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Marry you

von

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or you?

In meinem ganzen Leben hätte ich nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte. Niemand hätte es wohl von mir erwartet. Aber ich hatte es getan.

Meine beste Freundin wollte vor zwei Monaten heiraten. Alles war bis ins letzte Detail geplant – was mit mir als Trauzeugin auch nicht anders zu erwarten war. Doch es gab ein Problem. Ich war in den Verlobten meiner besten Freundin verliebt und war mit ihm sechs Wochen vor der Hochzeit ins Bett gegangen. Tcha, was soll ich dazu sagen?

Ach so, ich vergaß, mich vorzustellen. Ich bin Rose Weasley, die aufstrebende junge Anwältin in London. Wenn man mich mit drei Worten beschreiben müsste, wären diese wohl lieb, aufopfernd und zurückhaltend. Also alles Eigenschaften, die mich nicht zu einer Fremdfischerin machen würden.

Meine beste Freundin ist gleichzeitig meine kleinere Cousine. Lily Luna Potter, die ungekrönte Prinzessin von Großbritannien, der strahlende Star, dem die Männerherzen zu Füßen lagen. Lily ist zielstrebig, laut und sehr extrovertiert. Doch für mich ist sie einfach die beste Freundin, die immer für mich da sein wird. Aber ob das weiterhin so bleiben wird, weiß ich nicht. Kann man einer Freundin verzeihen, wenn sie mit dem Verlobten geschlafen hat?

Der Verlobte ist übrigens Scorpius Malfoy. Genau ein Malfoy. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass besagter Malfoy unheimlich süß aussieht. Seine stahlgrauen Augen können bis auf die Seele blicken. Außerdem ist er ganz anders, als man es von einem Malfoy erwartet. Scorpius ist ruhig, ein Gentleman und unheimlich klug.
 

It´s a beautiful night,

We´re looking for something dumb to do.

Hey baby,

I think I wanna marry you.


 

„Es war so klar, dass du Schulsprecherin wirst.“, meinte Lily und stieg aus dem Hogwarts-Express. „Lily, es hätte genauso gut Rachel die Aufgabe bekommen können.“, erklärte Rose und hievte ihren Koffer die Treppen herunter. Anders als ihre kleine Cousine trug ihr niemand den schweren Koffer aus dem Zugabteil.

„Entschuldige mal, wer ist unser Organisationstalent? Genau Rose Weasley. Allein deshalb kann keine andere diese Aufgabe übernehmen.“, schwatzte Lily weiter und schenkte ihrem Kofferträger ein Lächeln. „Ich weiß nur eins. Wenn ich einmal heiraten werde, dann bist du meine Trauzeugin. Da brauch ich mir um nichts Sorgen zu machen, denn es wird alles perfekt.“ „Lily, du bist gerade mal 16. Da denkt niemand ans Heiraten.“, erinnerte Rose die Rothaarige, die auf ihren Stöckelschuhen bereits die Kutschen anstrebte und eben mal drei Zweitklässler wegschubste.

„Die einzige, die in unserem Alter nicht ans Heiraten denkt, das bist du, Rose. Karriere machen… Das kannst du auch mit Mann.“ Lily holte ihren Lippenstift und ihren Taschenspiegel hervor und zog ihre Lippen nach. Rose hingegen holte ihre Liste hervor. Ein Blick allein reichte um zu wissen, dass dieses Jahr nicht einfach würde.

„Die Slytherins schmeißen dieses Wochenende eine Willkommensparty. Kommst du mit?“, brach Lily die Stille und Rose sah von ihrer Liste auf. „Lily, ich kann nicht. Wenn du dir mal die Liste hier angesehen hättest, wüsstest du, dass ich kaum noch Zeit haben werde.“, sprach Rose und wedelte mit dem Pergament vor Lilys Nase herum. „Dann gib Aufgaben an deinen Schulsprecherkollegen ab und dirigier die Vertrauensschüler. Rose, das ist dein letztes Jahr hier. Genieß es.“, gab Lily sofort ihren Rat und Rose wusste schon jetzt, dass sie am Wochenende auf die Party gehen würde. Selbst wenn sich auf ihrem Schreibtisch die Hausaufgaben und Schulsprecherverpflichtungen häufen würden. Lily konnte sie einfach nichts abschlagen.
 

Is it the look in your eyes

Or is it this dancing juice?

Who cares, baby,

I think I wanna marry you.


 

Rose verzweifelte langsam. Die Aufgaben häuften sich auf ihrem Schreibtisch. In drei Wochen würden die UTZ-Prüfungen anfangen und schon jetzt war sie mit den Nerven am Ende. Warum konnte sie sich nicht die einfachen Zaubersprüchen aus Verwandlung merken?

„Argh!“, entfuhr es ihr und ein leises Lachen konnte sie neben sich wahrnehmen. Sie blickte sich um und entdeckte Scorpius, der neben ihr saß und ebenfalls lernte und gleichzeitig den Abschlussball plante. Er war wie sie Schulsprecher. „Kommt Miss Perfekt nicht weiter?“, fragte er mit einem Lächeln und Rose Schultern fielen zusammen. „Na komm, zeig mal. Vielleicht kann ich dir helfen.“, schlug er vor und nahm sich ihr Buch. „Oha, Verwandlung. Die ganz üble Sorte, was?“, scherzte er und schrieb etwas auf ein Stück Pergament. Dann schob er ihr das Pergament herüber.

„Du musst dir einfach immer sicher sein, dass du es kannst. Dann darauf konzentrieren, was du willst und zu guter Letzt einen einfachen Zauber anwenden, um dein Ziel zu erreichen.“, erklärte er. „So komm ich doch an kein O in der Prüfung. Sie wollen die schwierigen Zaubersprüche sehen.“, meinte Rose und sah ihn skeptisch an. „Was die Prüfer sehen wollen ist, dass du dein Ziel erreichst und die Nerven behältst. Glaubst du wirklich, dass auch nur einer unserer Prüfer all die Zaubersprüche drauf hat, die wir hier lernen?“, fragte Scorpius.

„Wie bekommst du das eigentlich alles unter einen Zauberhut?“, fragte Rose. „Was meinst du?“ „Na, du hast auch in wenigen Wochen deine Prüfungen, trainierst täglich für die Quidditchspiele, nimmst den Vertrauensschülern die Rundgänge ab, damit sie für ihre ZAC-Prüfungen lernen können und gleichzeitig organisierst du noch mit mir den Abschlussball. Wie schaffst du das alles?“, zählte Rose auf und Scorpius lachte sie an. „Viele Vitamine, noch mehr Kaffee und Aufpusch-Tränke.“, erklärte er. „Ich lebe zurzeit nur noch von diesen drei Dingen.“

„Und ich verzweifle schon am Lernen und organisieren.“, jammerte Rose und klappte ihr Verwandlungsbuch zu. Dann griff sie nach der Liste für den Abschlussball und ging ihre Punkte noch einmal durch. Doch weit kam sie nicht auf der Liste, denn Scorpius nahm sie ihr ab. „Komm, lern in Ruhe, ich mach das schon.“, erklärte er und Rose sah ihn erstaunt an. „Aber du hast doch schon genug zu tun.“ „Ich hab aber auch nicht so viele Prüfungen, wie du. Wie viele Fächer hast du noch einmal belegt?“, horchte er nach und grinste sie wissend an. „Hey, Arithmantik ist zwar kompliziert, aber auch sehr lehrreich. Alte Runen kann nie schaden. Muggelkunde ist für meinen Berufswunsch sehr wichtig und Pflege magischer Geschöpfe sollte jeder nehmen, der gerne ein Haustier halten möchte.“, verteidigte sich Rose und Scorpius hob nur eine Augenbraue. „Dazu kommen noch Zauberkunst, Verwandlung, Zaubertränke, Verteidigung gegen die dunklen Künste, Astronomie und Kräuterkunde. Gibt es eigentlich ein Fach, was du nicht mit in den Prüfungen hast?“ „Ja, Geschichte der Zauberei und Wahrsagen, was ich nie angewählt habe.“, antwortete Rose und brachte Scorpius wieder zum Lachen.

„Ich komm mir richtig blöd vor mit meinen Fächern.“, meinte er dann und Rose sah ihn verwirrt an. „Na ja, ich hab neben den Grundfächern nur Arithmantik mit in der Prüfung. Im Vergleich zu dir ist das doch wirklich mickrig.“ Rose hob die Schultern. „Vielleicht ist es auch einfach schlauer. Du siehst nicht so gestresst aus wie ich und siehst den Prüfungen auch nicht mit Schrecken entgegen.“, erklärte sie. „Warum auch? Ich hab einen Studienplatz und weiß, dass ich meine Prüfungen alle schaffe. Also her mit dem ganzen Kram. Du hast bis zu deiner letzten Prüfung Ballvorbereitungsverbot!“, ordnete Scorpius an und sammelte ihre ganzen Unterlagen ein. „Was? Nein, ich kann dich das nicht alles alleine machen lassen.“, widersprach Rose, doch kam sie nicht gegen Scorpius an. „Du kannst mir auf dem Abschlussball danken, indem du mit mir dorthin gehst.“, erklärte er und war im nächsten Moment verschwunden.

Ganz erstarrt saß Rose noch eine Weile in der Bibliothek. Hatte Scorpius sie gerade um ein Date zum Abschlussball gebeten? Sah er denn nicht, dass ihn die Mädchen hier in Hogwarts alle anhimmelten? Die Fragen überschlugen sich wieder in Rose Kopf, doch dann wurde sie sich wieder bewusst, dass in zwei Wochen die Prüfungen begannen und wandte sich ihren Büchern wieder zu.
 

Well I kno this littel chapel

on the boulevard we can go

No one will know.

Come on, girl.

Who cares if we´re thrashed

got a pocket full of cashew can blow

Shots of patron.

And it´s on, girl.


 

Die Musik spielte gerade das erste Tanzlied und Rose konnte es noch immer nicht glauben, dass sie heute die letzte Nacht in diesem Schloss verbrachte. Schon gar nicht, wo sie sich gerade in den Armen von Scorpius Malfoy befand. Zusammen eröffneten sie die Tanzfläche.

Um sie herum leuchteten die kleinen verzauberten Kerzen, die wie Sterne aussahen, und den Traum von Sternennacht wahr machten. Ja, wenn Rose sich umsah, dann kam ihr heute alles wie ein Traum vor. Sie hatte die UTZ´s alle mit Ohnegleichen bestanden, der Abschlussball war bis in den letzten Winkel durchorganisiert, ihr Kleid war einfach wundervoll und sie tanzte mit dem in ihren Augen schönsten jungen Mann des Abends.

Wie aufgeregt war sie noch vor ein paar Stunden gewesen, als sie sich fertig gemacht hatte. Ihr Spiegel kannte sie fast schon auswendig, so oft hatte sie ihr Outfit geprüft. Ihre Haare würden sie morgen dafür bestrafen, dass sie heute sieben Mal ihre Frisur geändert hatte. Zunächst hatte Rose ihre Haare offen lassen wollen, dann war eine Spange hinzugekommen, danach musste es eine Hochsteckfrisur sein, dann alle Haare auf eine Seite, dann doch offen… Schlussendlich hielt eine einzige Spange, die die Form eines Sterns hatte, ihre Haare locker zusammen.

Die Musik wechselte zu einem schnelleren Song und Scorpius führte sie von der Tanzfläche. Gemeinsam gingen sie zu der Bar herüber und bestellten sich Punsch. „Und ist alles so, wie du es dir vorgestellt hast?“, fragte Scorpius, nachdem sie den ersten Schluck getrunken hatten. „Nein, es ist viel besser.“, meinte Rose. Sie standen an einem Stehtisch. Ihre Hände lagen nur wenige Zentimeter auseinander, doch berührten sie sich nicht.

„Ich funk mal eben schnell dazwischen.“, mischte sich nun Lily ein und stellte sich zwischen die beiden Schulsprecher. Augenblicklich zog Rose ihre Hand zurück. „Scorpius, das ist Lily. Lily, das ist Scorpius.”, stellte Rose die beiden einander vor. Das war das Gute an Hogwarts, fand Rose. Obwohl sie alle in einem Schloss wohnten, täglich zusammen die Mahlzeiten einnahmen und sich des Öfteren auf den Fluren begegnete, kannte man nicht jeden im Schloss. Bei Lily war sich Rose nur manchmal nicht ganz so sicher, denn sie prangte immer aus der Menge heraus.

Doch eins wusste Rose bestimmt. Scorpius kannte Lily noch nicht. Er gehörte nicht mit zu den angesagtesten Schülern im Schloss, obwohl er der umschwärmteste Junge war. Nein, viel eher hielt er sich wie Rose im Hintergrund und beobachtete.

„Ich weiß, du redest das ganze Schuljahr von niemand anderem!“, meinte Lily und Rose wäre am liebten im Erdboden versunken. Was musste Scorpius jetzt von ihr denken? Dass sie die ganze Zeit mit ihrer besten Freundin über ihn gesprochen hatte? Na gut, vielleicht hatte sie des Öfteren in Lilys Gegenwart von ihm geschwärmt, aber immerhin war sie auch nur ein Mädchen. Mädchen taten doch so was. Sie unterhielten sich nun einmal über Kerle.

„Er war ein wirklich guter Nachhilfelehrer und hat mir in den letzten Wochen alles abgenommen, was mit Organisation zu tun hatte.“, stellte Rose sofort die Beziehungskiste klar. Lily würde womöglich noch denken, dass sie was mit Scorpius hatte. Was sie zwar gerne hätte, aber Rose wusste auch, dass sie bei Scorpius Malfoy keine Chance hatte.

Scorpius sah erstaunt zu Rose herüber. An seinem Blick hätte Rose gemeint, dass er Lilys Auftreten peinlich fand, doch als Lily sich ihm vollends zu wand, war er wieder ganz der Gentleman. „Also …, Scorpius. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder fragst du Rose um ein richtiges Date, oder aber du lässt sie in Ruhe.”, platzte die Rothaarige heraus und Rose schnappte nach Luft. „Lily, wir sind nur Freunde!“, ermahnte sie ihre kleine Cousine und bemerkte nicht, wie kurz auf Scorpius Gesicht Schmerz zu sehen war.

Für einen Moment war Lily sprachlos, doch dann hatte sie sich schnell wieder im Griff. „Dann geh mit mir aus.”, platzte Lily heraus und Rose schluckte schwer. Doch lächelte sie, als Scorpius zu ihr herüber sah. „Bist du immer so direkt?”, fragte er dann. „Ja, schlimm?”, fragte Lily nach. “Nicht wirklich.”, murmelte Scorpius und unterhielt sich dann mit Lily. Rose fühlte sich immer mehr wie das fünfte Rad am Wagen. Sie schien Luft zu sein, denn die beiden bekamen überhaupt nicht mit, wie sich Rose kurz auf die Mädchentoilette zurückzog.

Dort sperrte sie erst einmal ihre Kabine zu und schluchzte leise vor sich. Warum hatte Lily nur kommen müssen? Wie sollte sie – Rose Weasley – jemals eine Chance bei einem Mann haben, wenn Lily in der Nähe war? Wer würde schon die langweilige Rose nehmen, wenn er die lustige Lily haben konnte?

Rose wischte sich die Tränen weg, bevor sie aus der Kabine wieder heraustrat und ihr Make-up am Waschbecken wieder in Ordnung brachte. „Du bist stark, Rose. Du brauchst keinen Mann an deiner Seite. Du willst Karriere machen.”, redete sie sich selbst ein und holte noch einmal tief Atem, als sie die Toilette verließ.

Ihr neu aufgebauter Mut verschwand sofort, als sie Scorpius und Lily vertraut an dem Stehtisch sah. Natürlich hielten die beiden bereits Händchen und Lily strich Scorpius immer durch die Haare. „Du scheinst Ärger anzuziehen.“, bemerkte Scorpius gerade und Lily lachte mit ihrer glockenhellen Stimme auf. „Scheint so. Oh, Rosie.”, bemerkte die Potter ihre Freundin wieder. „Hei, ihr beiden, ich wollte nur eben Bescheid sagen, dass ich jetzt gehe. Kopfschmerzen…“, entschuldigte sich Rose. Sie musste hier weg. Sofort!

„Oh, Süße, wieder so schlimm?”, Lily klang ehrlich besorgt, doch erkannte Rose auch an ihrem Blick, dass sie mit Scorpius allein sein wollte. Dieses Miststück! „Es geht schon. Ich nehme gleich einen von Mom Spezialtränken und verkriech mich ins Dunkel. Bye, Scorpius.“ Und schon drehte sich Rose um und machte sich auf den Weg aus der Großen Halle.

In der Eingangshalle wurde sie kurz am Arm gefasst. „Rose,…“, begann Scorpius und sah sie etwas komisch an. Rose konnte nicht sagen, ob es Unsicherheit war oder einfach nur Unwissenheit, die sie in Scorpius Gesicht sah. „Wäre es okay für dich?“, fragte er sie und Rose hätte ihm am liebsten den Kopf abgerissen. Nein, natürlich wollte sie nicht, dass er mit ihrer besten Freundin was anfing. Aber natürlich verleugnete Rose ihre Gedanken wieder einmal. „Klar, natürlich.”, meinte sie und winkte seine Bedenken bei Seite. Dann drehte sie sich um und wollte gerade die Treppen hinauf in den Löwenturm betreten, als sie sich anders entschied und genau entgegengesetzt zu den Ländereien ging.
 


 

Don´t say no, no, no, no-no;

Just say yeah, yeah, yeah, yeah-yeah;

And we´ll go, go, go, go-go.

If you´re reay, like I´m ready
 

Ein Knacken ließ Rose aufsehen. Sie saß unter der alten peitschenden Weide. Dort fühlte sie sich am geborgensten. Niemand konnte sie hier erreichen, da die Zweige der peitschenden Weide sie verteidigten. Doch irgendwie schien dieser Jemand, der nun neben ihr Platz nahm, ebenfalls zu wissen, wie man die um sich schlagende Weide beruhigte.

„Warum sitzt du hier draußen, wo du doch drinnen sein solltest und deinen letzten Abend hier genießen solltest?“, fragte Lysander und legte einen Arm um ihre Schultern. Augenblicklich kuschelte sich Rose an ihn und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. „Das Leben ist so gemein!“, jammert sie und war dankbar dafür, dass ihr bester Freund nun bei ihr war. Wie sehr hatte sie ihn dieses Jahr vermisst.

„Tcha, wenn das Leben ein Kinderspiel wäre, wäre es auch langweilig.“, philosophierte er und strich ihr ein paar Tränen von der Wange. „Was ist los, Rose?“, fragte er erneut nach. „Ich glaub, ich hab gerade den größten Fehler meines Lebens gemacht.“, schluchzte Rose. „Ich bin mir noch immer nicht sicher, aber ich glaube, ich liebe jemanden.“ „Das ist doch nicht zu weinen. Du solltest Luftsprünge machen und die Schmetterlinge im Bauch genießen.“ „Er liebt mich nicht. So wie es aussieht, steht er auf Lily. Ach was rede ich hier eigentlich. Wir beiden wären niemals ein Paar geworden.”, scholt sich Rose selbst und Lysander sah sie verwirrt an. Dabei zog er seine Augenbrauen zusammen. „Was hat Lily damit zu tun und vor allem, warum solltet ihr kein Paar werden?“, fragte Lysander nach. „Lily hat ihn heute zum ersten Mal wahr genommen und sofort ihren Flirtblick drauf gehabt. Sie steht jetzt gerade mit ihm in der Großen Halle, wenn sie nicht schon auf der Tanzfläche sind, und baggert was das Zeug hält.“, erklärte Rose und Lysander pfiff. „Wow, unsere kleine Lily war schon immer eine der Schnellsten.“, bemerkte er. „Wer ist er?“

„Scorpius Malfoy.”, antwortete Rose ohne zu Zögern. Als Lysander nichts sagte, wusste sie, dass er erstaunt war. „Willst du mir gerade sagen, dass du dich in Scorpius Malfoy verliebt hast?“, fragte er trotzdem nach. „Na ja… ich weiß es nicht wirklich. Aber das ist doch jetzt egal. Lily will ihn und wird ihn auch haben.” Lysander schnitt eine Grimasse und zog sie näher zu sich heran. „Bist du dir sicher?“, fragte er nach einer Weile nach. „Ich weiß es nicht, aber wir wissen doch beide, dass Lily immer alles bekommt.“, erinnerte sie ihren besten Freund und lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter.

„Leider.“, kommentierte Lysander und versuchte Rose abzulenken. Er erzählte von seiner neuen Idee als Schriftsteller. Sein nächsten Buch sollte ein Krimi werden, in den vielleicht eine verkorkste Lovestory einfließen sollte. Allein seine Stimme beruhigte Rose und trotz schweren Herzens schlummerte sie ein.
 

Cause it´s a beautiful night

We´re looking for something dumb to do.

Hey, baby,

I think I wanna marry you.


 

Eigentlich hatte sie keine Lust jetzt noch auf eine Party zu gehen. Aber das konnte sie heute nicht schwänzen. Immerhin war es ihre Überraschungsgeburtstagsparty. Jetzt musste sie nur noch überrascht aussehen, wenn sie die Bar betrat, damit sie Lily nicht enttäuschte. Mit zielstrebigen Schritten ging Rose auf die Tür der Bar zu. Davor standen zwei Türsteher, die sie zunächst nicht rein lassen wollten, doch nachdem Rose ihnen versichert hatte, dass sie das Geburtstagskind war, traten die beiden aus dem Weg.

Drinnen hörte Rose bereits die laute Musik. Innerlich stöhnte sie auf, denn diese laute Musik bereitete ihr nur Kopfschmerzen. Morgen würde sie sich wieder selbst beschimpfen, warum sie nicht langsam mal nein sagte, wenn Lily ihr etwas aufschwatzte.

Als Rose durch den dunklen Vorhang, sah sie zunächst nichts als Schwärze, doch auf einmal riefen hundert Stimmen Überraschung und das Licht ging an. Zunächst musste Rose blinzeln, doch dann erblickte sie viele eher fremde Gesichter. Also hatte Lily wieder einmal ihre ganzen Freunde mit eingeladen, obwohl sie genau wusste, dass Rose große Partys hasste. Sie mochte ja noch nicht einmal Überraschungspartys.

Auf einmal fand sich Rose in einer Umarmung wieder und Lilys dominanter Duft stieg in ihre Nase. „Alles, alles Gute, Rosie!“, trällerte sie für alle hörbar und blickte sich zu den anwesenden Gästen um. „Und warst du überrascht?“, fragte sie nach und Rose rollte innerlich ihre Augen. „Natürlich.“, versuchte Rose deutlich zu machen und Lily strahlte sie für diese Lüge an. „Sie war überrascht.“, schrie sie dann und schon war sie wieder verschwunden. Natürlich in der Menge und Rose war sich sicher, dass sie ihre beste Freundin in den nächsten Stunden nicht wiedersehen würde. Doch das konnte Rose nur recht sein. Für sie war es immer so anstrengend mit Lily auf einer Party zu sein.

„Happy Birthday, Rosie!”, flüsterte ihr jemand ins Ohr und reichte ihr von hinten ein kleines Geschenk. Nun wirklich überrascht drehte sich Rose um und blickte in Lysanders strahlendes Gesicht. „Ly, du bist hier?“, fragte sie nach und Lysander sah sie erstaunt an. „Wo sollte ich heute denn sonst sein. Hey, es ist dein Tag und du bist meine beste Freundin.“, erinnerte er sie und umarmte sie herzlich. Dann blieb er ruhig neben Rose stehen und sah ihr dabei zu, wie sie die kleine zierliche Uhr auspackte.

„Lysander, das kann ich nicht annehmen.“, sprudelte es aus Rose bereits hervor. „Warum nicht? Hey, ich bin schuld, dass du seit drei Wochen ohne Uhr rumlaufen musst. Dabei weiß ich doch genau, wie wichtig dir die Uhr war.“, erklärte Lysander sein Geschenk. „Außerdem wirst du nur einmal im Leben 25.“ Rose lachte auf. „Man wird auch nur einmal im Leben 20 oder 60. Aber trotzdem danke, Ly.” Mit einem Küsschen auf die Wange bedankte sich Rose. „Dann hol ich uns jetzt mal ein Glas Sekt.“, meinte Lysander und verschwand auf der Suche nach zwei Gläsern.

Rose blickte sich derweilen in der Bar um. Eindeutig Lilys Stil. Super Modern und teuer. Rose wäre niemals hier hereingegangen. Sie liebte dafür die urigen Pubs.

Auf einmal erblickte Rose Scorpius. Er stand eher Abseits des Trubels. Als er ihren Blick bemerkte, prostete er ihr zu. „Hey, Scorp. Wie geht´s?”, fragte Rose und ging mit einem Lächeln auf den Verlobten ihrer besten Freundin zu. „Gut. Aber du solltest an deiner schauspielerischen Leistung arbeiten. So ganz kann ich dir nämlich noch nicht abnehmen, dass du überrascht über diese Party bist.“, neckte er sie und umarmte sie. „Herzlichen Glückwunsch, Rose.“, fügte er hinzu. „Ist es so deutlich?”, war nun Rose größtest Problem. „Lily hat es nicht bemerkt und morgen wird sie sich sowieso nicht mehr daran erinnern.“, beruhigte Scorpius sie schnell und blickte kurz zu seiner Verlobten herüber, die bereits auf den Tischen tanzte.

„Hey, Scorp.“, mischte sich nun Lysander ein und drückte Rose ihr Glas Sekt in die Hand. „Was macht der Job?“ „Nicht viel. Hab gerade einen etwas heiklen Fall.”, berichtete Scorpius. Er war genau wie Rose Anwalt, doch arbeitete er in einer anderen Kanzlei, was Rose auf der einen Seite schade fand, doch gleichzeitig auch ihr Glück war.

Eine Weile unterhielten die drei sich. Für Rose war es manchmal zu komisch, dass sie sich mit Scorpius und Lysander stundenlang unterhalten konnte, während ihre Gespräche mit Lily sich oft um die kleine Cousine drehten. Und Lily war auch der Grund, warum sie ihr Gespräch abbrechen musste, denn Lily Luna Potter hatte eindeutig ein Glas zu viel Feuerwhiskey getrunken.

„Ich bring sie dann wohl mal weg.“, meinte Scorpius und lächelte schief. Dann schnappte er sich seine Verlobte, die natürlich noch nicht die Party verlassen wollte. „Er hat schon ein schweres Los gezogen.“, kommentierte Lysander die Szene und Rose hob nur die Schultern. Früher war sie es immer gewesen, die Lily ins Bett gesteckt hatte. „Dabei hätte er es so viel einfacher haben können.“ „Wie?“, fragte Rose erstaunt. „Na, er hätte dich damals wählen sollen. Du weißt wenigstens, wann du genug hast.”, lachte Lysander und forderte sie dann zum Tanz auf. „Ly, lass die Vergangenheit ruhen.“, murmelte Rose nur und lehnte sich an seine Schulter.
 

Is it the look in your eyes

Or is it this dancing juice?

Who care, baby,

I think I wanna marry you.


 

„Möchtest du noch einen Spaziergang machen?“, fragte Lysander Rose, nachdem der letzte Partygast die Bar verlassen hatte. „Ly, es ist doch schon so spät.“, brachte Rose ein, doch Lysander ließ ihren Kommentar nicht gelten. „Kannst du mir wirklich einen Spaziergang verweigern?“, fragte er und setzte dabei seinen Dackelblick auf, der Rose noch immer hatte erweichen können. „Natürlich nicht.”, lachte Rose und harkte sich bei ihm unter. Gemeinsam traten sie in die kalte Abendluft. „Herrlich.”, meinte Rose und zog die kalte Luft tief in ihre Lungen hinein.

Auf einmal erschien jedoch Scorpius aus dem Nichts. „Hey.“, entfuhr es ihnen allen drei. „Lily hat ihre neue Handtasche vergessen.“, erklärte Scorpius sofort seine Rückkehr und ging bereits zur Bartür. Rose sah ihm zunächst nur nach, doch dann löste sie sich von Lysander. „Ich muss ihm helfen. Die Tasche hat Lily erst seit zwei Wochen und sie hat 400 Galleonen gekostet.“, erklärte sie und Lysander schüttelte sich. „Es gibt Dinge, die sollte ein Mann nicht wissen.“, meinte er nur und drückte Rose zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. „Stell nichts an.“, drohte er ihr und verschwand dann im Nichts.
 

In der Bar hockten Rose und Scorpius unter den Tischen und suchten die besagte teure Tasche. „Eigentlich würde ich ja nicht nach so einem dummen Ding suchen, aber Lily würde morgen wieder einen Schreikrampf kriegen, wenn ihre neueste Errungenschaft weg ist. Kannst du mir vielleicht sagen, warum Frauen so viele Handtaschen haben müssen? Oder gar so viele Schuhe?“, fragte Scorpius und krabbelte fast schon unter eine Eckbank.

„Frauen haben halt gerne Auswahl und gerade Lily kann sich selten für nur eine Sache entscheiden.“, erklärte Rose und stieß mit dem Kopf gegen die Tischkante. „Aua, ich hab sie!“, entfuhr es ihr. Mit einem Griff holte sie die Handtasche und hielt sich mit der anderen den schmerzenden Kopf. „Oha, wieder eine Kriegsverletzung mehr?“, scherzte Scorpius, doch besah er sich ihren Kopf. Vorsichtig tastete er ihren Kopf an. „Das wird eine schöne Beule.“, war seine Diagnose und half Rose wieder auf. „Dann hab ich ja eine Erinnerung an diesen Abend.“, lachte Rose. „Wenn das deine einzige Erinnerung an deinen 25. Geburtstag ist, dann haben wir irgendwas falsch gemacht.“, meinte Scorpius und setzte sich neben sie. „Komm, lass uns wie in alten Zeiten noch ein Bierchen zusammen trinken.“, meinte er dann und zauberte noch zwei Butterbier herbei.
 

„Sind dir eigentlich die vielen Blicke der Frauen heute Abend aufgefallen?“, fragte Rose und lümmelte sich weiter auf ihre Bank. „Sehr witzig, Rose.“, entgegnete Scorpius und Rose trank einen großen Schluck. „Ich bin überhaupt nichts witzig.“, flüsterte sie fast schon und Scorpius räusperte sich. „Du hast Recht. In Hogwarts warst du viel lustiger.” Rose zog eine Grimasse über seine Feststellung. Dann schloss sie die Augen, bevor sie auf den Tisch schlug. „O Merlin, was würdest du tun, wenn du alles sein, alles tun und alles könntest?“, fragte Rose und Scorpius lehnte sich zurück. Während er über ihre Frage nachdachte, trank er einen Schluck Butterbier.

„Wenn ich komplett frei wäre, dann würde ich gerne Qudditchspieler sein. Ich vermisse die Stunden, die ich durch die Luft gewirbelt bin. Seit Hogwarts kann ich meine Besenflüge an meinen Händen abzählen.“, erzählte Scorpius und Rose sah ihn geschockt an. „Quidditchspieler? Echt jetzt?“ Dann sah sie, wie Scorpius sie Ernst ansah und ergriff wieder das Wort. „Warum machen wir nicht das, was wir wollen?“, fragte Rose und Scorpius lachte höhnisch auf.

„Ich weiß ja nicht, wie es bei dir geht. Aber bei mir stand es nie zur Debatte, was ich machen wollte. Ein Malfoy hat noch immer Verpflichtungen, die er sein Leben lang einhalten muss. Dazu zählt zum Beispiel, dass er einen anständigen Job ausübt. Wenn mein Großvater wüsste, dass ich lieber Quidditch spielen würde, wäre ich jetzt bereits tot. Eigentlich ist mein ganzes Leben schon verplant gewesen bevor ich überhaupt auf der Welt war.“, erklärte Scorpius. „Und ich hab mich ihm gefügt. Ich tue immer das, was andere von mir erwarten.” „Kenn ich. Meine Familie ist zwar nicht so wie deine gestrickt, doch mein Vater erwartet auch viel von mir. Es ist jetzt nicht so, als würde er mich nicht lieben – er zeigt es mir nämlich jedes Mal, wenn wir uns sehen. Seiner Meinung nach muss ich die Intelligenz, die ich von Mom geerbt habe, auch nutzen.“ „Was natürlich auch einleuchtend ist.“, stimmte Scorpius zu.

„Isch wusste gar nischt, dass du so romantisch sein kannst.“, säuselte auf einmal eine Blondine, die in die Bar strauchelte. Hinter ihr kam ein elegant gekleideter Mann, der wie Lysander aussah und noch eine Brünette im Arm hielt. „Cherié, du weißt gar nicht, was alles in mir steckt. Wenn die Damen mich kurz entschuldigen würden.” Rose und Scorpius sahen mit einem Lächeln, wie sich die beiden Damen an der Bar niederließen und der Mann in der Küche verschwand. Vom Aussehen nach zu schließen, waren die beiden Damen auf Männersuche gewesen und ihr Verhalten zeigte, dass sie sich gut kannten. Als sie jedoch Rose und Scorpius in ihrer Sitzecke erblickten, erschien auf ihren Gesichtern ein Lächeln. Die Blondine zwinkerte Scorpius sogar zu.

„Und da haben wir es wieder.“, meinte Rose und trank einen Schluck Butterbier. „Jetzt denken die beiden wieder, wie kann dieser gut aussehende Kerl nur mit dieser öden Schnepfe hier sitzen.“ „Ach komm schon.“, entgegnete Scorpius, doch dann wand sich Scorpius den beiden Damen zu. „Entschuldigen Sie, aber sie bringen hier irgendwie meine Freundin in Verlegenheit.“ „Scorp,…“, mischte sich Rose ein und sah ihn eindringlich an. Dann lehnte sie sich lachend zurück. „Jetzt weiß ich wieder, warum ich in Hogwarts in dich verliebt war.“, gestand Rose.

„Warum hast du mir das nie gesagt?“, fragte Scorpius nach einer Weile nach. „Ach komm schon. Tu jetzt nicht so, als hättest du das nicht gewusst.“, wehrte Rose ab, doch Scorpius ergriff ihre Hand. „Ich wusste es nicht. Woher denn auch? Rose, ich kann keine Gedanken lesen.” Eine belastende Stille legte sich über sie beiden und als sie ihre Butterbierflaschen leer getrunken hatten, standen sie beide auf und verließen die Bar. Der Mann war auch aus der Küche zurückgekehrt und entführte die beiden Dame in Räume, die wohl die seinen waren.

Wie es sich nun einmal für einen Gentleman gehörte, brachte Scorpius Rose zu ihrer Wohnung. Alleine hätte sich Rose auch nicht so wohl gefühlt, doch als sie sich vor der Haustür von ihm verabschieden wollte, überrumpelte er sie. Ohne irgendetwas gesagt zu haben, umfing er mit seinen Händen ihren Kopf und legte seine Lippen auf die Ihren.
 

I´ll go get a ring

let the choir bells sing like oooh,

So whatcha wanna do?

Let´s just run, girl

If we wake up

and you wanna break up that´s cool.

No, I won´t blame you.

It was fun, girl.


 

Warum riefen manche Menschen zu nachtschlafender Zeit an? Dieses nervende Klingeln, das einem aus den schönsten Träumen riss. Rose hasste es und am liebsten hätte sie ihr Telefon gegen die nächste Wand geworfen, doch dafür müsste sie ihre Augen öffnen und sich aus ihrem schönen warmen Bett bewegen. Niemals!

Doch als das Klingeln einfach nicht aufhören wollte, öffnete Rose frustriert ihre Augen. Zunächst dachte sie, dass sie noch immer träumen würde, doch selbst als sie ihre Augen erneut öffnete, war da noch immer dieser Männerkopf. Diese blonden Haare, die in alle Himmelsrichtungen abstanden, kamen ihr einfach zu bekannt vor. Normalerweise lagen diese Haare jedoch immer perfekt.

Rose Anrufbeantwortet sprang an und riss sie aus ihren Gedanken. „Rose, Rose, ROSE! Geh endlich an dein verdammtes Telefon. Scorpius ist nicht nach Hause gekommen. Rose, ich glaube, er betrügt mich. Ich weiß, das mag komisch klingen, aber heiße Frauen wie ich werden öfters betrogen, als Mauerblümchen.“, schwatzte Lily auf das Band und weckte die Person, die neben Rose lag.

Es war schon erstaunlich, wie jemand erst alle Gliedmaßen streckte, bevor er seinen Kopf aus den Kissen hob und verschlafen durch die Gegend guckte. Normalerweise brauchte Scorpius wohl länger bis er sich bewusst war, dass er aufmachen musste, doch ein Blick auf Rose und seine Augen waren aufgerissen. „Was?“, fragte er noch mit belegter Stimme und sah sich im Raum herum. Rose zog die Bettdecke so hoch sie konnte. Am liebsten wäre sie unter ihr komplett verschwunden.

„O Merlin, was habe ich getan?“, fragte Rose und drehte sich weg. Was hatte sie getan? Er war der Verlobte ihrer besten Freundin. Sie würde die Trauzeugin auf ihrer Hochzeit sein. Wie hatte sie das nur tun können? War sie so betrunken gewesen?

Als das Telefon erneut klingelte, kam Bewegung in sie beide. Rose flog regelrecht aus dem Bett als sie ihre Sachen zusammensuchte. Scorpius konnte immer nur ‘o, nein‘ vor sich her murmeln, als er die Bettdecke um sich schlang und dann seine Sachen suchte.

„Verdammt, Rose, warum gehst du nicht an dein Telefon? Ich weiß, dass du zuhause bist, also geh endlich ran. Du wirst es mir niemals glauben, aber Scorpius betrügt mich. Er ist nicht nach Hause gekommen und ich…“, weiter konnte Rose Lilys Stimme nicht hören, da Scorpius den Anrufbeantworter ausschaltete. „Scorpius!“, entfuhr es Rose, doch dieser sah sie nur fragend an. „Was? Was willst du ihr sagen?“, fragte Scorpius und Rose hatte keine Antwort auf seine Frage. Wie sollte man seiner besten Freundin erklären, dass man in ihren Verlobten verliebt war und mit ihm ins Bett gestiegen war? Eben, es gab keine Antwort auf diese Frage.

„Wie konnte ich ihr das nur antun?“, fragte Rose sich selbst und schlang sich ihren Bademantel um. „Wie konnte ich dir das antun?“, fragte sie weiter und Scorpius eilte bereits zur Zimmertür. „Rose, ROSE!“, schrie er sie an und Rose hörte ihren Monolog auf. „Du bist nicht schuld. Alles wird gut. Wir finden eine Lösung. Ich sag ihr einfach, dass ich bei Lorcan geblieben bin. Dass ich zu viel getrunken habe…“ Als das Telefon wieder klingelte, merkte Rose, dass auch Scorpius nervös war. „Ich sollte gehen.“, meint er und war in der nächsten Minute schon verschwunden.

Rose drehte sich zunächst um sich selbst, bevor sie das Telefonat annahm. „Na endlich. Rose, Scorpius ist nicht nach Hause gekommen. Ich hoffe schwer für ihn, dass er einen Unfall hatte und nun im St. Mungos liegt.“, schwafelte Lily sofort drauf los. „Sag so was nicht, Lily.“, ermahnte Rose ihre kleine Cousine wie gewohnt. „Rose, wenn er mich betrügt und das auch noch so kurz vor der Hochzeit…“ „Lily, er liebt dich. Er würde dich niemals betrügen.“, erklärte Rose und musste sich fast auf die Zunge beißen für ihre Lüge. „Natürlich liebt er mich!“, meinte Lily. „Argh, da klopft jemand an. Wir sprechen uns später.”, würgte Lily dann ihre beste Freundin ab.
 

Im Laufe der nächsten Woche hatte Rose kaum eine Möglichkeit mit Scorpius alleine zu sprechen. Die Vorbereitungen für die Hochzeit liefen auf Hochtouren und Lily war einfach immer dabei. Rose konnte keine Nacht mehr durchschlafen, da sie solche Gewissensbisse hatte. Aber gleichzeitig fühlte sie sich auch erleichtert, da Scorpius auch verspannt war. Zumindest hoffte Rose, dass es wegen dieser Sache war.

„Ich hatte zwar schon das passende Kleid, aber ich konnte einfach nicht widerstehen.“, schwatzte Lily und trat aus der Umkleide. Sie war in einen Traum aus Weiß gekleidet. Die ausschweifende Schleppe umspielte ihre zierliche Gestalt und die roten Haare waren ein guter Kontrast zu dem Schneeweiß des Kleides. „Wow!”, entfuhr es Rose nur noch. Das Kleid war wirklich ein Traum, doch die Gewissensbisse kamen zurück. Ihre Freundin würde bald heiraten. Einen Mann, der sie mit ihrer besten Freundin betrogen hatte. Gleichzeitig würde besagte beste Freundin ihre Trauzeugin sein. Das war doch einfach nur krass.

„Weißt du, Rose, du solltest langsam nicht mehr so wählerisch sein. Mit 25 sind die besten Jahre schon fast vorbei.“, erklärte Lily als sie aus dem Geschäft verschwanden. Natürlich hatte Lily sich nun für das neue Kleid entschieden. Als Rose den Preis gesehen hatte, war ihr fast schlecht geworden. Das Kleid war wunderschön, aber wie konnte man dafür so viel Geld verlangen? „Lily, lass es.“, versuchte Rose das Thema zu wechseln, doch hatte sie mal wieder Lilys Dickkopf vergessen. „Rose, kommst du denn gar nicht auf den Geschmack? All das Organisieren, Ausprobieren das ganze weiß… Kommt bei dir da nicht der Wunsch nach einer eigenen Hochzeit auf?“, fragte Lily und harkte sich bei Rose ein. „Nein, Lily, ich mag mein Leben so, wie es im Moment ist.“, schwindelte Rose und achtete darauf, dass Lily nicht einfach auf die Straße trat. „Vielleicht änderst du ja deine Meinung, wenn wir nächstes Wochenende nach Cornwall fahren.“, entschied Lily und zog Rose mit sich in das nächste Geschäft.
 


 

Don´t say no, no, no, no-no;

Just say yeah, yeah, yeah, yeah-yeah;

And we´ll go, go, go, go-go.

If you´re ready, like I´m ready.
 

„Könntest du mir bitte erklären, warum ich mitkommen muss?“, fragte Lysander und hievte Rose Koffer die Treppe herunter. „Na, ich will nicht, dass du das Wochenende wieder alleine verbringst. So bist du wenigstens unter Leuten.“, erklärte Rose und Lysander sah sie skeptisch an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, Rose. Du nimmst mich nur als Anstandsdame mit damit mein Bruder dir nicht zu nahe kommt.“, berichtete Lysander und Rose sah ihn mit riesigen Augen an. „Lorcan kommt mit?“, fragte Rose erstaunt. „Ja, komm schon, dass wusstest du doch.” „Natürlich.”, bestätigte Rose schnell und war froh, als die anderen drei mit Scorpius Jeep vorfuhr.

Manchmal war es für Rose noch immer nicht erklärbar, warum die Zauberer die Errungenschaften der Muggel übernommen hatten. Doch jetzt war sie auch irgendwie dankbar dafür. So musste sie Scorpius wenigstens nicht in die Augen sehen. Denn wie es eigentlich immer war, fuhr Scorpius und Lily saß auf dem Beifahrersitz. Rose musste sich nur darum kümmern, dass Lorcan nicht zu viel fummelte.

Rose nahm die beiden Koffer von sich und Lysander und brachte sie zum Kofferraum. „Warte, ich helfe dir.“, tauchte auf einmal Scorpius auf und nahm ihr einen Koffer ab. „Nein, ich schaff das schon.“, erklärte Rose, doch kam sie nicht gegen ihn an. Schlussendlich hievten sie zusammen den Koffer in den Kofferraum. Schnell verstaute Rose dann ihre Handtasche – die fast schon ein eigener Koffer war – und verschwand um den Wagen herum im Inneren. Zuvor musste sie jedoch noch an Lorcan vorbei, der sich demonstrativ in den Weg gestellt hatte und nun einen Kuss als Wegzoll verlangte. Kurzerhand gab Rose ihm einen Klaps auf die Wange und verschwand zu Lysander im Wagen.

Wenn das so weiter ging, dann würde das ein ganz schlimmes Wochenende werden.
 

Doch Rose hatte sich geirrt. So schlimm war es gar nicht an der Küste Südenglands. Ihr Haus lag direkt am Wasser und ein kleiner Strand war von den hohen Küsten abgetrennt, sodass niemand sie stören konnte. Lily nutzte diese Abgeschiedenheit sofort aus und verlangte, dass sie ein Lagerfeuer anzündeten und sich mit Alkohol volllaufen ließen.

Es war lustig und es tat gut. Einfach mal an nichts zu denken und die Zeit zusammen zu genießen. Zwar gingen sich Rose und Scorpius soweit es ging aus dem Weg, doch war es noch immer nicht so auffällig, dass die anderen etwas bemerkten. Doch schmerzte das alles Rose auch. Lily konnte es nicht lassen und knutschte mit Scorpius ununterbrochen herum. Am liebsten hätte Rose Lily die Augen ausgekratzt, aber natürlich tat sie es nicht. Wem sie aber die Leviten lesen würde, wäre Lysander. Der Kerl hatte es doch tatsächlich geschafft, früh zu verschwinden und sie schlussendlich mit seinem notgeilen Bruder alleine gelassen.

Von dem Zeitpunkt an musste sich Rose ihn nämlich noch mehr vom Hals halten. Immer wieder suchte Lorcan ihre Nähe und legt ich seinen Arm um die Schulter oder auf die Hüfte. Normalerweise hätte Rose seine Hände immer wieder zurückgestoßen, doch wollte sie Scorpius irgendwie deutlich machen, dass sie nicht verletzt war. Dass sich auch andere für sie interessierten. Gut, Rose gab es zu, sie wollte Scorpius eifersüchtig machen.

Aber es schien ihn nicht wirklich zu stören, obwohl er sich schon komisch verhielt, als Lily ihn nach oben ins Schlafzimmer zerrte und somit Lorcan und Rose alleine ließ. Aber diese kleine Moment war schnell vergessen, als Rose von oben Gestöhne hörte. Es tat weh das alles zu hören.

Nachdem Rose Lorcan in sein Zimmer verfrachtet hatte – allein -, packte sie bereits ihre Koffer. Sie konnte nicht hier bleiben. Das ging einfach nicht. Wie sollte sie Lily eine gute Trauzeugin sein, wenn sie am liebsten wieder mit ihrem Verlobten in den Kissen verschwinden wollte?

So blickte zwar Lily am nächsten Morgen ziemlich enttäuscht an, als sie ihr mitteilte, dass sie zurück nach London musste, aber niemand hielt sie auf. Nein, viel eher umarmte Lily sie und verschwand dann am Strand. Zurück blieben Scorpius und Rose, die sich eine Weile nur anstarrten.

„Rose, was vor einer Woche passiert ist… Du musst deswegen nicht nach Hause.“, begann Scorpius die Stille durchzubrechen. „Scorp, können wir nicht einfach vergessen, was da passiert ist?“, fragte Rose und blickte auf ihre Schuhe. Sie bemerkte nicht, wie Scorpius vor seiner Antwort schwer schluckte. „Okay. Wir vergessen, dass es passiert ist.“, erklärte er und Rose seufzte erleichtert auf. „Wieso ist es passiert?“, fragte sie dann und sah Scorpius direkt an. „Warum hast du mich geküsst?“ Gerade als Scorpius ansetzten wollte, etwas zu sagen, erhob Rose erneut das Wort. Dabei wedelte sie mit ihren Händen. „Vergiss es einfach. Du kriegst kalte Füße vor der Hochzeit und ich war sentimental wegen meines Geburtstages. Und wir waren beide betrunken.“, erklärte Rose ihren Faupax. „So betrunken war ich nicht.“, machte Scorpius jedoch ihre Erklärung zunichte.

Stille breite sich wieder kurz über sie beiden aus, bevor beide zusammen wieder anfingen zu erklären. Schlussendlich waren sie sich jedoch beide einig, dass es ein Fehler gewesen war. Rose apparierte ohne ein weiteres Wort nach Hause.
 


 

Cause it´s a beautiful night,

We´re looking for something dumb to do.

Hey, baby,

I think I wanna marry you.
 

„Du musst mir einen Gefallen tun, Rose.“, begann Lily das Gespräch zwei Tage nach Rose Abreise und verplante Rose freien Nachmittag. Sie sollte in einem Restaurant die Lokalität prüfen. Ob für die Hochzeit genügend Platz war, wo die Musik aufgebaut werden konnte… Normalerweise erledigte das die Braut mit ihrer Trauzeugin zusammen, doch Rose fand sich alleine auf dem riesigen Schlossgelände wieder. Alleine musste sie sich die Erklärungen der Chefin anhören und den wunderschönen Garten bewundern, der im Frühling nur so von Blumen erstrahlen würde. In Rose Augen war es übertrieben auf einem Schloss zu heiraten. Eine Hochzeit sollte immer noch etwas intimes sein, aber für Lily war groß gerade groß genug. Woher die kleine Potter diesen Größenwahn hatte, wusste Rose nicht. Immerhin war sie mit Lily zusammen groß geworden, hatte die gleiche Erziehung genossen.

„Wollen Sie sich den Garten noch einmal alleine ansehen? In Ruhe erreicht einen die Macht des Gartens viel besser.“, schlug die Schlossbesitzerin vor und winkte dann jemandem zu. „Entschuldigen Sie mich bitte.“, meinte sie dann und ging auf die herannahende Person zu. Rose blickte sich zunächst in der Natur um, bevor auch sie sich dem Neuankömmling zuwandte. Es war niemand geringeres als Scorpius Malfoy, der ebenfalls von Lily zu dieser Besichtigung gedrängt worden war. Doch beide beschlossen sie das Beste aus der Sache zu machen und begannen ihren Spaziergang durch den Garten.

„Ich kann es noch immer nicht fassen, dass sie dich hierher geschickt hat.“, meinte Scorpius nach einer Weile und half Rose einen etwas steileren Hang hinunter. „Ist schon gut.“, verteidigte Rose wie immer ihre kleinere Cousine, doch Scorpius winkte ab. „Nein, ist es nicht. Verdammt, es ist unsere Hochzeit. Sie wollte unbedingt auf einem Schloss heiraten. Wollte wie eine Prinzessin sein. Und jetzt schickt sie dich.”, erklärte Scorpius und Rose hob nur die Schultern. „Scorpius, sie weiß nicht was zwischen uns ist.“

Gemeinsam schlenderten die beiden zum See, auf dem es durch das Eis glitzerte. „Warum hast du in Hogwarts nie über deine Gefühle gesprochen?“, fragte Scorpius und zog Rose mit sich auf den gefrorenen Boden. Vorher hatte er jedoch seinen Zauberstab geschwungen und eine Decke ausgebreitet. „Scorpius, ich hätte niemals etwas dazu sagen sollen.“, meinte Rose und suchte weiter nach Worten, die ihr Dilemma beschreiben konnten. „Ich wünschte, ich hätte es gewusst.“, murmelte Scorpius neben ihr. „Wie meinst du das?“, fragte Rose verwirrt nach. „Rose, als wir in Hogwarts waren, konnte ich in den letzten zwei Jahren an niemand anderes denken als an dich. Hast du das wirklich nicht gewusst?“, fragte Scorpius nach, nachdem er Rose erstauntes Gesicht entdeckt hatte.

Rose blinzelte über dieses Geständnis und suchte verzweifelt nach einer Art, wie sie damit umgehen sollte. Scorpius hatte etwas in Hogwarts für sie empfunden, doch jetzt war er nun einmal der Verlobte von Lily. „Warum sagst du auf einmal so etwas?“ Rose wollte endlich Gewissheit haben, doch als Scorpius ansetzte, unterbrach sie ihn sofort. „Vergiss es.“

„Nein, Rose, ich bekomm …keine kalten Füße vor der Hochzeit. Ich muss nur immerzu an dich denken. Ich weiß nicht, was ich tun sollst.”, erklärte Scorpius seine Unsicherheit. „Rose, sieh mich an. Sieh mich an. Wenn du genau dasselbe für mich empfindest, dann sag es mir jetzt. Dann sag es mir jetzt.“, bat Scorpius, doch Rose schüttelte nur den Kopf. Tränen traten in ihre Augen und sie rappelte sich auf. „Ich kann nicht. Es ist zu spät.”, beteuerte sie und wollte schon davonlaufen, als Scorpius sie zurückhielt und an sich zog. Zärtlich legte er seine Lippen auf ihre und hielt sie eng an sich gedrückt. „Ich empfinde für dich dasselbe.“, gestand sie dann und riss sich von ihm los. Sie rannte davon. Rannte fort von ihm. Vor ihren Gefühlen.
 


 

Is it the look in your eyes

Or is it this dancing juice?

Who cares, baby,

I think I wanna marry you.
 

Zurück in Cornwall begann bereits ein neuer Tag. Rose kam von ihrer Jogging-Tour zurück, während Scorpius bereits den Frühstückstisch für alle gedeckt hatte. Lily kam verschlafen in die Wohnküche und setzte sich sofort hinter den Tisch. Sie war morgens keine große Gesprächspartnerin.

Da Rose und Scorpius vorher eng beieinander gestanden hatten, waren sie auseinander gefahren und versuchten jetzt so viel Distanz wie möglich zwischen sich zu bringen. Rose verschwand in der Küche und suchte die letzten Frühstückszutaten zusammen. Eigentlich hatte sich Scorpius neben Lily setzten wollen, doch die Verschlafene forderte ihren Kaffee und so ging Scorpius Rose nach. In der Küche stießen sie ständig aneinander und als Lysander in die Küche eintrat, verschwanden beide wieder in entgegen gesetzte Richtungen ohne ein Wort zu sagen. Verwirrt blickte Lysander erst hinter dem einen und dann hinter der anderen her.

Seine Verwirrtheit nahm noch weiter zu, als sie trotz Eiseskälte am Strand spazieren ging und Lily versuchte, Scorpius nass zu spritzen. Rose, die vorher ruhig neben Lysander hergelaufen war, blieb zunächst stehen, bevor sie wieder nach Hause ging.

Auch abends, als sie mit Lorcan und seiner neusten Flamme zum Tanzen gingen, verhielt sich Rose auffallend. Normalerweise stünde Rose die meiste Zeit am Rande der Tanzfläche, doch zerrte sie Lorcan regelrecht mit sich auf die Tanzfläche und versuchte mit den verführerischen Bewegungen ihrer Cousine mitzuhalten. Dass ihr dies als Tollpatsch nicht gelang, hätte jeder der sie kannte, vorausgesagt. Wenigstens war Lysander so fürsorglich und brachte sie zurück in ihr Cottage.
 

Noch immer humpelnd betrat Rose am folgenden Dienstag ihr Büro und war ganz erstaunt, als ein Strauß roter Rosen auf ihrem Schreibtisch prangte. Schnell vergewisserte sie sich, dass niemand zusah und riss die kleine Karte aus dem Gesteck.
 

Sorry, dass wir nicht reden konnten.

Sollen wir es noch einmal versuchen?

Scorp
 

„Oha, na das nenn ich mal einen Blumenstrauß!“, entfuhr es Lysander, der hinter Rose unbemerkt in ihre Büro getreten war. Fast zu Tode erschrocken drehte sich Rose zu ihm um und versuchte die Rosenkarte unauffällig verschwinden zu lassen. „Da legt sich Lorcan aber mal für eine Frau ins Zeug.“, scherzte er und Rose wusste zunächst nicht, wovon er sprach. Doch dann dämmerte es ihr. Sie hatte das ganze vergangene Wochenende Lorcan dafür benutzt, Scorpius eifersüchtig zu machen und mit Lily mitzuhalten. Sie hatte ihn sogar von seiner neusten Flamme weggezerrt und danach nicht mehr hergegeben. Natürlich mussten jetzt alle denken, dass sie was mit Lorcan am Laufen hatte.

„Ja, dein Bruder ist wirklich süß.“, stimmte Rose deshalb Lysander zu, der jedoch nur eine Augenbraue hob. „Rose, ich kenne meinen Bruder. Immerhin sind wir Zwillinge. Lorcan würde einer Frau niemals rote Rosen schicken. Also von wem sind die Blumen?”, versuchte es Lysander noch einmal und Rose sah ihn flehend an. „Sie sind von ihm, oder?“, fragte Lysander nur und Rose musste die Tränen zurückhalten. „Bitte nicht.“, wimmerte sie fast schon und musste sich erst einmal setzten.

Lysander ging vor ihr in die Hocke und legte seine Hände auf ihre Knie. „Lass uns raus gehen.“, meinte er dann und zog ihren Mantel von dem Harken an der Tür. Obwohl auf ihrem Schreibtisch noch unzählige Akten lagen, ging Rose mit. Sie ignorierte sie Blicke ihrer Kollegen und genoss es sogar, dass Lysander einfach schweigend neben ihr herlief. Zumindest schwiegen sie solange bis sie das Ministerium verlassen hatten und im Saint-James Park angekommen waren. Dann konnte Rose es nicht mehr aushalten. Sie wollte unbedingt wissen, was Lysander dachte. „Bitte sag doch was.“, forderte sie ihn auf und Lysander blickte zu ihr hinab.

„Was soll ich denn sagen? Ich würde mal sagen, ich bin beeindruckt. Das hätte ich niemals von dir gedacht, geschweige denn von ihm.“, erklärte Lysander und versteckte seine Hände in den Hosentaschen. Für Rose kam es so rüber, als wäre Lysander sogar richtig stolz auf sie. „Das ist nichts worauf man stolz sein kann.“, rügte sie ihn deshalb ab und als Lysander einfach nur schwieg, wurde ihr bewusst, was sie Lily damit antat. „Ich bin so grauenvoll.“, murmelte sie vor sich hin und Lysander sah sie fragend an. „Wieso? Noch ist niemand verheiratet.“, erklärte er und zuckte mit seinen Schultern. „Ab und zu, machen auch gute Menschen etwas bösen. Außerdem passt ihr beide doch echt gut zusammen.“, meinte er dann und Rose lief leicht rot an.

Für sie war es ein Kompliment, dass sie mit Scorpius gut zusammen passte. Was wohl auch daran lag, dass sie es wirklich gern sein wollte. Schon seit Jahren. Und es nun von jemandem zu hören wie Lysander, der immer ehrlich war, puschte sie so richtig auf. Aber durfte sie darüber so froh sein? Hier ging es immer noch mit um ihre beste Freundin, die sie betrog.

Rose ließ sich am großen Teich nieder und holte ein altes Brot heraus. Zunächst teilte sie es in kleine Stücke und warf es nach und nach den wenigen Enten zu, die den Winter in London verbrachten. „Und wie sieht der Plan aus? Werdet ihr das nächste Wochenende in der Stadt bleiben?“, fragte Lysander nach und Rose bewegte nachdenklich ihren Kopf von einer Seite auf die andere. „Er will, dass wir Zeit miteinander verbringen um zu sehen, was das alles ist.“, erklärte Rose und Lysander beugte sich vor, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. „Und was willst du?“, fragte er dann und Rose wand sich vor der Antwort.

„Ich will…“, stotterte sie herum. „Ich will, dass ich ihn nicht will.“, gestand sie dann und Lysander hob eine Augenbraue. „Wirklich?“ „Ich habe keine Ahnung.“, gestand Rose dann und warf mit Lysander eine Weile lang den Enten die Brotkrümel zu.

„Eins kann ich dir sagen. Wäre es andersherum, würde Lily nicht zögern. Sie würde ihn sich schnappen ohne Rücksicht auf Verluste.“, machte Lysander ihr deutlich und Rose grinste ihn gequält an. „Aber so bin ich nun mal.“, meinte sie und Lysander legte einen Arm um ihre Schultern. „Und dafür liebe ich dich so.“
 


 

Just say I do,

Tell me right now, baby,

Tell me right now, baby, baby.

Just say I do,

Tell me right now, baby,

Tell me right now, baby, baby.
 

Am darauf folgenden Wochenende blieben Scorpius und Rose alleine zurück. Zunächst hatte sich Rose gegen dieses gemeinsame Wochenende entschieden – zum Wohle von Lily. Doch die kleine Potter hatte Rose in der Woche tief verletzt, indem sie zunächst verlangt hatte, ein Geschenk für Scorpius zu finden und dann auch noch ihr Ehegelübde von ihr schreiben ließ. Doch hatte sie sich eins vorgenommen – sie würde nicht noch einmal mit Scorpius schlafen.

Als Scorpius sie am Samstag abholte, verhielt sie sich wie ein Teenager, indem sie tausendmal ihr Kleid wechselte um schlussendlich doch bei ihrer ersten Wahl zu bleiben. Es war schon komisch. Früher in Hogwarts hatte Rose nie ein Date gehabt und sich deshalb lustig über die Mädchen gemacht, die wie aufgescheuchte Hühner durch die Gemeinschaftsräume gefegt waren. Doch jetzt konnte sie mitfühlen. So ein Date war schon ziemlich Nerven aufreibend. Was zog man an? Hose oder doch lieber Kleid? Sollte es leger sein oder doch lieber elegant? Wollte man bereits mehr oder lieber alles langsam angehen lassen? Wo würden es hingehen? Wie verhielt man sich überhaupt? Und schlussendlich hatte man an alles gedacht? Fragen über Fragen und doch würde man niemals wirklich eine Antwort finden.

Rose und Scorpius Date verlief jedoch zunächst eher unspektakulär – sie gingen spazieren. Was nicht ungewöhnlich war, da Scorpius die freie Natur liebte und am liebsten den ganzen Tag außerhalb von Gebäuden verbrachte. Sie schlenderten also nebeneinander her, wobei Scorpius sogar versuchte mit ihr Händchen zu halten, doch Rose Angst, dass noch jemand erfuhr, dass sie in Scorpius verliebt war, ließ es nicht zu.

In einem kleinen Kaffee unterhielten sie sich über ihre Studienjahre. Scorpius war auf eine Eliteuniversität gegangen, während Rose die einfache Universität vorgezogen hatte. Aber ihre Eltern hatten auch immer hinter ihr gestand, während von Scorpius immer nur das Beste gefordert worden war. Aber Rose fand es unheimlich süß, als Scorpius ihr gestand, dass er oft an sie gedacht hatte und sich sogar gewünscht hatte, dass sie mit ihm zusammen studiert hätte. „Auch wenn ich dir in Hogwarts kleine Tipps gegeben habe, so habe ich viel mehr gelernt als ich dachte.“, erklärte er und Rose lächelte nur. Ihre Hand lag wie auf ihrem Abschlussball nur wenige Zentimeter von seiner entfernt.

„Ich hab in Aberdeen auch oft an dich gedacht. Aber ich hab auf jeder Familienfeier einen genauen Bericht erhalten, was du in Cambridge gemacht hast.“, erklärte Rose und Scorpius sah sie etwas skeptisch an. „Na, Lily konnte einfach nicht aufhören mit dir ihrem hochintelligenten Freund anzugeben. Du kennst doch Lily.“ Etwas peinlich berührt lehnte sich Scorpius zurück und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema.

Für den Abend zauberte Scorpius im Sankt-James Park eine Glocke herbei, unter der es wohlig temperiert war. Dazu breitete er eine Decke auf dem Boden aus und polsterte alles mit vielen Kissen aus. Ein Lächeln erschien auf Rose Gesicht, als sie die ganzen Bemühungen von ihm bemerkte. Auch ein Dinner hatte Scorpius vorbereitet, nachdem sich Rose rundum zufrieden zurücklehnte. Scorpius räumte kurz die Sachen noch weg und legte sich auf den Bauch neben sie, sodass sie sich gegenseitig ins Gesicht sehen konnten.

„Erinnerst du dich noch an den letzten Abend vor deiner Arithmantikprüfung, wo wir zusammen gelernt haben?“, fragte Scorpius nach einer Weile. „Du warst den ganzen Abend so nervös, dass du die Prüfung am nächsten Morgen bestimmt in den Sand gesetzt hättest.“ „Erinnere mich nicht daran.“, stöhnte Rose auf. „An dem Abend hast du so wunderbar gelacht. Auf deinem Gesicht konnte man keine einzige Sorge erkennen und ich dachte nur, wie unheimlich schön du bist.“, erinnerte sich Scorpius und Rose Lächeln verschwand. „Hast du da nicht dasselbe für mich empfunden?“, fragte Scorpius zögerlich.

„Doch schon.”, gestand Rose und fügte nach einer Weiler hinzu: „Ich hab zumindest gehofft, dass du so empfindest.“ „Aber als du mich dann Lily vorgestellt hast, hatte ich das Gefühl, dass du uns verkuppeln wolltest.“ „Na ja, ich dachte, dass jemand wie du, niemals etwas für jemanden wie mich empfinden könnte und außerdem war da noch immer der Familienhass.“, erklärte Rose und ihre Stimme wurde zum Schluss immer leiser. Scorpius sah sie eine Weile etwas traurig an, bevor er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich und dann vorsichtig an sie heranrückte, um zärtlich mit seinen Lippen über die ihren zu fahren.

Für Rose war der Kuss wie eine Art Wiedergutmachung. Als wollte Scorpius ihre Zweifel und auch den Familienhass einfach wegküssen. Gerührt kullerten ihr die Tränen aus den Augen. Vorsichtig, als wäre sie sich nicht sicher, was sie tat, umfing auch Rose sein Gesicht und zog ihn näher zu sich heran.

Vergessen war die Familienfeindschaft, vergessen war, dass Lily ihr beste Freundin war. Selbst die anstehende Hochzeit zählte nicht mehr. Das wichtigste war einfach nur, dass sie in Scorpius Armen lag und sich dort geborgen fühlte.
 

Am nächsten Morgen wurde Rose von den Sonnenstrahlen geweckt. Die leichte Wärme auf ihren Wangen fühlte sich unheimlich gut an und der weiche Stoff ihres Kissens war so zart, dass sich Rose am liebsten noch tiefer herein gekuschelt hätte. Langsam öffnete sie ihre Augen und erblickte das Stahlgrau von Scorpius Augen. Er betrachtete sie schon eine Weile und so komisch es war, Rose war es überhaupt nicht unangenehm von ihm im Schlaf beobachtet worden zu sein. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und Scorpius erwiderte es.

„Guten Morgen.“, murmelte Rose noch mit belegter Stimme und Scorpius Grinsen wurde breiter. „Guten Morgen.“, meinte er und sie beide sahen sich wieder nur an.

Es schien fast so, als würden sie sich ohne Worte verstehen. Es einfach genießen, nebeneinander zu liegen und die Sonne aufgehen zu sehen. „Ich möchte dir gerne etwas sagen.“, begann Scorpius. „Erzähl.“, sprach Rose nur und schloss noch einmal kurz die Augen. Zunächst suchte Scorpius nach den passenden Worten, doch verlor er nicht den Mut, denn Rose sah ihn aufmunternd an. „Ich liebe dich.“, kam es dann aus ihm leise heraus und Rose Augen wurden groß. „Ich liebe dich, Rose, und ich glaube, ich habe dich immer geliebt.“, gestand Scorpius weiter und Tränen kamen zu dem glücklichen Lächeln von Rose.
 


 

Cause it´s a beautiful night,

We´re looking for something dumb to do.

Hey, baby,

I think I wanna marry you.
 

In den folgenden zwei Wochen musste Rose jedoch viele Rückschläge hinnehmen. Ihr erschien es sogar fast schon so, als würde sich Scorpius an seine Worte gar nicht mehr erinnern. Viel eher erschien es Rose, als suchte er immer mehr die Nähe zu Lily. Doch irgendwie schien er auch noch immer an Rose zu denken, denn als er eines Abends zu ihr kommen wollte – es war der Abend des Junggesellenabschieds –, musste Rose sich ziemlich viel ausdenken, damit Lily ihn nicht erwischte. Lily hatte nämlich kurzerhand beschlossen bei Rose zu schlafen, wie sie es zu Kindertagen des Öfteren getan hatten.

Seit dem Abend dachte Lily nun, dass Rose etwas mit Lysander am Laufen hatte, da dies der erste Name gewesen war, der Rose eingefallen war. Obwohl Rose Gewissensbisse hatte, war der Abend wundervoll gewesen, denn er hatte ihr verdeutlich, wie wichtig ihr Lily war. Obwohl die kleine Potter viele Ecken und Kanten hatte und immer im Mittelpunkt stehen wollte, war sie doch Rose beste Freundin, mit der sie früher über alles hatte reden können.

Als sie beiden zusammen vor Rose großer Coach auf dem Boden ihr Nachtquartier bezogen hatten, kuschelte sie sich in den Kissen zusammen und erinnerten sich an ihre Zeit in Hogwarts. Doch für Rose war das wichtigste, das Lily ihr gestand alles zu tun, damit sie nicht verletzt wurde. „Ich hab dich unheimlich lieb, Rose, und ich könnte es nicht ertragen, wenn dir jemand weh tun würde.“, versprach Lily und Rose tat es ihr gleich. Und sie meinte es auch so, doch ihr schlechtes Gewissen hielt sie in der Nacht noch lange wach. Um fünf Uhr in der Früh hatte Rose jedoch eine Lösung für ihr Problem.

Scorpius würde sich niemals für sie entscheiden und sollte sie wirklich ihre Freundschaft aufs Spiel setzten? Nein, Rose entschied sich für Lily. Sie würde nun alles tun, damit die Hochzeit zu Stande kam.
 

„Du musst es ihm sagen.“, forderte Lysander, als Rose wieder mit ihm zusammen die Mittagspause verbrachte. „Das kann ich nicht. Sie hat es mir in einem besonderen Moment erzählt – als Freundin. Freundinnen verraten keine Geheimnisse.”, erklärte Rose, doch Lysander schüttelte nur über sie den Kopf. „Rose, sie hat dir gesagt, dass sie ihn betrügt. Meinst du nicht auch, dass er es wenigstens vor der Hochzeit wissen sollte?“, erkundigte sich Lysander und Rose seufzte auf. „Wenn ich es ihm sagen würde, müsste ich Lily gleichzeitig aber auch gestehen, dass ich mit ihm geschlafen habe. Auch sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren.“, stellte die Weasley klar.

„Dann tu es. Was hast du schon zu verlieren?“ „Alles? Ly, sie ist meine beste Freundin und er… na ja auch egal, was er ist. Ich habe mich entschieden. Ich will, dass die beiden heiraten, glücklich miteinander werden und viele kleine Scorpius und Lilys in die Welt setzten.“, erklärte sie. „Du wolltest eine Chance haben, nun ergreif sie auch.“, forderte Lysander jedoch. „Hör auf!“, schrie Rose fast schon.

„Ich versteh es nicht, Rose. Du lässt sie immer gewinnen. Ich versteh das nicht.“, wiederholte er sich und Rose entfuhr ein „Wow.“

„Nicht Wow. Wenn´s andersherum wäre, glaubst du wirklich, sie würde dich gewinnen lassen?“, fragte Lysander nach. „Könntest du jetzt bitte mal damit aufhören. Was ist nur los mit euch beiden? Warum hasst ihr euch so? Ständig zieht ihr über den andern her.“, regte sich Rose auf, doch Lysander ging nicht auf sie ein. „Ich hasse sie nicht. Ich kann es nur nicht mehr mit ansehen, dass du ihr jedes Mal nachgibst – ihr Welpenschutz gibst. Warum machst du das also immer?“, fragte er und wiederholte die Frage, nachdem Rose einfach weiterging.

„Weil Lily nun mal so ist. Lily gewinnt und das war noch niemals anders. Sie sieht etwas, sie will es, sie kriegt es. Ly, sie hätte nach Oxford gehen können. Du selbst weißt, wie schwer es ist dort angenommen zu werden? Und dann auch noch mit ihren Noten. Für mich hat sie diese Chance aufgegeben.“

“Hat sie das? Komisch, ich habe nie die Bestätigung gesehen, dass sie dort angenommen worden ist.”, fuhr Lysander Rose über den Mund. „Rose, erinnerst du dich noch an den Brief, den sie bekomme hat, weil sie mit dem Leadsänger von Zauberkessel zum Ball des Trimagischen Turniers gehen wollte? Es war eine Absage und sie hat sie uns auswendig lernen lassen. Ich kann dir sogar heute noch jedes einzelne Wort wiedergeben. Und das war eine Absage. Meinst du nicht auch, dass sie das mit ihrer Oxfordbestätigung gemacht hätte?“, führte Lysander auf und Rose begannen Zweifel zu quälen. Er hatte Recht. Eigentlich hatte es sie schon damals gewundert. „Rose, sie wurde da ganz bestimmt nie angenommen.“, endete Lysander seinen Vortrag.

Obwohl sie die Zweifel nun nicht mehr losließen, ging Rose weiter. Man hätte sogar meinen können, dass sie vor der Wahrheit vielleicht davon rannte, aber ihr war es egal. Sie musste arbeiten, dann konnte sie sich über das alles einen Kopf machen. „Rose, jetzt warte mal.“, rief Lysander hinter ihr her, doch Rose ging einfach weiter. „Rose, tu endlich etwas.“, rief er ihr zum Schluss zu und Rose blieb kurz stehen. „Lass mich in Ruhe, Lysander!“, schrie sie ihn an und verschwand im Ministerium. Sie konnte ja nicht wissen, dass sie Lysander in nächster Zeit nicht mehr sehen würde, da er London verließ. Dass sie ihn brauchen würde, weil Vernunft und Liebe nicht Hand in Hand gingen.
 

Rose hatte Flugangst. Auf Besen konnten sie stundenlang fliegen, aber in einem Flugzeug bekam sie einfach zu viel. Aber was sollte sie machen. Ihr bester Freund war ohne ein Wort nach New York gezogen und sie brauchte ihn jetzt. Was hatte es ihr gebracht, dass sie ihre Angst überwunden hatte und ihren ganzen Mut aufgebracht hatte, um Scorpius ihre Liebe zu gestehen und von ihm eine Entscheidung gefordert hatte? – ein gebrochenes Herz.

Lysander hatte Recht gehabt mit allem. Nun war Rose also nach New York geflogen um ihre Wunden zu lecken. Aber erst einmal musste sie zu Kreuze kriechen, denn sie wusste, dass sie Lysander sehr verletzt hatte. Sie kam gerade durch die Schleuse, die in die Ankunftshalle führte, als sie ihn auch schon entdeckte. Er hielt ein Schild mit ihrem Namen hoch, wie es so viele andere Wartende auch taten. Sorry formte sie mit ihren Lippen und auch Lysander entschuldige sich stumm. Neben ihm sprang ein kleiner schwarzer Hund immer wieder aufgeregt hoch. Als der Kleine zu übermütig wurde, bückte sich Lysander und tätschelte ihm kurz auf den Kopf.

„Wer ist das denn?“, fragte Rose lächelnd und hockte sich vor dem kleinen Hund hin um ihm den Kopf zu kraulen. „Paul. Hier in New York ist es zwar schwachsinnig ein Haustier zu haben, aber ich hab mich einsam gefühlt.“, erklärte Lysander. „Also hab ich diesen kleinen Schlawiner aus dem Tierheim geholt.“ „Er ist süß.“, meinte Rose nur und harkte sich dann bei Lysander ein, um mit ihm das Gebäude zu verlassen. „Ich freue mich ja, aber warum bist du hier?“, fragte Lysander, nachdem er ein Taxi ergattert hatte. „Ich musste einfach mal raus.“, war Rose Antwort, doch gab sich Lysander nicht damit zufrieden. „So kurz vor der Hochzeit? Lily bekommt bestimmt wieder ihre Stresspickel.“, war Lysanders Reaktion und ein fieses Grinsen zierte sein Gesicht.

In seiner Wohnung angekommen, kuschelte sich Rose auf seine Coach und erzählte ihm die letzten Geschehnisse. Sie erzählte ihm, wie sie noch einmal mit nach Cornwall gefahren war. Wie sie dort mit ansehen musste, wie glücklich Lily mit Scorpius war. Dass sie mit ihrem Wissen, dass sich die beiden gegenseitig betrogen, nicht wirklich umgehen konnte. Dass in ihr der Wunsch nach einen Happy End aufgekommen war und dass sie Scorpius ihre Liebe gestanden hatte. Ja, sie erzählte ihm sogar, dass sie seinen Ratschlag angenommen hatte und Scorpius den Zauberstab auf die Brust gesetzt hatte, damit er sich endlich entschied. Und die Enttäuschung, als sie festgestellt hatte, dass Scorpius sich nicht für sie entschieden hatte. Tröstend nahm Lysander sie in den Arm.

Beide stöhnte sie auf, als Rose Telefon klingelte. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich Rose, wer dran war. „Hey, Lily.“, begrüßte sie ihre Freundin am anderen Ende des großen Teiches.

„Wo bist du?“, schrie Lily laut genug, dass auch Lysander das Gespräch vollständig mitbekam. „In New York bei Lysander.“, klärte Rose auf. „Du bist wo?”, kreischte die Potter weiter. „Eine Woche vor meiner Hochzeit verschwindest du ohne eine Wort zu sagen ans andere Ende der Welt?“ Rose suchte verzweifelt nach einer Erklärung, was Lysander bemerkte und schnell ein Stück Pergament herbeikramte und ihr eine Antwortmöglichkeit aufschrieb. Doch konnte Rose Lily schlecht am Telefon sagen, dass ihr Verlobter sie betrog. „Ich brauch einfach ein bisschen Zeit.“, antwortete sie deshalb auf Lilys gereizte Frage. „Du bist meine Trauzeugin und du brauchst Zeit? Wer von uns beiden hat den hier den ganzen Stress wegen der Hochzeit?“, fragte Lily und Rose hätte ihr nur zu gerne ehrlich geantwortet. Denn sie hatte alles für diese dämliche Hochzeit organisiert und ihre Nerven dafür gelassen.

„Ich…“, stotterte sie nun weiter und konnte nicht glauben, dass Lysander ihr als Notlüge auftischte, dass sie aus Sehnsucht nach ihm London verlassen hatte. Doch konnte sie nicht wirklich einen Satz zu Ende bringen, denn Lily begann herumzunörgeln an all den bereits festgelegten Sachen für die Hochzeit. „Steig sofort zurück ins Flugzeug und komm wieder her!“, forderte sich am Ende und Rose stutzte leicht über den Befehlston ihrer kleinen Cousine. „Lily…“, wollte Rose ihr widersprechen, doch Lily wiederholte ihre Forderung. Langsam wurde es Rose einfach zu bunt. „Nein.“, meinte sie und legte kurzerhand auf. Nach kurzem Überlegen schaltete sie ihr Handy ganz aus und seufzte erleichtert auf. „Wow.“, kam es von Lysander.

Den restlichen Tag brachte Lysander sie dazu nicht mehr an Scorpius oder gar an Lily zu denken. Nein, Rose war einfach nur froh, dass sie ihren besten Freund wieder hatte. Sie lachten viel zusammen und Rose bekam erste Einblicke in das neue Buch von Lysander. Natürlich war sie begeistert. Aber nicht nur, weil er ihr Freund war, sondern auch, weil der Krimi fesselnd und skrupellos war.

Doch als sie abends in einem alten Fotoalbum von ihnen dreien herumblätterte, kehrten alle Probleme zurück. „Mein ganzes Leben habe ich von Lilys Hochzeit geträumt. Wir haben sogar als Kinder schon ausgemalt, wie sie sein wird.“, erklärte Rose. „Aber ich weiß nicht, wie ich neben ihnen stehen soll, während sie ihm meine Worte sagt.“, gestand Rose.

„Ich bin noch immer der Meinung, dass du Scorpius hättest sagen müssen, dass sie ihn betrügt.“, war Lysanders Einwurf, doch Rose schüttelte den Kopf. „Nein, dann hätte er sich womöglich doch für mich entschieden. Ich möchte Jemandes erste Wahl sein.“ Zunächst schwieg Lysander, doch dann vernahm Rose leise Das bist du doch. „Nein, ich weiß, was jetzt kommt.“, meinte Rose, die noch nicht ganz die Bedeutung der Worte vernommen hatte. „Ich bin nicht seine erste Wahl.“, erklärte sie dann und Lysander setzte sich ihr gegenüber auf einen Sessel. „Vielleicht für jemand anders schon.“, erklärte er Rose, die erschrocken zu ihm aufsah. Sie brauchte seine Weile bis sie in seinem Gesicht sehen konnte, dass er es ernst meinte. Doch sprach sie ihn nicht darauf an.

„Was? Hast du noch nie an mich gedacht?”, fragte er dann, doch sprach er weiter ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten. „Rose, ich mag dich sehr gern. Hab dich schon immer sehr gemocht. Und als du anfingest, an anderen Männern Gefallen zu finden, mochte ich dich sogar noch mehr. Bei dir fühl ich mich zuhause.“, erzählte er ihr langsam und Rose traten wieder Tränen in die Augen. „Keine Sorge, ich weiß, dass ich keine Chance habe. Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass ich dich vermisst habe. Ich weiß, dass du in jemand anderes verliebt warst und es wohl noch immer bist.“, erklärte er und nahm sie trotzdem in den Arm, als sie zu ihm herüber kam. Gemeinsam saßen sie nun auf dem Sessel und überlegten, wie es weitergehen sollte.
 

Is it the look in your eyes

Or is it this dancing juice?

Who cares, baby,

I think I wanna marry you.


 

Ich kann es noch immer nicht glauben, was alles in den letzten Monaten passiert ist. Was allein alles passiert ist, nachdem ich aus New York zurück bin.

Ich war noch nicht einmal ein paar Stunden zuhause, als mir sowohl Scorpius als auch Lily mitteilten, dass sie die Hochzeit abgesagt hatten. Zunächst wollte ich beiden nicht glauben, denn beide teilten es mir so mit, dass man den Eindruck bekam, dass sie es getan hatten. Schlussendlich war Scorpius Lily jedoch zuvorgekommen.

Zwei Tage vor der Hochzeit hatten die beiden ihre Verlobung aufgelöst – im Einvernehmen, wie sie allen weiß machen wollten. Scorpius hatte bei ihrem Testessen die Entscheidung getroffen. Seine Mutter hat mir letztens erzählt, dass er kein Wort an diesem Abend verloren und auf sie keinen glücklichen Eindruck gemacht hatte. Dass er nicht so gestrahlt hatte, wie an dem Wochenende, was er mit mir alleine in der Stadt verbracht hatte.

Lily hingegen hatte die Verlobung aufheben wollen, da sie sich eingeengt gefühlt hatte. Doch ich glaube eher, dass der Grund Lorcan Scamander heißt, mit dem sie Scorpius betrogen hatte. Aber für sie war es wohl auch besser so, dass sie noch ihre Freiheit auskosten konnte. Mit Lorcan bereiste sie nun die Welt und in ihrem Modeljob war sie wirklich gut – wenn sie nicht gerade wieder rumzickt.

Jedoch ist sie noch immer sauer auf mich. Ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten und ihr gestanden, dass ich mit Scorpius geschlafen habe. Mit mir spricht sie jetzt kein Wort und Scorpius hatte einen fürchterlichen Streit mit ihr, aber so ist es jetzt besser. Außerdem heilt Zeit manchmal auch die Wunden und Onkel Harry mir gesteckt, dass sie schon nicht mehr ganz so sauer auf mich ist. Dass sie mich sogar vermisst. Ich sehe also Hoffnung, dass ich Lily bald wieder meine Freundin nennen kann.

Auch Lysander hat sich die letzten Monate nicht gemeldet. Ihm kann ich es nicht verdenken. Doch gestern hat er sich gemeldet. Er hat irgendwie spitz gekriegt, dass ich nun mit Scorpius zusammen bin und hat uns gratuliert. Er selbst ist zwar noch immer Single und meint auch, dass er in nächster Zeit es wohl auch bleiben wird, aber er meint, dass er damit zurecht kommt. Nächste Woche kommt er zurück nach London und will mit Scorpius und mir was unternehmen. Ich freu mich schon sehr auf ihn, doch hoffe ich erst einmal, dass Scorpius und ich den heutigen Abend überleben.

Es geht heute nämlich nach Hause zu meinen Eltern - zusammen mit Scorpius Eltern. Zwar hat Draco Malfoy keine Probleme mit mir als Freundin seines Sohnes, doch kann ich noch nicht sagen, wie mein eigener Dad auf Scorpius reagieren wird. Und wenn er die richtige Schiene trifft, wird wohl auch Draco Malfoy gegen mich sein, denn Zweifel an einer Weasley hat er noch immer. Also wird das heute vielleicht unser Todestag.

Aber egal, wie das heute Abend ausgeht, eines kann ich mir immer sicher sein. Scorpius liebt mich und er macht mich jeden Tag aufs Neue glücklich. Es wird vielleicht nicht einfach werden mit unserer Liebe, aber wenn wir beide an ihr arbeiten, kann uns nichts und niemand auseinander bringen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-06-02T16:14:28+00:00 02.06.2012 18:14
Hallöchen :D
Was für ein tolles OS. Ich muss sagen als es hieß Scorp soll Lily heiraten dachte ich mir zuerst mich würde ein Pferd treten. Das ist nämlich gar nicht mein Favo Pairing. Aber~ dann kam raus das Lily Scorp betrogen hat tztztz. Da fand ich das von Scorp und Rose doch glatt toll. und das die zwei nun doch zusammen gekommen sind, fand ich noch besser :D

Insagesamt ein super OS. Mit viel Spaß beim lesen.

Grüße
B0UNTY
Von: Norrsken
2012-02-22T17:50:31+00:00 22.02.2012 18:50
Hallo~ =)
Also ich hab deine FF vor einer Weile auf dem Weg zur Uni gelesen und fand sie wirklich großartig! Ich find den Konflikt, wenn Rose und Lily beide in Scorpius verliebt sind, immer interessant!
Hier hat mir vor allem gefallen, das Lily keine stereotype Schlampe ist, sondern einfach nur sehr direkt und "ein wenig" Ich-bezogen. So find ich es wirklich gut!
Lysander als ihr bester Freund, der doch heimliche Gefühle für sie hat, fand ich am Ende sehr traurig ;u; Aber er ist wirklich ein toller bester Freund (blöder Trostpreis, der Arme...).
Wie die ganze Hochzeit am Ende abgeblasen wurde, fand ich etwas überraschend und ich frag mich auch immer noch, was da genau jetzt passiert ist. Da du diesen Teil wieder aus Rose' Sicht geschrieben hast, ist es natürlich klar, dass die Einzelheiten nicht klar werden, aber ich find es schon etwas schade und verwirrent.
Zu Gute halte ich dir aber, dass keiner der Beiden den jeweils anderen am Altar stehen gelassen hat. x'D Das wär furchtbar gewesen xDDDD

Alles in allem muss ich sagen, dass ich diese FF wirklich klasse fand und auch sehr mitgefiebert habe. :3 Wirklich total toll. ♥

PS: Das du den Liedtext immer zu Zeitsprüngen eingesetzt hast, fand ich auch total klasse. Da passte es gut hin und störte den Fließtext nicht. :3
Von:  Couscous
2011-11-26T11:29:25+00:00 26.11.2011 12:29
Liebe sunny, wo soll ich nur anfangen? Na ja, zuallererst nochmal vielen, vielen Dank für diese Geschichte, ich hatte mich ja irgendwie „illegal” in diese Aktion reingeschmuggelt und es hat mich sehr gefreut, dass du eine Geschichte für mich schreiben wolltest.
Dann zu den Angaben und der Aufmachung: Du hast mein Lieblingslied ausgewählt! Ist schon ein Ohrwurm, ne? Es passt aber auch perfekt! Von dem Film/Buch war ich auch begeistert!
Ich würd sagen, du hast meine Vorstellungen zu Lily, Lysander und Lorcan entscheidend geprägt. ^^ Jetzt habe ich eine klare Vorstellung und die krieg ich garantiert nie wieder los. Dein Scorpius stimmt ungemein mit meinem überein, war das irgendwie Gedankenübetragung? Sogar das gleiche Bild hätte ich verwendet....
Nun zum (vielleicht Wichtigtesten) der Umsetzung: Ich fand die Idee umwerfend... Immer wieder diese Paralellen zu dem Film und dann doch deine eigenen Ideen, das fand ich super. Und die Charas passen perfekt in diese Rollen. Ich liebe immer wieder diese Formulierungen, die du umformulierst, wie „den Zauberstab auf die Brust setzen”.
Lysander ist schon ein toller Freund, oder? Rose kann froh sein, dass sie so jemanden hat.
Ich denke, das wars erstmal.
Ich liebe diese Geschichte auf jeden Fall und habe sie in meine Herz (und meine Favoriten) aufgenommen.
Vielen, vielen Dank, sunny,
das war ein tolles Geburtstagsgeschenk
glg Couscous


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