Zum Inhalt der Seite

Saka Sama no Sekai

The inverted world
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 4

Ich stolperte zum Spiegel und tastete ihn ab. Von oben bis unten. Versuchte eine Lücke zu finden, einen Weg hinein. Presste mein Gesicht dagegen. Schlug meinen Kopf gegen mein Spiegelbild. Dann vergrub ich das Gesicht in den Händen. War das alles nur ein Traum? Oder werde ich jetzt wahnsinnig? Menschen verschwinden nicht in Spiegeln. Und sie werden erst recht nicht von Psycho-Ichs hineingezerrt. Denk nach, es muss eine logische Erklärung dafür geben. Ich strengte mich an und...fand keine. Ich wusste nicht, was da eben passiert ist, aber ich konnte zweifelsfrei sagen, dass es echt war. Der heruntergebröckelte Putz an der Wand gegenüber bestätigte, dass ich mir hiervon nichts eingebildet hatte. Mal abgesehen davon, dass mir der Rücken schmerzt, als ob mich ein Zug überrollt hätte.

Aber was soll ich jetzt tun? Ich rannte erst einmal nach Hause und überlegte, was der nächste logische Schritt wäre. Es gibt also einen Weg, Spiegel als eine Art Tor zu benutzen. Das heißt ich musste alles über Spiegel herausfinden, was es herauszufinden gab. Somit führte mich mein nächster Weg in die Bibliothek. Dort holte ich mir allerlei Bücher zu dem Thema Spiegel. Von Ratgebern über Badezimmerdekoration über Horrorbücher bis hin zu alten Überlieferungen und Mythologien - angefangen mit letzterem, weil das am vielversprechendsten war.

Ich fand selbstverständlich viele Informationen die recht interessant, aber leider wenig hilfreich waren. Da war die Sage von Narziss, der sich zu lange in seinem Spiegelbild ansah und zu einer Narzisse wurde. Dann gabs da die Geschichten, dass in Spiegeln alternative Universen sind, dass dort die Gegenstücke zu den jeweiligen Menschen leben oder es wurde ausführlich erklärt, wofür es sieben Jahre Pech bei zerbrochenen Spiegeln gab.

"Zerbricht man einen Spiegel gibt es sieben Jahre Pech? Und was ist mit: Scherben bringen Glück?"

Ich schüttelte nur den Kopf und blätterte weiter. Da tippte mir die Bibliothekarin auf die Schulter und sagte mir, dass sie bald schließen würden. Ich räumte einige Bücher zurück und lieh mir die vielversprechenderen Bücher aus.

Als ich mich auf dem Weg nach Hause machte, um weitere Recherchen zu betreiben, wurde ich aus einer Nebengasse angeflüstert.

"Psst", zischte es aus der Dunkelheit. "Du, komm her"

Ich wagte einige Schritte in die Gasse, brach jedoch ab. Wenn man in eine dunkle Gasse gerufen wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, vergewaltigt oder ausgeraubt zu werden. Vor ersterem hatte ich weniger zu befürchten. Ich entsprach nicht wirklich dem typischen Vergewaltigungopfer. Auf letzteres hatte ich jedoch nur wenig Lust, also drehte ich mich wieder um. Jedoch kam ich nicht weit, da mich eine korrige, alte Frauenhand an der Schulter packte und herumriss. Ich blickte in das Gesicht einer Frau um die sechzig. Ihr Haar war schon ergraut und hing ihr zerzaust von ihrem Kopf herunter. Überall waren Talismane, Amulette, Ringe und sonstiger okkulter Schmuck an ihrer UKleidung befestigt. Sie sah aus wie diese typischen Hellseherinnen, die man auf der Straße trifft. Und wie es sich herausstellte war sie auch eine.

"Bleib doch gefälligst stehen, wenn man schon nach dir ruft. Diese jungen Leute heutzutage..."

Ich machte Anstalten, mich aus ihrem Griff zu befreien, aber sie packte umso fester zu. Für eine alte Schachtel hatte sie erstaunlich viel Kraft.

"Nanana, nicht so eilig, Bürschchen. Komm erst mal mit." Mit diesen Worten schubste sie mich nach hinten, tiefer in die Gasse hinein. "I-ich fürchte, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich habe nicht vor ihre... 'Dienste' in Anspruch zu nehmen."

"Ach, spar dir dein Gewäsch, ich bin nicht hier, um dich abzuzocken." Sie bugsierte mich in ein Zelt, durch einen Vorhang hindurch und lotste mich in Richtung eines Stuhles. Ich nahm erst mal Platz und beschloss, die Frau anzuhören und dann so schnell wie nur möglich zu verduften. Vor mir befanden sich typische Wahrsagerutensilien: eine Kristallkugel, Karten und Traumfänger. Ich verdrehte die Augen.

"Du musst gar nicht mit den Augen rollen, ich sagte doch schon, ich zieh dir das Geld nicht aus der Tasche. Du würdest mir die Nummer ohnehin nicht abkaufen."

"Dann geben Sie also zu, dass Sie eine Betrügerin sind?"

"Teilweise. Ich bin eine echte Hellseherin. Ich erzähle den Leuten nur nicht die Wahrheit. Sondern das, was sie hören wollen. Glauben sie eher, stimmt sie zufrieden und geht am schnellsten. Hey, wir müssen alle irgendwie unser Brot verdienen. Und jetzt gib mir deine Hand." Ohne abzuwarten, zog sie meine Hand heran, dass mir fast die Bücher aus dem Arm gefallen wären. Ich legte sie mit meiner freien Hand erst mal auf den Boden ab.

Sie studierte die Hand eine geschlagene Minute lang. Dann wurden ihre Augen weit.

"Du bist markiert. Er hat dir schon einen Besuch abgestattet. Und er hat dir etwas wichtiges gestohlen."

Sie konnte nur von meinem Spiegel-Doppelgänger reden. Aber woher zum Teufel...ach, ich wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen. Sie könnte vielleicht aber was über das Spiegeltor wissen.

"Ja, er hat mich bereits besucht", gab ich zu. "Und egal was es kostet, ich werde mir zurückholen was er mir genommen hat."

Sie grinste mich an. "Weißt du auch schon, wie?" Ich nickte zu den Büchern auf dem Boden.

"Ich bin zurzeit noch dabei, den Schlüssel zu finden."

"Nun, dann wird es dich vielleicht freuen, dass ich ihn für dich habe." Sie zog einen Briefumschlag unter dem Tisch hervor.

"Aber den werden Sie mir wohl nicht so einfach aushändigen, oder?"

"Erraten. Ich verlange eine Gegenleistung."

"Und die wäre?"

"Das wirst du zu gegebener Zeit erfahren. Jetzt nimm den Umschlag und geh nach Hause. Darin stehen alle wichtigen Instruktionen, die du zum Öffnen der Tür brauchst."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück