Zum Inhalt der Seite

What a surprise!

to catch Santa Claus
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

month of December.


 

Jeder Beweis zählt.
 


 

Noch einmal Schlafen, morgen wäre er dann da. Endlich!

Immer wieder sah ein kleines rothaariges Mädchen zum Kamin. Sechs Socken hangen davor und ein warmes Feuer prasselte.

Mom, Daddy, James, Albus, Lily und Merlin, die weiße Hauskatze. Jeder würde sein eigenes Geschenk bekommen. Lily Potter, vier Jahre alt und im Moment sehr aufgeregt, ließ ihre hübsche Puppe Annabella sinken. Sie war sowieso mit Haare kämmen fertig. Ihr Blick galt nun dem prächtig geschmückten Tannenbaum im Wohnzimmer. Ihre liebe Mom hatte sich so viel Mühe damit gegeben, dass es Santa Claus doch gewiss auffallen musste.

„Welche Plätzchen legen wir Santa hin?“, wagte Lily es zu fragen und drehte sich zu ihrem Bruder Albus um, der auf dem Wohnzimmertisch malte.
 

Der Schwarzhaarige zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Die mit den Nüssen.“

„Und wenn er keine Nüsse mag?“, warf Lily nachdenklich und gleichzeitig besorgt ein.

Der Älteste der Potterkinder lungerte auf dem Ohrensessel seines Vaters herum und sah konzentriert zu einer Mandarine auf der Fensterbank. Mit der Spitze seines Zauberstabes tippte er immer wieder gegen sie. Niemand konnte sagen, ob sein missmutiger Blick dem Zauberstab mit Sternchen am Ende galt, oder dem regungslosen Obst.
 

„Is´ doch egal, Santa gibt es schließlich eh nicht.“

Geschockt öffnete Lily den Mund. „Wie kannst du so etwas sagen?“ Die kleine Hexe war mit solch einer Geschwindigkeit aufgestanden, dass sie nun leicht taumelte. Annabella an die Brust gedrückt, funkelte sie ihren großen Bruder böse an. „Natürlich gibt es Santa!“, beschwor sie ihm und sah zu Albus: „Oder?“

Das dritte Potterkind legte den Malstift zur Seite und schwieg, erst als die Unterlippe seiner Schwester bedrohlich zitterte, gab es schließlich einen unsicheren Ton von sich. „I-Ich weiß nicht…“
 

James grinste höhnisch, vergessen war die Mandarine. „Es gibt ihn nicht, Lily, werde erwachsen.“ Die Worte klangen arrogant und besserwisserisch. Doch statt beleidigt zu sein, schluckte Lily tapfer ihre Tränen runter und reckte das Kinn. „Natürlich gibt es ihn! Er kommt eben nur zu Kindern, die an ihn glauben. Kriegst´ also morgen keine Geschenke, nur Kartoffelschalen.“
 

„Wetten nicht?“, hielt James dagegen und Lily hob beide Augenbrauen. „Wetten doch?“ Sie reichte ihm die Hand und beide Geschwister schlugen demnach ein. Albus betrachtete das Ganze etwas gleichgültig, doch im Inneren kämpfte der Junge mit sich. Irgendwie wusste er nicht, wer recht hatte. Auf der einen Seite fragte er sich, wo die Geschenke herkamen, aber auf der anderen Seite bekamen sooo viele Kinder in einer Nacht auf der ganzen, ganz, ganzen Welt gleichzeitig ihre Geschenke. Santa musste schneller als der Blitz sein.
 

Albus fühlte sich schlecht und schwieg. Der Junge hoffte, dass sein Bruder tatsächlich Kartoffelschalen bekommen würde, denn das würde beweisen, dass es Santa gab. Aber dann wollte er nicht, dass James traurig war und wünschte sich, dass es ihn eben nicht gab. Während Albus nach dem roten Stift griff, um das verwackelte Gryffindor-Wappen auszumalen, beschloss er, sollte James keine Geschenke kriegen, würde er ihm eins abgeben.
 

Jawohl!
 

Die Wette war beschlossen und eigentlich war Lily Luna Potter mit der Überzeugung zu gewinnen, ins Bett gegangen. Doch als sie am Abend, nachdem ihre Mom ihr einen sanften Gute Nacht Kuss gegeben hatte in ihr Bett gebracht worden war und nun an die verzauberte Sternendecke blickte, beschloss sie, dass die Kartoffelschalen am Morgen zu gemein für ihren Bruder war.
 

Aber was blieb ihr für eine andere Möglichkeit James zu beweisen, dass es Santa tatsächlich gab? Die Uhr im Wohnzimmer schlug Mitternacht und Lily setzte sich aufrecht. Sie schlüpfte aus ihrem Bett und huschte bekleidet in einem Pinken Nachthemd mit Herzchen drauf durch den kalten Flur. Nur der Mond spendete Licht und ganz zögerlich sah sie aus dem Fenster. Leicht schneite es, doch von Santa keine Spur. Merlin sei dank!

Ganz leise schlich sie am Schlafzimmer ihrer Eltern vorbei und atmete tief aus, als sie die Zimmertür von Albus hinter sich schloss. Geigenmusik umhüllte das Zimmer und Lily tastete sich bis zum Bett ihres Bruders vor. Die Bewohner seiner kindlichen Zeichnungen an der Wand musterten sie neugierig. Erst zog sie sanft an der hellgrünen Decke.
 

„Al?“, wisperte sie unsicher. „Albus.“

„Hm?“, verschlafen hob er den Kopf und suchte mit einer Hand auf seinem Nachtisch nach der Lampe. Lily war jedoch schneller und patschte dagegen. Sofort ging sie an und Bilder von Hogwarts zogen durch den Raum. Gähnen setzte sich Albus seine große Brille auf, die ihm bei Gelegenheit immer wieder von der Nase rutschte. „Was ist denn Lily?“

Mit ernster Miene teilte das Kücken mit: „Ich will nicht, dass James keine Geschenke bekommt.“ Ihr Bruder schien sofort zu verstehen, was sie damit sagen wollte. „Ich auch nicht… aber wie verhindern wir das?“
 

Hilflos ließ Lily die Schultern hängen und Albus schwang die Füße aus dem Bett: „Wir brauchen James. Vielleicht hat er eine Idee.“

Zögernd folgte die Rothaarige ihm aus dem Zimmer. Beide Geschwister steckten den Kopf aus der Tür, spähten vorsichtig nach links und rechts, ehe sie zum Ende des Flurs tapsten. Lautlos schoben sie die Tür auf und kaum, dass sie diese geschlossen hatten, stolperte Albus über einen Zauberkasten. Er stieß sich böse das Knie und die erste Träne kullerte über seine Wange. Lily dagegen duckte sich gerade noch rechtzeitig vor einem Modelflugzeug, das durch das Zimmer kreiste. Wütend darüber, dass James mal wieder vergessen hatte es auszustellen, kämpfte sie sich zum Bett am Fenster vor.
 

Im Gegensatz zu Albus, der sich in seinem Bett immer einrollte und gänzlich von seiner Decke verschlungen wurde, streckte James sich genüsslich aus. Ein Bein hing aus dem Bett und seine Decke schien den Kampf verloren zu haben. Verstimmt griff Lily nach dem Kinderzauberstab, der an seiner Seite lag und piekste ihn unsanft in die Rippen. Sofort war James wach, griff nach ihrem Schafanzug und zog sie aufs Bett, dort setzte er sich auf ihren Bauch und wollte nach seinem Zauberstab tasten, der sich in Lilys Händen befand. „Nieder mit dir, du Dementor!“
 

Erst als Albus sprach: „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin“, ging das Licht im Zimmer an. Drei Lampen, jeweils eine am Bett, eine auf der Fensterbank und die dritte auf dem kleinen Schreibtisch sorgten nun für bessere Sichtverhältnisse und sofort rutschte James von seiner Schwester runter. „Was bei Merlins Unterhose wollt ihr hier?“

„Verhindern, dass du Kartoffelschalen bekommst“, erklärte Albus leise und stieg über einen Kinderbesen. „Aber dafür brauchen wir deine Hilfe.“

James gähnte laut, ohne sich darum zu sorgen, ob sie gehört wurden, oder nicht. „Ach ja? Was wollt ihr tun, Santa Claus fangen?“
 

Lily wollte ihn gerade hauen, als sie strahlte. Das war eine Idee! Sie würden Santa dabei ertappen, wie er James Kartoffelschalen geben würde und es verhindern.

Aber wie fing man einen Santa Claus?

„Hast du denn eine Idee, wie man das machen könnte?“

James sah sie an, als hätte sie ihn beleidigt. Arrogant reckte er das Kinn. „Natürlich. Onkel George hat Fred und mir neue Scherzartikel gegeben, damit kann man todsicher einen Weihnachtsmann fangen!“
 

Fasziniert und begeistert klatschte die kleine Hexe in die Hände, während Albus eher unsicher auf seine nackten Füße starrte. James sah dies als Zustimmung und kletterte aus seinem Bett. „Dann mal los!“ Er öffnete seine Schranktür und beugte sich hinein, schließlich zog er eine große Tüte hervor, auf der mit krakeliger Schrift Bücher stand. Zwei kramte er tatsächlich hervor, legte sie allerdings respektlos zur Seite und schüttelte die Tüte aus.
 

Zum Vorschein kamen Scherzartikel, die den anderen beiden Geschwistern gänzlich fremd waren. „Wow!“, hauchte Lily und Albus schluckte hart. „Verärgern wir Santa damit nicht?“

„Quatsch“, zerstreute die Hexe seine Sorgen. „Wenn er wirklich Santa ist, dann kommt er ins Wohnzimmer, ohne etwas von den Fallen zu bemerken.“

„Aber er wird sich doch nicht weh tun, oder?“, noch immer war Albus besorgt und als er in das schadenfrohe Gesicht seines Bruders sah, wurde ihm leicht Bange. „Jemand, der jedes Jahr Dutzende von Kaminen rauf und runter klettert, wird sich dabei fühlen, als sei er in einem Vergnügungspark.“
 

„Dann ans Werk!“, flötete Lily fröhlich.
 

Ganz nach den Worten der kleinen Rothaarigen begann die Vorbereitung. Die Fantasie eines Herumtreibers paarte sich mit dem Verstand zweier Schuldirektoren und Helden. So leise wie möglich bereiteten die Kinder Santa einen Willkommensgruß vor. Keine Fluchtmöglichkeit wurde ausgelassen und mit kindlicher Naivität wurde gehofft, dass es am morgen keinen Ärger mit ihrer Mutter geben würde. Denn wer würde schon schimpfen, wenn man den leibhaftigen Santa Claus gefangen hatte?
 

Das ganze Chaos würde im Wohnzimmer enden. Dort hatten sich die drei Geschwister zum Ende hin zusammengefunden und besahen sich ihr Werk. Fast sah es so aus wie immer, doch der Schein trog. Besonders im Kamin und im Flur warteten die Heimtücken.

„Und was jetzt? Wir kommen nicht mehr zurück in unsere Zimmer“, warf Albus ein und er gruselte sich davor eben jenen Flur noch einmal hoch zu müssen. Dabei würde er sich ganz sicher wehtun.

„Gut so“, bekräftigte James und kramte nach einer Decke. „Wir werden hier Wache halten.“

Damit kletterten die Drei auf die lange Couch und breiteten die Decke über sich aus. Im Wohnzimmer war es jetzt dunkel. Der Mond schien durch die Fenster und stumm warteten sie alle drei drauf das Santa sich im laufe der Zeit blicken lassen würde.
 

Während Lily sich rechts und links an ihre Brüder kuscheln konnte und sehr bald einschlief, lauschten James und Albus stumm ihren Atemzügen.

„Und was ist, wenn niemand kommt?“, hauchte der Jüngere nach einer ganzen Weile und James sah ihn mahnend an: „Dann hat Dad unsere Wunschzettel nicht richtig abgeschickt oder es mal wieder vergessen.“ – „So etwas Wichtiges würde Dad nicht vergessen“, hielt Albus dagegen, doch sein Bruder schien nicht besonders überzeugt. „Doch, er ist kaum noch zu Hause und ist nur noch am Arbeiten.“
 

Der jüngere Spross kuschelte sich tiefer in die Decke. „Vielleicht sollten wir Dad die Fallen stellen, wenn er morgens zur Arbeit will, damit er nicht rauskommt.“

Im Stillen gab James ihm recht. Es ärgerte sie alle drei, dass ihr Vater keine Zeit mehr zum Quidditch hatte, nicht mit ihnen malte oder eine Runde Tee-Time spielte.

Irgendwann würde er seine gerechte Strafe bekommen. Ganz sicher. Und während James noch versuchte, sich selbst zu überzeugen, fielen ihm die Augenlieder zu und Minuten später war er eingeschlafen.
 

- - -
 

»Dummy Dickson rast in die Tiefe, hat er den Schnatz gesehen?«
 

„Harry?“
 

»Es wäre der Meisterschaftssieg seit zwei Jahrhunderten für die Arrows!«
 

„Harry!“
 

»Und Dickson streckt die Hand aus, der Schnatz, er ist …«
 

„Harry James Potter!“ Die energische Stimme von Mrs. Potter riss den Auserwählten aus seinen Träumen.
 

„Hmpf…“, gab er lediglich von sich, doch Ginny war unerbittlich. „Du musst raus, in zwei Stunden steht Lily bei uns auf der Matte um uns mitzuteilen, das Santa Claus da war.“

Der Held seiner Zeit drehte sich ignorierend auf die andere Seite und driftete wieder ins Land der Träume ab. Erst, als ihn jemand ziemlich ungemütlich in den Hintern zwickte, schlug er das kuschelige Laken beiseite und starrte an die Decke. „Ist ja gut, du brauchst nicht gleich brutal zu werden“, beschwerte er sich und tastete zum Licht. Die Lampe ging an und er sah in das mahnende Gesicht seiner Gattin. „Du hast versprochen, dass du dieses Jahr die Geschenke hinlegst.“ Harry verfluchte sich dafür, viel lieber hätte er weiter seinen wohl verdienten Schlaf genossen. Der Tag würde verdammt anstrengend werden. Widerwillig kämpfte er sich aus seinem Bett und schlüpfte in seine Hausschuhe. Kurz warf er Ginny einen mürrischen Blick zu und diese erwiderte ihn mit einer Kusshand. „Wenn du schnell bist, dann liegst du in fünf Minuten wieder hier.“
 

Das ihm das nicht die Spur milder stimmte, war dem einstigen Retter der Welt anzusehen. Mit zerzausten schwarzen Haaren tastete er nach seiner Brille, stieß sich beim Aufstehen den Fuß und spürte sofort eine unangenehme Kälte an sich hinauf kriechen. Frustriert zog er sich den karierten Morgenmantel über, den Ron ihm letztes Jahr mit der Aussage zu Weihnachten geschenkt habe, er würde ihn brauchen. Nun, bislang hatte er schon mehrere Einsätze. Als Lily die Masern hatte, musste er die Nacht drei Mal raus. Kurz darauf hatte Albus die hübschen Punkte und seine Nacht erweiterte sich um fünf Einsätze. James toppte seine Geschwister, indem er erst die Masern hatte, sechs Mal die Nacht das Kummer-Glöckchen läutete und eine Woche nach seiner Genesung mit Windpocken das Bett hütete.
 

Während Harry durch den dunklen Raum stolperte und hinaus in den Flur trat, knarrten die Bretter der Diele unter seinen Füßen. Mist, mist, mist! Er musste unbedingt leise sein, schließlich reagierte Lily wie ein Luchs auf fremde Geräusche. Nicht das sie ihm am Ende noch vorwarf, dass er Santa Claus mit seinem Gang zum „Klo“ davon abgehalten hatte, Geschenke zu verteilen. Der einstige Held sehnte sich brummend nach dem Tag, an dem keines seiner Kinder mehr an solch ein Märchen glaubte. Allerdings würde er damit wohl auch ihre glühenden Gesichter vermissen, wenn er ihnen etwas über den feinen Weihnachtszauber erzählte. Harry griff zum Treppengelände und erinnerte sich daran, dass er dieses Jahr leider ein paar Einsätze dieser Art zu wenig hatte, dafür im Ministerium ein paar zu viel.
 

Halbwach wollte er die Treppe in den Angriff nehmen, doch statt auf eine Stufe zu treffen, trat er ins Leere. Als hätte ihm jemand einen eiskalten Eimer mit Wasser ins Gesicht geschleudert, war Harry mit einem Mal vollkommen wach. Mit den Händen hielt er sich gerade noch am Treppengelände fest und zog sich hoch. Ein Hausschlappen fiel in die Besenkammer welche er unter der Treppe angebracht hatte. Erschrocken starrte er auf das plötzliche Loch.
 

Alptraum?
 

Neo-Todesser?
 

Malfoy-Rache?
 

Mit Kraftaufwand zog er sich zum Ende des Lochs und wollte sich den magischen Fauxpas näher ansehen als seine gesamte Gestalt verharrte. Starker grüner Qualm umhüllte ihn und Harry hustete erschrocken. So schnell, wie der Angriff gekommen war, so schnell hörte er wieder auf und der Schwarzhaarige, von dessen eigentlichen Haarfarbe nicht mehr viel übrig war, wollte sich seine grün gefärbten Brillengläser sauber wischen. Wie von selbst kramte er nach dem Zauberstab in seinem Morgenmantel, doch statt das Holz zu berühren, fand er nur drei zerknitterte Briefe.
 

Wunschzettel.
 

Harry schloss die Augen. Er hatte doch tatsächlich vergessen die Wunschzettel seiner Kinder zu lesen. Mondlicht fiel durch das kleine Flurfenster und er hielt die Briefe gegen. Erleichtert stellte er fest, dass offen waren und Ginny sie zumindest gelesen zu haben schien und die Bescherung am morgen keine Enttäuschung werden würde. Harry stopfte sie zurück in die Tasche und drehte sich um. Skeptisch musterte er die nächste Stufe und fragte sich, was bei Merlins Bart hier eigentlich los war!
 

Er kam sich vor wie ein Streicheopfer. Um Zeit zu schinden, klopfte er sich den grünen Staub von der Kleidung. Zumindest versuchte er es, denn seltsamerweise blieb er erschreckend widerstandsfähig an seiner Kleidung haften, ebenso an seiner Haut. Die grünen Hände des Potters wedelten heftig in der Luft herum, um einen eventuellen neuen Angriff auszulösen, doch als sich nach einigen Herzschläge nichts tat, wagte er es, seinen Weg auf der Treppe fort zu setzten.
 

Vorsichtig und wachsam war Harry jeden Augenblick auf einen neuen Angriff gefasst. Als er die letzte Stufe erreichte, atmete er erleichtert aus und wollte sich gerade Richtung Flur wenden, als er über etwas stolperte. Hart schlug sich der ehemalige Gryffindor die Knie auf dem Steinboden auf und stöhnte. Regungslos blieb er wie ein gefällter Baum liegen und versuchte den Schmerz in seinen Knochen zu verdrängen. Langsam hatte er die Nase voll, das Ganze war nicht mehr witzig!
 

Das es sich um keine Angriffe irgendwelcher Krimineller handelte, war ihm mittlerweile bewusst geworden, denn wer bitte verwendete grünen Farbstaub? Das ganze roch eindeutig nach der Handschrift eines gewissen Weasleys, der sich sein Schwager nannte. Allerdings gab es für George keinen Grund ihm dermaßen derbe Streiche zu spielen, außerdem verscherzte es sich kein Weasley freiwillig mit Ginny Potter. Seine erste Vermutung war also fehlgeschlagen. Unter ätzen versuchte sich der Auror wieder aufzurichten. Sein Blick fiel in die offene Küche.
 

Im altmodischen Herd summte das magische Feuer vergnügt vor sich hin, während die Salz- und Pfefferstreuer munter Pirouette drehten. Alles sah aus wie immer, zumindest fast. Kaum das sich Harry halbwegs aufgerichtet hatte, bemerkte er die Umrisse von zwei Cricketschlägern, die auf eine Reihe fein säuberlich aufgestellter weicher Zimtäpfel zuschwebten. Dem Potter schwante Übles und Sekunden später warf er sich freiwillig bäuchlings auf den Boden. Über ihn klatschte der beliebte Nachtisch mit dem Klecks Vanillesoße an die Wand. Der Atem des Aurors ging etwas heftiger. Fassungslos sah er dem Nachtisch dabei zu, wie er die Wand angriff und schließlich geschlagen auf den Boden klatschte.
 

Harry wagte es nicht einen Mucks von sich zu geben. Schlicht aus Vorsicht, dass er damit nicht noch eine weitere Falle los ließ. Der Gedanke, dass er durch Hilferufe seine Kinder wecken könnte, kam ihm erst später. Nach zwölf Zimtäpfeln stellten die Cricketschläger das Attentat ein. Mit heftig klopfenden Herzen wartete das Familienoberhaupt und lauschte der gespenstischer Stille, die nur vom Summen des Feuers aus der Küche durchbrochen wurde. Eins stand fest; jemand erlaubte sich einen verfluchten Scherz mit ihm.
 

Erst als sich die Vanillesoße im Stoff seiner Schlafhose festsaugte, beschloss er seinen Auftrag zu Ende zu führen. Humpelnd schleppte er sich mit einer Laune, so schlecht wie das typische englische Wetter zur Besenkammer und stieß die Tür auf. Vorsichtshalber machte er das Licht an und stolperte sofort zwei Schritte zurück. Gerade noch echtzeitig. Denn im selben Atemzug fielen mehrere Mistelzweige zu Boden. Harry griff sich an die Stirn und lehnte sich gegen die Flurwand. „Merlin“, flüsterte er erleichtert, allerdings ein wenig zu früh. Seine Augen weiteten sich.
 

Waren das… tatsächlich…
 

Lollis in Herzform schwebten in der Luft und fast schien es ihm, als würden sie ihn mustern. Noch nie hatte Harry Süßigkeiten für so gefährlich gehalten. Doch in diesem Augenblick bekam er tatsächlich Angst.

Es kostete den einstigen Auserwählten viel Selbstbeherrschung nicht wie eine kleine Hexe aufzukreischen. Stattdessen hielt er sich schützend die Arme vor das Gesicht und ließ die Lollis über sich ergehen. Statt große Schmerzen, spürte er allerdings nur hin und wieder einen kleinen Anstupser und traute sich die Augen zu öffnen, nachdem nichts mehr passierte. Erleichtert sah Harry, das einige Lollis noch nicht einmal den Weg bis zu ihm geschafft hatten. Die wenigen Ausnahmen klebten nun an ihm. Harry wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, denn mittlerweile bot er das Bild eines gesuchten Gnoms.

Nie, nie, nie wieder würde er sich von Ginny bereit erklären lassen ein paar harmlose Geschenke unter den Baum zu legen, ein Glas Milch zu trinken und eventuell einen Keks zu naschen. Das Ganze glich einem Selbstmordkommando!
 

Leicht außer Gefecht gesetzt betrat Harry nun erneut die Besenkammer und kramte nach einem alten und unauffälligen Schuhkarton. Dann humpelte er weiter den Flur entlang zum Wohnzimmer. Gleich hatte er es geschafft, es sei denn irgendeine Unglückswelle schlug ihn Richtung Graben. Vor dem Türrahmen blieb der Potter noch einmal stehen und überprüfte den Eingang auf etwas Verdächtiges. Schließlich kratze er etwas Gryffindormut zusammen und wagte den Sprung über die Schwelle.

Nichts passierte.

Erleichtert stieß Harry die Luft aus und schritt zum Kamin. Müde stellte er den Karton ab und wollte mit Streichholz das Feuer im Kamin entfachen, schließlich würden die Kinder in knapp einer Stunde den Raum stürmen. Als er jedoch eine Bewegung aus dem Augenwinkel sah, schreckte er zurück und ging sofort in Verteidigungsstellung.
 

Wer einen Kampf wollte, sollte ihn kriegen. Niemand legte sich ungestraft mit einem Potter an!
 

Ein leises Husten.
 

Jemand murmelte etwas von Schokoladentörtchen.
 

Zufriedenes Schmatzen.
 

Irritiert runzelte Harry die Stirn, griff zu einer dicken roten Kerze aus dem Adventkranz und zündete sie an. Dann leuchtete er sich seinen Weg, bis er die lange Couch erreicht. Überrascht und seltsam berührt betrachtete er drei zufriedene Gesichter im Schlaf. Seine drei Herumtreiber hatten sich also gegen das Verbot ihrer Mutter aufgelehnt und scheinbar auf Santa Claus gewartet. Langsam fügte sich in Harrys Kopf ein Puzzel dem nächsten. Die ganzen Angriffe, Streiche und Überraschungen hatte er allesamt seinen Kindern zu verdanken.
 

Lautlos trat er näher und zog die Decke richtig zu Recht. Schob den Fuß seines Ältesten unter das bunte Stück Stoff und nahm Albus die Brille von der Nase. Das Gestellt legte er auf die Fensterbank neben den Keksen und dem Glas Milch, welches er schnell leer trank. Diese Weihnachtsbräuche hatten sein Adrenalin ordentlich in Schwung gebracht. Knapp schaute Harry aus dem Fenster und bemerkte, den neuen Schneesturm. Ein Schmunzeln glitt über seine Lippen und er beschloss so schnell wie möglich den Feenstaub in die Socken zu verteilen, damit die magischen Geschenke in einer Stunde bereit waren.
 

Während er stellvertretend für Santa das Werk verrichtete, spürte das Familienoberhaupt, dass es ihm Freude bereitete, sich vorzustellen, wie seine drei kleinen Herumtreiber auf die Geschenke reagieren mochten. Harry beschloss das Märchen vom fetten Weihnachtsmann noch ein wenig zu unterstützen. Mit einem letzten Blick auf seine Kinder, verließ er das Wohnzimmer wieder und huschte vorbei an den Fallen im Flur, die Treppen hinauf, bis ins Schlafzimmer. Dort ergriff er seinen Zauberstab und begann die Fallen zu beseitigen, den Dreck ebenfalls. Im Wohnzimmer sorgte er dafür, dass ein paar Kerzen angingen. Zufrieden mit sich warf der Potter einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass seine Kinder jeden Moment wach werden könnten um die Bescherung zu beginnen und er sah immer noch aus wie ein flüchtiger Gnom. Mit einem geübten Zauberspruch, den er immer benutzte, wenn er bei einem Auftrag des Ministeriums aussah wie ein Schlammkobold, wollte er sich reinigen, doch zu seiner Verwunderung ging die grüne Farbe nicht von seiner Haut.
 

Sie blieb standhaft, fast, wie angemalt.
 

- - -
 

„Mom! Mom!“, die aufgeregte Stimme von Lily hallte durch den Flur, müde sah Ginny über das Gelände und lächelte: „Was ist denn mein Schatz?“

Strahlend verkündete die kleine Hexe: „Santa war da! Komm schnell!“ Dann lief sie wieder ins Wohnzimmer und Mrs. Potter konnte sich bereits bildlich vorstellen, wie ihre drei Sprösslinge aufgeregt in einer Reihe vor dem Kamin standen und nur auf die Erlaubnis warteten, ihren Socken plündern zu dürfen. „Ich weiß, aber sag Jamie und Al, dass wir erst Frühstücken und dann die Geschenke auspacken.“

Heftig nickte Lily und eilte zurück ins Wohnzimmer. Lachend drehte Ginny sich um und musterte ihren Gatten, der aus dem angrenzenden Bad kam. Noch immer waren die Augenbrauen so grün wie seine Augen. Im ersten Moment, als Harry sie vor einer Stunde geweckt hatte, hatte sie geglaubt, dass ein Angriff kurz bevor stand, schließlich wurde man nicht alle Tage von einem menschlichen Frosch aus dem Schlaf gerissen.
 

„Na, wie fühlt man sich als Santa Claus Gehilfe?“, witzelte sie und richtete mit einem Schwenker ihres Zauberstabs seine Augenbrauen. Das neue Farbpulver von George hatte es wahrlich in sich.

„Sei bloß still, es war ein Amoklauf, der von Voldemort hätte sein können.“ Harry zog sich rasch an und betrachtete dabei die verbliebene Farbe unter seinen Fingernägeln. Kaum merklich schüttelte er den Kopf. „Nächstes Jahr engagieren wir wen.“

Ginny kicherte und warf sich ihren roten Bademantel über. In der Küche bereitete sie ein festliches Frühstück vor und ließ ihre drei Kinder dabei kaum aus den Augen. Denn wie zu erwarten standen sie tatsächlich in einer Reihe und starrten artig ihre Socken vor dem Kamin an. Erst als der Geruch von frischen Pfannekuchen durch das Haus zog, bequemten sich die drei und ließen sich hinter dem Küchentisch nieder.
 

„Wer hätte das gedacht“, sprach James gähnend und Lily grinste ihn breit an: „Jaha, Santa gibt es! Du hast selbst gesehen das er ins Haus gekommen ist, ohne das unsere Fallen hoch gegangen sind.“

„Eure Fallen?“, Harry trat in die Küche und knöpfe sich das Hemd zu. Eifrig nickte Albus: „Ja, Santa hat sogar noch aufgeräumt, denn die Treppe ist Fallenfrei, der Flur, die Küche und bestimmt auch die Besenkammer. Ich frage mich, ob er auch ins Gästeklo gegangen ist.“ Lily griff zu ihrer Tasse Kakao: „Bestimmt.“

In Harrys Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Er zog seinen Zauberstab aus der Hosentasche und machte sich auf, dass Gästeklo von der Falle zu befreien. Kurz legte er über sich selbst einen Schweigezauber, damit seine Kinder nicht mitbekamen, dass er ein kleines krummes Ding drehte. Doch kaum das er am Ende des Ganges besagte Tür erreicht hatte, hörte er, wie sich jemand durch den Kamin ankündigte. Sprich; jemand wollte zu ihnen flohen.
 

Ginny gab gerade die Erlaubnis, als im Wohnzimmer etwas explodierte. Roter Glitzerstaub mit goldenen Sternchen schwebte durch den Flur, sofort eilte Harry zurück und stieß dabei fast mit seiner Frau zusammen.

„Was bei Merlins Unterhose-!“, begann Ginny, doch ihr blieben die Worte im Hals stecken, als sie Ron gefesselt von Lametta auf dem Boden erblickte. Enttäuscht schob Lily sich an ihren Eltern vorbei, mit vorgeschobener Unterlippe sah sie zu ihrer Mutter auf.
 

„Du hast gelogen. Santa kommt gar nicht durch den Kamin! Er benutzt wie alle anderen die Tür.“
 

E N D E.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (13)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  mudblood
2012-02-29T19:32:34+00:00 29.02.2012 20:32
Huhu :)

Eine wundervolle und sehr süße Geschichte. Du hast es echt drauf, durch "Kinderaugen" zu schauen. Großes Lob x)
Von:  -Nami
2012-01-02T02:43:29+00:00 02.01.2012 03:43
hi

so dann hole ich auch die restliche Kommentare auf :)
Diese Geschichte ist einfach zum schießen! Ganz ehrlich ich musste wirklich lachen, weil ich mir das ganze gut vorstellen konnte.
Deine Drei Potters sind himmlisch!! Und deine Idee - einfach wundervoll.
Zu dem muss ich auch sagen, dass deine Bilder toll sind!
Ich bin immer ganz neidisch, wenn ich deine Bildchen sehe.

Also im ganzen ein wundervoller OS mit viel Humor :]

liebe Grüße -Nami
Von:  Petulia
2011-12-23T20:09:15+00:00 23.12.2011 21:09
haha Neo-TOdesser!

wie wundervolL! ich liebe kinder und deine geschichte war SO ueberzeugend und wahrheitsgetreu geschrieben! armer harry :D aber so ist das nun mal, wenn man vater wird!

wirklich einzigartig klasse!
Von: abgemeldet
2011-12-21T08:05:18+00:00 21.12.2011 09:05
Was für eine wunderbare Geschichte :)
Der arme Ron hat mir schon ein wenig Leid getan ;)

Liebe Grüsse
Von:  Friday_Ocean
2011-12-18T18:41:04+00:00 18.12.2011 19:41
Oh Gott! Ich habe ja noch etwas vergessen!

Diese Bilder! Sie sind so göttlich!
Besonders das Bild von Lily ist so göttlich niedlich!
Du bist eine wahre Perfektionistin!
Von:  Friday_Ocean
2011-12-18T18:35:18+00:00 18.12.2011 19:35
Liebe Dahlie!
Ich weiß nicht WO ich anfangen soll mit meinen Lobgesang...
Ich hatte nicht erwartet dass Du so eine Fanfic schreibst. Mit Deinen Angaben hatte ich mit etwas völlig anderes gerechnet... Du überraschst mich immer wieder! Immer und immer wieder... Wie schaffst Du das bloß?

James, Albus und Lily sind purer Zucker! Harry und Ginny können glücklich sein, drei so aufgeweckte Kinder zu haben.
Es ist wirklich interessant, bei den drei Kindern zu sehen, wie unterschiedlich sich doch das Alter auswirkt. James glaubt nicht mehr wirklich an Santa und Lily glaubt noch fest an ihn, während Albus sich nicht entscheiden kann.
Daran merkt man dass Du Kinder einfach kennst und sie verstehst. Solche Beobachtungen kannst auch nur Du so hinreisend wundervoll festhalten, dass mir das Herz aufgeht!
Harry als liebender Vater. Ich habe Tränen gelacht! Er war so wundervoll Hilflos und musste natürlich erst an das schlimmste denken! Kleine Scherzartikel bringen ihn aus der Fassung. Grandios diese Idee! Deine Phantasie ist mehr als Gold wert!

Ich habe Dir wirklich zu danken! Zum einen, weil Du mir diese wundervolle, zuckersüße Fanfic gewidmet hast und zum anderen, weil ich endlich in Weihnachtsstimmung gekommen bin. Und das verdanke ich nur Dir!

Vielen, vielen, vielen lieben Dank!
Ich wünsche Dir schon jetzt einmal frohe Weihnachten, obwohl ich denke, dass Du schon lange in Stimmung dafür bist!
Deine Zartherb

Von:  sunny3291
2011-12-18T16:21:53+00:00 18.12.2011 17:21
*lol*
Ich krieg mich kaum noch ein vor lauter Lachen.
Das ist einfach nur eine geniale Idee. Armer Harry!!
Wirklich wunderschön geschrieben.

lg sunny
Von:  Herzkirsche
2011-12-18T10:16:06+00:00 18.12.2011 11:16
Ich liebe es. :) Hach, es sollte viel mehr geben, was die Kindheit von der Next Generation thematisiert. :) Du machst wie immer einen wundervollen Anfang. Deine Ideen sind wirklich richtig zucker. :)

Liebe Grüße
Von: abgemeldet
2011-12-18T10:13:49+00:00 18.12.2011 11:13
Geniale und total süße FF. Die ist dir wirklich super gelungen. Hach, da möchte man glatt wieder klein sein. Ich finde den kleinen Al am niedlichsten, so unsicher aber doch bereit mit seinen Geschwistern herauszufinden ob es Santa wirklich gibt.

Die Chara-Bilder sind auch toll wobei ich wieder Al's Bild am schönsten finde. Sooooo niedlich!
Von:  Lionness
2011-12-17T16:43:18+00:00 17.12.2011 17:43
Hey,

ich hatte diese Geschichte hier einfach angeklickt und dabei gar nicht auf den Autor-Namen geachtet. Ich also ganz objektiv mir die Bilder angeschaut-die ich absolut süß und hübsch fand-, habe mir die Beschreibungen durchgelesen und gedacht, super das könnte interessant werden.

Dann habe ich die Geschichte gelesen.(Noch immer hatte ich gar nicht bemerkt das dieses Werk von dir ist)
Die Geschichte war so witzig, schön und toll beschrieben, das ich ganz hin und weg war. Die drei Potter Kids sind dir so authentisch und naiv kindisch gelungen das ich fast durchweg am Schmunzeln war. Richtig cool wurde es natürlich als Harry Potter seinen wohl schlimmsten Einsatz meistern musste. Man was stellt man nur alles als Kinder an, meine Geschwister und ich haben solche Fallen auch mal aufgestellt. Allerdings hat mein Dad nicht so cool reagiert. xD

Es war jedenfalls so gut, das ich ab Seite zehn dann dachte, oh wer schreibt das denn, die Wortwahl und Beschreibungen sind echt gut und als nächstes -kurz bevor ich nach dem Namen guckte- dachte ich, ich müsste sie dir empfehlen. *lol* Das hat sich jetzt wohl erledigt.

Eine fantastische Weihnachtsgeschichte, wirklich wundervoll.

liebe Grüße Lio


Zurück