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Adventskalender 2011

Eine Kurzgeschichtensammlung
von

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Türchen 22 - Last Christmas

Es war Heiligabend, der Tag, auf den sie sich schon das ganze Jahr gefreut hatte.

Unter dem prächtig geschmückten, mit Lametta verzierten Christbaum lag das sündhaft teure Geschenk für Martin.

Es war das erste Weihnachten, das sie zusammen verbringen würden, und es musste perfekt sein.

Den halben Tag lang hatte sie geputzt, dekoriert, die Wohnung geschmückt, das Essen zubereitet und die riesige Vorfreude genossen.

In seiner Mittagspause hatten sie telefoniert, und er hatte ihr versichert, dass er pünktlich um sechs da sein würde. Und wenn er sechs meinte, dann kam er normalerweise auch um sechs, und nicht um sieben, denn so spät war es bereits und sie machte sich Sorgen.

Noch nie war er zu spät zu einer Verabredung gekommen, warum dann ausgerechnet heute? Martin war pünktlich wie ein Uhrwerk. Lag es am Schneechaos draußen? Oder musste er jetzt noch ein Geschenk für sie auftreiben?

Nervös kaute sie an den Nägeln, als sie ein weiteres Mal vergeblich versuchte, ihn auf dem Handy zu erreichen. Nichts. Die Mailbox ging ran.

„Martin. Wann kommst du? Ich mach mir Sorgen! Kannst du dich nicht wenigstens melden, wenn du dich verspätest?“

Sie ging noch mal in die Küche, um sich zu vergewissern, dass alles fertig war und legte eine CD ein, um sich abzulenken.

Die Töne von Last Christmas erklangen und sie summte fröhlich mit.

Jetzt läutete es an der Tür. Sofort eilte sie hin, rückte sich noch einmal die Frisur zurecht und schaute kurz in den Spiegel, bevor sie öffnete.

Niemand zu sehen weit und breit. Nur die verschneiten Straßen und die Dunkelheit, die über sie hereingebrochen war. Ein bezaubernder Anblick.

„Martin?“, sagte sie laut. Keine Reaktion.

Schon wollte sie die Tür wieder schließen, da bemerkte sie erst den kleinen, zerbeulten Schuhkarton zu ihren Füßen.

Ein Brief lag darauf, ein unscheinbares weißes Kuvert. Sie faltete ihn auseinander und begann zu lesen. Schon bevor sie den Namen des Absenders gelesen hatte, erkannte sie die krakelige Schrift. Ihr Ex.
 

Letzte Weihnachten schenkte ich dir mein Herz

Doch du warst zu arrogant und hast es nicht verdient

Dieses Jahr, meine Liebe, um mich zu trösten,

für dich ein Herz von jemand ganz Besonderem.

Richard
 

Verärgert zerknüllte sie den Brief und hob den Deckel des Kartons an, um ihn gleich darauf wieder fallen zu lassen.

Ein markerschütternder, nicht enden wollender Schrei hallte in der ganzen Nachbarschaft wider und überdeckte den Song, der aus der Küche im Hintergrund dudelte.

Was sie sah, erinnerte sie an einen schlechten Krimi. Den Blick konnte sie trotzdem nicht vom Inhalt des Kartons nehmen.

Eingewickelt in Folie – nur erhellt vom Licht im Flur und vom schwachen Schein der Straßenlampen – lag ein rötlicher, faustgroßer Klumpen darin. Das konnte nicht sein. Zu so etwas Grausamen, Kranken war Richard doch niemals fähig – die Trennung hatte er doch ziemlich gut verkraftet!

Wenn sie die Augen wieder öffnete, dann würde da Martins Herz nicht mehr liegen, denn das war nur ein Alptraum!

Es war aber keiner.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  AikaTadano
2011-12-23T09:40:32+00:00 23.12.2011 10:40
Hehe, schrecklich böse!
Vor allem weil ich den Last Christmas Song nicht mehr hören kann!
Bist du sicher, dass du nicht mit mir zusammen mal ne Horrorstory schreiben willst? Noch 2 Geschichten, dann ist Weihnachten!


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