Haschen (Mich bekommst du nicht)
Geduckt saß sie hinter einem Gebüsch.
Sie lauschte auf verräterische Geräusche, die sie vor seiner Ankunft warnen würde. Doch sie hörte nur das Rauschen des Windes in den Bäumen, die sich riesengroß über ihr erstreckten.
Bei dem leisesten Geräusch würde sie los laufen, denn er durfte sie nicht kriegen.
Er hatte sie tief in den Wald gejagt, doch bisher war es ihr gelungen, ihm immer wieder zu entwischen und sich zu verstecken.
Mit ihrerm grünen Pullover und der braunen Hose war sie perfekt getarnt und verschmolz regelrecht mit ihrer Umgebung.
Das Rauschen wurde immer lauter und ließ ein paar bunt verfärbte Blätter im Wind tanzen.
Es wird wohl bald Herbst, dachte sie und schaute hinauf in die Baumkronen.
Da hörte sie ein knacken ganz in ihrer Nähe und lief los.
Sie rannte und rannte, völlig verschreckt, noch tiefer in den Wald hinein.
Der Hase, der sich ihr vorsichtig genähert hatte , rannte ebenfalls,
zu Tode erschrocken, in die anderer Richtung.
Keuchend blieb sie an eine alte Eiche gestützt stehen und sah sich um.
Keine Spur von ihm, also war er ihr nicht gefolgt.
Sie seufzte erleichtert. Noch hatte sie eine Chance ihm zu entkommen.
Ich muss mich einfach wieder verstecken und warten bis er aufgibt.
Aber wo ? Suchend ließ sie ihre Augen über das Gelände schweifen.
Ihr Blick blieb an ein paar großen Steinen hängen, die so aneinander lehnten, dass eine kleine Höhle entstand.
Sie schaute nach links und rechts, dann huschte sie zu der Höhle und versteckte sich in ihr...
Nach einer Weile beruhigte sie sich so weit, dass sie wieder normal atmen konnte.
Wie lange würde er noch nach ihr suchen ?
Vielleicht nur ein paar Minuten.. aber was, wenn er noch mehrere Stunden
hinter ihr her war ?
Vielleicht hatte er sie sogar schon entdeckt und lauerte jetzt irgentwo auf sie. Wenn sie hier bleiben würde, dann saß sie in der Falle.
Ein Rascheln ließ sie erneut aufhorchen. Etwas schlich um die Höhle herum und blieb hinter ihr stehen. Dann wurde wieder alles still, zu still. Etwas stimmte hier nicht.
Vorsichtig steckte sie den Kopf aus ihrem Versteck.
Als sie nichts sah, das auf ihren Verfolger hinweisen könnte, schlüpfte sie ganz aus ihrer Deckung.
...
Langsam schlich sie um die Höhle herum, sie hielt den Atem an und schaute um die Ecke. Von dort war das Geräusch gekommen.
Erleichtert atmete sie aus, als sie dort nichts vorfand.
Sie war einfach nur zu angespannt. Es war warscheinlich nur ein Tier gewesen, dachte sie sich und drehte sich um.
Ein erschrecktes Kreischen drang aus ihrer Kehle, als sie ihn sah. Er stand direkt vor ihr, so dicht das sie sich fast berührten.
Er grinst sie an und streckte die Hand aus um sie zu fangen, aber bevor er sie berühren konnte, hatte sie sich umgedreht und war davon gestürmt.
„Lauf ruhig weg, ich krieg dich ja sowieso“ rief er ihr hinter her, dann nahm er die Verfolgung auf.
Sie rannte, so schnell sie nur konnte, schlug Haken wie ein Hase und trotzdem kam er immer näher.
Er holte auf, denn er war um einiges schneller als sie, das wussten sie beide.
Aber noch war es zu früh um aufzugeben.
Sie beschleunigte noch ein letztes mal mit aller Kraft, und es sah so aus als könne sie ihn Abhängen, doch dann geschah es.
Sie stolperte über eine Wurzel die aus dem Boden ragte und fiel der Länge nach hin.
Ein stechender Schmerz schoss durch ihre Glieder, doch sie schob ihn zur Seite und rappelte sich auf.
Ich muss jetzt stark sein und weiter laufen, dachte sie.
Doch es war zu spät, er hatte sie eingeholt.
Schnaufend blieb er vor ihr stehen und keuchte „ Ich hab dir doch gesagt,... dass ich schneller bin..“
Dann beugte er sich vor und tippte sie an.
„ Du bist...“ sagte er mit einem Grinsen drehte sich um, huschte durch das Dickicht und war im nächsten Augenblick verschwunden.
Mit ihm fangen zu spielen machte wirklich keine Spaß...
