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Adventskalender 2011

Eine Kurzgeschichtensammlung
von

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Türchen 5 - Schneewalzer

»Hey Peter, bring mir doch auch noch nen Glühwein mit!« Sein bester Kumpel Rolf winkte ihm zu. »Klar! Wenn du ihn bezahlen kannst!«, rief Peter, ein Blondschopf mit Brille, lachend zurück. Während er in der Schlange stand beobachtete er seine Freunde, die ein großes Fass umringt hatten, das mit Tannenzweigen geschmückt, als provisorischer Tisch diente. Die Gesichter rot von der Kälte und vom Alkohol lachten und scherzten sie herum. Unwillkürlich verzogen sich auch Peters Mundwinkel zu einem Grinsen. Was für ein chaotischer Haufen sie doch waren. Sie trafen sich öfter in ihrer Männerrunde und genossen die frauenfreie Zeit. Wobei er eigentlich immer frauenfrei war. Nicht, dass er hässlich gewesen wäre oder sonst irgendwie seltsam. Peter erklärte sich diese Tatsache eher mit seiner großen Schüchternheit. Seit fünf Jahren hatte er nun keine Beziehung mehr gehabt. Mit einunddreißig Jahren kann man da schon durchaus Torschlusspanik bekommen – fand zumindest er.
 

Einige Zeit später kehrte er, mit zwei Tassen voll dampfendem Glühwein, zu seinen Freunden an das Fass zurück. »Jetzt ist es schon Dezember und es hat immer noch nicht geschneit« Sein Blick wanderte nach oben. »Und es sieht auch heute nicht danach aus. Was ist das nur für ein Christkindlmark, wenn es nicht mal winterlich aussieht?«

Rolf lachte und zupfte an seinem Schal, während er sein Gesicht ebenfalls nach oben wandte. »Wahrscheinlich hat Frau Holle verschlafen oder ein unfähiges Lehrmädchen«

»Wer weiß« Peter trank einen großen Schluck Glühwein und genoss die Hitze, die seine Kehle erwärmte und in seinen Bauch strömte.

Der Nachmittag wich dem Abend und die Runde wurde immer lustiger und beschwipster. Die Menschen rückten näher zusammen und bald unterhielt man sich auch mit vormals Fremden wie mit Freunden. Aus der Ferne drang Musik an Peters Ohren. Ein Marsch von verkleideten Menschen versammelte sich am Platz vor dem Rathaus und begann zu tanzen. Frauen in Glitzernden Kostümen und Männer mit Masken, die wie Eis glänzten. Die Freunde traten näher heran, um besser zu sehen. Die Musik war so betörend, dass Peter schon bald anfing mit dem Fuß den Takt mitzutrommeln. Als er sich umsah entdeckte er, dass es nicht nur ihm so erging es so, auch die anderen Besucher des Marktes. Irgendwann schien jeder zu singen und zu tanzen, in dem Takt eines Liedes das vertraut und doch nicht bekannt war. Plötzlich teilte sich vor ihm die Menschenmasse und eine große bleiche Frau mit fast weißem Haar schritt auf ihn zu. Ihr Kleid funkelte wie Schnee in der Sonne, doch der Stoff war so fließend wie Nebel. In ihren Augen leuchteten die Farben des Eises von grün zu blau und ihre vollen Lippen hatten den Glanz von einem zugefrorenen See und die Tönung von Kirschsorbet. Mit einem Lächeln, aber ohne ein Wort ergriff sie seine Hände und legte eine auf ihre Schulter, die andere an ihre Taille. Wie auf einen stummen Befehl führte Peter sie zum dreiviertel Takt eines Walzers, der eine fröhliche doch auch sanfte Melodie hatte. Seine Füße fühlten sich leicht an, als Trüge er Schuhe mit Flügeln, wie Hermes der Götterbote. Er konnte die Augen nicht von der Schönen unbekannten Frau lassen. Ihre blasse Haut, so rein und weiß wie chinesisches Porzellan und die großen Augen, die Wärme und Kälte gleichermaßen ausstrahlten. Sie drehten sich im Tanz wie im Traum bis der letzte Ton erklang. Dann standen sie sich einen Moment schweigend gegenüber, während die Zeit stillzustehen schien. Bis sie seinen Kopf sanft in die Hände nahm, in kühle, sehr kühle Hände. Glänzende Lippen näherten sich den seinen und als Haut auf Haut traf, fühlte es sich an als würde ein eisiger Schwall Wasser in vom Kopf herab gefrieren. Doch es war ihm egal, was war schon sterben…
 

»Hey Peter, du Glühweinleiche! Es wär besser du schläfst in deinem Bett, nicht hier im Schnee!« Die Stimme seines besten Freundes riss ihn aus der Trance. »Sag mal was ist denn mit dir los? Es fängt zu schneien an und du starrst solange in den Himmel bis du rückwärts umfällst. Mann hast du uns einen Schreck eingejagt!«

Peter rappelte sich auf und schaute sich um. Tatsächlich, es schneite dicke Flocken, die alles mit einer weißen Hülle versahen. »Es geht schon wieder danke. Aber ich glaube das war mein letzter Glühwein für heute«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Evilsmile
2011-12-05T18:20:46+00:00 05.12.2011 19:20
Endlich darf ich sie lesen <33
WAs für eine niedliche Weihnachtsstory! Den Weihnachtsmarkt hast du so schön geschildert als stünde man selbst mitten drin!
Und die Schneefrau ist ja der Hammer! TJa die hat ihn wohl mächtig verzaubert, was^^
Gemeines Ende...aber: Schnee!! Auch Schneee haben will!! *auf den Tisch hau*


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