava, bringt die Dächer zum Kochen und macht die Luft schwer wie Blei in seinen Lungen. Wie ein ewiger Sommer liegt die Hitze über der Stadt.
 

Aber dieses Mal ist es anders. Er hat das Gefühl, als könne er etwas darin sehen, wie eine Fata Morgana mitten im Himmel. Als würde es hinter der hohen Kuppel des Himmels lautlos rauschen.
 

“Hey Kleiner, was geht?”
 

Dave wendet sich vom Fenster ab und schaut Bro über die Schulter an. Sein Herz setzt immer noch jedes Mal einen Schlag aus wenn er ihn sieht. Er lässt es sich selbstverständlich nicht anmerken. Er würde sich niemals irgendwas anmerken lassen. Nichts von all dem, was er weiß. Er tut das so gut, dass er es selbst schon beinahe vergessen hat.

Beinahe.
 

“Nichts”, antwortet Dave.

“Ich zock ne Runde. Machst du mit?”
 

Halb sitzt er, halb liegt er neben Bro auf dem Sofa, den Controller in den Händen und die Beine angezogen. Er hat noch nie auch nur den Hauch einer Chance gehabt, gegen Bros Highscore anzukommen. Und jetzt würde er es auch nicht mehr schaffen. Doch das ist ihm inzwischen egal. Wie hat es ihm jemals wichtig sein können?
 

Er hört das Surren des Lüfters der X-Box, atmet die trockene Luft und sieht, wie sich in Bros Armen die Sehnen unter seiner Haut anspannen.
 

Er will nicht weg.
 

Jedes Mal, wenn der sorgfältig verdrängte Gedanke hochkommt, dass dies nur ein Besuch ist, zieht sich sein Magen so fest zusammen, dass er das Gefühl hat, er müsse sich übergeben.
 

Bro streicht ihm flüchtig mit der Hand durchs Haar.

Seine Kopfhaut prickelt an den Stellen, an denen Bros Finger sie berührt haben.

Dave beißt sich auf die Unterlippe.
 

Ihm wird klar: Er kann ohne das hier nicht leben. Er hätte es vielleicht vorher gekonnt. Aber jetzt ist er hier. Und Bro erinnert sich an nichts. Kein verdammtes Schwert, das in seiner Brust steckt. Kein letzter Atemzug. Er sitzt nur ein paar Zentimeter entfernt und konzentriert sich auf den Bildschirm, aufmerksam, zum Greifen nahe, lebendig.
 

Aber... was wird aus den anderen?
 

...Welche anderen?
 

Oben auf dem Hausdach sieht man die hellen Kondensstreifen der Flugzeuge in der Glut der Sonne verschwinden. Sie liegen nebeneinander auf dem Rücken und starren in den Himmel, schwer atmend. Es war ein guter Kampf. Dave hat noch immer Schmerzen im Arm. Er hat sie vermisst. Bro meint, es würde schnell verheilen. Bro hat sich noch nie zurückgehalten, und Dave findet das nur fair. Immerhin hat er selbst sich auch nie zurückgehalten. Zwei-drei Krähen rascheln in der Nähe leise mit ihren Flügeln.
 

Für einen Moment überzieht den gesamten Himmel ein Schillern von tausend Farben, als sei er eine gigantische Seifenblase. Dave hebt nur eine Augenbraue. Jeder weiß, dass es keine so große Seifenblase geben kann. Die Teile zerplatzen doch sofort, wenn sie mal ein bisschen größer als ein Handteller werden. Und selbst wenn, was wäre daran so schlimm, in einer großen Seifenblase zu leben, solange er Bro bei sich hat? Was ist daran so schlimm, in einer Welt zu leben, in der ihm nichts passieren kann, und in der sich alles nur um ihn dreht? Er will das Rauschen auf der anderen Seite nicht hören. Er hört nur Bros Atem und spürt das Sengen der Hitze auf seiner Haut.
 

Dave greift nach Bros Hand, drückt sie fest.

Nach einer Weile drückt Bro zurück.

Dave atmet tief ein. Er spürt seine Nasenspitze kribbeln und seine Augen brennen. Er rührt sich nicht und hofft, dass Bro es nicht merkt. Natürlich würde er nichts sagen, selbst wenn er es merken würde.
 

Es ist nicht so, als gäbe es einen Grund, traurig zu sein.
 

Sie haben alle Zeit der Welt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  BRO
2013-10-19T16:42:23+00:00 19.10.2013 18:42
Das war schön. <3
Von:  Pandir
2011-12-24T20:46:37+00:00 24.12.2011 21:46
Ich bin sowas von happy, dass du diese tolle Idee zusammen mit dem unwirklichen Gefühl und dieser Dreambubble-Atmosphäre eingefangen und verewigt hast! ;___;
Du bist der Meister der meta-Fanfics voller schöner, mehrschichtiger Metaphern. Das Rauschen und die Seifenblase allein schon - pretty mental image, dann dieses Nicht-Reale und dazu dann dieses starke Gefühl, dass dieses Gebilde so leicht in sich zusammenstürzen kann.
Das is alles so ein perfektes Kopfkino und ruft so schöne Bilder hervor, das macht mich ganz alle ;w;
Wie die Realität sich da immer wieder reinschleicht und in Daves Gedanken sofort zurückgedrängt wird, war so nice. <3

Und sfkdlsglf Daves absoluter Abhängigkeit und Unfähigkeit loszulassen und diese Szene auf dem Dach. *________* /intense striders feelings
Es is so pretty, hurts, but in the good way (wie sich Daves Herzchen zusammenzieht >w< und dazu das ständige Gefühl, dass die Seifenblase jederzeit platzen könnte) und wie subtil die eigentlich Beziehung dargestellt wird, macht alles noch viel besser <333

Argh, ich könnte jeden Satz quoten, in jedem ist was Schönes drin!
Was könnte ich mir mehr zu Weihnachten wünschen, als so viel wunderschönen messed up Striders-kram! ;w;
Ich erkläre das jetzt offiziell zu Stridermas - auf dass wir uns weiter mit tollen OTP-feelings überschütten~


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