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G****

Die Geschichte von Philip und Laila
von

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Menschen-Frau und Vampir-Mann

Schwungvolle Musik, leises Gemurmel und das Klirren von Weingläsern erhellte die Nacht. Jene Nacht, in der alle tanzten und feierten - fast alle. Philip war so gar nicht nach feiern zu Mute. Er stand weit abseits von dem prunkvollem Palast, bei den Kutschen und Pferden, da wo man einen Vampir wie ihn, wohl eher nicht vermutet hätte.Der Geruch der Pferde, abkühlender Lust und frisch abgeschnittenem Gras lag in der Luft. Nach dem Gras roch es nur so intensiv, weil die Pferde es fraßen und somit der Duft aufstieg. Das Pferd, gegen das Philip sich locker anlehnte, war da keine Ausnahme. Er spürte die ruckartige Bewegung des braunen Tieres, wenn des den Kopf nach rechts und links zog um das Gras ab zu reißen und dabei auch den Rumpf des Pferdes immer wieder in Bewegung versetzte. Die Stelle des Pferdes war wohl zu weit abgegrast, auf jedenfalls trat es einen Schritt vor, fraß aber gelassen weiter. Philip hörte das dumpfe Geräusch des Hufs, als das Pferd diesen wieder auf dem Boden absetzte. Während es kaute und sich leicht vorwärts bewegte, hörte man das leise Läuten der Trense. Hier draußen hörte man viel mehr als im Palast. Vor allem hörte man die Natur, die Philip so sehr liebte. Nirgendwo fühlte er sich so wohl, als alleine der Nacht zu lauschen. Obwohl, wenn er darüber nachdachte, hätte er manchmal schon gerne jemanden bei sich. Eine hübsche junge Frau wäre wohl genau das Richtige für ihn. Eulen, Grillen die leisen Geräusche der Pferde und der Bediensteten, die nur auf einen neuen Auftrag warteten - alles wirkte so harmonisch. Die Harmonie trübte. Sie befanden sich im Krieg. Mensch gegen Vampir.

Oder anders herum? Egal.

Er selbst hatte nichts gegen Menschen. Er erkannte eigentlich kaum einen Unterschied, zwischen ihm und ihnen. Dennoch stand für ihn fest: Er würde dem Anführer der Vampire folgen. Er war der Anführer der Vampire, weil er der erste Vampir war, den es gab. Alle die darauf folgten, stammen von ihm ab. Doch leider bekam niemand seine ganze Kraft ab. Er würde wohl auf ewig das mächtigste Wesen auf Erden sein. Philip konnte das nur recht sein. Er lebte gut unter den Diensten des A-Vampires. Er arbeite zwar für den A-Vampir, doch begegnet war er ihm noch nie. Doch im Gegensatz zu eigentlich allen Vampiren, legte Philip auch nicht sonderlich viel Wert darauf. Er wurde gut dafür bezahlt dafür, dass er einfach alles tat, was ihm aufgetragen wurde. Doch Philip musste sich eingestehen, dass der Ruf des A-Vampires nicht gerade der beste war. Er sollte ein widerlicher Tyrann sein, der furchtbar selbstverliebt war und dem egal war, wie es Anderen erging. Philip war sicher ihn nicht ausstehen zu können, wenn er ihm gegenüberstehen würde und dieser Ruf der Wahrheit entsprach.

Was Philip wohl am meisten an widerte war, dass es zur Zeit Gang und Gebe war sich einen Menschen als eine Art Haustier zu halten. Er hatte nie etwas dagegen gesagt, doch gut fand er es auch nicht. Philip war ein Meister darin Sachen ganz sachlich zu sehen. Genau das tat er auch bei dieser Haustiersache, bis zu diesem Augenblick.

„Verhalte dich gefälligst leise und unauffällig.“

„Ja, Herr.“ Philip war so in seinen Gedanken vertieft gewesen, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass sich zwei Personen näherten. Sofort versteckte er sich hinter dem Pferd, gegen das er sich gerade noch gelehnt hatte. Gesellschaft war das wohl Letzte was er jetzt wollte. Seine Neugier allerdings überwog.

Nur einen kurzen Blick, versprach er sich. Sein Blick huschte an dem Mann hoch und runter, dann zu der Frau, die ihm auf dem Fuße folgte. Sie war schlank und trug ein schlichtes, weißes Kleid, was in der dunklen Nacht unheimlich viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie trug keine Schuhe, aber diese Beine ... . Philip wollte ihr Gesicht sehen, doch ihre prachtvollen, blonden Locken verhinderten dies. Philip ertappte sich dabei, wie er sie mit geöffneten Mund anstarrte und schon fast auf dem Rücken, des Pferdes lag, nur um einen Blick zu erhaschen.

Wie peinlich, Philip, benimm dich wie ein normaler Erwachsener, redete er sich streng zu und doch dominierte sein Kopf anscheinend nicht über seine Instinkt. Jedenfalls sah er wieder hin. Er hegte einen Gedanken, über den er fassungslos den Kopf schüttelte, es dann aber doch tat. Er kam aus seinem Versteck hervor und folgte den Beiden, die an der Schlange von Kutschen entlang gingen. Philip musste vorsichtig sein. Wie würde es denn aussehen, wenn jemand wie er einem Menschen hinterher schlich. Der Vampir sah sich um, dann auch hinter sich. Philip konnte sich zum Glück noch zwischen den Kutschen verstecken. Einer der Kutscher sah ihn mit einem vorsichtig, fragenden Blick an. Philip stellte sich gerade hin und räusperte sich, richtete dabei seine Schleife.

„Abend. Alles okay?“ Er sprach eine Oktave tiefer um Mächtiger zu klingen, doch der Kutscher, der ihm zu nickte, schien nicht wirklich beeindruckt. „Gut, du darfst hier alleine bleiben, aber keine faulen Tricks.“

Philip sah sofort an der Kutsche vorbei. Die Frau und ihr Herr hatten an einer der Kutschen gehalten. Er band, die gefesselte Frau an der Kutsche fest.

„Es hat keinen Sinn zu fliehen. Ich werde dich eh finden.“

„Ja, Herr.“ Sie sprach zwar sehr leise, doch Philip hörte sie trotzdem deutlich. Jeder Vampir bekam zu seinen Reißzähnen und einem langen, langen, langen Leben auch noch eine bestimmte Fähigkeit mit auf den Weg. Einige bekamen sogar mehrere Fähigkeiten. Philips Fähigkeiten waren nichts besonderes, aber jetzt doch sehr praktisch. Endlich ging der Mann. Philip hatte sich noch einige Kutschen näher zu der Frau voran geschlichen. Mit einem lauten Seufzer lies sie sich ins Gras fallen. Sie kniete dort und ihr Kleid war um sie herum aufgefächert. Sie schüttelte ihr Haar zurück. Endlich konnte Philip sie sehen. Ihr Gesicht schien eben so makellos, wie ihr Körper und diese langen Beine. Sie schlug ihre tiefblauen Augen auf, mit den langen Wimpern und den schwungvollen, schmalen Augenbrauen. Und diese Lippen - Philip musste seinen Blick abwenden, ehe er sie wieder so anstarren würde. Er fasste sich an die Brust.

Mein Gott, Philip, was ist los mit dir? Dein Herz rast ja. Wegen dieser Frau? Niemals. Er diskutierte einige Minuten lautlos mit sich selbst. Schließlich kam er jedoch hinter der Kutsche hervor. Stramm die Brust raus, Bauch rein, Kopf in den Himmel gereckt. So schritt er nun auf sie zu. Er tat völlig überrascht, als er die Schönheit auf dem Rasen knien sah.

„So spät noch alleine hier?“ Frage er vorsichtig. Die Frau sah zu ihm hoch, lächelte dann verräterisch.

„Lassen Sie die Spielchen. Sie haben uns doch beobachtet. Sie wissen also, dass mein Herr mich hier eben abgesetzt hat.“

Schlagartig verlor Philip vor Scham Farbe aus dem Gesicht. „Ihr müsst euch irren.“

„Ausgeschlossen. Ich habe euch hinter der Kutsche gesehen.“

Scharfsinniges Biest, dachte Philip sich mit einem dennoch begeisterten Lächeln.

„Da tritt mich doch einer ein Pferd.“ Sprach Philip. „Ihr habt mich wirklich gesehen.“

Die Frau nickte zur Bestätigung und lockerte ihr Haar mit den zusammen gebundenen Händen auf. „Natürlich. Ich bin längst nicht so nachtblind, wie ihr Vampire wohl immer denken mögt.“

„Faszinierend.“ Philip setzte sich zu ihr ins Gras.

„Ach wirklich?“ Die Frau schien doch etwas verblüfft von ihm, doch einen Moment lang verlor sie sich in seinen Augen. Wie bei allen Vampiren, waren auch seine Augen mit einem roten Muster durchzogen. Um so roter die Augen eines Vampires bei Nacht leuchteten, umso reinrassiger war dieser und der, der gerade vor ihr saß hatte ein ganz beeindruckendes Muster.

„Könnte ich lügen?“ Philips Stimme enthielt einen ironischen Unterton, den die Schönheit ebenfalls raus hörte.

„Tut mir Leid, doch ich bin mit Sicherheit nicht in der Lage so etwas zu beurteilen.“

„Natürlich nicht.“ Philip lachte leicht auf, ehe ihm noch etwas einfiel. „Darf ich mich Ihnen vorstellen? Mein Name ist Phi-“

Er hatte nach ihrer Hand gegriffen, um ihr einen Handkuss zu geben, so wie es üblich war. Doch da ihre Hände gefesselt waren, stellte sich sein Vorhaben als durchaus umständlicher dar.

„Wie soll ich mich so nur angemessen Bekannt machen?“ Ärgerte er sich. Die Frau hingegen schien keine Schwierigkeit darin zu sehen. Sie ergriff seine Hand, die ihre los gelassen hatte und schüttelte diese, so gut es ging, auf und ab. „Mein Name ist Laila, freut mich.“ Lächelte sie. Philip blieb sprachlos. Eine solch außergewöhnlichen Frau war er zuvor noch nie begegnet.

Die Frau legte den Kopf leicht schief, ohne ihr Lächeln zu verlieren. „Und Ihr seid?“ Harkte sie nach. Philip schüttelte leicht den Kopf um seine Gedanken zu ordnen. „Philip Allington, die Freude ist ganz meinerseits.“

„Erzählt mir was von Euch, Mister Allington.“ Verlangte die Frau sofort und lies seine Hand wieder los. Philip wurde sofort klar: Diese Frau war eine neugierige Hexe in Gestalt eines wunderschönen Engels. Dennoch - sie war eine Hexe. Schon alleine dieses Gefühl, dass sie in ihm auslöste. Es war anormal und ungewollt, doch sie hatte ihn mit einem einzigen Blick durch ihre herrlich blauen Augen in ihren Bann gezogen. Ein gefährlicher Bann, aus dem Philip sich befreien sollte und doch genoss er dieses außergewöhnliche Gefühl aber auch genau so. Seine Neugierde dieser Frau gegenüber war unaufhaltsam.

„Sagt, Laila, was haltet Ihr von Vampiren? Ich meine - Seid Ihr nicht sauer oder verärgert wegen uns?“

Sie verzog kritisch das Gesicht. „Sollte ich?“

„Ich wäre es bestimmt.“ Gestand Philip unverfroren. Laila hingegen sah mit einem verzaubernden Augenaufschlag zu ihm.

„Ich bin es nicht. Natürlich, ich habe nicht das Leben, wie ich es mir vorgestellt hatte und doch bleibt mir die Hoffnung, dass es mehr Vampire gibt, wie Ihr es zu sein scheint.“

„Und was glaubt Ihr was ich für ein Vampir bin?“

„Natürlich ein Guter.“ Sie kicherte leise und zwinkerte ihm zu. Philip schüttelte den Kopf.

„Ihr irrt euch.“ Gestand er. „Ich bin keiner von den Guten.“

„Doch.“ Sie bestand anscheinend auf ihre Meinung, ohne Wenn und Aber. Philip verspürte das leise Gefühl nicht gegen diese Frau ankommen zu können.

„Was macht Euch da so sicher?“

„Ihr interessiert Euch für mich. Das ist doch gut. Die anderen Vampire, die ich bis jetzt traf, sagten mir oftmals nicht mal die Tageszeit.“ Philip blieb stumm, denn dieses Weib schaffte es tatsächlich Bedenken in ihm auszulösen. Als er so darüber nachdachte, hatte sie Recht. Selbst er hatte auf menschliche Haustierchen oftmals nicht anderes reagiert. Er wusste selbst nicht mal wieso. Er hatte nie darüber nachgedacht wie sein Verhalten auf die Menschen reagierte. Jetzt wurde ihm klar wie Recht er gehabt hatte, als er sagte, er sei keiner von den Guten.

„Wenn ich könnte würde ich euch ein Leben in Freiheit schenken.“ Laila lachte leise auf.

„Macht Euch nicht lächerlich.“ Philip fühlte sich nicht ernst genommen. Doch er meinte es ernst. Ernster als er je etwas anderes gesehen hatte.

„Ihr glaubt mir nicht?“ Sie sah in seine Augen und sah diese Aufrichtigkeit in seinem Blick. Ihr Blich verharrte und ihr spöttisches Grinsen war völlig verzogen. Dann wich sie seinem Blick aus und sah in das Gras. Einen Augenblick lang verharrten sie so, doch dann sah sie wieder zu ihm, ernster denn je.

„Beweisen Sie es.“ Verlangte sie und Philip nickte sofort.

„Sagt mir wie und ich tue es.“

„Küsst mich. Küsst mich, wie Ihr eine Vampirfrau küsst.“

Küssen? Gut, damit hatte Philip nun wirklich nicht gerechnet, aber abgeneigt? Nein, garantiert nicht. Ein Lächeln fuhr über seine Lippen.

„Einverstanden. Und ich werde Euch mit diesem Kuss versprechen Euch die Freiheit zu schenken, sobald ich die Chance dazu erblicke.“

Jetzt überraschte er Laila, doch auch sie bekam ihr liebliches Lächeln zurück und nickte.

„Einverstanden.“ Und so geschah es, dass Philip sich dicht, sehr dicht, zu ihr setzte. Sie schloss ihre Augen und spitze ihre, zart rosanen Lippen. Philip folgte ihrer Einladung sofort und küsste sie. Leider hielt dieser Kuss nicht so lange wie er es gewollt hätte. Sie ließen von einander ab und Laila brach schlagartig in Gelächter aus. Philip hingegen konnte ihrem Gelächter nicht beistimmen, da ihm die Kopfhaut ziemlich schmerzte. Ein Pferd hatte anscheinend ziemlichen Gefallen an ihm gefunden und graste nun an seinen Haaren rum. Sofort gab Philip dem Tier einen Klaps auf die Nüstern. Da Pferde an dieser Stelle sehr empfindlich waren schrak es sofort zurück und beschloss wohl doch lieber beim alt bewerten Gras zu bleiben. Philip wandte sich wieder an Laila, die versuchte ihr Lachen wieder in Griff zu kriegen. Sie bemerkte seine Blicke und räusperte sich lautlos.

„Verzeiht.“ Murmelte sie.

Philip hingegen winkte mit einem leichten Lächeln ab.

„Ach schon gut. Nur hätte ich mir einen etwas längeren Kuss gewünscht.“

Gestand er unverhohlen.



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