Zum Inhalt der Seite

The Same Old Song

A SasuSaku Lovestory
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ^^
Ich habe es gewagt... Hier ist meine allererste SasuSaku-FF. (Zumindest soll sie eine werden.)
Entgegen meiner üblichen Art, werde ich versuchen die Charaktere IC zu halten. Ich bin selbst gespannt, ob ich es schaffe und wenn ja, wie gut. Über Reviews würde ich mich also freuen, egal ob welche mit oder ohne oder ausschließlich Kritik.
Fehler jeglicher Art dürfen mir natürlich aufgzeigt werden, damit ich sie zukünftig vermeiden kann.
Na dann werde ich mal aufhören sinnlos rumzulabern und lass euch lesen. (Als hätte ich euch hiermit davon abhalten können ^^)
LG payly Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ^^
Zuallererst mal: Ein gaaaaaaanz großes Dankeschön an die liebe Em. Sie hat mir nämlich ein Review dagelassen... DANKE!! =DD
Natürlich auch Danke an alle anderen, die sich das erste Kapitel angetan und beschlossen haben, auch dieses hier zu lesen.
Fehler dürfen mir gerne wieder gezeigt werden, ich beiße nicht ^^
Ganz, ganz, ganz liebe Grüße
payly Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ^^
Hier ist das neue Kapitel. Diesmal bin ich mir nicht ganz sicher, ob Titel und/oder Zitat passt/passen, aber ich hoffe einfach mal, dass es so ist.
Wie immer freue ich mich über Verbesserungsvorschläge, Kritik, Lob, Favoriteneinträge, Nachrichten und jeden Leser.
So, ich hör dann mal auf so viel vorneweg zu labern.
GGGLG payly Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ^^
Zuallererst einmal: Großes Danke an Em und Ino_chan13für ihre Kommentare =DDD DANKEEEE!!!
Als nächstes: Danke an alle, die sich das hier immer noch antun ^^
Als letztes: Irgendwie finde ich das Kapitel schwach. Hm. Mal sehen, was ihr davon haltet...
GGLG payly Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir leid?
Ich weiß, schwache Sache, aber es tut mir wirklich wirklich wirklich wirklich wirklich ganz dolle leid! Auch wenn ich nix dafür kann, dass es erst jetzt weiter geht und ihr so lange auf dieses Kapitel warten musstet. (Wenn ihr denn gewartet habt & nicht froh darüber war, dass ich aufgehört habe irgendeinen Mist zu verzapfen?) Da ich aufgrund meinem Geburtstag, der Feiertage, einem zweiwöchigen Praktikum und der dazugehörigen Praktikumsarbeit (, welche ich noch immer nicht fertig habe ._.) keine Zeit/Lust hatte weiterzuschreiben, hat sich dieses Kapitel ein wenig... nennen wir es mal rausgezögert. Außerdem ist der Titel schon irgendwie... doof. Oder so. Als kleine Entschädigung hab ich aber zwei Songtextausschnitte eingebaut =D Der erste ist von P!nk (mal wieder ^^) und der zweite von Hawthorne Heights.
Ich hör dann mal auf, euch zu zulabern und mach mich vom Acker ^^
GGGGGGGLG payly =DDDDDDD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Diesmal ohne viele Worte, außer:
Danke an alle, die sich das hier IMMERNOCH antun, ´nen Favo gesetzt oder mal ´nen Kommi dagelassen haben <3 DANKE!
LG payly Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Schande über mein Haupt!
Zwei Wochen! Und die Hälfte dieser Zeit gammelt das Kapitel schon fast fertig auf meiner Festplatte rum. Aber heyyy... jetzt ist es ja fertig =DDD
Ein gaaaaaaanz großes Danke geht an Aki23 und nutellafan. Danke auch an alle, die sich das hier sonst noch antun.
GGLG payly Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heyyy ... eine Woche! Ich bin stolz auf mich, ihr auch? =D
& um ehrlich zu sein: Dieses Kapitel hat mich echt gequält. Vor allem der Titel. Ich bin froh, dass ich es endlich fertig geschrieben habe. =)
Gaaaaaaanz großes Danke geht an -Tia- und nutellafan für ihre tollen Reviews =DDDD DAAAAAAAANKEEEEEEEE <33333
GGGLG auch an den Rest von euch kleinen Schwarzlesern ;D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ihr kleinen Knallfrösche =D
Man merkt, ich bin gut gelaunt. Obwohl ich einen Tag zu spät bin mit dem Kapitel. Als kleine Entschuldigung ist das Kapitel ein klitzekleinwenig länger geworden als die vorherigen (8 Seiten! =D ).
Ein gaaaaanz großes Danke geht an CupcakeCat für ihr Review. DAAAANKEEEE!!! =DDDD
Danke auch an alle anderen, die sich das hier antun und es bisher zu ihren Favos genommen haben (Ihr macht mich glücklich, Leute!! :*****).
Lalilu bis bald & GAAAAAAANZ Liebe Grüße <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen =DDDD
Ein extrem dankvolles [?] Daaankeeee geht an die liebe nutellafan für ihr wunderwunderwundervolles [und extrem langes O.o xD] Kommentar. <3
Ganz ganz liebe Grüße [auch an alle anderen Knallfrösche]. <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen! ^^
Da bin ich wieder. Mit einem neuen Kapitel! =DDD
Okay, ich weiß, ich bin extreeem spät dran & das tut mir auch ganz ganz ganz doll leid, aber irgendwie bin ich nicht richtig aus´m Knick gekommen. I´m very sorry. =(
Ein großes Danke geht an Kita-Kitsune, CupcakeCat, nutellafan & Kleines Engelschen für ihre Kommentare zum letzten Kapitel. DAAANKEEE!!! <3
Ganz liebe Grüße auch an alle anderen. ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen. <3
Es ist halb zehn Uhr frühs und ich sitze gerade mit meiner Schwester auf meinem Bett rum. Totaaal sinnlos in den Ferien so früh aufzustehen. Aber was tut man nicht alles für die Familie?
Alsoooo... Sorry wegen dem einen Tag Verspätung, aber ich bin dabei mein Hinterherhinken aufzuholen. ^^
Ein riesengroßes Danke geht an Kita-Kitsune, Kleines Engelschen, CupcakeCat & nutellafan für ihre wundervollen (und regelmäßigen O.o xD) Kommentare. <3
Ein weiteres Danke geht an alle, die diese Story favorisiert haben. <3
Hach, ihr macht mich glücklich. =D
Ganz liebe Grüße auch an alle anderen kleinen Schwarzleser da draußen. ^^ <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche einen wundervollen guten Samstag(nach)mittag! <3
Da ich die Woche über von meinem kreativen Geist gequält wurde, ist das neue Kapitel bereits seit gestern fertig. Jedoch komme ich erst heute dazu es hochzuladen, was ja trotzdem ein Tag früher ist als üblich. Hach, bin ich begeistert von mir. x]
Ein ganz großes Danke geht an wolfgang_binder und CupcakeCat für ihre Kommentare zum letzten Kapitel. <3
Weiterhin möchte ich allen anderen danken, die diese FF bisher favorisiert haben (37 Mal!! =D). <3
Hach, bin ich glücklich. Deswegen gibt´s virtuelle Kekse für alle! *Kekse hinstell*
Sooo, ich denke, ich hab genug gelabert, weshalb ich mich nun aus dem Staub mache und euch allen noch ein schönes Wochenende, ein wundertolles Osterfest und einen gaaaaanz lieben Osterhasen, der gaaaaaanz viele Ostereier für euch dalässt, wünsche! <3
Ganz liebe Grüße aus meinem sonnendurchfluteten Zimmer. x) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Sonntagabend! <3
Ein gaaaaaanz großes Danke geht an -Tia-, Kleines-Engelschen, Ushia-sama2011, wolfgang_binder, Burlesque, CupcakeCat & Valentine für ihre wundervolltollen Reviews! <333
Natürlich auch ein Danke an alle anderen Leser. ^^
Gaaanz liebe Grüße. <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wundervollen Sonntag(nach)mittag! <3
Da mich die Schule die ganze letze Woche total in Anspruch genommen hat, hatte ich schon befürchtet, dass ich dieses Kapitel nicht pünktlich fertigstellen könnte... Tatsächlich hab ich´s aber doch geschafft! =DD Dieses etwas lange Kapitel (acht Seiten! xD) entstand an nur einem Tag und das auch nur dank der Hilfe einer Freundin, die mir in den Arsch getreten hat. Also geht alles Danke an sie. ^^
Weiterhin geht noch ein ganz großes fettes Danke an Ushia-sama2011, DarkBloodyKiss, lady-cupcake, Burlesque, nutellafan, Kleines-Engelschen, -Tia- & CupcakeCat für ihre lieben Reviews, dank denen ich mich auch immer wieder wie in den Arsch getreten fühle. xD DAAAANKEE!! <33333
So, jetzt hab ich aber genug gelabert, ich wünsch euch noch einen schönen Restsonntag & eine tolle Woche. <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen sonnigen Nachmittag!
Oh Gott, es tut mir wirklich furchtbar leid, dass ich einen Tag zu spät bin. Und ich hab nichtmal wirklich eine Entschuldigung außer chronische Unlust. ._. Aber irgendwie habe ich zur Zeit so viel zu tun und bin total beschäftigt mit den Vorbereitungen für meinen zweiwöchigen Kanadaaustausch, weshalb ich froh bin, wenn ich einfach mal nichts tun kann. Argh, ich weiß ich bin furchtbar. :(
Und es tut mir auch wahnsinnig leid, dass dieses Kapitel so kurz (nur sechs Seiten x.x) und so scheiße geworden ist, irgendwie war ich schonmal besser im Schreiben. :(((( Da ich dieses Kapitel (aufgrund meiner Verspätung) so schnell wie möglich posten wollte, ist es noch nicht von meiner Beta gelesen worden, daher dürft ihr mir gerne die Fehler um die Ohren hauen. Vielen Dank dafür schon mal. ^^
Weiterhin geht ein großes Danke an Kita-Kitsune, -Tia-, DarkBloodyKiss, Kleines-Engelschen, Ushia-sama2011, Burlesque, nutellafan, blackroseofsakura, Valentine_ für ihre lieben Kommentare. [NEUN!! Verdammte Scheiße, ich bin sooo glücklich!! *______* ] DANKE!! :****
So, das war´s dann von mir, ich wünsche euch allen noch ein paar wunderschön sonnige Tage, bis demnächst! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Sonntagabend! <3
Da dies hier das wahrscheinlich letzte Kapitel ist, das ich in den nächsten drei Wochen poste (weil wegen Kanadaaustausch und so. ^^), will ich mich nochmal gaaaaaaanz herzlichst bei allen bedanken, die mir bisher ein Review dagelassen haben oder diese Story favorisiert haben oder die diese Storie überhaupt lesen. DANKE! <333
Ein weiteres großes Danke geht an -Tia-, Ushia-sama2011, wolfgang_binder, CupcakeCat, DarkBloodyKiss, Kleines-Engelschen, Burlesque und nutellafan für ihre Reviews zum letzten Kapitel. <333
Ich wünsch euch allen noch eine schöne Woche! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Naaaaaaaaa, Hallo! xD
Da bin ich wieder! Nein, ich musste nicht vorzeitig nach Hause zurückreisen, warum auch immer. Ich bin tatsächlich noch immer in Kanada und poste trotzdem ein Kapitel. Bin ich gut oder was? xD
Ich will auch gar nicht sooo viel labern, sondern eigentlich nur schnell danke sagen und mich dann wieder vom Acker machen. ^^
Daher hier ein schnelles Danke an Kleines-Engelschen, -Tia-, Ushia-sama2011, nutellafan und DarkBloodyKiss für ihre Kommentare zum letzten Kapitel. <3
Gaaaaanz liebe Grüße aus Kanada & eine wunderschöne Woche! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wunderschöne Samstagnacht! :D
Ich bin grad soooooo munter, weil ich den halben Tag geschlafen habe und für mich grad eh irgendwie früher Abend ist (weil wegen Jet Lag und so. xD), dass ich mir dachte, dass ich das Kapitel ja auch jetzt schnell posten kann. xDD
Von daher hier ein groooooßes Dankeschön an
-Tia-, sasusaku15, Kleines-Engelschen, Valentine_, Ushia-sama2011, nutellafan, KrisZei und DarkBloodyKiss für ihre lieben Reviews zum letzten Kapitel. <3
Ich wünsch euch schöne Pfingsten und eine gute Nacht! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen Sonntagnachmittag!
Da bin ich wieder. Und habe das ZWANZIGSTE Kapitel im Gepäck. Meine Güte, ich hätte nie gedacht, dass ich so weit kommen würde, aber wie man sieht, hab ich es doch geschafft und woaw... Ich möchte euch alle gaaaaaanz doll dafür knuddeln, dass ihr mir immer so lieb Kommentare hinterlassen habt (Das sind mittlerweile 75 Stück!! *_* ) und diese FF favorisiert habt (58 Leute. :O *_* ). Hach, ich bin soooooouw gerührt. *__________*
Ein ganz großes Danke geht an Yleia, -Tia-, DarkBloodyKiss, Valentine_, Kleines-Engelschen, Burlesque, LICRM, Ushia-sama2011, KrisZei und nutellafan für ihre Kommentare zum letzten Kapitel. <3 Meine Güte, ZEHN Leute, die mir ein Kommentar zu nur einem einzigen Kapitel dagelassen habe. Ich glaube, ich bekomme einen Herzinfarkt. xDDD
Als kleines Dankeschön an euch alle, habe ich mir gedacht, dass dieses Kapitel nicht wie üblich acht Seiten, sondern diesmal zehn Seiten umfasst. Von daher nochmal ein großes Danke an euch alle und noch eine wunderschöne Woche!
Liebe Grüße! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen Montag! :D
Der eine Tag Verspätung tut mir wirklich Leid, aber mein Wochenende war furchtbar anstrengend und voll mit Terminen, weshalb ich es erst heute schaffe das neue Kapitel zu posten. Ich hoffe, dass mich deswegen jetzt keiner hasst? D:
Wie ihr sehen werdet, habe ich die zusätzlichen Absätze diesmal rausgelassen, einfach weil ich zu faul zu bin. xD Von daher sehen die Kapitel ab sofort zwar kürzer aus als die vorherigen, jedoch umfassen sie weiterhin sieben beziehungsweise acht (und in Ausnahmefällen mehr) Seiten. ^^
Ein großes Danke geht an Burlesque, Ushia-sama2011, -Tia-, Kleines-Engelschen, tenten-chan94, DarkBloodyKiss, nutellafan und LICRM für ihre lieben Reviews zum letzten Kapitel!<3333
Ich wünsch euch allen eine schöne & sonnige Woche. :D
Liebe Grüße! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Sonntagabend wünsche ich! <3
Jaa, ich lebe auch noch. Und ich schäme mich. :( Ich weiß, ich bin zu spät (eine Woche) und das tut mir Leid. Wirklich. Aber irgendwie leide ich zurzeit unter akuter Schreibfaulheit. Und dazu kommen noch die ganzen Arbeiten... Gott sei Dank ist das bald vorbei. Dann kommen die Kapitel auch wieder pünktlich. ^^
Ein gaaaaaanz großes Danke an Kleines-Engelschen, DarkBloodyKiss, Ushia-sama2011, tenten-chan94, Valentine_, LICRM und KrisZei für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel. Danke ihr Süßen! ;*** <33
Ich wünsch euch allen noch eine schöne Woche & bis bald. ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen~! :D
Ich freu mir grad voll den Keks, weil ich endlich mal wieder pünktlich bin, ihr auch? :DDD
Jedenfalls ein gaaaaaanz großes Danke an DarkBloodyKiss, KrisZei, Kleines-Engelschen, LICRM, UchihaSasuke und tenten-chan94 für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel. <333 :***
Ich wünsch euch noch eine wundervolle Woche. <3 :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine wunderwunderwunderwunderschöne Dienstagnacht! <33
Ich weiß, ich bin zu spät. Ganze drei Wochen und zwei Tage. Und das tut mir wirklich wirklich wirklich Leid. Ich hatte ein ekliges Schreib-Down, auch bekannt unter Sommertief, welches mir jegliche Nerven geraubt hat. Während dieses Sommertiefs habe ich das Kapitel ungefähre siebenundzwanzig Mal neu geschrieben und beinahe genauso oft eine totale Krise bekommen.
Dank einiger liebevoller Arschtritte und mit viel Kaffee durchgemachter Nächte hab ich es aber jetzt endlich geschafft. Hier ist es also: Das neue Kapitel.
Ein gaaaaaanz großes Danke geht an Kleines-Engelschen, KrisZei, DarkBloodyKiss, LICRM, tenten-chan94, RikkuX-2, Ushia-sama2011 und nutellafan für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel. Dankeeee!! :****
Uuuuund: Diese FF hat mittlerweile über 100 Kommentare!! Gott, ich freu mich wie ein Hühnchen auf Hasch xDDD Danke, danke, danke, danke, danke, danke, danke, danke, danke und nochmals danke dafür!!! :*******
Ich hör dann mal auf hier rumzulabern und lass euch das Kapitel lesen. ^^ (Als kleine Entschuldigung ist es ein bisschen länger geworden als üblich.)
Liebe Grüße & eine wunderschöne Woche! <33

P.S.: Sorry wegen der Schleichwerbung. ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wunderschöne Sonntagnacht! <33
Ich wollte das Kapitel eigentlich schon vor fünf Stunden online stellen, aber irgendwie hasst mich die Telekom. Jedenfalls ist mein Internet abgekackt und hat mich am Posten gehindert. Aber heyyy, es funktionier wieder. :DD
Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, dass in diesem Kapitel die anderen Charaktere auch mal wieder vorkommen, aber irgendwie ist die Frühstücksszene etwas lang geworden und so... handelt das gesamte Kapitel vom Sonntag. Ich hoffe, dass ihr es mir vergeben werdet. ;D
Ein gaaaaaaaaanz großes Danke geht an _SasuSaku_, CupcakeCat, DarkBloodyKiss, Ushia-sama2011, CherrySakura, Kleines-Engelschen und KrisZei für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel. <3
Ich wünsch euch eine schöne Woche und bis bald. :DD
Liebe Grüße. <33 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen Sonntagabend! <3
Zuerst einmal: Der Kapiteltitel ist scheiße. Wenn irgendjemand eine Idee für einen besseren Titel hat, immer her damit. ^^
Als näääächstes: In diesem Kapitel tauchen mehrere (3, um genau zu sein) Musikstücke auf.
1. Das Zitat zu Beginn und das, was Sakura im Laufe des Kapitels vor sich hin singt, ist aus "Primadonna" von Marina & The Diamonds. http://www.youtube.com/watch?v=4SG4nSCujqg
2. Der Song, den Hinata und Sakura für das Weihnachtskonzert proben, ist eine andere Version von "River flows in you" von Yiruma. http://www.youtube.com/watch?v=0bNiBwNw4Cs&feature=related
3. Sakuras Klingelton ist "Pocketful of Sunshine" von Natasha Bedingfield. http://www.youtube.com/watch?v=JjcHNEg-bKQ
Und zum Schluss: Ein gaaaaanz großes Danke geht an LICRM, RikkuX-2, CherrySakura, DarkBloodyKiss, Ushia-sama2011, Manga3, KrisZei, tenten-chan94, Kleines-Engelschen, UchihaSasuke und PROTOTYPE für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel. <33
Uuuuuuuund: OH MEIN GOTT!!! Für das letzte Kapitel gab´s elf Kommentare (was mehr als zehn sind), weshalb ich mir einen MONSTERKEKS freue. :DDD DANKE IHR SÜßEN!! <33 :**
Ich wünsch euch eine schöne Woche und ein bissche mehr Sonne als ich derzeit abbekomme. >.< xDD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen~! <3
Sorry wegen der kleinen Verspätung, ich laber auch nicht viel rum deswegen, sondern sag nur schnell danke und lass euch dann zufrieden. ^^ (Ich hab nämlich bemerkt, dass es eh niemanden interessiert was ich hier hinschreibe also halte ich mich heute mal kurz. xD)
Ein großes Danke geht an oOTenshi-EngelOo, CherrySakura, Kleines-Engelschen, DarkBloodyKiss, Ushia-sama2011, Manga3, PROTOTYPE, nutellafan, LICRM und Quenny für ihre lieben Reviews zum letzten Kapitel! :3
Liebe Grüße! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen~! <3
Ich weiß, ich bin schon wieder zu spät, tut mir auch mega Leid, aber ich komm derzeit irgendwie nicht so recht zum Schreiben.
Jedenfalls fass ich mich diesmal kurz und sag nur schnell danke, dann lass ich euch in Ruhe.
Ein gaaaaanz großes Danke geht an UchihaSasuke, CherrySakura, Kleines-Engelschen, DarkBloodyKiss, oOTenshi-EngelOo, KrisZei, Manga3, Ushia-sama2011, LICRM, grueneskaetzchen und nutellafan für ihre lieben Reviews zum letzten Kapitel. :3
Liebste Grüße! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wuuunderschönen guten Abend! :DD
Ich weiß, es ist weder Sonntag, noch der Sonntag von vor vier Wochen und dafür mag ich mich entschuldigen, alsoo: Es tut mir leid! :(( Aber ich hab seit gut fünf Wochen so viel mit der Schule zu tun, dass ich zu eigentlich nichts mehr komme. Aaaber egal jetzt, das neue Kapitel ist fertig, das nächste bereits in Planung und die Ferien kommen auch bald. :DD
Ein gaaaaanz großes Danke geht an DarkBloodyKiss, tenten-chan94, Quiana, Ushia-sama2011, grueneskaetzchen, oOTenshi-EngelOo, Manga3, CherrySakura, PROTOTYPE, Kleines-Engelschen, LICRM und KrisZei für ihre Kommentare zum letzten Kapitel. :**
Ich wünsch euch allen ein schönes Wochenende mit ein paar Sonnenstrahlen; Liebste Grüße! <3

EDIT: Den Ino-Absatz habe ich doch noch in die er-Perspektive umgeschrieben, einfach damit der Absatz in das restliche Konzept der FF passt. Ich bitte um Verzeihung wegen der Verwirrung, der späten Änderung und dem langen Warten auf das neue Kapitel. Liebe Grüße! :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Samstagabend! <333
Zu Beginn nur ganz kurz die zwei wichtigsten Dinge:
1. Das Kapitel spielt am Freitagabend, ist also eine Art Flashback. Außerdem ist es komplett aus der er-Perspektive geschrieben.
2. Ein gaaaaaanz großes Danke geht an grueneskaetzchen, Kizaki, oOTenshi-EngelOo, _SasuSaku_, DarkBloodyKiss, Ushia-sama2011, BlackSakura, Quiana, Kleines-Engelschen, KrisZei, Valentine_, LICRM, nutellafan, tenten-chan94 für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel. :***
Alles andere, was ich noch zu sagen habe, steht am Ende des Kapitels. ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ihr Lieben! :D <3
Ja, ich lebe noch, wie ihr seht. Und ich schreibe auch wieder. Nach fast einem Jahr hat mich tatsächlich mal wieder die Schreiblust gepackt - woran hauptsächlich Musik von The Eden Project Schuld ist :D - und das Ergebnis seht ihr hier. :D
Es tut mir extrem leid, dass es so ewig gedauert hat - und hasse mich auch ein bisschen selber für - aber früher kam einfach nichts gescheites aus meinem Kopf. Wenn ihr jetzt gerne Schimpftiraden ablassen möchtest: Immer her damit, ich hab´s verdient. :(
Ein gaaaaaanz großes Dankeschön geht natürlich an alle, die trotz der großen Pause immer mal wieder nachgefragt und unglaublich viel Verständnis gezeigt haben. Vielen Dank dafür, das hat mein Herz immer wieder auf´s Neue erwärmt! :**** <33
Vielen lieben Dank natürlich auch an all jene, die zum letzten Kapitel ein Review dagelassen haben, dazu zählen diesmal: sanchan, DarkBloodyKiss, BlackSakura, Kleines-Engelschen, SakuraBlossoms, Mika-cha, twunicorn, MaryLu, -Sorvana-, LikeParadise, SakuraBlossoms & Sakura_cookie
Ich wünsche euch allen noch ein paar schöne restliche Apriltage und dann einen supersonnigen Mai - wer weiß, wann wir uns das nächste Mal lesen x/D
Herzallerliebste Grüße! <333 Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

The private hell of Sakura Haruno

Nanananana. I wanna start a fight. Nanananana. I wanna start a fight.
 

Leise vor mich her singend, ging ich die Straßen von Palm Valley entlang und zog meine Jacke enger um meine Schultern. Dafür, dass der Herbst gerade erst begonnen hatte, war es verflucht kalt hier.

Weiterhin den inspirierenden Klängen von P!nks Nummer-1-Hit „So What“ lauschend, stellte ich mich direkt neben eine etwas ältere Frau, welche ebenso wie ich darauf wartete, dass die Fußgängerampel auf grün umschaltete, sodass wir die Straße überqueren konnten.

Während ich also so dastand und wartete, begann ich meinen Kopf im Takt der Musik von rechts nach links zu bewegen, was nicht nur die ältere Dame neben mir, sondern auch die vier Schüler hinter mir verwunderte.
 

Als die Ampel endlich auf grün umschaltete, sah ich der älteren Dame ihre Erleichterung darüber an, dass sie nicht mehr neben der Bekloppten – also mir – stehen musste und grinste in mich hinein, während ich die Straße überquerte und mich schließlich nach links wandte, um zu meiner zukünftigen Schule zu gelangen.

Die vier Schüler hinter mir schienen es etwas eiliger als ich zu haben, da sie sich unsanft an mir vorbeidrängten und schließlich – weit vor mir – um die nächste Ecke bogen und damit aus meinem Sichtfeld verschwanden.
 

Nachdem auch ich endlich die besagte Ecke passiert hatte, erkannte ich bereits von weitem mein Ziel: Ein großes Backsteingebäude, umgeben von einem mehr mit Gras als mit Pflastersteinen ausgelegten Hof und einer fast zwei Meter hohen Mauer. Sah gar nicht mal so schlecht aus, wenn man die Schmierereien an der Mauer ignorierte.

Ich blieb für einen kurzen Moment stehen und betrachtete das Gebäude, beobachtete die Schüler, welche durch den Haupteingang auf den Hof strömten. Hier könnte es mir gefallen. Vielleicht. Mit einem schnellen Griff in meine Jackentasche drehte ich die Musik etwas leiser und strich mir schließlich mein rosa Haar aus dem Gesicht, bevor ich weiter auf das Haupttor zuging. Als ich eben jenes passierte, festigte sich mein Griff um meine Tasche ein wenig mehr und mein Herz begann den Takt des Liedes nachzuschlagen.

Okay, ich war aufgeregt. Aber so schlimm war es bis jetzt ja noch gar nicht. Immerhin hatte ich bis jetzt noch mit niemand kommunizieren müssen.
 

Kurz sah ich mich auf dem Schulhof um und erblickte ein paar Leute, die sogar noch schräger als ich aussahen: Da war zum Beispiel ein Typ mit blauen Haaren und einem Monstergrinsen. Dann eine etwas zierliche - ebenfalls blauhaarige- Schülerin mit einer Papierrose im Haar, welche direkt neben einem Typen mit Karottenfrisur und unzähligen Piercings stand. Obwohl die Karottenfrisur etwas ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig war, empfand ich die Piercings des Typen als ziemlich geschmackvoll. Schlecht sah er auf jeden Fall nicht aus.

Schnell warf ich einen Blick auf mein Handy und musste feststellen, dass mein Unterricht in zwei Minuten beginnen würde und ich absolut keine Ahnung hatte wohin ich musste. Okay, man hatte mir gesagt, dass ich zuallererst zur Direktorin gehen sollte. Aber wo war die bitte?

Etwas planlos sah ich mich erneut um und drehte mich sogar zweimal im Kreis, bis ich ein kleines Schild an einer Hauswand entdeckte, welches wohl den Haupteingang ausweisen sollte. Erleichtert über meine Entdeckung machte ich mich sogleich auf den Weg dorthin und schnitt auch erst einmal dem nächstbesten Schüler den Weg ab, der wohl gerade an mir vorbeigehen wollte.
 

Erschrocken drehte ich mich zu ihm und hob entschuldigend meine Hände, wollte gerade zu einem- wohl gestottertem- „Entschuldigung.“ ansetzen, als der Typ einfach eiskalt weiterging. Er hatte mich nicht einmal angesehen!

Leise ein „Arrogantes Arschloch.“ murmelnd, machte ich mich wieder auf den Weg zum Haupteingang, welchen ich- Gott sei Dank! – ohne weitere Zwischenfälle erreichte und auch passierte.

Drinnen sah ich mich mit dem nächsten Problem konfrontiert: Ich hatte keine Ahnung in welches Stockwerk ich musste, geschweige denn ob nach rechts oder links. Die Zimmernummer des Direktorinnenbüros hatte ich natürlich auch nicht.

Da blieb mir wohl doch nur eine Möglichkeit: Ich musste mich durchfragen. Verwundert über die Tatsache, dass trotz baldigen Unterrichtsbeginns noch so viele Schüler auf den Gängen unterwegs waren, verpasste ich meine ersten fünf Chancen jemanden anzusprechen und tippte schließlich ein Mädchen mit schwarzen Haaren an.

„Entschuldige bitte. Ich bin neu hier und suche das Büro der Direktorin. Kannst du mir vielleicht sagen wo das ist?“

Das Mädchen vor mir errötete leicht, jedoch nickte sie sofort lächelnd und begann mir überaus freundlich zu erklären, dass ich die Treppe hinauf gehen und dann den rechten Gang nehmen sollte. Die letzte Tür rechts sei dann das Direktorinnenbüro. Ich bedankte mich bei ihr und folgte dann ihren Anweisungen, bis ich tatsächlich vor dem gesuchten Raum stand und anklopfte.
 

Die Frau, die mich keine zwei Sekunden darauf herein rief, begrüßte mich mit einem breiten Lächeln und einem freundlichen „Guten Morgen!“.

Während ich sie ebenfalls lächelnd begrüßte, betrachtete ich sie einen kurzen Moment und versuchte mir ein erstes Bild von ihr zu machen: Sie trug ihre langen blonden Haare in einem Zopf nach hinten gebunden, jedoch fielen einige Strähnen aus diesem heraus und umrahmten ihr Gesicht. Weiterhin wurde sie mit einem Körperbau gesegnet, um welchen beinahe jede Frau sie wohl beneidete: Kurven an genau den richtigen Stellen und eine Oberweite… Ihr Freund war sicherlich glücklich. Durch dies und dank ihrer Augen, welche Freundlichkeit und Selbstbewusstsein zugleich ausstrahlten, sah sie nicht viel älter als 25 aus.
 

„Guten Morgen, ehm…?“, begann ich und sah sie fragend an. Wie hieß sie gleich nochmal?

Anscheinend schien sie mein Problem sofort zu verstehen, da ihr Lächeln noch ein wenig breiter wurde und sie mir mit einem kurzen Wink zu einem der Stühle vor ihrem Schreibtisch erklärte: „Tsunade Senju, ich bin die Direktorin dieser Schule. Setz dich doch bitte. Ich nehme an du bist Sakura Haruno?“

Ich nickte und setzte mich auf den mir zugewiesenen Stuhl.

„Gut. Dann kommen wir zum Wichtigen: Ich freue mich natürlich dich auf unserer Schule begrüßen zu dürfen, Sakura. Jemanden wie dich kann unsere Schule- und vor allem unser Musikzweig- sehr gut gebrauchen.“

Wieder lächelte sie mir zu und ich spürte wie ich rot wurde. Woher wusste sie denn von meinen musikalischen Fähigkeiten? Was hieß hier eigentlich musikalische Fähigkeiten? Ich konnte ganz passabel Klavierspielen und dazu singen. So außergewöhnlich war das nun nicht.
 

„Da das Schuljahr bereits vor einigen Wochen begonnen hat, habe ich deine Lehrer gebeten Kopien von den bisherig bearbeiteten Materialien anzufertigen und sie dir in dieser Woche zukommen zu lassen. Deine Bücher hast du bekommen?“

„Ja.“

„Sehr gut. Dann bekommst du jetzt noch…“ Sie machte eine Pause und begann in einem Papierstapel vor sich herum zu kramen. Schließlich zog sie mehrere Blätter hervor.

„Hier hast du eine Kopie der Schulordnung, deinen Stunden- sowie einen Gebäudeplan – damit du dich hier nicht verläufst. Und hier irgendwo habe ich auch…“

Wieder brach sie ab und begann in ihren Papieren herum zu suchen. Mit einem “Da ist er ja!“ zog sie zwei Briefumschläge hervor und legte sie vor mich.

„Dieser hier“, sie tippte auf den kleineren der Beiden, „ist für dich. Darin befinden sich dein Schließfachschlüssel, dein Schülerausweis und deine Essensmarke. Verlierst du den Schlüssel oder die Marke kostet dich das zwanzig Dollar. Ein neuer Schülerausweis kostet nur fünf. Pass trotzdem gut auf alles auf!“

„Natürlich.“, ich nickte und schnappte mir die beiden Briefumschläge.

„Der Zweite ist für deine Eltern. Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes, nur rein informatives Schulkram. Gib die Zettel bitte bis Ende der Woche im Sekretariat ab, ja?“

Wieder nickte ich und verstaute sowohl den zweiten Umschlag als auch die Schulordnung in meiner Tasche, während ich den ersten Umschlag, meinen Stunden- sowie den Gebäudeplan in meine Jackentaschen stopfte.
 

„Gut. Ich glaube das wäre dann- Nein. Noch nicht ganz alles. Deine neue Klasse.“

Sie sah mich mit einem wohl bedeutungsschwerem Blick an und fuhr dann fort: „Natürlich wissen sie darüber Bescheid, dass sie heute jemanden Neuen dazu bekommen. Jedoch kennen sie weder deinen Namen noch deine bisherigen Zeugnisse oder, oder, oder. Dein Klassenlehrer ist Kakashi Hatake und, wenn ich den Plan richtig im Kopf habe, solltest du auch gleich in seinen Unterricht stolpern. Ich habe ihn gebeten heute einmal pünktlich zu sein.“

Letzteres schien sie eher zu sich selbst zu sagen, bevor sie leise seufzte und dann aufstand. „Ich denke es sollte alles gesagt sein. Wenn du noch Fragen hast, dann kannst du dich jederzeit an mich oder meine Sekretärin wenden. Oder natürlich an deinen Klassenlehrer. Na dann, viel Erfolg!“

Und damit entließ sie mich in meine ganz persönliche neue Hölle.

Hair and other trash

I just wanna be myself and I want you to know

I am my hair
 

Nachdem ich das Büro der Direktorin verlassen hatte, zog ich sowohl Stunden- als auch Gebäudeplan aus der Tasche, um herauszufinden, wo ich nun hingehen musste. Es war Montag, die erste Schulstunde, demnach hatte ich nun… Mathematik in Raum 220.

Mich dunkel an etwas erinnernd, blickte ich kurz auf und suchte nach den kleinen weißen Schildern, welche neben den Türen angebracht waren. Auf dem Ersten, welches ich entdeckte, prangte die Zahl 206. Das hieß ich war schon mal im richtigen Stockwerk.
 

Beide Zettel wieder in meine Taschen stopfend, wandte ich mich einfach mal nach links und ging zurück zu den Treppen. Dort angekommen sah ich mich erneut um und entdeckte einen Raum mit der Ziffer 210. Immerhin war ich in die richtige Richtung gegangen.

Etwas nervös begann ich zu summen, während ich weiterhin den Gang entlang ging und auf die Schilder sah. Als ich den gesuchten Raum bereits sehen konnte, fühlten sich meine Eingeweiden irgendwie falschherum an. Bleib ruhig, Sakura, es wird schon nicht so schlimm werden! In Gedanken mich selbst beruhigend brachte ich die letzten paar Meter hinter mich und klopfte schließlich am Raum mit der Ziffer 220 an.
 

Falls hinter der Tür Stimmen gewesen waren, so waren sie nun verstummt, bis ein leises „Herein.“ ertönte. Ich atmete noch einmal tief durch und drückte dann die Türklinke hinunter. Prompt schwang mir die Tür entgegen. Anscheinend hatte da irgendjemand ein Fenster offen gelassen, dass hier so ein Zug herrschte.

Innerlich die Welt verfluchend, trat ich ein und sah einfach nur zu dem Lehrer, welcher keine fünf Meter von mir entfernt halb auf einem Tisch saß und zu mir herüber sah. Abgesehen von seiner total windschiefen und grauen Haarpracht, sah er eigentlich ganz normal aus.
 

„Guten Morgen, mein Name ist Sakura Haruno. Ich-“

„Ah, die neue Schülerin. Komm rein, Sakura, wir warten schon auf dich.“

Häh? Wie jetzt? Wieso warteten die auf mich? Verwirrt schloss ich die Tür hinter mir und trat ein paar Schritte zum Lehrer hin, welcher mir freundlich entgegen lächelte, bevor er sich an die Klasse wandte: „Also Leute, das ist Sakura. Sie wird ab heute diese Klasse besuchen. Hinata, stehst du bitte kurz auf?“

Ein Mädchen in der zweiten Reihe erhob sich und ich erkannte sie als die, welche mir den Weg zur Direktorin verraten hatte.

„Sakura das ist Hinata. Sie wird dir in der Pause das Gebäude zeigen. Möchtest du uns etwas über dich erzählen?“
 

Okay, diesen Moment hatte ich erwartet. Ich, ganz allein, vor einer Horde Schüler, die alle ganz neugierig auf das pinke Huhn waren, welches ab heute mit ihnen in einer Klasse sein würde. Ein wirklich wichtiger Moment im Leben des pinken Huhns und genau deshalb hatte ich mir in den letzten fünf Tagen so viele verschiedene Antworten auf diese Frage überlegt, dass ich nun ein wenig überfordert war. Komm schon, Sakura! Du hast dich so gut auf das hier vorbereitet, da wird dir doch wohl ein wenig über deine Person einfallen, das nicht allzu peinlich ist!

„Mein… mein Name ist Sakura Haruno und ich bin 16 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Frankreich und pink ist meine Naturhaarfarbe.“ Ich lächelte leicht und ließ kurz meinen Blick über die Klasse schweifen. Ein schwarzhaariger Typ, der mir irgendwie bekannt vorkam, grinste. Da realisierte ich, was ich da eben von mir gegeben hatte und lief rot an.
 

Wie konnte ein einzelner Mensch – Entschuldigung, ein einziges pinkes Huhn – nur so dämlich sein? Ich hatte stundenlang die perfekte Antwort auf diese beschissene Frage gesucht und formuliert und jetzt gab ich so einen Müll von mir?!
 

„Gut. Wir haben noch ein paar Plätze frei, setz dich wohin du willst.“ Der Lehrer lächelte leicht und ich nickte nur, bevor ich meine Tasche etwas enger an mich drückte und an allen vorbei bis zur letzten Reihe ging, wo ich mich ans Fenster setzte.

Zwischen mir und dem nächsten Schüler lagen zwei freie Plätze, weshalb ich diesen Platz gewählt hatte. Auf ein Gespräch konnte ich nun definitiv verzichten, ebenso auf neugierige Blicke, welche nun so gut wie unmöglich waren.
 

Gefühlte drei Stunden, tatsächlich vergangene 80 Minuten später klingelte es zur Pause. Beinahe die ganze Klasse atmete auf. Die Meisten, weil sie nun endlich von den Exponentialfunktionen wegkamen, andere- darunter auch ich- weil sie endlich aus diesem Raum konnten. Im Grunde hatte ich ja nichts gegen diesen Raum an sich. Nur etwas gegen die Leute, die sich im Moment darin befanden. Während der letzten 80 Minuten war ich – trotz meines wundervollen Sitzplatzes ganz hinten – ungefähr zwanzig Mal angestarrt worden. War ich wirklich so interessant?
 

Nachdem ich meinen Block, das Mathebuch und mein Schlampermäppchen von Sheepworld in meiner Tasche hatte verschwinden lassen, hängte ich mir eben jene über die Schulter und wollte gerade den Raum verlassen, als das blauhaarige Mädchen sich mir in den Weg stellte. „Hey.“, sie lächelte leicht.

„Hey. Hinata, richtig?“, fragte ich vorsichtshalber nochmal nach.

Sie nickte und ihr Lächeln wurde etwas breiter. „Wenn du magst, zeig ich dir jetzt die Schule, dann hast du das hinter dir.“

„Okay.“, ich nickte und lächelte ebenfalls. Hinata drehte sich um und verließ den Raum, ich folgte ihr einfach mal.
 

Auf dem Flur angekommen, wandte sie sich nach rechts und erklärte mir den Gebäudeaufbau, während wir uns einen Weg durch die Schülermassen bahnten: „Also, wir befinden uns gerade im zweiten Stockwerk, insgesamt hat die Schule drei plus einen Keller, in welchem sich die Mensa, ein paar Kunsträume und die Hausmeisterräume befinden. Im ersten Stock befinden sich normale Unterrichtsräume und – im hinteren Teil, wohin wir gerade unterwegs sind – die Fachräume für Biologie. Hier im zweiten Stock befinden sich im hinteren Teil die Fachräume für Chemie und Physik. Darüber, also im dritten Stock, befinden sich eine kleine Aula, weitere Kunsträume und eine große Aula. Ach, das hätte ich fast vergessen! Warst du schon bei der Schulleiterin?“

„Ja, war ich.“

„Gut. Also in dem Teil, in welchem sie ihr Büro hat, wird größtenteils Geschichte und Erdkunde unterrichtet. Direkt darunter befinden sich die Umkleiden für die kleine Sporthalle, welche direkt an das Gebäude angebaut ist. Soweit ich weiß, haben wir dieses Jahr aber keinen Unterricht dort.“
 

Wir standen nun etwas abseits von weiteren Treppen und sahen uns an.

„Hast du noch Fragen?“

„Wie viele Treppen gibt es hier, bitte?“

Hinata lächelte. „Einmal welche für den hinteren Teil, das sind diese hier, dann welche für den Haupteingang, das sind die, wo wir uns vorhin getroffen haben, und dann noch welche für den vorderen Teil, da wo das Büro der Direktorin ist.“

„Und die Toiletten?“

„Immer in der Mitte zwischen den Treppen des hinteren Teils und des Haupteinganges.“

„Okay.“, ich nickte und sah mich dann etwas ratlos um. Hinata war wirklich nett und ich wollte wirklich weiter mit ihr reden, aber irgendwie… fielen mir Ideen.
 

„Sag mal, Sakura…“

„Ja?“

„Welche Fremdsprache hast du gewählt? Dann kann ich dich da nachher gleich hinbringen, wenn du möchtest.“

„Spanisch und du?“

„Französisch. Aber ich kann dich trotzdem hinbringen, wir haben fast nebeneinander Unterricht.“

„Das wäre super! Dann muss ich wenigstens nicht hier herumirren und Türen zählen.“

Wir lachten. Ja, so langsam mochte ich sie wirklich.

„Also, wir haben jetzt noch ein bisschen Pause, magst du mit rauskommen? Dann kannst du gleich den Rest der Klasse kennenlernen. Ino ist sicherlich schon ganz heiß darauf dich auszufragen.“

„Ino?“

„Das war die Blonde, die direkt vor dir saß. Ino Yamanaka.“

Ich runzelte meine Stirn und versuchte mich an sie zu erinnern. Das gelang mir irgendwie nicht so gut. Schließlich zuckte ich mit den Schultern und sagte: „Na dann, auf, auf! Lassen wir Ino mich mal löchern.“
 

Hinata lachte wieder leise und führte mich dann die Treppen hinunter und durch einen Hinterausgang in eine Art Hinterhof des Pausenhofes. Abgesehen von ein paar Bäumen, drei Bänken – die komplett besetzt waren – und einer Menge noch grüner Fläche befand sich dort hinten nur… meine neue Klasse und ein paar andere Leute, die so aussahen, als wären sie ungefähr im gleichen Alter wie ich.

Hinata führte mich zu der Bank, die direkt unter einem Baum stand und von drei Mädchen besetzt wurde, die definitiv in meiner neuen Klasse waren.

„Hinata! Da bist du ja endlich. Und Sakura hast du auch gleich mitgebracht.“, rief die einzige Braunhaarige in der Runde und lächelte.

Noch bevor irgendjemand etwas tun oder sagen konnte, stand plötzlich eine Blondhaarige vor mir, die mir ziemlich bekannt vorkam. Okay, vor allem ihre Haarpracht kam mir bekannt vor, da ich diese die gesamte letzte Stunde über vor mir gesehen hatte. Das war also Ino.

„Hey! Ich bin Ino Yamanaka, freut mich dich kennen zu lernen, Sakura! Das da ist Tenten“, sie zeigte auf die Braunhaarige, „und das ist Temari.“

Ihr Finger wanderte weiter und deutete nun auf die Dritte in der Runde, ein ebenfalls blondhaariges Mädchen, jedoch waren ihre Haare erstens kürzer und zweitens dunkler als die von Ino.
 

Ich lächelte allen dreien zu und überlegte was ich nun am besten sagen sollte, als Ino auch schon munter weiterredete: „Du kommst also aus Frankreich, ja? Kannst du denn richtig französisch? Hast du in Paris gelebt? Oder ganz wo anders? Wieso hast du eigentlich einen japanischen Namen, wenn du Französin bist?“

Etwas überwältigt von ihren vielen Fragen – in diesem Moment wusste ich noch nicht, dass noch viel mehr Fragen auf mich warteten – beschränkte ich mich auf kurze Antworten: „Ich wurde in Frankreich geboren, lebte aber nur bis zu meinem dritten Lebensjahr dort. Demnach kann ich nicht wirklich Französisch, was aber auch daran liegt, dass ich der Sprache nichts abgewinnen kann. Tatsächlich habe ich in Paris gelebt, aber – wie gesagt – ich war drei und habe demnach nicht besonders viel von der Stadt in Erinnerung behalten. Und mein Name ist japanisch, weil meine Mutter ebenfalls Japanerin ist.“
 

Ino nickte, schien einen kurzen- sekundenbruchartigen- Moment zu überlegen, dann fuhr sie fort: „Wenn du nur drei Jahre in Frankreich gelebt hast, wo hast du dann bisher gewohnt? Hier in Amerika? Dein Englisch ist übrigens ziemlich gut. Und pink ist wirklich deine Naturhaarfarbe? Ich meine, nicht, dass sie dir nicht stehen würde, aber etwas ungewöhnlich ist sie schon.“

„Ino, Schätzchen, lass sie doch erst mal Luft holen, bevor du sie wieder mit deinen Fragen zuschüttest. Das arme Mädchen, denkt noch, dass du verrückt bist.“, mischte sich Temari ein und grinste.

Ino streckte ihr die Zunge raus und wandte sich dann wieder mir zu, schien Antworten zu erwarten.
 

„Ich, ehm… habe bisher in Frankreich, Deutschland, Japan und Brasilien gelebt, aber meistens nur für ein Jahr. Wirklich groß geworden bin ich hier in Amerika, um genauer zu sein in New York.“

„New York? Oh mein Gott, warum sagst du das denn nicht gleich? Ich wollte schon immer mal dahin, aber bis jetzt konnte ich meine Eltern noch nicht davon überzeugen, dass sie mich fahren. Wie ist es da denn so? Stimmt es, dass die Stadt niemals schläft? Und das man total oft irgendwelchen berühmten Designern über den Weg läuft? Und-“

„Ino! Es ist gut jetzt. Lass ihr doch mal ein bisschen Luft zum Atmen. Ich steh übrigens total auf deine Haare, Sakura.“, mischte sich Temari erneut ein und zwinkerte mir dann zu.

„Lass uns nachher weiterreden, ja Sakura? Ich muss erst mal ein Wörtchen mit Temari wechseln.“, sagte Ino und lächelte mir noch kurz zu, bevor sie Temari darüber aufzuklären begann, dass man sich nicht in Gespräche anderer Personen einmischte. Vor allem dann nicht, wenn diese Gespräche wichtig waren.
 

Ich atmete erleichtert auf, als Tenten und Hinata plötzlich neben mir standen. „Man gewöhnt sich irgendwann an sie. Wirklich schlimm ist sie nur zu Anfang, aber mit der Zeit wird sie ein wenig ruhiger. Nicht so ruhig wie Hinata, aber ruhiger.“ Tenten lachte leicht und ich lächelte.

„So schlimm ist sie nicht. Nur ein wenig… gesprächig.“, erwiderte ich und lachte selbst. Tenten und Hinata stimmten ein.

„Sag mal, Sakura, welche-“

„Hab ich sie schon gefragt. Spanisch.“, unterbrach Hinata Tenten und wurde rot.

„Na Gott sei Dank! Ich dachte schon ich müsste mein ganzes restliches Schulleben allein in diesem Kurs sein.“

Verwundert blickte ich Tenten an. „Wieso das?“

„Weil die drei hier Französisch gewählt haben und ich seit nunmehr zwei Jahren ganz allein in diesem Kurs bin.“

„Ganz allein mit Neji und Shikamaru und-“, begann Hinata, jedoch unterbrach Tenten sie: „einem großen Haufen an Vollidioten. Ganz genau.“

Wir lachten wieder und wandten uns dann irgendwelchen Themen zu, wie zum Beispiel dem Stoff, den ich nachholen durfte und dem baldigen Sommerschlussverkauf, den wir natürlich auf gar keinen Fall verpassen durften – laut Ino.

End of day

You let me fall […] And guess what

[…] I´m alright I´m just fine
 

Nachdem wir uns darüber einig geworden waren, dass es absolut nötig war, dass irgendjemand mit Ino shoppen ging – weil sie uns sonst zu Tode nerven würde – machten wir und auf den Weg zu unserem Fremdsprachenunterricht.

Während Ino, Temari und Hinata zu Französisch gingen, klärte mich Tenten auf dem Weg zu Spanisch erst einmal über unsere Spanischlehrerin auf, welche wohl nicht alle Tassen im Schrank haben musste, da sie ungefähr ganze drei Minuten pro Unterrichtsstunde anwesend war. In diesen drei Minuten, die ich kurz darauf live miterleben durfte, tat sie folgendes: Ein gehetztes „Guten Morgen.“ murmeln, fünf Aufgaben an die Tafel schreiben, der Klasse damit drohen, dass jeder, der seine Aufgaben nicht bis zu nächster Stunde erledigt hatte, im Kurs durchfallen würde und schließlich wieder verschwinden.
 

Als Tenten mir davon berichtete, konnte ich ihr nicht so ganz glauben. Als ich dann jedoch neben Tenten in der zweiten Reihe am Fenster saß und eben diese drei Minuten live erlebte, glaubte ich ihr.

„Ich hab´s dir gesagt.“, kicherte Tenten nur, als ich sie kurz darauf geschockt ansah.

„Na super. Wie lernt man hier dann was?“

„Oh lernen tut man was. Wenn man die Aufgaben erledigt. Nicht so wie die da hinten.“ Mit einem leichten Kopfnicken nach hinten deutete sie auf vier Jungs, welche mehr damit beschäftigt waren zu schlafen, zu essen, seltsam zu grinsen oder zu flirten, als dass sie sich mit den Aufgaben auseinander setzten.
 

„Wer ist das?“, fragte ich daraufhin.

„Der, der so aussieht als ob er schläft, heißt Shikamaru Nara. Frag mich nicht, wie er es schafft, aber er hatte bisher erst eine einzige zwei in der ganzen Zeit, die ich ihn kenne. Der daneben ist Choji Akimichi.“

Kurz betrachtete ich Shikamaru und fragte mich, wie er es schaffte, solch eine Ananasfrisur zu fixieren, wurde dann aber von Choji abgelenkt, welcher meinen Blick anscheinend bemerkt und aufgehört hatte zu essen. Stattdessen sah er mich nun an.
 

Noch bevor ich mich abwenden konnte, erhob sich Shikamarus Kopf von seinen Armen, welche er zuvor auf den Tisch gelegt hatte, und sah ebenfalls zu mir herüber. Schnell sah ich weg. Ich spürte bereits wieder mein Blut in meine Wangen schießen, als Tenten anfing zu kichern. „Anscheinend haben sie dich soeben bemerkt. Keine Sorge, die beiden sind eigentlich total in Ordnung.“

„Sind sie in unserer Klasse?“

„Ja. Die beiden neben ihnen übrigens auch.“

Ich riskierte einen weiteren Blick nach hinten und begegnete nun gleich vier Augenpaaren, welche mich ansahen. Jetzt wurde ich definitiv nervös!

„Super. Lass uns die Aufgaben machen, ja?“, versuchte ich Tenten abzulenken, damit sie nicht mitbekam, dass ich bereits wieder rot wurde. Man, war das peinlich!
 

Wir widmeten uns gerade den Spanischaufgaben, als sich plötzlich eine Gestalt an den Rand meines Sichtfeldes schob und Tenten aufsah.

„Hey, Sakura, richtig?“

Verwirrt sah auch ich auf und erkannte sofort Shikamaru, Choji und die beiden anderen Jungs. Nun, da sie direkt vor mir standen, konnte ich mir einen klitzekleinen Moment Zeit nehmen um sie zu betrachten, bevor ich ein leichtes Nicken von mir gab.

Einer der beiden kam mir bekannt irgendwie bekannt vor… War das nicht der gewesen, der nach meiner extrem peinlichen Vorstellung vorhin so dämlich gegrinst hatte? Fuck.
 

Der andere der Beiden pustete sich soeben eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er sich nach vorne beugte und zu lächeln begann. Bämm! Wieso stand dieser Typ vor mir und nicht vor einem Fotografen?

Bevor ich jedoch überhaupt ansatzweise die Chance hatte zu erröten, schnaubte Tenten ziemlich genervt und sagte: „Wenn du nicht zufälligerweise vorhast ein intelligentes Gespräch zu führen, darfst du dich wieder entfernen, Neji.“

Beinahe sofort erlosch das Lächeln des Typen vor mir und er wandte sich Tenten zu: „Neidisch, weil ich dich nicht begrüßt habe?“

„Neidisch, weil ich in der Lage bin ein intelligentes Gespräch zu führen?“, äffte Tenten ihn nach, veränderte jedoch den Satz dabei.

„Ich wüsste nicht wieso.“, erwiderte Neji mit einem süffisanten Grinsen und stützte sich auf unserem Tisch ab, während er Tenten immer näher kam.
 

„Wenn du nicht damit beschäftigt gewesen wärst, deinen eigenen Gedanken zuzuhören, die mal wieder versuchen dich davon zu überzeugen, dass du toll bist; wüsstest du, dass ich dir den Grund bereits genannt habe.“ Ein nun ebenso süffisantes Grinsen, wie das von Neji, zierte nun auch Tentens Gesicht.

„Ehm, Leute?“, fragte ich leise dazwischen, da mir ihr Verhalten irgendwie missfiel. Abgesehen davon, dass die Beiden sich anscheinend gleich an die Gurgel gehen würden, war ich der Meinung, dass es wirklich ratsamer wäre, wenn wir die Aufgaben erledigen würden. Sowohl Tenten als auch Neji ignorierten mich vollkommen.

„Wieso die Stimmen in meinem Kopf? Das sind die Stimmen der Mädchen an dieser Schule, Liebling. Schade nur, dass du bisher noch nicht dazu gehörst.“
 

„Im Gegensatz zum Großteil der weiblichen Schülerschaft benutze ich auch das Gehirn, das man mir gab.“

„Seltsam nur, dass du dann nicht dazu in der Lage bist einen einzigen Satz im Spanischen korrekt auszusprechen.“

„Ach nein? Dann hör gut zu: Estes un gilipollas!“

„Man spricht es tchilipojas aus.“

„Du…!“

„Man Leute, ihr nervt! Geh endlich mit ihm aus, Tenten!“, mischte sich nun Shikamaru ein und schien die Aufmerksamkeit der beiden Streithähne damit auf sich zu lenken. Neji grinste Shikamaru an, jedoch nur solange bis Tenten ein wütendes: „¡Estás loco!“ zischte.

Bevor Neji oder Tenten wieder anfangen konnten, sich an die Gurgel zu gehen, griff ich nach Tentens Arm und sagte: „Komm runter, Tenten. Ich nehme an, die vier wollten sich nur vorstellen, oder?“
 

Hilfesuchend sah ich zu Shikamaru, welcher zustimmend nickte und sagte: „Shikamaru, freut mich.“

„Ebenfalls.“, ich lächelte leicht.

Choji begann zu lächeln und sagte: „Ich bin Choji und der Dauergrinser hier heißt Sai.“ Er deutete auf den letzten noch namenlosen Jungen, der vor mir stand. Nun da ich seinen Namen kannte, kam er mir nicht mehr ganz so seltsam vor, auch wenn sein Dauergrinsen schon… furchterregend war.

„Neji Hyuuga.“, stellte auch Neji sich noch einmal kurz vor und grinste mich an.

Verwundert hob ich eine Augenbraue. „Hyuuga? Bist du-“

„Hinata ist meine Cousine.“, unterbrach er mich.

Ich nickte verstehend und hörte noch ein leises „Arme Hinata.“ von Tenten, bevor ich sagte: „Freut mich.“

„Wir sollten uns jetzt echt um die Aufgaben kümmern.“, bemerkte Shikamaru und schon verschwanden die vier wieder auf ihre Plätze.

Kaum waren sie weg, atmete ich erleichtert auf. An Tenten gewandt sagte ich: „Geht ihr euch öfter so an die Gurgel? Du und Neji?“

„Ich hasse ihn. Er ist so überheblich!“

„Also ja.“, seufzte ich und wandte mich dann ebenfalls meinen Aufgaben zu, während Tenten noch ein wenig über Neji herzog.
 

Als es endlich zum Ende der Stunde klingelte, hatten wir unsere Aufgaben gerade einmal zur Hälfte hinter uns gebracht, was zusätzliche Hausaufgaben bedeutete. Beide ziemlich schlecht gelaunt, verließen Tenten und ich so schnell wie möglich den Raum und begaben uns vor den Französischraum, wo wir auf Temari, Ino und Hinata warteten.

Gott sei Dank brauchten die drei nicht viel länger als wir um ihren Raum zu verlassen, weshalb wir keine fünf Minuten später in der Mensa saßen und uns über die letzte Doppelstunde unterhielten, während wir in unserem Essen herumstocherten.

„Ihr habt euch schon wieder in den Haaren gehabt? Tenten, ernsthaft, geh endlich mit ihm aus! Dann lässt er dich auch in Ruhe.“

„Bevor ich mit diesem Vollidioten ausgehe, haben Pinguine fliegen gelernt.“, schnaubte Tenten und widmete sich wieder ihrem Essen. Kartoffelpüree mit Erbsen und Möhren. Auf das Fleisch hatten wir alle verzichtet.
 

„Temari sag doch auch mal was!“ Hilfesuchend wandte Ino sich nun an Temari, welche aber nur mit den Schultern zuckte und lieber wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nachging: Zum Eingang starren.

„Auf wen wartest du eigentlich?“

Verwundert sah sie mich an. „Was meinst du?“

„Du starrst die ganze Zeit zum Eingang. Auf wen wartest du?“

Temari errötete leicht und murmelte: „Niemanden.“

Dann wandte auch sie sich ihrem Essen zu.

Mit gehobener Augenbraue drehte ich mich leicht zu Ino, welche Temaris Verhalten ebenso seltsam fand wie ich. „Wer ist es?“

„Mh?“ Verwirrt blickte Temari Ino an.

„Wie ist sein Name? Komm schon, Temari, sag es uns! Ist es Hidan? Ich hab gehört, dass man euch beide-“

„Du hast dich verhört.“

„Ach? Also ist er es?“

„Heilige Scheiße, nein! Natürlich ist er es nicht.“

„Wer ist es daahaann?“, flötete Ino so laut, dass sich einige Leute zu uns umdrehten.

„Ino, halt die Klappe!“, fauchte Temari und sah sich kurz um, bevor sie leise flüsterte: „Shikamaru.“
 

„Oh mein Gott! Shi-“, schrie Ino beinahe herum, wurde jedoch rechtzeitig sowohl von meiner, als auch von Temaris Hand gestoppt, welche sich auf ihren Mund pressten.

„Mhmnnhhmpf.“

„Sei leise!“, zischte Temari und funkelte Ino böse an, bevor sie langsam ihre Hand von meiner nahm. Auch ich warf Ino noch einen kurzen prüfenden Blick zu, bevor ich meine Hand von ihrem Mund löste.

„`Tschuldigung. Aber ich war halt überrascht. Ich meine, nicht, dass Shi—ER irgendwie doof wäre oder so, aber… du weißt schon. Ich hätte nicht gedacht, dass du und…“ Ino machte eine ruckartige Bewegung mit ihrer Hand in Richtung Essensausgabe, wo sich soeben Shikamaru und Choji anstellten.

„Lass uns einfach wann anders drüber reden.“ Damit beendete Temari das Thema.
 

Ich wollte mich gerade wieder meinem Essen zuwenden als Ino sich wohl endgültig dazu entschied, ihr Essen heute nicht mehr anzurühren, da sie in diesem Moment Hinata ansprach, welche bis dahin noch keinen Ton gesagt hatte. „Sag mal Hinata… Wieso sagst du eigentlich nichts? Ist irgendetwas in Französisch passiert, dass ich nicht mitbekommen habe? Du weißt ja, ich bin öfter mal abgelenkt. Also?“

Beinahe augenblicklich wurde Hinata rot. Für Ino schien das alles zu sagen. „Erzähl!“

„E-Es.. Es war n-nichts. Nur…“ Hinata verstummte erneut.

Jetzt wurde auch ich neugierig. „Erzähl, Hinata.“

„Also… i-ich…“

Temari seufzte leise und sagte dann: „Sie ist beim Rausgehen mit Naruto zusammengestoßen und er hat sie ganz heldenhaft aufgefangen.“

„Warum sagst du uns das erst jetzt? Mensch, Hinata! Das ist doch-“

„Wer ist Naruto?“, fragte ich in Ino´s Geplapper hinein und unterbrach sie damit.
 

„Schau mal da hinüber.“, Temari zeigte nach rechts zur Fensterfront des Raumes und ich folgte ihrem Wink mit den Augen. „Der Junge mit den blonden Haaren, der neben dem mit den roten Haaren sitzt, das ist Naruto. Siehst du ihn?“

Ich nickte und verengte gleichzeitig meine Augen, versuchte ihn etwas besser zu erkennen. Blonde verstrubbelte Haare, die Augenfarbe konnte ich nicht erkennen. Mist. „Wer ist das mit den roten Haaren?“

„Mein Bruder. Gaara.“, antwortete Temari und schüttelte sich symbolisch.

„Du magst ihn nicht?“

„Er geht mir zurzeit furchtbar auf die Nerven.“

„Jaja, kleine Brüder sind schrecklich, aber zurück zum Thema: Hast du endlich mit ihm gesprochen, Hinata?“, mischte sich Ino wieder ein.

Hinata schüttelte leicht den Kopf und sah wieder auf die Tischplatte hinab.

„Mensch, Hinata! Wie soll das denn mal was mit euch werden?“, fragte Ino tadelnd und erinnerte mich damit an meine Mutter, woraufhin ich grinsen musste. „Was gibt´s da zu grinsen?“

„Nichts, Ino. Nichts.“ Ich versuchte mein Grinsen zu unterdrücken, jedoch misslang mir das kläglich, woraufhin Ino nur die Augen verdrehte und wieder damit begann Hinata zu tadeln.
 

Nachdem wir auch noch eine Doppelstunde Englisch hinter uns gebracht hatten, begleiteten mich Temari und Hinata zu meinem neuen Schließfach. Dort angekommen räumte ich gerade die Hälfte meiner Bücher weg, als Hinata plötzlich mitten im Satz verstummte. Verwundert sah ich sie an. Sie sah den Gang entlang in Richtung Haupteingang und ich folgte ihrem Blick.

Was ich sah, gefiel mir nicht: Ein braunhaariges Mädchen stand an eine Wand gelehnt da und küsste sich die Seele aus dem Leib. Der Junge, der ihren Partner spielte, war niemand anderes als Naruto.

Ich presste meine Lippen aufeinander und sah zu Hinata.

„Idiot.“, murmelte Temari, welche ebenfalls Hinatas Blick gefolgt war und packte dann Hinata am Handgelenk. „Wir gehen schon mal raus. Bis gleich.“ Damit zog sie Hinata in die andere Richtung davon.

Ich warf einen letzten Blick zu Naruto, welcher noch immer mit dem braunhaarigen Mädchen beschäftigt war und packte dann weiter meine Bücher in mein Schließfach. Da wir eh Schluss hatten, brauchte ich mich auch nicht groß beeilen, weshalb ich die Bücher auch gleich nach ihrer Größe ordnete, bevor ich mein Fach schloss und Hinata und Temari hinterher lief.
 

Kurz bevor ich den Ausgang erreicht hatte, fiel mir ein, dass ich mein Spanischbuch gut für die Hausaufgaben gebrauchen könnte, dieses jedoch in meinem Schließfach stand. Leise mich selbst verfluchend, machte ich auf dem Absatz kehrt und lief zurück, öffnete mein Fach, stopfte mein Buch in meine Tasche und schloss mein Fach dann ein wenig zu laut.

Da mir das aber so ziemlich egal war, machte ich mich bereits erneut auf den Weg nach draußen, als ich prompt in jemanden hinein lief. Meine Tasche segelte zu Boden und ich hätte ebenfalls beinahe Bekanntschaft mit diesem gemacht, wenn ich nicht aufgefangen geworden wäre. „Entschuldige. Ich hab nicht aufgepasst.“ Ich warf einen entschuldigenden Blick zu meinem Retter, welcher mir irgendwie bekannt vorkam. Rote Haare…

„Schon okay. Pass einfach besser auf.“ Damit ließ er mich los und ging an mir vorbei.

Ich sah ihm noch eine Sekunde hinterher, dann bückte ich mich zu meiner Tasche und hob sie auf.
 

„Übrigens-“

„Oh mein Gott!“, rief ich erschrocken und wirbelte herum.

Der rothaarige Junge von eben stand vor mir und grinste mich an. „Coole Haarfarbe.“ Damit wandte er sich endgültig ab und ließ mich stehen.

Diesmal sah ich ihm etwas länger hinterher. Nicht, weil er meine Haarfarbe gelobt hatte, weshalb ich ihn gleich sympathisch fand, sondern weil ich sichergehen wollte, dass er mich nicht wieder erschrecken würde. Als er schließlich zwischen den Schülern unterging, fiel mir wieder ein, dass Temari und Hinata auf mich warteten und ich mich wohl besser beeilen sollte.
 

Als ich schließlich draußen am Tor ankam, wurde ich auch sogleich gefragt, weshalb ich so lange gebraucht hatte. Ich verschwieg Temari die Tatsache, dass ich mit ihrem Bruder zusammengestoßen war und sagte stattdessen, dass ich noch unseren Klassenlehrer getroffen hätte, welche mir ein paar Unterlagen mitgegeben hätte.
 

Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Hause. Hinata und ich wohnten nur zwei Straßen voneinander entfernt, während Temari ganze zwei Blocks entfernt wohnte. Das fand nicht nur sie unschön.

Nachdem ich mich von den Beiden verabschiedet und in meine Straße eingebogen war, kramte ich nach meinem mp3-Player, damit ich zumindest jetzt noch ein wenig Musik hören konnte. Ich hatte nicht einmal ein Lied bis zum Ende gehört, als ich unsere Haustür aufschloss und das Haus betrat. Drinnen zog ich mir Jacke und Schuhe aus und lief dann gleich in mein Zimmer, wo ich meine Tasche neben mein Bett und mich selbst auf eben jenes schmiss.

Da eh niemand zu Hause war, drehte ich meine Musikanlage soweit auf wie möglich und ließ mich von den inspirierenden Klängen von P!nk weit, weit fort tragen. Weit, weit fort von der Hölle, die sich mir noch nicht offenbart hatte.

Sasuke Uchiha and other assholes

Hey hey man, what´s your problem? I see you tryin´ to hurt me bad

[…] Come up with another plan
 

Als mein Wecker mich am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss, ging nur ein einziges Wort durch meinen Kopf: Schnauze. Dieses Wort sollte mir am heutigen Tag noch öfter begegnen…
 

Nachdem ich es geschafft hatte, irgendwie aufzustehen ohne mich sofort gegen den Tag zu entscheiden, schleppte ich mich ins Bad, wo ich erst einmal versuchte unter einer schönen heißen Dusche wach zu werden. Da mir dies nur mäßig gelang, griff ich zu ein paar radikaleren Mitteln und drehte das Wasser abrupt auf kalt. Mit einem Schrei, der vermutlich unsere Nachbarn geweckt hätte, wenn sie nicht schon lange wach gewesen wären, versuchte ich verzweifelt dem arschkalten Wasser zu entkommen und drehte es erst nach mehreren Sekunden des sinnlosen Ausweichens ab. Anschließend entstieg ich der Dusche und wickelte mich in ein dickes Handtuch ein.
 

Noch bevor ich mich darüber freuen konnte, dass es angenehm warm im Bad war, fiel mein Blick auf unsere Baduhr: 7.13 Uhr. Ich hatte noch genau eine halbe Stunde um mich fertig zu machen. Verdammt. Leise den bereits jetzt absolut beschissenen Tag verfluchend, trocknete ich mich ab, zog mir Unterwäsche und Jeans über und föhnte anschließend meine Haare. Nachdem ich auch noch Zähne geputzt und mich leicht geschminkt hatte – viel mehr als ein bisschen Eyeliner und Mascara nutzte ich dabei nicht – zog ich mir noch schnell mein Shirt über, bevor ich zurück in mein Zimmer hastete und meine Tasche schnappte, mit welcher ich schließlich die Treppe hinunter in die Küche rannte.
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte mir, dass ich noch drei Minuten Zeit hatte, um etwas zu essen. Ich schnappte mir einen Apfel und schmiss ihn in meine Tasche, knabberte dann an einem Knäckebrot herum und verließ schließlich die Küche um mir Jacke und Schuhe anzuziehen. Gerade die Tür hinter mir zuziehend, fiel mir ein, dass mein Schlüssel noch drinnen lag, und ich stoppte in der Bewegung.

Puh Glück gehabt, die Tür war noch offen. Ich wollte nicht wissen, wie meine Mum reagiert hätte, wenn ich sie wegen so einem Scheiß angerufen hätte.
 

So schnell wie möglich lief ich wieder zurück in mein Zimmer, schnappte meinen Schlüssel und verließ schließlich das Haus.

Als ich endlich an der Kreuzung ankam, an welcher ich mich mit Hinata und Temari treffen wollte, sah ich die beiden schon leicht nervös von einem Fuß auf den anderen treten.

„Sorry, ich hab irgendwie die Zeit vergessen.“, stieß ich leicht außer Atem hervor und hielt mir die Seite. Warum genau war ich nochmal so schnell gelaufen?
 

Ach ja, Temari hatte mir erzählt, dass unser lieber Physiklehrer ein absolutes Arschloch war und man bei ihm besser nicht zu spät kommen sollte. Und weil der Tag so schön war, begann er natürlich auch mit Physikunterricht.

Wäre ich nicht damit beschäftigt gewesen, mit Temari und Hinata Schritt zu halten, die auf gar keinen Fall zu spät kommen wollten, ich hätte mich wahrscheinlich übergeben. Nicht weil es mir körperlich nicht gut ging – abgesehen von dem widerlichen Seitenstechen, welches mich furchtbar nervte und piesackte –, sondern weil ich allein bei dem Gedanken an Physik innere Krämpfe erlitt. Ich hasste Physik. Und Physik hasste mich.
 

Nachdem wir drei einen erstaunlichen Laufmarathon hinter uns gebracht hatten und endlich an der Schule ankamen, wurde mir, dank eines Blicks auf die Uhr, klar, dass wir noch fünf Minuten bis Unterrichtsbeginn Zeit hatten.

Mich leicht vornüberbeugend holte ich tief Luft und sagte dann: „Das war das erste und das letzte Mal, dass wir so einen scheiß Marathon gelaufen sind! Ich glaube, ich sterbe gleich.“

Temari, die sich ebenfalls ihre Seite hielt, nickte zustimmend, während Hinata nur verwundert zu uns beiden sah. Anscheinend verfügte sie über eine bessere Ausdauer als Temari und ich. Als wir es endlich geschafft hatten, wieder genug Luft zu bekommen, dass wir nicht wie Hunde hecheln mussten, machten wir uns auf den Weg zu unseren Schließfächern und schließlich zum Unterrichtsraum.
 

Dort wurden wir bereits von Tenten und Ino erwartet. „Da seid ihr ja endlich! Ich dachte schon, ihr kommt zu spät.“

„Damit wir bis zu den Sommerferien nachsitzen dürfen? Sicherlich nicht.“, sagte Temari und grinste leicht.

Noch bevor irgendeiner von uns etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür des Fachraumes und ein großer hagerer Mann, mit langen schwarzen Haaren und leicht schräggestellten hellgrünen Augen, welche schon beinahe gelblich wirkten, trat heraus. Das war also Orochimaru Saedi, mein Physiklehrer. Dieser schnarrte ein leises „Guten Morgen.“ und verschwand dann wieder im Raum.
 

Da er die Tür hinter sich offen gelassen hatte, verstanden ich und der Rest meiner bemitleidenswerten Klasse dies als Aufforderung den Raum zu betreten, was wir schließlich auch taten. Da in diesem Raum ein fester Sitzplan herrschte, musste ich bis zum Schluss warten, um mir einen Platz zu suchen und schließlich feststellen, dass nur noch zwei Plätze frei waren. Beide befanden sich in der hintersten Reihe, einer am Fenster neben Naruto, der andere zwischen Naruto und dem Rotschopf von gestern. Gaara, Temaris Bruder.

Ich biss mir kurz auf die Unterlippe, entschied mich aber dann doch dazu, höflich zu fragen und stellte mich direkt hinter die Beiden. „Hey, ähm… würde es euch was ausmachen, wenn ich mich hierher setzte? Alle anderen Plätze sind belegt und ähm…“

Ich verstummte. Und lief rot an. Wie ich das doch hasste. Mein Hass auf diese furchtbare Eigenschaft meinerseits steigerte sich nur noch, als Naruto und Gaara sich umdrehten und mich angrinsten. Naruto einfach nur fröhlich, Gaara definitiv amüsiert. Beinahe automatisch verschränkte ich meine Arme vor der Brust.
 

„So leid es mir auch tut, aber ich fürchte du wirst dich ans Fenster setzen müssen. Sasuke sitzt hier.“, sagte Gaara und grinste weiterhin. Ich nickte verstehend und ließ mich dann auf meinem neuen Platz nieder.

Mein Hintern hatte noch nicht einmal Bekanntschaft mit dem Stuhl gemacht, als Naruto sich bereits mir zuwandte und anfing zu quasseln: „Hey, du bist doch die Neue, oder? Ich bin Naruto Uzumaki und-“

Mit einem simplen: „Freut mich. Sakura.“ schnitt ich ihm das Wort ab und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren.

Naruto schien das nicht zu versuchen, da er bereits wieder losplapperte: „Eh, ja, mich auch. Also, Sakura, was ich fragen wollte-“

„Wenn Sie weiterhin vor haben, mit ihrer Nachbarin über Dinge zu reden, die nicht von Belang sind, dann sollten Sie das draußen tun, Uzumaki. Wenn nicht, sind Sie jetzt gefälligst still und hören auf meinen Unterricht zu stören.“, mischte sich auf einmal Orochimaru ein und warf Naruto einen bedrohlichen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu. „Verzeihung.“ Daraufhin verstummte der Blondschopf.
 

Dankbar darüber, dass ich erst einmal meine Ruhe hatte, überdachte ich noch einmal Temaris Aussage, dass unser Lehrer ein Arschloch war. So schlimm schien er nicht zu sein. Ein wenig streng vielleicht, aber sonst… Möglicherweise war er gar kein so bescheidener Mensch.

Wie sehr ich mich damit irrte, wurde mir wenige Minuten später bewusst, als der Monolog unseres Lehrers von einem Klopfen an der Tür unterbrochen wurde.

Einen bösen Blick zur Tür werfend, nickte Orochimaru und signalisierte somit Gaara, dass dieser aufstehen und die Tür öffnen sollte, was er auch tat. Zum Vorschein kam ein schwarzhaariger Junge, der ein wenig größer war als Gaara und Sai zum Verwechseln ähnlich sah. Verwirrt sah ich zwischen ihm und Sai hin und her.
 

„Sasuke Uchiha, Sie sind zu spät.“, ertönte wieder die Stimme unseres Lehrers.

„Verzeihung, Sir. Das Familienessen gestern hat länger gedauert und ich habe verschlafen.“ Der schwarzhaarige Junge, mit dem Namen Sasuke, grinste leicht.

„Hm. Sehen Sie zu, dass das Ihnen nicht noch einmal passiert. Und jetzt setzen Sie sich, Sie stören meinen Unterricht.“ Damit wandte sich Orochimaru wieder der Tafel zu, kritzelte irgendetwas darauf und begann schließlich seinen Monolog fortzuführen.

Sasuke folgte währenddessen Gaara zu der hintersten Reihe und setzte sich zwischen ihn und Naruto.

Verwirrt blickte ich von ihm zu Orochimaru, erwartet halb, dass da noch irgendetwas kam. Doch da kam nichts mehr.
 

Gerade als ich mich wieder auf meine Notizen konzentrieren wollte, welche großteilig aus Liedzeilen bestand, die ich in meiner Langeweile aufgeschrieben hatte, flog ein kleiner Zettel genau vor mich. Verwirrt sah ich auf und erblickte Ino, die mir entgegen grinste. Ich lächelte zurück und faltete dann den Zettel auseinander.

Noch bevor ich ihn lesen konnte, ertönte mein Name: „Sakura Haruno.“

Erschrocken blickte ich auf und damit direkt in die leicht zusammengekniffenen Augen meines Physiklehrers. Kacke. „Ja?“

„Da Sie sich anscheinend lieber mit anderen Dingen als mit meinem Unterricht beschäftigen, nehme ich an, dass Sie mir die Frage beantworten können?“

„Welche Frage?“ Er hatte eine Frage gestellt? Kacke. Kacke. Kacke.

„Bei einer gleichförmigen Bewegung ist die Geschwindigkeit…?“, wiederholte er die Frage und kam ein paar Schritte näher.

Fuck.
 

Verzweifelt sah ich auf meine Notizen, dann zur Tafel. Da stand nichts über gleichförmige Bewegungen! Okay, Sakura, ganz ruhig. Denk nach. Was ist eine gleichförmige Bewegung? Bei einer gleichförmigen Bewegung bewegt sich der Körper gleichförmig. Toll. Was hat mir das jetzt gebracht?!

„Ich warte.“, schnurrte Orochimaru und ich könnte schwören, auf seinem Gesicht zeigte sich die leichte Andeutung eines Lächelns. Oder wohl eher eines boshaften Grinsens.

„Ich… weiß es nicht.“, gab ich schließlich zu.

„Dachte ich mir. Sasuke?“, damit wandte Orochimaru sich von mir ab.

Erleichtert versuchte ich mich so klein wie möglich auf meinem Platz zu machen. Ich hatte keine Lust auf noch so eine Frage.
 

„Die Geschwindigkeit ist konstant.“, antwortete Sasuke an meiner Stelle und der Gesichtsausdruck meines Lehrers zeigte bereits, dass die Antwort richtig war. „Korrekt. So Sakura, da Sie es anscheinend vorziehen mir nicht zuzuhören, können Sie dies sicherlich auch vor der Tür tun.“

Überrascht sah ich ihn an und verkniff mir gerade noch ein „Was?“. Stattdessen fragte ich: „Wie bitte?“

„Raus aus meinem Unterricht.“

„Aber wieso-“

„Ich sagte raus.“

„Aber ich habe-“

„Zwei Stunden Nachsitzen am Freitag und jetzt raus.“

„Wieso das denn jetzt?!“

„Drei Stunden.“

Ich sah Orochimaru an, als würde ich zum ersten Mal einen Menschen sehen. Nachsitzen? Weshalb, bitte?!

„Wenn Sie vorhaben den gesamten Freitagnachmittag beim Nachsitzen zu verbringen, dann bleiben Sie ruhig noch eine Weile dort sitzen.“ Wieder huschte ein bösartiges Grinsen über Orochimarus Gesicht und ich zog es vor, zu verschwinden. Mir auf die Zunge beißend, damit ich nicht anfing mich mit ihm über diverse Dinge zu streiten oder aber ihn zu beleidigen, packte ich meine Sachen zusammen und verließ den Raum.
 

Vor der Tür schmiss ich meine Tasche auf eine der Sitzbänke vor den Fenstern und setzte mich daneben. Wieso durfte ich jetzt nachsitzen? Nur weil ich die Antwort auf die Frage nicht gewusst hatte, oder wie? Und wieso musste dieser Sasuke nicht nachsitzen? Der war immerhin zu spät gekommen! Frustriert und wütend zog ich meinen MP3-Player aus meiner Tasche, stöpselte mir die Kopfhörer in die Ohren und drückte auf Play. Augenblicklich wurde ich von P!nks Lied 18 Wheeler abgelenkt. Das passte ja mal wie die Faust aufs Auge.
 

Als es endlich zur Pause klingelte, packte ich meinen MP3-Player wieder weg und erhob mich. Gerade als ich beschloss, dass ich höchstens eine Minute auf Hinata warten würde, öffnete sich die Tür des Physikraums und Ino und Temari kamen heraus, hinter ihnen Tenten und Hinata.

„Oh Gott Sakura! Wie hast du das nur geschafft? Gleich am zweiten Tag: Nachsitzen!“

„Du warst dabei Ino.“, antwortete ich nur trocken und machte mich dann auf den Weg nach draußen auf den Pausenhof. Ino schien zu spüren, dass ich gerade wirklich schlecht drauf war, weshalb sie mich einfach mal in Ruhe ließ. Die anderen drei ebenfalls.
 

Draußen angekommen setzten wir uns wieder auf eine der Bänke und redeten über Gott und die Welt. Temari war gerade dabei sich über Orochimaru auszulassen, als ich sagte: „Wisst ihr was ich nicht verstehe? Warum muss ich nachsitzen aber dieser Sasuke nicht? Ich meine, was ist das bitte für eine Entschuldigung? Familienessen, hallo?“

„Eine besser als dein >Ich weiß es nicht<“, vernahm ich eine tiefe Stimme hinter mir und drehte mich um. Dort standen Sasuke, Gaara und Naruto. Während die letzteren Beiden sich einen ab grinsten, wurde ich nur spöttisch von Sasuke gemustert.
 

„Fick dich doch.“, grummelte ich und wandte mich wieder ab. Okay, ich gebe zu: Das war schwach. Aber in diesem Moment war mir mein Totalversagen in Physik viel zu peinlich als dass ich mich jetzt noch mit irgendjemanden ernsthaft auseinander setzen wollte. Oder aber konnte.

„So was sagt man nur, wenn einem nichts Intelligentes einfällt.“, wurde mir plötzlich ins Ohr geflüstert und ich schrie leise auf. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Erschrocken wirbelte ich herum und schrie gleich nochmal auf, weil nicht Sasuke sondern Gaara vor mir stand.

„Du bist ganz schön schreckhaft.“ Die drei begannen zu lachen.
 

Temari nahm mir die Aufgabe ab, etwas zu erwidern: „Wenn du nichts Intelligentes beizutragen hast, kannst du dich ja jetzt auch verpissen, Brüderchen. Und nimm die beiden Vollidioten gleich mit.“

„Habe ich mit dir geredet?“, erwiderte Gaara kühl.

„Nein, aber ich mit dir. Also husch, husch! Reicht es nicht, dass ich dein Gesicht bereits zu Hause ertragen muss?“

„Weißt du Temari, das ist ein Grund warum Shikamaru nie etwas von dir wollen wird: Du bist einfach viel zu verblödet für diese Welt.“

Für einen klitzekleinen Augenblick schien Temari ernsthaft verletzt zu sein. Dann kniff sie ihre Augen zusammen, schob ihre Ärmel hoch und ging auf Gaara zu. „Na warte du Rotzbengel! Ich zeig dir gleich, wer verblödet ist!“
 

Gaara ging augenblicklich in Deckung und Tenten und Ino stürzten vor um Temari festzuhalten. Und als wäre diese Situation nicht bereits verkorkst genug, kam da auch noch Orochimaru um die Ecke und rief: „Temari Sabakuno! Zwei Stunden Nachsitzen am Freitag. Ich sehe Sie und Haruno um 15 Uhr. Wer zu spät kommt bleibt länger.“

Augenblicklich erstarrte Temari. Kaum war Orochimaru wieder verschwunden, streckte Gaara ihr die Zunge heraus, bevor er, Naruto und Sasuke sich umdrehten und zurück zum Gebäude liefen. Temari revanchierte sich mit dem Mittelfinger und einem gefauchten: „Fick dich!“ Kurz bevor die drei im Gebäude verschwanden, drehte sich Gaara noch einmal um und warf Temari eine Kusshand zu.
 

„Ich könnte ihn manchmal wirklich erwürgen!“

„Ach komm schon, Temari. So schlimm ist er doch bestimmt nicht.“, versuchte Tenten Temari zu beruhigen, schien damit aber alles nur noch schlimmer zu machen.

„Egal wie furchtbar er auch ist, es ist trotzdem beschissen, dass du jetzt auch nachsitzen musst.“, mischte ich mich in ihr Gespräch ein und warf Temari einen vorwurfsvollen Blick zu.

Diese zuckte nur mit den Schultern. „Ist ja nicht das erste Mal, dass ich deswegen da aufschlage.“

„Was meinst du damit?“

„Die Beiden gehen sich regelmäßig an die Kehle. Mich wundert´s nur, dass Gaara noch lebt.“, mischte sich nun auch Hinata ein. Ich sah Temari geschockt an.
 

„Ich hab halt ´nen harten Schlag, okay? Und manchmal kann ich einfach nicht anders, als ihm auf die Fresse zu hauen. Ich meine, wenn er einfach mal aufhören würde, ständig meine Telefongespräche abzuhören und mich überall bloß zu stellen, dann hätte ich auch keinen Grund, oder?“

„Ich find ihn nett.“, sagte ich ohne zu überlegen und wurde als Belohnung auch gleich angestarrt als wäre ich der erste Mensch auf Erden.

„Abgesehen davon, dass er mich bisher dreimal fast zu Tode erschreckt hat, ist er ganz nett.“

„Du spinnst.“, sagte Temari nur und grinste mich dann an.

„Ach, lass mich doch!“, grummelte ich leise und grinste dann zurück.

Another reason to hate this world

You can push me out the window […] You can hang me like a slave

[…] You can run over me with your eighteen wheeler but […]

I´m not gonna break
 

Nachdem wir uns auch noch zwei Stunden Geschichte angetan hatten, begaben wir uns in die Mensa, wo es heute Kartoffelpüree, Erbsen (ohne Möhren!) und Fischstäbchen gab. Während Hinata und Temari einen Tisch suchten, stellten Ino, Tenten und ich uns bereits an der Essensausgabe an.

„… Eigentlich bin ich ja absolut und total für Provokation, aber rot und rosa?! Ich meine, es sieht bei kleinen Kindern sicherlich ganz süß aus, aber in unserem Alter?“ Ino schüttelte sich angeekelt und wandte sich dann der Dame zu, die das Essen ausgab.
 

Mit einem kurzen prüfenden Blick auf die in Fett schwimmenden Fischstäbchen schüttelte sie den Kopf als die Dame auf eben jene Kalorienbomben zeigte und lächelte dann höflich als man ihr den Teller reichte.

Anschließend rückte sie ein Stück zur Seite und redete weiter: „Es ist doch wirklich unglaublich, dass manche Menschen denken, es wäre okay, wenn man die eigenen Kinder förmlich zum Modeunbewusstsein erzieht. Im Ernst: Das Erste was meine Kindern sagen werden, wird Mode sein. Oder modisch. Da bin ich mir noch nicht so sicher.“
 

Tenten verdrehte die Augen und nahm dann ihren Teller entgegen.

„Woher willst du wissen, dass deine Kinder nicht zuerst Mama oder Papa sagen werden?“, fragend sah ich unsere Modeexpertin an, die daraufhin erst einmal verstummte.

Ich kam nicht umhin darüber zu lächeln und wandte mich dann der Essensdame zu, die mir ungefragt Fischstäbchen auf den Teller gelegt hatte und nahm eben jenen entgegen. Mit dem Gedanken an die Artischocke², die mich erwartete, sollte ich diese Fischstäbchen essen, folgte ich Tenten und Ino zu unserem Tisch.
 

Ino war derweil bereits wieder am Plappern: „Und da stand sie: Meine Traumtasche von Lara Kazis. Ich wollte sie mir gerade schnappen, als da so eine blöde blondierte Tussi vor mir stand und sich ernsthaft meine Tasche krallte! Ich habe sie höflich daraufhin gewiesen, dass sie die Finger von meiner Tasche nehmen solle und sie sogar noch angelächelt. Was macht sie? Schnaubt wie so´n Walross und verpisst sich mit der Tasche zur Kasse. Ich hätte sie beinahe erwürgt. Ich meine, das ist so gemein! Ich habe ewig nach dieser Tasche gesucht und dann-“
 

„Scheiße!“, unterbrach ich sie und sah mich leicht panisch um.

„Ja, genau, ich-“

„Nein, nicht dein Taschenproblem. Also das auch, aber ich glaub ich hab meine Mensakarte verloren.“

„Hast du sie vielleicht an der Ausgabe vergessen?“

„Das kann sein. Ich schau schnell nach.“, sagte ich und wandte mich ab, wollte gerade zurück zur Essensausgabe gehen, als ich in jemanden hinein rannte. Dieser jemand entpuppte sich als ein – nun mit Kartoffelpüree, zerquetschten Erbsen und fettigen Fischstäbchen beschmierten – Sasuke Uchiha, der mich ziemlich böse ansah. Hätte ich in meinem Leben nicht bereits einige grausame Blicke erdulden müssen, ich wäre wahrscheinlich an einem Herzstillstand gestorben.
 

So schoss nur mein gesamtes Blut in meine Wangen und meine Finger begannen zu zittern, während ich mich verzweifelt nach Servietten umsah und gleichzeitig eine Entschuldigung nach der anderen stotterte: „Sorry! Das wollte ich nicht, wirklich! Ich, also… ehm. Ich-“ Hektisch sah ich mich um und fand endlich die ersehnten Servietten – mindestens fünf Tische entfernt – als ich aus den Augenwinkeln Sasuke grinsen sah. Sein Grinsen gefiel mir noch viel viel weniger als sein Todesblick von eben.

„Schon okay. Kann jedem Mal passieren.“
 

Höh? Er ist nicht sauer? Verwirrt blickte ich ihn an, sah gerade noch wie er seine Hand nach rechts ausstreckte, irgendeinem vorbeilaufenden Schüler den Teller klaute und – in meinem Ausschnitt befand sich ein Mischmasch aus Kartoffelpüree, Erbsen und Fischstäbchen. Abgesehen davon, dass die Fischstäbchen verschissen heiß waren, war das wirklich e-kel-haft!

„IH! Scheiße ist das heiß! Bist du bescheuert?!“ Meine Stimme überschlug sich und ich war ganz kurz davor dem Uchiha eine zu klatschen. Oder ihn zu erwürgen. Oder beides.

Dieser schien von der bösartigen Aura um mich nicht wirklich etwas mitzubekommen, da er gerade dabei war sich dumm zu grinsen und sagte dann spöttisch: „Sorry. Das wollte ich nicht, wirklich.“
 

Will. Der. Mich. VERARSCHEN?!

Noch bevor ich dazu kam, ihn zusammenzuschreien, kam mir ein Gedanke und ich griff mir in den Ausschnitt. Sasuke schaffte es gerade noch eine seiner Augenbrauen skeptisch nach oben zu ziehen, da klatschte ich ihm schon mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen meine Hand mit Kartoffelpüree auf den Kopf.

Mit einem angewiderten Laut wich er zurück. „Was zur- Bist du wahnsinnig?“

Ich schnaubte und sagte: „Selbst Schuld.“
 

„Na warte…“ Sasuke langte erneut zur Seite und ich sah bereits meine wunderschönen Haare voller Kartoffelpüree, als ich von Orochimaru gerettet wurde: „Sasuke Uchiha! Sakura Haruno! Ich sehe Sie beiden heute von vier Uhr und die nächsten vier Freitage von drei bis sieben Uhr nachmittags beim Nachsitzen. Und jetzt gehen Sie sich waschen, das ist ja ekelhaft.“

Oder eher nicht.

Ach, Halts Maul, innere Stimme.
 

Ich warf Sasuke noch einen möglichst bösen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu, bevor ich mich an ihm vorbei zum Ausgang bewegte. Ein leise gezischtes „Arschloch.“ konnte ich mir jedoch nicht verkneifen, als ich ihn passierte.

„Schnauze, blöde Kuh.“ Und schon spürte ich seinen stechenden Mörderblick in meinem Rücken. Entgegen meiner sonst freundlichen Art drehte ich mich noch einmal um und zeigte ihm den Stinkefinger, bevor ich aufs Klo verschwand, um dieses widerliche Zeug aus meinen Klamotten zu bekommen.
 

Nachdem ich es geschafft hatte, mich komplett von dem Essen zu säubern ohne dass mich irgendjemand halb nackt gesehen hatte, brachte mir Tenten ihr Sportshirt vorbei, welches sie am Nachmittag für Judo oder so brauchen würde, weshalb ich ihr versprechen musste, dass ich zwischen Unterrichtsende und Nachsitzen noch schnell nach Hause laufen würde. Meine Begeisterung darüber blieb aus.
 

„Ich habe zuerst gar nicht mitbekommen, was da bei dir abgegangen ist, aber als Temari so komisch geguckt hat, hab ich´s dann auch gesehen. Es sah wirklich amüsant aus, als du Sasuke den Brei in die Haare geschmiert hast. Ich glaube in dem Moment hat die gesamte Mensa den Atem angehalten und nur darauf gewartet, dass er ausrastet. Ich habe gehört ihm sind seine Haare heilig, weil-“

„Ino, das ist jetzt nicht böse gemeint, aber kannst du mich damit bitte verschonen? Ich war dabei als wir uns mit Essen beschmissen haben und, um ehrlich zu sein, war das extrem peinlich.“, schnitt ich ihr das Wort ab und fasste meine Haare im Nacken zu einem Zopf zusammen, bevor wir die Toilette in Richtung Deutschunterricht verließen.
 

Nachdem wir auch noch drei Stunden Deutsch hinter uns gebracht hatten, begann ich den Tag wirklich zu hassen. Das lag nicht nur daran, dass ich nun nach Hause sprinten musste, um rechtzeitig wieder in der Schule zum Nachsitzen zu sein, sondern auch daran, dass meine allerliebste Mutter – manchmal hatte ich wirklich das dringende Bedürfnis, sie anzuschreien bis sie anfing zu heulen – sich mal gemeldet hatte. Anstatt sich darüber zu erkundigen wie denn die ersten beiden Tage ihrer Tochter in der neuen Umgebung gelaufen waren, schrieb sie mir einen zwei Kilometer langen Text darüber, dass ich zu Hause Ordnung herstellen solle, da sie gedachte, heute Abend wieder daheim einzukehren. Blöde Kuh.
 

Ich schaffte es natürlich nicht rechtzeitig zurück in die Schule, weshalb ich – sobald ich Tenten ihr Shirt widergegeben hatte – kurzzeitig überlegte, einfach nicht hin zu gehen. Was sollte schon passieren? Ich drehte mich gerade wieder auf dem Absatz um und wollte den erneuten Weg nach Hause antreten, als hinter mir die Stimme des Teufels höchstpersönlich erklang: „Wo wollen Sie denn hin, Sakura?“

Ich erstarrte. Dann versuchte ich ein Lächeln aufzusetzen, welches nicht nach Lüge schrie und drehte mich um. Orochimaru. „Ich wollte zu Ihnen.“

„Zum Nachsitzen geht es dort entlang.“ Er zeigte hinter sich. Shit.

„Das… wusste ich nicht. Sie wissen ja, ich bin neu hier. Ich dachte, es geht dort entlang.“ Um meine Worte zu untermalen, zeigte ich in die Richtung, in die ich soeben flüchten wollte.
 

„Sie sind übrigens zu spät.“

„Das tut mir leid. Aber ich habe den Raum-“

„Ich will nichts davon hören und jetzt los! Bevor ich Sie die ganze restliche Woche nachsitzen lasse.“

Diese Drohung wirkte. Automatisch setzte ich mich in Bewegung und folgte meinem Physiklehrer durch das Gebäude. Im zweiten Stock blieben wir vor einem ganz normalen Klassenraum stehen. Als wir diesen betraten, wanderte mein Blick sofort über die Sitzplätze. Alle leer. Verwirrt runzelte ich meine Stirn. „Wo ist denn Sasuke?“

„Der hat eine Entschuldigung.“

„Er hat WAS?“ Entgeistert blickte ich meinen Lehrer an. Das durfte doch nicht wahr sein. Wieso musste ich nachsitzen, dieser blöde Sasuke aber nicht?!

„Eine Entschuldigung, Haruno. Und jetzt setzen Sie sich und seien Sie still.“
 

Leise mit den Zähnen knirschend ließ ich mich in der zweiten Reihe auf einen Platz am Fenster fallen, während Orochimaru sich an den Lehrertisch setzte und ein Buch hervor zog, in welches er sich kurz darauf vertiefte.

Ich starrte eine ganze Weile einfach durch den Raum, dann, als das langweilig wurde, aus dem Fenster und beobachtete dort die Leute, die vorbei liefen. Während ich so nach draußen sah, beschloss ich, am Freitag definitiv irgendetwas mitzunehmen, dass ich hier erledigen könnte. Wenn ich nicht so dämlich gewesen wäre und meine Bücher bereits zu Hause gelassen hätte, dann könnte ich jetzt auch die Aufgaben für zu Hause machen. Manchmal bin ich wirklich… What the fucking hell?!
 

Geschockt starrte ich nach draußen, als ich dort unten auf dem Weg direkt vor der Schule Sasuke erkannte. Was machte der denn hier? Diese Frage wurde mir keine zwei Sekunden später beantwortet, als eine rothaarige Schönheit auf ihn zu ging und ihn umarmte. Anscheinend kannten die sich. Sasuke legte ihr einen Arm um die Hüfte und flüsterte ihr etwas ins Ohr, dann verschwanden die beiden um die nächste Ecke.

Alter. Das war jetzt nicht wahr! Der ging nicht zum Nachsitzen, weil er lieber irgendein Model traf – verständlich – und kam damit durch! – Nicht mehr verständlich. Absolut und gar kein bisschen mehr verständlich.
 

Genervt warf ich einen Blick zu Orochimaru, der noch immer in seinem Buch las, dann griff ich in meine Hosentasche, um auf mein Handy zu sehen.

„Das Handy ist während des Nachsitzens ausgeschaltet.“

„Ich wollte nur auf die Uhr sehen.“

Ein kurzer Blick aus zusammengekniffenen Augen traf mich, dann: „Sie haben noch zwei Stunden vor sich, Sakura.“

„Na super.“, ich seufzte leise und lehnte mich frustriert nach hinten.
 

Nachdem ich noch eine Weile aus dem Fenster gestarrt und dabei Tenten entdeckt hatte, die sich auf dem Weg nach Hause befand, begann ich damit alles Mögliche in diesem Raum zu zählen. Dort befanden sich fünfzehn Tische mit je zwei Stühlen, ein Lehrertisch mit einem Stuhl, sechs Lampen mit jeweils zwei Neonröhren, vier große und ein kleines Fenster, zweiunddreißig Deckenplatten, jede mit jeweils zweihundertneunundachtzig kleinen Löchern bestückt…
 

„Die Zeit ist um.“

Verwirrt blickte ich nach vorne. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Anscheinend schon, denn Orochimaru war gerade dabei sein Buch wegzupacken. Ich nutzte diese Gelegenheit, sprang auf, schulterte meine Tasche und stürmte ohne mich zu verabschieden aus dem Raum. Mein Gott, das waren die längsten drei Stunden meines Lebens gewesen!
 

Auf dem Weg nach Hause überlegte ich mir, was ich noch alles erledigen musste, damit meine Mutter keinen Herzinfarkt bekäme, wenn sie nach Hause kam. Alles was mir einfiel, war, dass ich mein Zimmer aufräumen sollte.

Als ich dann jedoch zu Hause war, verwarf ich den Gedanken wieder und zog nur schnell meine Schuhe aus, bevor ich mich in meinem Zimmer auf mein Bett fallen ließ und neben mir nach der Fernbedienung für meine Anlage tastete. Sobald ich diese gefunden hatte, drückte ich einfach auf Play und vernahm auch sogleich die sanfte Stimme von JT Woodruff³, welcher mir erklärte, was er alles hasste. Beinahe automatisch drückte ich auf die entsprechende Taste, um die Musik lauter zu machen und begann leise mitzusingen:
 

„I hate my mom and I hate my dad

for leaving me alone in this world.

I swear to god it hurts so fucking bad

to be the only one that´s left in this world.”
 

******************************************************************
 

² Pflanze mit verdauungsfördernder Wirkung; regt den Stoffwechsel von Leber & Galle an

³ Frontsänger der Band „Hawthorne Heights“
 

Warum das Fußnotenverzeichnis mit der ² anfängt? Weil ich zu doof bin eine 1 als Fußnote zu schreiben >.<

Mums and dads

Turning apart and leave me here

You leave me hanging, you shed no tear
 

Ich stand gerade in der Küche und verfluchte die Herdplatte, an der ich mich verbrannt hatte und auf welcher sich nun ein großer Topf mit Salzwasser befand, als meine Mutter nach Hause kam. „Bin wieder da!“

„Hier!“, rief ich halbherzig zurück und griff nach der Nudelpackung.

„Willst du deine arme Mutter nicht ordentlich begrüßen?“

Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter und erblickte das Gesicht der Frau, die mich neun Monate lang ausgetragen hatte, dann sagte ich „Keine Zeit.“ und wandte mich wieder den Nudeln zu. Ich hörte das leise Genuschel meiner Mutter, dann stand sie auch schon neben mir und beäugte misstrauisch den Topf mit dem Salzwasser.

„Willst du die Nudeln jetzt schon rein machen? Das Wasser kocht doch noch gar nicht.“
 

„Mum!“, stöhnte ich und warf ihr einen genervten Blick zu. Ich hasste es, wenn sie sich einmischte, wenn ich gerade dabei war zu kochen.

Sie hob entschuldigend die Hände und wandte sich dann dem Spülbecken zu. „Du hast ja noch gar nicht abgewaschen.“, stellte sie trocken fest. Hundert Punkte für meine allerliebste Mutter.

„Weil ich jetzt sowieso alles dreckig mache. Ich wasche nachher ab.“

„Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“

Nein. „Ja.“

„Und ausgesaugt?“

„Bin ich deine Putzfrau?“

„Nein, aber du könntest dich schon ein wenig im Haushalt beteiligen, junge Dame!“

„Es ist überhaupt nicht nötig, dass wir heute aussaugen. Das Haus ist so gut wie sauber.“

„Das reicht mir aber nicht. Du saugst nachher noch aus, ist das klar?“

Ich riss die Nudelpackung etwas zu heftig auf, wodurch einige Nudeln den Weg auf den Boden fanden, dann knurrte ich: „Ja, Mum.“

„Nicht in diesem Ton, Fräulein!“
 

Ich nuschelte ein „Entschuldigung.“ und wandte mich dann von meiner Mutter ab, um die restlichen Nudeln vom Boden aufzuheben und wegzuwerfen. Als ich mich wieder aufrichtete, war sie aus der Küche verschwunden. Gott sei Dank, endlich war wieder Ruhe.

Nachdem ich meiner Mutter Bescheid gesagt hatte, dass das Essen fertig war, und mir anschließend eine großzügige Portion Nudeln mit Tomatensauce auf einen Teller getan hatte, verschwand ich mit eben jenem in meinem Zimmer. Dort stellte ich den Teller auf meinem Schreibtisch ab und ging zum Fernseher, um diesen anzuschalten.

Noch bevor ich den Weg zurück zu meinem Essen antreten konnte, kam meine Mutter zur Tür herein. „Hast du eigentlich mal wieder mit deinem Vater telefoniert?“
 

„Nein. Wieso fragst du?“

„Hätte ja sein können.“

„Das glaubst du doch selbst nicht.“ Gefrustet setzte ich mich auf den Teppich vor meinem Bett und schnappte mir mein Essen.

„Sakura. Bitte. Er ist dein Vater und du solltest nicht-“

„Was sollte ich nicht? Den Kontakt verweigern? Wenn er sich nicht wie das Allerletzte verhalten würde, würde ich mit dir darüber diskutieren, aber bis jetzt… habe ich keinen Bock auf den Typen.“

Meine Mutter seufzte und machte Anstalten sich neben mich auf den Boden zu setzen, jedoch hielt sie das Klingeln des Telefons davon ab. „Bin gleich wieder da. Und dann reden wir darüber.“, sagte sie entschlossen und verschwand dann wieder.

„Ja klar.“, murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und griff nach der Fernbedingung.
 

Als ich zwanzig Minuten später meinen Teller hinunter in die Küche brachte, erhaschte ich einen kurzen Blick auf meine Mutter, welche auf der Couch saß, das Telefon noch immer am Ohr, und anscheinend gespannt den Worten des Anrufers lauschte.

Schließlich wieder in meinem Zimmer, machte ich mich daran, die Hausaufgaben zu bearbeiten. Nachdem ich auch dies erledigt hatte, dachte ich für einen kurzen Moment daran, tatsächlich noch auszusaugen. Dann verwarf ich den Gedanken jedoch und zog mich um. Anschließend verschwand ich noch kurz im Bad, nur um kurz vor elf, schön eingekuschelt in meiner Bettdecke und in meinem Bett liegend, ein paar Seiten meines derzeitigen Lieblingsbuches zu lesen.
 

Ich lag gerade einmal ein paar Minuten – zumindest kam es mir so vor – als es leise an meiner Tür klopfte und meine Mutter – ohne auf ein Zeichen meinerseits zu warten – den Kopf hereinstreckte.

„Was gibt´s?“, fragte ich und legte mein Buch beiseite.

„Du schläfst ja noch nicht.“

„Ich wollte noch ein wenig lesen.“

„Es ist schon fast Mitternacht, Sakura. Wenn du morgen verschläfst, dann-“

„Werde ich schon nicht, Mum.“

Sie seufzte leise, als sie meinen genervten Blick sah und sagte: „Das hoffe ich.“

„Mit wem hast du telefoniert?“, versuchte ich sie abzulenken.

„Alisha. Sie war besorgt, wegen der Präsentation morgen. Du weißt doch, es ist wichtig, dass alles glatt läuft. Dann ist die Zusammenarbeit so gut wie sicher.“

„Mh.“, machte ich nur, da es mich nicht groß interessierte, wer mit wem zusammenarbeitete. Generell stand ich dem Thema Arbeit eher abgeneigt gegenüber. Vor allem wenn es um die Arbeit meiner Mutter ging, war sie doch der Grund, warum wir aus New York weggezogen waren.
 

Meine Mutter hatte schon immer eine Vorliebe für wechselnde Arbeitsstellen gehabt, mein Vater ebenso. Das war auch kein Problem gewesen, solange die beiden noch verheiratet gewesen waren. Auf diese Art und Weise hatte ich bis zu meinem zehnten Lebensjahr Frankreich, Deutschland, Japan und Brasilien etwas genauer kennengelernt.

Als meine Eltern dann jedoch nach New York gezogen waren und sich aufgrund meiner damals noch nicht gut ausgeprägten sozialen Kompetenzen dazu entschieden hatten, dort zu bleiben, begann das Drama: Mein Vater reiste weiterhin viel, während meine Mutter zu Hause blieb und sich selbst mit unzähligen Bürojobs einschläferte.

Kam mein Vater nach Hause gab es Streit, tat er es nicht gab es auch Streit. Das Ende vom Lied war dann, dass er meine Mutter mit ungefähr drei anderen Frauen betrog und sie sich schließlich von ihm trennte. Das war vor drei Jahren.

Während der Scheidungszeit wohnte ich nur noch mit meiner Mutter zusammen, da mein Vater anderes zu tun hatte, als ein Leben zu leben, in welches seine 13-jährige Tochter hineingepasst hätte. Vor einem Jahr verlor er dann seinen Job und verkraftete dies indem er sich Trost suchte: Bei mehreren Frauen und der ein oder anderen Flasche Alkohol.
 

Nach den zwei Jahren gesetzlich vorgeschriebener Zeit, in der die zu scheidenden Eheleute getrennt voneinander leben müssen, fand meine Mutter endlich einen besser bezahlten Job, bei welchem sie wieder reisen konnte. Da ich fast 16 war, ließ sie mich öfter allein daheim oder bei Freunden übernachten, wenn sie geschäftlich verreist war.

In dieser Zeit ging es dann auch wieder mit meinem Vater bergauf: Er fand einen neuen Job und eine neue Liebe. Seine Unterhaltszahlungen wurden regelmäßiger und irgendwann versuchte er dann wieder Kontakt aufzubauen.

Und dann kam meine Mutter eines Tages nach Hause und verkündete, dass sie ein Jobangebot bekommen hatte, dass sie nicht ausschlagen konnte. Gute Bezahlung, angenehme Arbeitszeiten, viel Abwechslung.
 

Das einzige Manko war: Der Job befand sich in Jacksonville, Florida und meine Mutter in New York City, New York. Also kam für sie nur ein Umzug in Frage. Und ich musste mit, da ich mich partout weigerte bei meinem Vater zu wohnen. Nachdem meine Mutter in Jacksonville zugesagt hatte, machte sie sich auf die Suche nach einer Wohnung, welche sie keine zwei Wochen später auch fand: Küche, Bad, Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer suchten im dritten Stock eines Wohngebäudes in Palm Valley nach neuen Mietern. Die waren kurz darauf wir.

Abgesehen davon, dass ich mein altes Leben aufgeben sowie meine Freunde zurücklassen musste, verlor ich am Tag des Umzuges noch etwas: Den Kontakt zu meinem Vater.
 

„Sakura?“

Ich sah zu meiner Mutter und bemerkte, dass ich eine ganze Weile auf meine Bettdecke gestarrt hatte. Peinlich, irgendwie. „Hm?“

„Dein Vater hat angerufen.“

„Schön.“, sagte ich mit so viel Sarkasmus in der Stimme, dass das nicht einmal meine Mutter ignorieren konnte.

„Er wollte mit dir reden, aber ich habe ihm gesagt, dass du bereits schläfst und er es morgen noch einmal probieren soll.“

„Ich werde nicht auf seinen Anruf warten.“

Meine Mutter seufzte. „Ich weiß, Schatz, ich weiß. Aber du solltest ihm eine Chance geben. Ihr habt euch doch vor dem Umzug wieder so gut verstanden.“

„Wir haben zweimal miteinander telefoniert und bei dem einen Mal hat er mich nur darum gebeten, das Telefon an dich weiterzugeben. Ich glaube nicht, dass das unter die Bezeichnung „gut verstanden“ fällt, Mum.“
 

„Gut, vielleicht war das auch etwas übertrieben ausgedrückt, aber er ist dein Vater und er möchte wirklich wieder mit dir in Kontakt treten. Es schmerzt ihn sehr, dass du ihn aus deinem Leben gestrichen hast.“

Darauf gab ich ihr keine Antwort. Ob es ihn schmerzte oder nicht, war mir ziemlich egal. Immerhin hatte er doch das Gleiche zuvor auch mit mir getan.

„Nun gut, du solltest jetzt schlafen. Damit du morgen ausgeruht bist für die – Oh mein Gott!“ Erschrocken sah ich zu meiner Mutter, welche sich beide Hände über den Mund geschlagen hatte und mich entsetzt ansah. „Ich habe ganz vergessen dich nach deinem ersten Tag zu fragen! Das tut mir so leid, Sakura!“
 

„Schon okay, kann ja passieren.“, sagte ich und rang mir ein Lächeln ab.

Meine Mutter lächelte zurück, jedoch sah ihres viel ehrlicher aus als sich meines anfühlte. Schließlich umfasste sie meine Hand und fragte: „Und? Wie war dein erster Tag?“

„Ganz okay.“, sagte ich und zuckte mit den Schultern.

„Ganz okay? Ist denn irgendetwas nicht in Ordnung?“

„Nein, nein! Es ist alles okay. Aber, können wir da vielleicht morgen drüber reden? Ich muss langsam echt schlafen.“

Kurz sah sie mich mit diesem Mütter-wissen-Alles-Blick an, dann lächelte sie, tätschelte meinen Kopf und wünschte mir eine gute Nacht, bevor sie mich alleine ließ. Ich atmete erleichtert aus und legte dann das Buch vom Bett, sodass ich bequem liegen konnte.

Auch wenn ich meine Mutter manchmal wirklich nicht leiden konnte, bei einer Sache hatte sie recht: Wenn ich morgen nicht verschlafen wollte, musste ich jetzt wirklich schlafen.
 

„Und wie war das Nachsitzen?“ Ino sah mich an als wäre ich ihr neuestes Forschungsprojekt und tippte nebenbei etwas in ihr Smartphone. Auch Hinata sah zu mir.

„Langweilig. Ich hab vergessen mir was zu lesen oder so mitzunehmen und wäre dann beinahe eingeschlafen.“

„Und wie hat sich Sasuke benommen?“, mischte sich nun Temari ein, die bis eben noch Tenten davon abgehalten hatte, sich auf Neji zu stürzen und ihn zu erwürgen. Dieser hatte die arme Tenten nämlich nicht nur in Spanisch genervt, indem er jeden zweiten Satz von ihr berichtigt hatte, sondern ihr in Chemie auch noch absichtlich zweimal die falschen Chemikalien gegeben hatte, weshalb Tenten beinahe mächtigen Ärger mit unserer Chemielehrerin bekommen hätte.
 

„Gar nicht. Der war nämlich nicht da. Er war entschuldigt.“, sagte ich und setzte das letzte Worte mit den Fingern in Anführungszeichen.

Ino schnaubte leise. „Das hätte ich dir auch gleich sagen können. Soweit ich weiß, war er noch so gut wie nie beim Nachsitzen. Kommt auch nicht besonders oft vor, dass er welches bekommt.“

„Aber das kann doch nicht sein, dass er damit durchkommt! Ich meine, ist er Gott oder was?“

„Das nicht, aber seine Eltern sind ziemlich beliebt bei den Lehrern.“

„Du meinst, sie bestechen die Lehrer?“
 

„Nicht direkt. Sie spenden eher eine Menge für allerlei. Zum Beispiel für die Renovierung des dritten Stocks letztes Jahr. Die wurde komplett von den Uchihas übernommen.“

„Na super. Ein Arschloch mit reichen Eltern. Ganz klasse.“, stöhnte ich leise und begann frustriert in meinem Essen herum zu stochern.

„Wenn wir schon von ihm reden, wo ist Sasuke eigentlich?“, fragte Ino und sah uns alle fragend an. Beinahe gleichzeitig begannen wir uns umzusehen, jedoch mussten wir uns eingestehen, dass der werte Herr anscheinend nicht anwesend war.

„Irgendwie bekomme ich wieder Hunger.“, sagte ich, grinste einmal in die Runde und verputzte dann mein Essen.
 

Als ich an diesem Nachmittag nach Hause kam, blinkte der Anrufbeantworter, weshalb ich zum Telefon ging und die Nachricht abhörte:

Hallo Natsuki. Ich bin´s, John. Da du gestern nicht noch mal angerufen hast, dachte ich mir, ich mach das mal. Aber du bist ja anscheinend nicht da. Wenn du doch da bist, nimm bitte ab. Ich muss mit dir über Sakura reden. Sie… ist mir wichtig, das weißt du. Nun gut. Bis dann. Und ruf an, wenn du wieder da bist!

Während ich der Stimme meines Vaters lauschte, stand ich wie versteinert neben dem Telefon und starrte auf den Hörer. Als dann das laute Piepen des Anrufbeantworters ertönte, drückte ich automatisch die Löschtaste. Ich wollte nichts mehr mit diesem Mann zu tun haben, daher brauchte meine Mutter nicht wissen, dass er angerufen hatte. Schnell strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor ich mich dem Abwasch in der Küche widmete.
 

Es war bereits dunkel draußen, als ich das Telefon klingeln hörte. In der Annahme, dass es meine Mutter sei, die ihr Handy mal wieder verbaselt hatte und demnach meine Handynummer nicht finden konnte, erhob ich mich noch einmal von meinem Bett und rannte die Treppe hinunter, um leicht außer Atem ein „Hallo?“ ins Telefon zu hauchen.

Sakura? Bist du das?

Ich erstarrte. Das war nicht meine Mutter. Sondern mein Vater.

Sakura, sag doch was! Sakura, Schatz, ich muss mit –

Ich hörte nicht mehr was mein Erzeuger von sich gab, da ich in diesem Moment den roten Knopf am Telefon betätigte und damit auflegte. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, dann drehte ich das Telefon in meiner Hand um und nahm den Akku heraus.

Everybody hurts some day

It´s okay to be afraid. Everybody hurts.

Everybody screams. Everybody feels this way.
 

„Ich. Hasse. Ihn.“ Tenten knallte ihr Tablett neben meines auf den Tisch und setzte sich schließlich. Während ich ganz dezent ein wenig von Tenten wegrutschte, weil ich Angst hatte, dass ihre Wut mich und nicht Neji treffen könnte, setzten sich Hinata und Temari uns gegenüber.

„Wieso so sauer, Liebes?“, fragte Ino, welche sich so eben durch das allgemeine Gedrängel, welches in der Mensa herrschte, bis zu unserem Tisch hin gequetscht hatte und sich nun mit einer Eleganz setzte, um welche ich sie beneidete. Wie konnte man sich bitte in solchen Monsterabsätzen wie Ino sie heute trug so elegant bewegen? Ich konnte darin ja nicht einmal stehen!
 

„Dieser Idiot! Starrt er mir allen Ernstes länger als höflich in den Ausschnitt und lacht sich dann seinen Modelarsch ab, weil ich Stress wegen der Ohrfeige bekomme!“

„Ach Tenten. Du musst das einfach lockerer nehmen. Und das nächste Mal trittst du ihn dahin wo´s richtig weh tut.“ , sagte Temari und zwinkerte Tenten zu, welche daraufhin wieder runterkam.

„Ich hasse ihn trotzdem.“

„Das wissen wir, Tenten.“, stöhnten Ino, Hinata und ich gleichzeitig, während Temari grinsend ihr Essen in sich hinein schaufelte.

„Okay, jetzt mal was anderes: Wer von euch begleitet mich nachher zu Musik?“, fragte ich und versuchte mich an einem Hundeblick. Dank meines Schulwechsels, welcher mitten im Schuljahr stattgefunden hatte, war ich nämlich in einem anderen Musikkurs als Hinata und Temari gelandet, weshalb ich mich nachher vollkommen allein meinem ersten Musikunterricht an dieser Schule stellen durfte.
 

Ino machte ein Gesicht, als wäre sie meine Mutter, die mich an meinem ersten Tag im Kindergarten absetzt, und sagte: „Wir können dir den Raum zeigen, aber rein gehen musst du leider ohne uns.“

Ich schob meine Unterlippe vor und versuchte so geknickt wie möglich auszusehen, woraufhin Tenten sogleich versuchte mich aufzuheitern: „Aber immerhin bist du nicht ganz allein!“

„Ach, nein?“, verwirrt sah ich sie an. Wie konnte ich nicht ganz allein sein, wenn Hinata und Temari in einem anderen Musikkurs waren als ich und Tenten und Ino jetzt Kunstunterricht hatten, demnach also überhaupt nicht in Frage kamen als Mitglieder meines Musikkurses?

„Naja… Soweit ich weiß, ist Sasuke auch in dem Kurs.“

Wollte sie mich verarschen? „Soll ich mich jetzt darüber freuen?“

„Dann hast du wen, den du kennst?“, versuchte Tenten sich noch zu retten.

„Wohl eher wen, den ich gerne mit einem Buch erschlagen würde.“, knurrte ich, schob mein Essen zur Seite und ließ meinen Kopf entnervt auf die Tischplatte sinken.

„Das wird schon, Süße. Gaara ist übrigens auch in dem Kurs.“, sagte Temari und tätschelte über den Tisch hinweg meinen Hinterkopf.

„Nicht hilfreich!“, stöhnte ich leise und schlug ihre Hand weg, da mich das irgendwie nur noch mehr deprimierte.
 

Nachdem Temari, Hinata und ich uns von den anderen beiden verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg zum Musikunterricht, welcher im dritten Stockwerk in zwei nebeneinander liegenden Räumen stattfand. Die Tatsache, dass ich zumindest den Rest der Pause bei Hinata und Temari verbringen konnte, ließ mich ein wenig durchatmen.

Ich hatte kein Problem damit meine Pause allein zu verbringen, im Gegenteil: Ich genoss es manchmal wirklich, wenn ich meine Ruhe hatte. Jedoch hasste ich es, als Einzige irgendwo allein rumzustehen und von allen anderen wie ein Ausstellungsobjekt begutachtet zu werden. Brr, allein bei dem Gedanken an solch eine Situation lief es mir kalt den Rücken runter.
 

Da wir eine der Ersten waren, die sich zum Unterricht aufgemacht hatten, konnten wir im Flur noch Plätze auf einer Sitzbank vor den Fenster ergattern und beobachteten von dort das Treiben vor den Türen der beiden Musikräume.

„Diese Matheaufgaben machen mich völlig fertig. Ihr habt die nicht zufällig schon?“, fragte Temari und lenkte damit meinen Blick von zwei seltsam geschminkten Siebtklässlerinnen ab, die mich stark an Hühner im Stall erinnerten, so wie sie sich benahmen.

„Ich glaube, Tenten hat sie. Musst du sie nachher mal fragen.“, antwortete ich ihr und sah wieder zurück zu den Hühnern, jedoch wünschte ich mir gleich darauf, dies nicht getan zu haben. Denn anstatt der zumindest halbwegs amüsanten Hühner blickte ich nun geradewegs zu Sasuke und Neji, welche, flankiert von einer Traube äußerst arrogant und dämlich aussehender Mädchen – Ich beurteile Menschen nicht nach ihrem Äußeren, neeeeiiiin. Ich doch nicht! -, auf den Raum zusteuerten.
 

„Achtung, Idioten im Anmarsch.“, flüsterte ich Temari zu, welche mit einem Grinsen im Gesicht hinzufügte: „Plus Barbiepuppengefolge“ Ich prustete los und wandte schnell meinen Blick vom Barbiepuppengefolge, wie Temari die Traube Mädchen um Sasuke und Neji getauft hatte, ab, damit es nicht zu offensichtlich wurde, dass ich über sie lachte. Stattdessen sah ich nun Hinata an, welche sich ebenfalls ein Lachen verkneifen musste.

Da fiel mir etwas ein: „Sag mal Hinata, gibt es hier an der Schule eigentlich so etwas wie eine Musik-AG?“ Nun wurde ich seltsam angeschaut. Danke, Welt.

„Nicht, dass ich wüsste. Wieso fragst du?“

„Das würde mich auch mal interessieren.“, klinkte sich Temari in unser Gespräch ein.
 

„Naja, ich mag Musik. Und außerdem kann man mit einer Teilnahme an einer AG von einer vier in Physik ablenken, die ich dieses Jahr mit sehr großer Wahrscheinlichkeit bekomme.“

„Ach komm, Sakura! Du bist doch bisher nur einmal rausgeflogen.“, versuchte Temari mich aufzuheitern, jedoch erstickte ich diesen Versuch gleich im Keim indem ich ihr erklärte, dass wir auch erst einmal Physikunterricht gehabt hatten. Daraufhin warf sie mir einen mitleidigen Blick zu und tätschelte meinen Oberarm.

„Temari?“

„Ja, Sakura?“

„Ich fühle mich ein wenig… belästigt.“, sagte ich und warf einen bedeutungsschweren Blick auf ihre tätschelnde Hand.

„Entschuldige.“ Beinahe sofort verschwand ihre Hand wieder und Temari grinste mich an. Dann wanderte ihr Blick an mir vorbei zu Hinata und verweilte dort. Leicht verwirrt drehte ich mich ebenfalls zu Hinata, welche an uns beiden vorbei starrte und unsere Blicke anscheinend nicht mitbekam. Fast gleichzeitig drehten Temari und ich uns in die Richtung, in welche auch Hinata sah, und entdeckten Naruto und Gaara, welche sich zu Neji, Sasuke und dem Barbiepuppengefolge gesellt hatten.
 

„Temari?“, wisperte ich so leise wie möglich.

„Ja?“

„Wieso starren wir alle zu deinem Bruder hinüber?“

„Oh, wir starren nicht zu Gaara. Wir starren zu Naruto.“

Verwirrt sah ich sie an. „Und warum starren wir zu Naruto?“

„Weil wir Hinata unterstützen.“

„A-ha.“ So starrten wir also alle drei Naruto an und sagten kein Wort dabei. „Wie lange müssen wir Hinata denn noch unterstützen?“

„Keine Sorge, das ist gleich vorbei. Sobald Naruto guckt, ist Hinata wieder die Alte. Warte… gleich… DA!“ Tatsächlich sah Naruto in diesem Moment ziemlich beiläufig in unsere Richtung und begegnete dabei unseren starr auf ihn gerichteten Blicken.

„Und was jetzt?“

„Lächeln und winken.“, sagte Temari und begann damit, Naruto zuzuwinken.
 

„Hört auf ihn anzustarren! Das ist ja endpeinlich!“, erklang da auf einmal Hinatas leises Stimmchen und sorgte dafür, dass wir Narutos Reaktion verpassten, da wir uns von ihm weg und zu Hinata hin drehten.

Mit erhobener Augenbraue sah ich sie an. „Ach, du darfst starren, wir aber nicht, oder was?“

„Ich habe nicht gestarrt!“, verteidigte sie sich und sah beschämt zu Boden, was verriet, dass sie es doch getan hatte.

„Ach Hinata“, setzte ich zu etwas Aufmunterndem an, jedoch machte mir mein zukünftiger Musiklehrer einen dicken Strich durch die Rechnung, da er genau in diesem Moment auftauchte und dem Raum aufschloss.
 

„Wir reden irgendwann darüber. Bis nachher.“, sagte ich und zwinkerte den beiden zu, bevor ich meine Tasche schnappte und auf die Tür zum Musikraum zuging. So wie alle anderen Schüler aus meinem Kurs. Ganz nach dem Prinzip: „Wer am meisten drängelt, kommt als Erster rein.“ versuchten zwanzig Schüler sich gleichzeitig durch eine knapp einen Meter breite Tür zu quetschen. Das Unterfangen scheiterte nicht gänzlich, jedoch entschied ich mich dazu, lieber als Letzte den Raum zu betreten, da ich gerne noch eine Weile leben wollte. Hätte ich mich gegen meinen Überlebensinstinkt und für eine Runde grausames Quetschen entschieden, wäre mir eine Menge erspart geblieben…

So war gerade das große Quetschen vorbei gegangen, als ich den Raum betreten wollte, jedoch von einem in der Tür stehenden Sasuke Uchiha plus seinem überaus intelligenten persönlichem Barbiepuppengefolge aufgehalten wurde.
 

„Sorry, darf ich mal?“, fragte ich aus reiner Höflichkeit und versuchte gleichzeitig ein braunhaariges Mädchen an die Seite zu drücken, was sich jedoch als schwieriger denn gedacht erweisen sollte, da diese sich exakt in diesem Moment zu mir herum drehte und mich naserümpfend ansah.

„Wer bist du denn?“

„Sakura Haruno, freut mich. Darf ich dann jetzt?“, leicht angepisst, aufgrund ihres überheblichen Tonfalls, verzichtete ich auf ein freundliches Lächeln.

Die junge Dame vor mir trat einen Schritt zur Seite, sodass ich gerade an ihr vorbeigehen wollte, als ihre Stimme erneut erklang: „Hat wohl zu viel rosa Kaugummi gegessen, so wie die aussieht.“

Okay, es gab zwei Arten Menschen, die ich nicht leiden konnte: Einmal die Leute, die eindeutig zu viel Selbstbewusstsein haben und bei denen sich dies dann in oberflächlicher Arroganz äußert und dann noch die Leute, die meine Haare beleidigen.
 

„Bitte?“, fragte ich und drehte mich wieder zu der Tussi um.

„Sie hat gesagt, dass deine Haare scheiße aussehen, Schweinchen! Und jetzt verschwinde, sonst bekommen wir noch Augenkrebs.“, mischte sich nun eine Rothaarige ein, in deren Wortschatz das Wort „dezent“ wahrscheinlich nicht existierte, so wie die sich schminkte.

„Mich wundert´s, dass den hier noch keiner hat, wenn sie dich die ganze Zeit ansehen müssen.“, sagte ich und warf der Rothaarigen ein liebliches Lächeln zu.

„Na warte, du Hure!“, schrie diese daraufhin und schien sich auf mich stürzen zu wollen, jedoch wurde sie von Sasuke aufgehalten, der ihr ganz einfach einen Arm um die Hüfte schlang.

„Karin, der Unterricht fängt an.“, sagte er an sie gewandt und ließ sie schließlich los, um an uns allen vorbei in den Raum zu gehen. Sein Barbiepuppengefolge tat natürlich das, was es am besten konnte und rannte ihm schwanzwedelnd hinterher.
 

Als die Rothaarige an mir vorbeischritt, öffnete sie gerade ihren Mund, wahrscheinlich um mir nochmal irgendetwas zu sagen, das mich natürlich furchtbar verletzen würde – Man höre den Sarkasmus! –, als ich mich einfach vordrängelte und sagte: „Halt die Klappe, Püppchen, Barbie redet auch nicht.“ Dies schien sie ein wenig aus der Bahn zu werfen, denn daraufhin starrte sie mich nur perplex an. Ich nutzte diese Gelegenheit, ließ sie stehen und machte mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf den Weg zu meinem Lieblingsplatz: Der Stuhl in der allerletzten Reihe am Fenster.
 

Da mein reizender Musiklehrer es nicht für nötig hielt, sich länger als dreißig Sekunden mit mir zu beschäftigen, in denen er genau drei Fragen stellte – „Sie sind Sakura Haruno?“ „Spielen sie ein Instrument?“ „Welches?“ – und darauf auch genau drei Antworten erhielt – „Ja.“ „Ja.“ „Klavier.“ – und sich lieber seinem Vortrag über Musik in der Epoche der Klassik zuwandte, verlief der Musikunterricht weit weniger furchtbar als gedacht.
 

Da ich mir sehr viel Zeit am Ende der Stunde für das Einpacken meiner Sachen nahm, war ich auch die Letzte, die den Raum verließ, weshalb Temari und Hinata bereits ungeduldig auf mich warteten.

„Man, was hast du denn wieder gemacht? Bist du eingeschlafen?“

„Haha.“, gab ich trocken zurück und folgte den Beiden dann mit einem Lächeln auf den Lippen zu den Treppen.
 

Nachdem ich mich an der Kreuzung von Hinata und Temari verabschiedet hatte, trottete ich vollkommen lustlos nach Hause. Wieso sollte ich mich auch beeilen? Ich würde doch sowieso alleine sein. Als ich es endlich geschafft hatte, die vier Stockwerke bis in unsere Wohnung hinauf zu trotten und anschließend auch noch die Tür zu öffnen, ließ ich meine Tasche gleich im Flur fallen und entschied mich dazu, sie später beiseite zu räumen. Mit den Gedanken beim baldigen Wochenende ging ich zum Telefon, dessen Akku ich am Morgen wieder eingesetzt hatte, und drückte den Knopf des Anrufbeantworters. Sofort ertönte die mechanische Stimme unserer Anrufbeantwortertante:

Sie haben drei neue Nachrichten. Nachricht eins:

Es klickte kurz, dann:

Hallo Schatz. Ich dachte mir, ich rufe mal an, da wir uns ja gestern nicht nochmal gesehen haben, bevor ich losgefahren bin. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich schon morgen Mittag zurück komme, tu mir also bitte den Gefallen und räum ein bisschen auf. Dankeschön! Ich liebe dich.
 

Damit verklang die Stimme meiner Mutter und unsere Anrufbeantwortertante leitete die nächste Nachricht ein, welche ich nach einem weiteren kurzen Klicken vernahm:

Hallo Natsuki oder Sakura. Ich weiß ja nicht, wer von euch beiden diese Nachricht abhört, aber bevor ihr sie löscht, hört sie euch doch bitte an.

„Träum weiter, du Arsch.“, grummelte ich leise und wollte bereits auf die Löschtaste drücken, als mein Vater weitersprach:

Sakura. Ich weiß, dass du unglaublich doll sauer auf mich bist. Ich kann das verstehen. An deiner Stelle wäre ich das auch. Aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich das Alles so niemals wollte und dass es mir furchtbar leid tut was passiert ist. Ich kann verstehen, wenn du wirklich niemals wieder mit mir reden, geschweige denn mich jemals widersehen willst. Aber ich habe mich geändert. Das weißt du. Und ich habe nicht vor noch einmal diesen furchtbaren Fehler zu begehen und mich von meiner Familie zu entfernen. Von daher… ruf bitte an. Ich vermisse dich. Du bist doch meine Tochter.

Für einen kurzen Moment herrschte Stille und ich starrte wie gebannt auf meinen Finger, welcher noch immer über der Löschtaste schwebte und zitterte.

Falls nur du das gehört hast, Natsuki, dann sag ihr bitte, dass es mir leid tut. Bis bald.
 

Ein leises Knacken ertönte, dann drückte ich irgendwelche Knöpfe und würgte dadurch den Anrufbeantworter ab. Ich schluckte ein paar Mal, bevor ich tief einatmete und meinen Kopf zurück warf, um meine Haare aus meinem Gesicht zu bekommen. Nun da ich diese Nachricht gehört hatte, schien es mir als wäre die Zeit zurück gedreht worden. Ich fühlte mich in diesem Moment genauso wie als ich erfahren hatte, dass mein Vater meine Mutter betrogen hatte. Ich war gerade von einer Freundin nach Hause gekommen, als ich bereits im Flur von meiner weinenden Mutter empfangen wurde, welche sich an mich klammerte als wäre jemand gestorben. Im ersten Moment befürchtete ich dies auch. Und dann sagte sie das, was die Beziehung zwischen meinem Vater und mir für immer verändert hatte: „Er hat mich betrogen. Mit irgendeiner billigen Hure.“ Ich hatte meine Mutter bis zu diesem Tag noch nie das Wort „Hure“ benutzen hören.
 

Ich zuckte zusammen, als mein Handy plötzlich begann zu vibrieren und keine Sekunde darauf bereits die ersten Töne meines Klingeltons an meine Ohren klangen. Etwas desorientiert, löste ich meine um mich selbst geschlungenen Arme – Eine ziemlich nervige Angewohnheit von mir: Immer wenn ich mich schlecht fühlte, umarmte ich mich unterbewusst selbst. – und kramte in meiner Hosentasche nach meinem Handy.

„Hallo?“

H-Hey Sakura. Ich bin´s Hinata.

Ein leises Schniefen begleitete ihre Stimme.

„Was ist los?“

I-Ich… es geht um Naruto.

„Was ist mit ihm?“

Naja… ich… Neji wohnt doch mit meinem Vater und mir zusammen. Und mein Vater kam vorhin zu mir und gab mir Nejis Post, damit ich ihm diese bringe. Was ich auch getan habe…
 

„Kann er seine Post nicht selber holen?“

Wieder einmal vom arroganten Verhalten ihres Cousins genervt, stapfte Hinata die Treppe in den zweiten Stock des Anwesens hinauf. Am oberen Treppenabsatz angekommen, wandte sie sich nach rechts und ging den Flur entlang, auf die letzte Tür ganz am Ende zu. Nejis Zimmer.

Vor der geschlossenen Tür blieb sie stehen und mahnte sich selbst zur Höflichkeit, so wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte, hob ihren Arm und wollte klopfen, als sie die Stimme ihres Cousins vernahm: „Sag mal Naruto, wieso bist du letztens eigentlich nicht zum Training gekommen?“
 

„Ich eh… war verhindert.“, klang leise die Stimme des Blondschopfes durch die Tür zu Hinata hindurch, welche sich daraufhin versteifte. Naruto war hier! Und was noch viel schlimmer war: Sie wusste nichts davon!

Im Begriff Neji seine Post einfach vor die Tür zu legen und wieder zu verschwinden, hörte sie noch eine dritte Stimme: „Naomi hat ihn verhindert.“

Neji griff sofort Sasukes Vorlage auf: „Also stehst du doch auf sie!“ Daraufhin herrschte kurz Stille.

„Sie ist schon süß.“

„Oh ALTER! Das ist nicht dein Ernst! Dir laufen die Mädels hinterher und du verknallst dich in das Mauerblümchen!“, Nejis Stimme verklang in einem unterdrückten Lachen.
 

Und dann bin ich abgehauen.

Hinatas Stimme brach ab und ich hörte noch ein leises Schniefen, dann herrschte eine drückende Stille zwischen uns.

Was… was soll ich denn jetzt tun?

„Ich… ich hab keine Ahnung. Aber für mich hört sich das irgendwie so an als ob… naja vielleicht mag Naruto diese Naomi ja wirklich und du…“

Ich bin mal wieder angearscht.

„Hinata!“ Entsetzte starrte ich auf das Telefon. Von Temari und Tenten war ich solche vulgären Ausdrucksweisen ja gewohnt und ich selbst nutzte diese auch öfter mal, aber Hinata…

Was denn? Ist doch so. Ach verdammt, das ist doch… doof.
 

Ich verzog mein Gesicht und kramte verzweifelt nach etwas mit dem ich sie aufheitern könnte, jedoch fiel mir nichts ein außer: „Wenn du willst, kannst du vorbeikommen und heute Nacht bei mir schlafen. Ich hab die Wohnung für mich und wir müssen morgen doch eh erst zur dritten Stunde da sein.“

Ich weiß nicht ob mein Vater das erlaubt.

„Du kannst ihn ja mal fragen und mir dann eine SMS schicken.“

Ja, okay.

„Dann… bis dann.“

Bis dann und… danke, Sakura.

Damit legte sie auf. Ich lauschte noch kurz dem regelmäßigen Tuten des Telefons, bevor ich einmal tief ein- und wieder ausatmete und den Hörer schließlich zurück auf die Station legte.

One foot wrong

All the lights are on but I´m in the dark

You´ll have to love me when I´m gone
 

Keine zwanzig Minuten nachdem ich mit Hinata telefoniert hatte, erhielt ich von eben jener die angeforderte SMS, in welcher sie mir mitteilte, dass sie in einer halben Stunde bei mir vorbeikommen würde. Natürlich nur wenn ich nichts dagegen hätte. Meine Antwort auf ihre SMS fiel ungefähr so aus: Schwing deinen Popo hier her, ich hab Schokoladeneis!
 

Kaum war die SMS versendet, begann ich damit wie eine Irre durch die Wohnung zu laufen, um mein Bett neu zu beziehen, das Bettzeug meiner Mum zu mir zu schleppen, die Wäsche bunt zusammengewürfelt und mit einem kurzen Stoßgebet an wen auch immer, dass nichts abfärben und/ oder einlaufen würde, in die Waschmaschine zu stopfen, diese anschließend anzustellen, sicherheitshalber noch einmal im Gefrierfach nach dem versprochenen Schokoladeneis zu sehen, welches tatsächlich noch immer in größeren Mengen vorhanden war; und anschließend meine DVD-Sammlung nach den zehn besten Filmen für den heutigen Abend zu durchsuchen.
 

Ich war gerade dabei eben diese zehn Filme, darunter „Marley & Me“, „Der Fluch der zwei Schwestern“, „Dreizehn“ und „Eat, Pray, Love“, neben den Fernseher in der Stube auf den Boden zu legen, als ich das Schellen unserer Klingel wahrnahm. Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf und lief, wie ein Honigkuchenpferd grinsend, zur Wohnungstür, wo ich fünf Sekunden lang auf den Türöffner für die Haustür drückte und anschließend leise bis dreizehn zählte – das war die ungefähre Zeit, die ich brauchte, wenn ich die Treppen hochsprintete – und anschließend die Wohnungstür aufriss. Der Flur war leer.

Ich zog eine Schnute und lehnte mich an den Türrahmen, lauschte den langsam näher kommenden Schritten im Hausflur und spähte solange vorsichtig die Treppe hinunter, bis ich Hinatas Haarschopf erkannte. „Hinata!“ Soeben Gerufene, blickte zu mir hoch, lächelte leicht und überwand schließlich noch die letzten paar Treppenstufen, bevor sie Opfer einer meiner Kuschelattacken wurde.
 

Nachdem ich Hinata in die Wohnung gebeten und ihr das Wichtigste gezeigt hatte, setzte sie sich auf die Couch im Wohnzimmer, während ich ihr eine kurze Inhaltsangabe jedes Filmes gab, den ich für den heutigen Abend ausgesucht hatte. Schnell fiel unsere Wahl auf „Eat, Pray, Love“.

Noch während der Vorspann lief, fiel mir das Schokoladeneis wieder ein, weshalb ich mich schnell entschuldigte, in die Küche sprintete, zwei große Schüssel, ebenso viele Esslöffel und die extragroße Packung Schokoladeneis schnappte, welche meine Mutter zu unserem Einzug in die neue Wohnung gekauft hatte, und ging damit zurück zu Hinata.
 

„Schokoladeneis?“, fragte ich und hielt ihr die Packung hin. Sie lächelte und nickte leicht, bevor sie mir die Packung aus der Hand nahm.

Nachdem wir es uns so richtig gemütlich gemacht hatten und nun den Film sahen, fiel mir etwas ein. „Wie hast du deinen Vater eigentlich dazu bekommen, dass er dich hier schlafen lässt?“

„Ich hab meine Tasche gepackt, bin zu ihm hin und hab ihn gefragt, ob er mich zu dir fahren will oder ob es ihm lieber ist, wenn ich im Dunkeln allein durch die Straßen laufe.“

„Er hat dich gefahren?“, riet ich.

„Er hat mich gefahren.“, grinste Hinata und widmete sich dann wieder ihrem Schokoladeneis.
 

Es war bereits kurz vor Mitternacht als wir uns dazu entschieden ins Bett zu gehen. Auch wenn wir morgen erst zur dritten Stunde in der Schule sein mussten, da Geschichte ausfiel, wollten wir nicht mit dicken Augenringen in der Schule sitzen. So machten wir uns schnell im Bad fertig und alberten ein wenig beim Zähneputzen herum, bevor wir uns auf mein Bett schmissen und ich das Licht ausmachte.

„Sag mal, Hinata.“

„Ja?“

„Bist du dir sicher, dass Naruto… naja auf diese Naomi steht?“

„Ich fürchte schon.“

Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und sah, wie sie an meine Zimmerdecke starrte. Sogleich befiel mich ein drückendes Gefühl, weshalb ich wie automatisch nach ihrer Hand griff und sie drückte. „Das wird schon.“, sagte ich und lächelte sie an.
 

„Das hat meine Mutter auch immer gesagt. Und dann ist sie an Krebs gestorben.“

Etwas fassungslos sah ich Hinata an. Wieso sagte sie so etwas? Vor allem jetzt. Wieso erzählte sie mir das mit ihrer Mutter überhaupt? Was sollte ich denn jetzt sagen?

„Das tut mir leid.“, flüsterte ich. Das tut dir leid! Hätte dir nichts Besseres einfallen können?! Manchmal bist du wirklich selten dämlich, Sakura!, schalt mich meine innere Stimme daraufhin sofort.

„Das muss es nicht. Es ist schon lange her. Ich war vier als es passiert ist, von daher weiß ich nicht mehr besonders viel von ihr.“

Mein Griff um ihre Hand wurde etwas fester, woraufhin sie mir leicht zulächelte.

„Ich denke wir sollten schlafen. Sonst verschläfst du morgen wieder.“, sagte Hinata und versuchte sich an einem Grinsen. Ich grinste ebenfalls, bevor ich gespielt empört ihre Hand losließ und einen Flunsch zog. Sie kicherte leise und wünschte mir eine gute Nacht, was ich nach weiteren zehn Sekunden des gespielten Empört-seins leicht lächelnd erwiderte.
 

Dank Hinata standen wir beide mehr als rechtzeitig auf, um uns für den Tag fertig zu machen. Wir hatten sogar noch ein paar Minuten Zeit, welche wir zum Frühstücken nutzten, bevor wir uns zum Treffpunkt mit Temari aufmachten.

Dort angekommen warteten wir tatsächlich noch fünf Minuten bis Temari in Sicht kam, welche uns – vor allem aber mich – ziemlich verwirrt musterte. „Wie kommt´s, dass du so früh da bist, Sakura?“

„Hinata hat die Nacht bei mir gepennt und mich heute viel zu früh aus dem Bett geschmissen.“, antwortete ich auf Temaris Frage und warf Hinata einen leicht vorwurfsvollen Blick zu, welchen diese aber ignorierte.

Nachdem wir drei Ino und Tenten einen wundervollen guten Morgen gewünscht hatten, gingen wir sogleich weiter zu unserem Unterricht, welcher nichts anderes als Musik beinhaltete. Im Gegensatz zum vorherigen Tag waren die Räume bereits aufgeschlossen, weshalb ich mich schnell von Temari und Hinata verabschiedete, bevor ich zu meinem Unterricht trottete.
 

Sobald ich meinen Platz in der hintersten Reihe in Beschlag genommen hatte, holte ich meinen MP3-Player heraus und stöpselte mir die Kopfhörer in die Ohren. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr, welche an der Wand neben der Tafel hing, stellte ich fest, dass ich noch gute acht Minuten hatte, welche ich mir mit Musik vertreiben könnte.

Jedoch kam ich nicht dazu, auch nur einen einzigen Knopf meines MP3-Players zu betätigen, da sich unser Lehrer in diesem Moment dazu entschied, mich als Opfer des heutigen Tages auszuerwählen und mit einem Lächeln, welches wohl freundlich wirken sollte bei mir aber eher den Eindruck eines Psychopathen erweckte, geradewegs auf mich zu kam. Für einen winzig kleinen Moment überlegte ich ob ich so tun könnte als bemerkte ich ihn nicht, jedoch verwarf ich diesen Gedanken sogleich wieder und entfernte meine Kopfhörer rechtzeitig, bevor unser Lehrer sich vor mich stellte.
 

„Sag mal Sakura, du kannst doch Klavier spielen, oder?“ Meinte er diese Frage ernst?

„Ja, kann ich. Wieso?“

„Prima!“, er klatschte einmal in die Hände, dann fuhr er mit einem noch breiterem Lächeln im Gesicht fort: „Dann kannst du ja heute die Begleitung spielen. Sasuke hat sich beim Basketballtraining an der Hand verletzt und fällt daher heute leider aus. Würdest du diese Aufgabe für ihn übernehmen?“

„Nun ja… das kommt darauf an, welche Lieder ich spielen soll.“

„Ach, nichts schwieriges. Nur die Begleitung für `The House of the Rising Sun´ und vielleicht noch für ein anderes Lied, wenn wir heute soweit kommen. Aber davor kannst du uns ja erst mal so etwas vorspielen. Ich habe gestern noch mit deiner alten Musiklehrerin telefoniert und sie sagte mir, dass du ein wahres Talent bist. Das müssen wir natürlich hören! Komm doch gleich mit vor ans Klavier, dann kannst du dich schon mal warm spielen.“ Er machte eine auffordernde Bewegung und ging dann – wie angekündigt – nach vorn zum Klavier.
 

Ich starrte ihm einen Moment hinterher und fragte mich, was das Schicksal mal wieder gegen mich hatte, dann erhob ich mich und trottete ihm hinterher. Am Klavier angekommen, konnte ich es mir nicht verkneifen mit meiner Hand über die glatte Oberfläche des Flügels zu streichen.

„Ein schöner Flügel nicht wahr? Herr und Frau Uchiha waren vor zwei Jahren so freundlich und haben ihn der Schule geschenkt.“, unterbrach unser Lehrer meine Bewunderungswelle und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Sache, welche nun vor mir lag: Die Begleitung für ein mir völlig unbekanntes Stück spielen und das auch noch ohne jegliche Vorbereitung. Mein Leben war doch kacke.
 

Keine zwei Minuten nach meiner Selbstmitleidsattacke, die jedoch niemand bemerkt hatte, saß ich bereits an der Tastatur des Flügels und starrte auf die Tasten, während unser Lehrer den Unterricht einleitete: „… erneut mit `The House oft he Rising Sun´ beschäftigen … Sasuke ausfällt … Sakura heute einspringen! Damit wir aber alle erst einmal einen besseren Eindruck von Sakuras Talent bekommen, wird sie uns zuerst mit einem anderen Lied einstimmen. Was spielst du für uns, Sakura?“

Ich hob ruckartig meinen Kopf und starrte ihn an. Ja, was sollte ich spielen? WAS ZUR HÖLLE SOLLTE ICH SPIELEN?! Nicht, dass ich kein Repertoire von ungefähr fünfzehn Liedern hatte, neii~n. Das war nicht das Problem. Das Problem war, dass mir kein einziges dieser Lieder einfiel!
 

„`Für Elise´ von Beethoven.“

Oh Mist. Mein Mund war schneller als mein Gehirn gewesen. Naja ein Gutes hatte es ja: Jetzt wusste ich immerhin nach welchen Noten ich in meinem Kopf kramen musste.

In solchen Situationen, in denen ich keine Idee von irgendetwas hatte, stellte ich mir mein Gehirn gerne wie eine Art großer Wandschrank vor, der nur darauf wartete, durchsucht zu werden. Nur schien in diesem Moment ein riesiges Schloss an der Tür des Wandschrankes angebracht zu sein, welches sich partout nicht davon entfernen ließ.

Das Einzige was mir einfiel war: e dis e. Da dies meiner Meinung nach die ersten drei Noten des Stückes waren, legte ich meine Finger auf die entsprechenden Tasten und drückte sie der Reihe nach. Hörte sich gar nicht so schlecht an.
 

„Höher.“

Verwirrt sah ich auf. „Was?“

„`Für Elise´ spielt man eine Oktave höher.“, meldete sich Sasuke zu Wort, den ich bis dahin noch nicht einmal wahrgenommen hatte.

„Das weiß ich selber!“, schnappte ich und versuchte damit zu überspielen, dass ich es eben nicht gewusst hatte. Zumindest nicht in diesem Moment.

„Hörte sich aber nicht so an.“, kam sogleich die Antwort von Sasuke, welche mir das Blut in die Wangen trieb.

„Sasuke, Ruhe! Sakura, fang doch bitte noch einmal an.“, mischte sich unser Musiklehrer ein und brachte Sasuke somit zum Verstummen und mich beinahe dazu, loszuheulen. Konnte er mich nicht einfach gehen lassen?
 

Verdammt. Wieso hatte ich mich denn nun so? Normalerweise hatte ich doch kein Problem damit vor anderen geschweige denn fremden Leuten Klavier zu spielen. Ich sah wieder hinab auf die Tasten und holte tief Luft, um mich selbst zu beruhigen. Dann legte ich meine Finger an die – meiner Meinung nach – richtige Stelle, schloss meine Augen und vertraute einfach mal auf mein Glück. Welches mich dieses eine Mal nicht verließ.

Eingestrichenes e, eingestrichenes dis, wieder eingestrichenes e, zurück zum dis, wieder zum e, dann das h, d, c und – gleichzeitig mit der linken Hand, die das e spielt – das a…

Es schien, als würden meine Finger das ganz ohne mein Zutun erledigen. Und wenn mir mein Gehör keinen Streich spielte, hörte sich das alles ziemlich richtig an. Die anfangs zögerliche Melodie wurde schneller, ich spielte lauter, sicherer, wiederholte das erste Thema, dann das nächste… Schließlich verstummte das Lied mit einem a.
 

Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich in die Gesichter eines hocherfreuten Musiklehrers, eines leicht zerknirschten Sasukes, mehrerer Barbiepuppen, die sich sicherlich in diesem Moment überlegten mit welcher Strategie sie mich fertig machen könnten, und dem Rest der Musikklasse, von denen die Meisten leicht desinteressiert zu mir nach vorne sahen.

„Wundervoll! Wirklich wundervoll! Nun mit der Beschreibung deines Talentes hast du nicht übertrieben Sakura! Du hast dem Stück eine ganz persönliche Note gegeben und es dadurch noch wunderschöner gemacht.“, sagte unser Musiklehrer und klatschte anschließend erneut in die Hände, bevor er sich wieder vor die Klasse stellte und die Klasse bat ihre Musikbücher aufzuschlagen.

Nachdem ich noch zwei mir völlig unbekannte Stücke auf dem Klavier begleitet und dabei den einen oder anderen Fehler gemacht hatte, die aber anscheinend niemand bemerkt hatte, entließ mich unser Lehrer, weshalb ich zu meinem Platz in der hintersten Reihe zurückkehren konnte, während er wieder einmal versuchte uns die Musikgeschichte näher zu bringen.
 

„Hmm… lecker! Pizza.“, murmelte Temari und wedelte sich symbolisch den Geruch ihrer Pizza entgegen, bevor sie genüsslich eines der Stücken davon verputzte. Ich lächelte leicht und widmete mich dann selbst meiner Pizza, welche ich mir mit Hinata teilte, da wir beide keinen wirklichen Hunger hatten. Ich war noch nervös von Musik, Hinata war noch immer niedergeschlagen wegen der Sache mit Naruto.

„Ich frage mich echt, wie ihr dieses widerliche Zeug essen könnt. Das ist ja ekelhaft.“ Ino warf unseren Pizzen einen angeekelten Blick zu, bevor sie ihre Tasche auf den Tisch stellte und darin nach irgendetwas kramte.

„Sagst du nur, weil dir deine letzte Pizza auf dein Lieblingsshirt von Valentin Gavichi – oder wie auch immer der heißt – gefallen ist.“, konterte Temari und biss noch einmal genüsslich von ihrer Pizza ab.

„Valentino Garavani, Temari. Valentino Garavani. Und das Shirt war nicht mein Lieblingsshirt, sondern das schönste seiner damaligen Kollektion. Das hat mich ein halbes Vermögen gekostet!“
 

„Hättest halt besser auf deine Pizza aufpassen müssen.“, mischte sich Tenten in das Gespräch ein und klaute sich dann ein Stück von Hinatas und meiner Pizza. Beinahe zeitgleich fassten wir beide nach dem Rand des Tellers und schoben ihn zu Tenten hinüber.

Ino nutzte dies und lenkte das Gespräch auf Hinata und mich, indem sie feststellte: „Anscheinend bin ich nicht die Einzige, die Pizza abartig findet.“

„Die Beiden haben einfach keinen Hunger, stimmt´s Sakura?“, versuchte Temari Ino zu beweisen, dass Pizza etwas war, das man nicht verschmähen konnte.

Ich nickte knapp. „Stimmt.“

„Ha!“ Damit war dieses Gespräch für Temari beendet.
 

„Ich hab keine Luhuust!“, rief Temari und warf Tenten einen genervten Blick zu, welche leicht psychopathisch grinsend neben uns herlief und sich auf den vor uns liegenden Sportunterricht freute.

„Ich auch nicht.“, stimmte ich Temari zu und versuchte die Erinnerungen an meine bisherigen Sporterfahrungen zu verdrängen.

„Kommt schon Leute! Sport ist doch was super Geniales! Da kann man sich mal so richtig auspowern und den ganzen Stress abbauen.“

„Du vielleicht. Ich bau da eher Stress auf.“, grummelte Temari, woraufhin sie einen bösen Blick von Tenten erntete.
 

„Hey, hört mal auf euch wie Babies zu benehmen und schaut her! Hier.“. mischte sich Ino ein und hielt ihr i-Phone in unsere Richtung. Noch bevor einer von uns auch nur den kleinsten Versuch unternehmen konnte, zu lesen, was wir anscheinend lesen sollten, zog Ino ihre Hand wieder zurück und las vor: „`Naruto Uzumaki ist in einer Beziehung mit Naomi Catall.´“

Augenblicklich wanderten alle Blicke zu Hinata, welche einfach nur auf den Boden starrte.

„Sorry Süße.“, sagte Ino und zog Hinata in eine Umarmung.

„Schon okay. Hab´s geahnt.“, antwortete Hinata leise, als Ino sie wieder losließ.

„Wie das?“, mischte sich Temari ein. Hinata warf einen kurzen Blick zu mir, weshalb ich den dreien von Hinatas gestrigem Erlebnis erzählte.
 

„Das ist doch scheiße! Du hast ihn verdient. Und nicht dieses Etwas von hirnlos.“, ereiferte sich Ino sobald ich geendet hatte.

„Kann man nicht ändern.“, sagte Hinata und zuckte mit den Schultern, woraufhin Ino sie erneut umarmte, während Temari die Aufgabe übernahm Naomi verbal in winzig kleine Stücke zu zerreißen. Ich warf Tenten einen Blick zu und erkannte, dass sie das Gleiche dachte wie ich: Hinata hatte Naruto aufgegeben.

Life´s full of surprises

And that´s why I smile

It´s been a while

since every day and everything

has felt this right
 

„Beeilt euch mal! Ich will nicht zu spät kommen!“

„Boah Tenten! Es ist nur Sport!“, motzte Temari und warf ihr Shirt nach der ungeduldig Wartenden. Diese fing es auf und warf es neben sich auf die Bank, bevor sie Ino am Handgelenk packte und mit sich nach draußen auf den Flur vor die Umkleidekabine zog.

„Jetzt ist sie sauer.“, murmelte ich und sah Temari strafend an, die zuckte aber nur mit den Schultern und sagte: „Sobald sie in der Halle ist, hat sie das eh wieder vergessen.“

Ich sah zu Hinata, welche mir mit einem kurzen Nicken versicherte, dass Temari damit recht hatte, und suchte dann weiter nach meinem Sportshirt. Nachdem ich dieses gefunden und übergezogen hatte, folgte ich Hinata und Temari aus der Umkleide, die wir ganz für uns alleine hatten, da der andere Kurs in die andere Halle gegangen war. Auf dem Flur begegneten wir auch Ino, welche noch auf uns wartete und uns mitteilte, dass Tenten bereits vorgegangen war.
 

Als wir die Halle betraten, sah ich mich kurz um, um festzustellen, dass wir eine der Ersten waren. Super. Wieso hatten wir uns gleich so beeilt? Tenten saß an der Seite auf einer Bank und wippte etwas unruhig mit dem Fuß vor und zurück, so als wollte sie jeden Moment aufspringen und lossprinten. Nachdem wir uns zu ihr gesetzt hatten, begannen Ino, Temari und Tenten Pläne für das Wochenende zu schmieden, während Hinata still daneben saß und ich die Leute beobachtete, die die Halle ebenfalls betraten.

„Was haltet ihr von einem Ausflug zum Strand? Ich hab gehört das Wetter soll super werden, zwar ein bisschen zu kalt zum Baden, aber gut genug um ein wenig an der Promenade entlang zu schlendern-“

„Und in den Läden dort nach den neuesten Klamotten Ausschau zu halten. Prima Idee!“, unterbrach Ino Tenten und grinste dann einmal in die Runde. Tenten verdrehte die Augen, lächelte dann aber, während Temari sogleich Feuer und Flamme war.
 

„Und was ist mit euch? Kommt ihr mit?“, wandte sich Tenten an Hinata und mich, woraufhin ich nickte und Hinata den Kopf schüttelte.

„Sorry, ich kann nicht. Meine Schwester hat morgen Geburtstag und ich muss dabei sein.“, entschuldigte sich Hinata.

„Schon okay. Dann kommst du das nächste Mal mit. Aber du bist dabei oder Sakura?“

„Klar! Ich war schon ewig nicht mehr shoppen!“ Was nicht zuletzt daran lag, dass mir das Geld dazu fehlte. Ich bekam zwar Taschengeld, aber da ich mir aufgrund des Umzuges neue Möbel gekauft hatte, welche ich zum Teil selbst bezahlt hatte, war ich derzeit etwas knapp bei Kasse. Aber für einen Ausflug zum Strand sollte es reichen.

„Supiii!“, rief Ino und klatschte in die Hände, bevor ihr Blick von mir weg und an mir vorbei glitt. Ich drehte mich um und bemerkte, dass der Rest der Klasse bereits anwesend war und sich nun auch unsere Sportlehrerin eingefunden hatte.
 

Diese entpuppte sich als eine Frau in den Zwanzigern, mit roten langen Haaren, welche sie nach hinten gebunden hatte, einem ovalen Gesicht und etwas großen grünen Augen. Wenn sie nicht fast einen Kopf größer als ich gewesen wäre und man nicht, wenn man genau hinsah, einen klitzekleinen hellbraunen Ansatz an ihren Haaren gesehen hätte, könnte man meinen, wir wären miteinander verwandt.

„Guten Morgen, alle zusammen! Ich habe gehört, dass wir einen Frischling in unserer Mitte haben. Sakura Haruno?“ Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen nickte sie mir zu, als ich meinen Arm hob, woraufhin ich diesen wieder zurück an meine Seite sinken ließ.

„Nun gut. Wir fangen heute mit Turnen an.“

Allgemeines Stöhnen klang durch die Halle.
 

„Jaja, ich weiß, das mag niemand. Aber da das auf dem Lehrplan steht, machen wir das auch. Außerdem bin ich mir sicher, dass jeder von euch eine Rolle vorwärts oder einen Handstand oder sonst irgendetwas schafft, auf das ich zumindest eine Teilnote geben kann. Im Fall der Fälle könnt ihr die Note ja auch streichen lassen.“

„Ich wollte eigentlich meine vier im Sprint streichen.“, murmelte Temari mir ins Ohr und ich sah sie fragend an. Wie denn streichen? „Erklär ich dir später.“ Damit war das Gespräch auf nach dem Unterricht verschoben.

„Zuallererst werdet ihr euch aufwärmen. Dazu lauft ihr zehn Runden und geht anschließend noch eine. Dann müsst ihr euch noch dehnen. In der Zeit, die ihr dafür braucht, werde ich die Matten holen. Und auf geht’s!“

Wir erhoben uns und begannen loszulaufen. Immer schön im Kreis. Während gewisse Menschen vorsprinteten – Tenten – ließen es sich andere Menschen nicht nehmen so langsam wie möglich zu laufen – ich und Temari.
 

„Na Schwesterchen, schon aus der Puste?“, spottete Gaara als er uns bereits das zweite Mal überholte.

„Pass lieber auf, dass du nicht auf die Fresse fällst und ich drüber laufe, anstatt mich zu nerven. Und jetzt mach dich vom Acker, Kakerlake!“, antwortete Temari und zeigte ihrem kleinen Bruder den Mittelfinger.

Dieser ließ sich das aber nicht einfach so gefallen: „Hast wohl Angst, dass du dich vor Shikamaru blamierst, wenn du dich einmal anstrengst, was?“

„Ich blamier dich gleich, wenn du dich nicht schnellstens verpisst, Gaara!“, knurrte Temari, woraufhin ich ihr einen prüfenden Blick zuwarf. Würde sie allen Ernstes auf Gaara losgehen, obwohl sie bereits zum Nachsitzen musste?

Eine Antwort auf diese Frage sollte ich an diesem Tag wohl nicht mehr erhalten, denn genau in diesem Moment joggte Shikamaru an uns vorbei und gab deutlich hörbar sein Kommentar ab: „Wie nervig.“
 

Augenblicklich blieb Temari stehen und riskierte damit fast einen Zusammenstoß mit Tenten, welche mittlerweile zum dritten Mal überholen wollte und direkt hinter uns gelaufen war, jedoch rechtzeitig ausweichen konnte. Gaara und ich blieben ebenfalls stehen, ich deutlich mehr aus der Puste als Temaris Bruder.

„Du bist so ein Arsch, Gaara!“, zischte Temari und sah ihren Bruder mit einer Mischung aus Hass und Trauer an, welche mir förmlich den Magen umdrehte. Dann wandte sie sich ab und verließ die Halle.

„Temari! Wo willst du hin?“, erklang die Stimme unserer Lehrerin hinter uns. Da Temari die Halle bereits verlassen hatte, musste ich mir schnell etwas einfallen lassen.
 

„Sie… Ihr war schlecht und sie ist eben auf die Toilette gegangen.“, versuchte ich Temari irgendwie rauszureden.

Unsere Lehrerin nickte. „Gehst du bitte nach ihr schauen?“

„Natürlich.“ Ich wollte mich gerade abwenden und Temari hinterher laufen, als mir noch etwas einfiel, ich mich umdrehte und Gaara anvisierte. „Das war echt unnötig Gaara!“

„Hm! Hat sie selbst Schuld, wenn sie-“

„Wenn du zu blöd bist, um auf die Gefühle deiner Schwester zu achten?! Temari hat Recht, wenn sie sagt, dass du eine Kakerlake bist, so widerlich wie du dich ihr gegenüber verhältst. Und ich fand dich nett.“, unterbrach ich ihn und schüttelte anschließend den Kopf, da Gaara mich nur anstarrte wie ein Schaf. Anschließend wandte ich mich ab und rannte Temari hinterher.
 

Ich fand Temari in der Umkleidekabine – welche seltsamerweise nicht abgeschlossen war – auf einer der Bänke sitzend und auf den Boden starrend.

„Hey. Alles okay?“, fragte ich und setzte mich neben sie.

„Klar. Ist ja nicht so als hätte mich mein Bruder eben total vor Shikamaru blamiert.“, sagte sie, wobei ich einen stark sarkastischen und leicht weinerlichen Unterton heraus hörte.

„Ich… ich glaub nicht, dass Shikamaru wegen dir genervt war. Sondern eher, weil du und Gaara euch schon wieder gestritten habt. Das kommt echt total oft vor und ihr seid dabei nicht gerade zimperlich, geschweige denn liebevoll zueinander.“
 

„Zu Gaara kann man nicht liebevoll sein. Er ist ein Arsch.“, knurrte sie und schloss ihr Hände zu Fäusten.

„Ich denke, dass er ganz nett sein kann.“, sagte ich, eher zu mir selbst als zu Temari, woraufhin diese mir einen skeptischen Blick schenkte. „…Wenn er schläft.“, fügte ich sicherheitshalber an und entlockte ihr damit ein leichtes Grinsen.
 

Nachdem Temari sich noch ein wenig über Gaara ausgelassen hatte, gingen wir zurück in die Halle, wo die anderen gerade damit beschäftigt waren, sich zu dehnen, und stellten uns zu Ino, Tenten und Hinata. Wir waren gerade dabei unsere hinteren Oberschenkelmuskel aufzuwärmen, als unsere Sportlehrerin zurückkam – Ihr Name war übrigens Miss Aiko, wie ich von Temari erfahren hatte. – und uns mitteilte, dass wir mit ein paar Vertrauensübungen anfangen würden, damit beim Turnen keine Berührungsängste entstünden. Zu diesem Zweck teilte Miss Aiko uns in Dreiergruppen auf, wobei es ihr herzlich egal war, wenn wir unsere Gruppe nicht leiden konnten.

So kam es schließlich dazu, dass Temari mit Gaara und Naruto in einer Gruppe landete, während Ino, Tenten und Hinata Glück hatten und gemeinsam eine weitere Gruppe bilden durften. Mir wurde das unglaubliche Glück zuteil, dass ich natürlich in die einzige Gruppe kam, die, aufgrund der Anzahl der Schüler, die nicht komplett durch drei teilbar war, aus nur zwei Personen bestand. Nämlich aus mir und Sasuke Uchiha.
 

„Also Leute, die Übung ist ganz einfach. Einer von euch lässt sich nach hinten fallen und die anderen beiden fangen ihn auf. Fangt am besten mit einem kleinen Abstand an, sodass ihr zuerst nicht so weit fallt, ihr könnt den Abstand ja immer noch größer machen.“, instruierte uns Miss Aiko, bevor sie uns tatsächlich ganz allein unserem Schicksal überließ. Okay, sooo furchtbar war die Vertrauensübung ja nicht, wenn da nicht die Sache mit Sasuke wäre… und dass ich ihn genauso wenig leiden konnte, wie er vermutlich mich.

„Lass mich ja nicht fallen!“, warnte ich Sasuke und drehte ihm dann meinen Rücken zu, sah wie Naruto sich soeben in die Arme von Gaara und Temari fallen ließen, welche sich rigoros ignorierten. Die sahen sich ja nicht mal mehr an!
 

„Mal sehen.“, flüsterte mir Sasuke ins Ohr und erschrak mich dabei fast zu Tode. Ich warf ihm einen warnenden Blick über die Schulter zu, bevor ich tief durchatmete und mich nach hinten fallen ließ.

Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, in dem ich dachte, dass ich doch absolut übergeschnappt sein musste, jemanden wie Sasuke Uchiha zu vertrauen – immerhin kannte ich ihn nicht und verspürte absolutes Unwohlsein in seiner Gesellschaft. Dann spürte ich Hände an meinen Hüften und mit einem Ruck landete ich in Sasukes Armen. Wow. Das war ganzschön gemütlich hier.

„Hast du vor noch länger in meinem Armen rumzuhängen?“, fragte Sasuke und riss mich aus meinen Gedanken, die ich dafür verschwendet hatte, an Sasukes Arme zu denken. Scheiße, was war denn bitte mit mir los?!
 

„Sorry.“, sagte ich und richtete mich auf. „Ehm… sollen wir dann… tauschen?“, fragte ich Sasuke, woraufhin dieser eine Augenbraue in die Höhe zog.

„Ich glaube nicht.“

Verwirrt sah ich ihn an. „Wieso nicht?“

„Ich hatte nicht vor mit einer Gehirnerschütterung nach Hause zu gehen.“

„Was soll das denn bitte bedeuten?“, fragte ich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme einen aggressiven Ton annahm.

„Das, was ich gesagt habe.“

„Denkst du etwa, dass ich zu schwach bin, um dich aufzufangen?“, knurrte ich und stemmte meine Hände in die Hüften.

„Hn.“

Auf diese knappe Erwiderung seinerseits fehlten mir tatsächlich die Worte, weshalb ich mich einfach angepisst wegdrehte und ihn ignorierte.
 

Die nächste Übung, der wir uns widmen durften, war der ersten ganz ähnlich, jedoch sollten wir diesmal von einem Kasten rückwärts in die Arme mehrerer Personen fallen. Zu diesem Zweck bauten wir drei Kästen auf und teilten uns in drei Gruppen, wobei ich mit Temari, Gaara, Sasuke, Sai, Tenten und Choji in einer dieser Gruppen landete. Zuerst ließ sich Tenten fallen, dann Choji, Sai, Temari, Gaara und schließlich auch Sasuke.

„Du bist dran, Sakura.“, wies mich Choji freundlich darauf hin, dass ich mich nun vom Kasten fallen lassen durfte. Was ich aber definitiv nicht wollte.

„Eh… nein, schon okay. Ihr könnt ruhig nochmal.“, sagte ich und versuchte so entspannt wie möglich zu lächeln. Kaufte mir nur dummerweise keiner ab.
 

„Du brauchst keine Angst haben, wir fangen dich.“, sagte Choji und lächelte beruhigend.

„Ich hab keine Angst. Zumindest nicht davor, dass ihr mich nicht fangt.“, sagte ich, wobei ich zum Schluss hin immer leiser wurde. Einen Blick dem Kasten schenkend, dachte ich an meine Höhenangst, welche mich spätestens dann einholen würde, wenn ich auf dem Ding draufstand. Temari setzte gerade dazu an, irgendetwas zu sagen, als Miss Aiko uns wieder zu sich rief. Ziemlich erleichtert, dass ich doch nicht von dem Teil runterfallen musste, beeilte ich mich zu ihr zu kommen.

Nachdem wir in der restlichen Zeit des Unterrichts Mattenbahnen ausgelegt und Grundübungen des Turnens, wie Rolle vor- und rückwärts, Handstand und Rad, durchgegangen waren, entließ uns Miss Aiko pünktlich zehn Minuten vor Unterrichtsschluss.
 

„Ich muss noch schnell zum Schließfach, hab gestern vergessen mein Chemiebuch mitzunehmen. Wir treffen uns vor der Halle, ja?“, fragte ich und wartete nur solange wie Temari und Hinata für ein kurzes Nicken brauchten, bevor ich die Umkleidekabine verließ und mich auf den Weg zum Schulgebäude machte.

Etwas in Eile, da ich schnell nach Hause und ein wenig aufräumen musste, bevor meine Mum wieder zurück kam, und anschließend auch noch zum Nachsitzen zurück in die Schule musste – wovon meine Mutter hoffentlich nie nie niemals etwas mitbekommen würde –, öffnete ich mein Schließfach, quetschte das Chemiebuch irgendwie in meine Tasche und schloss dann die Schließfachtür wieder. Ich drehte kurz an dem Zahlenschloss, um es zu verstellen, bevor ich mich nach rechts drehte und beinahe in Gaara hineinlief.
 

„Oh mein Gott! Musst du mich immer so erschrecken?!“, rief ich und presste meine Hand auf meine Brust, genau dorthin wo das Herz lag, welches nun mindestens viermal so schnell wie zuvor schlug. Dieser Junge würde mich irgendwann noch umbringen!

„Sorry.“, sagte er und lächelte entschuldigend.

„Was willst du Gaara? Ich hab keine Zeit, ich muss nach Hause.“

„Ich…“, er kratzte sich am Hinterkopf, was irgendwie total niedlich aussah – Moooment! Was zur Hölle dachte ich da bitte?!

„Du?“

„Wollte mich entschuldigen, weil ich vorhin so kacke war. Du hattest recht, das war wirklich nicht nett von mir.“ Anscheinend spielte er auf die Sache mit Temari an.
 

„Schön, dass du das auch erkannt hast, aber solltest du dich nicht eher bei deiner Schwestern entschuldigen?“

„Damit sie mich damit ewig nerven kann? Sicherlich nicht.“

Ich seufzte, als er seine Arme verschränkte und mich damit an ein kleines trotziges Kind erinnerte. „Besser sie nervt dich damit, als dass sie dich ab sofort ignoriert, oder?“

„Hätte ich eigentlich nichts dagegen.“ Ein kleines Grinsen huschte über sein Gesicht.

Ich verdrehte die Augen und schlug ihm leicht gegen den Oberarm. „Du bist ein Idiot.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß.“

Einen kurzen Blick über seine Schulter werfend, stellte ich fest, dass ich so langsam wirklich in die Puschen kommen sollte. „So. Ich muss jetzt wirklich los und du entschuldigst dich nachher gefälligst bei deiner Schwester.“, sagte ich und pikste ihm in den Oberarm.

„Ja Mama.“, seufzte er und verdrehte die Augen.
 

„Ey, das ist mein Spruch!“

„Ist er nicht?“

„Ist er doch!“

„Eh, nein?“

„Dooch! Ich hab das Copyright dafür.“

„Hast du gar nicht.“

„Doch?“

„Beweis es!“

„Okay, ich hab das Copyright nicht, aber dann bekomm ich es eben jetzt!“

„Wieso denn du? Ich wollte es viel früher haben!“

„Ich hab hier die pinken Haare, ich bekomm das Copyright!“

„Ich hab rote Haare, das ist fast das Gleiche.“

„Aber nur fast.“

„Meine Haare sind dafür nicht gefärbt.“

„Meine auch nicht!“, sagte ich und stemmte meine Hände in die Hüften.

Gaara grinste. „Das glaub ich dir jetzt aber nicht.“

„Das ist meine Naturhaarfarbe! Frag meine Mama, die bestätigt dir, dass ich mit diesen Haaren zur Welt kam.“
 

Gaara lachte und setzte zu einer Erwiderung an, jedoch wurde er unterbrochen: „Gaara, wir warten. Kommst du?“ Sasuke stand gute zehn Meter von uns beiden entfernt und sah nicht gerade freundlich drein. Lag vielleicht daran, dass er generell keine Miene verzog und jetzt einfach etwas genervt aussah.

„Klar. Wir verschieben das Gespräch mit deiner Mama auf später. Bis dann, Kleine!“, sagte Gaara und wuschelte mir tatsächlich durch die Haare, bevor er sich grinsend vom Acker machte.

„Hey!“, rief ich, erntete dafür aber keine Reaktion. „Idiot.“
 

Sobald Hinata und ich bei mir zu Hause waren, suchte sie ihre Sachen zusammen und verabschiedete sich schnell von mir, während ich damit beschäftigt war, die Spuren ihres Besuches zu verwischen. Nicht, dass meine Mum es verboten hätte, dass Hinata unter der Woche bei uns schläft, aber sie wäre sicherlich nicht so begeistert, sähe sie die Unordnung, die wir beide fabriziert hatten.
 

Nachdem ich die Wohnung aufgeräumt, das Geschirr abgewaschen und die Waschmaschine angeschmissen hatte, wollte ich gerade die Wohnung verlassen, um rechtzeitig zum Nachsitzen zu kommen, als das Telefon klingelte. „Sakura Haruno?“

Guten Tag, Sakura. Hier spricht Mrs. Otowe, die Sekretärin von Mrs. Senju. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass das Nachsitzen heute ausfällt, da Mr. Saedi krank ist.

„Vielen Dank.“

Einen schönen Tag noch.

„Ihnen auch.“

Damit legte Mrs. Otowe auf, weshalb ich nur noch ein Piepen vernahm, bevor auch ich das Telefon zurück auf die Station stellte. „So gefällt mir ein Freitagnachmittag.“, sagte ich zu mir selbst und grinste, bevor ich es mir vor unserem Fernseher in der Stube gemütlich machte.
 

„Sakura! Ich bin wieder zu Hause!“

„Schrei doch nicht so. Ich bin ja nicht taub, Mum.“ Etwas genervt, weil ich soeben friedlich auf der Couch geschlummert hatte und nun dank meiner Mum wach war, begrüßte ich sie leicht verstimmt mit einem kurzen Kuss auf die Wange, bevor ich weiter in die Küche ging.

„Ich konnte ja nicht wissen, dass du hier unten bist. Normalerweise liegst du in deinem Zimmer auf deinem Bett und hörst so laut Musik, dass sogar die Nachbarn was davon haben.“ Mit einem kurzen strengen Blick in meine Richtung, stellte meine Mutter ihre Handtasche auf unserem Küchentisch ab, bevor sie über meine Schulter in den Kühlschrank sah. „Gibst du mir bitte mal die Würstchen raus?“

„Hier.“ Ich drückte ihr das Gewünschte in die Hand und drängte mich dann an ihr vorbei, um aus der Küche zu verschwinden.
 

„Willst du nicht auch was essen, Sakura?“

„Keinen Hunger, Mum.“

„Sakura, warte!“

Ich seufzte, hatte ich es doch gerade so geschafft bis zur ersten Treppenstufe zu kommen. „Was ist denn, Mum?“, genervt rief ich ihr die Frage von meiner Position aus zu, hatte ich doch keine Lust nochmal zurück zu laufen.

„Kommst du bitte her, wenn ich mit dir rede?“

Ich verdrehte meine Augen und folgte ihrer Bitte.

„Was gibt´s?“, fragte ich mit einem falschen Lächeln auf den Lippen, als ich die Küche erneut betrat und meine Mutter am Küchentisch sitzen und Würstchen essen sah.

„Hat irgendwer angerufen?“

„Eh nein. Außer du, niemand.“, sagte ich und ging erneut zum Kühlschrank, um nicht dem Blick meiner Mutter ausgesetzt zu sein. Vor ihr war es verdammt schwer zu lügen, vor allem weil sie mich meistens sofort enttarnte.
 

„Warum sagt dein Vater dann, dass er mehrmals auf den Anrufbeantworter gesprochen, ihn aber niemand zurückgerufen hat?“

Mist. Sie hatte mich erwischt.

„Hab die Nachrichten gelöscht.“, gab ich zu und griff nach einem Joghurt.

„Sakura.“ Die Stimme meiner Mutter erinnerte mich an meine alte Mathematiklehrerin, welche mir immer und immer wieder vorgehalten hatte, dass ich mehr lernen musste, um das Schuljahr zu bestehen. Schlussendlich hatte ich eine Zwei auf dem Zeugnis gehabt.

„Was, Mum?“ Meine Stimme zitterte leicht vor unterdrückter Anspannung.

„Er ist dein Vater und will wirklich-“

Mit einem Knall schloss ich die Tür des Kühlschrankes und schnitt meiner Mutter damit das Wort ab. „Es ist mir egal was er will. Für mich ist er gestorben, Mum.“, zischte ich und sah sie entschieden an.
 

Der Blick meiner Mutter wurde weich, beinahe traurig. „Komm, setz dich zu mir.“ Sie machte eine einladende Handbewegung und ich gab nach, folgte ihrer Bitte. Ihre Hände griffen nach meinen und umschlossen sie, während sie mir fest in die Augen sah und sagte: „Das was dein Vater getan hat, ist nicht zu entschuldigen. Aber das war eine Sache zwischen mir und ihm. Deshalb darfst du ihm nicht böse sein. Ich gebe zu, er war nicht immer der perfekte Vater, aber er gibt sich viel Mühe. Du solltest ihn nicht aus deinem Leben ausschließen.“

„Ich will nicht darüber reden.“, sagte ich und sah weg von ihr, musterte den Tisch.

Meine Mum seufzte leise. „Okay. Wie du willst. Aber, wenn du darüber reden willst, dann kannst du das jederzeit mit mir tun.“

Ich hob meinen Kopf, lächelte leicht. „Danke, Mum.“

„Schon okay, Spatz. Dafür sind Mütter ja da. Und jetzt erzähl mal! Wie war deine erste Woche? Hast du schon viele neue Freunde kennengelernt? Und wie sieht´s aus mit Jungs? Wie war dein Musikunterricht? Wirst du auch gut gefördert?“

„Mum, bitte! Nicht Alles auf einmal!“, rief ich, um ihren Redeschwall zu unterbrechen, bevor ich damit begann jede einzelne Frage zu beantworten.
 

Drei Stunden später saßen wir zusammen auf unserer Couch, ich mit einer Schüssel Popcorn neben mir und meine Mum mit ihrem Laptop auf ihrem Schoß, und sahen uns die zweite Staffel der Gilmore Girls ² an.

„Sag mal, was machst du da eigentlich die ganze Zeit?“, fragend sah ich zu meiner Mutter hinüber, welche sich viel mehr auf ihren Laptop zu konzentrieren schien als auf die Serie. Was sehr untypisch für sie war.

„Ich… schaue nach einer Wohnung. Weißt du, eine Kollegin von mir sucht eine neue Wohnung und ich dachte, ich könnte ihr helfen. Am besten Etwas hier ganz in der Nähe.“

„Ah, ach so.“ Damit war das Thema für mich abgeschlossen.
 

Hätte ich geahnt, dass dieses Thema noch lange nicht abgeschlossen sein würde, hätte ich mich vermutlich nicht desinteressiert von meiner Mum weggedreht, um die Protagonisten der Serie zu verfolgen, wie sie sich mal wieder eines ihrer berühmten Wortgefechte lieferten; sondern hätte mich zu ihr gesetzt und mit ihr gesucht.
 

************************************************************************************
 

² US-amerikanische Drama- und Comedy-Fernsehserie der Fernsehproduzentin Amy Sherman-Palladino und ihres Mannes Daniel Palladino
 

Warum steht da ² und keine 1 ? - Weil die Autorin zu doof ist, um sowas cooles mit der 1 hinzubekommen. >.<
 

Warum kamen bisher so wenige Szenen mit SasuxSaku ? - Weil die Autorin das so wollte. Nein, Spaß beiseite: Weil kein Mädchen neu in eine Schule kommt & sich gleich fett verliebt. (Jawoll, auch die Autorin wollte mal realistisch sein. ;D)
 

Warum nerve ich euch ? - Weil ich Langeweile habe. ;P
 

Bis dännchen ;********

Don´t give up, Darlin

We´re only victims of the show (carry on, carry on)

we have to make it on our own (carry on, carry on)
 

„Sakura! Telefon für dich!“

Ich grummelte leise vor mich hin und drehte mich auf meine andere Seite, ignorierte das Rufen meiner Mutter. Es war Samstagnachmittag, so gegen drei Uhr, nach dem Stand der Sonne zu schließen, und ich lag noch immer in meinem Bett. Aus irgendeinem Grund war ich total fertig, obwohl ich weder Party gemacht noch mich sonst irgendwie überanstrengt hatte. Seltsam…

„Sakura Haruno! Telefon!“ Die Stimme meiner Mutter hatte nichts Liebevolles mehr an sich, sie war zu hundert Prozent genervt.

„Ich schlafe!“, rief ich zurück und steckte meinen Kopf automatisch danach unter mein Kissen, einfach nur, um noch fertiger auszusehen, sollte meine Mutter hochkommen. Was sie auch tat. Trotz der Tatsache, dass ich eigentlich schalldicht unter meinem Kissen verborgen sein sollte – doofes Kissen, hält nie was es verspricht –, vernahm ich nur allzu deutlich die Stimme meiner Mutter, als sie keine Minute später in meinem Zimmer stand. „Ich gebe dir fünf Sekunden, um aufzustehen, sonst werde ich Jessica sagen, dass du so krank bist, dass du sie frühestens in fünf Wochen zurückrufen kannst.“
 

Mit einem Ruck war ich nicht nur wach, sondern auch bestens aufgelegt. „Jessica?“, fragte ich meine Mutter und war bereits dabei aus meinem Bett zu hüpfen. Als Antwort wedelte meine allerliebste Mum nur mit dem Telefon in ihrer Hand herum, weshalb ich es ihr kurzerhand abnahm und ihr noch schnell ein Lächeln zuwarf, bevor ich den Hörer an mein Ohr führte und sagte: „Sakura hier. Jessica?“

Sakura, Darlin! Ich dachte schon, du willst nicht mehr mit mir reden, weil ich mich jetzt erst melde! Die Stimme meiner besten Freundin überschlug sich fast und ich hörte förmlich den Stein, der ihr vom Herzen fiel.

„Quatsch! Hab nur noch geschlafen.“
 

Jessica lachte ihr schönes melodisches Lachen, um welches ich sie seit unserer ersten Begegnung in einem Blumenladen in New York, ganz in der Nähe unserer alten Wohnung, beneidete. Das hätte ich mir denken können. Dann hat Florida dir dein Langschläfergen noch nicht ausgetrieben?

„Wo denkst du hin? Aber, wie war Paris?“, lenkte ich ab und setzte mich wieder auf mein Bett, versicherte mich mit einem kurzen Blick in Richtung Tür, dass meine Mutter wieder verschwunden war.

Total schö~n! Und, stell dir vor, ich war zweimal mit Chris ganz in der Nähe vom Eifelturm essen und er war so süß! Wir sind sogar einmal bis in die Nacht durch Paris spazieren gegangen, haben dafür aber auch ganz schön Anschiss von Mr. Deloney bekommen. Aber das war es absolut wert, denn Chris war echt so lieb! Stell dir vor, er hat…
 

Ich begann zu lächeln als Jessica anfing über unseren gemeinsamen Freund Chris zu schwärmen, mit welchem sie nun seit ungefähr zwei Monaten zusammen war. Jedoch verging mir das Lächeln schnell wieder als mich ein plötzlicher Anfall von Heimweh überkam.

„Jessica?“, unterbrach ich sie.

Ja?

„Wie… wie geht´s den anderen denn so? Alisha und Nicky? Und Jonathan?“

Ganz gut. Aber sie vermissen dich ganz schön. Wir vermissen dich alle. Oh man, es ist so gemein, dass ausgerechnet du umziehen musstest! Sind die Floridaner wenigstens nett zu dir?
 

Ich lachte aufgrund ihrer Bezeichnung für die Bewohner des Staates Florida, zu welchen ich ja nun selbst gehörte, dann nickte ich und beantwortete gleichzeitig ihre Frage: „Ja, total. Einige von denen sind sogar noch durchgeknallter als ich, stell dir das mal vor!“ Ich begann damit ihr von Ino und ihren endlos langen Vorträgen über alles und nichts zu erzählen, von Temari und ihrem Temperament, von der sportbesessenen Tenten und von Hinata. Die kleine Hinata, wie ich sie nannte, war so lieb und freundlich. Manchmal schüchtern, manchmal aber auch sehr bestimmt. Und immer darum bemüht niemanden zu verletzen.

Hört sich gut an. Und wie sieht´s aus mit den Jungs?
 

„Wir sind heute überhaupt nicht neugierig, was?“, fragte ich und lachte.

Hey, das ist mein gutes Recht, immerhin bin ich deine beste Freundin! Ich hörte sogar durch das Telefon hindurch, wie sie gespielt empört ihre Haarsträhnen wegpustete, so wie sie es früher auch immer getan hatte. Früher…

„Naja, geht so. Wir hätten da einmal den arroganten Arsch, dessen Eltern die halbe Schule bezahlt haben, seinen dauergrinsenden Zwilling – die beiden sehen sich wirklich total ähnlich, obwohl sie nicht mal ansatzweise miteinander verwandt sind!“

Krass.
 

„Mh… und dann wäre da noch der beste Freund vom arroganten Arsch, der sich anscheinend verliebt hat, in den aber Hinata verliebt ist. Du siehst, ich lebe in einer Welt voller Dreiecksbeziehungen.“

Ist ja wie in einer dieser komischen Serien.

„Es wird noch besser. Der Bruder von Temari – die mit dem unglaublichen Temperament – scheint Gefallen daran gefunden zu haben mich beinahe zu Tode zu erschrecken, so oft wie ihm das gelingt. Weiterhin sucht er andauernd Streit mit seiner Schwester und gestern erst war es so heftig, dass Temari weinend abgehauen ist.“

Die Arme. Ich hoffe du hast dem Typen das Gehirn gewaschen!
 

„Ein wenig. Er hat mich nach dem Unterricht abgepasst und mir gesagt, dass er sich bei ihr entschuldigt. Und dann hat er doch allen Ernstes behauptet, dass meine Haare gefärbt sind!“, empörte ich mich, als ich versuchte das Gespräch mit Gaara so kurz wie möglich wiederzugeben.

Sind sie doch auch.

So trocken wie Jessica mir antwortete, klappte meine Kinnlade einfach hinab und ich sah etwas entsetzt durch mein Zimmer. „Wie kannst du nur!“

Was denn? Ist doch so!

„Sie sind nur getönt!“, verteidigte ich mich und wies gleichzeitig daraufhin, dass meine Haarfarbe nicht komplett unecht war. Natürlich war ich nicht mit pinken Haaren zur Welt gekommen, sondern mit rosanen. Hellrosanen, um genau zu sein.

Seit ich alt genug war, um mir selbst Tönungen zu kaufen, hatte ich es erst mit verschiedenen Brauntönen versucht, jedoch war mir dies auf die Dauer viel zu langweilig geworden, weshalb ich meine Haare eines Tages einfach pink getönt hatte, was dank meiner natürlichen Haarfarbe kaum auffiel.

Noch bevor Jessica etwas erwidern konnte, hörte ich meine Mutter nach mir rufen, weshalb ich mich von Jessica verabschiedete.

Aber wir telefonieren bald wieder. Bin ja jetzt wieder im Land.

„Natürlich, Süße. Bis bald.“

Tschaui.
 

„Sag mal Mum, was machst du eigentlich die ganze Zeit? Ich dachte wir wollten zusammen Navy CIS sehen?“, etwas empört, weil meine Mum sich bereits zum dritten Mal an diesem Wochenende – und das musste etwas bedeuten, denn wir hatten gerade mal Samstagabend – lieber mit ihrem Laptop als mit mir beschäftigte, warf ich ein Kissen vom Sofa nach ihr, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

„Tut mir Leid, Spatz, aber diese Wohnungssuche…“ Mehr bekam ich von ihr nicht zu hören, denn schon wandte sie sich wieder ihrem Laptop zu.

Ich seufzte leise und kletterte über die Rückenlehne der Couch, bevor ich mich zu ihr an den Esstisch setzte. „Dir scheint wirklich viel daran zu liegen, dass deine Kollegin eine Wohnung findet. Wenn du magst, helf ich dir. Du musst mir nur-“

„Nein, nein, schon okay, Spatz! Schau du ruhig etwas fern, ich komm gleich zu dir.“, winkte meine Mum ab und schenkte mir ein Lächeln.

„Eh… okay.“ Damit verkrümelte ich mich wieder zurück auf die Couch.
 

Als ich am Sonntagmorgen wach wurde und auf meinen Wecker sah, stellte ich leicht entsetzt fest, dass es noch vor neun Uhr war. Leise über mich selbst grummelnd, drehte ich mich auf meine andere Seite und versuchte nochmal einzuschlafen, jedoch misslang mir dies kläglich, weshalb ich aufstand und ins Bad schlurfte.

Da ich mir dort sehr viel Zeit ließ, betrat ich unsere Küche erst kurz nach zehn Uhr, jedoch schien meine Mum noch zu schlafen. Ich warf einen kurzen Blick in den Kühlschrank und entschied mich dann dazu, einfach mal den Küchentisch zu decken. Es kam immerhin selten genug vor, dass meine Mum und ich zur gleichen Zeit an einem Ort waren und wenn wir dann auch noch die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Frühstück hatten, grenzte das schon stark an ein Wunder.
 

„Guten Morgen, Mum! Frühstück ist fertig!“, breit grinsend und mit einer Tasse Kaffee in der Hand betrat ich zwanzig Minuten später das Zimmer meiner Mum und warf sie aus dem Bett.

„Komme gleich.“, grummelte sie leise, weshalb ich ihr den Kaffee auf ihr Nachttischchen stellte und dann wieder in die Küche verschwand.

Gerade als ich in der Stube am Esstisch vorbei ging, fiel mir auf, dass meine Mum eine ganzschöne Unordnung hinterlassen hatte: Ihr Laptop war umrahmt von mehreren Zetteln und Umschlägen, welche alle bunt durcheinander gewürfelt aussahen. Ich seufzte leise und erbarmte mich anschließend dazu, ein bisschen aufzuräumen, indem ich die Zettel, welche sich als Rechnungen herausstellten, ordentlich faltete und stapelte, sodass der Tisch bald um einiges ordentlicher aussah. Während ich dies tat, kam ich nicht umhin mir einige dieser Rechnungen etwas genauer anzusehen. Rentenversicherungsbeiträge gestiegen… Kindergeldsumme gesunken…
 

„Sakura, was tust du da?“

Erschrocken wirbelte ich herum und presste meine Rechte gegen meine Brust. Musste meine Mutter mich so erschrecken?! „Ich dachte nur, dass ich hier ein wenig aufräumen könnte. Du hast gestern noch ein ganzschönes Chaos angerichtet mit den ganzen Rechnungen.“, erklärte ich mein Verhalten und wandte mich dann wieder dem Stapel Rechnungen zu, um ihn ordentlich neben den Laptop zu legen.

Dabei fiel mir ein kleiner weißer Zettel auf, der mit der schön geschwungenen Schrift meiner Mutter übersäht war. Neugierig nahm ich ihn in die Hand. „Wieso hast du die Rechnungen überhaupt alle rausgekramt? Ist irgendetwas nicht in… Ordnung…“ Die Frage verging mir auf der Zunge, als ich erkannte, was ich da in meinen Händen hielt. Die Haushaltsabrechnung meiner Mutter. Und was ich da sah, war gar nicht gut.
 

„Mum? Was bedeutet das?“ Fragend sah ich meine Mutter an und deutete auf die allerletzte Zahl auf dem Zettel, welche doppelt unterstrichen war und vor der sich ein nicht allzu kleines Minus befand. Meine Mum wurde etwas blass im Gesicht, bevor sie mir den Zettel aus der Hand und in viele kleine Fetzen zerriss. „Mum!“

„Das ist nichts, Sakura! Es ist alles okay, du musst dir keine Sorgen machen.“

„Ach nein? Und warum zerreißt du den Zettel dann?“

„Ich hab mich verrechnet.“

Ungläubig sah ich sie an. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“

Für einen kurzen Moment schloss meine Mum ihre Augen, bevor sie ergeben seufzte und sich an den Tisch setzte. „Setz dich zu mir.“ Nachdem ich ihrer Bitte gefolgt war und sie gespannt ansah, rückte sie mit der Sprache raus: „Weißt du, Sakura… Bei uns in der Firma sind ein paar Dinge passiert… Die Leute aus der Buchhaltung haben ein paar Fehler gemacht und… die Firma steht kurz vor der Insolvenz.“
 

„Was?! Aber… sie haben dich doch erst eingestellt! Wie kann das dann bitte sein?“

„Bis Donnerstag waren die Fehler der Buchhaltung auch noch nicht bekannt. Nun sind sie es aber und die Firma hat beschlossen ein paar Leute in die Kurzarbeit zu schicken. Zu diesen Leuten gehöre ich auch.“

Fassungslos sah ich sie an. Das bedeutete doch, dass sie…

„Daher werde ich diesen Monat weniger Gehalt mit nach Hause bringen als eingeplant. Das ist theoretisch kein Problem, da wir ja noch dein Kindergeld und das Unterhaltsgeld deines Vaters haben. Jedoch… die Kassenbeiträge sind gestiegen und Floridas Lebensweise ist um einiges teurer als ich dachte. Vor allem die Lebensmittel sind nicht gerade billig. Obwohl die Wasser- und Stromrechnungen auch nicht ganz unschuldig sind an diesem Debakel.“
 

„Was willst du damit sagen, Mum?“

Meine Mutter seufzte und stützte ihr Kinn mit ihrer Hand, bevor sie fortfuhr: „Wir sind pleite. Und ich weiß nicht wie wir die Miete bezahlen sollen.“

„Scheiße.“, rutschte es mir heraus, weshalb ich mit einem tadelnden Blick meiner Mum gerechnet hatte, jedoch nickte sie nur zustimmend. „Aber… das ist doch nicht so schlimm. Es gibt doch sicherlich eine Möglichkeit, um-“

„Die gibt es. Die Firma hat angeboten, dass ich mich zum Hauptsitz versetzen lasse, damit ich aus der Zeitarbeit heraus komme. Würde ich im Hauptsitz arbeiten, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ich gekündigt werde beinahe gleich null.“

„Das hört sich doch toll an, Mum!“

„Nun ja… Der Hauptsitz befindet sich in Chicago.“
 

„Bitte, was? Chicago?“

Meine Mum nickte und fuhr fort: „Und du weißt, dass wir uns unmöglich zwei Wohnungen gleichzeitig leisten können, vor allem bei den Preisen in Chicago. Von daher… müsstest du als Übergangslösung zu deinem Vater nach New York ziehen.“

„Nein. Vergiss es! Da lebe ich lieber auf der Straße als bei diesem-“

„Sakura! Ich bitte dich! Er ist immer noch dein Vater, also überlege dir wie du von ihm sprichst!“

„Ich wüsste nicht wieso! Immerhin hat er dich verarscht und mich mal eben vergessen! Wieso ist es dir auf einmal so wichtig wie ich von ihm denke, bisher hat dich das doch auch null interessiert?!“ Ich hatte gar nicht bemerkt wie ich aufgesprungen war, jedoch stützte ich mich nun am Tisch ab und sah wütend auf meine Mutter hinab.

„Sakura, bitte.“

„Nein, nichts bitte! Ich werde auf gar keinen Fall zu diesem Mann ziehen, egal was du sagst! Von mir aus können wir gerne gemeinsam nach Chicago ziehen, aber-“
 

„Nein.“

„Nein?“, verwirrt sah ich sie an. Wieso denn jetzt nein?

„Sakura, du hast dich gerade erst hier eingelebt und ich will dich nicht schon wieder in ein völlig neues Umfeld stecken. Entweder wir finden eine Lösung, die es uns ermöglicht hier zu bleiben oder aber du ziehst zurück nach New York, so lange wie ich noch nicht das nötige Geld habe, um mit dir zusammen unser Leben in New York fortzuführen.“

„Das ist nicht dein Ernst oder? Du willst allen Ernstes, dass ich zurück nach New York ziehe, zu einem Mann, den ich abgrundtief verabscheue, weil du mich nicht schon wieder in ein neues Umfeld stecken willst?! Hättest du diese Bedenken vielleicht vor einem Monat haben können, als du dich dazu entschieden hast nach Florida zu ziehen und mich mitzunehmen?! Da war es dir ja scheißegal ob ich in ein neues Umfeld komme oder nicht!“ Mittlerweile schrie ich sie an.
 

„Das ist nicht wahr, Sakura, und das weißt du! Ich habe dir die Wahl gelassen, du hättest auch bei deinem Vater-“

„Nein! Hättest du mir die Wahl gelassen, dann würdest du jetzt noch in deinem alten Job arbeiten und ich würde dir jetzt von meiner Reise nach Paris erzählen! Verdammt noch mal, du hast mir nie eine Wahl gelassen!“

Daraufhin herrschte Ruhe. Meine Mutter starrte mich an, ich starrte zurück. So vergingen ein paar Minuten.

„Setz dich wieder Sakura.“ Wieder folgte ich ihrer Bitte und ließ zu, dass sie meine Hand in ihre nahm. „Es tut mir leid, wenn ich in den letzten Wochen nicht genug auf dich und deine Gefühle geachtet habe. Aber das ist alles nicht so einfach für mich, weißt du?“

Ich zuckte mit den Schultern und vermied es tunlichst, meine Mutter anzusehen. Diese seufzte schließlich. „Gut, wenn du nicht darüber reden willst, bitte. Aber sag nicht, ich hätte dir nicht die Wahl gelassen.“ Daraufhin ließ sie meine Hand los und erhob sich.
 

„Mum, warte.“

„Was ist Sakura?“

„Ich… tut mir auch leid. Ich wollte nicht so ausflippen. Aber das… ist alles so kacke. Ich meine, ich hab gerade Freunde gefunden und so langsam denke ich, dass es mir hier wirklich gefallen könnte und jetzt… müssen wir doch umziehen? Können wir uns nicht einfach eine andere Wohnung suchen?“

„Ich habe es versucht, Sakura. Aber es gibt kaum billigere und wenn doch, dann solche, in denen nicht einmal eine Ratte übernachten würde.“

„Das ist doch alles kacke.“

„Vielleicht sollten wir einfach einsehen, dass wir nicht dazu geschaffen sind in Florida zu leben und –“

Plötzlich kam mir eine Idee, weshalb ich, freudig strahlend, meine Mum unterbrach: „Ich such mir einen Job!“
 

Verdutzt sah sie mich an. „Bitte was?“

„Ich such mir einfach einen Job und helf dir beim Bezahlen der Rechnungen.“

„Sakura, das ist lieb von dir, aber ich bezweifle, dass du innerhalb der nächsten zweieinhalb Wochen einen Job findest, der gut genug bezahlt wird, sodass wir mit dem Geld die Rechnungen bezahlen könnten. Abgesehen davon sollst du dich auf deine Schule konzentrieren. Ich bin hier die Erwachsenen, ich arbeite.“

„Ja, Mum, ich versteh das ja, aber dieses eine Mal ist es doch ein Notfall. Und ich meine, es muss ja nicht für lange sein, nur so lange, bis du wieder voll verdienst.“, bittend sah ich meine Mum an.
 

Ihr Gesichtsausdruck wechselte daraufhin von bestimmend zu nachdenklich, bis: „Einverstanden. Aber nur, wenn deine Schule nicht darunter leidet.“

„Danke, Mum!“ Freudig sprang ich bereits auf, um sie zu umarmen, als sie mich noch einmal ermahnte: „Aber sei am Ende bitte nicht enttäuscht, wenn es nicht reicht.“

„Ja, Mum. Denn wenn es dann nicht reicht, haben wir wenigstens alles versucht.“

„Stimmt. Allein der Versuch zählt.“ Lächelnd sah sie mich an, bevor sie mich in eine Umarmung zog.
 

„Und wo willst du so schnell einen Job finden?“, fragend sahen Tenten und Temari mich an.

Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich dachte, ich lauf heute mal ein bisschen durch die Stadt und frag einfach überall mal an, ob irgendjemand eine Aushilfe braucht.“

„Na dann viel Spaß! Da bist du ja den ganzen Tag unterwegs.“, kommentierte Temari und kritzelte etwas auf ihren Block. Anschließend riss sie das Blatt raus und reichte es mir. „Hier. Ist die Nummer von unseren Nachbarn. Ich hab gehört, dass die ´nen Babysitter suchen.“ Lächelnd bedankte ich mich bei ihr und steckte das Blatt ein.

„Sag mal Ino?“, rief Tenten und winkte die Blondine heran, welche soeben durch die Tür zum Klassenzimmer getreten war und Hinata im Schlepptau hatte.
 

„Was ist los?“ Leicht schnaufend ließ sich Ino auf einen Stuhl in der Reihe vor mir und neben Tenten fallen, während Hinata sich links neben mich setzte.

„Deine Eltern haben doch diesen Blumenladen. Weißt du zufällig, ob die eine Aushilfe suchen?“

„Müsst ich mal nachfragen. Wieso? Suchst du ´nen Job?“

„Nein, aber ich.“, mischte ich mich in das Gespräch ein und erklärte Ino und Hinata dann meine etwas missliche Lage.

„Wow, das ist ganz schön scheiße. Ich meine, wo willst du bitte einen so gut bezahlten Job herbekommen?“

„Keine Ahnung. Vielleicht such ich mir auch einfach zwei oder drei.“

„Und wo willst du die Zeit dafür herbekommen? Du hast auch noch Schule.“
 

„Tenten, du klingst wie meine Mutter! Manchmal sind andere Dinge halt wichtiger als Schule. Außerdem sind es ja nur zwei Wochen. Die hol ich schon wieder auf.“

„Ich hoffe für Sie, dass ich mich soeben verhört habe, Miss Haruno. Sie reden jawohl nicht vom Schwänzen?“ Erschrocken zuckten wir zusammen, als hinter uns die Stimme von Anko Mitarashi, unserer Englischlehrerin, erklang.

„Natürlich nicht. Ich… hab vom Schwimmen geredet.“

„Schwimmen?“ Ungläubig betrachtete mich Anko, weshalb ich versuchte so überzeugt wie möglich auszusehen. Anscheinend gelang mir dies, da sie nur ein geschnaubtes „Na gut.“ von sich gab und dann nach vorne zum Lehrertisch ging.

„Schwimmen?“, kicherte Temari und grinste mich an.

„Mir ist nichts Besseres eingefallen.“
 

„Das wundert niemanden.“ Ich zuckte bereits zum zweiten Mal an diesem Tag zusammen, diesmal jedoch weil Sasuke Uchiha hinter mir stand und seinen äußert geistreichen Kommentar abgegeben hatte.

„Mit dir hat keiner gesprochen, Uchiha.“, erwiderte ich daraufhin etwas bissig und drehte mich zu ihm um. Er sah mal wieder hervorragend aus. Stop! Was dachte ich da? Der Typ sah gar nicht hervorragend aus mit seinen schwarzen Haaren, die ihm lässig ins Gesicht hingen, seinem markanten Kinn, den feingeschwungenen Lippen, den dunklen Augen und den schön durchtrainierten Oberarmen. Okay Sakura, es reicht jetzt, reiß dich zusammen!

„Dann tu mir den Gefallen und belass es dabei.“

Autsch. Das hatte mich jetzt schon irgendwie getroffen. „Dann quatsch mich nicht dumm an.“, erwiderte ich und zeigte ihm meinen Mittelfinger.
 

„Miss Haruno! Unterlassen Sie diese Gesten, sonst gibt´s Nachsitzen!“, donnerte Anko da auf einmal und ich schloss genervt meine Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. Wieso bekam immer ich den Anschiss und Sasuke nie?!

„Fail, Haruno.“, raunte mir Sasuke zu und grinste spöttisch, weshalb ich diese Geste beinahe widerholte, mich aber rechtzeitig eines besseren besann und meinen Unmut mit Worten ausdrückte: „Fick dich!“

„Nachsitzen, Haruno! Für Sie und Mister Uchiha.“
 

„Was?!“, empört sahen wir beide zu Anko, welche uns aber nur mit diesem Keine-Widerrede-Blick ansah, bevor sie Sasuke höflich mitteilte, dass er sich auf seinen Platz begeben sollte, da sie nun mit ihrem Unterricht beginnen wollte: „Machen Sie, dass Sie auf ihren Platz kommen, sonst dürfen Sie nächste Stunde einen Vortrag über den Unabhängigkeitskrieg halten!“ Sasuke warf mir noch einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu, den ich genauso grimmig erwiderte, bevor er sich in die letzte Reihe zu Naruto und Gaara setzte.

„Na super, wieder Nachsitzen.“, seufzte ich und sah gerade noch die mitleidigen Blicke von Tenten und Ino, bevor sie sich nach vorne umdrehten.
 

„Immerhin bist du diesmal nicht allein.“, flüsterte mir Temari zu, worauf ich fragend eine Augenbraue hob. „Anko lässt niemanden Nachsitzen schwänzen. Da kommt selbst der feine Herr Uchiha nicht dran vorbei.“

Ein klein bisschen besser gelaunt, weil das Leben anscheinend doch nicht ganz so ungerecht war wie ich gedacht hatte, begann ich damit das Tafelbild zu kopieren, sprich: Abzuschreiben.

Shut up!

It´s all a big show. It´s all about you. […] But not today.

So shut up, shut up, shut up! Don´t wanna hear it.
 

„Bis dann, Sakura.“

Ich winkte Temari und Hinata noch einmal kurz zu, bevor die beiden sich Ino und Tenten anschlossen und zum Ausgang der Schule trotteten.

Anko hatte das Nachsitzen für die siebte Stunde angesetzt, weshalb ich es nicht schaffen würde davor noch einmal nach Hause zu laufen. Ziemlich gefrustet, weil die anderen jetzt das schöne Wetter genießen konnten und ich noch mindestens eine Stunde in dieser stickigen Schule rumsitzen musste, begab ich mich zu Raum 234, den ich noch vom letzten Nachsitzen kannte. Zu meiner Überraschung, war Sasuke bereits anwesend, als ich den Raum betrat.

„Was machst du denn hier?“ Etwas geschockt blieb ich vorn im Raum stehen und sah Sasuke an, während dieser mir nur einen gleichgültigen Blick aus der hintersten Reihe schenkte.
 

„Mich vor deiner augenkrebserregenden Haarfarbe verstecken. Aber so wie´s aussieht, bin ich wohl gescheitert.“

„Arschloch.“, knurrte ich und ging auf einen Tisch in der vordersten Reihe zu, auf welchem ich meine Tasche platzierte.

„Dir fällt auch nichts Besseres ein, was?“

„Halt doch einfach mal die Fresse, Uchiha.“, erwiderte ich und warf ihm einen reichlich angepissten Blick zu, bevor ich mich zu meiner Tasche setzte und begann darin nach meinem Handy zu kramen. Ich hatte nun wirklich besseres zu tun, als mich mit diesem arroganten Kleinkind auseinanderzusetzen. Zum Beispiel nachschauen ob Jobs in der Nähe zu vergeben waren. Kaum hatte ich mein Handy gefunden, betrat Anko den Raum, weshalb ich meinen Liebling zurück in meine Tasche warf.
 

„Schön, Sie sind pünktlich. Dann können wir ja gleich anfangen. Sechzig Minuten. Keine Gespräche, Zettelchen oder SMS. Sie sollten die Regeln ja bereits kennen, Miss Haruno.“ Anko warf mir einen Blick zu, welchen ich grimmig erwiderte, woraufhin sie sich abwandte und hinter dem Lehrerpult Platz nahm.

Ich spielte einen Moment mit dem Gedanken, mit meinem Handy ins Internet zu gehen und dort nach Jobs zu suchen, immerhin hatte Anko das ja nicht verboten. Ein Blick zu besagter Lehrerin sorgte aber dafür, dass ich lieber meinen Block heraus holte und meine Englischhausaufgaben erledigte, während Anko mich und Sasuke beobachtete. Ich musste zugeben, ein bisschen Angst konnte diese Frau einem schon machen.
 

Nach ungefähren zwanzig Minuten hatte ich meinen Text bereits zum vierten Mal erneut durchgelesen, weshalb ich meinen Block wieder in meiner Tasche verstaute und gerade überlegte, ob ich es nicht mit den Mathematikaufgaben versuchen sollte, als Anko plötzlich aus ihrer Starre erwachte und aufstand. Verwirrt sah ich nach vorn.

„Ich werde Sie jetzt für zehn Minuten alleine lassen. Lassen Sie sich einfach am Leben, ja?“ Damit verschwand sie aus dem Raum. Perplex sah ich ihr hinterher. Wieso verschwand die denn so plötzlich? Und wieso sollte ich Sasuke umbringen wollen?
 

Ich verwarf meine Gedanken daran, was der verehrte Herr Uchiha denn tun müsste, dass ich ihn umbringen wollen würde, und widmete mich viel lieber meinem heißgeliebten Smartphone, das hier vollen Empfang hatte! Innerlich meiner Mutter für dieses wundervolle Geburtstagsgeschenk dankend, kramte ich eben jenes aus meiner Tasche und ging ins Internet, wo ich mich mit den Jobbörsen im Raum Jacksonville auseinandersetzte und ab und zu eine Anzeige speicherte.

„Mitarbeiterin in einem Baumarkt… Suchst wohl ´nen Job, was?“ Erschrocken zuckte ich zusammen als plötzlich Sasukes Stimme hinter mir erklang und wirbelte herum. Zu meinem Pech stand er direkt hinter meinem Stuhl, die Hände in den Hosentaschen vergraben und leicht vorn übergebeugt, weshalb meine Stirn auf sein Kinn traf.
 

„Scheiße man! Kannst du nicht aufpassen?!“, fluchte ich und hielt mir meinen Kopf, der sich mächtig über das Treffen mit Sasukes Kinn beschwerte.

„Kannst du nicht aufpassen wo du mit deiner Monsterstirn hin hüpfst?“, zischte Sasuke und warf mir einen reichlich angepissten Blick zu, was mich aber nicht im Geringsten tangierte. Was mich aber sehr wohl tangierte, war seine Aussage über meine „Monsterstirn“, wie er sie genannt hatte. Ich hatte bereits eine Menge Beleidigungen über mich ergehen lassen müssen, allen voran wegen meiner Haarfarbe oder meinem Talent in jedes Fettnäpfchen reinzutreten, das sich auch nur im Umkreis von zwanzig Kilometern befand; jedoch hatte noch nie jemand es gewagt meine Stirn zu beleidigen! (Auf die ich, um ehrlich zu sein, ziemlich stolz war, denn sie war seit jeher absolut pickelfrei.)
 

Ziemlich wütend aufgrund Sasukes Bezeichnung für meine Stirn stand ich also von meinem Stuhl auf und stemmte meine Hände in die Hüften, so wie meine Mutter es früher immer getan hatte, wenn ich mal wieder die Wand mit einem Blatt Papier verwechselt hatte.

„Hör mir mal gut zu! Es ist mir absolut scheißegal wie viel von dieser Schule von deinen Eltern bezahlt wurde oder wie umschwärmt du von diesen flachbrüstigen hohlen Weibern bist oder wie lange ich nachsitzen muss, wenn ich das wirklich durchziehe – Und das werde ich, verlass dich drauf! – aber, wenn du nicht deine Fresse hältst und aufhörst über meine Haarfarbe, meine Stirn oder sonst etwas herzuziehen, dann…“
 

An dieser Stelle ging mir die Luft aus, weshalb ich tief einatmete, was Sasuke aber nicht davon abhielt, einen spöttischen Kommentar einzuwerfen: „Was dann? Willst du mich bei deiner Mami verpetzen?“

„Nein.“, sagte ich scharf und versuchte nicht daran zu denken, was für ein befreiendes Gefühl es wäre, wenn ich diesem Arsch einfach eine klatschen würde. „Aber ich werde dir in deinen aufgeblasenen überheblichen und in dieser Jeans echt scheiße aussehenden Hintern treten, egal was deine Mami dazu sagt.“

„Um mir in den Hintern zu treten, musst du erst mal auf mein Niveau kommen, Haruno.“

„Ich hatte nicht vor mich noch tiefer herabzulassen, als eh schon.“

„Und das kommt ausgerechnet von dir, wo du außer der New Yorker Gossensprache nichts weiter fehlerfrei beherrschst.“
 

Im Nachhinein glaube ich, das war der Punkt, wo es mir wirklich scheißegal wurde, was die folgende Aktion für Konsequenzen mit sich bringen würde. Ich stürzte mich einfach auf ihn, um ihm zu zeigen, dass ich nicht nur die New Yorker Gossensprache sondern auch ein paar ausgefeilte Kinnhiebe beherrschte.

Sasuke, so überheblich und stark wie er nun mal war, versuchte mich tatsächlich aufzufangen, jedoch wurde er von meinem Schwung zu Boden geworfen. (An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, dass es der Schwung und nicht mein Gewicht (!) war, dem Sasuke unterlag. Es konnte gar nicht mein Gewicht sein. Immerhin war ich nicht fett. Es musste also der Schwung gewesen sein. Oder Sasuke war einfach nur ein Schwächling.)
 

So klatschten wir also auf den Boden. Auch, wenn ich auf Sasuke drauf fiel, welchem es damit viel schlimmer erging als mir, landete ich nicht gerade weich, da Sasuke ziemlich abgefahrene Brust- und Bauchmuskeln hatte, welche sich beim Sturz anspannten und beim Aufprall dafür umso unbequemer waren.

Mir wurde kurz schwarz vor Augen und ich entschied mich dazu, einfach liegen zu bleiben, jedoch wurde daraus nichts, da sich der werte Herr Uchiha unter mir regte und anscheinend versuchte mich von sich runter zu schieben. „Runter von mir Haruno. Du bist schwer.“
 

„Halt die Fresse, Uchiha.“, knurrte ich nur und rollte so vorsichtig wie möglich zur Seite, damit mein armer angeschlagener Kopf nicht noch mehr leiden musste. Kaum lag ich auf dem Rücken und blickte dadurch in das ekelhaft grelle Licht der Deckenbeleuchtung, schloss ich meine Augen und fasste mir an meinen schmerzenden Kopf. In diesem Moment schwor ich mir, mich nie wieder auf Sasuke zu stürzen, außer ich würde ein Kissen mitnehmen.

Neben mir vernahm ich ein leises aber dennoch deutlich schmerzhaftes Stöhnen, weshalb ich hinüber blinzelte und Sasuke dabei zusah, wie er sich aufsetzte und ebenfalls den Kopf hielt. Nur war es bei ihm der Hinterkopf, der misshandelt worden war.
 

„Kannst du dich bitte nächstes Mal auf wen anders stürzen?“, murrte er und warf mir einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu, jedoch konnte ich nicht zuordnen, ob er das nur wegen der Kopfschmerzen tat oder ob er angepisst war.

„Kannst du nicht einfach mal die Fresse halten, wenn man dich darum bittet?“, murrte ich zurück und schloss meine Augen wieder. Die Kopfschmerzen wurden stärker.

„Hey, ist alles okay?“ Okay, das war definitiv etwas seltsam: Sasukes Stimme klang weder angepisst noch spöttisch, sondern viel eher freundlich, möglicherweise sogar ein klitzekleinwenig besorgt. Was zur Hölle war passiert? Hatte ich Halluzinationen? Aber wovon? So hart waren Sasukes Muskeln nun auch wieder nicht gewesen! „Sakura?“

„Mh? Ja… jah, alles okay. Nur Kopfschmerzen.“
 

„Soll ich deine Mami anrufen?“ Und weg war die Besorgnis, da war mal wieder nur Spott. Ich verzog mein Gesicht und langte zur Seite. Zu meiner Überraschung traf ich tatsächlich Sasukes Oberarm, jedoch nicht annähernd heftig genug, als dass das irgendwem wehgetan hätte. Dafür hätte mich sogar ein Baby ausgelacht.

„Idiot.“, nuschelte ich und setzte mich auf. Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns und ich sah mich im Raum um, blinzelte ein paar Mal, bis meine Kopfschmerzen soweit zurückgegangen waren, dass ich sie ignorieren konnte.

„Und du findest meinen Hintern in der Hose echt hässlich?“ Überrascht sah ich zu Sasuke. Dieser saß noch immer neben mir auf dem Fußboden und sah mich ziemlich ausdruckslos an.

„Wieso willst du das wissen?“

Er zuckte mit den Schultern, dann grinste er: „Hat mein Monsterego verletzt.“

„Na dann: Ja, dein Hintern sieht in der Hose echt scheiße aus.“, antwortete ich und konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Sasuke wandte sich ab und war im Begriff aufzustehen, als ich einfach weiterredete: „Die Jeans von gestern stand dir besser.“
 

Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, wurde mir bewusst was ich da eigentlich gesagt hatte und ich wurde rot. Sasuke sah mich derweil etwas entgeistert an. Mindestens genauso entgeistert wie er, versuchte ich mich irgendwie zu retten: „Wir eh… sollten uns wieder hinsetzen. Nicht, dass Anko kommt und fragt was das hier soll.“

„Das würde mich aber brennend interessieren, Miss Haruno!“ Erschrocken wandten Sasuke und ich uns Anko zu, welche soeben den Raum betreten hatte und uns nun mit erhobener Augenbraue ansah.

Ich schluckte, um das trockene Gefühl aus meinem Mund zu verbannen, bevor ich, ein „Oh, verdammt.“ murmelnd, mich zu Sasuke drehte und ihn hilfesuchend ansah.
 

„Und das soll ich Ihnen beiden jetzt wirklich glauben? Dass Miss Haruno eine Maus-“ „Ratte!“, fuhr ich Anko dazwischen, weshalb sie mir einen strafenden Blick zuwarf, dann jedoch fortfuhr: „Dann eben eine Ratte gesehen hat und deswegen von ihrem Platz aufgesprungen ist. Und Sie, Mister Uchiha, wollten ihr nur helfen, weil sie so geschrien hat und sind deshalb zu ihr gegangen, konnten aber nur noch den Schwanz der Ratte sehen. Miss Haruno hat daraufhin eine Panikattacke bekommen, weil sie panische Angst vor Mäusen und Ratten hat und ist zusammengeklappt. Sie konnten sie aber beruhigen und wollten ihr gerade vom Boden zurück auf ihren Platz helfen, als ich kam. War das alles?“
 

Sasuke und ich nickten synchron.

Anko sah uns prüfend an, warf dann einen Blick auf ihre Uhr. „Sie beide haben Glück, dass ich noch einen Termin habe, sonst würde ich Sie noch eine Stunde nachsitzen lassen für die mieseste Ausrede, die mir je untergekommen ist. Und nun verschwinden Sie, bevor ich es mir anders überlege.“

Etwas perplex sah ich Anko an, bevor ich es Sasuke gleichtat, mir meine Tasche schnappte und die Flucht ergriff.
 

„Hey Sasuke, warte!“ Ich beschleunigte meine Schritte und packte Sasuke am Arm, hielt ihn fest.

„Was ist?“ Da war er wieder. Der Eisklotz Uchiha.

„Ich wollte mich bedanken. Also danke.“ Ich lächelte leicht, auch wenn er mir schon wieder ziemlich auf die Nerven ging. Immerhin hatte er versucht, uns rauszureden.

Sein plötzliches Grinsen warf mich jedoch etwas aus der Fassung. „Dir ist klar, dass ich dafür was bei dir gut hab?“

„Bitte? Ich denke nicht. Immerhin hast du nicht nur meinen Arsch mit der Ausrede gerettet.“

„Als hätte ich nochmal nachsitzen müssen.“
 

„Überheblich wie eh und je, was?“, fragte ich und kniff meine Augen zusammen.

„Einer von uns beiden muss ja Niveau haben.“

„Weißt du was, Uchiha? Schenks dir. Ich gehe.“ Damit wandte ich mich ab und ging schnurstracks den Flur entlang Richtung Ausgang.

„Sehr erwachsen von dir, einfach abzuhauen, Haruno.“

„Ich kann dich nicht hööreen!“, rief ich über meine Schulter und winkte einmal kurz, bevor ich – mein fettestes Grinsen grinsend – an die frische Luft trat und sowohl das Nachsitzen als auch Sasuke hinter mir ließ.
 

„Bin wieder zuhause, Mum!“, rief ich und schmiss meinen Schlüssel auf die Kommode im Flur, während ich Jacke und Schuhe abstreifte und anschließend in die Küche ging.

„Hallo Spatz. Wolltest du nicht schon vor einer Stunde daheim sein?“

Ich wich dem fragenden Blick meiner Mutter aus und öffnete zur Ablenkung den Kühlschrank, tat so als würde ich darin etwas suchen. „Eh ja, aber… ich war noch mit Hinata ein Eis essen, es ist doch so schönes Wetter und da dachten wir, dass wir das nutzen sollten.“

„Ach so. Apropos essen, was wollen wir denn heute Abend essen? Ich will gleich einkaufen gehen und dachte an so etwas wie chinesische Nudeln?“

„Super Idee, Mum! Wenn du mich dann entschuldigst, ich hab noch voll viel zu tun, Matheaufgaben machen und einen Job suchen, du weißt schon.“ Damit verschwand ich so schnell wie möglich aus der Küche und lief in mein Zimmer, wo ich erst einmal meine Tasche auf mein Bett warf und mich direkt daneben schmiss.
 

Nachdem ich innerhalb von zwanzig Minuten ungefähr vierzehnmal an meinen Matheaufgaben verzweifelt war, hatte ich eben diese auf später verschoben und mich an meinen Laptop gesetzt, um die bereits gespeicherten Jobangebote noch einmal zu lesen und mit meinen Vorstellungen und Möglichkeiten abzugleichen.

Da ich schwerlich mitten in der Nacht arbeiten konnte, fielen drei meiner sieben Jobs schon mal weg. Weitere zwei fielen weg, da man dort bereits qualifizierte Leute suchte. Die anderen beiden versprachen viel Stress und wenig Lohn, aber zurzeit war mir beinahe alles recht.

So kam es, dass ich zwei Telefonate mit zwei völlig inkompetenten Leuten führte, die solange total begeistert von mir waren, bis sie erfuhren, dass ich noch Schülerin war und demnach unmöglich achtzehn Stunden pro Woche arbeiten konnte. Ab da waren die Gespräche förmlich den Bach hinab gegangen.

Vollkommen entnervt ließ ich mich schließlich kurz vor sechs Uhr auf mein Bett fallen und starrte an die Zimmerdecke, als mir noch etwas einfiel, ich mein Handy hervorkramte und Ino eine SMS schickte. Keine zwei Minuten später kam ihre Antwort, zusammen mit der Telefonnummer des Blumenladens ihrer Eltern.
 

Yamanaka Flowers, was kann ich für Sie tun?

„Guten Tag, mein Name ist Sakura Haruno und ich bin derzeit auf der Suche nach einem Nebenjob. Daher wollte ich nachfragen, ob die Möglichkeit bestünde, bei Ihnen als Aushilfe tätig zu sein?“

Einen Moment bitte, ich gebe Sie weiter an die Geschäftsführerin.

Es herrschte kurz Stille in der Leitung, dann:

Yamanaka Flowers, Sie sprechen mit Asuka Yamanaka. Was kann ich für Sie tun?

„Guten Tag, Mrs. Yamanaka. Mein Name ist Sakura Haruno und ich-“

Sakura Haruno? Sie müssen die neue Mitschülerin von Ino sein. Ino hat mir bereits von ihrem Problem erzählt und unter den gegeben Umständen wären wir bereit, Sie noch diesen Monat probe-arbeiten zu lassen. Wenn Sie uns überzeugen, könnten Sie bereits nächsten Monat anfangen.

„Das… ist ein wundervolles Angebot, vielen Dank dafür. Jedoch… wäre es vielleicht möglich, dass ich bereits nächste Woche anfangen kann? Ich weiß, ich sollte erst einmal zur Probearbeit kommen, jedoch brauche ich das Geld wirklich dringend.“

Nun ja… Sie könnten die Bestellungen bei den Kunden abliefern. Dies könnten sie bereits ab diesem Mittwoch machen, wenn sie wollen.

„Das wäre perfekt! Ich danke Ihnen!“

Inos Mutter gab ein leises Lachen von sich. Danke Sie mir bitte erst, wenn sie Ihren ersten Arbeitstag überstanden haben. Darf ich Sie dann am Mittwoch um fünfzehn Uhr bei uns im Laden begrüßen?

„Natürlich. Ich werde pünktlich sein.“

Sehr gut. Dann wünsche ich Ihnen noch einen guten Abend, Miss Haruno.

„Vielen Dank und gleichfalls.“
 

Freudig grinsend, aufgrund des Telefongesprächs mit Inos Mutter, hüpfte ich die Treppe hinunter und in die Küche, wo ich meine Mutter neben dem Herd stehend und chinesische Nudeln kochend vorfand. „Na Spatz. Schon Hunger?“

„Bisschen.“, gab ich zu und setzte mich an den Küchentisch.

„Hast du schon einen Job gefunden?“

„Ich hab am Mittwoch ein Probearbeiten in einem Blumenladen, aber ich suche trotzdem noch weiter. Ich fürchte, dass die Bezahlung im Blumenladen nicht gerade die beste ist.“

„Du darfst nicht zu viel erwarten Sakura. Du bist Schülerin und hast noch keinen Abschluss, bist daher auch noch geringqualifiziert. Und Minijobs sind meistens nur auf 400 Dollar Basis.“
 

„Ich weiß, Mum. Aber ich könnte ja vielleicht zwei Jobs annehmen und-“

„Kommt nicht in Frage, Sakura! Du wirst mit einem Job bereits ausgelastet genug sein, glaub mir!“, fuhr mich meine Mutter an, woraufhin ich leicht zusammenzuckte. Meiner Mum entging das natürlich nicht, weshalb sie versuchte einzulenken: „Aber weißt du was? Ich habe selbst ein wenig herumtelefoniert und ich glaube, ich habe einen Job für dich gefunden, bei dem du genug Geld verdienen kannst, sodass wir nicht umziehen müssen.“

„Echt? Wo?“

„Eine alte Bekannte, die ich vor ein paar Jahren kennengelernt habe, hat hier ganz in der Nähe ein Haus, wo hauptsächlich ihre beiden Söhne wohnen, da sie und ihr Mann viel beruflich unterwegs sind. Sie hat mal erzählt, dass immer wenn sie nach Hause kommt, das Haus furchtbar aussieht, weil ihre Söhne nur das Nötigste machen. Sie hat es auch schon mit Putzfrauen versucht, die haben aber bisher alle das Handtuch geworfen. Jedenfalls sagt sie, dass du gerne zu einem Vorstellungsgespräch vorbei kommen kannst, wenn du dir das zutraust.“
 

„Wirklich? Oh Mum, du bist so klasse!“, rief ich und sprang auf, um sie zu umarmen. „Wann soll das Vorstellungsgespräch sein?“

„Heute Abend um sieben Uhr.“

„Aber das ist schon in einer Stunde!“, entsetzt warf ich einen Blick auf die Uhr.

„Keine Sorge, Sakura. Du musst nur deinen Lebenslauf und dein letztes Schulzeugnis mitnehmen, außerdem wohnt sie hier ganz in der Nähe.“

Beruhigt atmete ich durch. „Okay. Und wie heißt diese ominöse Bekannte und – was besonders wichtig ist – wo wohnt sie?“

Meine Mum zog einen Zettel aus ihrer Hosentasche und reichte ihn mir. Ich faltete ihn auseinander und las die Adresse, die darauf notiert war. War tatsächlich ganz in der Nähe. „Ihr Name ist Mikoto Uchiha, aber sie hat mich damals immerzu ermahnt sie nur Mikoto zu nennen, von daher denke ich, dass du sie auch nur Mikoto nennen kannst.“

Die letzten Worte meiner Mutter nahm ich gar nicht richtig wahr. Hatte sie tatsächlich Mikoto Uchiha gesagt? Uchiha? „Wie war ihr Name? Mikoto Uchiha?“

Meine Mum nickte und wandte sich wieder unserem Essen zu, während ich mich fragte, wieso mich mein Leben nur so sehr hasste.

Oh, just go dying fate!

You think you´re special.

But I know and I know and I know and we know

that you´re not.
 

„Okay Sakura, beruhige dich. Es wird schon niemand sterben.“

Leise mit mir selbst redend, lief ich die Straße entlang, in welcher sich das Haus befinden sollte, in welchem ich wohl demnächst arbeiten würde, wenn ich das Vorstellungsgespräch nicht in den Sand setzte. Was ich sowieso tun würde. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Straße so sehr nach Geld stank, dass ich allein von meinem Billigparfum, welches ich derzeit trug, da ich es absolut unwiderstehlich fand, nicht hierher passte – selbst wenn ich nur zum Arbeiten hier war –, war ich doch absolut verrückt! Wieso zur Hölle sollte ich bitte zu einem Vorstellungsgespräch für einen Job gehen, bei dem ich Sasuke Uchiha wohl jeden Tag über den Weg laufen würde? Als würde dieser arrogante Kerl mich nicht schon genug nerven! Nein, jetzt hatte ich tatsächlich die Möglichkeit auf einen verdammt gut bezahlten Job und dann kam er daher und schmiss sich dazwischen! Irgendjemand ziemlich einflussreiches musste mich ganz schön hassen.
 

Mich in meinem Selbstmitleid suhlend, warf ich nun bereits zum hunderttausendsten Mal erst einen Blick auf meine Handyuhr und dann auf den Zettel, den ich von meiner Mum bekommen hatte, auf welchem die Adresse des Jobs notiert war. Dass es gleichzeitig die Adresse von Sasuke war, ignorierte ich so gut ich konnte. Ich sollte mich wohl glücklich schätzen, immerhin bekam ich hier eine Chance, die wohl viele Mädchen gerne hätten: Für den Schulschwarm Nummer eins zu arbeiten. Jedoch verursachte allein der Gedanke daran ein hässliches Magengeschwür bei mir.

Als ich endlich die Adresse erreichte, blickte ich mich zum ersten Mal wirklich um und erkannte, dass ich hier definitiv nur zum Arbeiten hin gehen würde. Die Straße, in der ich mich befand, war so sauber, ich hätte von ihr essen können! Weiterhin wurde sie von ordentlich gestutzten Ahornbäumen gesäumt, die allesamt so aussahen, als hätten sie bereits mehrere Preise für den hübschesten Ahornbaum gewonnen. Mein Blick wanderte an den Häusern entlang, die mehr kleinen Villen glichen, bis zu dem Haus, das sich nun vor mir befand und darauf wartete, dass ich mich an dessen Klingel verging.
 

Entgegen seiner Nachbarn strahlte das Haus nicht ganz so viel Prunk aus, dafür schien es in einem sehr modernen Stil erbaut worden zu sein. Die makellos weiße Fassade stand im starken Kontrast zu dem dunklen Dach und den dunklen Rahmen der Fenster und der Tür und erinnerte mich irgendwie an Sasuke.

„Verdammt, Haruno! Vergiss doch endlich mal diesen Typen!“, fauchte ich leise und schlug mir selbst etwas unsanft gegen die Stirn, bevor ich langsam auf das Tor des gußeisernen Zaunes zuging und die Klinke hinunterdrückte. Nichts geschah. Verwirrt blickte ich auf meine Hand, die die Klinke fest umschlossen hielt und hinunter drückte. An meiner Hand lag es also schon mal nicht. Beruhigte mich irgendwie.

Ich drückte erneut gegen das Tor, diesmal etwas stärker als zuvor. Geschah noch immer nichts. Wollte mich dieses Tor verarschen? Ein klitzekleinwenig angesäuert, begann ich damit an dem Tor zu rütteln, jedoch regte sich absolut nichts. Nach ungefähr dreißig Sekunden des peinlichen Rüttelns gab ich auf und ließ meinen Kopf hängen. Wieso hasste mich mein Leben nur so? Was hatte ich getan? Einen letzten jämmerlichen Versuch startend, griff ich erneut nach der Klinke und drückte sie hinab. Das Tor blieb zu.
 

„Scheiß Ding!“, fluchte ich und trat einmal wütend gegen das Eisen. Zu meinem Entsetzen öffnete sich das Tor tatsächlich, jedoch mit so viel Schwung, dass es laut knallend gegen den Zaun schlug.

„Mist!“ Ich sprang nach vorn und hinderte das Tor daran wieder zu zugehen, da es natürlich auch wieder zurückschwang, und bekam es dadurch etwas unsanft in den Magen. Ich biss mir auf die Unterlippe und schwor mir, dass, sollte diese Mikoto auch nur ansatzweise unfreundlich sein, ich den Job schmeißen würde.

„Okay Sakura, reiß dich zusammen.“ Ich atmete einmal tief durch, straffte meine Schultern und ging dann den Weg bis zur Haustür entlang. Vor besagter Tür angekommen, machte ich mich auf die Suche nach der Klingel, fand sie und klingelte.
 

Es dauerte einen Moment, dann hörte ich Geräusche von der anderen Seite der Tür und kurz darauf öffnete sich eben diese und eine Frau mit langen schwarzen Haaren, dunklen Augen und fein definierten Gesichtszügen trat heraus. Sie trug eine schlichte Jeans und einen grauen Pullover mit Stehkragen, dazu ganz normale Chucks. Für mich sah sie nicht viel älter als dreißig aus, was sie aber unmöglich sein konnte, denn Sasuke war bereits siebzehn und die Frau vor mir unverkennlich seine Mutter!

„Guten Tag, Sie sind Sakura Haruno, nehme ich an?“ Ein sanftes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und brachte ihre Augen förmlich zu strahlen, was sie mir sofort sympathisch machte.

„Guten Tag, die bin ich.“, antwortete ich und lächelte ebenfalls, nahm ihre dargebotene Hand an und schüttelte diese.

„Nun Sakura – ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn ich dich duze – komm doch rein.“ Ihr Lächeln nicht verlierend, trat sie ein paar Schritte zurück und ließ mich eintreten.
 

Neugierig sah ich mich kurz um und fiel beinahe um. Dieses Haus war noch viel größer als es von außen gewirkt hatte! Die Einrichtung – zumindest der Teil davon, den ich im Flur und später auch im Esszimmer zu sehen bekam – war ebenso modern und harmonisch wie der Rest des Hauses. Alle Farben schienen perfekt aufeinander abgestimmt, kein Möbelstück sah fehl am Platz aus. Ich konnte mir selbst nicht vortäuschen, dass ich keinen Neid empfand beim Anblick dieses Hauses, weshalb ich ab diesem Moment versuchte, so wenig wie möglich von dem Haus zu beachten.

Nachdem sich die schwarzhaarige Frau als Mikoto Uchiha vorgestellt hatte, führte sie mich in das Esszimmer der Familie, wo wir uns setzten.

„Nun Sakura… Ich habe deiner Mutter bereits erzählt, was dich hier alles erwarten würde, wenn du diesen Job bekommst, aber ich denke, ich werde es dir auch noch einmal darlegen: In diesem Haus wohnen – laut Einwohnermeldeamt – vier Personen, nämlich mein Mann, unsere beiden Söhne und ich. Da mein Mann und ich jedoch voll berufstätig sind, sind unsere Söhne die meiste Zeit allein daheim, was sich natürlich auch im Zustand des Hauses widerspiegelt. Es ist nicht so, dass sie jeden Tag wilde Partys feiern, jedoch sind sie auch nicht gerade die ordentlichsten und vom Staubwischen oder Badputzen halten die beiden erst gar nichts. Ich fürchte, da hat meine Erziehung ein wenig versagt.“
 

Mikoto lächelte wehmütig, was in mir den Drang weckte, sie davon zu überzeugen, dass sie nicht versagt hatte, sondern ihre Söhne – zumindest der, den ich kannte – absolute Idioten waren und Mikoto dafür nichts konnte.

„Sonst sind die beiden aber gut erzogen und soweit ich weiß beide noch nicht vergeben, was äußerst schade ist.“ Ihr Blick legte sich nun nachdenklich auf mich, was in mir ein mulmiges Gefühl entstehen ließ. Wieso sah sie mich denn jetzt so an? Und was hieß denn bitte gut erzogen? Sasuke war ein mieser Satansbraten!

„Nun gut.“, sie klatschte leicht in die Hände und erinnerte mich damit unweigerlich an Hinata. „Erzähl doch etwas über dich Sakura. Was sind deine Hobbies? Oder wie kommt es, dass du ausgerechnet hier arbeiten möchtest?“
 

„Also, ehm… Ich bin ein großer Musikfan und verbringe meine Zeit damit Klavier zu spielen und zu singen. Natürlich verbringe ich auch viel Zeit mit Freunden, aber ich helfe auch oft daheim im Haushalt oder beim Kochen. Und warum ich hier arbeiten möchte…“

Ich haderte einen Moment mit mir, ob ich ihr die Wahrheit erzählen sollte und entschied mich schlussendlich dafür. „Meine Mutter und ich sind erst vor Kurzem hierher gezogen und haben eine wirklich schöne Wohnung gefunden, jedoch sind wir derzeit ein wenig in Geldnöten, weshalb ich mich dazu entschieden habe, einen Job zu suchen und meine Mutter zu unterstützen. Zumindest so lange bis sich das mit dem Geld wieder gegeben hat.“

„Es freut mich, dass du so ehrlich zu mir bist, Sakura. Natürlich wusste ich bereits von deiner Mutter über den Grund deiner Suche Bescheid, sonst hätte ich dich nie gefragt. Denkst du denn, dass du den Job annehmen würdest?“

„Ich denke schon.“
 

„Gut. Dann lass uns über das Geschäftliche sprechen: Zuallererst die Arbeitszeiten. Ich denke es wäre gut, wenn du jeden Tag nach der Schule vorbeikommen könntest und hier ein wenig aufräumen könntest. Geschirrspülen, Aussaugen, Staubwischen, so etwas halt. Samstags solltest du dann neben den täglichen auch die spezielleren Aufgaben übernehmen: Bad- und Fensterputzen. Sonntags hast du natürlich frei. Da diese Woche mein älterer Sohn daheim ist, kannst du theoretisch kommen und gehen wann du willst, aber ich gebe dir noch unsere Telefonnummer, sowie meine als auch seine Handynummer, damit du dich vergewissern kannst, dass auch wirklich jemand daheim ist. Nicht, dass du vor einer verschlossenen Haustür stehst.“ Mikoto zwinkerte mir zu, wobei mir die kleinen Fältchen um ihre Augenwinkel zum ersten Mal auffielen.
 

„Wenn du dich diese Woche bewährst und weiterhin Lust haben solltest, hier zu arbeiten, dann bin ich gerne bereit, dir einen Haustürschlüssel zu geben, damit du ungehindert arbeiten kannst. Nun zur Bezahlung. Ich denke, diese Woche können wir als Probearbeiten ansehen, weshalb du sicherlich verstehst, wenn du erst einmal nur die Hälfte verdienst. Ich denke da so an 100 Dollar.“

Ich schnappte hörbar nach Luft und wäre beinahe vom Stuhl gefallen als mein Hirn ihren letzten Satz verarbeitete, weshalb Mikoto mir einen besorgten Blick schenkte. „Ist alles okay mit dir, Sakura?“

„Meinen Sie 100 Dollar nur für diese Woche?“

Mikoto nickte und lächelte, woraufhin ich mich arg zusammenreißen musste, um nicht der Schnappatmung zu verfallen. Mikoto fuhr unterdessen fort: „Solltest du dich für ein festes Arbeitsverhältnis mit uns entscheiden, dann bekommst du wöchentlich 200 Dollar, das wären dann 800 Dollar monatlich. Ist das okay für dich?“
 

„Das… ist wundervoll. Vielen Dank, Mrs. Uchiha!“, sagte ich und kam nicht umhin sie anzustrahlen.

„Dank mir lieber erst, wenn du deine erste Woche überstanden hast.“ Sie seufzte. „Ich will dir ja keine Angst machen, Sakura, aber meine Jungs haben trotz ihrer guten Erziehung schon so manche Haushaltshilfe in die Flucht geschlagen. Von daher wünsche ich dir viel Glück und viele gute Nerven.“

„Machen Sie sich da keine Sorgen, Mrs. Uchiha.“, sagte ich und lächelte ihr beruhigend zu. Was konnte schon Schlimmeres passieren, außer, dass Sasukes Bruder ein größeres Arschloch war als er selbst?

„Gut.“, sie klatschte erneut in ihre Hände und stand schließlich auf, woraufhin ich ihrem Beispiel folgte und ebenfalls aufstand. Selbstverständlich ohne dabei in die Hände zu klatschen. „Sag mal Sakura, magst du eigentlich Tee?“
 

Verwundert bejahte ich zögerlich ihre Frage, woraufhin Mikotos Lächeln noch etwas breiter zu werden schien. „Weißt du Sakura, ich liebe Tee! Hast du schon mal arabischen Gute-Nacht-Tee getrunken? Ein Traum, sage ich dir!“

Während sie damit beschäftigt war mich über all die vielen verschiedenen Teesorten aufzuklären, die es auf der Welt anscheinend gab, führte sie mich aus dem Esszimmer hinaus zurück in den Flur, wo sie schließlich stehen blieb und mich etwas peinlich berührt ansah. „AchdumeineGüte. Jetzt habe ich dich mit meinem Teewahn gelangweilt. Das tut mir wirklich leid, Sakura!“

„Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Uchiha. Das hat mich keineswegs gelangweilt. Ich bin nur überrascht, ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Teesorten gibt!“, sagte ich und lächelte leicht.

Noch bevor Mikoto etwas erwidern konnte, öffnete sich die Haustür in ihrem Rücken und zwei junge Männer betraten leise lachend das Haus, blieben jedoch – kaum, dass sie mich bemerkten – noch im Türrahmen stehen und sahen etwas entgeistert zu mir und Mikoto.
 

Einer dieser beiden war Sasuke. „Haruno?“ Und er sah ganz und gar nicht begeistert aus.

„Hallo Sasuke.“, erwiderte ich nur und versuchte mich an einem kleinen Lächeln, jedoch blieb mir das im Halse stecken.

„Was machst du denn hier?“

Ich setzte zu einer Antwort á la Ich-werde-ab-sofort-für-dich-arbeiten-und-bittebittebitte-friss-mich-nicht! an, als mir Mikoto zuvor kam: „Ihr kennt euch?“ Verwirrt sah sie zwischen mir und Sasuke hin und her, blieb mit ihrem Blick dann jedoch an ihrem Sohn hängen.

„Sakura ist in meiner Klasse.“, erklärte dieser knapp und warf mir daraufhin einen arschkalten Blick zu, der mich verdammt nochmal extrem frösteln ließ, woraufhin ich mich fragte, was ich nur getan hatte, dass mich das Schicksal so sehr hasste.
 

„Das ist ja wunderbar! Dann sollte es keine Probleme wegen dem Schlüssel geben.“ Mikoto lächelte erneut, jedoch war dies das erste Lächeln von ihr, das mich nicht für sich gewinnen konnte.

„Mooment! Was meinst du mit Probleme wegen dem Schlüssel?“ Sasuke sah seine Mutter mit hochgezogener Augenbraue an, was Mikoto und ihr Lächeln aber keineswegs berührte, da sie munter draufloserklärte: „Sakura hat sich für Stelle als Haushaltshilfe beworben und ich habe ihr eine Probewoche zugesichert. Sie wird morgen anfangen.“

Die Blicke, die mir daraufhin von Sasuke zugeworfen wurden, waren irgendwie gruselig. Zuerst sah er mich an, als hätte ich ihm soeben eröffnet, dass ich in Wirklichkeit eine hochschwangere Elefantenkuh war, die von einer bösen Giraffe in einen Menschen verwandelt worden war. Dann verdüsterte sich sein Blick und ich war drauf und dran davonzulaufen und den Job zu schmeißen.
 

Jedoch straffte ich nur meine Schultern und wich seinem Blick aus, was zur Folge hatte, dass ich meine Beachtung dem Vierten in der Runde schenkte. Dieser jemand stand noch immer hinter Sasuke und mir wurde sofort klar, wer das wohl war, war doch die Ähnlichkeit zwischen den Beiden nicht zu übersehen. Auch wenn Sasukes älterer Bruder deutlich längere Haare hatte als Sasuke, welche er in einem Zopf zusammengebunden trug, und auch sein Kinn irgendwie spitzer war als Sasukes, so war deutlich zu erkennen, dass die beiden sehr eng miteinander verwandt waren. Das Lustige daran, dass Sasukes Bruder noch immer hinter Sasuke stand, war, dass er einen halben Kopf größer war als Sasuke, was mich irgendwie schmunzeln ließ. Dieses Schmunzeln verlor ich jedoch sofort wieder, kaum hatte ich den nichtssagenden Ausdruck im Gesicht von Sasukes Bruder gesehen. Da war keine Überraschung, keine Wut, keine Freude, nichts! Komischer Kauz.
 

„Das ist nicht dein Ernst, Mum!“, zischte Sasuke, nun wieder an seine Mutter gewandt, jedoch traf mich kurz darauf sein Blick. Uh, ih, Kühlschrank! Geh weg! Hör auf mich so böse anzustarren, Uchiha!

„Sasuke Uchiha, was ist jetzt schon wieder dein Problem?“ Verwundert sah ich zu Mikoto, welche ihren Sohn nun deutlich weniger freundlich ansah.

„Wir brauchen keine Putze. Vor allem nicht so eine!“ Autsch. Das verletzte mich jetzt irgendwie.

„Sasuke Uchiha! Ich glaube es ja nicht! Habe ich dich so erzogen?! Ich denke nicht! Sakura ist eine hervorragende junge Dame und sie wird hier arbeiten. Punkt. Aus. Schluss!“ Mikoto strafte ihren Sohn mit einem verärgerten Blick, woraufhin Sasuke doch tatsächlich schluckte – Memo an mich selbst: Tag rot im Kalender markieren: Sasuke Uchiha hat Angst vor seiner Mutter. – und sich anschließend wieder mir zuwandte.

Nun, da ich von seinem abgrundtiefverärgerten Blick getroffen wurde, war ich ganz nah dran einen ängstlichen Schritt zurück zu machen, jedoch gab Sasuke nur ein Schnauben von sich, bevor er an mir vorbeischritt und in irgendeinem der angrenzenden Räume verschwand. Augenblicklich schoss die Raumtemperatur wieder nach oben, auf angenehme neunzehn Grad Celsius. Zumindest empfand ich das so.
 

„Entschuldige bitte das Benehmen meines Bruders Sakura.“, meldete sich da plötzlich Sasukes Bruder zu Wort und kam ein paar Schritte auf mich zu. „Er ist nicht immer einfach. Das Los eines Teenagers, würde ich sagen. Meine Name ist übrigens Itachi.“ Daraufhin reichte mir Sasukes Bruder – ähh, Itachi! – seine Hand und schenkte mir ein Lächeln, welches mir die Röte in die Wangen trieb.

Es war natürlich nicht schlimm genug, dass ich soeben von Sasuke niedergemacht worden war, nein, jetzt musste sein überaus attraktiver Bruder mich auch noch mit diesem atemraubenden Lächeln ansehen, weshalb mein Herz gleich kollabieren würde. Mein Gott, was war nur los mit mir? (Und mit meinem Leben?) Dann war Itachi halt heiß, na und? Ich meine, es war ja nun nicht so, dass er mindestens genauso schöne Augen und makellos reine Haut wie Sasuke hatte oder dass sein Duft dafür sorgte, dass mein Hirn sich verabschiedete…
 

Ich schluckte und legte meine Hand in seine, jederzeit bereit sie zurückzuziehen, sobald er fertig war mit dem Händeschütteln, jedoch schien Itachi es äußerst amüsant zu finden, mich zu quälen, da er sich leicht hinunter beugte und meinen Handrücken küsste, ganz sanft, kaum spürbar, bevor er meine Hand losließ, mir ein mindestens genauso atemberaubendes Grinsen schenkte und schließlich wie Sasuke an mir vorbei ging, um ebenfalls irgendwo in diesem Haus zu verschwinden.

Okay Sakura, beruhige dich. Sasukes Bruder hatte soeben deine Hand geküsst, was war daran schon so furchtbar? Oder aufregend? Oder … Noch bevor ich gedanklich damit beginnen konnte, mich in meinen persönlichen Herzstillstand zu manövrieren, meldete sich Mikoto wieder zu Wort: „Itachi hat Recht, Sakura. Nimm es Sasuke nicht übel, er ist generell nicht begeistert von Haushaltshilfen. Weiß der Geier warum.“

„Das ist schon okay.“ Ich räusperte mich kurz, bevor ich auf sie zuging. „Ich denke, ich sollte jetzt gehen. Meine Mum wartet sicherlich schon.“

Mikoto lächelte sanft und reichte mir ihre Hand, welche ich ebenfalls lächelnd annahm und schüttelte. Nachdem ich ihr versichert hatte, dass ich meiner Mutter ihre Grüße ausrichten würde, und ich mich noch einmal für das Vorstellungsgespräch bedankt hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause.
 

************************************************************************************
 

Okay, okay, das Kapitel ist etwas kürzer geworden als die letzten, aber dafür habe ich es innerhalb von drei Tagen geschrieben! (Man merkt, ich bin voll stolz auf mich. xD)

Nun, so wie´s aussieht ist Sasuke gar nicht begeistert von Sakura, diese aber deutlich begeisterter von Itachi. Hach, was soll das nur werden?

Ich wünsch noch eine schöne Woche. ^^

No honey, the world doesn´t revolve only around you

I can´t stop,

´cause I´m having too much fun
 

„Und du arbeitest jetzt wirklich für Sas-“

„Halt die Klappe!“, zischte ich und klatschte Temari meine Hand auf ihre Lippen, woraufhin sie verstummte. „Das darf niemand erfahren.“ Ich warf ihr noch einen bedeutungsschweren Blick zu, bevor ich ihr erlaubte wieder zu reden.

„Und wieso nicht? Ich meine, ist doch nicht schlimmes dabei, dass du dein eigenes Geld verdienen willst.“

„Ja aber… das ist so ähnlich als würde Tenten für Neji arbeiten.“ Temari nickte verstehend und wandte sich wieder ihrem Essen zu.

„Und wie willst du du-weißt-schon-wen dazu bringen, dass er es niemanden verrät?“, fragend sah Ino mich an.

Ich zuckte ziemlich planlos mit den Schultern. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. „Ich hoffe einfach, dass er nicht den Drang verspürt mich bloß zu stellen.“
 

„Ich möchte ja nicht gemein klingen, Liebes, aber Sasuke scheint derzeit nicht besonders gut auf dich zu sprechen zu sein, von daher solltest du vielleicht nicht allzu viel Energie in diese Hoffnung stecken.“ Ino warf demonstrativ einen Blick zur Seite, dorthin, wo gerade Sasuke Uchiha und seine Freunde – Wie konnte so eine Person eigentlich Freunde haben? – derzeit ihr Mittagessen verputzten.

„Vielen Dank, Ino. Das baut mich ungemein auf.“, erwiderte ich und presste meine Lippen aufeinander, um sie missbilligend anzusehen. Sie hob daraufhin nur entschuldigend die Hände und wandte sich dann ihrer Tasche zu, welche nun bereits eine ganze Weile neben unserem Essen auf dem Tisch lag.

„Mach dir keine Sorgen, Sakura. Ich glaube nicht, dass Sasuke irgendwem irgendwas erzählen wird. Solange du ihm keinen Grund dafür gibst.“, versuchte Hinata mich aufzuheitern, jedoch klang ihr letzter Satz mehr wie eine Warnung.

„Wie meinst du das?“
 

„Naja… du bist nicht gerade nett zu ihm, wenn ihr miteinander redet. Vielleicht solltest du zumindest versuchen, dich ein wenig zusammenzureißen. Ich meine, jetzt ist er ja sozusagen dein Chef und wenn du dann weiterhin so mit ihm sprichst, hat er einen Grund, um dich zu feuern. Und das wär ganz schön… unschön.“

Verdutzt sah ich sie an, war mir dieser Gedanke noch gar nicht gekommen. Dann blickte ich zur Seite und fixierte Sasuke, beobachtete ihn, während ich über Hinatas Worte nachdachte. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Ich sollte mich wirklich zusammenreißen.

Als hätte Sasuke meine Gedanken gehört, blickte er in diesem Moment auf und begegnete meinem Blick. Selbst aus der Entfernung konnte ich erkennen, wie er seine Augen verengte und sein leichtes Lächeln, welches er soeben noch zur Schau getragen hatte, vollkommen verschwand. In diesem Moment wurde mir klar, dass Sasuke es mir definitiv nicht einfach machen würde, mich zusammenzureißen.
 

Nachdem Mrs. Yuhi uns fünf Minuten früher aus dem Deutschunterricht entließ, machte ich mich schnurstracks auf den Weg zu meinem Schließfach, um meine Bücher wegzupacken. Ich war gerade dabei das Drehschloss auf die letzte Zahl meiner Kombination zu drehen, als mich jemand ziemlich unhöflich von der Seite her anraunzte: „Haruno.“

„Uchiha.“ Ohne ihn anzusehen, öffnete ich mein Fach und schon verschwand das Gesicht des werten Herrn hinter der Tür des Schließfaches. Hoffentlich ließ er mich jetzt in Ruhe. Fehlanzeige! Anstatt sich einfach vom Acker zu machen, ging er einmal um mich herum und lehnte sich auf meiner anderen Seite gegen die Schließfächer irgendwelcher bemitleidenswerter Menschen. Warum bemitleidenswert? Hallo? Sasuke Uchiha lehnte gerade an ihren Schließfächern? Täte er das bei mir, würde ich Mitleid verlangen.

„Hör mal zu, Haruno.“
 

Ein klitzekleinwenig genervt von seiner bloßen Anwesenheit, ließ ich ihm nicht das Vergnügen auszusprechen was er mir unbedingt mitteilen wollte, sondern fuhr ihm einfach dazwischen: „Kannst du mich bitte einfach in Ruhe lassen, Sasuke? Ich hatte einen langen und anstrengenden Tag und bin derzeit nicht in der Stimmung, dass ich deine Anwesenheit ertrage. Außerdem kannst du mich auch nachher noch mit dem Zeug nerven, dass du mir wahrscheinlich jetzt um die Ohren hauen willst. Also tu uns doch einfach beiden den Gefallen und verschwende deine Zeit irgendwo anders.“ In der Hoffnung, dass er mich jetzt in Ruhe lassen würde, warf ich ihm noch ein gespieltes Lächeln zu und kramte dann erneut nach meinem Chemiebuch, welches sich irgendwo in meinem Schließfach befinden musste.

„Du bist gefeuert.“

„Bitte?“, entsetzt sah ich ihn an. Was hatte der Satansbraten eben gesagt?
 

„Du bist gefeuert. Und schwerhörig. Geh mal zum Arzt.“ Sasuke blickte mich ziemlich gelangweilt an und schien die Unterhaltung bereits für beendet zu halten, da er sich von den Schließfächern an seiner Seite wegdrückte und an mir vorbeigehen wollte.

Dies wusste ich aber erfolgreich zu unterbinden, indem ich seinen Oberarm umklammerte und ihn zu mir heran zog. „Du kannst mich nicht feuern!“, zischte ich so leise wie möglich, da ich wirklich keine Lust darauf hatte, dass die ganze Schule hier von noch Wind bekam.

Gott sei Dank befanden sich nur einige wenige Leute auf den Gängen, da die meisten entweder noch im Unterricht saßen oder bereits auf dem Heimweg waren. Zu meinem Pech schienen Sasukes Freunde es jedoch wirklich fertigbringen zu wollen, auf Sasuke zu warten. Innerhalb der Schulmauern. Woher ich das wusste? Sowohl Naruto mit seiner neuen Freundin Naomi, als auch Gaara, ein paar unbekannte Fangirls, Neji und Karin standen nur wenige Meter von uns beiden entfernt und schienen äußerst interessiert daran, was Sasuke da wohl gerade mit Pinky trieb.
 

„Und wieso nicht?“

Okay. So langsam, ging mir seine gelangweilte Stimme wirklich auf den Keks. Und ich besaß nicht mal einen! „Weil du gar keinen Grund dafür hast.“

„Ich kann dich nicht leiden.“

„Du brauchst einen vernünftigen Grund.“

„Du bist eine ziemlich perverse Stalkerin.“

Ungläubig sah ich Sasuke an, bis ich mir auf die Unterlippe biss, damit ich ihn nicht auslachen würde. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich stalken würde, oder?“, kicherte ich und hielt mir schließlich meine Hand vor den Mund, um mein Grinsen zu verstecken.

Sasuke sah mich derweil nicht mehr ganz so gelangweilt an, sondern erdolchte mich wahrscheinlich bereits gedanklich. „Warum solltest du sonst ausgerechnet bei mir zu Hause arbeiten wollen?“, zischte er und kam einen Schritt auf mich zu.

„Weil ich a) einen Job brauche und b) verdammt gut bezahlt werde, vielleicht? Oh man, Sasuke. Es dreht sich nicht die ganze Welt nur um dich.“ Ich gluckste und schüttelte amüsiert meinen Kopf, als Sasuke mich doch tatsächlich überrascht ansah. Irgendwie versetzte mir dieses Gespräch einen ziemlichen Gute-Laune-Kick.
 

„Du bist trotzdem gefeuert.“, versuchte er es erneut.

„Ja natürlich. Und du fliegst morgen auf den Mond.“, erwiderte ich so sarkastisch wie möglich und wandte mich schließlich ab, um weiterhin mein Chemiebuch zu suchen. Für mich war dieses Gespräch beendet.

Gerade als ich einen glücklichen Seufzer von mir geben wollte, weil ich endlich das gesuchte Objekt in den Händen hielt und es schnellstmöglich in meiner Tasche verschwinden ließ, erklang hinter mir Karins Stimme: „Sasukeee! Was willst du denn noch von Pinky?“ Überrascht drehte ich mich um und entdeckte Karin, welche sich an Sasukes Arm klammerte. Wieso war der denn noch immer da?

„Ein intelligentes Gespräch führen, Schätzchen.“, mischte ich mich einfach mal in das Gespräch der beiden ein und schenkte Karin mein liebstes Lächeln.

„Hat einer mit dir geredet Pinky?“

„Ja, dein Freund da.“ Ich zeigte auf Sasuke, welcher ziemlich plötzlich aus seiner Starre erwachte und mit seiner üblich gelangweilten Stimme sagte: „Wir sind nicht zusammen.“

„Oh… Na dann wünsche ich dir ein gutes Immunsystem Sasuke. Wenn ihr mich dann entschuldigt.“ Damit schloss ich mein Fach und ignorierte Karins Gezetere, während ich ziemlich gut gelaunt nach draußen auf den Schulhof schlenderte, wo bereits Temari und Hinata auf mich warteten.
 

Nachdem ich daheim ein wenig aufgeräumt und meine Hausaufgaben erledigt hatte, überprüfte ich kurz meine Frisur und machte mich dann auf den Weg zu Sasuke nach Hause. Ich konnte nur hoffen, dass Itachi tatsächlich da war, nicht, dass ich vor verschlossenen Türen stehen würde.

Zu meinem Glück, schien irgendjemand da oben Mitleid mit mir zu haben, weshalb ich – kaum, dass ich geklingelt hatte – bereits Itachi gegenüber stand. „Hallo Sakura. Du bist früher da als ich dachte. Komm doch bitte rein.“ Er lächelte leicht und trat dann zur Seite, sodass ich eintreten konnte.

Ich wollte mir gerade die Schuhe von den Füßen streifen, als Itachi mir sagte, dass ich diese ruhig anbehalten könnte, da ich ja sowieso putzen würde. „Deshalb ziehe ich sie ja aus. Damit es auch sauber bleibt, wenn ich geputzt habe.“, erwiderte ich und grinste Itachi an. Da sah man es mal wieder: Männer hatten keine Ahnung vom Haushalt.
 

„Wenn du magst, zeige ich dir das Haus.“ Ich nickte auf Itachis Vorschlag hin und fand mich zwei Minuten später in einer Hausführung vom Feinsten wieder: Itachi verstand es einfach mal die Klappe zu halten, weshalb ich den Anblick all der teuren Designermöbel, Hightech-Geräte und exotischen Pflanzen so richtig genießen konnte.

„Und wer hält die am Leben?“, fragte ich mit einem Nicken auf eine der Pflanzen, welche verdächtig ausgetrocknet aussah.

Itachi zuckte mit den Schultern. „Wenn sie Glück hat, denkt irgendwer dran, wenn nicht, dann kaufen wir eine neue.“

Daraufhin sah ich ihn an, als hätte er mir gerade ein Alien vorgesetzt, welches nicht nur unsere Sprache spricht, sondern auch noch über fünf Oktaven singen kann. „Ah ja…“ Okay, diese Familie hatte definitiv zu viel Geld. Irgendwie beängstigend.

„Können wir dann weitermachen?“ Da war aber einer ungeduldig.
 

„Klar.“, sagte ich und wandte mich wieder Itachi zu, welcher mich aus dem Wohnzimmer zurück in den Flur und von dort aus eine Treppe aus dunklem Parkett hinauf führte. Im ersten Stockwerk angekommen, zeigte er mir die beiden Gästezimmer – Zwei! Verdammte Scheiße, dieses Haus besaß zwei komplett mit Doppelbett, Kommode, Schrank, Schreibtisch und Flatscreen ausgestattete Gästezimmer, an welche jeweils ein eigenes Bad angrenzte! –, das Arbeitszimmer seines Vaters, welches noch nie benutzt worden war, da Mr. Uchiha, wenn er denn mal von der Arbeit nach Hause kam und nicht bereits auf dem Weg in irgendein anderes Land war, nie Arbeit mit brachte; und das Schlafzimmer seiner Eltern, welches ebenfalls ein angrenzendes jedoch deutlich größeres Bad als die beiden davor besaß und ebenso ungenutzt erschien, wie das Arbeitszimmer von Mr. Uchiha.
 

Anschließend führte mich Itachi zurück zu der Treppe und noch eine Etage hinauf, wo sich sein und Sasukes Zimmer befanden, beides – natürlich – mit angrenzendem Bad. In dieser Familie gab es keinen Frühmorgendlichen Stress, wer zuerst duschen durfte. Natürlich nicht.

„Es reicht, wenn du bei mir einmal die Woche durchsaugst und Staub wischst. Ich bin eh kaum zu Hause. Bei meinen Eltern sollte das auch reichen. Wie es da bei Sasuke aussieht, weiß ich nicht. Da musst du ihn wahrscheinlich selbst fragen.“ Ich nickte und lächelte. „Na komm. Ich zeig dir, wo du alles findest und dann lass ich dich in Ruhe arbeiten.“ Itachi lächelte leicht und ergriff meine Hand, weshalb ich erschrocken aufjapste, jedoch schien er das nicht mitbekommen zu haben oder es interessierte ihn schlicht und ergreifend nicht, da er mich einfach hinter sich her und die Treppen wieder hinab zog.

In einem für dieses Haus recht kleinem Abstellraum, direkt hinter dem Vorratsraum, welcher sich neben der Küche und außerdem gut versteckt hinter einem Wandvorhang aus irgendeinem feinen und dazu verdammt glatten Stoff befand, machte ich schließlich Bekanntschaft mit meinen zukünftigen besten Freunden: Einem Besen, der wie frisch gekauft aussah, einem Staubsauger, der anscheinend auch noch nie benutzt worden war, Putzmitteln, die noch fast voll waren und Staubwischtüchern, deren Box noch nicht einmal geöffnet war. Na dann, ran an die Arbeit!
 

Nachdem ich in der Küche aufgeräumt und das Geschirr gespült und zurück in die entsprechenden Regale gestellt hatte, ging ich weiter in die Stube, wo ich die Deko-Kissen der Sofas aufschüttelte und die Blumen goss. Anschließend machte ich mich daran Staub zu wischen und Auszusaugen, beides gleich in einem Rutsch, weshalb ich mich von Zimmer zu Zimmer vorarbeitete. Als ich sowohl die unteren beiden Etagen sowie die Treppen auf diese Weise gereinigt hatte, waren bereits zwei Stunden vergangen.

Ziemlich erschöpft stellte ich den Staubsauger im obersten Flur ab und klopfte an Itachis Zimmertür. Ein leises „Herein.“ tönte mir entgegen, weshalb ich ohne Umschweife eintrat. Itachis Zimmer war modern aber einfach eingerichtet und erinnerte mich stark an die Gästezimmer. Bis auf die Möbel und die Größe des Raumes unterschied sich eben jener nur durch zwei gefüllte Bücherregale und eine zusätzliche Couch von den unbewohnten Gästezimmern. Nirgendwo lagen Kleidungsstücke oder aufgeschlagene Bücher herum. Es schien alles so… ordentlich.
 

„Was gibt es?“ Itachi hatte sich auf seinem Bett aufgesetzt und sah mich fragend und womöglich ein wenig verschlafen an. Hatte ich ihn geweckt?

„Entschuldige bitte, aber ich wollte fragen, ob es okay ist, wenn ich schnell durchsauge und Staub wische?“

„Lass gut sein, Sakura. Ich denke, das kannst du morgen machen. Außerdem fürchte ich, dass das Sasukes Zimmer deutlich nötiger hat als meins.“

Ich nickte und verschwand wieder auf den Flur, wo ich mich sogleich Sasukes Zimmertür zuwandte und anklopfte. Keine Reaktion. Ich klopfte erneut, diesmal etwas fester. Wieder keine Reaktion. Stirnrunzelnd drückte ich die Klinke hinunter, jedoch ließ sich die Tür nicht öffnen. Ich rüttelte kurz daran, jedoch geschah weiterhin nichts, weshalb ich gefrustet aufstöhnte. Da hatte der blöde Arsch doch tatsächlich abgeschlossen!
 

„Ich fürchte, da wirst du wohl nicht weit kommen.“

Ich erschrak leicht und drehte mich zu Itachi, welcher im Eingang zu seinem Zimmer stand und sich gegen den Türrahmen lehnte. „Sasuke ist vorhin gleich wieder abgehauen, kaum dass er daheim war.“

Na toll. Und wieso erzählte er mir das erst jetzt?

Als hätte Itachi meine Gedanken gelesen, rieb er sich kurz am Hinterkopf, dann sah er mich entschuldigend an. „Tut mir Leid, das hätte ich dir wohl früher sagen sollen. Ich hab es nur total vergessen. Es ist ziemlich ungewohnt für mich, dass jemand anders in diesem Haus ist als Sasuke oder ich.“ Den letzten Satz schien er mehr zu sich selbst zu sagen als zu mir, jedoch verwirrte er mich trotzdem.

Wieso war das ungewohnt für ihn? Waren seine Eltern tatsächlich so selten daheim?

„Naja. Wenn du willst, helfe ich dir tragen, dann kannst du von mir aus nach Hause gehen. Außer du hast noch irgendetwas zu tun?“
 

Etwas verwirrt, weil mir doch tatsächlich gerade ein Uchiha seine Hilfe anbot, nickte ich nur und schüttelte dann sogleich den Kopf.

Itachi sah mich verwirrt an und lachte dann amüsiert. „Ich interpretiere das jetzt mal so, dass ich dir gerne helfen darf und du nichts mehr zu tun hast.“

„Eh ja. Das wollte ich sagen.“ Ich grinste leicht und wurde rot. Wieso war ich denn heute so zerstreut? Itachi schien das jedoch nicht mehr mitzubekommen oder aber er wollte es nicht mitbekommen, denn er schnappte sich den Staubsauger und trug ihn mir die Treppen wieder hinab bis in den Abstellraum.

Anschließend wartete er noch solange bis ich die benutzten Staubwischtücher weggeworfen, die unbenutzten zurück in den Abstellraum getan und meine Schuhe angezogen hatte, woraufhin er mir meine Jacke reichte.

„Danke.“, lächelnd nahm ich diese entgegen und zog sie mir über.

„Na dann Sakura. Bis morgen und verlauf dich nicht auf dem Heimweg.“ Itachi lächelte, jedoch nicht spöttisch, so wie Sasuke es wahrscheinlich getan hätte, sondern viel eher herausfordernd.

„Ich gebe mir Mühe. Bis morgen, Itachi. Und danke nochmal, wegen der Führung.“ Ich lächelte ihm noch ein letztes Mal zu, bevor ich aus dem Haus trat und prompt in den bösen Uchiha-Bruder hineinlief. Verdammt!
 

„Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst, Haruno?!“, wurde ich angefaucht, weshalb ich bereits empört meinen Kopf hob, um Sasuke irgendeine gemeine Erwiderung um die Ohren zu klatschen, als mir sein Auge förmlich… nun ja, ins eigene Auge fiel. Denn der werte Herr hatte ein dickes blaues Veilchen. Ich hoffte, es tat so richtig weh.

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte ich und versuchte mein Lachen zu unterdrücken, weshalb meine Stimme unnormal hoch klang.

„Geht dich das irgendwas an? Nein.“ Uh, da war aber einer sauer.

„Aber Sasuke! Kannst du mir bitte bitte bitte den Namen desjenigen verraten, der dir das angetan hat, damit ich meine stalkerischen Fähigkeiten ausleben und dieser ominösen Person Blumen schicken kann?“ Zur Abrundung des Ganzen zog ich noch einen Schmollmund, der mir aber sogleich wieder verging, als Sasuke sich zu mir hinunter beugte.

„Pass auf was du sagst, Haruno. Sonst feuere ich dich wirklich noch.“

Ich schluckte und fühlte wie mein Blut aus meinem Gesicht wich, als mir bewusst wurde, dass ich das soeben wirklich nicht hätte sagen dürfen.
 

Sasuke schien plötzlich wieder halbwegs gute Laune zu bekommen, da sich ein spöttisches Grinsen auf seine Lippen legte als er sich noch weiter zu mir hinab beugte und mir ins Ohr flüsterte: „Hast du jetzt etwa Angst, dass du deinen heißgeliebten Job verlierst, den du doch so dringend brauchst, weil du und deine Mutter sonst aus eurer Wohnung fliegt?“

„Woher weißt du das?“, geschockt sah ich ihn, während er nur überlegen grinste.

„Ich hab so meine Quellen, Haruno. Und wenn du nicht willst, dass das bald die ganze Schule weiß, dann würde ich dir raten, dass du demnächst besser darüber nachdenkst, wie du mit mir sprichst.“ Damit schubste er mich zur Seite und verschwand im Haus.

Erst als sich die Haustür ziemlich geräuschvoll hinter mir schloss, wurde mir bewusst, in was für eine Scheiße ich mich da mal wieder geritten hatte. Ziemlich sauer auf mich und meine Erst-Reden-Dann-Denken-Einstellung trottete ich schließlich nach Hause. Meine gute Laune hatte sich soeben im nächsten Bach ertränkt.
 

Da es auf halben Weg nach Hause angefangen hatte, wie aus Eimern zu schütten, kam ich bis auf die Knochen durchgenässt daheim an, wo mich sogleich meine Mutter in Empfang nahm. „Gut, dass du wieder da bist. Ich wollte noch schnell-“, sie stockte als sie von der Küche in den Flur trat und meine tropfende Gestalt erblickte. „Oh Gott, Sakura! Was ist denn mit dir passiert?“

„Es regnet, Mum.“, antwortete ich nur und pfefferte meine Schuhe einfach in irgendeinen Ecke, woraufhin ich einen ziemlich bösen Blick seitens meiner Mum abbekam. Diesen ignorierte ich jedoch erfolgreich und drängte mich an ihr vorbei in die Küche, wo ich sogleich Wasser in den Wasserkocher füllte und diesen anstellte.

„Du solltest dich schnell umziehen, nicht, dass du noch eine Erkältung bekommst.“
 

„Hatte ich vor, Mum.“, erwiderte ich erneut ziemlich schnippisch, woraufhin meiner Mum der Kragen platzte: „Nicht in diesem Ton, junge Dame!“

Entgegen meiner Gewohnheit fing ich keinen Streit mit ihr an, sondern murmelte nur ein „Jaja.“, bevor ich in mein Zimmer rannte und dort meine Klamotten auszog.

Anschließend schnappte ich mir schnell frische Unterwäsche, ein viel zu großes T-Shirt, welches ich für gewöhnlich nur zum Schlafen benutzte und meine Jogginghose. Mit den Sachen auf dem Arm ging ich dann direkt weiter in unser einziges Badezimmer, wo ich erst einmal ausgiebig duschte.
 

Nachdem ich frisch geduscht und daher wieder vollkommen aufgewärmt das Bad verlassen hatte, band ich meine noch nassen Haare in einem Zopf zusammen und ging dann hinunter in die Küche, wo mein Teewasser auf mich wartete. Sobald ich mir meinen Tee aufgegossen hatte, nahm ich die Tasse und ging zurück in mein Zimmer, ignorierte dabei meine Mutter, welche auf der Couch im Wohnzimmer lag und sich irgendeine seltsame Serie ansah. Noch im Vorbeigehen schnappte ich mir unser Telefon und nahm es mit auf mein Zimmer. Dort stellte ich erst meinen Tee auf meinen Beistelltisch und schmiss mich dann auf mein Bett, wo ich schließlich das Telefon zur Hand nahm und Hinatas Nummer eintippte.
 

Hiashi Hyuga.

Uh. Das war dann wohl nicht Hinata. „Guten Abend, Mr. Hyuga. Sakura Haruno hier. Ich wollte fragen, ob Hinata zu sprechen ist?“

Ich stelle dich zu ihr durch. Warte einen Moment.

Noch bevor ich etwas erwidern konnte, vernahm ich ein ziemlich unangenehm hohes Piepen am anderen Ende der Leitung, woraufhin kurze Zeit Stille folgte, dann ein erneutes Piepen und schließlich erklang Hinatas Stimme: Hinata Hyuga.

„Hey, Hinata. Ich bin´s Sakura.“

Sakura, hey! Was ist los?

„Nichts, eigentlich. Abgesehen davon, dass ich Sasuke einen Grund gegeben habe mich zu feuern und ich mich jetzt wirklich zusammenreißen muss.“

Oh Gott, Sakura! Ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht machen sollst!
 

„Sorry. Mein Mund war schneller als mein Hirn.“ Eine Art dumpfes Klopfen folgte meinen Worten, weshalb ich verwirrt ins Telefon schaute.

Entschuldige bitte. Da klopft jemand an. Einen Moment, ja?

Ein Piepen folgte, dann erklang irgendeine klassische Melodie, welche plötzlich verstummte.

Da bin ich wieder. Temari ist auf der anderen Leitung und wartet. Ich mach ´ne Konferenzschaltung, okay?

„Klar.“ Wieder ein Piepen, dann ein Knacken, schließlich:

Hallo Sakura!

„Hey Temari.“

Temari hat mir eben was interessantes erzählt, dass könnte dir aus deiner etwas misslichen Lage mit Sasuke heraushelfen.

„Echt? Erzähl, Temari!“
 

Also… Ich war vorhin kurz in der Küche, um mir was zu essen zu machen und habe ein Gespräch zwischen meinen Brüdern mitbekommen. Ja, ich weiß, es ist nichts neues, dass meine Brüder miteinander reden, aber normalerweise unterhalten sie sich über irgendetwas langweiliges oder ziemlich abartiges. Jungengeschwafel eben.

„Komm zum Punkt, Schätzchen.“

Jaja, eine Sekunde. Ich hab gehört, wie Gaara Kankuro erzählte, dass Sasuke während des Basketballtrainings ein kleines Missgeschick geschah… Er hat sich wohl ein wenig mit der Entfernung verschätzt, als sie sich zu Beginn mit Rückwärtslaufen und was weiß ich alles aufgewärmt hatten… Jedenfalls leistete sich der werte Herr einen schmerzhaften Kampf mit dem Basketballkorbpfosten, den er verlor.
 

„Warte… du meinst… Sasuke ist gegen den Basketballpfosten gelaufen?!“ Ich kicherte und kniff mir vorsichtshalber in den Handrücken, um zu prüfen, ob ich nicht womöglich träumte. Daher hatte Sasuke also sein Veilchen!

Jap, ist er. Herrlich oder? Temari und Hinata kicherten ebenfalls.

„Ouh man, Temari. Du glaubst gar nicht, wie sehr du mir mit dieser Information geholfen hast! Danke! Tausend Dank!“

Nachdem wir drei noch eine Weile über dieses und jenes gesprochen hatten, musste Hinata auflegen, da ihr Vater nach ihr verlangte, weshalb wir die Fortführung unseres Gespräches auf den nächsten Tag verlegten und Temari und ich ebenfalls auflegten. Nun, da ich auf meinem Bett rumgammelte und an meine Zimmerdecke starrte, kam mir ein süßer kleiner Gedanke, wie ich Sasuke dazu überreden könnte, dass er über den Grund, warum ich den Job bei ihm brauchte, absolutes Stillschweigen bewahrte.

God, I hate this boy

What doesn´t kill you makes you stronger […]

What doesn´t kill you makes a fighter
 

„Und Sakura? Was willst du?“ Temari sah mich fragend an und zeigte auf die Tafel in der Mensa, auf welcher die heutigen Gerichte aufgeschrieben worden waren.

Ich setzte gerade zu einer Antwort an, als ich Naruto und Naomi an uns vorbei und zu einem Tisch ganz in der Nähe laufen sah, weshalb ich stumm blieb und es vorzog den beiden mit den Augen zu folgen. „Entschuldigt mich kurz.“, murmelte ich und ignorierte Temaris verwirrtes Nachrufen, während ich mich langsam durch die Menge der Schüler in der Mensa hindurchschlängelte und auf den Tisch zuging, an welchem sich soeben Naruto und Naomi niedergelassen hatten. Ich straffte meine Schultern, als ich nur noch wenige Meter von ihnen entfernt war und ging etwas schneller. Immerhin wollte ich entschlossen rüberkommen und nicht wie ein kleines Mäuschen, das zum ersten Mal aus seinem Mauseloch herauslugt.
 

„Tag alle zusammen.“ Ich grinste einmal reihum in die verwirrten Gesichter von Naruto, Naomi, Neji, Shikamaru, Choji, Karin und Sasuke und drängte mich schließlich zwischen die Stühle von Choji und Shikamaru, welche Sasuke gegenübersaßen, zu welchem ich mich nun hinüberlehnte.

„Was machst du denn hier, Sakura?“ Naruto fasste sich als erster wieder und starrte mich mit halboffenem Mund an, nachdem er die Frage herausbekommen hatte.

„Mit Sasuke über die Gefahren des Sports reden.“ Ich warf Sasuke ein liebliches Lächeln zu und beobachtete, wie seine Augen sich verengten, als er begriff, worauf ich anspielte.

„Verschwinde Pinky, Sasuke ist nicht an einem Gespräch mit dir interessiert!“ Karin war aufgestanden und zeigte mit ihrem perfekt manikürten Zeigefinger auf mein Gesicht, was mir die Nackenhaare aufstellte.
 

„Hast du noch nie was von Anstand gehört, Karin? Man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute. Des Weiteren bin ich mir sicher, dass Sasuke entgegen deiner Behauptung doch sehr daran interessiert ist, dass ich dieses Gespräch mit ihm und nicht mit anderen Leuten führe. Ich bin mir sicher, Ino ist auch sehr interessiert an dem was ich zu sagen habe.“

Kaum hatte ich ausgesprochen, erhob sich Sasuke und ging um den Tisch herum. Verwirrt wandte ich mich ihm zu, als er auch schon meine Hand packte und mich hinter sich her aus der Mensa zerrte.

„Sag mal, geht´s noch, Uchiha?! Du tust mir weh!“

„Halt die Klappe.“ Sasukes Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Da schien einer aber mächtig angepisst zu sein. Vielleicht hätte ich wann anders mit ihm reden sollen?
 

Gerade als ich ernsthaft darüber nachdachte, dass ich möglicherweise einen Fehler gemacht hatte, schubste mich Sasuke in einen leeren Klassenraum und zog die Tür hinter uns zu. „Woher weißt du davon?“

Ich drehte mich zu Sasuke um und ging gleich ein paar Schritte zurück, als ich seinen stechenden Blick bemerkte. Ich hätte definitiv wann anders mit ihm reden sollen. „Ich hab da so meine Quellen.“

Sasuke taxierte mich von oben bis unten mit einem äußerst unangenehmen Wenn-du-Angst-zeigst-reiß-ich-dir-deinen-Kopf-ab-Blick, bevor er sich einmal seufzend durch die Haare fuhr und sich dann auf einen Tisch in der Nähe der Tür setzte. „Was willst du?“

Okay. Das hatte ich mir irgendwie schwieriger vorgestellt. „Ich… Ich erzähl keinem von deinem kleinen Unfall“, ich warf einen demonstrativen Blick auf sein blaues Auge, „und du erzählt keinem davon, dass und weshalb ich bei dir daheim arbeite.“
 

Sasuke hob eine Augenbraue und sah mich zweifelnd an. „Denkst du etwa wirklich, dass niemand etwas davon mitbekommt, dass du für mich arbeitest? Spätestens wenn Naruto bei mir abhängt, weiß am nächsten Tag die ganze Schule Bescheid.“

„Erstens arbeite ich nicht für dich, sondern für deine Eltern. Und zweitens: Häng es einfach nicht an die große Glocke, okay?“

Für einen Moment sah ich Sasuke bittend an, dann nickte er und gab ein „Hn.“ von sich.

„Gut.“, ich nickte kurz demonstrativ und ging dann zur Tür, um den Klassenraum wieder zu verlassen. Da ich dabei aber an Sasuke vorbei musste, bot sich ihm die perfekte Gelegenheit mich am Arm zu packen und festzuhalten. Dies ließ er sich natürlich nicht entgehen.

Kaum spürte ich seine Hand an meinem Arm, zog er mich auch schon an sich heran, sodass ich schließlich zwischen seinen Beinen stand und zu ihm sah. Gott sei Dank war er, dadurch, dass er saß, nicht mehr so groß wie sonst, weshalb ich meinen Kopf nicht heben musste, um ihm ins Gesicht zu sehen.
 

„Denk nicht, dass ich dich mit deiner Erpressungsnummer einfach so durchkommen lasse.“ Sasuke hatte ein leichtes Grinsen aufgelegt, jedoch ließ mir dieses die Nackenhaare zu Berge stehen. Das war gar nicht gut. Überhaupt nicht gut.

Plötzlich tauchte seine Hand in meinem Blickfeld auf und ich zuckte zusammen, als er mir eine Strähne meines eigenen Haares aus dem Gesicht strich. Dann beugte er sich ein wenig näher zu mir, so, dass unsere Nasenspitzen sich beinahe berührten. „Ich bin ein sehr nachtragender Mensch, Sakura. Merk dir das.“

Ich schluckte und spürte den Drang ihm irgendeinen Spruch um die Ohren zu hauen. Vielleicht sogar eine Ohrfeige. Das Einzige was ich jedoch zustande brachte, war ihn anzustarren. Sasukes Grinsen wurde breiter und schon offenbarte er den altbekannten Spott, den er mir bereits so oft entgegengebracht hatte. Er gab so etwas wie ein schnaubendes Lachen von sich, dann legte sich seine Hand an meine Schulter und er drückte mich von sich, drängte sich an mir vorbei und verließ den Raum. Während ich ihm nachstarrte, wurde mir bewusst, dass ich so was von am Arsch war, schlimmer ging´s gar nicht mehr.
 

„Komm schon, Itachi. Mach dir Tür auf.“ Leise vor mich her grummelnd, betätigte ich nun zum bestimmt zwanzigsten Mal diese blöde Klingel und versuchte mich gleichzeitig vor dem Regen zu schützen, indem ich mich verdammt nah an die Haustür des Hauses Uchiha drängte. Normalerweise hätte ich Itachi ja schon längst auf seinem Handy angerufen und gefragt, warum der werte Herr es nicht nötig hat mich ins Haus zu lassen und mich damit vor einer echt widerlichen Erkältung zu schützen, jedoch hatte ich mein Handy daheim vergessen, wofür ich mir am liebsten selbst in den Hintern treten wollte. Auf die Idee nach Hause zu laufen und mein geliebtes Smartphone zu holen, war ich zwar gekommen, jedoch sah ich es überhaupt nicht ein, wieso ich nochmal total sinnlos durch den Regen laufen sollte, nur, um dann noch durchnässter wieder vor dieser Haustür zu stehen.
 

Ziemlich sauer, weil mir noch immer niemand öffnete, drückte ich auf die Klingel und ließ sie nicht mehr los. Sturmklingeln half für gewöhnlich immer. Zu meiner Erleichterung sah ich einen Schatten durch eines der kleinen Fenster, die in der Haustür vorhanden waren, und hörte auf die Klingel zu quälen. Leider stand mir, als sich die Haustür öffnete, nicht Itachi sondern Sasuke gegenüber, welcher etwas zerknautscht aussah.

„Hallo Sasuke. Hab ich dich geweckt? Tut mir Leid. Lässt du mich rein? Es ist ziemlich nass hier draußen.“ Mit diesen Worten drängte ich mich an ihm vorbei in den wundervollwarmen Flur und streifte meine Schuhe von meinen Füßen.

„Du bist spät.“, bemerkte der werte Herr und sah mir mit hochgezogener Augenbraue dabei zu, wie ich meine Jacke auszog und an einen Haken der Garderobe hängte.

„Zum Einen darf ich mir meine Arbeitszeiten selbst einteilen und zum Anderen stand ich gut zehn Minuten da draußen im Regen, bevor du dich dazu erbarmt hast mich hinein zu lassen.“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu und ignorierte die Tatsache, dass ich mich mal wieder auf gefährlich dünnem Eis bewegte.
 

Sasukes Antwort darauf fiel aus, da er sich einfach nur ohne ein Wort in das Gästebad verzog. Wenn der werte Herr nicht mit mir reden wollte, umso besser für mich. Dann konnte ich wenigsten keinen Mist verzapfen.

Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel, der neben der Garderobe angebracht worden war, und stellte fest, dass ich ziemlich beschissen aussah. Meine nassen Haare klebten mir aufgrund fehlender Kapuze am Kopf und mein Eyeliner war sehr unschön verlaufen. Verdammt. Ich versuchte zu retten, was zu retten war, indem ich versuchte mit dem Finger die Spuren meines Eyeliners wegzuwischen, jedoch machte ich nur noch alles schlimmer.

Gefrustet stöhnte ich auf und wollte gerade am Gästebad anklopfen, um Sasuke zu fragen, ob es möglich wäre, dass ich ganz kurz eines ihrer vielen Bäder benutzte, als eben jener aus dem Gästebad trat und mir ein Handtuch ins Gesicht schmiss. Verdutzt fing ich es auf.
 

„Trockne dir deine Haare. Fön liegt unter dem Waschbecken.“ Damit ging er an mir vorbei und stieg die Treppe hinauf in eines der oberen Stockwerke. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, folgte ich Sasukes Rat und ging ins Bad, wo ich meine Haare trocknete und mir die Eyelinerspuren abwusch.

Als ich wieder einigermaßen in Ordnung aussah, machte ich mich schließlich daran, die Blumen zu gießen, überall zu lüften, das Geschirr zu waschen und anschließend – mit Staubsauger und Staubwischtuch bewaffnet – an Sasukes Zimmertür anzuklopfen. Ich vernahm einen undeutlichen Laut, welchen ich als ein „Herein.“ interpretierte, woraufhin ich die Tür öffnete und eintrat, meine Putzutensilien hinter mir her schleifend.

Kaum war ich zwei Schritte ins Zimmer getreten, wünschte ich mir ich hätte es unterlassen. Das sah ja aus hier! Wie im Schweinestall! Überall lagen irgendwelche Kleidungsstücke und zerknüllte Blätter herum, der Staub auf Sasukes Kommode begann bereits zu leben und sein Bett war auch nur ein einziges Chaos, auf welchem es sich der Satansbraten persönlich bequem gemacht hatte.
 

„Was… ist denn hier passiert?“ Fassungslos sah ich zu Sasuke, welcher sich aufsetzte und mir ein liebliches Lächeln schenkte.

„Was? Gefällt es dir etwa nicht? Ich hab doch extra für dich aufgeräumt.“

Argh, dieser kleiner… „Das hättest du nicht tun müssen, Sasuke. Dafür bin ich ja da.“ Ich versuchte mich an einem Lächeln, jedoch misslang mir dieses kläglich. Bei so einem Scheißkerl versagten sogar meine Schauspielkünste. Als ob ich je welche besessen hätte.

„Da hast du wohl Recht.“ Sasuke schwang sich von seinem Bett und kam auf mich zu. „Es wäre übrigens sehr nett von dir, wenn du meine Wäsche gleich waschen könntest. Liegt alles hier irgendwo rum. Du schaffst das schon.“ Er berührte mich leicht an der Schulter und drängte sich dann an mir vorbei in den Flur.

Erneut fassungslos starrte ich ihm hinterher wie er die Treppen hinablief, bevor ich mich wieder seinem Zimmer widmete. „Oh Scheiße.“
 

Nachdem ich mich erst einmal zu den Fenstern in Sasukes abstrus großem Zimmer durchgekämpft und diese geöffnet hatte, fiel mir auf, dass Sasuke eigentlich ein wirklich schönes Zimmer hatte. Es war sehr modern geschnitten, mit einer halbrunden Wand und zwei großen Fenstern. Zwei der Wände waren in einem sanften Hellgrün gestrichen worden, während die übrigen Wände hellgrau eingefärbt worden waren. Alle Möbel in diesem Zimmer, mit Ausnahme der technischen Geräte, waren weiß, was sich hervorragend von dem dunklen Parkettboden des Zimmers abhob.

Was mich aber wirklich neidisch werden ließ, war nicht die absolut schönste Musikanlage, die ich in meinem Leben je gesehen hatte und die sich in Sasukes Regal befand, sondern eine knallrote Couch, direkt in der Mitte des Raumes, gegenüber dem Fernseher.
 

Ich seufzte leise und machte mich dann daran Sasukes Zimmer aufzuräumen, indem ich zuerst den Müll von seinen Kleidungsstücken trennte und diesen in den Papierkorb warf, während ich seine Kleidung auf einen Haufen schmiss. Sobald ich dies erledigt hatte, schüttelte ich seine Kissen auf und machte sein Bett, dann schob ich den Kleiderhaufen aus dem Raum und begann dem Staub und Schmutz den Gar auszumachen.

Schlussendlich schloss ich noch seine Fenster und goss die drei Pflanzen, welche in seinem Zimmer als einzige überlebt hatten, bevor ich mit meinen Putzutensilien das Zimmer wieder verließ und eben jene wieder zu ihrem vorgesehenen Platz brachte. Anschließend stieg ich mit einem leeren Wäschekorb unterm Arm die Treppen zum obersten Stockwerk hinauf und kam mit einem gefüllten Wäschekorb wieder hinunter. Gott sei Dank hatte Sasuke nur irgendwelche alten Shirts und Hosen rumliegen lassen und keine Socken oder Boxershorts. Die hätte er selber wegräumen können!
 

„Geschafft.“, ich seufzte zufrieden und warf der nun beschäftigten Waschmaschine einen Blick zu, bevor ich mich in die Küche begab, um dort nach der Spülmaschine zu sehen, als ich auch schon in Sasuke hineinrannte.

Der schien mich gesucht zu haben. „Gut. Du bist noch da.“

Ich zwang mich zu einem freundlichen Lächeln als ich ihm antwortete: „Was gibt´s?“

„Ich hab noch was, was du erledigen musst.“

„Was denn?“

Auf Sasukes Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, was mich nichts Gutes erahnen ließ. „Ich hab in einer Stunde ein Spezialtraining, was ich aber total vergessen habe. Wärst du so lieb und würdest noch schnell mein Sportzeug waschen?“

Entsetzt sah ich ihn an. Eine Stunde? Wie sollte ich das bitte schaffen? Diese Frage stellte ich dem werten Herren auch sogleich, woraufhin er jedoch nur mit den Schultern zuckte und mir erklärte, dass ich das schon irgendwie hinbekommen würde, wenn ich meinen Job behalten wollte. Ziemlich fassungslos sah ich ihm nach wie er mal wieder einen typischen Sasuke-Abgang hinlegte und wandte mich dann zu der Sporttasche um, welche in der Ecke des Flures vor sich hin schmorte.
 

Wer wusste denn was da alles drin war. Am Ende würde mich noch eine tote Ratte anspringen. Das Risiko wollte ich nicht eingehen, weshalb ich mich ganz langsam an die Tasche heranschlich und schließlich mit einer schnellen Handbewegung den Reißverschluss öffnete und in Deckung ging. Da mir jedoch weder tote Ratten noch giftige Monsterschlangen entgegen kamen, trat ich schlussendlich doch wieder an die Sporttasche heran und kramte Sasukes Sportzeug, bestehend aus Shirt und Shorts, heraus. Das sollte ich also waschen, ja? Hätte er mir das nicht sagen können, bevor ich die Waschmaschine angemacht hatte? Das hätte mir zwar auch nicht viel genützt, da die Waschmaschine unmöglich bereits in einer Stunde fertig sein würde, jedoch hätte ich dann wenigstens behaupten können, dass es nicht meine Schuld war, dass er nichts zum Anziehen hatte.

Frustriert stöhnte ich auf als mir bewusst wurde, dass mir wohl nur eine Wahl blieb: Handwäsche und trocken föhnen. „Oh Gott, ich hasse mein Leben.“
 

Nachdem ich Sasukes Sportzeug per Hand gewaschen und anschließend mit einem Fön getrocknet hatte, legte ich es sorgfältig zusammen und ging zurück in den Flur, um es dort in der Sporttasche zu verstauen, jedoch war diese verschwunden. Etwas irritiert lief ich also mit dem Sportzeug in der Hand hinauf zu Sasukes Zimmer und trat nach einem kurzen Klopfen ein. Sasuke hatte es sich derweil auf seiner Couch bequem gemacht und beschäftigte sich mit dem auf seinem Schoß liegenden Laptop, welcher wahrscheinlich sein eigener war.

„Sasuke, ich hab dein Sportzeug fertig und wollte es gerade in die Tasche packen, aber die liegt nicht mehr im Flur und-“

Ohne aufzusehen fuhr er mir ruhig dazwischen: „Unter meinem Bett.“

Ich nickte, auch wenn ich mir sicher war, dass ihn das nicht interessierte und ging zu seinem Bett, wollte mich gerade bücken, um nach der Tasche zu greifen, als Sasuke sich erneut dazu erbarmte mit mir zu kommunizieren: „Ich brauch das Zeug heute übrigens doch nicht. Das Spezialtraining findet erst nächste Woche statt. Hab mich im Datum geirrt.“
 

Wollte. Der. Mich. Verarschen?

Ich spürte bereits wie ein nervöses Zucken von meinem rechten Auge Besitz ergriff, weshalb ich Sasukes sein Sportzeug einfach nur auf sein Bett pfefferte und mich dann anschickte den Raum so schnell wie möglich zu verlassen, damit Sasuke den heutigen Tag überleben würde. Nicht, dass es schade um ihn wäre. Ich hatte einfach nur keine Lust den Rest meines Lebens im Gefängnis zu verbringen.

Sasuke schien da aber anderer Ansicht zu sein als ich – oder er legte es einfach darauf an –, denn kaum, dass ich an ihm vorbei lief, erklärte er mir in einem höflich distanzierten Ton: „Mein Sportzeug legt sich nicht von allein in meinen Schrank, Sakura.“
 

Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und atmete tief durch. Einundzwanzig. Zweiundzwanzig. Sobald ich mir sicher war, dass ich ihn nicht töten würde – zumindest nicht in diesem Moment – wandte ich mich wieder zum Bett um, schnappte mir Sasukes Sportzeug und ging zum Schrank, um es dort zu verstauen. Das war nur leider eine ganz schlechte Idee, wie ich gleich darauf feststellen musste, da in dem Moment, als ich die Türen seines Schrankes öffnete, mir bereits der gesamte Schrankinhalt entgegenkam. Anscheinend hielt Sasuke nicht viel davon, seine Kleidung so in seinem Schrank zu verstauen, dass auch alles dort blieb wo es war und nicht irgendwelche hilflosen Passanten anfiel.
 

Während ich damit beschäftigt war mich aus einem Haufen Klamotten an die Luft zu kämpfen, lachte Sasuke mich aus. Aber keineswegs so offen, dass ich womöglich angefangen hätte mitzulachen, nein, bei ihm war das ein hinterhältiges Lachen. Ein Mein-Gott-ist-das-Mädel-blöd-Lachen. Eines Tages würde ich ihn umbringen. Und dann würde ich nach Australien auswandern. Oder China.

Sasuke schien sich derweil wieder eingekriegt zu haben, denn er räusperte sich und sagte, erneut in diesem höflich distanzierten Ton: „Ich will mich ja nicht wiederholen, Sakura, aber das Zeug räumt sich nicht von allein in meinen Schrank.“ Ich würde ihn definitiv eines schönen Tages auf eine grausame Art und Weise umbringen...
 

Als ich an diesem Abend nach Hause kam, war es bereits kurz vor acht Uhr. Natürlich hatte ich Sasukes Kleidung wieder in seinen Schrank geräumt, jedoch war dem werten Herr eingefallen, dass ich ja auch gleich alles schön ordentlich zusammenfalten und anschließend nach einem verdammt komplizierten System einordnen könnte. Anschließend hatte er noch versucht mir eine weitere sinnlose Aufgabe aufs Auge zudrücken, jedoch war in diesem Moment Itachi nach Hause gekommen, der mich schließlich aus Sasukes Klauen gerettet hatte, indem er Sasuke erklärt hatte, dass dieser heute das Abendessen zubereiten durfte. Ich hatte Itachi im Stillen gedankt und mich anschließend damit beeilt, so schnell wie möglich aus diesem Haus zu verschwinden, weshalb ich Itachi nur ganz kurz gegrüßt hatte, bevor ich abgehauen war. Womit wir zu meiner derzeitigen Situation kommen: Mit hungrigen Magen und ohne erledigte Hausaufgaben stand ich nun im Flur unserer süßen Drei-Zimmer-Wohnung und überlegte was wichtiger war: Essen oder Hausaufgaben. Mein knurrender Magen entschied die Angelegenheit schließlich für sich.
 

„Ich hasse diesen Kerl. Wegen ihm hab ich bis in die Nacht an Englisch gesessen. Wenn er sich heute nochmal so einen Scheiß einfallen lässt, bekomm ich die Krise.“ Ich schnaubte frustriert und kickte einen Stein fort, welcher so dreist gewesen war und mir im Weg rumgelegen hatte.

„Immerhin bekommst du Geld dafür, dass du ihn erträgst. Mir gibt niemand Geld, wenn ich Gaara am Leben lasse.“ Temari verzog verärgert ihr Gesicht und setzte sich schließlich zu Ino und Tenten auf eine Bank unter den Bäumen im hinteren Bereich des Schulhofes.

Ino legte Temari eine Hand auf die Schulter und warf ihr einen tadelnden Blick zu, während sie sagte: „Ach komm Temari. So furchtbar ist Gaara doch nun wirklich nicht.“

„Das sagst du nur, weil du auf seine Bauchmuskeln stehst.“, erwiderte Temari und pikste Ino in den Oberarm, woraufhin diese ihre Hand von Temaris Schulter nahm und einen beiläufigen Blick auf ihre Nägel warf, bevor sie leise murmelnd zugab: „Ich hab halt was übrig für gut durchtrainierte Oberkörper.“
 

„Boah, Ino! Du sprichst von meinem Bruder!“, schrie Temari und verzog ihr Gesicht angeekelt.

„Ich hab doch nur gesagt-“

„Ich hab gehört, was du gesagt hast und ich will nicht, dass du es wiederholst. Das ist nämlich echt ekelhaft!“

„Ich wüsste gar nicht, dass Ino auf Gaara steht.“, flüsterte ich Tenten zu, während Ino und Temari sich weiterhin darüber unterhielten, wie furchtbar (heiß) Gaara nun wirklich war. „Ich glaub, sie steht nicht wirklich auf ihn. Sie schwärmt nur immer von seinen Bauchmuskeln, seitdem sie ihn letzten Sommer im Freibad getroffen hat.“, erwiderte Tenten und achtete ebenso wie ich darauf, dass weder Ino noch Temari unser Gespräch bemerkten. Die beiden konnten ganz schön gruselig werden, wenn sie sich in den Haaren hatten.

„Hey.“ Erschrocken zuckten Tenten und ich zusammen, als plötzlich Hinata hinter uns auftauchte. Die beiden Kampfhühner ließen sich jedoch nicht von ihrem Gespräch ablenken.
 

„Da bist du ja. Was wollte Mr. Sarutobi denn von dir?“ Neugierig blickte Tenten Hinata an, welche daraufhin mit den Schultern zuckte.

„Ach, nur wegen dem Referat was klären.“

„Ach so.“

„Und was machen die beiden da?“ Hinata nickte zu Ino und Temari hinüber, welche sich nun endlich wieder uns zuwandten und Hinata kurz grüßten.

„Es ging um Gaaras Bauchmuskeln.“, erklärte ich, woraufhin Hinata verstehend nickte. Anscheinend hatten Ino und Temari dieses Gespräch bereits mehr als einmal geführt.

Wir fünf waren gerade dabei über die Vor- und Nachteile von langem Haar zu diskutieren, als unser Gespräch jäh von Nejis Auftauchen gestört wurde. „Hey Sakura.“

Verwirrt sah ich ihn an. Was wollte er denn von mir?

„Hau ab, Neji. Du störst.“, mischte sich Tenten ein und stellte sich mit verschränkten Armen neben mich.
 

„Ich hab nicht mit dir geredet, Schatz. Wärst du also bitte so lieb und würdest dich wieder verziehen?“ Neji schenkte Tenten ein zuckersüßes Lächeln, welches bei mir beinahe einen Herzstillstand verursachte.

Bei Tenten verursachte es jedoch nur schlechte Laune, weshalb sie ihm ihren Mittelfinger zeigte, mich am Arm packte und von ihm wegzerren wollte, jedoch kamen wir nicht weit, da Neji meinen anderen Arm packte und mich festhielt.

„Lass sie los.“, knurrte Tenten und sah Neji aus zusammengekniffenen Augen an.

„Erst wenn ich ihr gegeben habe, weshalb ich hier bin.“

Kurz sahen die beiden sich ziemlich sauer an, dann gab Tenten nach und ließ mich mit einem genervten Stöhnen mit Neji allein. Kaum war Tenten einige Schritte entfernt, ließ auch Neji mich los. „Hier. Soll ich dir von Sasuke geben.“ Er zog einen zusammengefalteten Zettel aus seiner Hosentasche und reichte ihn mir.
 

„Hätte Sasuke ihn mir nicht selbst geben können?“

„Wahrscheinlich hat er Schiss, dass du ihm seinen Kopf von den Schultern reißen würdest, wenn er ihn dir selbst gegeben hätte.“

Ich hob eine Augenbraue und sah auf den Zettel in meiner Hand. „Wieso das?“

„Lies erst mal den Zettel. Und, Sakura? Mach dir keinen Kopf, ich erzähl´s keinem.“ Neji grinste, woraufhin ich ihn verwirrt ansah.

„Was erzählst du keinem?“ Als Antwort deutete Neji nur auf den Zettel in meiner Hand, dann wandte er sich ab und schlenderte über den Schulhof, verschwand nach ungefähr zehn Metern in den Schülermassen. Immer noch vollkommen verwirrt und mit einem unguten Gefühl sah ich wieder auf den Zettel in meiner Hand hinab und faltete ihn schließlich auseinander.
 

Hey Haruno.

Klapp den Mund zu, denn ja, ich schreibe dir tatsächlich.

Folgendes: Ich bin heute nicht zu Hause, aber ich will dich ja nicht daran hindern deinen Job auszuüben, daher hier eine Liste mit Aufgaben, die du erledigen sollst.
 

1. Ich hab gestern Cola über meine Couch vergossen. Mach´s sauber.

2. Meine DVD-Sammlung ist etwas durcheinander geraten. Ordne sie nach Alphabet.

3. Kümmere dich um meine Mimose. (Für die Ungebildeten unter uns: Das ist eine Pflanze, die viel Wasser braucht, weil sie sonst eingeht.)
 

P.S.: Neji weiß übrigens, dass du für mich arbeitest.
 

Geschockt starrte ich auf die letzte Zeile. Dann ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf: „Ich. Werde. Ihn. Umbringen.“

The reason why you hate me

And you give and you take

And it´s love that you want but not love that you make
 

„Komm wieder runter, Sakura.“ Hinata sah mich halb bittend und halb befehlend an, legte mir eine Hand auf den Oberarm.

„Wieder runterkommen? Hast du den Zettel gelesen?“, knurrte ich und wedelte mit dem Stück Papier in meiner Hand vor ihrem Gesicht rum.

„Natürlich habe ich ihn gelesen, aber es bringt dir nichts, wenn du jetzt zu Sasuke rennst und ihm den Kopf abreißt. Abgesehen davon, dass er dich wahrscheinlich feuern wird.“

Ich biss mir auf Unterlippe, erkannte ich doch, dass sie Recht hatte. Verdammt. „Ich hasse dich.“, murrte ich bockig und zog einen Schmollmund.

„Ich hab dich auch gern, Liebes.“ Hinata lächelte und tätschelte mir kurz den Oberarm, bevor sie mir den Zettel aus der Hand nahm und nachdenklich darauf sah. „Bei der Mimose musst du aufpassen, wenn du sie zu viel gießt geht sie ein, aber wenn du ihr zu wenig Wasser gibst, geht sie auch ein. Ich empfehle dir zuerst zu gucken, ob die Erde noch feucht ist, wenn ja, wartest du besser noch ein bisschen mit dem Nachgießen.“
 

Entgeistert sah ich sie an. Dann entriss ich ihr den Zettel und stopfte ihn in meine Hosentasche. „Soll der Arsch sich doch selbst um seine Pflanzen kümmern. Bin ich Gärtnerin oder was? Wenn das Scheißding eingeht, dann geht´s halt ein.“

Hinata kicherte leise aufgrund meines kleinen Wutausbruchs, woraufhin ich belustigt die Augen verdrehte. Ich sah wie Hinata gerade dazu ansetzen wollte, etwas zu sagen, als Ino sich zu uns gesellte und mir gegen die Schulter tippte, während sie, ihr Smartphone in der anderen Hand, mit jemandem telefonierte. „Ja, ich hab sie gefunden… Warte doch mal kurz, ich gebe sie dir ja schon.“

Fragend hob ich eine Augenbraue als Ino mir ihr Smartphone hinhielt, nachdem sie denjenigen, mit dem sie telefoniert hatte, recht unfreundlich angekeift hatte. „Meine Mutter will mit dir sprechen.“

„Und, worüber?“

„Frag sie das selber, ich ertrag diese Frau nicht mehr.“ Damit drückte mir Ino ihr Smartphone in die Hand und schnappte sich Hinata, um sie mit sich in Richtung Sitzbank zu ziehen.
 

Noch immer ziemlich irritiert hob ich das Handy an mein Ohr und fragte: „Hallo?“

Spreche ich gerade mit Sakura Haruno?

Ich erkannte die Stimme sofort. Mit genau dieser Frau hatte ich am Montag über ein Probearbeiten bei Yamanaka Flowers gesprochen. „Ja.“

Gut. Ich hoffe Sie erinnern sich noch an mich, Miss Haruno. Mein Name ist Asuka Yamanaka, ich bin Ino´s Mutter und Sie, Miss Haruno, hatten gestern ein Probearbeiten, zu welchem Sie nicht aufgetaucht sind.

Ouh. Scheiße. Das Probearbeiten hatte ich komplett vergessen! „Das… ich, eh… Das habe ich total vergessen, Mrs. Yamanaka und es tut mir wirklich unendlich leid! Ich… weiß gar nicht wie das überhaupt passieren konnte. Normalerweise bin ich nicht so unzuverlässlich.“

Nun, das kann schon sein, jedoch fürchte ich, dass Sie das Probearbeiten vergessen können. Ich kann niemanden unzuverlässliches brauchen, Miss Haruno.

„Das verstehe ich. Und ich möchte mich nochmal bei Ihnen entschuldigen.“

Wenn Sie trotzdem gern bei uns arbeiten möchten, so können Sie nächsten Monat erneut nach einem Probearbeiten fragen. Aber vergessen Sie das dann besser nicht.
 

„Ich danke Ihnen.“

Wenn Sie mich dann bitte wieder an meine Tochter zurückgeben.

„Ja, natürlich. Einen schönen Tag noch.“ Ich hörte gerade noch so, wie Mrs. Yamanaka mir ebenfalls einen schönen Tag wünschte, bevor Ino schon vor mir auftauchte und mir ihr Smartphone aus der Hand nahm.

Bevor sie sich jedoch dazu hinab ließ mit ihrer Mutter ein erneutes Gespräch zu beginnen, sah sie mich entschuldigend an. „Ich hab versucht ihr das mit Sasuke zu erklären, aber sie hat sich nicht umstimmen lassen. Tut mir Leid, Sakura.“

Ich lächelte Ino dankbar an und zuckte mit den Schultern. „Schon okay. Hab´s ja selbst verbockt.“

Ino tätschelte mir kurz die Schulter, dann hob sie ihr Handy an ihr Ohr und blaffte ihr Mutter an: „Was?“ Ich hörte die Stimme ihrer Mutter undeutlich durch das Telefon, jedoch klang sie nicht besonders glücklich. Ino verdrehte ihre Augen und hielt das Handy etwas von ihrem Ohr weg, während sie immer mal wieder ein „Ja, Mum.“ einwarf. Anscheinend hatte nicht nur ich ab und zu ziemlichen Stress mit meiner Mutter.
 

„Nein, wartet! Hinata, Temari! Ihr könnt mich doch nicht einfach allein lassen!“

„Sorry, Süße.“ Temari grinste einmal kurz über ihre Schulter, bevor sie Hinata in den Raum folgte. Traurig ließ ich meinen Kopf sinken, waren doch meine Versuche Hinata und Temari davon abzuhalten, dass sie mich einfach ganz allein auf dieser blöden Sitzbank vor den Musikräumen zurückließen, total gescheitert.

So saß ich nun also wie ein kleines verkorkstes Einzelkind ohne Freunde im Gang und schmollte vor mich hin, während keine drei Meter von mir entfernt Mister Satansbraten mit seinem Barbiepuppengefolge stand und … Ja, was taten die da überhaupt? Sah so aus, als würden sich Karin und noch ein unterbelichtetes Kind um Sasukes linken Arm streiten, während er selbst dabei war, sein Smartphone zu nerven. Armes Smartphone.
 

„Erwürgst du mich, wenn ich mich zu dir setze?“ Erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu Gaara, welcher links von mir stand und mich grinsend musterte.

„Überleg ich mir noch.“, antwortete ich und rutschte ein Stück zur Seite, damit er sich setzen konnte.

„Was hab ich getan, dass du darüber nachdenkst, mich zu erwürgen?“ Gaaras Grinsen wurde noch ein wenig breiter, jedoch entging mir nicht sein nachdenklicher Blick.

„Überleg ich mir auch noch.“

„Du denkst aber ziemlich viel zurzeit.“

„Was soll das heißen?“ Argwöhnisch warf ich ihm einen Seitenblick zu. War das gerade eine ungelungene Anspielung auf meinen IQ, oder wie sollte ich das verstehen?

Er zuckte mit den Schultern und sein Grinsen verschwand. „Ist ungewohnt, dass du so mürrisch bist. Was läuft schief?“

Ich seufzte leise und zog ein Bein an, umschlang dieses mit meinen Armen und legte anschließend meine Wange darauf ab, wodurch ich automatisch in Gaaras Richtung blickte. „Mein Leben ist ein Arschloch und Sasuke ist sein bester Freund.“
 

„Ja, das Leben kann ganz schön hart sein. Aber Sasuke ist eigentlich gar nicht so scheiße, wie er sich gerne gibt.“

Ich schnaubte. „Das sagst du nur, weil du mit ihm befreundet bist.“

Gaara lächelte ertappt. „Stimmt. Aber was würdest du sagen, wenn ich das Gleiche von Hinata sagen würde, wie du von Sasuke?“

„Nichts. Ich würde dir eine reinhauen und dich dann nicht mal mehr mit dem Arsch anschauen.“

Gaara sah verwundert drein, dann lächelte er wieder und patschte mir mit seiner rechten Hand auf dem Kopf rum, wodurch er meine Frisur zerstörte. „Gut, dass ich mehr von Hinata halte als du von Sasuke.“

Ich murrte leise als Antwort und versuchte anschließend meine Haare zu richten.

Plötzlich erhob sich Gaara, woraufhin ich ihn verwirrt ansah. Er nickte in Richtung Musikraum und als ich seinem Blick folgte, erkannte ich, dass unser Musiklehrer sich endlich dazu bequemt hatte, aufzutauchen.

„Ach übrigens: Jeder Mensch hat einen Grund, warum er so ist wie er ist. Sasuke ist da keine Ausnahme.“ Gaara sah mich eindringlich an, dann wandte er sich ab und quetschte sich zusammen mit dem Rest der Klasse in den Musikraum.

Irritiert blickte ich ihm hinterher, bis sich mein Hirn meldete und mir klar machte, dass ich mich auch mal bewegen sollte. Seufzend erhob ich mich und folgte dem unterbelichteten Haufen, der sich Gymnasialschüler nannte, (und Gaara) in eine Doppelstunde Musik voller uninteressanter Barockkünstler.
 

„Hallo Sakura.“

Ich lächelte leicht, als Itachi mir die Haustür öffnete und mich freundlich begrüßte. „Hallo Itachi. Kann ich reinkommen?“

„Natürlich.“ Itachi lächelte und ging ein Stück zur Seite, sodass ich eintreten und meine Schuhe sowie meine Jacke ablegen konnte. „Sag mal, Sakura?“

Ich blickte erneut zu Itachi, welcher noch immer an Ort und Stelle stand. „Ja?“

„Könntest du mir einen kleinen Gefallen tun und nachher ein bisschen was einkaufen gehen? Ich fürchte, ich habe heute keine Zeit dafür, ich muss mich gleich wieder an meine Abschlussarbeit setzen.“ Itachi sah mich entschuldigend an, weshalb ich einfach mal nickte. Er schenkte mir ein kleines Lächeln und griff dann in seine hintere Hosentasche, zog ein kleines schwarzes Portemonnaie hervor.
 

„Hier.“ Er reichte mir einen Fünfzigdollar-Schein zusammen mit einem kleinen weißen Zettel, welcher sich, nach einem kurzen Blick darauf, als Einkaufsliste herausstellte. Ich nahm beides an mich und verstaute es in meiner Hosentasche. „Danke, Sakura. Weißt du, wo der nächste Supermarkt ist?“

Ich überlegte einen Moment, wodurch vor meinen Augen ein geistiges Bild eines großen Ladens mit dem Schriftzug „supermarket“ entstand, jedoch konnte ich mich partout nicht daran erinnern, wo ich diesen Laden gesehen hatte, weshalb ich etwas beschämt den Kopf schüttelte.

Itachi grinste leicht belustigt. „Keine Sorge, ich sag Sasuke gleich, dass er dich hinfahren und auch wieder abholen soll.“

„Sasuke?“

„Ja. Der hat eh nichts zu tun. Sitzt in seinem Zimmer und schaut Assi-TV.“

Etwas irritiert sah ich ihn an. „Ich dachte, dass er heute gar nicht daheim ist?“

„Doch, klar. Kam gleich nach der Schule und ist in seinem Zimmer verschwunden. Ich glaube, er hatte einen beschissenen Tag.“

Ich schnaubte leise und murmelte ein „Nicht nur er.“, weshalb Itachi mich mit leicht hochgezogenen Augenbrauen musterte, jedoch winkte ich nur ab. Gott sei Dank besaß Itachi den Anstand, mich nicht weiter zu löchern, sondern versprach mir, gleich seinen Bruder zu fragen, damit ich heute bald wieder nach Hause konnte.
 

Während Itachi sich mit Sasuke auseinander setzte, worum ich ihn keinesfalls beneidete, fiel mir wieder Sasukes Zettel ein. Ich bin heute nicht zu Hause, aber ich will dich ja nicht daran hindern deinen Job auszuüben, bla bla bla. Dieser Arsch! Hatte er mich doch einfach belogen. Aber gut, was hatte ich erwartet? Sasuke konnte mich nicht leiden, ich konnte ihn nicht leiden. Wieso sollten wir ehrlich zueinander sein? Aber irgendwie… traf es mich schon, dass er mich belogen hatte.

Man Sakura, jetzt reiß dich mal zusammen. Sasuke ist ein Arsch und Punkt. Der lügt und betrügt doch ohne mit der Wimper zu zucken – oder in diesem Fall: ohne mit dem Stift zu wackeln. Ich seufzte leise und zog mein Handy aus der Hosentasche, warf einen Blick auf die Uhr: Es war bereits kurz nach halb fünf. Theoretisch sollte ich bis sieben wieder daheim sein. Wenn Sasuke sich nicht wieder irgendeinen Scheiß einfallen ließ, um mich zu nerven.
 

Als ich Schritte hörte, steckte ich mein Handy wieder weg und sah zur Treppe, auf welcher nun Itachi erschien. Er sah nicht besonders begeistert drein. „Er fährt dich.“

Ich nickte knapp, woraufhin Itachi Anstalten machte wieder zu verschwinden, jedoch fiel mir in diesem Moment etwas sehr wichtiges ein, weshalb ich Itachi zurückhielt: „Itachi, warte mal kurz! Darf Sasuke eigentlich schon Autofahren? Ich meine, er ist doch höchstens siebzehn.“

„Jugendführerschein. Kostet doppelt so viel wie der normale, berechtigt mich aber, zwischen sieben Uhr morgens und acht Uhr abends ohne erwachsene Begleitung Auto zu fahren. Und jetzt beweg deinen Hintern, ich hab noch was Besseres zu tun als mit dir einkaufen zu fahren.“ Sasuke sah mich abschätzig an und ging dann an seinem Bruder und mir vorbei vor die Haustür, welche er hinter sich offen ließ.

Ich sah ihm kurz hinterher und begutachtete sein schlichtes weißes Hemd und seine dunkle Jeans, wozu er einfache schwarze Chucks trug und kam anschließend zu dem Schluss, dass Satan ein verdammt heißer Kerl sein musste, wenn sein Sohn schon so attraktiv war.
 

Schließlich drehte ich mich mit erhobener Augenbraue wieder zu Itachi, welcher sich seine Schläfe massierte und mich mitleidig ansah. „Nimm es ihm nicht übel, Sakura. Er…“

„Ist nicht immer so, jaja, das hat mir heute schon wer gesagt. Wenn du mich entschuldigst, ich muss meinen Hintern bewegen.“ Schon wieder aufs Äußerste gereizt, schlüpfte ich in meine Schuhe und zog anschließend meine Jacke über.

Noch bevor ich jedoch Sasuke hinterher laufen konnte, hielt mich Itachi auf: „Wenn ihr vom Einkaufen zurück seid, kannst du nach Hause gehen, Sakura. Und danke, nochmal.“

Ich sah in Itachis Gesicht und entdeckte zum ersten Mal, wie müde er wirkte. Automatisch meldete sich meine sensible Seite, weshalb ich Itachi ein extra großes Lächeln schenkte und abwinkte. „Schon okay. Dafür bin ich ja da.“ Hätte ich das doch bloß nicht gesagt …
 

„Ging´s noch langsamer?“

Uh, da war aber einer genervt. War mir aber egal. „Wenn du willst, können wir auch laufen.“, erwiderte ich schnippisch auf Sasukes dämliche Frage, erhielt jedoch keine Antwort, da der werte Herr einfach den Motor startete, wodurch mir das Radio entgegen schrie. Erschrocken schrie ich auf. „Scheiße, man! Geht´s noch?“

Sasuke tat so als wäre ich nicht da, drehte aber gnädigerweise die Laustärke etwas hinab und fuhr dann vom Hof.

„Kannst du nicht warten bis ich angeschnallt bin?“, zischte ich und griff nach dem Gurt, durchlöcherte Sasuke gleichzeitig mit meinem Blick. Den juckte das kein bisschen.

„Damit wir übermorgen noch hier sitzen?“, war das Einzige was ich von ihm zu hören bekam, woraufhin ich kurz schnaubte und anschließend aus dem Fenster starrte. Die Aussicht auf die Straßen von Palm Valley war definitiv besser als diesen Arsch nur noch einen Augenblick länger ansehen zu müssen.
 

Gute zwanzig Minuten später kamen wir endlich auf dem Parkplatz vorm Supermarkt an, was mich sogleich dazu veranlasste, aus dem Wagen zu hüpfen und einmal tief ein- und auszuatmen. Ich schwöre, eines Tages werde ich diesem ignoranten Bastard in sein hübsches Gesicht schlagen. Einfach nur, weil ich Lust dazu habe.

„Komm.“ Ich biss mir auf die Unterlippe, um meinen Schwur nicht sofort in die Tat umzusetzen, und folgte Sasuke trotz seiner recht unfreundlich formulierten Bitte in Richtung Supermarkteingang. Auf dem Weg dorthin schnappte Sasuke sich noch einen Einkaufswagen, überließ es aber mir diesen vor uns her und durch den ganzen Laden zu schieben. Hatte ich bereits erwähnt, dass Sasuke ein Arsch war?

„Was brauchen wir alles?“

Ich griff in meine Hosentasche und zog sowohl Geld als auch Einkaufsliste heraus, jedoch wurde mir beides sofort von Sasuke abgenommen. „Hey!“

„Schieb einfach den Wagen, damit bist du ausgelastet genug.“

Ich verkniff mir eine Antwort darauf und lief Sasuke hinterher, welcher sich einen Spaß daraus machte, mich von einer Ecke des Ladens zur nächsten zu schleifen, immer schön quer durch den gesamten Laden hindurch.
 

Als wir dann jedoch an der Kasse standen – Sasuke hatte es natürlich mir überlassen den Einkauf auf das Laufband zu legen –, platzte mir der Kragen, da Sasuke es nicht als nötig empfand, mir beim Einpacken des Einkaufs in die dafür vorgesehenen Tüten zu helfen, sondern lieber daneben stand und mir dreimal sagte, dass ich mich beeilen solle.

„Wenn du helfen würdest, ginge das hier deutlich schneller!“, raunte ich ihn an und klatschte ihm das Nächstbeste gegen die Brust, was ich in die Hände bekam. Zu seinem Pech war dieses Nächstbeste Tiefkühlgemüse mit entsprechend niedriger Temperatur.

„Mach das nicht nochmal, Haruno!“, wurde ich auch sogleich angeschnauzt, jedoch ging mir seine schlechte Laune gerade gehörig am Arsch vorbei.

„Was? Dich um Hilfe bitten? Entschuldige bitte, wenn ich dachte, du hättest zumindest ein bisschen Anstand und würdest nicht nur auf deinem hohen Ross sitzen und auf andere Menschen hinab sehen. Ich bitte eindringlich um Verzeihung. Arsch.“ Zur Krönung meiner Schimpftirade ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, ihm meinen Mittelfinger entgegenzustrecken, bevor ich herum wirbelte und, den Einkaufswagen mitsamt dem Einkauf vor mir her schiebend, den Supermarkt verließ. Sasuke konnte mich in diesem Moment mal kreuzweise.
 

Draußen auf dem Parkplatz wurde mir jedoch bewusst, was ich da gerade für einen Scheiß veranstaltet hatte und war nahe daran in Tränen auszubrechen. Sasuke würde mich so was von für diese Aktion feuern. Wahrscheinlich würde mich sogar Itachi für diese Aktion feuern, auch wenn er mich niemals dazu gebracht hätte, so auszurasten.

Ich zuckte erschrocken zusammen als die Lichter von Sasukes Wagen plötzlich aufblinkten und mir damit symbolisierten, dass der Wagen offen war. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah mich um, entdeckte Sasuke keine fünf Meter mehr von mir entfernt und ziemlich finster drein schauend. In seiner Hand hielt er noch immer das Tiefkühlgemüse, welches er jedoch, kaum, dass er an mir vorbei ging, in eine der Tüten im Einkaufswagen schmiss.

Ich schluckte und machte mich auf eine Schimpftirade von ihm gefasst, jedoch ignorierte er mich rigoros und öffnete den Kofferraum, bevor er doch tatsächlich selbst die Tüten in diesem verstaute und anschließend den Kofferraum wieder schloss. „Bring den Wagen weg, ich warte hier. Aber kriech nicht.“

Ich nickte schnell, froh darüber, dass ich anscheinend doch nicht gefeuert wurde und folgte Sasukes Befehl. Als ich wieder zurück zum Wagen kam, lehnte Sasuke an der Kofferraumklappe und spielte mit seinem Smartphone rum. Kaum bemerkte er mich, ließ er sein Smartphone in seiner Hosentasche verschwinden und stieg in den Wagen.
 

Als wir endlich bei den Uchihas ankamen, wollte ich so schnell wie möglich aus dem Auto springen, wurde jedoch von Sasukes Hand an meinem Unterarm daran gehindert. Okay, jetzt war es also soweit. Er würde mich feuern.

„Hör mal, Sasuke, das wegen vorhin, also eh… das tut mir Leid. Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist, aber-“

„Ich werde dich nicht feuern.“ Überrascht sah ich ihn an. Hatte ich mich verhört? „Jedoch… verlange ich dafür eine kleine Gegenleistung.“

Zum ersten Mal seit ich Sasuke zusammengestaucht hatte, sah er mich wieder an und ich entdeckte sofort den Spott in seinen Augen. „Was für eine Gegenleistung?“

Beinahe sofort schlich sich ein Grinsen auf Sasukes Lippen, welches mir den Magen umdrehte. „Ich hoffe du hast am Samstag noch nichts vor, Haruno. Ich werde eine kleine Party geben und brauche natürlich jemanden, der meinen Gästen die Drinks bringt. Ich hatte da an dich gedacht.“
 

Ich spürte förmlich, wie mir alles aus dem Gesicht rutschte. Hatte ich richtig gehört? Ich sollte… Noch bevor ich eine Panikattacke bekommen konnte, weil Sasuke anscheinend vor hatte mich vor einer Menge Menschen zu demütigen, begann er zu lachen und ließ mich los. „Du bist so einfach zu verarschen, Haruno. Als würde ich dich als Partyservice haben wollen. Da könnte ich mich ja gleich erschießen. Los, beweg dich, die Einkäufe bringen sich nicht von allein ins Haus und meine DVD-Sammlung sortiert sich auch nicht von alleine nach dem Alphabet.“ Mit diesen Worten stieg er aus und ließ mich allein im Wagen zurück.

Geschockt starrte ich ihm hinterher. Kaum war er im Haus und damit aus meinem Sichtfeld verschwunden, ließ ich geschafft meinen Kopf nach hinten gegen die Lehne des Sitzes fallen und schloss meine Augen für einen Augenblick. Dieser Uchiha machte mich fertig.
 

Nachdem ich die Einkäufe ordnungsgemäß verstaut hatte, begab ich mich in Sasukes Zimmer, welches zu meiner Verwunderung leer war, setzte mich vor seinen Fernseher im Schneidersitz auf den Boden und begann damit seine DVDs alphabetisch zu ordnen. Ich war gerade bei „F“ angelangt, als mir eine unbeschriftete Hülle in die Hände fiel, welche ich sogleich öffnete, um den Titel der darin enthaltenen DVD zu erfahren.

Zu meiner Überraschung befand sich in der Hülle jedoch keine DVD, sondern ein dicker weißer Umschlag. Irritiert nahm ich diesen in die Hände und besah ihn mir. Seltsam. Wer bewahrte bitte einen Umschlag in einer DVD-Hülle auf?

Neugierig öffnete ich den Umschlag und griff hinein, zog heraus, was sich darin befand. Zum Vorschein kam ein Haufen Fotos. Auf den meisten von ihnen waren Sasuke und seine Freunde abgebildet, auf dem obersten jedoch, waren nur Sasuke und ein blondhaariges, mir unbekanntes Mädchen zu sehen, welches sich eng an Sasuke schmiegte und mit ihm zusammen glücklich in die Kamera lächelte.
 

Ich betrachtete die anderen Fotos erneut und mir fiel auf, dass auch das blonde Mädchen auf jedem von ihnen vorhanden war. Meist stand sie nur mit in der Runde von Jungs, einmal saß sie auf Sasukes Schoß, ein anderes Mal wurde sie von ihm huckepacke durch die Gegend getragen. So wie´s aussah, waren die beiden ein Paar. Aber warum versteckte Sasuke die Bilder seiner Freundin in einem Umschlag in einer DVD-Hülle? Durfte etwa niemand von ihr wissen? Nein, das war unlogisch, immerhin bewiesen die Fotos, dass Gaara, Naruto, Neji, Shikamaru, Ino und Temari bei den Treffen der beiden dabei waren, also von Sasukes Freundin wissen. Aber wieso-

„Was tust du da?“

Ich zuckte zusammen und drehte mich zu Sasuke um, welcher keine drei Schritte von mir entfernt inmitten seines Zimmers stand und mich mit einem undefinierbaren Blick taxierte. „Ich, also… ich hab deine DVDs geordnet und da-“
 

„Raus.“ Sasukes Stimme hatte etwas Schneidendes an sich und ich schluckte beunruhigt, als mir sein Blick auffiel, welcher auf den Fotos in meinem Schoß lag.

„Sasuke, ich kann-“

„Ich sagte raus.“ Seine Stimme war noch um einige Töne tiefer geworden, er knurrte mich förmlich an. Hastig griff ich nach den Fotos und wollte sie zurück in den Umschlag stecken, jedoch umfasste Sasuke in diesem Moment meinen Oberarm und zerrte mich auf die Beine. Ich gab einen leisen Schmerzenslaut von mir, hielt aber sonst die Klappe, während Sasuke mich durch sein Zimmer bis auf den Flur zerrte und anschließend seine Zimmertür hinter mir zuknallte. Etwas bedröppelt stand ich auf dem Flur und realisierte langsam, dass ich nun endgültig bei Sasuke verschissen hatte.
 

Und wie war die Arbeit?

Ich seufzte leise und ließ mich auf meinem Bett nieder, bevor ich Hinata antwortete: „Seltsam.“

Wieso das?

„Naja… zuerst war ich mit Sasuke einkaufen, weil Itachi mich darum gebeten hatte. Beim Einkaufen habe ich Sasuke ziemlich zusammengeschissen, jedoch hat er mich nicht gefeuert. Gut, er hat mich verarscht und mir fast eine Panikattacke beschert, aber er hat mich nicht gefeuert. Und dann… Ich hab seine DVD-Sammlung sortiert und dabei ist mir ein Umschlag mit Fotos in die Hände gefallen.“

Was für Fotos?

„Normale Fotos halt. Sasuke und seine Freunde, auf einigen waren sogar Ino und Temari drauf. Aber… auf jedem dieser Fotos war ein Mädchen, das ich nicht kenne. Ich war jedenfalls grad dabei, mir die Fotos anzuschauen, als Sasuke aufgetaucht und total ausgerastet ist. Er hat mich einfach aus seinem Zimmer geschmissen.“
 

Sag mal, Sakura… Wie sah das Mädchen aus?

Ich runzelte irritiert die Stirn, da Hinatas Stimme einen traurigen Ton angenommen hatte. „Blonde, hüftlange Haare, grüne Augen, hohe Wangenknochen. Wieso fragst du?“

Ich glaube, ich weiß wer das war.

„Echt? Wer denn?“

Sasukes Exfreundin. Amy.

„Bitte?“ Entsetzt setzte ich mich auf. Wieso versteckte Sasuke die Fotos seiner Ex in einer DVD-Hülle? Diese Frage stellte ich auch Hinata.

Vielleicht will er nicht, dass irgendwer mitbekommt, dass er noch nicht über sie hinweg ist.

„Wie lange sind die beiden denn schon getrennt?“

Hm… vier Monate, glaub ich.

„Das ist eine ganzschön lange Zeit.“

Ich weiß. Aber die beiden waren ein wirkliches Traumpaar. Und ich glaube, dass Amy Sasukes große Liebe war.

„Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich meine, wie kann man bitte Sasuke lieben?“
 

Sasuke war nicht immer so … gemein. Bevor er mit Amy zusammengekommen ist, war er zwar nicht gerade fremdenfreundlich, aber er konnte wirklich nett sein. Und als er mit Amy zusammen war, kam er mir manchmal wie ein Flummi vor. Und dann… hat sie diese Scheiße abgezogen.

„Wovon sprichst du?“

Amy musste zwei Monate vor ihrer Trennung umziehen, weshalb die beiden eine Fernbeziehung geführt haben. Ich weiß nicht so viel darüber, aber eines Tages ist ein Typ bei uns an der Schule aufgetaucht und hat Sasuke eine reingehauen, von wegen, er solle seine Pfoten von Amy lassen. Sie wäre bereits vergeben.

„Nein. Du willst doch nicht sagen, dass…“

Amy fuhr zweigleisig. Sie hat Sasuke mindestens zwei Monate lang betrogen.

„Oh scheiße.“

Ja. Ich glaube, für ihn ist damals eine Welt zusammengebrochen. Er war zwei Wochen lang nicht in der Schule und als er wiederkam, war er nicht mehr der Sasuke, den wir kannten. Er hat Ino, Tenten, Temari und mich nicht mal mehr mit dem Arsch angeguckt, obwohl wir uns in der Zeit, wo er mit Amy zusammen war, ganz gut mit ihm verstanden haben. Vor allem weil wir auch mit Amy befreundet waren.
 

„Das… haut mich um. Ich hätte nicht gedacht, dass Sasuke… naja… eben nicht immer ein Arsch war.“

Ich dachte, Ino hätte dir bereits von Amy erzählt.

„Ne, hat sie nicht.“

Seltsam. Dabei…

„Was, dabei?“

Das soll jetzt nicht komisch klingen oder so, aber ich glaube, dass Amy der Grund ist, warum Sasuke dich so oft so sehr runtermacht.

„Wieso das?“

Sie ist dir sehr ähnlich. Sie hat ihm auch immer widersprochen und nie eine Gelegenheit ausgelassen, um ihm gehörig die Meinung zu sagen.

„Na super. Wieso muss ich immer so ein Glück haben?“

Tut mir Leid, Sakura. Vielleicht hätte ich dir früher von Amy erzählen sollen, aber ich dachte wirklich, dass Ino das bereits getan hätte.

„Leider nicht.“
 

Als ich nach dem Telefonat mit Hinata noch einmal darüber nachdachte, was sie mir erzählt hatte, fiel mir Gaaras Bemerkung wieder ein, die er, kurz bevor er den Musikraum betreten hatte, ausgesprochen hatte: Jeder Mensch hat einen Grund, warum er so ist wie er ist. Sasuke ist da keine Ausnahme. Bei Sasuke trug dieser Grund den Namen Amy. Der Grund, warum er mich hasste.

Heights and bitches

Like the way I´m strong and stand by you

But I am fragile too, I am fragile too
 

„Kommt schon! Wir können es uns doch zumindest mal anhören. Bitteee!“ Hinata zog einen Schmollmund und hielt mich und Tenten fest, hinderte uns daran an ihr vorbei weiter in Richtung Mensa zu gehen.

„Hinata, Liebes, dieses Weihnachtskonzert interessiert mich wirklich überhaupt nicht. Aber du kannst ja mit Sakura hingehen.“ Tenten warf mir ein Grinsen zu, woraufhin ich fast einen Herzinfarkt bekam. Wieso sollte ich denn mit Hinata zum ersten Vorbereitungstreffen für das Weihnachtskonzert gehen?

„Sakura?“ Diesmal sah Hinata nur mich bittend an und ich spürte, wie meine abweisende Haltung gegenüber diesem Thema dahinschmolz.

Schließlich gab ich auf und nickte, woraufhin Hinata einen leisen Schrei ausstieß und mir schließlich am Hals hing. Etwas überrumpelt, aufgrund ihres plötzlichen Gefühlsausbruches, brauchte ich einen Moment bis ich sagte: „Aber ich komm nur als Begleitung mit! Ich werde da überhaupt nichts machen! Okay?“

Hinata lächelte und nickte überschwänglich, bevor sie sich erneut an meinen Hals hängte. Anscheinend war ihr dieses Weihnachtskonzert wirklich wichtig – was ich nicht so recht verstehen konnte, da ich selbst nichts von Weihnachtskonzerten hielt, da dort immer und immer wieder die gleichen Lieder gespielt wurden. Laaaangweilig!
 

Nachdem wir unsere Mittagspause genossen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Sportunterricht. Dort angekommen, trafen wir bereits Miss Aiko, welche uns die Umkleidekabinen aufschloss, sodass wir keine zehn Minuten später in der Sporthalle saßen und uns über das kommende Wochenende unterhielten.

„Also, morgen erst in Jacksonville shoppen und dann abends noch ins Ville. Das wird so klasse!“, fasste Ino zusammen und klatschte sachte in ihre Hände, bevor ihre Freude abrupt verschwand, da Miss Aiko soeben mit dem Unterricht begonnen hatte und nun Ino zur Ruhe ermahnte.

Nachdem Miss Aiko Ino noch einen kurzen strafenden Blick gesandt hatte, legte sich ein sachliches Lächeln auf ihre Lippen und sie begann damit uns die Pläne für die heutige Unterrichtsstunde darzulegen: „Für heute habe ich ein wenig Akrobatik geplant. Um euch entsprechend aufzuwärmen, werdet ihr sieben Runden laufen und euch dann dehnen. Anschließend treffen wir uns wieder hier und ich erkläre das weitere Vorgehen.“

Kaum hatte sie geendet, erhob sich die Klasse und wir machten uns daran, unsere sieben Runden hinter uns zu bringen und uns anschließend zu dehnen. Ich war gerade dabei meine Wadenmuskeln ein wenig zu strapazieren, als Miss Aiko mit dem Mattenwagen um die Ecke kam und diesen ganz in der Nähe stehen ließ, bevor sie uns wieder zu sich rief.
 

„Ich werde euch jetzt in Gruppen zu je vier Personen einteilen. Jede Gruppe bekommt ein Stück Paketklebeband, welches mit vollem Körpereinsatz so hoch wie möglich an dieser Wand dort drüben“, sie wandte sich halb von uns ab und zeigte auf die Wand am anderen Ende der Halle, welche mit so etwas Ähnlichem wie Teppichbelag gepolstert war, „angebracht werden muss. Wie ihr das hinbekommt, müsst ihr euch selbst überlegen.“

Mit gehobener Augenbraue und leicht geöffnetem Mund drehte ich mich zu Temari um, welche mich ebenso schockiert ansah wie ich sie.

Wir kamen jedoch nicht dazu, unseren Gefühlen freien Lauf zu lassen, da Miss Aiko in diesem Moment die Gruppen einteilte: „Naruto, Tenten, Temari und Sai. Sasuke, Gaara, Neji und Sakura. Choji, Hinata, Ino und Shikamaru.“

Nun blickte ich schockiert zu Miss Aiko, welche dabei war für jede Gruppe ein Stück Paketklebeband abzureißen. Das war doch wohl nicht ihr Ernst?! Wie konnte sie es wagen, mich mit Gaara, Neji und Sasuke – vor allem mit Sasuke! – in eine Gruppe zu stecken? Mal ganz davon abgesehen, dass ich das einzige Mädchen in dieser Gruppe war!
 

Sobald ich meinen Unterkiefer wieder eingerenkt hatte, war ich zu Neji, Gaara und Sasuke hinübergegangen, welche sich bereits dazu bequemt hatten, sich einen Streifen Paketklebeband abzuholen.

„Hier.“ Damit patschte mir Sasuke den Streifen gegen die rechte Schulter, woraufhin ich ihn nur sauer anstarrte. Immerhin ignorierte er mich nicht mehr. Seit dem gestrigen Ereignis hatte er mich nicht mal mehr mit dem Arsch angesehen. Nicht, dass er es sonst je täte.

„Also, irgendwelche Vorschläge, wie wir das Teil so hoch wie möglich an die Wand bekommen?“ Neji sah etwas ratlos in die Runde.

„Ich würd sagen, wir stellen uns alle übereinander und Sakura klebt das Teil dann fest.“ Gaara grinste mich an, was mir aber reichlich egal war, da ich allein bei dem Gedanken an die Höhe, welche ich erreichen würde, würde ich auch nur auf den Schultern einer dieser Riesen sitzen, vollkommen ausrastete.

„Wieso denn ich?!“

„Weil du am leichtesten von uns bist?“ Gaara sah mich an, als wäre es selbstverständlich, dass ich mein Leben für so einen Scheiß riskieren sollte.

Ich empfand das ein klitzekleinbisschen anders. „Na und? Ich denk nicht mal dran mich bei einem von euch auf die Schultern zu setzen, geschweige denn auf die Schultern zu stellen, wenn die Person unter mir auf noch einer Person drauf steht!“ Entschieden verschränkte ich die Arme und stellte auf stur.
 

„Komm schon, Sakura. Wir legen dir auch extra eine Weichbodenmatratze hin.“, versuchte Neji mich ebenfalls von Gaaras hirnrissigen Plan zu überzeugen, jedoch scheiterte auch er. Noch bevor ich aber dazu kam, ihm dies klar zu machen, spürte ich wie jemand meine Hüften umfasste und ich keine Sekunde darauf hochgehoben wurde.

Erschrocken schrie ich auf und griff nach den Händen an meiner Seite, welche mich aber eisern festhielten, sodass ich keine Chance hatte zu entkommen, weshalb ich mich plötzlich auf Sasukes Schultern widerfand.

„Scheiße, Sasuke! Lass mich runter!“ Panisch klammerte ich mich so gut es eben ging an ihn und vergrub meine Hände in seinen Haaren.

Gaara und Neji grinsten sich nur einen ab und an Sasukes Stimmlage konnte ich erkennen, dass auch er ziemlich belustigt von meiner Panikattacke war: „Bleib ruhig, Sakura. Dir passiert nichts, so lange du nicht unnötig rumzappelst.“

„Was soll das denn heißen?“, meine Stimme hatte eine unangenehme hohe Lage erreicht, jedoch schien das Sasuke nicht im Geringsten zu stören, da er einfach meine Knie festhielt, sodass ich nicht von seinen Schultern rutschen konnte, und auf die Wand zuging.
 

„Oh Gott, bleib stehen! Willst du mich umbringen?!“

„Wenn du nochmal so an meinen Haaren zerrst, werde ich das in Betracht ziehen.“, knurrte Sasuke und griff nach meinen Händen, welche sich wirklich ziemlich fest in seiner Frisur verkrallt hatten.

„Was hältst du davon: Du lässt mich runter und ich lass deine Haare in Ruhe?“, versuchte ich mit ihm zu verhandeln, jedoch ließ er sich nicht darauf ein: „Vergiss es, Haruno. Das ist die Strafe dafür, dass du in meinen Sachen rumwühlst.“

Augenblicklich rutschte mir mein Herz in die Hose. Er war mir also sauer. Und er schien kein Problem damit zu haben, seine Laune an mir auszulassen. Ich war so was von geliefert.

Erneut einer Panikattacke sehr nahe, schlang ich meine Arme um Sasukes Hals und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren, als er schließlich bei der Wand ankam, vor welcher sich bereits Gaara und Neji postiert hatten. Direkt vor den beiden lag eine gemütlich aussehende Weichbodenmatratze, welche mich jedoch keinesfalls auch nur im Geringsten beruhigen konnte.

„Sasuke, bitte. Ich flehe dich an, lass mich runter.“, versuchte ich erneut Sasuke dazu zu bewegen, mich nicht dazu zu zwingen, höher als nur einen Meter über den Boden zu kommen, jedoch schien ihn das nicht im Geringsten zu beeindrucken.
 

„Mach einfach die Augen zu und halt dich fest. Ich pass schon auf dich auf.“

Verwundert hob ich meinen Kopf ein Stück und versuchte in sein Gesicht zu spähen, jedoch hielt Sasuke seinen Kopf gerade aus, weshalb ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. Was ich aber sehr wohl erkennen konnte, war, dass Neji sich hingehockt hatte und Gaara mir plötzlich eine Hand auf den Rücken legte.

„Ich halt dich fest, Sakura. Außerdem kann Sasuke sich die Blamage, dich fallen zu lassen, gar nicht erlauben.“ Gaara grinste mich an, wodurch meine Mundwinkel leicht zu zucken begannen, auch, wenn mein Magen so langsam eine kleine Revolte veranstaltete. Aber Gaara hatte Recht: Sasuke konnte mich gar nicht fallen lassen. Das würde seinem Image vom großen starken Satansbraten schaden.

Also biss ich die Zähne zusammen und vergrub mein Gesicht wieder in Sasukes Haaren, welche nicht nur ziemlich lecker dufteten, sondern, entgegen meiner bisherigen Annahmen, total weich und flauschig waren und nicht stachelig aufgrund von irgendwelchen ekligen Haargels. (Aber wie zur Hölle konnten seine Haare dann so perfekt sitzen? Anscheinend nutzte er ja kein Haargel…)

Ich spürte wie Sasuke kurz ein wenig schwankte und umklammerte seinen Hals noch ein wenig fester, woraufhin er einen leicht gepeinigten Laut von sich gab, was ich aber gewissenhaft ignorierte. Damit musste er jetzt leben. Er hätte mich ja auch einfach wieder runter lassen können. Aber nein, der werte Herr musste ja unbedingt seinen Willen durchsetzen.
 

„Sakura?“

„Mh?“

„Wärst du so freundlich und würdest den Streifen nehmen und deine Hand so weit wie möglich nach oben ausstrecken?“

Ohne Aufzusehen löste ich langsam einen Arm von Sasukes Hals und fasste mir an meine Schulter, an welcher noch immer das Stück Klebeband klebte und zog dieses von meinem Shirt ab. Weiterhin ohne auch nur daran zu denken, meinen Kopf von Sasukes Haar wegzubewegen, streckte ich meinen Arm nach oben aus und bewegte ihn nach vorn, sodass ich nach nur wenigen Zentimetern meine Hand gegen die Wand klatschte und das Klebebandstück daran festpappte.

Leicht erschrocken, weil ich der Wand unbewusst so nah gekommen war, riss ich meinen Arm wieder zurück und umklammerte mit ihm erneut Sasukes Hals. Dieser schien aber keine Anstalten zu machen, mich wieder auf dem Boden absetzen zu wollen. Im Gegenteil: Der Griff an meinen Knien wurde lockerer und Sasuke versuchte doch tatsächlich meine Beine von seinen Schultern zu schieben.
 

„Was zur Hölle tust du da, Uchiha?! Willst du mich umbringen? Lass mich runter!“

„Dann geh einfach runter von mir!“

„Wie denn, bitteschön?!“

„Lass dich fallen.“

„Spinnst du?!“ Empört richtete ich mich ruckartig auf, was, wie ich im Nachhinein feststellte, eine beschissene Idee gewesen war, da Sasuke durch diese Bewegung vollkommen aus dem Gleichgewicht geriet und auch Gaaras Hände an seinem Rücken ihn nicht daran hindern konnten, rücklings auf die Weichbodenmatratze zu fallen. Mit mir auf den Schultern.

Ich stieß einen schrillen Schrei aus, als ich spürte, wie Sasuke und ich kippten und krallte unterbewusst meine Fingernägel in seinen Oberkörper. Das Nächste was ich wahrnahm, war wie mir die Luft aus den Lungen gedrückt wurde als ich auf der Weichbodenmatratze landete, welche, aufgrund der Höhe, aus der ich fiel, gar nicht mehr so weich wie zuvor war.

„Scheiße, Sakura. Alles in Ordnung?“ Gaaras leicht entsetztes Gesicht tauchte über mir auf, jedoch ging mir sein Schock gerade so ziemlich am Arsch vorbei.

„Sehe ich so aus als wäre alles in Ordnung? Ihr Idioten habt mich fast umgebracht!“, schrie ich und packte Gaara am Kragen, zog ihn zu mir hinunter und verpasste ihm einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, woraufhin er sich aus meinem Griff befreite und schnell ein paar Schritte Sicherheitsabstand zwischen uns brachte.
 

„Komm wieder runter, Haruno. Du lebst ja noch.“ Sasuke sah mich genervt an und rieb sich sein Schlüsselbein. Anscheinend hatte ich mich ein wenig zu fest an ihn gekrallt. Selbst Schuld. Ich hatte diesen Idioten ja nicht darum gebeten, mich fast umzubringen.

„Ganz genau, ich lebe noch. Und das ist ganz bestimmt nicht dein Verdienst!“

Anstatt mir zu antworten, verdrehte Sasuke nur seine Augen und wandte sich dann von mir ab, was mich aber nur noch wütender werden ließ. Was dachte der Arsch eigentlich, wer er war?! Noch bevor ich jedoch dazu kam, Sasuke sämtliche Schimpfwörter um die Ohren zu hauen, die mir bekannt waren, klang das Geräusch von Miss Aikos Trillerpfeife durch die Halle, mit der sie die Übung für beendet erklärte.

Die restliche Unterrichtsstunde verbrachten wir damit, irgendwelche akrobatischen Grundfiguren nachzustellen, wofür wir uns jedoch selbstständig in neuen Gruppen zusammen finden durften, weshalb mir weitere Schreckensmomente mit Neji, Gaara und Sasuke erspart blieben. Fürs Erste zumindest.
 

„Jetzt renn doch nicht so, Hinata!“ Ziemlich außer Atem ließ ich mich von Hinata durch die Schule und die Treppen hinauf in den dritten Stock zerren, wo wir schließlich vor den Musikräumen zum Stehen kamen. Außer uns war kaum jemand noch auf dem Flur, die meisten waren bereits auf dem Weg nach Hause oder auf dem Pausenhof.

„Da sind wir. Auf geht´s!“ Hinata schenkte mir ein Lächeln und zog mich dann in Musikraum eins, in welchem sie normalerweise Unterricht hatte.

„Verzeihen Sie unsere Verspätung, aber wir hatten Sportunterricht und da hat sich das Ganze etwas hingezogen.“, entschuldigte sich Hinata bei jemanden, den ich nicht sehen konnte, da Hinata im Türrahmen stehen geblieben war und somit meine Sicht in den Raum hinein versperrte.

„Kein Problem, Hinata. Es freut mich, dass du trotzdem noch gekommen bist. Und du hast sogar jemanden mitgebracht!“
 

Ich sah wie Hinata nickte und anschließend gänzlich in den Raum hinein trat, mich einfach mal hinter sicher her ziehend, sodass ich keine Sekunde später meinem Musiklehrer Mr. Kregah und ungefähr zehn weiteren Schülern gegenüber stand. Zwei davon kamen wir bekannt vor, ich glaubte sogar, dass diese beiden in meinem Musikkurs waren. Ihre Namen kannte ich trotzdem nicht.

Dann waren da noch eine Hand voll anderer Schüler, welche wahrscheinlich auch alle aus einer von Hinatas und meiner Parallelklassen kamen und zwei ältere Schüler. Der eine der beiden hatte rote kinnlange Haare, braune Augen und feine Gesichtszüge, der andere… war ein Mädchen mit blauen Haaren. Okay, die kam mir auch entfernt bekannt vor. Irgendwo hatte ich die doch schon mal gesehen…

Angestrengt darüber nachdenkend wo ich die Blauhaarige zuvor gesehen hatte, wanderte mein Blick weiter und blieb auf der Zimtzicke höchstpersönlich hängen. „Karin?“

Angesprochene warf mir einen halb genervten und halb spöttischen Blick zu, bevor sie ihre Lippen schürzte und mir antwortete: „Ganz recht, das ist mein Name, Pinky.“
 

Ich sah leicht geschockt zu Hinata, welche mich anlächelte, woraufhin mir bewusst wurde, dass sie davon gewusst haben musste, dass Karin auch hier sein würde. Na toll. Hätte sie mir das nicht sagen können, dann hätte ich Tenten dazu überredet Hinata zu begleiten.

„Nun Sakura, wie schön, dass du dich entschlossen hast auch an unserem Weihnachtskonzert mitzuwirken.“, begann Mr. Kregah, wurde jedoch schnell von mir unterbrochen: „Eigentlich bin ich nur hier um Hinata zu begleiten.“

„Oh.“ Mr. Kregah sah mich ehrlich traurig an, weshalb ich schnell versuchte die Kurve zu bekommen: „Aber ich höre mir natürlich gerne die Pläne für das Weihnachtskonzert an, vielleicht entscheide ich mich dann doch noch dafür dort mitzuwirken.“

Beinahe sofort verschwand der betrübte Ausdruck auf Mr. Kregahs Gesicht und machte einem strahlenden Lächeln Platz. Was war denn nun los? Hatte ich irgendetwas besonders amüsantes gesagt? „Sehr schön. Dann setzt euch bitte alle, damit wir die Ideen für dieses Jahr durchgehen können.“ Mr. Kregah klatschte einmal in die Hände und setzte sich dann selbst auf einen der Tische in der zweiten Reihe.

Schnell folgte ich Hinata zu einem Tisch eine Reihe weiter hinten, an welchem wir uns niederließen.
 

„Nun, dann heraus mit euren Vorschlägen!“, bat Mr. Kregah und zückte Zettel und Stift, um mitzuschreiben.

„Keine typischen Weihnachtslieder!“

„Ein Duett wäre schön.“

„Solos kommen auch immer gut an.“

„Am besten, wenn ich eins singe.“, warf Karin ein und schenkte uns allen ein großzügiges Lächeln. Gott, da wurde einem ja schlecht dabei.

„Wir sollten ein Stück raussuchen, wo Sasori einen eigenen Teil bekommt.“, sagte Hinata und drehte sich leicht zu dem rothaarigen Jungen mit den feinen Gesichtszügen um, lächelte ihm zu. Dieser erwiderte nur ihren Blick, zeigte aber sonst keine Regung. Komischer Kauz.

„Mh-mh… Das sind alles sehr gute Ideen. Ich denke, ich werde bis nächsten Freitag ein paar gute Stücke herausgesucht haben. Bis dahin könnt ihr natürlich auch selbst ein paar Ideen und Stücke sammeln. Wenn keiner mehr irgendwelche Vorschläge hat, würde ich sagen, dass wir uns am Freitag wieder hier treffen.“ Damit erklärte Mr. Kregah das Weihnachtskonzertvorbereitungstreffen für beendet, weshalb ich mich erhob und mir meine Tasche wieder um die Schulter hängte.
 

Hinata schien es nicht so eilig zu haben wie ich, da sie sich zwar erhob, jedoch lieber mit diesem Sasori ein Gespräch begann, als sich ihre Tasche zu schnappen und mit mir aus diesem Raum zu verschwinden: „Sag mal, Sasori, wie lange spielst du jetzt eigentlich schon?“

„Fast zehn Jahre. Wieso interessiert dich das?“

„Mh… denkst du, du würdest ein Duett mit einem Klavier hinbekommen?“

Sasoris bisher eher unbelebten Züge zeigten plötzlich Anzeichen von Trotz, als er sein Kinn ein kleines Stück vorschob und ihr antwortete: „Natürlich.“

Hinata hatte anscheinend mit dieser Antwort gerechnet, denn sie begann eines ihrer seltenen Grinsen zu zeigen und klatschte erfreut in ihre Hände. „Super! Dann kannst du bestimmt mit Sakura zusammen spielen! Sie spielt wirklich wundervoll Klavier.“

Überrumpelt sah ich zu Hinata. Erstens: Woher wusste sie von meinem Nicht-Talent? Und zweitens: Seit wann hatte ich denn vor, bei diesem Weihnachtskonzert mitzumischen?
 

„Ist das so, ja?“ Sasori wandte sich nun mir zu und legte seinen Kopf leicht schief, schien mich förmlich mit seinen Blicken zu analysieren, was mir furchtbar unangenehm war.

„Naja, soo gut bin ich nun auch nicht.“

„Blödsinn! Sakura ist verdammt gut.“, mischte sich Hinata ein und rammte mir ihren Ellenbogen in die Seite, als ich erneut zu Widerworten ansetzte.

„Mh. Dann freue ich mich bereits auf eine kleine Kostprobe.“ Auf Sasoris Gesicht breitete sich ein leichtes Lächeln aus, welches mir viel besser gefiel als sein analysierender Blick.

„Sasori, kommst du?“ Ich wandte mich zu der Blauhaarigen um, welche hinter mir und Hinata stand und etwas ungeduldig wirkte. Beinahe sofort erhob sich Sasori, packte seine Tasche und verabschiedete sich mit einem knappen Nicken von mir und Hinata, bevor er mit der Blauhaarigen den Raum verließ.

„Musste das sein, Hinata?! Und woher weißt du überhaupt, dass ich Klavier spiele?“, wütend beobachtete ich sie dabei, wie sie sich ihre Jacke überzog und ihre Tasche umhängte.

„Wir haben dich letzten Freitag spielen gehört und Temari hat ihren Bruder ein wenig genervt, bis dieser ihr verraten hat, wer da so genial gespielt hat. Warum hast du es uns nicht gesagt?“ Hinata sah mich anklagend an und wandte sich dann von mir ab, um den Raum zu verlassen.
 

Schnell lief ich ihr nach und hielt sie am Arm fest, um es ihr zu erklären. „Ich wollte einfach nicht angeberisch rüberkommen oder so. Ich meine, ich bin erst seit knapp zwei Wochen auf dieser Schule und ihr seid so super zu mir und… ich will es einfach nicht kaputt machen.“, gab ich zu und sah betreten zu Boden. Ich hörte Hinata seufzen, dann spürte ich ihre Hand auf meiner Schulter und sah wieder zu ihr auf.

„Wieso denkst du, dass diese Sache etwas daran ändern könnte, wie wir von dir denken?“

Weil meine ehemals beste Freundin mich als Schlampe bezeichnet hatte, nur weil mein Klavierspiel besser gewesen war als ihres und mich anschließend vor der gesamten Schule bloßgestellt hatte? Nein, das wollte ich Hinata nicht erzählen. Stattdessen lieferte ich ihr eine nette Umschreibung der damaligen Umstände: „Hab schlechte Erfahrungen gemacht.“

Hinata sah mich einen Moment durchdringend an, dann jedoch lächelte sie und legte ihren Kopf leicht schief. „Okay. Vergeben und vergessen. Und jetzt komm! Wenn du heute noch nach Hause willst, bevor du wieder her musst, dann sollten wir uns etwas beeilen.“

Verwirrt sah ich sie an. „Wieso sollte ich nochmal hierher wollen?“

„Weil du zum Nachsitzen musst, vielleicht? Oh Sakura, sag mir nicht, dass du das vergessen hast!“

„Verdammt. Das hatte ich tatsächlich ganz vergessen.“

„Du bist mir eine.“ Hinata lachte leicht und hakte sich dann bei mir ein, um mich wieder durch die Gegend zu zerren, während ich mich bei ihr über Orochimaru und das Nachsitzen an sich beschwerte.

And your life will go on

Go try, go fly so high

And you´ll be walking on air
 

Als ich anderthalb Stunden später das Schulgelände wieder betrat, lief ich natürlich direkt in Sasuke hinein, welcher neben dem Haupteingang an der Hausmauer lehnte und sich mit Naruto unterhielt. Was machte der denn hier? Musste er etwa auch nachsitzen?

Anscheinend fiel Sasuke mein interessierter Blick auf, denn er wandte sich plötzlich von Naruto ab und zu mir um und sagte, in einem leicht besserwisserischen Ton: „Und du stalkst mich doch.“

„Träum weiter, Uchiha. Wenn´s nach mir ginge, wäre ich gar nicht hier.“

„Ich weiß, dann wärst du bei mir zu Hause und würdest mich da stalken.“

„Wenn ich überhaupt jemanden stalken würde, dann wohl eher Itachi als dich!“

Auf Sasukes Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und mir wurde bewusst, dass ich meine Klappe mal wieder zu weit aufgerissen hatte. Okay Sakura, jetzt war Rückzug angesagt. Das tat ich auch, nämlich indem ich meinen Weg fortsetzte und die beiden Idioten keines Blickes würdigte als ich an ihnen vorbei ging und durch den Haupteingang das Schulgebäude betrat.
 

Das Nachsitzen war seeehr langweilig. Ich hatte mir den Fensterplatz in der letzten Reihe gesichert und beschäftigte mich mit der Geschichtshausaufgabe vom Morgen, während Sasuke es sich in der anderen Ecke des Raumes bequem gemacht hatte und Musik hörte. Abgesehen davon, dass Orochimaru mir das Musikhören verboten hatte und Sasukes Bevorzugung mir daher ziemlich auf die Nerven ging, schaffte ich es sowohl Orochimaru als auch Sasuke für den Großteil der gemeinsamen Zeit auszublenden.

Als sich Orochimaru dann jedoch gegen halb sechs von seinem Platz erhob, zuckte ich ungewollt zusammen, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass sich dieser Mann heute nochmal bewegen würde, so starr wie er die ganze Zeit da vorne gesessen hatte.

„Ich werde kurz nach draußen gehen und telefonieren. Machen Sie keinen Blödsinn! Mrs. Mitarashi hat mir bereits von dem Vorfall mit der Maus erzählt.“
 

Orochimarus strenger Blick landete natürlich nur auf mir, während Sasuke nicht einmal den Anstand besaß seine Kopfhörer hinunter zu nehmen, um Orochimaru zumindest den Anschein zu vermitteln, dass er ihm zuhörte. Und da hieß es, ich sei schlecht erzogen.

Kaum fiel die Tür hinter meinem heißgeliebten Physiklehrer ins Schloss, zog ich mein Handy hervor und las die Nachrichten meiner Mum. Anscheinend hatte sie mal wieder Redebedarf gehabt.
 

Hallo Liebes. Heute kann´s später werden, viel zu tun hier. Zwei Kolleginnen sind krank. Warte also nicht mit dem Abendessen auf mich. Kuss, Mami.
 

Ich schon wieder. Hab ganz vergessen dir zu sagen, dass heute der Typ fürs Stromablesen kommt. Sei bitte zu Hause. Kuss, Mami.
 

Na das konnte sie vergessen. Da musste der Typ fürs Stromablesen wohl nochmal wiederkommen.
 

Ich will nachher noch schnell einkaufen, soll ich dir was mitbringen? Kuss, Mami.
 

„Ja, fünf Tafeln Schokolade und ein Fernglas für die Nacht, damit ich Sasuke besser bespannen kann.“ Erschrocken zuckte ich zusammen als Sasukes Stimme direkt neben meinem Ohr erklang und schlug aus Reflex nach ihm. Leider erwischte ich ihn nicht.

„Hör auf meine SMS zu lesen!“

„Du benimmst dich als wären die wichtig.“

„Nur, weil dir keiner schreibt, brauchst du nicht eifersüchtig sein, Sasuke.“, konterte ich und versteckte mein Handy in meiner Hosentasche.

„Immerhin kann ich mir das Telefonieren leisten und muss nicht auf die Billigvariante, auch als SMS bezeichnet, zurückgreifen.“

Ouch. Das war ein Schlag unter die Gürtellinie.

„Weißt du was, Sasuke? Ich bin es leid, dass du mich von oben herab behandelst, nur weil ich mein eigenes Geld verdienen will. Und wenn du nicht vorhast, dir heute noch eine von mir zu fangen, dann schlage ich dir vor, dass du dich wieder zu deinem Platz verziehst.“, knurrte ich und sah ihn aus böse zusammengekniffenen Augen an.
 

Das schien ihn jedoch nicht zu beeindrucken, da er, anstatt laut schreiend die Flucht zu ergreifen, sich lieber zu mir hinab beugte und sich rechts und links von mir an meinem Tisch abstützte. Dabei kam er mir mit seinem Gesicht so nah, dass ich meinen Kopf nur ein klitzekleinwenig bewegen gemusst hätte, um ihm eine schmerzhafte Kopfnuss zu verpassen.

„Tu dir keinen Zwang an, Sakura. Schlag mich. Es wird mir eine Freude sein, dich zu feuern.“

Sasukes leise Stimme ließ mir leicht erschaudern, jedoch gab ich nicht nach. Ich würde mich jetzt nicht wie ein kleines ängstliches Hühnchen aus dem Staub machen. Viel lieber würde ich ihm wirklich eine reinhauen. Aber dann wäre ich meinen Job los. Also tat ich es nicht.

„Träum weiter, Sasuke. So schnell wirst du mich nicht los.“
 

Lieblich lächelnd streckte ich meine Hand aus und tätschelte Sasukes Wange. Dieser sah mich für einen Moment an als wäre ich ein Schaf, dann stellte er sich wieder gerade hin und entzog mir somit die Möglichkeit ihn zu tätscheln. Genau in diesem Moment vernahm ich Schritte. Sasuke schien diese ebenfalls gehört zu haben, da er wieder zu seinem Platz zurückging und sich setzte, bevor Orochimaru den Raum wieder betrat und mich mit einem wachsamen Blick musterte, woraufhin ich mich wieder meiner Geschichtshausaufgabe widmete.

Sollte er mich doch in Grund und Boden starren und sollte Sasuke mich doch aus absolut dämlichen Gründen hassen: Mir doch egal! Mein Leben ging weiter. Und das bedeutete, dass ich diese doofe Hausaufgabe endlich fertig bekommen musste!
 

Nachdem wir endlich von Orochimaru nach Hause geschickt wurden – mittlerweile war es kurz nach sieben Uhr abends – rannte ich beinahe nach Hause. Ich musste unbedingt Itachi anrufen und ihm sagen, dass ich heute nicht kommen konnte. Nicht, dass er noch dächte, dass ich schwänzte. (Was mir natürlich nie in den Sinn gekommen war, während ich Sasukes dämlichen Aufgaben erledigt hatte.)

Daheim angekommen, ging ich also schnurstracks zum Telefon und rief Itachi an, welcher vollstes Verständnis für meine Situation zeigte – Seinen genauen Wortlaut möchte ich hier nicht wiederholen, jedoch zeigten seine Worte mir sehr deutlich, dass auch er absolut nichts von Orochimaru oder dessen Unterricht hielt.
 

Nachdem ich dies erledigt hatte, schnappte ich mir unseren Hausmüll und brachte ihn in den Hinterhof des Gebäudes, wo ich ihn in die entsprechenden Tonnen wandern ließ. Auf dem Weg zurück in unsere Wohnung leerte ich noch schnell unseren Briefkasten und summte nebenbei irgendeine Melodie vor mich hin, welche wohl meiner Fantasie entsprungen sein musste, denn ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass ich ein Lied mit solch einer Melodie kannte.

Wieder in der Wohnung beschloss ich das Abendessen auf eine Packung chinesische Nudeln zu beschränken, da meine Mum wohl wirklich später kommen würde und ich viel zu müde war, um noch länger auf sie zu warten.
 

Knapp eine Stunde später lag ich leicht vor mich hin dösend auf meinem Bett und versuchte die Geräusche des Fernsehers auszublenden, welche mich daran hinderten, einzuschlafen, als meine Mum beschloss, nach Hause zu kommen. Durch den Dämmerungszustand hindurch vernahm ich das Geräusch unserer sich schließenden Wohnungstür, kurz darauf Schritte, die sich die Treppe hinauf bewegten, und anschließend öffnete sich auf meine Zimmertür.

„Bin wieder da, Sakura. Oh, schläfst du schon?“

Ich gab ein leichtes Brummen von mir und versuchte ihr so klar zu machen, dass sie mich in Ruhe schlafen lassen sollte.

„Dann lass ich dich mal schlafen.“

Ich hörte wie meine Tür wieder zugezogen wurde, jedoch hielt meine Mum inne, bevor die Tür vollkommen geschlossen war und trat anschließend wieder in mein Zimmer.
 

„War der Typ fürs Stromablesen da?“

„Keine Ahnung.“, murrte ich und zog meine Decke etwas weiter über meinen Kopf. Konnte ich jetzt bitte in Ruhe schlafen?

„Wieso hast du keine Ahnung? Ich hab dir doch geschrieben, dass-“

Seufzend setzte ich mich auf und unterbrach sie: „Ja hast du, aber ich war heute beim Nachsitzen, weil mein dämlicher Physiklehrer der Meinung ist, dass ich das verdient hätte, weil ich ausversehen in einen Mitschüler hineingelaufen bin und ihm dabei mein Mittagessen auf seinem Shirt verteilt habe. Und aus diesem Grund darf ich auch noch die nächsten beiden Freitage da auftauchen. Und deshalb war ich heute auch nicht zu Hause als der Typ fürs Stromablesen wahrscheinlich hier war.“

„Seit wann musst du denn zum Nachsitzen?“ Meine Mum musterte mich etwas geschockt. Sie tat ja förmlich so als wäre es das erste Mal gewesen, dass ich nachsitzen musste.
 

„Seit ich eine rebellierende und mit Essen um mich schmeißende Göre bin. Darf ich jetzt schlafen?“

„Sakura, ich meine das ernst!“

„Und ich meine meine Frage ernst. Ich bin verdammt müde, können wir das also bitte morgen klären?“

„Ich bin morgen nicht da.“

„Na super. Wo bist du jetzt wieder?“, genervt sah ich meine Mutter an. War ja klar, dass sie mal wieder verschwinden würde.

„Mein Chef-“

„Schon verstanden, du brauchst nicht weiter reden. Dann klären wir das halt übermorgen, aber nicht jetzt, okay?“ Ich sah meine Mutter bittend an, versuchte dabei die leichten Kopfschmerzen, welche sich so langsam oberhalb meiner rechten Augenbraue bemerkbar machten, auszublenden.

Schließlich gab sie sich geschlagen und nickte knapp, bevor sie mir noch eine gute Nacht wünschte und anschließend aus meinem Zimmer verschwand. Erleichtert darüber, dass ich nun endlich schlafen konnte, griff ich nach der Fernbedienung und würgte meinen Fernseher ab, bevor ich mich leise seufzend zurück auf mein Kissen kuschelte und erschöpft einschlief.
 

Der nächste Morgen begann für mich… spät. Sehr spät. Um genau zu sein, begann er in dem Moment als ich von meinem Handy aus meinen Träumen gerissen wurde.

„Hallo?“, verschlafen rieb ich mir über die Augen und versuchte nicht sofort wieder einzunicken.

Sakura, wo bist du? Wir warten schon seit einer halben Stunde auf dich.

„Ino?“

Ja natürlich Ino. Wer denn sonst?

„Wieso rufst du mich so früh an?“

Früh? Inos Stimme nahm einen unangenehm hohen Klang an, weshalb ich mein Handy ein Stück von meinem Ohr weghielt und nebenbei auf den Display meines Weckers schielte. Das Nächste, was Ino sagte, hätte sie daher theoretisch weglassen können. Sakura, es ist halb zwei Uhr nachmittags! Wir wollten uns vor einer halben Stunde am Bahnhof treffen. Erinnerst du dich?
 

„Oh verdammt. Tut mir wahnsinnig leid, Ino. Ich hab verschlafen.“

Das habe ich jetzt auch mitbekommen. Wie schnell kannst du hier sein?

„In vier Stunden vielleicht?“

Bitte?! Ich hatte mit vier Minuten gerechnet.

„Ino, ich liege noch im Bett und brauche mindestens eine Stunde bis ich mich aus dem Haus traue. Und die restlichen drei Stunden brauche ich, um bei Sasuke vorbei zu schauen und da zu putzen.“

Du musst da auch am Wochenende hin?

„Ich war gestern nicht da und geh deshalb heute hin.“ Absolut logisch wie ich fand.

Mhh… Kommst du dann heute Abend wenigstens mit ins Ville?

„Ich denke schon.“

Gut. Dann holen Hinata und Temari dich gegen sieben ab. Wehe, du verschläfst das auch!

Ich setzte gerade zu einer Erwiderung an, als Ino auch schon auflegte.
 

„Sakura. Was machst du denn hier?“ Itachis Stimme drückte Überraschung aus, als ich knapp eine Stunde nach dem Telefonat mit Ino vor der Haustür der Uchihas stand, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Immerhin arbeitete kaum ein normaler Mensch samstags.

„Naja, wegen gestern. Nicht, dass ihr denkt, dass ich mich drücken will oder so. Außerdem muss ich noch Fensterputzen.“

Itachi sah skeptisch an mir vorbei zum Vorgarten, welcher mal wieder im Regen ertrank. (Gott sei Dank hatte ich diesmal daran gedacht, einen Regenschirm mitzunehmen, weil ich sonst wahrscheinlich ebenso ertrunken wäre.) „Denkst du wirklich, dass es klug ist bei diesem Wetter die Fenster zu putzen?“

„Klüger als wenn ich es bei Sonnenschein täte.“ Ich lächelte leicht, woraufhin Itachi mein Lächeln erwiderte und mich ins Haus ließ. Kaum hatte ich meine Schuhe und Jacke abgelegt, machte ich mich daran in der Abstellkammer meine Arbeitsutensilien zusammen zu suchen und begann anschließend damit alle Fenster des Hauses zu putzen.
 

„Oh Gott.“, stöhnte ich und warf das letzte Zewa-Tuch in meinen Putzeimer, welcher bereits überquoll vor lauter Zewa-Tüchern. Ich hatte soeben das allerletzte Fenster dieses verdammten Hauses geputzt und fühlte mich nun so als wäre jemand mit einem Monstertruck über mich drüber gefahren. Mein Rücken tat vom ständigen Bücken und Strecken weh, meine Arme fielen mir beinahe ab. Aber was tat man nicht alles für eine große Menge Geld. Ich hoffte nur, dass ich den Job auch bekommen würde. Wenn nicht, konnten meine Mum und ich unsere Koffer packen.

„Na, bist du fertig?“

Ich zuckte leicht zusammen und drehte mich dann zu Sasuke um, welcher am Türrahmen zum Badezimmer lehnte und mich irgendwie seltsam musterte. „Siehst du das nicht?“, antwortete ich genervt und wandte mich wieder von ihm ab, quetschte mein Putzzeug noch mit in den Putzeimer und schnappte mir dann diesen, um ihn in die Abstellkammer zurück zu bringen. Mein Weg führte mich leider an Sasuke vorbei, weshalb ich automatisch meine Schultern straffte als ich ihn passierte.
 

Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, mit seiner Hand meinen Unterarm zu umfassen und mich nicht gerade sanft aber auch nicht übermäßig grob festzuhalten. Bereits wieder auf hundertachtzig öffnete ich meinen Mund, um Sasuke irgendetwas an den Kopf zu werfen, als er mir zuvor kam: „Warte.“

„Was soll ich jetzt wieder für dich machen, Sasuke? Spuck´s besser gleich aus, dann bin ich schneller fertig.“

„Eigentlich habe ich nur vor, dir dein Gehalt und den Haustürschlüssel zu geben.“

Etwas irritiert sah ich ihn an. „Verarscht du mich?“

„Schön wär´s.“ Sasuke ließ mich los und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, schloss für einen kurzen Moment die Augen. Anscheinend ging es ihm ziemlich gegen den Strich was er nun tun musste.
 

„Itachi hat sich vor einer halben Stunde verpisst, deshalb fällt es nun mir zu, dir zu sagen, dass meine Mum sich sehr darüber freuen würde, wenn du uns noch eine Weile erhalten bliebest.“ Auf Sasukes Gesicht breitete sich eine Mischung aus Resignation und Übel aus, was dazu führte, dass meine Laune enorm in die Höhe schnellte.

Sah so aus als bekäme ich den Job! „Die Freude ist ganz meinerseits.“, zwitscherte ich und schenkte Sasuke ein falsches Lächeln.

Dieser ignorierte das einfach und drückte mir einen Briefumschlag in die Hand, bevor er sich umdrehte und in seinem Zimmer verschwand.

Mit einem nun echten Lächeln im Gesicht öffnete ich den Briefumschlag und wäre beinahe umgekippt als ich einen 100$-Schein in der Hand hielt. Hilfe, ich hyperventilierte!

Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte – Einhundert Dollar, da darf man doch mal ausrasten, oder? –, zog ich neben einem schmalen Schlüssel noch einen kleinen Zettel aus dem Umschlag, auf welchem Mrs. Uchiha mir eine kleine Nachricht hinterlassen hatte.
 


 

Guten Tag Sakura.

Es freut mich sehr, dass du dich dazu entschieden hast auch zukünftig für uns zu arbeiten. Leider kann ich dir das vorerst nicht persönlich sagen, da ich derzeit in Europa unterwegs bin. Itachi wird dir am Montag einen Arbeitsvertrag vorlegen, den du selbstverständlich erst einmal lesen sollst, bevor du ihn unterschreibst.

Mit freundlichen Grüßen,

Mikoto Uchiha
 

„Ich glaube, ich flippe aus. Einen Arbeitsvertrag?!“ Temari hüpfte leicht auf und ab und grinste sich ein Loch in den Bauch, als ich ihr und Hinata von Mrs. Uchihas Nachricht erzählte. Ich nickte, woraufhin Temari breit grinsend in ihre Hände klatschte und die Treppe hinunter in den Hausflur hüpfte, während Hinata weiterhin im normalen Tempo neben mir her die Stufen hinab ging und mir ebenfalls gratulierte.

„Und wisst ihr was das Beste ist? Sobald ich diesen Vertrag unterschrieben habe, kann Sasuke mich nicht einfach so kündigen, ohne dass mir nicht mein volles Monatsgehalt ausgezahlt werden muss! Das heißt, dass ich die Miete für diesen Monat auf jeden Fall drin habe!“ Freudestrahlend klatschte auch ich in meine Hände und umarmte dann Temari, welche mir daraufhin ins Ohr lachte und mir anschließend meine Haare verwuschelte.
 

„Du musst es trotzdem nicht drauf anlegen.“, erinnerte mich Hinata daran, dass es ja nicht nur um diese eine Monatsmiete, sondern auch um alle noch folgenden Monatsmieten ging.

„Da hast du leider Recht.“, murrte ich leise und folgte dann den beiden nach draußen auf den Gehweg. „Wo ist dieses Ville überhaupt?“, fragend sah ich die beiden abwechselnd von der Seite her an.

„Zwischen Palm Valley und Nocatee, an der County Road 210. Das Ville befindet sich auf einem alten Fabriksgelände und die Fabrik, die da mal stand, wurde vor gut fünzehn Jahren plattgemacht. Vor sechs Jahren kam dann das Ville dahin.“, beantwortete mir schließlich Hinata meine Frage, woraufhin ich nickte. Jetzt wusste ich wenigstens wo ich die nächsten gut zwei oder drei Stunden verbringen würde.

The other Sasuke

I´ve been drinking too much for sure
 

„Scheiße, ist das voll!”, ziemlich geplättet starrte ich zum Eingang des mindestens fünfzehn Meter hohen Gebäudes, an dessen Fassade La Ville in großen bunten Leuchtbuchstaben angebracht worden war. Vorm Eingang tummelten sich gut fünfzig Leute, welche sich in einer Reihe hinterher einander aufgestellt hatten und warteten.

„Das nennst du voll? Was glaubst du, was in zwei Stunden hier los ist?“ Temari grinste mich von der Seite her an und ergriff dann meine Hand, um mich an der Menschenschlange vorbei bis nach ganz vorn zu ziehen, wo bereits Ino und Tenten warteten. Wie die beiden es geschafft hatten bis nach ganz vorn zu kommen, war mir ein totales Rätsel, weshalb ich Tenten sogleich deswegen ausquetschte.

„Wir sind seit sieben hier. Und hatten Glück, denn normalerweise ist mehr los um diese Uhrzeit.“

Skeptisch legte ich meinen Kopf leicht schief und sah Tenten an, welche daraufhin nur bestätigend nickte. Anschließend klappte mein Mund auf. „Ist ja mal krass. Das gibt´s ja nicht mal in New York.“

„Liegt wahrscheinlich daran, dass das Ville der einzige Club im Umkreis von fünf Kilometern ist. Und in New York findet man allein innerhalb eines Quadratkilometers drei Clubs und sieben Pubs.“
 

Ich tat so als würde ich einen Moment über Tentens Aussage nachdenken, dann grinste ich und antwortete: „Ja, das könnte sein.“

Tenten erwiderte mein Grinsen und setzte gerade zu einer Antwort an als sich ein Arm um ihre Schultern legte. Während ich erschrocken zusammen zuckte, war Tenten herumgewirbelt und schlug dem Besitzer des Armes in den Magen, welcher daraufhin einen gepeinigten Laut von sich gab und ein paar Schritte zurück taumelte.

„Neji!“, entfuhr es mir überrascht als ich erkannte, wer da gerade so brutal von Tenten in seine Schranken gewiesen worden war.

„Hallo Sakura. Hallo Tenten. Schön euch zu sehen.“, quetschte Genannter – Oder sollte ich ihn lieber Misshandelter nennen? – zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, bevor er sich ein leichtes Lächeln abrang und wieder aufrichtete, dabei jedoch einen gewissen Sicherheitsabstand zu Tenten einhielt.

„Bist du eigentlich bescheuert?! Ich hätte dich umbringen können!“, wurde er daraufhin auch sogleich von Tenten noch ordentlich zur Sau gemacht, was jedoch nur dafür sorgte, dass sein Lächeln zu einem Grinsen heran wuchs.

Tenten war gerade dabei mithilfe ihres Zeigefingers Löcher in seine Brust zu bohren und ihm nebenbei äußerst detailreich zu erläutern, wie sie ihn hätte umbringen können, als Neji einfach ihre Hand packte und, ein herausforderndes Lächeln auf den Lippen, Tenten einen kleinen Kuss auf den Handrücken gab. „Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen, Schatz. Es geht mir gut.“
 

Zuerst klappte Tenten der Mund auf. Dann wurde sie rot. Anschließend entriss sie ihm ihre Hand und verpasste ihm eine Ohrfeige. „Lass den Scheiß, du Idiot! Als würde ich mir Sorgen um dich machen! Und jetzt hau ab, sonst sorge ich dafür, dass sich irgendjemand Sorgen um dich macht!“ Damit wandte sie sich demonstrativ von Neji ab und drängte sich an mir vorbei, um möglichst weit weg von ihm zu kommen.

Ich sah ihr einen kurzen Moment hinterher und wandte mich dann wieder Neji zu, welcher eine gewisse Ähnlichkeit mit einem begossenen Pudel aufwies. Anscheinend hatte er sich eine andere Reaktion von Tenten erhofft. Oder ein längeres Gespräch.

„Vielleicht solltest du sie beim nächsten Mal nicht so erschrecken?“, schlug ich vorsichtig vor.

„Und wo bleibt da der Spaß?“ Neji grinste und schien seine alte Selbstsicherheit wiedergefunden zu haben, weshalb ich einfach nur belustigt die Augen verdrehte und mich dann einem anderen Thema widmete: „Was machst du überhaupt hier?“

„Das Gleiche wie du: darauf warten, dass der Club aufmacht.“ Nun wurde mir ein herausforderndes Lächeln geschenkt.

„Ach nein, wirklich? Darauf wäre ich ja nie gekommen!“, mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus in der Stimme schlug ich meine Hände ineinander und sah Neji gespielt überrascht an, woraufhin dieser zu lachen begann.

Bevor wir unser Gespräch jedoch fortführen konnten, tippte Temari mir auf die Schulter und wies mich daraufhin, dass wir wohl gleich rein konnten, weshalb ich meinen Ausweis schon mal raus holen sollte. Kaum hatte ich dies erledigt, drehte ich mich wieder zu Neji um, welcher jedoch verschwunden war. Ein bisschen sauer, weil er kein Wort gesagt hatte, bevor er gegangen war, wandte ich mich also wieder Temari und Ino zu, welche sich soeben über den Heißheitsfaktor von Vin Diesel unterhielten.
 

Nachdem wir tatsächlich keine fünf Minuten später unsere Ausweise hatten vorzeigen und unsere Taschen kontrollieren lassen mussten, betraten wir den Club und gaben unsere Jacken an der Garderobe an eine junge schwarzhaarige Frau ab.

Anschließend wurde ich von Ino den Flur entlang und in den Hauptraum des Ville gezogen. Trotz des spärlichen Lichts konnte ich recht deutlich die moderne Bar am anderen Ende des Raumes ausmachen, welche dank einiger Neonlichter nicht zu übersehen war. Weiterhin konnte ich eine recht unspektakuläre metallene Wendeltreppe auf der rechten Seite des Raumes ausmachen, welche auf eine recht große Tribüne führte, auf welche wir uns zu bewegten. Kaum hatten wir die Wendeltreppe erklommen, erkannte ich einige Sessel und Sofas, welche in Halbkreisen um kleine Tische herum angeordnet waren.

Ich hatte mich kaum auf einem der Sofas niedergelassen als Ino bereits damit begann mir ein Ohr abzukauen, jedoch bemerkte ich davon dank der etwas überlauten Musik so gut wie gar nichts. Ino schien mein Desinteresse aufzufallen – oder sie wollte einfach mal jemand anderem ein Ohr abkauen – denn es dauerte keine drei Minuten, da wandte sie sich bereits wieder von mir ab und begann ein Gespräch mit Temari, welche deutlich interessierter schien als ich. Irgendwie hatte ich die Lust an diesem Abend soeben verloren.
 

Um dieser Tatsache zumindest etwas entgegen zu wirken, erhob ich mich und verließ zusammen mit Hinata die Tribüne, um uns allen etwas zu trinken zu holen. Kaum hatten wir unsere Bestellung am Tresen aufgegeben, beugte sich Hinata zu mir hinüber und rief über die Musik hinweg: „Du siehst nicht so begeistert aus.“

„Die Musik ist nicht so das, was ich gerade favorisiere. Es ist mir ein Rätsel, wie man dazu nur so abgehen kann.“, antwortete ich und warf einen bedeutungsschweren Blick auf die Tanzfläche, welche sich keine drei Meter hinter uns befand und bereits rappelte voll war. Anscheinend war das Ville wirklich beliebt, denn der Laden wurde immer voller.

„Keine Sorge, am Anfang ist die Musik immer so. Aber es wird besser.“, versprach Hinata und nahm die Hälfte unserer Getränke entgegen. Schnell schnappte ich mir die restlichen Flaschen und folgte anschließend Hinata zurück durch die tanzende Masse, welche eindeutig keinen Musikgeschmack hatte, bis auf die Tribüne, welche ebenfalls langsam überquoll.
 

Noch bevor wir uns zu unserer Sitzecke durchgekämpft hatten, erkannte ich bereits, dass wir Zuwachs bekommen hatten: Neben Ino auf der Couch und damit auf meinem Platz hatte Naruto Platz genommen, Hinatas Platz war von Neji in Beschlag genommen worden, wodurch der werte Herr nun direkt neben Tenten saß und ihr den letzten Nerv zu rauben schien. Die bis vor kurzem noch freien Plätze gegenüber von Temari waren von Shikamaru und Sai besetzt worden, weshalb Hinata und mir keine andere Möglichkeit blieb als Ino, Temari und Tenten ihre Getränke zu reichen und uns dann auf den Rand der Sofas zu quetschen. Da Hinata so klug gewesen war und sich nicht neben Naruto sondern neben ihren Cousin gesetzt hatte, blieb mir nichts anderes über als mich neben das Energiebündel Nummer eins zu setzen.

„Sag mal, Naruto“, wandte sich Ino an den Blonden als ich mich gerade zu den beiden setzte, „Wo hast du eigentlich Naomi gelassen?“

Ich warf Ino einen warnenden Blick zu und sah dann zu Hinata hinüber, welche jedoch in ein Gespräch mit ihrem Cousin vertieft war, während Tenten neben den beiden Nejis Rücken böse anstarrte. Anscheinend waren die beiden erneut aneinander geraten.

„Hoffentlich sitzt sie zu Hause und läuft hier nicht irgendwo rum. Ich brauch dringend ´ne Pause.“ Naruto seufzte und zog automatisch meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
 

„Wieso das denn?“, fragten Ino und ich gleichzeitig, woraufhin Naruto sich etwas zu mir herum drehte und sich durch die Haare fuhr, bevor er antwortete: „Sie ist manchmal eine ganz schön extreme Klette.“

Ich überließ es Ino ihn deshalb mit Mitgefühl zu überschütten und trank lieber einen Schluck aus meiner Flasche. Etwas angewidert verzog ich das Gesicht als ich mich beinahe an dem bitteren Gebräu verschluckte und warf einen Blick auf das Etikett. Da hatte mir der Barkeeper doch tatsächlich das falsche Getränk gegeben und ich hatte es nicht mal gemerkt.

Mit einer Laune, die dem Nullpunkt gefährlich nah kam, machte ich Ino darauf aufmerksam, dass ich mir mal eben etwas Neues zu trinken holen würde und quetschte mich schließlich durch die Menschenmasse auf der Tribüne, die Wendeltreppe hinab und quer über die Tanzfläche, wo irgendein dämlicher Idiot mir an den Hintern packte, woraufhin ich ihn mit einem bösen Blick in seine Schranken wies und mich dann weiter zur Bar durchdrängte.
 

Nachdem ich ungefähr fünf Leute mit meinem Ellenbogen bekannt gemacht hatte und mindestens zwanzig Personen mir auf den Fuß getreten waren oder mich durch die Gegend geschubst hatten, schaffte ich es endlich mich bis zur Bar durchzuquetschen und dem Barkeeper meine Bestellung entgegen zu brüllen.

Tatsächlich war die Musik innerhalb der letzten zwei Lieder extrem besser geworden, weshalb die Tanzfläche beinahe überquoll. Auch, wenn ich nun keine Angst mehr haben musste, dass ich nach dem heutigen Abend Ohrenkrebs haben würde, besserte sich meine Laune kaum. Immerhin musste ich noch immer fürchten, dass ich auf dem Rückweg zu den anderen zerquetscht werden könnte.

„Wie war das? Du stalkst mich nicht?“

Erschrocken fuhr ich herum und ein Stück zurück als ich direkt in Sasukes Gesicht blickte, welcher sich ein Stück zu mir herunter gebeugt hatte und mir nun ein provozierendes Grinsen schenkte.

„Bist du bescheuert?! Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen!“

„Schade, ich hatte gehofft, dass ich dich mehr erschrecken würde.“ Kurz bedachte er mich noch mit einem spöttischen Blick, bevor er seine Hand ausstreckte und damit an mir vorbei griff. Irritiert sah ich ihn an als er mir plötzlich mein bestelltes Getränk hinhielt und sich gleichzeitig selbst etwas bestellte. Auch wenn die Musik seine Stimme verschluckte, konnte ich doch eindeutig erkennen was er sich bestellte.

„Ernsthaft, Uchiha? Wodka? Du bist nicht mal volljährig!“, rief ich und bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.
 

„Das interessiert hier aber niemanden. Außerdem muss ich mir ja irgendwie die Auswahl hier schön trinken.“ Ein eindeutiger Blick hinab in mein Dekolleté folgte, woraufhin mir das Blut in die Wangen schoss.

Dieser Arsch!

Anstatt jedoch aus der Haut zu fahren und ihm vor versammelter Mannschaft an den Hals zu springen, atmete ich einmal tief durch und schnappte mir dann sein Glas Wodka, welches er sich soeben vom Barkeeper hatte reichen lassen, und zwang mich selbst dazu dieses eklige Gesöff in einem Zug hinunter zubekommen. Zu meiner Überraschung schmeckte es nicht halb so scheiße wie ich erwartet hatte.

„Wem sagst du das.“, sagte ich schließlich, warf Sasuke einen ebenso eindeutigen Blick zu und drückte ihm dann sein leeres Glas wieder in die Hand, bevor ich mich an ihm vorbei in Richtung Tanzfläche schob.

Ich hatte es kaum bis zur Hälfte geschafft als ich am Unterarm gepackt und herumgezogen wurde. Erschrocken fand ich mich schließlich Sasuke gegenüber wieder, welcher sich leicht zu meinem Ohr hinabbeugte und gleichzeitig seine Hände auf meiner Hüfte platzierte. „Jetzt hast du mich aber beleidigt.“

„Ich hoffe es kratzt noch übermorgen an deinem Ego.“, erwiderte ich, schob seine Hände von mir und setzte meinen Weg fort.
 

Wieder auf der Tribüne angekommen, setzte ich mich zu Hinata und Tenten. Letztere stoppte auch sogleich in dem Gespräch mit Hinata und wandte sich mir zu: „Wo warst du denn so lange?“

„Hab mir was zu trinken geholt und bin Sasuke in die Arme gelaufen. Wortwörtlich.“

Mir wurde ein mitleidiger Blick geschenkt, bevor Tenten damit begann, sich über Neji auszulassen. Mitten in ihrem Vortrag über Nejis dämliches Benehmen, was ja irgendwie seine gesamte Existenz einschloss, unterbrach ich sie: „Wo ist er überhaupt?“

Tenten zuckte mit den Schultern. „Hoffentlich ganz weit weg von hier.“

Ich grinste kurz, kam jedoch nicht mehr dazu noch etwas zu erwidern da in diesem Moment Ino und Temari wie zwei aufgescheuchte Hühner vor uns auftauchten und versuchten uns zum Tanzen zu überreden. Ich redete mich damit heraus, dass ich bereits mehr oder minder freiwillig getanzt hatte als ich die Getränke geholt hatte, jedoch hatten Tenten und Hinata sehr viel weniger Glück, denn sie wurden von den Beiden die Wendeltreppe hinunter und in die tanzende Masse gezerrt.

Etwas verloren, ließ ich mich tiefer in die Couch sinken und nippte an meinem Getränk, beobachtete die Leute. Naruto, der zuvor noch auf der Couch gegenüber gesessen hatte, war verschwunden, weshalb die Couch nun leer war und andere Menschen anzog.
 

Nach gefühlten zwanzig Minuten – wahrscheinlich waren erst drei Minuten vergangen – erhob ich mich schließlich leise seufzend und gesellte mich zu Shikamaru und Sai, welche sich über irgendetwas unterhielten.

Jedoch kam ich gar nicht dazu mich in ihr Gespräch zu integrieren da in diesem Moment Neji wieder auftauchte, meine Hand ergriff und zu sich herum zog. „Ich brauch ganz kurz deine Hilfe, Sakura.“

Irritiert sah ich zu ihm auf und dachte für einen Moment, dass er mich verarschen wollte. Dann sah ich jedoch seinen leicht panischen Blick, wie er damit irgendetwas ganz in der Nähe beobachtete. Ich wollte mich soeben umdrehen und mir ansehen, weshalb er meine Hilfe brauchte als er mir auch schon eine knappe Erklärung lieferte: „Da sind fünf Weiber, die mir das Ohr abkauen, wenn du mir nicht hilfst.“

„Dann wollen wir dein Ohr mal retten. Was kann ich für dich tun?“ Ouh, anscheinend zeigte der Wodka bereits seine Wirkung, denn unter normalen Umständen hätte ich diesem Kerl doch niemals meine Hilfe angeboten. Obwohl… ein bisschen sympathisch war er mir ja schon. Außerdem war er Hinatas Cousin. Na gut, ich würde es schon überleben.
 

„Tu so als wärst du meine Freundin. Nur so lange, bis die sich vom Acker machen.“

„Ich werde nicht mit dir rummachen!“, erwiderte ich und sah ihn streng an, woraufhin er mir ein Grinsen schenkte.

„Das meinte ich damit auch gar nicht. Ich hatte eher so was im Sinn.“ Er nickte in Richtung Tanzfläche und sein Grinsen wurde breiter.

Für einen Moment sah ich ihn an als wäre er komplett übergeschnappt, dann seufzte ich und nickte leicht, woraufhin er mich an der Hand hinter sich her und die Wendeltreppe hinunter bis zum Rand der Tanzfläche schleifte, wo bereits Temari und Ino auf mich warteten.

„Du Arsch hast mich angelogen!“, rief ich und schlug ihm halbherzig gegen den Oberarm als mir bewusst wurde, dass er mich nur zu Temari und Ino bringen sollte. Da waren gar keine seltsamen Weiber, die ihn belagerten.

Neji lachte leicht. „Irgendwie muss ich ja an Tentens Handynummer kommen.“, lieferte er mir eine kurze Erklärung für diese Situation, woraufhin mir beinahe der Mund aufklappte. Sah so aus als würde er tatsächlich an ihr interessiert sein. Wenn er so einen Scheiß machte, um an ihre Handynummer zu kommen.

Bevor ich ihm jedoch eine Antwort geben konnte, schob sich auch schon jeweils ein Arm rechts und links von mir unter meinen Armen entlang und hakten mich bei Temari und Ino ein, welche mich anschließend mit auf die Tanzfläche zogen.
 

Knapp eine halbe Stunde später rettete ich mich an die Bar, wo ich mir auch sogleich eine Wodka-Cola bestellte, welche keine zwanzig Sekunden später vor mir auf dem Tresen stand. Mich versichernd, dass niemand hinter mir stand und mich gleich erschrecken würde, leerte ich das gesamte Glas und bestellte mir anschließend ein neues.

Ich hasste Tanzen wie die Pest, da einem dabei immer von irgendwelchen fremden Leuten an den Arsch gegrabscht wird, und dass ich das soeben eine halbe Stunde über mich ergehen lassen hatte, verdiente doch wohl ein bisschen Alkohol.

Nachdem mir mein zweites Glas gereicht wurde, wollte ich dieses soeben an mich nehmen und damit in irgendeine stille Ecke verschwinden, wo ich mich vor Ino und Temari verstecken konnte; daraus wurde jedoch nichts, da sich plötzlich jemand in mein Blickfeld schob und nach meinem Glas griff. Ziemlich erschrocken sah ich Sasuke an, welcher irgendwie angepisst wirkte und soeben mein Getränk bis auf den letzten Tropfen leerte.

„Sonst geht’s dir aber gut, ja?“, fragte ich und entriss ihm mein leeres Glas, um mir ein neues zu bestellen. Man, der Barkeeper musste ja besonders gut von mir denken, immerhin war das bereits mein drittes, welches ich bestellte.
 

„Jetzt sind wir quitt.“, erwiderte Sasuke und ließ sich neben mir auf einem Barhocker nieder.

„Quitt sind wir erst, wenn ich dich eine Woche lang durch mein Monsterhaus gescheucht habe und du meine Wäsche gewaschen hast.“, sagte ich und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Ich habe nicht darum gebeten, dass du bei uns putzt.“

„Und ich habe nicht darum gebeten, dass ich bei euch putzen muss, um nicht zu meinem ignoranten Vater ziehen zu müssen.“

Sasukes angepisster Gesichtsausdruck verschwand und machte einer Mischung aus Überraschung, Irritation und Mitleid Platz. Er wandte sich für einen kurzen Moment ab, um mein Getränk entgegen zu nehmen und antwortete erst als er mir dieses in die Hand drückte: „Tut mir leid.“

Ich spürte, wie mir alles aus dem Gesicht fiel. Gott sei Dank spannte sich mein Körper in Schocksituationen immer an, sonst hätte meine Wodka-Cola Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Halluzinierte ich vielleicht? Oder war ich schon total betrunken?

„Bitte?“, würgte ich heraus und rang um Fassung.

Sasuke schien mein Schock nicht besonders zu interessieren, denn, kaum hatte er sein Getränk vom Barkeeper entgegen genommen, beugte er sich so nah zu mir hinab, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spürte und sagte: „Ich werde das nicht wiederholen. Und bei Nachfragen abstreiten. Also vergiss es nicht.“
 

Dann setzte er sich wieder gerade auf den Barhocker und nahm einen großzügigen Schluck aus der Flasche in seiner Hand. Ich starrte ihn derweil noch immer fassungslos an.

„Mund zu, sonst kommen Fliegen rein.“

Kommentarlos folgte ich Sasukes Rat und schloss meinen Mund, starrte ihn jedoch noch immer ziemlich dämlich an. Bis plötzlich zwei Arme auftauchten und sich um Sasukes Hals schlangen. Die Person, die zu den Armen gehörte, verdeckte mir nicht nur die Sicht auf Sasuke, sondern war niemand anderes als Karin.

Okay, es war an der Zeit zu gehen. Gerade als ich von meinem Barhocker rutschte, um mich möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen, wandte sich Karin zu mir um und bedachte mich mit einem Blick, mit dem ich normaler Weise unseren Hausmüll bedachte.

„Was?!“, fragte ich bereits wieder äußerst gereizt, anstatt sie einfach zu ignorieren. Oh Alkohol, du böser Geist, du zerstörst mein Gehirn.

„Ich wusste gar nicht, dass Flamingos hier rein dürfen.“, sagte sie und rümpfte ihre Nase.

„Flamingo? Wirklich? Fällt dir nichts Besseres als Beleidigung ein? Ziemlich schwach. Wie lange hast du gebraucht, um von meiner Haarfarbe die Verbindung zu einem Flamingo herzustellen? Ich hoffe doch, dass du dir deshalb nicht deinen hohlen Kopf zerbrochen hast. Ehrlich, sogar meine Klassenkameraden im Kindergarten hatten originellere Beleidigungen drauf als du.“
 

Anscheinend war sie mit meiner ausführlichen Antwort etwas überfordert, denn sie antwortete nicht darauf, sondern drehte sich zu Sasuke um und sah ihn beinahe hilfesuchend an.

Dieser nahm nur einen weiteren Schluck aus seiner Flasche, bevor er ebenfalls von seinem Hocker rutschte, sich nach vorne beugte und nach meiner Hand griff.

Verwirrt ließ ich mich von ihm von der Bar wegziehen und warf nebenbei einen Blick zurück zu Karin, welche am Rande eines Zusammenbruchs zu stehen schien. Irgendwie gönnte ich ihr das. Normalerweise war ich ja kein fieser Mensch, aber diese dumme Kuh ging mir schon so lange auf die Nerven, da hatte sie es verdient, dass man sie einfach mal im Regen stehen ließ. Während ich also Karin sich selbst überließ, was mir nicht besonders schwer fiel, zog mich Sasuke am Rande der tanzenden Masse entlang zu einer Couch am anderen Ende des Raumes, wo er es sich gemütlich machte.

Ich stand derweil neben der Couch und warf ihm skeptische Blicke zu. Meine Blicke gewannen sogar noch an Skepsis als er neben sich nickte und mich somit dazu aufforderte, mich neben ihn zu setzen. Da ich jedoch sonst nicht groß reagierte, wurde ich bereits wenige Sekunden darauf erneut an der Hand gezogen, diesmal nicht hinter Sasuke her, sondern neben ihn. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen rutschte ich so weit wie möglich von ihm weg ohne, dass es so aussah als wäre ich allein. Sonst kämen noch irgendwelche betrunkenen Typen auf die dämliche Idee mich anzumachen. Nein, danke.
 

„Entspann dich mal. Ich beiße nicht.“ Sasuke warf mir einen knappen Seitenblick zu, bevor er kurz in Richtung Bar sah.

Ich versuchte derweil eine logische Erklärung für diese Situation zu finden. Dieses Unternehmen misslang mir jedoch kläglich.

„Du warst nicht gerade nett zu Karin. Das wird sie dir übel nehmen.“

„Meinetwegen soll sie doch. Interessiert mich doch nicht was die dumme Kuh von mir denkt.“, erwiderte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

Auf Sasukes Lippen legte sich ein leichtes Grinsen. „Ich sehe schon die Schlagzeilen von morgen: Flamingo hat dummer Kuh die Augen ausgekratzt. Darunter: Dumme Kuh zertrampelte anschließend den Flamingo und starb schließlich selbst an Überanstrengung.“

„Haha, sehr witzig.“, sagte ich und versuchte mein Grinsen zurück zu halten, jedoch gelang mir das nicht ganz. „Du warst aber auch nicht nett zu ihr. Hast sie einfach stehen gelassen, wo sie doch deine Hilfe brauchte.“

„Entweder das oder ich hätte ihr den Hals umgedreht, wenn sie noch einmal auf die Idee gekommen wäre, mich voll zu quatschen.“

„Du könntest ihr auch einfach sagen, dass sie dich in Ruhe lassen soll.“, schlug ich vor.
 

„Das hat bei dir bisher auch nichts gebracht. Oder hast du zufälligerweise vor zu kündigen?“

„Tja, möglicherweise bist du ja nicht so überzeugend wie du denkst. Und nein, ich werde nicht kündigen.“, erwiderte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und tätschelte entschuldigend seine Schulter.

Erst als Sasuke Hand vorschoss und meine festhielt, mich zu sich zog, wurde mir bewusst, dass ich nie wieder so viel trinken sollte. Das war ganz und gar nicht gut.

„Du weißt gar nicht wie überzeugend ich sein kann.“, raunte er und lehnte seine Stirn gegen meine, woraufhin mir mein Blut in die Wangen schoss. Sasuke grinste und löste sich leise lachend wieder von mir, lehnte sich zurück, während ich versuchte meine roten Wangen unter Kontrolle zu bekommen. „Du bist niedlich, Haruno.“

Verwirrt wandte ich mich wieder ihm zu, er sah jedoch gar nicht zu mir, sondern auf die Tanzfläche, weshalb ich begann, daran zu zweifeln, ob ich das soeben richtig verstanden hatte. Oder ob er das überhaupt gesagt hatte und nicht mein Verstand mir einen Streich gespielt hatte.

Plötzlich wandte er sich mir wieder zu und blickte mich geradewegs an. Für einen ganz kurzen Moment schien mein Magen Saltos zu machen. Dann räusperte ich mich und sah schnell weg, um meine erneut erröteten Wangen zu verdecken.
 

„Ich sollte nach Hause. Ich glaube, ich habe zu viel getrunken.“, sagte ich und war bereits dabei mich zu erheben als Sasuke vorschlug: „Ich fahr dich.“

„Nein! Also, nein, du hast getrunken und da wirst du ganz bestimmt nicht fahren. Ich würde den heutigen Abend gerne überleben.“

„Dann begleite ich dich eben zu Fuß.“

„Ich denke, ich weiß wo ich lang muss. Aber danke.“, versuchte ich ihn abzuwimmeln, jedoch wurde er verdammt hartnäckig.

„Damit du von irgendwelchen betrunkenen Typen vergewaltigt und ermordest wirst und Itachi mir dann mein Leben lang vorwerfen kann, dass ich Schuld daran bin, weil ich dich angetrunken und allein nach Hause gehen lassen habe? Nein, danke.“

Auch, wenn mich seine Worte ein wenig schockierten – Wieso glaubte er bitte, dass ich von irgendwelchen Typen vergewaltigt und ermordet werden könnte? – kam ich nicht umhin, ihm Recht zu geben. Mich seiner Logik ergebend, nickte ich und machte mich dann auf den Weg zu Temari, Ino, Tenten und Hinata, welche ich noch immer auf der Tanzfläche vermutete.
 

Jedoch fand ich nur Tenten und Ino vor, welche mir erzählten, dass Temari Hinata nach Hause gebracht hatte, da es Hinata nicht gut gegangen war.

„Sie haben dich nicht gefunden, deshalb konnten sie dir nicht Bescheid sagen.“, erklärte Tenten.

„Schon okay. Ich geh jetzt auch nach Hause.“

„Wirklich? Wenn du willst, kommen wir mit, dann musst du nicht allein gehen.“, schlug Ino vor, wobei ich ganz deutlich erkannte, dass sie lieber nicht gehen wollte.

„Nein, das müsst ihr nicht. Sasuke bringt mich nach Hause.“, schlug ich ihr Angebot aus und zeigte in Richtung Ausgang, wo Sasuke an einer Wand lehnte und auf mich wartete.

„Sasuke, ja?“, fragte Ino und wackelte mit ihren Augenbrauen.

Ich verdrehte die Augen.

„Er will nur nicht schuld daran sein, dass ich morgen früh vergewaltigt und ermordet in irgendeiner dunkeln Gasse gefunden werde.“, erklärte ich kurz, woraufhin Ino grinsend nickte und erneut mit den Augenbrauen wackelte, sich jedoch ein Kommentar sparte.

Hoffend, dass das auch so blieb, verabschiedete ich mich schnell von den Beiden und drängte mich dann bis zu Sasuke durch, welcher bereits seine Jacke angezogen und meine in der Hand hatte. Wie er die bekommen hatte, war mir ein Rätsel.

Dankend nahm ich sie entgegen und warf ihm dann einen fragenden Blick zu. „Wie bist du da dran gekommen? Ich hab den Zettel mit der Nummer in meiner Hosentasche.“, sagte ich und zog demonstrativ den gemeinten Zettel aus besagter Tasche.

Mit einem spitzbübischen Grinsen auf den Lippen und einem eindeutig zweideutigen Blick in meine Richtung antwortete er: „Ich kann halt sehr überzeugend sein.“

Shit. I forgot it.

I realised some days are made to press restart
 

Ouh yeah yeah yeah

I got a pocket, got a pocket full of sunshine

I've got a love and I know that it's all mine

ouh, ouh, ouh
 

Leise murrend, tastete ich mit geschlossenen Augen neben meinem Kopfkissen nach meinem Handy, welches mich aus meinem wohlverdienten Schlaf gerissen hatte.
 

Do what you want, but you're never gonna break me,

sticks and stones are never gonna shake me

ouh, ouh, ouh
 

Ich stöhnte als es nun auch noch begann zu vibrieren, weshalb es mir nur noch mehr auf die Nerven ging. Vollkommen entnervt, öffnete ich meine Augen einen Spalt breit, blinzelte einen Moment gegen das Sonnenlicht an, bevor mir ein stechender Schmerz durch den Kopf jagte und ich gepeinigt meine Augen zusammenkniff. Verdammte Kacke. Wieso tat mein Schädel so weh? Und wieso war es denn so hell in meinem Zimmer? Unsere Wohnung war doch überwiegend zur Nordseite ausgerichtet.
 

Take me away (take me away)

A secret place (a secret place)
 

„Ja, verdammt.“, knurrte ich und hätte beinahe laut aufgeseufzt als ich endlich mein Handy, keine Handbreite von meinem Kopfkissen entfernt, fand und einen kurzen Blick auf den Display warf.
 

A sweet escape (a sweet escape)

Take me a-
 

„Morgen, Ino.“, murrte ich, kaum, dass ich ihren Anruf entgegen genommen und mir mein Handy ans Ohr gehalten hatte. Erschöpft von dem vielen Sonnenlicht und dem hämmernden Schmerz in meinem Kopf, schloss ich meine Augen wieder und ließ mich zurück auf mein Bett fallen.

„Guten Morgen, Liebes! Ich hoffe doch, dass du nicht noch im Bett liegst bei diesem wunderschönen Wetter! Komm, beweg deinen Hintern und sammle gleich Hinata und Temari ein, heute gehen wir an den Strand!“

Bereits nach ihrer überschwänglichen – und vor allem gequietschten – Begrüßung, hatte ich mein Handy ein ganzes Stück von meinem Ohr weggehalten, weshalb ich ihre letzten Worte beinahe nicht verstanden hatte, da sie wieder zu ihrer normalen, wunderbar leisen Stimme übergewechselt hatte.

„Muss ich?“

„Natürlich musst du! Du warst schon nicht beim Shoppen dabei, da musst du zumindest mit zum Strand kommen!“

„Na gut.“, gab ich mich geschlagen und rollte mich auf meine linke Seite, wollte meine Beine aus dem Bett schwingen, jedoch trafen meine Füße auf etwas hartes, weshalb ich erschrocken aufjapste und meine Augen öffnete. Ich starrte an eine in sanftem Hellgrün gestrichene Wand. Das Erste was mir durch den Kopf ging, war die Frage: Seit wann besaß ich hellgrüne Wände? Das Nächste: Seit wann stand mein Bett auf dieser Seite des Zimmers?
 

„Warte mal kurz, Ino.“, murmelte ich mit einem unguten Gefühl im Bauch in mein Handy und setzte mich dann langsam in meinem Bett auf, sah mich um.

Es waren nicht die hochmodernen technischen Geräte oder die weißen Möbel oder der dunkle Parkettboden, der sich wie ein brutaler Schlag mitten ins Gesicht anfühlte, sondern eine knallrote Couch in der Mitte des Raumes.

„Scheiße.“, hauchte ich fast lautlos als ich das Zimmer erkannte.

Leise klang Inos leicht panische Stimme an mein Ohr: „Sakura? Ist alles in Ordnung? Sakura?“

Irritiert, weil sie mir nicht wie üblich ins Ohr quietschte, blickte ich auf meine Hand, welche ich im Schock hatte sinken lassen und hob mein Handy wieder an mein Ohr. „Ino?“

„Ja?“

„Wieso liege ich in Sasuke Uchihas Bett?“
 

„Dir ist klar, dass du mich nicht bis vor die Haustür begleiten musst?“ Argwöhnisch sah ich zu Sasuke, welcher seit geraumer Zeit kein Wort mehr von sich gegeben hatte. Ich zwar auch nicht, aber das war in diesem Moment eher nebensächlich.

„Und was ist, wenn vor deiner Haustür ein Vergewaltiger auf dich lauert?“, fragte er und warf mir einen todernsten Blick zu, weshalb ich beinahe stehen geblieben wäre. Bevor ich jedoch Panikattacken bekommen konnte, begann Sasuke wieder zu grinsen. „War ein Spaß, Sakura. Dir passiert nichts.“

Na super. Jetzt lachte er mich auch noch aus. Er hatte mir doch den Floh ins Ohr gesetzt, dass ich vergewaltigt und ermordet in irgendeiner Ecke landen würde!

„Halt doch deine Klappe.“, murrte ich und versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen. Das tat seiner Laune jedoch keinen Abbruch, denn er grinste sich weiterhin seinen Arsch ab.

Irritiert aufgrund seiner verdammt guten Laune, die er plötzlich widererlangt hatte, fragte ich: „Seit wann bist du eigentlich so ein Dauergrinser? Normalerweise schaust du doch nur böse durch die Gegend.“

Sein Grinsen verschwand so abrupt wie es gekommen war und er sah mich kalt an. „Du solltest dir kein Urteil über andere Menschen erlauben, wenn du kaum Zeit mit ihnen verbracht hast.“

Ich schluckte und fühlte mich für einen Moment so wie früher als meine Mutter mir noch wegen jeder Kleinigkeit einen Vortrag gehalten hatte. „Sorry.“

Sasuke antwortete nicht auf meine Entschuldigung und ich traute mich nicht ihn erneut an zusprechen, so böse wie er wieder durch die Gegend sah. So liefen wir wieder eine ganze Weile still nebeneinander her.
 

Erst als wir in die Straße einbogen, in der mein Wohnblock sich befand, sprach ich ihn erneut an: „Ich meinte das ernst. Du musst nicht-“

„Sakura? Lass es einfach.“

Ein strenger Blick von ihm traf mich und ließ mich zickig werden: „Dann beschwer dich aber nicht irgendwann, von wegen du hast mich nach Hause gebracht und jetzt bin ich dir einen Gefallen schuldig. Das kannst du gleich vergessen!“

Sasuke seufzte leise und fuhr sich durch die Haare, was irgendwie unheimlich heiß aussah. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass du morgen unseren Pool säuberst. Nackt, versteht sich.“

Geschockt blieb ich stehen und sah zu Sasuke, welcher ebenfalls stehen geblieben war und mich todernst ansah. Bevor ich jedoch dazu kam, ihm seinen Hals umzudrehen, schlich sich wieder ein Grinsen auf seine Lippen. Er hatte mich schon wieder verarscht.

„Ach, fick dich doch, Uchiha!“, knurrte ich und ließ ihn eiskalt stehen. Mit schnellen Schritten ging ich die letzten zwanzig Meter bis zur Eingangstür unseres Wohnblocks und kramte meinen Schlüssel aus meiner Jackentasche.

„Gute Nacht, Sakura!“

Als Antwort auf seinen halbgelachten und halbgerufenen Wunsch hob ich meine Hand und zeigte ihm meinen Mittelfinger, bevor ich ins Innere des Wohnblocks verschwand und die Eingangstür hinter mir zu knallte.
 

„Meinst du das ernst? Du liegst gerade wirklich…“

Ino brauchte ihren Satz nicht zu beenden. Ich verstand sie auch so. „Ja. Also eigentlich sitze ich ja in seinem Bett, aber bis eben habe ich gelegen und…“

„Scheiße.“

„Das kannst du laut sagen.“

Für einen kurzen Moment schwiegen wir beide vollkommen geschockt und überfordert mit der Situation.

„Und du bist dir sicher, dass du bei Sasuke – also dem Sasuke Uchiha im Bett liegst?“

„Ich habe die gesamte letzte Woche dieses verschissene Zimmer geputzt, ich denke, ich bin mir sicher.“, gab ich leicht zickig zurück und rutschte gleichzeitig zum Rand des Bettes.
 

„Hast du deine Unterwäsche noch an?“

„Ino!“, empört rief ich ihren Namen viel zu laut, weshalb ich mir gleich darauf die Hand auf den Mund schlug. Wenn mich jemand gehört hatte. Sasuke zum Beispiel. Oder Itachi. Oder noch schlimmer: Mikoto.

„Was denn? Jetzt weißt du wenigstens, dass ihr nicht miteinander geschlafen habt.“

Wo sie Recht hatte… „Aber warum liege ich dann in seinem Bett?“ Meine Stimme hatte derweil einen hohen Ton angenommen, jedoch schaffte ich es tatsächlich nicht zu schreien, sondern leise mit Ino zu reden.

„Keine Ahnung.“, gab Ino zu, während ich mein Handy zwischen Schulter und Ohr einklemmte und mir meine Hose schnappte, welche relativ ordentlich zusammengefaltet vor dem Bett lag und sie mir überzog.

„Was ist überhaupt gestern passiert? Ich dachte, er wollte dich zu dir nach Hause bringen! Und nicht zu sich.“

„Hat er auch!“

„Und warum liegst du dann bei ihm im Bett?!“

„Ich habe keine Ahnung!“ Kaum hatte ich dies ausgesprochen, fiel mir wieder ein was am Abend zuvor passiert war. Wie vor den Kopf gestoßen, setzte ich mich zurück auf den Rand von Sasukes Bett und murmelte: „Scheiße.“
 

„Dieser arrogante, unterbelichtete, selbstverliebte Arsch. Möge er in der Nacht impotent werden.“ Leise vor mich her schimpfend, stapfte ich die Treppenstufen zu unserer Wohnung hinauf und spielte zeitgleich mit den Schlüsseln in meiner Hand.

Endlich vor unserer Wohnungstür angekommen, brauchte ich daher auch erst einmal weitere dreißig Sekunden bis ich den richtigen Schlüssel gefunden hatte und die Tür aufschließen konnte. Drinnen schmiss ich meinen Schlüssel lieblos auf die Kommode neben der Tür, kickte meine Schuhe in eine Ecke unseres Flures und wollte eigentlich gleich in meinem Zimmer verschwinden, jedoch wurde ich von Stimmen, welche aus dem Wohnzimmer in den Flur drangen, daran gehindert.

Verwundert runzelte ich meine Stirn. Es war halb zwei Uhr früh, wieso war meine Mutter noch wach? Und mit wem sprach sie da?

So leise wie möglich – angetrunken wie ich war, war das keine einfache Aufgabe – ging ich zur Wohnzimmertür hinüber und versuchte durch das Schlüsselloch zu gucken, jedoch war das Einzige was ich sah der Rücken meiner Mutter.

Da musste ich wohl einfach mal reinplatzen. Mit einem leicht hyperaktiven „Wunderschönen guten Morgen!“ auf den Lippen drückte ich die Tür auf und trat ins Wohnzimmer.

Meine gute Laune verschwand abrupt in einem einen Kilometer tiefen Loch als ich die Person erkannte, die meiner Mutter gegenüber saß. „Dad?“
 

„Dein Vater?“

„Mein Vater.“, bestätigte ich Inos Frage und fischte zeitgleich nach meinen Socken, welche ich kurz darauf ebenfalls anzog.

„Okay, dein Vater war also bei euch in der Wohnung. Erstens: Wieso? Und zweitens: Wieso bist du dann bei Sasuke?“

„Ich bin abgehauen.“, beantwortete ich ihre zweite Frage und schlüpfte schnell in mein Shirt, bevor ich Ino eine etwas ausführlichere Antwort gab.
 

„Sakura.“

Mein Vater schenkte mir einen überraschten Blick, bevor er beinahe hilfesuchend zu meiner Mutter sah, welche sich zu mir herum gedreht hatte und mich ebenso überrascht ansah.

„Was machst du denn hier, Spatz?“, fragte meine Mutter und stand auf, kam jedoch nicht auf mich zu. Anscheinend sagte mein Blick alles.

„Ich wohne hier?“

„Ich dachte du wärst bei Hinata.“

„Wie du siehst, bin ich das nicht. Was macht er hier?“

Mit hochgezogener Augenbraue zeigte ich auf meinen Vater, welcher es natürlich nicht lassen konnte seinen Kommentar dazu abzugeben: „Sakura, bitte. Ich möchte nur mit dir reden.“

„Ich aber nicht mit dir.“, erwiderte ich schnippisch und sah wieder zu meiner Mutter.

„Wieso ist er hier, Mum? Du weißt, dass ich das nicht will.“

„Sakura, Spatz. Reg dich bitte nicht auf. Ich möchte doch nur, dass du nicht ohne deinen Vater aufwächst.“

„Ach und ich habe da nicht mitzureden oder was?!“, rief ich und biss mir anschließend auf die Unterlippe, hoffte, dass meine Mutter nicht mitbekommen hatte, dass meine Stimme am Ende gezittert hatte.

„Doch natürlich. Aber da du nicht auf meine Anrufe reagiert oder mich weggedrückt hast, dachte ich, dass ich es wohl besser mal vorbei kommen sollte. Deine Mutter hat mich nur höflicherweise herein gebeten.“, versuchte mein Vater mich zu beschwichtigen und gleichzeitig meine Mutter zu decken. Jedoch erreichte er eher das Gegenteil.
 

„Ich fürchte, da hast du falsch gedacht. Es ist definitiv nicht besser, wenn du hier bist! Ehrlich gesagt, würde ich mich sogar sehr freuen, wenn du ganz verschwinden würdest!“

„Sakura!“ Meine Mutter sah mich erschrocken und tadelnd zugleich an, bevor sie fortfuhr: „So kannst du doch nicht mit deinem Vater reden.“

„Dieser Mann ist nicht mein Vater.“, knurrte ich und legte so viel Abscheu wie möglich in das letzte Wort.

„Das ist nicht nett, Sakura.“, tadelte meine Mutter, erreichte damit aber nicht, dass ich über meine Worte nachdachte, sondern eher, dass ich einfach sagte was mir durch den Kopf ging: „Das ist mir doch egal! Er ist abgehauen und hat uns in der Scheiße sitzen lassen. Hat sich ein schönes Leben mit irgendeiner Großstadttussi aufgebaut. Das war auch nicht nett.“

„Sakura, bitte, ich möchte-“, setzte mein Vater an, jedoch unterbrach ich ihn: „Es interessiert mich nicht was du möchtest. Für mich bist du gestorben. Also verhalt dich wenigstens auch so und verschwinde aus dieser Wohnung!“

Daraufhin kehrte Stille ein. Meine Mutter starrte mich an, mein Vater starrte mich an und ich… ich stand da und zeigte in Richtung Wohnungstür. Keiner bewegte sich.

Bis es mir zufiel wurde. „Dann gehe ich halt.“

Mit diesen Worten drehte ich auf dem Absatz um, ging zurück in den Flur und schlüpfte in meine nächstbesten Schuhe. Noch bevor meine Mutter – oder noch schlimmer: mein Vater – mir folgend konnten, verließ ich unsere Wohnung und rannte die Treppenstufen hinab. Selbst als die Eingangstür zum Wohnblock hinter mir zufiel, hörte ich nicht auf zu rennen. Ich rannte einfach. Irgendwohin. Hauptsache weg.
 

„Oh Gott. Und was ist dann passiert?“

Wäre mir nicht abgrundtief elend zumute, hätte ich wahrscheinlich wegen Inos unverhohlener Neugierde gelächelt. So schaffte ich es jedoch nur ein leises „Keine Ahnung.“ von mir zu geben.

„Wie, keine Ahnung? Du musst doch wissen wie du zu Sasuke gekommen bist!“

„Sorry, aber ich weiß es wirklich nicht. Ab da weiß ich gar nichts mehr.“ Total fertig mit Gott und der Welt massierte ich meine Stirn, hinter welcher sich noch immer hämmernde Kopfschmerzen befanden. Diese machten mir das Nachdenken nicht gerade einfacher.

„Scheiße. Und was machst du jetzt?“

Für einen Moment überlegte ich, dann wurde mir jedoch klar, dass ich keine andere Wahl hatte als: „Ich werde Sasuke fragen.“

„Na dann, viel Spaß.“, erwiderte Ino und ich hörte wie sie schnaubte.

„Danke. Ich ruf dich an, wenn ich mehr weiß, okay?“

„Okay. Aber brauch nicht so lange, ja?“

„Ich versuch´s. Bye.“

„Bye.“

Damit legten wir auf. Ich sah noch eine Weile auf mein Handy in meiner Hand hinunter, bevor ich es in meine Hosentasche steckte und auf Sasukes Zimmertür zuging.
 

Ich fand Sasuke im Wohnzimmer. Zu meiner Überraschung war ich auf dem Weg dorthin niemanden begegnet, weshalb ich annahm, dass er allein daheim war. Vorsichtig versuchte ich es mit einem zaghaften: „Guten Morgen.“

Sasukes Kopf drehte sich nur minimal in meine Richtung, dann sah er wieder zum Fernseher. Danke auch. Arsch.

„Dir auch einen guten Morgen, Sakura.“, übernahm ich seine Aufgabe und wünschte mir selbst einen guten Morgen, woraufhin Sasuke mir einen skeptischen Blick schenkte. Wahrscheinlich dachte er, dass ich nicht mehr alle Latten am Zaun hatte, aber das war mir egal. Ich wollte doch eigentlich nur wissen, wie ich hier her gekommen war.

„Sag mal, Sasuke…“, startete ich den nächsten Versuch mit ihm ein Gespräch zu beginnen, jedoch fiel seine Reaktion noch negativer aus als zuvor: Er seufzte genervt, schaltete den Fernseher aus, erhob sich und ging an mir vorbei in den Flur.

„Hey, warte doch mal!“, rief ich und rannte ihm hinterher. Diesmal fand ich ihn im unteren Bad, wo er sich gerade irgendetwas aus dem Hängeschrank über dem Waschbecken angelte.

Noch bevor ich auch nur dazu kam ihn erneut anzusprechen, drückte er mir mit einem leisen „Hier.“ eine kleine Tablette in die Hand und verschwand dann in die Küche.

Etwas perplex sah ich auf die Tablette hinunter und brauchte ungefähr dreißig Sekunden bis mir dämmerte, dass das in meiner Hand eine Aspirin war. Eilig warf ich sie mir in den Mund und schluckte sie, folgte anschließend Sasuke.
 

„Woher weißt du, dass ich Kopfschmerzen habe? Danke übrigens.“, sagte ich und setzte mich ihm gegenüber an den Küchentisch. Er war gerade dabei die Musterung des Tisches zu Tode zu starren.

„Weil es mir genauso geht und wir beinahe gleich viel getrunken haben.“

„Oh mein Gott, du kannst reden.“, sagte ich und grinste, ignorierte seinen bösen Blick. Ein kurzes Piepen störte meine Konzentration und sorgte dafür, dass ich von Sasuke weg und in Richtung Mikrowelle sah.

Sasuke nutzte diesen Moment, stand auf und ging zur Kaffeemaschine, welche neben der Mikrowelle platziert worden war. Er nahm zwei Tassen aus einem der Schränke, füllte diese bis oben hin mit frischem dampfenden Kaffee und kam dann wieder zum Tisch zurück. Eine Tasse stellte er direkt vor mich, von der anderen hatte er bereits einen großzügigen Schluck getrunken noch bevor er sich überhaupt wieder mir gegenüber gesetzt hatte.

Erneut etwas perplex starrte ich einen Moment auf die Kaffeetasse vor mir, bevor ich wieder zu Sasuke sah und mich leise bedankte. Er nickte nur und trank noch einen Schluck Kaffee, bevor er seine Tasse von sich schob, die Arme auf dem Tisch faltete und seinen Kopf darin vergrub. Da war wohl einer müde.

„Sasuke?“
 

Angesprochener gab ein leises Brummen von sich, was ich als Zeichen seiner Aufmerksamkeit deutete, weshalb ich einfach mal weiterredete: „Was ist gestern passiert? Ich kann mich nur daran erinnern, dass du mich nach Hause gebracht hast und ich da meinen Dad getroffen habe und dann abgehauen bin. Aber ich habe weder eine Ahnung davon warum ich in deinem Haus bin noch warum ich in deinem Bett geschlafen habe.“

Sasuke regte sich einen Moment gar nicht, dann seufzte er leise und setzte sich gerade hin, schenkte mir einen genervten Blick, bevor er mir knapp die Geschehnisse der letzten Nacht erläuterte: „Ich hab dich im Park gefunden, wo du auf einer Bank gehockt und vor dich hin gestarrt hast. Du warst total unterkühlt also habe ich dir angeboten dich erneut nach Hause zu bringen. Daraufhin hast du mich fast umgebracht, von wegen, du willst nicht zu diesem Idioten und was mir einfiele so etwas auch nur vorzuschlagen. Also habe ich dich zu mir gebracht. Konnte dich ja schlecht erfrieren lassen.“

„Jetzt wo du´s sagst…“ … fiel es mir auch wieder ein.
 

Es war so verdammt kalt. Wieso war es so kalt? Konnte vielleicht daran liegen, dass ich nur eine leichte Sommerjacke trug, obwohl mittlerweile der Herbst im vollen Gange war. Aber auch nur vielleicht.

Ein bisschen über meine eigenen Gedanken lächelnd, setzte ich mich auf eine der lila Parkbänke und zog meine Knie an, starrte durch die Dunkelheit. Die paar Laternen, die im Park aufgestellt worden waren, spendeten nur wenig bis gar kein Licht, weshalb ich auf dem Weg hierher beinahe zweimal hingefallen wäre. Blöde Dunkelheit! Wieso konnte es nicht Tag sein? Dann könnte ich jetzt auch zu Hinata gehen und mich bei ihr über meinen dämlichen Vater aufregen. Was machte dieser Idiot eigentlich hier? Merkte der nicht, dass ihn niemand sehen wollte?

„Sakura?“

Erschrocken zuckte ich zusammen und sah auf, erblickte Sasuke keine drei Meter von mir und der Parkbank entfernt stehen. „Mein Gott, Sasuke. Du hast mich vielleicht erschreckt.“

Er kam ein paar Schritte auf mich zu und blieb schließlich direkt vor mir stehen. „Was machst du hier? Ich dachte, du bist zu Hause.“

„Da hat sich der Arsch meiner Kindheit eingenistet. Deshalb bin ich hier.“

„Ist dir nicht ein bisschen kalt?“

Ein skeptischer Blick zu meiner Jacke folgte, weshalb ich automatisch meine Arme vor der Brust verschränkte. „Nein.“
 

„Deshalb sind deine Lippen auch blau. Komm, ich bring dich nach Hause.“

„Nein! Bist du bescheuert? Ich will da nicht hin! Was glaubst du warum ich abgehauen bin? Sicherlich nicht, um zurück zu gehen.“

Sasuke gab ein genervtes Seufzen von sich, bevor er den Reißverschluss seiner Jacke öffnete und sie sich von den Armen streifte. „Hier. Zieh die an und komm mit.“

Fragend sah ich ihn und seine Jacke an, welche er mir entgegen hielt. „Wohin?“

„Da du ja nicht zu dir nach Hause gehen willst, würde ich vorschlagen, dass du mit zu mir kommst. Außer du willst auf einer Parkbank nächtigen.“

Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach sein Angebot auszuschlagen, jedoch siegte mein Verstand über meinen Stolz, weshalb ich mich erhob und seine Jacke entgegen nahm. Kaum hatte ich sie mir übergezogen, wurde mir warm. Mein Gott, war diese Jacke genial!

„Komm.“ Sasuke machte sich nicht die Mühe noch länger auf mich zu warten, sondern ging einfach schon mal voraus, in die Richtung aus der er gekommen war.

Schnell zog ich den Reißverschluss der Jacke zu und eilte ihm dann hinterher. Sobald ich ihn eingeholt hatte, verlangsamte ich meine Schritte wieder und lief schweigend neben ihm her in die Richtung, in der sein Zuhause lag.
 

„War´s das? Du hast mich mit zu dir genommen und sonst ist nichts weiter passiert?“

„Du hast mein Bett für dich beansprucht und ich habe im Gästezimmer geschlafen, aber sonst ist nichts weiter passiert.“, sagte er und trank noch einen Schluck aus seiner Tasse.

„Okay.“ Ich nahm ebenfalls einen Schluck, stellte das Getränk so schnell wie ich es genommen hatte aber auch wieder zurück auf den Tisch. Bäh. Kaffee ohne Milch und Zucker. Widerlich.

„Danke nochmal, dass ich hier übernachten durfte. Und du hättest mich auch ruhig ins Gästebett abschieben können.“

„Wir haben es beide überlebt, oder?“

Ich nickte und lächelte leicht. Bevor ich jedoch dazu kam ihm noch etwas zu sagen, begann mein Handy in meiner Hosentasche wieder zu singen. Ein bisschen hektisch kramte ich es hervor und warf einen kurzen Blick auf das Display, bevor ich den Anruf wegdrückte. Mit meiner Mutter würde ich mich rumschlagen sobald ich zu Hause war.
 

„Ich denke, ich sollte jetzt gehen. Wir sehen uns ja morgen.“, sagte ich und lächelte leicht, woraufhin Sasuke sich erhob, mir meine Kaffeetasse vor der Nase wegschnappte und damit zur Spüle hinüber ging.

Mit dem Rücken zu mir bemerkte er: „Deine Schuhe und deine Jacke sind im Flur. Bis morgen. Und komm nicht zu spät zur Arbeit.“

Okay, das war auch eine Möglichkeit sich zu verabschieden. Arsch. Aber gut, er hatte dafür gesorgt, dass ich nicht auf einer Parkbank erfror oder von irgendwelchen Pennern vergewaltigt wurde. Was konnte ich mehr erwarten? Ein ehrliches Lächeln.

Ich schnaubte leise, als mir meine innere Stimme mal wieder ein bisschen Wunschdenken schenkte und erhob mich dann ebenfalls, ging in den Flur, wo ich Schuhe und Jacke anzog und mich dann zum Gehen wandte.

„Bis dann, Sasuke!“ Ich wartete noch einen Moment, jedoch bekam ich keine Antwort, weshalb ich die Haustür etwas heftiger als nötig ins Schloss zog. Er war ein Arsch gewesen und er würde ein Arsch bleiben. Wieso traf es mich dann so, dass er sich nicht einmal anständig verabschiedete?
 

Nachdem ich den Ersatzschlüssel für unsere Wohnung vom Hausmeister geholt – meinen Schlüssel hatte ich im Eifer des Gefechts ja in der Nacht auf der Kommode liegen gelassen – und mich ganz kurz dem Zettel meiner Mutter gewidmet hatte, welcher auf dem Küchentisch lag und verkündete, dass sie einkaufen war und mit mir reden wollte sobald sie wieder da war – Wunschdenken, Mama? –, ging ich in mein Zimmer, kramte mein Handy heraus und rief Ino an, um ihr einerseits klar zu machen, dass ich definitiv nicht mit an den Strand kommen würde und um ihr andererseits zu berichten, was ich von Sasuke erfahren hatte. Anschließend schmiss ich mein Handy in irgendeine Ecke meines Zimmers und mich auf mein Bett, nicht ohne zuvor meine Zimmertür abzuschließen.

Mir egal was meine Mutter mit mir bereden wollte, zurzeit hatte ich keine Lust auf sie. Sie konnte ruhig mal spüren, dass sie sich echt beschissen benommen hatte. Einfach meinen Vater in die Wohnung zu lassen und über meinen Kopf hinweg zu entscheiden, ob ich mit oder ohne diesen Arsch aufwachsen wollte – das ging wirklich zu weit.
 

Als meine Mutter knapp eine Stunde später wieder nach Hause kam, klopfte sie auch schon keine zwei Sekunden später an meiner Tür, jedoch machte ich ihr sehr deutlich, dass ich nicht mit ihr reden wollte.

Auch vier Stunden später, als ich in die Küche ging und mir Etwas zu essen holte, versuchte sie ein Gespräch mit mir zu beginnen. Ich war jedoch schlau gewesen und hatte mir meinen MP3-Player mitgenommen, weshalb ich, anstatt meiner Mutter zuzuhören, Musik hörte.

Dies bemerkte sie auch erst als ich leise summend an ihr vorbei aus der Küche gehen wollte, woraufhin sie mir einen meiner Kopfhörer aus dem Ohr riss. Der darauffolgende Wortwechsel war nicht gerade jugendfrei gewesen, jedoch endete er damit, dass ich meine Ruhe hatte und sie merkte, dass sie verkackt hatte.
 

Es war mitten in der Nacht als ich leise japsend aus meinen Träumen aufschreckte und verwirrt durch mein Zimmer sah. Um meine Mutter nicht zu wecken – und um mir ein Gespräch mit ihr zu ersparen – tapste ich daraufhin extra leise und langsam in unsere Küche, wo ich mir eine Tasse mit heißer Milch und Honig machte.

Anschließend tapste ich genauso leise wieder zurück in mein Zimmer, ließ meine Zimmertür jedoch unverschlossen. Vorsichtig, damit ich nichts verschüttete, kroch ich zurück unter meine Bettdecke und starrte durch mein Zimmer, genoss den Geschmack meines Lieblingsgetränks.

Während ich also dabei war mich langsam wieder selbst einzuschläfern, schweiften meine Gedanken ab und ich ging noch einmal die letzte Nacht durch.

Wir hatten im Ville gefeiert, Sasuke hatte mich nach Hause gebracht, ich war meinem Vater begegnet und daraufhin abgehauen. Sasuke hatte mich im Park gefunden und mich mit zu sich genommen. Das war´s. Oder?

Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass da noch mehr gewesen war. Dass da noch irgendetwas war, etwas, das Sasuke mir verschwiegen hatte, obwohl er es genauso wusste wie ich. Aber ich erinnerte mich einfach nicht mehr daran. Oder ich war einfach ganz schön paranoid. Leise seufzend, stellte ich meine geleerte Tasse auf meinem Nachtschränkchen ab und löschte das Licht.

In dem Moment, in dem mein Kopf mein Kopfkissen berührte, durchzuckte mich die Erinnerung an letzte Nacht. Augenblicklich saß ich wieder gerade in meinem Bett.

„Verdammte Scheiße.“
 

**********************************************************************************
 

Weeeer möchte Vermutungen darüber anstellen, was

a) Sasuke mitten in der Nacht im Park macht und

b) Sasuke vor Sakura verheimlicht hat ?

Play your game

I fell apart so I let you in

I opened the door and it began
 

„Tee?“

Verwirrt sah ich auf und zu Sasuke, welcher sich bereits seine Schuhe ausgezogen hatte und nun im Türrahmen zur Küche stand, mich fragend ansah. „Ehm, du musst dir keine Umstände machen.“, druckste ich herum und zog mir seine Jacke von den Schultern. Mein Gott, wenn er sich hier dran erinnern und es mir auch noch vorhalten würde… Ich würde sterben. Definitiv. Das war so peinlich! Warum genau war ich nochmal mit ihm mitgegangen? Ach ja. Da saß ja ein Arschloch in meiner Wohnung, weshalb ich dort nicht hin konnte. Aber ich hätte doch auch zu Hinata gehen können! Oder zu Temari oder Tenten oder – im schlimmsten Fall – zu Ino. Wieso zur Hölle hatte ich mich dazu breitschlagen lassen, mit zu Sasuke zu gehen? War ich denn von allen guten Geistern verlassen worden?

„Ja oder nein?“, riss mich Sasuke aus meinen verzweifelten und von Selbsthass durchzogenen Gedanken und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Tee. Den er mir noch andrehen wollte.

„Okay.“, gab ich nach und zuckte mit den Schultern. Sollte er mir doch einen Tee machen. Dann war mir wenigstens nicht mehr kalt.

„Du kannst dich übrigens ins Wohnzimmer setzen.“
 

Ich nickte und bemerkte dann erst wie bescheuert ich mich aufführte. Sasuke war längst in der Küche verschwunden und ich nickte der Luft zu. Super Sakura. Das machst du mal wieder fa-bel-haft. Ich schnaubte über meine eigenen Gedanken, kickte meine Schuhe von meinen Füßen, stellte sie dann jedoch ordentlich neben Sasukes – immerhin war ich hier die Putzfrau, da musste ich ja nicht auch noch unbedingt selbst für Dreck und Unordnung sorgen. Argh, Putzfrau. Irgendwie kam mir bei diesem Wort die Galle hoch.

„Ich meine das übrigens ernst. Setz dich ins Wohnzimmer. Du machst mich nervös.“ Erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu Sasuke, welcher wieder im Türrahmen zur Küche aufgetaucht war und mich spöttisch musterte. Ich murmelte ein „Tschuldigung.“ und kämpfte gegen die Hitze in meinen Wangen an, während ich mit gesenktem Kopf an ihm vorbei und ins Wohnzimmer huschte.
 

„Hier.“ Mit einem leisen Klirren stellte Sasuke die dampfende Teetasse vor mir auf den Glastisch im Wohnzimmer und ließ sich dann mit seiner Teetasse in der Hand auf den Sessel neben der Couch sinken.

„Danke.“, gab ich meinem guten Benehmen eine Chance und griff nach der Teetasse. Mit ihr in der Hand lehnte ich mich wieder gegen die Couchlehne und starrte aus dem Fenster.

Die darauffolgenden Schweigeminuten – tatsächlich waren es fünf, was ich am Ticken der Wanduhr erkennen konnte, welches mich schier wahnsinnig machte – wurden jäh von Sasukes beinahe lautlosen Seufzen unterbrochen, bevor seine Tasse den Weg zurück auf den Glastisch und Sasuke den Weg aus dem Wohnzimmer fand.

Cool. Jetzt hatte ich also Sasuke Uchiha mit Schweigen vergrault.

Du dämliche Nuss, du!, beschimpfte ich mich gedanklich selbst, bevor auch meine Tasse den Weg auf den Glastisch fand und ich meine Beine anzog, um meine Arme und meinen Kopf darauf zu betten. Ich war so eine dämliche Nuss. Ich hätte einfach im Park bleiben und mir den Arsch abfrieren sollen. Nein, stattdessen saß ich nun hier und langweilte sogar Sasuke, den wohl unkommunikativsten Menschen der Welt, mit meinen Schweigemomenten.
 

„Schläfst du?“

Erschrocken schreckte ich auf und starrte Sasuke an, welcher keinen Meter von mir entfernt dastand und mich mit hochgezogener Augenbraue beobachtete.

„Sehe ich so aus?“, fragte ich und verengte meine Augen zu Schlitzen. Musste er mich gerade jetzt nerven? Hätte er nicht wegbleiben können, damit ich mich in Selbsthass baden konnte?

„Um ehrlich zu sein, sahst du hochgradig verzweifelt aus, aber da ich nicht vor hatte von dir mit Kissen, Tassen und Schimpfwörtern beworfen zu werden, weil du nicht hören willst, dass ich dir ansehen kann, dass du verzweifelt bist; dachte ich mir, dass ich auch einfach so tun könnte als würde ich denken, dass du dabei bist einzuschlafen.“

Oh Gott. Sasuke Uchiha hatte gesprochen. Den längsten Satz, den ich je von jemanden zu hören bekommen hatte. Jetzt war ich platt. Um das irgendwie zu überspielen, tat ich genau das, was Sasuke angeblich verhindern wollte: „Ich bin nicht verzweifelt, klar?!“, zischte ich und griff bereits zum nächstbesten Kissen, jedoch kam Sasuke mir zuvor und klaute es mir vor der Nase weg, um es auf den Sessel neben sich zu werfen.
 

„Deshalb kreischt du auch so rum.“, sagte er, vollkommen unbeeindruckt von der Tatsache, dass ich bereits zum nächsten Kissen griff, welches er mir einfach aus der Hand nahm. „Und wirfst mit Kissen um dich.“

„Halt doch die Fresse!“, murrte ich und nahm meine typische Bockstellung ein: Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah in eine andere Richtung, verrenkte mir dabei zwar fast den Hals, aber das war mir in diesem Moment egal. Ich hörte Sasuke erneut seufzen, dann plumpste etwas Schweres neben mich und ich sah fragend dorthin.

Das schwere Etwas stellte sich als Sasuke Uchiha heraus, welcher mich mit hochgezogener Augenbraue musterte. „Woran denkst du?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“, blockte ich ab und sah wieder in die andere Richtung. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich und verzweifelt, also bitte. Wieso sollte ich denn bitte verzweifelt sein? Vielleicht weil das größte Arschloch der Welt mein Vater war und eben jener in meiner Wohnung saß und wahrscheinlich gerade mit meiner Mutter darüber beratschlagte, wie man mich zu einem handzahmen Kätzchen machte, damit ich aufhörte meinen Arschloch-Vater dafür zu hassen, dass er mich und meine Mutter sitzen gelassen hatte, und wie ich mich dazu breitschlagen ließe mehr Zeit mit dem Arschloch zu verbringen, damit ich nicht ohne meinen Arschloch-Vater aufwachsen würde.
 

„Und woran denkst du jetzt?“

Genervt drehte ich meinen Kopf wieder zu Sasuke und blinzelte ein paar Mal, weil ich ihn irgendwie nur verschwommen sehen konnte, bevor ich seine dämliche Fragerei wieder abblockte: „Wieso genau denkst du eigentlich, dass dich das was angeht?!“

„Weil du weinst. In meinem Haus. Und das finde ich, um ehrlich zu sein, beschissener als Nachsitzen bei Anko.“

Geschockt sah ich ihn einen Moment lang an, dann fasste ich mir ins Gesicht und spürte, dass er die Wahrheit sagte. Ich heulte. Vor Sasuke Uchiha. Scheiße. Schnell drehte ich mich weg von Sasuke und wischte über meine Wangen, welche mittlerweile glühten. Super, Sakura. Jetzt heulst du nicht nur vor Sasuke Uchiha, sondern wirst deswegen auch noch rot. Ganz klasse. Irritiert sah ich auf als Sasuke sich plötzlich erhob und ohne ein Wort aus dem Wohnzimmer verschwand. Was war denn jetzt los mit ihm?

Es dauerte eine Weile, in der ich seltsame Geräusche aus der Küche vernahm – Poltern, Klirren und Wasserrauschen –, bis Sasuke wieder ins Wohnzimmer zurückkam, in der Hand eine weiße Porzellanschale.

„Was genau hast du damit vor?“, misstrauisch beäugte ich die Schale, mit welcher er mir immer näher kam. Gerade als ich das Schlimmste vermutete – vielleicht wollte er mich damit ja erschlagen, weil mein Geheule ihm auf die Nerven ging –, stellte er sie direkt vor mir auf dem Glastisch ab.
 

„Erdbeeren?“, verwirrt sah ich vom verdammt lecker aussehenden Inhalt der Porzellanschale zu Sasuke und wieder zurück.

„Meine Mutter hat sie mir früher immer mitgebracht, wenn ich sauer oder traurig war. Meistens, weil mein Vater Itachi mehr Beachtung schenkte als mir.“, gab Sasuke mir eine, für seine Verhältnisse recht ausführliche Antwort, was ich auf seinen bisherigen Alkoholkonsum schob, und ließ sich dann wieder in den Sessel fallen.

Für einen Moment sah ich ihn nur ungläubig an, dann inspizierte ich die Erdbeeren allein mit meinem Blick auf giftiges Aussehen. Sasuke schien das zu bemerken, da er just in diesem Moment nach einer griff und sie sich in den Mund schob. Dass er dabei irgendwie heiß aussah, war ein zuckersüßer Nebeneffekt. Verdammt, Sakura! Reiß dich zusammen! Ich spürte bereits wieder wie mein Blut in meine Wangen schoss und wandte mich daher den Erdbeeren zu, welche anscheinend nicht vergiftet waren und eine willkommene Ablenkung darstellten. Sowohl von mir als auch von Sasuke.
 

„Warte mal einen Moment. Sasuke hat dir Erdbeeren gegeben? Ernsthaft?“ Ino schenkte mir den wohl ungläubigsten Blick, den ich je gesehen hatte und sorgte damit dafür, dass ich minimal an meinem Erinnerungsvermögen zweifelte.

Trotzdem – oder gerade deswegen – nickte ich langsam, woraufhin Ino mich nur noch skeptischer ansah.

„Und deshalb rastest du so aus? Ich bitte dich. Als du mir heute früh die SMS geschickt hast, dachte ich, dass ihr rumgemacht hättet oder so, aber das… Ist nun wirklich kein Grund hysterisch zu werden.“

„Es geht noch weiter, Ino.“, merkte ich an, bevor ich, um unser Image der fleißig mitarbeitenden Schülerinnen, die nur rein zufällig in der letzten Reihe saßen, etwas zu stärken, den Arm hob und auf eine Frage unseres Mathelehrers Asuma Sarutobi antwortete. Ino kritzelte derweil das ab, was an der Tafel stand, womit wir uns irgendwann später beschäftigen würden.
 

Es war ein seltsamer Moment gewesen, als Ino mich vor der Unterrichtsstunde am Arm gepackt und in die letzte Reihe verfrachtet hatte. Die fragenden Blicke von Hinata, Tenten und Temari hatte sie nur mit: „Ich muss mit Sakura Strategien durchsprechen, wie sie sich am Samstag freinehmen kann, damit wir alle zusammen die Herbstkollektion von Louis Vuitton angucken können.“ abgeschmettert.

In dem Moment, indem sie meinen Hintern mit mehr Nachdruck als üblich auf den Stuhl, auf welchem ich nun saß, gedrückt hatte, war mir der Gedanke gekommen, dass ich meine SMS am Morgen möglicherweise falsch formuliert hatte.
 

Morgen Ino.

Sasuke hat mich angelogen. Er hat mir nicht alles erzählt.

Aber ich kann mich an ALLES erinnern.

Wenn das irgendjemand erfährt, bin ich geliefert.
 

Nein. Ich hatte nicht übertrieben oder irgendetwas falsch formuliert.

„Dann erzählt weiter!“, forderte Ino mich auf und stieß mir ihren Ellenbogen in die Seite, woraufhin ich sie wütend anfunkelte, was sie aber großzügig ignorierte.
 

„Die sind wirklich verdammt lecker. Wo hast du die her?“ Absolut begeistert von den Erdbeeren, von welchen ich einfach nicht genug bekommen konnte, benutzte ich sie auch sogleich, um die erneut angebrochenen Schweigemomente zu unterbrechen.

„Itachi hat sie mitgebracht. Keine Ahnung wo er die um diese Jahreszeit her hat.“

„Apropos Itachi: Wo ist er überhaupt?“ Fragend sah ich mich um als würde ich erwarten, dass Gesuchter sogleich hinter der Topfpflanze neben dem Balkonfenster hervorspringen würde. Tat er aber nicht.

„Keine Ahnung. Hoffentlich weit genug weg.“

Sasukes letzter Satz war eher ein gemurmeltes Etwas, jedoch lud er förmlich zu einer Fortsetzung ein. „Um?“, fragte ich deshalb nach und sah Sasuke herausfordernd an.

Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Züge, bevor er sich zu mir hinüber beugte und flüsterte: „Um uns nicht dabei zu stören, wie wir besprechen ob du lieber Dienstag oder Mittwoch nackt unseren Pool putzen möchtest.“ Für einen klitzekleinen Moment starrte ich ihn baff an. Dann ließ er sich leise lachend zurück in den Sessel fallen und entkam dadurch meiner Kissenattacke.
 

„Du Arsch!“, lachte ich und schlug stattdessen mit dem Kissen in meiner Hand gegen sein Knie, was ihn aber eher zum Lachen als zum Weinen brachte. Arsch. Als er sich schließlich eine Hand gegen die Seite drückte und sich auf die Unterlippe biss, reichte es mir und ich warf das Kissen nach ihm. Bei meinen Wurfkünsten verwunderte es jedoch nicht einmal mich, dass er es ohne große Probleme fing und es kurz darauf Bekanntschaft mit dem Boden machte. „Das arme Kissen.“, bedauerte ich es kurz und nahm mir anschließend noch eine Erdbeere. Meine Güte, schmeckten die gut!

Für eine Weile herrschte wieder Stille zwischen uns, welche jedoch von meinem ziemlich undamenhaften Gähnen unterbrochen wurde, was Sasuke dazu bewegte mir die äußerst intelligente Frage zu stellen, ob ich denn müde sei.

„Quatsch. Ich trainiere nur meine Kiefermuskeln.“, winkte ich ab und grinste.

„Ja, natürlich. Wieso ist mir das nicht sofort aufgefallen?“, seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, ebenso wie meine.

„Weil du möglicherweise nicht ganz so intelligent bist wie ich?“, fragte ich und verschenkte meine Aufmerksamkeit an die Erdbeeren. Die irgendwie nicht mehr da waren wo sie sein sollten. Irritiert sah ich zu Sasuke, dessen Blick ich sofort begegnete und ihm auch sogleich auswich, wobei ich die Erdbeere in seiner Hand entdeckte.
 

„Isst du die noch?“, fragte ich und zeigte zum süßen Früchtchen.

„Willst du sie haben?“, stellte Sasuke die Gegenfrage und hob leicht seinen Arm, um mir die Erdbeere hin zu halten.

„Wenn du sie nicht möchtest, dann…“ Ich kam nicht dazu, meinen Satz zu Ende zu führen, denn kaum hatte ich Sasuke signalisiert, dass ich diese Erdbeere sehr gerne gegessen hätte, schenkte er mir ein freches Grinsen und schob sie sich selbst in den Mund, woraufhin ich ihn einen Moment perplex anstarrte, bevor ich ihn böse ansah und ihm meinen Mittelfinger entgegen streckte.

„Zu langsam.“, kommentierte Sasuke und fing gerade noch so das letzte Kissen ab, welches sich in meiner Nähe befunden hatte, bevor es sein Gesicht hätte treffen können. Arsch-loch.

„Weißt du was? Ich geh jetzt ins Bett!“, bestimmte ich trotzig und erhob mich, um mich auf den Weg zum oberen Stockwerk zu machen.

„Du weißt ja wo das Gästezimmer ist.“, war Sasukes einzige Antwort darauf.

„Wer redet denn bitte von Gästebett? Du hast mich eingeladen und mir dann die letzte Erdbeere weggefressen. Ich schlafe in deinem Bett.“ Mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen winkte ich ihm zu, bevor ich die Treppe hinauf in den nächsten Stock verschwand.
 

Ich hatte keine zwei Stufen hinter mich gebracht, da hörte ich bereits wie Sasuke aufsprang und mir hinterhereilte, weshalb ich meine Schritte beschleunigte und die restlichen Treppenstufen hinauf sprintete. „Oh nein, Sakura, denk gar nicht daran! Das ist mein Bett!“

„Geschieht dir nur recht!“

„Sakura!“

Mit einem minimal boshaften Grinsen ließ ich mich auf Sasukes Bett fallen, kurz bevor der Besitzer eben jenes durch die Tür trat und mich halb böse und halb belustigt ansah. „Raus aus meinem Bett, Sakura.“

„Ich denk nicht dran.“

„Wie du meinst. Aber ich werde ganz bestimmt nicht im Gästezimmer schlafen.“, verkündete Sasuke, bevor er sich neben mich fallen ließ und mir einen überlegenen Blick schenkte.

Scheiße. Meine Entschlossenheit es Sasuke heimzuzahlen, dass er mir die Erdbeere vor der Nase weggefressen hatte, schwankte stark. Auch wenn ich mir sicher sein könnte, dass Sasuke nicht irgendetwas Fieses abziehen würde, ich könnte trotzdem nicht eine ganze Nacht neben ihm und dann auch noch in seinem Bett verbringen. Was würde seine Mutter denken, wenn sie uns so fände? Uh, da kam mir doch glatt eine Idee…
 

„Was glaubst du, was deine Mutter dächte, fände sie uns morgen früh nebeneinander in diesem Bett schlafend?“

„Rettet den Konjunktiv, was?“, fragte Sasuke und stützte sich auf seine Unterarme, bevor er fortfuhr: „Ich glaube, es würde ihr nicht besonders viel ausmachen.“

„Nicht?“ Damit hatte ich jetzt eigentlich nicht gerechnet. Tatsächlich hatte ich gehofft, dass ich ihn damit von meiner Schlafstätte runterbekommen könnte. Tja, falsch gedacht Sakura.

„Ich fürchte, sie mag dich viel zu sehr. Wahrscheinlich würde sie sich auch noch freuen und uns ein Vier-Gänge-Frühstück servieren.“

„Eh, okay.“ Verdammt. Ich brauchte also eine andere Idee, um ihn von meiner Schlafstätte runter zu bekommen. Plan A alias Meinung der Mutter als Überzeugungsmittel nutzen, war ja fehlgeschlagen. Gerade als ich angestrengt über einen möglichen Plan B nachdachte und dabei ein wenig abwesend auf Sasukes Oberarm starrte, bewegte sich dieser, weshalb ich erschrocken meinen Blick auf Sasukes Gesicht richtete. Der werte Herr lag nun auf der Seite, seinen Kopf hatte er auf seinem linken Arm platziert, und sah mich an.

„Was?“, krächzte ich und räusperte mich daraufhin kurz. Sasuke schwieg. Bitte, dann sollte er mir halt nicht antworten.
 

„Daran könnte ich mich gewöhnen.“ Oh, er redete doch noch mit mir!

„Woran?“, verwirrt runzelte ich die Stirn und bekam kurz darauf den Schrecken meines Lebens als Sasuke seine Hand austreckte und an meine Wange legte. „Mit dir in meinem Bett liegen und über sinnlose Dinge reden.“

Während mein Herz dabei war all mein Blut in meine Wangen zu pumpen und dabei fast einem Infarkt erlag, wurde mir bewusst, dass Sasuke und ich nicht nur auf seinem Bett lagen, sondern der Abstand zwischen uns allerhöchstens dreißig Zentimeter betrug, was nicht gerade gesundheitsfördernd für mich war.

Bevor es jedoch zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden kommen konnte, unterbrach Sasuke unseren Blickkontakt und zog seine Hand zurück, wobei seine Bewegung mehr nach einem schreckhaften Zucken aussah als wie ein normales Zurückziehen.

„Du solltest schlafen gehen.“

Ouch. Sasuke Stimme klang wie immer: Kalt und bestimmt. Irgendwie tat das weh. Trotzdem nickte ich und wandte meinen Blick ebenfalls ab.

Bevor ich jedoch dazu kam von seinem Bett zu robben, stand Sasuke bereits auf und ging die paar Schritte zu seiner Zimmertür hinüber. „Ich schlaf im Gästezimmer. Sabber nur nicht auf mein Kissen, ja?“ Er schenkte mir ein freches Grinsen über seine Schulter, woraufhin ich grinste und ihm die Zunge rausstreckte.

„Vielleicht.“
 

„Gute Nacht, Sakura.“ Sein Grinsen wurde zu einem Lächeln als er Letzteres sagte, was in mir ebenfalls ein Lächeln hervorrief. „Dir auch.“

Dann verschwand er und zog die Zimmertür hinter sich zu.

Einen kurzen Moment musterte ich das Holz der Tür, bis ich leise seufzend an den Rand des Bettes rutschte, mir Hose und Shirt auszog und anschließend unter Sasukes Bettdecke kroch. Mit einem gezielten Griff über das Kopfende des Bettes erreichte ich den Hauptlichtschalter für dieses Zimmer und legte ihn um, weshalb ich schließlich in ein stockfinsteres Zimmer sah. Ich lächelte leicht, einfach nur, weil mir danach war, und rollte mich dann auf Sasukes Bett zusammen. Sein Kopfkissen zwischen Kopf und Schultern eingeklemmt und in seiner Decke eingewickelt, ließ ich zu, dass mir die Augen zufielen und meine Gedanken sich um eines der wohl dämlichsten Themen drehten, die wohl möglich waren: Sasukes Kopfkissen.

Mein Gott war dieses Kissen weich und kuschelig und bequem und … roch so gut. Ich drehte meinen Kopf ein bisschen, sodass meine Nase dem Kopfkissenbezug noch näher kam und schnüffelte erneut. Gott. Kein Wunder, dass Karin sich immer an Sasukes Hals hängte, so gut wie der Kerl roch. Halt. Stopp. Hör auf so etwas zu denken, Sakura!, ermahnte ich mich selbst in Gedanken und drehte mich entschieden auf die andere Seite.

Mhh… Da roch es genauso gut.
 

„War´s das?“, flüsterte Ino und kritzelte gleichzeitig etwas auf ihren Block, was wahrscheinlich ihre Rechnung darstellen sollte, jedoch eher aussah wie ein neumodernes Kunstwerk.

„Das war´s.“, sagte ich und versuchte mich nebenbei an meinem eigenen Kunstwerk.

„Und deshalb flippst du so aus? Ich bitte dich, Sakura. Es ist ja gar nichts passiert.“

„Genau, Ino. Abgesehen davon, dass Sasuke gesagt hat, dass er sich daran gewöhnen könnte mit mir in seinem Bett zu liegen und dass wir uns beinahe geküsst hätten, ist nichts passiert.“, erwiderte ich in dem sarkastischsten Ton, den ich mit leiser Stimme hinbekam und schenkte Ino anschließend noch einen eindeutigen Blick.

„Es hätten schlimmere Dinge passieren können. Ihr hättet zum Beispiel auch miteinander schlafen können.“

„Dann wär ich freiwillig umgezogen.“ Ich sah aus den Augenwinkeln wie Ino mir ein Grinsen schenkte und sich dann frustriert wieder der Matheaufgabe zuwandte. Ihr Kunstwerk hatte sie mittlerweile mit ein paar geübten Kugelschreiberstrichen zerstört.
 

„Willst du es den anderen erzählen?“

Verwundert drehte ich meinen Kopf zu Ino und fragte: „Du hast es ihnen noch nicht erzählt?“

Ino plusterte empört ihre Wangen auf und zeterte: „Ich bin doch keine Klatschtante, Sakura!“

„Ruhe, da hinten!“, ertönte daraufhin die Stimme unseres Mathelehrers, weshalb wir den Kopf einzogen und beteten, dass die Stunde gleich zu Ende sein würden. Am besten noch bevor Mr. Asumi auf die blöde Idee käme, uns vorzuführen indem er uns unsere Lösungen vorstellen ließe. Die natürlich nicht vorhanden waren.

Damit Mr. Asumi nicht wirklich noch auf blöde Ideen kam, kritzelte ich ein „Danke.“ neben meine Rechnung auf mein Blatt und schob Ino daraufhin meinen Block rüber.

Sie ließ es sich natürlich nicht nehmen, mir mündlich zu antworten: „Sagst du es ihnen nun oder nicht?“

„Ich denke schon.“

„Sehr gut. Ich wäre heute früh beinahe geplatzt als Tenten mich gefragt hat ob es was Neues gibt. Meine Güte, ich weiß wirklich nicht wie manche Menschen mehr als drei Geheimnisse für sich behalten können.“

Ich kam nicht mehr dazu sie nach ihren drei Geheimnissen zu fragen, da in diesem Moment die Schulklingel ertönte und uns in die verdiente Pause entließ. Gott sei dank.
 

„Oh mein Gott. Sag mir, dass das ein Scherz ist. Ich meine, du und Sasuke?“

„Schrei es noch lauter rum, Temari, ich glaube Karin hat es noch nicht gehört!“, zischte ich und war kurz davor zu hyperventilieren, da sich die gemeinte Barbiepuppe im Moment tatsächlich keine fünf Meter von uns entfernt befand.

Temari warf ebenfalls einen prüfenden Blick in ihre Richtung und murmelte dann eine leise Entschuldigung in meine Richtung, bevor sie sich zu Tenten und Ino gesellte, welche sich gerade über den genauen Ablauf meines Samstagabends unterhielten. Wieso genau hatte ich Ino nochmal alles so exakt erzählt?

„Und?“, seufzte ich und wandte mich an Hinata, welche bis eben stillschweigend neben mir gestanden und zugehört hatte. „Was hältst du davon?“

„Ich dachte bisher du magst Sasuke nicht besonders.“ Ein nachdenklicher Blick von ihr traf mich und mir wurde plötzlich bewusst, warum ich ausgerechnet von ihr wissen wollte, was sie von der ganzen Sache hielt. Weil sie genau das aussprach, was ich nicht einmal denken wollte. Dass ich Sasuke anscheinend doch nicht so scheiße fand, wie ich bisher gedacht hatte.

„Er ist ein Arsch und wird immer ein Arsch bleiben. Das am Samstag… das war einfach nur, weil er zu viel getrunken hatte.“, erklärte ich und begann damit in meiner Tasche nach meinem Trinken zu suchen. Welches ich anscheinend zu Hause vergessen hatte.

„Und magst du den Arsch jetzt mehr oder weniger als Freitagnachmittag?“

Nachdenklich sah ich zuerst Hinata an und drehte mich dann ein Stück um meine eigene Achse, um einen Blick zu Sasuke werfen zu können, welcher gerade damit beschäftigt war, sich Karin von seinem Hals zu kratzen. „Keine Ahnung.“
 

„Ich will nicht!“

„Das hast du schon erwähnt.“

„Ich will aber wirklich nicht!“

„Tenten.“, knurrte ich und packte sie an ihrem Pulli, um sie in den Raum zu schleifen, in welchem wir nun Spanisch haben würden.

„Sakura.“, erwiderte sie sinnloser Weise, ließ sich jedoch sonst kommentarlos von mir zu unseren Plätzen ziehen.

„So schlimm wird es schon nicht.“

„Ach nein? Es ist ja nur so, dass wir heute mit dieser bescheuerten Gruppenarbeit anfangen und wir mit Neji – NEJI! – und Sai in einer Gruppe sind.“

„Komm runter, Tenten. Es ist nur für diese Woche und heute müssen wir die Aufgaben eh erst in Partnerarbeit erledigen. Außerdem dachte ich, dass du und Neji euch mittlerweile besser versteht?“, versuchte ich sie zu beruhigen, scheiterte jedoch.

„Wer hat dir denn bitte ins Hirn geschissen? Dieser Kerl macht mich wahnsinnig! Auf die negative Art. Er hat es doch tatsächlich geschafft meine Handynummer zu bekommen und nervt mich seitdem jeden Tag. Er ist so ein elender Stalker!“

„Ich habe dich auch vermisst, Schatz.“, meldete sich eine Stimme hinter uns und keine zwei Sekunden später hatte Tenten bereits ihr Spanischbuch in Nejis Bauch gehauen, wodurch dieser keuchend das Gesicht verzog, jedoch sein Lächeln nicht verlor. Eins musste man ihm lassen: Er war wirklich hartnäckig.
 

„Wenn du mir noch einmal eine SMS schickst, werde ich-“

„Endlich mit mir ausgehen?“, unterbrach Neji Tentens Wutausbruch und duckte sich im nächsten Moment, damit nicht auch noch sein Kopf Bekanntschaft mit Tentens Spanischbuch machte.

„Träum weiter.“, knurrte sie daraufhin sichtlich unbefriedigt und drehte sich nach vorn, wahrscheinlich in der Annahme, dass Neji dann einfach verschwinden würde.

Dieser dachte aber gar nicht daran so schnell aufzugeben, sondern ließ sich auf dem Platz vor Tenten nieder, um ihr weiterhin auf die Nerven zu gehen. Dass er dabei Gefahr lief erneut Bekanntschaft mit dem Spanischbuch zu machen, schien ihm egal zu sein.

Selbst als Mrs. Dunelli, unsere Spanischlehrerin, den Raum betrat und ihr Handtäschchen auf den Lehrertisch beförderte, machte er keine Anstalten sich von dem Platz in der ersten Reihe zu entfernen.

Erst als Tenten ihm ihren Timer gegen den Kopf warf, weil er ihre Nerven mal wieder ein wenig überstrapaziert hatte, erhob er sich lachend und trottete in die hinterste Reihe.

Mrs. Dunelli ließ sich von diesem Vorfall keineswegs in ihrer üblichen Manier stören und beschriftete weiterhin die Tafel mit Aufgaben, bis diese keinen Platz mehr bot und die gute Mrs. Dunelli ihr Handtäschchen wieder an sich nahm und aus dem Raum verschwand. Ein bisschen seltsam war die Frau schon.
 

„Sag mal, Tenten.“ Angesprochene gab einen missmutigen Laut von sich, welcher mir wohl signalisieren sollte, dass sie mir zuhörte, während sie eine der Aufgaben bearbeitete.

Ich hatte bereits aufgegeben und kritzelte nur auf meinem Blatt rum. Irgendwie war ich heute nicht in der Lage, um Spanisch zu verstehen. Oder genug Motivation aufzutreiben, um die Aufgaben zu erledigen. Jedes Mal, wenn ich versuchte mich auf die Sprache oder die Aufgaben zu konzentrieren, ging mir der Abend mit Sasuke durch den Kopf. Da ich da aber auf gar keinen Fall dran denken wollte, einfach nur, weil ich verhindern wollte, dass ich dieses komische Zuckerwatte-im-Bauch-Gefühl verspürte, lenkte ich mich mit Kritzeleien ab.

„Wieso gehst du eigentlich nicht einfach mit Neji aus? Dann kannst du sagen, dass es scheiße war und er nervt dich nicht mehr.“
 

Nachdenklich sah ich erst zu Neji und Sai hinüber, welche zwei Tische von uns entfernt saßen und ebenfalls an ihren Aufgaben arbeiteten, anschließend zu Tenten und wäre im nächsten Moment vor Schreck beinahe vom Stuhl gefallen.

Tenten hatte nämlich ganz langsam ihr Gesicht in meine Richtung gedreht und mich mit dem wohl tödlichsten Blick angesehen, den ich bisher geschenkt bekommen hatte. Da war Sasukes Eisblick wie Zuckerwatte dagegen!

Apropos Zuckerwatte… Da war es schon wieder! Dieses Zuckerwatte-im-Bauch-Gefühl, kaum, dass ich an Sasuke dachte. – Scheiße.

„Ich hoffe für dich, dass deine Frage ein Scherz war.“

„Eh ja, natürlich.“, gab ich etwas überfordert von mir und starrte dann einen Moment auf mein zugekritzeltes Blatt Papier. Bevor ich jedoch dazu kam, weiter über Sasuke oder das Zuckerwatte-im-Bauch-Gefühl nachzudenken, klingelte es zu unserer wohlverdienten Pause.
 

Ogottogott! Ihr glaubt nicht was eben passiert ist!“ Mit einem fetten Grinsen im Gesicht und wildherumfuchtelnd fing Ino uns bereits vor der Tür ab.

„Ist dein Nagel abgebrochen?“, fragte Tenten äußerst schlecht gelaunt, woraufhin ich ihr meinen Ellenbogen in die Seite stieß.

„Würde ich dann so gut aussehen?“, fragte Ino ebenso zickig zurück und präsentierte uns ihre Schokoladenseite(n) – sie drehte sich einmal um sich selbst, damit wir auch ja keine ihrer Schokoladenseiten verpassten –, bevor sie sich zwischen mich und Tenten drängte und sich bei uns einhakte.

„Also, bevor ihr irgendwie wilden Vermutungen darüber anstellt, was denn nun passiert ist: Wir haben einen neuen Mitschüler!“

Strahlend blickte Ino von Tenten zu mir und wieder zurück. Da keiner von uns beiden wirklich auf diese Neuigkeit reagierte, seufzte sie entnervt und fuhr dann etwas weniger aufgeregt fort: „Er ist total supersüß! Mein Gott, bei dem Lächeln, dass er Hinata zugeworfen hat… Hach, wenn ich nur so lächeln könnte.“
 

Ihr Blick verwandelte sich in etwas Verträumtes, was mich aber nicht davon abhielt auf den Kernpunkt ihres soeben Gesagten einzugehen: „Er hat Hinata angelächelt?“

„Oh ja! Und wie! Hinata hat natürlich wieder den Kopf in den Sand gesteckt, aber das macht sie ja sowieso immer.“

„Toll. Er hat Hinata angelächelt. Welch´ Ereignis.“, bemerkte Tenten trocken und löste sich dann von Ino, um uns voran in die Mensa zu laufen.

„Ist sie heute mit dem falschen Fuß aufgestanden oder warum ist sie so drauf?“, fragend sah Ino mich an.

Seufzend erklärte ich ihr: „Neji hat den Umstand, dass er jetzt ihre Handynummer besitzt, wohl ein wenig stark ausgenutzt.“

Ino gab nur ein leises „Oh.“ von sich, bevor sie von einem jüngeren Schüler abgelenkt wurde, welcher sich ein wenig brutal an ihr vorbeidrängen wollte.

Dies unterband Ino aber, indem sie den Jungen am Kragen packte und ruckartig wieder nach hinten zerrte, wofür er ihr einen bösen Blick schenkte, was sie aber wiederum nur mit ihrem Mittelfinger und einem „Zum Drängeln bist du zu jung, Zwerg.“ kommentierte.
 

Nachdem ich Ino davon abgehalten hatte, dem Siebtklässler den Hals umzudrehen, weil er sie als „Dumme Schnepfe“ bezeichnet hatte, und wir uns anschließend unser Mittagessen, bestehend aus Kartoffelpüree, Fischstäbchen und Erbsenmatsch – Oh, da kamen böse Erinnerungen hoch. – geholt hatten, setzten wir uns zu Tenten, Temari und Hinata an einen Tisch im hinteren Drittel der Mensa.

„Und, war Französisch so spannend wie Ino behauptet oder hat sie mal wieder übertrieben?“, fragte ich, kaum, dass ich Platz genommen hatte, woraufhin Ino protestierend ihren Mund öffnete, jedoch nichts sagen musste, da Hinata bereits rot anlief und ihren Kopf auf die Tischplatte sinken ließ.

„Was auch immer Ino erzählt hat, sie hat definitiv nicht übertrieben. Der Typ ist mal megasüß! Vor allem sein Lächeln… Da könnt ich fast eifersüchtig auf dich werden, Hinata.“, grinste Temari und schnippte Hinata gegen die Schulter, woraufhin diese nur ein leises „Lasst mich.“ von sich gab.
 

„Also, ich möchte ja keine Illusionen zerstören, aber ich muss Tenten schon recht geben: Dieser Typ hat Hinata nur angelächelt.“

„Sakura, Schätzchen, du warst nicht dabei. Das war wirklich gruselig, so süß war das Lächeln!“, widersprach mir Ino, woraufhin Temari heftig nickte.

Ich hörte Tenten neben mir leise seufzen, bevor sie die Frage aussprach, die auch mir bereits auf der Zunge lag: „Und wie heißt dieser supersüße Kerl, jetzt? Oder hat er gar keinen Namen?“

„Er heißt…“, begann Ino, stoppte dann jedoch und sah fragend zu Temari.

Diese sah ebenso fragend zurück, bevor sie Ino böse anblickte. „Ich dachte du hast dir gemerkt wie er heißt!“

„Wieso ich? Ich war viel zu abgelenkt von seinem Lächeln. Du passt doch sonst immer auf!“

„Ach und deshalb muss ich mir jetzt auch den Namen von irgendwelchen neuen heißen Kerlen merken?“

„Natürlich.“

Temari sah Ino fassungslos entgegen, während Ino Temari mit einem Ich-bin-dir-überlegen-Blick bedachte. Noch bevor die beiden dazu kamen sich in einem Zickenduell gegenseitig die Haare auszureißen, hob Hinata ihren Kopf wieder von der Tischplatte und sagte, noch immer rot wie eine Tomate: „Kiba. Sein Name ist Kiba Inzuka.“
 

***********************************************************************************
 

Ich hoffe, ich werde jetzt von niemanden mit Steinen beworfen, weil es wederzum Rummachen noch zu einem Kuss zwischen Sakura und Sasuke kam. (Was irgendwie alle dachten. O.o)

Ich habe mich natürlich sehr darüber gefreut, dass ihr mir eure Vermutungen mitgeteilt habt, jedoch bin ich selbst der Meinung, dass es zu früh ist, um die beiden in solch intime Szenen zu schreiben. (Irgendwie hört sich das kacke an. Aber ich weiß nicht wie ich es anders formulieren sollt, von daher tut´s mir leid. :P )

Meiner Meinung nach muss sich zwischen zwei Menschen erst einmal eine Beziehung aufbauen und die Beziehung, die Sasuke und Sakura derzeit zueinander haben, ist ja eher von Hass als von Liebe geprägt. Daher denke ich, dass sogar ein simpler Kuss zu viel des Guten ist.

Wenn ihr eine andere Meinung dazu habt, dürft ihr mir das natürlich gerne mitteilen. Meine Güte, ich freue mich jedes Mal wie eine Wahnsinnige über Kritik, weil sie mir unendlich viel Anregung zum Schreiben gibt. (Hört sich irgendwie ein bisschen pyscho an, oder? xD )

So, das war´s dann von mir, jetzt seit ihr dran. ^^

Luck and life - something that doesn´t fit

I´m going crazy

I cannot take any more
 

„Wir sollten vielleicht langsam los. Ihr wisst doch: Wer nach Anko den Unterrichtsraum betritt, ist zu spät. Auch dann, wenn sie fünf Minuten zu früh da ist.“ Temari wedelte mit ihrem Zeigefinger vor unser aller Nasen herum und sah uns mit einem strengen Blick an, bevor sie ihre Augen verdrehte und sich ihr Essentablett schnappte, um es wegzubringen.

„Wo sie Recht hat…“, begann Ino und Tenten setzte fort: „… hat sie Recht.“

Die beiden standen gleichzeitig leise seufzend auf und folgten Temari. Während ich noch dabei war, meinen Timer zurück in meine Tasche zu stopfen, erhob sich auch Hinata.

„Kommst du, Sakura?“, hörte ich sie rufen, weshalb ich, kaum, dass ich den Reißverschluss meiner Tasche zugezogen hatte, aufstand, eben jene schulterte und mein Tablett mit den Resten meiner zermatschten Erbsen vom Tisch nahm.

Mich extra beeilend, sodass Hinata nicht zu lange auf mich warten müsste, wirbelte ich herum und stieß mir mein Knie erst einmal an meinem Stuhl an, weshalb ich laut fluchend den Stuhl mit einem bitterbösen Blick über meine Schulter tangierte, während ich Hinata hinterher hetzte. Dass das Beobachten von Stühlen und das Außerachtlassen von möglichen entgegen kommenden Schülern eine wirklich schlechte Idee war, bemerkte ich erst als ich zum zweiten Mal innerhalb der drei Wochen, die ich nun in Palm Valley wohnte und an diese Schule ging, mit jemanden zusammen stieß.

Erschrocken starrte ich einen Moment auf das Tablett in meiner Hand, auf welchem zwar noch immer ein Teller und Besteck lagen, jedoch war mein Erbsenmatsch beinahe komplett verschwunden. Dafür klebte er nun an dem weißen Hemd der Person, die das Pech hatte, mir über den Weg zu laufen.

„Ist das dein Ernst, Haruno?“

Es war nicht so, dass ich nicht wusste, dass ich überdurchschnittlich oft mit dem Pech aneinander geriet. Nur kam mir jetzt langsam der Gedanke, dass ich das Pech womöglich magisch anzog. Mit ängstlich zusammengepressten Lippen hob ich meinen Blick und sah geradewegs in Sasukes pechschwarze Augen.

„Es tut mir Leid?“, versuchte ich die Wellen des Hasses, die von Sasuke ausgingen, irgendwie zu dämpfen. Ohne Erfolg.

„Es tut dir Leid?“, wiederholte er meine vollkommen missratene Entschuldigung in einem Ton, der die Hölle hätte zufrieren lassen können.

Ich schluckte und zog den Kopf ein, während ich den Drang laut schreiend davon zu rennen, unterdrückte. Komm schon, Sakura, lass dir was Besseres einfallen als dein erbärmliches „Es tut mir Leid.“, sonst hast du gleich wieder Kartoffelpüree im Haar!

„Ich wollte das nicht! Wirklich! Ich hab nicht aufgepasst und bin in dich reingerannt und das tut mir echt total leid und wenn du willst, dann kauf ich dir ein neues Hemd oder wasch es und geb´s dir zurück oder bezahl dir die Reinigung oder-“

„Halt die Klappe.“ Sasuke verzog sein Gesicht, so als müsste er sich zwischen Rinderhoden und lebenden Oktopus entscheiden, bevor er mir mit einem leisen Seufzen sein Tablett in die Hand drückte – wobei mir beinahe mein eigenes heruntergefallen war – bevor seine Hände zu den Knöpfen seines Hemdes wanderten und er sie öffnete.

Erst als er sein Hemd bereits zur Hälfte aufgeknöpft hatte, erkannte ich was er vor hatte und starrte ihn an. War das sein Ernst? Hatte er wirklich vor – Ja, es war sein Ernst. Das bemerkte ich spätestens dann als er sein Hemd von seinen Schultern gleiten ließ, es mit einer Hand auffing, zusammenknüllte und in den nächstgelegenen Mülleimer warf. Noch immer entsetzt sah ich ihm dabei zu, während mir der Gedanke kam, dass er nun vollkommen übergeschnappt war.

Kaum hatte er sich seines Hemdes entledigt, wandte er sich wieder mir zu: „Du hast Glück, dass das nicht mein Lieblingshemd war und dass ich seit deiner letzten Attacke Wechselklamotten im Spint habe.“ Er schenkte mir einen leicht überheblichen Blick, bevor er sich einfach umdrehte und Anstalten machte zu gehen.

Aber so schnell würde er mir und meinem Pech nicht entkommen, immerhin hielt ich noch immer sein Tablett in meinen Händen! „Sa-“

„Ach und Sakura“, er drehte sich zu mir um und schenkte mir das atemberaubendste schiefe Grinsen, das ich je gesehen hatte, „Wenn du das nächste Mal vor hast, meine Kleidung mit Essen zu ruinieren, dann sag mir doch bitte vorher Bescheid. Ich denke Spaghetti mit Tomatensauce würden sicherlich gut zu deinen Haaren passen.“

Damit überließ er es mir ihm hinterher zu starren wie er zurück zu dem Tisch ging, an welchem Naruto, Gaara und Neji auf ihn warteten – welche sicherlich keine Sekunde unserer Unterhaltung verpasst hatten –, und sich seine Tasche schnappte, bevor er die Mensa verließ. Kaum war er außer Sichtweite senkte ich meinen Blick und kam somit nicht umhin die beiden Tabletts in meinen Händen zu mustern.

Gerade als ich dazu ansetzte, die Tabletts mit einem leisen Seufzen wegzubringen, tauchten Ino und Tenten vor mir auf und starrten mich mit großen Mündern an.

„Was?“, fragte ich schärfer als ich eigentlich vorgehabt hatte und knallte die Tabletts auf die Ablage der Abgabe.

„Ich dachte, er bringt dich um.“, gab Ino zu und sah mich noch immer mit großen Augen an.

„Wie ihr seht, lebe ich noch. Können wir dann zu Englisch?“

Die Beiden nickten nur träge, weshalb ich schnellen Schrittes zum Ausgang eilte, wo Hinata und Temari auf uns wartete, nicht minder überrascht.

Wir hatten gerade einmal die Hälfte des Weges zu Englisch hinter uns gebracht, als die vier wieder aus ihrem Schockzustand erwachten.

„Sag mal, Sakura, läuft da irgendwas zwischen dir und Sasuke? Ich meine, er hat dich nicht ermordet obwohl du sein Hemd versaut hast.“

Fragend wurde ich von Temari gemustert, schenkte ihr aber nur einen höchstskeptischen Blick. „Er reagiert einfach nicht wegen jedem Scheiß über. Ich hab ihm gesagt, dass ich´s ihm bezahle und dass es mir leid tut, wahrscheinlich ist er deshalb nicht ausgerastet.“

„Und das Grinsen am Ende?“, merkte Ino mit wackelnden Augenbrauen an, woraufhin ich rot wurde und ihr halbherzig gegen den Oberarm schlug.

„Er hat mir nur geraten, dass ich demnächst besser aufpasse wo ich lang laufe. Mehr war da nicht.“ Um meine Aussage zu unterstreichen – und weil ich Anko gesehen hatte, wie sie bereits den Unterrichtsraum betreten hatte – schnappte ich mir Hinatas Hand und zog sie kommentarlos hinter mir her in den Raum. Leider kamen wir nicht weit.

Kaum hatte ich einen Fuß in die Tür gesetzt, erklang bereits Ankos Stimme: „Sie sind zu spät!“ Wir murmelten daraufhin ein knappes „´Tschuldigung.“ und setzten uns dann eilig in die zweite Reihe.

Nachdem auch Temari, Tenten und Ino ihre Rüge erhalten hatten, setzten sich erstere direkt hinter uns, während Ino sich an den Tisch neben Hinata und damit zu Shikamaru setzte. Sie war in der letzten Englischstunde von Anko dorthin gesetzt worden, damit sie endlich mal aufhörte den gesamten Unterricht über zu quatschen – was nicht wirklich etwas gebracht hatte, da sie einfach angefangen hatte Shikamaru zu zulabern, auch wenn dieser nichts außer ein gelegentliches Brummen erwiderte.
 

Anko hatte gerade damit angefangen uns wegen unserer schlechten Arbeitsmoral zusammenzuscheißen – niemand hatte seine Hausaufgaben gemacht, nicht einmal Hinata – als sich die Tür zum Raum öffnete und ein breit grinsender Naruto, gefolgt von Sasuke, Gaara und einem mir unbekannten Schüler – das war wahrscheinlich der Neue, von dem Ino und Temari so geschwärmt hatten – den Raum betrat.

Anko stoppte abrupt in ihrem Vortrag und wandte sich den vier Neuankömmlingen zu: „Sie sind zu spät! Alle samt! Hat irgendjemand von Ihnen eine Entschuldigung dafür?“

„Wir haben dem Neuen nur die Schule gezeigt.“, verteidigte Naruto sich und warf dabei seine Hände in die Luft.

Anko hob skeptisch eine Augenbraue. „Ein neuer Mitschüler. Und wer soll das sein?“

„Das bin dann wohl ich. Tschuldigung, ich hab die drei mit meinen Fragen aufgehalten.“ Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen trat Kiba Inuzuka einen Schritt vor und kratzte sich leicht verlegen am Nacken.

„Aha. Ihr Name?“ Scheinbar desinteressiert zog Anko ein Blatt Papier aus ihren Unterlagen und begann, kaum, dass Kiba ihr seinen Namen genannt hatte, etwas darauf zu kritzeln.

Währenddessen musterte ich Kiba: Er hatte etwas längere braune Haare als Sasuke, jedoch schienen sie vom Schnitt her identisch zu sein, dazu dunkelbraune Augen und einen leicht gebräunten Teint. Außerdem erkannte ich zwei Unterlippenpiercings, einen rechts und einen links, auf welchen er abwechselnd herum kaute. Vom Klamottenstil her ähnelte er stark Naruto: Ein knallgrüner Kapuzen-Pulli, tiefsitzende Baggy-Jeans und ebenso knallgrüne Chucks. Verzeihung, ich korrigiere: Bemalte, knallgrüne Chucks.

„Sie können sich jetzt setzen. Und, dass das nicht nochmal passiert!“ Damit scheuchte Anko die vier in die letzte Reihe, wo sie es sich bequem machten. Ich versuchte Kiba nicht allzu sehr anzustarren als er an uns vorbei ging, wusste ich doch, dass das ziemlich unhöflich war, und wollte mich gerade Hinata zudrehen, als sich ein Lächeln auf Kibas Lippen legte und mich ablenkte. Auch wenn sein Lächeln definitiv nicht mir sondern eher meiner Sitznachbarin, der lieben Hinata, galt, kam ich nicht umhin zurückzulächeln. Meine Güte, Ino hatte definitiv Recht gehabt. Dieses Lächeln war unglaublich ansteckend.

Kaum war Kiba an unserem Tisch vorbei, sah ich zu Hinata, welche mit roten Wangen starr geradeaus sah. „Alles klar?“, flüsterte ich ihr zu, woraufhin sie nur sehr verhalten nickte. Ich grinste leicht und konzentrierte mich dann auf den Unterricht.
 

„Endlich zu Hause.“

Ich strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und pfefferte gleichzeitig meine Schuhe in eine Ecke unseres Flures. Da ich mal wieder meinen Regenschirm nicht mit zur Schule genommen hatte, hatte ich die fünfhundert Meter von der Straßenecke, an welcher ich mich jeden Nachmittag von Temari und Hinata verabschiedete, nach Hause durch den Regen rennen dürfen. Das hatte mir aber nicht wirklich viel gebracht, da ich trotzdem klatschnass war. Als wäre das nicht bereits furchtbar genug für einen Tag, hängte ich gerade meine Jacke auf als meine Mum aus der Küche geschlendert kam.

„Wie war dein Tag, Spatz?“

„Bescheiden.“, murrte ich und wollte an ihr vorbei in mein Zimmer, damit ich mir frische Klamotten holen und anschließend duschen gehen konnte.

„Wieso das denn?“, fragte sie entsetzt nach und hielt mich am Handgelenk fest.

Genervt entriss ich es ihr und schnaubte. Konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich war ihr noch immer wegen der Sache mit meinem Vater sauer und ihr geheucheltes Interesse machte die Sache nicht besser. „Der Tag war einfach bescheiden, okay?“

„Nein, Sakura, das ist nicht okay. Wenn du ein Problem in der Schule hast, dann-“

„Problem? Das einzige Problem, was ich derzeit habe, bist du! Wieso bist du überhaupt hier und nicht auf Arbeit oder bei Dad, um mit ihm irgendwelche Pläne zu schmieden, wie ihr mich dazu bringt, meine Meinung bezüglich diesem Arsch zu ändern?!“

„Sakura, ich bitte dich. Lass uns jetzt nicht streiten.“

„Doch, Mum! Das ist genau das, was ich jetzt will! Streiten. Es gibt ja anscheinend keine andere Möglichkeit, um dir klar zu machen, dass ich mit diesem Arsch nichts mehr zu tun haben will!“

„Sakura, ich kann dich ja verstehen, aber-“

„Nein. Du verstehst mich eben nicht. sonst würdest du es einfach hinnehmen und aufhören mit diesem Theater. Aber nein, du bestehst ja darauf, dass ich nicht ohne Vater aufwachse. Aber weißt du was? Ich will ohne Vater aufwachsen!“

„Das glaube ich dir nicht, Sakura.“

„Glaub was du willst.“, schnaubte ich resignierend, lief dann in mein Zimmer, holte mir schnell frische Kleidung und verschwand anschließend im Bad.
 

Nachdem ich mich unter der Dusche wieder aufgewärmt hatte, ließ ich mir extra viel Zeit im Bad, bevor ich in mein Zimmer trottete und meine Englischhausaufgaben erledigte. Nachdem ich auch noch ganze zwanzig Minuten lang versucht hatte die Physikhausaufgaben zu verstehen, schmiss ich meinen Block vollkommen entnervt auf mein Bett und schnappte mir mein Handy, bevor ich nach unten in den Flur trottete.

Dort zog ich schnell Schuhe und Jacke über, schnappte mir meine Schlüssel und einen Regenschirm und verließ unsere Wohnung ohne ein Wort zu meiner Mutter. Sollte sie doch bleiben wo der Pfeffer wächst!

Kaum vor unserem Wohnkomplex angekommen, spannte ich den Regenschirm auf und murrte ein leises „Sauwetter“. Anschließend trat ich hinaus in den Regen und versuchte den Pfützen so gut es eben ging auszuweichen, während ich zu den Uchihas ging. Gott sei Dank ließ der Regen während des gut zwanzig minütigen Fußmarsches etwas nach, weshalb mein Regenschirm zumindest diesen Spaziergang überlebte.

Bei den Uchihas angekommen, klingelte ich zuerst, jedoch öffnete mir niemand, weshalb ich den Schlüssel herauskramte, den Sasuke mir gegeben hatte, und die Tür selbst öffnete. Ich hatte die Tür nicht einmal einen Spalt breit geöffnet als mir auch schon laute Musik entgegen schallte.
 


 

… not the life it seems?

(I´m not okay)

I´ve told you time and time again you sing the words but don´t know what it means

(I´m not okay)
 

Ich lauschte einen Moment, bis ich das Lied als eines von My Chemical Romance erkannte, jedoch fiel mir partout nicht ein, welches es war. Vorsichtig sah ich mich um und suchte mit meinem Blick nach einem Anzeichen, dass jemand zu Besuch war, jedoch fand ich kein Paar Schuhe, welches ich nicht bereits gesehen hatte, weshalb ich beschloss, es darauf ankommen zu lassen und schließlich das Haus ganz betrat.

Nachdem ich meine Jacke ordentlich aufgehängt und meine Schuhe ebenso ordentlich nebeneinander an die Wand gestellt hatte, folgte ich der Musik in den ersten Stock.
 


 

But you really need to listen me

Because I´m telling you the truth

I mean this, I´m okay!

(Trust me)

I´m not okay

I'm not okay

Well, I'm not okay

I'm not o-fucking-kay

I'm not okay

I'm not okay

(Okay)
 

Ich erreichte gerade den oberen Treppenabsatz als das Lied verstummte und keine zwei Sekunden darauf das nächste begann. Nun, da ich im gleichen Stockwerk wie der Verursacher des Lärmes war, erkannte ich auch aus welchem Zimmer die Musik kam. Ich zögerte einen kurzen Moment, bevor ich die wenigen Schritte hinter mich brachte und an Sasukes Zimmertür klopfte. Nun ja, eigentlich hatte ich vorgehabt zu klopfen, jedoch war die Tür nur angelehnt, weshalb sie bereits bei der ersten Berührung mit meinen Fingerknöcheln ein Stück aufschwang.

„Verschwinde Itachi!“, erklang von innen Sasukes nicht gerade freundliche Stimme, weshalb ich ganz kurz darüber nachdachte, ob ich nicht einfach wieder verschwinden sollte, mich dann jedoch aus dem Bauch heraus dagegen entschied und vorsichtig eintrat.

„Ich bin nicht Itachi.“

Sasuke, der bis dato noch ausgestreckt auf seinem Bett gelegen und an die Decke gestarrt hatte, zuckte zusammen und riss seinen Kopf hoch, starrte mich an. Ganz langsam wanderte eine seiner Augenbrauen in die Höhe, dann langte er zur Seite und stellte die Musik mithilfe der Fernbedienung etwas leiser. „Mit dir hab ich gar nicht mehr gerechnet. Du bist spät heute.“

„Hatte bisher noch was Besseres zu tun.“, erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. Sasuke gab ein leises „Hn.“ von sich und sank dann wieder zurück auf sein Bett, starrte weiter an die Decke. Irgendwie erweckte Sasuke bei mir den Eindruck als wäre er minimal angepisst, weshalb ich lieber auf Nummer sicher ging und mich dem eigentlichen Grund meines Besuches hier zuwandte: dem Putzen.
 

Nachdem ich den Spüler leergeräumt, in der Küche aufgeräumt und beinahe im gesamten Haus ausgesaugt hatte, sah ich mich mit der Aufgabe konfrontiert Sasuke einen erneuten Besuch abzustatten. Ich seufzte leise, bevor ich an Sasukes Zimmertür anklopfte, was jedoch in einem Schrei von Gerard Way(*) und anschließenden Gitarrenriffs unterging. Leicht genervt tat ich also das Einzige, was ich in diesem Fall für richtig empfand: Ich trat einfach ein.

„Sasuke, ich…“

Verwundert sah ich mich im Zimmer um als ich bemerkte, dass Sasuke nicht anwesend war. Wieso zur Hölle lief dann die ganze Zeit diese Musik? – Nicht, dass ich etwas gegen My Chemical Romance hätte, es nervte mich einfach arbeiten zu müssen und nicht lauthals mitsingen zu können.

Mit einem Seufzen auf den Lippen ging ich hinüber zu Sasukes Musikanlage, stolperte dabei mehrmals über herumliegende Kleidungsstücke und zusammengeknüllte Blätter und legte mich auch noch beinahe auf die Fresse, weshalb ich die Musik nicht nur leiser drehte, sondern gleich ganz zum Verstummen brachte.

Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mich daran machte die zusammengeknüllten Blätter wegzuschmeißen und Sasukes Klamotten auf einem Haufen zu sammeln, damit ich sie später in die Wäsche bringen konnte. Ob sie gewaschen werden mussten oder nicht, war mir dabei vollkommen egal.

Nachdem ich dies erledigt hatte, widmete ich mich Sasukes Bett, welches, um es nett zu umschreiben, wie Kraut und Rüben aussah. Kissen und Decke bestanden nur noch aus einem einzigen Knäuel, dazwischen befanden sich unser Chemiebuch, eine Boxershorts, welche ich mit einem angeekelten Schrei zum Klamottenhaufen hinüber warf, und ein Playboyheft.

„Gott Sasuke, ich hätte dich nicht für so fantasielos gehalten.“, murmelte ich und warf das Ding dann direkt in den Müll. Da würde er hoffentlich als letztes nachsehen.

Sobald Sasukes Bett wieder als dieses erkennbar war, wandte ich mich dem Klamottenhaufen zu und stieß dabei aus Versehen eine Cola-Flasche um, welche natürlich erst einmal munter unter Sasukes Bett rollte. Gott, manchmal hasste mich mein Leben wirklich. Mit einem genervten Stöhnen auf den Lippen hockte ich mich also vor Sasukes Bett und streckte meinen Arm, um darunter nach der Flasche zu suchen. Anstatt jedoch das Gesucht zu finden, stieß ich recht schmerzhaft gegen etwas Hartes.

Neugierig bückte ich mich noch etwas mehr und spähte unter die Matratze, erkannte nach einigem Blinzeln einen Gitarrenkoffer. Huh? Wieso besaß Sasuke denn so ein Ding? Konnte der Kerl jetzt auch noch Gitarre spielen oder was? Und wenn ja, wieso wusste ich nichts davon? Ich spürte bereits wie in mir die Neugier aufkeimte und biss mir nachdenklich auf die Unterlippe, wusste ich doch noch sehr genau was das letzte Mal passiert war als ich neugierig gewesen war.

Die Entscheidung, ob ich nun nachsehen sollte oder nicht was sich in dem Gitarrenkoffer befand, wurde mir jedoch prompt aus der Hand genommen, da der werte Herr genau in diesem Moment in sein Zimmer stolzierte. Nur mit einem Handtuch bekleidet.

„Verrätst du mir, was du unter meinem Bett zu suchen hast?“

Erschrocken zuckte ich zusammen und setzte mich gerade hin, wobei meine Hand schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Bettgestell machte, bevor ich zu Sasuke sah. Und gleich wieder weg sah. Heilige Scheiße, musste der Kerl hier halbnackt rumlaufen?! Nicht, dass er es nicht konnte, aber mein armes Herz! Das vollführte bereits wieder Loopings.

„Ich hab nur nach deiner Cola-Flasche gesucht. Sie ist mir aus Versehen drunter gerollt.“

Sasuke gab ein desinteressiertes „Aha.“ von sich, bevor er an mir vorbei zu seinem Kleiderschrank ging und darin nach Klamotten kramte. Ich nutzte diesen Moment, sprang auf und schnappte mir den Kleiderhaufen vom Boden, um ihn aus Sasukes Zimmer und in die Waschmaschine zu befördern.
 

Ich war gerade dabei das letzte Fenster im Wohnzimmer zu schließen als Sasuke die Treppe hinunter gepoltert kam, nur mit Boxershorts und Shirt bekleidet. „Sakura!“

„Was ist?“, fragend sah ich zu ihm und musste mir ein Grinsen verkneifen als ich ihn so sah.

„Wo ist meine Jogginghose?“

„Woher soll ich das wissen? Mal in deinem Kleiderschrank nachgesehen?“

Sasuke schnaubte und kam ein paar Schritte auf mich zu, ich rührte mich jedoch keinen Millimeter. „Sie lag vorhin noch auf dem Boden und da liegt sie jetzt nicht mehr. Also, wo ist sie?“

„Und ich wiederhole mich: Woher soll ich das wissen? Zieh dir doch einfach ´ne andere an.“

„Wenn´s mir um die Hose ginge, stünde ich nicht vor dir. Es geht mir um mein Handy, welches sauteuer war und sich in der Hosentasche befindet.“

„Oh… Ich weiß trotzdem nicht wo…“ Und dann traf es mich wie ein Schlag. „Wie sah die Hose denn aus?“, fragte ich vorsichtig nach und betete zu Gott, dass er jetzt nicht dunkelblau sagen würde.

„Dunkelblau.“

Okay da war der Beweis: Gott hasste mich! „Ehehe.“, ich kicherte leicht nervös und versuchte mich dann an ihm vorbei zu stehlen, jedoch hielt Sasuke mich am Unterarm zurück.

„Wo willst du hin?“

„Ich glaube die Antwort wird dir nicht gefallen.“

„Sakura.“ Sasuke grollte meinen Namen beinahe, wobei sich bei mir die Nackenhärchen aufstellten.

„Ist dein Handy möglicherweise wasserdicht, Sasuke?“

Verwirrt blickte er mich an, bis ihn die Erkenntnis zu treffen schien. „Das hast du nicht wirklich getan.“, grollte erneut und ließ mich los, rannte beinahe in Richtung Abstellkammer.

„Woher sollte ich denn wissen, dass dein scheiß Handy in der Hose ist?“, rief ich und lief ihm hinterher.

„Nachsehen, vielleicht?!“

„Ich dachte bisher eigentlich, dass du ein großer Junge bist und dein Handy nicht in irgendwelchen Hosen vergisst. Ganz davon abgesehen, welcher Idiot lässt sein Handy bitte in einer Jogginghose?“, versuchte ich mich zu verteidigen und kam schließlich neben ihm vor der Waschmaschine zum Stehen.

„Ich hatte vor sie noch anzuziehen!“, erwiderte er und schien hochkonzentriert nach dem Ausschalter der Maschine zu suchen. Gerade als er ihn fand und seine Hand vorschnellte, um sein armes Handy zu retten, schubste ich ihn zur Seite und drückte auf den Pause-Knopf.

„Was soll der Scheiß, Sakura?!“

„Wenn du das Ding einfach ausmachst, bleibt das Wasser drin und wir haben hier gleich eine riesen Sauerei. Willst du das? Nein, willst du nicht.“ Damit betätigte ich den Knopf zum Wasserabpumpen und keine Minute später auch den zum Entriegeln der Tür.

Ich hatte die Tür nicht einmal zur Hälfte geöffnet als Sasuke mich auch schon zur Seite schubste und erst einmal alle Klamotten, die in der Waschmaschine waren, nach draußen zerrte, bis er seine Jogginghose fand und beinahe panisch die entsprechende Hosentasche öffnete, um sein Handy herauszuholen.

„Scheiße!“ Sasuke fluchte als sein Handy nach mehrmaligen Auf-dem-Display-herum-tippen noch immer keinen Ton von sich gab. Ich zögerte für einen kurzen Moment, dann entriss ich ihm sein Handy und nahm den Akku heraus.

„Was zur Hölle tust du da?!“ Sasukes Stimme war alles andere als ruhig und beherrscht, sondern klang eher so als verspürte er grausame Mordlust.

„Schrei mich nicht an, klar?!“, zischte ich und beeilte mich damit mit den beiden Teilen des Handys ins Wohnzimmer zu gehen und sie auf die Heizung zu legen, welche ich Gott sei Dank bereits wieder aufgedreht hatte.

„Sakura. Antworte mir.“

Ich verspürte wieder einen unangenehmen Schauder als Sasukes mordlüsterne Stimme so ruhig hinter mir erklang und drehte mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu ihm um. „Wenn du dem Akku nicht mit deinem dämlichen Auf-dem-Display-herum-Getatsche bereits den Rest gegeben hast, dann ist das da“, ich zeigte mit dem Daumen über meine Schulter und auf die Heizung, „das Einzige was du machen kannst.“

„Woher willst du das wissen?“, misstrauisch wurde ich von ihm beäugt, weshalb ich seufzte und mich dazu entschied ihm etwas sehr peinliches über mich zu erzählen: „Ich habe mein Handy bereits dreimal in einer Toilette und zweimal in einem Pool versenkt, ich denke ich kann behaupten, dass ich aus Erfahrung spreche.“

Für einen Moment sah er mich verdutzt an, dann huschte ein Grinsen über seine Züge. „In der Toilette, ja? Wie hast du das denn hinbekommen?“

„Ich bin einfach furchtbar ungeschickt.“

Sasuke gab eine Mischung aus Lachen und Schnauben von sich, bevor er sich grinsend von mir abwandte und die Treppe wieder hinauf ging. Ungefähr bei der Mitte blieb er nochmal stehen und sah zu mir hinab. „Wenn mein Handy hinüber ist, musst du mir das bezahlen. Das ist dir klar, oder?“

Ich seufzte und nickte niedergeschlagen, woraufhin Sasuke im oberen Stockwerk verschwand. Nachdenklich warf ich einen Blick auf Sasukes Handy. Sollte es wirklich hinüber sein, hatte ich keine Ahnung, wie ich das Teil bezahlen sollte. Mal ganz davon abgesehen, dass es ein Smartphone war und die derzeit so um die dreihundert Dollar kosteten, brauchte ich das Geld, welches ich hier verdiente, damit wir nicht nach New York ziehen mussten. Damit ich nicht nach New York ziehen musste, berichtigte ich mich selbst und biss mir anschließend auf die Unterlippe, sah erneut zu Sasukes Smartphone.

Dreihundert Dollar… Scheiße, ich konnte bereits die Umzugskartons vor meinem inneren Auge sehen.
 

*************************************************************************************
 

(*) --> Frontman von My Chemical Romance

And God hates me

Making me say I’m moving on

Must be the angels on a rampage
 

„Du hast nicht wirklich sein Handy geschrottet?“

Temari sah mich an als hätte ich ihr soeben von fliegenden Kühen und pfeifenden Schweinen erzählt, weshalb ich trotzig die Arme verschränkte. „Als ich ging, stand noch nicht fest ob es noch funktioniert oder nicht. Und bisher hat er mich nicht angerufen und mir gesagt, dass ich ihm sein Handy bezahlen muss.“

„Wie auch, wenn sein Handy im Arsch ist?“, fragte Temari und bedachte mich mit einem extrem besserwisserischem Blick, woraufhin ich mich schnaubend an Hinata wandte: „Hast du Physik gemacht?“

„Ich hab´s versucht, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich die Geschwindigkeit da mitreinbringen sollte.“ Sie presste ihre Lippen aufeinander und sah mich entschuldigend an.

„Scheiße. Ich hab das total vergessen! Hast du das gemacht, Sakura?“

Leicht panisch umklammerte Temari meinen Unterarm, jedoch musste ich sie enttäuschen: „Ich hab´s auch nicht.“

„Scheiße. Wir sind so was von geliefert, wenn Orochimaru das rausbekommt.“

„Ich bin für Schwänzen.“ Geschockt wurde ich von Hinata und Temari gemustert, woraufhin ich nur mit den Schultern zuckte. „Lernen tun wir bei dem Kerl eh nichts, warum sollen wir uns dann noch extra von ihm bloßstellen lassen?“

„Weil wir nachsitzen müssen, wenn man uns beim Schwänzen erwischt?“

„Ich hasse eure Logik.“, grummelte ich und zog dann mein Handy aus meiner Hosentasche, um es lautlos zu stellen, bevor wir den Schulhof betraten.
 

Keine zehn Minuten nach dem Gespräch über die Möglichkeit des Schwänzens, bereute ich, dass ich es nicht einfach getan hatte. Wir hatten nicht einmal Zeit gehabt, um unsere wundervollen Hintern auf unsere Plätze zu verfrachten, da verkündete unser geliebter Physiklehrer: „Wir schreiben einen Test. Alles vom Tisch außer Stift und Blatt. Wen ich beim Abschreiben erwische, fliegt ohne Verwarnung raus und bekommt eine Sechs.“

Ich warf Temari neben mir einen bedeutungsscheren Blick zu und riss dann an Blatt Papier aus meinem Block, bevor ich diesen zusammen mit meinem Mäppchen wieder in meiner Tasche verstaute.

Nachdem Orochimaru die Aufgabenblätter ausgeteilt hatte, warf er uns allen noch einmal einen typischen Lehrerblick zu und erlaubte uns anschließend die Blätter umzudrehen. Mit einem wirklich schlechten Gefühl im Bauch las ich mir die Aufgaben durch und bedauerte zutiefst, dass ich ein Blatt für diese Arbeit verschwenden musste. Viel mehr als mein Name würde am Ende der Stunde eh nicht darauf stehen.

Tatsächlich schaffte ich es die erste Aufgabe zumindest halbwegs zu beantworten und wollte mich gerade der nächsten Aufgabe widmen als die Tinte meines Füllers ausging. Auf diese Situation vorbereitet, griff ich nach meinem Kugelschreiber, welchen ich sicherhalthalber ebenfalls rausgelegt hatte, und wollte mich gerade wieder auf die zweite Aufgabe konzentrieren als Orochimaru sich zu Wort meldete: „Haruno. Abgeben!“

Erschrocken sah ich zu ihm nach vorn und begegnete zusammengekniffenen Augen, konnte mir ein „Warum?“ nicht verkneifen.

„Sie haben versucht zu betrügen. Geben Sie mir ihr Blatt und verschwinden Sie aus meinem Unterricht.“

„Ich wollte nicht abschreiben! Ich habe nur nach meinem Kuli gegriffen, weil mein Füller nicht mehr geschrieben hat.“, verteidigte ich mich.

Orochimaru schien mir aber nicht zu glauben. „Sie geben mir jetzt Ihr Blatt und verschwinden oder Sie werden heute Nachmittag nachsitzen.“

Ich presste meine Lippen zusammen, um zu verhindern, dass mir die eine oder andere Beleidigung herausrutschte; stand auf und brachte ihm wie gefordert mein Blatt nach vorn. Er riss es mir förmlich aus den Händen und strich sogleich mit einem fetten roten Stift meine Beantwortung der ersten Aufgabe durch, nur um darunter eine Sechs, hübsch verziert mit seinem Namenskürzel, zu quetschen.

Ich stapfte währenddessen zurück zu meinem Platz, warf Füller und Kuli in mein Mäppchen, verstaute dies in meiner Tasche und hängte mir diese schließlich um.

„Ganz ruhig, Sakura.“, hörte ich Temari wispern und warf ihr möglichst unauffällig ein Lächeln zu, um ihr zu zeigen, dass ich meine Meinung über diesen inkompetenten Spinner erst außerhalb seines Klassenraumes raus lassen würde.

„Sie können auch gleich abgeben, Sabakuno!“ Ich sah zu Orochimaru, welcher nun Temari auffordernd ansah.

„Ich hab nichts gemacht!“, versuchte Temari sich zu verteidigen, jedoch kam sie genauso weit wie ich damit.

„S-sie hat wirklich nichts gemacht.“, mischte sich Hinata ein und versuchte zumindest Temari vor einer Sechs zu retten, jedoch schien für Orochimaru nur das zu zählen, was er dachte.

„Möchten Sie auch abgeben, Hyuuga?“, fragte er daher mit einem bösartigen Lächeln auf den Lippen. Hinata schüttelte scheu mit dem Kopf. „Dann rate ich Ihnen, dass Sie jetzt weiterarbeiten.“

Ein letzter entschuldigender Blick von Hinata in meine und Temaris Richtung folgte, bevor sie sich wieder ihrem eigenen Blatt zuwandte.

Temari hatte derweil ebenfalls ihr Blatt nach vorn gebracht und ihre Tasche gepackt und geschultert, weshalb wir gemeinsam den Raum verließen und die Tür hinter uns geräuschvoll zufallen ließen.
 

„So ein Arsch!“, grummelte Temari und schmiss sich auf eine Bank draußen auf dem Schulhof. Seufzend ließ ich mich neben ihr nieder.

„Aber hey, sieh´s positiv: Jetzt müssen wir wenigstens kein Physik machen.“, versuchte ich unsere Laune irgendwie wieder zu heben, jedoch misslang das sogar bei mir selbst kläglich.

„Die Sechs bekomm ich nie wieder raus. Wenn ich dieses Jahr schon wieder ´ne Fünf in Physik habe, killt Kankuro mich!“, klagte sie und raufte sich die Haare.

„Kankuro ist dein großer Bruder, richtig?“, fragend sah ich sie an. Ich war mir sicher, dass sie diesen Namen bereits erwähnt hatte, aber in welchem Zusammenhang wusste ich nicht mehr so genau. Temari nickte knapp und vergrub dann ihr Gesicht in ihren Händen, weshalb ich ihr tröstend eine Hand auf den Oberarm legte.

Gerade als sie so richtig am Verzweifeln war und ich darüber nachdachte, wie wohl meine Mutter reagieren würde, wenn ich auf einmal von einer Drei auf eine Fünf in Physik rutschen würde; riss uns lautes Lachen aus unserer Starre.

Verwundert sahen wir zum Schulhofeingang und erblickten Gaara, Sasuke und Kiba. Ich wollte mich soeben an Temari wenden und sie fragen, warum sie ihren Bruder schwänzen ließ, mich aber nicht, als sie aufsprang und auf Gaara zulief. Eilig griff ich nach meiner Tasche und rannte ihr hinterher.

„Gaara Sabakuno, warum bist du verdammt nochmal nicht im Unterricht?!“ Eindeutig wütend kam Temari mit mir im Schlepptau vor ihrem jüngeren Bruder zum Stehen, welcher sie nur genervt anblickte.

„Chill mal, Temari. Orochimaru interessiert das eh nicht.“

„Zu deinem Pech, liebster Bruder, schreibt er aber gerade einen Test, was für euch alle bedeutet, dass ihr eine Sechs bekommt. Außer ihr könnt eine Entschuldigung vorweisen.“ Überlegen sah Temari zu Gaara, welcher sie misstrauisch musterte, dann jedoch leise fluchend erkannte, dass sie ihn nicht verarschte.

„Und wieso seid ihr dann hier draußen und sitzt nicht in seinem Unterricht, um den Test mitzuschreiben?“ Ich sah zu Kiba, welcher uns fragend musterte, und vermied dabei Sasuke anzusehen, welcher ziemlich unbeeindruckt von dem ganzen Spektakel neben dem Neuling stand. Wieso sollte es ihn auch kümmern, dass er nicht beim Test war? Immerhin war er Orochimarus Lieblingsschüler, es sollte also kein Problem für Sasuke darstellen, Orochimaru davon zu überzeugen, dass er krank gewesen war. Auch, wenn er es eindeutig nicht gewesen war.

„Er war der Meinung, dass wir abschreiben würden und hat uns rausgeschmissen.“ Temaris gegrummelte Antwort auf Kibas Frage, riss mich aus meinen Gedanken.

„Abschreiben, mh? Hätte ich nicht von dir gedacht, Haruno.“, meldete sich plötzlich Sasuke zu Wort und sah mich mit diesem arroganten Blick an, welchen ich von Anfang an zum Kotzen gefunden hatte.

„Ich hab nicht abgeschrieben, sondern nur nach meinem Kuli gegriffen. Wenn der Arsch zu blöd ist, das zu kapieren, tut´s mir leid.“, erwiderte ich.

„Sicher.“

Ein Wort. Es war nur ein einziges, in Ironie getränktes Wort nötig, um mich wütend zu machen. Da war es mir auch absolut egal, dass ich für diesen Idioten arbeitete oder dass ich womöglich sein Handy geschrottet hatte.

„Glaub doch was du willst, Uchiha. Gott, ihr seid alle so beschränkt!“ Sauer auf Orochimaru und auf Sasuke und auf mich selbst, weil ich zu dumm für Physik war, packte ich Temaris Hand und zerrte sie hinter mir her, weg von den Idioten. Weg von dem Idioten.
 

„Kiba Inuzuka! Aufwachen!“

Erschrocken zuckte ich zusammen und wandte meinen Blick vom Fenster ab, um Mrs. Onellie, unsere Geschichtslehrerin, zu beobachten, wie sie Kiba zusammenfaltete. Anscheinend war er tatsächlich eingeschlafen.

Ich musste lächeln, weil mir der Gedanke kam, wie ähnlich er und Naruto sich waren, schlief doch auch der Blondschopf häufig im Unterricht ein, was anscheinend von vielen Lehrern schon nicht mehr beachtet wurde.

Mrs. Onelli, nun fertig mit ihrer Strafpredigt, begab sich wieder nach vorn und fuhr fort in ihrer Erzählung über die Zwanzigerjahre. Ich drehte meinen Kopf währenddessen wieder in Richtung Fenster und starrte nach draußen, beobachtete die Bäume dabei wie sie sich im Wind bogen und ihre Blätter verloren.

Der Herbst rückte immer näher und, auch wenn wir uns im sonnigen Florida befanden, es wurde immer kälter. Das war auch nicht sonderlich seltsam, immerhin war der September beinahe vorbei und das bedeutete vor allem eines: Monatsmiete zahlen. Ich schluckte und rechnete im Kopf nach. Theoretisch müsste das Geld, was ich bis Ende der Woche verdient haben würde, reichen, um zumindest die Monatsmiete zu bezahlen. Meine Mutter müsste dann nur die Nebenkosten zahlen. Theoretisch war alles so einfach. Wenn da nicht das Problem mit Sasukes Handy wäre…
 

„Goott, ich dachte sie hört niemals auf zu reden! Wie kann man nur so lange über ein einziges Jahrzehnt reden?!“ Wie eine wahre Drama-Queen warf Ino ihre Hände in die Luft und ließ sich dann laut seufzend auf einer Bank auf dem Schulhof nieder.

Ich versuchte gar nicht, einen Platz neben ihr zu ergattern, da Tenten sowieso schneller war als ich und Temari einfach brutaler als ich. Anscheinend dachte Hinata ebenso wie ich, denn auch sie machte sich nicht die Mühe um einen Platz auf der Bank zu kämpfen, sondern stellte sich stillschweigend neben mich und damit vor die Bank.

„Du schaffst es doch auch stundenlang über Louis Vuitton und Vin Diesel zu reden.“, stellte Temari trocken fest.

„Das ist etwas anderes!“, verteidigte Ino sich.

„Nein, ist es nicht?“

„Natürlich ist es das!“

Tenten, Hinata und ich seufzten synchron als uns bewusst wurde, dass nun wieder einmal eine Eins-A-Diskussion á la Temari und Ino folgen würde und wir keine Chance hatten dieser zu entkommen. Während die beiden sich also gegenseitig drittklassige Argumente um die Ohren warfen, versuchte Tenten das ganze irgendwie zu übertönen: „Habt ihr´s schon gehört? Der Schülerrat hat es endlich geschafft und die Halloweenparty durchgesetzt. Es sind zwar immer noch einige Lehrer dagegen, aber es gibt genug, die als Aufsichtsperson fungieren würden.“

„Halloweenparty?“, skeptisch zog ich meine Augenbrauen in die Höhe.

„Jap. Letztes Jahr war sie eigentlich ganz cool, abgesehen von den paar betrunkenen Idioten, die sich prügeln mussten. Mrs. Senju war damals so sauer, dass wir eigentlich dachten, dass das die letzte Halloweenparty gewesen sei. Aber so wie´s aussieht, hat sich der Schülerrat wieder durchgesetzt.“ Tenten zuckte mit den Schultern.

„Oh, Sakura, was mir grade einfällt.“ Ich spürte Hinatas Hand an meinem Unterarm, weshalb ich mich zu ihr drehte und sie fragend ansah. „Ich hab Sasori vorhin nach Physik getroffen. Er meinte, dass wir uns morgen wegen dem Weihnachtskonzert in der zweiten Pause treffen. Früher als geplant.“

„Ah, okay. Ich hab mir ehrlich gesagt noch gar keine weiteren Gedanken drüber gemacht.“, ich sah sie entschuldigend an, da ich wusste wie wichtig ihr das Konzert war, jedoch reagierte sie anders als gedacht.

Leise lachend gab sie zu: „Ich auch nicht.“ Ihr Lachen verstummte plötzlich und sie sah mich miesepetrig an. „Aber Karin hat sich bestimmt mehr als genug Gedanken gemacht.“

„Hör mir bloß auf mit der! Ich bin so froh, dass ich sie seit letzten Freitag nicht mehr zu Gesicht bekommen habe.“ Ich ahmte Würggeräusche nach, bevor wir drei in lautes Lachen ausbrachen, wodurch Ino und Temari in ihrer noch immer andauernden Diskussion gestört wurden und ihre Aufmerksamkeit wieder auf uns richteten.

„Was gibt es da so zu lachen?“, fragte Ino eindeutig irritiert, worauf wir drei nur synchron die Köpfe schüttelten. Dinge waren nur dann witzig, wenn man sich nicht erklären musste. „Dann eben nicht!“ Ein klitzekleinbisschen eingeschnappt, verschränkte Ino ihre Arme und sah uns mit vorgeschobener Unterlippe an, bevor sie plötzlich zusammenzuckte und ihr Handy aus ihrer Hosentasche zog.

Für einen Moment patschte sie auf dem Display ihres Smartphones herum, bevor sie einen schrillen Schrei und ein noch viel schrilleres „Oh mein Gott!“ ausstieß.

Augenblicklich rückten wir alle etwas näher zu ihr.

„Was ist passiert?“

„Ist irgendwer gestorben?“

„Was ist los?“

„Wehe, wenn du wegen irgendeiner Lappalie mein Gehör irreparabel geschädigt hast.“ Unsere Stimmen vermischten sich zu einem unverständlichen Salat, jedoch überhörte keiner von uns Temaris geknurrten Kommentar.

„Dein Gehör interessiert keinen, Temari. Und glaub mir, das ist definitiv keine Lappalie!“

Ino tippte aufgeregt auf den Display ihres Handys, anstatt uns zu sagen was genau denn nun keine Lappalie war, weshalb Temari ihr ihren Ellenbogen in die Seite stieß und sie anraunzte: „Erzähl schon, verdammt!“

„Haltet euch fest!“, warnte Ino und schenkte jedem von uns einen bedeutungsschweren Blick, bevor sie begann vorzulesen: „Vin Diesel-“

„Boah, Ino!“, kam es von uns allen gleichzeitig als uns klar wurde, dass es doch um eine Lappalie ging.

„Was denn? Das ist total wichtig!“, verteidigte sich Ino, woraufhin Temari ihr das Handy aus der Hand nahm und es ausschaltete, während sie ihr erklärte: „Total unwichtig, meinst du wohl!“

Ino riss Temari ihr Handy wieder aus der Hand und streckte ihr die Zunge raus, bevor sie ihr geliebtes Smartphone wieder in ihre Hosentasche schob.
 

„Warte mal, Haruno.“

Das waren genau die Worte, die ich nicht hören wollte. Nicht heute, nicht morgen und vor allem nicht von Sasuke.

„Ich komm gleich nach.“, sagte ich schnell zu Hinata und Temari, welche mich fragend ansahen, bevor sie verstehend nickten und weiter mit der Masse in Richtung Hauptausgang liefen. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und drehte mich zu Sasuke um, welcher einige Meter von mir entfernt am Rand stand und auf mich wartete. Für einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken herumzuwirbeln und wegzurennen, jedoch wäre Sasuke einerseits schneller als ich und andererseits würde er mich dann spätestens heute Nachmittag bei sich zuhause abfangen.

Meine Unterlippe weiterhin mit meinen Zähnen malträtierend, quetschte ich mich durch den Strom an Schülern zu Sasuke durch, welcher, kaum dass ich vor ihm stand, in seine Hosentasche griff und ein Sony Ericsson hervorzog. Huch, hatte er nicht ein Smartphone gehabt? Mir schwante Übles.

„Wie du siehst, habe ich mein Ersatzhandy mit. Ich nehme an, du weißt was das bedeutet?“

„Dass du Angst hast, dass ich dein Smartphone nochmal mit Wasser in Kontakt bringe und es dadurch doch noch schrotte?“, versuchte ich die Situation zu entschärfen, jedoch lachte Sasuke nur trocken auf.

„Mein Handy ist Schrott, Sakura. Deine glorreiche Idee mit der Heizung hat nicht funktioniert.“

„Immerhin hatte ich eine Idee! Außerdem, was kümmert dich ein Handy? Du hast genug Geld, um dir ein neues zu kaufen. Ja, es ist ärgerlich, aber-“

„Zuerst einmal: Ich mag es nicht besonders, wenn jemand mein Eigentum zerstört. Als nächstes: Es geht mir nicht um das Handy, sondern um die Speicherkarte. Und da beides durchaus teuer war und nun im Arsch ist, wirst du mir das ersetzen.“, unterbrach er mich zuerst nur in einem leicht gereizten Ton, jedoch wurde seine Stimme mit jedem Wort mehr zu einem Knurren.

Okay Sakura, bleib ganz ruhig. Mal ganz davon abgesehen, dass ich irgendwoher dreihundert Dollar bekommen musste, schien mich Sasuke jetzt wirklich zu hassen. Super Aussichten auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

„An… an wie viel hast du gedacht?“, fragte ich und starrte nervös auf den Fußboden. Ehrlich gesagt, hatte ich Angst, dass Sasuke mich fressen würde, sollte ich ihn ansehen.

„Zweihundertsiebenundachtzig Dollar.“

„Huh?“, überrascht sah ich ihn an. Das war weniger als ich erwartet hatte.

„Du hast Glück, dass mein Smartphone durch den Gebrauch bereits an Wert verloren hatte, bevor du es mitgewaschen hast.“

Ich gab einen zustimmenden Laut von mir und strich mir nervös eine Haarsträhne hinters Ohr, bevor ich ihm die Frage aller Fragen stellte: „Bis wann willst du das Geld haben?“

„Freitagabend.“

„Was?!“, entsetzte sah ich ihn an. Das konnte nicht sein Ernst sein! „Wie soll ich bis dahin so viel Geld zusammenbekommen?“

„Ich bin mir sicher, dass du das hinbekommst.“ Sasuke schenkte mir ein falsches Lächeln, bevor er sich vom Acker machte und mich einfach stehen ließ.
 

Ich war gerade auf dem Weg zum Schulhofausgang als ich meinen Namen hörte. Verwundert, weil mir die Stimme bekannt vorkam, drehte ich mich um und erblickte Itachi, welcher zügig auf mich zukam.

„Sakura.“, begann er und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Kaum kam er vor mir zum Stehen, pustete er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr fort: „Sorry, falls ich dich aufhalte. Kann ich vielleicht kurz mit dir reden? Es dauert nur einen kleinen Moment.“

„Ähm, okay.“ Verwirrt, weil ich nicht mit Itachi gerechnet hatte – Wieso war er denn auf dem Schulgelände? –, folgte ich ihm ein Stück vom Hauptweg weg, sodass wir unter einem der vielen Bäume zum Stehen kamen. „Worum geht´s denn? Und wieso bist du überhaupt hier?“

Ein ebenfalls verwirrter Ausdruck erschien in seinem Gesicht als er mir als Antwort eine Gegenfrage stellte: „Wieso sollte ich nicht hier sein?“

„Na, musst du nicht zur Uni oder so?“

„Uni? Sakura, ich geh noch zur Schule.“ Itachi lachte leise und sah mich mit diesem Blick an – dieser Niedlich-Wie-Verpeilt-Du-Bist-Blick.

Geschockt sah ich ihn an und spürte gleich darauf wie mir mein Blut in die Wangen schoss. Gooott, wie konnte ich nur so blöd sein?! Aber Momentchen mal… „Wieso hab ich dich dann bisher noch nie hier gesehen?“, fragte ich und zog skeptisch beide Augenbrauen in die Höhe.

„Ich hatte die letzten beiden Wochen frei, weil das mein Abschlussjahr ist. Das bedeutet, dass meine Ferien komplett anders liegen als deine. Ich bekomme mein Halbjahreszeugnis auch bereits vor Weihnachten, nicht danach.“, erklärte er und warf beiläufig einen Blick auf die Uhr, die er am Handgelenk trug. Und die verdammt teuer aussah. Davon sollte ich mich lieber fernhalten.

„Oh, okay. Verstehe…“ Ich kratzte mir peinlich berührt den Nacken und fummelte dann an meinen Haaren herum, welche es einfach nicht lassen konnten mir ständig aus dem Zopf zu fallen. „Weswegen wolltest du mich jetzt sprechen?“, versuchte ich von mir und all den Fettnäpfchen abzulenken, in die ich bereits wieder getreten war.

„Du brauchst bis Freitag nicht zu uns kommen. Es ist eh sauber zu Hause und ich denke, du hast dir ein paar freie Tage verdient. Wenn man bedenkt, was gestern passiert ist.“ Itachi schmunzelte leicht und ich wurde noch röter als eh schon.

„Er hat es dir erzählt?“

„Das Handy auf der Heizung und seine Laune waren genug der Worte.“

Ich legte mir eine Hand über die Augen und versuchte nicht vor Scham zu sterben, was mir aber gar nicht so leicht fiel. „Ich zahl ihm das Geld zurück, sobald ich kann.“

„Ich weiß. Das geht mich auch überhaupt nichts an. Ihr seid groß genug, ihr könnt das unter euch klären.“, sagte Itachi und grinste mich an, bevor er erneut einen Blick auf seine Uhr warf. „Tut mir Leid Sakura, aber ich muss los. Hab noch Unterricht. Wir sehen uns dann am Freitag?“

„Eh, okay. Bis dann.“ Ich winkte kurz und sah Itachi noch einen Moment hinterher, bis er im Schulgebäude verschwunden war. Anschließend legte ich meinen Kopf in den Nacken und sah zum Himmel hinauf, seufzte leise.

„Du musst mich ziemlich hassen, was?“, fragte ich in Richtung Wolken, bevor ich meine Schultern straffte und mit schnellen Schritten vom Schulhof hastete, um zu Hinata und Temari zu gelangen, welche bereits seit fünfzehn Minuten auf mich warteten.

You wanna kidding me

I need a dollar dollar

A dollar is what I need
 

„Komm schon, beeil dich! Ich will nicht zu spät kommen!“

Ich seufzte und schulterte meine Tasche, folgte Hinata anschließend schnellen Schrittes aus dem Chemieraum in Richtung des großen Musikraumes im dritten Stock.

„Hinata, entspann dich. Die Pause hat gerade erst angefangen, wir sind bestimmt die Ersten da.“, versuchte ich sie davon zu überzeugen, dass sie nicht so rennen brauchte, jedoch ignorierte sie das konsequent.

Erst als der Musikraum in Sicht kam, verlangsamte sie ihre Schritte ein bisschen, sodass ich vollkommen außer Atem zu ihr aufschließen konnte. Wie konnte man nur so schnell Treppen hinauflaufen?

„Siehst du, wir sind die ersten.“, raunte ich ihr zu als wir vor der verschlossenen Tür des gesuchten Raumes ankamen und setzte mich schließlich auf eine Bank ganz in der Nähe. Hinata setzte sich kurz darauf neben mich und sah mich entschuldigend an. Ich setzte gerade dazu an ihr ihre Schuldgefühle auszutreiben, wusste ich doch, dass sie es nur gut meinte, als das laute Lachen einer rothaarigen Barbiepuppe meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Urgh, Karin. „… Und hast du ihre Strähnen gesehen? Ich dachte erst sie hat Dreck in den Haaren. Es ist so hässlich und sie glaubt wirklich, dass es gut aussieht.“

Kaum hatte ich Karins reizende Stimme vernommen, beugte ich mich ein Stück zu Hinata hinüber und sagte lauter als es nötig gewesen wäre: „Ich glaube Karin hat eine zweite Persönlichkeit entwickelt, die gerne über sich selbst herzieht.“

Hinata gluckste leise und presste ihre Lippen aufeinander, um nicht laut loszulachen, jedoch schien Karin ein übernatürlich gutes Gehör zu haben – oder einfach ein übernatürlich großes Gehör, denn etwas anderes als dieses war ja nicht in ihrem Kopf vorhanden – da sie mir sofort ihre geschätzte Aufmerksamkeit schenkte. Es möge mich bitte einer erwürgen. „Hm, neidisch oder was?“

„Ja natürlich. Ich hätte auch gerne eine zweite Persönlichkeit, die sich in meinem Kopf breit macht. Nein warte, das geht ja nicht. Ich habe ja ein Gehirn, da passt leider keine zweite Persönlichkeit dazu. Du weißt gar nicht wie sehr ich dich um dein Erbsenhirn beneide, Karin.“

Für einen kurzen Moment schien sie sprachlos, ebenso wie ihre blonde Freundin, die Karin bis auf die Brille und die Haarfarbe erschreckend ähnlich sah: Zu viel Make-Up, gepushte Oberweite, die aus dem Dekolleté quoll, und Absatzschuhe, in denen ich nicht mal stehen könnte. Dann erwachte sie jedoch aus ihrer Starre – anscheinend hatte ihr Erbsenhirn soeben erkannt, dass ich sie beleidigt hatte – und deutete mit einem fein manikürten Finger auf mich. „Du solltest lieber aufpassen wie du mit mir sprichst, Flamingo! Sonst bekommst du im Weihnachtskonzert genau drei Dinge: Einen Platz in der hintersten Reihe, ein >Schön, dass du mitgemacht hast.< und einen Arschtritt, weil du scheiße singst. Obwohl den Arschtritt bekommst du sowieso.“

Vollkommen unbeeindruckt von der Tatsache, dass sie soeben mehr als nur ein dämliches „Sasuuuukeeee!“ oder ein noch viel dümmeres „Du bist so scheiße, Pinky.“ von sich gegeben hatte, fragte ich: „Sollte das gerade eine Beleidigung sein? Ist dir ziemlich misslungen. Da sehen sogar deine Haare gut dagegen aus.“

Im nächsten Moment dachte ich ein Hamster stünde mir gegenüber, da Karin plötzlich ihre Wangen aufblies und sich gleichzeitig auf die Unterlippe biss. Bevor ich jedoch auch darüber einen Kommentar verlieren konnte oder – noch viel schlimmer – bevor Karin auch nur noch einmal versuchen konnte mich zu beleidigen, tauchte plötzlich Mr. Kregah mit Sasori und Konan im Schlepptau auf. „Wie schön, dass ihr hier seid! Sieht wohl so aus als wären wir die Einzigen, die es einrichten konnten. Aber das ist nicht schlimm, dann werde ich die anderen einfach einzeln informieren. Ich wollte euch eigentlich auch nur sehen, um euch eure Stücke zu geben, damit ihr die für unser nächstes Treffen durchgehen könnt.“

Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen schloss er die Tür zum Musikraum auf und bedeutete uns ihm hinein zu folgen. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und folgte dann Hinata als Letzte in den Raum, schloss die Tür hinter mir.

Nachdem wir uns in der ersten Reihe niedergelassen und auch noch ein paar Minuten gewartet hatten, waren noch ein paar andere Schüler zu uns gestoßen, welche es sich in der Reihe hinter uns bequem gemacht hatten.

„Wie schön, dass es doch noch ein paar mehr von euch hier her geschafft haben. Nun, wie ich bereits einigen vor der Tür erläutert habe, werde ich euch eure Stücke geben damit ihr sie bis zum nächsten Treffen durchgehen könnt. Ich habe versucht eure Wünsche zu beherzigen und bin dabei auf ein paar sehr interessante Ideen gekommen. Tatsächlich denke ich, dass ein Solo für Sasori sehr gut machbar ist.“, begann Mr. Kregah und wandte sich dann Sasori zu: „Als kleine Unterstützung werden dich Hinata und Sakura stimmlich begleiten. Keine Sorge, der Großteil des Stückes ist deiner.“

„Verzeihung, wir werden ihn begleiten?“, fragend sah ich zu Mr. Kregah. Wann genau hatte ich meine Zustimmung gegeben, dass ich singen würde?

„Nur ein bisschen summen und ein paar Laute singen, nichts Besonderes. Das kommt später.“

„Später?!“ Jetzt war ich definitiv verwirrt.

„Ja natürlich. Ich habe etwas ganz besonderes für eine von euch geplant. Tut mir Leid, Jungs, aber dieses Jahr gibt es kein Solo für euch.“ Mr. Kregah warf Sasori und den zwei anderen männlichen Mitgliedern dieser fröhlichen Runde einen entschuldigenden Blick zu, woraufhin diese nur mit den Schultern zuckten.

„Was haben Sie denn geplant?“ Ich verzog mein Gesicht als Karin sich dazu entschied uns alle mit ihrer Stimme zu nerven und warf ihr einen bösen Blick zu, jedoch ignorierte sie mich und starrte lieber Mr. Kregah an.

„Wie jedes Jahr dachte ich an ein Solo und ich habe auch bereits das perfekte Lied dafür gefunden. Jedoch ist es kein wirkliches Solo, da das Original von einem Klavier gespielt wird und der Text dazu frei erfunden ist. Da mich das Lied jedoch bereits nach wenigen Sekunden überzeugt hatte, denke ich, dass es ganz gut ankäme. Und ich kann mir niemand besseres am Klavier vorstellen als Sakura.“ Er schenkte mir sein breitestes Lächeln und sah mich an als hätte er mir soeben das schönste Geschenk aller Zeiten gemacht.

Was ich aber definitiv anders empfand. Um nicht gemein zu sein, fragte ich vorsichtig: „Um welches Lied handelt es sich denn?“

„River flows in you von Yiruma. Ist dir das bekannt?“

Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer und ich lächelte breit. „Ja, das wollte ich schon immer mal spielen!“

„Na dann ist das ja geklärt. Dann wirst du Hinata begleiten.“

„Mich?!“

„SIE?!“

Während Hinata nur erschrocken zu Mr. Kregah sah, durchbohrte Karin ihn mit ihrem entsetzten und zugleich wütenden Blick.

„Ja, Hinata, du. Karin hatte letztes Jahr ihr Solo und dieses Jahr bist du dran. Außerdem ist deine Stimme besser geeignet für dieses Stück.“

„A-aber ich kann das nicht.“, widersprach Hinata leise und senkte ihren Kopf.

„Natürlich kannst du das.“ Verwundert sah ich zu Sasori, welcher mit emotionsloser Mimik zu Hinata sah und seine Arme vor der Brust verschränkte. „Du hast die beste Stimme von allen Anwesenden. Wenn du dich traust.“

Mein Blick wanderte von ihm zu Hinata, welche sich auf der Unterlippe herum biss, nach kurzer Zeit jedoch von dieser abließ und Sasori ein kleines Lächeln schenkte, bevor sie Mr. Kregah zunickte. „Okay, ich versuch´s.“

Mr. Kregah und ich lächelten gleichzeitig, jedoch verging mir keine Sekunde darauf auch schon wieder das Lächeln als Karin loszeterte: „Sie versucht es! Ich bitte euch! Wir wissen doch alle, dass sie wieder Lampenfieber bekommt und dann wie eine kleine graue Maus auf der Bühne steht und keinen Ton rausbekommt. Damit blamiert sie uns alle!“

„Karin, kannst du nicht einmal die Fresse halten?!“, zischte ich und war ganz nah dran mit irgendetwas nach ihr zu werfen. So eine blöde Kuh.

„Halt du dich da raus, Pinky! Du hast sie letztes Jahr ja nicht erlebt. So eine Blamage, echt! Aber diesmal ohne mich. Entweder ich bekomme das Solo oder ich bin weg.“

Karin zog eine Augenbraue in die Höhe und sah Mr. Kregah fordernd an, jedoch war nicht er es, der antwortete, sondern Sasori: „Viel Spaß beim Gehen, wir vermissen dich nicht.“

Karin sah geschockt von ihm zu Mr. Kregah, welcher es jedoch vorzog nichts zu sagen, sondern uns das lieber regeln ließ. Als Karin verstand, dass niemand Sasori widersprechen und sie um Hilfe anflehen würde, gab sie einen abfälligen Laut von sich, schnappte sich ihre Tasche und rauschte aus dem Raum.

„Endlich ist sie weg.“, stöhnte ich erleichtert und sah dann zu Hinata, welche Sasori lächelnd ein „Danke!“ zuflüsterte. Genau in diesem Moment ertönte die Schulklingel, weshalb einige der anderen Schüler etwas unruhig auf ihren Plätzen herumrutschten.

Mr. Kregah warf einen kurzen Blick auf seine Uhr, bevor er seine Tasche öffnete und einen Stapel Blätter heraus zog. „Also… Hier ist der Text für das traditionelle Chorstück. Alle außer Hinata, Sakura und Sasori nehmen sich bitte ein Blatt.“, er legte einen Teil des Stapels auf den Lehrertisch, bevor er sich einen kleineren Stapel schnappte und damit vor Konan trat. „Konan, das hier ist das Notenblatt für das Chorstück. Ich denke, du und deine Harfe würden dem Stück etwas Besonderes geben.“

Angesprochene nickte knapp und nahm dann die beiden Blätter entgegen, die er ihr hinhielt.

Anschließend wandte er sich an Sasori: „Hier, die Noten für dein Solo. Geh es in Ruhe durch und ändere ab, was du abändern willst. Ich verlasse mich auf dein Gehör.“

Sasori nickte ebenfalls knapp, bevor er seine Blätter in seiner Tasche verschwinden ließ.

„Und die sind für euch, Hinata, Sakura. Schaut es euch am besten zusammen an und wenn ihr fragen habt, kommt ihr einfach zu mir.“

Mit einem kleinen Lächeln legte er die letzten Blätter vor uns auf den Tisch und trat dann einen Schritt zurück, bevor er fortfuhr: „Danke für eure Zeit. Wir sehen uns nächste Woche Montag in der siebten Stunde wieder hier. Bis dahin: Viel Spaß.“
 

„Sakura, hey. Komm rein.“ Temari öffnete mir mit ihrem fettesten Grinsen die Tür und sprang mich förmlich an, um mich zur Begrüßung zu umarmen. Als hätten wir uns nicht erst vor zwanzig Minuten, sondern vor zwanzig Jahren das letzte Mal gesehen.

„Du bist ganz schön schnell. Ich hätte nicht gedacht, dass du unser Haus so schnell findest.“, triezte sie mich aufgrund meiner nicht vorhandenen Orientierungskünste und trat dann zurück ins Haus.

„Es war kaum zu übersehen.“, antwortete ich lächelnd und warf einen Blick zurück in den Garten, dessen Gras bereits mindestens einen halben Meter hoch war.

Temari gab ein nervöses Kichern von sich. „Ja, ehm, Gaara ist dran mit Rasenmähen. Und Kankuro und ich haben uns geschworen, dass wir es ihm diesmal nicht abnehmen.“

„Und was macht ihr, wenn ihr nur noch das Dach sehen könnt?“, fragte ich und zog meine Schuhe aus, stellte sie vor einen kleinen Schuhschrank aus dunklem Holz.

„Dann räum ich Gaaras Kleiderschrank aus und schmeiß seine Klamotten in den Garten. Wenn er nicht nackt zur Schule gehen will, muss er einfach Rasenmähen.“

Ich lachte und gab ihr meine Jacke, damit sie diese an eine Garderobe, welche sich neben dem Schuhschrank befand, hängen konnte; bevor wir es uns im Wohnzimmer bequem machten und eine alte Folge von One Tree Hill ansahen.

Wir waren gerade dabei darüber zu diskutieren wie ähnlich Naruto dem Schauspieler Chad Michael Murray sah als die Haustür laut ins Schloss fiel.

„Wir sind hier.“, rief Temari ohne ihren Blick vom Fernseher zu nehmen.

„Interessiert mich nicht.“, erklang Gaaras Stimme aus dem Flur, bevor man ihn die Treppe hinauflaufen hörte und erneut eine Tür knallte.

Temari verdrehte ihre Augen und murmelte: „Scheint als wäre er wieder super drauf.“

„Ich dachte ihr versteht euch mittlerweile besser?“, fragend sah ich sie an und beobachtete wie sie schnaubte. „Das Einzige was zwischen uns mittlerweile besser läuft, ist das Aus-dem-Weg-gehen. Soweit wie das möglich ist.“

„Das tut mir Leid.“

„Ach was, braucht es nicht.“, sie lächelte und winkte ab. „Ich hatte auch mal so eine Phase, da wollte ich niemanden sehen. Aber die geht wieder vorbei und dann ist Gaara wieder das alte Stinktier, das er schon immer war.“ Temari grinste mich an und ich konnte nicht anders als zurück zu grinsen.
 

Ich gab ein tiefes Seufzen von mir als ich das Haus der Uchihas erblickte und blieb stehen, betrachtete für einen Moment den gepflegten Vorgarten der Familie. Ob sie auch einen Gärtner hatten? Und wenn ja, warum hatte ich ihn noch nicht kennengelernt, geschweige denn ihn gesehen?

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, drängte sich ein anderer Gedanke in mein Bewusstsein: Es war Freitag. Das hieß, dass ich Sasuke die zweihundertsiebenundachtzig Dollar für sein Handy zahlen musste. Nur leider hatte ich diese zweihundertsiebenundachtzig Dollar nicht. Selbst nach einer Stunde wildem Herumrechnen und dem Durchspielen vieler – wirklich vieler – Möglichkeiten an Geld heranzukommen, hatte ich mir eingestehen müssen, dass ich Sasuke wohl um einen Zahlungsaufschub bitten musste. Allein bei dem Gedanken daran, dass ihm das einen Grund bot mich zu feuern, drehte sich mir der Magen um.

Ich seufzte erneut, bevor ich meine Hand an die Klinke des Eingangstores legte und sie herunterdrückte, meinen Weg damit fortsetzte. Missmutig kramte ich in meiner Jackentasche nach meinem Schlüssel, bevor ich mit diesem die Haustür aufschloss und eintrat. Sogleich ließ ich den Schlüssel wieder in meiner Jackentasche verschwinden und wollte meine Jacke sowie meine Schuhe ordnungsgemäß verstauen als Sasuke in den Flur spaziert kam. Augenblicklich erstarrte ich und unterdrückte den Drang davonzurennen. Jetzt war der große Moment also gekommen. Scheiße, ich wollte doch noch Vorbereitungszeit haben!

„Du hast Glück, dass du jetzt kommst. Zwei Minuten später und ich wär nicht mehr da gewesen. Hast du das Geld dabei?“, kam Sasuke gleich zur Sache, drängte sich an mir vorbei und schnappte sich eine schwarze Lederjacke, welche er überstreifte.

„Ehm…“ Nein. Hab ich nicht. Aber ich hab viel zu viel Angst, um dir das zu sagen. Deshalb stehe ich hier und stammele vor mich hin.

„Sakura, ich hab nicht ewig Zeit.“ Sasuke schenkte mir einen missbilligenden Blick, während er in seine ebenfalls schwarzen Chucks schlüpfte.

„Ich, eh ja… wegen dem Geld-“

„Du hast es nicht.“, unterbrach mich Sasuke mit einem Seufzen. Für einen Moment wiegte ich meinen Kopf hin und her, dann nickte ich.

„Du weißt, dass ich dich jetzt feuern muss?“

„Was? Nein! Sasuke, bitte, ich brauch den Job. Das Geld. Ich meine, es war ja nur ein Versehen, ich wollte dein Handy nicht schrotten, ich schwöre es dir! Wenn du mir vielleicht einen kleinen Zahlungsaufschub gewähren könntest, sagen wir drei Wochen, dann bekommst du dein Geld wieder. Ich versprech´s.“, versuchte ich ihn davon zu überzeugen, dass es nicht nötig war mich zu entlassen.

„Dein Versprechen nützt weder mir noch meinem Handy was.“, stellte er kühl fest und kam ein paar Schritte auf mich zu. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe.

Plötzlich seufzte er und griff sich an die rechte Schläfe, massierte diese. „Du hast Glück, dass ich heute einen guten Tag habe. Du darfst weiter hier arbeiten. Aber“, unterband er jegliches Vor-Freude-durch-die-Gegend-hüpfen meinerseits, bevor er fortfuhr: „Dafür musst du auch was tun.“

„Und was?“, fragte ich mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen. Es war mir in diesem Moment absolut egal was Sasuke mir für furchtbare Aufgaben aufhalsen würde, die Hauptsache war, dass ich diesen Job behielt. Jedoch bekam ich sofort ein ganz schlechtes Gefühl als sich auf Sasukes Lippen ein überlegenes Lächeln ausbreitete. Jetzt hatte ich doch irgendwie Angst.

„Wie du immer so gern feststellst: Du arbeitest während der Woche für meine Eltern. Nun, da ich so nett war und dich nicht gefeuert habe, wirst du dir das Geld für mein Handy ebenfalls erarbeiten. Und zwar die nächsten drei Wochenenden.“

„Vergiss es.“, platzte es aus mir heraus, bevor ich auch nur darüber nachdachte, was Sasuke mir da vorschlug.

Das Lächeln auf Sasukes Lächeln verschwand und er atmete tief ein, bevor er mir ganz langsam erklärte: „Du arbeitest die nächsten drei Wochenenden für mich und bekommst für jedes Wochenende einhundert Dollar. Was du mit den dreizehn Dollar extra anfängst, interessiert mich nicht. Aber so haben wir beide Probleme gelöst: Du verdienst weiterhin Geld, um deine Mutter bei eurer Wohnungsmiete zu unterstützen und du verdienst dazu noch Geld, um deine Schulden bei mir abzubezahlen. Das Einzige, was du dafür machen musst, ist dich von zwölf Uhr samstags bis fünfzehn Uhr sonntags in diesem Haus zu befinden und die Aufgaben zu erledigen, die ich dir aufgebe. Das solltest sogar du schaffen.“

Ich schluckte meinen Ärger über Sasukes letzten Satz hinunter und bemerkte: „Hört sich so an als hättest du dir bereits eine Menge Gedanken darüber gemacht.“

Sasuke schenkte mir ein arrogantes Grinsen. „Ich dachte mir bereits, dass du es nicht schaffst das Geld zusammenzubekommen.“

„Bitte. Dann arbeite ich halt für dich.“, zischte ich, bereits wieder maßlos verärgert wegen Sasukes überhebliche Art.

„Du brauchst dich nicht bedanken. Und jetzt entschuldige mich, ich habe heute noch etwas vor, im Gegensatz zu dir.“ Damit griff er an mir vorbei, schnappte sich einen Schlüsselbund von der Kommode und stolzierte aus der Haustür.

Dass ich dabei einen Blick auf seine gestylten Haare erhaschte, welche er am Hinterkopf zum kunstvollen Abstehen gebracht hatte, erleichterte mir die Wortfindung, um die Gefühle auszudrücken, die sich gerade in mir tummelten: „Arroganter Hühnerarsch.“
 

Mit einem lauten Rumms! landete mein Schlüssel auf der Kommode in unserem Flur, während ich meine Schuhe ebenfalls in irgendeine Ecke beförderte. Ich kam nicht mal dazu das Gleiche mit meiner Jacke zu tun, da stand bereits meine Mutter in der Tür zur Küche und sah mich halb verwundert, halb wütend an.

„Wieso machst du hier so einen Krach? Und wie gehst du überhaupt mit deinen Sachen um?“, ihre Stimme schwankte von fragend zu sauer, weshalb ich es vorzog meine Jacke lieber ordentlich wegzuhängen anstatt sie ebenfalls einfach irgendwohin zu werfen.

Eine Antwort auf die Fragen meiner Mutter gab ich jedoch nicht, sondern drängte mich an ihr vorbei in die Küche und schnappte mir die Schokolade aus dem Kühlschrank.

„Sakura, ich rede mit dir.“

„Ich höre dich, Mum. Es geht dich nichts an, wie ich mit meinen Sachen umgehe. Es sind meine Sachen.“

„Aber ich habe sie bezahlt!“

„Und ich bezahle jetzt unsere Miete, gehört die Wohnung deshalb mir? Nein.“, schnappte ich und ging erneut an ihr vorbei, um in mein Zimmer zu gelangen.

Natürlich folgte sie mir. „Das ist etwas anderes, Sakura.“

Ich schnaubte während ich mein Schmuckkästchen öffnete, die oberste Ablage hinaus holte und die dreihundert Dollar betrachtete, die im Inneren versteckt waren. Zusammen mit den zweihundert Dollar, die ich vor dreißig Minuten von Itachi als Wochenlohn bekommen hatte, ergäbe dies unsere Miete für diesen Monat. Fünfhundert Dollar. In drei Wochen hart erarbeitet. Ich seufzte, bevor ich das Geld aus dem Schmuckkästchen nahm, in meine Hosentasche griff und auch die restlichen zweihundert Dollar herausholte.

„Hier.“ Ich drückte meiner Mutter das Geld in die Hand und beobachtete sie dann, wie sie überrascht die Summe nachzählte.

„Wo hast du so viel Geld her?“

„Ich arbeite, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.“, murrte ich und ging zurück zu meinem Bett, schmiss mich darauf.

„Natürlich ist mir das aufgefallen. Aber wie kannst du in drei Wochen fünfhundert Dollar verdienen, Sakura? Ist alles okay auf Arbeit? Behandeln sie dich gut da?“

Verwirrt sah ich sie an. Wieso machte sie sich denn bitte Gedanken darüber, wie man mich behandelte? „Natürlich behandeln sie mich gut. Was denkst du denn bitte was die mit mir machen?“

„Ich weiß ja nicht. Aber es ist schon eine Menge Geld, die du da verdienst.“

„Ich arbeite ja auch hart.“ Damit war das Thema für mich abgeschlossen.

„Sakura.“

„Was?!“, blaffte ich und sah meine Mutter an. Konnte sie nicht einfach abhauen, so wie sie es immer tat?

„Bitte verzeih mir, dass ich hinter deinem Rücken mit deinem Vater gesprochen habe.“

Überrumpelt sah ich sie an. War das ihr Ernst? Entschuldigte sie sich wirklich gerade dafür?

„Es ist mir wichtig, dass es dir gut geht und ich dachte bisher, dass du nur gut aufwächst, wenn du sowohl Mutter als auch Vater hast. Aber anscheinend irre ich mich. Du hast das Geld für die Miete ganz allein verdient ohne mich oder deinen Vater. Es scheint als wärst du bereits erwachsen geworden, ohne dass ich es gemerkt habe.“

„Mum…“, meine Stimme brach und ich biss mir auf die Unterlippe. Es war selten, dass meine Mutter mit mir über solche Dinge redete, und wenn wir es mal taten, dann schrien wir uns für gewöhnlich an. Weder sie noch ich waren gut darin unsere Gefühle auszudrücken.

„Ich verzeih dir. Aber… Sag mir das nächste Mal Bescheid, ja?“, flüsterte ich und versuchte mich an einem Lächeln.

Das Lächeln meiner Mutter bestärkte mich in meinem eigenen, während sie auf mich zukam und sich neben mich aufs Bett setzte. „Du redest von einem nächsten Mal. Heißt das, dass du doch Kontakt zu ihm willst?“

„Ich weiß nicht… Vielleicht. Ich brauch einfach noch ein bisschen Zeit.“

Meine Mutter nickte, bevor sie mir einen kurzen Kuss auf die Wange gab und sich wieder erhob, um aus meinem Zimmer zu gehen.

„Mum?“, hielt ich sie auf, kurz bevor sie meine Zimmertür hinter sich zu ziehen konnte.

„Ja?“

„Ich… wollte morgen bei Hinata schlafen, ist das okay?“

„Natürlich.“, sie lächelte und ich sah in ihren Augen, dass es sie freute, dass ich sie um Erlaubnis fragte, obwohl ich auch einfach hätte gehen können. Ich lächelte zurück während ich die hartnäckige Stimme in meinem Hinterkopf verdrängte, welche mir immer und immer wieder zuflüsterte, dass ich meine Mutter soeben belogen hatte.
 

*************************************************************************************
 

Uh uh, die arme Sakura. Siebenundzwanzig Stunden in der Gewalt eines Uchihas. Was da wohl passieren wird? :P :D

I see that you can be different. Sometimes.

Das Balzverhalten mancher Menschen

Ist interessanter als so mancher glaubt
 

„Du schaffst das. Es sind nur siebenundzwanzig Stunden. Und zehn Stunden davon wirst du schlafen. Also nur siebzehn Stunden, in denen Sasuke dich zu Tode foltern kann. Verfluchte Scheiße, was mach ich hier überhaupt?!“, entsetzt über mich selbst machte ich auf dem Absatz kehrt und marschierte erneut durch den Vorgarten der Uchihas.

„Dann feuert er mich halt, na und? Wenigstens überleb ich dann das Wochenende.“, grummelte ich vor mich hin und versuchte mich davon zu überzeugen, dass es richtig war, dass ich mich nun immer weiter vom Grundstück der Uchihas entfernte. Mittlerweile lagen mindestens zweihundert Meter zwischen mir und dem Haus des Teufels als sich eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf bemerkbar machte: Ist ja nicht so als müsstet ihr dann umziehen, oder so. Argh, ich hasse die Fähigkeit des Gehirns logische Schlussfolgerungen zu ziehen.

Ich schnaubte und drehte wieder um, stapfte zurück zu Sasukes Haus, wobei mir meine Tasche mehrmals unangenehm gegen die Seite schlug bis ich sie etwas weiter nach hinten schob. Nervös auf meiner Unterlippe herumkauend, kam ich schließlich vor der Haustür der Uchihas zum Stehen und betätigte die Klingel – hätte ich versucht die Tür mit dem Schlüssel zu öffnen, den man mir gegeben hatte, dann hätte ich womöglich vor lauter Aufregung den Schlüssel abgebrochen. Und das konnte ich mir wirklich nicht auch noch leisten.

Also wartete ich. Und wartete. Klingelte erneut. Und wartete wieder. Meine Hand wanderte gerade wieder zur Klingel als sich die Tür plötzlich ziemlich schwungvoll öffnete und ein emotionslos dreinblickender Sasuke vor mir stand. Das genervte Stöhnen, welches mir auf den Lippen gelegen hatte, verwandelte sich in einen leisen erschrockenen Aufschrei, was mir überaus peinlich war – wie Sasuke sicherlich an meinen geröteten Wangen erkennen konnte.

„Du bist zu spät.“, warf genannter Satansbraten mir vor und hob eine Augenbraue, um mich finster anzustarren.

„Du hast zwölf Uhr gesagt. Und jetzt ist es…“, ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich mich am liebsten ganz schnell wieder aus dem Staub gemacht hätte, während ich einen Blick auf meine Displayuhr warf.

„Sieben nach Zwölf.“, stellte Sasuke fest und legte seinen Kopf leicht schief, was ihn nur noch überheblicher wirken ließ als er sonst schon war.

„Wenn du mich auch so lange warten lässt.“, grummelte ich und schob die Schuld damit auf ihn, betete, dass er nichts von meiner kleinen hin-weg-hin-weg-und-doch-wieder-hin-Aktion mitbekommen hatte.

„Ich war mir nicht sicher, ob du noch vor der Tür stehst, wenn ich sie dir öffne, oder ob du bereits wieder auf dem Weg zu deiner Mama bist.“, stichelte er mit einem falschen Lächeln auf den Lippen, bevor er sich umdrehte und in die Küche stolzierte. Shit. Er hatte es also doch mitbekommen. Einen kurzen, beinahe sehnsüchtigen Blick zurück in den Vorgarten werfend, trat ich ein und schloss die Haustür hinter mir.

Willkommen in deiner ganz persönlichen Wochenend-Hölle, Sakura.
 

Nachdem ich meine Schuhe und Jacke ordnungsgemäß – und ordentlicher als ich es jemals zu Hause tat – verstaut hatte, spielte ich einen Moment mit dem Gedanken meine Tasche zu nehmen und mich in einem der Gästezimmer einzuschließen, um zu heulen und Gott und das Schicksal zu beschimpfen; jedoch verwarf ich diesen Gedanken schnell wieder und folgte stattdessen Sasuke in die Küche.

Der Alptraum meiner schlaflosen Nächte hatte es sich derweil an der Küchentheke bequem gemacht und tippte auf seinem neuen Smartphone herum. Minimal neugierig reckte ich mich möglichst unauffällig und erhaschte einen langen Blick auf mein absolutes Traumhandy: Das Sony Xperia Go. Die Hersteller warben seit einiger Zeit damit, dass dieses Handy staub-, kratz-, stoß- und wasserfest sei und nicht nur diese „Unzerstörbarkeit“ hatte dazu beigetragen, dass ich mich in dieses Smartphone verliebt hatte. Leider hatte der Preis mich sehr bald davon überzeugt, dass ich wohl lieber noch eine Weile meinem alten Handy treu bleiben sollte.

„Genug gegafft?“, fragte Sasuke ohne aufzusehen und riss mich damit aus meiner Starre.

Als Antwort gab ich nur ein zustimmendes Brummen von mir, immerhin hatte ich nicht gegafft, sondern nur geschaut.

„Gut.“, er seufzte und drehte sich dann in meine Richtung. „Ich hoffe, dass du alles gesehen hast, denn näher wirst du diesem Handy niemals kommen.“

Sasukes Stimme hatte etwas Provozierendes an sich, während er mein Traumhandy in seiner Hosentasche verschwinden ließ, was mich dazu brachte mein inneres Trotzkind raus hängenzulassen.

„Es ist nicht meine Schuld, dass dein Handy schrott ist.“, knurrte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Warum bist du dann hier?“, fragte er nüchtern und zog eine feine Augenbraue in die Höhe. Ich antwortete ihm nicht. Der Arsch wusste sehr gut selbst, warum ich hier war.

Sasuke seufzte erneut, schwang sich dann von einem der Barhocker vor der Küchentheke, auf welchem er bis eben gesessen hatte, ging an mir vorbei in den Flur und bemerkte: „Dann los, mein Auto wartet.“

Verwirrt folgte ich ihm. „Dein Auto?“

„Irgendwas musst du ja machen und mein Wagen hat schon seit einer ganzen Weile keine ordentliche Wäsche mehr abbekommen.“

Ich verkniff mir den Kommentar, dass er mich auch einfach hätte gehen lassen können, und folgte ihm weiter in den Vorgarten bis hin zur Garage, vor welcher sich bereits Sasuke Wagen mitsamt einem Eimer, einem Gartenschlauch, mehreren Lappen und Putzmittel befand.

„Ich nehme an, du weißt wie das geht?“ Gelangweilt blickte Sasuke zu mir und allein deswegen hätte ich ihn am liebsten mitten ins Gesicht geschlagen. Jedoch verkniff ich mir das und nickte nur trotzig.

„Gut. Ach, und Sakura? Mach lieber keinen Kratzer rein. Das kannst du dir wirklich nicht leisten.“ Damit stolzierte der werte Herr wieder ins Hausinnere davon.

„Arsch, ich hoffe du läufst gegen die Haustür.“, zischte ich durch zusammengebissene Zähne und widmete mich dann Sasukes Wagen. Von wegen seit längerer Zeit keine Wäsche mehr gesehen, das Ding sah fast aus wie neu.

Aber was hatte ich anderes erwartet? Dass Sasuke mich mit einem Strauß Rosen empfangen, mit mir stundenlang schlechte Horrorfilme sehen und mir am nächsten Morgen mein Frühstück ans Bett bringen würde?

Wohl eher nicht. Aber ein „Bitte“ und „Danke“ wäre schon mal ein Anfang gewesen.
 

Da ich mir dem Gedanken sehr wohl bewusst war, dass ich bis Sonntagmittag bei den Uchihas festsitzen würde, ließ ich mir so viel Zeit wie möglich beim Autoputzen. Nach ungefähren zweieinhalb Stunden waren meine Hände jedoch so durchgeweicht, dass ich beschloss, dass Sasukes Wagen mehr als sauber war und ich mit dem Putzzeug unterm Arm zurück ins Haus ging.

Dort verstaute ich zuerst das Putzzeug, bevor ich im unteren Badezimmer verschwand und meine Hände unter warmem Wasser vor dem Tod rettete. Sobald ich mir sicher war, dass meine Hände überleben würden, trat ich aus dem Bad und traf auch sogleich wieder auf Sasuke, welcher mit verschränkten Armen an der Haustür lehnte und anscheinend wartete. „Ich nehme an, du bist fertig?“

Ich nickte knapp als Antwort und hätte im nächsten Moment beinahe aufgeschrien, als Sasuke sich plötzlich bückte, die Sporttasche aufhob, welche zu seinen Füßen lag, und sie mir zuwarf. Mit einem „Uff.“ fing ich sie auf, bevor ich ihn verwirrt ansah.

„Dann können wir ja jetzt los.“ Sasuke reagierte nicht auf meinen fragenden Blick, sondern wandte sich ab und marschierte aus der Haustür. Ich blieb derweil an Ort und Stelle stehen. Jedoch nur solange bis Sasukes Stimme erneut erklang: „Sakura beweg dich, ich warte.“

Ich kniff die Augen leicht zusammen aufgrund seines Befehlstons, folgte jedoch seiner Anweisung und marschierte hinter ihm her zu seinem frisch gewaschenen Wagen, die Sporttasche halb tragend und halb hinter mir her schleifend.

„Wo willst du hin? Und was heißt überhaupt: wir können los?!“, fragte ich und zuckte leicht zusammen als ein lautes Rumms! hinter mir ertönte. Einen Blick über die Schulter werfend, sah ich, dass die Haustür sich durch den Wind von allein geschlossen hatte, was bedeutete, dass ich Sasuke nun darum bitten musste, dass er mir die Haustür wieder aufschloss, wenn ich nicht solange davor warten wollte, bis er von wo auch immer zurückkehrte.

„Ich muss zum Training und du kommst mit. Nicht, dass du mir noch das ganze Haus zerlegst.“

„Das mit deinem Handy war ein Versehen! Und ich werde nicht mitkommen.“

„Doch, wirst du.“

„Nein, ich…“, suchte verzweifelt nach einer Ausrede, wobei mein Blick auf Sasukes Hoodie fiel. „Habe meine Jacke drin gelassen!“

Sasuke gab ein reichlich genervtes Seufzen von sich, bevor er sich tatsächlich seinen Hoodie auszog und ihn mir entgegen warf.

Verblüfft fing ich das schwarze Stück Stoff auf und augenblicklich stieg mir ein Geruch in die Nase, den ich bereits von meiner letzten Übernachtung in Sasukes Bett kannte. Ich widerstand dem Drang einmal tief einzuatmen und konzentrierte mich lieber auf das, was Sasuke sagte: „Zieh das an, wenn dir kalt ist. Und jetzt beeil dich, ich bin so schon spät dran.“ Damit schien das Thema für Sasuke erledigt, da er sich abwandte und auf der Fahrerseite einstieg.

Ich blies meine Wangen auf und presste meine Lippen aufeinander, um aller Welt zu zeigen, was ich hiervon hielt, bevor ich einmal um den Wagen herum ging und mich auf den Beifahrersitz fallen ließ.
 

Ich gab einen unzufriedenen Laut von mir als Sasuke vor einem großen kastenförmigen Gebäude parkte, welches sich später als Turnhalle herausstellte, und wandte meinen Blick vom Fenster ab, um Sasuke anzusehen. Der schien jedoch weder an Augenkontakt noch an einem Gespräch mit mir interessiert zu sein – nicht, dass das etwas Neues gewesen wäre, hatten wir uns während der Fahrt doch nicht mal angesehen, geschweige denn miteinander geredet – und stieg aus ohne auch nur einen Laut von sich zu geben.

Ich verschränkte meine Arme und stellte mich innerlich bereits darauf ein die nächsten zwei Stunden in Sasukes Wagen verbringen zu dürfen, jedoch war Sasuke da wohl anderer Meinung. Ich hörte wie er die hintere Autotür öffnete und sich seine Sporttasche schnappte, bevor er mich anraunzte, dass ich aussteigen solle, weil er mich definitiv nicht mit seinem Wagen allein lassen würde.

„Und was soll ich jetzt hier? Dumm rumstehen und darauf warten, dass du wieder raus kommst?“, fragte ich leicht schnippisch, nachdem ich ausgestiegen und die Beifahrertür etwas härter zugeschlagen hatte als nötig gewesen wäre, wofür ich auch sogleich einen bösen Blick von Sasuke geschenkt bekommen hatte.

„Nein. Du kommst mit rein.“

Ich hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, nein.“

„Sakura… Ich bin spät dran und werde jetzt nicht mit dir diskutieren. Beweg dich einfach.“, knurrte er und kam um den Wagen herum, um mir erst seine Tasche in die Arme zu drücken, mich dann an den Schultern um einhundertachtzig Grad zu drehen und mit leichtem Druck zum Gehen zu bewegen.

Empört stemmte ich mich so gut es ging gegen ihn und riss mich los, wirbelte zu ihm herum. „Ich kann da nicht rein!“ Verdammt, irgendwie klang ich verzweifelt.

„Und warum nicht?“ Ihm schien das egal zu sein, denn sein Ton drückte nur zwei Dinge aus: Verachtung und Gereiztheit.

„Weil da Naruto und Gaara und wer weiß ich noch sind und wenn die mitbekommen, dass ich mit dir hier bin, dann-“

„Sag ich ihnen, dass du mein Handy geschrottet hast und mir das Geld dafür nicht geben kannst, weshalb du deine Schulden abarbeitest.“

„Ich…“ … hatte keine Ahnung was ich antworten sollte, weshalb ich es einfach mal mit Betteln versuchte: „Kann ich nicht einfach hier bleiben? Bitte.“

„Entweder du kommst jetzt mit oder du gibst mir die zweihundertsiebenundachtzig Dollar auf die Hand und verschwindest.“

Für einen Moment sah ich ihn geschockt an. Dann schob ich trotzig meine Unterlippe vor und drückte ihm seine Sporttasche zurück in die eigenen Hände, bevor ich meine Arme vor der Brust verschränkte. „Du bist ein Arsch, hat dir das schon mal wer gesagt?“

Zu meiner Überraschung breitete sich ein Lächeln auf Sasukes Lippen aus und, anstatt mir die Tasche wieder entgegen zu schleudern, hängte er sie sich selbst über die Schulter, bevor er mir antwortete: „Ja, ihr Name ist Sakura Haruno und sie erwähnt es regelmäßig.“

Sein Lächeln wurde zu einem schiefen Grinsen, während er sich ein Stück zu mir hinunter beugte. „Vor allem dann, wenn sie denkt, dass ich es nicht höre.“

Augenblicklich fühlte ich mich ertappt, woraufhin mir das Blut in die Wangen schoss, weshalb Sasuke ein leises Lachen von sich gab und schließlich an mir vorbei in Richtung Turnhalleneingang stolzierte.

Mit einem tiefen Seufzen sah ich ein, dass ich keine Chance hatte um diese Scheiße herum zukommen und folgte ihm. Kaum hatten wir die Eingangstür hinter uns gelassen, blieb Sasuke stehen und zeigte eine Treppe hinauf. „Da geht´s zu den Tribünen. Setz dich hin und mach keinen Blödsinn.“ Er schenkte mir ein provozierendes Grinsen, bevor er sich nach links wandte und hinter einer Tür mit der Aufschrift „Umkleiden“ verschwand.

Für einen Moment überlegte ich ob es auffiele, wenn ich mich nicht auf die Tribünen setzen und stattdessen draußen am Wagen auf Sasuke warten würde, jedoch verwarf ich den Gedanken wieder und lief die Treppe hinauf, um mich kurz darauf tatsächlich am oberen Ende der Tribünen wiederzufinden.

Ich suchte mir eine schöne dunkle Ecke, die so weit wie möglich von der Halle entfernt war, um mich möglichst gut zu verstecken, jedoch kam auch ich mit meinem Optimismus nicht gegen die Tatsache an, dass die Tribünen so angelegt worden waren, dass man von überall einen guten Blick auf die Halle hatte. Umgekehrt war das leider genauso.
 

Es dauerte nicht lange, da betraten die ersten Sportler die Halle. Ein paar von ihnen kannte ich vom Sehen, andere waren mir vollkommen unbekannt. Ich seufzte erleichtert als mir auffiel, dass niemand von ihnen einen Blick auf die Tribünen warf. Umso überraschter war ich als jemand meinen Namen rief: „Sakura, hey!“

Erschrocken wandte ich meinen Kopf und sah zum anderen Ende der Tribünen, von wo eine Treppe hinunter in die Halle führte. Und genau diese Treppe kam ein mir sehr bekannter Blondschopf hinaufgehüpft – anders konnte man die Art zu laufen, die Naruto betrieb, nicht nennen.

„Naruto, hey…“, erwiderte ich, deutlich weniger freudig, und rang mich zu einem halbherzigen Lächeln durch.

Naruto schien das keineswegs zu stören, denn er schmiss sich schwungvoll neben mich und schenkte mir ein breites Grinsen. „Cool, dass du Sasuke dabei hilfst um das Abendessen mit seinen Eltern herum zu kommen. Er hasst so was, echt jetzt!“

Verwirrt sah ich ihn an. Wovon sprach er bitte? Was für ein Abendessen?

Bevor ich jedoch dazu kam Naruto meine Fragen zu stellen, ertönte eine andere, mir ebenfalls bekannte Stimme: „Naruto, spar dir deine Energie für´s Training und verschwend sie nicht mit Vollquatschen. Sakura kann nichts dafür, dass du ein Idiot bist.“

Neji kam gemächlich die paar Stufen zu uns hinauf geschlendert und warf mir ein kleines Lächeln zu, bevor er Naruto einen Blick zuwarf, der ganz eindeutig aussagte, dass Naruto seinen Arsch bewegen solle da Neji ihm sonst in eben diesen treten würde.

„Selber Idiot.“, knurrte Naruto daraufhin und sprang auf, um Neji einen halbherzigen Schlag gegen den Oberarm zu verpassen, bevor er wieder hinunter in die Halle trottete.

„Das war gemein.“, wandte ich mich an Neji und schenkte ihm einen missbilligenden Blick.

Dieser zuckte daraufhin nur mit den Schultern. „Du solltest mir lieber danken, immerhin hab ich dir grad deinen Hintern gerettet. Du sahst etwas überfordert aus mit Sasukes Ausrede.“

„Was meinst du?“

Neji seufzte. „Sasuke tut dir den Gefallen und erzählt Allen, die fragen, dass du den Tag mit ihm verbringst, um ihn vor einem Abendessen mit seinen Eltern zu bewahren.“

Verwirrt sah ich erst zu Neji und blickte dann hinunter in die Halle, welche soeben von Gaara und Sasuke betreten worden war. „Wieso?“

„Wahrscheinlich hat er einfach ´nen guten Tag. Wer weiß.“ Neji zuckte erneut mit den Schultern, bevor er mir ein verschwörerisches Lächeln zuwarf: „Wenn du´s nicht versaust, gibt´s nur drei Leute, die von eurem kleinen Deal wissen. Und meine Lippen sind verschlossen.“ Damit drehte er sich um und joggte wieder hinab in die Halle, gesellte sich zu Gaara und Sasuke, welche wohl gerade dabei waren Naruto zu ärgern, so aufgeplustert wie der Blondschopf aussah.

Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe und fixierte Sasuke, wobei ich angestrengt darüber nachdachte, warum er nicht einfach die Wahrheit sagte, sondern Ausreden erfand. Warum half er mir dabei zu verhindern, dass die ganze Schule erfuhr, dass ich für ihn arbeitete?
 

Das Basketballtraining war langweilig gewesen. Niemand hatte einen Ball ins Gesicht bekommen oder war vor einen Pfosten gelaufen, weshalb ich nach zehn Minuten des Langweilens mich einfach auf die Tribünenbänke gelegt und vor mich hin geträumt hatte. Dass ich dabei einschlief, war nicht meine Intention gewesen. Dass ich dann auch noch von einem anscheinend genervten Sasuke geweckt wurde, war definitiv nicht meine Intention gewesen.

„Haruno, steh auf.“ Ein unsanfter Stoß gegen meinen linken Oberarm ließ mich murrend meine Augen öffnen. Kaum erblickte ich Sasuke schloss ich sie mit einem leisen Stöhnen wieder und rollte mich auf die rechte Seite – wobei ich von der knapp dreißig Zentimeter breiten Holzbank rollte und mich kurz darauf auf kaltem Beton widerfand. Gott sei Dank betrug der Höhenunterschied keine fünf Zentimeter, sonst wäre das wohl böse geendet.

„Schön, dass du wach bist. Wenn du dann jetzt kommen würdest, ich will nach Hause.“

Ich warf Sasuke einen bösen Blick zu da es ihn anscheinend nicht kümmerte, wenn ich mich beinahe selbst umbrachte, jedoch traf ich damit nur noch seinen sich entfernenden Rücken. Na super, nicht mal warten konnte der Arsch.

Leise vor mich her schimpfend, rappelte ich mich auf und ging ihm schön langsam hinterher. Der brauchte nicht denken, dass ich mich beeilen würde. Zu meiner Überraschung wartete Sasuke am Ausgang auf mich und hielt mir sogar die Tür auf, weshalb ich ihn skeptisch betrachtete. War er vielleicht doch gegen einen Pfosten gelaufen und ich hatte das verschlafen?

„Ich geh nicht mit dir aus, egal wie lange du mich noch anschmachtest.“

„Was?!“, überfordert registrierte ich, dass ich Sasuke nun schon eine geraume Weile anstarrte, weshalb er mir ein beinahe schelmisches Grinsen zuwarf, bevor er sich auf den Fahrersitz seines Wagens fallen ließ.

Huch, wir waren ja schon da. Scheiße, ich hatte ihn den ganzen Weg von der Sporthalle bis zum Wagen angestarrt. Mit geröteten Wangen lief ich um den Wagen herum, setzte mich auf den Beifahrersitz und begann sofort damit Schadensbegrenzung zu betreiben: „Ich hab dich nicht angeschmachtet. Ich hab mich nur gewundert, dass du mir die Tür aufhältst. Außerdem würde ich gar nicht mit dir ausgehen wollen!“

„Sicher.“, erwiderte er in einem viel zu sarkastischen und selbstverliebten Ton, während er einen Blick zurück warf und dann langsam ausparkte.

„Ja, sicher!“, unterstrich ich meine Aussage nochmal und verschränkte dann meine Arme vor der Brust, wandte trotzig meinen Blick ab, wofür ich auch sogleich ein amüsiertes Schnauben seitens Sasuke kassierte. Ich sparte mir eine Erwiderung. Der Junge wusste einfach zu gut wie man Menschen die Worte im Mund herum drehte.
 

„Und wieso genau musste ich jetzt nochmal mitkommen?“, fragte ich Sasuke zum bestimmt zwanzigsten Mal, während ich seinen Hoodie ordentlich gefaltet auf die Kommode im Flur legte. Sasuke zog es vor mich zu ignorieren, so wie er es auch bei den neunzehn Malen davor getan hatte, und verschwand in der Küche. Mit einem Schnauben folgte ich ihm – der sollte nicht glauben, dass ich mich mit penetrantem Schweigen abspeisen ließe.

Ich kam jedoch nicht dazu Sasuke erneut zu nerven, da er mir zuvor kam: „Da du anscheinend genug Energie hast, um mich zwanzig Mal nach dem Grund zu fragen, warum ich dich mit zum Training genommen habe, kannst du ja auch Abendessen kochen.“ Sasuke hatte es sich am Küchentresen bequem gemacht und betrachtete mich mit einer Mischung aus Spott, Überlegenheit und Schalk.

Verwundert sah ich auf die Küchenuhr. War es tatsächlich bereits Zeit zum Abendessen? Ja, war es – immerhin war es bereits halb sieben. Da war das Training wohl doch länger gewesen als ich gedacht hatte.

„Sakura?“

„Mh?“, fragend sah ich zu Sasuke.

„Was willst du essen?“

„Nudeln wären ganz cool, denk ich. Mit Erbsen, Hühnchenstreifen und Rahmsauce.“ Allein bei dem Gedanken an eines meiner liebsten Nudelgerichte knurrte mir der Magen.

„Na dann.“ Sasuke schwang sich von dem Barhocker, auf welchem er saß, und kam auf mich zu. „Nudeln und Erbsen findest du in der Vorratskammer, Hühnchenfilet müsste im Gefrierfach sein. Wie du die Rahmsauce hinbekommst, überlass ich dir. Viel Spaß.“

Sasuke grinste und tat schließlich etwas, das mich meinen Ärger darüber vergessen ließ, dass ich nun anscheinend zum Kochen degradiert worden war: Er legte seine Hand auf meinen Kopf und verwuschelte meine Haare, bevor er grinsend an mir vorbei ging. „Und tob dich ruhig aus. Immerhin musst du das am Ende wieder aufräumen.“

Ziemlich verwirrt drehte ich mich um und sah ihm hinterher bis er aus meiner Sichtweite verschwand, was keine fünf Sekunden dauerte.

Was zur Hölle war das eben gewesen? Wieso patschte mir der Kerl auf dem Kopf rum?

Und wieso wurde mir dabei so widerlich warm?
 

Tatsächlich schaffte ich es innerhalb von vierzig Minuten ein halbwegs akzeptables Abendessen zu kochen, weshalb ich mich kurz nach sieben Uhr in einer wirklich ungewöhnlichen Situation widerfand: Ich hockte gemeinsam mit Sasuke im Wohnzimmer auf der Couch, jeder von uns mit Besteck und einem Teller mit Abendessen bewaffnet, und sah mir allen Ernstes die Simpsons an. Nicht, dass ich die Simpsons sonst nicht gucken würde, das Ungewöhnliche war nur: Ich saß mit Sasuke da und sah mir die Simpsons an. Gott, irgendetwas lief doch vollkommen falsch in meinem Leben.

Zu meiner Überraschung hatte Sasuke bisher noch keinen einzigen schlechten Kommentar zu meinen Kochkünsten abgegeben, was mich irgendwie stolz machte. Vielleicht macht er dich auch erst fertig, nachdem er alles aufgegessen hat. Vielen Dank innere Stimme, das macht mir unglaublich viel Mut.

„Ist alles okay, Sakura?“

Vollkommen aus meinen Gedanken gerissen, blickte ich von meinem Teller auf und sah zu Sasuke, welcher mich besorgt musterte. „Ja, wieso sollte nicht alles okay sein?“

„Du siehst ein wenig blass aus.“

„Nein, alles super.“

Sasuke hob eine Augenbraue und nickte langsam. Anscheinend nahm er mir das nicht so ganz ab. Schließlich wandte er sich wieder seinem Essen zu, was mich dazu veranlasste, die angehaltene Luft – von der ich gar nicht gewusst hatte, dass ich sie angehalten hatte – wieder aus meinem Lungen zu stoßen.

„Im Übrigen“

Erschrocken sog ich die Luft wieder ein, hatte ich doch nicht damit gerechnet, dass Sasuke allzu bald noch mal mit mir reden würde, und sah zu ihm.

„Hätte ich nicht gedacht, dass du kochen kannst.“, vollendete er seinen Satz und warf mir ein provozierendes Lächeln zu.

„Ich überhöre jetzt einfach mal den kränkenden Teil und sage: Danke für das Kompliment!“, erwiderte ich und schenkte ihm ein falsches Lächeln, bevor ich eine Hand von meinem Teller löste und Sasuke meinen Mittelfinger entgegenhielt.

Der Satansbraten gluckste nur amüsiert und sah wieder zum Fernseher. Blöder Arsch. Was denkt der eigentlich wer er ist, dass er hier einfach so meine Kochkünste beleidigt? Der soll froh sein, dass er überhaupt etwas zum Essen bekommen hat. Wo wir gerade bei fehlender Dankbarkeit waren…

„Wo werd´ ich eigentlich schlafen, Sasuke?“

„Auf mir.“

Erschrocken ließ ich meine Gabel fallen, weshalb sie schnell Bekanntschaft mit dem Teppich machte, und sah zu Sasuke, welcher mir so furztrocken geantwortet hatte als hätte er über den derzeitigen Physikstoff gesprochen. „WAS?!“

Amüsement breitete sich auf Sasukes Mimik aus und er gab ein Glucksen von sich – Seit wann lacht der Junge so häufig? Ist der irgendwie auf Droge, oder so?! –, bevor er antwortete: „Du lässt dich so einfach verarschen, das ist schon beinahe unlustig. Aber auch nur beinahe. Keine Sorge, du bekommst natürlich ein eigenes Bett. Such dir eins von den Gästezimmern aus, wir haben genug. Von mir aus kannst du auch jedes Wochenende in einem anderen schlafen, mir egal.“

„Wie großzügig.“, merkte ich an, bevor ich mich von der Couch erhob, meine Gabel aufhob und dann in die Küche verschwand. Irgendwie war mir der Appetit vergangen. Nicht, dass es nicht beschissen genug war, dass ich meine Wochenenden mit Arbeiten und einem dämlichen Sasuke verbringen durfte, nein, aber dass der dämliche Idiot dann auch noch mit dem Reichtum seiner Familie angeben musste, das überspannte meine Nerven.

Missmutig beförderte ich erst meine Essenreste in den Biomüll und räumte dann mein Geschirr in den Spüler.

„Bist du jetzt sauer?“

Erschrocken quiekte ich auf und ließ meine Gabel zum zweiten Mal an diesem Abend fallen – erneut machte sie Bekanntschaft mit dem Boden. „Scheiße, Sasuke! Erschreck mich doch nicht so!“

„Entschuldige.“ Er strich sich mit seiner rechten freien Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schenkte mir ein leicht schiefes Grinsen, bevor er auf mich zukam und sein eigenes Geschirr in den Spüler räumte.

Ich hob derweil meine Gabel auf und räumte sie ebenfalls weg, bevor ich mir meine Tasche schnappte, welche noch immer im Flur lag, sie mir über die Schulter hängte und mich auf den Weg in den ersten Stock machte. Ich hatte es gerade bis zur Hälfte der Treppe geschafft als Sasuke mich aufhielt: „Wo willst du hin?“

„Meine Sachen weg bringen, mir ein Zimmer aussuchen und schlafen, damit ich deine selbstverliebte Gesellschaft nicht mehr ertragen muss.“

„Warte.“ Das war keine Bitte, sondern ein Befehl.

Widerwillig biss ich mir auf die Unterlippe und stoppte, drehte mich halb zu ihm um. „Was?“

„Wieso bist sauer?“

„Weil du ein selbstverliebter versnobbter protzender Egomane bist, der mir mein Wochenende versaut. Darf ich jetzt wenigstens noch meinen Schlaf haben oder muss ich für den im Tütü vor dir rumhüpfen?“

So amüsant wie meine Wortwahl war, so ernst meinte ich meine Worte. Sasuke ging mir furchtbar auf die Nerven. Er, seine ständigen Stimmungsschwankungen, seine blöden Arbeitsaufträge, dieses Haus, dieser verfluchte Reichtum und die Art und Weise wie Sasuke mir das alles unter die Nase rieb, sorgten dafür, dass sich meine Laune weit unterhalb des Gefrierpunktes befand.

Mittlerweile hatte ich mich vollkommen zu Sasuke umgedreht und beobachtete ihn von oben. Für einen kurzen Moment schien er sprachlos zu sein, dann fasste er sich jedoch wieder und stieg wortlos die Treppe hinauf, ging an mir vorbei. Fassungslos sah ich ihm hinterher. Konnte er nicht einmal nicht die beleidigte Leberwurst spielen und sich zu einer winzigen Entschuldigung durchringen? Anscheinend nicht.

Sasuke war gerade am oberen Treppenabsatz angekommen, da blieb er stehen und drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung, sah mich aber nicht an. „Du sollest das hintere Gästezimmer nehmen und am besten die Tür abschließen. Es könnte peinlich werden, wenn Itachi mit seinem One Night Stand plötzlich im Zimmer steht und du in dem Bett liegst, in dem er vögeln will.“ Damit verschwand er in sein Zimmer.

Ich blinzelte ein paar Mal, wusste nicht so recht was das jetzt zu bedeuteten hatte, ob es überhaupt irgendetwas zu bedeuten hatte. Schließlich schnaubte ich einmal, rückte den Gurt meiner Tasche zurecht und stieg die letzten Stufen hinauf in den ersten Stock, bevor ich Sasuke Rat befolgte und es mir im hintersten Gästezimmer bequem machte.

Nachdem ich eine Weile mit mir selbst gerungen und ausgiebig darüber nachgegrübelt hatte, beschloss ich, dass es wohl das Beste sei die Tür tatsächlich abzuschließen.

Ich musste ja nun wirklich nicht in jedes Fettnäpfchen treten, das man mir reichte.

Night is over, honey

Too much light in this window

Don´t wake me up
 

Als ich in dem supergemütlichen Doppelbett erwachte, welches sich im hintersten Gästezimmer des Hauses Uchiha befand, verkündete die Anzeige des Hightech-Weckers, dass es mittlerweile drei Minuten vor neun Uhr am Morgen war.

Mit einem tiefen Stöhnen drehte ich mich auf die andere Seite und kniff meine Augen zusammen, versuchte das durch die nur halbgeschlossenen Vorhänge hereindringende Sonnenlicht auszublenden. Ohne Erfolg, weshalb ich mich wieder in die vorherige Position brachte und erneut auf den Wecker schielte. Zwei Minuten vor neun.

Ich seufzte und vefluchte mein Talent, genau dann früh wach zu werden, wenn es vollkommen unangebracht war. Nachdem ich einen Moment darüber nachgegrübelt hatte ob es sich lohnte, aufzustehen, die Vorhänge zu schließen und anschließend wieder ins Bett zu kriechen, beschloss ich lieber noch ein bisschen auf dem Rücken zu liegen, an die Decke zu starren und über meine derzeitige Situation nachzudenken.

Abgesehen davon, dass Sasuke mich gewissermaßen gezwungen hatte ihn zum Training zu begleiten, ich seinen Wagen hatte waschen und ihm anschließend auch noch Abendessen hatte zubereiten müssen, war mein erster Arbeitstag für ihn gar nicht so schlimm gewesen. Immerhin hatte Sasuke mich weder besonders dumm angemacht noch mich blamiert. Oder meine Kochkünste beleidigt. Und als dank dafür hatte ich ihn als selbstverliebten versnobbten protzenden Egomanen bezeichnet. Was zur Hölle war nur in mich gefahren?!

Nun, da ich ziemlich ausgeschlafen und mit klarem Kopf auf dem Kingsize-Bett lag und an die Decke starrte, klopfte mein Gewissen an. Scheiße.

Sicherlich war Sasuke selbstverliebt und versnobbt und egoistisch und ein klein wenig protzen tat er auch, aber dafür hätte ich ihn nun wirklich nicht so anpampen müssen. Immerhin schien er sich ja zusammengerissen zu haben.

Ich knurrte leise als mir bewusst wurde, dass mich mein schlechtes Gewissen wohl noch die nächsten fünf Monate belagern würde, täte ich nichts, um mich gewissermaßen bei Sasuke zu entschuldigen; und rollte mich anschließend auf die Seite, um mich aufzusetzen und aufzustehen.

Beinahe sofort vermisste ich die weiche Matratze, jedoch zwang ich mich dazu mir schnell frische Kleidung anzuziehen, bevor ich ins angrenzende Badezimmer huschte und dort eine schnelle Katzenwäsche vollzog. Da mir als Entschuldigung nichts Besseres einfiel als Sasuke ein englisches Frühstück zu machen und ich keine Ahnung hatte, ob der werte Herr Frühaufsteher oder Langschläfer war, musste ich mich wohl oder übel beeilen.
 

Da ich es tatsächlich geschafft hatte beim Zähneputzen meinen Pulli mit Zahnpasta einzusauen, machte ich mich zwanzig Minuten nachdem ich aufgestanden war in Jeans und Top auf den Weg in die Küche. Meine Tasche schleppte ich fertig gepackt und über meine Schulter hängend mit, ließ sie jedoch im Flur neben meinen Schuhen stehend zurück, bevor ich in die Küche ging.

Ich hatte kaum die Tür aufgestoßen, da erblickte ich auch schon einen nackten Rücken, welcher zur Hälfte von langen schwarzen Haaren verdeckt wurde und an dessen unterem Ende sich ein recht ansehnlicher Hintern hinter schwarz-rot-karierten Boxershorts versteckte. Bemüht nicht zu sabbern oder zu stottern oder ohnmächtig zu werden, räusperte ich mich leicht. „Itachi?“

Angesprochener drehte sich zur mir um, eine feine Augenbraue gehoben und mit einem recht überraschten Ausdruck im Gesicht. Kaum erkannte er mich, schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen und er wandte sich wieder der Arbeitsplatte vor sich zu. „Guten Morgen, Sakura. Was machst du denn hier? Sasuke hat mir gar nicht erzählt, dass du vorbeikommen wolltest.“

„Ich eh… hab hier übernachtet. Sasuke und ich haben da so einen Deal, deshalb bin ich hier. Ich wollte ihm Frühstück machen.“ Nervös strich ich mir eine pinke Strähne aus dem Gesicht und verfluchte meine Entscheidung, mein Pony nicht zur Seite weggesteckt zu haben.

„Deal, hm?“ Itachi warf mir einen Blick über die Schulter zu, bevor er sich ein bisschen streckte, um an das Regal mit den Tassen heranzukommen. „Willst du auch einen Kaffee?“

„Nein, danke.“

Itachi erwiderte nichts mehr und nahm sich stattdessen eine Tasse, welche er auch sogleich mit Kaffee füllte, bevor er sich wieder zu mir umwandte, die Tasse Kaffee noch immer in der Hand, und sich mit dem Rücken gegen die Anrichte lehnte. „Willst du mir erklären was es mit diesem Deal auf sich hat oder soll ich Sasuke fragen?“

„Ich hab Sasukes Handy geschrottet, wie du weißt, und deshalb arbeite ich jetzt an den Wochenenden meine Schulden ab.“

Itachi nickte langsam und nahm einen Schluck von seinem Kaffee, bevor er sich von der Anrichte abdrückte und zur Theke hinüberging, sich dort an auf einen der Barhocker setzte. „Na dann mach meinem Bruder mal Frühstück.“

Ich lächelte und ging an ihm vorbei zum Kühlschrank, suchte dort nach Eiern und Speck. „Wenn du willst, mach ich dir auch was. Magst du englisches Frühstück? Mag Sasuke überhaupt englisches Frühstück?“ Leicht panisch, weil ich die Möglichkeit, dass Sasuke englisches Frühstück womöglich gar nicht mochte, bisher vollkommen außen vor gelassen hatte, sah ich zu Itachi.

„Keine Sorge, wir beide lieben englisches Frühstück. Ich musste es Sasuke früher immer machen als er noch nicht selbst kochen konnte.“

„Wirklich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.“ Ich lächelte und hielt eine Packung Eier in meiner rechten und je eine Packung Speck und Würstchen in meiner linken Hand, während ich mit meinem Knie den Kühlschrank schloss.

Itachi beobachtete mich derweil skeptisch. „Soll ich dir helfen?“

„Nein, geht schon.“, lehnte ich ab und legte das Essen auf der Arbeitsplatte ab, an welcher Itachi bis eben noch gelehnt hatte. Anschließend wuselte ich unter den neugierigen Augen Itachis zurück zum Kühlschrank und machte mich auf die Suche nach Orangensaft, Marmelade, Tomaten und Toast. Bis auf die Tomaten fand ich alles und platzierte es ebenfalls auf der Arbeitsplatte.

„Habt ihr irgendwo Tomaten?“, fragte ich Itachi, während ich in den Schränken nach einer Pfanne suchte.

„Im Vorratsraum.“

„Ah okay, danke.“ Ich nickte knapp, eher zu mir selbst und lief dann zum Vorratsraum hinüber, wo ich auch sogleich im ersten Regal eine Packung Cocktailtomaten fand. Nachdenklich betrachtete ich sie einen Moment und beschloss dann, dass sie für mein Vorhaben ausreichen mussten.

Zurück in der Küche schnappte ich mir ein Holzbrettchen und ein Messer, wusch die Tomaten und schnitt sie schließlich in dünne Scheiben. Itachi beobachtete mich derweil schweigend und nippte ab und zu an seinem Kaffee. Ich machte mich gerade daran nach einer Auflaufform zu suchen als Itachi sein Schweigen brach: „Rechts oben.“

Seinem Hinweis folgend, fand ich auf Anhieb eine kleine weiße Auflaufform, welche für mein Vorhaben ausreichen sollte.

„Woher weißt du was ich suche?“, misstrauisch warf ich Itachi einen kurzen Blick über die Schulter zu, während ich die Tomaten in der Form platzierte und anschließend ein wenig Zucker darüber streute.

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich weiß wie man englisches Frühstück zubereitet. Demnach weiß ich auch was man dazu braucht.“

Ich nickte knapp, um ihm zu signalisieren, dass ich ihn verstanden hatte, bevor ich mich den Würstchen und dem Frühstücksspeck zuwandte. Mit geübten Handgriffen beförderte ich etwas Öl in zwei Pfannen, wartete einen Moment bis das Öl heiß war und legte schließlich die Würstchen und den Speck zum Braten hinein.

„Du kannst das ziemlich gut.“

Ich warf einen kurzen Blick über meine Schulter und lächelte Itachi an, welcher sich mittlerweile erhoben hatte und mir über die Schulter guckte. „Meine Mum hat´s mir beigebracht. Sie war früher mal zwei Jahre in England und hat´s da gelernt.“ Ich sah aus den Augenwinkeln wie Itachi nickte.

„Kannst du mir einen Teller geben?“ Ohne mir eine Antwort zu geben, wandte sich Itachi ab und reichte mir kurz darauf einen relativ großen Teller, auf welchen ich die gebratenen Würstchen und den Speck ablegte, bevor ich die Pfannen wieder mit Würstchen und Speck bestückte.

„Bist du dir sicher, dass ich dir nicht helfen soll?“, fragte Itachi als ich mich zum gefühlten sechsten Mal an einem Ölspritzer verbrannte und laut fluchte.

„Wenn du willst, kannst du dich um die Tomaten kümmern.“ Ich sah Itachi grinsen und stieß ihm deshalb meinen Ellenbogen in die Seite, woraufhin er leise lachte, sich dann aber tatsächlich um die Tomaten kümmerte.

Während ich die Würstchen durch Ei ersetzte, um Rührei zu machen, und die Speckpfanne vom Herd nahm, würzte er die Tomaten, gab etwas Olivenöl darüber und schob sie dann in den Ofen, wo sie nun eine viertel Stunde vor sich hin garen mussten.

„Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?“

„Nein, geht schon. Der kritische Punkt ist überstanden.“ Ich lächelte Itachi dankbar an und stellte den Herd aus, bevor ich die Pfanne mit dem Rührei auf eine kalte Kochplatte schob.

„Okay. Ich geh mir dann mal was anziehen.“ Itachi grinste spitzbübisch, woraufhin mir siedend heiß bewusst wurde, dass er ja die ganze Zeit nur mit Boxershorts hier rumgelaufen war. Gott, wenn das irgendwann mal irgendjemand erführe…

„Das hättest du schon die ganze Zeit machen können.“, murmelte ich und drehte mich mit hochrotem Kopf von ihm weg.

Ich hörte ihn leise lachen, jedoch erstarb sein Lachen abrupt als eine zweite weibliche Stimme durch die Küche hallte: „Ach wieso denn, Itachi stand schon immer drauf mit hübschen jungen Damen halbnackt englisches Frühstück zu kochen.“

Erschrocken drehte ich mich zur Küchentür um und erblickte eine gutaussehende junge Frau, deren rote Haare ihr locker auf die Schultern fielen und einen hübschen Kontrast zu ihrer blassen Haut darstellten. Ein belustigtes Lächeln zierte ihre rosa Lippen und spiegelte sich in ihren braunen Augen.

„Chris. Wolltest du nicht unauffällig verschwinden?“ Itachis Stimme hatte einen leicht genervten Ton angenommen, jedoch zuckten seine Lippen verräterisch. Da verkniff sich wohl jemand ein Lächeln.

„Das hatte ich auch eigentlich vor, aber dann habe ich diesen verführerischen Geruch wahrgenommen und dachte mir, dass ich da gleich mal vorbeischauen muss. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dich beim Flirten störe, dann wäre ich natürlich ganz leise abgehauen.“ Sie zwinkerte amüsiert und lehnte sich gegen den Rahmen der Küchentür, was mir Gelegenheit gab sie etwas zu mustern.

Sie trug eine dunkelrote Bluse mit schwarzen Rüschen, welche ihr Dekolleté vorteilhaft betonte, dazu ein enge schwarze Jeans und ebenso schwarze High Heels, welche ihre unglaublich langen Beine noch länger machten. Gott, was gäbe ich für solch lange Beine.

„Sicher. Weil du dich ja auch immer ganz leise aus dem Staub machst.“ Itachis Stimme triefte vor Sarkasmus, was der mir unbekannten Frau ein amüsiertes Lachen entlockte, bevor sie ihm den Mittelfinger zeigte und sich schließlich mir zuwandte: „Sorry ich wollte euer Techtelmechtel nicht stören. Ich bin Christina, aber nenn mich ruhig Chris.“ Sie kam ein paar Schritte auf mich zu und reichte mir lächelnd ihre Hand.

Ebenfalls lächelnd schüttelte ich diese. „Sakura.“

„Sakura.“ Es schien als probiere sie wie mein Name sich auf der Zunge anfühlte, so betont wie sie ihn aussprach, bevor sie weitersprach: „Ich steh auf deine Haarfarbe. Steht dir wahnsinnig gut.“

Christina – Chris – grinste mich an und wandte sich dann wieder an Itachi: „Dir ist klar, dass es höchst unfreundlich ist, wenn man mit einer Frau flirtet, während die One-Night-Stand-Frau noch im Hause ist?“

Itachi verdrehte die Augen. „Ich hab nicht mit ihr geflirtet.“

„Ich wollt´s dir nur gesagt haben.“ Chris grinste uns an, bevor sie einen kurzen Blick auf ihr Handgelenk warf, welches von einer wirklich hübschen aber sehr schlichten weißen Uhr geschmückt wurde.

„So ihr Hübschen, ich muss dann mal los. Viel Spaß euch beiden noch.“ Sie zwinkerte erneut und duckte sich lachend unter Itachis Hand weg, welcher ihr gegen die Schulter boxen wollte, bevor sie die Küche verließ.

„Hör nicht auf das, was sie sagt. Chris ist ein bisschen stark bekloppt.“ Den letzten Satz sprach Itachi extra laut aus, woraufhin aus dem Flur erneut Chris belustigte Stimme zu hören war: „Ich dich auch, Schatz!“

Das nächste zu hörende Geräusch war das Zuschlagen der Haustür, woraufhin Itachi seufzte und sich in den Nasenrücken zwickte.

„Sie ist nett.“, sagte ich und lächelte Itachi von der Seite an.

„Sie ist bekloppt. Und mit so was verbringe ich meine Zeit.“ Er seufzte theatralisch, bevor er leicht grinste und mir den Kopf tätschelte. „Ich lass dich dann jetzt mal kurz allein. Schaffst du es, dir nicht weh zu tun?“

„Ach komm, geh und zieh dir was an.“, murrte ich und schlug seine Hand weg, bevor ich ihm meinen Mittelfinger zeigte. Itachi lachte nur wieder leise und verschwand dann ebenfalls aus der Küche.

Ich atmete erschöpft aus und lehnte mich gegen die Arbeitsplatte, betrachtete mein Werk als mir einfiel, dass ich Sasuke besser mal wecken sollte, wenn er das Essen noch warm zu sich nehmen sollte. Für einen kurzen Moment überlegte ich ob es nicht besser wäre, wenn ich einfach ein Tablett mit dem Essen bestücken und ihm auf den Schreibtisch stellen sollte, jedoch entschied ich mich dagegen. Ich hatte hart hier dran gearbeitet, da konnte der Satansbraten sich ja wohl mal aus dem Bett und nach unten bewegen.

Mit einem letzten Seufzen drückte ich mich von der Arbeitsplatte ab und verließ die Küche. Vor Sasukes Zimmer angekommen, atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich die Tür aufstieß und eintrat. Das Zimmer war stockenduster. Hätte ich versucht meine Hand vor Augen zu sehen, ich wäre gescheitert.

Ich versuchte mich daran zu erinnern, wo welches Möbelstück stand damit ich darum herum und zu den Fenstern gehen konnte. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, darauf bedacht keinen Krach zu machen und Sasuke dadurch zu wecken.

Ich hatte ungefähr die Hälfte des Weges hinter mich gebracht als ich über einen auf dem Boden liegenden Haufen stolperte, beinahe Bekanntschaft mit dem Boden machte und mich gerade noch leise fluchend abfangen konnte.

Aus der Richtung, in welcher sich Sasukes Bett befand, vernahm ich ein leises Knurren, was mir zeigte, dass Sasuke wohl wach war. Oder zumindest mitbekommen hatte, dass irgendjemand nicht gerade leise durch sein Zimmer stakste.

Das war auch der Grund, warum es mir ab da vollkommen egal war, ob ich leise oder laut war, und ich einfach weiter lief ohne Rücksicht auf Verluste. Anstatt noch einmal zu stolpern, lief ich gegen eines von Sasukes Regalen, welches sich neben den Fenstern befand, bevor ich es endlich schaffte, die Rollläden hochzuziehen und das Zimmer somit in gleißendes Sonnenlicht zu tauchen.

„Verpiss dich, Itachi, ich will schlafen.“, vernahm ich Sasukes deutlich angepisste Stimme und biss mir auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen. Da war wohl jemand ein Morgenmuffel.

So leise wie möglich schlich ich mich zu Sasuke hinüber, welcher sich seine Decke über den Kopf gezogen hatte, und zwitscherte: „Guten Morgen, Sonnenschein. Es ist ein wunderschöner Tag, willst du nicht langsam aufstehen? Ich hab dir sogar Frühstück gemacht.“

„Sakura?“ Sasukes gedämpfte Stimme klang ungläubig, während er die Decke ein bisschen anhob und anscheinend darunter hervor schaute, um mich zu mustern. „Was machst du denn hier?“

„Willst du mich verarschen? Du hast mich so gesehen dazu gezwungen hier zu schlafen und weißt es nicht mehr?“ Ungläubig blickte ich auf ihn, besser gesagt auf das Knäuel aus Decke und Körper, hinab.

„Es ist früh am Morgen, okay?“ Sasuke klang genervt, während er die Decke wieder sinken ließ.

„Ach komm, es ist fast um zehn. Beweg deinen Hintern und komm frühstücken. Ich hab einen Monsterhunger und ich bin mir sicher, dass Itachi mein englisches Frühstück genauso gut wie mir schmecken wird. Ich an deiner Stelle würde mich lieber beeilen, sonst gibt´s nichts zu essen heute Morgen.“

Für einen Moment herrschte Stille, dann bewegte sich etwas unter der Decke und Sasuke zog sie sich vom Kopf. Das hätte er besser mal gelassen. Während er zuerst die Fenster böse und dann mich ungläubig anstarrte, bekam ich einen Lachanfall.

„Was?!“, knurrte er und sein Blick verfinsterte sich.

„D-deine Haare…!“, gluckste ich und hielt mir dann eine Hand vor die Augen, um nicht länger die wild in alle Richtungen abstehenden Haare Sasukes zu sehen und meinen Lachanfall irgendwie unter Kontrolle zu bekommen.

„Als ob du besser aussehen würdest, wenn du aufstehst.“

Ich ließ meine Hand sinken, legte sie mir stattdessen theatralisch auf die Brust, murmelte ein: „Das hat mich zutiefst verletzt, Sasuke.“ während ich ein betroffenes Gesicht machte und gluckste anschließend erneut.

Sasuke, welcher sich mittlerweile aufgesetzt hatte, zeigte mir seinen Mittelfinger, bevor er sich einmal durch die Haare fuhr wodurch sie noch mehr abstanden als eh schon.

Ich verkniff mir einen Kommentar und ging stattdessen auf die Tür zum Flur zu. „In fünf Minuten gibt´s Frühstück. Wer zu spät kommt, hat Pech.“

„Ich dich auch, Haruno.“

Ich grinste über Sasukes Tonfall, welcher sich irgendwo zwischen genervt und belustigt angesiedelt hatte, bevor ich ihn nachahmte und ihm über meine Schulter den Mittelfinger zeigte. Damit war das Thema für mich erledigt.
 

Zurück in der Küche holte ich je drei Teller, Gabel, Messer und Esslöffel heraus, welche ich auf dem Küchentisch platzierte, bevor ich zur Kaffeemaschine ging und neuen Kaffee kochte. Ich konnte jetzt auf jeden Fall welchen gebrauchen.

Ich war gerade dabei mir frischen Kaffee einzugießen als Itachi, dicht gefolgt von Sasuke, die Küche betrat. Während Itachi sich tatsächlich eine dunkle Jogginghose und ein graues Shirt übergezogen hatte – er hatte sogar seine Haare zusammengebunden –, schien Sasuke es nicht für nötig gehalten zu haben, sich etwas anzuziehen, weshalb er nun halbnackt in der Küche stand. Ich warf einen flüchtigen Blick auf seine noch immer wild abstehenden Haare, seinen muskulösen Oberkörper und seine schwarze Boxershorts, bevor ich mich dazu zwang mich wieder meinem Kaffee zu zuwenden.

„Auch Kaffee?“, fragte ich die Beiden, während ich meine Tasse an dem Platz abstellte, welcher am nächsten an der Tür war.

Während Sasuke nur ein Brummen von sich gab und sich dann auf den Platz mir gegenüber setzte, nahm Itachi zwei Tassen aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. „Sehr gern.“

Ich lächelte ihn kurz an, dann goss ich beiden Kaffee ein und stellte die Kanne schließlich mitten auf den Tisch. Gleich daneben platzierte ich die Teller mit dem Essen und die Auflaufform, sowie das Toast, die Marmelade und den Orangensaft.

Itachi holte derweil drei Gläser aus dem Schrank. Als wir uns zu Sasuke an den Tisch setzten, schien dieser über seinem leeren Teller eingeschlafen zu sein, so wie er seinen Kopf auf seine gefalteten Arme gebettet hatte.

„Sasuke?“, fragte ich vorsichtig, woraufhin Angesprochener ein tiefes Knurren von sich gab. Noch bevor ich etwas dazu sagen konnte, verpasste Itachi seinem kleinen Bruder einen leichten Schlag auf den Hinterkopf und wies ihn zurecht: „Am Frühstückstisch wird nicht geschlafen.“ Sasuke schenkte Itachi daraufhin einen bitterbösen Blick, den Itachi aber nur mit einem Lächeln quittierte, bevor er sich mir zuwandte: „Nach dir, Sakura.“
 

Das Frühstück mit den beiden verlief… anders als ich gedacht hatte. Sasuke spielte zwar wie erwartet den Griesgram vom Dienst, jedoch ließ sich Itachi davon keineswegs beirren und plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen: „Ich weiß noch ganz genau, wie Sasuke damals reagiert hat als er zum ersten Mal einen Vollmond gesehen hat. Er kam ganz aufgeregt zu mir gerannt und meinte: ‚Ita-saan, schau mal, der Himmel hat ein Loch!‘“

Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen, jedoch konnte ich mir ein Glucksen nicht verkneifen.

„Ich war drei, okay?“, verteidigte sich Sasuke mit leicht geröteten Wangen und schob sich dann etwas Rührei in den Mund.

„Das braucht dir nicht peinlich sein. Zumindest nicht peinlicher als das erste Mal, wo ich dich dabei erwischt habe wie du-“

Blitzartig schlug Sasuke Itachi eine Hand auf den Mund und fauchte: „Halt die Klappe! Das geht sie gar nichts an.“ Beinahe panisch sah er zu mir und dann wieder zurück zu seinem Bruder.

„Was geht mich nichts an?“, mischte ich mich ein und sah fragend von einem zum anderen. Sasuke knurrte ein „Nichts.“ und sah ein letztes Mal prüfend zu Itachi, bevor er seine Hand zurückzog.

Itachi seufzte und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Tut mir leid Sakura, aber ich fürchte, dass du wohl noch ein bisschen warten musst bis du das erfährst.“

Ich sah zu Sasuke, welcher sich eindringlich mit seinem Essen beschäftigte, jedoch damit nicht darüber hinweg täuschen konnte, dass das, was Itachi soeben erzählen wollte, ihm äußerst peinlich war.

„Sag mal Itachi“, begann ich als mir etwas einfiel, was ich ihn schon seit einigen Minuten fragen wollte. „Du scheinst diese Chris ja ziemlich gut zu kennen… Wieso hat sie sich selbst dann als One-Night-Stand-Frau bezeichnet?“

„Weil sie das ist. Sein One Night Stand. Immer und immer wieder.“, antwortete mir Sasuke, woraufhin Itachi ihm erneut einen leichten Schlag auf den Hinterkopf gab.

Während Sasuke Itachi böse anstarrte, wandte sich Itachi mir zu: „Chris und ich waren mal zusammen, haben uns dann aber einvernehmlich getrennt. Wir waren… katastrophal als Paar. Seitdem sind wir Freunde. Mit gewissen Vorzügen.“ Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen, welches mir eine recht genaue Vorstellungen gab, was er mit ‚gewisse Vorzüge‘ sagen wollte, weshalb ich ein lang gezogenes „Ah“ von mir gab und mich dann wieder meinem Rührei zuwandte.

Für eine Weile herrschte Stille zwischen uns drei, welche plötzlich vom Klingeln des Haustelefons unterbrochen wurde. Itachi verdrehte die Augen und sprang auf, verließ die Küche. Kurz darauf erstarb das Klingeln abrupt, dafür war Itachis Stimme zu hören, jedoch war er zu weit weg, um seine Worte zu verstehen.

Mein Blick wanderte zu Sasuke, welcher gerade einen Schluck von seinem Kaffee trank, während er mich beobachtete. „Also…“, begann ich in dem verzweifelten Versuch die Stille zu beenden. Irgendwie fühlte ich mich plötzlich unwohl. „Wegen gestern…“

„Was war gestern?“ Sasuke sah ehrlich verwundert aus, dass ich auf den vorigen Tag zu sprechen kam. Anscheinend hatte ich mit meiner Bemerkung seinen Stolz nicht ausreichend angekratzt, sodass er sich nicht einmal mehr daran erinnerte.

„Ich hab gestern etwas überreagiert. Ich war müde und nicht so gut drauf und hatte auch eigentlich gar kein Recht so auszurasten, aber deine Stimmungsschwankungen sind mir auf die Nerven gegangen – Ich meine, erst bist du scheiße zu mir, dann nett, dann wieder scheiße, dann wieder nett und plötzlich zeigst du auch noch Humor und entschuldigst dich, das… ist verwirrend.“ Ich holte tief Luft und hoffte, dass Sasuke verstand, dass ich gerade versuchte mich für die Beleidigungen des vorherigen Abends zu entschuldigen.

„Wäre es dir lieber, wenn ich mich nur wie ein Arsch benehmen würde?“

„Das wär auf jeden Fall einfacher.“, gab ich zu, auch wenn sich alles in mir gegen den Gedanken sträubte, dass Sasuke wieder so scheiße zu mir sein könnte wie vor zwei Wochen.

Bevor Sasuke jedoch etwas erwidern konnte, kam Itachi zurück in die Küche: „Hey ihr beiden, kann ich euch allein lassen? Ich hab noch was Wichtiges zu klären.“

„Ja, verpiss dich ruhig und lass uns mit dem Abwasch allein.“, antwortete Sasuke und erdolchte seinen Bruder mit Blicken.

„Sehr schön. Danke für das Frühstück, Sakura, es war wirklich lecker. Du solltest öfter hier übernachten. Wir sehen uns.“ Itachi schenkte mir ein Lächeln, bevor er wieder aus der Küche verschwand, woraufhin Sasuke ihm ein „Arschloch!“ hinterher rief.

„Ich dich auch.“, war das Einzige, was noch von Itachi zu hören war, bevor die Haustür zuschlug und er gegangen war.

„Na dann, lass uns mal aufräumen.“

Mit einem Seufzen erhob wir uns und begannen mit dem Wegräumen und Abwaschen des Geschirrs. Letzteres blieb natürlich an mir hängen, während Sasuke sich ins Bad verdrückte. Blöder Faulpelz.
 

„Bin wieder zu Hause!“

Mit einem dumpfen Poltern landete mein Schlüssel auf der Kommode im Wohnungsflur, kurz darauf erklang ein ähnliches Geräusch als ich meine Schuhe in die Ecke kickte und in unsere Küche ging. Auf dem Küchentisch fand ich einen kleinen weißen Zettel, welcher mir verkündete, dass meine geschätzte Mutter seit gestern bei einer Freundin war, die sich von ihrem Mann getrennt hatte und nun Unterstützung brauchte.

Ich knüllte den Zettel zusammen und verdrängte die aufsteigenden Erinnerungen an die Trennung meiner Eltern, bevor ich meinen Weg fortsetzte und in mein Zimmer lief. Dort angekommen, setzte ich mich sogleich an meinen Schreibtisch, um mich um die Hausaufgaben, die ich bis morgen zu erledigen hatte, zu kümmern.

Ich war gerade dabei mich mit Ableitungsfunktionen herumzuschlagen als mein Handy ein leises Piepen von sich gab und kurz vibrierte. Erleichtert über die Ablenkung rollte ich mit meinem Drehstuhl zu meinem Bett hinüber, auf welches ich mein Handy geschmissen hatte, und blickte auf das Display. 1 Nachricht von ‚Arschloch‘ Verwundert öffnete ich die SMS. Was wollte Sasuke denn jetzt schon wieder von mir?
 

Danke für das Frühstück.

Entschuldigung angenommen.

P.S.: Bild dir nichts hierdrauf ein.
 

Schnell drückte ich auf ‚Antworten‘ und tippte eine Nachricht an ihn ein.
 

Würde ich doch nie tun.
 

Nachdem ich die Nachricht abgesendet und mein Handy zurück auf mein Bett geworfen hatte, rollte ich wieder zurück zum Schreibtisch. Ich merkte erst, dass ich lächelte, als ich wieder über meinen Matheaufgaben brütete und mir das Lächeln verging.

Get me

You can count on me to misbehave
 

„Dieser Kerl treibt mich noch zur Weißglut. Erst nervt er mich das ganze Wochenende mit Nachrichten und Anrufen und jetzt fragt er mich ernsthaft ob ich mit ihm ausgehe. Der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!“

Tenten schnaubte und ließ ihre Tasche so gewaltvoll auf den Mensatisch niedersausen, dass ich einen Moment fürchtete, dass der Tisch nachgeben und zusammenbrechen würde. Was er Gott sei Dank nicht tat.

„Ich weiß echt nicht warum du dich beschwerst. Immerhin fragt er dich ob du mit ihm ausgehst. Und das obwohl du ihm bereits ein paar Mal fast eine Rippe gebrochen oder ihn impotent werden lassen hast.“

Ino warf Tenten einen Blick der Sorte Ich an seiner Stelle hätte dich angezeigt, aber nicht zum Essen eingeladen. zu, bevor sie sich neben Tenten setzte und damit begann die paar Salatblätter, welche sie ihr Mittagessen schimpfte, zu vertilgen.

„Vielleicht lässt er dich ja in Ruhe, wenn du einfach mal mit ihm ausgehst.“, mischte sich Hinata vorsichtig ein, wurde jedoch mit einem genervten Stöhnen seitens Tenten wieder zum Verstummen gebracht: „Nicht du auch noch, Hinata.“

„Ich glaube Hinata hat Recht.“, nahm ich Hinatas Standpunkt wieder auf. „Wenn du ihm eine Chance gibst und er es verhaut, dann hast du allen Grund ihn weiterhin abzuweisen. Aber wenn du ihm noch nicht mal eine Chance gewährst, woher willst du da wissen, dass es womöglich scheiße ausgeht?“

Ino und Hinata nickten zustimmend, Hinata deutlich verhaltener als Ino. Tenten sah uns alle einmal fassungslos an, bevor sie erschöpft aufseufzte und bat: „Können wir das Thema auf wann anders verschieben?“

„Geht klar. Also ihr Süßen, weiß irgendjemand von euch wo Temari ist?“, wechselte Ino das Thema und sah gezielt zu Hinata und mir.

Wie aus einem Mund antworteten wir: „Krank. Hat sich wahrscheinlich bei Gaara angesteckt. Der hat doch am Freitag gefehlt.“

„Arme Temari. Grippe im Spätsommer ist nichts Schönes.“, murmelte Ino, woraufhin wir alle zustimmend brummten, während wir uns an unserem Mittagessen vergingen. Heute gab es Pizza und die wollte keiner von uns kalt werden lassen. Außer Ino, die noch immer an ihrem Salat herumknabberte.

„Sag mal, Ino“, begann ich als mir etwas an ihrer vorherigen Aussage auffiel. „Woher weißt du, dass Temari Grippe hat?“

Ino´s Augen weiteten sich leicht und ihre blassen Wangen bekamen einen sanften Rotton, während sie zwischen ihrem Handy und mir panisch hin und her sah.

„Ich eh… hab am Freitag noch mit ihr telefoniert und da hat sie mir noch gesagt, dass Gaara Grippe hat und sie große Schwester spielen muss, weil Kankuro nicht da ist oder so. Ich hab nicht richtig zugehört.“, erwiderte sie so schnell, dass ich Mühe hatte sie zu verstehen, bevor sie plötzlich aufsprang, sich ihre Tasche umhängte und ihr Tablett schnappte.

„Mir fällt grad was ganz wichtiges ein, was ich noch erledigen muss. Wir sehen uns gleich in Englisch, ja? Bis dann.“ Und schon war sie davongerauscht.

Fragend sah ich zu Tenten und Hinata, welche jedoch nicht minder verwirrt dreinschauten als ich und nur kurz mit ihren Schultern zuckten, bevor sie sich wieder ihrer Pizza zuwandten.
 

„Hey Haruno, warte mal.“

Kaum hörte ich meinen Namen blieb ich stehen und drehte mich um, erblickte Neji, welcher sich durch die Schülermassen zu mir durchquetschte. Dass aber auch immer alle Schüler gleichzeitig zurück zum Unterricht gehen mussten…

„Ich komm gleich nach.“, informierte ich Hinata, welche ebenfalls stehen geblieben war, um auf mich zu warten, und sich mit einem Nicken wieder in Bewegung setzte, sodass sie bald zwischen den anderen Schülern verschwand.

Während Neji sich noch durch einen Pulk von Fünftklässlern durchdrängelte, machte ich meinen Mitmenschen etwas Platz und begab mich zur Wand, an welcher ich auf Neji wartete.

„Weißt du, Neji, ich habe auch einen Vornamen.“, begann ich als Angesprochener es endlich bis zu mir geschafft hatte, „Du musst mich also nicht immer mit meinem Nachnamen anreden.“

„Sorry, hat sich mir irgendwie so eingeprägt. Sasuke nennt dich auch immer nur Haruno.“

„Nur weil der Idiot das macht, machst du´s auch, oder wie?“

„Da du so aussiehst als würdest du mir gleich den Kopf abreißen,“, er grinste, „Nenn ich dich ab sofort nur noch Sakura. Okay, Sakura?“

„Okay.“, ich schmunzelte leicht, „Also was willst du jetzt von mir?“

Neji ließ seinen Blick über die Schüler gleiten, welche sich in unserer Nähe befanden, bevor er ein Stück näher rutschte und mich mit einem seltsamen Lächeln anlächelte. „Ich hab Tenten heute früh gefragt ob sie mit mir ausgehen will.“

„Ich weiß. Und du hast sie am letzten Montag gefragt und am Mittwoch und am Freitag. Und sie hat jedes Mal Nein gesagt.“

„Ja.“ Sein Lächeln war einem etwas gequälten Ausdruck gewichen, was in mir sogleich das Bedürfnis weckte ihn zu umarmen. Armer Neji. Er schien Tenten wirklich zu mögen und sich wirklich Mühe zu geben; da war es kein Wunder, dass ihre ständige Abweisung ihm an die Nieren ging.

„Jedenfalls“, begann er und schien sich etwas gefangen zu haben, da erneut das seltsame Lächeln auf seinen Lippen auftauchte. „Will ich sie morgen nochmal fragen und diesmal hab ich mir was überlegt, wo sie gar nicht Nein sagen kann. Aber dafür brauch ich deine Hilfe.“

„Will ich es wissen?“

„Nein. Auf jeden Fall müsstest du sie morgen nach dem Training abfangen, noch bevor sie die Sporthalle verlässt und sie ein paar Minuten lang beschäftigen.“

„Was meinst du mit ‚ein paar Minuten‘?“

„Mh, ich weiß nicht… Fünfzehn oder zwanzig wären ganz gut.“

„Zwanzig? Wie soll ich sie denn bitte zwanzig Minuten lang davon abhalten die Sporthalle zu verlassen?!“

„Keine Ahnung, lass dir was einfallen. Bitte, Sakura, ich brauch deine Hilfe wirklich!“

Ich schluckte als Neji plötzlich einen Schmollmund zog und dabei so zuckersüß aussah, dass ich ihn am liebsten gefressen hätte. „Okay. Aber nur, wenn du mir sagst, wofür du so viel Zeit brauchst.“, gab ich nach.

„Weißt du… jedes Mal, wenn ich Tenten nach einem Date gefragt habe, habe ich ihr Rosen geschenkt. Am Montag eine, am Mittwoch drei, am Freitag fünf und heute zehn. Und wie du sicherlich weißt, ist sie heute ziemlich ausgeflippt, hat mich fast mit den Rosen verprügelt und mich angeschrien von wegen ich solle endlich aufhören sie zu nerven und dass sie niemals mit mir ausginge, selbst dann nicht, wenn ich ihr eintausend Rosen schenken würde.“ Gegen Ende seiner kleinen Erklärung machte sich wieder das seltsame Lächeln auf seinen Lippen breit, mit welchem er mich schließlich betrachtete.

Da dämmerte mir plötzlich was Neji vorhatte. „Du willst ihr aber keine tausend Rosen schenken, oder?“

„Blödsinn. Ich schenk ihr tausendundeine.“ Er grinste breit und so selbstsicher als wüsste er bereits, dass Tenten nachgeben würde. Als hätte sie gar keine andere Wahl.

„Du bist bekloppt.“, sagte ich, konnte jedoch mein amüsiertes Grinsen dabei nicht verstecken. Irgendwie gefiel mir seine Idee.

„Vielleicht. Aber ein Versuch ist es wert oder? Ich meine, was kann schon groß passieren als dass sie wieder Nein sagt?“ Sein Grinsen schrumpfte zu einem Lächeln, jedoch wirkte dieses mehr wie das Lächeln eines kleinen Vorschulkindes, welches sich seiner Klasse vorstellen sollte. Nervös. Aufgesetzt. Ein klein wenig verloren sogar.

Ich rang mich ebenfalls zu einem Lächeln durch und streckte ihm meine geballte Faust entgegen. „Geht klar, ich helfe dir. Aber du bringst Sasuke bei, dass ich morgen Nachmittag nicht zum Putzen kommen kann.“

„Überlass den Trottel ruhig mir.“ Er lachte und schlug mit seiner Faust gegen meine, bevor er noch lächelnd hinzufügte: „Danke Ha- Sakura.“

„Nichts zu danken. Ich bin froh, wenn ich mal einen Sasuke-freien-Nachmittag hab. Und jetzt los, Anko dreht uns den Hals um, wenn wir zu spät zu Englisch kommen.“

Neji lachte, fügte sich aber meinen wedelnden Handbewegungen und ließ sich von mir den Gang hinunter zum Englischraum scheuchen.
 

„Ich lass euch kurz allein, macht keinen Blödsinn. Verstanden?“ Ankos finsterer Blick huschte einmal durch die Klasse, bevor sie sich einen Stapel Blätter schnappte und damit den Unterrichtsraum verließ. Allgemeines Aufatmen war die Folge. Anko war heute besonders schlecht drauf und hatte nicht nur einmal grundlos jemanden zusammengefaltet. Naruto hatte es sogar mehrmals getroffen, weshalb er heute Nachmittag auch noch nachsitzen durfte. Armer Naruto.

„Hey Hinata.“, begann ich halblaut und stupste meiner Sitznachbarin in die Seite damit sie sich von ihrem Block ab- und mir zuwandte.

„Was gibt´s?“

„Ino hat doch vorhin gesagt, dass sie mit Temari am Freitag telefoniert hat…“ Ich formulierte keine Frage, war mir Inos Aussage doch noch recht deutlich im Gedächtnis.

Hinata nickte nur zustimmend.

„Und Temari soll ihr gesagt haben, dass Gaara Grippe hat und sie deshalb auf große Schwester machen muss.“

„Ja und?“

„Wenn Gaara am Freitag Grippe hatte und es ihm so schlecht ging, dass Temari bei ihm bleiben musste, wie konnte er dann am Samstag am Basketballtraining teilnehmen?“

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich zu Hinata, welche erst überrascht und dann nachdenklich zurücksah. „Vielleicht… Nein, das geht nicht.“

„Ganz richtig, das geht nicht. So sehr Temari ihrem Bruder auch die Pest an den Hals wünscht, sie ließe ihn niemals aus dem Haus, wenn er einen Tag zuvor mit Grippe flach liegt.“

Beinahe gleichzeitig drehten wir unsere Köpfe und sahen zu Tenten und Ino, welche am Fenstertisch in der zweiten Reihe und damit auf der anderen Seite des Raumes saßen und sich gerade über irgendetwas unterhielten.

„Glaubst du, Ino hat uns angelogen?“, wisperte Hinata und sah mich fragend an.

„Die eigentliche Frage lautet: Wieso hat sie uns angelogen?“

„Warte mal. Woher weißt du eigentlich, dass Gaara am Samstag beim Training war?“, skeptisch musterte Hinata nun mich, woraufhin ich ihr seufzend eine Zusammenfassung meines Wochenendes gab, wobei ich verschwieg, dass Itachi und Sasuke beide halbnackt gewesen waren.

„Oh man, dein Wochenende war definitiv interessanter als meins. Ich hab meins nämlich damit verbracht Neji immer und immer wieder zu sagen, dass er aufhören soll mich wegen Tentens Adresse zu nerven, damit ich in Ruhe die Notenblätter fürs Weihnachtskonzert durchgehen kann.“

„Scheiße! Das hab ich ganz vergessen. Was war das nochmal, wo ich Klavier spielen sollte?“

Minimal panisch hob ich meine Tasche auf meinen Schoß, um darin nach den Notenblättern zu suchen, während Hinata mir seelenruhig antwortete: „River flows in you von Yiruma. Ich dachte, dass du das kennst?“

„Tu ich auch, aber ich hab´s noch nie gespielt und – Gott sei Dank, da sind sie ja!“ Erleichtert zog ich die arg zerknickten Notenblätter aus meiner Tasche und strich sie auf dem Tisch glatt. Schnell überflog ich erst River flows in you, bevor ich einen kurzen Blick auf den anderen Zettel warf.

„Wow, wir haben ja total viel zu tun, wenn wir Sasori begleiten.“, murmelte ich in einem stark ironischen Ton währenddessen vor mich hin.

„Es soll ja auch eigentlich ein Solo sein, von daher ist es logisch, dass wir kaum was zu tun haben.“ Mit einem kräftigen Ruck klaute sie mir zwei der vier Notenblätter für River flows in you und machte sich schließlich mit einem Bleistift darüber her.

Verwundert beobachtete ich sie dabei. „Was tust du da?“

„Du hast mir mal erzählt, dass du total schlecht darin bist Noten abzulesen, deshalb schreib ich sie dir drunter.“

„Awwh, bist du lieb!“, quietschte ich daraufhin und umarmte sie, bevor ich mir die anderen beiden Blätter schnappte und sie ebenfalls verunstaltete.
 

„Ich bin total aufgeregt. Was, wenn ich die Töne nicht treffe oder meine Stimme versagt od-“

„Komm mal runter, Hinata. Na und, dann singst du halt schief, wen interessiert´s? Für so etwas sind Proben gedacht, damit du deine Fehler erkennst und sie ausbesserst. Außerdem gibt es nur zwei Personen, die denken, dass du das nicht packst und eine von den beiden bist du. Also mach dir nicht so einen Stress.“

Demonstrativ legte ich meine Zeigefinger an Hinatas Mundwinkel und zog jene zu einem Lächeln in die Höhe, bevor ich mich von ihr abwandte und schwungvoll die Tür zum Proberaum öffnete. Da Hinata und ich nach Englisch noch einen kleinen Stopp bei unseren Schließfächern und bei der Toilette eingelegt hatten, waren wir die letzten, die den Musikraum betraten.

„Hinata, Sakura, da seid ihr ja! Wie schön, ich dachte schon, dass ihr es vergessen hättet.“ Mit seinem typischen extrabreiten Grinsen auf den Lippen begrüßte uns Mr. Kregah, welcher sich ganz in der Nähe der Tür mit Konan unterhalten hatte. Diese schenkte uns ein kleines Lächeln, bevor sie an uns vorbei auf den Flur schlüpfte.

„Würden wir doch nie wagen.“, antwortete ich Mr. Kregah und sah wie Hinata sich ein Schmunzeln verkniff.

„Sehr schön. Sakura, das Klavier gehört heute ganz dir. Es wäre gut, wenn ihr beiden das Stück heute einmal zusammen durchgehen könntet. Sag Bescheid, wenn du irgendwo Probleme hast, Hinata, dann versuche ich dir zu helfen. Entschuldigt mich, der Chor wartet.“ Damit rauschte er in eine der hinteren Ecken des Musikraumes davon, in welcher sich der Großteil der Beteiligten versammelt hatte.

Einen Moment besah ich mir das Trüppchen, entdeckte jedoch niemanden den ich kannte, weshalb ich schließlich zum Klavier hinüber ging und meine Tasche daneben abstellte. „Dann mal ran an die Arbeit.“
 

You~ are ju~st too you~ng to fi~nd the senses in your life, looking fo~r something else~ like the drea~m that you ha~ve. Ach Kacke, verdammt!”

Hinata verzweifelte so langsam. Sie war die ersten Zeilen des Stückes nun bereits über zwanzig Mal durchgegangen und nicht ein einziges Mal waren sie ihr ohne Fehler gelungen. Entweder brach ihre Stimme bei langen Tönen weg oder sie fiel vollkommen aus dem Rhythmus. Es schien unmöglich diese Zeilen einigermaßen fehlerfrei zu singen.

Mit aufeinandergepressten Lippen sah Hinata von dem Stück Papier in ihrer Hand auf und zu Sakura hinüber, welche seit nunmehr einer halben Stunde an eben demselben Stück arbeitete, jedoch schien sie kaum Probleme damit zu haben. Am Anfang waren die Töne noch zögerlich erklungen, mittlerweile spielte Sakura das Stück für Laienohren fehlerfrei und beinahe im richtigen Tempo. Ab und zu unterbrach sie, kritzelte etwas auf ihre Blätter und begann dann erneut von vorn. Dass ihr konzentrierter Gesichtsausdruck von Zeit zu Zeit entspannter wurde, was bedeutete, dass ihr das Stück immer weniger Probleme bereitete, sorgte dafür, dass Hinata nur noch mehr verzweifelte.

Wieso bekam sie dieses blöde Stück denn nicht auf die Reihe?! Die Tonlage war wie für ihre Stimme geschaffen, der Rhythmus war im Grunde simpel… Und trotzdem schaffte sie es nicht einmal über die ersten beiden Zeilen hinweg.

Mit einem tiefen Seufzen strich Hinata das Stück Papier auf einem der Tische glatt, bevor sie es wieder in die Hand nahm und sich aufrecht hinstellte, um einen erneuten Versuch zu wagen.
 

You~ are ju~st too you~ng to fi~nd the senses in …

Ich vernahm Hinatas zaghafte Stimme zum bestimmt zweidutzenden Male, hörte wie sie bei langen Tönen zitterte und komplett wegbrach. Hinata schien das nicht zu entmutigen, da sie jedes Mal erneut zu singen begann. Dass sie dabei nie über die ersten beiden Zeilen hinwegkam, schien ihr jedoch an den Nerven zu zerren, hörte ich sie doch das ein oder andere Mal fluchen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in welcher ich das Stück einigermaßen erlernt hatte, stand ich schließlich seufzend auf und ging zu Hinata hinüber, deren Stimme sie erneut im Stich ließ. „Wenn du willst, können wir zusammen üben, dann verlierst du bestimmt nicht mehr so oft den Rhythmus.“, schlug ich lächelnd vor und klaute ihr ihren Zettel, um diesen auf dem Klavier abzulegen und mich wieder an die Tastatur zu setzen.

„Einverstanden.“ Hinata lächelte mich dankbar an und stellte sich schließlich neben das Klavier, sodass ich erneut zu spielen begann. Um es ihr leichter zu machen, spielte ich das Stück so leise wie möglich, jedoch änderte das nichts daran, dass Hinatas Stimme ihr immer und immer wieder den Dienst versagte.

Nach drei Anläufen pfefferte sie mit einem lauten Fluch das Notenblatt auf einen nahestehenden Tisch und setzte sich deutlich genervt darauf.

„Hey, das wird schon. Immerhin bleibst du im Rhythmus.“, versuchte ich sie aufzubauen, jedoch misslang mir das kläglich.

„Dass ich kaum einen Ton treffe und alle paar Sekunden meine Stimme wegkippt, ist dadurch natürlich viel erträglicher.“, antwortete sie mir mit einer deutlichen Spur Sarkasmus in der Stimme, bevor sie ihre Beine anwinkelte, ihre Ellenbogen auf ihren Knien abstützte und ihr Gesicht in ihren Händen vergrub.

Ich setzte gerade zu einem weiteren Aufheiterungsversuch an als Sasoris Stimme hinter mir erklang: „Du musst dich locker machen, Hinata. Du bist viel zu verkrampft, da kann kein vernünftiger Ton rauskommen. Außerdem musst du aufhören Angst vor deinem Publikum zu haben. Wieso sollte es dich interessieren, wenn es irgendwem nicht gefällt, was und wie du singst? Das ändert nichts daran, dass du die beste Sängerin der Schule bist. Wenn du dich traust.“

Mit heruntergeklappten Kinn sah ich zu Sasori, welcher Hinata auffordern anlächelte und ihr schließlich das Pony zerzauste als sie zaghaft nickte. Seit wann sprach der Kerl denn so viel? Und wo zur Hölle kam der plötzlich her?!

„Wollen wir es zusammen versuchen?“

Schnell klappte ich meinen Mund wieder zu als Sasori erst Hinata und dann mich fragend ansah. Hinata nickte nur leicht, während ich ein zustimmendes Grummeln von mir gab. Sasori nickte daraufhin knapp und ging an mir vorbei zu einem Tisch in der zweiten Reihe, auf welchem ein Instrumentenkoffer lag. Darin befand sich eine Geige aus dunklem Holz und einem dazu passenden schwarzen Bogen.

„Hast du überhaupt die Noten für das Stück?“, fragend sah Hinata zu Sasori, welcher mit den Schultern zuckte, während er zurück zu uns kam und sich neben mir und dem Klavier positionierte.

„Ich schau einfach bei Sakura drauf. Wenn ich was lesen kann.“

Augenblicklich wurde ich rot, wusste ich doch sehr genau, dass es für Ungeübte recht schwierig sein konnte, zu lesen was ich alles so auf ein Notenblatt draufschmierte. Zum Einen hatte ich eine grauenhafte Schrift und zum Anderen schrieb ich jeden Scheiß auf Notenblätter, nicht nur die Notennamen.

„Du notierst dir die Notennamen? Ehrlich?“

Sasoris Stimme drückte deutliche Belustigung aus, weshalb ich ihm sogleich meinen Mittelfinger zeigte und grummelte: „Halt die Klappe oder du spielst nach Gehör.“

Ein amüsiertes Lachen war die einzige Antwort, die ich darauf erhielt, weshalb ich einen kurzen Blick zu Hinata warf, welche sich erneut an das Klavier gestellt hatte und nun konzentriert auf ihren Text sah, bevor ich anfing zu spielen.

Die ersten beiden Takte ging alles gut. Beim Dritten Takt verspielte ich mich prompt, nicht weil Hinata ungewöhnlich kräftig begann zu singen, sondern weil Sasori direkt hinter mir stand als er begann zu spielen, was mich vollkommen aus dem Konzept brachte.

„Tschuldigung.“, nuschelte ich schnell, bevor ich von vorn begann. Diesmal verspielte ich mich nicht, jedoch musste ich mich viel mehr auf die Noten konzentrieren, war ich es doch nicht mehr gewöhnt, mit einem anderen Instrument zusammenzuspielen.

Daher nahm ich es auch kaum wahr, dass Hinata zwar die dritte und vierte Zeile ausließ, jedoch beim Refrain voll da war. Erst als ihre Stimme lauter wurde, sodass ich sie über Sasoris und meinen Krach hinweg hören konnte, wagte ich einen Blick in ihre Richtung.

Hinata stand mit geschlossenen Augen entspannt an das Klavier gelehnt da und sang. Und Gott – wie sie sang! Dass sie eine feine Stimme hatte, mit denen sie problemlos die höheren Töne erreichen konnte, wusste ich. Dass diese feine Stimme aber auch kraftvoll und ausdrucksstark sein konnte, das überraschte mich ein wenig.

„Prima! Grandios! Hinata, das war unglaublich rührend!“

Erschrocken zuckte ich zusammen, denn kaum, dass der letzte Ton verhallt war, stand Mr. Kregah plötzlich neben Hinata und strahlte sie mit einem Tausend-Watt-Lächeln an. Hinata, der das sichtlich peinlich war, wurde dunkelrot im Gesicht und murmelte etwas unverständliches, woraufhin sie zu ihrer Tasche hastete, welche auf einem Tisch nahe der Tür platziert war, und darin herumkramte.

„Nun, wie ich sehe, beherrscht du das Stück bereits recht sicher. Hier und da sind noch ein paar Fehler, aber ich denke, dass du die schnell ausmerzen wirst.“, richtete sich Mr. Kregah daraufhin an mich, bevor er noch ein schnelles Lächeln in Richtung Sasori verlor und schließlich zurück zur Chorgruppe ging.

Ich sah ihm einen Moment hinterher, bevor ich zu Sasori sah, welcher gerade dabei war seine Geige wieder in den Instrumentenkoffer zu packen.

„Wo kommst du eigentlich her?“

Sasori stockte merklich und sah mich dann mit einem Blick an als hielte er mich für vollkommen bescheuert. „Japan.“

Seine Antwort verwirrte mich noch mehr als sein Blick. Es dauerte einen Moment bis mir auffiel, dass meine Frage nicht besonders intelligent formuliert war. „Oh nein, das meinte ich gar nicht!“, begann ich mit hochrotem Kopf, „Ich wollte wissen, wo du so plötzlich hergekommen bist. Also hier her. In den Raum. Denn als Hinata und ich vorhin gekommen sind, warst du nicht da, zumindest hab ich dich nicht gesehen und deswegen ...“

Sasori nickte langsam, weshalb ich mir extrem dämlich vorkam, bevor sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen legte. „Du trittst gerne in Fettnäpfchen, was?“

„Meine einzig wahre Begabung.“

Sasori lachte leise, bevor er auf meine Frage zurückkam: „Ich war mit Konan in der Aula. Wir haben da geübt.“

„Oh... wieso das?“

„Einerseits steht die einzige Harfe der Schule dort und andererseits ist die Akustik besser.“

„Ah okay, verstehe.“

Das schrille Läuten der Schulglocke erklärte unser Gespräch für beendet und keine zwei Minuten darauf entließ uns Mr. Kregah mit seinem tausend-Watt-Lächeln auf den Lippen.
 

… Primmadonna girl. Would you do anything for me? Buy a big diamond ring for me? Would you get down on your knees for me? Pop that pretty question right now baby.

Leise vor mich her singend, trocknete ich das Geschirr ab und räumte es in unsere Küchenschränke. Da meine Mutter gegen Abend wieder in unserer Wohnung eintreffen wollte, musste ich ein bisschen aufräumen, bevor ich mich meinen anderen Verpflichtungen widmen konnte.

Leider wurde ich immer wieder von irgendwelchen banalen Dingen am Aufräumen gehindert. Zuerst war da unsere herzallerliebste Nachbarin Mrs. Grooney gewesen – Alte Schreckschrulle, verrecke in der Hölle! –, die sich zum millionsten Mal darüber gewundert – aufgeregt – hatte, dass ich mal wieder allein daheim war. Dann hatte unser Telefon gefühlte siebentausend Mal geklingelt und jedes Mal war ein blöder Vertreter irgendeiner noch viel blöderen Firma dran gewesen, der ein extrem blödes Produkt hatte verkaufen wollen.

Idioten. Allesamt.
 

Ouh yeah yeah yeah
 

Erschrocken zuckte ich zusammen als plötzlich die ersten Töne meine Klingeltons durch die Küche hallten.
 

I got a pocket, got a pocket full of sunshine

I've got a love and I kno-
 

Mit einem leisen Seufzen warf ich das Trockentuch, welches ich für das Abtrocknen des Geschirrs benutzt hatte, auf die Arbeitsfläche, bevor ich zu unserem Küchentisch hinüber ging und mein mittlerweile nicht nur singendes, sondern auch noch leuchtendes und vibrierendes Handy in die Hand nahm, um einen Blick auf das Display zu werfen. ‚Arschloch‘ ruft an. Verwundert zog ich eine Augenbraue in die Höhe – Was wollte Sasuke denn von mir? –, bevor ich den Anruf entgegen nahm: „Hallo?“

„Sakura. Hast du mal auf die Uhr geguckt?“

Ich ignorierte die Gänsehaut, die sich auf meinen Armen ausbreitete als Sasuke meinen Namen aussprach, und warf einen Blick auf unsere Küchenuhr. Es war bereits kurz vor sieben Uhr abends. „Scheiße! Sasuke, ich schwöre, ich hatte nicht vor zu spät zu kommen! Oder zu schwänzen. Ich hab die Zeit irgendwie total vergessen!“

Für einen Moment war nichts zu hören, dann erklangen ganz leise Sasukes und Itachis Stimmen, jedoch konnte ich nicht verstehen was sie sagten. Anscheinend diskutierten sie miteinander. „Hast du noch was Wichtiges zu erledigen?“

Verwirrt aufgrund des plötzlichen Themenwechsels begann ich auf meiner Unterlippe herum zu kauen. „Nein, ich glaube, ich hab alles erledigt.“ Das stimmte ausnahmsweise mal. Hausaufgaben und Hausarbeit waren erledigt, es fehlte nur noch die Hausarbeit bei den Uchihas.

„Gut. Dann pack dir Schlafsachen und frische Klamotten für morgen ein. Du übernachtest heute hier.“

„Was?!“ Wie stellte der Idiot sich das denn bitte vor? „Es ist Montag, Sasuke, meine Mutter lässt mich niemals bei einem Typen übernachten. Vor allem nicht bei einem, den sie nicht mal kennt.“

„Dann sag ihr, dass du bei Hinata pennst. Wär ja nicht das erste Mal, oder wie hast du sie davon überzeugt, dass du die nächsten beiden Wochenenden bei uns verbringst?“

Verdammt… Woher wusste der Typ das schon wieder? „Ich glaube kaum, dass sie mich bei Hinata schlafen lässt. Wie gesagt, es ist Montag und morgen ist Schule und-“

„Lass dir was einfallen, um deinen Job zu behalten.“

„Das ist Erpressung!“, rief ich, jedoch bekam ich dafür nur ein belustigtes Lachen zu hören.

Du bist nicht zur Arbeit aufgetaucht, nicht ich. Außerdem willst du morgen frei haben, nicht ich. Dafür musst du schon was tun, Sakura.“

Awwh, schon wieder mein Name. Schon wieder diese Gänsehaut. Seufzend gab ich nach: „Fick dich Uchiha, ich bin unterwegs.“, woraufhin ich ihn erneut lachen hörte.

„Bis dann, Haruno. Und nimm dir einen Schirm mit, es sieht nach Regen aus.“

Anyway, I think I like you

I have found a new page of hope for the days

when I feel like I've lost everything
 

„Eines Tages werde ich ihn erschlagen. Dieser miese Bastard…!“

Ich gab einen nicht jugendfreien Fluch von mir, bevor ich damit fortfuhr Sasukes Dreckwäsche zu sortieren. Nur weil der Idiot keine Ahnung hatte wie man eine Waschmaschine richtig bediente, ohne dass dabei die Hälfte der Wäsche draufging – und weil ich den nächsten Tag unbedingt frei haben wollte – musste ich mich nun mit diesen Dingen beschäftigen, die eigentlich seit der Aktion mit Sasukes Handy nicht mehr zu meinem Aufgabenbereich zählten. Nun ja, eigentlich.

Mit einem Grummeln erinnerte ich mich daran wie ich vor knapp einer Stunde noch zu Hause gewesen und schnellstmöglich meine Tasche gepackt, mir im Vorbeigehen einen Regenschirm geschnappt hatte und beinahe zum Hause Uchiha gerannt war. Dort angekommen, hatte ich dank meines Schlüssels für die Haustür Zuflucht vor dem Regen suchen können, welcher mittlerweile alles und jeden durchnässte, der sich nach draußen traute. Kaum hatte ich das Haus betreten, war auch bereits Sasuke auf dem Flur gewesen, welcher mich dezent daraufhin gewiesen hatte, dass er Hunger hatte.

Aus diesem Grund hatte ich bis vor ein paar Minuten in der Küche gestanden und ihm Nudeln mit Putengeschnetzeltem in Curry-Ananas-Sauce gekocht. Und kaum, dass ich den Herd ausgestellt hatte, hatte mich der Satansbraten darauf aufmerksam gemacht, dass sein Zimmer mal wieder aufgeräumt werden könnte. Was wäre ich nur für eine Putze, wenn ich dieser dezenten Aufforderung nicht sofort nachgekommen wäre? Richtig, eine arbeitslose.

Da ich dies aber auf gar keinen Fall wollte, hatte ich mich Sasukes Zimmer gewidmet, welches wirklich mal wieder aufgeräumt werden musste. Abgesehen von seiner Dreckwäsche, die überall herumlag, gab es da noch eine lebende Pizza, eine vollkommen zerknäulte Decke sowie mehrere Papierknäuel, welche ebenfalls durch das gesamte Zimmer verstreut worden waren.

Ich gab ein leises Seufzen von mir als ich endlich auf den Start-/Stop-Knopf der Waschmaschine drückte und diese losrüttelte, woraufhin ich mich in die Küche begab. Sasuke schien derweil aufgegessen zu haben, da es sich ein frischbenutzter Teller sowie eine Gabel neben der Spüle bequem gemacht hatten. Mit einem erneuten Seufzen räumte ich erst Sasukes Geschirr weg, bevor ich mir selbst etwas zu essen nahm und die nun leeren Töpfe ebenfalls in den Geschirrspüler packte.

„Hey Sakura.“

Erschrocken zuckte ich zusammen und ließ beinahe meinen Teller fallen, welchen ich soeben zum Küchentisch hinüber hatte tragen wollen. „Gott, musst du mich so erschrecken?!“

Sasukes Lippen verzogen sich zu einem arroganten Grinsen, bevor er ein paar Schritte auf mich zukam und mir den Teller aus der Hand nahm, um ihn auf dem Tisch abzustellen. „Zuerst einmal: Sasuke reicht, du musst mich nicht Gott nennen. Und als nächstes: Ich kann nichts dafür, dass du so extrem schreckhaft bist.“

„Ich bin nicht schreckhaft, okay?“, grummelte ich und setzte mich an den Tisch, um mich meinem Abendessen zu widmen.

Sasuke ließ sich derweil mir gegenüber nieder. „Schon fertig mit Aufräumen?“

Ich gab ein zustimmendes „Mhh.“ von mir, bevor ich den Bissen herunterschluckte und anklagend mit meiner Gabel auf ihn zeigte. „Das war das letzte Mal, dass ich deine Dreckswäsche zusammen sammele! In jedem Bad steht ein Korb für das Zeug, ist es tatsächlich so schwer den auch zu benutzen?“

Sasukes Grinsen war einem verblüfften Ausdruck gewichen. Anscheinend hatte er nicht mit einer Standpauke von mir gerechnet. „Du klingst wie meine Mutter.“

Kaum hatte er ausgesprochen, erstarrte ich in meiner Bewegung. Ganz langsam hob ich meinen Kopf und sah ihn mit einem Blick an, der an Verachtung nicht zu überbieten war. „Ich klinge nicht wie deine Mutter.“

Sasuke, dem anscheinend bewusst wurde, dass er einen wunden Nerv getroffen hatte – Welche Frau würde nicht ausflippen, wenn man sie mit einer anderen Frau verglich, die gute zwanzig Jahre älter war als man selbst?! –, verzog seine Lippen zu einem frechen Grinsen. „Und wie du wie meine Mutter klingst.“

„Du…“, knurrte ich und sah mich nach etwas um, das ich nach ihm werfen konnte, jedoch war das Einzige, was infrage kam, ein Stückchen Ananas, welches noch in meiner Curry-Ananas-Sauce schwamm. Kurzentschlossen schob ich es auf meine Gabel und beförderte es in Richtung Sasuke, wo es sich in seinen Haaren bequem machte. Während ich vor Stolz auf meine Schleuderkünste beinahe vom Stuhl fiel, schien Sasuke das Ganze nicht ganz so amüsant zu finden wie ich.

„Ist das dein Ernst?“

„Was? Gefällt es dir etwa nicht, wenn ich dich mit meinem Essen bewerfe? Weißt du, Sasuke, mit gefällt es nicht, wenn du mich mit deiner Mutter vergleichst, die sicherlich gute zwa- WAS ZUR?!“ Erschrocken unterbrach ich mich selbst in meinem Vortrag als Sasuke sich plötzlich vorbeugte, seinen Finger in meine Sauce tauchte und diese mir anschließend über die Wange schmierte. „Bist du bescheuert?!“

„Das könnte ich dich genauso fragen! Ich dachte, wir hätten die Sache mit dem Essen in den Haaren hinter uns?“ Sasuke hob beide Augenbrauen, während er das Stückchen Ananas aus seinen Haaren fischte und zurück auf meinen Teller warf. Iiih, das würde ich bestimmt nicht mehr essen.

„Wenn du mich auch mit deiner Mutter vergleichst, bist du selbst schuld.“ Damit war das Thema für mich abgehakt, weshalb ich aufstand und mein Geschirr wegräumte. Ich war gerade dabei die Spülmaschine anzustellen als ich hinter mir Sasuke seufzen und kurz darauf seinen Stuhl über den Boden rutschten hörte.

„Sakura.“

„Was?“, fragte ich, pampiger als nötig, und drehte mich zu ihm um. Zu meiner Überraschung stand Sasuke keine zwei Schritte von mir entfernt, weshalb ich beinahe einen Sprung rückwärts gemacht hätte, jedoch stand mir der Geschirrspüler im Weg.

„Es tut mir leid, okay? Ich konnte ja nicht ahnen, dass du ein Problem damit hast mit einer emanzipierten und erfolgreichen Geschäftsfrau verglichen zu werden.“

„Verarsch mich nicht!“, zischte ich und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn. So wie er das Ganze darstellte, schien mein Einwand wirklich mehr als übertrieben.

Sasuke hob abwehrend die Hände und machte ein Unschuldsgesicht, jedoch sah ich ganz genau die Zuckungen seiner Mundwinkel. „Ich mein das absolut ernst, Sakura.“

Für einen Moment sah ich ihn noch aus zugekniffenen Augen an, dann entschied ich, dass es nichts bringen würde jetzt mit ihm zu streiten. „Gut, ich glaub dir mal.“

„Heißt das, du hörst auf mich mit Essen zu bewerfen?“, fragte er und grinste sein unglaublich heißes schiefes Grinsen, wo einem gar nichts anderes übrig bleibt als nicht wenigstens ebenfalls zu lächeln.

„Das entscheide ich später.“

Sasuke lachte leicht, bevor er noch ein wenig näher kam und nach meiner Hand griff. Dass mein Herz dabei fast einen Stillstand erlitt und meine Wangen zu überreifen Tomaten mutierten, schien ihm nicht aufzufallen – oder er zeigte es einfach nicht – da sein Grinsen sich kein bisschen veränderte, während er sich umdrehte und mich hinter sich her aus der Küche zog.

„H-hey, wo w-willst du hin?“ Scheiße Sakura, du stotterst. Reiß dich zusammen!, schrie ich mich innerlich selbst an, jedoch half das kein bisschen gegen das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden.

„Da wir uns ja jetzt wieder lieb haben, dachte ich, dass ich dir zeige, warum es von Vorteil ist, wenn man mich nicht mit Essen bewirft.“ Sasuke warf mir einen kurzen Blick über die Schulter zu, bevor er mich durch die Terrassentür im hinteren Teil des Wohnzimmers auf die leicht erhöhte Terrasse und schließlich mit dem Rücken vor sich zog.

Einen kurzen Moment war ich noch zu verwirrt, um zu kapieren, warum wir jetzt draußen im Regen standen, dann fiel mein Blick jedoch auf den Pool der Uchihas, welcher gleich unterhalb der Terrasse begann. Obwohl, Pool war an dieser Stelle wohl etwas untertrieben, Schwimmbad traf es wohl eher.

Der ‚Pool‘ war geschätzte zehn Meter lang und fünf Meter breit, außerdem von innen beleuchtet. Des Weiteren befand sich am von der Terrasse aus linken Ende des Pools eine halbrunde Wand aus massiven Steinen, welche gut eineinhalb Meter über dem Wasserstand endete und dort eine kreisrunde flache Steinplatte trug, über welche Wasser ringsherum in den Pool lief. Ein kleiner privater Wasserfall im eigenen Pool sozusagen.

„Wow.“, gab ich recht leise von mir, bevor ich meine Arme um meinen Oberkörper schlang und zu Sasuke sah, welcher meinen Blick erwiderte.

„Gefällt er dir?“

„Oh ja, der ist echt cool. Aber, wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern wieder rein gehen. Ich bin zwar nicht das erste Mal vom Regen durchnässt, aber kalt wird es trotzdem.“

Für einen kurzen Moment huschte Sasukes Blick über meinen Körper und meine Kleidung, welche mittlerweile kalt und nass an mir klebten. „Weißt du…“, begann er, bevor er noch etwas näher kam, weshalb ich einen Schritt nach hinten machte. „Wo wir beide eh schon nass sind, können wir auch gleich schwimmen gehen. Was hältst du davon?“ Ein herausforderndes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Oooh nein, Sasuke, vergiss es! Der Pool ist bestimmt arschkalt und ich hab keine Lust morgen mit Schnupfen in der Schule zu sitzen.“

„Er hat mindestens siebenundzwanzig Grad.“

„Woher willst du das bitte wissen?“

„Der Pool ist beheizt, daher wird das Wasser niemals kälter als siebenundzwanzig Grad.“

„Und das soll ich dir glauben?“

„Geh doch und halt die Hand rein, wenn du´s mir nicht glaubst.“

„Okay, das mach ich jetzt. Wehe, wenn du mich angelogen hast.“ Ich pikste Sasuke mit meinem Zeigefinger in die Brust, bevor ich mich abwandte und Terrassentreppe hinunter und zum Pool lief.

Dort angekommen, begab ich mich in die Hocke und hielt zögerlich einen Finger ins Wasser. Tatsächlich war das Wasser angenehm warm.

„Und glaubst du mir jetzt?“ Sasuke, welcher mir gefolgt war, schenkte mir seinen schönsten arroganten Blick.

Ich verdrehte meine Augen und stand auf. „Gut, du hattest Recht. Das Wasser ist tatsächlich warm. Aber ich hab überhaupt keine Schwimmsachen dabei, von daher kannst du das Baden knicken.“

„Ich glaube, ich kenne die Lösung für das Problem.“ Sasuke grinste und überbrückte den Abstand zwischen uns beiden.

Innerhalb einer Sekunde dämmerte mir, was er vorhatte, weshalb ich einen panischen Schritt zur Seite machte. „Vergiss es, ich werde ganz bestimmt nicht-!“ Weiter kam ich nicht, da Sasuke mich bereits am Arm gepackt und mit einem kräftigen Stoß rücklings in den Pool befördert hatte. Dass ich ihn dabei mitzog, hatte er wahrscheinlich nicht erwartet.

Für einen kurzen Moment hüllte mich das angenehm warme Wasser ein, dann kam ich prustend an die Oberfläche zurück und strich mir mein Pony aus dem Gesicht. „Du Arschloch!“, schrie ich Sasuke an, welcher lachend neben mir aufgetaucht war und sich ebenfalls die Haare aus dem Gesicht strich.

„Ach komm, jetzt kannst du dich wenigstens nicht mehr beschweren, dass dir kalt ist.“, erwiderte er und grinste sein schiefes Grinsen.

„Fick dich!“, knurrte ich und zeigte ihm beleidigt meinen Mittelfinger, bevor ich etwas in die Hocke ging, damit das Wasser mir zumindest bis über die Schultern reichte. Leider Gottes hatte Sasuke nämlich recht: Das Wasser war tatsächlich wärmer als die Luft, weshalb ich am liebsten mit dem Kopf untergetaucht wäre.

Sasuke lachte sich derweil seinen Arsch ab.

Sauer darüber, dass der werte Herr sich anscheinend köstlich amüsierte, hob ich meinen Arm und spritzte mit dem Wasser in seine Richtung.

„Was war das denn? Sah aus wie ein Fisch in den letzten Krämpfen.“, spottete Sasuke.

„Ich geb dir gleich Fisch!“, rief ich, konnte mir jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. Dieser Idiot.

„Ich will euch ja eigentlich nicht stören“, erklang in diesem Moment Itachis Stimme von der Terrasse. Beinahe gleichzeitig sahen wir zu Sasukes Bruder hinauf, welcher mit einem großen schwarzen Regenschirm im Regen stand und lächelnd auf uns hinab blickte. „Aber dein Handy hat mehrmals geklingelt, Sakura. Wer es auch sein mag, es scheint dringlich zu sein.“

„Oh verdammt, das ist bestimmt meine Mutter. Bin gleich da, Itachi.“ Mit diesen Worten schwamm ich zum Poolrand und hievte mich hinaus, was mit den ganzen nassen Klamotten gar nicht so einfach war.

„Hier.“ Itachi hatte sich derweil hinunter zum Pool begeben und reichte mir ein großes dunkelblaues Handtuch, während er seinen Schirm über uns beide hielt. Ich lächelte ihn dankbar an, bevor ich mir Pulli und Jeans auszog und mich schließlich in das Handtuch einwickelte. Während ich meine Sachen auswrang und mit Itachi zurück auf die Terrasse ging, stemmte sich auch Sasuke aus dem Pool, jedoch wurde ihm kein Handtuch gereicht, was mich zum Grinsen brachte.

„Danke nochmal.“, sagte ich schnell an Itachi gewandt, bevor ich mit meinen nassen Klamotten unterm Arm ins Hausinnere verschwand. Dort schnappte ich mir meine Tasche, in welcher sich mein Handy befand, und lief damit in das Gästezimmer, welches ich bereits zwei Tage zuvor bezogen hatte.
 

Nachdem ich mir eine ausgiebige Dusche gegönnt und neue Kleidung angezogen hatte, ließ ich mich auf das Bett sinken und kramte mein Handy aus meiner Tasche. Das Display zeigte mir sofort fünf verpasste Anrufe, allesamt von meiner Mutter. Na super, das würde ja ein lustiges Gespräch werden.

„Sakura! Schön, dass du dich auch mal meldest! Wieso gehst du nicht an dein Handy? Wo bist du überhaupt?!“, erklang sogleich die aufgebrachte Stimme meiner Mutter, kaum dass ich mir mein Handy ans Ohr gehalten hatte.

„Sorry, Mum, ich bin bei Hinata. Wir müssten noch was für die Schule tun. Referat und so.“, antwortete ich ihr sogleich und betete, dass sie nicht mitbekam, dass ich sie anlog.

„Aha. Und wieso gehst du dann nicht an dein Handy?“

„Ich hab´s vor der Schule lautlos gestellt und vorhin vergessen den Ton wieder anzustellen. Deswegen hab ich´s gar nicht gehört als du angerufen hast.“

„Mh. Hast du vor heute nochmal nach Hause zu kommen?“

„Eigentlich wollte ich bei Hinata übernachten…“

Ein Geräusch im Flur ließ mich abrupt aufsehen, gerade rechtzeitig, um zu sehen wie Sasuke den Kopf ins Zimmer steckte und mich fragend ansah. Lautlos formte ich mit meinen Lippen das Wort ‚Mum‘, woraufhin er verstehend nickte und beinahe geräuschlos in mein Zimmer schlüpfte, sich gegen die Tür lehnte.

„Na gut. Aber, dass ihr bald ins Bett geht! Ihr habt morgen Schule und es ist bereits kurz vor elf Uhr.“

„Keine Sorge Mum, wir wollten eh jetzt schlafen gehen. Gute Nacht!“

„Gute Nacht. Und mach keinen Blödsinn!“

Ich ersparte mir eine Antwort und legte auf, bevor ich mein Handy entnervt auf das Kopfkissen warf.

„Soso. Wir wollten also gerade schlafen gehen.“ Sasuke grinste spitzbübisch, woraufhin ich lachend nach meinem Schlafshirt griff und es ihm entgegen warf. „Idiot.“

Spielerisch fing er es auf und kam damit in der Hand auf mich zu, um es auf meine Tasche zu werfen und sich schließlich neben mich zu setzen. „Irgendwie hab ich keine Lust auf Physik.“

„Da bist du nicht allein. Aber was sein muss, muss sein.“

„Nun ja… eigentlich nicht.“

„Wie meinen?“, fragend sah ich ihn an. Wollte er andeuten, dass wir…

„Wir könnten schwänzen.“

„Auf gar keinen Fall! Nicht bei dem Kerl. Wenn meine Mutter das rausbekommt, dreht sie mir den Hals um.“

„Es gibt Mittel und Wege, dass sie es nicht rausbekommt.“

„Ach?“

„Weißt du Sakura, ich habe Kontakte.“ Ein herausforderndes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Deswegen musst du nicht nachsitzen, wenn du schwänzt! Du bestichst den Kerl!“, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen.

Sasuke lachte nur. „Also? Was hältst du davon, wenn wir morgen früh eineinhalb Stunden länger schlafen?“

„Du versuchst mich echt davon zu überzeugen, dass ich mit dir Physik schwänze?“

„Eigentlich versuche ich dich davon zu überzeugen, dass du mit mir ´ne Runde Mario Kart zockst, da es mit der Zeit langweilig wird immer gegen den Computer zu gewinnen. Aber da dann auf jeden Fall von dir der Einwand gekommen wäre, dass es bereits spät ist und wir morgen früh aufstehen müssen; dachte ich mir, dass ich den Teil des Gesprächs überspringe und gleich zum Schwänzen komme.“

Für einen Moment sah ich ihn fassungslos an. Dann gab ich zu: „Du bist schlauer als ich dachte.“

„Danke.“, erwiderte er mit einer Spur Ironie in der Stimme. Ein paar Sekunden lang dachte ich über meine Möglichkeiten nach: Entweder ich würde mit Sasuke Mario Kart zocken und morgen Physik schwänzen oder ich würde auf den Spaß verzichten und mir Physik antun…

„Lass uns zocken!“, entschied ich schließlich und lächelte Sasuke an, welcher amüsiert schnaubte und schließlich aufstand, um in sein Zimmer zu gehen. Vorfreudig grinsend hüpfte ich ihm praktisch hinterher.

Es war mindestens ein halbes Jahr her, dass ich das letzte Mal Mario Kart gezockt hatte und das war definitiv zu lang. Es war überhaupt viel zu lang her, dass ich an irgendeiner Konsole gesessen hatte, hatte ich doch meine Wii für meine Stereoanlage verkaufen müssen. Urgh, das war die schwerste Entscheidung in meinem ganzen Leben gewesen und allein, wenn ich daran zurück dachte, wurde mir schwer ums Herz. Umso erfreuter war ich als ich Sasukes schwarze Wii erblickte, welche förmlich nach mir zu rufen schien. Vielleicht würde ich mich mit dem Uchiha doch noch anfreunden. Allein seiner Wii wegen.
 

„Sasuke… Lass das… Hör auf, man!… Pfoten weg von meinem Kontroller, du Arsch!“ Lachend schlug ich nach seiner Hand, mit welcher er ständig nach meinem Kontroller griff, um mich während des Rennens zu behindern.

„Ha! Ich hab trotzdem gewonnen!“, grinste ich schließlich als Yoshi keine zwei Sekunden vor Browser die Ziellinie überquerte und Sasuke aufstöhnte.

„Ich hab gegen ein Mädchen verloren, ich fass es nicht.“

„Zum dritten Mal.“, ergänzte ich und wich seiner Hand aus, die nach meiner Taille schnappte, um mich zu kitzeln.

„Das war pures Glück, Fräulein.“

„Zu zehn Prozent Glück und zu neunzig Prozent Können.“

Sasuke schnaubte beleidigt, bevor er seinen Kontroller zu Seite legte und aufstand, um in Richtung Bad zu gehen. „Bin gleich wieder da. Mach nichts kaputt.“

Ich zog eine Grimasse, kaum dass er mir den Rücken zugedreht hatte und legte dann ebenfalls meinen Kontroller zur Seite.

Gelangweilt sah ich mich in seinem Zimmer um. Als mein Blick sein Bett streifte, fiel mir der Gitarrenkoffer darunter wieder ein. Ob der noch immer dort lag? Obwohl sich die Neugier in mir regte, verkniff ich es mir aufzustehen und nachzusehen. Sasuke würde mich umbringen, wenn ich in seinem Zimmer herumschnüffelte und ich könnte ihm nicht mal einen Vorwurf machen, täte ich doch an seiner Stelle das Gleiche. Also wandte ich mich wieder Sasukes Flachbildfernseher zu und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Couch herum, bis Sasuke nach gefühlten zwanzig Minuten wieder zurückkam.

„Lust auf noch eine Runde?“

„Aber sicher.“, sagte ich und schnappte mir meinen Kontroller, während Sasuke sich wieder neben mich setzte.

„Diesmal mach ich dich fertig.“

„Träum weiter, Schätzchen.“ Sasuke beantwortete meine Bemerkung mit einem arroganten Lachen. Der würde schon noch sehen was er vom ganzen Lachen hatte…

Es dauerte keine Minute da waren wir bereits wieder mitten drin im nächsten Rennen und Sasuke war tatsächlich dabei zu gewinnen. Die Strecke war aber auch wirklich scheiße. Frustriert, weil Sasuke mittlerweile so weit vorne lag, dass ich ihn unmöglich einholen konnte, ließ ich mich nach hinten gegen die Couchlehne fallen. „Sag mal, Sasuke…“

„Mh?“

„Wieso liegt unter deinem Bett eigentlich ein Gitarrenkoffer?“

Augenblicklich spannte sich Sasuke an, so als hätte ich ein Messer auf ihn gerichtet, und er drückte ‚Pause‘. „Seit wann weißt du davon?“ Seine Stimme hatte jegliche Wärme verloren und mir wurde bewusst, dass ich den Moment soeben erfolgreich gekillt hatte. Super, Sakura.

„Ich hab ihn zufällig beim Aufräumen entdeckt und hab mich halt gewundert, weil ich dich noch nie Gitarre hab spielen sehen.“ Zum Ende hin wurde ich immer leiser.

Sasuke warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er leise seufzte und aufstand, um zu seinem Bett hinüber zu gehen. Zu meiner Überraschung kniete er sich davor und zog den Gitarrenkoffer hervor. „Ich spiele nicht auf dieser Gitarre, weil sie kaputt ist.“ Wie um seine Worte zu beweisen, ließ er den Koffer aufschnappen und ich erhaschte einen Blick auf schlichte schwarze Gitarre, welche beim Übergang von Hals zu Korpus gebrochen war.

„Wieso behältst du sie dann?“

„Itachi hat mich damals dazu gezwungen.“

Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Wieso-“

„Meine Exfreundin hat mir die Gitarre zu meinem Geburtstag geschenkt. Als ich… wir uns getrennt haben, hab ich sie aus dem Fenster geschmissen, wobei sie stark zu Schaden gekommen ist. Itachi hat mich damals so lange belabert, bis ich sie in den Koffer gepackt und unter mein Bett geschoben habe. Von wegen ich könnte es bereuen sie wegzuschmeißen.“

„Aber du könntest doch trotzdem auf ihr spielen. Ich meine, wenn du sie reparieren ließest. Okay, sie ist von deiner Exfreundin, aber da kann die Gitarre ja nichts für.“, schlug ich vor.

„Man kann sie nicht reparieren. Dafür ist sie zu kaputt.“ Für einen Moment legte Sasuke ganz sacht seine Fingerkuppen auf den Korpus der Gitarre und strich darüber, dann spannte er urplötzlich wieder an und hob sie aus dem Koffer. „Außerdem werde ich nie wieder darauf spielen. Dafür hasse ich das Ding viel zu sehr.“

Ich zuckte zusammen als er nicht gerade vorsichtig die Gitarre umdrehte, sodass ich einen Blick auf die feine Gravur werfen konnte, welche sich über beinahe die gesamte Rückseite des Korpus zog.
 

Happy Birthday!

In Liebe

Amy
 

Irgendwie schien mir als meinte er mit seinen Worten nicht die Gitarre, sondern viel eher diese Amy. Ich schluckte und versuchte die Situation irgendwie wieder zu kippen: „Dann kaufst du dir eine neue Gitarre. Du wirfst die weg, wenn du sie nicht haben willst und kaufst dir eine neue. Ich meine, das wäre doch Verschwendung, wenn du spielen kannst aber es nicht tust, oder?“

„Nein.“ Ich zuckte zusammen, so hart und abweisend klangen seine Worte, während er die Gitarre zurück in den Koffer packte und diesen wieder verschloss. „Ich spiele nicht mehr.“

„Aber wieso nicht?“

„Weil Amy es besser fand, wenn ich Gitarre gespielt habe. Sie fand Klavierspielen langweilig. Aber ich tanze nicht mehr nach ihrer Nase.“ Seine Stimme drückte so viel Wut und Trauer aus, dass es mir einen Moment lang die Brust zusammenschnürte, bevor ich aufstand, zu ihm ging und ihn einfach umarmte. Er sah in diesem Moment so unendlich verletzt und verloren aus, dass es mir egal war, dass er ein arroganter Arsch war.

„Das ist grausam, Sasuke. Egal was Amy dir angetan hat, das rechtfertigt nicht, dass du dir selbst die Chance nimmst das alles zu verarbeiten. Und das tust du, wenn du aufhörst zu spielen. Es ist vollkommen egal welches Instrument du spielst oder ob du singst, aber Musik kann heilen. Und zwar jede Wunde. Also“, ich machte eine kurze Pause und lehnte mich ein Stück zurück, um ihn in sein überraschtes Gesicht zu sehen, „Versprich mir, dass du irgendwann wieder spielen wirst. Egal ob Cello oder Klavier oder Gitarre oder Geige oder ob du singst. Du darfst nur nicht damit aufhören, okay?“

Es dauerte einen Moment, in welchem ich Sasuke mit einem sanften Lächeln in die richtige Richtung schubste, bis er antwortete: „Versprochen.“ Und damit legte er seine Arme um meine Hüfte und zog mich näher an sich heran. Ich ließ zu, dass er sein Kinn auf meiner Schulter ablegte und sein Gesicht in meinen Haaren vergrub, während ich meinen Griff noch etwas verstärkte und ganz leicht mit meiner Rechten seinen Rücken tätschelte.

Für einen Moment herrschte Ruhe, dann raunte Sasuke: „Tätschelst du mir gerade den Rücken?“

„Ja?“

Sasuke schnaubte amüsiert. „Du benimmst dich echt wie meine Mutter.“

Empört löste ich mich von ihm und lehnte mich nach hinten, um ihn gegen die Schulter schlagen zu können. „Du Arsch! Hör auf mich mit deiner Mutter zu vergleichen!“

Sasukes Lippen verzogen sich daraufhin zu einem amüsierten Grinsen, während er sich die Schulter rieb, woraufhin ich ihm meinen Zeigefinger in die Brust bohrte. „Weißt du was? Jetzt hast du verkackt, mein Lieber! Ich geh jetzt schlafen. Und du bekommst morgen kein Frühstück von mir!“ Damit sprang ich auf und stolzierte aus seinem Zimmer.

„Gute Nacht, Sakura!“, rief er mir noch mit einer deutlichen Spur Amüsement in der Stimme hinterher.

„Fick dich!“, rief ich zurück und grinste. Dieser Idiot.

Great way to say 'I like you'

Sometimes

I get a good feeling
 

„Sakura, wach auf.“ Stetiges Klopfen, begleitet von der gedämpften Stimme Sasukes, riss mich aus meinem Schlaf.

Mit einem tiefen Murren drehte ich mich langsam auf die andere Seite und erhaschte einen Blick auf den digitalen Wecker, welcher auf dem Nachttischchen stand. Kurz vor neun Uhr.

„Scheiße!“ Urplötzlich war ich hellwach und saß senkrecht im Bett.

„Dir auch einen schönen guten Morgen.“, erklang erneut Sasukes gedämpfte Stimme, welche ich jedoch ignorierte, während ich erst einen panischen Blick auf das Display meines Handys warf, welches mir versicherte, dass ich meinen Handywecker wohl ausversehen ausgeschaltet hatte; bevor ich förmlich aus dem Bett und in frische Kleidung sprang. Ich hatte meinen Pullover noch nicht gänzlich an, da schlüpfte ich bereits ins angrenzende Badezimmer und begann mit meiner Katzenwäsche.

Keine fünfzehn Minuten später war ich mit einer schlecht gepackten Tasche an der Seite und Haaren, die an manchen Stellen noch immer in jegliche Richtungen abstanden obwohl ich sie mehrmals gekämmt und mit Haarspray fixiert hatte, auf den Weg in die Küche, wo ich schließlich auf Sasuke traf.

„Du siehst etwas gestresst aus.“

„Ach wirklich? Woher kommt das nur; es liegt bestimmt nicht daran, dass ich erst vor einer viertel Stunde aufgestanden bin.“, knurrte ich zurück und schnappte mir zwei Äpfel aus der Obstschale der Uchihas, welche ich in meine Tasche stopfen wollte.

Da ich dabei jedoch kläglich scheiterte, entleerte ich erst einmal meine Tasche auf dem Küchentisch, wobei Sasuke mir mit erhobener Augenbraue kommentarlos zusah, bevor ich meine Kleidung ordentlich zusammenfaltete und meine Tasche so gut es ging platzsparend packte, sodass tatsächlich beide Äpfel anschließend hinein passten.

Bereits so kurz nach dem Aufstehen vollkommen erschöpft und frustriert, ließ ich mich schließlich neben Sasuke am Küchentisch nieder und legte meine Stirn auf der kühlen Holzplatte ab, schloss die Augen.

„Ich will dich wirklich nicht bei was auch immer du gerade machst, stören“, begann Sasuke nach einer Weile des Schweigens, „Aber wir müssen los, wenn wir pünktlich zu Geschichte da sein wollen.“

Ich brummte zustimmend, bevor wir uns erhoben und in den Flur hinausgingen, um uns Schuhe und Jacken überzuziehen, bevor wir das Haus in Richtung Schule verließen.
 

„Eh Sasuke?“, fragend sah ich zu dem Uchiha an meiner Seite, welcher ein leises „Hn.“ von sich gab, was wohl bedeutete, dass ich weiterreden solle. Zumindest deutete ich das so. „Heute Nachmittag hab ich doch jetzt frei, oder?“

Sasuke warf mir einen kurzen Seitenblick zu, bevor er langsam antwortete: „Du solltest besser aufpassen, wenn ich mit dir über solche Dinge rede. Ich hab dir gesagt, dass du frei hast also hast du frei.“

Ein klitzeklein bisschen durch seine Worte gekränkt, begann ich sofort damit mein Verhalten zu erklären: „Ja, das hab ich mitbekommen, aber ich meine, es hätte ja sein können, dass du plötzlich wieder zum Arsch mutierst und mir dann erklärst, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun hat und du mir nicht einfach frei geben kannst, weil Itachi da auch mitzureden hat und-“

Sasuke Hand auf meinem Mund und sein Oberkörper an meinem rechten Arm unterbrach meine Rede, weshalb ich ihn erschrocken ansah. „Entweder du hältst jetzt die Klappe oder ich greife zu anderen Mitteln.“

Für einen Moment starrte ich ihn nur an, wie nah er mir plötzlich war. Dann zog ich seine Hand von meinem Mund und schubste ihn weg. „Bitteschön, du Morgenmuffel, dann rede ich halt nicht mehr mit dir.“ Ich schnaubte halb gekränkt und halb belustigt, bevor ich meinen Weg fortsetzte.

Für eine Weile sprachen wir kein Wort miteinander, jedoch hielt diese morgendliche Ruhe nur solange, bis wir in die Straße einbogen, an deren Ende sich die Schule befand und mich urplötzlich ein Gedanke durchfuhr.

„Eeh, weißt du, Sasuke…“, begann ich und blieb stehen, woraufhin Sasuke mich fragend musterte. „Ich hab was Wichtiges zu Hause vergessen, ich werd schnell zurück laufen und es holen. Wir sehen uns dann in Geschichte.“

Schnell wirbelte ich herum und wollte tatsächlich den Weg zurück laufen, jedoch schnappte sich Sasuke meine Hand und hielt mich zurück. Bestimmt zog er mich zurück an seine Seite und legte mir seine Hand auf den Rücken, um mich weiter in Richtung Schule zu schieben. „Wir wohnen in der gleichen Richtung, außerdem kennen wir uns durch mehrere Kurse. In dem Fall, dass irgendjemand fragt, warum wir gemeinsam zur Schule kommen, werde ich antworteten, dass wir uns zufällig begegnet sind und ich dich gezwungen habe mich zu begleiten, damit ich dir deinen Morgen in aller Ruhe versauen kann. Zufrieden?“

Verwundert und peinlich berührt, weil ich anscheinend ziemlich durchschaubar war, sah ich zu Sasuke, bevor ich zustimmend nickte.

„Von mir erfährt keiner, dass du die Nacht bei uns verbracht hast, also mach dich locker, Pinky.“, flüsterte Sasuke in mein Ohr und ließ seine Hand ein Stückchen weiter nach unten rutschen, woraufhin ich erst errötete, bevor ich ihn von mir schubste und fauchte: „Nenn mich nicht so, du Arsch!“

Sasuke gluckste daraufhin amüsiert, hob abwehrend seine Hände und machte eine Unschuldsmiene.

„Und lass deine Finger bei dir, sonst werde ich sehr ungemütlich. Ich bin nicht Karin, klar?“, fuhr ich fort und bohrte Sasuke meinen Zeigefinger in die Brust, woraufhin dieser mich betroffen anblickte.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich jemals was mit der anfangen würde?“

Sasuke gab eine Art Würgegeräusch von sich, weshalb ich meine Augen verdrehte und weiterging. Dass ich Sasuke dabei stehen ließ, schien ihn keineswegs zu stören, da er keine zwei Sekunden später wieder neben mir her lief und zugab: „Okay, sie hat einen geilen Hintern, aber-“

„Gott, Sasuke, das will ich alles gar nicht wissen.“, fuhr ich ihm dazwischen und legte lachend meine Hände auf die Ohren.

Dies hielt ihn aber nicht davon ab seinen Satz zu beenden: „Deiner ist besser.“

Augenblicklich blieb ich stehen und sah Sasuke fassungslos an, während ich zu einer überreifen Tomate mutierte.

„Was?“ Wäre nicht das freche Grinsen auf seinen Lippen gewesen, man hätte denken können, dass er wirklich keine Ahnung hatte, warum ich beinahe einem Herzinfarkt erlag.

„Wer bist du und was hast du mit Sasuke Uchiha gemacht?“

Für einen kurzen Moment sah er mich verwirrt an, dann lachte er los und legte mir seine Hand erneut auf den Rücken, um mich leicht in Richtung Schule zu schieben. „Na los, wenn du nicht zu spät kommen willst, sollten wir uns so langsam beeilen.“, er gluckste leicht, „‘Wer bist du und was hast du mit Sasuke Uchiha gemacht?‘ Ehrlich Sakura, du wirst von Tag zu Tag amüsanter.“

„Ach fick dich doch, du Idiot.“, grummelte ich und sah nach links, damit Sasuke mein Grinsen nicht sah.
 

„Sakura! Sakura, warte mal!“

Kaum vernahm ich meinen Namen durch die übliche Lautstärke der Schüler, welche sich während der Pause innerhalb des Gebäudes aufhielten, stoppte ich und wandte mich um, um dabei zuzusehen wie Ino, welche nach mir gerufen hatte, sich an mehreren Schülern vorbeidrängelte und schließlich neben mir zum Stehen kam. „Gott, du hast auch Watte in den Ohren, was? Ich ruf dich schon seitdem du an der Toilette vorbeigelaufen bist.“

„´Tschuldige. Ich hab dich nicht gehört.“

„Das habe ich mitbekommen. Wo kommst du jetzt überhaupt her? Wir haben uns totale Sorgen gemacht, weil Hinata heute Morgen ganz allein hier ankam und keiner von uns wusste wo du bist. Also: Wo warst du?“

„Ich…“, begann ich und sah mich möglichst unauffällig um. Wir waren praktisch umringt von Schülern, welche sich so langsam auf den Weg zu ihrem nächsten Unterricht machten. Nicht der geeignetste Ort, um von meiner Übernachtung bei Sasuke zu erzählen. „Hab total verschlafen und fand es dann unnötig mich extra zu beeilen, um noch gerade so die letzten fünf Minuten von Physik mitzubekommen. Deshalb bin ich jetzt erst da.“

Ino nickte verstehend und schob dann ihren Arm unter meinen, um sich bei mir einzuhaken und mich in Richtung Geschichtsunterricht zu ziehen. Da fiel mir etwas ein, was ich besser jetzt mit ihr besprach als wenn der Rest der Klasse mithören konnte.

„Ino, sag mal, wieso hast du uns angelogen?“ Ich spürte wie sie sich versteifte und sah wie sie mir einen ertappten Blick von der Seite zuwarf, welcher jedoch innerhalb einer Sekunde zu einem überraschten wechselte.

„Was meinst du?“

Ich seufzte und blieb stehen, bevor ich ihr mit hochgezogener Augenbraue erklärte: „Du hast gesagt, dass Temari dir am Freitag erzählt hätte, dass Gaara krank sei und mit Grippe flach liege, weshalb sie Krankenschwester spielen müsse. Aber Gaara war nicht krank. Zumindest nicht krank genug, um am Samstag beim Basketballtraining zu fehlen. Woher weißt du also, dass Temari Grippe hat?“

„Ich… hab mit ihr telefoniert. Am Sonntag. Zumindest wollte ich das, aber Gaara ist dran gegangen und hat mir gesagt, dass Temari nicht reden kann, weil sie grad schläft und dass sie krank ist.“

„Okay.“, antwortete ich wenig überzeugt, bevor ich ihr gleich die nächste Frage stellte, welche mir durch den Kopf geisterte: „Wieso hast du uns das dann nicht gleich gesagt und uns angelogen?“

„Ich… weil… Also…“ Ino wich meinem Blick aus und spielte nervös an ihren Haaren herum, während sie nach einer Erklärung suchte. Anscheinend gab sie nach wenigen Sekunden des verzweifelten Suchens auf: „Scheiße! Ich… Wenn Temari das erfährt, flippt sie aus. Du darfst das keinem erzählen, okay? Nicht Temari oder Tenten oder Hinata oder deiner Mutter oder so. Niemanden!“ Sie sah mich verzweifelt an und griff nach meinen Händen.

„Ehm okay.“, antwortete ich nun vollkommen verwirrt. Ino seufzte, bevor sie mich in die Nähe eines Fensters zog und sich kurz umsah, um zu prüfen ob sie frei sprechen konnte oder nicht, bevor sie mir mit so leiser Stimme antwortete, dass ich mich richtig anstrengen musste, um sie auf dem noch immer vollen Gang zu verstehen.

„Gaara und ich, wir haben uns am Samstag nach seinem Training am Kino getroffen. Wir… hatten ein Date. Jedenfalls hat er mir zwischendurch erzählt, dass Temari ihm und Kankuro total auf den Keks geht, weil sie schwört, dass es keine Grippe, sondern nur eine Erkältung ist und einfach nicht zum Arzt gehen will.“

„Ihr hattet ein Date?“ Vollkommen entgeistert sah ich sie an. Wann genau hatte Ino denn angefangen sich für Gaara zu interessieren? Hatte sie bisher nicht nur immer von Vin Diesel und sonst irgendwelchen Filmstars geschwärmt?

„Ja, hatten wir. Ein wahnsinnig gutes Date.“ Sie lächelte mich leicht verträumt an, bevor ihre Mine wieder ernst wurde. „Aber Temari darf das wirklich nicht erfahren! Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob das überhaupt etwas ernstes ist oder ob wir beide nur ein bisschen rumspinnen seit der Sache im Club, aber-“

„Was für eine Sache im Club?“

Ino wurde prompt rot und sah mich leicht zerknirscht an. Da hatte sie sich wohl verplappert. „Naja…“, begann sie zögerlich, „ als du nach dem Abend im Ville bei Sasuke aufgewacht bist, weil ich dich angerufen habe, da war ich nicht so ganz allein.“

„Wie jetzt ‚nicht so ganz allein‘? Gaara war an dem Abend doch gar nicht im Club, oder?“

„Er kam kurz nachdem du und Sasuke gegangen seid. Ich war Getränke für mich und Tenten holen und bin ihm dabei praktisch in die Arme gelaufen. Naja, wir haben uns ziemlich gut verstanden und da Tenten kurz darauf gehen wollte, Neji es sich aber nicht nehmen lassen hat sie nach Hause zu bringen, war Gaara dann der Einzige, den ich kannte, und dann haben wir ein bisschen viel zusammen getrunken und… Ich glaube, den Rest kannst du dir denken.“

„Oh Ino~! Wieso sagst du uns das nicht früher? Ich meine, ich reiß dir doch jetzt nicht den Kopf ab und Temari wird es sicherlich auch nicht tun. Wie hast du dir das eigentlich vorgestellt? Ihren Bruder zu daten und mit ihm zu schlafen ohne, dass Temari das erfährt, das ist doch…“ Ich suchte nach einem geeigneten Wort für das, was ich sagen wollte, jedoch fiel mir nur ein einziges passendes Wort ein: „Das ist doch scheiße.“

„Ich weiß, aber ich weiß ja nicht mal ob das zwischen mir und ihm überhaupt was wird, ich meine, wir hatten Sex und hatten ein Date. Vor drei Dates mache ich keine Prognosen.“

„Okay. Das ist allein deine und Gaaras Sache. Aber, bitte, lüg uns deswegen nicht an. Okay?“

„Ja, okay. Aber du erzählst doch jetzt keinem hiervon, oder?“

„Keine Sorge. Von mir erfährt niemand etwas.“

„Danke.“ Ino schenkte mir ein Lächeln, bevor sie mich umarmte und sich anschließend wieder bei mir unterhakte, um mich an den restlichen Schülern vorbei zu unserem Geschichtsunterricht zu lotsen.
 

„Hey Tenten, kann ich mal kurz mit dir reden?“

Angesprochene sah mich einen Moment überrascht an, dann nickte sie und ließ sich von mir aus dem Raum ziehen, in welchem wir gleich Deutschunterricht haben würden. „Was gibt’s?“

„Du hast doch gleich Kendo-Training oder?“

„Du meinst Karate.“

„Ja, genau, was habe ich gesagt?“

„Kendo.“

„Sorry, ich meinte das andere. Wo ist da gleich nochmal der Unterschied?“

Tenten setzte bereits zu einer Antwort an, da erblickte ich am anderen Ende des Ganges Mrs. Yuhi, weshalb ich Tenten kurzerhand abwürgte: „Na ist ja auch egal. Jedenfalls wollte ich dich fragen ob es möglich wäre, dass ich da mal mit vorbei schaue? So was wie ein Testtraining oder so? Weißt du, meine Mum liegt mir schon ewig in den Ohren, dass ich endlich mal was über Selbstverteidigung lernen soll und so langsam halte ich ihr Generve nicht mehr aus.“

„Ehm klar. Ich denke, dass das geht. Hast du denn Sportsachen dabei?“

Scheiße. Ich hatte doch gewusst, dass ich irgendetwas Wichtiges vergessen hatte.

Tenten schien mir anzusehen, was ich dachte, weshalb sie gleich fortfuhr: „Ich hab meine Klamotten für das Lauftraining morgen bereits gestern mitgenommen, wenn sie dir passen, kannst du sie gerne haben, aber ich bräuchte zumindest die Shorts morgen wieder.“

„Kein Problem, wenn es mir passt, dann bekommst du alles morgen wieder. Frisch gewaschen, versteht sich.“

Tenten lachte, bevor sie mich darauf aufmerksam machte, dass Mrs. Yuhi wohl jeden Moment mit dem Unterricht beginnen würde, weshalb wir uns schnell trollten und in den Unterrichtsraum zurückeilten.

Als ich auf dem Weg zu meinem Platz neben Hinata in der vorletzten Reihe am Fenster an Sasuke vorbeikam, welcher es sich heute mal neben Gaara in der zweiten Reihe bequem gemacht hatte und gelangweilt nach vorne sah, während er mit seiner rechten Hand leise auf dem Tisch herumtrommelte; bewegte er plötzlich seinen rechten Arm. Für einen klitzekleinen Moment spürte ich seine Hand an meiner – was dafür sorgte, dass in meinem Magen ein ganzes Haus voller Schmetterlinge herumflirrten – dann ballte ich meine Hand zur Faust und ging möglichst unauffällig weiter zu meinem Platz.

Kaum hatte ich mich gesetzt, begann Mrs. Yuhi bereits damit uns über die Bedeutung der rhetorischen Figuren in Gedichten aufzuklären. Ich warf einen kurzen Blick zu Hinata, welche Mrs. Yuhis Worten lauschte und nebenbei mit ihrem Bleistift kleine Blumen auf den Block vor sich zeichnete, bevor ich meine Hand, welche ich noch immer zu einer lockeren Faust geballt hatte, langsam in meinem Schoß öffnete und den Zettel, der darin lag, las.
 

Die Sache mit Orochimaru ist geklärt.

Ich wünsch dir einen schönen freien Nachmittag.
 

Einen kurzen Moment lang lächelte ich vor mich hin, dann knüllte ich den Zettel zusammen und ließ ihn unauffällig zu Boden fallen. Schließlich zückte ich meinen eigenen Bleistift und zog Hinatas Block ein Stück zu mir heran, um ebenfalls kleine Blumen darauf zu malen, was uns beiden ein Grinsen entlockte.
 

„Gott bitte, Tenten, lass mich ausruhen.“ Vollkommen außer Atem stützte ich mich auf meinen Knien ab und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

„Komm schon, Sakura. Wir haben uns doch gerade erst aufgewärmt.“

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Laufen mit Karate zu tun haben soll!“, zischte ich und warf ihr einen Todesblick zu.

„Durch das Laufen bekommt man einen freien Kopf.“, erklärte sie mir daraufhin mit ihrer monotonen Lehrerstimme.

„Oder einen Herzinfarkt.“, setzte ich hinten dran, bevor ich mich wieder aufrichtete und meinen Blick durch die Turnhalle schweifen ließ. Anscheinend war ich die Einzige, die vom Laufen so stark mitgenommen worden war. Scheiß Ausdauer.

Sobald Tenten merkte, dass ich mich wieder einigermaßen akklimatisiert hatte, drängte sie mich zu den anderen der Gruppe, um zusammen mit denen Turnmatten auszulegen. Allein der Gedanke daran, dass irgendjemand mich auf diese extrem dünnen Matten schmeißen würde, ließ mir Angst und Bange werden. Tenten, die meine Angstzustände anscheinend bemerkt hatte, beruhigte mich damit, dass ich heute nur zuschauen und allerhöchstens jemanden durch die Gegend werfen würde. Womit sie im Übrigen auch beinahe Recht behielt.

Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit allen anderen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig über die Schulter warfen oder sich die Füße wegzogen. Als ich dann von der Trainerin gefragt wurde, ob ich es auch mal probieren wolle, bejahte ich vorsichtig.

Zuerst lief alles gut: Sie zeigte mir wie ich jemanden korrekt über die Schulter werfen musste ohne mir dabei Verletzungen zuzuziehen, was ich dann auch mit Tenten übte. Tatsächlich hatte ich den Dreh bereits nach drei Versuchen raus und beförderte Tenten über meine Schulter auf die Matratze. Dass sie sich dabei perfekt abrollte und kurz darauf wieder stand, beflügelte mich in meiner Neugier, mich auch mal werfen zu lassen.

Nachdem ich eine Weile lang mit Tenten das Abrollen aus verschiedenen Positionen geübt hatte, ließ ich mich schließlich von ihr auf die Matratze werfen. Ich rollte mich nicht halb so gut ab wie sie, jedoch tat es kaum weh, weshalb ich es erneut und erneut versuchte. Das Ganze lief schließlich darauf hinaus, dass ich am Ende der Stunde mit einem großen Kühlakku auf einer der Bänke im Umkleideraum saß und meine lädierte Schulter kühlte, auf welche ich einmal zu viel geprallt war.

„Geht´s?“, erkundigte Tenten sich pflichtbewusst, während sie ihre Sportsachen in ihre Tasche stopfte und ein Handtuch sowie Duschzeug hervorholte.

„Ich werd´s überleben.“, antwortete ich und ließ den Kühlakku sinken, um mir ebenfalls meine – Tentens – Sportsachen auszuziehen. Da ich aber weder ein Handtuch noch Duschzeug dabei hatte, schlüpfte ich sogleich in meine Straßenkleidung und wartete schließlich, erneut mit dem Akku an der Schulter, auf Tenten, welche duschen gegangen war.

Wir waren gerade auf dem Weg von den Umkleidekabinen zum Sporthalleneingang als mein Handy klingelte. Genervt blieb ich stehen und kramte in meiner Tasche danach. ‚Unbekannte Nummer‘ meldete mir mein Display, kaum, dass ich mein Handy in der Hand hielt.

„Hallo?“

„Hey Sakura, ich bin´s.“, erklang Nejis leicht verzerrte Stimme aus meinem Handy. Woher hatte der Typ meine Nummer?

„Was willst du, Sasuke?“, fragte ich und versuchte dabei möglichst auch so zu klingen als redete ich mit Sasuke.

„Ah, gute Idee. Ich nehme an, dass Tenten neben dir steht. Jedenfalls bräuchte ich noch fünf Minuten. Bekommst du das hin?“

„Ich weiß zwar nicht wozu du das brauchst und will es eigentlich auch gar nicht wissen, aber okay, ich schau, dass ich es finde. Und wehe, wenn du mir die fünf Dollar nicht gleich zurückgibst.“

„Super, dann bis gleich.“ Ohne Neji eine Antwort zu geben, legte ich auf und strich mir eine Haarsträhne hinters linke Ohr. Dass ich dabei meinen Ohrring entfernte und diesen schließlich in meiner Hosentasche verschwinden ließ, bemerkte Tenten nicht.

„Was wollte er denn?“

„Irgend so ein“, begann ich und strich diesmal auffälliger eine Haarsträhne hinters Ohr, woraufhin ich einen möglichst entsetzten Ausdruck auf mein Gesicht zauberte. „Scheiße! Ich glaub, ich hab meinen Ohrring verloren!“

„Ne oder? Bist du dir sicher?“

„Ja, der andere ist ja noch drin. Vielleicht liegt er in der Umkleide?“

„Lass uns mal nachschauen.“

Damit traten wir den Weg zurück an und sahen uns in der Umkleide um. Kaum, dass ich mir sicher war, dass ich genug Zeit verschwendet hatte, holte ich möglichst unauffällig meine Ohrring aus meiner Hosentasche hervor und ließ ihn auf den Boden fallen, sodass ich ihn kurz darauf entdecken konnte. Sobald ich also meinen Ohrring gefunden hatte, machten wir uns wieder auf den Weg nach draußen.

„Also erzähl, wie fandst du´s?“, fragte mich Tenten mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, während wir den Gang zum Ausgang entlang gingen.

„Es hätte schlimmer sein können. Ich glaube, ich versuch es nächste Woche nochmal.“ „Super! Es macht viel mehr Spaß, wenn-“, begann Tenten sich zu freuen, jedoch stoppte sie abrupt als wir vor die Sporthalle traten. Wäre ich nicht in die Aktion eingeweiht gewesen, wäre ich beim Anblick von den ganzen roten Rosen, welche je eine weiße Vase abbekommen hatten und in einem Radius von gut zehn Metern um den Eingang drapiert worden waren, wohl der Versuchung erlegen, zu denken, dass ich träumte.

Da dies nicht der Fall war, konnte ich meine Aufmerksamkeit bereits nach weniger als fünf Sekunden von den ganzen Rosen ab- und Neji zuwenden, welcher mit einer einzigen Rose in der Hand ungefähr drei Meter von uns entfernt dastand und Tenten mit einem leicht nervösen Lächeln auf den Lippen fragte: „Gehst du jetzt mit mir aus?“

„Ist das dein Ernst? Das“, Tenten machte eine Handbewegung, welche die gesamten Rosen einschloss, „hast du für mich gemacht? Nur damit ich mit dir ausgehe?“

„Ja.“, antwortete Neji zögerlich und wirkte dabei so sehr wie ein kleiner schüchterner Erstklässler, der kurz vor einer gewaltigen Strafpredigt stand, dass ich bereits in Stellung ging, um Tenten an den Armen zu packen, kräftig durchzuschütteln und sie anzuschreien, dass sie dem Jungen endlich eine verdammte Chance geben solle.

Gott sei Dank kam es nicht zu dieser äußerst grotesken Szene, da Tenten nicht wie erwartet ausflippte, sondern wortlos den Abstand zwischen ihr und Neji überbrückte, ihm die Rose aus der Hand nahm und ihm einen klitzekleinen Kuss auf die Wange gab. Während Neji daraufhin wohl beinahe einen Herzstillstand erlitt, trat Tenten seelenruhig lächelnd einen Schritt zurück und sagte: „Ich würde liebend gern mit dir ausgehen, Idiot.“

Dies schien Neji aus seiner ‚Ich fass es nicht‘-Welt zurück in unsere zu holen, da sich daraufhin ein extrem breites und selbstsicheres Grinsen auf seinen Lippen breit machte, bevor er blitzschnell einen Schritt nach vorn machte, Tentens Hüften umfasste, sie hochhob und sich laut lachend mit ihr im Arm drehte.

„Lass mich runter!“, schrie Tenten daraufhin und schlug ihm gegen den Oberarm, was Neji aber überhaupt nicht zu stören schien, da er sie noch ein wenig herumwirbelte, bevor er sie schließlich doch noch absetzte und zu mir sah. „Danke, Sakura.“

„Kein Problem.“, erwiderte ich lächelnd.

„Warte mal. Du hast doch nicht etwa was hiermit zu tun, oder?“, fragend sah Tenten von mir zu Neji und wieder zurück.

„Ich hab nur ein bisschen Zeit geschindet. Neji ist ganz allein auf die Idee mit den Rosen gekommen.“

„Dann… hast du deinen Ohrring gar nicht verloren gehabt, oder?“

„Nope. Aber du musst zugeben: Ich hab gut geschauspielert.“

„Das hast du.“, gab Tenten mir Recht, woraufhin wir uns angrinsten.

„Gut. Ich lass euch beiden dann mal euer Date besprechen und genieße meinen freien Nachmittag.“ Damit verabschiedete ich mich von den beiden, welche sich wirklich sofort daran machten ihr Date zu besprechen.

Oder besser gesagt: Neji machte Tenten Vorschläge, welche sie gar nicht so schnell ablehnen konnte, wie er sie machte, womit er sie mal wieder in den Wahnsinn trieb.

About crazy friends and little secrets

I wasn´t looking for this

But now you´re in my way
 

„Neiiin! Das darf doch nicht wahr sein!“

Ich lachte und tätschelte Tenten die Schulter, während diese fassungslos auf den Vertretungsplan unserer Schule sah.

„Krieg dich wieder ein. Es ist nur Sport. Und so kommen wir früher nach Hause.“, bemerkte Ino nicht gerade feinfühlig, woraufhin Tenten ihr einen verärgerten Blick zuwarf.

„‘Nur Sport‘. Es ist gerade schlimm, weil es Sport ist. Hätte nicht Geschichte ausfallen können? Den Scheiß braucht doch keiner!“

„Weißt du Tenten, Geschichte ist gar nicht so uninteressant wie du denkst. Denk doch nur mal an Caesar und-“, begann Hinata damit eines ihrer Lieblingsfächer zu verteidigen, wurde jedoch von Ino und Tenten mit einem zeitgleich ausgestoßenen „Bitte Hinata, nicht schon wieder! Ich musste mir den Scheiß eben erst anhören.“ zum Schwiegen gebracht.

„Sehen wir das Ganze doch einfach positiv: Wir haben früher Wochenende.“ Grinsend sah ich zu meinen Freundinnen, welche sofort darauf ansprangen.

„Oh Gott sei Dank! Und wisst ihr was? Wir müssen unbedingt sho-“

„Nein!“, unterbrachen Hinata, Tenten und ich Ino synchron, welche daraufhin beleidigt einen Schmollmund zog.

„Wir waren letztens erst mit dir shoppen, vergiss es.“, setzte Tenten unsere gemeinsame Aussage fort.

„Aber da war Sakura gar nicht dabei!“, quengelte Ino und warf mir einen bittenden Blick zu.

„Und auch dieses Wochenende kann ich nicht. Ich muss arbeiten.“, erklärte ich und sah Ino entschuldigend an.

Diese schnaubte daraufhin eingeschnappt und verschränkte ihre Arme vor der Brust, bevor sie grummelte: „So langsam wird mir dieser Uchiha immer unsympathischer.“

„Hm, geht.“, antwortete ich eher unbewusst, woraufhin ich mit großen Augen angesehen wurde.

„Wer bist du und was hast du mit Sakura Haruno gemacht?“, fragte mich Ino, welche anscheinend wirklich darüber verwundert war, dass ich ihr in ihrer Sasuke-ist-scheiße-Kampagne nicht beigepflichtet hatte.

„Haha, sehr witzig.“, antwortete ich möglichst trocken und verdrehte meinen Augen, bevor ich mich abwandte und Hinata und Tenten folgte, welche bereits die Treppen hinauf in das zweite Stockwerk gingen, wo wir in wenigen Minuten Kunst- und Musikunterricht haben würden.

„Nein, ernsthaft jetzt: Seit wann nutzt du nicht jede Gelegenheit, um dich über Sasuke aufzuregen?“, nachdenklich sah mich Ino von der Seite her an, kaum dass sie mich eingeholt hatte. Ich überlegte gerade, wann ich das letzte Mal wirklich über Sasuke hergezogen war, jedoch unterbrach mich Ino mit einem breiten Grinsen auf den Lippen in meinen Überlegungen: „Gibt es da etwa etwas, was du uns noch nicht erzählt hast?“

„Was meinst du?“

„Kann es sein, dass du…“ Ino pausierte für einen Moment und blickte über ihre Schulter, bevor sie deutlich leiser als zuvor weitersprach: „Dass du auf ihn stehst?“

In diesem Moment fiel mir alles aus dem Gesicht und ich blickte fassungslos zu Ino, bekam gerade noch ein „Bitte?“ heraus.

Sie grinste daraufhin nur und wackelte mit den Augenbrauen. „Also stehst du wirklich auf ihn! Mensch Sakura, warum hast du denn nichts gesagt? Ich meine-“

„Nein.“, stoppte ich Ino sofort, kaum dass ich mich soweit von meinem Schock erholt hatte, um dies zu tun. „Ich stehe nicht auf ihn. Wir verstehen uns nur gut, das ist alles. Ich meine, hey! Wir bewerfen uns nicht mehr mit Essen, das ist doch mal ein Fortschritt oder nicht?“ Dass Sasuke und ich uns erst am Montag gegenseitig Essen ins Gesicht geschmiert hatten, ließ ich einfach mal galant unter den Tisch fallen.

„Du stehst so was von auf ihn.“, bestimmte Ino und sah mich an, als erklärte sie mir soeben, dass eins plus eins zwei ergibt.

„Tu ich nicht, okay?“

„Oh doch, das tust du.“

„Ino, nein!“

„Ino, doch! Glaub mir, ich kann so was aus einer Entfernung von zwei Meilen spüren. Und bei dir spüre ich das definitiv.“

„Du spürst es?“

Ino nickte eifrig als Antwort.

„Du bist doch verrückt.“

„Ey!“ Empört schlug sie mir leicht gegen den Oberarm, woraufhin ich begann zu lachen, was ihr ein Grinsen entlockte.

„Was gibt´s zu lachen?“, mischte sich da Tenten ein, welche gemeinsam mit Hinata am oberen Ende der Treppe auf uns wartete.

„Ino ist verrückt.“, antwortete ich und nickte vollkommen überzeugt von meiner Aussage.

„Wem sagst du das.“, seufzte Tenten und machte einen Schritt zur Seite, weshalb Inos Hand nur leicht ihren Oberarm streifte und nicht wie bei mir dagegen schlug.

„Ihr seid doof, alle beide! Komm Hinata, wir gehen.“, gespielt beleidigt, reckte Ino ihre Nase in die Luft, hakte sich bei Hinata ein und stolzierte den Gang entlang.

Tenten und ich warfen uns einen Blick zu, bevor sie ihren Zeigefinger in die Nähe ihrer Schläfe hielt, ihn dort leicht kreisen ließ und gleichzeitig pfeifend das Geräusch eines Kuckucks nachahmte.

Amüsiert schnaubend, hakte ich mich bei ihr unter und seufzte, während wir uns in Bewegung setzten, um den beiden anderen hinterher zu gehen: „Wem sagst du das.“
 

„Endlich.“

Seufzend legte ich meinen Schlüsselbund auf der Kommode in unserem Flur ab, bevor ich mir Jacke und Schuhe auszog und meine Schuhe unter die Heizung stellte. Da es auf dem Heimweg plötzlich angefangen hatte wie aus Eimern zu schütten und ich eine Weile gebraucht hatte, um meinen Regenschirm herauszuholen, war ich ziemlich durchgeweicht. Genervt von dem Regen, der mittlerweile nicht mehr war als leichtes Nieseln, entledigte ich mich auch gleich meiner Jeans, welche genauso wie meine Schuhe komplett durchnässt war. Gott sei Dank hatte ich eine regenfeste Jacke getragen, sonst wäre diese wahrscheinlich ebenso durchweicht.

Nachdem ich meine Jeans über die Heizung und meine Jacke an die Garderobe gehangen hatte, machte ich mich auf den Weg in die Küche. Zu meiner Überraschung erblickte ich, kaum dass ich durch die Küchentür getreten war, meine Mutter, welche am Küchentisch saß und in einer Zeitschrift las, vor ihr auf der Tischplatte eine Tasse Kaffee.

„Hey Mum.“ Lächelnd begrüßte ich sie und strich mir meinen nassen Pony aus dem Gesicht, bevor ich sie umarmte.

„Sakura, Süße. Du bist schon zu Hause?“

„Ja, Sport ist ausgefallen. Aber das Gleiche könnte ich dich fragen. Ich dachte, du kommst erst heute Abend wieder?“ Ich warf ihr einen fragenden Blick zu, während ich mir eine Tasse holte und ebenfalls Kaffee eingoss. Anschließend setzte ich mich zu ihr an den Tisch.

„Glücklicherweise haben wir bereits gestern die Verhandlungen abschließen können, weshalb ich heute früh mit dem Flugzeug zurückgekommen bin. Ich bin ehrlich gesagt auch sehr froh darüber, da komme ich endlich mal dazu dich zu sehen. Tut mir leid, dass wir uns am Mittwoch verpasst haben.“

Lächelnd winkte ich ab: „Schon okay.“

Tatsächlich hatte es mir nicht allzu viel ausgemacht meine Mutter eine Woche lang nicht zu sehen. Dass sie zuerst einige Tage bei einer Freundin verbracht, wir uns am Mittwoch verpasst und sie schließlich noch am gleichen Tag aus beruflichen Gründen nach Boston geflogen war, war mir ehrlich gesagt sehr gelegen gekommen. So hatte ich ihr weder erklären müssen, dass ich am Montagmorgen nicht daheim gewesen war, noch, dass ich am Dienstagnachmittag nicht zur Arbeit ging. Und vor allem hatte ich sie nicht erneut anlügen müssen. Was nun leider wieder auf mich zukam, sollte ich doch am nächsten Tag wieder bei Sasuke übernachten.

„Wie war deine Woche so, Spatz? Ist alles okay in der Schule? Auf der Arbeit?“

„Alles prima. Ich geh jetzt nur noch dreimal die Woche zu den Uchihas, öfter ist Putzen da echt überflüssig.“

„Schön. Sag mal, Sakura?“

„Hm?“, fragend sah ich zu meiner Mutter, während ich einen Schluck Kaffee trank.

„Hat sich dein Vater nochmal gemeldet, während ich nicht da war?“

Verwundert über den Themenwechsel schüttelte ich nur leicht den Kopf.

„Mh, dann wird er wahrscheinlich bald anrufen. Ich weiß ja, dass du eigentlich keinen Kontakt mit ihm haben willst und dass ich dich nicht dazu zwingen kann, aber das wäre eine gute Gelegenheit mal mit ihm zu reden. Und wenn es dir zu viel wird, dann kannst du einfach auflegen. Was hältst du davon?“ Meine Mutter lächelte mich an und griff nach meiner Hand, um darüber zu streicheln.

„Versuchst du mich gerade davon zu überzeugen, dass ich ein Telefonat mit dieser Person führe?“ Als Antwort auf meine Frage nickte sie nur. „Ich weiß nicht… ob ich das kann.“ Kaum hatte ich den Satz über meine Lippen gebracht, senkte ich beschämt meinen Kopf und starrte auf die Tischplatte.

„Du schaffst das schon, Spätzchen. Und wie gesagt: Wenn es dir zu viel wird, dann legst du einfach auf.“

Für einen Moment kaute ich nachdenklich auf meiner Unterlippe herum, bevor ich zaghaft nickte. Ich konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie meine Mum daraufhin lächelte, mit ihrer freien Hand in die Tasche ihrer Jacke griff, welche über ihrer Stuhllehne hängte, und einen kleinen weißen Zettel hervorholte, welchen sie schließlich vor mir auf den Tisch legte.

Neugierig griff ich danach und drehte ihn um, sodass ich die Zahlenfolge darauf lesen konnte.

„Die Telefonnummer deines Vaters. Nur für den Fall, dass du ihn gerne anrufen möchtest.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen drückte sie ein letztes Mal meine Hand, bevor sie aufstand und ihre Tasse in die Spüle stellte. „Ich muss jetzt nochmal kurz los, hab noch Unterlagen im Büro liegen, die ich brauche, und danach gehe ich noch schnell einkaufen. Was hältst du von chinesischen Nudeln zum Abendessen?“

„Perfekt.“, antwortete ich und lächelte sie an, während ich mit meiner linken Hand den Zettel mit der Telefonnummer in meiner Hosentasche verschwinden ließ.
 

„Hinata jetzt komm schon! Wenn wir den Bus verpassen, müssen wir ´ne halbe Stunde warten und dann hat Mai Chai zu.“ Ino zog ungeduldig an Hinatas Ärmel, während diese ein Buch aus ihrem Rucksack in ihr Schließfach stopfte, und sah anschließend auf ihre neueste Festina** Damenuhr.

Fluchend dachte Ino an ihre geliebten gebratenen Nudeln mit Hähnchenfleisch, auf welche sie im Moment ziemliche Lust verspürte und welche sie sich am Liebsten im Mai Chai kaufte. Da das Mai Chai aber zwischen zwölf und vierzehn Uhr geschlossen hatte und Hinata anscheinend nicht vorhatte sich zu beeilen, damit die beiden nicht den Bus verpassen würden, welcher sie gerade noch rechtzeitig vor Ladenschluss zum Mai Chai bringen würde; musste Ino wohl oder übel auf ihre Nudeln verzichten.

„Wir könnten auch zu Fuß gehen, dann kämen wir gerade noch rechtzeitig, bevor sie zumachen.“, schlug Hinata vor, woraufhin Ino ungewohnt sarkastisch antwortete: „Genau, lass uns doch lieber zwanzig Minuten zu Fuß laufen, anstatt bequem zehn Minuten mit dem Bus zu fahren und dann noch drei Minuten zu Fuß zu gehen.“

Anstatt der Blondine zu antworten, seufzte Hinata daraufhin nur leise und schloss ihr Schließfach, woraufhin Ino sie problemlos durch den Schulflur in Richtung Ausgang ziehen konnte.

„Ich merke schon, du hast Hunger.“, war Hinatas einzige Bemerkung, während Ino sie aus dem Schulgebäude heraus und über den Schulhof führte.

Die Beiden hatten es kaum bis zum Schultor geschafft, da erklang hinter ihnen Hinatas Name. Fluchend versuchte Ino ihre Schritte noch mehr zu beschleunigen, jedoch sah sich Hinata fragend um und verlangsamte dabei ihre Schritte, was Ino ein ungeduldiges Murren entlockte. „Warte kurz, Ino, da hat mich wer gerufen.“

„Apropos Rufen: Ich kann bereits die gebratenen Nudeln rufen hören. Sie schreien: Beeilt euch, sonst verpasst ihr den Bus und bekommt heute nichts zum Mittag!“

„Ino, es ist gut jetzt.“ Hinata schenkte Angesprochener einen eindeutig genervten Blick, was bei Hinata nicht besonders oft vorkam, weshalb Ino sich auf die Unterlippe biss und sich weitere Bemerkungen und Nörgeleien verkniff.

Stattdessen blickte sie sich nach dem Grund für ihr verpasstes Mittagessen bei Mai Chai um und entdeckte Kiba, welcher breit grinsend auf sie zu geschlendert kam. Dass seine Augen dabei so gut wie nur auf Hinata gerichtet waren, kratzte ein wenig an Ino´s Stolz, jedoch sagte sie sich selbst, dass Hinata, wenn man bedachte wie lange sie Naruto hinterhergelaufen war, es verdient hatte von jemanden wie Kiba umschwärmt zu werden und dass Gaara sowieso der bessere Fang war.

Gaara… Allein wenn sie an ihn dachte, wie er manchmal seinen Kopf schief legte, wenn er grinste, oder wie er seine Arme von hinten um sie legte und ihr Dinge ins Ohr raunte…

„Hey Hinata. Ino.“

Zuletzt Angesprochene gab ein genervtes Murren von sich und verschränkte ihre Arme, passte es ihr doch gar nicht, dass Kiba sie mit seiner Begrüßung aus ihren Schwärmereien gerissen hatte.

„Hey Kiba. Was gibt´s?“ Hinata dagegen schien sehr erfreut darüber zu sein, dass Kiba aufgetaucht war, so wie sie lächelte.

„Eh, naja, wir müssen ja in Französisch diesen Aufsatz schreiben und irgendwie bin ich ziemlich katastrophal was die französische Rechtschreibung angeht, deshalb wollte ich dich fragen ob du mir da vielleicht helfen könntest?“

Verdutzt blickte Ino Kiba an und dachte sich, dass man dem Jungen mit einem Zaunpfahl wohl ins Gesicht schlagen musste damit er ihn sah. Bevor Hinata zu einer gestotterten Antwort ansetzen konnte, übergab sich Ino selbst die Angelegenheit: „Frag sie doch einfach, ob sie mit dir ausgeht, Depp.“

„I-Ino!“, schockiert wurde Ino von Hinata angeschrien, bevor sie ihr einen nicht gerade schmerzhaften Schlag in die Seite verabreichte. Kiba sah währenddessen peinlich berührt zwischen den beiden jungen Damen hin und her, was Ino dazu brachte Kiba skeptisch zu mustern. Irgendwie hatte sie ihn für etwas mehr… aufreißerisch gehalten.

„Eh, ja also…“, begann er schließlich, jedoch gab Ino ihm gar nicht erst die Chance auszureden: „Sie geht gerne mit dir aus. Heute Abend? Perfekt. Kino? Noch besser. Um 20 Uhr? Ausgezeichnet. Bis dann.“

Damit griff sie nach Hinatas Arm, welche sie ansah als sei sie ein rosa Kaninchen, und wollte sie in Richtung Bushaltestelle ziehen, in der stillen Hoffnung, dass der Bus noch nicht abgefahren war; jedoch scheiterte Ino´s Vorhaben an ihrer Begleitung.

„Ino, jetzt warte doch mal! Du kannst doch nicht einfach Dates für mich ausmachen!“ Damit löste Hinata ihren Arm aus Ino´s Griff und wandte sich an Kiba, während Ino den Bus in Richtung Mittagessen davonfahren sah und innerlich die Ungerechtigkeit der Welt verfluchte.

„I-Ich, also, sorry. Ino ist nicht immer so. S-Sie hat ihre Psychopharmaka heute nicht genommen.“, entschuldige sich Hinata bei Kiba, welcher daraufhin leise gluckste.

Ino hingegen fand das gar nicht so witzig. „Ich nehme keine Psychopharmaka!“

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“, ertönte die Stimme des Teufels in Gestalt eines schwarzhaarigen Arschlochs, kurz bevor eben jener sich neben Kiba stellte und ihm grinsend einen High-Five gab.

„Hey Alter, was machst du denn hier? Wolltest du nicht schon längst daheim sein?“

„Hn, wollt ich, aber Karin hat mich länger aufgehalten und da ist mir aufgefallen, dass du was vergessen hast.“, erwiderte Sasuke und zog eine Packung Zigaretten aus seiner Jackentasche, hielt sie in die Höhe.

„Scheiße, die müssen mir aus der Tasche gefallen sein! Danke man, ich wär ausgeflippt, wenn ich mir schon wieder neue hätte kaufen müssen.“ Kiba grinste dankbar und schnappte sich die Zigarettenschachtel, jedoch verging ihm das Grinsen als Hinata die Frage stellte, die wohl beide weiblichen Anwesenden durch den Kopf ging: „D-Du rauchst?“

„Eh ja. Ist eine schlechte Angewohnheit von mir. Ich hab schon öfter versucht aufzuhören, aber irgendwie klappt´s bisher noch nicht so.“ Kiba zuckte mit den Schultern, bevor er einen kurzen Blick in die Schachtel warf und anschließend Sasuke einen skeptischen Blick schenkte. „Da fehlen zwei, Uchiha.“

„Hn. Finderlohn.“ Sasukes rechter Mundwinkel zuckte kurz, was ein Anzeichen für ein Grinsen war, jedoch interessierte Ino das gerade nicht im Geringsten.

„Du rauchst auch? Seit wann das denn?!“, geschockt musterte sie Sasuke, wobei ihr einmal mehr bewusst wurde, dass er schon lange nicht mehr der Sasuke war, der mit Amy zusammen gewesen war.

Dieser Sasuke hatte das Rauchen abgelehnt, nie mehr als ein Bier getrunken und war zwar niemals so offen mit seinen Emotionen umgegangen wie Naruto, aber er hatte sie auch nicht hinter einer Maske aus Arroganz und Gleichgültigkeit versteckt. Und das Wichtigste: Er war vor allem kein Arsch gewesen.

„Nur, wenn ich mit so kleinen Kindern wie dir zu tun habe, Yamanaka.“

Ino biss sich auf die Unterlippe, war Sasukes Erwiderung doch ein Schlag unter die Gürtellinie gewesen, bevor sie ihre Hände in die Hüften stemmte und ihre Augen zusammenkniff, um Sasuke Paroli zu bieten:. „Weißt du was, du bist echt ein Pisser! Ich frag mich wirklich wie Sakura dich nicht zum Kotzen finden kann! Komm Hinata, wir gehen. Wir müssen dir noch die richtigen Klamotten für dein Date heute Abend raussuchen.“ Mit diesen Worten schnappte sie sich erneut Hinatas Arm und zog diese in Richtung Bushaltestelle.
 

„Hey.“

Ein Wort. Ein einziges mehr gehauchtes als wirklich gesprochenes Wort und ein verwegenes schiefes Grinsen und ich bekam den Schock meines Lebens: „Was hast du denn geraucht?!“

Für einen klitzekleinen Moment sah mich Sasuke hochgradig verwirrt an, dann streckte er seine Hand aus und schnippte mir gegen die Stirn. „Ich freu mich auch, dass du wieder zum Putzen da bist, wo du doch die ganze Woche frei hattest.“

„Hatte ich gar nicht.“, motzte ich und schlug seine Hand weg, um mich an ihm vorbei in den Flur zu drängeln, was aufgrund der Tatsache, dass Sasuke sich noch fetter machte als er schon war – Haha, Wunschdenken, Sakura! –, eher in einer Art Wettschubsen endete.

Nachdem ich Sasuke also nicht gerade elegant aus dem Weg befördert hatte und nun damit beschäftigt war mir Schuhe und Jacke auszuziehen, zeigte der Satansbraten sich erstaunlicherweise hilfsbereit, da er mir meine Jacke abnahm und tatsächlich weghängte, während er unser Gespräch wieder aufnahm: „Komisch, dass ich dich dann seit Dienstag früh außer im Unterricht nicht mehr gesehen habe.“

„Ich hab mich vor dir auf der Toilette versteckt, weißt du?“ Grinsend streckte ich ihm meine Zunge entgegen und ging dann an ihm vorbei in Richtung Gästezimmer, um meine Tasche irgendwo zu verstauen.

„Und ich dachte, dass wir über unsere Probleme reden können.“ Sasuke seufzte theatralisch, woraufhin ich mich auf halbem Weg die Treppe hinauf zu ihm umdrehte und gerade noch so sah, wie er sich betroffen eine Hand übers Herz legte und den Kopf hängen ließ. Kichernd setzte ich meinen Weg fort. „Jaja, lach du nur, aber wenn wir erst zur Eheberatung müssen, dann findest du´s nicht mehr witzig.“

„Eheberatung?“, lachend stoppte ich auf dem oberen Treppenabsatz und sah zu Sasuke, welcher zwei Stufen weiter unten stehen geblieben war und nun tatsächlich einen halben Kopf kleiner war als ich. „Seit wann sind wir denn verheiratet?“

„Also wirklich Sakura, das hast du doch nicht etwa vergessen?“ Während er mir fassungslos dreinschauend antwortete, verrieten nur seine zuckenden Mundwinkel, dass er das, was er sagte, nicht so ernst meinte.

Grinsend spielte ich das Spiel mit: „Hallooo? Was soll ich denn bitte vergessen? Ich habe nicht mal einen Ring!“ Bedeutungsvoll wedelte ich mit meiner rechten Hand vor seinem Gesicht herum.

„Erst einmal“, begann Sasuke, schnappte sich meine andere Hand und hielt sie mir vor´s Gesicht, „einen Ehering trägt man an dieser Hand. Und dann: Du hast ihn doch nicht etwa verloren, oder?!“

Für einen klitzekleinen Moment starrte ich auf meine linke Hand, welche noch immer in Sasukes lag, dann sah ich zu ihm, wie er mich mit vor Schalk funkelnden Augen ansah, und… begann zu lachen. „Du bist so ein Idiot! Was hast du bitte genommen?“

Sasuke ließ meine Hand los und zuckte unschuldig dreinschauend mit den Schultern. „Ich hab so kleine weiße Pillen bei Itachi im Nachtschränkchen gefunden als ich nach Kondomen für unsere nächste durchfeierte Nacht gesucht habe und dachte mir: ‚Was kann´s schaden, wenn ich mal probiere?‘“

Er hatte nicht ganz zu Ende gesprochen, da hielt ich mir bereits vor Lachen den Bauch und hätte beinahe meine Tasche verloren, welche ich nur locker über meine Schulter trug. Prustend gab ich ein „Idiot!“ von mir, bevor ich mich umdrehte und die letzten Meter bis zu dem Gästezimmer hinter mich brachte, in welchem ich bereits eine Woche zuvor übernachtet hatte.

Ich war gerade dabei meine Tasche neben dem Bett abzustellen als Sasuke, welcher es sich mittlerweile auf dem Bett bequem machte, meine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte: „Weißt du was dir gut stehen würde?“

Mit erhobener Augenbraue sah ich ihn an.

„Ein Zungenpiercing.“

„Bitte?“, höchstamüsiert schnaubte ich einmal, bevor ich fortfuhr: „Und das weißt du, weil…?“

„Ich spür so was.“ Sein atemberaubendes schiefes Grinsen grinsend, wackelte er mit den Augenbrauen.

„Ja, sicher. Du spürst das.“ Ich verdrehte meine Augen und schüttelte grinsend meinen Kopf, während Sasuke sich aus seiner waagerechten Position aufrichtete und neben sich auf die Decke klopfte. Seufzend folgte ich stumm seiner Aufforderung.

„Du solltest dir wirklich ein Zungenpiercing stechen lassen.“

„Nur, wenn du dir auch eins stechen lässt.“ Herausfordernd blickte ich ihn an, war ich mir doch ziemlich sicher, dass Sasuke sich niemals ein Piercing stechen lassen würde.

Und wieder einmal überraschte er mich, indem er mir triumphierend grinsend antwortete: „Ich hab schon eins.“

„Bitte? Sasuke, ich sehe dich ungefähr jeden Tag und das seit ein paar Wochen. Du hast kein Piercing.“

„Doch, hab ich.“

„Verarsch mich nicht!“

„Mach ich nicht.“

„Und wo hast du dann bitte ein Piercing? Sag mir jetzt nicht, dass du…“ Mein Blick wanderte bei diesen Worten von seinem Gesicht mehr in südlichere Gebiete seines Körpers. „Du weißt schon.“

„Erstens“ Sasukes Zeigefinger unter meinem Kinn sorgte dafür, dass ich meinen Blick von seinem Schritt löste und mit brennenden Wangen wieder in sein Gesicht sah. „Nein, da hab ich es nicht. Und zweitens: Ich hab´s schon vor einer Weile rausgenommen.“

„Wieso das denn?“

„Weiß nicht. Hatte Bock zu.“ Verstehend nickte ich langsam und biss mir dann auf die Unterlippe. Wenn er das Piercing schon eine Weile draußen hatte, würde er es dann überhaupt wieder rein bekommen? Würde er es überhaupt versuchen, wenn ich ihn fragen würde?

„Hey, alles in Ordnung?“

„Mh?“ Ein bisschen aus meinen Gedanken gerissen, sah ich zu Sasuke, welcher mich fragend ansah. „Eh, ja klar, wieso fragst du?“

„Du zerbeißt deine Unterlippe.“

„Oh.“ Verwundert über meine eigene Dummheit berührte ich meine Unterlippe mit Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand und zuckte zusammen als ein leichter Schmerz mich durchfuhr. Da hatte ich wohl ein bisschen zu hart zugebissen.

Sasuke, welcher mich beobachtete, stand plötzlich auf und schnipste mir erneut gegen die Stirn. „Warte hier, okay? Und hör auf deine Unterlippe zu zerstören.“ Mit diesen Worten ließ er mich allein. Leise seufzend ließ ich mich nach hinten fallen und starrte an die Decke, während ich auf Sasuke wartete, welcher erst gute fünf Minuten später wieder auftauchte. „Wie ich sehe, lebst du noch.“

„Witzig.“ Ich verdrehte meine Augen und setzte mich dann auf, um etwas Platz für Sasuke zu machen, welcher sich wie zuvor neben mich setzte. Erst als er mich wieder ansah, erkannte ich den Unterschied. Links – für Sasuke rechts – der Mitte seiner Unterlippe befand sich ein silberner Ring, welcher leicht hin und her wackelte, da Sasuke sich anscheinend einen Spaß daraus machte mit seiner Zunge daran herumzuspielen.

„Das ist ja cool.“ Ohne nachzudenken, streckte ich begeistert meine Hand aus und berührte vorsichtig das Piercing, strich darüber.

Die Tatsache, dass ich dabei Sasukes Unterlippe berührte als auch die entsprechende Reaktion meines Körpers darauf – in Form von kribbelnden Fingerkuppen –, blieben nicht aus, weshalb ich mit leicht geröteten Wangen meine Hand schnell wieder zurückzog, woraufhin Sasukes Lippen sich zu einem Grinsen verzogen. „Sieht so als gefiele es dir.“

„Ne, weißt du, ich find´s scheiße.“, antwortete ich mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und begann zu lachen als Sasuke seine Augen verdrehte und mir in die Seite pikste.

„Ey! Das Berühren der Figuren mit den Pfoten ist verboten!“ Kichernd schlug ich seine Hand zur Seite, was jedoch darin resultierte, dass er sich einfach meine schnappte und nicht mehr los ließ. Unsicher, was ich jetzt tun sollte, sah ich ihn an und schluckte.

Diese Augen… Scheiße Sakura, reiß dich zusammen. Sasuke Uchiha ist ein unattraktives Arschloch und hat weder die faszinierendsten Augen noch das atemberaubendste schiefe Grinsen der Welt. Er ist einfach nur ein… unattraktives… Arsch… loch…

Ein lauter Knall ließ uns beide zusammenzucken und so schnell wie Sasuke aufgesprungen war, schaffte ich es nicht mal vor Verlegenheit rot anzulaufen.

„Bin wieder zu Hause!“, erklang da die gedämpfte Stimme Itachis, welche erklärte, woher der Knall gekommen war.

Während ich erleichtert ausatmete – immerhin war nicht plötzlich der Herd explodiert oder so –, verschwand Sasuke auf den Flur, von wo ich ihn ein „Verpiss dich wieder!“ rufen hören konnte, was Itachi nur mit einem „Ich liebe dich auch, Brüderchen.“ kommentierte.

„Idioten. Alle beide.“, war das Einzige was ich außer einem Seufzen von mir gab, bevor ich ebenfalls aufstand und das Gästezimmer verließ. Mal sehen, was Sasuke sich dieses Wochenende für Aufgaben für mich ausgedacht hatte.
 

*********************************************************************************
 

** --> Markenuhrenhersteller
 

Muhahaha, was Sasuke sich wohl ausgedacht hat? Uuund wie wohl die Dates verlaufen? Iiiich weiß es. :33 Wollt ihr raten? ;DD

It´s date time

If you ask me to,

I just might be with you
 

„Oh mein Gott! Das war so genial!“ Breit grinsend klatschte Tenten in die Hände und strahlte schließlich Neji an, welcher lächelnd neben ihr her ging.

„Schön, dass es dir gefallen hat.“

„Gefallen? Du untertreibst! Ich – Wow, ich bin immer noch ganz platt.“ Lachend schnappte sie sich Neji´s Unterarm und hielt ihn fest, um ihn schließlich stürmisch zu umarmen. Neji, welcher nicht damit gerechnet hatte, dass sich Tenten so dermaßen über das Kings of Leon Konzert freute, wofür er extra wegen ihres Dates Karten aufgetrieben hatte, legte verblüfft und beinahe schon zögerlich seine Arme um ihre Taille, um seine Hände auf ihrem unteren Rücken zu platzieren.

„Danke! Danke, danke, danke!“ Kaum hatte sie ihm dies ins Ohr geflüstert, küsste sie seine Wange und löste sich wieder von ihm.

Dass diese Aktion seitens Tentens bei Neji ein angenehmes warmes Kribbeln in der Magengegend auslöste, versuchte er hinter einem weiteren Lächeln zu verbergen, jedoch mutierte dieses innerhalb weniger Sekunden zu einem XXL-Grinsen.

„Hör auf so zu grinsen.“, wurde er da auch schon von Tenten zurechtgewiesen, jedoch minderte dies seine gute Laune nicht im Geringsten.

„Du grinst doch selber.“

„Aber nicht so!“

„Wie grinse ich denn?“ Noch immer grinsend, wackelte er mit den Augenbrauen, was Tenten ein kleines Lachen entlockte.

„Na so halt.“, erwiderte sie und lachte erneut.

„Du brauchst dich durch mein bezauberndes Grinsen nicht einschüchtern lassen. Deines ist mindestens doppelt so bezaubernd.“ Neji hatte seinen Satz noch nicht beendet, da wurde bereits eine feine Röte auf Tenten´s Wangen sichtbar.

Diese kaschierte Tenten aber gut dadurch, dass sie Neji einen halbherzigen Schlag gegen den Oberarm verpasste. „Hör auf damit.“

„Womit?“

„Mir Komplimente zu machen.“

„Oh Tenten, das war doch kein Kompliment. Würde ich dir ein Kompliment machen, würde ich dir sagen, dass du die hübscheste und intelligenteste Sportnärrin mit Interesse an grafischer Kunst bist, die ich bisher kennengelernt habe. Oder, dass ich dich bewundernswert finde, weil du dir von niemanden etwas sagen lässt und für das, was du willst, kämpfst.“ Während er sprach, beobachtete er aus den Augenwinkeln wie sich die Röte auf Tenten´s Wangen vertiefte, bevor er leise glucksend hinzufügte: „Kämpfen meine ich übrigens genau so wie ich es gesagt habe.“

Fast augenblicklich verpasste Tenten ihm einen erneuten Schlag gegen den Oberarm und drehte ihren Kopf mit einem geschnaubten „Arschloch.“ in die entgegengesetzte Richtung, sodass Neji ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte.

Leise lachend beschleunigte Neji seine Schritte daraufhin und stellte sich ihr in den Weg. Zusätzlich griff er nach ihren Händen und hielt sie sanft fest, sodass Tenten – hätte sie wirklich gewollt – sich losreißen hätte können.

Doch anstatt dies zu tun, blieb sie überrascht stehen und sah erst auf ihre Hände, welche Neji nun zueinander führte, sodass sich ihre Daumen berührten, und dann Neji ins Gesicht.

Dieser blickte eindringlich zurück. „Verzeih mir. Ich habe das nicht böse gemeint. Es ist nur… Ich hab noch kein Mädchen getroffen, das so ist wie du. Du lässt dir nichts gefallen, weder von mir oder sonst jemanden. Ich finde das bemerken- nein sogar bewundernswert. Verzeih mir, wenn ich dich mit meiner letzten Aussage verletzt habe.“

Langsam hob er Tentens Hände zu seinem Gesicht und küsste ganz leicht ihre Handrücken, bevor er sie wieder sinken ließ. Seinen Blick wandte er währenddessen kein einziges Mal von Tentens Gesicht ab, welches mittlerweile dunkelrot glühte.

Da Tenten nach ein paar Sekunden des stummen Wartens noch immer nichts antwortete, bekam Neji langsam Muffensausen. Warum sagte sie nichts? Warum sah sie ihn nur an? Konnte Tenten nicht einfach ausrasten? Ihn schlagen? Ihn anschreien? Hauptsache irgendetwas, nur nicht dieses stumme Anstarren. Damit konnte er einfach nicht umgehen. Was, wenn sie ihn jetzt auslachen würde? Darüber würde er womöglich hinweg kommen. Natürlich würde er das, sie beide hatten sich schon so oft beleidigt und angeschrien, da würde er auch damit klar kommen, wenn sie ihn jetzt auslachen würde. Aber wenn sie nicht bald etwas sagte, würde er wahnsinnig werden. Wieso sagte sie denn nichts?!

„Du zitterst.“

Beinahe erschrocken, zuckte er zusammen und blinzelte ein paar Mal. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sie ebenfalls nur stumm angestarrt hatte. „Was?“ Seine Stimme klang rau, so als hätte er sie lange Zeit nicht benutzt, und er räusperte sich, widerholte seine Frage, diesmal etwas lauter.

„Du… Deine Hände… Sie zittern.“

Verwundert blickte er hinab auf seine Hände, welche noch immer Tentens hielten. Mit einem leisen „Sorry.“ machte er Anstalten ihre Hände loszulassen, jedoch verstärkte Tenten in diesem Moment ihren Griff und ließ nicht zu, dass er ihr seine Hände entzog. Erneut blickte er in ihr Gesicht, jedoch sah sie ihn nicht an, sondern fixierte noch immer ihre verschränkten Hände.

„Ich will es nicht bereuen.“ Ganz leise, beinahe zaghaft verließen diese Worte Tentens Lippen und sorgten für Verwirrung seitens Neji.

Was meinte sie damit? Was wollte sie nicht bereuen? „Was meinst du?“ Er hatte die Frage kaum ausgesprochen, da hob Tenten ihren Kopf und sah ihn für einen klitzekleinen Moment unschlüssig an.

Dann fiel die Entscheidung – Er konnte es in ihren Augen sehen, es war als würden Übermut und Schalk diese zum Leuchten bringen. – und Tenten stellte sich auf die Zehenspitzen, um ungefähr auf gleicher Höhe mit Neji zu sein, bevor sie ihre Lippen auf seine legte und ihre Augen schloss.

Für einen Moment war es als stünde die Zeit, die Welt still, Neji starrte Tenten an, unfähig etwas zu tun, unfähig etwas zu denken, etwas zu empfinden; dann kam alles wieder mit einem Ruck in Bewegung und Neji schloss seine Augen, erwiderte den Kuss.

Seine Gedanken rasten im Einklang mit seinem Herzschlag, noch nie zuvor hatte er sich so gefühlt, wenn er ein Mädchen geküsst hatte. Er spürte die Erleichterung und den Stolz, dass er es endlich geschafft hatte, die Aufregung, Freude und… ein kleines bisschen Angst. Immerhin konnte Tenten sich plötzlich um entscheiden, ihn von sich stoßen und anschreien, was er glaube wer er sei.

Doch Tenten dachte nicht einen Augenblick daran ihn von sich zu stoßen. Nicht als sie sich von ihm löste und sich wieder gerade hinstellte, nicht als er breitgrinsend ein leises „Wow.“ hauchte und auch nicht als er sie urplötzlich umarmte und freudig lachend um sich herumwirbelte, so wie in dem Augenblick, in dem sie ihm das Date zugestanden hatte.
 

Hinata war nervös. Extrem nervös. Alle paar Sekunden erwischte sie sich selbst dabei wie sie auf ihrer Unterlippe herumkaute, was sie sich daraufhin jedes Mal erneut verbot, jedoch siegte jedes Mal die Nervosität. Ihr Vater, der die ganze Zeit neben ihr saß und sie skeptisch beobachtete, war dabei keine Hilfe.

Anstatt ihr zu sagen, dass schon alles gut gehen würde, beschäftigte er sich lieber damit ihr das Date auszureden: „Du kennst den Jungen doch gar nicht richtig.“

„Ich will ihn auch nicht heiraten, sondern nur mit ihm ausgehen, Dad.“

„Deine Mutter und ich sind nur zweimal miteinander ausgegangen bevor wir geheiratet haben.“

„Offiziell zwei Mal. Die anderen Male habt ihr euch rausgeschlichen.“ Lächelnd sah Hinata zu ihrem Vater, welcher sich seufzend die Schläfe rieb.

„Ich kann dich nicht von diesem Date abhalten, was?“

„Nein.“

Heftig ausatmend richtete sich Hiashi Hyuga auf seinem Stuhl auf und löste seine rechte Hand von der Teetasse vor ihm, um warnend mit seinem rechten Mittelfinger auf Hinata zu zeigen. „Dass du mir aber vor 23 Uhr wieder zu Hause bist.“

„Dad, ich bin fast siebzehn. Du kannst mir ruhig erlauben etwas länger draußen zu bleiben.“

„Wie du richtig bemerkt hast, junge Dame, bist du fast siebzehn. Also noch lange nicht siebzehn. Und solange wie du sechszehn bist, bist du um 23 Uhr wieder zu Hause.“ Entschieden trank Hiashi einen Schluck von seinem Tee, an welchem er sich aber beinahe verschluckte, hatte er nicht mit der heftigen Gegenwehr seiner Tochter gerechnet.

Diese war nämlich aufgesprungen und presste empört ihre Lippen aufeinander, bevor sie in einem gefährlich ruhigen Ton, welcher ihn an seine verstorbene Frau erinnerte, feststellte: „Neji darf auch länger raus.“ Dass ihr Cousin sich manchmal bis zum Frühstück am nächsten Morgen irgendwo rumtrieb ohne Bescheid zu sagen und dafür bereits seit gut einem Jahr keinen Anschiss mehr bekam, ließ sie dabei unerwähnt.

„Neji ist auch zwei Jahre älter als du.“

„Gar nicht. Nur ein Jahr und sechs Monate.“

„Hinata, bitte. Müssen wir da jetzt drüber diskutieren?“

Angesprochene presste erneut ihre Lippen aufeinander. Eigentlich hatte sie ja vorgehabt ihrem Vater endlich mal die Meinung zu sagen, ging ihr seine übertrieben Fürsorge und Bevormundung doch schon eine ganze Weile auf die Nerven; aber wenn sie ihn jetzt so sah, wie er müde und ausgelaugt von der Arbeit am Küchentisch saß und sich auch noch mit seiner pubertierenden Tochter herumschlug… „Nur bis Mitternacht, Dad. Bitte.“

Für einen Moment sahen sie sich nur an, dann gab Hiashi seufzend seine Zustimmung, woraufhin Hinata sich freudig lächelnd zu ihm beugte und einen kleinen Kuss auf die Wange gab. „Aber dass du ja pünktlich bist.“, brummte Hiashi und schenkte seiner Tochter ein kleines Lächeln, welches ihm jedoch gleich darauf wieder verging als er die Türklingel vernahm.

„Ich versprech´s. Bis dann, Dad.“ Lächelnd winkte Hinata ihrem Vater und schnappte sich dann ihre Handtasche, um aus der Küche in Richtung Haustür zu laufen. Noch im Vorbeigehen schnappte sie sich ihre schwarze Lederjacke, die Schuhe trug sie bereits, und riss die Haustür auf.
 

„Also, was darf´s sein? Ein durchgeknalltes kleines Kind, das den ganzen Film über nur in rosa Strumpfhosen durch die Gegend rennt; eine einschläfernde Geschichte über zwei Menschen, die sich nicht kennen, ineinander verlieben, dann von einer dritten Person getrennt werden und doch noch irgendwie wieder zusammen finden; oder… Skyfall?“ Kiba wackelte grinsend mit den Augenbrauen und Hinata hätte schwören können, dass seine haselnussbraunen Augen bei seinem letzten Wort zu funkeln begonnen hatten.

Leise lachend, strich sie sich eine Haarsträhne ihres Ponys aus dem Gesicht und tat einen Moment so als dächte sie tatsächlich über die Auswahl an Kinofilmen nach, welche Kiba ihr genannt hatte, bevor sie sich wieder an ihn wandte: „Ich denke… der Film mit dem Kind klingt ganz interessant.“

Sie hatte ihren Satz noch nicht beendet, da schien Kiba bereits all seine Träume und Hoffnungen im Mülleimer verschwinden zu sehen und ließ den Kopf hängen.

Schmunzelnd setzte Hinata daraufhin fort: „Aber ich bin für Skyfall.“

Augenblicklich ruckte Kiba´s Kopf wieder nach oben und er strahlte sie mit einem Grinsen an, dass die Deckenbeleuchtung der Empfangshalle des Kinos neidisch wurde. „Awwwh, Hinata-chan, du bist meine Heldin!“

Noch immer strahlend umarmte Kiba sie und hob sie hoch, um sie ein paar Mal im Kreis um sich herum zu wirbeln, während Hinata erschrocken ihre Arme um seinen Nacken geschlungen hielt und leise kreischte. Das Kreischen verwandelte sich jedoch schnell in ein amüsiertes Lachen, kaum, dass Kiba sie wieder abgesetzt hatte.

„Du bist ein ganzschöner Idiot.“, bemerkte sie lächelnd und ließ zu, dass Kiba ebenfalls lächelnd seine Stirn gegen ihre lehnte, auch wenn sie dabei leicht rot wurde.

Es war seltsam. Seit Beginn ihres Dates hatte eine Vertrautheit zwischen den beiden geherrscht, die Hinata zuerst irritiert hatte. Jedoch war diese Irritation sehr schnell einem anderen Gefühl gewichen: Genuss. Sie hatte es genossen, dass sie nicht rumstotterte, wie sie es sonst so oft tat, wenn sie mit jemanden sprach, den sie nicht so gut kannte; dass Kiba sie zum Lachen brachte und sie berührte, beinahe zufällig, hier und da eine Hand auf der Schulter, ab und zu streiften sich ihre Oberarme, ihre Hände oder er nahm sie in den Arm, um sie zu begrüßen, sie durchzuknuddeln, weil sie etwas seiner Meinung nach niedliches gesagt hatte, oder sie herumzuwirbeln, weil er sich freute und seine Freude mit ihr teilen wollte. Sie genoss seine Unbeschwertheit, sein Lachen, jede seiner Berührungen…

„Manchmal. Aber erzähl´s keinem weiter. Das ist unser Geheimnis.“, lächelnd zwinkerte Kiba ihr zu und stupste mit seiner Nase gegen ihre, sah ihr währenddessen die ganze Zeit über in die Augen.

Für einen kurzen Moment spürte Hinata ihr Herz, welches mit solch einer Wucht gegen ihre Rippen schlug, dass es schon beinahe wehtat; dann lächelte sie und senkte ihre Augenlider. Es war eine Ewigkeit her, dass sie jemanden geküsst hatte.

Und das sollte wohl auch noch eine Weile so bleiben, denn kaum, dass Kiba ihr Einverständnis zum Kuss erhalten hatte, ertönte ihr Name: „Hinata?“

Genannte zuckte zusammen und trat eilig einen Schritt von Kiba weg, welcher über ihren Kopf hinweg blickte und einen blonden Haarschopf erkannte.

„N-Naruto?“ Hinata, welche sich in die Richtung gedreht hatte, aus welcher sie gerufen worden war und in welche Kiba blickte, erkannte ebenfalls den blonden Haarschopf, kaum, dass sie ihn sah. Das war ihr nun doch peinlich. Von Naruto, dem Kerl, auf den sie seit Jahren stand und der ihr seit dem Beginn seiner Beziehung mit Naomi abwechselnd Heulkrämpfe und Wutanfälle entlockte, bei einem Date – oder besser gesagt: beim ersten Kuss mit einem anderen Kerl, der im Übrigen mit Naruto befreundet war – überrascht zu werden. Dieser Umstand wurde auch sogleich von ihren dunkelroten Wangen verdeutlicht.

Kiba hingegen schien gar nichts peinlich zu sein, denn, wie als wäre es selbstverständlich von einem Klassenkamerad beim ersten Kuss mit seinem Date gestört zu werden, trat er an Hinatas Seite und legte ihr einen Arm um die Schulter, während er grinsend Naruto und seine Begleitung begrüßte – Naomi. „Hey Mann. Was macht ihr denn hier?“

„Naruuu hat mich ins Kino eingeladen, ist das nicht süüüß?!“, quietschend umarmte Naomi ihren Freund von der Seite und gab ihm einen Wangenkuss, woraufhin Naruto sie anlächelte, jedoch, kaum dass Naomi ihm wieder ein wenig Luft zum Atmen ließ, seinen Blick zurück auf Hinata richtete, welche noch immer peinlich berührt dastand und auf der Innenseite ihrer Wange rumkaute.

„Cool. Und was schaut ihr euch an?“

„Paranormal Acticity 4.“, antwortete Naomi und verdrehte ihre Augen. „Ich mag diese Filme ja eigentlich nicht, aber was tut man nicht alles für eine funktionierende Beziehung. Du verstehst das doch sicher, oder, Hinata?“ Verschwörerisch lächelnd, wackelte Naomi mit den Augenbrauen und sah zwischen Hinata und Kiba hin und her.

Verwirrt runzelte Hinata ihre Stirn. Wieso sollte sie verstehen, was Naomi da laberte? Mal davon abgesehen, dass es ihr tierisch am Hintern vorbei ging. „E-eh, ich weiß nicht worauf du hinaus willst.“, gab sie schließlich zu.

„Na, du und Kiba, ihr seid doch ein Paar. Und als Paar muss man doch Kompromisse eingehen.“

„O-oh! Eh, nein, also, Kiba und ich, wir… wir sind nicht…“

Hilfesuchend sah Hinata zu Kiba, welcher ihren Gegenübern erklärte: „Wir sind nicht zusammen. Das ist unser erstes Date.“

„Oh! Sorry, das… Wow! Ihr geht nur so vertraut miteinander um, daher dachte ich – Waren wir auch so bei unserem ersten Date, Naru?“

Naruto, welcher mittlerweile so aussah als hätte er Schmerzen, so wie er seine Kiefer aufeinanderpresste, wandte sich lächelnd an Naomi: „Ich glaube nicht.“

Hinata, deren gute Laune sich mittlerweile irgendwo am Nordpol aufhielt, wandte sich an Kiba, um irgendwie so schnell wie möglich von Naomi und Naruto wegzukommen. Es tat einfach zu sehr weh mitzubekommen wie Naomi ihn ständig „Naruuu“ nannte oder wie Naruto sie daraufhin jedes Mal anlächelte. „Kiba, ich glaube, wir sollten die Karten langsam kaufen. Der Film fängt gleich an.“

„Ja, klar. Ich kauf sie schnell, wartest du hier?“

„Ehm, okay.“ Lächelnd nickte Hinata und sah Kiba einen Moment hinterher bis er schließlich in der Menge in Richtung Kassen verschwand.

„Uh, Naru? Kaufst du noch schnell das Popcorn? Du weißt, ohne Popcorn find ich Kino langweilig.“, wandte sich Naomi lächelnd an Naruto und klammerte sich beinahe an seinen Arm, woraufhin Naruto ein zustimmendes „Klar, Schatz.“ von sich gab und Hinata kurz zunickte, bevor er ebenfalls verschwand.

„Also Hinata“, Naomi trat näher zu ihrer Gegenüber und zwinkerte ihr zu, „Kiba ist ja wirklich ein heißer Fang. Du hast so ein Glück mit ihm. Versteh mich nicht falsch, Naruto ist auch toll, aber Kiba – Wow! Ich hab die Jungs ja letztens beim Basketballtraining beobachtet – Naruto hatte mich mitgenommen, musst du wissen – und die laufen da ja immer alle halbnackt durch die Gegend. Jedenfalls ist Kiba´s Sixpack wirklich der Hammer! Und dann noch diese Piercings. Rawr, da musst du wirklich aufpassen, dass ihn dir keine andere wegschnappt.“

„Ja, mach dir da keine Sorgen. Ich pass schon auf.“, antwortete Hinata und lächelte steif.

„Da sind wir wieder. Ich hab gleich Popcorn mitgebracht, ich hoffe, das ist okay?“ Hinata dankte Gott im Stillen, dass Kiba und Naruto plötzlich auftauchten und Naomi somit keinen Grund mehr hatte sie zu zutexten, bevor sie Kiba lächelnd antwortete: „Nein, das ist perfekt. Ich glaub, wir sollten los, sonst verpassen wir noch den Anfang. War schön euch zu sehen. Naomi, Naruto.“

Hinata nickte dem Pärchen ihr gegenüber kurz zu, bevor sie nach Kiba´s Hand griff und ihn in Richtung Kinosäle zog.
 

Anscheinend wurde Hinata vom Schicksal gehasst. Es war nicht so als wäre der Film schlecht gewesen oder als hätte sich Hinata mit Kiba an ihrer Seite gelangweilt, im Gegenteil: Kiba hatte es verstanden zum genau richtigen Zeitpunkt amüsante Kommentare abzugeben und ihr dadurch immer wieder das ein oder andere Lachen entlockt. Es war auch nicht so gewesen als hätte es sie gestört, dass Kiba seinen Arm um sie gelegt hatte.

Das wirkliche Problem war erst aufgetaucht als die beiden den Kinosaal verlassen und auf Naruto und Naomi gestoßen waren, welche sehr ausgiebig mit den Lippen des jeweils anderen beschäftigt gewesen waren.

Als wäre dies nicht bereits schmerzhaft genug für Hinata gewesen, hatte Naomi, welche Hinata und Kiba entdeckt hatte, sobald sie sich von Naruto´s Lippen hatte lösen können, die beiden gefragt, ob sie denn Lust hätten mit Naruto und ihr noch etwas essen zu gehen. Und da weder Hinata noch Kiba oder Naruto etwas gegen den Vorschlag einzuwenden hatten, saßen die Vier nun an einem Tisch im LeFlour und unterhielten sich. Oder besser: Naomi redete, der Rest hatte zu schweigen und zu zuhören.

„… Und ich hab mich so erschrocken! Gott sei Dank war Naru da, ich wär sonst wirklich gegangen. Diese Filme sind echt nichts für mich. Aber genug von mir. Sag mal, Kiba, seit wann hast du die Piercings eigentlich? Die stehen dir ja wirklich unglaublich gut. Hast du noch irgendwo welche?“ Naomi beugte sich ein wenig über den Tisch und lächelte Kiba mit einem Lächeln an, mit welchem sie sicherlich schon den einen oder anderen Kerl rumbekommen hatte.

Kiba schien das keineswegs zu stören, im Gegenteil: Er grinste und beugte sich ebenfalls etwas über den Tisch, um ihr zu antworten: „Ich hatte früher einen Zungenpiercing, hab den aber irgendwann rausgemacht, weil er mir nicht mehr gefallen hat.“

„Zungenpiercing, mh? Der stand dir bestimmt auch wahnsinnig gut. Das hätte ich echt gern gesehen.“, gestand Naomi und wickelte eine Strähne ihres Haares um ihren rechten Zeigefinger, während sie ihren Kopf leicht schief legte und Kiba zuzwinkerte.

Kiba, welcher natürlich merkte, dass Naomi mit ihm flirtete, warf einen kurzen Blick zu Naruto, welcher seine Freundin mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete; bevor er sich wieder zurück lehnte und einen Arm um Hinata legte. „Ich bin mir sicher, Hinata hätte der besser gestanden als mir.“

„Bitte? Mir?“, verwirrt sah Hinata zu Kiba, welcher sie angrinste.

„Klar. Du sähst bestimmt total gut aus mit einem Piercing. Hast du schon mal drüber nachgedacht, dir einen stechen zu lassen?“

„Nein! Auf gar keinen Fall. Mein Dad würde mir lebenslangen Hausarrest auferlegen, wenn ich mit einem Piercing nach Hause käme. Ganz zu schweigen davon, was er mit der Person machen würde, die mich dazu überredet hat.“

„Was würde er denn machen?“

„Dich im nächsten Fluss ertränken.“, erklärte Hinata vollkommen ernst, woraufhin Kiba amüsiert schnaubte.

„Klingt so als wäre dein Dad ein wirklich reizender Mensch.“

„Ich glaube“, meldete sich Naruto zu Wort und blickte ernst zu Kiba, „Ihr Dad will nur nicht, dass Hinata sich auf Menschen einlässt, die ihr irgendwann wehtun. Deshalb übertreibt er es ein bisschen mit der Fürsorge.“

„Apropos übertrieben Fürsorge: Wie spät ist es überhaupt?“, fragte Hinata, welche die plötzlich ernste Gemütslage am Tisch als unangenehm empfand, woraufhin ihr Naomi antwortete, welche seit sie sich an diesen Tisch gesetzt hatten, ihr Handy auf der Tischplatte liegen hatte und alle paar Sekunden drauf sah.

„Zwanzig vor Zwölf.“

„Echt? Scheiße, mein Dad killt mich, wenn ich zu spät daheim bin. Ich muss unbedingt los.“ Hastig stand Hinata auf und zog sich ihre Jacke an, dankte im Stillen Kiba für den Einfall gleich zu zahlen als sie ihre Getränke bekommen hatten, und sah dann zu diesem, welcher ihrem Beispiel gefolgt war und sie nun anlächelte.

„Ich bring dich nach Hause.“

„Danke.“, lächelnd sah sie zurück, bevor sie sich an Naomi und Naruto wandte, wobei ihr Lächeln steif wurde, um sich von ihnen zu verabschieden, bevor sie gemeinsam mit Kiba das LeFlour verließ.

„Weißt du was ich nicht verstehe?“, fragend wandte sich Kiba an Hinata, kaum dass die beiden die Bar verlassen hatten.

„Was denn?“

„Wie Naruto Naomi ertragen kann. Ich meine, ich fänd´s ziemlich scheiße, wenn meine Freundin vor meinen Augen mit einem anderen Kerl flirtet. Und wenn sie meinen Namen verhunzen und mich die ganze Zeit zu quatschen würde, sodass ich dauergenervt wäre. Ich frag mich, wie man dieses Mädchen überhaupt länger als zwanzig Minuten ertragen kann.“

„Er wird schon wissen, was er an ihr findet.“, antwortete Hinata und biss sich auf die Unterlippe. Tatsächlich sah sie die Sache genauso wie Kiba: Sie verstand nicht, was Naruto an Naomi fand. Aber irgendetwas musste es ja sein, sonst wären die beiden ja nicht zusammen.

„Mh, wahrscheinlich hast du Recht. Aber ich bin trotzdem froh darüber, dass nicht sie, sondern du mein Date bist.“, grinsend sah Kiba zu Hinata, welche sich daraufhin peinlich berührt auf die Unterlippe biss, jedoch ein Lächeln nicht verhehlen konnte.
 

Da Hinata nicht weit vom LeFlour entfernt wohnte, dauerte es keine viertel Stunde bis die beiden vor dem Grundstück der Familie Hyuga zum Stehen kamen.

„Also…“, begann Hinata, jedoch fiel ihr nichts ein, was sie sagen konnte und was nicht extrem kitschig klang. Kiba, der schnell bemerkte, dass Hinata die Worte fehlten, ergriff ihre Hände und trat noch einen Schritt näher zu ihr, sodass die beiden sich wieder so nah wie im Kino waren, kurz bevor Naruto und Naomi aufgetaucht waren.

„Also“, begann diesmal Kiba und ließ Hinata linke Hand los, um seinen Zeigefinger unter ihr Kinn zu legen und ihren Kopf zu heben, sodass Hinata ihn direkt ansah. „Es war wirklich ein schöner Abend mit dir. Wenn man die Störungen außer Acht lässt. Und ich wäre froh, wenn wir das wiederholen könnten. Nur diesmal ohne Pärchen, die kein Pärchen sein sollten.“ Zum Ende hin grinste Kiba leicht und lehnte erneut seine Stirn gegen Hinata´s.

„Ja. Das wäre… toll.“ Lächelnd reckte sie sich ein wenig und stupste mit ihrer Nase gegen Kiba´s, bevor sie ihre Augen schloss.

Es war ein kurzer, keuscher Kuss. Nur ein zaghaftes Aufeinanderlegen von Lippen, während Kiba´s rechte Hand wieder zu Hinata´s linker wanderte und diese erneut festhielt. Als die beiden sich wenige Sekunden später wieder voneinander lösten, ließen sie ihre Stirne aneinander gelehnt und lächelten sich an.

„Gute Nacht, Hinata Hyuga.“, flüsterte Kiba und stupste erneut Hinata´s Nase mit seiner an, bevor er sich wieder aufrecht hinstellte.

„Gute Nacht.“, erwiderte Hinata und schenkte Kiba ein letztes Lächeln, bevor sie ihre Hände aus seinen löste und sich umdrehte, um mit schnellen Schritten im Haus zu verschwinden. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, lehnte sie sich zaghaft lächelnd dagegen und schloss ihre Augen, um die schönen Momente ihres Dates gedanklich zu reflektieren.

„Ich dachte, du wolltest ihn nicht heiraten.“

Erschrocken zuckte Hinata zusammen und sah zu ihrem Vater, welcher am anderen Ende des Hausflures stand und sie mit hochgezogener Augenbraue ansah.

„Gott, Dad. Du hast mich total erschreckt. Musst du so durch die Gegend schleichen?“

„Hinata.“, ermahnte Hiashi seine Tochter, hatte sie seine Frage doch nicht beantwortet.

„Ich will ihn nicht heiraten, okay?! Wie kommst du überhaupt da drauf?“

„Ihr habt euch geküsst.“

„Das war nur ein Gute-Nacht-Kuss.“

„Aha. Seid ihr jetzt ein Paar?“

„Woher soll ich das wissen?“

„Hinata, bitte. Seid ihr´s, ja oder nein?“

„Ich weiß es nicht, okay? Aber du bist der Erste, der´s erfährt.“ Lächelnd sah sie ihren Vater an, hatte sie doch nun gar keine Lust auf eine Diskussion.

Grummelnd gab Hiashi schließlich nach: „Das will ich doch hoffen.“

Hinata wünschte ihm daraufhin schnell eine gute Nacht, bevor sie die Treppenstufen hinauf in ihr Zimmer verschwand, wo sie sich auf ihr Bett fallen ließ und ihr Handy zur Hand nahm, um Ino, wie von dieser einige Stunden zuvor gefordert, eine SMS zu schreiben.
 

Date lief bis auf kleinere Schwierigkeiten super. Plus Gute-Nacht-Kuss. Näheres morgen.

P.S.: Er ist echt total süß.
 

Lächelnd warf sie ihr Handy schließlich auf ihr Kopfkissen und schnappte sich ihre Schlafsachen, um im Bad zu verschwinden und sich bettfertig zu machen.

Als sie gut zwanzig Minuten später zurück in ihr Zimmer kam und ihr Handy in die Hand nahm, um zu checken, ob Ino ihr geantwortet hatte, hatte sie gleich zwei neue Nachrichten. Die erste beinhaltete Ino´s Antwort:
 

Awwwh, ich freu mich für dich. Und bin schon ganz heiß auf morgen.

P.S.: Dank mir später. ;P
 

Amüsiert schnaubend schloss Hinata Ino´s Nachricht und öffnete die nächste SMS, welche von einer ihr unbekannten Nummer kam.
 

Du hast was Besseres verdient als diesen Kerl.

Naruto
 

Für einen klitzekleinen Moment schlug ihr Herz höher als sie Naruto´s Namen las. Dann presste sie ihre Lippen aufeinander und klickte auf die Schaltfläche ‚Antworten‘, um ihre Antwort einzutippen.
 

Du hast keine Ahnung von dem, was ich verdiene. Also halt dich raus und kümmere dich um dich. Da hast du genug zu tun. Hinata
 

Sie las sich ihre Antwort noch einmal durch, wobei ihr Finger über der Löschtaste schwebte, jedoch entschied sie sich doch noch um und drückte stattdessen auf ‚Senden‘. Eine Antwort darauf blieb aus.

Nights full of shooting stars

I saw the life inside your eyes

So shine bright, tonight you and I
 

„Ah, verdammt!“, fluchend presste ich meine Lippen aufeinander und schloss das Schubfach, in welchem sich die Gewürze der Uchihas befanden, bevor ich wieder zum Herd sah, auf welchem eine Tomatensauce nur darauf wartete mit Oregano verfeinert und anschließend mit gebratenem Hackfleisch vermischt zu werden, um sie schlussendlich zwischen die Lasagneplatten in die Auflaufform zu geben.

„Was ist los? Hast du dich schon wieder verbrannt?“ Grinsend lehnte sich Sasuke mit verschränkten Armen gegen den Rahmen der Küchentür und warf einen beiläufigen Blick in den Topf mit der Tomatensauce.

„Haha. Sehr witzig.“, gab ich trocken zurück und rührte in eben jenem Topf herum. „Aber nein, habe ich nicht. Ihr habt nur kein Oregano mehr.“

„Und?“ Sasuke´s Grinsen hatte einem verwirrten Ausdruck Platz gemacht.

„Wie soll ich bitte Lasagne á la Haruno machen, wenn ich kein Oregano habe?“

„Nimm doch einfach was anderes.“

„Dann ist es aber keine Lasagne á la Haruno mehr.“, stellte ich fest und legte meinen Kopf leicht schief, um Sasuke überlegen anzusehen.

Dieser gab schließlich nach einem kurzen Blickduell, welches ich übrigens für mich gewann, seufzend nach: „Okay, ich hol dir dein Oregano. Kann ich dich zwei Minuten alleine lassen, ohne dass du irgendetwas kaputt machst oder anbrennen lässt?“

Herausfordernd wurde ich von ihm angeblickt, weshalb ich mit empört aufgeplusterten Wangen ein Geschirrtuch nach ihm warf, welches ihn jedoch verfehlte. „Wenn du schon einkaufen gehst“, begann ich, während Sasuke im Flur verschwand, wahrscheinlich um sich Schuhe und Jacke anzuziehen, „Dann kannst du auch gleich-“

„Ich geh nicht einkaufen.“, unterbrach mich ein nun novemberwettertauglicher Sasuke, noch ehe ich meine Bitte an ihn äußern konnte.

„Wohin dann? Baut ihr das Zeug im Garten an, oder wie?“

„Haha. Sehr witzig.“, imitierte mich Sasuke und hob das Geschirrtuch vom Boden auf, um es mir zurückzuwerfen. Es kostete mich tatsächlich alle meine Koordinations- und Fangfähigkeiten, um es aufzufangen, was Sasuke unheimlich komisch fand, so wie er daraufhin schmunzelte.

„Sondern?“, versuchte ich von meinem sportlichen Ungeschick abzulenken.

„Zu den Nachbarn.“

„Was?!“ Überrascht sah ich ihn an. Es war ja nicht so, dass ich nicht gewusst hatte, dass Familie Uchiha Nachbarn besaß. Nur war ich bisher der Meinung gewesen, dass in dieser Straße das Prinzip des distanzierten nebeneinanderher Lebens galt.

„Was ‚was?!‘?“, wiederholte Sasuke deutlich verwirrt meine Frage.

Du gehst zu euren Nachbarn, um Oregano zu holen?“

„Ja? Und?“

„Naja… Ist das nicht irgendwie… so ein… normale-Leute-Ding?“

Für einen kurzen Moment wurde ich von Sasuke gemustert – anscheinend suchte er nach Anzeichen, die verrieten, dass ich ihn verarschen wollte –, bevor er amüsiert schnaubte und sich ein Grinsen auf seinen Zügen bemerkbar machte. „Oh, Sakura. Gerade dir hätte ich solche Vorurteile nicht zugetraut.“

Augenblicklich wurde ich rot. Extrem peinlich berührt, wandte ich mich ab und tat so als müsse ich die Tomatensauce umrühren, deren Farbe erschreckende Ähnlichkeit mit meinen Wangen aufwies. Omannomann, ich schaffte es doch tatsächlich immer wieder mich vor Sasuke zu blamieren.

Als ich nach gut zwei Minuten kein weiteres Wort von Sasuke vernommen und stur meine Tomatensauce umgerührt hatte, warf ich einen vorsichtigen Blick in Richtung Küchentür, jedoch musste ich feststellen, dass der Arsch ohne was zu sagen einfach abgehauen war. Murrend legte ich den Löffel, den ich zum Umrühren benutzt hatte, zur Seite, setzte mich an den Küchentresen, von wo ich einen guten Blick auf den Herd hatte, und wartete.
 

Als ich nach nicht einmal einer Minute die Haustür ins Schloss fallen hörte, runzelte ich verwundert die Stirn und rief: „Schon wieder da? Hat dir etwa niemand die Tür aufgemacht?“

„In der Tat hat mir niemand die Tür geöffnet. Aber ich denke, ich bin alt genug, um das selbst zu tun.“

Erschrocken sprang ich auf und wirbelte zur Küchentür herum als eine tiefe Männerstimme hinter mir erklang und meine Frage beantwortete. Der Mann, der mir daraufhin gegenüberstand, war eindeutig nicht Sasuke, auch wenn gewisse Ähnlichkeiten – wie schwarze Haare, dunkle Augen, helle Haut und ein distanzierter, kalter Blick – durchaus bestanden.

„V-Verzeihung! Ich dachte, dass Sie Sasuke sind.“, bemerkte ich schnell und versuchte mich an einem entschuldigenden Lächeln, jedoch gefror mir dieses auf den Lippen als mein Gegenüber mir nur noch einen Ton kühler antwortete: „Nun, der bin ich nicht. Ich wüsste aber gerne, wer Sie sind?“

„Ich? Oh, ich bin… Sakura. Sakura Haruno.“ Erneut versuchte ich ein Lächeln, welches diesmal eher schlecht als recht gelang.

„Ah, die Putzfrau. Obwohl Putzmädchen wohl eher passt.“ Noch bevor mein Gegenüber seinen Satz beendet hatte, musterte er mich bereits von oben bis unten mit einem abschätzigen Blick, bevor er mit leicht zusammengekniffenen Augen weitersprach: „Nun… ich habe nicht gedacht, dass ich Sie hier antreffen würde. Für gewöhnlich haben meine Söhne die Angewohnheit unsere Angestellten schneller zu vertreiben als ich sie feuern könnte.“

„Ihre Söhne? Also sind Sie-“

„Fugaku Uchiha, ganz richtig.“, unterbrach mich Sasuke´s und Itachi´s Vater. „Es wundert mich ein wenig, dass Sie den Namen Ihres Arbeitgebers nicht kennen, Miss Haruno.“

„Ich habe es bisher noch nicht für nötig erachtet mich mit diesen Details vertraut zu machen. Immerhin hatte ich bisher nur Kontakt mit Ihrer Frau und Ihren beiden Söhnen.“, verteidigte ich mich und verschränkte beinahe automatisch meine Arme vor der Brust. Kam es mir nur so vor oder war es plötzlich kalt in der Küche?

„Mh. Sie sagten, Sie dächten ich sei Sasuke. Wie kamen Sie darauf?“, wechselte Mr. Uchiha abrupt das Thema, was mich ein wenig aus dem Konzept brachte.

Noch bevor ich jedoch dazu kam ihm zu antworten, wurde mir diese Aufgabe von Sasuke abgenommen, welcher hinter seinem Vater die Küche betrat. Wo kam der denn plötzlich her? Und wieso hatte ich ihn nicht kommen hören? „Sie dachte, du seist ich, weil ich gut eine Minute vor deinem Eintreffen hier zu den Nachbarn gegangen bin, um nach Oregano zu fragen.“

„Und wie ich sehe, bist du wieder da. Schön dich zu sehen, Sasuke.“, erwiderte Mr. Uchiha und ich erkannte doch tatsächlich die Andeutung eines Lächelns auf seinen Lippen. Sasuke nickte nur knapp zur Begrüßung, bevor er an seinem Vater vorbei und zu mir ging, um mir eine kleine Tüte mit Oregano in die Hand zu drücken.

„Danke.“, lächelnd sah ich ihn an und begab mich dann wieder an den Herd. Während ich mich also wieder dem Abendessen widmete und versuchte dabei so beschäftigt wie möglich auszusehen, wandte sich Sasuke wieder seinem Vater zu. „Was machst du hier, Dad? Ich dachte, du bist in London und wolltest von dort gleich nach Los Angeles?“

„Nun, das war auch der eigentliche Plan, aber ein Geschäftsessen ist geplatzt, von daher konnte ich bereits früher zurück in die Staaten. Da mein Flug nach L.A. aber erst morgen Früh geht und ich keine Nerven mehr für ein Hotelzimmer habe, dachte ich, dass ich womöglich mal bei meinen Söhnen vorbeischauen könnte. Es scheint mir aber so als hätte zumindest mein Jüngster etwas Besseres zu tun als mit seinem Vater etwas Zeit zu verbringen. Was mich auch gleich zu meiner nächsten Frage bringt: Ich dachte, dass Miss Haruno nur während der Woche hier arbeitet?“

Gekonnt überhörte ich den Fakt, dass sich das Gespräch nun um mich drehte, und ließ Sasuke antworten. Dies schien mir im Moment das Klügste zu sein.

„Sakura ist nicht zum Arbeiten, sondern als Freundin hier. Wir kochen zusammen.“

„Ihr kocht zusammen.“

„Ja.“

Wäre ich nicht so verwirrt darüber gewesen, dass Sasuke anscheinend nicht vorhatte, seinen Vater bezüglich mir und dem Unfall mit Sasuke´s Handy aufzuklären, hätte ich sicherlich mehr auf den seltsamen Unterton in der Stimme von Mr. Uchiha geachtet.

„Na gut. Ich werde mich dann mal zurückziehen. Wir sehen uns wahrscheinlich nicht noch einmal bevor ich morgen zum Flughafen fahre, von daher grüß Itachi von mir. Auf Wiedersehen, Miss Haruno.“

„Wiedersehen!“, rief ich über meine Schulter und konzentrierte mich dann wieder auf die richtige Anordnung von Lasagneplatten, Tomatenhackfleischsauce und Käse. Erst als Sasuke es sich neben dem Herd auf der Arbeitsplatte gemütlich machte, teilte ich meine Aufmerksamkeit zwischen Lasagne und Satansbraten auf.

„Dein Vater ist… nett.“, suchte ich nach einem Wort, welches sich nicht total falsch anfühlte, wenn ich es im Zusammenhang mit Mr. Uchiha verwendete.

Sasuke schnaubte nur. „Du brauchst nicht lügen. Er ist ein arrogantes Arschloch.“

„Naja, irgendwoher musst du das ja haben.“ Erschrocken schlug ich mir meine Hände auf den Mund, kaum dass die Worte über meine Lippen gekommen waren. Shit! Hatte ich das gerade wirklich gesagt?!

Sasuke kniff die Augen leicht zusammen und beugte sich näher zu mir. Als ich aufgrund der plötzlichen Nähe einen Schritt nach hinten machen wollte, legte Sasuke seine Finger um mein Kinn und hielt mich fest, während er meinen Kopf nach oben drückte, sodass er mir prüfend ins Gesicht sehen konnte.

„Du hältst mich also für ein arrogantes Arschloch?“, fragte Sasuke leise und klang nicht begeistert. Super Sakura, welch intelligente Feststellung. Welcher Kerl war schon begeistert, wenn man ihn als arrogantes Arschloch bezeichnete?! ‚Nicht begeistert‘ war also nicht die beste Beschreibung für die Art und Weise, wie Sasuke sich gerade anhörte. Komisch passte da schon eher. Oder vielleicht sogar… verletzt.

„Sakura?“

„I-ich, also... Du kannst ein arrogantes Arschloch sein, wenn du willst. Aber in letzter Zeit… Warst du… Irgendwie… Ich weiß nicht, nett vielleicht?!“

„Vielleicht?“ Ein amüsiertes Schmunzeln breitete sich auf Sasukes Lippen aus, weshalb ich beleidigt meinen Wangen aufplusterte und ihm gegen die Seite boxte, woraufhin er mich leise lachend losließ, damit ich mich wieder um die Lasagne kümmern konnte. Anscheinend wurde nicht nur ich langsam hungrig.
 

„Ich frage mich…“, begann Sasuke langsam, woraufhin Itachi und ich ihm einen fragenden Blick zuwarfen, während wir uns an unserer Lasagne vergingen. Sasuke stocherte derweil mit leicht vorgeschobener Unterlippe in seiner Lasagne herum, bevor er mir ein fieses Grinsen zuwarf und weitersprach: „Wo der Unterschied zwischen dieser Lasagne hier und billiger Tiefkühllasagne sein soll.“

Augenblicklich stoppte ich in meinen Bewegungen und starrte auf mein liebevoll zubereitetes Abendessen, bevor ich ganz langsam meinen Kopf hob und Sasuke aus zusammengekniffenen Augen ansah. „WAS hast du gesagt?!“

„Ich sagte, dass-“, setzte Sasuke an, unterbrach sich jedoch selbst, indem er sich abrupt auf die Unterlippe biss und sein Gesicht schmerzhaft verzog, bevor er sich fluchend an seinen Bruder wandte: „Fuck, bist du wahnsinnig?! Das war mein Schienbein!“

Itachi, der noch immer seelenruhig seine Lasagne genoss, schenkte Sasuke nur einen kurzen mahnenden Blick. „Du solltest wissen, dass man das Essen von hübschen Damen nicht beleidigt. Das ist nicht gut für die eigene Gesundheit.“

Sasuke sah seinen Bruder daraufhin einen Moment aus zusammengekniffenen Augen an, bevor er sich leise murrend ebenfalls wieder seinem Essen widmete. Ich grinste mir währenddessen einen eckigen Keks und bedankte mich schließlich artig bei Itachi für seinen Tritt gegen Sasukes Schienbein, woraufhin dieser mir schmunzelnd zuzwinkerte. Sasuke grummelte nur weiter vor sich hin.
 

„Haaah!“, gähnend ließ ich mich im Wohnzimmer der Uchihas in einen der Sessel fallen und schloss für einen kurzen Moment die Augen, um die Ruhe zu genießen.

Sasuke hatte mich nach dem Abendessen nicht nur von einer Ecke des Hauses zur nächsten geschickt, sondern auch gleich dafür gesorgt, dass ich jedes Mal irgendeinen Scheiß finden und ihm bringen sollte, den er dann aber doch nicht brauchte. So wie den dunkelgrauen extra weichen Bleistift, den ich in den Untiefen seines Kleiderschrankes gefunden hatte – Ich fürchte, dass nicht einmal Sasuke weiß, wie der da hingekommen war. – und der Sasuke dann doch zu weich gewesen war. Oder das Verbindungskabel für Sasukes Smartphone, welches sich nicht in Sasukes Zimmer, sondern im Badezimmer des hintersten Gästezimmers befunden hatte. Und nachdem ich das Kabel endlich gefunden und Sasuke gebracht hatte, durfte ich erneut die Treppen hinauf laufen, um Sasuke auch noch seinen Laptop zu bringen, der sich unter einem Kissen auf Sasukes Couch versteckt hatte.

Dass Sasuke die gesamte Zeit über, in der ich wie eine Bekloppte durchs Haus lief, ganz gemütlich auf der Couch im Wohnzimmer saß und fernsah, muss ich wohl nicht erwähnen, oder?!

„Sag bloß, du bist müde, Haruno.“ Sasuke, welcher bis eben irgendetwas an seinem Laptop gemacht hatte, schenkte mir einen amüsierten Blick und klappte den Laptop zu.

„Fick dich, Uchiha.“, murmelte ich daraufhin nur und drehte mich demonstrativ auf die Seite und somit von ihm weg.

„Dir ist schon klar, dass du so nicht mit deinem Arbeitgeber reden darfst?“ Sasuke´s Worte, welche unter normalen Umständen wohl als Warnung oder zumindest Mahnung gegolten hätten, klangen höchst amüsiert, weshalb ich mich wieder zu ihm umdrehte und ihm lieblich lächelnd meinen Mittelfinger präsentierte.

„Dir ist klar, dass es kein Beweis von Intelligenz ist, anderen Menschen den Mittelfinger zu zeigen?“, war Sasuke´s einzige Reaktion darauf.

„Soll das heißen, ich bin dumm?!“

„Das hast du gesagt.“

„Und du Arsch hast es angedeutet.“

„Das hast auch du gesagt.“

Empört kniff ich meine Augen zusammen und setzte gerade zu einer Antwort an als die Haustürklingel ertönte und unserem Gespräch ein jähes Ende bereitete. Neugierig, wer wohl um diese Uhrzeit noch bei den Uchihas vorbeischaute, setzte ich mich auf und sah in Richtung Flur, jedoch war die Tür dorthin angelehnt, weshalb ich nur einen kleinen Teil der Kommode im Flur, nicht aber die Haustür sehen konnte.

„Sakura.“

„Hm?“, verwundert wandte ich mich Sasuke zu, welcher mich irgendwie auffordernd ansah. Wollte er nicht mal aufstehen und die Tür öffnen?

„Willst du nicht mal aufstehen und die Tür öffnen?“

Verblüfft über so viel Dreistigkeit seitens Sasuke – und über die Tatsache, dass wir anscheinend fast das Gleiche gedacht hatten, was ich aber niemals zugeben würde –, klappte mir der Mund auf und ich starrte ihn einen Moment lang an.

Erst als es zum zweiten Mal und diesmal länger als zuvor klingelte, löste ich mich aus meiner Starre und schnaubte empört, bevor ich mich aus dem Sessel erhob, Sasuke einen letzten vernichtenden Blick schenkte und zur Tür stolzierte. Dass Sasuke sich derweil königlich amüsierte, blendete ich dabei einfach mal aus.

An der Haustür angekommen, verschwendete ich keine Zeit damit durch eines der Fenster zu sehen, um herauszufinden wer gleich vor mir stehen würde, sondern öffnete einfach die Tür. Im Nachhinein weiß ich, dass das ein Fehler war.

„Pinky?!“

„Karin?!“

Unsere verblüfften Ausrufe erklangen beinahe gleichzeitig und vermischten sich zu einem sehr undeutlichen Wortsalat. Der folgende Satz, den wir beide zeitgleich aussprachen, war jedoch mehr als nur deutlich zu verstehen: „Was machst du denn hier?“

„Nun, das könnte ich dich auch fragen.“, setzte ich fort und beendete somit dieses gruselige Synchronsprechen.

„Ich bin hier, um mit Sasuke zu reden. Und du?“

„Ich…“ … hatte keine Ahnung, was für eine Ausrede ich ihr auftischen sollte! Leicht bis mittelschwer verzweifelt, biss ich mir auf die Unterlippe und sah überall hin nur nicht zu Karin.

„Sakura ist eine Freundin von Itachi. Deshalb ist sie hier. Und du?“ Zum wahrscheinlich ersten Mal seit ich Sasuke kannte, war ich froh, dass es diesen Kerl gab. Immerhin hatte er mir gerade mit seiner Ausrede den Arsch gerettet.

„Ich…“ Für einen kurzen Moment schwankte Karin´s Stimme, weshalb ich ihr einen verwunderten Blick zuwarf, bevor sie anscheinend tief durchatmete und schließlich an Sasuke gewandt weitersprach: „Können wir reden? Unter vier Augen?“

Mir fielen beinahe die Augen aus den Höhlen als ich sie daraufhin anstarrte. Benahm sich Karin gerade tatsächlich nicht wie ein hysterisches Kleinkind, das Justin Bieber gegenüber stand, sondern wie eine erwachsene junge Frau, die anscheinend Rat von einem guten Freund erbat? Denn so, wie ihre Stimme zitterte, konnte es nur das sein, was sie von Sasuke wollte. Einen Rat und ein bisschen Trost.

„Hn.“ Sasuke´s Stimme war kalt und er nutzte auch nicht viele Worte, um Karin seine Zustimmung zu übermitteln – Im Grunde war das, was er da von sich gab, nicht mal ein Wort. –, aber Karin sah augenblicklich so erleichtert aus, dass ich so langsam wirklich fürchtete nicht ganz bei Sinnen zu sein. Was zur Hölle ging hier bitte ab?!

Sasuke, der meine Verwirrung anscheinend bemerkte, wandte sich mir zu: „Entschuldige uns, Sakura. Ich rede kurz mit Karin.“

Ich brachte kaum ein Nicken zustande, da hatte sich Sasuke bereits Karin´s Hand geschnappt und sie aus dem Flur gezogen. Noch immer verwirrt, sah ich den Beiden hinterher und blinzelte ein paar Mal, um irgendwie wieder zu Sinnen zu kommen, bevor ich zurück ins Wohnzimmer ging und mich wieder in den Sessel setzte. Anscheinend hatte Sasuke Karin mit in sein Zimmer geschliffen, denn im Wohnzimmer waren sie nicht.

Nachdenklich biss ich mir auf meine Unterlippe und trommelte mit den Fingern auf die Sessellehne, während meine Gedanken um Karin´s bizarres Verhalten kreisten. Wieso war sie hier und wieso hatte sie sich wie ein normaler Mensch verhalten und wieso zur Hölle hatte Sasuke sie nicht abgewiesen?! Wieso hatte er sie mit auf sein Zimmer genommen und mich ausgeschlossen und – Wooow, gaaanz ruhig Sakura. Du bist doch gerade nicht eifersüchtig, oder? Nein, du bist nicht eifersüchtig. Du bist einfach nur verwundert.

Entschlossen nickte ich der Luft zu und seufzte schließlich leise. Ich benahm mich doch wie ein übergeschnapptes Rindvieh! Als ob ich eifersüchtig auf Karin wäre. Auf überhaupt irgendjemanden. So ein Blödsinn. Ja klar.
 

Zwei Minuten und sechzehn Sekunden. So lange dauerte es bis ich Karin´s zartes Stimmchen vernahm, wie sie in einem nicht ganz so zarten Ton mit Sasuke sprach: „Du verstehst das nicht! Ich… Ich hab ihn gesehen! Mit diesem Kerl. Wieso tut er mir das an? Ich dachte, dass ich ihm wichtig bin!“

Eine Pause trat ein und ich nahm an, dass Sasuke nun sprach, denn sonst hätte Karin wahrscheinlich weiterhin gezetert und gejammert. Und auch, wenn mir ihre Stimme schon wieder auf die Nerven ging, einfach weil sie Karin´s war, empfand ich so etwas wie Mitleid. Sie klang wirklich verzweifelt.

„Hör auf, ihn zu verteidigen!“

Erschrocken zuckte ich zusammen als Karin´s Stimme plötzlich so viel lauter erklang. Augenblicklich setzte ich mich auf und sah über meine Schulter zur Treppe, die Karin – dicht gefolgt von Sasuke – herunterpolterte.

„Karin, beruhige dich.“ Sasuke´s Stimme war ruhig, jedoch klang er deutlich genervt.

„Du sagst das so einfach. Dir hat er ja auch keine Hoffnungen gemacht und dir dann dein Herz gebrochen! Du hast ja überhaupt gar keine Ahnung-“

„Es reicht, Karin.“

Ich schluckte bei dem Ton, den Sasuke angeschlagen hatte. Kalt war gar kein Ausdruck mehr dafür. Das schien nicht nur mir aufzufallen, denn der aufgebrachte Ausdruck auf Karin´s Gesicht verschwand abrupt und wich aus Scham zusammengepressten Lippen.

„Tut mir Leid. Ich…“ Was auch immer Karin zu ihrer Verteidigung hatte sagen wollen, sie ließ es bleiben und beschränkte sich auf eine weitere gemurmelte Entschuldigung: „Tut mir Leid.“

„Du gehst jetzt besser.“, war alles, was Sasuke darauf erwiderte, bevor er an ihr vorbei in den Flur ging.

Ich sah deutlich wie Karin sich gedankenverloren auf die Unterlippe biss, während sie die Treppe an der Stelle anstarrte, an welcher bis eben noch Sasuke gestanden hatte, dann wandte sie ihren Blick ab und sah mich an. Augenblicklich verschwand jeder Rest von Schamgefühl aus ihrem Blick und sie hob demonstrativ ihr Kinn, bevor sie mit einem fein manikürten Nagel auf mich zeigte. „Wenn du irgendjemand hiervon erzählst, mach ich dich fertig. Verstanden, Pinky?“

Alles Mitgefühl, das ich in den letzten Minuten für sie empfunden hatte, löste sich augenblicklich in Luft auf. „Tu dir keinen Zwang an.“

„Ein einziges Wort von dir und du bist innerhalb einer Woche Geschichte.“

„Karin.“ Wir zuckten beide zusammen als Sasuke wieder ins Wohnzimmer trat und Karin mit einem kalten Blick musterte. „Du gehst jetzt.“

Diesmal war es kein Rat, sondern ein Befehl. Das schien auch Karin zu merken, da sie bereits im nächsten Moment an Sasuke vorbei in den Flur ging, wo sie sich ihre Jacke überwarf und ohne einen Blick auf Sasuke oder mich aus der Haustür stapfte.

„Zicke.“ Sofort biss ich mir auf die Zunge, kaum dass ich unbeabsichtigt meinen Gedanken freien Lauf gelassen hatte.

Sasuke zog zwar seine Augenbraue skeptisch nach oben, jedoch schmunzelte er zeitgleich, weshalb ich mir keinerlei Sorgen darüber machte, dass er Karin womöglich irgendetwas von meinem Kommentar erzählen würde.

Stattdessen drehte ich mich wieder seufzend um und war gerade dabei eine liegende Position im Sessel einzunehmen – was sich als ziemlich schwierig herausstellte – als mein Blick durch eines der vielen Wohnzimmerfenster nach draußen auf den abendlichen Himmel fiel, welcher vollkommen wolkenlos war und einen guten Blick auf die Sterne ermöglichte. Erschrocken zuckte ich zusammen als ich plötzlich eine Sternschnuppe sah und setzte mich wieder auf. „Hast du das gesehen?“, fragend sah ich zu Sasuke, welcher es sich wieder auf der Couch gemütlich machte.

„Was?“

„Die Sternschnuppe.“

„Hn. Ist nicht die Erste heute.“, erwiderte er ziemlich desinteressiert und gab mir damit mal wieder Rätsel auf.

„Wie ‚nicht die Erste heute‘?“

„Heute ist Sternschnuppennacht. Irgend so ein Meteor fliegt mit seinen ganzen Gesteinskumpeln an der Erde vorbei und sorgt für einen wahren Sternschnuppenregen. Das ist seit Tagen in den Nachrichten.“

„Echt?“ Sofort sah ich wieder zum Fenster und versuchte noch eine Sternschnuppe zu erspähen. Seit meiner jüngsten Kindheit war ich fasziniert von diesen Dingern und wenn ich dann die Chance bekam gleich mehrere zu sehen… Ich spürte bereits wie die Vorfreude meine Haut zum Kribbeln brachte.

„Komm mit.“

Erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu Sasuke, welcher anstatt bequem auf der Couch zu liegen und den Fernseher zu Tode zu starren, neben mir stand und anscheinend darauf wartete, dass ich mich erhob. Kaum dass ich dies getan hatte, schnappte sich Sasuke zwei Decken von der Couch, öffnete die Terrassentür und bedeutete mir ihm zu folgen, während er nach draußen trat.

Auch wenn es seit einiger Zeit nicht mehr regnete, war es verdammt kalt draußen, weshalb ich bibbernd meine Arme um meinen Oberkörper schlang und mir meine Oberarme rieb, kaum dass ich draußen war.

Sasuke stieg derweil die Terrassentreppe hinab und begab sich zum Pool, wo er eine der beiden Decken direkt neben dem Rand auseinandergefaltet auf den Boden legte und schließlich zu mir sah. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen als er bemerkte, dass ich noch immer in der Terrassentür stand und mich am liebsten wieder nach drinnen bewegt hätte. „Kommst du freiwillig hier runter oder muss ich dich holen?“

„Als ob du das schaffen würdest. Was soll ich überhaupt da unten? Es ist arschkalt hier draußen, Sasuke.“

„Glaub mir, in der Nähe des Pools ist es wärmer. Und wenn du her kommst, verrat ich dir, was das soll.“

Misstrauisch beäugte ich die nicht vorhandene Distanz zwischen der Decke und dem Pool, wobei ich mich an das letzte Mal erinnerte als ich in die Nähe des beheizten Pools der Uchihas gekommen war. „Wenn du mich wieder in den Pool schmeißt, garantiere ich für nichts.“, war alles, was ich sagte, bevor ich die Terrassentür hinter mir schloss und so schnell wie möglich über die kalten Steinfließen zu Sasuke hinunter lief. Merkwürdigerweise wurden die Steinfließen zwischen Treppe und Pool immer wärmer, umso näher ich dem Pool kam. Verwirrt fragte ich Sasuke danach.

„Was bringt ein beheizter Pool, wenn die Fließen drum herum eiskalt sind, wenn man im Winter baden geht? Und jetzt komm her, du hast schon die Hälfte verpasst.“, war alles, was er mir antwortete.

Noch immer misstrauisch den Pool beäugend, ließ ich mich mit Sasuke auf der Decke nieder und bekam sofort einen warmen Hintern. Gott, das erinnerte mich an die Sitzheizung im Auto meiner Mum.

Sasuke reichte mir noch die zweite Decke, damit ich mich darin einwickeln konnte, bevor er sich auf seinen Händen abstützend nach hinten lehnte und sagte: „Du stehst also auf Sternschnuppen, ja?“

Verwundert blickte ich ihn an, während ich mich in die Decke hüllte. „War das so eindeutig?“

„Du hast fast eine Minute lang aus dem Fenster gestarrt und dabei ausgesehen als würdest du auf die Rückkehr der Außerirdischen warten. Also ja: Es war eindeutig.“

Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen als ich als Antwort auf seine Aussage einen Flunsch zog und ihm beleidigt einen Schlag gegen den Oberarm verbreichte. „So sah ich gar nicht aus!“, verteidigte ich mich und verschränkte meine Oberarme.

Sasuke lachte und beinahe automatisch begann ich zu lächeln. Es war wirklich schön ihn lachen zu hören, ihn ehrlich lachen zu hören. Nicht gemein oder schadenfreudig, sondern ehrlich. „Oh doch, genauso sahst du aus. Und jetzt“, er pausierte und beugte sich etwas näher zu mir, um seine Hand an mein Kinn zu legen und mein Gesicht sanft in Richtung Himmel zu bewegen, sodass mein Blick für einen klitzekleinen Moment über die vielen Sterne dort huschte bis ich erneut eine Sternschnuppe zu Gesicht bekam.

„Schau dir die Sternschnuppen an, Cherry.“

Seine Hand löste sich wieder von meinen Kinn und beinahe hätte ich das Ende seines Satzes nicht gehört, zu sehr war ich von den Sternschnuppen fasziniert, die plötzlich immer mehr wurden und den Himmel in ein Meer aus Wünschen verwandelten. Aber nur beinahe.

Ich warf einen kurzen Blick zur Seite und betrachtete Sasuke´s Profil – seine entspannte Haltung, die blasse Haut, die im schwachen Poollicht leicht zu leuchten schien, das markante Kinn, die ungewöhnlich vollen Lippen, seine gerade, aristokratische Nase, seine Haare, die ihm ins Gesicht fielen und damit beinahe das Einzige verdeckten, was ich aufgrund des schlechten Lichtes nicht eindeutig erkennen konnte: Seine Augen. Seine unglaublich dunkelbraunen Augen, die von den meisten für schwarz gehalten wurden und die so atemberaubend viele Gefühle widerspiegeln konnten, wenn man nur genau hinsah.

Ein leises Seufzen verließ meine Lippen als ich meinen Blick wieder auf den Himmel richtete, zu leise als dass Sasuke es hätte hören können. Noch immer war der Himmel ein Meer aus unendlich vielen Wünschen, einige würden in Erfüllung gehen, andere nicht. Und als ich meine Augen schloss, um mir selbst etwas zu wünschen – oder besser gesagt, etwas zu erbitten –, spürte ich, wie mein Herz sich allein bei dem Gedanken daran, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen würde, krampfhaft zusammenzog.
 

Bitte, lass nicht zu, dass er mir das Herz bricht.
 

„Was hast du dir gewünscht?“, fragte mich Sasuke leise als ich meine Augen wieder aufschlug.

„Wenn ich dir das verrate, dann funktioniert der Wunsch nicht.“

„Glaubst du echt da dran?“

Ich sah wieder hinauf zu den Sternschnuppen, die noch immer über den Himmel rauschten und betrachtete sie einen Moment, bevor ich zögernd antwortete: „Ja. Irgendwie schon. Und du?“

„Hn.“ Sasuke zuckte mit den Schultern und wandte seinen Blick ebenfalls gen Himmel.

Etwas von seiner Antwort enttäuscht, fragte ich: „Wirst du irgendwann mal lernen, dass ‚Hn‘ kein Wort und damit auch keine Antwort ist?“

„Nein.“ Sasuke grinste und streckte plötzlich seine Hand nach mir aus, um an der Decke herum zu zupfen, die ich mir um die Schultern gelegt hatte.

„Was machst du da?“

„Dafür sorgen, dass du mich morgen nicht damit nervst, dass du wegen dem hier“, er machte eine Handbewegung Richtung Pool, „krank wirst.“ Damit zog er die Decke enger um meine Schultern und schenkte mir ein schiefes Lächeln.

Als Antwort legte ich meinen Kopf leicht schräg und lächelte zurück. „Danke.“

Und obwohl meine Erwiderung mehr gehaucht als alles andere war, hatte Sasuke keine Probleme damit mich zu verstehen, immerhin war er mir unbewusst durch die Decken-rück-Aktion noch näher gekommen.

Für einen kurzen Moment verfing sich mein Blick in seinen Augen und kam nicht mehr weg. Obwohl meine Wangen bereits leicht glühten und ich mich in Gedanken selbst anschrie, endlich wegzugucken, reagierte mein Körper kein bisschen auf das, was mein Gehirn ihm befahl. So ein verdammter –

Sasuke´s Finger, die noch immer an einem Zipfel der Decke lagen, zuckten leicht, wodurch sein Daumen in Berührung mit meinem Hals kam. Sofort war mein Gehirn Pustekuchen. Das Einzige, was noch zählte, waren Sasuke´s Finger auf meiner Haut, die noch immer minimal zuckten und schließlich federleicht über meinen Hals in Richtung Kiefer strichen, und Sasuke´s Augen, die meinen Blickkontakt so intensiv erwiderten, dass mir der Gedanke wegzusehen nicht nur missfiel, ich verabscheute ihn regelrecht in diesem Moment. Dass Sasuke mir mit jedem Millimeter, den seine Hand nach oben rutschte, immer näher kam, nahm ich kaum wahr. Erst als sein Gesicht direkt vor meinem war und unsere Nasenspitzen sich beinahe berührten, schoss mir das Blut in die Wangen, was mich aber nur peripher interessierte, da im gleichen Moment Sasuke´s Daumen über meine Unterlippe strich.

Ich kannte diese Art von Berührung. Den Ausdruck in Sasuke´s Augen. Er zögerte, haderte mit sich selbst. Und für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete ich, dass die Idee, Sternschnuppen erfüllten Wünsche, nicht mehr war als simples Wunschdenken.

Dann legten sich zwei weiche Lippen auf meine und ich verwarf meine Furcht, um voll und ganz den Moment auszukosten. Es war ein vorsichtiger, austestender erster Kuss. So als wüsste Sasuke selbst nicht was er wollte. Aber es war okay. Mein Gott, es war mehr als nur ‚okay‘. Es war… atemberaubend? Bezaubernd? Umwerfend? Es war einfach… echt.

Und als Sasuke den Griff um mein Kinn plötzlich intensivierte und mein Gesicht näher an seines zog, wusste ich, dass es gut so war, dass ich an Wunscherfüllung durch Sternschnuppen glaubte und dass ich Sasuke eine Chance gegeben hatte. Sogar, dass ich sein Handy zerstört hatte, fühlte sich richtig an. Gott, musste ich verliebt sein.

Sasuke ließ seine Lippen für einen kurzen Moment unbewegt auf meinen ruhen, bevor er sich schließlich zurückbeugte und mich losließ. Sofort atmete ich tief ein und sah zur Seite, um mich geistig zu sortieren. Sauerstoff erreichte mein Gehirn, welches wohl vorübergehend im Urlaub gewesen war, nun aber mit einem großen Koffer voller Zweifel und Vorwürfe zurückkam. Wieso hatte ich das zugelassen?! War ich wirklich so dumm?! Verdammt nochmal, wie konnte ich das nur zulassen?! Das würde bestimmt alles kaputt machen. Ich verstand mich doch gerade so gut mit Sasuke und dann so etwas, das würde- „Sternschnuppen, hn?“

Verwirrt sah ich wieder zu Sasuke, konnte ich doch gerade nichts mit seiner Aussage anfangen. Als ich jedoch in seine vor Schalk glitzernden Augen sah, verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln, welches schnell zu einem Grinsen heranwuchs. „Ja.“, bestätigte ich seine Frage und lachte leicht, „Sternschnuppen.“

Sasuke´s Mundwinkel zuckten kurz in der Andeutung eines Lächelns, bevor er seinen Blick gen Himmel richtete.

Ein, zwei Sekunden lang betrachtete ich ihn noch, dann blickte auch ich hinauf zu den Sternschnuppen, welche noch immer den Himmel erhellten. Erschrocken blinzelte ich ein paar Mal als ich kühle Finger an meiner linken Hand spürte, bevor ich ohne Nachzudenken meine Handfläche nach oben drehte und meine Finger mit Sasuke´s verschränkte. Sternschnuppen.

In love with an asshole

You know you're hell behind your beautiful eyes,

a feeling I can't fight.
 

„Mhh.“

Leise summend drehte ich mich auf die andere Seite und öffnete meine Augen, um gegen die Sonne anzublinzeln, welche mich aus meinem Tiefschlaf gerissen hatte. Sobald sich meine Sicht etwas klärte und ich nur noch vereinzelt ein paar bunte Punkte vor meinen Augen herumtänzeln sah, blickte ich mich aus meiner liegenden Position heraus um.

Abgesehen von der üblichen Gästezimmereinrichtung der Uchihas erblickte ich auch den hochmodernen Radiowecker auf dem Nachttischchen neben dem Bett – 11.34 Uhr. Erschrocken fuhr ich hoch.

Wieso zur Hölle hatte man mich so lange schlafen lassen?! Wieso schlief ich überhaupt so lange? Verdammt nochmal, Sasuke würde mir bestimmt die Hölle heiß machen, weil er kein anständiges Frühstück bekommen hatte und – Sasuke.

Ein reichlich dümmliches Lächeln legte sich auf meine Lippen als meine Gedanken zu dem gestrigen Abend zurückkehrten. Bevor ich jedoch vollkommen abschweifen konnte, schüttelte ich entschieden den Kopf und befreite mich aus dem Deckenknäuel, um mir meine Tasche zu schnappen und damit im Badezimmer zu verschwinden.

Nachdem ich in Rekordzeit geduscht, Zähne geputzt, mich umgezogen, Haare geföhnt und ein bisschen Mascara sowie Eyeliner aufgetragen hatte, kämpfte ich eine Weile mit meiner Tasche, die sich einfach nicht mehr schließen lassen wollte, bevor ich schließlich doch in Richtung Küche aufbrach. Mein Weg endete jedoch bereits im Wohnzimmer, wo ich auf Itachi traf, welcher es sich mit einer Tasse Tee auf der Couch bequem gemacht hatte.

„Itachi. Hey.“, etwas außer Atem schenkte ich ihm ein Lächeln.

„Guten Morgen, Sakura. Gut geschlafen?“ Itachi grinste mir amüsiert über den Rand seiner Teetasse entgegen, während er einen kurzen Seitenblick auf die Wanduhr gegenüber dem Fernseher warf.

„Ja, danke.“, ich nickte und zwang mich selbst nicht rot zu werden. Ich war halt Langschläferin und wenn das jemanden störte, hätte man mich auch wecken können. „Ehm, du weißt nicht zufällig wo Sasuke ist, oder?“

Itachi´s Grinsen verschwand und er sah mich verdutzt an. „Er ist vor gut einer Stunde zu Naruto gefahren. Hat er dir nichts davon gesagt, dass er das vorhatte?“

„Oh.“ Überrascht brauchte ich einen Moment, bis ich Itachi´s Aussage verdaut hatte. Sasuke war zu Naruto gefahren. Sasuke … war zu Naruto gefahren. Sasuke … war abgehauen. Es war als hätte ich bis zu diesem Zeitpunkt in einer Seifenblase gesessen und Itachi eben diese soeben mit einer kleinen spitzen Nadel zerplatzen lassen. Der Aufprall auf dem Boden der Tatsachen war hart und schmerzhaft. Sasuke war abgehauen und hatte mich sitzen lassen. Das tat weh. Vor allem nach dem, was einige Stunden zuvor geschehen war. „Nein, nicht wirklich.“ Meine Stimme hatte jegliches Anzeichen von Überraschung verloren, stattdessen klang ich nur noch angepisst.

„Mh, er wollte dich sicherlich nur nicht wecken.“, startete Itachi einen zögerlichen Versuch seinen Bruder in Schutz zu nehmen, jedoch blockte ich sogleich ab. Ich hatte gerade gar keine Lust mich mit Itachi über Sasuke´s Verhalten zu unterhalten. Mal davon abgesehen, dass ich es eh nicht verstehen würde.

„Ja, wahrscheinlich. Wenn du mich dann entschuldigst, ich muss nach Hause. Bis morgen dann.“ Ein letztes knappes Lächeln in Itachi´s Richtung folgte, bevor ich mich umwandte und in den Flur ging, wo ich mir geschwind Jacke und Schuhe anzog, um anschließend so schnell wie möglich aus dem Haus der Uchihas zu verschwinden.

Ich hatte gerade die Haustür hinter mir zugezogen als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Neugierig holte ich es heraus und blickte auf das Display. Eine neue Nachricht.
 

Hey Liebes. Mein Chef hat gerade angerufen, ich fliege noch heute nach Chicago. Bin erst am Donnerstag zurück. Geld liegt auf dem Küchentisch, benimm dich und vergiss die Blumen nicht. Küsschen, Mum.
 

Seufzend schrieb ich ihr eine kurze Antwort, bevor ich mein Handy wieder wegsteckte und mich wieder auf den Fußgängerweg vor mir konzentrierte.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ich über irgendeinen blöden Stein stolperte und mich so ordentlich auf die Schnauze packte, dass ich am nächsten Tag nicht mehr gehen könnte. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass diesmal keine Mum da wäre, die mich pflegen könnte. Die war dann in Chicago und kroch einem Chef in den Arsch, der sie sowieso bald feuern würde. Nicht, dass meine Mum keine gute Arbeit leistete, aber ich war nicht naiv. Sie war frisch eingestellt, die Firma ziemlich nah am finanziellen Ruin – sie wäre die Erste, die gehen müsste. Und auf ewig könnte ich die Wohnung selbst mit dem Job bei den Uchihas nicht bezahlen. Was das hieß, war mir klar, aber allein bei dem Gedanken daran schon wieder umzuziehen, wurde mir schrecklich schlecht.
 

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen, während ich versuchte mich auf die Musik zu konzentrieren, die aus den Boxen meiner Stereoanlage dröhnte. Leider Gottes gelang mir dies nicht einmal ansatzweise so gut wie es sonst der Fall war. Stattdessen lag ich nun wieder mit geöffneten Augen auf meinem Bett und starrte die Zimmerdecke an, während Caleb Followill´s* Stimme durch die gesamte Wohnung hallte.

Krampfhaft versuchte ich mich auf irgendein möglichst banales Thema zu konzentrieren, was mir aber deutlich misslang, weshalb ich schließlich aufgab und mich auf die Seite rollte, um mich in Embryonalstellung zusammen zu kauern und meinen Gedanken zu gestatten mir die Realität vor Augen zu führen: Sasuke hatte mich geküsst. Ich hatte gedacht, dass da etwas laufen würde. Dass wir jetzt irgendwie… zusammen wären oder so. Auch, wenn der Gedanke, dass ich Sasuke auf diese Art mögen könnte, mir vor einigen Tagen noch vollkommen hirnrissig vorgekommen war, tat es nun doch weh, zu merken, dass genau dieser Gedanke der Wahrheit entsprach. Ich mochte Sasuke auf diese Art. Und er hatte mich sitzengelassen.

Ich biss mir auf die Unterlippe, um mich zusammenzureißen und es funktionierte. Ich begann nicht zu heulen. Ich jammerte nicht und ich wurde nicht wütend. Ich lag einfach da, starrte vor mich hin und versank in diesem Gefühl der Leere, das ich schon gut genug kannte.

Es war nicht das erste Mal, dass ich sitzengelassen wurde. Oder das erste Mal, dass ein Kerl mir falsche Hoffnungen gemacht hatte. Oder das erste Mal, dass ich zusammengekauert auf meinem Bett lag und mit aller Kraft die Tränen unterdrückte.

Es war nur das erste Mal, dass ich von Anfang an gewusst hatte, dass ich mich nicht auf diesen Kerl hätte einlassen sollen. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass Sasuke Uchiha ein arrogantes egozentrisches Arschloch war. Und doch hatte ich ihm eine Chance gegeben. Ich hatte zugelassen, dass er mir wichtig wurde, dass er sich mit unfairen Mitteln in mein Herz schlich und dass er mich nun verletzen konnte.

Ich war so dumm gewesen. So unglaublich dumm.
 

Ouh yeah yeah yeah

I got a pocket, got a pocket full of sunshine

I've got a love and I know that it's all mine

ouh, ouh, ouh
 

„Mhh…“ Leise murrend öffnete ich meine Augen und sah mich um. Ich war in meinem Zimmer. Auf meinem Bett. Anscheinend war ich eingeschlafen.
 

Do what you want, but you're never gonna break me,

sticks and stones are never gonna shake me

ouh, ouh, ouh
 

Seufzend tastete ich nach meinem Handy, welches sich noch immer in meiner Hosentasche befand und munter vor sich hin klingelte und vibrierte.
 

Take me away (take me away)

A secre-
 

Ohne auf das Display zu sehen, drückte ich den Anrufer weg und schloss meine Augen erneut. Ich gähnte ausgiebig und streckte mich ein wenig, bevor ich mein Handy auf Augenhöhe hielt und nachsah, wer mich da gerade aus meinem wohlverdienten Schlaf gerissen hatte. Mir fiel beinahe mein Handy aus der Hand als ich den Namen meines Anrufers las. 1 verpasster Anruf von ‚Arschloch‘ Sasuke.

Warum rief der mich an? Was wollte er von mir? Wollte er vielleicht… Nein. Wieso sollte er sich entschuldigen wollen, wahrscheinlich wusste er nicht einmal, dass er Scheiße gebaut hatte. Und das hatte er. Diesmal hatte er richtig schön bei mir verkackt.
 

Ouh yeah yeah yeah

I got a pocket, got a pocket full of sunshine
 

Erschrocken zuckte ich zusammen als mein Handy erneut zu klingeln und zu vibrieren begann. Sofort fiel mein Blick auf das Display. ‚Arschloch‘ ruft an.

„Vergiss es.“, fauchend drückte ich ihn weg und schmiss mein Handy neben mich auf die Matratze, bevor ich aufstand und einen Blick auf die Uhr wagte. Es war kurz vor sieben Uhr abends. Noch genug Zeit, um Hausaufgaben zu erledigen und Etwas zu kochen, bevor Navy CIS** kam.

Ich wühlte gerade in meiner Tasche nach meinem Mäppchen als mein Handy erneut zu klingeln begann. Mittlerweile ziemlich genervt, fasste ich blind danach und drückte den Anrufer weg. Ob es wieder Sasuke war oder nicht, war mir so ziemlich egal. Ich wollte jetzt nicht reden. Weder mit ihm noch mit irgendjemand anderem. Aber vor allem nicht mit ihm.

„Na endlich.“, mein kleiner Freudeschrei, welcher mir aufgrund des Findens meines Mäppchens entkam, wurde von dem Piepen meines Handys, welches mir das Erhalten einer SMS signalisierte, unterbrochen. Ich atmete tief ein und aus, bevor ich – ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wer mir da gerade wohl eine SMS geschrieben hatte – mich an meinen Schreibtisch setzte und mich ein wenig mit Mathe und Spanisch herumquälte.
 

Als ich drei Stunden später mein Handy zum ersten Mal wieder in die Hand nahm, um mir meinen Wecker für den nächsten Morgen zu stellen, fiel mein Blick zuerst auf die Liste der verpassten Anrufe und Nachrichten. 2 verpasste Anrufe von ‚Arschloch‘, 4 erhaltene SMS von ‚Arschloch‘ Zuerst dachte ich daran, die SMS einfach zu löschen, dann öffnete ich sie doch.
 

Hör auf mich wegzudrücken.
 

Hör auf meine SMS zu ignorieren.
 

Geh endlich an dein verdammtes Handy!
 

Ich grinste. Da war wohl jemand ziemlich sauer, dass er ignoriert wurde. Geschah ihm recht. Sasuke´s letzte SMS ließ mir mein Grinsen jedoch sofort wieder vergehen.
 

Es tut mir leid.
 

Wie erstarrt blickte ich auf mein Handy und las mir die vier Worte immer und immer wieder durch. In meinem Innern tobten meine Gefühle, rangen miteinander. Die eine Seite von mir wollte ihn anrufen, ihm verzeihen und ein kleines schwaches verletzliches Mädchen sein. Die andere Seite wollte ihn anrufen, ihm sagen, dass er ein Arschloch war und sich zum Teufel scheren sollte und als starkes Mädchen aus der Diskussion hervorgehen.

Ich biss mir auf die Unterlippe und drückte auf ‚Antworten‘. Schnell und ohne zu überlegen flogen meine Finger über die Tastatur meines Handys und drückten anschließend auf ‚Senden‘. Im Grunde hatte Seite Nummer zwei gewonnen.
 

Du kannst mich mal.
 

„Neji…“ Sein Name war nicht mehr als ein tiefer knurrender Laut, der zwischen Tenten´s zusammengepressten Lippen hervorkam.

„Ja, Schatz?“ Angesprochener tat so als bekäme er nichts von der gefährlichen Aura mit, die sich so langsam um seine Freundin aufbaute, und schenkte ihr sogar noch ein entzückendes Lächeln. Alle anderen Anwesenden – darunter auch ich – gingen augenblicklich in Deckung.

„Wenn du deine Hand nicht innerhalb von zwei Sekunden von meinem Hintern nimmst, beiße ich sie dir ab.“ Tenten´s Stimme war ganz ruhig als sie sprach und ein kleines süßliches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

Neji, der sich hervorragend darauf verstand seine Freundin zu provozieren, erwiderte dieses Lächeln, jedoch war es bei ihm echt, und fragte scheinheilig: „Das würdest du wirklich tun?“

„Warte noch ein bisschen länger und deine Frage erübrigt sich.“

Neji´s Mundwinkel zuckten zu der Andeutung eines Grinsens, dann tat er seufzend was Tenten ihm befohlen hatte und ließ seine rechte Hand ein Stück nach oben wandern, sodass sie auf Tentens unterem Rücken zum Erliegen kam. „Besser so, Schatz?“

„Viel besser.“ Mit einem kleinen aber ehrlichen Lächeln auf den Lippen reckte sich Tenten ein Stück und gab Neji einen Kuss, woraufhin dieser seine linke Hand auf ihre Hüfte legte und sie noch ein Stückchen näher zu sich zog.

Ab diesem Moment wandte ich mich Ino zu, welche irgendwie geschockt wirkte, weshalb ich ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte und sie zaghaft ansprach: „Ino?“

Ganz langsam drehte Angesprochene ihren Kopf in meine Richtung und ich fürchtete bereits, dass sie gleich einen Heulkrampf bekommen würde, weil Tenten und Neji ganz öffentlich ihre Liebe zeigen durften und sie und Gaara sich heimlich treffen mussten, da Temari sonst sicherlich ausflippen würde; jedoch überraschte sie mich wieder einmal: „Machen sie dir auch Angst?“

Einen kurzen Moment war ich verwirrt, dann nickte ich langsam. „Ein bisschen schon.“ Tatsächlich war es etwas gruselig zu sehen, wie Tenten und Neji miteinander umsprangen: Die beiden provozierten sich gegenseitig, bis einer von beiden nachgab – meistens Neji – und dann ging das Ganze wieder von vorne los. Sie verhielten sich fast genauso, wie vor ihrem Date, nur dass sie jetzt aneinander klebten wie zwei äußerst starke Magnete. Gruselig.

„Puh, dann bin ich ja nicht die Einzige. Das beruhigt mich.“ Ino grinste und schnappte sich dann ihre Tasche, um sie zu schultern und sich in die Reihe derjenigen einzureihen, die sich hinter unserem Mathelehrer in den Unterrichtsraum drängten. Ich seufzte leise, bevor auch ich mich dem Rest der Klasse anschloss und Ino zu Mathe folgte.

Es waren keine zwei Schritte. Nicht einmal zwei Schritte trennten mich noch von meinem Platz, da stellte sich jemand mir plötzlich in den Weg und verhinderte somit, dass ich zu meinem Platz gelang. „Geh mir aus dem Weg, Uchiha.“

Ohne auch nur einen Blick an sein Gesicht zu verschwenden, versuchte ich mich an ihm vorbeizuschieben, jedoch hielt er mich am Ärmel meiner Jacke fest. „Ich will mit dir reden.“

Für eine Millisekunde spürte ich den Drang zu nicken und seinem Willen zu folgen, dann biss ich mir auf die Unterlippe und rammte ihm meine Schulter gegen den Oberkörper.

„Ich aber nicht mit dir.“ Mit diesen Worten ging ich an ihm vorbei und ließ mich auf meinem Platz am Fenster nieder.

Hinata, welche bereits auf dem Platz neben mir saß, musterte mich besorgt. „Willst du reden?“

„Nein.“ Damit war das Thema für mich beendet und ich widmete mich dem Unterricht. Dass ich während den nächsten neunzig Minuten ununterbrochen an das vergangene Wochenende denken musste und somit kein Wort von dem, was Mr. Sarutobi da von sich gab, verstand, verdrängte ich so gut es ging.
 

Den restlichen Montag ging ich Sasuke so gut wie möglich aus dem Weg. Nach Mathe verschwand ich auf die Mädchentoilette, die ich erst eine Minute vor Unterrichtsbeginn wieder in Richtung Spanischunterricht verließ. Englisch schwänzte ich mit der Begründung, es ginge mir nicht gut. Die freie Zeit nutzte ich, um bei den Uchihas vorbeizuschauen, dort ein wenig aufzuräumen und schließlich wieder zu verschwinden, bevor Sasuke oder Itachi nach Hause kamen. Als ich dann endlich die trauten Wände meines Zimmers wiedersah, hatte ich drei verpasste Anrufe von Ino, einen von Sasuke und einen von Hinata. Ich rief niemanden zurück.
 

„Können wir reden?“

Die Hand, mit welcher ich soeben das Geschichtsbuch aus meinem Schließfach nehmen wollte, verkrampfte sich einen kurzen Moment, kaum dass Sasuke ausgesprochen und sich an meiner rechten Seite gegen die anderen Schließfächer gelehnt hatte. Steif und ohne ihn anzusehen, quetschte ich das Buch in meine Tasche. „Nein.“

„Sakura.“ Sasuke klang reichlich genervt, was mich in diesem Moment aber nur noch anstachelte, ihm möglichst patzig zu begegnen.

Also schloss ich mit einem mittelmäßig lauten Knall mein Schließfach und schenkte Sasuke einen kurzen, eisigen Blick, während ich meine Aussage wiederholte: „Nein.“

In der nächsten Sekunde umfasste Sasuke mein rechtes Handgelenk und hielt mich fest, sodass ich nicht einfach davoneilen konnte, wenn ich es gewollt hätte. „Wenn du nicht willst, dass wir zwei uns allein unterhalten, okay, damit kann ich leben. Aber ich bezweifle, dass du willst, dass wir uns vor allen anderen unterhalten. Ich bin mir sicher, Karin wartet nur darauf dich bloßzustellen.“

Sasuke´s Ton war unmissverständlich. Er wollte sich mit mir unterhalten und er würde sich mit mir unterhalten, ob ich nun wollte oder nicht. Mir allein oblag es nun, zu entscheiden, ob ich ein Gespräch unter vier Augen oder eines vor der halben Schülerschaft haben würde. Kleiner verzogener Satansbraten… „Okay. Du hast zwei Minuten.“

„Gut.“ Sasuke verzog seine Lippen zu einem triumphierenden Lächeln, bevor er mich hinter sich her und den Gang entlang zog. Sobald wir die Biologieräume passiert hatten, blieb er stehen und ließ mich los, um einen Schlüssel aus der Hosentasche zu kramen, mit welchem er den Sanitäterraum unserer Schule aufschloss.

„Woher hast du den Schlüssel?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich auf das kleine Stück Metall, welches von Sasuke sofort wieder in seiner Hosentasche verstaut wurde.

„Lange Geschichte, die meine zwei Minuten überschreiten würde.“ Ein kleines Grinsen folgte seinen Worten, bevor er mir die Tür aufhielt, damit ich vor ihm den Raum betreten konnte.

„Erzähl sie mir, dann muss ich mir wenigstens keine nullachtfünfzehn Entschuldigungen anhören.“ Ohne Sasuke anzusehen stellte ich meine Tasche auf dem einzigen Tisch im Raum ab und setzte mich daneben auf die Tischplatte.

Sasuke gab derweil ein tiefes Seufzen von sich, bevor auch er seine Tasche abstellte und sich, keine zwei Schritte von mir entfernt, vor mir positionierte. „Es tut mir leid.“

„Ich sagte doch bereits, dass ich diesen nullachtfünfzehn Scheiß nicht hören will.“

„Würdest du mich vielleicht ausreden lassen?“ Sasuke blickte mich einen Moment abschätzig an und als ich nichts erwiderte, fuhr er fort: „Danke. Also, es tut mir leid. Ich hätte am Sonntag nicht einfach verschwinden dürfen und mich erst Stunden später bei dir melden. Ich weiß, dass ich dir weh getan habe und dass ich ein Idiot bin. Ich hätte dir gleich sagen sollen, dass der Kuss ein Fehler war und es wäre wahrscheinlich noch besser gewesen, wenn-“

„Moment.“, unterbrach ich Sasuke in seinem Monolog und biss mir auf die Unterlippe als mein Gegenüber mich verwirrt ansah. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich ihm überhaupt zuhören würde. Aber das tat ich. Und ich wünschte mir, ich hätte es nicht getan. „Ein Fehler?“

„Ja. Ich meine…“

Ich bekam nicht mehr mit, was Sasuke meinte. Angespannt presste ich meine Zähne aufeinander und unterdrückte den Drang loszuheulen. Der Kuss war also ein Fehler gewesen. Er hätte auch gleich sagen können, ich sei ein Fehler gewesen, das wäre auf´s Gleiche rausgekommen. „Die zwei Minuten sind um.“

Ohne Sasuke anzusehen, griff ich nach meiner Tasche und schulterte sie, um an ihm vorbei aus dem Raum zu flüchten. Sasuke schnappte sich gerade noch so meine Hand und hielt mich fest, damit ich nicht einfach abhauen konnte. „Sakura, warte. So habe ich-“

„Fick dich!“, fauchend entriss ich ihm meine Hand und schenkte ihm einen letzten wütenden Blick, bevor ich aus dem Raum stolzierte. Dass ich, kaum dass die Tür des Sanitäterraums mit einem Knall hinter mir zugefallen war, tief Luft holte und mir eine Träne von der Wange wischte, bevor ich mit erhobenem Haupt und gebrochenem Herzen geradewegs zum Geschichtsunterricht ging, fiel niemanden auf. Das war auch besser so. Es musste niemand wissen, dass ich mich in ein Arschloch verliebt hatte.
 

„Bin wieder zu Hause!“

„Küche!“, war alles, was ich auf den mehr oder weniger erfreuten Ausruf meiner Mum am Donnerstagabend erwiderte, während ich höchstkonzentriert die chinesischen Nudeln im Wok hin und her schob, damit sie mir nicht anbrannten.

„Was für eine herzzerreißende Begrüßung. Oh, du kochst schon?“, verwundert blickte meine Mum über meine Schulter auf die Nudeln hinab, welche einfach nicht goldgelb werden wollten, bevor sie mir einen kleinen Kuss auf die Wange gab.

„Schon? Es ist halb acht, Mum.“

„Oh. Da war der Flug wohl doch länger als ich dachte. Hat sich irgendwie nicht so lange angefühlt.“

„Du hast bestimmt wieder die ganze Zeit geschlafen.“ Mit einem Grinsen stellte ich die Gasplatte aus und nahm den Wok von eben jener hinunter, um die Nudeln einigermaßen gleichmäßig verteilt auf zwei Teller zu geben.

„Nur ein bisschen. Aber deine Mutter ist eine viel beschäftigte Frau, daher darf sie das. Außerdem…“, sie pausierte und nahm mir einen der Teller ab, um mich mit funkelnden Augen anzusehen, „… habe ich dieses Wochenende frei, weshalb wir es uns mal wieder so richtig gemütlich machen können zusammen. Soweit ich weiß, steht noch eine Staffel Gilmore Girls aus.“

„Das ist ja cool.“ Für einen kurzen Moment freute ich mich wirklich. Dann fiel mir ein, dass ich dieses Wochenende bereits verplant hatte. „Ups, sorry Mum. Ich kann dieses Wochenende nicht. Ich hab Ino schon versprochen, dass wir am Samstag ´nen Filmeabend bei ihr machen. Sie hat ein bisschen Liebeskummer, weißt du?“

Anscheinend fiel meiner Mum nicht auf, dass ich ihr gerade das Blaue vom Himmel hinunterlog, denn sie nickte verständnisvoll. „Schon okay. Dann werde ich diesen Samstag mal Angelique besuchen. Du weißt schon, meine eine Kollegin von der ich dir erzählt habe. Die liegt mir auch schon ewig auf der Tasche, dass wir mal zusammen …“

Ab diesem Moment rauschten die Worte meiner Mum nur noch an mir vorbei, während ich möglichst interessiert dreinschauend so tat als hörte ich ihr zu.
 

„Sakura, hey. Schön, dass du wieder da bist. Du warst die Woche über ja so schnell weg, da konnte ich dir nicht mal wirklich ‚Hallo‘ sagen.“

Lächelnd passierte ich die Haustür der Uchihas, welche mir von Itachi aufgehalten wurde, und stellte meine Tasche ab, während ich ihm antwortete: „Ja, ich hatte die Woche total viel zu tun. Da musste ich mich beeilen.“ Hatte ich nicht und musste ich nicht. Aber es war praktisch gewesen, immer dann arbeiten zu gehen, wenn Sasuke beim Training war und da das nur zweimal in der Woche für gut eine Stunde der Fall war, hatte ich mich halt beeilen müssen. Dank dieser Taktik hatte ich es immerhin geschafft, Sasuke größtmöglich aus dem Weg zu gehen. Dass ich dafür weniger Zeit mit Itachi verbringen konnte, ärgerte mich zwar – Immerhin war Itachi wirklich nett und man konnte sich prima stundenlang mit ihm unterhalten ohne das Gefühl zu bekommen, dass man ihn langweilte. –, jedoch nahm ich diesen Umstand gern in Kauf, wenn ich dafür Sasuke nicht sah. Er brauchte mich nicht daran erinnern, dass ich ein Fehler gewesen war.

„Sasuke wartet bereits auf dich. Ich hab ihm gesagt, dass er dich bitten soll, dass du etwas früher kommst als sonst, aber anscheinend hat er das vergessen. Aber dann müsst ihr euch nachher einfach etwas beeilen.“

Desto mehr Itachi sagte, umso verwirrter wurde ich. Wieso wartete Sasuke bereits auf mich? Wieso sollte ich früher kommen? Und wieso sollte ich mich später beeilen? Diese Fragen stellte ich auch Itachi.

Dieser sah mich daraufhin reichlich verdutzt an. „Hat Sasuke dir denn nichts gesagt?“

„Wovon denn?“ Mittlerweile wurde ich ungemütlich. Was lief hier, was man mir anscheinend noch nicht erzählt, was aber definitiv etwas mit mir zu tun hatte?!

„Du möchtest heute Sasuke´s Begleitung bei einem Geschäftsessen unserer Eltern in Orlando mimen.“, ließ Itachi die Bombe platzen.

„Ich… möchte was?“, vollkommen vor den Kopf gestoßen, sah ich Itachi entgeistert an.

„Super, Itachi. Jetzt hast du sie in Panik versetzt, ohne dass das nötig wäre.“

Ich verrenkte mir beinahe den Hals als ich mich ruckartig zu Sasuke umwandte, welcher soeben aus dem Wohnzimmer kam und einen aalglatten Gesichtsausdruck zur Schau stellte.

Natürlich war mir klar gewesen, dass ich Sasuke an diesem Samstag sehen würde. Er war ja der Grund, dass ich überhaupt hier und nicht bei meiner Mum war. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schmerzhaft sein würde ihn zu sehen.

„Du bist selbst schuld, Brüderchen. Wieso hast du sie noch nicht gefragt?“

„Weil sie niemals hergekommen wäre, wenn ich sie bereits gefragt hätte.“

„Vergesst es!“, rief ich völlig aus dem Zusammenhang gerissen, was mir aber erst einige Sekunden später auffiel, als Sasuke und Itachi mich bereits verwirrt ansahen. „Ich werde nicht nach Orlando fahren. Was soll ich da bitte? Und wie kommt ihr überhaupt auf die blöde Idee, dass ich – ich! – Sasuke´s Freundin spielen könnte?! Ich bin eine grottenschlechte Lügnerin und Schauspielerin. Außerdem habe ich gar nichts zum Anziehen da!“ Entschieden schnaubend, beendete ich meinen Vortrag und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich würde nicht nach Orlando fahren, um Sasuke´s Freundin zu spielen. Fertig, aus, Ende.

„Wenn du mir diesen Gefallen tust, sind deine Schulden pünktlich um Mitternacht des heutigen Tages abbezahlt. Die passende Kleidung, die du brauchst, kaufen wir dir gleich auf unsere Kosten und du darfst sie behalten, wenn du möchtest. Außerdem hättest du die ganze nächste Woche frei.“ Sasuke´s Worte klangen ein wenig wie auswendig gelernt, jedoch verdrängte ich diesen Gedanken und biss mir nachdenklich auf die Unterlippe. Sollte ich…? Sollte ich nicht…? „Die ganze nächste Woche?“

„Die ganze nächste Woche.“, widerholte Sasuke.

„Das heißt… bezahlter Urlaub?“

„Natürlich.“, versicherte mir diesmal Itachi.

Mit einem Seufzen gab ich auf. „Okay. Bitte. Dann fahrt halt mit mir nach Orlando. Aber glaub bloß nicht, dass das irgendetwas ändert, Sasuke.“

Angesprochener verzog seine Lippen zu diesem unglaublichen schiefen Grinsen, welches mein Herz zu einem kleinen Sprung bewegte. „Natürlich nicht.“

Ich war bereits drauf und dran etwas auf diese unverhohlene Ironie zu erwidern, jedoch kam mir Itachi zuvor, welcher sich beinahe unauffällig zwischen Sasuke und mich schob.

„Na dann, bevor Sasuke noch ein blaues Auge riskiert, lasst uns fahren. Wir brauchen noch passende Abendgarderobe für dich, Sakura, und haben dafür nur noch knapp drei Stunden Zeit. Also: hopp, hopp!“ Mit diesen Worten scheuchte Itachi mich und Sasuke aus dem Haus zu seinem Wagen und verdonnerte dort angekommen seinen Bruder dazu, sich nach hinten zu setzen, was mir ein kleines gehässiges Grinsen auf die Lippen zauberte.

Dieses verging mir aber sofort wieder als meine Gedanken sich den bevorstehenden zwölf Stunden widmeten: Ich würde nicht nur nach Orlando fahren, sondern da auch noch, bei einem Geschäftsessen der Familie Uchiha, Sasuke´s Freundin spielen. Mein Leben war ja soo~ toll. … Verdammte Kacke.
 

* ---> Leadsänger der amerikanischen Rockband Kings of Leon

** ---> US-amerikanische Krimiserie

Prelude

You would get it girl but you ain´t like that

I see you´re different, I like that
 

„Ihr wisst aber schon, dass es zur Mall in die andere Richtung geht?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich von Itachi zu Sasuke und schnell wieder zurück, bevor ich erneut aus dem Seitenfenster von Itachi´s Wagen die Umgebung betrachtete.

„Wir fahren nicht in die Mall.“

Ich tat so als hätte nicht Sasuke, sondern Itachi mir geantwortet, und wandte mich fragend dem Älteren der Brüder zu: „Wieso nicht?“

„Die Abendgarderobe, die dort angeboten wird, ist nicht unbedingt das Passende für heute Abend.“, antwortete mir Itachi wohl überlegt. Meinetwegen hätte er auch ruhig sagen können, dass die Klamotten, die man da kaufen konnte, definitiv zu wenig Stil hatten – wenn sie mal nicht scheiße aussahen – als dass man sie bei einem Geschäftsessen der Uchihas tragen könnte. Aber wahrscheinlich war Itachi einfach zu gut erzogen worden, weshalb er eben dargelegten Umstand äußerst freundlich umschrieben hatte.

„Okay. Und wo fahren wir dann hin?“

„Clace and Crace.“

„Was?!“, geschockt verrenkte ich mir beinahe den Hals, um Sasuke anzustarren. Hatte er das gerade wirklich gesagt?

„Clace and Crace.“, wiederholte Sasuke langsam und beobachtete mich mit hochgezogener Augenbraue. Mit noch immer vor Schreck weit geöffneten Augen drehte ich mich wieder nach vorn und starrte ein wenig fassungslos vor mich, während ich mich an ein Gespräch mit Ino über die Shoppingmöglichkeiten in Jacksonville erinnerte.

Wenn man Ino´s damaligen Ausführungen glauben durfte – und das durfte man in diesem Fall definitiv – dann handelte es sich bei Clace & Crace um die Luxus-Boutique der Stadt. Armani, Dolce & Gabbana und Dior waren nur einige wenige der Luxusmarken, die dort vertrieben wurden und das nicht zu wenig. Diese Boutique war für vermögende Menschen so etwas wie H&M für Normalsterbliche. Und jetzt würde ich dort einkaufen gehen. Irgendetwas stimmte doch in meinem Leben nicht.
 

„Also“, begann Itachi langsam, während er den Wagen auf einem kleinen und erstaunlich leeren Parkplatz, welcher sich direkt neben einem hohen alten Backsteingebäude mit hübsch restaurierter Fassade befand, parkte. Mit einem letzten leisen Summen erstarb der Motor und meine Hand wanderte bereits zum Sicherheitsgurt, als Itachi seinen Satz fortsetzte: „Ich lass euch einen Wagen hier her bringen und hol jetzt Chris ab. Denk dran, Sasuke, um sechs Uhr musst ihr da sein, also habt ihr noch gut drei Stunden Zeit, um ein passendes Outfit zu finden. Und wenn ich eins sage, dann meine ich auch eins. Vater ist schon angespannt genug, da musst du ihn nicht auch noch provozieren, indem du sein Geld aus dem Fenster wirfst, nur weil du Lust dazu hast. Verstanden, Sasuke?“

„Jaja. Ich bin kein kleines Kind mehr, Brüderchen, du kannst dir die Moralpredigten also sparen.“, erwiderte Sasuke nicht gerade freundlich und ignorierte dabei Itachi´s mahnenden Blick. Ohoh, irgendwie wurde es gerade mächtig kühl hier im Wagen, vielleicht sollte ich…? Mit einem tiefen Seufzen beendete Itachi die gedankliche Ausarbeitung meiner Fluchtpläne und griff in seine Jackentasche, um eine kleine silberne Karte herauszuholen und an Sasuke weiterzugeben. Es dauerte einen Moment bis es bei mir Klick machte und mir bewusst wurde, dass ich soeben zum ersten Mal in meinem Leben eine Platinum-Kreditkarte gesehen hatte. Heilige Scheiße.

„Na dann.“ Sasuke präsentierte ein verschmitztes Grinsen, während er die Kreditkarte in seiner Jackentasche verschwinden ließ und sich anschließend abschnallte. „Lass uns shoppen gehen, Sakura.“

„Eh, Moment mal. Du kommst nicht mit?“, irritiert sah ich zu Itachi, welcher leicht den Kopf schüttelte.

„Nein. Tut mir Leid Sakura, aber ich habe Christina versprochen, dass ich vor dem Geschäftsessen noch mit ihr ins Theater in Orlando gehe, sozusagen als kleine Entschädigung.“

„Dann… kommt Christina heute Abend auch?“

„Ja, sie ist meine Begleitung. Habe ich das nicht erwähnt?“

„Nein, hast du nicht. Aber das ist cool. Dann weiß ich wenigstens an wen ich mich halten muss, wenn´s brenzlig wird.“

„Keine Sorge, Sakura. Du schaffst das schon. Bisher hat es Karin ja auch immer geschafft als Sasuke´s Freundin durchzugehen und dabei auch noch Eindruck zu schinden, ich bin mir sicher, dass du-“

„Sekunde. Karin?“, verwirrt sah ich von Itachi zu Sasuke, welcher sich angespannt den Nasenrücken massierte. Da hatte sich wohl einer verplappert.

„Sie hat bisher meine Begleitung gespielt, aber heute Abend konnte sie nicht, deshalb habe ich dich gefragt.“, erklärte Sasuke und öffnete die Wagentür, um auszusteigen.

„Genötigt, trifft die Sache wohl eher.“ Leise grummelnd, öffnete ich ebenfalls meine Wagentür und schwang meine Beine nach draußen. „Bis dann Itachi.“ Lächelnd verabschiedete ich mich vom angenehmeren Uchiha-Bruder und stieg schlussendlich vollständig aus dem Wagen aus. Ich sah noch wie Itachi mein Lächeln erwiderte, bevor ich die Wagentür zuwarf und Sasuke über den Parkplatz in Richtung des großen Backsteingebäudes folgte.

„Wieso genau muss ich eigentlich deine Begleitung spielen? Ich meine, du könntest doch auch einfach ohne Begleitung da hingehen, da wär doch nichts dabei.“ Fragend blickte ich Sasuke von der Seite her an, während ich neben ihm her um eine Ecke des Gebäudes bog und den Bürgersteig entlang ging.

„Vor allem weibliche Geschäftspartner sind mehr an mir und Itachi als an dem Geschäft an sich interessiert. Diesen Umstand umgehen wir, wenn wir in Begleitung erscheinen. Außerdem baggern die Kellnerinnen dann weniger.“ Sasuke´s Lippen verzogen sich kurzzeitig zu der Andeutung eines Grinsens, bevor er plötzlich stehen blieb.

Hätte ich ihn nicht aufgrund unseres Dialogs angesehen, wäre ich an dieser Stelle prompt weitergelaufen. Da ich aber ebenfalls stehen blieb, kam ich nicht umhin die vordere Fassade des Backsteingebäudes zu mustern, welche im Großen und Ganzen aus riesigen Schaufenstern und einem hübsch geschwungenen Schriftzug, mit den Worten Clace & Crace, oberhalb der Eingangstür der Boutique, bestand.

Ein leiser Laut der Bewunderung entkam meinen Lippen, die sich automatisch erstaunt geöffnet hatten, weshalb ich gleich darauf amüsiert von Sasuke angesehen wurde, bevor er auf die Eingangstür zuschritt und sie mir aufhielt. Einen kurzen Augenblick zögerte ich, dann straffte ich meine Schultern und ging an Sasuke vorbei, um die Boutique zu betreten.

Im Grunde sah die Boutique von innen genauso aus wie jede andere Boutique auch. Nur irgendwie viel exklusiver und teurer. Neben den üblichen Regalen mit Schuhen, Accessoires und Taschen, gab es mehrere Reihen Stangenregale, welche ansehnlich gefüllt waren. Im hinteren Bereich der Boutique konnte ich die Umkleiden erkennen. Keine drei Meter davor befand sich wohl der Wartebereich, bestehend aus zwei pechschwarzen Couchen auf einem hübschen weißen Teppich zusammen mit einem ebenso schwarzen Kaffeetischchen.

Ich ließ meinem Blick weiter durch den Raum wandern und bemerkte eine hübsche junge Frau, welche eindeutig die Rolle der Verkäuferin in dieser Boutique einnahm und dementsprechend lächelnd, von der Kasse aus, auf uns zu getänzelt kam. Und tänzeln, das tat sie wirklich, anders konnte man die Art und Weise wie sie freudig lächelnd auf uns zuschritt nicht beschreiben. Anscheinend hatte da jemand Freude an seinem Beruf. „Guten Tag, Mr. Uchiha. Es freut mich sehr, dass Sie uns wieder einmal beehren. Was kann ich für Sie tun?“

Überrascht sah ich von der Verkäuferin zu Sasuke und wieder zurück. Hatte sie ihn gerade mit Namen angesprochen? Nun, wahrscheinlich kauften die Uchihas öfter hier ein. Oder sie waren einfach so reich, dass man ihren Namen als Verkäuferin in so einem Laden aus dem Effeff wissen musste.

„Ich bin auf der Suche nach vollständiger Abendgarderobe für meine Begleitung. Ohne preisliches Limit, versteht sich.“

Das Lächeln der Verkäuferin wurde noch ein wenig intensiver und sie nickte knapp, bevor sie ihren Blick auf mich legte und mich einen Moment lang von oben bis unten musterte. Irgendwie fühlte ich mich plötzlich unwohl. Nicht, dass ich besonders schüchtern oder dergleichen war, aber hier, in diesem Laden, fühlte ich mich ein wenig fehl am Platz mit meiner ausgeblichenen und an den Knien zerrissenen Lieblingsjeans, den pinken Chucks und dem grauen Hurley Hoodie.

„Mhh“, war alles, was die Verkäuferin von sich gab, bevor sie sich wieder lächelnd an Sasuke wandte: „Lieber elegant und schlicht oder ein wenig ausgefallener?“

„Was sie will.“

Noch immer lächelnd nickte die Dame vor uns wieder und wandte sich schließlich wieder mir zu: „Also, was darf´s sein? Elegant und schlicht oder ein wenig ausgefallener?“

„Ehm… Ich denke, elegant wäre passender.“, antwortete ich zögernd und fühlte mich furchtbar überfordert. Woher sollte ich bitte wissen, was ich tragen wollte, war es mein Geschäftsessen, oder wie?!

Die Verkäuferin summte einen Moment nachdenklich, dann bat sie uns ihr zu folgen und bot uns etwas zu trinken an, während sie uns zu den Couchen führte, wo wir uns setzen sollten. Sasuke bestellte einen Kaffee, schwarz und ohne Zucker, während ich mich mit einem Wasser begnügte. Ich hatte meine Bestellung kaum aufgegeben, da stand mein Wasser auch schon vor mir, jedoch kam ich gar nicht dazu auch nur einen Schluck zu nehmen, weil ich bereits in eine der Umkleiden beordert wurde. Leise seufzend band ich meine Haare zu einem Zopf zusammen, bevor ich mich meiner Lieblingskleidung entledigte und darauf wartete, dass Sophie – mit diesem Namen hatte sich die reizende Verkäuferin vorgestellt – mit einem Kleid zum Anprobieren wiederkam. Was sie auch keine Minute später tat. Jedoch kam sie nicht nur mit einem, sondern gleich mit fünf wieder, was mich erneut ein wenig überforderte. Sophie, die meinen schockierten Blick wohl bemerkt hatte, mit welchem ich die Kleider und vor allem ihre Verschlüsse betrachtete, schmunzelte. „Wenn Sie möchten, helfe ich Ihnen.“

„Das wäre atemberaubend.“ Dankbar lächelnd, nahm ich ihr Angebot an und ließ mir von ihr in das erste Kleid helfen. Dabei handelte es sich um ein schlichtes schulterfreies Maxikleid aus dunkelblauer Seide, welches mir bis zu den Knöcheln reichte und mit einer Blumenapplikation aus ebenfalls dunkelblauem Stoff am Ausschnitt versehen war. Da sich in der Umkleide keine Spiegel befanden, musste ich nach draußen, um mich in dem Kleid begutachten zu können. Um Sasuke´s Kommentar kam ich dabei nicht drum herum: „Zu festlich.“ Eins musste man dem Satansbraten lassen: Er hatte Ahnung von Mode. Das Kleid sah in der Tat ein wenig zu festlich für ein Geschäftsessen aus. Seufzend ging ich zurück in die Umkleide und ließ mir von Sophie in das nächste Kleid helfen, welches aus zart lavendelfarbenen Stoff gefertigt worden war und sich furchtbar mit meinen pinken Haaren biss. Also folgte das nächste Kleid. Und das nächste…
 

„Nein.“

„Wieso diesmal nicht?“

„Du siehst aus als wärst du im sechsten Monat schwanger.“

„Ich geb dir gleich schwanger, du Arsch.“ Ziemlich sauer zeigte ich Sasuke meinen Mittelfinger, was er aber nur mit einem amüsierten Schmunzeln quittierte, bevor er wieder auf sein Smartphone blickte. Das schwarze knielange Kleid mit Spaghettiträgern, welches ich gerade trug, war mittlerweile Kleid Nummer dreizehn und noch immer nicht das richtige für Mr. Uchiha. Arschloch.

Genervt stapfte ich zurück in die Umkleide und schlüpfte aus dem Kleid, um es Sophie zu geben, welche gerade mit einem weiteren Kleid über dem Arm vorbeikam, welches sie mir im Austausch gab. Einen kurzen Moment betrachtete ich das weiße Bandeaukleid mit dem asymmetrischen Saum in meinen Händen. Da mir nichts einfiel, was ich oder Sasuke daran aussetzen könnten, zog ich es über und verließ anschließend die Umkleide wieder. „Was hältst du hiervon?“

Sasuke sah wenig begeistert von seinem Smartphone auf, anscheinend hatte er gerade etwas interessanteres getan als mir Tipps bezüglich meiner Garderobe zu geben, und betrachtete mich einen Moment still. Dann schlich sich ein leicht anzügliches Grinsen auf seine Lippen. „Wenn du vorhast damit demnächst in unseren Pool zu fallen, kaufe ich es dir gerne.“

Es dauerte einen Moment bis ich die Verbindung zwischen seinen Worten und seinem Grinsen verstand. „Du Perversling!“

Schreiend griff ich nach dem nächstbesten Gegenstand, um Sasuke zu bewerfen, was dazu führte, dass Sasuke zwei Sekunden später eine ziemlich hässlich aussehende Tasche von Prada in den Händen hielt. Er lachte leise und grinste mich weiterhin an, während ich mit hochrotem Kopf zurück in die Umkleide marschierte.

„Du siehst übrigens bezaubernd darin aus.“, rief er mir noch hinterher, jedoch war seiner Stimme anzuhören, was er damit wirklich sagen wollte.

„Fick dich!“, war daher alles, was ich erwiderte, bevor ich mich des Kleides entledigte und zum nächsten griff. Ohne es mir genauer anzusehen, zog ich es über und registrierte nur am Rande den grünen, eng anliegenden Stoff, der kurz oberhalb der Knie endete, bevor ich erneut die Umkleide verließ und mich vor Sasuke positionierte. „Und? …Wehe du lässt noch so einen Kommentar vom Stapel, dann-“

„Perfekt.“

Es war nur ein einziges Wort. Und doch warf es mich so sehr aus der Bahn, dass ich ein paar Sekunden lang verwirrt Sasuke anstarrte, bevor ich skeptisch nachfragte: „Echt?“

Sasuke´s Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Echt.“

Da Sasuke mich anscheinend wirklich nicht verarschen wollte, wandte ich mich von ihm ab und stattdessen dem Spiegel neben dem Wartebereich zu, um mich und das Kleid zu betrachten. Sasuke hatte Recht gehabt. Es sah wirklich gut aus.

Der grüne Stoff war, ausgehend vom One-Shoulder-Look des Kleides, auf der rechten Seite höher angesetzt als links und zudem noch gerafft worden, was dafür sorgte, dass ich nicht aussah wie eine Presswurst und das Kleid mir stattdessen wirklich stand.

Aus den Augenwinkeln sah ich wie Sasuke sich bewegte und kurz darauf hinter mich trat, weshalb ich ihn im Spiegel sehr genau beobachten konnte. Ich spürte ein leichtes Ziehen an meinen Haaren und im nächsten Moment fielen mir meine pinken Strähnen offen über die Schultern.

„Es steht dir wirklich hervorragend.“ Sasuke´s Stimme war ganz leise, kaum mehr als ein Flüstern und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Wie gebannt starrte ich in den Spiegel und beobachtete ihn dabei, wie er sich leicht zu meinem Ohr vorbeugte und plötzlich ebenfalls in den Spiegel sah, genau in meine Augen.

„Die Farbe harmoniert wunderbar mit deinen Augen.“ Sasuke´s Atem streichelte meine Wange, sein Blick bohrte sich über den Spiegel in meinen – und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

Ich schluckte geräuschvoll und senkte meinen Blick, um seinem zu entkommen.

Beinahe sofort trat Sasuke ein paar Schritte zurück und wandte sich Sophie zu: „Wir nehmen das Kleid.“

„Wunderbar!“ Sophie, welche bis eben nach weiteren Kleider gesucht hatte, hängte jene, die sie über dem Arm trug, einfach in eines der Stangenregale und kam auf uns zugeeilt.

„Wir bräuchten dann noch Schuhe, Accessoires und einen Mantel.“ Sasuke´s Stimme war wieder sachlich und kalt, ganz anders als wenige Sekunden zuvor.

„Natürlich. Welche Schuhgröße?“ Diesmal wandte sich Sophie an mich.

„Acht einhalb.“*

Sophie nickte und ging in Richtung Schuhregale davon. Als sie zwei Minuten später zurückkam, trug sie gleich fünf Kartons mit Schuhen, welche sie vor mich stellte.
 

Nachdem wir noch eine Weile Schuhe anprobiert und ich mich schließlich für ein paar schwarze Pumps mit silbernem Absatz und Plateau entschieden hatte, wurden mir noch mehrere Mäntel präsentiert. Ein schwarzer Mantel mit Stehkragen und schräg verlaufendem Reißverschluss von Even&Odd gefiel mir auf Anhieb, weshalb auch dieser – zusammen mit einer dezenten silbernen Halskette mit einem kleinen dunkelgrünen Anhänger in Form eines umgedrehten Wassertropfens, den dazugehörigen Ohrringen, sowie einem silbernen Armkettchen – auf die Einkaufsliste gesetzt wurde.

Ich war gerade dabei mir meine alte Kleidung wieder überzuziehen, als ich hörte wie Sasuke sich mit Sophie unterhielt: „Ja, das ist gut. Das nehmen wir auch.“

„Natürlich. Soll ich es besonders einpacken?“

„Nein. Achten Sie nur darauf, dass sie möglichst keine Falten hineinlegen.“

„Natürlich.“

Daraufhin hörte ich nur noch das Rascheln von Papier, weshalb ich mich wieder mir selbst zuwandte und meine Haare wieder in einem Zopf zusammennahm. Ich hätte meine Haarbürste mitnehmen sollen. Ich seufzte leise und warf einen kurzen Blick auf mein Handy – 15.06 Uhr –, bevor ich die Umkleidekabine verließ und mich zu Sasuke an die Kasse gesellte. Sophie schenkte mir ein kurzes Lächeln, während sie die mittlerweile zweite Papiertüte mit Kleidung füllte und sich anschließend an Sasuke wandte: „Das wären dann dreitausendsechshundertdreiundzwanzig Dollar.“

„WAS?!“ Geschockt sah ich Sophie an, welche mir plötzlich gar nicht mehr so nett vorkam. Wie konnten die sechs Sachen, die wir gekauft hatten, so viel kosten?! „Sind Sie sich sicher?“ „Ja, natürlich. Wenn Sie möchten, dann lese ich alle Artikel noch einmal ein.“

„Das wird nicht nötig sein. Hier.“ Sasuke reichte Sophie die Kreditkarte aus seiner Jackentasche, welche sie unsicher lächelnd annahm.

„Sasuke, das ist viel zu viel Geld.“, wandte ich mich nun an den jungen Uchiha.

„Mach dir da keine Gedanken drum, Sakura. Ich bezahle. Hast du das etwa schon vergessen?“

„Nein, das habe ich nicht. Aber doch nicht dreitausendsechshundertdreiundzwanzig Dollar. Das ist viel zu teuer. Lass uns in die Mall gehen, da finden wir bestimmt auch was und das wird sicherlich nicht so teuer sein.“

„Sakura. Hör bitte auf, dir Gedanken um das Geld zu machen. Das ist lächerlich. Glaub mir, die dreitausend Dollar fallen nicht mal unserem Bankberater auf, wenn sie weg sind. Geschweige denn meinen Eltern.“ Sasuke sah mich eindringlich an und wandte sich dann wieder Sophie zu, welche ihm die Kreditkarte zurückgab.

Ich stand derweil daneben und sah noch immer fassungslos zu Sasuke. Meinte er das ernst? Hatten die Uchihas wirklich so viel Geld, dass es niemanden interessierte, wenn dreitausend Dollar für Kleidung ausgegeben wurde? Irgendwie… sorgte der Gedanke, dass ich gerade neben einem scheinbar steinreichen Kerl stand, bei mir für ziemliche Bauchschmerzen.
 

„Das ist doch ein Scherz.“

„Ich sehe keinen Clown, du etwa?“ Sasuke schenkte mir einen Blick von der Sorte Die-hat-doch-nicht-mehr-alle-Tassen-im-Schrank, woraufhin ich ihm einfach meinen Mittelfinger zeigte und lieblich lächelnd an ihm vorbei zu dem schwarzen Maserati stolzierte. „Ja, dich.“

„Du bist wieder unglaublich witzig heute.“, war Sasuke´s einziger Kommentar, bevor er die Papiertüten von Clace & Crace zu seinen Füßen abstellte und sein Smartphone zückte, um ein wenig auf dem Touchdisplay herum zu tippen und das Gerät schließlich in Richtung des Luxuswagens zu halten, dessen Lichter daraufhin kurz aufleuchteten.

Während ich Sasuke daraufhin leicht bis mittelschwer überrascht anstarrte, hielt er es anscheinend nicht für nötig mir zu erklären wie er den Wagen mit seinem Smartphone hatte aufschließen können und wo – um alles in der Welt – dieser Wagen überhaupt herkam. Daher starrte ich ihn auch noch zwei Minuten später ziemlich sprachlos an als wir den Parkplatz wieder verließen. Im Maserati.
 

„Nein, ernsthaft jetzt“, begann ich gut zwanzig Minuten später, so als hätten wir die ganze Zeit ein Gespräch geführt, während Sasuke uns ziemlich zügig aus der Stadt lenkte. „Wo kommt dieser Wagen her?“

„Itachi hat ihn uns bringen lassen.“

„Und das wusstest du, weil…?“

„Was glaubst du, was ich gemacht habe, während du das halbe Kleidersortiment des Ladens durchprobiert hast?“

„Ich hoffe doch, etwas Produktives.“

Sasuke warf mir einen kurzen geringschätzigen Blick zu, bevor er das Radio lauter drehte, welches bis dato ziemlich leise vor sich hin gespielt hatte.

Genervt schlug ich seine Hand vom Lautstärkeregler des Radios weg und drehte es wieder leiser. „Wieso darfst du diesen Wagen überhaupt fahren? Soweit ich mich entsinnen kann, dürfen Leihwagen nur von mindestens einundzwanzigjährigen Personen gefahren werden und du bist erst…“ Ich stockte. Wie alt war der Bastard eigentlich? Sasuke schien zu merken, dass ich Probleme damit hatte ihn alterstechnisch einzuschätzen, da ein amüsierter Ausdruck den Weg auf sein Gesicht fand, während er mich mit hochgezogenen Augenbrauen aus den Augenwinkeln beobachtete. „Ich bin…?“

„Jünger als einundzwanzig.“, antwortete ich ausweichend.

Sasuke lachte leise. „Siebzehn, Sakura. Ich bin siebzehn.“

„Also hatte ich Recht. Jünger als einundzwanzig. Womit wir auf meine Frage zurückkommen: Wieso fährst du diesen Wagen, wenn du noch nicht einundzwanzig bist? Huh?“ Mit einem besserwisserischen, aber vor allem siegessicheren, Ausdruck im Gesicht, blickte ich ihn an.

„Vielleicht – aber nur möglicherweise –, weil das hier kein Leihwagen ist?“

Augenblicklich fiel mir alles aus dem Gesicht. Der Kerl verarschte mich doch. „Itachi… lässt dich ernsthaft… mit diesem sauteuren Wagen fahren, obwohl du nicht mal einen richtigen Führerschein hast?!“ Zum Ende meines Satzes war meine Stimme von ungläubig zu entsetzt kreischend gewechselt, weshalb Sasuke mir einen missbilligenden Blick schenkte.

„Hn.“

„Und ich dachte, dass ich ein Kind der unteren Mittelschicht bin. Aber jetzt weiß ich, dass ich eher ein Kind der mittleren Unterschicht bin.“ Noch immer leicht geschockt, sprach ich meine Gedanken einfach aus und schrie im nächsten Moment erschrocken auf, als Sasuke an der nächsten Ampel härter bremste als nötig gewesen wäre.

„Sag das nicht.“

„Aber es ist doch so. Ich meine, sieh dir doch als Beispiel uns beide an. Meine Mum verdient nicht mal genug, um mir eine dreihundert-Dollar-Schrottkiste zu kaufen, geschweige denn mir einen Führerschein zu finanzieren. Deine Eltern dagegen…“ Ich ließ den Satz unbeendet, warf dafür aber einen vielsagenden Blick auf das Armaturenbrett aus dunklem, edel aussehendem Holz.

„Sakura, ich mein´s ernst. Hör auf, so etwas zu sagen.“ Sasuke´s linke Hand, welche das Lenkrad hielt, verkrampfte sich, sodass die Knöchel weiß hervortraten, während er mit seiner rechten Hand nach mir griff und sich meine Hand schnappte, um sie zu drücken. „Du bist kein Kind der mittleren Unterschicht und auch keines der unteren Mittelschicht. Du bist Sakura Haruno, dich kann man gar nicht in irgendeine Schicht reinpacken.“

Sasuke´s Hand an meiner, seine Stimme, die einen beinahe sanften Ton angenommen hatte – und ein ekelhaft warmes Gefühl im Magen. Rasch entzog ich ihm meine Hand und wandte meinen Blick der Straße zu, welche uns aus Jacksonville raus führte.

„Hör auf damit, Sasuke. Schnulzen stehen dir nicht.“ Ich merkte selbst, dass meine Stimme nicht annähernd so gelassen klang wie ich vorgehabt hatte, jedoch schienen meine Worte ihre Wirkung nicht zu verfehlen, da Sasuke seine Hand wieder zurück ans Lenkrad nahm.
 

„Was genau machen wir dann eigentlich bei diesem… Geschäftsessen?“, durchbrach ich einige Minuten später die anhaltende Stille, die sich nach meinem Schnulzen-Kommentar eingestellt hatte.

„Essen.“, war Sasuke´s nicht gerade einfallsreiche Antwort.

„Nein, sag bloß?! Da wäre ich ja niemals drauf gekommen!“ Der Sarkasmus in meiner Stimme war unüberhörbar. „Nein, ernsthaft jetzt, was machen wir da?“

„Lächeln, charmant sein, vornehm essen und die Klappe halten. Die Gespräche solltest du lieber Itachi und meinem Vater überlassen.“

Sasuke hatte nicht ganz ausgesprochen, da zog ich bereits warnend eine Augenbraue in die Höhe. „Soll das ein höflicher Verweis darauf sein, dass ich mich nicht eloquent ausdrücken kann, oder was?“

„Glaub mir, Sakura, du könntest noch so begabt darin sein, dich mit wildfremden Menschen stundenlang und dann auch noch qualitativ hochwertig zu unterhalten. Das würde aber nicht den Umstand ändern, dass die einzigen Gesprächsthemen heute Abend Politik und Geschäfte sein werden.“

Ich seufzte ergeben. „Na super. Das klingt ja mega spannend. Wieso genau schleppst du mich da hin?“

„Damit Christina wen zum Reden hat. Sie kann furchtbar nervtötend sein.“ Sasuke verdrehte seine Augen, bevor er seine Hand erneut in Richtung Radio ausstreckte.

Ich kicherte amüsiert über seinen Kommentar und ließ zu, dass er das Radio etwas lauter drehte, während ich meinen Blick aus dem Seitenfenster auf die vorbeirauschende Landschaft richtete.
 

Gut zwei Stunden später begutachtete ich mich zum ersten Mal in meinem Leben im Badezimmerspiegel einer Suite eines Fünf-Sterne-Hotels in Orlando. Und das, was ich sah, gefiel mir eigentlich ganz gut: Ich trug das Outfit, das Sasuke für mich in Clace & Crace erworben hatte, und war gerade dabei meine Haare irgendwie in eine halbwegs vernünftige Frisur zu zwängen. Das funktionierte nur leider nicht so ganz wie ich das wollte. Genervt stellte ich meine Haarspraydose auf die Badezimmerablage und massierte stattdessen meinen Nasenrücken, während ich nach Sasuke rief. Dieser gesellte sich daraufhin keine zehn Sekunden später zu mir. „Was gibt´s?“

„Meine Haare sehen scheiße aus!“ Verzweifelt warf ich ihm einen kurzen Blick über meine Schulter zu und hätte beinahe begonnen zu sabbern.

Sasuke Uchiha, Traum – oder eher Albtraum – meiner schlaflosen Nächte, trug nicht mehr eine seiner vielen ausgeblichenen Jeanshosen, die ihn jedes Mal, wenn er sie trug, nur noch heißer aussehen ließen, sondern eine schlichte schwarze Anzughose. Sein einfaches schwarzes Shirt war einem nur zur Hälfte zugeknöpften weißen Hemd gewichen, welches noch eine Menge von seiner blassen Brust entblößte. Und der einzige Gedanke, der sich in diesem Moment durch meine Hirnwindungen fraß, war die Frage, wie ein Kerl nur so unglaublich heiß aussehen konnte?!

„Naja, sie sind pink, was soll ich dazu noch groß sagen?“ Sasuke, der anscheinend nicht bemerkte, dass ich ihn gerade anstarrte, verzog sein Gesicht zu einer gespielt entschuldigenden Grimasse.

Sein Kommentar entging mir trotz meiner Schwärmerei und seinen Schauspielkünsten nicht, weshalb ich beleidigt meine Wangen aufplusterte, einen Schritt auf ihn zuging und ihm, so hart es mir möglich war, gegen die Schulter schlug. „Du Arsch! Das hat nichts mit meiner Haarfarbe zu tun.“

„Natürlich nicht.“ Selbst wenn seine Stimme nicht vor Sarkasmus gestrotzt hätte, hätte ihn sein arrogantes Grinsen verraten.

„Du bist nur neidisch.“, war alles, was ich dazu noch sagte, bevor ich mir meine Haarbürste schnappte und das Haarspray wieder aus meinen Haaren raus kämmte, nur um es gleich darauf wieder hinein zu sprühen.

„Denkst du, das geht so?“, fragend wandte ich mich an Sasuke, der – nicht mehr im Türrahmen stand, sondern sich irgendwohin verpisst hatte. Leicht bis mittelschwer gereizt, warf ich meine Styling-Utensilien in meine Tasche, die sich merkwürdigerweise bereits im Hotelzimmer befunden hatte, als wir dort angekommen waren, bevor ich mit ärgerlich zusammengepressten Lippen aus dem Bad in Richtung des Wohnbereiches der Suite marschierte. „Sasuke Uchiha, könntest du mir vielleicht einmal die Ehre erweisen und-“

„Sakura! Hey!“

Erschrocken zuckte ich zusammen als plötzlich Christina vor mir auftauchte und mich freudestrahlend in eine Umarmung zog.

„Hey“, antwortete ich noch immer ziemlich perplex, kaum dass sie mich losgelassen hatte und mich nun mit hochgezogener Augenbraue von oben bis unten musterte.

„Du siehst fantastisch aus! Wo hast du dieses Kleid her? Das ist – Wow! Wirklich. Und diese Kette! Doppel-Wow!“ Sie grinste und trat einen Schritt zurück, bevor sie sich meine Hand schnappte und mich zu der Couch in der Mitte des Raumes zog, damit wir uns setzen konnten. Ich musterte derweil ihr Outfit. Sie trug ein hübsches bordeaurotes Cocktailkleid mit einem mit Perlen verzierten Herzausschnitt, dessen unterer Saum mit Stoffrosen geschmückt und welches am Rücken tief ausgeschnitten war.

„Sag mal, Chris, wie hoch sind diese Absätze?“ Leicht geschockt zeigte ich auf ihre silbernen Pumps, die mit Monsterabsätzen ausgestattet worden waren.

„Zwölf Zentimeter. Wieso?“

„Wie kannst du darin bitte laufen?“

Chris begann zu kichern und strich sich eine Strähne ihrer Haare hinters Ohr, die ihr in sanften Locken über die Schultern fielen. Augenblicklich begann ich sie zu beneiden und wünschte mir, ich hätte mir meine Haare niemals so kurz abgeschnitten.

„Du bist ja niedlich. Das sind Sitzschuhe. In denen läuft man nicht, in denen sitzt man. Also sind sie perfekt geeignet für heute Abend. Apropos heute Abend: Ich bin so froh, dass du dabei bist. Wenn diese Karin mitkommt, langweile ich mich zu Tode. Die kann auch nur den ganzen Tag in den Spiegel gucken und über andere Menschen herziehen.“

„Mhh.“, summte ich zustimmend, während ich mich daran erinnerte, wie Karin vor exakt einer Woche bei den Uchihas daheim aufgetaucht und plötzlich eine ganz andere gewesen war… Bis sie mir gedroht hatte, dass sie mich fertig machen würde, sollte ich jemanden von ihrem Besuch erzählen.

„So, seid ihr soweit?“ Erschrocken ruckte mein Kopf nach oben als Itachi plötzlich im Raum stand, ebenfalls im schicken schwarzen Anzug mit weißem Hemd, und uns fragend musterte.

„Klar. Auf in die Schlacht.“ Chris zwinkerte mir verschwörerisch zu, bevor sie sich meine Hand schnappte, um mich von der Couch hoch- und zu Itachi hinüberzuziehen, welcher gerade Gesellschaft von Sasuke bekam.

Itachi – ganz gentlemanlike – reichte Chris seinen linken Arm, den sie, noch immer grinsend, annahm, und führte sie aus dem Hotelzimmer.

Sasuke und ich standen uns derweil irgendwie unschlüssig gegenüber.

„Ehm“, begann ich nicht gerade intelligent, während ich überall hinsah, nur nicht zu ihm, „Wenn ich jetzt deine Freundin spiele, müssen wir dann… du weißt schon… Das ganze Paket?“

Sasuke sah mich einen Moment nachdenklich an, dann schien es bei ihm Klick zu machen. „Nein. Natürlich nicht. Mach es einfach wie Christina: Krall dich in meinen Arm und tu so, als würde es dir Spaß machen.“ Er grinste leicht und reichte mir seinen linken Arm.

Ebenfalls grinsend, hakte ich mich bei ihm unter und legte meine rechte Hand auf seinen Unterarm. „Da brauche ich nicht so zu tun.“ Um meine Worte zu verdeutlichen, krallte ich mich für einen klitzekleinen Moment leicht in den Stoff von Sasuke´s schwarzer Anzugjacke, bevor ich ihm ein minimal boshaftes Lächeln schenkte.

Sasuke lachte leise und beugte sich etwas zu mir hinunter, sodass wir beinahe auf gleicher Augenhöhe waren. „Sadistin.“

„Immer wieder gern.“, war mein einziger Kommentar, bevor ich mich breit grinsend wieder von seinem Arm löste, um meinen Mantel von der Garderobe zu holen und ihn mir überzuziehen. Als ich mich wieder zu Sasuke umwandte, hielt der mir bereits die Tür auf, während er einen Blick auf die Armbanduhr an seinem Handgelenk warf.

„Wie spät ist es?“ Ich schenkte ihm einen kurzen fragenden Blick, bevor ich die Suite verließ und mich auf den Weg zum Fahrstuhl machte. Sasuke befand sich keine zwei Sekunden später bereits wieder an meiner Seite. „Zwanzig nach fünf. Wenn wir ganz viel Glück haben, ist Stau in der Innenstadt und wir kommen zu spät.“

„Wird dein Vater dann nicht sauer?“

Verwirrt blickte ich ihn von der Seite her an und entdeckte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder das falsche Lächeln auf Sasuke´s Lippen. „Oh ja, das wird er.“

„Du magst deinen Vater nicht besonders, oder?“

Die Frage war mir über die Lippen gekommen, bevor ich nachgedacht hatte. Ich bereute sie sofort. Sasuke´s Gesichtszüge erstarrten förmlich, bevor sie sich zu einer eiskalten Maske verzogen, die keinen Zweifel an der Wahrheit von Sasuke´s nächster Aussage zuließen.

„Ich hasse ihn.“
 

* --> Amerikanische Schuhgröße, entspricht Schuhgröße 39 in Deutschland

Just wanna a happy ending

Knew she meant the world to me,

So I gave her everything,

And she did the same for me.
 

„Du willst mich doch verarschen.“

Fassungslos sah ich mich im Eingangsbereich des gerade betretenen Fünf-Sterne-Restaurants um und brauchte einen Moment, um mich wieder zu fangen. Zu beeindruckend war der glänzende, weiße Marmorboden des Foyers und das Wasserspiel, welches sich auf der linken Seite des Raumes in einem gut vier Meter langen und einem Meter breiten, ebenfalls aus hellem Marmor gefertigten, Becken ereignete: Neben einigen kleineren und größeren Steinkugeln, aus denen durch ein Loch auf der Oberseite Wasser über die Kugeln in das Becken sprudelte, gab es noch einen installierten Wasserfall, der sich über die gesamte Länge des Beckens an der Wandseite erstreckte.

Während ich also fassungslos und fasziniert zugleich das Wasserspiel beobachtete, zog mich Sasuke, bei welchem ich mich erneut untergehakt hatte, kaum dass wir das Restaurant betreten hatten, sanft an diesem vorbei und zu Itachi und Christina hinüber, welche sich gerade mit dem Concierge unterhielten.

„… bereits erwartet. Bitte folgen Sie mir.“ Mit einem höflichen Lächeln trat der junge Mann hinter der Rezeption hervor und wandte sich von Itachi ab, mit welchem er sich zweifellos bis eben unterhalten hatte, um uns mit zügigen Schritten durch das Foyer in den Speisesaal des Restaurants zu geleiten.

Während Itachi und Christina ihm ebenso zügig folgten, gingen Sasuke und ich etwas langsamer, zweifellos da Sasuke gemerkt hatte, dass ich mich noch nicht wirklich sicher auf meinen Schuhen bewegen konnte, was mir unendlich peinlich war. Diese verdammten Absätze!

In meinem Ärger über die Höllenschuhe, die ich mir ja selbst ausgesucht hatte, vergaß ich beinahe mich im Speisesaal umzusehen, jedoch korrigierte ich diesen Fehler keine zwei Sekunden nachdem wir eben jenen Raum betreten hatten: Es war der gleiche helle Marmorboden ausgelegt wurden, auf der linken Seite des Raumes befand sich eine aus dunklem Holz bestehende Bar, auf der rechten Seite die Tische, an denen die Gäste auf hellen Polsterstühlen saßen und aßen. Sowohl die rechte als auch die Wand geradeaus bestanden aus einer einzigen gigantischen Fensterfront, die einen unglaublichen Blick auf das Umland zuließen, welches im abendlichen Sonnenlicht erstrahlte.

Erneut setzte bei mir dieser Wow-Effekt ein und ich hatte zutun, meinen Mund geschlossen zu halten und keinen Laut der Überraschung oder Begeisterung von mir zu geben. Dies änderte sich jedoch sofort als ich die Gäste etwas genauer unter die Lupe nahm: Zum Großteil handelte es sich dabei um Menschen, die eindeutig die Dreißig überschritten hatten, jedoch entdeckte ich im Vorbeigehen hier und da auch ein weibliches Gesicht, das eindeutig jünger aussah als dreißig. Die Kleidung der Gäste war größtenteils gleich: Die Männer trugen schwarze oder dunkelgraue Anzüge, die Frauen schwarze, dunkelrote oder nachtblaue Kleider. Irgendwie fühlte ich mich ein wenig fehl am Platz mit meinem grünen Kleid… und den pinken Haaren.

„Sakura?“ Erschrocken zuckte ich zusammen und wandte meinen Kopf Sasuke zu, welcher sich ein wenig zu mir hinuntergebeugt hatte und mich nun eindringlich musterte.

„Mh?“

„Alles okay?“

„Ja. Wieso?“

„Du tötest gerade meinen Arm.“ Sein Blick huschte nach unten zu unseren verhakten Armen, woraufhin auch ich dorthin sah und meine verkrampfte Hand erblickte, mit welcher ich mich unterbewusst in Sasuke´s Jackenärmel krallte.

„Ups. Sorry.“ Peinlich berührt löste ich meine Finger aus dem schwarzen Stoff und schenkte Sasuke ein kurzes, entschuldigendes Lächeln, bevor ich meine Aufmerksamkeit auf das Geschehen vor uns richtete: Itachi wurde gerade von seiner Mutter umarmt, während Christina Mr. Uchiha freundlich lächelnd die Hand schüttelte.

Anscheinend hatte Itachi seinen Vater und Christina Mrs. Uchiha bereits begrüßt, da sich das Fake-Paar Nummer zwei des heutigen Abends bereits der Aufgabe stellte, die restlichen Personen zu begrüßen, die an dem wohl bestgelegensten Tisch des Restaurants Platz genommen hatten. Ich kam nicht mehr dazu zu beobachten, wie man reiche Geschäftspartner richtig begrüßte, da Sasuke und ich in diesem Moment seinen Eltern gegenüberstanden.

„Sakura, wie schön, dass du kommen konntest.“ Mit einem ehrlich erfreuten Lächeln reichte mir Mikoto Uchiha die Hand, welche ich ebenfalls lächelnd annahm, während mir ein großer Stein vom Herzen fiel. Sie schien mich zumindest nicht fehl am Platz zu finden.

„Es freut mich ebenfalls sehr hier zu sein.“

Während ich diese nun wirklich abgedroschene Floskel zum ersten Mal in meinem Leben aussprach, beobachtete ich aus den Augenwinkeln wie Sasuke seinem Vater reichlich steif die Hand schüttelte und ihn somit anscheinend wortlos begrüßte. Die Familienliebe zwischen ihnen war beinahe greifbar… Ich biss mir hart auf die Unterlippe, um nicht über meine eigenen sarkastischen Gedanken zu grinsen, und tauschte schließlich mit Sasuke die Plätze, damit er seine Mutter begrüßen konnte.

Dass ich nun aber seinem Vater gegenüberstand, hatte ich nicht bedacht. Innerlich immer und immer wieder laut „Scheiße!“ schreiend, versuchte ich mich an einem zaghaften Lächeln. „Guten Abend, Mr. Uchiha. Schön, Sie zu sehen.“

„Mh.“ Ein Laut. Es war nur ein einziger Laut, den er von sich gab, und ich wusste sofort: Ich hätte ablehnen sollen, Sasuke zu begleiten. Mr. Uchiha dachte anscheinend nicht einmal daran, mir seine Hand zu reichen, was meine Laune vollends in den Keller krachen ließ. Anscheinend war ich doch reichlich fehl am Platz.

Diese Annahme wurde nur noch durch den abschätzigen Blick unterstrichen, mit dem ich soeben von Sasuke´s Vater gemustert wurde, bevor er ein leises Schnauben von sich gab und sich wieder an seinen jüngeren Sohn wandte: „Wieso hast du Karin nicht mitgebracht, Sasuke?“

BAMM! Die Temperatur im Raum schien augenblicklich um mindestens zwanzig Grad zu fallen, Sasuke, der bis eben noch relativ gelassen gewirkt hatte, spannte sich urplötzlich an und wandte sich steif seinem Vater zu, um ihm in einem Ton zu antworten, der aufgrund der Kälte darin, eigentlich verboten gehörte. „Sie war verhindert.“

„Ah.“ Für einen klitzekleinen Moment huschte Fugaku Uchiha´s Blick von seinem Sohn zu mir hinüber, bevor er Sasuke eindringlich ansah. „Du hättest lieber allein kommen sollen.“ Augenblicklich fiel mir alles aus dem Gesicht. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ernsthaft? Es dauerte einen Moment bis ich mich davon überzeugt hatte, dass ich mich nicht verhört hatte, jedoch gab man mir keine Zeit mich gekränkt zu fühlen oder sogar auf diese Aussage zu reagieren, da Sasuke sich plötzlich meine Hand schnappte und mich – ohne eine Wort zu seinen Eltern oder mir – hinter sich her näher an den Tisch zog, den die Uchiha´s für ihr Geschäftsessen reserviert hatten.

Dort angekommen, drückte Sasuke kurz und kaum spürbar meine Hand, bevor er sie losließ, um die restlichen Anwesenden zu begrüßen. Einen kurzen Augenblick sah ich ihm dabei zu, wie er sich über den Tisch beugte und jedem die Hand schüttelte, dann beschloss ich, dass Fugaku Uchiha ein ahnungsloses Arschloch war, und straffte meine Schultern, um ebenfalls meinen Gegenübern mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen zur Begrüßung die Hand zu schütteln.
 

Die erste halbe Stunde des Geschäftsessen plätscherte so dahin; es wurde ein wenig Smalltalk geführt, wobei ich mich höflich im Hintergrund hielt und lieber Christina sprechen ließ, welche sich wie versprochen neben mich gesetzt hatte und sich in der Tat ziemlich gut mit Smalltalk auszukennen schien, so lange wie sie es schaffte, sich über die aktuelle Wetter- und Verkehrslage zu unterhalten.

Als dann die Kellner mit den Speisekarten kamen, wechselten die Smalltalk-Themen recht schnell zu ausländischen Spezialitäten mit seltsamen Namen, die ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Während also alle am Tisch in ihre Speisekarten sahen und sich nebenbei über die hier angebotenen Gerichte unterhielten, saß ich da und bekam die Krise. Mal ganz davon abgesehen, dass ich keine Ahnung hatte was sich bitte hinter solchen Bezeichnungen wie Escargot sur une broche* oder poulet en sauce fromage á la créme aux herbes** verbarg, schienen mir die Beträge hinter den Gerichten schon ein wenig… stark übertrieben. Was auch immer dieses poulet en sauce fromage á la créme aux herbes war, es kostete stolze einhundertzwölf Dollar und war damit eines der billigeren Gerichte auf der Karte.

Verstohlen warf ich einen kurzen Blick zu Sasuke hinüber, welcher seine Karte zwar noch immer in den Händen hielt, diese aber eher gelangweilt betrachtete als dass er sie sich wirklich durchlas. Mein Blick wanderte weiter und als ich mir sicher war, dass alle mit ihren Karten oder dem Smalltalk beschäftigt waren, stieß ich Sasuke möglichst unauffällig mit meinem Fuß an. Er sah nicht einmal zu mir.

Leicht panisch stieß ich ihn erneut an, da ich bereits die Kellner wiederkommen sah, welche sicherlich unsere Bestellungen aufnehmen wollten. Diesmal reagierte Sasuke, indem er sich recht unauffällig ein wenig zu mir hinüberbeugte und ein leises, aber gereizt klingendes „Was?!“ von sich gab. Anscheinend war da jemand schlecht gelaunt.

„Ich verstehe kein Wort von dem, was auf dieser Karte steht.“, zischte ich zurück, einerseits beleidigt, weil er seine schlechte Laune an mir ausließ, und andererseits hochgradig panisch, da mittlerweile drei Kellner es geschafft hatten an unseren Tisch heranzutreten und Bestellungen aufzunehmen.

Und einer von diesen anstrengend höflich lächelnden Kellnern beschloss einfach mal auf unserer Seite des Tisches bei Sasuke anzufangen: „Was darf es für Sie sein, Sir?“

„Das Hähnchenfleisch in Käse-Sahne-Sauce, aber ohne Kräuter bitte. Dazu eine Tomatensuppe. Und für meine Begleitung das Gleiche, nur anstatt der Tomaten- lieber eine Brokkolisuppe.“ Der Kellner nickte und notierte sich die Bestellung, bevor er sich den beiden Frauen zuwandte, die uns gegenüber Platz genommen hatten.

Ich musste mich derweil zusammen reißen, damit ich Sasuke nicht freudestrahlend um den Hals fiel, immerhin hatte er mich gerade vor einer ziemlich peinlichen Situation bewahrt. Das schien er ebenso zu sehen, da er sich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen zu mir hinüber beugte und flüsterte: „Gern geschehen.“
 

Nachdem unsere Bestellungen aufgenommen worden waren, begann der Smalltalk erneut und diesmal wurden auch Sasuke und ich nicht verschont:

„Der Anzug steht Ihnen wirklich ausgesprochen gut. Was ist das für ein Stoff? Merinowolle?“ Die eindeutig falsche Blondine, welche Sasuke gegenübersaß, beugte sich lächelnd über den Tisch und strich mit ihren Fingerkuppen über Sasuke´s Anzugärmel. Dass sie beim Zurückziehen ihrer Hand seine Hand streifte, interessierte ihn anscheinend kein Stück, mich dagegen umso mehr.

Wie kam die Tussi darauf mit ihm zu flirten? Vor allem da er ja eindeutig mit Begleitung da war! Auch, wenn ich nur ein Vorwand war, damit genau solche Flirtattacken nicht passierten, kränkte es mich schon ziemlich, dass diese Tussi es dennoch wagte, ihn anzuflirten. Blöde Kuh.

„Cashmere.“, war Sasuke´s ziemlich knappe Antwort, welche ihr eigentlich klar machen sollte, dass er nicht an ihr interessiert war.

Sie schien das aber nicht im Geringsten zu stören, da ihr Lächeln noch ein wenig aufdringlicher wurde und sie sich eine blonde Strähne hinters Ohr strich, bevor sie das Gespräch fortführte: „Oh. Ich hab schon lange nicht mehr einen so gut verarbeiteten Cashmere-Anzug gesehen. Die Farbe passt wirklich ausgesprochen gut zu deinen Augen, Sasuke.“

Wieder fanden ihre Finger den Weg zu Sasuke´s Hand und tänzelten über seinen Handrücken, wobei ihr Lächeln von aufdringlich zu verführerisch wechselte.

Spätestens an diesem Punkt des Gespräches wollte ich dieser Frau den Hals umdrehen.

„Ja, nicht wahr? Das habe ich ihm auch gesagt als wir den Anzug zusammen gekauft haben.“, spielte ich das falsche Spiel mit und schenkte ihr ein ebenso falsches Lächeln.

Sie schien die Anspielung zu verstehen, da ihr Lächeln deutlich schwankte, sie jedoch wortlos ihre Finger von Sasuke nahm und sich stattdessen mit mir beschäftigte: „Was für ein Zufall. Aber dein Kleid ist auch nicht von schlechten Schneidern, S..Sina, richtig?“

Mir entgleisten beinahe meine Gesichtszüge als ich nicht nur unaufgefordert gedutzt, sondern auch noch mit falschem Namen angesprochen wurde. Diese…

„Sakura.“, presste ich aus zusammengepressten Zähnen hervor und riss mich so gut es ging zusammen, um das Lächeln auf meinen Lippen zu behalten. Bloß nicht ausflippen, Sakura.

„Ach ja, natürlich. Entschuldige bitte, aber ich bin manchmal so ein Dummerchen. Ständig verwechsele ich die Namen der Menschen, mit denen ich zu tun habe. Aber – zu meiner Verteidigung – Sakura ist nun wirklich kein Allerweltsname. Wer nennt seine Tochter heute bitte noch Sakura?“

Okay, jetzt reichte es. Ich konnte darüber hinwegsehen, dass sie eine blöde Schnepfe war, die keinerlei Anstand besaß, aber dass sie meinen Namen in den Dreck zog, das kam einer Todsünde gleich. Jetzt war die Kuh dran.

Entschlossen der Schnepfe zu zeigen, was es hieß, sich mit Sakura Haruno anzulegen, war ich bereits kurz davor aufzustehen und über den Tisch zu springen, um ihr das falsche Lächeln aus dem Gesicht zu wischen, als sich plötzlich eine Hand auf meinen rechten Oberschenkel legte und mich erschrocken aufjapsen ließ.

Sasuke´s Miene war eiskalt und sein verachtender Blick Gott sei Dank auf die Blondine ihm gegenüber gerichtet, als er in einem ruhigen, sachlichen Ton antwortete: „‘Sakura‘ ist in der Tat ein außergewöhnlicher Name. Er wird nur besonderen Frauen gegeben und ich finde ihn sehr passend, Lydia.“

Das letzte Wort sprach er mit solch einem Abscheu aus, dass es mich wunderte, dass seine Gegenüber nicht in Tränen ausbrach. Stattdessen biss sie sich betroffen auf die Unterlippe und gab nur ein kleinlautes „Letizia“ von sich, was wohl ihr Name sein sollte.

„Wie auch immer.“, war alles, was Sasuke noch in ihre Richtung von sich gab, bevor er sich an mich wandte und sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen schlich. Wäre ich nicht so geflasht davon gewesen, dass er mich gerade tatsächlich verteidigt hatte, hätte ich ihm wahrscheinlich höflich klar gemacht, dass er seine Pfoten von meinem Oberschenkel nehmen sollte, jedoch schaffte ich mehr als ein einfaches Zurücklächeln nicht in diesem Zustand.

„Sasuke, kommst du bitte mal?“

Das Lächeln auf Sasuke´s Zügen verschwand und er sah nicht gerade erfreut zu seinem Vater, der ihn soeben gerufen hatte. Da Fugaku Uchiha sich jedoch bereits wieder mit dem Mann zu seiner Linken unterhielt, nahm Sasuke seine Hand von meinem Bein und schenkte mir einen kurzen, eindringlichen, aber auch amüsierten Blick, bevor er mir den Rat gab, niemanden zu erwürgen, während er weg war, und sich anschließend erhob, um zu Fugaku hinüber zu gehen. Ich sah ihm ein paar Sekunden lang hinterher, bevor ich mich an Christina wandte, welche sich gerade angeregt mit der Brünetten unterhielt, die es sich mir gegenüber gemütlich gemacht hatte.

„Wirklich, wer soll denn so etwas bitte tragen? Natürlich ist Vielfalt in der Mode wichtig, aber diesmal hat Russeau wirklich nichts annähernd Tragbares gezeigt. Was soll ich denn bitte mit einem pinken Reifrock, der aussieht als hätte ich ihn gerade von der Müllhalde geholt?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Christina erst ihre Gegenüber und dann mich fragend an. Anscheinend hatte sie bemerkt, dass ich mich in das Gespräch integrieren wollte.

„Und dann dieser pink-orange-rot-Wahnsinn! Das ist doch augenkrebsfördernd.“, fuhr die Brünette fort und zeigte urplötzlich auf mich. „Ich meine, sehen Sie sich doch einmal Sakura hier an. Sie trägt pinke Haare – die Ihnen wirklich unglaublich gut stehen, Sakura; ich beneide Sie – und grün dazu. Und kein orange oder rot.“

An diesem Punkt der Unterhaltung stieg ich aus. Ich bekam zwar noch am Rande mit, dass Christina irgendetwas erwiderte und das Thema nach nicht mal einer Minute zur Seite gelegt wurde und man sich jetzt lieber über Hochzeitskleider unterhielt – anscheinend hatte meine Gegenüber demnächst vor zu heiraten – jedoch hielt ich mich erneut fein im Hintergrund und tat stattdessen so als würde ich gespannt zuhören.
 

Als gut eine Viertelstunde später die Kellner wiederkamen und unsere Vorspeisen brachten, gesellte sich auch Sasuke wieder zu mir, welcher bis dahin steif und mit nicht gerade begeistertem Gesichtsausdruck neben seinem Vater gestanden und nur ab und zu ein paar knappe Worte verloren hatte.

„Da bist du ja wieder.“, begrüßte ich ihn lächelnd und legte ihm eine Hand auf den Oberarm, strich mit den Fingerspitzen kurz über den weichen Stoff seines Jackets. Dass die liebe Letizia von Gegenüber mich dabei aus zusammengekniffenen Augen beobachtete, ließ meine Laune irgendwie enorm in die Höhe schnellen. Ebenso Sasuke´s Reaktion, die daraus bestand, mich reichlich entgeistert anzusehen.

Es dauerte einen Moment bis er sich wieder gefangen hatte und ebenfalls ein kleines Lächeln über seine Züge glitt. „Hn. Und wie ich sehe, sind noch alle am Leben.“

„Gerade so.“, war meine knappe Erwiderung, bevor ich meine Hand zurückzog und mich ein Stück nach hinten lehnte, damit einer der Kellner den Teller mit meiner Brokkolisuppe vor mich hinstellen konnte, die ich sogleich neugierig inspizierte.

Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie Brokkolisuppe gesehen, geschweige denn gegessen. Und obwohl die weißen Schlieren, die sich durch das saftige Grün der Suppe zogen, mich irgendwie an ein missglücktes Kunstprojekt meiner frühen Schulzeit erinnerten, sah die Suppe doch ganz appetitlich aus.

Nun, da ich mit der Inspektion meiner Vorspeise fertig war, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf Mr. Uchiha, der sich soeben erhoben hatte und Anstalten machte, eine Rede zu halten. Er hatte noch kein Wort gesagt, da schaltete ich bereits auf Durchzug. Wieso sollte es mich interessieren, was dieser Kerl von sich gab, wenn er mich doch eh nicht leiden konnte?

So saß ich nun also da, mit einem hoffentlich interessierten Ausdruck im Gesicht und starrte auf einen Punkt neben Fugaku´s Kopf, während ich seine Worte an mir vorbeiziehen ließ. Erst als meine Sicht langsam verschwamm und ich daher blinzeln musste, konzentrierte ich mich wieder auf seine Worte, die mir jedoch nicht viel sagten, außer, dass ich jetzt mein Glas erheben und mit einem gekünstelten Lächeln auf den Lippen einen Schluck von dem sicherlich ebenfalls sündhaft teurem Champagner nehmen musste. Der im Übrigen widerlich schmeckte und sein Geld sicherlich nicht wert war.

Nachdem die Rede nun beendet und ich mich endlich meiner Vorspeise widmen durfte – mittlerweile hatte ich wirklich Hunger bekommen –, streckte ich gerade meine Hand aus, um mir den Löffel zu schnappen und diese lecker duftende Suppe endlich in meinen Magen zu befördern, als sich erneut Sasuke´s Hand auf meinen Oberschenkel legte.

Vor Schreck gab ich ein leises Japsen von mir, welches mir nicht nur einen irritierten Seitenblick von Christina, sondern auch errötete Wangen einbrachte. Beschämt schenkte ich Christina ein nervöses Lächeln, welches sie mit einem Grinsen erwiderte, bevor sie sich wieder in Itachi´s Richtung wandte, welcher wohl gerade ihre Aufmerksamkeit forderte.

Ich blickte noch einen kurzen Moment auf Christina´s rote Lockenpracht, bevor das Lächeln von meinen Lippen verschwand und ich mich ruckartig zu Sasuke umdrehte, dessen Finger mittlerweile damit begonnen hatten einen seltsamen Takt auf meinen Oberschenkel zu klopfen. Kaum, dass ich ihm aber meine Aufmerksamkeit schenkte, nahm er seine Hand von meinem Bein und griff sich die Serviette, die neben seinem Teller lag, um sie einmal diagonal in der Mitte zu falten und sie sich auf den Schoß zu legen, bevor er mir einen auffordernden Blick schenkte.

Es dauerte einen Moment bis es Klick machte, aber als mein Gehirn seine Geste endlich verstand, wurden meine Wangen nur noch heißer als zuvor. Verdammt, ich hatte die Serviette vergessen!

Extrem peinlich berührt, biss ich mir auf die Unterlippe und griff nach meiner eigenen Serviette, um sie ebenfalls zu falten und auf meinen Schoß zu legen, bevor ich einen vorsichtigen Blick in Richtung Sasuke warf. – Welcher bereits dabei war, sich an seiner Tomatensuppe zu vergehen. Arsch.

Beleidigt, da er mich schon wieder ignorierte, trat ich ihm möglichst unauffällig gegens Schienbein, woraufhin sich der Griff um seinen Löffel minimal verfestigte und ich einen nicht amüsierten Blick geschenkt bekam, den ich mit einem bittersüßem Lächeln erwiderte, bevor auch ich mich meiner Suppe widmete.
 

Gefühlte vier Stunden später, lauschte ich gerade einem Monolog von Letizia, welche es anscheinend vorzog sich nicht erneut mit mir anzulegen, sondern lieber einen auf Freunde machte, und mir, ihrer braunhaarigen Freundin und Christina einen Vortrag über die Welpen ihres Chihuaha hielt. „Und sie sehen immer so süß aus, wenn sie ihrer Mama hinterher tapsen. Man könnte meinen, sie sind einzig und allein dafür geschaffen. Ach, da fällt mir ein, ich habe ja Fotos von ihnen!“

Mit einem Lächeln, welches wohl Verlegenheit demonstrieren sollte, darin jedoch kläglich scheiterte, wandte sie sich ab, um in ihrer Manteltasche nach ihrem Smartphone zu suchen, welches sie uns keine zehn Sekunden später unter die Nase hielt.

Entgegen meiner Erwartungen waren die auf dem Display zu sehenden Fellknäuel keineswegs hässlich, sondern wirklich niedlich, weshalb das Lächeln, welches ich Letizia schenkte, nachdem ich die Chihuahawelpen ausgiebig begutachtet hatte, echt war. „Die sind wirklich niedlich.“

„Ja, nicht wahr? Aber sie können so anstrengend sein. Also wenn ich das gewusst hätte ...“ Letizia ließ ihren Satz unbeendet und lachte stattdessen leicht, bevor sie sich plötzlich an Sasuke wandte: „Sag mal, Sasuke, wie geht es Karin eigentlich? Schade, dass sie heute nicht dabei ist. Ich hätte zu gern gehört, was sie zu Victoria Beckham´s neuer Kollektion sagt.“

Ein beiläufiger Blick zu mir, machte mir deutlich, dass es sie keineswegs interessierte, was Karin zu Victoria Beckham´s neuer Kollektion zu sagen hatte.

Augenblicklich revidierte ich meine Meinung über Letizia: Sie hatte wohl doch nicht vorgehabt Freundschaft zu schließen, sondern nur ein kleines Ablenkungsmanöver inszeniert, um mir nun genüsslich eins reinzuwürgen.

„Es geht ihr gut.“

Sasuke´s Tonfall war eisig, jedoch schien Letizia das entweder nicht zu bemerken oder aber es war ihr egal, da sie mit einem Lächeln im Gesicht das Gesprächsthema beibehielt. „Ach, das freut mich. Es ist wirklich traurig, dass ihr euch getrennt habt. Nichts gegen dich Sakura, aber Sasuke und Karin waren ein Traumpaar.“

So wie sie das Wort Traumpaar betonte, war nicht nur mir klar, dass ihre Aussage doch gegen mich gerichtet war. Ich gab mir alle Mühe möglichst ruhig zu wirken und den Drang, über den Tisch zu springen und ihr das falsche Lächeln aus dem Gesicht zu prügeln, zu unterdrücken, jedoch gelang es mir nicht meine Hände davon abzuhalten sich in meinem Schoß zu Fäusten zu ballen. Diese kleine…

„Du übertreibst, Letizia.“

Sasuke schenkte Angesprochener ein höfliches Lächeln, bevor er seinen Kopf zu mir drehte und sein Lächeln zu dem schiefen Grinsen wurde, welches mein Herz seit dem ersten Mal, als ich es zu Gesicht bekommen hatte, Saltos hatte schlagen lassen.

„Karin und mich hat nicht annähernd so viel verbunden, wie das nun mit Sakura der Fall ist.“ Sasuke´s Hand, welche sich unter meine eigene schob und mit sanften Druck meine Faust löste, bevor sich seine Finger zwischen meine drängten und er unsere Hände miteinander verschränkte, machte es mir unmöglich seine Worte zu verdauen.

Oder auf Letizia´s Augenverdrehen zu reagieren, welches ich nur beiläufig registrierte und mir urplötzlich am Arsch vorbei ging, als Sasuke unsere verschränkten Hände anhob, um seine Lippen für einen kurzen Kuss auf meinen Handrücken zu drücken, während er seinen Blick nicht von meinen Augen abwandte. Mit Mühe und Not kämpfte ich gegen das Gefühl der Hyperventilation an, bevor ich ein zittriges Lächeln auf meine Lippen zauberte und meinen Blick schnell von ihm abwandte. Ich musste mein Glück ja nicht unbedingt überreizen. Am Ende hyperventilierte ich hier wirklich noch.

Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Sasuke grinste, und trat ihm empört gegen das Schienbein, während meine Wangen sich immer mehr mit Blut füllten. Auch, wenn sein Grinsen daraufhin verschwand und Sasuke sich wieder damit begnügte, möglichst gleichgültig dreinzuschauen, so kamen weder er noch ich auf die blöde Idee die Hand des jeweils anderen wieder loszulassen.
 

„Endlich.“

Ich biss mir auf die Unterlippe, um mein Grinsen zu unterdrücken, als Sasuke neben mir einen tiefen Seufzer ausstieß, während er mir meinen Mantel hielt, damit ich hineinschlüpfen konnte.

Nach Letizia´s Versuch mir eins reinzuwürgen, hatten wir noch gut zwanzig Minuten voller unproduktiven Smalltalk über uns ergehen lassen müssen, bevor man(n) endlich bemerkt hatte, dass es ja bereits spät war, und das Geschäftsessen beendet wurde. Während Mr. und Mrs. Uchiha ihre Gäste noch nach draußen geleitet hatten, waren Itachi, Christina, Sasuke und ich drinnen geblieben und zogen uns nun unsere Jacken und Mäntel über, damit auch wir endlich verschwinden konnten.

„Heute hat es sich aber wirklich gezogen. Und diese Letizia ging mir ganz schön auf die Nerven.“ Christina verdrehte ihre Augen und lächelte schließlich Itachi zu, welcher ihr ebenfalls in den Mantel half.

„Ich an deiner Stelle wäre sie ja angesprungen als sie dieses Traumpaar-Kommentar abgelassen hat. Wie hast du es nur geschafft so ruhig zu blieben?“, wandte sie sich an mich, noch während sie in ihren Mantel schlüpfte.

Verlegen senkte ich meinen Blick und meinte leise: „Ich wäre sie auch beinahe angesprungen.“

„Verdient hätte sie es auf jeden Fall.“, stellte Christina daraufhin fest und hakte sich bei Itachi unter, um mit ihm zum Restaurantausgang zu gehen.

„Wo Christina recht hat…“ Sasuke ließ seinen Satz unbeendet, jedoch verriet das Schmunzeln auf seinen Lippen, wie der Satz ausgehen sollte, und hielt mir ebenfalls seinen Arm hin, damit ich mich bei ihm unterhaken konnte, was ich auch tat. Eins musste man ihm ja lassen: Er konnte ein Gentleman sein. Wenn er wollte.

So über Sasuke´s Erziehung und Verhalten nachdenkend, hätte ich beinahe nicht bemerkt, dass Mr. Uchiha im Foyer auf uns wartete. Als er mich jedoch ansprach, bekam selbst mein eingeschränktes Gehirn – Mhh, ich war Sasuke so nah und er duftete so gut. – mit, dass er da war. „Sakura. Kann ich Sie kurz sprechen?“

Es war keine Frage, das machte mir Fugaku´s Tonlage klar, jedoch warf ich trotzdem einen fragenden Blick zu Sasuke, welcher ganz und gar nicht begeistert schien, so angespannt wie sein Kiefer aussah. Nach zwei Sekunden, in denen ich dachte, dass Sasuke gleich auf seinen Vater losgehen würde, trat er schließlich einen Schritt zur Seite, um mich freizugeben und verschwand dann nach draußen.

Nun stand ich da. Ganz allein mit einem Mann, der mich anscheinend nicht leiden konnte, in dem Foyer eines Fünf-Sterne-Restaurants. Bei genauerem Nachdenken kam mir diese Szene ziemlich grotesk vor.

„Was gibt es?“ Ich rang mich zu einem freundlichen Lächeln durch und trat ein wenig näher an ihn heran, damit er nicht durch das ganze Foyer schreien musste.

„Ich möchte einige Dinge klarstellen und es wäre mir lieb, wenn Sie mich nicht unterbrechen würden. Denken Sie, Sie schaffen das?“ Seine Stimme hatte jegliche falsche Freundlichkeit abgelegt, sofern sie davon vorhanden gewesen war, und klang jetzt nur noch unfreundlich und eisig. Das war doch schon mal ein perfekter Anfang…

„Natürlich.“ Gekonnt überhörte ich seine vorhergehende Beleidigung und versuchte es erneut mit einem falschem Lächeln. Es wurde nicht erwidert, also ließ ich es gleich ganz fallen.

„Ihre Anwesenheit heute Abend war eine Ausnahme. Zu meiner Überraschung haben Sie es geschafft, nicht besonders unangenehm aufzufallen – abgesehen von Ihrer absolut unpassenden Haarfarbe. Abgesehen davon hat mir Ihre Art sich mit meinen Gästen zu unterhalten sehr missfallen. Was denken Sie, wer Sie sind, dass Sie meine Gäste provozieren und beleidigen dürfen? Bitte keine Antwort, wir beide kennen sie bereits: Sie sind ein verzogenes New Yorker Mädchen, das denkt, dass es sich alles erlauben kann, nur weil mein Sohn ein wenig Interesse an Ihnen hegt. Ich muss Sie enttäuschen, das Interesse meines Sohnes wird genauso schnell verfliegen wie eine Glückssträhne bei Black Jack. Sie sind nicht hässlich, Sakura, aber auch nicht besonders intelligent oder tiefsinnig. Im Grunde sind Sie perfekt, um meinem Sohn als kleine Ablenkung zu dienen. Aber tun Sie mir und Ihnen selbst den Gefallen und bilden Sie sich nicht ein, dass Sie zu meinem Sohn oder gar in diese Gesellschaft passen. Das tun Sie nicht. Diese Welt, in die Sasuke Sie heute Abend mitgenommen hat, ist nicht die Ihre, Sakura. Und sie wird es auch niemals sein. Also beschränken Sie sich bitte auf das, was Sie können: Erledigen Sie die Arbeit, für die wir Sie bezahlen, und halten Sie sich sonst aus dem Leben meiner Söhne raus. Es ist nur zu Ihrem Besten.“

Geschockt starrte ihn eine Weile lang nur an. Hatte ich das gerade alles richtig verstanden? Wollte er mir gerade tatsächlich sagen, dass ich nicht in diese – Sasuke´s – Welt passte? Dass ich nichts weiter war als eine Angestellte? Wie paralysiert wandte ich meinen Blick ab und starre auf die Wand in Mr. Uchiha´s Rücken, ohne sie wirklich zu sehen. „Sind Sie fertig?“

„Das bin ich.“

Drei Worte. Drei simple Worte und mein Schock wandelte sich in Wut. Tief luftholend wandte ich meinen Blick wieder Mr. Uchiha zu und sah ihm geradewegs ins Gesicht, als ich meinen Gefühlen die Zügel in die Hände legte und einfach drauflosredete: „Gut. Dann sind Sie ja jetzt in der Lage mir zu zuhören. Ihre Meinung geht mir am Arsch vorbei. Und wissen Sie warum? Weil ihre Meinung Sasuke am Arsch vorbei geht. Es interessiert ihn einen Scheißdreck, was sie über ihn oder mich oder sonst wen denken. Das Einzige, was Ihr Sohn mit Ihnen verbindet, ist Hass. Und ich kann ihn jetzt gerade sehr gut verstehen.“ Mit diesen Worten wandte ich mich ab und ging.

Als die kalte Nachtluft mein Gesicht traf und die angestaute Wut verrauchte, blieb nur noch der Schmerz. Ich hatte vielleicht gesagt, dass Fugaku´s Worte mich nicht interessierten, jedoch taten sie das zum Teil doch. Er hatte recht, wenn er sagte, dass ich nicht in diese Welt gehörte. Und wahrscheinlich hatte er ebenso recht damit, zu sagen, dass ich für Sasuke nur eine Ablenkung war. Ablenkung, Fehler, wo war da schon der große Unterschied?

„Sakura?“

Erschrocken zuckte ich zusammen, als Sasuke plötzlich neben mir auftauchte und mir eine Hand auf den Oberarm legte. Ich wandte mich ruckartig von ihm ab, so als hätte ich mich verbrannt, und sah in die entgegengesetzte Richtung, ohne wirklich etwas zu sehen. Mein Sichtfeld verschwamm immer mehr durch die Tränen, die sich in meinen Augen sammelten.

„Hey, Sakura. Was ist los? Ist alles in Ordnung?“

Diese Stimme. So voller Besorgnis. Sie ließ alle Dämme brechen. „Nein.“ Ich brach ab und schüttelte den Kopf, bevor ich fortsetzte: „Nichts ist in Ordnung.“

„Was ist passiert? Was hat er getan?“ Sasuke´s Stimme war dunkel und passte damit perfekt in die Szenerie. Was jedoch nicht passte, waren seine Hände, die sich auf meine Oberarme legten und mich zu ihm herumdrehten.

Augenblicklich wich ich seinem Blick aus. Ich wollte nicht, dass er mich weinen sah. Niemand sollte mich weinen sehen. „Ich… Ich will nicht darüber reden.“

„Sakura.“ Sasuke´s Recht löste sich von meinem Arm und legte sich stattdessen an mein Kinn, um meinen Kopf anzuheben, jedoch wehrte ich mich hartnäckig dagegen.

„Sakura, sieh mich an.“ Jetzt klang er irgendwie genervt. Nervte ich ihn? War ich mehr noch als ein Fehler? Ein nervtötender Fehler, vielleicht?

Bei diesem Gedanken biss ich mir schmerzhaft auf die Unterlippe, bevor ich erneut meinen derzeitigen Lieblingssatz aussprach: „Ich will nicht darüber reden, Sasuke.“ D

er Griff um mein Kinn lockerte sich ein wenig und ich verfiel bereits der Hoffnung, dass er mich loslassen und das Thema schließlich fallenlassen würde, jedoch machte mir Sasuke einen gewaltigen Strich durch die Rechnung: Im ersten Moment drückte er mein Kinn einfach so nach oben, ohne es wirklich festzuhalten, sodass ich seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte und ihn geradewegs ansehen musste, im nächsten Moment spürte ich bereits seine Lippen auf meine krachen.

Zuerst war ich überrumpelt und nicht in der Lage irgendwie zu reagieren. Dann tat ich das wohl einzig Vernünftige an diesem Abend: Ich überließ meinem Instinkt die Kontrolle über meinen Körper und verpasste Sasuke eine Ohrfeige, die seinen Kopf ziemlich ruckartig zur Seite drehte.

„Spinnst du?!“, fuhr ich ihn an, während er sich recht verblüfft an seine geschundene Wange fasste.

„Au. Du hast einen ganz schön harten Schlag drauf. Für ein Mädchen.“

Sasuke´s Augen funkelten mich schelmisch an und ließen in mir das Bedürfnis entstehen, ihm nochmal eine zu knallen. Ich schnaubte. „Das hast du verdient, du Arschloch. Wie kommst du auf die blöde Idee, mich aus heiterem Himmel zu küssen? Was ist bei dir bitteschön kaputt?!“

Sasuke schien es kein bisschen zu interessieren, dass ich ihn gerade auf offener Straße runterputzte, denn er grinste nur. „Schön, dass du wieder rumzetern kannst. So gefällst du mir deutlich besser.“

Ich stockte. Hatte er etwa… Dieser Pisser. Ich legte meinen Todesblick auf und drückte ihm drohend meinen Zeigefinger mitten auf die Brust. „Mach das nicht nochmal, sonst kastrier ich dich.“

„Uh, jetzt hab ich aber Angst.“

Der Spott in seiner Stimme war unverkennbar, aber das Grinsen in seinem Gesicht machte das Ganze nur halb so schlimm, weshalb ich mir auch nicht besonders viel Mühe gab, ihm wehzutun, als ich an ihm vorbei in Richtung Parkplatz ging und ihm gegen den Oberarm schlug. „Halt die Klappe und komm mit. Ich will nach Hause.“

„Ihr Wunsch ist mein Befehl, Madame.“, war Alles, was ich noch von ihm zu hören bekam, bevor er sich schnellen Schrittes an meine Seite gesellte und mit mir gemeinsam den Parkplatz ansteuerte.
 

„…kura.“

Ich gab ein brummendes Geräusch von mir und drückte meine Augenlider fester aufeinander, als nicht nur Sasuke´s Stimme, sondern auch ein nervtötend heller Lichtstrahl durch die anhaltende Dunkelheit drangen.

„Sakura, wach … Wir sind da.“

Ich brummte erneut und schlug aus Reflex nach etwas, das es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht hatte, mich aus der allumfassenden Dunkelheit zu reißen, die meine Sinne so schön benebelte, so wie es mir immer wieder in den Oberarm pikste.

„Sakura, komm schon. Entweder du wachst jetzt sofort auf, oder ich nehme dich mit zu mir und werde-“ An diesem Punkt wurde mir klar, dass ich nicht von Sasuke´s Stimme träumte, sondern er tatsächlich zu mir sprach. Es hätte in der Tat keinen besseren Wecker gegeben als diese Erkenntnis, weshalb ich ruckartig meine Augen aufriss und geradewegs in Sasuke´s amüsiertes Gesicht sah.

„Sind wir schon da?“, fragte ich ziemlich planlos und versuchte damit die Röte zu überspielen, die sich auf meinen Wangen ausbreitete. Scheiß Verliebtheit.

Sasuke schnaubte amüsiert. „Sind wir. Seit ungefähr vier Minuten. Eine Minute länger und ich wäre weitergefahren.“ Ein Grinsen folgte, bevor Sasuke sich wieder aufrichtete und somit aus der Beifahrertür verschwand.

Noch immer ziemlich planlos, strich ich mir einen Teil meines Haares hinter mein Ohr und schnallte mich schließlich ab, um aus dem Maserati zu steigen. Dabei merkte ich mal wieder, dass so ein Sportwagen nicht dazu geeignet war, um darin ein Nickerchen zu halten. Mir tat alles weh! Reichlich schlecht gelaunt aufgrund der Nackenschmerzen und der anhaltenden Müdigkeit, schlug ich die Wagentür wohl ein wenig zu fest zu. Zumindest sagte mir das Sasuke´s Blick, den er mir kurz darauf schenkte, während er die Zentralverriegelung mithilfe der Fernsteuerung des Wagenschlüssels betätigte und sich zeitgleich den Tragegurt meiner Tasche etwas höher auf die Schulter schob.

Ich schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln und wandte mich schließlich dem Weg vor mir zu, der mich zum Haupteingang des Wohngebäudes führen würde, in welchem sich die Wohnung von meiner Mum und mir befand. Sasuke folgte mir stillschweigend bis vor die Haustür, wo ich schließlich leise nach meiner Tasche verlangte, welche er mir tonlos übergab.

Seit wir in Orlando in den Wagen gestiegen waren, herrschte diese Ruhe zwischen uns. Sie war nicht unangenehm gewesen, eher entspannend, und hatte schließlich dazu geführt, dass ich kurz hinter der Stadtgrenze schließlich eingeschlafen war. Aber jetzt, wo ich im Halbdunkeln in meiner Tasche nach dem Haustürschlüssel suchte, wünschte ich mir, dass Sasuke etwas sagen würde. Irgendetwas.

„Gefunden!“ Triumphierend grinsend, hielt ich den gesuchten Gegenstand einige Sekunden später schließlich in die Höhe, woraufhin auf Sasuke´s Lippen erneut ein kleines schiefes Grinsen entstand.

„Ehm.“, begann ich und brauchte einen Moment, um mich so weit zu sammeln, dass ich einen vollständigen und womöglich auch noch sinnvollen Satz auf die Reihe bekam, trotz Sasuke´s wahnsinnig attraktiven Grinsens. „Danke für´s Nachhausefahren und so. Das hätte wahrscheinlich nicht jeder gemacht. Vor allem nachdem ich ihm eine geknallt habe.“ Ich lachte nervös und biss mir anschließend auf die Unterlippe, während ich damit begann an meinem Schlüsselbund herumzuspielen.

„Schon okay. Ich hab mich langsam an deine sadistische Ader gewöhnt.“ Ein Schmunzeln erschien auf seinen Lippen und ich gab ein amüsiertes Lachen von mir. „Idiot.“

Für einen Moment sahen wir uns schweigend an, beide ein kleines Lächeln auf den Lippen. Dann wurde Sasuke´s Gesicht ernst und er trat einen Schritt an mich heran, was mich verwundert ebenfalls mein Lächeln fallen ließ. „Was auch immer mein Vater zu dir gesagt hat“, begann er leise als er nur wenige Zentimeter vor mir zum Stehen kam, „Er hat überhaupt keine Ahnung. Weder von dir noch von mir oder sonst irgendjemanden, über den er womöglich geredet haben könnte. Er war nur sauer, weil du dich heute Abend so gut geschlagen hast.“

Es dauerte einen Moment, bis ich alles verdaut hatte. Als es jedoch soweit war, schlich sich das wohl ehrlichste Lächeln des gesamten Abends auf meine Züge und ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um Sasuke zu umarmen.

„Danke.“, war alles, was ich hauchend über meine Lippen brachte, bevor ich eben jene für einen kurzen Kuss auf seine Wange drückte und mich schließlich wieder von ihm löste, um meine Tasche zu schultern und mich schnellen Schrittes der Haustür in meinem Rücken zuzuwenden.

Rasch steckte ich den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn herum, spürte wie die Tür unter meinem Druck nachgab und ein kleines Stück nach innen schwang – und in diesem Moment fühlte sich die Szenerie so unfertig, das Ende so falsch an, dass ich inne hielt. In meinen Gedanken herrschte ein wirres Durcheinander, zwei Geister schrien sich die Seele aus dem Leib, einer wollte, dass der Abend jetzt und hier endete, wusste, dass es mein Herz vollends zerreißen würde, wenn ich scheiterte, und der andere… Der wollte nur ein Happy End. Und ich entschied, dass es Zeit wurde, ebenfalls eines zu wollen.

Ich wirbelte auf dem Absatz herum und sah zu Sasuke, welcher noch immer an Ort und Stelle stand und wohl bis eben auf meinen Rücken gestarrt hatte, dessen Blick nun aber zu meinem Gesicht hochwanderte. Und das war alles was ich brauchte, um mir sicher zu sein, dass es eine minimale Chance auf ein Happy End gab.

Der Tragegurt meiner Tasche rutschte von meiner Schulter, noch in dem Moment, in dem ich die drei Meter zwischen mir und Sasuke überbrückte und meine Hand nach seinem Kragen ausstreckte, um ihn zu mir hinunter zu ziehen, meine Lippen auf seine zu pressen und die Augen zu schließen. Es dauerte einen Moment, einen unsagbar langen, angespannten Moment, bis Sasuke reagierte. Und der Stein, der mir vom Herzen fiel, als Sasuke seine Hände an meine Hüfte legte und mich näher an sich zog, während seine Lippen den Kuss stürmisch erwiderten, war wohl größer als der Mount Everest, was mich aber in diesem Moment nur nebensächlich tangierte.

Nach einigen Sekunden, in denen unsere Lippen sich immer und immer wieder gefunden hatten, löste er sie plötzlich voneinander und lehnte stattdessen seine Stirn gegen meine.

„Als ich dich als Fehler bezeichnete…“, begann er leise und verstärkte automatisch den Griff um meine Hüfte, als er merkte, wie ich mich beim Anschneiden des Themas versteifte, „Da meinte ich nicht, dass du ein Fehler bist. Ich meinte, dass es ein Fehler war, dir Hoffnungen zu machen, ohne dass ich mir über meine Gefühle für dich im Klaren bin.“

Nachdem er geendet hatte, nahm ich mir einen Moment, um seine Worte zu verdauen. Sobald ich mir sicher war, dass ich dies getan hatte, machte ich mich daran, ihm zu antworten: Ich streckte mich ein wenig mehr und drückte ihm erneut meine Lippen auf.

Es war nur ein kurzer, sanfter Kuss, jedoch war ich mir sicher, dass er verstanden hatte, was ich damit ausdrücken wollte, als ich mich wieder von ihm löste und wisperte: „Bist du dir denn jetzt im Klaren über deine Gefühle?“

„Ohja.“ Ein Grinsen, zwei funkelnde, dunkelbraune fast schwarze Augen und ein Paar weicher Lippen auf meinen eigenen, machten weitere Worte überflüssig.
 

* --> Schnecke am Spieß

** --> Hähnchenfleisch in Käse-Sahne-Sauce

Sunday revelations - the first

Don't you worry, don't you worry, child.

See heaven's got a plan for you.
 

„Oh. Mein. Goooott!!! Nein, ist das süüüß!“

Mir war klar gewesen, dass es wohl keine gute Idee gewesen wäre, Ino all die kleinen Details des Geschäftsessen bzw. der Stunden danach auf die Nase zu binden. Dass sie aber bereits bei einer recht groben Zusammenfassung des Abends vollkommen aus dem Häuschen geraten und grinsend und kreischend wie ein hyperventilierender Teenager beim Anblick seines Popidols mit den Händen herumwedelte – das hatte ich nicht erwartet.

„Ino, bitte. Die Leute gucken schon.“ Zu einem Drittel genervt und zu zwei Dritteln peinlich berührt, legte ich mir meine rechte Hand über die Augen, um nicht mehr länger die Blicke der anderen Gäste zu sehen, die sich wie wir in dem kleinen Café befanden, in welches Ino Hinata und mich vor gut einer Stunde bestellt hatte.

„Ach Quatsch, das bildest du dir ein.“, winkte Ino breit grinsend ab, was aber nichts daran änderte, dass ich die Blicke der Leute bereits spüren konnte.

„Ich denke, Sakura hat Recht, Ino. Du solltest vielleicht wirklich etwas leiser sein. Nicht, dass es nicht wirklich schön ist, dass die beiden sich endlich gefunden haben, aber ich glaube, dass Sakura nicht will, dass die gesamte Welt davon weiß. Oder?“ Hinata, der die Situation ebenfalls ein wenig peinlich zu sein schien – zumindest vermittelten dies ihre leicht geröteten Wangen –, schenkte Ino ein zaghaftes Lächeln, bevor sie von ihr zu mir sah, was ich nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, da ich noch immer meine Hand über meine Augen hielt und diese erst jetzt zurück neben meine Tasse heißen Kakao auf die Tischplatte fallen ließ.

„Mhh“, begann Ino langsam und blickte nachdenklich zwischen Hinata und mir hin und her, bis sich plötzlich ein Grinsen auf ihren Lippen ausbreitete. „Die ganze Welt vielleicht nicht, aber die gesamte Schule wird es auf jeden Fall erfahren. Oh. Mein. Gott. Ich freue mich jetzt schon darauf Karin´s geschocktes Gesicht zu sehen, wenn sie erfährt, dass ihr beiden zusammen seid, vor allem, weil ihr euch laut Facebook nicht mal kennt und dann so was; Karin wird ausflippen! Sie wird total-“

Das Grinsen verschwand genauso abrupt wie Ino´s Redefluss endete, bevor sie mich mit leicht aufgerissenen Augen anblickte. „Ihr seid doch jetzt zusammen, oder?“ Die Frage war ihr beinahe tonlos über die Lippen gekommen, was mich irgendwie verunsicherte.

Was mich aber noch viel mehr verunsicherte, war der Fakt, dass ich auf diese Frage keine eindeutige Antwort geben konnte: „Nun ja… Ich glaube schon?“

„Du glaubst?“ Wenn überhaupt möglich, war Ino´s Stimme noch ein wenig tonloser geworden, bevor sie sich etwas weiter über den Tisch und somit näher zu mir beugte. „Ihr habt nicht darüber gesprochen?“

„Naja… wir hatten ein bisschen was anderes zu tun.“ Grinsend biss ich mir auf die Unterlippe und schwelgte einen Moment in den Erinnerungen an die Situation von vor wenigen Stunden, als Sasuke und ich uns geküsst hatten. Immer und immer und immer wieder.

„Ui, Sakura. Ich hätte dich nicht für so… exhibionistisch gehalten.“ Ino grinste und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen, woraufhin nicht nur mir die Röte in die Wange stieg. Auch Hinata hatte die Aussage hinter Ino´s Worten verstanden.

„Das meinte ich gar nicht!“, zischend schlug ich Ino leicht gegen den Oberarm, was jedoch nicht wirklich gegen ihr Grinsen oder ihr Augenbrauengewackel half. Sie machte einfach weiter.

„Na klaaar!“ Der ironische Unterton, der sich nun zu dem Grinsen gesellte und das Augenbrauengewackel ablöste, verbesserte meine Situation nicht im Geringsten. Meine Wangen brannten noch immer wie Feuer.

Als ich jedoch gerade dazu ansetzte, Ino irgendwie vom Thema abzulenken, seufzte die Blondine und trank einen Schluck von ihrem Latte Macchiato, bevor sie ihre Aufmerksamkeit erneut auf mich lenkte: „Ihr seid also noch nicht zusammen.“

Ich wusste, dass es keine Frage, sondern eine Aussage ihrerseits war, jedoch konnte ich mir eine Erwiderung nicht verkneifen: „Wir haben zumindest noch nicht darüber gesprochen, ob wir es sind oder nicht.“

Ino nickte langsam, bevor sie ihre Handtasche vom Boden auf ihren Schoß hob und summend in eben jener Tasche herumzuwühlen, bis sie ihr Smartphone in den Händen hielt und es zwischen uns auf den Tisch legte. „Dann kannst du ihn ja jetzt fragen.“

„Bitte?“ Ich war überfordert. Was sollte ich?

„Ruf ihn an, Sakura, und frag ihn, ob ihr zusammen seid oder nicht. Du darfst sogar mein Schätzelein benutzen, immerhin hab ich hier die Telefonflatrate.“ Ino lächelte triumphierend.

„Ich kann ihn doch nicht einfach anrufen!“, gab ich noch immer reichlich schockiert von mir.

„Klar kannst du. Stimmt´s, Hinata?“, wandte sich Ino nun seelig lächelnd an die Dritte in der Runde, welche die Blondine ebenso überfordert ansah wie ich. Jedoch fing sie sich deutlich schneller: „I-Ich… Ich weiß nicht… Ist es nicht ein wenig… du-mäßig, wenn Sakura solche Dinge per Telefonat klärt?“

„Was soll das denn heißen?! Ich will nur nicht, dass Sakura sich dumme Hoffnungen macht und am Ende enttäuscht wird, weil Sasuke sich bereits jemand anderes gesucht hat, der den Mut hatte ihn direkt zu fragen, ob die beiden jetzt ein Paar sind oder nicht!“ Ino, sichtlich gekränkt aufgrund Hinata´s vorhergehender Aussage, verschränkte demonstrativ ihre Arme und sah Hinata mit trotzig vorgeschobener Unterlippe entgegen.

„Das meinte ich nicht. Es ist nur einfach nicht Sakura´s Art solche wichtigen Dinge per Telefonat zu klären.“, erwiderte Hinata mit einem kleinen besänftigenden Lächeln auf den Lippen, welches zum Schluss hin mir geschenkt wurde.

„Mhh… Wahrscheinlich hast du Recht…“ Ino summte erneut und sah langsam von Hinata über ihr Smartphone zu mir, bevor sich ein Grinsen auf ihren Zügen ausbreitete.

„Dann fahren wir eben zu ihm. Jetzt. Dann kannst du das in aller Ruhe klären und wir beide unterhalten uns derweil mit Sasuke´s Bruder.“ Ino´s Grinsen wurde noch ein wenig breiter, während sie nach ihrem Schätzelein griff und es zurück in ihre Handtasche tat, bevor sie allen Ernstes Anstalten machte, aufzustehen.

„Warte mal, Halt. Pause. Ich kann doch da nicht einfach hinfahren!“, meldete ich mich zum ersten Mal seit einigen Minuten zu Wort und ergriff Ino´s Handgelenk, um sie zurück auf ihren Stuhl zu ziehen.

Sie ließ es zu, jedoch nur sehr widerwillig. „Und wieso nicht?“

„Weil…“, begann ich, scheiterte jedoch an der Weiterführung des Satzes. Hilfesuchend sah ich zu Hinata hinüber, diese sah mich aber nur entschuldigend an. Anscheinend musste ich da jetzt allein durch. „Wie sieht das bitte aus, wenn ich plötzlich vor seiner Haustür stehe und ihn wie ein kleines Grundschulmädchen frage, ob er mit mir gehen will? Das ist doch… komisch.“, brachte ich das einzige Argument vor, das mir eingefallen war.

„Ach Papperlapapp! Du zeigst ihm damit nur, dass du weißt, was du willst. Es gibt nämlich nichts Unattraktiveres als eine Frau, die immer nur ‚vielleicht‘ sagt.“ Ino schenkte mir einen Blick der Sorte Glaub-mir.-Ich-weiß-wovon-ich-rede,-ich-bin-absolute-Expertin-in-Männerangelegenheiten und nahm erneut einen Schluck von ihrem Getränk.

„Das sagt die Richtige.“

Erschrocken wandte ich zeitgleich mit Ino meinen Kopf und blickte zu Hinata, welche Ino schon fast vorwurfsvoll ansah. Hatte sie das gerade wirklich gesagt?

„Was willst du damit andeuten?“ Ino´s Stimme war gefährlich ruhig und wäre ich nicht so geschockt gewesen von Hinata´s total untypischen Verhalten, ich wäre bereits in Deckung gegangen. Da bahnte sich ein Zickenkrieg an.

„Nur, dass du lieber vor deiner eigenen Haustür kehren solltest, bevor du Sakura zu etwas überredest, das nicht ihrer Natur entspricht.“ Hinata schien ihre Worte mit Bedacht zu wählen und obwohl sie merklich angespannt wirkte, schien sie nicht auf einen Streit aus zu sein. Die Art wie sie sich ausdrückte, erinnerte stark an ein Elterngespräch mit belehrendem Effekt.

Mein Blick wanderte von ihr zu Ino und ich sah gerade noch wie diese sich angespannt auf die Innenseite ihrer Wange biss, bevor sie laut ausatmend ihre steife Haltung aufgab und ergeben ihren Blick auf die Tischplatte senkte. „Woher weißt du es?“

„Es ist nicht schwer zu bemerken. Du hängst im Unterricht öfter an deinem Smartphone als bisher, was ich ja eigentlich für unmöglich gehalten habe, du kommst zu spät, wenn er zu spät kommt, und die Blicke… Gott, Ino, ihr musst es Temari sagen.“ Hinata schenkte Ino einen eindringlichen Blick, welcher perfekt zu dem belehrenden Ton passte, den sie angeschlagen hatte.

Ino seufzte und fuhr sich durch die langen blonden Haare, bevor sie grimassierte. „Ich weiß ja, aber… was ist, wenn sie es scheiße findet, dass ich mit ihrem Bruder zusammen bin? Ich meine, die beiden verstehen sich so schon nicht gut und wenn das dann noch dazukommt… Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass sie sich wirklich hassen.“ Ino verdeckte ihr Gesicht mit ihren Händen und gab einen leisen Laut der Verzweiflung von sich.

„Hey, das wird schon.“, versuchte ich sie aufzumuntern und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um beruhigend darüber zu streichen. „Ich meine, Temari wird vielleicht ein wenig sauer sein, weil du´s ihr nicht gleich und sofort erzählt hast, aber ich bin mir sicher, dass sie sich, wenn du es ihr erklärst, genauso für euch freuen wird wie wir das auch tun.“

„Wenn es nur das wäre.“ Ino´s Worte waren zwar nicht viel mehr als ein undeutliches Grummeln, jedoch war ich im Moment zu konzentriert darauf ihr zuzuhören und sie zu trösten – was Ersteres ja mit einschloss – als dass ich irgendetwas überhören hätte können von dem, was aus ihrem Mund kam. Doch auch meine vergleichsweise hohe Konzentrationsfähigkeit konnte nicht verhindern, dass ich verwirrt die Stirn runzelte. „Was habe ich verpasst?“

Ino sah von mir zu Hinata und schien stumm nachzufragen, ob es eine gute Idee war, mich einzuweihen, was mich ja schon irgendwie ein bisschen kränkte. Bis vor wenigen Minuten war Ino noch davon ausgegangen, dass außer mir und den direkt beteiligten Personen niemand von ihrer Beziehung mit Gaara wusste – und jetzt wurde bei Hinata plötzlich um Erlaubnis gebeten, mir etwas verraten zu dürfen, was jawohl eindeutig etwas mit der Beziehung zwischen Gaara und Ino zu tun hatte!

„Naja“, begann Ino zögerlich, „Temari stand nicht immer auf Shikamaru, weißt du? Im Grunde steht sie erst seit Kurzem auf ihn, aber das ist ja jetzt auch erst mal nebensächlich. Jedenfalls gab es vor ihm schon den ein oder anderen Kerl, was ja nicht weiter verwunderlich ist-“

„Kurzfassung, Ino.“, erinnerte ich die Blondine daran, dass ich ihren ausdauernden Abschweifungen im Moment definitiv nichts abgewinnen konnte, sondern einfach nur eine Antwort auf meine Frage erhalten wollte.

„Worauf ich hinaus wollte: Sie hatte mal was mit meinem Cousin.“, schloss Ino und sah mich irgendwie erwartungsvoll an.

Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass Ino nicht vorhatte weiterzureden. „Und?“, fragte ich daher in einem Ton nach, der deutlich machen sollte, dass ich das Problem noch nicht erkannt hatte.

„Es lief nicht besonders gut bei den beiden, was wahrscheinlich hauptsächlich daran lag, dass mein Cousin zu der Zeit seine Arschloch-Phase hatte und es nicht besonders lange gedauert hat bis er fremdging. Jedenfalls hat diese Beziehung“, Ino setzte das Wort Beziehung mit ihren Fingern in Anführungsstriche, „zu dem ein oder anderen Problemchen geführt, welche schließlich darin endeten, dass Temari und ich uns versprochen haben, dass wir niemals etwas mit jemanden aus der näheren Verwandtschaft der jeweils anderen anfangen.“

Diesmal dauerte es nicht annähernd so lang wie zuvor bis ich erkannte worauf Ino hinaus wollte. Und warum sie sich so strikt weigerte Temari etwas von ihrer Beziehung mit Gaara zu erzählen. „Ein Versprechen?“

Trotz dessen, dass ich versucht hatte meine Stimme so neutral wie möglich zu halten, hörte ich selbst den leicht spöttischen Unterton heraus, weshalb ich gar nicht erst auf eine Antwort seitens Ino wartete, sondern gleich weitersprach: „Das ist nicht dein Ernst, Ino. Du machst so einen Aufstand wegen eines Versprechens, das was-weiß-ich wie lange zurückliegt-“

„Nicht mal ein Jahr!“, unterbrach sie mich, was ich jedoch mit einer simplen Handbewegung beiseite wischte.

„Das ist doch vollkommen egal wie lange es zurückliegt, Temari kann sich wahrscheinlich eh nicht mehr daran erinnern und-“

„Du glaubst nicht, was Temari für ein Gedächtnis hat.“

„Ino! Lässt du mich jetzt vielleicht endlich mal ausreden?!“ Ich warf der Blondine neben mir einen verärgerten Blick zu, woraufhin diese ihre Lippen aufeinander presste und vorsichtig nickte. „Gut“, begann ich nun bereits zum gefühlt einmillionsten Mal damit, Ino davon zu überzeugen, dass ein Versprechen kein Grund war eine Beziehung zu verheimlichen.

„Worauf ich also eigentlich hinaus wollte“, ich pausierte kurz, um Ino einen drohenden Blick zuzuwerfen, damit sie gar nicht erst auf die Idee kam mich doch noch zu unterbrechen, „Gefühle lassen sich weder durch irgendwelche dummen Unterschiede, noch durch Versprechen, die in einem nicht ganz nüchternen Zustand gemacht wurden, unterbinden. Temari ist deine Freundin. Sie wird dir nicht den Kopf abreißen – falls sie sich überhaupt noch an dieses Versprechen erinnert.“

„Meinst du?“ Ino sprach leise und biss sich auf die Unterlippe, kaum dass sie geendet hatte. Alles Anzeichen dafür, dass sie unsicher war. Ino Yamanaka, eine der wohl selbstbewusstesten jungen Frauen, die ich kannte, war unsicher. Das flashte mich zugegebenermaßen ein wenig.

„Ja.“ Nicht ich hatte geantwortet, sondern Hinata, die bis zu diesem Zeitpunkt schweigend daneben gesessen hatte.

Für Ino schien es nicht relevant zu sein, wer von uns beiden ihr nun geantwortet hatte, denn schon im nächsten Moment atmete sie sichtlich erleichtert aus. „Okay, ich sage es ihr… Ich nehme an, dass ich das nicht unbedingt in der Schule tun sollte?“

„Auf keinen Fall.“, erhielt sie die Antwort diesmal synchron von Hinata und mir, woraufhin wir drei kurz lachten, bevor Ino grinsend in ihre Hände klatschte und plötzlich aufsprang. „Dann werde ich meinem Freund und seiner Schwester jetzt wohl mal einen kleinen Besuch abstatten. Und du, junge Dame“

Das Grinsen war aus ihrem Gesicht gewichen, stattdessen richtete sie nun streng dreinschauend einen ihrer manikürten Fingernägel auf mich, bevor sie weitersprach: „Du wirst jetzt deinen Hintern ebenfalls von diesem Stuhl erheben und deinen Freund aufsuchen, um ihm klarzumachen, dass er dein Freund ist. Hinata wird dich liebend gern begleiten.“

Ino blickte Genannte kurz an, woraufhin diese ein schnelles „Eh, klar.“ von sich gab und mich dann entschuldigend anlächelte.

„Eeeh, warte mal, Ino, Schätzelein. Ich dachte, wir hätten die Sache mit dem Sasuke besuchen und wie ein Kleinkind nachfragen, ob wir jetzt zusammen sind oder nicht, bereits geklärt?!“ Ein nervöses Lachen von mir gebend, versuchte ich gleichzeitig so bestimmt wie möglich rüberzukommen. Dass ich kläglich scheiterte, muss ich sicherlich nicht erwähnen, oder?

„Haben wir doch auch.“ Das Grinsen von zuvor schlich sich erneut auf Ino´s Lippen, jedoch sah sie damit nur noch bedrohlicher aus als wenige Sekunden vorher. „Du gehst da hin und klärst das. Ich will nämlich, dass das Erste, was ich morgen früh sehe, wenn ich meine Facebook-App öffne, die Mitteilung ist, dass du und der Uchiha-Flegel in einer Beziehung seid. Wenn nicht, werde ich das klären. Und zwar vor der gesamten Schule.“

Irgendwo zwischen ihrem Ich will und dem vor der gesamten Schule war mir der Kiefer nach unten geklappt, was noch einen kurzen Moment andauerte, bevor ich trotzig meine Arme vor der Brust verschränkte und ein angepisstes „Ich hasse dich.“ grummelte.

„Du bist auch die Größte, Liebes. Und jetzt entschuldigt mich, aber mein Albtraum wartet.“ Mit diesen Worten und einem halbwegs ehrlichen Grinsen auf den Lippen, winkte sie uns kurz zum Abschied zu, bevor sie aus dem Café stürmte und uns die Aufgabe überließ ihre Rechnung zu zahlen.
 

Und da stand ich nun. Nein, nicht vor Sasuke´s Haustür, das wäre ja noch schöner gewesen. Tatsächlich hatte ich nicht einmal versuchen müssen, Hinata dazu zu überreden, mir zu gestatten, nicht zu Sasuke zu gehen – Hinata hatte mir das sogar selbst vorgeschlagen. Okay, okay, ‚vorgeschlagen‘ war etwas übertrieben. Sie hatte mich gefragt, ob ich jetzt zu Sasuke wollte oder nicht. Und da ich darauf mit einem recht überzeugenden „Auf gar keinen Fall!“ geantwortet hatte, hatte Hinata das Thema mit einem Nicken gut sein lassen. Wieso konnte Ino nicht so einfach sein?

Seufzend packte ich den Gedanken an eine ‚einfache‘ Ino in den Ordner Träume, die niemals wahr werden und machte mich erneut daran den Wohnungsschlüssel aus meiner Tasche zu kramen. Wahrscheinlich hätte ich doch lieber gleich den ganzen Schlüsselbund anstatt nur eines einzelnen Schlüssels mitnehmen sollen… Aber da meine Tasche wirklich winzig war, hatte ich mich dazu entschieden nur den Wohnungstürschlüssel mitzunehmen. Ganz falsche Entscheidung, wie mir in diesem Moment bewusst wurde.

Nachdem ich gefühlte drei Stunden in meinem Handtäschchen – bei gerade mal zehn Zentimetern Breite, sieben Zentimetern Höhe und drei Zentimetern Tiefe war der Begriff ‚Handtasche‘ doch gänzlich unpassend – herum gewühlt und zum fünften Mal nichts weiter als ein bisschen Kleingeld, meinen Ausweis und eine Packung Taschentücher gefunden hatte, gab ich einen nicht jugendfreien Fluch von mir und betätigte die Klingel.

„Bitte lass Mum da sein, bitte lass Mum da sein, bitte lass…“, begann ich zu beten als sich nach dem zweiten Mal klingeln noch immer nichts an meiner Situation geändert hatte und entschied mich schließlich zum Sturmklingeln. Wenn meine Mum da war, würde sie mir deswegen zwar den Hals umdrehen, aber mir war alles lieber als noch länger wie ein begossener Pudel vor meiner eigenen Haustür rumzustehen.

Gerade als mir so langsam der Gedanke kam, dass meine Mum mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht zuhause war und mein Sturmklingeln daher auch nichts weiter als einen schmerzenden Zeigefinger brachte, wurde die Tür vor mir aufgerissen und meine Mum stand vor mir – sichtlich angepisst.

„Sorry, hab den Schlüssel vergessen.“, brachte ich so schnell wie möglich hervor und lächelte mein bezauberndstes Lächeln – nur leider brachte das absolut gar nichts.

„Das ist noch lange kein Grund mein Gehör zu schädigen, junge Dame! Du hättest auch einfach warten können, anstatt wie eine Irre zu klingeln.“ Mir einen Blick zuwerfend, der mir jegliche Widerrede verbot, trat meine herzallerliebste Mutter von der Tür zurück und drehte sich ohne ein weiteres Wort an mich einfach weg, um zurück in unser Wohnzimmer zu stapfen, wo sie sich auf der Couch niederließ und ihre Aufmerksamkeit dem Fernseher widmete. Erst da kam mir der Gedanke, dass ich sie womöglich beim Gucken ihrer Lieblingssendung gestört hatte. Kein Wunder also, dass sie so angepisst war. Ein leises „Ups“ von mir gebend, schloss ich schnell die Tür hinter mir und streifte meine Schuhe ab, um sie halbwegs ordentlich neben die Tür zu stellen, bevor ich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer und die Treppe hinauf in mein Zimmer schlich.

Dort angekommen, schmiss ich mein noch immer geöffnetes Täschchen auf meinen Schreibtisch, wobei ein kleiner, glänzender Gegenstand zum Vorschein kam – mein Haustürschlüssel.

„Ja ne, ist klar.“ Schnaubend zeigte ich dem Schlüssel demonstrativ meinen Mittelfinger, bevor ich zu meiner Stereoanlage hinüber ging und das Radio einschaltete. Augenblicklich schallte mir I need your love von Ellie Golding und Calvin Harris entgegen, was mich wieder an mein momentanes Beziehungsproblem erinnerte – wenn man das überhaupt so nennen durfte, immerhin bestand es ja daraus, dass ich mir nicht so sicher war, ob ich nun eine Beziehung führte oder nicht.

„Verdammte Scheiße.“ Leise vor mich her grummelnd, ging ich zu meinem Bett hinüber, schnappte mir auf den Weg dorthin noch meinen Laptop von meiner Kommode und ließ mich schließlich auf meiner Matratze nieder. Nicht ohne mich dabei am Bettrahmen zu stoßen. Super, ein blauer Fleck. Der Tag konnte ja nur noch besser werden.

Mich gedanklich über meine eigene Dummheit aufregend, klappte ich meinen Laptop auf und ließ ihn hochfahren. Gott sei Dank hatte ich ihn bereits am Morgen benutzt, um meine Englischhausaufgaben abzutippen, und ihn anschließend nur in den Ruhezustand versetzt, weshalb er nun anstatt drei Stunden nur drei Minuten zum Hochfahren brauchte. Sobald dies erledigt war, öffnete ich meinen Internetbrowser und loggte mich bei Facebook ein. Beinahe sofort sprangen mir drei rote Zahlen entgegen: Eins, siebzehn und fünf. In dieser Reihenfolge.

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen machte ich mich daran alles fein säuberlich der Reihe nach abzuarbeiten: Christina´s Freundschaftsanfrage bestätigen, siebzehn Nachrichten von Ino lesen, die sie mir innerhalb der letzten halben Stunde geschickt hatte und welche allesamt den gleichen Satz beinhalteten – Beweg deinen Hintern zu ihm! –, und mir fünfmal durchlesen, dass Christina eines meiner Fotos geliked bzw. kommentiert hatte. Und natürlich bei jedem Kommentar auf Gefällt mir klicken.

Als ich dies schließlich alles erledigt hatte und wieder auf meiner Startseite gelandet war, drängte sich der Gedanke an das, weshalb ich mich eigentlich eingeloggt hatte, wieder in mein Bewusstsein. Ohne meinem Hirn die Chance zu lassen, das Pro und Kontra dieser Aktion gegeneinander abzuwiegen, tippte ich schnell Sasuke´s Namen in das Suchfeld am oberen Rand ein und betätigte die Enter-Taste.

Es dauerte einen Moment bis ich auf seinem Profil landete, aber es war unverkennbar seines: Sein Name, ein Profilbild, das eindeutig ihn und Naruto zeigte – Sasuke war gerade dabei Naruto eine Kopfnuss zu verpassen, während beide breit grinsend in die Kamera sahen –, und der Button Gemeinsame Freunde, welcher in diesem Moment die Fotos von Ino, Choji, Naruto, Neji, Temari und Christina zeigte.

Mein Blick blieb einen Moment an seinem Profilbild hängen, bis er schließlich zum Button Freund/in hinzufügen weiterwanderte und dort verweilte.

Sollte ich oder sollte ich nicht?

Okay, Hirn, Pro- und Kontra-Liste, sofort!, beschloss ich und schloss meine Augen, um mich besser auf meine Gedanken konzentrieren zu können.

Du kennst Sasuke mittlerweile genauso lange wie Naruto oder Gaara und trotzdem bist du noch nicht mit ihm befreundet, obwohl du definitiv mehr Zeit mit ihm als mit den anderen beiden verbringst– zwar zu Beginn eher unfreiwillig, aber diesen Umstand lassen wir jetzt einfach mal dezent unter den Tisch fallen. Die Stimme in meinem Kopf, die sich stark nach Ino anhörte, brachte mich dazu meinen Mittelfinger auf das Touchpad meines Laptops zu legen und den Cursor ein Stück nach rechts, näher an den Button heran, zu bewegen.

Andererseits wäre es schon ziemlich peinlich, wenn Sasuke ablehnen würde.

Und der Cursor rutschte wieder nach links.

Aber wieso sollte er das tun? Diesmal war es ein Abbild meiner eigenen Stimme, die Ino´s widersprach. Der Cursor rutschte zurück nach rechts.

Wieso sollte er annehmen?

Mit einem genervten Stöhnen öffnete ich meine Augen wieder und starrte auf den Laptopbildschirm vor mir. Die Diskussion in meinem Kopf brachte mich nicht wirklich weiter. Ganz langsam, beinahe in Zeitlupe, bewegte ich meinen Mittelfinger auf dem Touchpad meines Laptops nach rechts, wodurch sich auch der Cursor bewegte. Erst als er den Button Freund/in hinzufügen erreicht hatte nahm ich meinen Finger wieder vom Touchpad und presste meine Lippen aufeinander. Sollte ich nun oder sollte ich nicht?

„Ach, scheiß drauf!“, stieß ich plötzlich aus und tippte frustriert mit meinem Zeigefinger auf das Touchpad. Der Button wurde kurzzeitig heller und das Nächste was ich sah, war die Nachricht, dass ich Sasuke Uchiha soeben eine Freundschaftsanfrage gesendet hatte. Verdammte Scheiße.

„Fuck, fuck, fuck!“ Panisch klickte ich mehrmals auf den Zurück-Button meines Browsers und stellte schließlich ziemlich entsetzt fest, dass ich zwar wieder auf der Startseite von Facebook gelandet, meine Freundschaftsanfrage jedoch natürlich nicht einfach rückgängig gemacht worden war.

„Scheiße!“ Laut vor mich her fluchend, beförderte ich meinen Laptop nicht gerade sanft von meinem Schoß auf meine Matratze und schmiss mich selbst gleich daneben, um frustriert die Decke anzustarren.

„Schatz, ist alles okay?“

Ich sah aus den Augenwinkeln wie meine Mum das Zimmer betrat und setzte mich automatisch auf während ich ihr antwortete: „Ja, alles okay, Mum. Mein Word ist nur grade abgekackt und ich habe vergessen die Datei zu speichern. Jetzt muss ich alles nochmal schreiben.“ Die Lüge war mir so natürlich über die Lippen gekommen, dass ich mich im Nachhinein beinahe dafür schämte. Vor allem, da meine Mum nicht einmal zu bemerken schien, dass ich sie anlog.

„Mhh… Das ist schlecht. Aber mal was anderes: Wie war´s eigentlich gestern Abend bei Hinata? Was habt ihr euch denn angesehen?“

Ein wenig verwundert, warum sie ausgerechnet jetzt näher auf mein Alibi für den letzten Abend eingehen wollte, streckte ich meine Hand nach meinem Laptop aus und zog ihn zurück auf meinen Schoß, um sie nicht ansehen zu müssen, während ich ihr antwortete. Nicht, weil ich sie nicht ansehen wollte, sondern viel eher, weil ich Angst hatte, dass sie doch irgendwann erkennen würde, dass ich sie anlog. „Ja, war okay. Wir haben Kokowääh geguckt, der ist echt gut. Und danach noch Warm Bodies, der war auch nicht schlecht. Die müssen wir auch mal zusammen gucken.“

„Mhh, müssen wir wahrscheinlich. Aber sag mal, war Ino denn nicht sauer, dass du gestern bei Hinata und nicht bei ihr warst?“

Nun endgültig verwirrt, sah ich mit gerunzelter Stirn zu meiner Mum. „Wieso sollte sie?“

„Du hattest ihr doch versprochen, mit ihr den Filmeabend zu machen, oder nicht? Das hast du mir zumindest am Dienstag erzählt.“ Das leichte Lächeln, was zuvor noch auf den Lippen meiner Mutter gelegen hatte, war nun einem strengen Blick gewichen, der mich augenblicklich kleiner werden ließ. Sie hatte meine Lüge durchschaut. Verdammte Scheiße aber auch!

„Da wirst du dich verhört haben. Ich hatte das Hinata versprochen, nicht Ino.“, versuchte ich zu retten, was zu retten ging. Selbst wenn mir zum Ende hin kein nervöses Lachen entkommen wäre, hätte ich jedoch nicht damit gerechnet, dass es funktionierte. Meine Mum konnte man vielleicht von der einen oder anderen Notlüge überzeugen… Sie dauerhaft verarschen aber definitiv nicht.

„Ach. Dann nehme ich an, dass der junge Mann, aus dessen Wagen du gestern Abend ausgestiegen bist, Hinata´s Bruder oder Cousin oder was-weiß-ich ist und er dich nur ganz gentleman-like nach Hause gefahren hat, weil es bereits so spät war?“

„Jap. So war´s.“ Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln, bevor ich meinen Laptop zuklappte und aufstand, um an meiner Mum vorbei und die Treppe hinunter in die Küche zu gehen.

„Du brauchst gar nicht abhauen, junge Dame! Wir sind noch nicht fertig mit diesem Gespräch.“, ertönte bereits ihre erboste Stimme hinter mir als ich die Treppe noch nicht einmal erreicht hatte.

Ich verdrehte meine Augen und lief die Treppe hinab, nicht ohne ein genervtes „Ich hau nicht ab.“ von mir zu geben.

Meiner Mutter schien das Hinterherlaufen langsam zu dumm zu werden, da sie mich reichlich angepisst am Oberarm festhielt und zu sich herum drehte, kaum dass wir den Flur betreten hatten. „Wärst du dann vielleicht so freundlich stehen zu bleiben und mir zu erklären, warum du gestern Abend fast zwanzig Minuten gebraucht hast, um vom Wagen dieses Jungen bis in die Wohnung zu gelangen?!“

Scheiße. Hatte sie auf die Uhr gesehen, oder was? „Sag mal, spionierst du mir nach, oder woher weißt du das?!“, erwiderte ich ebenso pampig.

„Da du es ja nicht für nötig hältst, mir die Wahrheit über deine Aktivitäten zu erzählen, muss ich das anscheinend machen!“

„Du willst die Wahrheit wissen? Hier bitteschön: Ich war gestern Abend weder bei Hinata noch bei Ino, sondern mit Sasuke in Orlando bei einem Geschäftsessen seiner Familie, wo ich seine Freundin gemimt habe und anschließend von seinem Vater runtergeputzt wurde. Sasuke hat mich anschließend nach Hause gefahren und wir haben uns geküsst. Deshalb hat es so lange gedauert bis ich in der Wohnung war. Zufrieden?!“ Ich holte tief Luft und biss mir auf die Unterlippe, da, kaum dass ich meiner Wut ein wenig Freiraum gelassen hatte, jetzt die nächste Emotion Beachtung forderte und zwar in Form von Tränen, die sich hartnäckig in meinen Augenwinkeln ansammelten.

Meine Mum schien währenddessen ein wenig überfordert mit den Informationen, die ich ihr soeben nicht gerade nett um die Ohren geknallt hatte. „Wieso hast du mich angelogen?“

Mein Blick wanderte von den Küchenfliesen zum Gesicht meiner Mum und schließlich schnell wieder weg. Gott, sie sah so verletzt aus. So unendlich verletzt. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich hatte wirklich vorgehabt mit Ino einen netten Abend zu verbringen, aber dann kam die Sache mit Sasuke und dann musste alles so schnell gehen… Und ganz ehrlich: Hättest du mich fahren lassen?“

Ein schwaches Lächeln legte sich auf meine Lippen, welches kurz darauf von meiner Mum erwidert wurde. „Natürlich nicht. Es hätte dir sonst was passieren können.“

Mein Gewissen meldete sich beinahe sofort erneut zu Wort und ich senkte meinen Blick auf den Küchenfußboden. „Tut mir Leid, Mum.“

Es dauerte keine zwei Sekunden, da spürte ich bereits ihre Arme um meine Schultern und wie sie mich in eine feste Umarmung zog. „Mach so etwas nicht nochmal, klar?“

„Glasklar.“

„Gut.“ Sie löste sich wieder von mir und bohrte mir im nächsten Moment ihren Zeigefinger in den Oberarm, während sie mir einen strengen Blick zuwarf. „Dir ist hoffentlich klar, dass du die nächste Woche Hausarrest hast, oder?“

Ohne zu Zögern nickte ich. Der Hausarrest würde mir zwar meinen Urlaub versauen, aber das war immer noch besser wie zwei oder sogar drei Wochen. Oder Internetverbot. Damit sie gar nicht erst auf die Idee kam, mir noch weitere Strafen aufzuerlegen, versuchte ich so schnell wie möglich vom Thema abzulenken: „Was hältst du davon, wenn ich – als kleine Entschuldigung sozusagen – jetzt erst einmal was Leckeres koche? Und dann sehen wir uns nachher noch zusammen deine Serie an?“

Passend zu meinem Vorschlag zwang ich ein Lächeln auf meine Lippen, welches sich gar nicht so falsch anfühlte. In der Tat war der Gedanke daran, mal wieder einen Abend mit meiner Mum vor dem Fernseher zu verbringen weitaus besser als der Gedanke an meine Physikhausaufgaben, die ich noch immer nicht erledigt hatte.

Es dauerte ungefähr zwei Sekunden bis sich auch auf den Lippen meiner Mum ein Lächeln ausbreitete und sie meinem Vorschlag zustimmte.

Puh, Ablenkungsmanöver geglückt; Nudeln mit Pasta, ich komme!
 

Zwei Stunden, eine große Portion Nudeln mit Pasta und drei Folgen Desperate Housewives später begab ich mich zurück in mein Zimmer, wo mich drei SMSen von Ino erwarteten.
 

Oooogottogott! Ich flipp aus, sie wird mich umbringen, ich weiß es!
 

Fuck, Sakura, wieso hast du mich hierzu überredet?!!
 

Ich schmunzelte leicht aufgrund Ino´s Panikattacke, die sogar durch die SMSen spürbar war, bevor ich ihre letzte SMS öffnete, die fast eine Stunde nach den anderen beiden gesendet worden war.
 

Ruf mich an. Sofort.

Sunday revelations - the second

There was a time

I met a girl of a different kind.
 

Ino Yamanaka war selten nervös. In der Tat gab es nur eine Hand voll Situationen, die sie richtig nervös werden ließen: Wenn sie mal wieder einen Test in Physik zurückbekamen, zum Beispiel. Oder wenn sie nach einer langen Winterperiode ihren Bikini herauskramte und anprobierte, um sicherzustellen, dass er noch immer so fabelhaft saß wie an dem Tag, an welchem sie ihn gekauft hatte.

Dass sie nun, wo sie auf dem Weg zu Gaara war, jedoch beinahe vor Nervosität ihr Smartphone fallen ließ, während sie damit Sakura immer und immer wieder den gleichen Satz per Facebook mitteilte, das war etwas, das vollkommen neu für sie war. Und umso näher der Bus der Haltestelle kam, an welcher sie aussteigen musste, um so schnell wie möglich bei den Sabakunos zu sein, desto nervöser wurde sie.

Ihr ursprünglicher Plan sich so gut es ging damit abzulenken Sakura zu zutexten, wurde von Sekunden zu Sekunde unmöglicher, da ihre Finger mittlerweile so sehr zitterten, dass sie ihr geliebtes Schätzelein lieber vorsichtshalber in ihrer Tasche verschwinden ließ. Nicht, dass es ihr tatsächlich noch aus der Hand fiel.

Kaum war ihr Smartphone sicher verstaut, faltete sie ihre Hände in ihrem Schoß, um sich so selbst davon abzuhalten wie eine Verrückte auf dem weißen Stoff ihrer Prada-Tasche herum zu tippen. Stattdessen lenkte sie ihren Blick aus dem Busfenster nach draußen und versuchte sich auf die vorbeiziehende Landschaft zu konzentrieren, die im Großen und Ganzen aus ein paar Menschen und einem Haufen Gebäuden bestand.

Zu sagen, dass sie nicht besonders erfolgreich war in ihrem Ablenkungsversuch, war wohl untertrieben. Immerhin schaffte sie es ganze zwanzig Sekunden lang an nichts anderes als die neue Frühjahrskollektion von Prada zu denken, bevor ihre Gedanken wieder zu Gaara wanderten. Zu ihm und Temari, die ihr so was von den Kopf abreißen würde!

Wie von der Tarantel gestochen, öffnete Ino ihre Tasche und zückte ihr Smartphone, um eine panische SMS an Sakura zu tippen.
 

Oooogottogott! Ich flipp aus, sie wird mich umbringen, ich weiß es!
 

Ohne viel Federlesen tippte Ino auf ‚Senden‘, bevor sie ihr Handy schnell in ihre Jackentasche steckte und aufstand, um bei der nächsten Haltestelle auszusteigen. Sie befand sich zwar noch gut zwei Haltestellen von dem Haus der Sabakunos entfernt, jedoch schrie jede Faser in ihrem Körper nach frischer Luft und Bewegung.

Sie musste unbedingt runterkommen, sonst würde sie noch einen Nervenzusammenbruch erleiden, noch bevor sie überhaupt den Versuch unternommen hatte Temari einzuweihen. Und auch, wenn ein Nervenzusammenbruch im Moment sehr verlockend klang – Immerhin würde Ino dadurch gut drei oder vier Tage an Vorbereitungszeit gewinnen. –, riss sie sich zusammen. Sie würde das jetzt durchziehen!
 

Zwölf Minuten und eine weitere panische SMS an Sakura später stand sie schließlich vor der Haustür der Sabakunos und zerbiss sich ihre Unterlippe. Ihre kurzzeitige Entschlossenheit, mit der sie für gewöhnlich ihr Leben meisterte, war erneut verflogen.

Stattdessen machte sich wieder die altbekannte Nervosität in ihr breit und sorgte dafür, dass ihr rechter Zeigefinger zweimal die Klingel verfehlte, bevor sie diese endlich traf und beinahe zeitgleich die Luft anhielt.

Es dauerte einen Moment bis sie hinter der Tür leise Stimmen wahrnehmen konnte und einen Schritt zurücktrat. Wer auch immer ihr die Tür öffnete, musste ja nicht gleich in sie reinrennen. Als die Haustür dann schließlich nach innen schwang und ein ihr sehr bekannter Rotschopf mit blauen Augen vor ihr stand, war Ino´s Nervosität auf einen Schlag so gut wie verflogen.

„Hey.“ Kaum hatte Gaara erkannt, wer da vor ihm stand, breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus, bei welchem Ino gar nichts anders übrig blieb als dieses zu erwidern.

Für einen Moment starrten sich die beiden nur an, dann erklang aus dem Hausinnern eine Frauenstimme, welche die beiden Verliebten reichlich aus dem Konzept brachte: „Wer ist es denn, Gaara?“

Weder Ino noch Gaara setzten überhaupt zu einer Antwort an, da schwang die Haustür noch ein Stück weiter auf und eine mittelmäßig genervte Temari kam zum Vorschein. Kaum erblickte diese Ino, hellte sich ihr Gesichtsausdruck auf. „Ino, hey! Was gibt´s? Willst du reinkommen?“

„Klar, gerne.“ Es kostete Ino Einiges, ihre erneut aufkommende Nervosität hinter einem für sie typischen Lächeln zu verbergen, jedoch schien das Temari nicht aufzufallen, da sie sich bereits im nächsten Moment an ihren Bruder wandte und ihre Laune an ihm ausließ: „Besitzt du vielleicht die Freundlichkeit, deinen fetten Hintern an die Seite zu bewegen, oder muss ich dir erst in denselben treten?!“

Gaara verdrehte seine Augen und verschwand aus dem Türrahmen, ließ sich jedoch eine laustarke Erwiderung nicht nehmen: „Sagte das Walross zum Pinguin.“

„Das hab ich gehört!“, schrie Temari ihrem Bruder hinterher, während Ino an ihr vorbei das Haus betrat.

„Herzlichen Glückwunsch.“, war alles, was noch von Gaara zu vernehmen war, bevor er die Treppe zur oberen Etage des Gebäudes hinauf lief.

Ino, die bereits wieder mit ihrer Nervosität kämpfte, kam in diesem Moment eine Idee, weshalb sie wohl ein wenig zu panisch rief: „Gaara! Warte mal!“

Der Rothaarige erstarrte förmlich auf der Treppe und lehnte sich dann über das Geländer, um sie fragend anzusehen. „Ja?“

„Ich…“, begann Ino stockend und zweifelte bereits wieder an ihrer Idee als sie den reichlich verwirrten Blick von Temari sah, „Ich wollte nochmal mit dir reden, wegen… Französisch!“

„Französisch?“

Das Fragezeichen in Gaara´s Gesicht vergrößerte sich, was Ino so langsam panisch werden ließ: „Ja, ehm, wegen der Nachhilfe. Du hast doch gesagt, dass du mir hilfst.“

„Seit wann gibst du denn bitte Nachhilfe in Französisch?“ Temari blickte skeptisch von Ino zu Gaara und wieder zurück.

„Seit ich damit meine Fehlstunden ausgleichen kann.“

Gaara, der wohl endlich verstanden hatte, dass Ino mit ihm allein reden wollte, grinste arrogant auf Temari hinab, die sofort auf seine Provokation ansprang: „Was für Fehlstunden denn bitte?! Willst du mich verarschen? Du fliegst noch irgendwann von der Schule, wenn das so weitergeht mit dem Schwänzen!“

„Immerhin kann ich dann Französisch.“, war alles, was Gaara schulterzuckend auf Temari´s Mini-Wutausbruch erwiderte, bevor er sich wieder Ino zuwandte: „Kommst du mit hoch? Ich bekomm hier so langsam die Krätze.“

Ein kurzer Blick zu Temari machte deutlich, weshalb er ‚so langsam die Krätze bekam‘. Ino, die bereits eine handfeste Schlägerei heraufziehen sah, nickte schnell und lächelte Temari im Vorbeigehen aufmunternd zu, während sie Gaara nach oben folgte.

Temari gab nur ein halb geknurrtes „Tu mir einen Gefallen und verprügel´ ihn mit deiner Tasche.“ von sich, bevor sie in die entgegengesetzte Richtung davonrauschte. Und obwohl Ino bereits wieder davon ausging, dass ihre Idee doch totaler Kuhmist war und am Ende nur alles schlimmer machen würde, konnte sie sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen, während sie die Treppenstufen hinauf stieg und direkt auf Gaara´s Zimmer zusteuerte.

Ino war noch nicht komplett durch die Tür, da wurde bereits ihr Handgelenk ergriffen und sie in einen hungrigen Begrüßungskuss gezogen. Leise seufzend schloss sie ihre Augen und ließ zu, dass Gaara sie fest an sich drückte, während er spielerisch an ihrer Unterlippe zog und anschließend ihre Zunge zu einem kleinen Tanz aufforderte.

Keuchend lösten die Beiden ihre Lippen nach einer Weile wieder voneinander, Gaara´s Arme blieben jedoch um Ino´s Taille geschlungen, während er seine Lippen zu ihrem linken Ohr wandern ließ.

„Ich wusste gar nicht, dass ich Nachhilfe gebe?“, flüsterte er leise und drückte seine Lippen auf eine Stelle direkt unter Ino´s Ohr, was sie leicht erschaudern ließ.

„Mir ist keine andere Ausrede eingefallen.“

Gaara lachte leise, bevor er einen Schritt zurück trat und Ino an ihrer Hand hinter sich her zu seinem Bett zog. „Du hättest mir schreiben können, dann wäre ich vorbei gekommen.“

„Nein!“

Aufgrund Ino´s heftiger Erwiderung irritiert, stockte Gaara in seiner Bewegung und sah zu seiner Freundin, welche sich hastig die Hand vor den Mund schlug.

„Okay, dann wäre ich halt nicht vorbeigekommen.“, sagte Gaara leise und zog verwirrt eine Augenbraue in die Höhe. Wieso schrie sie denn hier rum? Hatte er irgendwas Falsches gesagt?

„Ich… Sorry. Ich wollte nicht schreien. Ich… bin eigentlich nicht hier, um dich zu sehen.“, versuchte Ino stockend sich zu erklären, wobei sie gleich das nächste Fettnäpfchen mitnahm. Irgendwie war sie gerade nicht auf geistiger Höhe.

„Gut zu wissen, dass du… mich nicht mehr sehen willst?“ Gaara, der noch immer zutiefst verwirrt war, konnte nicht wirklich etwas mit Ino´s Aussagen anfangen.

„Nein, nein, so meinte ich das doch gar nicht! Ich… bin eigentlich hier, um…“ Ino stockte erneut und schloss ihre Augen, um tief Luft zu holen, bevor sie so schnell wie möglich weitersprach: „Ich denke, wir sollten Temarisagendasswirzusammensind.“

Zum Ende hin nuschelte sie nur noch, was es Gaara immer mehr erschwerte sie zu verstehen, jedoch war er mittlerweile geübt genug darin, die wichtigsten Informationen aus einem Ino-typischen Redefluss herauszuhören, weshalb er kurzzeitig erstarrte und große Augen bekam, nachdem Ino geendet hatte. Dann machte er mit einmal einen Satz nach vorne, legte seine Hände an Ino´s Wangen und küsste sie, während er grinste wie Sai auf Crack.

„Darf ich das als Einverständnis deuten?“, brachte Ino geradeso zwischen zwei Küssen hervor, während sie ihre Finger in sein Shirt krallte.

„Du darfst alles.“, war Gaara´s simple Erwiderung, bevor er sie erneut küsste.
 

„Temari?“ Vorsichtig lugte Ino um die Ecke in´s Wohnzimmer der Sabakuno´s, in welchem Temari es sich auf der Couch bequem gemacht hatte.

Diese sah sie aufmerksam an. „Na, alles geklärt?“

„Ja, also… fast.“ Ino lächelte nervös und setzte sich schließlich neben Temari im Schneidersitz auf das weiche Polster.

„Was ist los, Ino? Du bist total komisch seitdem du vorhin vor der Tür standst. Erzählst du´s mir oder muss ich´s aus dir raus pressen?“ Temari grinste leicht und wackelte mit den Augenbrauen, jedoch verging ihr das Grinsen beinahe sofort wieder, als Ino sich mit zusammengepressten Lippen zu ihr drehte und auf ihre eigenen Hände starrte.

„Ino?“, fragte Temari vorsichtig und lehnte sich ein Stück nach vorn, um der Blondinen in´s Gesicht sehen zu können.

Genau in diesem Moment riss Ino tief einatmend ihren Kopf nach oben und plapperte los: „Ich bin mit Gaara zusammen. Seit dem Abend im Ville läuft was zwischen uns und danach hatten wir drei Dates – wegen meiner Drei-Dates-Regel, du weißt schon – und irgendwie ist da was entstanden und ich hatte Angst es dir zu sagen, weil ich unsere Freundschaft nicht auf´s Spiel setzen wollte, für den Fall, dass das mit Gaara und mir nichts wird und ich dann pissig auf ihn bin und ich wollte dich da nicht mit reinziehen. Deshalb hab ich Gaara gebeten, dir vorerst nichts zu erzählen, obwohl er wollte, und das tut mir alles so leid und ich weiß, dass du mir jetzt bestimmt sauer bist, und-“

„INO! Holst du vielleicht mal Luft und lässt mich nachdenken?!“, unterbrach Temari ihre beste Freundin ziemlich abrupt und biss sich auf die Unterlippe, um ein Grinsen zu unterdrücken. Temari wusste zwar, dass Ino manchmal ziemlich viel und dazu ziemlich unkontrolliert reden konnte, aber wenn sie wirklich nervös war, dann konnte Ino zu einem wahren Plappermaul mutieren. Zaghafte Versuche sie dann noch zu unterbrechen, waren in solchen Fällen absolut ertragslos.

„Okay“, begann Temari nach ein paar Minuten völliger Stille, „Ich hätte es zwar besser gefunden, wenn ihr es mir gleich gesagt hättet, aber ich werde weder dir noch Gaara den Kopf abreißen. Zumindest nicht deswegen. Ich find´s doch schön, wenn du endlich mal wieder wen gefunden hast, Liebes.“

Temari lächelte und griff nach Ino´s Hand, um diese fest zu drücken. Dass der Blondinen daraufhin die Tränen in die Augen schossen, während sie Temari´s Lächeln erwiderte, zeigte Temari, dass sie mal wieder einen empfindlichen Nerv bei Ino getroffen hatte. Gott sei Dank war es ein glücklicher Treffer gewesen.

„Danke.“, hauchte Ino leise, bevor sie sich nach vorne schmiss und Temari umarmte, welche die Umarmung zuerst erwiderte, sich dann jedoch leise lachend von ihrer Freundin löste.

„Dank mir nicht zu früh. Immerhin hast du jetzt das Balg am Hals.“

„Selber Balg!“, ertönte da Gaara´s empörte Stimme hinter Ino, woraufhin beide Frauen erschrocken zusammenzuckten.

„Musst du dich immer so anschleichen, Balg?“, motzte Temari sofort und schmiss mit einem Kissen nach ihrem Bruder.

Dieser wich dem Stück Stoff aus und ließ sich hinter Ino auf der Couch nieder, um seine Arme um sie zu legen und sein Kinn auf ihrer Schulter zu platzieren. „Ich hab dir doch gesagt, dass sie nichts dagegen haben wird.“

„Ja, du hast es gewusst, du bist toll.“Ino verdrehte ihre Augen und sah zu Temari, die die Beiden grinsend beobachtete.

„Sei mal nicht so frech, Prinzesschen.“ Gaara knurrte leise und biss Ino in den Hals, woraufhin diese quiekend zusammenfuhr und rot werdend loskicherte.

„Boah, Leute, bitte! Könnt ihr das nicht woanders machen?“, beschwerte sich Temari und sah die beiden missbilligend an.

„Nein.“, erklärte Gaara knapp und presste anschließend seine Lippen erneut auf Ino´s Hals, die mit ihren Lippen ein ‚Sorry‘ formte, bevor sie erneut loskicherte.

Temari verdrehte daraufhin ihre Augen und verschwand mit einem genervten „Irgendwann werde ich ihm noch den Hals umdrehen.“ aus dem Wohnzimmer.
 

Als Ino gut vierzig Minuten später den Bus betrat, der sie beinahe vor die eigene Haustür fahren würde, zückte sie ihr Handy. Noch bevor sie sich auf einem der Sitzplätze im hinteren Teil des Fahrzeugs niedergelassen hatte, war die SMS an Sakura bereits gesendet.
 

Ruf mich an. Sofort.
 

„Und das war´s?“ Noch immer reichlich angespannt, saß ich auf meinem Bett und presste mein Handy gegen mein Ohr, um ja kein einziges Wort von Ino´s Ausführungen zu verpassen.

„Jap.“, erklang ihre Stimme kurzzeitig aus dem Lautsprecher meines Smartphones, was dazu führte, dass meine gesamte Anspannung in sich zusammenfiel. Erleichtert atmete ich aus. Temari hatte Ino also nicht den Kopf abgerissen…

„Sag mal, Ino…“, begann ich langsam, während sich in meinem Inneren, nun da die Anspannung verschwunden war, eine gewisse Verärgerung darüber ausbreitete, dass Ino mir mit ihrer letzten SMS so eine Angst eingejagt hatte.

„Hast du eigentlich mal daran gedacht, Smileys zu benutzen?!“, presste ich schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und unterdrückte den Drang etwas unsanft gegen die Wand zu befördern. „Weißt du eigentlich was ich mir für Sorgen gemacht habe?! Ich hab das schlimmste angenommen; dass Temari dich und Gaara zu Hackfleisch verarbeitet und eure Freundschaft aufgekündigt hat. Mein Gott, Ino! Mach so was nicht nochmal!“

Für einen Moment herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, dann drang Ino´s leises Lachen zu mir durch, was dazu führte, dass meine Verärgerung sich in Luft auflöste.

„Tut mir Leid, Sakura. Ich wird ab sofort Smileys benutzen.“ Sie kicherte, was ihre Aussage nicht besonders glaubhaft erscheinen ließ, jedoch beschränkte ich mich darauf grinsend meine Augen zu verdrehen und ihr eine gute Nacht zu wünschen, bevor ich auflegte und in´s Bad trottete, um mich bettfertig zu machen.
 

Als ich gut eine halbe Stunde später in meinem Bett lag und auf den Tasten meines Laptops herumtrommelte, während dieser seit geschlagenen einhundertsiebzehn Sekunden den Internetbrowser öffnete, waren sowohl die Ruhe als auch die kurzzeitige Fröhlichkeit aus mir verschwunden. Im Prinzip war ich nur noch ein Häufchen hyperaktive Nervosität gepaart mit sicherlich gesundheitsschädlicher Angst und einer Prise Genervtheit, da mir mein eigenes Verhalten so langsam stark gegen den Strich ging. Wieso flippte ich wegen so einer blöden Facebook-Freundschaftsanfrage nur so aus?!

Natürlich wusste ich wieso: Würde Sasuke ablehnen, wäre das ein dezenter Hinweis darauf, dass ich doch nur ein Fehler, Spielzeug, eine verdammte Ablenkung gewesen wäre. Und so unwahrscheinlich diese Möglichkeit war, so verdammt irre machte sie mich!

Dass dieser verdammte Laptop mittlerweile seit einhundertdreiundvierzig Sekunden den Internetbrowser öffnete, beruhigte mich nicht im Geringsten. Tatsächlich mutierte ich von Sekunde zu Sekunde mehr zu einem pinken Flummi, der mittlerweile einen flotten Stakkato auf die eigene Laptoptastatur trommelte und beinahe ganz nebenbei mit dem ganzen Körper auf dem Bett herumwippte, was mich irgendwie noch nervöser werden ließ. Scheiße, konnte dieser verdammte Browser nicht endlich – Bing!

Erschrocken riss ich meinem Kopf nach rechts und starrte zu meinem gerade noch vibrierenden und Töne von sich gebenden Smartphone. Da hatte ich wohl eine Nachricht bekommen. Nervös nahm ich das Stück Technik in die Hand und entsperrte das Display, um meine Nachrichten lesen zu können. Facebook: Sasuke Uchiha hat deine Freu…

Ohne nachzudenken, tippte ich auf die Meldung und verfluchte im nächsten Moment unser lahmes WLAN-Netz, dank welchem mein Handy ganze dreizehn Sekunden brauchte, um die Facebook-App zu starten und die Seite mit den Benachrichtigungen anzuzeigen. Sasuke Uchiha hat deine Freundschaftsanfrage bestätigt.

Ein Satz. Ein verfickter Satz und mein Herz fühlte sich um Tonnen leichter an. Gott, ich wusste ja bereits, dass ich verliebt war in diesen Kerl, aber so sehr?

Ein kurzer Blick zu meinem Laptop zeigte mir, dass dieser soeben am Versuch den Browser zu öffnen, gescheitert und abgekackt war. Seltsamerweise störte mich dieser Umstand in diesem Moment nicht im Geringsten, weshalb ich einfach stillschweigend wartete bis der Laptop wieder hochgefahren war und mich nach meinem Passwort fragte, welches ich ohne zu zögern eingab, bevor ich sowohl Laptop als auch Smartphone neben mich auf die Matratze legte und aufstand, um in die Küche zu gehen. Irgendwie hatte ich gerade Lust auf eine große Tasse heiße Milch mit Honig.
 

Nachdem ich also in die Küche gestiefelt und mir eine Tasse heiße Milch mit Honig gemacht hatte, wobei ich nicht um ein kurzes Gespräch mit meiner Mum über Desperate Housewives herumgekommen war, saß ich nun also wieder in meinem Zimmer auf dem Bett und wartete darauf, dass mein Laptop es endlich schaffen würde den Internetbrowser zu öffnen ohne dabei einen qualvollen Tod zu sterben.

In der Tat dauerte es nur knapp drei Minuten bis er es endlich geschafft hatte und ich meine Emails checken konnte. Anschließend widmete ich mich der kurzzeitigen Recherche für meine Physikhausaufgabe, die ich jedoch nach zwei Minuten mit dem Gedanken daran, dass ich auch noch den nächsten Tag dafür Zeit haben würde – Ich hatte ja Hausarrest wegen der Sache mit Orlando. –, abbrach und meinen Laptop herunterfuhr, bevor ich ihn nicht gerade liebevoll auf den Teppich neben meinem Bett ablegte und mich unter meine Bettdecke kuschelte. Erst da fiel mir das regelmäßige Aufblinken meines Handys in´s Auge. Da hatte ich wohl eine Nachricht bekommen. Erneut.

Mit gemischten Gefühlen schnappte ich mir meinen beinahe ständigen Begleiter und entsperrte das Display, um meine Meldungen zu lesen. Facebook: Sasuke Uchiha hat angegeben… Angegeben? Mit was wollte er denn angeben?

Es dauerte einen Moment bis mein Hirn den Zusammenhang zwischen dem ‚angegeben‘ und den vorhergehenden Worten geschaffen hatte, sodass mir klar wurde, dass mit ‚angegeben‘ wohl eine Angabe und nicht das Angeben, also das Protzen mit etwas, gemeint war. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich jedoch bereits auf die Meldung geklickt, sodass sich mein Handy erneut mit der Facebook-App und unserem WLAN herumärgerte, bis mir schließlich meine Benachrichtigungen angezeigt wurden. Sasuke Uchiha hat angegeben, dass er in einer Beziehung mit dir ist. Bestätigen Ablehnen Später

Zuerst war ich ganz ruhig. Man könnte es wohl wahrlich als Schockzustand beschreiben, so ruhig war ich. Im nächsten Moment breitete sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus, das wohl selbst Sai in den Schatten gestellt hätte, und ich tippte gar nicht schnell genug auf ‚Bestätigen‘. Wie um mich zu vergewissern, dass ich das soeben nicht geträumt hatte, öffnete ich mein Profil und scrollte hinunter bis ich bei meinem neuesten Post angekommen war. Sakura Haruno ist in einer Beziehung mit Sasuke Uchiha.

Das Lächeln, welches daraufhin das Grinsen ablöste, blieb selbst dann noch auf meinen Lippen als ich meinen Wecker aktivierte und mich an mein Kissen kuschelte, um in einen traumlosen Schlaf abzudriften.
 

„Weißt du was ich nicht verstehe?“

Sasuke, der auf seiner Couch saß und auf die Tastatur seines Laptops eintippte, hob seinen Blick für einen kurzen Moment zu seinem Bett, in welchem es sich sein bester Freund bequem gemacht hatte, bevor er sich mit einem leisen Murren wieder abwandte. „Mh?“

„Was will sie bitte mit dem Kerl? Der ist doch überhaupt nicht ihr Typ!“, echauffierte sich der Blonde und setzte sich schwungvoll auf, um Sasuke besser sehen zu können.

„Und das weißt du, weil…?“, fragte der junge Uchiha ein wenig abgelenkt nach, da er sich soeben bei Facebook eingeloggt und die Nachricht erhalten hatte, dass Sakura gerne mit ihm befreundet wäre. Ein kleines Schmunzeln legte sich auf seine Lippen.

„Sieh dir die beiden doch mal an! Die passen einfach nicht zusammen. Sie hat jemanden besseres verdient als ihn, echt jetzt!“

„Naruto“, begann Sasuke langsam, kaum dass er die Freundschaftsanfrage bestätigt hatte, „Du weißt aber schon noch, dass du eine Freundin hast?“

„Ja und?“

„Wieso regst du dich dann darüber auf, dass Kiba Hinata datet?“ Mit skeptisch nach oben gezogener Augenbraue fixierte Sasuke den Blonden, während er seinen Laptop zuklappte und ihn neben sich auf das Polster der Couch legte.

„Ich will einfach nicht, dass Kiba ihr wehtut.“

Für einen Moment starrten sich die beiden schweigend an, dann erhob sich Sasuke seufzend und ging zu seinem Bett hinüber, um sich neben seinen Kumpel zu setzen, während er ihm einen kräftigen Schlag gegen den Hinterkopf gab. „Dope.“

Naruto zuckte zusammen und schlug seinerseits nach dem Uchiha, verfehlte ihn jedoch. „Lass das, Bastard! Das tut weh!“

„Du benimmst dich wie ein Mädchen.“

„Halt die Fresse.“

Sasuke, der sich eine weitere provokative Antwort verkniff, ließ sich nach hinten auf die Matratze fallen und verschränkte seine Arme hinterm Kopf, bevor er erneut zu Naruto blickte. „So was macht man nicht, Dope. Man verliebt sich nicht in das Mädchen eines anderen.“

„Ich weiß.“ Naruto, der bis eben noch mehr oder weniger locker auf dem Bett gesessen hatte, ließ sich nach vorne sinken und stützte seine Ellenbogen auf seinen Knien ab, um seinen Kopf in den Händen zu vergraben. Dass ihm bei Sasuke´s Worten übel wurde, versuchte er krampfhaft zu unterdrücken, jedoch führte dies nur zu Kopfschmerzen, die er seiner eigenen Meinung nach zweifellos verdient hatte. „Scheiße, das weiß ich doch.“

Sasuke, bei dem sich bereits der Magen umdrehte, weil er es selbst nicht ertragen konnte seinen besten Freund in solch einer Lage zu sehen – verwirrt, verletzlich und voller Selbsthass –, riss sich zusammen, um die nächsten Worte über seine Lippen zu bekommen. Er wusste, dass es nicht fair war jetzt so grausam zu sein, aber er wusste auch, dass Naruto manchmal einfach einen Arschtritt brauchte. „Vor allem dann nicht, wenn man selbst eine Freundin hat.“

„Fuck.“ Naruto drehte seinen Kopf und sah Sasuke an, die Augen wässrig. Sasuke wusste genau, wo er hintreten musste, um Naruto ein schlechtes Gewissen zu machen, und Naruto wusste, dass er genau das jetzt brauchte. Er brauchte jemanden, der ihm in den Arsch trat, damit er die richtige Entscheidung traf. So unbequem und schmerzhaft sie auch sein würde. „Ich bin so ein Scheißkerl, Sasuke.“

„Das bist du nicht.“

„Ach nein?“ Naruto lachte trocken auf. „Ich hab eine Freundin, die mich zwar derzeit in Grund und Boden nervt, aber sie hat es trotzdem nicht verdient, dass ich so ein verficktes Arschloch bin und mich in eine andere verliebe ohne es ihr zu sagen. Ohne ihr verdammt nochmal zu sagen, dass ich nicht mehr mit ihr zusammen sein kann, weil ich uns beide damit verletze. Nein, stattdessen wähle ich den leichten Weg und versuche einem Kumpel die beinahe Freundin auszuspannen, während ich all das vor meiner eigenen Freundin geheim halte. Scheiße, ich bin so… Fuck!“ Seine Stimme brach und er vergrub das Gesicht erneut in seinen Händen, während ihm ein leises Schluchzen entwich.

Sasuke, dem dieser Anblick das Herz zerquetschte, richtete sich auf und legte seine Arme um den Blonden, drückte ihn an sich. Für gewöhnlich war Sasuke nicht der Kuscheltyp und er würde dies hier abstreiten, sollte jemals jemand behaupten, dass dies hier geschehen war, jedoch wusste er, dass Naruto das jetzt brauchte. Erst der Arschritt und dann das Kuscheln. Manchmal fand Sasuke Freundschaft wirklich zum Kotzen. Und dann rettete Naruto ihm den Arsch und der Uchiha war froh, dass er manchmal eben doch einen weichen Kern hatte.

„Jetzt reiß dich mal zusammen. Du hast Scheiße gebaut, aber du hast es eingesehen. Jetzt kannst du´s wieder gerade biegen.“

Schniefend löste sich Naruto aus der Umarmung und rieb sich über die Augen. „Wahrscheinlich hast du recht.“

„Hn.“ Ein arrogantes Grinsen breitete sich auf Sasuke´s Lippen aus und er erhob sich, um zurück zur Couch zu gehen. „Ich hab immer recht, Dope, das weißt du doch.“

„Boah, du bist so ein überheblicher Fatzke, ehrlich man!“ Naruto grinste ebenfalls und ließ sich zurück auf´s Bett fallen, um erneut die Decke zu mustern. Sein Grinsen wurde von Sekunde zu Sekunde kleiner, bis es schließlich ganz verschwand. „Ich werd´ mich von ihr trennen müssen.“

„Wär ein Anfang.“

„Mhh… Ich will ihr nicht wehtun, Sasuke. Ich meine, es ist ja nicht so als ob ich sie nicht mehr leiden könnte oder so, sie ist wirklich toll, aber-“

„Sie treibt dich langsam in den Wahnsinn mit ihren ganzen Naruuus und ihren Flirtereien, die sie selbst dann nicht einstellt, wenn du dabei bist. Ich weiß, Naruto. Das erzählst du mir seit Wochen.“ Sasuke, der mittlerweile seinen Laptop wieder aufgeklappt auf seinem Schoß platziert hatte, warf dem Blonden einen verärgerten Blick zu.

Dieser kratzte sich verlegen am Nacken. „He, jaa… Okay, sie nervt manchmal wirklich, aber… Ich kann nicht damit umgehen, wenn sie weint, man. Das sind immer richtige Sturmfluten!“

„Vielleicht hast du ja Glück und sie gehört zu den Frauen, die dir eine scheuern, wenn du mit ihnen Schluss machst.“ Ein schadenfrohes Grinsen schlich sich auf Sasuke´s Lippen, wofür er sogleich Naruto´s Mittelfinger präsentiert bekam.

„Bastard!“

„Dope.“

„Arroganter Fatzke!“

„Idiot.“

„Alte Pflaume!“

„Trottel.“

„Lackaffe!“

„Esel.“

„Sag mal, Sasu-lein, was machst du da eigentlich die ganze Zeit?“, lenkte Naruto das Gespräch mit einem Grinsen von sich auf Sasuke, der zwar äußerst einfallsreich an dem Streitgespräch – also dem Austausch von Beleidigungen – teilgenommen, jedoch die gesamte Zeit über seine Augen nicht vom Display seines Laptops genommen hatte. Nun, da Naruto ihn aber mit dem Kosenamen angesprochen hatte, den sonst nur Sasuke´s Mutter verwendete, sah er mit grimmiger Miene zum Blonden. „Nenn mich nicht so.“

„Nur wenn du mir verrätst was du da machst, Sasu-chan!“ Das Grinsen auf Naruto´s Lippen wurde noch ein wenig breiter, obwohl Sasuke mittlerweile seine Augenbraue warnend nach oben gezogen hatte. Wenn es etwas gab, das der Uchiha wirklich hasste, dann waren es Kosenamen. Vor allem solch bescheuerte.

„Ich hab meinen Beziehungsstatus geändert und Sakura als meine Freundin eingetragen.“, erklärte er daher mit Grabesstimme. Dass seine Tonlage von Wort zu Wort wärmer wurde, ignorierte er einfach mal.

Naruto entging dies natürlich nicht. „Du hast WAS?! Alter, wieso sagst du denn nichts?! Du Schlumpf, du! Glückwunsch, du Huhn!“ Der Uzumaki grinste und sprang vom Bett auf, um seinem besten Freund freudestrahlend durch die Haare zu wuscheln. Dieser fand das eher nicht so lustig, da er nach der Hand des Blonden griff und diesen kurzerhand über die Lehne der Couch zog, sodass Naruto´s Hintern ziemlich schmerzhaft auf dem Boden vor der Couch landete. „Ouch… Du Penner, ey.“

„Hände weg von meinen Haaren, Naruto.“

„Jaja, ist ja gut.“ Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen zog Naruto sich auf das Polster der Couch und lehnte sich schließlich zu Sasuke hinüber, um auf das Laptopdisplay sehen zu können. „Hat sie schon geantwortet?“

„Nein.“

Naruto brauchte Sasuke nicht anzusehen, um zu wissen, dass die Ruhe, die er vermeintlich ausstrahlte, reine Fassade war. Er kannte diesen Uchiha schon zu lange, um nicht allein aus seiner Stimme heraushören zu können wie angespannt er wirklich war. Und ‚angespannt‘ war gar kein Begriff für Sasuke´s derzeitige Haltung, geschweige denn seine Gefühlslage. „Wird sie schon noch. Und dann bist du wieder ein vergebener Mann. Karin wird die ganze Schule unter Wasser setzen mit ihrem Geheule.“

Naruto gluckste und auch Sasuke konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er wusste zwar, dass Karin nicht auf ihn stand, aber allein der Gedanke… „Woher willst du wissen, dass sie annimmt?“

„Ich hab so was im Gefühl. Und mal ehrlich jetzt…“ Ehe Sasuke reagieren konnte, hatte Naruto seine Hände bereits an Sasuke´s Wangen gelegt und hineingekniffen.

„Wer könnte solch süßen Paustbäckchen widerstehen?!“

Im nächsten Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig: Sasuke beförderte seinen Laptop nicht gerade vorsichtig von seinem Schoß auf die Couch, Naruto erkannte die Gefahr, sprang auf und rannte schreiend aus dem Raum, Sasuke mit zusammengekniffenen Augen ihm hinterher – und auf dem Display des Laptops erschien eine Benachrichtigung von Facebook. Sakura Haruno hat deine Angabe bestätigt. Du bist nun in einer Beziehung mit Sakura Haruno.

Love comes and goes

Something happens and I'm head over heels

Ah don't take my heart, don't break my heart, don't throw it away
 

„Mhh.“ Langsam und meine Augenlider fest aufeinanderpressend, drehte ich mich in Richtung Licht, während ich nach meinem Handy tastete, welches gerade dabei war mich zu wecken. Ich wollte aber nicht geweckt werden!

Murrend betätigte ich den Lautstärkeregler an der Seite meines Smartphones, woraufhin dieses den Wecker in den Snooze-Modus versetzte und mir weitere fünf Minuten in meinem kuschelig warmen Bett schenkte.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen wollte ich mich gerade wieder auf die andere Seite drehen – weg von dem Licht, das zweifellos von der aufgehenden Sonne stammte und sich seinen Weg durch mein Fenster und an den hellgrünen Jalousien vorbei in mein Zimmer bahnte – als meine Mutter in den Raum gestürmt kam. „Sakura, hast du mal auf die Uhr geschaut?! Es ist zwölf nach sieben, du musst aufstehen!“

Abgesehen von dem Gehörsturz, aufgrund der ohrenbetäubenden Lautstärke meiner Mum, erlitt ich zwei Sekunden später auch noch vorübergehende Blindheit, da ich so dumm gewesen war und meine Augen geöffnet hatte – während meine Mum die Jalousie mit einem Ruck nach oben gezogen hatte.

„Scheiße, Mum!“, schmerzerfüllt aufstöhnend, hielt ich mir die Hände vor die Augen und unterdrückte nebenbei jegliche Ambitionen meiner Mutter an den Hals zu springen. Sie schien ihr Glück jedoch überstrapazieren zu wollen.

„Sakura Haruno, nicht so eine Ausdrucksweise! Und steh endlich auf, du kommst noch zu spät zur Schule! Was sollen deine Lehrer nur denken…!“ Ich sah gerade noch wie sie den Kopf schüttelte, bevor sie aus meinem Zimmer stolzierte und mich – blind, taub und zutiefst verstimmt – zurückließ.
 

Nachdem ich ein paar halbherzige Flüche von mir gegeben und meinen Handywecker endgültig zum Verstummen gebracht hatte, war ich aufgestanden und mit frischen Klamotten ins Bad getrottet, um dort meine morgendliche Routine hinter mich zu bringen. Dass ich mich dabei ein wenig beeilen musste, da ich in der Tat etwas spät dran war, hinderte meine Laune jedoch nicht daran innerhalb weniger Minuten wieder topfit zu werden. Woran Ino´s SMS, die ich erst las als ich bereits wieder aus dem Bad raus war und meine Tasche geschultert hatte, um nach einem kurzen Abstecher in die Küche in Richtung Schule verschwinden zu können, nicht ganz unschuldig war.
 

Guten Morgen, Sonnenschein! :DD

Herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Facebook-Beziehungsstatus! ;DD :***

Wir haben viiiiiel zu besprechen, also komm heute mal pünktlich! ;P

Tüdelüüü~! <33
 

P.S.: Waren das genug Smileys für dich? ;P
 

Mit einem Grinsen auf den Lippen ließ ich mein Handy in meiner Hosentasche verschwinden, bevor ich schnellen Schrittes in die Küche eilte, um mir mein Frühstück einzupacken – zwei Äpfel und ein wenig Knäckebrot –, und anschließend zurück in den Flur ging, wo ich in meine Chucks schlüpfte.

„Bin dann mal weg!“ Ich wartete nicht auf eine Antwort meiner Mutter, war ich doch noch immer dezent sauer aufgrund des unsanften Aufweckens, sondern verschwand so schnell wie möglich aus der Wohnung.
 

„Sie werden dir den Kopf abreißen.“

„Temari!“ Hinata sah geschockt zu genannter Blondine und stieß ihr den Ellenbogen in die Seite, bevor sie ihren Blick auf mich richtete. „Das werden sie bestimmt nicht.“

„Natürlich werden sie das. Ich meine, du bist jetzt mit einem der heißesten Kerle der Schule zusammen.“ Temari grinste und hielt mir ihre Hand für einen High-Five hin.

Und auch, wenn ich dank Temari´s Äußerung ein leicht mulmiges Gefühl verspürte, – war es doch nun in der Tat nicht unwahrscheinlich, dass die ein oder andere Person in der Schule vielleicht ein wenig eifersüchtig werden könnte, nun da ich mit Sasuke zusammen war – konnte ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen und schlug ein.

„Awwh, ich beneide dich ja schon ein bisschen. Ich meine, Sasuke ist immer noch ein Arsch, aber ein wirklich heißer.“ Das Grinsen auf Temari´s Lippen wurde noch ein bisschen breiter, bevor sie ihren Blick wieder nach vorn richtete und dieser am Schulgebäude hängen blieb.

Auch mein Blick richtete sich auf die Landschaft vor uns, jedoch nahm ich sie gar nicht richtig war, da meine Gedanken wieder damit begannen um ein Thema zu kreisen, welches Temari angeschnitten hatte, kaum dass sie und Hinata mir zu meinem neuen Beziehungsstatus gratuliert hatten: Die Barbiepuppen, die man auch als Fangirls bezeichnen konnte. Gewissermaßen sogar als Sasuke´s Fangirls.

„Denkt ihr wirklich, dass sie ausflippen werden?“, fragte ich leise in die Runde und beobachtete eine Gruppe Schüler, die sich vor der Schulmauer aufgestellt hatten und rauchten. Unter ihnen entdeckte ich auch Karin, die irgendwie verändert aussah. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht annähernd so überladend geschminkt war wie üblich oder dass ein leichtes Lächeln ihre Züge zierten… Ich war mir nicht ganz sicher, was es nun war, das sie menschlicher wirken ließ, aber es machte sie sympathischer.

Selbst als sie ihren Kopf wandte und ihr Blick auf mich fiel, wobei das Lächeln von ihren Lippen verschwand und der altbekannte arrogante Ausdruck dessen Platz einnahm. Ich verzog meine Lippen nur zu einem bittersüßen Lächeln und winkte ihr zu, bevor ich wegsah und mich lieber darauf konzentrierte, was Hinata sagte. „Es ist natürlich möglich, dass einige nicht begeistert sein werden, aber ich denke, dass sich das schnell legen wird. Das wird schon.“

Ein Lächeln untermalte ihre Aussage und ich beschloss ihr einfach mal zu glauben. Es würde schon alles gut gehen. Okay, vielleicht gab es ein paar Schülerinnen, die nicht begeistert sein würden von der Beziehung zwischen Sasuke und mir. Aber das konnte mir im Prinzip ja egal sein. Weil ich Freunde hatte, die hinter mir standen. Weil ich viel zu verliebt war, um mich darum zu kümmern, was andere zu dieser Sache sagten. Und weil Sasuke mich wollte – mich! Das war eine Sache, die mich dazu brachte, mir grinsend auf die Unterlippe zu beißen, damit ich nicht vor Glück laut zu lachen anfing. Das fehlte mir noch: Wie eine Psychopathin mitten auf der Straße zu stehen und zu lachen bis mir die Tränen kamen.

Ich war gerade dabei das Bild von mir als Psychopathin aus meinen Gedanken zu verdrängen als wir das Schultor passierten und mein Blick auf eine müde aussehende Tenten fiel, neben der ein leicht genervt blickender Neji stand und sich anhörte was Ino ihm zu sagen hatte, welche vor Hyperaktivität beinahe überzusprudeln schien. Wahrscheinlich hinderten allein Gaara´s Arme, die der Rotschopf um ihre Mitte geschlungen hatte, und sein Kopf auf ihrer Schulter sie daran herum zu hüpfen wie ein Flummi.

Wir waren noch mindestens zwanzig Meter entfernt von den Vieren, da sah ich wie Gaara´s Blick sich auf uns heftete und er seinen Kopf gleich darauf drehte, um Ino etwas ins Ohr zu flüstern. Es vergingen keine zwei Sekunden, da hatte sich die Blondine bereits von ihrem Freund gelöst und stand vor mir, um mich grinsend in die Arme zu schließen. „Sakura, Liebes, Gottogott, endlich bist du da! Herzlichen Glückwunsch nochmal!“

Ino löste sich von mir und begrüßte kurz Hinata und Temari, welche äußerst amüsiert schienen, bevor sie sich bei mir unterhakte und mich zu Tenten, Neji und Gaara schleifte, während sie weiter auf mich einplapperte: „Mensch, du hast es aber auch spannend gemacht, erst mitten in der Nacht den Beziehungsstatus geändert. Ich dachte gestern Abend wirklich, dass ich die Sache heute selbst in die Hand nehmen müsse. Aber genug von mir, wo hast du den Uchiha eigentlich gelassen?“

„Ehm…“, begann ich noch immer ziemlich überfordert von ihrem Monolog, „Ich weiß nicht?“

„Du weißt es nicht?“ Ino sah mich schon beinahe entsetzt an, was in mir erneut dieses mulmige Gefühl entstehen ließ. War es so tragisch, dass ich nicht wusste, wo Sasuke sich aufhielt?

„Er ist wahrscheinlich noch auf dem Weg hierher, soweit ich weiß, hat Naruto die Nacht bei ihm gepennt. Und du weißt, dass man mit dem Dope nicht pünktlich sein kann.“, rettete mich Gaara aus meiner Erklärungsnot und grinste, bevor er Ino von mir weg und wieder in seine Arme zog.

„Da hast du wohl recht. Ich weiß noch, als wir mal…“

Den folgenden Monolog Ino´s verfolgte ich nicht mehr, da sich eine lächelnde Tenten auf mich zubewegte. „Glückwunsch, Sakura.“ Es schien für einen Moment als wolle sie mir noch mehr sagen, aber dann beließ sie es bei einem Lächeln und wandte sich Neji zu, welcher ihr gefolgt war und nun nach ihrer Hand griff.

Für einen Moment blieb mein Blick auf die beiden geheftet, bevor ich ihn abwandte und zu Hinata sah, welche einige Meter entfernt stand und sich mit einem rothaarigen Typ unterhielt. Erst als dieser seinen Kopf ein Stück hob und sich lächelnd von Hinata verabschiedete, erkannte ich, dass es sich um Sasori handelte. Ups, hatte ich da was verpasst?

Ich kam nicht mehr dazu sie darauf anzusprechen, da in diesem Moment Ino neben mir auftauchte und lauthals nach Details des gestrigen Tages schrie, während sie mich zum Unterricht schleifte. Mein hilfesuchender Blick wurde von Gaara nur mit einem Grinsen beantwortet, weshalb ich ihm meinen Mittelfinger zeigte, bevor ich mit Ino im Schulgebäude verschwand und ihr all ihre Fragen bis ins kleinste Detail beantwortete. Was blieb mir auch anderes übrig?
 

Zwanzig Minuten später saß ich – ähnlich eines Hasen auf einer heißen Herdplatte – auf meinem Platz neben Temari und ermahnte mich selbst beinahe im Sekundentakt dazu nicht wie eine Irre vor Nervosität auf meinem Platz herum zu hüpfen, sondern so ruhig wie möglich dazusitzen und den Ausführungen meines Mathelehrers zu folgen. Dass ich kläglich scheiterte, muss ich sicherlich nicht erwähnen, oder?

Anstatt mich also auf den Unterricht zu konzentrieren, beobachtete ich lieber Sasuke´s Platz – der im Übrigen leer war. Noch immer. So wie´s aussah hatte da wohl jemand a) verpennt oder b) keinen Bock auf Matheunterricht gehabt. Immerhin fehlte Naruto auch, was mich eher zu b) tendieren ließ.

Gerade als ich meinen Blick leise seufzend in Richtung Fenster abwenden wollte, ertönte ein leises Klopfen, woraufhin Mr. Sarutobi sofort verstummte und seinen Kopf in Richtung Tür drehte. Diese öffnete sich auch keine Sekunde darauf und ein breit grinsender Naruto trat ein, gefolgt von Sasuke, der ziemlich müde wirkte. Da hatte Naruto ihn wohl die ganze Nacht über auf Trab gehalten.

„Sie sind zu spät!“, ertönte auch schon Mr. Sarutobi´s anklagende Stimme, die Naruto´s Grinsen nur geringfügig abschwellen ließ.

„Verzeihung, wir haben verschlafen.“, erklärte sich Sasuke und nickte demonstrativ bei dem Wörtchen ‚wir‘ in Naruto´s Richtung.

„Aha.“, erwiderte unser Mathelehrer reichlich desinteressiert. „Würden Sie sich dann schnellstens setzen, damit ich meinen Unterricht weiterführen kann?!“

„`Türlich.“ Naruto verdrehte die Augen und bewegte sich in Richtung seines Platzes, Sasuke direkt hinter sich, während ich aufgrund Naruto´s Art schmunzeln musste, bevor ich meinen Blick zu meinem Freund gleiten ließ. Und seinen tiefbraunen Augen begegnete. Beinahe augenblicklich wurde aus dem Schmunzeln auf meinen Lippen ein Lächeln und ich formte ein lautloses „Hey.“, welches mit einem einfachen Lächeln beantwortet wurde, bevor sich Sasuke abwenden musste, um sich auf seinen Platz niederzulassen.

Auch wenn ich nun nur noch seine wild abstehenden Haare am Hinterkopf und die schwarze Lederjacke, welche sich über seinen Rücken spannte, betrachten konnte, so konnte ich das warme Gefühl in meiner Brust nicht leugnen.
 

„Sehen Sie sich diese Aufgaben bitte noch einmal genau an, Sie werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf ähnliche Aufgaben treffen, wenn Sie Ihre Abschlussprüfungen schreiben. Fragen zu den Aufgaben klären wir nächstes Mal. Bis dahin eine schöne Woche!“ Mr. Sarutobi zeigte so etwas wie ein Lächeln, auch wenn es bei ihm eher wie eine Grimasse wirkte, bevor er aus dem Raum stürmte, woraufhin ich mich erhob, es Temari neben mir gleich tat und meine Sachen zurück in meine Tasche packte.

Mit einem leisen Ächzen schulterte ich eben jene einen Moment später und wandte mich zum Gehen, jedoch hinderte mich ein großer warmer Körper vor mir und weiche Lippen auf meinen eigenen daran mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

In der ersten Schrecksekunde versteifte ich mich automatisch und starrte geschockt in die dunkelbraunen Augen, die sich nur wenige Millimeter von meinen entfernt befanden. Dann schloss ich genießerisch meine Augen und legte meine Hände an Sasuke´s Brust, während ich den Kuss erwiderte. Erst als ich spürte wie sich Sasuke´s Lippen zu einem Grinsen verzogen, lehnte ich mich ein Stück zurück und entzog mich dem Kuss.

„Hey.“ Sasuke´s Stimme war leise und rau und jagte mir automatisch einen Schauer über den gesamten Körper.

„An diese Begrüßung könnte ich mich gewöhnen.“, gab ich ebenfalls grinsend von mir und ließ zu, dass Sasuke mir erneut einen kurzen Kuss aufdrückte, bevor ich einen Schritt zurück trat und mich nach Temari umsah, welche grinsend hinter mir stand.

„So ihr Turteltäubchen, lasst uns mal die Schule schocken!“
 

Als Temari vor wenigen Minuten implizit gesagt hatte, dass Sasuke´s und meine Beziehung die Schule schocken würde, hatte ich das als Spinnerei abgetan. Wieso sollte es irgendjemanden überdurchschnittlich interessieren, wenn es ein neues Paar an dieser Schule gab? So war das Leben nun mal: Es fanden sich Menschen und es trennten sich auch welche. Nichts, weswegen man einen Riesenrummel drum veranstalten musste. Dachte ich zumindest.

Wie falsch ich mit diesem Denken lag, war mir spätestens am Ende der Pause klar, denn in diesen gerade mal zwanzig Minuten hatte ich mindestens dreißig wütende Blicke und das ein oder andere Mal ein gezischtes „Miststück!“ über mich ergehen lassen müssen. Nicht, dass mich das auch nur im Geringsten tangiert hatte. Es hatte mich viel eher amüsiert als ich ein paar Mädchen aus unserer Parallelklasse dabei beobachtet hatte, wie sie mich allesamt voller Abscheu betrachtet hatten, während ich ihnen mein falschestes Lächeln zugeworfen hatte. Sollte sie doch alle an ihrer Art krepieren, ich hatte mir vorgenommen, dass der heutige Tag einer der besten meines Lebens werden würde und das ließ ich mir jetzt nicht durch irgendwelche spätpubertären Kleinkinder zunichtemachen.

Auch nicht von der herzallerliebsten Karin, die mitten in der Pause neben Sasuke aufgetaucht war und sich seinen anderen Arm geschnappt hatte. „Wir müssen reden. Allein.“, hatte sie gesagt und Sasuke dabei eindrucksstark angesehen, wobei ihr Blick bei ihrem letzten Wort bedeutungsschwer zu mir gewandert war.

Ein kurzer Blick zu Sasuke, welcher mir leicht zugenickt hatte, hatte mich dazu gebracht ihn loszulassen und gemeinsam mit Karin im Inneren des Schulgebäudes verschwinden zu sehen. Dass meine Antipathie ihr gegenüber in diesem Moment ins Unendliche wuchs, brauche ich sicherlich nicht erwähnen.

Um mich von ihr und der Sache abzulenken, die sie und Sasuke verband und über die Sasuke mir bisher partout nichts hatte erzählen wollen – wobei ich ihn auch nicht gerade um Informationen angebettelt hatte –, hatte ich mich Hinata zugewandt, mit der ich mich eigentlich bereits vor dem Matheunterricht hatte unterhalten wollen.

„Hey, alles okay? Was wollte Sasori vorhin von dir?“, war ich gleich auf den Punkt gekommen, da mir im Moment nicht wirklich der Sinn nach viel Drumherumgerede gestanden hatte.

„Er hat mir nur mitgeteilt, dass wir uns das nächste Mal Mittwoch zum Proben treffen. Ich wollt´s dir eigentlich gleich sagen, aber du sahst so beschäftigt aus mit Sasuke, da wollte ich euch nicht stören.“ Hinata hatte leicht gelächelt und auch mich damit zu einem klitzekleinen Lächeln gebracht.

Bevor ich jedoch weiter auf diese Information hätte eingehen können, waren Temari und Ino neben uns aufgetaucht und hatten wie wild auf uns eingeredet, um uns zu einem Shoppingausflug kommenden Samstag zu überreden.

Im Endeffekt war uns nichts anderes übrig geblieben als zuzusagen. Nicht, wenn wir unser Gehör und unsere Nerven hatten behalten wollen.
 

„Wir müssen reden.“

Drei Worte. Drei mickrige Worte und Naruto sah sofort, was er damit angerichtet hatte. Das bis eben noch strahlende Gesicht seiner Freundin – Noch-Freundin, erinnerte er sich selbst – wurde blass, das Lächeln verschwand. Naomi wusste genau wie er, was diese drei Worte bedeuteten. Jeder wusste das. Sie waren so ein Klischee, so abgenutzt, so verbraucht.

In seinem Inneren schmerzte es Naruto, dass er mit diesen Worten das Gespräch einleiten musste, an dessen Ende er wieder Single sein würde. In seinem Inneren wusste er, dass Naomi ein nettes Mädchen war, mit viel Humor und Grips, die nur manchmal etwas über die Strenge schlug, die zu gern flirtete, die… einfach nicht die Richtige für ihn war. Es schmerzte ihn, dass er ihr keinen originelleren Text sagen konnte als den, den er gleich über seine Lippen bringen würde. Das hatte sie nicht verdient. Kein Mädchen verdiente so etwas. Wegen einer Anderen und dann auch noch mit solch klischeehaften Worten verlassen zu werden.

In seinem Inneren, fand Naruto sich selbst zum Kotzen in diesem Moment.

Er brachte sie zu einer Ecke des Schulhofes, die nur selten aufgesucht wurde. Sie war zwar gut vor neugieren Schülerblicken durch Bäume geschützt, jedoch befand sie sich direkt neben den Fenstern des Lehrerzimmers. Kein geeigneter Ort für ein paar Zärtlichkeiten. Aber ein perfekter Ort für´s Reden. Reden – blödes Synonym für Schlussmachen.

Naruto schüttelte seinen Kopf, derartige Gedanken konnte er jetzt nicht gebrauchen. Stattdessen versuchte er die Worte wieder beisammen zubekommen, die er seit gestern Abend immer und immer wieder gedanklich widerholte. Er wollte ihr nicht unnötig wehtun, weshalb er sehr genau darauf geachtet hatte, dass er die richtigen Worte wählte. Ob es tatsächlich die richtigen waren, würde sich zeigen.

„Worüber willst du reden?“ Naomi hatte die Worte kaum über ihre Lippen bekommen, wollte sie die Antwort doch gar nicht wissen. Aber wusste sie es nicht bereits? Sie kannte Naruto mittlerweile ganz gut, waren die beiden doch nun schon eine Weile zusammen. Und sie hatte die Veränderung bemerkt.

Er hatte weniger Zeit mit ihr verbracht, was ihr zu Anfang nicht besonders aufgefallen war, doch dann… War das Funkeln weg gewesen. Nur manchmal, wenn sie sich gesehen hatten, hatten seine Augen gefunkelt, doch meistens… Hatte er nur ein müdes Lächeln für sie übrig gehabt. Sie war nicht blind gewesen. Sie hatte auch die Blicke gesehen, die er dieser Hyuuga geschenkt hatte. Und sein Verhalten bei dem ‚Doppeldate‘ vor wenigen Tagen, wie er Kiba angeraunzt hatte. Sie war nicht blind gewesen. Nur verliebt.

Verliebt genug, um daran zu glauben, dass Naruto vielleicht nur ein wenig Zeit brauchte, dass er nur… Sie war verliebt und naiv gewesen.

„Über uns. Unsere Beziehung. Ich…“ Naruto stockte und wandte seinen Kopf ab. Er war nicht gut in sowas. Er überbrachte lieber gute als schlechte Nachrichten.

„Du machst Schluss.“ Der Blonde zuckte zusammen und sah wieder zu Naomi, die ihren Blick stoisch auf seine Brust gerichtet hatte. Sie sah ihn nicht an und doch konnte er sehen, wie verletzt sie war. Sein zaghaftes Nicken machte die Situation nicht besser.

„Warum?“ Sie wollte es wissen. Lag es an ihr? Oder an der Hyuuga? Wenn es diese Hyuuga war… Dann konnte sich das Miststück auf was gefasst machen!

„Ich mag dich wirklich, Naomi. Es ist nur… Die Dinge haben sich verändert. Das, was wir hatten, war wirklich schön, aber ich… meine Gefühle sind nicht mehr die gleichen. Es sind Dinge passiert, auf die ich keinen Einfluss habe, und es tut mir wahnsinnig leid, aber ich will dir nicht noch mehr wehtun als ohnehin schon und deshalb… ist es besser wenn wir uns trennen.“, erklärte Naruto leise und verzog sein Gesicht zu einer unglücklichen Grimasse.

Naomi trat einen Schritt zurück und blickte zur Seite, ignorierte den stechenden Schmerz in ihrer Brust. Er machte tatsächlich Schluss mit ihr. Er… dieser… Bastard! Wütend richtete sie ihren Blick auf Naruto und trat einen Schritt in seine Richtung, um ihm einen der frisch manikürten Fingernägel in die Brust zu bohren. „Wer ist es, mh? Die Hyuuga? Was hat das Flittchen, was ich nicht habe?!“

Überrascht riss Naruto die Augen auf. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Dass Naomi verletzt sein würde… das war zu erwarten gewesen. Dass sie sauer werden würde, ebenfalls. Aber, dass sie so ausflippen würde, überraschte ihn nun doch. „Wie… wie kommst du drauf, dass es Hinata ist?“

„Also ist sie es. Natürlich ist sie es. Ich hab doch gesehen wie du sie angesehen hast. Und wie du Kiba zusammengeschissen hast… Oh.“ Für einen kurzen Moment verstummte Naomi. Sie war sprachlos, das konnte sogar Naruto sehen. Dann breitete sich ein hämisches Lächeln auf ihren Lippen aus.

„Weißt du was, Naruto? Renn ruhig dem Hyuuga-Miststück hinterher, sie will dich eh nicht, immerhin hat sie ja jetzt Kiba.“

Naruto´s Gesichtszüge entgleisten. So hatte er Naomi noch nicht erlebt.

„Und weißt du, was das Lustigste daran ist, Naruto?“ Naomi trat noch ein Stück näher, wobei sie ihre Stimme zu einem Flüstern senkte. „Du hättest sie haben können. Vor nicht mal zwei Monaten, hättest du einfach nur zu ihr gehen müssen und sie wäre deins gewesen.“

„Was meinst du damit?“ Für einen Moment fühlte es sich an als würde Naruto´s Herz stehen bleiben. Meinte Naomi das, was ihm durch den Kopf ging? Nein. Das durfte sie nicht meinen. Nein, nein, neinneinneinnein!

„Vor nicht mal zwei Monaten war sie total in dich verliebt. Es war ihr egal, dass du sie nicht mal mit dem Arsch angeguckt hast und es war ihr egal, dass du ständig neue Freundinnen hattest. Sie war so extrem in dich verliebt, dass sie über all das hinweggesehen hat. Und dann kam unsere Beziehung und so wie´s aussieht, hat sie sich entschlossen dich gehenzulassen. Zugunsten Kibas.“ Naomi entfernte sich wieder ein Stück von Naruto und erneut konnte er ihr hämisches Lächeln sehen.

Doch egal wie tief es ihn traf, dass Naomi anscheinend auch eine ganz andere, fiese Seite hatte, so war das doch ein Kinderspiel dem gegenüber, was Naruto nun empfand da er von Hinata´s Gefühlen wusste. Von ihren ehemaligen Gefühlen.

Er merkte kaum, wie Naomi ihm einen letzten abschätzigen Blick schenkte, bevor sie ihn einfach stehen ließ. „Ich hoffe, es tut weh.“

Am Liebsten hätte er sich zu ihr umgedreht und ihr hinterhergeschrien, dass ihre Hoffnung sich erfüllte. Dass es mehr wehtat als das Wissen darum, dass er Naomi verletzt hatte und dass er Hinata schon längst an Kiba verloren hatte, zusammen wehtat. Doch er konnte sich nicht bewegen. Er starrte einfach weiter vor sich hin, immer und immer wieder nur diesen einen Satz in seinen Gedanken wiederholend, der sich scheinbar in sein Gedächtnis gebrannt hatte. Du hättest sie haben können.
 

„Karin, könntest du aufhören mich wie eine Irre durch die Gegend zu zerren und mir einfach sagen, warum du so einen Aufstand machst?“ Sasuke war genervt. Nicht, dass er dieses Verhalten von Karin mittlerweile nicht bereits gewöhnt war, tauchte sie doch regelmäßig einfach bei ihm auf und entführte ihn irgendwohin, um Privatgespräche mit ihm zu führen, die sich im Grunde nur um ein und dasselbe Thema drehten. Es nervte ihn nur ungemein, dass sie ihn dafür von Sakura wegzerren musste.

„Aufstand?! Entschuldige bitte, wenn ich dich von deiner neuesten Ablenkung fernhalte, aber es gibt wichtigere Dinge als dass du endlich mal wieder wen zum Ficken hast!“

Sasuke´s Nerven waren bereits vor Karin´s letzter Aussage zum Zerreißen gespannt gewesen, aber nun hatte sie den Bogen eindeutig überspannt. Er entriss ihr seinen Arm und packte seinerseits ihren Unterarm, um sich ruckartig an sich heranzuziehen und festzuhalten.

„Wenn du Sakura noch einmal als Ablenkung bezeichnest, schwöre ich dir, dass wir beide ernsthafte Probleme bekommen.“ Er hatte ruhig gesprochen und darauf geachtet, dass er vor Wut nicht zu fest zupackte und Karin womöglich verletzte.

Und doch sah er in ihren sich überrascht weitenden Augen, dass sie die Warnung verstanden hatte, noch bevor sie zögerlich nickte.

„Gut.“ Sasuke entspannte sich wieder und ließ sie los, bevor er sich ein Stück von ihr entfernte. Würde sie jemand hier entdecken – in einer kleinen Nische am hinteren Ende des Ostganges im dritten Stockwerk des Gebäudes –, wäre allein die Tatsache, dass sie sich in diese entlegene Ecke zurückgezogen hatten Grund genug für unschöne Gerüchte. Da mussten sie nicht auch noch so nah beieinander stehen, dass kaum ein Blatt Papier zwischen sie gepasst hätte.

„Also, weshalb ich dich hier her gebeten habe“, begann Karin, wurde jedoch von Sasuke unterbrochen: „Du hast mich entführt.“

Die Rothaarige verzog ihre Lippen zu einem falschen Lächeln, bevor sie grinsend meinte: „Heul doch.“

„Komm zum Punkt, Karin.“

„Jaja, immer langsam mit den jungen Pferden. Also…“ Das Grinsen verschwand von ihren Lippen und sie gesellte sich zu Sasuke an die Wand nahe des Fensters und blickte hinaus, sodass Sasuke ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. „Ich werde es ihm sagen.“

Verwundert, drehte Sasuke seinen Kopf noch ein Stück mehr in ihre Richtung und versuchte ihr Gesicht im Fenster zu erkennen, jedoch scheiterte er aufgrund der miserablen Lichtverhältnisse. „Wieso jetzt?“

Es dauerte einen Moment bis sie antwortete und als sie es schließlich tat, wusste Sasuke, warum er sich jedes Mal wieder von ihr mitzerren ließ. „Ich kann das nicht mehr, Sasuke. Ich will es nicht mehr.“

Ihre Stimme klang weinerlich, ihre ganze Haltung drückte Zerbrechlichkeit aus. Und das war es, was ihn dazu brachte den Abstand zwischen ihnen zu überbrücken und sie vorsichtig in seine Arme zu schließen. Sie sah nicht nur zerbrechlich aus, sie war es tatsächlich. Etwas, das sie und ihn verband. Verbunden hatte seitdem er sie das erste Mal weinen hatte sehen.

Sie spielte immer nur die Starke. Die Diva, die sich von nichts und niemanden etwas sagen ließ, der es egal war, wenn andere sie hassten und die sich nur für sich interessierte. Für sich und ihr Spiegelbild. Es war eine selbstauferlegte Rolle, die sie spielte damit niemand sah wie zerbrechlich sie wirklich war. So wie bei ihm.

Sie beide kannten den Schmerz von Liebeskummer, den man nicht ausleben durfte, den man unterdrücken musste, der sich immer und immer tiefer in einen hineinfraß, Tag für Tag alles verschluckte, was das Leben Gutes für einen bereithielt.

Nun, er hatte den Liebeskummer hinter sich, er hatte jetzt Sakura. Und Karin? Die stand vor ihm und ließ zu, dass er ihr ein wenig Wärme schenkte, während sie leise weinte. Sie würde darüber hinweg kommen. Aber es gab niemanden, der ihr das abnehmen konnte. Er konnte ihr einzig und allein ein Freund sein. Und das war etwas, was sie ihm nicht immer einfach machte. Vor allem dann nicht, wenn sie ihre Launen an ihm ausließ.

„Pass bloß auf, dass Sakura uns so nicht sieht. Sonst denkt sie noch, dass wir was miteinander haben.“ Karin lächelte müde und drehte sich in seinem Armen, woraufhin Sasuke sicherheitshalber einen Schritt zurück trat. Sie hatte Recht. Es könnte ungemütlich werden, wenn jemand sie beide so sah.

„Kann ich nachher vorbei kommen?“

Für einen kurzen Moment war er versucht ihre Frage zu verneinen. Eigentlich hatte er vorgehabt Sakura dazu zu überreden, ihren bezahlten Urlaub mit ihm zu verbringen, aber da er vorhin erfahren hatte, dass ihre Mutter ihr Hausarrest aufgebrummt hatte…

„Hn.“

Two sides of a coin

And he´s long gone when he´s next to me

And I realize the blame is on me
 

„Sai! Hey, warte mal!“

Verwundert blieb der Schwarzhaarige stehen und sah sich nach der Stimme um, die er bisher nicht allzu oft gehört hatte. Was wollte Karin denn von ihm?

Diese Frage würde die Rothaarige ihm wohl nun gleich beantworten, da sie endlich vor ihm zum Stehen kam und sich sogleich seinen Arm schnappte, um ihn an den Rand des Flures zu ziehen. „Ich muss mal kurz mit dir reden.“

„Okay.“ Schon hatte ein Lächeln den Weg auf seine Lippen gefunden, welches nichts weiter als Gewohnheit war. Früher hatte er immer gedacht, dass irgendjemand dieses Lächeln wohl bald mal durchschauen würde; heute wusste er, dass sich nur wenige Menschen die Mühe machten andere gut genug kennenzulernen, um solch kleine Unterschiede zu bemerken. Mittlerweile störte ihn das nicht mehr. Er war es gewohnt, dass andere seine stille und doch fröhliche Art einfach so hinnahmen, ohne nachzufragen, ohne sich auch nur zu wundern. Und es war nicht so, dass ihm das nicht geradezu ausgezeichnet passte. Solange er seinen Abschluss noch nicht hatte, würde niemand erfahren, wer – oder besser gesagt: wie – er wirklich war und das war gut so. Lieber spielte er Sasuke Uchiha´s dauergrinsendes Double als sich vor anderen erklären zu müssen. Das Theater mit seinen Eltern vor gut zwei Jahren hatte ihm schon gereicht und dass Choji die Sache so gut aufgenommen hatte, hatte Sai zuerst schockiert. Bis er verstanden hatte, dass Choji sich nichts aus Äußerlichkeiten machte – außer es handelte sich um seine eigenen.

„Können wir irgendwohin gehen, wo wir nicht die Hauptattraktion sind?“ Karin hätte sich auf die Zunge beißen können. Gut, sie wollte tatsächlich lieber mit Sai allein sein, aber den Ton, den sie angeschlagen hatte, musste für Unwissende nach purer Gereiztheit klingen. Dabei war sie doch nur nervös! Wobei ‚nur‘ wahrscheinlich die Untertreibung des Jahrhunderts war. Vorsichtig lugte sie nach oben in Sai´s Gesicht, fürchtete sie doch, dass er ihre Frage womöglich falsch verstanden hatte, jedoch schien er gar nicht mitbekommen zu haben, dass sie mit ihm gesprochen hatte. Er hatte seinen Blick zur Seite gewandt und betrachtete geistesabwesend eines dieser hässlichen Gemälde aus dem neunzehnten Jahrhundert, die überall verstreut in der Schule herumhingen.

Nun doch dezent verärgert – Karin mochte es überhaupt nicht, wenn man ihr nicht zuhörte –, griff sie nach Sai´s Hoodie-Ärmel und zog daran, sodass Sai seinen Blick endlich ihr zuwandte. „Können wir unter vier Augen sprechen?“

Anscheinend hatte sie nun auch Sai´s Aufmerksamkeit wieder für sich beanspruchen können, da der Schwarzhaarige erneut lächelte und nickte. Auch Karin verzog ihre Lippen zu einem kleinen Lächeln, bevor sie sich umdrehte und sich ihren Weg durch die aus der Pause kommenden Schülermassen drängelte, wobei sie strikt auf eine Nische am Ende des Ganges zusteuerte, in der bis vor Kurzem noch Schließfächer gestanden hatten. Diese waren jedoch entfernt und ein Stockwerk höher wieder aufgestellt worden. Wozu, wusste selbst Karin nicht. Bei der Nische angekommen, reichte ein kurzer Blick über die Schulter, um zu sehen, dass Sai ihr gefolgt war und nun ebenfalls zum Stehen kam, wobei er noch immer lächelte. Für einen kurzen Moment war Karin versucht ihn zu fragen, ob es denn nicht schmerzte die ganze Zeit über zu lächeln, schluckte die Frage aber hinunter und besann sich auf das, was sie ihm nun zu sagen hatte. Sie musste ruhig bleiben. Nicht überemotional werden. Tief durchatmen und ihm sagen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Wenn das nur so einfach wäre!

„Was wolltest du besprechen?“ Es war eine Frage, gestellt aus einfacher Höflichkeit. Im Grunde interessierte es ihn nicht, was die Rothaarige von ihm wollte, eigentlich kannten sich die Beiden ja kaum. Sie hatten nur eine Handvoll Kurse zusammen, unterhielten sich so gut wie nie und er wusste auch nicht viel mehr über sie als dass ihr Name Karin war und dass sie mit seinem Double anscheinend eine interessante Beziehung pflegte. Wobei ‚Beziehung‘ nicht im Sinne von partnerschaftlich oder sexuell zu sehen war – gut, beim Letzten war er sich nicht ganz sicher –, sondern viel eher als verkorkste Freundschaft im Frühstadium. Nichts, was ihn bei dem Uchiha verwunderte. Seit dieser von seiner Freundin – nun gut, mittlerweile war sie ja seine Exfreundin – getrennt war, benahm er sich eh verkorkst.

„Ich…“ Karin´s Stimme holte ihn wieder zurück aus seinen Gedanken und er brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, weshalb er hier mit ihr stand. Irgendwie war heute nicht sein Tag, so konfus war er doch sonst nicht!

Die Rothaarige bemerkte nichts von Sai´s innerem Durcheinander, war sie doch viel zu sehr darauf konzentriert, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Sie spürte bereits wie sich das Blut den Weg in ihre Wangen bahnte und das war etwas, das sie zutiefst verabscheute. Wenn sie rot wurde, sah sie einfach nur schrecklich aus! Des Weiteren setzte ihr ihre Nervosität reichlich zu, so bekam sie doch nicht einmal einen vernünftigen Satz zusammen. Was war bitte so schwer daran, ‚Ich habe mich in dich verliebt‘ zu sagen?! Ich habe mich in dich verliebt. Ichhabemichindichverliebt. Ichhabemichindichverliebt!

„Ich hab mich in dich verliebt.“ Es schien als würde die Welt aufhören sich zu drehen. Für den Bruchteil einer Sekunde durchströmte pure Erleichterung die Rothaarige, bevor sie verstand, was sie da soeben gesagt hatte. Verdammte Mistkacke!

Auch der Schwarzhaarige brauchte einen Moment, um die erhaltene Information zu verarbeiten. Den Schockzustand hatte er vergleichsweise schnell überwunden, für den darauffolgenden Akzeptanzzustand brauchte er etwas länger. Sein Lächeln war schon längst von seinen Lippen verschwunden als er etwas näher an die Rothaarige herantrat – welche mittlerweile aussah als würde sie sich in Grund und Boden schämen, was ein wirklich interessantes Bild war –, um ihre entschuldigend eine Hand auf den Oberarm zu legen. „Tut mir leid, Karin, aber ich werde diese Gefühle nicht erwidern können.“

Er sah wie ihr Blick von seinem Gesicht an ihm vorbei wanderte, bevor sie sich ein Stück von ihm abwandte. „Das dachte ich mir bereits. Aber ist okay, ich meine… Du kannst ja nichts dafür, dass du bist wie du bist.“ Ihr Blick huschte über den Fußboden zur gegenüberliegenden Wand, dann weiter nach rechts zu einer Tür, die in einen der Biologieräume führte, bevor er wieder zurück zum Fußboden glitt.

Sie wollte nicht mehr in seiner Nähe sein, das war ihr anzusehen und unter normalen Umständen hätte Sai sich schnellstmöglich von ihr verabschiedet, jedoch war da etwas an ihrer letzten Aussage, das ihn irritierte. „Was meinst du damit, dass ich bin wie ich bin?“

Karin gab ein kurzes, trockenes Lachen von sich und sah ihm für die Dauer ihres nächsten Satzes direkt in die Augen, bevor sie ihren Blick wieder zur Seite wandte. „Das weißt du, Sai. Aber es ist okay, wirklich. Ich hab einfach… Pech gehabt, würd ich sagen. Trotzdem danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Bis dann.“

Ihre letzten Worte waren im Grunde nur noch ein schnelles Dahinreden von Floskeln, die ihr in den Kopf kamen, bevor sie sich in Bewegung setzte. Mit zügigen Schritten und noch immer gesenkten Kopf umrundete sie ihn und mischte sich unter die Schülermassen, welche die Treppen hinauf in das nächste Stockwerk liefen.

Nach nur wenigen Wimpernschlägen war sie bereits gänzlich verschwunden und wäre Sai nicht noch immer geschockt gewesen, weil dieses kleine Mädchen ihn anscheinend ohne Probleme durchschaut hatte, so wäre er ihr möglicherweise hinterhergelaufen. Um sie zur Rede zu stellen oder um sich nur erneut bei ihr zu entschuldigen, so genau wusste er das nicht.
 

„Weißt du was ich nicht verstehe?“ Karin, die es sich im Wohnzimmersessel der Familie Uchiha bequem gemacht hatte, wandte ihren Kopf vom Fernseher zu Sasuke, welcher nur ein reichlich desinteressiertes „Hn.“ für sie übrig hatte. Nicht, dass sie das nicht bereits gewohnt war oder dass es sie störte.

„Wieso genau bist du nochmal mit dem Flamingo zusammen? Ich meine, so untervögelt kannst du doch gar nicht sein!“

„Karin, bitte. Das Thema hatten wir schon.“, erwiderte Sasuke nun reichlich genervt, wobei er sich nicht die Mühe machte, vom Fernseher wegzusehen.

„Und du hast mir bis jetzt noch immer nicht auf meine Frage geantwortet! Ich meine, du kannst mir nicht erzählen, dass du wegen ihrer grünen Augen oder – Gott bewahre! – wegen ihrer augenkrebserregenden Haarfarbe mit ihr zusammen bist. Falls es dir nämlich noch nicht aufgefallen ist, Sasuke: Ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut und weiß, dass du eher zu den Kerlen gehörst, die zuerst auf den Arsch, dann auf die Brüste und dann ins Gesicht einer Frau gucken und spätestens beim Zweiten hätte dir auffallen müssen, dass-“

„Komm zum Punkt.“, unterbrach Sasuke den Monolog der Rothaarigen mittlerweile ziemlich ungehalten, da ihm einerseits ihr ständiges Geschnatter auf den Geist ging und andererseits… Andererseits war er sich selber nicht so sicher darüber, was genau er an Sakura nun so toll fand. Natürlich wusste er, dass er sich in die Haruno verliebt hatte, das war etwas, das er seit fast zwei Wochen nicht mehr leugnen konnte, auch wenn er es bereits mehrmals versucht hatte. Und nun, da er mit ihr zusammen war, war er auch ganz froh darüber, dass es mit dem Leugnen nicht so geklappt hatte.

„Warum stehst du auf sie?“

Sasuke´s Blick glitt vom Fernseher in Richtung Boden, während sich sein Unterkiefer anspannte und er sich Gedanken über Karin´s Frage machte. Zu seinem Pech war dies nämlich genau die Frage, auf die er keine Antwort kannte. Zumindest keine, die mit Worten zu fassen war. „Sie…“, begann er zögerlich und sah bereits aus den Augenwinkeln wie sich auf Karin´s Gesicht ein Ausdruck purer Schadenfreude breit machte. Gut, er wusste, dass die Rothaarige Sakura nicht besonders mochte, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte, aber dass sie nun zu solch einem Miststück mutierte…

War er auch so ein Arsch gewesen, nachdem die Beziehung mit Amy in die Brüche gegangen war? Hatte er auch versucht, alles und jeden schlecht zu machen? Nun, da er darüber nachdachte, wurde ihm bewusst, dass er nicht viel anders gewesen war. Die Beziehung zwischen Itachi und Christina war kurz nach seiner eigenen kaputt gegangen. Sicherlich nicht komplett seinetwegen und doch hatte er seinem Bruder zu gern unter die Nase gehalten, wie unterschiedlich die beiden doch waren. Hatte hier und da einen zynischen Kommentar abgelassen oder Itachi einfach emotional so unter Druck gesetzt, dass dieser die Aufmunterungsversuche seiner Freundin nicht verstanden hatte und stattdessen lieber den Stress in ihrer Beziehung kompensiert hatte. Was Christina wiederum irgendwann nicht mehr akzeptiert hatte.

Und dann war da noch Naruto´s Zwei-Wochen-Flirt gewesen. Sie war hübsch gewesen, nicht ganz Naruto´s Typ und doch hätte es etwas Dauerhaftes werden können. Schade nur, dass Sasuke dringend Ablenkung in Form von hübschen One-Night-Stands gebraucht hatte und Naruto´s Flirt ein bisschen zu viel Interesse an ihm gezeigt hatte, als dass er ein guter Freund hätte sein können.

„Sie akzeptiert, dass ich ein emotional verkrüppeltes, egoistisches Arschloch bin.“, antwortete Sasuke schließlich und dachte erneut an Naruto´s Flirt, welche er nie wieder gesehen hatte.

Dafür hatte er am nächsten Tag einen verdammt sauren Naruto gesehen, der ihm ohne viel Federlesen eine reingehauen hatte. Nicht, dass Sasuke das nicht verdient gehabt hätte.

Es war zwar schnell wieder Gras über die Sache gewachsen – Naruto war Gott sei Dank nicht sonderlich nachtragend gewesen, obwohl er jedes Recht dazu gehabt hatte – und doch hatte Sasuke eins aus dieser Sache gelernt: Egal wie emotional verletzt du bist, lass die Finger vom Mädchen deines Freundes.

„Und trotzdem sitzt du mit mir hier und schaust South Park, anstatt Zeit mit deiner Freundin zu verbringen. Das muss wahre Liebe sein.“, erwiderte Karin schnippisch und schenkte ihm ein falsches Lächeln.

Auch wenn Sasuke ihr dafür am Liebsten einen unschönen Kommentar gedrückt oder – noch besser – sie rausgeworfen hätte, verzog er seine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln. „Du hast Recht.“

„Was?!“ Nun war Karin doch überrascht. Seit wann gab der Uchiha denn irgendjemanden Recht? War er irgendwann in den letzten fünfzehn Minuten auf den Kopf gefallen und sie hatte es nur nicht mitbekommen?

Sasuke ignorierte Karin´s verwirrten Gesichtsausdruck und erhob sich, um Karin die Fernbedienung in den Schoß zu werfen und anschließend in den Flur zu gehen.

„Hey, wo willst du hin?!“ Noch immer verwirrt, beförderte Karin das Stück Plastik von ihrem Schoß auf den Wohnzimmertisch, bevor sie sich daran machte, Sasuke in den Flur zu folgen, welcher gerade in ein Paar schwarzer Chucks schlüpfte.

„Deinen Rat annehmen und den Nachmittag mit meiner Freundin verbringen. Fühl dich ruhig wie zu Hause, Essen und Trinken sind im Kühlschrank, Itachi wird erst in ein paar Stunden wieder hier sein, bis dahin hast du das Haus für dich. Tu mir einen Gefallen und fackel´ es nicht ab.“ Mit diesen Worten schnappte sich Sasuke sein Portmonee, welches beinahe sofort in seiner hinteren Hosentasche verschwand, und seinen Schlüsselbund, bevor er sich zum Gehen wandte.

Er hatte die Haustür noch nicht ganz hinter sich zugezogen, da drehte er sich noch einmal zu Karin um, welche den Anschein eines begossenen Pudels erweckte, so wie sie im Flur stand und ihn noch immer verwirrt ansah. „Ach und übrigens: Hör auf das verbitterte Miststück zu spielen, das versaut den Charakter. Glaub mir, ich kenn mich da aus.“

Und schon fiel die Haustür zu, sodass Karin nur noch auf das weiße Plastik starrte. Hatte er sie gerade wirklich stehen gelassen? Und sie auch noch ein verbittertes Miststück genannt?! So ein… „Arschloch!“
 

„… werde also erst am Donnerstagabend wieder da sein. Das heißt aber nicht, dass du hier Rambazamba veranstalten kannst! Du hast immer noch Hausarrest und sollte mir zu Ohren kommen, dass du dich nicht daran hältst, werden da auch nochmal zwei weitere Wochen drauf kommen. Nur damit du Bescheid weißt.“

Ich gab ein leises Brummen von mir, was meiner Mum signalisieren sollte, dass ich ihr zu gehört hatte, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Kommode richtete, die gerade abgestaubt wurde.

Dank der genialen Idee meiner Mutter, mir Hausarrest aufzubrummen, sodass ich nicht einmal meinen bezahlten Urlaub genießen konnte, hatte ich nun so viel freie Energie und Zeit, dass ich beschlossen hatte, einfach mal Frühjahrsputz zu betreiben. Im November. Und da meine Mum heute auch noch früher von der Arbeit nach Hause gekommen war, weil sie am Abend beruflich nach Toronto fliegen und dafür noch ihre Koffer packen musste, konnte ich nicht einmal unsere Nachbarn mit ein bisschen Dubstep erfreuen. Das einzig Gute an der Sache war, dass mein Zimmer endlich mal vom Staub befreit wurde, der sich angesammelt hatte seit ich begonnen hatte bei den Uchihas zu arbeiten.

Leise seufzend rückte ich meine pinke Kerze wieder zurück auf ihren Platz und widmete mich meinem Nachttischchen, welches auch dringend vom Staub befreit werden musste. Ich hatte noch nicht einmal meinen Wecker, welcher seit mindestens drei Jahren nicht mehr als die Funktion einer Uhr erfüllte, hochgehoben, um besser putzen zu können, da ertönte unsere Klingel. Für einen kurzen Moment überlegte ich, einfach so zu tun als hätte ich es nicht gehört. Dann entschied ich mich dagegen. „Ich geh schon!“

Ohne auf eine Antwort meiner Mum zu warten, begab ich mich aus meinem Zimmer und die Treppe hinunter. Das Staubtuch, welches ich noch immer in der Hand hielt, fand schnell seinen Platz auf der Kommode neben der Wohnungstür, bevor ich eben jene öffnete und beinahe einen Herzinfarkt erlitt. „Was machst du denn hier?!“

Sasuke, der anscheinend nicht besonders begeistert war von meiner zugegeben nicht gerade fröhlichen oder begeisterten Begrüßung, zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Ich wollte den Nachmittag mit meiner Freundin verbringen. Bisher dachte ich immer, dass man das so macht, wenn man in einer Beziehung ist.“

„Ich, ehm, ja…“, stotterte ich mir einen zurecht, während ich völlig überfordert von seiner Logik – Gottverdammte, wieso musste er immer Recht haben?! –, meinem Aussehen – Wieso genau hatte ich zum Putzen nochmal meine mit Farbe bekleckerte Jogginghose, ein viel zu weit ausgeschnittenes Top und eine mir zwei Nummern zu große Sweatjacke angezogen? –, seinem Aussehen – Holy Shit, er sah sooo gut aus! Wieso musste dieser Bastard immer so gut aussehen?! – und der Tatsache, dass meine Mutter seit Sonntag seeehr schlecht auf Sasuke zu sprechen war und deshalb seinen Besuch sicherlich nicht gutheißen würde, zwischen ihm und der Wohnzimmertür hin und her sah, durch die meine Mum wohl jeden Moment treten würde, um herauszufinden, wer da wohl geklingelt hatte. Verdammte Scheiße, sie würde Sasuke erwürgen, wenn sie ihn jetzt zu Gesicht bekäme!

„Du musst gehen.“, beschloss ich schließlich und trat bereits einen Schritt in seine Richtung, um meine Hände auf seine Schultern zu legen und ihn in Richtung Treppenhaus zu bugsieren, als die Stimme meiner Mutter erklang, gefolgt von ihr höchstpersönlich.

„Schatz, wer ist denn da? Ich hoffe doch, nicht schon wieder – Oh!“

Erschrocken sah ich über meine Schulter zu meiner Mum, deren Miene von überrascht zu düster wechselte, bevor sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und näher kam. Fuck, fuck, fuck! Sie würde ihn häuten! Lebendig verbrennen! In Beton einschließen und im Meer versenken!

„Guten Tag, Mrs. Haruno.“, unterbrach Sasuke höflich lächelnd meine innere Panikattacke und sorgte damit dafür, dass sich mein Magen umdrehte. Er durfte nicht sterben! Er war doch so höflich, selbst jetzt noch, wo er seinem Tod bereits ins Auge blickte, er-

„Guten Tag. Sasuke, nehme ich an?“ Erschrocken zuckte ich zusammen als die Stimme meiner Mutter plötzlich direkt neben mir ertönte. Umso überraschter war ich als sich ihre Lippen zu einem höflich-distanzierten Lächeln verzogen und sie Sasuke die Hand reichte, welche er kurz zur Begrüßung schüttelte. Irgendwie war ich doch gerade im falschen Film. Meine Mum begrüßte Sasuke einigermaßen nett? War das ihre neue Methode? Erst Harmlosigkeit vortäuschen und dann aus dem Hinterhalt angreifen?

„Sasuke wollte gerade wieder gehen, Mum. Nicht wahr, Sasuke?!“ Ich verzog meine Lippen zu einem verkrampften Lächeln, während ich verzweifelt versuchte, Sasuke mit meinen Augen mitzuteilen, dass er sich schnellstens vom Acker machen sollte. Dass ich dabei wahrscheinlich eher aussah wie ein Hühnchen auf Crack, war dabei für mich nebensächlich. Dass Sasuke mein wildes Augenzucken aber anscheinend nicht begriff, sorgte bei mir beinahe für einen Herzstillstand. Der musste doch merken, dass er gerade in Lebensgefahr schwebte! Sonst war er doch auch nicht so blöd!

„Das ist aber schade. Ich hätte mich gerne noch etwas mit dir unterhalten, Sasuke. Über Orlando zum Beispiel. Oder über Entführung.“ Das Lächeln meiner Mutter blieb und doch schien Sasuke ein Licht bei ihren Worten aufzugehen, da er im nächsten Moment entschuldigend lächelte.

„Leider hat Sakura Recht. Ich muss bereits wieder los. Wir können das Gespräch ja gerne ein andermal führen. War schön, Sie kennenzulernen, Mrs. Haruno.“ Guter Junge, endlich hatte er´s kapiert.

„Die Freude war ganz meinerseits.“ Mir wäre beinahe ein hysterisches Lachen entkommen, da das Lächeln meiner Mum noch etwas an falscher Höflichkeit zunahm und damit bereits etwas äußerst… Bedrohliches bekam. Jedoch verkniff ich mir jegliche Laute der Hysterie und Panik und schnappte mir lieber meinen Wohnungstürschlüssel.

„Ich bring Sasuke schnell nach unten, nicht dass er noch stolpert, die Treppe runter fällt und dann keiner da ist, der den Notarzt ruft. Bin gleich wieder da.“ Ohne auf die Widerworte meiner Mutter zu achten, schlüpfte ich in meine Lieblingssneaker und folgte Sasuke in den Flur, die Tür fest hinter mir ins Schloss ziehend.

Sasuke öffnete bereits den Mund, um etwas zu sagen, jedoch schüttelte ich nur den Kopf und bedeutete ihm mir zu folgen, während ich die Treppen hinab in das Stockwerk unter unserem lief. Erst dort angekommen blieb ich stehen und wiegte mich und Sasuke in genügend Sicherheit, um ein kurzes Gespräch zu führen.

„Das war knapp.“, gab ich einigermaßen erleichtert von mir und schenkte Sasuke das erste ehrlich fröhliche Lächeln seit einigen Minuten.

„Das kannst du laut sagen. Deine Mum sah aus als würde sie mich gleich mit einer Kuchengabel erstechen wollen.“ Sasuke grinste und lachte leise, während er näher an mich heran trat und seine Hände auf meine Hüfte legte.

„Glaub mir: Das hatte sie auch vor.“ So ernst ich meine Worte auch meinte, Sasuke´s Grinsen brachte auch meine Lippen dazu sich zu verziehen, was sich aber auch auf seine Hände zurückführen ließ, die mich nun enger an sich zogen und sich anschließend auf meinen unteren Rücken legte.

Lächelnd streckte ich mich ihm entgegen und legte meine Arme locker um seinen Hals, bevor ich ihm einen federleichten Kuss auf die Lippen hauchte. „Hallo erst mal.“

Sasuke zog grinsend eine Augenbraue in die Höhe. „Was war das denn?“

„Ein Begrüßungskuss?“

„Das war kein Begrüßungskuss.“

„Ach nein? Woher willst du das wissen?“

Sein Grinsen wurde noch etwas breiter. „Weil das hier ein Begrüßungskuss ist.“

Im nächsten Moment trafen seine Lippen wieder auf meine, diesmal deutlich härter und verlangender als zuvor, jedoch kam es mir nicht in den Sinn, mich zu beschweren. Genießend öffnete ich meine Lippen einen Spalt breit, um den Kuss zu vertiefen, während ich meine Hände zu seinem Nacken wandern ließ und sie dort in seine weichen Haare krallte. Nur am Rande bekam ich mit, wie er mich nach hinten dirigierte und seine Hände dabei immer weiter in Richtung Hintern rutschten.

Im gleichen Augenblick, in dem ich die Wand in meinem Rücken spürte, legten sich Sasuke´s Hände gänzlich unter meinen Hintern und hoben mich hoch, sodass ich meine Beine um seinen Körper schlingen musste, um nicht einfach wieder runterzufallen. Erschrocken gab ich einen leisen Schrei von mir, jedoch wurde dieser von Sasuke´s Lippen einfach geschluckt, sodass wohl niemand außer uns beiden etwas davon mitbekam. Was mir im Übrigen auch ganz recht war, es musste ja nicht unbedingt gleich die ganze Nachbarschaft hier auftauchen und stören.

„Sakura Haruno! Soweit ich weiß, dauert es keine fünf Minuten einen Gast zur Haustür zu begleiten und danach sofort wieder in die Wohnung zu kommen. Wenn du also nicht in den nächsten dreißig Sekunden hier aufschlägst, werde ich mit dem Baseballschläger deines Onkels nach dir suchen kommen!“

Sasuke und ich zuckten erschrocken zusammen und lösten den Kuss, jedoch dachten wir gar nicht daran uns weiter als wenige Millimeter voneinander zu entfernen.

„Ich denke, ich sollte gehen.“ Erneut kehrte das Grinsen auf Sasuke´s Lippen zurück, während er einen bedeutungsschweren Blick nach oben an die Decke warf, über welcher sich der Hausflur vor meiner Wohnung befand. Und sich zweifellos auch meine Mutter gerade befand.

„Mh.. Ich fürchte auch.“ Das interessierte mich aber gerade einen Scheiß, weshalb ich mich auch nicht davon abhalten ließ, einen weiteren Kuss zu eröffnen.

Für einen Moment sprang Sasuke auch darauf an, jedoch löste er den Kuss keine fünf Sekunden später schon wieder, während er mich vorsichtig zurück auf meine eigenen Beine stellte. „Ich sollte wirklich gehen.“

War mir klar. Verstand ich auch irgendwie. Wollte mein verklärtes und zerküsstes Hirn aber gerade nicht einsehen. Mordlüsterne Mutter hin oder her. „Aber wieso denn?“

Sasuke gab ein leises, amüsiertes Lachen von sich. „Weil deine Mum gleich mit einem Baseballschläger diese Treppe hinunter kommt und ihre Mordfantasien an mir auslebt?“

„Oh… Stimmt.“ Irgendwie holte mich das wieder zurück in die Realität. „Stimmt. Du solltest gehen.“, stellte ich daraufhin fest und legte Sasuke meine Hände auf die Brust, um ihn in Richtung Treppe zu schieben.

Ein amüsiertes Grinsen legte sich auf seine Lippen und er wandte sich gerade ab, um tatsächlich zu verschwinden, als mir ein Gedanke kam. Schnell griff ich nach seinem Shirt und hielt ihn fest, bevor ich mich ganz nah an ihn heran und auf die Zehenspitzen stellte.

„Ich schreib dir, wenn sie weg ist.“ Ganz leise hatte ich es ihm zugeflüstert und ihm anschließend einen kleinen unschuldigen Kuss auf die Wange gegeben, bevor ich mich grinsend abgewandt hatte und die Treppen nach oben gelaufen war, um meine Mum von einer Straftat abzuhalten.

Sweet Nothing

You´re the apple to my pie

You´re the straw to my berry
 

„… Und vergiss nicht die Blumen zu gießen, Sakura! Ich will nicht, dass sie schon wieder eingehen.“

„Ja, Mum. Ich schreib´s mir auf, okay?“

„Schreib es dir nicht nur auf, sondern denk dann auch wirklich dran!“

Leise grummelnd, verdrehte ich genervt meine Augen, bevor ich mich von unserer Couch erhob und zu meiner Mum in den Flur ging, um sie aus der Wohnung zu schmei- Ähh, um mich von ihr zu verabschieden, natürlich. Ich war noch nicht einmal auf zwei Meter an sie heran getreten, da griff sie bereits nach mir und zog mich in ihre Arme.

„Ich vermisse dich jetzt schon. Sicher, dass du das bis Donnerstag ohne mich schaffst?“

„Muum...! Es ist doch nicht das erste Mal, dass ich ein paar Tage allein daheim bin.“

„Das stimmt schon…“, begann meine Mum und lockerte die Umarmung ein wenig, um sich ein Stück von mir weg zu lehnen und mich ernst anzusehen. „Aber für den Fall, dass dieser Kerl hier nochmal auftaucht, habe ich dir den Baseballschläger deines Onkels hinter die Küchentür gestellt. Du musst nur gut zielen, okay?“

„Muum! Dieser Kerl ist ein Freund von mir! Ich werde ihn also ganz bestimmt nicht mit einem Baseballschläger attackieren!“

„Ein Freund, der dich nach Orlando entführt, ist kein guter Freund, Sakura. Ich-“

„Musst du nicht langsam mal los?“, unterbrach ich sie einfach, da mich ihr übertriebenes Sorgengelaber mittlerweile nur noch auf die Nerven ging. Wollte oder konnte sie nicht kapieren, dass Sasuke mich nicht entführt hatte, sondern ich mehr oder weniger freiwillig mitgefahren war?!

„AchduguteGüte, du hast Recht! Spätzchen, pass gut auf dich auf und sei eine vorbildliche Tochter, ja? Hab dich lieb!“ Ein kurzer Kuss auf die Wange war alles, was ich noch von meiner Mum mitbekam, bevor sie – ihren Koffer hinter sich herziehend – aus der Wohnungstür verschwand.

Mit einem tiefen Seufzen auf den Lippen schloss ich eben jene Tür hinter ihr und lehnte mich dagegen, genoss für einen Moment die vollkommene Ruhe, die nun in der Wohnung herrschte. Meine Mum war weg, ich hatte die Wohnung nun für knapp drei Tage ganz für mich allein und…

Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und tippte eine Nachricht an Sasuke, während ich zurück in mein Zimmer ging, um unsere Nachbarn mit ein bisschen Dubstep zu erfreuen.
 

„Du hast dich umgezogen.“

„Ehm… dir auch hallo.“, grinsend trat ich einen Schritt zur Seite und ließ Sasuke eintreten, wobei ich einen ganz unauffälligen Blick auf meine eigene Kleidung warf. Ja gut, ich hatte mich umgezogen, aber welche Frau hätte das nicht getan? Wenn man in einer alten Sweatjacke, einer mit Farbe bekleckerten Jogginghose und einem viel zu weit ausgeschnittenem Top neben Sasuke stand, fühlte man sich nicht gerade hübsch. Viel eher wie der letzte Penner.

Nun, da ich mich in eine normale Jeans und ein schwarzes Top, bei welchem man nicht die Hälfte meines BHs sah, gehüllt hatte, fühlte ich mich zumindest wieder einigermaßen gutaussehend. Auch, wenn ich definitiv nicht an Sasuke heranreichte, welcher noch immer absolut zum Auffressen gut aussah und sich gerade wieder mir zuwandte, nachdem er seine Jacke ordentlich weggehängt hatte. „Schade.“

„Was ‚schade‘?“ Verwirrt, weil ich seinen Gedankengängen gerade nicht so wirklich folgen konnte, sah ich ihm dabei zu, wie er den Abstand zwischen uns überbrückte und seine Hände an meine Hüfte legte.

„Ich fand das andere Top besser.“, raunte er mir zu, bevor im nächsten Moment seine Lippen auf meine trafen und die Kleiderfrage mich nur noch peripher tangierte.

„Kann ich mir vorstellen.“, setzte ich das Gespräch fort, sobald wir uns wieder voneinander gelöst hatten, und machte mich auf den Weg in die Küche. „Willst du was trinken?“

„Habt ihr Cola da?“

„Also eigentlich…“, begann ich und öffnete den Kühlschrank, wobei mein Blick auf die Flasche mit dem zuckerhaltigen Getränk fiel, „heben wir uns das ja extra für die Feiertage auf, aber weil du´s bist, denke ich, dass ein halbes Glas drin ist.“, beendete ich grinsend meinen Satz und schnappte mir die Cola-Flasche, um sie Sasuke in die Hand zu drücken, welcher schräg hinter mir am Küchentürrahmen gelehnt hatte.

Anschließend wandte ich mich wieder ab, um Sasuke auch noch ein Glas zu holen, jedoch kam ich gar nicht so weit, da Sasuke mich kurzerhand an der Hüfte packte, herumdrehte und auf die Küchenablage hob. „Du bist ganz schön frech.“

Ich hatte die Erwiderung bereits auf der Zunge, jedoch kam ich erneut nicht dazu irgendetwas zu tun, da Sasuke mir einfach seine Lippen aufdrückte – nicht, dass es mich gestört hätte. Genießend hob ich meine Arme und legte sie um seinen Nacken, zog ihn näher an mich heran, um den Kuss zu vertiefen. Dass er eigentlich nur eine Coke hatte haben wollen, war mir bereits wieder entfallen.

Umso abrupter riss mich Sasuke´s Hand aus dem Konzept, welche sich langsam aber zielstrebig ihren Weg von meiner Hüfte aus nach oben gebahnt hatte, dabei unter mein Top geglitten war und gerade über meine Rippen strich. Vorsichtig lehnte ich mich ein Stück nach hinten und beendete somit den Kuss, der ein wenig am Ausarten war.

„Alles okay?“, fragte mich Sasuke auch schon leise, kaum dass ich meine Augen wieder geöffnet hatte.

„Ja klar.“ Nervös strich ich mir meinen Pony aus dem Gesicht, bevor ich meine Hände auf Sasuke´s Schultern legte und ihn sanft nach hinten dirigierte, damit ich von der Ablage rutschen konnte. „Deine Coke wird warm.“

Es war Sasuke anzusehen, dass er mir nicht so recht abnahm, dass das der einzige Grund war, warum ich ihn von mir geschoben hatte, aber er sagte nichts weiter dazu, sondern nahm nur dankend sein Getränk entgegen, bevor wir uns ins Wohnzimmer setzten.

„Und ehm… was hast du so die letzten zwei Stunden gemacht? Sorry übrigens, dass es so lange gedauert hat, meine Mum hat ihre Koffer noch sieben Mal umgepackt und mir noch fünf Büttenreden gehalten, bevor sie endlich abgehauen ist.“, versuchte ich das in´s Stocken geratene Gespräch irgendwie wieder in Gang zu bringen, möglichst ohne dabei irgendetwas Peinliches zu veranstalten.

„Ich war bei Naruto. Er… ist zurzeit nicht so gut drauf.“, war Sasuke´s äußerst informative Antwort, die mir zumindest ein wenig Gesprächsstoff bot.

„Oh, das tut mir leid. Ich hoffe, dass das wieder wird. Ich meine, ich kenn ihn zwar nicht so gut wie du oder irgendwer anders, aber er schien mir ein ganz vernünftiger Kerl zu sein.“ Die letzten Worte quälte ich mir förmlich über die Lippen, da sie sich selbst in meinen Ohren mehr nach einer dahingeschwafelten Floskel anhörten als nach einem halbwegs interessanten Gespräch. Na ganz große Klasse! Kaum zwei Tage zusammen und schon bestehen die Gespräche nur noch aus dummen Smalltalk. Herrlich.

„Hn.“, war alles, was Sasuke noch zu dem Gespräch beitrug, bevor er seinen Blick auf den Fernseher richtete, den ich seit der Abfahrt meiner Mum einfach hatte laufen lassen. Ich bekam derweil einen mittelgroßen Nervenzusammenbruch. Wenn unsere Gespräche jetzt schon so verkrampft verliefen, wie würden sie dann in zwei Wochen sein? Würden wir dann überhaupt noch miteinander reden? Wären wir dann überhaupt noch zusammen?! Hätte ich ihn gerade in der Küche vielleicht nicht abweisen sollen? War er mir deshalb jetzt sauer? Sprang er deshalb nicht auf meine Gesprächsversuche an? Aber was, wenn die Aktion eben ausgeartet – also wirklich ausgeartet – wäre?

„Sag mal, Sakura, was ist eigentlich-“

Was auch immer Sasuke mich fragen wollte, es war der Auslöser, dass ich meine Gedanken urplötzlich laut aussprach: „Ich will keinen Sex!“

„Was?“

Oh… Scheiße. Hatte ich das gerade wirklich… Ein Blick in Sasuke´s Gesicht, welches von höchster Verwirrung zeugte, bestätigte mir, dass ich das gerade wirklich gesagt hatte. Beinahe sofort lief ich dunkelrot an. „Was ich… Also ich… Ich… Ich wollte damit sagen, dass ich…“ … keine Ahnung hatte, wie ich das jetzt einigermaßen verständlich erklären sollte.

„Du willst keinen Sex.“, widerholte Sasuke langsam und sah mich noch immer höchst verwirrt an.

„Ich… Nein! Also doch… also ja! Aber… jetzt noch nicht, verstehst du?“

Für einen Moment erwiderte ich nur Sasuke´s Blick, bevor ich tief luftholend fortfuhr: „Ich meine, wir sind erst seit zwei Tagen zusammen und das ist schon ziemlich früh für das erste Mal. Also nicht, dass du jetzt denkst, dass ich noch Jungfrau bin, das bin ich nicht, aber für uns wäre es ja das erste Mal und deshalb… Jedenfalls bin ich einfach nicht so, dass ich jetzt schon mit dir schlafen könnte – wollte, meine ich – das widerspricht einfach mir selbst und das wäre total komisch und sowieso würde mich meine Mum umbringen, wenn sie erführe, dass wir miteinander geschlafen haben, noch bevor sie überhaupt von unserer Beziehung weiß und-“ Sasuke´s Hand auf meinem Mund stoppten meine ausschweifenden Erklärungen und im Grunde war ich ihm auch verdammt dankbar dafür. Wer wusste schon, was für einen Scheiß ich noch alles erzählen würde?

„Habe ich das richtig verstanden,“, begann Sasuke langsam und entfernte seine Hand wieder von meinen Lippen, wobei mir das Zucken seiner Mundwinkel nicht entging, „dass du dachtest, dass ich jetzt und sofort mit dir schlafen will?“

„Ich… Naja, also du hast bestimmt schon länger nicht mehr-“

„Ja oder nein, Sakura?“

„Ja.“

Das Wort war mir noch nicht ganz über die Lippen gerutscht, da verzogen sich Sasuke´s Lippen bereits zu einem amüsierten Grinsen und er lehnte sich noch etwas weiter zu mir. „Du bist manchmal wirklich, wirklich niedlich, Sakura.“

Im nächsten Moment wurde mir ein sanfter Kuss auf die Lippen gedrückt, bevor Sasuke seine Stirn gegen meine lehnte und leise weitersprach: „Natürlich will ich mit dir schlafen, Sakura. Aber nicht jetzt und vor allem dann nicht, wenn du nicht willst. Und da ich bereits seit über einem Monat keinen Sex mehr hatte, macht es mir auch nichts aus noch ein, zwei Wochen zu warten. Auch, wenn ich der Überzeugung bin, je früher, desto besser.“

Erneut verzogen sich seine Lippen zu einem Grinsen, was ich mit einem halbherzigen Schlag gegen seinen Oberarm erwiderte. Mieser Bastard. Wieso ließ er immer zu, dass ich mich zum Deppen machte, während er super cool bleiben durfte? Das war doch unfair.

„Ist jetzt alles wieder okay?“ Sasuke´s leise Frage riss mich ein wenig aus meinen Gedanken, jedoch konnte ich ihm nicht wirklich böse sein, da sein Gesicht sich noch immer nur wenige Millimeter von meinem entfernt befand und mich damit irgendwie ablenkte.

„Mhh.“, war alles, was ich zu dem Thema noch von mir gab, bevor ich meinem inneren Schweinehund die Zügel in die Hände legte und Sasuke´s Lippen beschlagnahmte.
 

„Mhh.“

Wieder trafen zwei Paar rosige Lippen aufeinander, Zähne zogen an einer Unterlippe, knabberten leicht daran, bevor sich eine flinke Zunge in Sasuke´s Mundhöhle schob und dort von seiner eigenen begrüßt wurde.

Beinahe zeitgleich wurde der Griff um Sakura´s Beckenknochen fester, zog sie näher an Sasuke´s Körper. Wie um ihn zu ärgern, bewegte sie ihre Hüfte ein Stück nach rechts, dann wieder zurück und erhielt dafür ein leises Stöhnen. Grinsend entzog sie ihm ihre Lippen, drückte sie stattdessen auf seinen Kieferknochen, wanderte von dort über seinen Hals nach unten. Kaum am Schlüsselbein angekommen, biss sie hinein und leckte anschließend entschuldigend darüber, während Sasuke ein leises Keuchen von sich gab und seinen Kopf auf der Couchlehne hinter ihm ablegte.

Gott, dieses Mädchen machte ihn noch wahnsinnig!

Vor gut einer halben Stunde hatte sie ihm noch deutlich zu verstehen gegeben, dass sie jetzt noch nicht ihm schlafen würde – was ihm zwar ein wenig missfiel, er aber durchaus nachvollziehen konnte –, und jetzt? Machte sie ihn so heiß, dass er sie am liebsten von seinem Schoß auf die Couch befördert hätte und dort-

Sakura´s Zähne, die nicht gerade sanft auf seine Unterlippe trafen, unterbrachen die Gedanken, die ihn nur noch heißer werden ließen, sodass er seinen Kopf wieder ein Stück anhob und seinerseits nach ihren Lippen schnappte. Gott, wenn das so weiterging, würde er gleich mit einem ziemlichen Problem hier sitzen.

„Sakura…“ Sein Flüstern wurde von ihren Lippen verschluckt, die sich viel zu sanft an seine schmiegten, bevor erneut ihre Zähne damit begann an seiner Lippe herum zu knabbern. Einen kleinen Moment lang genoss er noch ihre Berührungen, dann wandte er seinen Kopf zur Seite und entzog sich somit ihren Lippen.

„Gib mir ´ne Pause, Cherry. Meine Lippen brennen wie Feuer.“ Und noch ein paar andere Stellen von ihm, aber das wollte er ihr jetzt lieber nicht so direkt sagen.

„Mh, okay.“ Sasuke brauchte nicht hinsehen, um zu wissen, dass sie schmollte. Er tat´s trotzdem, allein um ihre kindlich vorgeschobene Unterlippe und ihre leicht glasigen grünen Augen zu sehen, die in ihm erneut den Wunsch weckten, sie umzuwerfen und anschließend besinnungslos zu vö- küssen. Besinnungslos zu küssen.
 

Leise murrend, da mein Bettelblick bei Sasuke wohl nichts brachte, außer, dass er leicht schmunzelte, rutschte ich auf seinen Oberschenkeln ein Stück nach hinten und faltete meine Oberarme auf seiner Brust, um meinen Kopf darauf abzulegen. Ich musste meinen Körper zwar angespannt lassen, damit ich nicht wie ein nasser Sack auf ihm drauf lag, jedoch war diese Position doch ganz angenehm. Vor allem, da mir ein ziemlich guter Blick auf den Knutschfleck knapp unterhalb seines Kieferknochens geboten wurde, den ich erst vor wenigen Minuten dort platziert hatte.

„Du bist schon ein kleines Weichei, weißt du das?“, begann ich leise und presste meine Lippen für einen kurzen Moment auf seine Halsschlagader, bevor ich mich ein Stück zurücklehnte und grinsend fortfuhr: „Ich meine, wer von uns beiden meinte vorhin noch ‚Je früher, desto besser‘?“

Eine, vielleicht zwei Sekunden lang wurde ich nur überrascht gemustert. Im nächsten Moment verengte Sasuke seine Augen jedoch bereits zu gefährlich kleinen Schlitzen und beförderte mich – bevor ich überhaupt hätte reagieren können – von seinem Schoß, sodass ich mit dem Rücken auf dem Polster der Couch landete.

Ich quiekte erschrocken auf und begann im nächsten Moment lauthals zu lachen, als sich Sasuke auch schon auf meinem Becken platzierte, seine Beine dabei fest gegen meine Seiten gepresst, und mich durchzukitzeln begann.

„Ahh, Sasuke…! Nihiicht!“, quiekte ich und versuchte ihn von mir zu schieben, jedoch war das Einzige, was ich damit erreichte, dass er sich meine Hände schnappte und mit seiner Linken über meinem Kopf festhielt, während seine Rechte noch immer über meine Haut tanzte und mich damit immer mehr zum Lachen brachte. Mittlerweile flossen sogar Tränen.

Erst als ich nach gut zwei Minuten des Lachens, bereits mit erheblichem Seitenstechen, um Gnade flehte, stoppte die Kitzelattacke und ein breit grinsender Sasuke beugte sich tiefer über mich, um mir einen kurzen Kuss auf die Wange zu drücken.

„So frech…“ Er ließ den Satz unbeendet, aber das Grinsen auf seinen Lippen sprach Bände.

Blöder Idiot. „Das war gemein.“

„Selbst schuld.“

Gespielt beleidigt, schob ich meine Unterlippe vor und versuchte mich an einem vorwurfsvollen Blick, jedoch zuckten meine Mundwinkeln nach nicht einmal zwei Sekunden in Richtung eines Grinsens, weshalb ich meine Lippen fester aufeinander presste und meinen Kopf zur Seite drehte.

Sasuke summte leise, was bei mir für Gänsehaut sorgte, war er mir doch noch immer so nah, und presste erneut seine Lippen auf meine Wange, wanderte von dort weiter zu meinem Ohr und biss mir sanft ins Ohrläppchen, bevor er knapp unterhalb davon an meiner Haut zu saugen begann. Beinahe sofort bäumte ich mich auf und keuchte leise. Ich spürte Sasuke´s Grinsen auf meiner Haut, bevor er wieder zu saugen begann und ich mir auf die Unterlippe beißen musste, um nicht zu stöhnen. Gott, wieso war ich da so empfindlich?!

Als Sasuke schließlich gut zwanzig Sekunden später wieder von meiner Haut abließ und sich stattdessen wieder zu meinen Lippen vorarbeitete, versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. Er gab ein leises Murren von sich, ließ jedoch zu, dass ich ihm meine Hände entzog und sie anschließend auf seine Brust legte, um sanft darüber zu streichen, während wir uns wieder mit den Lippen des jeweils anderen beschäftigten.
 

Ouh yeah yeah yeah

I got a pocket, got a pocket full of sunshine

I've got a love and I know that it's all mine

ouh, ouh, ouh
 

Ich stockte. Irgendwoher kam doch Musik. Und irgendwie kam sie mir sogar bekannt vor.
 

Do what you want, but you're never gonna break me,

sticks and stones are never gonna shake me

ouh, ouh, ouh
 

Sasuke, der scheinbar bemerkt hatte, dass ich nicht mehr ganz bei der Sache war, löste sich von mir und brachte ein bisschen Abstand zwischen uns. Ich wandte währenddessen meinen Kopf ein bisschen nach links und lauschte angestrengt. „Hörst du das?“
 

Take me away (take me away),

a secret place (a secret place)
 

„Mhh… Klingt wie ein Handy.“
 

A sweet escape (a sweet escape),

take me away (take me away)
 

Es dauerte einen Moment bis ich begriff, dass Sasuke recht hatte. Dass diese Musik tatsächlich von einem Handy kam. Und zwar nicht nur von irgendeinem, sondern von meinem! „Scheiße! Das ist bestimmt meine Mum!“

Plötzlich ganz und gar nicht mehr entspannt, drückte ich Sasuke von mir, um aufzustehen und mich in die Richtung zu begeben, aus der die Musik kam.
 

Take me away (take me away)

to better day-
 

Ich kam jedoch nicht weit. Kaum, dass ich zwei Schritte getan hatte, verstummte mein Klingelton und ich blieb stehen. Entweder meine Mailbox war angesprungen oder meine Mum hatte aufgelegt. Ich wusste nicht, was ich schlimmer fand. „Fuck!“

Leise vor mich her fluchend, lief ich in den Flur zur Kommode, dort wo mein Handy lag. Hätte liegen sollen. Leider tat es das nicht. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Hatte ich es vorhin nicht hierher gelegt?

„Sag mal, Sasuke“, begann ich halblaut und drehte mich einmal im Kreis, um den gesamten Flur mit meinem Blick abzusuchen, „Weißt du wo mein Handy ist?“

„Noch bin ich kein Hellseher, Sakura.“, kam auch prompt Sasuke´s unterkühlte Antwort, der es wohl gar nicht so witzig fand, dass ich ihn für mein Handy sitzen gelassen hatte.

„Ja oder nein hätte mir als Antwort gereicht, vielen Dank.“, gab ich ebenso unterkühlt zurück und ging in die Küche, um dort nach meinem Handy zu suchen. Auf dem Tisch lag es nicht, auf der Anrichte auch nicht, ebenso wenig auf bzw. in der Mikrowelle oder dem Kühlschrank. Vielleicht in einem der Schränke?

„Soll ich dich anrufen? Dann fällt dir das Suchen vielleicht leichter.“, schlug vorsichtig Sasuke vor, nachdem ich auch in unseren Küchenschränken nicht fündig geworden war und meiner Laune mit einem lauten „Scheiße verdammte!“ Ausdruck verliehen hatte.

Seufzend stimmte ich seinem Vorschlag zu und beobachtete ihn dann dabei, wie er sein Smartphone zückte und ein paar Sekunden lang darauf herumtippte, bevor er inne hielt und aufsah. Augenblicklich hielt ich die Luft an, wollte ich doch auf gar keinen Fall das Klingeln meines Handys überhören.
 

Ouh yeah yeah yeah

I got a pocket, got a pocket full of sunshine
 

„Das klingt als käme es aus dem Wohnzimmer.“ Verwundert, wie ich an meinem Handy hatte vorbeilaufen können, sollte es tatsächlich im Wohnzimmer liegen, folgte ich Sasuke, welcher sich bereits zum Gehen gewandt hatte und nun vor mir den Flur durchquerte und das Wohnzimmer betrat.
 

I've got a love and I know that it's all mine

ouh, ouh, ouh

Do what you want, but you're never gonna break me,

sticks and stones are never gonna shake me

ouh, ouh, ouh
 

„Oben.“ Ich hatte das Wort noch nicht ganz ausgesprochen, da lief Sasuke bereits die ersten Treppenstufen hinauf in das obere Stockwerk unserer Wohnung. Während ich ihm folgte und dabei die Aussicht genoss – Sasuke´s Hintern sah wirklich gut aus in dieser Jeans –, fragte ich mich selbst, wie ich mich nicht nur im Raum, sondern auch noch im Stockwerk hatte irren können. So bescheuert konnte doch nur ich sein.
 

Take me away (take me away),

a secret place (a secret place)
 

Sasuke erreichte das obere Ende der Treppe und wandte sich einer unserer Kommoden zu, die dort stand. Ich war noch nicht oben angekommen, da hielt er bereits mein Handy in der Hand. „Gefunden.“ Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen als er sich zu mir umdrehte, jedoch verschwand dies plötzlich und er stockte mitten in der Bewegung, während er auf das Display meines Handys sah.
 

A sweet escape (a sweet escape),

take me away (take me away)
 

„Was ist?“ Verwirrt sah ich ihn an, kaum dass ich mich auf der gleichen Ebene wie er befand und griff bereits nach meinem Handy, als Sasuke es plötzlich in die Höhe hielt und mir somit einen einwandfreien Blick auf das Display erlaubte. ‚Arschloch‘ ruft an. Oh… verdammt.
 

Take me away
 

„Ehm…“, begann ich, ziemlich planlos wie ich das erklären sollte, und schnappte mir schließlich einfach schnell mein Handy, um den Anruf von Sasuke abzulehnen. Ich konnte nicht denken, wenn mich mein Handy zubimmelte.

„Du hast mich echt unter ‚Arschloch‘ gespeichert?“ Sasuke´s Stimme war tonlos und ich hätte nicht in sein Gesicht sehen müssen, um zu erkennen, dass er… getroffen war. Dass ich es tat, machte die Erklärungsnot nicht gerade kleiner.

„Ehm… Also… Ja. Aber das ist noch von der Zeit, wo wir uns kennengelernt haben, und da warst du wirklich nicht nett und ich fand es damals einfach… passend.“ Zum Ende hin wurde ich immer leiser und schließlich nuschelte ich nur noch leise vor mir hin, bevor ich beschämt meinen Blick senkte. Hatte ich ihn damit jetzt stark gekränkt?

Das leise Lachen, was im nächsten Moment von Sasuke zu vernehmen war, ließ mich verwundert auf sehen. Da stand dieser Idiot doch tatsächlich und lachte sich ins Fäustchen. Der hatte mich doch eiskalt verarscht!

„Du… Arschloch!“, rief ich und boxte ihm lachend gegen die Brust, sobald ich mich von der Verwirrung erholt hatte, die sein Lachen zuerst in mir hervorgerufen hatte.

„Oh Gott, Sakura“, er lachte erneut und rieb sich doch tatsächlich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, wofür ich ihm am Liebsten noch eine verpasst hätte. Blöder Schnösel.

„Man, du Arsch! Ich hab wirklich gedacht, dass ich dich gekränkt hätte.“

„Um mich zu kränken, brauchst du schon ein bisschen mehr als ein Schimpfwort, Sakura. Sonst würde ich ja mittlerweile gar nicht mehr mit dir reden.“

„Was soll das denn bitte heißen?!“

„Dass du… manchmal… ein bisschen vulgär werden kannst.“, drückte sich Sasuke vorsichtig, jedoch mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, aus.

„Ich hab halt eine ausdrucksstarke Gefühlswelt.“, verteidigte ich mich und wollte gerade meine Arme vor der Brust verschränken, als Sasuke eben jene abfing und mich an meinen Händen zu sich heran zog.

„Die hast du.“

Sanft lehnte er seine Stirn gegen meine und hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Lippen, bevor er leise fortfuhr: „Gott sei Dank.“

Nun ebenfalls grinsend, streckte ich mich ihm ein Stück entgegen und genoss für ein paar Sekunden seine Lippen auf meinen, bevor ich mich wieder ein paar Millimeter entfernte. „Ich dachte, du brauchst eine Pause.“

„Pausen werden überbewertet.“, war alles, was Sasuke noch sagte, bevor er seine Arme fest um meine Hüften schlang und seine Lippen zum tausendsten Mal an diesem Tag auf meine presste. Nicht, dass es mich störte.
 

„Oh Gott, ich freu mich schon so auf Samstag! Ich brauch dringend neue Jeans, meine alten-“

„Ich weiß noch nicht, ob ich mitkommen kann.“, unterbrach ich Ino´s Ausführungen über ihre Shoppingpläne und erntete dafür auch sogleich ein entsetztes „WAS?!“ seitens der Blondine.

„Naja, ich hab ja eigentlich Hausarrest und muss meine Mum noch davon überzeugen, dass ich mit darf und im Prinzip sehe ich da ja keine Probleme außer… DassichihrnochvonmirundSasukeerzählenmuss.“, schloss ich meinen Satz mit einem Nuscheln, während ich absichtlich meinen Blick auf mein Mittagessen richtete, anstatt Ino´s noch immer entsetztes Gesicht zu sehen. Aus den Augenwinkeln erkannte ich ein kleines Grinsen auf Temari´s Lippen, was nichts Gutes bedeuten konnte. Leider kam meine Vorahnung zu spät…

„Dann sag es ihr einfach nicht? Gott, Sakura, du kannst nicht schon wieder fehlen! Du warst schon die letzten Male nicht dabei und diesmal hast du es sogar versprochen! Was soll ich denn bitte ohne deinen Modeblick machen? Mich auf Temari verlassen?“

„Hallo?!“, ertönte da bereits Temari´s empörter Einspruch, der jedoch mit einer schnellen Handbewegung von Ino als ‚unwichtig‘ deklariert und beiseite geschoben wurde.

„Ich bitte dich, Sakura, du kannst mich nicht schon wieder allein lassen!“, jammerte die Blondine bereits weiter, was Temari zu einem Schnauben veranlasste, jedoch ebenfalls ignoriert wurde.

„Ino, ich weiß ja, dass ich´s versprochen hab, aber ich will meine Mum nicht schon wieder anlügen. Wegen sowas hab ich immerhin den Hausarrest.“

„Mhh… Du musst sie ja nicht direkt anlügen… Du erwähnst es einfach noch nicht! Ob sie das mit dir und Sasuke nun heute oder erst am Sonntag erfährt, die drei Tage machen´s dann auch nicht mehr!“

„Ich… hatte eigentlich vor am Samstag bei ihm zu übernachten und von daher werde ich es ihr auf jeden Fall erzählen müssen.“

„Och, Sakura! Musst du immer meine genialen Pläne kaputt machen?!“, gespielt beleidigt, griff Ino nach ihrer Gabel und begann damit, mit aufgeplusterten Wangen ihren Salat in sich reinzuschaufeln.

„Genial… Sagt die Richtige.“, Temari lachte leise und schüttelte amüsiert den Kopf, woraufhin Ino ihre Augen leicht zusammen kniff und der zweiten Blondine am Tisch die Zunge rausstreckte. „Halt die Klappe.“

„Dito.“

Die darauffolgende Diskussion versuchte ich so gut es ging mithilfe meines Salats zu verdrängen. Dass weder Sasuke, noch Tenten oder Hinata anwesend waren, mit denen ich mich hätte unterhalten können, machte das Grünzeug gleich noch ein wenig interessanter.
 

„Okay, Sakura, denk dran: Sie ist eine rational denkende Frau, das heißt, dass du mit guten Argumenten am Besten vorankommst. Außerdem ist sie deine Mum, sie wird dir ja wohl nicht den Kopf abreißen!“ Entschieden nickte ich meinem Spiegelbild zu und lächelte im nächsten Moment über mich selbst. Meine Güte, seit wann machte ich so einen Rees aus derartigen Angelegenheiten? Gut, meine Mum war (noch) nicht derart angetan von Sasuke wie ich, aber sie war meine Mum. Sie würde sich für mich freuen, ihm eine Chance geben und mich am Samstag bei ihm übernachten lassen. Das Shoppen mit Ino würde dann nur noch ein Tropfen auf dem heißen Stein sein.

Keine zehn Minuten später sah die Sache jedoch ganz anders aus: Das Shoppen mit Ino hatte mir meine Mum wegen ‚guter Führung‘ – immerhin hatte ich die gesamte Wohnung rauf und runter geputzt, während sie weg gewesen war – erlaubt. Da hatte sie aber noch nichts vom Rest des Gespräches geahnt.

„Es… gibt da noch etwas.“, begann ich vorsichtig, kaum dass ich mich gebührend über meinen ‚Freigang‘ gefreut hatte und legte mein Besteck zur Seite, um mich adäquat unterhalten zu können. Dass meine Finger mittlerweile vor Nervosität zu zittern begonnen hatten und es daher zunehmend schwieriger wurde, ordentlich zu essen, verdrängte ich so gut es ging.

Ein leiser Summlaut meiner Mum animierte mich schließlich dazu, weiterzusprechen: „Ich… hab einen Freund. Seit Sonntagabend. Und eigentlich wollte ich es dir bereits Montag sagen, aber dann wollte ich dich auch nicht zu sehr von deiner Reise ablenken und es dir am Telefon sagen fand ich doof, deshalb erzähl ich´s dir erst jetzt.“

Meine Mum nickte langsam, während sie aufkaute und schließlich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zauberte. „Das freut mich für dich, Spatz. Wer ist es denn? Kenn ich ihn?“

„Es…“, begann ich zögernd und kniff mir unter´m Tisch mit der rechten Hand in den linken Unterarm, um mir selbst einen kleinen Schubs in die richtige Richtung zu geben. „Ist Sasuke.“

Und das war der Moment, in dem das Lächeln meiner Mum förmlich aus ihrem Gesicht und die Gabel in ihrer Hand synchron dazu auf den Boden fiel.

Na, immerhin war die Gabel damit außerhalb ihrer Reichweite… Scheiße, verdammt!

Can´t stop

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Can´t stop (Non-Adult)

It's our party we can do what we want […]

It's our party we can love who we want
 

„Bitte?“

„Ich bin mit Sasuke zusammen.“, wiederholte ich mich vorsichtig und machte mich bereits auf einen Ausraster seitens meiner Mum gefasst. Gruseliger Weise irrte ich mich da gewaltig.

„Du bist also mit dem Jungen zusammen, für den du putzt? Der dich nach Orlando entführt hat und der vor drei Tagen vor unserer Haustür stand und von mir mit einem Baseballschläger bedroht wurde?“ Die Worte waren meiner Mum reichlich tonlos über die Lippen gekommen, weshalb ich auf einen Schockzustand spekulierte und langsam nickte, immer darauf bedacht, urplötzlich aufzuspringen und wegzurennen.

„Wieso hast du nichts gesagt? Gott, Sakura, ich habe mich doch total zum Affen gemacht!“, brach es plötzlich aus ihr heraus, während sie sich ihre Hände ins Gesicht schlug, um ihre Wangen zu verdecken, in welchen sich gerade Blut ansammelte. Verdutzt starrte ich sie an. Meine Mum wurde rot. Das hieß, dass ihr etwas peinlich war. Es dauerte einen Moment bis sich eins und eins in meinem Hirn zusammen fügte und ich verstand, dass meiner Mum ihr eigenes Verhalten peinlich war. Mein erleichtertes Auflachen machte die Sache für sie vermutlich nicht besser, für mich war es jedoch mehr als nötig.

„Oh Gott, Mum! Ich hab gedacht, du drehst total durch, weil ich mit ihm zusammen bin und nicht, weil es dir peinlich ist, wie du dich ihm gegenüber verhalten hast!“ Ich lachte erneut und schnappte mir dann grinsend meine Gabel, um mich wieder mit meinem Abendessen zu beschäftigen, während meine Mum weiterhin darüber jammerte, dass ich nichts unternommen hatte, um sie von ihrem peinlichen Auftritt abzuhalten. Tja, so war das Leben.
 

„Ino, bitte. Fünf Minuten! Gib uns nur fünf Minuten Pause!“ Temari, die wohl durchsetzungsfähigste und ausdauerndste Person, die ich kannte, faltete ihre Hände wie zum Gebet und bedachte Ino von der Seite mit einem geradezu bettelnden Blick.

Ino, die bisher jegliche Versuche sie zu einer Pause zu überreden gnadenlos abgeschmettert hatte, erwiderte diesen Blick mit einem leicht abschätzigen, schon fast enttäuschten Gegenstück, bevor sie ihre Zustimmung gab.

Es verstrichen keine zehn Sekunden und schon hatten wir vier uns einen Tisch beim nächstgelegenen Café gekrallt. Während Ino uns leicht enttäuscht über die Pause zu dem Tisch folgte, verstauten wir bereits unsere Tüten unter dem Tisch und ließen uns mit einigen erfreuten Seufzern tiefer in den Korbstühlen nieder.

„Ich dachte schon, dass du uns nie eine Pause gönnst!“, richtete Tenten als Erste das Wort an Ino, welche sich soeben auf den fünften Stuhl am Tisch niedergelassen hatte.

„Ich bin ja kein Unmensch. Aber es ist schon besorgniserregend, dass ihr nach gerademal zweieinhalb Stunden nach einer Pause verlangt. Das bringt unseren gesamten Zeitplan durcheinander!“

„Wir haben einen Zeitplan?“, entfuhr es mir und Temari gleichzeitig und bereuten es sogleich, da Ino nun zu einem ihrer Vorträge ansetzte, wobei sie nur Temari ansah: „Natürlich haben wir das! Und dem hinken wir dank dir eh schon um zehn Minuten hinterher, da du ja unbedingt noch zu Jack&Jones gehen und dir diese Jeansshorts ansehen musstest, in die übrigens nur dein Hintern rein passt! Das war sehr unkollegial von dir!“

„Du bist doch nur neidisch, weil du nicht so´n geilen Arsch hast wie ich.“, erwiderte Temari trocken und schnappte sich die Getränkekarte, welche Ino bis zu diesem Zeitpunkt noch in ihren Händen gehalten hatte. Da just in diesem Moment eine Bedienung auf unseren Tisch zusteuerte, um unsere Bestellungen aufzunehmen, verzichtete Ino auf eine Erwiderung, die sicherlich mal wieder zur Diskussion geführt hätte, und wandte sich stattdessen der jungen Frau zu, die nun an unseren Tisch trat.

„Ach, Hinata, was ich dich fragen wollte“, setzte Ino bereits wieder zum Sprechen an, kaum dass wir alle unsere Bestellungen aufgegeben hatten und die Bedienung zum nächsten Tisch verschwunden war. „Wie lief eigentlich dein Date mit Kiba?“

„Das weißt du d-doch. Wir waren im Kino und-“

„Oh nein, das meine ich nicht! Ich rede von dem Date gestern Nachmittag, von dem du uns nichts erzählt hast.“ Ino legte tadelnd ihren Kopf schief, während Temari, Tenten und mir vor Schock beinahe alles aus dem Gesicht fiel. Wieso hatte Hinata nichts erzählt?

„D-das war k-kein Date, Ino!“, setzte Hinata sogleich zu einer Erklärung an, „Kiba hat mich nur gefragt, ob ich Lust hätte ihm in der Tierpension seiner Eltern zu helfen. Sie haben zwar erst neu eröffnet, sind aber schon für die nächsten vier Wochen komplett ausgebucht. Jetzt ist auch noch eine Angestellte ausgefallen und da müssen Kiba und seine Schwester halt manchmal aushelfen. Ich hab ihm also nur ein bisschen geholfen.“

„Und nebenbei seine Eltern kennengelernt.“, schloss Ino und wackelte grinsend mit den Augenbrauen.

„D-Das… kann man n-nicht als ‚kennenlernen‘ beschreiben. Das war nur ein bisschen höflicher Smalltalk.“, nuschelte Hinata sich selbst verteidigend in Richtung Tischplatte, während ihre Wangen sich zunehmend rot verfärbten.

„Was auch immer… Jedenfalls will ich Details! Gaara wollte mir gestern nicht mehr verraten, als Rache, dass ich ihn letztens mit ´nem Ständer sitzengelassen habe.“

„BOAH INO! DAS WILL ICH ALLES GAR NICHT WISSEN!“, rief Temari und hielt sich mit einem Gesichtsausdruck, aus dem der Ekel sprach, die Ohren zu. Ino schien das nicht im Geringsten zu interessieren, da sie sofort damit begann Temari darüber aufzuklären, dass es nichts Schlimmes war, Interesse am Sexleben der eigenen Verwandtschaft zu zeigen. Daraus könne man nur lernen. Dass sich Temari die gesamte Zeit über die Ohren zuhielt und uns anderen mit Blicken erdolchte, da wir uns vor Lachen kaum noch auf den Stühlen halten konnten, tangierte Ino derweil nicht einmal ansatzweise.
 

„Okay“, begann Sasuke und stellte die Flasche Becks härter als nötig auf dem Tresen in der Küche der Uchihas ab, bevor er sich neben seinem besten Freund auf einem der Barhocker niederließ. „Warum genau bist du nochmal auf Kiba losgegangen?“

„Ich bin nicht auf ihn losgegangen.“ Der Blonde brummte, schnappte sich das Getränk, an dessen Seiten sich noch Sasuke´s Fingerabdrücke auf der gekühlten Oberfläche abzeichneten, und nahm ein paar großzügige Schlucke daraus.

Erst als der Uchiha zunehmend die Geduld verlor und Naruto daraufhin gegen die Wade trat, stellte er die Flasche fluchend wieder zurück auf den Marmortresen. „Scheiße, ja okay! Ich bin auf ihn losgegangen! Aber muss der Penner auch über den gesamten Platz schreien, wie niedlich Hinata doch ist und wie gut sie küssen kann und dass er sie demnächst wohl endlich rumkriegt?! Jemand wie er hat sie doch gar nicht verdient! So ein aufgeblasener-“

„Komm wieder runter, Naruto. Wenn es nicht Hinata gewesen wäre, hätte es dich einen Scheiß gekümmert.“

„Es war aber Hinata! Und sie hat was Besseres verdient als diesen Köter!“ Erneut griff Naruto nach dem Becks und leerte die Flasche in wenigen Zügen.

„Dich zum Beispiel?“, konterte Sasuke und entwand dem Blonden die leere Flasche, bevor er diesmal ihnen beiden eine Flasche aus dem Kühlschrank hinstellte.

„Hm..“ Naruto´s Antwort war nicht mehr als ein tiefes Grummeln, bevor er die beiden Flaschen aneinander öffnete und bereits einen tiefen Schluck aus der seinen nahm, während Sasuke sich gerade erst wieder zu ihm setzte.

„Du bekommst nicht noch eine.“, bemerkte der Uchiha mit einem Blick auf die Flasche in Naruto´s Hand, bevor er selbst einen Schluck aus seiner eigenen nahm.

„Ich weiß… Scheiße, Sasuke, was mach ich denn jetzt?!“ Regelrecht verzweifelt, blickte Naruto seinen Kumpel an, bevor er sich nach vorn fallen ließ und seine Stirn auf Sasuke´s Schulter ihren Platz fand.

Auch wenn der Uchiha seinen Kumpel am liebsten von seiner Schulter auf den Fußboden befördert hätte, so nahm er das Kuscheln zähneknirschend hin. Immerhin war er nicht ganz unschuldig an Naruto´s derzeitiger Verfassung. So wusste Sasuke doch bereits seit einigen Jahren, dass schon der kleinste Tropfen Alkohol ausreichte, um aus dem dauergrinsenden Volltrottel namens Naruto eine überemotionale Heulsuse zu machen.

„…Wieso war ich nur so blind? Kann man überhaupt so blind sein? Ich meine anscheinend schon, aber ist sowas überhaupt erlaubt?! Und warum muss es ausgerechnet dieser Köter sein? Bei jedem anderen hätte ich bessere Chancen gehabt, aber nein, es muss ja dieser Penner sein.“

Er gab ein Grummeln von sich, bevor er in einer deutlich höheren Stimme weitersprach und wohl ein paar ihrer Mitschülerinnen zu karikieren versuchte: „Oh, er ist neu her gezogen! Oh, er kommt aus einer Weltmetropole zu uns! Oh, er hat Hunde!“ Naruto, der sich mittlerweile wieder aufgerichtet hatte, warf die Hände in die Luft und schnappte sich im nächsten Atemzug bereits wieder sein Becks, um es an seine Lippen zu heben.

„Oh, er ist ein Penner, der sich ausgerechnet das Mädchen schnappt, in das ich mich verliebt habe.“, grummelte er noch – nun wieder in einer normalen Tonlage – und widmete sich schließlich wieder dem Alkohol.

„Bist du jetzt fertig mit Rumheulen oder soll ich Karin bitten, dass sie herkommt und dir Tee und Kekse reicht, während ihr gemeinsam in eurem Selbstmitleid ertrinkt?“ Nun gut, Sasuke gestand sich selbst ein, dass das gerade nicht das Taktvollste gewesen war, was er hätte sagen können. Aber Naruto nervte ihn schon die ganze Woche über mit seinen Gefühlsausbrüchen und so langsam verlor der Uchiha wirklich die Geduld. Sollte der Uzumaki doch endlich mal seinen Arsch hochbekommen und die Hyuuga ausführen. Vom Anstarren allein würde aus den beiden nämlich sicherlich kein Paar.

„Fick dich doch.“

Sasuke hob leicht seine Augenbrauen. Hatte Naruto ihm gerade geantwortet? Anscheinend ja, da der Uzumaki mittlerweile aufgehört hatte, wie ein Baby an seiner Flasche zu nuckeln, und sie nun nur noch mit leicht schiefgestellten Kopf anstarrte, wobei sein rechter Zeigefinger gedankenverloren am Hals der Flasche auf und ab strich.

Geräuschvoll ausatmend, schnappte sich Sasuke sowohl Naruto´s als auch seine eigene Flasche und entleerte ihre Inhalte in der Spüle. Nicht ohne Protest seitens Naruto: „Alter! Du hast gesagt, dass ich die austrinken darf!“

„Erstens:“

Ohne Naruto anzusehen, hob Sasuke deutlich sichtbar seinen linken Zeigefinger in die Höhe, während er die Flaschen unter der Spüle verstaute. Die würde er später aus dem Haus schaffen müssen, wenn Itachi verschwunden war. Der mochte es nämlich gar nicht, wenn sein jüngerer Bruder daheim und dazu auch noch nachmittags Alkohol zu sich nahm.

„Habe ich das nicht gesagt. Und zweitens:“

Schwungvoll öffnete Sasuke eine der oberen Schranktüren, griff über die vorderen zwei Gläserreihen hinweg in die hinterste Ecke des Schrankes und zauberte zwei Schnapsgläser sowie eine fast volle Flasche Wodka hervor, die keine zwei Sekunden später ihren Platz auf dem Tresen fanden.

„Bei deinem Rumgeheule brauche ich was Stärkeres als Becks.“

Ein kleines, spitzbübisches Grinsen erschien auf Sasuke´s Lippen, welches beinahe sofort auf Naruto abfärbte und auch ihm ein Grinsen auf´s Gesicht zauberte. Dieses wurde noch ein Stückchen breiter als ihm ein volles Glässchen Wodka rübergeschoben wurde.

„Na dann: Auf dein liebestolles Rumgeheule, Dobe.“
 

Sasuke hatte ja geahnt, dass es möglicherweise keine gute Idee gewesen war, Naruto und vor allem sich selbst mithilfe einer Flasche Wodka ein wenig aufzuheitern. Dass er aber nun unter arger Zeitbedrängnis stand, das hatte er weder erahnt, noch erwartet, noch erfreute es ihn auch nur im Geringsten. Dieses Ärgernis rührte daher, dass er und Naruto sich nach knapp einer halben Stunde – und circa einem Dutzend Shots – in sein Zimmer verzogen und dort Battlefield III gezockt hatten, wobei sie beide sowohl die Zeit, als auch Sasuke den Umstand, dass Sakura ja zum Abendessen vorbeikommen wollte, absolut und total vergessen hatten.

Als dem jungen Uchiha das Date schließlich wieder einfiel, war es bereits zwei Minuten vor sechs gewesen. Sasuke hätte schwören können, dass er Naruto noch nie so schnell vor die Tür gesetzt hatte, wie an diesem Abend.

Diesem hatte das zwar überhaupt nicht gefallen, jedoch hatte er sich damit abfinden müssen – sonst hätte er wohl einen sehr übellaunigen Uchiha ertragen müssen, was definitiv nichts war, das man sich zu Weihnachten wünschte. Im Prinzip, wünschte man sich etwas derartiges überhaupt nicht. Das kam nämlich dem persönlichen Weltuntergang gleich.

Während Naruto sich also auf dem Heimweg befand, versuchte Sasuke die Ruhe zu bewahren. Gut, er musste noch duschen, sich irgendwie wieder halbwegs nüchtern bekommen – zumindest nüchtern genug, um nicht schon beim Begrüßungskuss steinhart zu werden – und das Abendessen war noch immer im Tiefkühlschrank der Uchihas vergraben. Aber dass er für all das nur noch einunddreißig – plus minus zwei – Minuten Zeit hatte, ließ ihn schon ein bisschen unruhig werden. Nur ein klitzekleines Bisschen, versteht sich.
 

„Verfluchte Mistkacke!“ Leise vor mich hin grummelnd, stopfte ich ein frisches Paar Socken zwischen Schlafshirt und Haarspray in meine neue und dazu pinke Adidas-Tasche, die ich bereits seit dem Moment vor ungefähr vier Stunden, in dem ich sie entdeckt hatte, heißblütig liebte. Denn zusätzlich zu der Farbe und dem nietenbesetzten Tragegurt war diese Tasche mit einem Kaufpreis von gerade mal fünfzehn Dollar die Erfüllung meiner Träume gewesen. Leider war sie ein bisschen klein, weshalb ich nun nicht darum herum kam, alle meine Kleidungsstücke sorgfältig zu falten und nebeneinander hinein zu quetschen, anstatt sie wie üblich einfach irgendwie hinein zu befördern. Das wäre im Normalfall auch kein Problem gewesen, jedoch stand ich gerade ein wenig unter Zeitdruck, was meiner Geduld nicht gerade positiv zutrug.

Da Ino penibel darauf bestanden hatte, jeden Laden auf ihrer Shoppingliste auch wirklich mindestens zweimal zu durchrunden – und diese Liste war lang – bevor wir uns auf den Heimweg begeben durften, war aus den geplanten fünf Stunden eine Shoppingtour von knapp neun Stunden geworden. Mittlerweile war es kurz nach sechs Uhr abends, zu Sasuke würde ich knapp zwanzig Minuten brauchen. Wenn ich mich beeilte, könnte ich es pünktlich zu ihm schaffen. Meine Tasche schien diesen Plan jedoch vereiteln zu wollen, da sie sich partout weigerte, sich schließen zu lassen. „Drecksding!“ Jaja, soviel zu meiner heißgeliebten pinken Adidas-Tasche…

Nachdem ich es endlich geschafft hatte die Tasche zu schließen, überprüfte ich kurz mein Aussehen im Spiegel neben meiner Zimmertür, bevor ich – zufrieden mit meinen Haaren, die dank einiger Haarspraytricks ausnahmsweise mal nicht mit einem Haargummi kombiniert bzw. gebändigt wurden – mir die neue Jacke von meiner Kommode schnappte, die ich erst vor wenigen Stunden bei Zara gekauft hatte. Rasch stopfte ich mein Handy in die eine und meinen Schlüsselbund in die andere Jackentasche, griff dann nach der Adidas-Tasche auf meinem Bett und lief hinunter in die Küche, wo mich bereits meine Mutter erwartete.

Am Küchentisch sitzend, mit einem Glas Wasser in der einen und einem Stift in der anderen Hand, welchen sie für das Sudokuheft nutze, das vor ihr auf dem Küchentisch lag, betrachtete sie mich einen kurzen Moment lang von unten nach oben. Ihr Blick blieb an meinem Top hängen. „Bist du dir sicher, dass du das anlassen willst?“

Mit dem Stift in ihrer Rechten zeigte sie auf das blassneongrüne halbdurchsichtige Oversize-Top mit aufgedrucktem Yin-Yang-Symbol, unter dem ich einen simplen schwarzen Push-Up-BH und ein ebenfalls schwarzes Bandeautop trug.

„Ich denke schon.“

„Mhh… Hast du sonst alles? Zahnbürste? Zahnpasta?“, wechselte sie das Thema und betrachtete nun meine Tasche, die einen recht vollgestopften Anblick abgab.

„Jap.“, antwortete ich schnell und presste meine Lippen aufeinander, um nicht etwas wie ‚Es ist nicht das erste Mal, dass ich bei Jemanden übernachte und meine Sachen selbst packe.‘ anzuhängen.

„Sachen zum Wechseln?“

„Mhh.“

„Sakura. Könntest du vielleicht mit ‚Ja.‘ oder ‚Nein.‘ antworten?“, tadelte sie mich, woraufhin ich mich unserem Kühlschrank zuwandte und alibihalber darin herumstöberte.

„Ja, Mum.“

„Schlafklamotten? Ich weiß ja, heutzutage ist es üblich, dass Frau die Kleidung ihres Freundes zum Schlafen trägt, aber es würde einen besseren Eindruck machen, wenn du wenigstens-“

„Hab ich, Mum!“

„Kondome?“

„MUM!“ Irgendwo zwischen genervt und entsetzt, schloss ich die Kühlschranktür nicht gerade sanft und wandte mich wieder meiner Mutter zu, die mich mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete.

„Ich weiß, wir haben dieses Gespräch schon einmal geführt, aber du solltest die Verhütung nicht dem Mann überlassen. Am Ende endest du noch wie eine dieser Teenie-Mütter und ich bin in neun Monaten Großmutter.“

„Keine Sorge, Mum, ich nehm´ die Pille. Seit JAHREN! Und das weißt du! Außerdem geht es dich überhaupt nichts an, wann Sasuke und ich Sex haben.“

„Ich weiß überhaupt nicht, warum du jetzt so ein Theater darum machst. Es ist überhaupt nicht schlimm mit seiner Mutter über so etwas zu reden. Immerhin habe ich da wohl schon ein bisschen mehr Erfahrung als du und kann dir daher auch sehr nützliche Tipps geben. Wenn es beim ersten Mal zum Beispiel nicht so gut läuft, ist das gar nicht schlimm. Umso öfter ihr beide-“

„Oh Gott, Mum, hör auf zu reden.“, versuchte ich verzweifelt ihren Monolog zu stoppen, scheiterte jedoch kläglich, da meine Mum mich einfach überging.

„Die Erfahrung ist jedenfalls das Entscheidende. Wie heißt es so schön? Übung macht den Meister, also mach dir keine Sorgen, falls es am Anfang nicht so gut läuft. Ihr müsst euch wahrscheinlich nur aufeinander einspielen. Und das Wichtigste ist, dass ihr nichts erzwingen wollt. Als ich das erste Mal mit deinem Vater geschla-“

„BOAH Mum, ich will´s nicht wissen!!“

Anscheinend verstand meine Mum in diesem Augenblick, dass ich wirklich nichts von ihrem Sexualleben wissen wollte, und verzog in einem Anfall von Trotz ihre Lippen. „Gut, dann eben nicht.“

Erleichtert atmete ich aus und schnappte mir eine Wasserflasche von der Anrichte, um mir noch einen Schluck Wasser zu gönnen, bevor ich zu den Uchihas rennen durfte.

„Aber vergiss nicht: Vorsicht ist besser als Nachsicht.“

Erschrocken verschluckte ich mich an dem Wasser und begann wie eine Irre zu husten, während ich versuchte die noch geöffnete Wasserflasche zu verschließen und in Sicherheit zu bringen. Unter Röcheln und verzweifeltem Nach-Luft-Schnappen presste ich schließlich noch ein zutiefst verärgertes „MUUM!!!“ heraus, bevor ich munter weiterhustete.

Meine Mutter gönnte sich währenddessen grinsend einen Schluck Wasser aus ihrem Glas und erklärte mir dann: „Siehst du? Vorsicht ist immer besser als Nachsicht.“

Nur mit Mühe und Not unterdrückte ich ein ernstgemeintes ‚Halt die Klappe.‘, bevor ich mir doch noch einen Schluck aus der Wasserflasche gönnte, um das Kratzen in meinem Hals loszuwerden, und mich anschließend von meiner Mum verabschiedete. Ihre Versuche mir noch ein paar gutgemeinte Ratschläge zu geben, ignorierte ich dabei so gut es ging.
 

Als ich knapp zwanzig Minuten später – und damit eindeutig ZU SPÄT – am Haus der Uchihas ankam, wusste ich wieder, warum ich mich entschieden geweigert hatte nach Florida zu ziehen. Denn auch, wenn die Hurrikansaison bereits fast wieder vorbei war, so gab es doch noch den ein oder anderen heftigen Sturm, der einem die Frisur ordentlich versauen konnte. So wie mir in den letzten zwanzig Minuten.

Da ich aber bereits zu spät dran war und auch nirgends so etwas wie einen Spiegel oder gar einen Raum ohne Wind ausmachen konnte, zupfte ich einfach blind an meinen Haaren herum und versuchte so zumindest ein paar Strähnen an ihren richtigen Platz zu legen, während ich darauf wartete, dass man mir die Haustür öffnete.

Das tat man auch, jedoch war es nicht mein Freund, der sich die Ehre gab, sondern sein halbnackter Bruder, der anscheinend seinen Spaß daran hatte mir immer und immer wieder nur in Boxershorts gegenüber zu stehen. Und scheiße verdammt! Wieso mussten diese Uchihas nur immer so gut aussehen?!

„Sakura, hey! Komm doch rein, Sasuke rennt hier irgendwo rum und versucht verzweifelt die Zeit einzuholen, die er vorhin mit Naruto vertrödelt hat. Ich fürchte, ihr werdet heute bestellen müssen. Hübsche Tasche übrigens. Passt zu deinen Haaren.“ Ein durchaus belustigtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, während der ältere der beiden Brüder einen Schritt zur Seite trat und mich ins Haus ließ.

Ich bedankte mich höflich und erwiderte das Grinsen, bevor ich meine Tasche recht achtlos zu Boden gleiten ließ, den Reißverschluss meiner Jacke öffnete und mir die Schuhe von den Füßen streifte. Itachi schloss die Haustür währenddessen wieder und lehnte sich dagegen, betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Auch wenn sein Blick nicht gerade unauffällig war, so entschloss ich mich doch dazu ihn nicht darauf hinzuweisen wie unhöflich ein solches Gestarre war – irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das eh nichts bringen würde – und warf lieber einen kurzen Blick in den Spiegel neben der Garderobe, um festzustellen, dass meine Frisur doch nicht ganz so stark ruiniert war wie ich befürchtet hatte. Gewaltiger Pluspunkt für das Haarspray.

„Sag mal, Sakura…“, begann Itachi langsam und richtete seinen Blick nun wieder ausschließlich auf mein Gesicht, „Kann es sein, dass du und mein Bruder… heute Nacht etwas Besonderes vorhabt?“

Schockiert war ich nun diejenige, die starrte. Hatte Itachi mich gerade wirklich gefragt, ob ich heute mit seinem Bruder Sex haben wollte?! WIRKLICH?! „Ehm…“, begann ich wenig geistreich und spürte wie das Blut, welches mir kurzzeitig gänzlich aus dem Gesicht gewichen war, nun wieder dahin zurückkehrte. Mit beachtlicher Geschwindigkeit und gut zwei Litern flüssiger Freunde im Gepäck, die ich sicherlich irgendwo anders brauchte und nicht in meinen Wangen! „Ehm…“

„Das geht dich überhaupt nichts an, Blödarsch! Kümmere dich mal lieber um dein eigenes Sexleben.“ Erschrocken wandte ich mich um und sah geradewegs zu Sasuke, der mit leicht zusammengekniffenen Augen auf mich und seinen Bruder zuschritt. Gott sei Dank. Ich glaube, ich war noch nie so erleichtert über Sasuke´s Eigenart gewesen, urplötzlich aufzutauchen und sich auf eine höchst unfreundliche Art und Weise in Gespräche einzumischen, wie in diesem Moment. Denn auch, wenn Sasuke anscheinend leicht angesäuert war, so war mir das definitiv lieber als ein neugieriger und schamloser Itachi.

Dieser sah einen kurzen Augenblick zwischen mir und Sasuke hin und her und setzte sich schließlich wortlos jedoch grinsend aus dem Flur in Richtung Wohnzimmer in Bewegung, kaum dass Sasuke bei uns angelangt und mir einen Arm um die Hüfte gelegt hatte.

„Vergesst nur die Verhütung nicht. Ich bin nicht so scharf auf noch mehr Kleinkinder in diesem Haushalt.“, gab Itachi noch mit einem spöttischen Grinsen in Sasuke´s Richtung zum Besten und verschwand schließlich hinter der Tür zum Wohnzimmer. Sasuke´s halb gezischtes „Verpiss dich!“ schien er dadurch entweder glatt zu überhören oder es erschien ihm nicht als wichtig genug seinem Bruder zu antworten.

Sasuke´s schlechte Laune fiel augenblicklich in sich zusammen. Mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen murmelte er mir eine Begrüßung entgegen, die sich schließlich in einer Reihe von kurzen Küssen fortsetzte, die keiner von uns beiden so recht beenden wollte.

Als dann jedoch Itachi´s belustigte Stimme aus dem Wohnzimmer erklang, brachten wir ein paar Zentimeter Abstand zwischen uns: „Kein Sex im Flur, solange wie ich in diesem Haus wohne!“

„Dann wird es Zeit, dass du ausziehst!“, schrie Sasuke zurück und schulterte meine Tasche, bevor er nach meiner Hand griff und mich hinter sich her die Treppen hinauf in sein Zimmer führte.

Ich folgte ihm grinsend. „Ihr beide habt euch heute wieder richtig gern, was?“

„Der Idiot geht mir tierisch auf die Nerven. Er wollte eigentlich schon lange weg sein, keine Ahnung WAS ER NOCH HIER MACHT!“, bemerkte Sasuke, wobei er seine letzten Worte lauter als nötig in Richtung Treppenhaus brüllte.

Keine zwei Sekunden später ertönte Itachi´s amüsierte Erwiderung: „Der Idiot passt auf, dass der Vollidiot keine Scheiße baut und die Prinzessin vergrault!“

„Pah, als ob. DER IDIOT HAT EINFACH KEIN EIGENES LEBEN!“, schrie Sasuke zurück und beendete das Gespräch, indem er seine Zimmertür mit etwas mehr Nachdruck als nötig schloss. Das Grinsen auf meinen Lippen blieb jedoch. Diese Familie war amüsanter als manches Nachmittagsprogramm im Fernsehen.

Mit einem tiefen Seufzen wandte sich Sasuke wieder meiner Wenigkeit zu und beförderte meine Tasche auf seine Couch – was nebenbei bemerkt einen furchtbaren Farbenmix ergab, pink und rot direkt nebeneinander war nun wirklich zu viel des Guten, selbst für mich –, bevor er sich auf seinem Bett niederließ und mich kommentarlos neben sich zog. Mein Grinsen machte einem kleinen Lächeln Platz, als er seinen linken Arm um meine Hüfte schlang und sich so hinsetzte, dass er seinen Kopf an meiner Halsbeuge vergraben konnte.

Für einen kurzen Moment blieben wir bewegungslos sitzen, dann spürte ich Sasuke´s Lippen auf meiner Haut, wie sie sich langsam – Stück für Stück – an meinem Hals nach oben küssten. Kurz vor meinem Kieferknochen ertönte ein leises Seufzen seitens Sasuke, welches mich wieder zum Grinsen brachte. Ich kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass nun eine Schimpftirade auf seinen Bruder folgen würde.

„Entschuldige“, begann Sasuke leise und drückte seine Lippen für einen letzten Kuss auf meinen Hals, bevor er sich ein Stück zurück lehnte und loslegte: „Aber dieser Penner da unten benimmt sich als ob wir dreizehn wären und beide noch nie Sex gehabt hätten. Als ob er mich nicht oft genug dabei gestört hätte…“

„Ich bin mir sicher, dass er sich nur wie ein verantwortungsvoller Bruder verhalten will.“

„Oder wie eine klettenhafte Arschgeige, die mir tagein, tagaus auf die Nerven geht.“

Ich biss mir auf die Unterlippe, konnte ein belustigtes Schnauben jedoch nicht mehr verhindern.

„Schön, dass du das auch noch lustig findest.“, bemerkte Sasuke trocken, weshalb ich mich zu einem nicht wirklich ernstgemeinten „Entschuldige“ hinreißen ließ. Das Grinsen auf meinen Lippen blieb jedoch.

Sasuke kniff seine Augen ganz leicht zusammen, beugte sich wieder zu mir hinüber und wisperte: „Das war die schlechteste Entschuldigung, die ich je gehört habe.“

„Ach ja?“ Meinen Kopf leicht schief legend, konzentrierte ich mich darauf ihm in die Augen zu sehen, was aufgrund des Umstandes, dass er keine fünf Zentimeter von mir entfernt dasaß, ziemlich schwierig war.

„Ja.“ Ich sah das Zucken seines rechten Mundwinkels ganz genau als er antwortete und lehnte mich ihm noch ein bisschen weiter entgegen, während ich mich kaum hörbar wiederholte: „Entschuldige, bitte.“

Sasuke kam nicht dazu zu antworten, da ich den restlichen Abstand zwischen uns bereits überbrückte und ihn küsste.

„Hn.“ Ein überheblicher Zug bildete sich um Sasuke´s Lippen, kaum dass wir den Kuss beendet hatten. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das so einfach verzeihen kann.“

„Kannst du.“, bestimmte ich und stupste mit meiner Nasenspitze gegen seine.

„Ach ja?“ Wieder dieses schiefe Grinsen, das mir den letzten vernünftigen Gedanken raubte.

„Ja.“ Wieder trafen unsere Lippen aufeinander, diesmal jedoch beließen wir es nicht bei einem simplen Kuss. Sasuke´s Hände wanderten von meinen Hüften aufwärts, strichen über meine Rippen und zogen mich näher an ihn heran, sodass wir den Kuss problemlos vertiefen konnten, während ich meine Arme um seine Schultern legte und irgendwie versuchte das Gleichgewicht zu halten. Da wir noch immer nebeneinander auf Sasuke´s Bett saßen, war das eine recht komplizierte Angelegenheit, bei der wir uns beide ziemlich verrenken mussten. Sasuke, dem das anscheinend ebenso missfiel wie mir, löste die Sache recht schnell, indem er sich einfach gegen mich lehnte und meinen Oberkörper somit immer weiter nach hinten auf die Matratze dirigierte bis ich schließlich darauf lag.

Für einen kurzen Moment trennten sich unsere Lippen, den Sasuke dazu nutzte mir ein leises „Ups.“ gegen die Lippen zu hauchen, das jedoch nicht im Geringsten bedauernd oder entschuldigend klang.

„Idiot.“ Grinsend legte ich meine Hände in seinen Nacken und zog ihn wieder zu mir hinunter. Reden konnten wir auch später.
 

[...]
 

Mit einem klitzekleinen Lächeln auf den Lippen bettete ich meinen Kopf auf Sasuke´s Brust und genoss das Geräusch seines sich nur langsam beruhigenden Herzschlages. Eine Gänsehaut überkam mich als sich Sasuke´s Hand auf meinen Rücken legte und seine Finger dort kleine Kreise auf meine Haut zeichneten.

Für einen Moment betrachtete ich noch die makellose helle Haut seiner Brust, fuhr mit den Augen die Konturen seiner Muskeln und Rippen nach, bis mein Blick an der kleinen Narbe direkt unter seinem linken Rippenbogen hängen blieb. Ich hob meine Hand und strich mit dem Finger über die feine weiße Linie, die sich trotz Sasuke´s heller Haut noch immer deutlich hervortat. „Woher hast du die?“

„Naruto und ich haben uns vor Jahren mal im Parcourlaufen versucht. Nach mehreren gebrochenen Handgelenken, Rippen und einem aufgeschlitzten Brustkorb, weil ich die Höhe eines Zaunes unterschätzt hatte, haben wir es aufgegeben. Vorrangig deshalb, weil seine Mum uns beiden gedroht hat, uns eigenhändig zu erschießen, sollte sie uns nochmal bei diesem hirnrissigen Scheiß erwischen.“

Wäre ich nicht so erschrocken gewesen über die Herkunft der Narbe, so hätte ich sicherlich über Sasuke´s ziemlich schlechte Nachahmung von Naruto´s Mutter gelacht. Ich kannte Mrs. Uzumaki zwar nicht, doch war ich mir ziemlich sicher, dass sie nicht klang wie ein heiseres Eichhörnchen. Statt also zu lachen, grinsen, schmunzeln oder mich sonst irgendwie zu amüsieren, drehte ich nur meinen Kopf und blickte geradewegs in Sasuke´s Augen. Ein leichtes Funkeln lag in ihnen und so brauchte ich einen Moment bis mir auffiel, dass sie dunkler waren – gerade so viel, dass es mir bei mehr Abstand zwischen uns entgangen wäre. So sah also ein befriedigter Sasuke Uchiha aus. Ich musste schmunzeln, kaum dass mir der Gedanke durch den Kopf gehuscht war.

„Woran denkst du?“ Sasuke´s Stimme war leise so als ob er mit einem scheuen Reh sprechen würde, das gerade aus dem Wald herausgeirrt war. Was ging nur wieder in seinem Kopf vor, das seine Laune von einer auf die nächste Sekunde so rabiat änderte?

„Dass du früher ein ganzschöner Vollidiot warst, wenn du auf Zäunen rumgeklettert bist, die dir den Brustkorb aufschlitzen konnten.“ Grinsend drückte ich meine Lippen für einen kurzen Kuss auf seine Brust. Ich sah wie Sasuke bereits die Lippen öffnete, um mir zu antworten, jedoch kam er nicht mehr dazu, da in diesem Moment Schritte ertönten und jemand an Sasuke´s Zimmertür klopfte.

Beinahe sofort lagen unsere Blicke auf dem dunklen Holz der Tür, nur nebenbei bemerkte ich wie Sasuke seinen Arm enger um mich legte und mir zeitgleich die Decke etwas mehr über den Körper zog. „Ja?“

„Alle angezogen?“, kam die Gegenfrage von der anderen Seite der Tür und ich erkannte sofort das Amüsement in Itachi´s Stimme.

„Was willst du?!“

Die Tür schwang auf und ein grinsender Itachi tauchte im Türrahmen auf. „Solltet ihr beiden irgendwann nochmal vorhaben etwas zu essen, schlage ich euch vor, dass ihr eure Hintern möglichst bald aus dem Bett schwingt. In einer Stunde ist die Lasagne kalt.“

„Lasagne?“, fragte ich nach und versuchte mich in Sasuke´s Armen zu drehen, um Itachi besser sehen zu können ohne mir den Hals zu verrenken. Sasuke schien mein Vorhaben zu bemerken und lockerte seinen Griff ein wenig, jedoch sah ich aus den Augenwinkeln seinen Blick, der prüfend über die Bettdecke glitt.

„Irgendwer muss ja kochen, wenn ihr beiden nur mit euch selbst beschäftigt seid.“ Itachi schenkte uns ein vielsagendes Grinsen, bevor er urplötzlich wieder ernst wurde. „Wie auch immer. Ich werde die Nacht bei Christina verbringen, tut mir einen Gefallen und benutzt Kondome. Im Prinzip habe ich zwar nichts dagegen Onkel zu werden, aber nicht bevor ihr nicht volljährig seid, okay?“

„Es geht dich zwar nichts an, aber wir verhüten. Und jetzt hau ab!“ Sasuke machte eine eindeutige Bewegung mit der Hand und sah aus als ob er verzweifelt versuchte eine Fliege zu verscheuchen, während ich mich am liebsten tief unter der Decke verkrochen hätte. Wie konnten die beiden nur so schamlos sein?

„Jaja, bin ja schon weg. Viel Spaß euch beiden noch!“ Itachi grinste erneut auf diese unverschämt schamlose Art und zwinkerte mir zu, kaum dass er die Röte auf meinen Wangen bemerkte, bevor er Sasuke´s Zimmer wieder verließ.

„Manchmal wünsche ich mir, ich wäre Einzelkind.“, grummelte Sasuke und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, was mir ein kleines Lächeln entlockte.

„Man kann halt nicht alles haben.“

„Mhh…“, er summte leise und drückte seine Lippen gegen meine Schläfe, „Ich werde es überleben.“

Ich kam nicht dazu, etwas zu erwidern, da genau in diesem Moment mein Magen ein nicht gerade leises Knurren von sich gab, welches Sasuke in leises Gelächter ausbrechen ließ.

„Sieht so aus als bräuchtest du was zu essen. Nicht, dass ich am Ende als Einziger überlebe.“

Grinsend sah ich ihn an und hob meinen Kopf ein wenig von seiner Brust, um ihm einen kurzen Kuss zu stehlen, bevor ich ihm gegen die Rippen boxte. „Idiot.“

Sasuke lachte nur und küsste mich erneut.

Tell me, darling

Stay with me, baby stay with me,

Tonight don't leave me alone.
 

„Kiba, da bist du ja endlich, du wolltest doch – Oh mon Dieu! Comment voulez-vous ressembler?! [Oh mein Gott! Wie siehst du aus?!]“

Es kam selten vor, dass sich Kiba tatsächlich wünschte, dass seine Mutter nicht daheim war. Als er in der zweiten Klasse mit seinem Fußball eine Fensterscheibe des Rektorats zerstört und dafür eine dreitägige Suspendierung mit nach Hause gebracht hatte, da hatte er diesen Wunsch verspürt. Oder als er mit seiner vorletzten Exfreundin nach gefühlten zwanzig Jahren Warten endlich Sex haben wollte und plötzlich seine Mutter auf der Matte stand. Erstaunlicherweise hatte sie in all diesen Momenten immer die Fassung bewahrt und ihn höchstens streng angesehen.

Dies würde sich sicherlich ändern, wenn sie erführe, dass ihr Sohn von einem vermeintlichen Freund verprügelt worden war. Wobei die Bezeichnung Prügelei nun doch etwas hochgegriffen war, so hatte Kiba doch nur zwei oder drei Schläge einstecken und nur einen einzigen verteilen dürfen, bevor er und Naruto voneinander getrennt worden waren. Es war jedoch mehr als genug Zeit gewesen, um die Verachtung in Naruto´s Blick zu erkennen. Und das hatte ihn härter getroffen als die Schläge ins Gesicht.

„Calmez-vous. C'est bon, maman.“ [„Beruhige dich. Es ist alles in Ordnung, Mama.“], versuchte er die braunhaarige Frau abzuwimmeln, die ihm so unglaublich ähnlich sah und sich ihm soeben in den Weg stellte, um mit ihren filigranen Fingern auf seiner linke Wange seinen Kopf zu drehen und seine Blessuren zu betrachten.

„Mais cela n'a pas l'air comme si tout allait bien, jeune homme!“ [„Das sieht aber nicht aus als ob alles in Ordnung wäre, junger Mann!“], flüsterte Tsume Inuzuka ihrem Sohn in einem Ton zu, der irgendwo zwischen mahnend, besorgt und zutiefst liebevoll angesiedelt war, bevor sie das Kinn ihres Sohnes ergriff und ihn ein paar Zentimeter zu sich hinunter zog, sodass die beiden sich auf Augenhöhe befanden.

Kiba gab ein Grummeln von sich und presste die Lippen aufeinander, war diese gebückte Haltung doch gerade Gift für seinen Rücken, der in den letzten Minuten ziemlich gelitten hatte – vor allem unter der Mini-Prügelei mit Naruto, der ihn gleich zu Beginn rückwärts auf den Boden befördert hatte.

„Wer war das?“

„Maman, s'il te plaît. [Mama, bitte.] Ich bin alt genug, um das selber zu regeln.“

„Anscheinend ja nicht, sonst würdest du ja nicht mit einem Veilchen zu Hause auftauchen.“

„Das ist nicht meine Schuld.“

„Nein?“

„Nein.“

„Dann sag mir wessen Schuld es ist, damit ich diesem Bastard-“

„Maman!“ [„Mama!“], ermahnte der junge Inuzuka und befreite sich aus dem Griff seiner Mutter, um an ihr vorbei in die Küche zu gelangen. Dort, im untersten Gefrierfach, gleich neben den Erbsen- und Brokkolipackungen, würde er den Kühlakku finden, auf den sich sein linkes Auge bereits seit gut einer halben Stunde freute.

Gerade als er das heiß ersehnte Kühlpack in ein Geschirrtuch wickelte, hörte er seine Mutter hinter sich leise seufzen: „Vous êtes un peu têtu!“ [„Du bist ein Sturkopf!“]

Grinsend drehte er sich zu ihr um. „Les chiens ne font pas des chats, Maman!“ [„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, Mama!“]

Empört schnappte sich Mrs. Inuzuka ein zweites Geschirrtuch, welches bis dato neben der Spüle gelegen hatte und schlug ihrem Sohn damit spielerisch gegen den Oberarm. „Du frecher Bengel! Habe ich dich denn so erzogen? Geh und wasch dich, das Abendessen ist gleich fertig! Da will ich keinen Dreckspatz am Tisch sitzen haben.“

„Très bien, madame!“ [„Sehr wohl, Madame!“] Noch immer grinsend, hob Kiba seine rechte Hand zur Stirn und salutierte, bevor er die Küche verließ, seine Sporttasche schulterte und damit die Treppe hinauf in die obere Etage der Wohnung verschwand.
 

Da stand er nun. Mit einem blauen Auge, einer geschwollenen Wange und dem Gefühl, dass er Hinata lieber hätte absagen sollen. Wie kam das denn bitte an, wenn er bereits bei ihrem dritten Date wie ein Raudi aussah und damit wahrscheinlich auch noch einen ziemlich miesen Eindruck bei Hinata´s Familie hinterließ? Seufzend zupfte er am Saum seines Hemdes herum und versuchte zumindest das einigermaßen ordentlich aussehen zu lassen, bevor er seine Hand hob und klingelte. Es dauerte einen Moment, dann vernahm Kiba die ersten Stimmen, eine klang sogar nach Hinata, was ihm augenblicklich sein übliches Grinsen auf´s Gesicht zauberte. Die Stimmen sprachen in kurzen Sätzen miteinander, deren Inhalt jedoch nicht bis zu Kiba durchdringen konnte, bevor sie urplötzlich verstummten. Keine Sekunde später öffnete sich die Haustür der Hyuugas und Hinata stand ihm lächelnd gegenüber. „Hey, ich- Was ist denn mit dir passiert?!“

Das Grinsen auf Kiba´s Lippen verschwand augenblicklich und er rieb sich verlegen den Nacken. „Hatte eine kleine Auseinandersetzung, nichts schlimmes. Bist du soweit?“ Er versuchte sich an einem erneuten Grinsen, jedoch kam nur ein für seine Verhältnisse ziemlich klägliches Lächeln dabei heraus.

„Für mich sieht das aber nicht nach einer ‚kleinen Auseinandersetzung‘ aus.“, stellte Hinata leise fest und legte ihre Hand an seine geschwollene Wange, um vorsichtig darüber zu streichen.

Im ersten Moment war Kiba versucht zurückzuzucken und seinen Kopf wegzudrehen, jedoch lag Hinata´s Hand so federleicht auf seiner Haut auf, dass er sie beinahe gar nicht spürte und reflexartig seinen Kopf ein Stück zu ihr wandte, um sich an sie zu schmiegen. Seine Lippen strichen dabei Hinata´s rechten Handballen, was er sogleich nutzte, um ihr einen kleinen Kuss darauf zu drücken. Augenblicklich errötete Hinata und zog ihre Hand zurück, wobei sie ihm ein kleines Lächeln schenkte.

„Lass uns über etwas anderes reden, okay?“

Kiba griff automatisch nach Hinata´s Hand, die soeben erst zurück an ihre Seite gefunden hatte, und drückte sie kurz, woraufhin das Lächeln auf Hinata´s Lippen noch ein Stückchen größer wurde. „Okay.“

„Sehr gut. Brauchst du noch irgendetwas? Eine Jacke oder so?“, fragend hob Kiba seinen Blick, um über Hinata hinweg in den Hausflur zu sehen, und wünschte sich im nächsten Moment, dass er es nicht getan hätte. Dort stand ein Mann, den Kiba ohne große Schwierigkeiten als Hinata´s Vater identifizieren konnte, so groß waren die äußerlichen Ähnlichkeiten: Die helle Haut, das dunkle Haar, die blauen Augen – wobei Hinata eindeutig nicht Mr. Hyuuga´s Aristokratennase, sondern eine süße kleine Stupsnase – vermutlich von ihrer Mutter – geerbt hatte.

„Hinata, willst du deinen Freund nicht hinein bitten?“ Vielleicht versuchte Mr. Hyuuga freundlich zu sein und vielleicht wurde Kiba in diesem Moment mal wieder von seiner immensen Vorstellungskraft auf den Arm genommen – aber diese eine Frage klang eher nach einer Aufforderung zum Mord als eine Anfrage zu einem gemütlichen Beisammensitzen!

Hinata, der nicht entgangen war, wie blass Kiba urplötzlich geworden war, wandte sich nun ihrem Vater zu und setzte ihren besten Vater-ich-liebe-dich-aber-du-störst!-Blick auf, in der Hoffnung, dass ihr Vater das verstehen würde. Tat er nicht.

„Dad, Kiba und ich wollten eigentlich schon los. Wir haben noch viel vor.“

„Aha… Bevor du gehst, wüsste ich gerne noch, warum der junge Mann ein blaues Auge hat?“ Hiashi Hyuuga´s Blick richtete sich wieder auf Kiba und brannte sich förmlich in dessen lädiertes linke Auge. Kiba verfluchte sich zeitgleich innerlich. Wieso genau nochmal hatte er das Date nicht einfach abgesagt?

„Nun, Sir“, begann der junge Inuzuka zögerlich und rieb sich verlegen den Nacken, „Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einem Freund. Wir äh… waren uns bezüglich einiger Dinge uneinig.“

„Eine kleine Auseinandersetzung also… Wer´s glaubt.“

„Dad!“, mischte sich nun Hinata ein und stemmte ihre linke Hand in ihre Hüfte, um ihrem Vater einen möglichst selbstsicheren Anblick bieten zu können. „Das geht dich nichts an! Wir hatten doch darüber gesprochen.“

Für einen Moment schien es Kiba als ob Vater und Tochter gegenseitig versuchten sich in Grund und Boden zu starren, dann jedoch wandte Mr. Hyuuga seufzend den Blick ab und wandte sich ab. „Sei pünktlich zurück!“, war alles, was Hiashi noch von sich gab, bevor er irgendwo im Haus verschwand.

Augenblicklich fühlte Kiba wie die Anspannung in ihm zusammensackte. Erstes Treffen mit einem blauen Auge überstanden, es konnte also nur besser werden. Er hörte wie Hinata leise seufzte und öffnete bereits die Lippen, um die Stimmung irgendwie wieder aufzuheitern, da drehte sich die junge Hyuuga lächelnd zu ihm um und ergriff seine Hand. „Können wir?“

Automatisch verzogen sich Kiba´s Lippen zu einem Grinsen und er erwiderte den leichten Druck, den Hinata´s Hand an seiner ausübte. „Sehr gern.“
 

„Hey Jaspar. Wie geht´s dir, Großer?“ Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen beugte sich Kiba noch ein Stückchen weiter hinunter, sodass der für sein Alter von gerade mal vier Monaten ausgesprochen große Patouwelpe*, den seine Eltern erst kurz vor dem Umzug nach Palm Valley von der Straße gerettet hatten, mit Leichtigkeit mit der Schnauze gegen Kiba´s Nase stupsen konnte, bevor er schwanzwedelnd um Kiba herum und zu Hinata lief, um an ihrem Bein emporzuspringen.

Hinata, die den Welpen bereits von ihrem letzten Besuch in der Tierpension von Kiba´s Eltern kannte, trat einen Schritt zurück und gab ein knappes „Nein!“ von sich, bevor sie um den verdutzten Jaspar herumschritt und sich neben Kiba stellte, um ihn fragend anzublicken. „War das richtig so?“ „Perfekt.“, antwortete Kiba und erhob sich wieder aus der Hocke. „Hast du was dagegen, wenn wir ihn mitnehmen? Es wäre ganz gut für ihn, wenn er mal ein bisschen mehr rauskäme, aber bei dem ganzen Stress zurzeit finde ich bei Weitem nicht genug Zeit für ihn.“ Traurig blickte Kiba auf den Welpen hinunter, der nun schwanzwedelnd um Hinata´s Beine tänzelte und ständig versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

„Ja klar, lass ihn uns mitnehmen.“, stimmte Hinata lächelnd zu und beugte sich zu Jaspar hinunter, um durch das dichte Fell in seinem Nacken zu streichen.

Allein bei diesem Anblick hätte Kiba Hinata am liebsten gepackt und zu Boden genkutscht – einfach, weil es selten genug vorkam, dass er ein Mädchen kennenlernte, dass keinerlei Probleme mit seiner Hundeliebe hatte. Gut, zugegeben, manchmal konnten diese Racker einem ganz schön auf die Nerven fallen und viel Zeit sowie Aufmerksamkeit beanspruchten sie auch, jedoch gab er ihnen das gerne. Für ihn gab es nichts Schöneres als nach einem stressigen Tag nach Hause zu kommen und von einer Meute freudig hüpfender Hunde begrüßt zu werden. Seine bisherigen Freundinnen hatten das zu Beginn der Beziehung immer ganz niedlich gefunden – bis er Dates hatte ausfallen lassen, weil einer der Hunde krank geworden war, oder eben den ein oder anderen Hund zu Dates mitgenommen hatte. Hinata hingegen schien selbst derart angetan zu sein von all den knuffigen Kaltschnäuzern, die in seiner Umgebung lebten, dass sie manchmal gemeinsam mit ihm die Zeit vergaß, wenn sie zusammen mit fünf oder sechs Hunden spazieren gingen. So wie am Tag zuvor, wo sie ihm erst über drei Stunden in der Tierpension ausgeholfen und anschließend noch weitere zwei Stunden mit ihm und Jaspar verbracht hatte – bis sie ihm beinahe im Stehen eingeschlafen war und Kiba sie nach Hause begleitet hatte.

„Und wo wollen wir hin?“, riss Hinata ihn aus seiner stillen Bewunderung für dieses Mädchen und sah ihn mit leicht schiefgelegtem Kopf fragend an. Kiba´s Blick huschte von ihrem Gesicht zu ihrer rechten Hand, in der sie bereits eine der vielen Hundeleinen hielt, die sich die Familie Inuzuka extra für Hundewelpen angeschafft hatte, und weiter zu Jaspar, der bereits aufgeregt zwischen den beiden herumwuselte.

„Lass uns zum See gehen, dann kann sich Jaspar noch ein wenig im Wasser austoben.“, schlug er vor und verkniff sich nur mit Mühe ein Grinsen als Hinata einen zustimmenden Laut von sich gab und Jaspar anleinte. Natürlich wollte er nicht wegen Jaspar zum See – im Grunde war Jaspar nur eine Ausrede, damit er Hinata zu dem kleinen Privatsee bringen konnte, der direkt an das Gelände der Tierpension anschloss und durch einen zwei Meter hohen Zaun sowie dichtem Gebüsch von der Außenwelt abgegrenzt war. Der perfekte Ort für ein Date also.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, hielt er die Tür zum Hinterhof der Pension auf und ließ Hinata samt Jaspar hinausgehen, bevor er ihnen folgte. Beinahe automatisch griff er nach Hinata´s linker Hand, die nicht damit beschäftigt war, Jaspar´s Leine zu halten, und strich sanft über ihre Finger. Hinata handelte rein impulsiv und drehte ihre Hand leicht, sodass sie leichter ihre Finger mit Kiba´s verschränken konnte.
 

„Jaspar war also nur eine Ausrede, damit du mich hierher bekommst, ja?“ Hinata lächelte leicht und ließ ihren Blick abermals über ihre Umgebung gleiten. Kiba hatte sich wirklich Mühe gegeben: Der Seesteg, auf dem die beiden es sich mit einer dicken Wolldecke gemütlich gemacht hatten, lag im Schein der Windlichter, die Kiba bereits vor gut einer Stunde, also bevor er sie von zuhause abgeholt hatte, auf dem Steg platziert und angezündet hatte. Außerdem hatte er ein paar Kissen, einen Obstkorb und eine Flasche Robby Bubble Berry** besorgt; Letzteres hatte er grinsend mit den Worten „Nicht, dass du noch von mir glaubst, dass ich dich betrunken machen wolle.“ kommentiert.

„Jap. Jede andere Art dich möglichst ahnungslos hierher zu bekommen, hat dem Vergleich mit diesen Welpenaugen nicht standgehalten.“ Leise lachend, zeigte er auf Jaspar, der es sich auf einem der Kissen bequem gemacht hatte und vor sich hin döste.

Hinata lächelte. „Das ist wirklich süß von dir.“

„Was?“

„Das hier.“, sie nickte zu den Windlichtern hinüber, die am nächsten zur Seemitte hin standen, bevor sie leise murmelnd fortfuhr: „Das ist… perfekt.“

„Freut mich, dass es dir gefällt. Ich hatte ja überlegt, ob wir vielleicht-“

Hinata ließ ihn nicht ausreden. Sie wusste bereits, dass ihr diese Aktion peinlich sein würde, bevor sie nur dazu ansetzte, aber im Moment war ihr das egal. Sie mochte diesen Kerl, fühlte sich sicher und geborgen in seiner Nähe. Also warf sie ihre zurückhaltende Art samt gutem Benehmen über Bord, beugte sich zu Kiba hinüber und küsste ihn.

Und er küsste zurück. Vorsichtig legte er seine Hände an ihre Seiten, zog sie so näher an sich heran, löste für einen Moment ihren Kuss, um seine Lippen an ihr Ohr zu legen, und flüsterte: „Ich mag dich, Hinata. Wirklich sehr.“

Hinata stockte. Sie spürte ihr Herz, das heftig gegen ihren Brustkorb schlug, und das Kribbeln in ihren Lippen. Kiba´s Lippen an ihrer Wange, die zittrig darüberstrichen. „Ich dich auch.“ Der Satz war schneller über ihre Lippen geglitten als sie es verarbeiten konnte.

Erneut spürte sie Kiba´s Lippen an ihrer Wange, diesmal zu einem Lächeln verzogen, bevor er sie wieder küsste. Sie erwiderte, genoss die sanften Berührungen an ihrer Hüfte, die ihr eine Gänsehaut verpassten. Für einen klitzekleinen Augenblick – eine Millisekunde vielleicht – schoss ihr ein blonder Chaot durch den Kopf.

Im nächsten Moment löste Kiba den Kuss, lehnte seine Stirn gegen die ihre und sah ihr aus funkelnden braunen Augen lächelnd entgegen. „Sind wir jetzt ein Paar?“

„Ich… glaube schon, ja.“ Sie lächelte und hob ihr Kinn leicht, um Kiba einen federleichten Kuss auf die Lippen zu drücken, den dieser eigentlich erwidern und auch ein wenig ausweiten wollte, jedoch schien Jaspar mehr als genug die Nebenrolle des Abends gespielt zu haben, da der kleine Welpe sich urplötzlich aufrappelte, unter Kiba´s Arm hindurch auf dessen Schoß kletterte und sich streckte, um ihm über den Kiefer zu lecken.

Lachend lehnte sich Kiba ein Stück zurück und drückte den Patouwelpen von sich, der sich nun Hinata zuwandte und auf ihren Schoß kletterte, wo er sich zusammenrollte und beinahe beleidigt schnaufte.

„Sieht so aus als hätte er mich lieber als dich.“, kicherte Hinata und vergrub ihre Hand in Jaspar´s Fell.

Lächelnd beugte sich Kiba wieder zu ihr hinüber, bis ihre Lippen nur wenige Millimeter voneinander getrennt waren. „Wer kann ihm das verübeln.“
 

„Sasuke, ich weiß nicht…“

„Wie lange willst du denn noch warten?“

„Was, wenn es zu früh ist?“

„Besser zu früh als zu spät, oder nicht?“

„Nicht unbedingt. Stell dir doch mal vor-“

Ein lautes Piepen unterbrach mich und augenblicklich sahen Sasuke und ich zu dem hellerleuchteten Innenraum der Mikrowelle, in der unser Popcorn in seiner Packung bis eben fröhlich vor sich hin geploppt hatte. Ein paar letzte Plopps waren zu vernehmen, bevor Sasuke den Arm ausstreckte und die Packung aus der Mikrowelle angelte, um das Popcorn in eine Schüssel zu geben. Neugierig streckte ich mich ein Stück und versuchte über seine Schulter hinweg zu erkennen, wie viele Körner nicht geploppt waren. Waren gar nicht so viele wie ich erwartet hatte.

„Siehst du.“ Mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen drehte sich Sasuke wieder zu mir um und hielt mir die Popcornschüssel vor die Nase. „Fast alles aufgegangen. Hätten wir länger gewartet, wäre uns die Hälfte verbrannt.“

„Ach, halt doch die Klappe.“, grummelte ich und streckte ihm die Zunge heraus, bevor ich ihm die Schüssel abnahm und damit in sein Zimmer stolzierte. Ich hörte ihn leise hinter mir lachen und verdrehte meine Augen. Eingebildeter Vollidiot.
 

Zehn Minuten später hatten wir es uns direkt vor dem Fernseher auf Sasuke´s ausgezogener roten Couch bequem gemacht und waren damit beschäftigt dem Film zu folgen… mehr oder weniger zumindest. Wir hatten tatsächlich versucht, unsere Hände voneinander zu lassen – brav nebeneinander liegend, mit Sasuke´s rechten Arm um meiner Hüfte, hatten wir unsere Aufmerksamkeit voll und ganz auf den Film gerichtet.

Bis Sasuke auf die unglaublich schlaue Idee gekommen war, mit seinen Fingern ganz sanft kleine Kreise auf meine Haut zu malen. Die folgende Kette von Ereignissen war mehr als nur vorhersehbar gewesen – und das hatte uns einen Scheißdreck gekümmert. Ich hatte meinen Blick vom Fernseher Sasuke zugewandt, ihn angelächelt, ein schiefes Lächeln zurückerhalten und ihm einen kleinen, unschuldigen Kuss gegeben. Der so irgendwie nicht so ganz unschuldig bleiben wollte und jetzt lagen wir mehr auf- als nebeneinander und küssten uns die Seele aus dem Leib. Verdammte Hormone aber auch!

„Weißt du…“, begann Sasuke leise und brachte etwas Abstand zwischen uns, damit er mir in die Augen sehen konnte, „Wir können das hier auch auf dem Bett fortführen. Das ist um einiges gemütlicher, wenn auch nicht ganz so stylisch.“

Er grinste schief, wohl zum Einen aufgrund seiner Anspielung auf meine abnorme Begeisterung für seine Couch, die ich ihm irgendwann in den letzten Tagen eher nebenbei verraten hatte, und zum Anderen aufgrund dem, was wahrscheinlich die Fortsetzung unserer derzeitigen Aktivität beinhalten würde: Sex. Und so wie ich Sasuke mittlerweile kannte, kam mir der Gedanke, dass wir damit wohl mindestens die halbe Nacht lang beschäftigt wären, gar nicht so abwegig vor. Wobei mich das gerade so irgendwie überhaupt nicht störte.

Morgen war Sonntag, das hieß, dass wir ausschlafen konnte, wir hatten das Haus für, sodass uns niemand dazwischen funkte, und wir waren beide verdammt nochmal scharf aufeinander. Perfekte Voraussetzungen also. Oder?

„Gute Idee.“ Ich grinste ebenfalls und ließ zu, dass Sasuke meine Hand nahm, kaum dass der Fernseher ausgeschaltet und wir beide von der Couch aufgestanden waren, und mich in eine enge Umarmung zog. Gleich darauf spürte ich wieder Sasuke´s Lippen auf meinen und schloss meine Augen, um jeden einzelnen dieser kurzen und doch nicht weniger leidenschaftlichen Küsse zu genießen, während Sasuke mich Schritt für Schritt weiter in die Richtung seines Bettes dirigierte. Noch bevor wir es erreichten, schob ich meine Hände unter sein Shirt und strich erneut über die weiche Haut, die ich erst vor wenigen Stunden in ähnlicher Art und Weise berührt hatte. Auch Sasuke´s Finger wanderten kurzzeitig unter mein Top, jedoch schien er von dem Teil doch nicht ganz so begeistert zu sein wie er vorgegeben hatte, da ich keine zehn Sekunden später erneut halbnackt dastand. Als kleines Dankeschön befreite auch ich ihn von seinem Oberteil. Und von seiner Jeans. Seinen Shorts…

Und eines musste man ihm bei all seiner Arroganz ja lassen: In manchen Dingen war sie wirklich berechtigt.
 

„Jetzt mach es doch nicht so spannend! Sag schon, seid ihr jetzt zusammen oder nicht?“ Ino wackelte grinsend mit den Augenbrauen und beugte sich erwartungsvoll über den Tisch, auf dessen anderen Seite Hinata und ich Platz genommen hatten.

Überraschenderweise war die zweite Stunde ausgefallen, weshalb wir uns in ein nahegelegenes Café gesetzt und dort Frühstück bestellt hatten. Temari und Tenten waren soeben erst auf die dortige Toilette verschwunden, als Ino ihre Neugier offensichtlich nicht mehr im Zaum halten konnte.

Gut, für mich war das zugegebenermaßen leicht gesagt, da Hinata mir und Temari bereits auf dem Weg zur Schule recht detailliert von ihrem Samstagabend erzählt hatte. Tenten hatte wohl bereits einiges über Neji mitbekommen, nur Ino war bisher von jeglichen möglichen Informationsquellen abgeschnitten gewesen, da sie am Sonntag im Laden ihrer Eltern hatte aushelfen müssen und so nicht zum allsonnabendlichen Rundtelefonat gekommen war.

Und ich hatte mich schon gewundert, warum keine hysterische Blondine bei mir anrief, um mir von den neuesten Skandälchen und Fashionfauxpas zu berichten. Das hätte mich nämlich vor den verhassten Spanischhausaufgaben gerettet. Gut, dass wir diesen und auch anderen Mist nächstes Jahr endlich abwählen konnten. Das würde sowohl meinem vollkommen überladenen Stundenplan als auch meinem inneren Stressfaktor guttun.

„Können wir noch kurz warten bis Tenten und Temari wieder da sind? Sonst ist das unhöflich.“, bat Hinata und bedankte sich lächelnd bei der Kellnerin, die soeben unsere Bestellungen vor uns auf dem Tisch platzierte.

„Na bitte, dann warten wir. Aber wehe, wenn ihr nicht zusammen seid! Dann werde ich mal ein ernstes Wörtchen mit diesem faulen Schwachkopf reden müssen.“, grummelte Ino und nahm einen Schluck ihres Caramel-Crocant-Cappuccinos, bevor sie sich mit verschränkten Armen in die Lehne ihres Sitzes sinken ließ und beleidigt durch die Gegend sah.

Ich schüttelte grinsend meinen Kopf und rührte ein wenig in meinem Caramel-Crocant-Cappuccino herum, damit dieser schneller abkühlte und ich mir daran nicht die Zunge verbrannte, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder Hinata schenkte. „Wie haben deinem Dad die neuen Sachen gefallen?“

„Die Jacke fand er noch ganz gut, die Schuhe waren schon ziemlich grenzwertig, aber bei dem Kleid ist er beinahe ausgeflippt. Ich hab euch gesagt, dass es zu kurz ist!“

„Aber es hat dir mindestens genauso gut gefallen wie uns!“, mischte sich Ino ein und wackelte mit ihrem fein manikürten Fingernagel vor Hinata´s Nase herum. „Und ehrlich, Hinata, das Teil hat noch fast die Hälfte deines Oberschenkels bedeckt. Ich weiß nicht, was dein Dad hat.“ Sie zuckte mit den Schultern.

„Er macht sich halt Sorgen. Vor allem jetzt, da ich so viel Zeit mit Kiba verbringe.“

„Also seid ihr doch zusammen! Ha, wusste ich´s doch!“ Ino klatschte triumphierend in die Hände und sprang auf, um Hinata zu umarmen. „Glückwunsch! Hinata, das freut mich so für dich! Endlich hast du mal mit diesem blonden Vollidioten abgeschlossen.“

„Ino, du bist selbst blond.“, ertönte in diesem Moment Temari´s Stimme hinter uns, die sich gemeinsam mit Tenten an den anderen Gästen vorbei in unsere Richtung schlängelte. Ino reagierte prompt, ließ sich auf ihren Sitz zurückfallen und streckte Temari die Zunge raus. Temari begnügte sich daraufhin damit ihr ebenfalls die Zunge rauszustrecken, während Tenten sich an Hinata wandte: „Darf ich dir dann jetzt auch offiziell gratulieren?“

„Neji hat es dir verraten, oder?“

„Jap. Er hat mitbekommen, wie du nach Hause gekommen bist und es daraus gefolgert. Also, auch von mir alles Gute und so… Du weißt, ich kann das nicht.“ Tenten lächelte verlegen und umarmte Hinata kurz, bevor sie sich neben mich setzte.

Hinata winkte lächelnd ab. „Schon okay, Ino hat bereits mehr als genug Begeisterung für alle gezeigt.“

„Hey!“, ertönte es da unisono beleidigt von Ino und Temari, die sich einen Moment verdutzt ansahen, bevor Temari ihre Beanstandung fortführte: „Heute früh meintest du noch, dass ich viel zu viel Begeisterung zeigen würde. Vergleich mich bitte nicht mit ihr.“

Die Sabakuno grinste und zeigte mit ihrem Daumen zu Ino hinüber, die bereits zum Konter ansetzte: „Was heißt denn hier bitte ‚Vergleich mich bitte nicht mit ihr‘?! Früher warst du immer froh, wenn wir von Anderen Gemeinsamkeiten zugesprochen bekamen! Ich erinnere dich ja nur an die dritte Klasse als unser Mathematiklehrer-“

„Jaja, ist gut, du hast gewonnen. Du bist toll.“, unterbrach Temari lachend die Blondine und tätschelte ihren Arm.

„Ich weiß.“, erwiderte Ino lächelnd und schenkte ihre Aufmerksamkeit dann wieder der gesamten Runde.

Die nächsten zwanzig Minuten verbrachten wir damit uns gegenseitig von unseren Samstagabenden zu erzählen und neben Hinata´s Date mit Kiba schien auch meine Übernachtung bei Sasuke höchst interessant für die anderen zu sein.

„Sag mal, Sakura, habt ihr jetzt eigentlich… Du weißt schon.“ Ino wackelte grinsend mit ihren Augenbrauen und bekam dafür von Temari einen Hieb mit ihrem Ellenbogen, zusammen mit einem gefauchten „So was fragt man nicht!“, versetzt.

„Ach komm, du willst es doch auch wissen!“, war alles, was Ino zu ihrer Verteidigung vorbrachte, bevor sich mich wieder erwartungsvoll ansah.

Ich spürte wie meine Wangen augenblicklich an Farbe gewannen. „Wir… hatten unseren Spaß.“, drückte ich mich vorsichtig aus und achtete darauf, dass niemand an unserem Tisch vorbeiging. Musste ja nicht sein, dass irgendjemand wildfremdes über mein Sexualleben Bescheid wusste.

„Ha, das hab ich mir gedacht! Weißt du, ihr seid ja beide keine Jungfrau mehr, was ja nicht verwerflich wäre, aber überraschend – Jedenfalls lag die Wahrscheinlichkeit, dass ihr es nicht tut, bei ein zu einer Milliarde, so scharf wie ihr bereits die ganze letzte Woche über aufeinander wart. Ich meine, ihr habt euch angesehen als ob-“

„Aber wir hatten keinen Sex.“, unterbrach ich Ino und sorgte damit für eine reichlich sprachlose Yamanaka. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet.

„Find ich gut.“, bemerkte Temari und lächelte mir zu, während Tenten bestätigend nickte. „Ich meine, klar, die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass ihr bei der nächstbesten Gelegenheit Sex habt, aber so ist auch gut. Irgendwie.“

„W-Wer… wollte nicht?“, mischte sich nun auch Hinata ein, nicht minder rotwangig als ich.

„Hinata!“, äußerte sich nun auch wieder Ino, die bis dato mit leicht geöffneten Lippen still dagesessen hatte. „Planst du etwa schon?“

„Was? N-Nein! Aber… ich meine… weil ich doch noch… nicht… Ihr wisst schon!“ Hinata wurde immer dunkelroter im Gesicht und so langsam machte ich mir Sorgen um sie. Wo kam denn das ganze Blut in ihrem Kopf her? Wurde das nicht wo anders gebraucht?

„Lass sie doch fragen, Ino! Als ob es dich nicht interessieren würde.“, brachte Tenten nun das Argument, das Ino selbst erst vor wenigen Sekunden zu ihrer Verteidigung benutzt hatte. Und plötzlich lagen alle Augen wieder auf mir. Wollten die da jetzt echt eine Antwort?

„Wir beide waren irgendwie… Es hat für uns beide nicht gepasst.“, formulierte ich langsam das Gefühl, das Sasuke und mich am Samstag davon abgehalten hatte, miteinander zu schlafen. Nicht, dass wir nicht beide scharf aufeinander gewesen waren oder es irgendwelche Störenfriede gegeben hatte. „Es war einfach nicht der richtige Moment. Es kam uns beiden so geplant vor. Das war irgendwie… abtörnend.“

„Oh.“, kam es leise von Ino, während der Rest verstehend nickte, was mich zum Lächeln brachte. Es tat gut die Vier so zu sehen.

„Ich will dich ja jetzt nicht beunruhigen oder so“, begann Ino und streckte ihre Hand über den Tisch nach meiner aus.

„Dann tu´s auch nicht!“, fauchte Temari, wurde jedoch eiskalt ignoriert.

„Aber ich hab gehört, dass es bei Sasuke und Amy keine Woche gedauert hat. Und die waren fast ein Jahr zusammen, also-“

„Ino!“, fauchte diesmal auch Tenten und warf der Blondine einen warnenden Blick zu.

„Was denn? Ich will damit doch nicht sagen, dass es schlecht ist, dass die beiden jetzt länger dafür brauchen, jedes Paar hat da seinen eigenen Rhythmus. Gaara und ich sind zum Beispiel ganz schlechte Beispiele, wir hatten ja bereits Sex bevor wir überhaupt zusammen waren und sind glücklich. Also mach dir da keinen Kopf drum, Sakura. Sasuke wäre nicht mit dir zusammen, wenn es ihm nur um Sex ginge.“

„Danke, Ino.“, versuchte ich Ino´s unaufgeforderten Aufmunterungsversuch zu würdigen und zeitgleich meine hinterlistigen Gedanken zu verdrängen, die immer und immer wieder diese eine Aussage wiederholten. Es hat bei Sasuke und Amy keine Woche gedauert und die waren fast ein Jahr zusammen. Fast ein Jahr. Ein Jahr. Keine Woche. Woche!

Verdammt, jetzt machte ich mich selbst verrückt. Okay, Sakura, reiß dich zusammen. Ino hatte es selbst gesagt, sie und Gaara waren das perfekte Gegenbeispiel. Und jedes Paar hatte seinen eigenen Rhythmus. Außerdem hatte auch Sasuke am Samstag gemerkt, dass es nicht gepasst hatte. Das hatte er doch, oder?

Oder hatte er vielleicht einfach nur Rücksicht genommen?
 

* Pyrenäenberghund, franz. Hunderasse

** alkoholfreier Sekt für Kinder

Love.problems

All I know is that I love you here right now

It's not as if I wanted to fall so hard for you
 

„Hey, können wir kurz reden?“

Okay, okay, ich gab es vor mir selbst zu: Ino´s blödes Gelaber in der Freistunde ließ mir keine Ruhe mehr. Das war auch der Grund, warum ich Sasuke gleich nach seinem Französischunterricht abfing.

Der zog überrascht eine Augenbraue in die Höhe und kam noch ein Stück näher. „Sag bloß, du hast bereits genug von mir und willst Schluss machen.“

„Was?“ Erschrocken blinzelte ich ein paar Mal. Mit der Antwort hatte ich nun nicht gerechnet. „Nein! Wie kommst du bitte auf sowas?“

Sasuke leckte sich über die Unterlippe und zuckte mit den Schultern. „Du siehst so ernst aus.“

„Ich… Idiot.“, stellte ich fest und schüttelte leicht grinsend meinen Kopf. „Ich will nicht Schluss machen; können wir uns trotzdem unterhalten?“

„Hn.“ Auch Sasuke´s Lippen verzogen sich zu einem kleinen Grinsen, wenngleich es bereits im nächsten Moment wieder verschwunden war.

„Können wir irgendwohin gehen, wo ich nicht das Gefühl habe, dass die ganze Schule mithört?“, fragte ich und blickte demonstrativ über Sasuke´s Schulter in Richtung Mitschüler, die sich mittlerweile zu Hauf auf den Gängen tummelten.

„Komm mit.“, war alles, was Sasuke darauf erwiderte, bevor er mich an der Hand nahm und hinter sich her, gegen den Strom der Schüler, die nun zum Mittagessen in die Mensa unterwegs waren, in Richtung des Sanitäterraumes unserer Schule, zog.
 

„Worüber willst du reden?“ Sasuke lehnte sich gegen einen Schreibtisch, der in der Ecke des Raumes abgestellt worden war und zog mich an der Hand näher an sich heran. Die andere Hand legte er auf meine Hüfte und hielt mich sanft an Ort und Stelle.

„Ich wusste gar nicht, dass du so nähebedürftig bist.“, sprach ich meine Gedanken aus und lächelte leicht als Sasuke sich ein Stück weiter an mich heran beugte.

„Du weißt vieles nicht über mich.“, flüsterte er und lehnte seine Stirn gegen meine.

Ich lachte leise. „Das ist echt klischeehaft.“

„Tut mir leid.“ Sasuke grinste und küsste mich kurz.

„Tut es gar nicht.“ Ich grinste ebenfalls und hob meine Arme, um sie in Sasuke´s Nacken zu überkreuzen, bevor wir uns erneut küssten.

„Also“, begann Sasuke in einer kurzen Atempause und grinste schelmisch, „Worüber wolltest du reden?“

Ach ja, genau, wir waren ja hier her gekommen, um zu reden… Augenblicklich wurde ich rot und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. Im Prinzip hatte ich zwar nichts gegens Rummachen im Sanitäterraum, aber jetzt würde das irgendwie unpassend sein.

„Wegen Samstag… Als ich meinte, dass ich es irgendwie geplant und unpassend fände, wenn wir miteinander schlafen, da hast du nicht nur wegen mir zugestimmt, oder?“, stellte ich die Frage, die mir mittlerweile seit drei Stunden im Hirn rumgeisterte.

Für einen Moment schien Sasuke etwas überrascht, dann jedoch schlich sich ein Lächeln auf seine Züge und er streckte seine Hand aus, um mich wieder näher zu sich zu ziehen. Leise murrend ließ ich es mit mir machen.

„Sakura, du bist meine Freundin. Seit einer Woche. Wenn du noch keinen Sex willst, aus welchem Grund auch immer, dann ist das okay für mich. Ich dachte, dass wir das bereits geklärt gehabt hätten.“

„Also hast du nur wegen mir zugestimmt.“, schlussfolgerte ich und hob meine Hände, um damit meine Schläfen zu massieren. So eine Scheiße.

„Sakura, hey…“ Sasuke lachte leise und griff nach meinen Händen, um sie von meinem Gesicht wegzuziehen, damit er mir in die Augen sehen konnte. „Ich habe zugestimmt, weil es mich nicht stört zu warten. Und ein bisschen wegen dir, aber hauptsächlich stört mich das bisschen Warten jetzt auch nicht mehr.“

Gegen meinen Willen verzogen sich auch meine Mundwinkel zu einem Lächeln. „Und was wäre, wenn ich bis zur Hochzeit warten wollte?“

„Rettet den Konjunktiv, was?“ Sasuke lachte und fing meine geballte Hand ab, mit der ich ihm gegen die Schulter boxen wollte, bevor er mich an dieser wieder nah zu sich heran zog. „Das wäre kein Problem. Heutzutage kann so eine Hochzeit in zwei Tagen über die Bühne gebracht werden.“

„Idiot!“, lachend legte ich erneut meine Arme um ihn. „Und was wäre, wenn ich eine Traumhochzeit auf den Kanaren wollte? Oder in Skandinavien? Oder auf Bali?“

Sasuke verzog seine Lippen zu diesem unwiderstehlichen schiefen Grinsen, das mich jedes Mal vollkommen vom Thema abkommen ließ, und strich mit seiner Nase sanft über meine. „Drei Tage. Maximal. Flug inklusive.“

„Du-“

„Idiot, ich weiß schon.“, unterbrach mich Sasuke und beendete unser Gespräch, indem er mir seine Lippen aufdrückte und zeitgleich seine Finger unter mein Oberteil wandern ließ, um damit federleicht über meine Wirbelsäule zu streichen. Augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut und drückte meinen Rücken durch, sodass ich ein Hohlkreuz bildete. Dieser Arsch… wusste ganz genau wie empfindlich ich am Rücken war! Als Rache biss ich ihm unsanft in die Unterlippe, was er jedoch nur als Aufforderung dazu nahm, sich von meinen Lippen zu lösen und stattdessen meinen Hals zu küssen. Blödes Arschloch, wie sollte ich so sauer auf ihn sein?

„Sasuke, warte ganz kurz.“, unterbrach ich unser kleines Techtelmechtel und zog mein Handy aus meiner Hosentasche, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Wir kamen jetzt schon fast zehn Minuten zu spät zum nächsten Unterricht…

„Lass uns schwänzen. Ich hab die Wohnung bis heute Abend für mich.“, schlug ich grinsend vor und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor ich mich aus seiner Umarmung löste und meine Tasche schulterte.

„Schlägst du mir gerade das vor, was ich denke, das du vorschlägst?“, fragte Sasuke und sah mir sehr überrascht dabei zu, wie ich mein Handy erneut in die Hand nahm und Ino eine SMS schrieb.

„Wenn du denkst, dass ich dir vorschlage, dass wir das fortführen, was wir gerade beendet haben, nur an einem deutlich schöneren Ort; dann denkst du richtig.“

Ich denke, es ist überflüssig an dieser Stelle zu erwähnen, dass Sasuke meinem Vorschlag zu schwänzen daraufhin sehr begeistert begegnete.
 

Wir warteten noch ein paar Minuten im Sanitäterraum, um sicherzugehen, dass uns niemand auf den Fluren oder dem Schulhof begegnen würde, bevor wir uns zum Parkplatz vor der Schule schlichen und dort in Sasuke´s Auto stiegen. Der Weg zu mir war zwar auch zu Fuß nicht gerade der längste, jedoch hatte Sasuke darauf bestanden, seinen Wagen nicht an der Schule stehen zu lassen. Irgendwo war er doch ein typischer Kerl…

Bereits vor der Wohnungstür konnte Sasuke seine Finger auch nicht mehr bei sich behalten und schmiegte sich an meinen Rücken, während seine Lippen meinen Nacken liebkosten und ich in meiner Tasche nach dem Wohnungstürschlüssel suchte.

Ich kicherte als seine Finger unter mein Top wanderten und über meine Seiten strichen, mir eine Gänsehaut bescherten. Endlich ertastete ich das raue Stoffband meines Schlüsselbundes und zog ihn daran aus meiner Tasche, schloss die Haustür auf. Grinsend drehte ich mich zu Sasuke um und umgriff sein Handgelenk, zog ihn daran mit mir in die Wohnung.

Den Schlüssel ließ ich samt Tasche zu Boden fallen und ließ zu, dass Sasuke mich mit dem Rücken an die nächstbeste Wand drückte und küsste. Wobei ‚Kuss‘ nicht so recht die passende Bezeichnung für die Liebkosung seiner Lippen, Zähne und Zunge war. Meisterwerk, beschrieb es wohl besser. Da war es mir auch scheißegal, dass die Wohnungstür noch offen stand und jeder, der nun durchs Treppenhaus marschierte, uns beim Rumknutschen beobachten konnte.

Viel zu gut fühlten sich Sasuke´s kühlen Finger auf meiner erhitzten Haut an und ich stöhnte als er seine Hände unter meinen Hintern schob und mich hochhob, so wie an dem Tag als wir eine Etage tiefer im Treppenhaus rumgeknutscht hatten. Erneut schlang ich meine Arme um seinen Hals und meine Beine um sein Becken, versuchte mich so leicht wie möglich zu machen. Sasuke´s Lippen wanderten währenddessen über meinen Hals bis zu meinem Schlüsselbein, wo er meine Haut mit seinen Zähnen malträtierte.

Keuchend drückte ich meinen Rücken durch und bewegte mein Becken gegen seins, soweit dies in dieser Position möglich war. Ein leises Stöhnen seinerseits drang an meine Ohren, dann spürte ich wieder seine Lippen auf meiner Haut, wie sie tiefer wanderten. Zeitgleich winkelte er ein Bein an und verlagerte unser Gewicht, um mich zu stützen, während er eine Hand von meinem Hintern nahm und damit unter mein Top glitt.

Vermutlich hätten wir noch im Flur das erste Mal miteinander geschlafen, wenn in diesem Moment nicht ein leises Räuspern vom Hausflur aus erklungen wäre. Erschrocken fuhren wir auseinander.

„Verzeihung, aber ich habe hier ein Paket für Sie, Miss. Es wurde vorhin bei mir abgegeben und ich habe zufällig mitbekommen, dass Sie bereits daheim sind…“, versuchte sich eine kleine, rundliche Frau zu erklären, die ich vage als Bewohnerin der Nachbarwohnung identifizieren konnte. Ihr Name fiel mir jedoch nicht ein.

Verlegen warf ich einen Blick auf Sasuke, der zwanghaft ein amüsiertes Grinsen unterdrückte, und räusperte mich. „Vielen Dank. Ich ehm… Danke.“

Damit nahm ich ihr das Paket aus den Händen und knallte die Tür zu. Ich versuchte das Brennen meiner Wangen auszublenden und ließ stattdessen meine Stirn äußerst unsexy mit der Wohnungstür kollidieren.

„So was kann auch nur uns passieren.“, seufzte ich und schielte auf Sasuke, der sich mittlerweile keine Mühe mehr gab, sein Amüsement zu verbergen. Er nahm mir das Paket aus den Händen und legte es auf der Kommode neben der Haustür ab.

„Nur dir, meinst du wohl, Cherry“, neckte er mich und fing im nächsten Moment meine Faust ab, mit der ich ihm gegen den Oberarm hatte boxen wollen.

„Arsch.“, grummelte ich und schenkte ihm noch einen gespielt wütenden Blick, bevor ich mich meiner Schuhe und Jacke entledigte. Ich hatte gerade meine Jacke aufgehängt, da umfasste er meine Taille und drehte mich zu sich herum.

„Ich weiß ja, dass die Stimmung jetzt ein bisschen versaut ist…“, begann er leise und strich hauchzart mit seinen Lippen über meine, „Aber ich denke, dass ich das wieder kippen kann. Wenn du noch möchtest.“

Wieder küsste er mich, ganz leicht und sanft, und ließ mich dann los, um einen Schritt zurück zu treten. Ich grinste. „Wie könnte ich da ablehnen.“

Auch auf Sasuke´s Lippen bildete sich ein Grinsen, welches den gesamten Weg in mein Zimmer nicht mehr von dort verschwand.

Dort angekommen, küssten wir uns wieder und wieder, während unsere Hände unter die Kleidung des jeweils anderen glitten und über die erhitzte Haut strichen. Sasuke drängte mich zu meinem Bett und zog mir mein Top über den Kopf, bevor er sich ebenfalls seines Hemdes entledigte. Meine Finger strichen derweil zu seinem Hosenbund und öffneten diese, die meine folgte sogleich.

Erneut küssten wir uns, landeten keine zwei Sekunden später auf meinem Bett und entledigten uns weiterhin stückchenweise unserer Kleidung, während wir uns überall berührten. Erneut ertastete ich die feine Narbe unterhalb seiner Rippen und bedeckte sie mit meinen Lippen, liebkoste seinen Hüftknochen und Lenden. Erneut berührte mich Sasuke federleicht und gleichzeitig so leidenschaftlich, dass mir allein davon schwindelig vor Lust wurde. Erneut spielten wir das Spiel der vergangenen Tage, verwöhnten und genossen, ließen uns Zeit.

Und als wir unzählige Momente später erschöpft und zutiefst befriedigt, Arm in Arm nebeneinander im Bett lagen und Sasuke mir einen sanften Kuss auf die Stirn gab, war mir als ob ich jede Sekunde überquellen könnte vor Freude. Und dabei war es mir scheißegal, dass das verdammt nochmal extrem kitschig und hollywoodmäßig war, solange wie ich nur in Sasuke´s Armen lag.
 

Meine Mum hatte sich Stunden später nicht großartig gewundert, warum Sasuke da war, und sich sogar bei ihm dafür entschuldigt, dass sie bei ihrem ersten Treffen so unhöflich gewesen war. Sasuke, ganz und gar Gentleman, hatte ihr ihr schlechtes Gewissen ausgeredet und ihr einen Neuanfang vorgeschlagen, den sie natürlich gern angenommen hatte. Sie hatte sogar versucht ihn zum Abendessen bei uns zu überreden, jedoch hatte Sasuke sich damit entschuldigt, dass er nicht länger bleiben könnte, da er noch zum Training müsse, und war dann zu sich nach Hause verschwunden. Nicht ohne mir noch den ein oder anderen Abschiedskuss zu stehlen, versteht sich.
 

„Sehen wir uns nachher?“

Eine angenehme Gänsehaut überkam mich, kaum dass Sasuke mir die Frage ins Ohr geflüstert und anschließend meine Ohrmuschel geküsst hatte. Ich grinste und drehte mich zu ihm, sodass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Ich muss eh zum Putzen vorbeikommen, also ja.“

Sasuke berührte sanft meine Wange und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, während sich seine Lippen zu einem kleinen, spitzbübischen Grinsen verzogen. „Lass das Putzen doch ausfallen und komm einfach so vorbei. Nur so zum Spaß.“

So wie er sein letztes Wort betonte, konnte ich mir sehr deutlich vorstellen, was genau er damit meinte, und ich biss mir auf die Unterlippe, kurzzeitig versucht dem Angebot nachzugeben. „Nein, das geht nicht. Ich muss mal wieder arbeiten, Sasuke, sonst bezahlen mich deine Eltern ja für´s Nichtstun. Und ich glaube kaum, dass sie damit einverstanden wären.“

„Meine Eltern sind mit allem einverstanden, was mich glücklich macht.“, erwiderte er und küsste meine Wange, bevor er sich nach hinten lehnte und somit wieder richtig auf seinem Stuhl in der Mensa saß. Ich spürte, wie meine Wangen eine leichte Rosafärbung annahmen und wandte mich wieder meinem Mittagessen zu – Pizza. Mhh, lecke~r.

„Fertig rumgeturtelt oder wollt ihr nochmal?“, unterbrach mich Temari in meinem Versuch, die Pizza zu verspeisen, woraufhin ich diese wieder zurück auf meinen Teller legte und mich der Sabakuno zuwandte, die leicht angepisst klang.

„Fertig. Was ist los?“ antwortete ich und versuchte nicht ebenfalls angepisst zu klingen. Ich mochte Temari wirklich, aber wenn sie schlecht drauf war, war sie nur schwer auszuhalten.

„Weiß einer von euch, wo mein Bruder steckt? Das Mistbalg hat schon wieder Stress mit dem Direktor, weil es sich nicht benehmen kann, und jetzt muss ich da wieder antanzen. Ich dachte, wir hätten diesen Scheiß hinter uns, aber nein – anscheinend hat mein herzallerliebster Bruder mehr Bock darauf meine beste Freundin zu vögeln als regelmäßig zum Unterricht zu erscheinen und sich respektvoll den Lehrern gegenüber zu verhalten. Langsam reicht´s wirklich.“ Temari schnaubte und spießte eines ihrer Salatblätter derart heftig mit der Gabel auf, dass der ganze Teller wackelte. Da war jemand wohl wirklich sauer.

„Männerklo, vierte Etage. Da oben hat heute niemand Unterricht, perfekt für etwas Privatsphäre.“, antwortete Sasuke ruhig und schob sich eine Tomate in den Mund. Verwirrt hob ich eine Augenbraue. Seit wann verriet Sasuke seine Freunde? Normalerweise wahrte er absolutes Stillschweigen in solchen Momenten oder aber, er log. Und zwar verdammt gut.

So hatte Naruto letzten Dienstag Physik auch nicht verschlafen, sondern war beim Arzt zu einer routinemäßigen Check-up-Untersuchung gewesen und hatte vergessen, sich ein Attest geben zu lassen. Vielleicht lag es daran, dass Orochimaru Sasuke auf eine gruselige Art zu vergöttern schien oder dass Sasuke´s Eltern unglaublich große Summen in die derzeitigen Renovierungsarbeiten der Fachräume der Schule steckten – was auch immer der Grund war, Orochimaru hatte Sasuke geglaubt und Naruto als entschuldigt eingetragen.

„Seit diesen ein Schulverweis aufgrund von Fehlverhalten droht.“, riss mich Sasuke aus meinen Gedanken und erst da wurde mir bewusst, dass ich mal wieder laut gedacht hatte. Verdammt, das passierte mir in letzter Zeit öfter, das wurde ja langsam wirklich peinlich!

„WAS?! Seit wann droht Gaara ein Schulverweis? Und warum weißt du davon und ich nicht?!“ Temari schien am liebsten über den Tisch zu springen und Sasuke am Kragen zu packen, um die Antwort aus ihm heraus zu schütteln.

Gott sei Dank, blieb Sasuke ruhig und zuckte nur mit den Schultern. „Gaara hat erwähnt, dass ihm damit gedroht wurde. Anscheinend interessiert ihn das aber nicht besonders.“

Temari schnaubte und zog ihre Tasche unter dem Tisch hervor, um aufzustehen und diese zu schultern. „Noch nicht. Es interessiert ihn noch nicht. Aber das werde ich ändern. Danke, dass du mir das gesagt hast, Sasuke. Bis nachher, ihr zwei.“

Damit stiefelte sie davon, stocksauer und wahrscheinlich bereit ihrem Bruder den Hals umzudrehen. Fragend wandte ich mich an Sasuke: „Sollte ich vielleicht lieber hinterher gehen und dafür sorgen, dass sie Gaara nicht umbringt?“

„Eine Kopfnuss hat noch niemanden geschadet.“, antwortete Sasuke nur und lächelte mich an. Ich seufzte. Wahrscheinlich hatte er recht. Gaara schien eine Kopfnuss wirklich nötig zu haben und Temari schien diese sehr gerne zu verteilen. Hoffentlich artete das nur nicht schon wieder in einem Geschwisterstreit aus…
 

„Ihr beide seid wirklich süß zusammen. Und so vertraut. Das perfekte Zuckerpaar.“ Ich lächelte und drehte mich zu Hinata um, die direkt hinter mir durch die Glastür in den Schulaula trat.

„Danke.“, sie lächelte zurück, „Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass mir so jemand mal passieren würde. Kiba ist wirklich lieb und lustig und er hat überhaupt kein Problem damit zu warten bis ich bereit bin für… duweißtschonwasichmeine.“ Sie lachte nervös und trat neben mich, um ihre Tasche auf einen der Stühle abzulegen, die wir bereits vor Tagen in ordentlichen Stuhlreihen zusammengestellt hatten.

„Ja, das weiß ich.“, ich lachte und stellte meine Tasche neben ihre auf einen Stuhl. „Und das freut mich wirklich für dich, dass ihr euch gefunden habt. Du hast das verdient, vor allem nach all dem, was mit Naruto gelaufen ist.“

Ich warf ihr ein Lächeln zu und bereute im nächsten Augenblick, nicht besser auf meinen Mund aufgepasst zu haben: Das Lächeln war aus Hinata´s Gesicht verschwunden, stattdessen presste sie ihre Lippen aufeinander und sah krampfhaft in eine andere Richtung. Meine Alarmglocken schrillten und ich sah mich in der Aula um: In der Nähe der Bühne stand Sasori und telefonierte, anscheinend mit einer richtigen Labertasche, da er nur sehr selten ein paar kurze Sätze von sich gab. Sonst waren wir allein in der Halle, was auch kein Wunder war, da Hinata und ich fast fünfzehn Minuten zu früh hier waren.

Das Weihnachtskonzert stand kurz bevor und Mr. Kregah hatte Proben angesetzt, Montag bis Donnerstag jeweils um siebzehn bis achtzehn Uhr. Er wollte, dass alles perfekt wurde, und wir wollten das auch, immerhin hatten wir alle hart dafür geübt und gearbeitet, weshalb die langen Proben ohne viel Gezeter hingenommen worden waren. Es störte mich zwar ein wenig, dass sie mitten in der Zeit lagen, in der ich für gewöhnlich im Haus meines Freundes putzte, was im Übrigen auch seltener geworden war, da Sasuke mich viel lieber in seinem Bett liegen hatte als mir beim Putzen zuzusehen; jedoch hatte ich mich einfach damit abgefunden und mir die Woche freigenommen. Da ich meinen Verdienst sparte und bisher nur für die letzten beiden Mieten und ein bisschen Shoppen im November ausgegeben hatte, hatte ich die Miete für den nächsten Monat bereits fast zusammen und konnte mir eine Woche Urlaub gönnen. Außerdem lief es auf der Arbeit meiner Mum mittlerweile ziemlich gut und sie hatte sogar etwas von einem Weihnachtsgeld erzählt, womöglich musste ich ihr nicht mal so viel Mietgeld dazugeben wie die letzten beiden Male.

Und da stand ich nun: Während meines Urlaubs in der Schulaula bei den Proben für das bevorstehende Weihnachtskonzert und neben mir meine wohl beste Freundin, die anscheinend etwas auf dem Herzen hatte, das sie mir aber bisher noch nicht erzählt hatte. Oder erzählen hatte wollen. Ich trat einen Schritt näher an sie heran und legte ihr eine Hand auf den Oberarm. „Alles okay?“

Hinata warf einen kurzen Blick über meine Schulter auf Sasori, der noch immer telefonierte und mittlerweile einen reichlich genervten Eindruck machte, bevor sie leise antwortete: „Ich hab ein Problem. Ich…“

Sie stockte und biss sich auf die Unterlippe, anscheinend unschlüssig, ob sie weitersprechen sollte oder nicht. Im nächsten Moment holte sie tief Luft und sprach anschließend so schnell, dass ich einen Moment brauchte, um all die Informationen zu verarbeiten. „Ich bin noch nicht über Naruto hinweg. Ich weiß, das ist scheiße und unfair und ARGH! Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich bin ihm aus dem Weg gegangen, habe ihn ignoriert, Zeit mit Kiba verbracht und mich sogar in ihn verliebt und was macht Naruto?! Er trennt sich von seiner Freundin und beachtet mich! Er unterhält sich mit mir und bringt mich zum Lachen und ist einfach Naruto und dann ist da Kiba, der das alles nicht verdient hat und- Ich bin echt eine scheiß Freundin.“

„Wow.“, gab ich langsam und äußert trocken von mir und setzte mich erst einmal. „Und du bist dir sicher, dass du noch auf Naruto stehst? Vielleicht ist es ja nur… verzögerte Freundschaft?“

Hinata lächelte gequält und setzte sich zu mir. „Glaub mir, Sakura, diese Gefühle… haben nichts mit Freundschaft zu tun.“

„Okay… Und für Kiba empfindest du das Gleiche?“

„Das… nicht so ganz. Wenn ich mit Kiba zusammen bin, dann… fühle ich mich geborgen und irgendwie so als ob ich ihm alles erzählen könnte. Manchmal weiß ich bereits, was er antwortete, bevor er es sagt. Es ist einfach… so vertraut. Ich mag ihn wirklich. Aber bei Naruto ist es irgendwie… anders. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.“

Ich nickte verständnisvoll, obwohl ich so irgendwie rein gar nichts verstand. Hinata war also immer noch in Naruto verliebt – oder war sie es wieder? – und gleichzeitig schien sie Gefühle für Kiba zu haben. Scheiße, selbst in meinem Kopf war das kompliziert, wie sah es da wohl bei Hinata aus?

„Was hast du jetzt vor?“, flüsterte ich und warf einen Blick zu Sasori, der soeben aufgehört hatte zu telefonieren und sich die Schläfen massierte.

„Ich weiß nicht. Ich kann es Kiba nicht sagen, weil ich nicht will, dass das zwischen uns kaputt geht. Aber ich kann diese Gefühle auch nicht einfach verdrängen, das habe ich bereits versucht und es hat nicht funktioniert. Aber anlügen kann ich Kiba auch nicht! Vielleicht sollte ich es mal mit Astrologie versuchen?“, scherzte sie und lächelte gequält.

Ein weiterer Blick in Richtung Bühne zeigte mir, dass Sasori uns bemerkt hatte und nun auf dem Weg zu uns war, weshalb ich nach Hinata´s Hand griff und mich so nah wie möglich an sie heranlehnte, ohne dass es irgendwie seltsam aussah. „Es wird schon alles gut. Vielleicht musst du nur ein bisschen abwarten und der Rest ergibt sich von allein. Du schaffst das, da bin ich mir sicher. Außerdem hast du ja noch mich.“

Hinata lächelte und flüsterte ein leises „Danke.“, bevor sie aufsah und Sasori begrüßte, der mittlerweile zu uns aufgeschlossen war. Ich blickte noch einen Moment gedankenverloren zu ihr – Naruto, Kiba, Naruto, Kiba, Naruto, Kiba –, bevor auch ich aufsah und Sasori grüßte.
 

„Sehr schön, sehr schön! Ich denke, das reicht für heute.“ Ein allgemeines Aufseufzen erfüllte den Raum, kaum dass Mr. Kregah diese Worte ausgesprochen hatte. Es war bereits kurz vor neunzehn Uhr und wir waren alle mit unseren Nerven am Ende. Gut, morgen war das Weihnachtskonzert, zu dem die gesamte Schülerschaft samt Eltern und Lehrerschaft eingeladen war, sowie einige hochrangige Personen aus der Umgebung, wie der Stadtrat und der Bürgermeister, jedoch hingen uns die Lieder langsam zum Hals raus. Immer und immer wieder war Mr. Kregah jedes Lied durchgegangen, teilweise so oft, dass sie mich wohl in meinen Albträumen noch verfolgen würden. Gott sei Dank war das bald vorbei.

Ich schob meine Notenblätter zusammen und erhob mich langsam vom Klavierhocker, streckte meine müden Glieder. Mein linkes Bein war eingeschlafen, super. Genervt versuchte ich es wachzubekommen und wackelte damit herum, wofür ich sogleich eine amüsierten Blick von Sasori abbekam.

„Eingeschlafen?“, erkundigte er sich und legte seine Geige in seinen Geigenkoffer, den er unter dem Flügel abgelegt hatte, an dem ich saß.

„Ja. Ist total blöd, jetzt muss ich hier ewig sitzen und warten, dass es aufhört zu kribbeln.“

„Du könntest es auch wecken.“, schlug er vor und warf mir ein schiefes Grinsen zu.

Für einen Moment hatte ich Sasuke vor Augen wie er mir genau so ein Grinsen schenkte, wenn ich eine unserer kleinen Argumentationen verloren hatte und schmollte. Ein Blinzeln und schon saß wieder Sasori vor mir, noch immer das Grinsen auf den Lippen.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf, mehr um meine seltsamen Gedanken zu verdrängen als Sasori´s Vorschlag abzulehnen, und lächelte zurück. „Darauf bin ich noch nicht gekommen, danke für den Vorschlag.“

Aus jeder Silbe triefte der Sarkasmus und Sasori lachte, erhob sich mit seinem geschlossenen Geigenkoffer in der Hand. „Na komm, ich helf´ dir runter, vielleicht wacht es ja von ganz allein dabei auf?“

Er streckte mir seine andere Hand entgegen und für einen klitzekleinen Moment wallte in mir Unbehagen auf. Dann erklärte ich mir jedoch selbst, dass Sasori es sicherlich nur nett meinte und nicht versuchte mich hier gerade anzugraben und ich einfach mal wieder überinterpretierte und –reagierte, und nahm seine Hand an. Er zog mich daran auf die Beine, wobei ich mich nur auf das eine stützte, und legte seinen Arm um meine Hüfte, um mein eingeschlafenes Bein auszugleichen. So humpelten wir von der Bühne runter.

„Sakura! Was ist passiert? Hast du dich irgendwo verletzt?“, wurde ich auch sogleich von Hinata empfangen, die Mr. Kregah dabei geholfen hatte die Notenständer wieder zu verstauen und nun wieder zurück in die Aula gekommen war.

„Nein, nein, alles okay. Mein Bein ist nur eingeschlafen und Sasori bot sich an, mir runter zu helfen, damit ich nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag da oben sitze und darauf warte, dass es wieder aufwacht.“, erklärte ich und winkte ab, bevor ich mich etwas mehr auf Sasori stützte und mein Bein ausschüttelte. Langsam aber sicher nahm das Kribbeln ab, weshalb ich mich austestend wieder darauf abstützte.

„Geht wieder. Danke für die Hilfe.“, bedankte ich mich artig bei Sasori, der noch immer reichlich amüsiert dreinsah, jedoch brav seinen Arm wieder von meiner Hüfte nahm und zu dem Stuhl hinüber ging, über dem seine Jacke hing. Augenblicklich stand Hinata neben mir.

„Das sah gerade sehr… zweideutig aus.“, sagte sie vorsichtig und ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen.

„Er hat mir nur geholfen. Das ist alles.“

„Du musst es wissen.“, erklärte sie knapp und wandte sich von mir ab, um ihre Jacke überzuziehen. Ich presste meine Lippen aufeinander. Es traf mich, dass Hinata so etwas sagte. In diesem Ton mit mir sprach. Sasori hatte mir nur helfen wollen. Warum auch nicht? Während der Proben waren wir so etwas wie Freunde geworden und bei Hinata hätte er sicherlich genauso gehandelt. Bestimmt sogar. Oder nicht?

Holy Night

I put you high up in the sky

And now, you're not coming down
 

Sasuke konnte nicht von sich behaupten, dass er seinen Vater hasste. Er konnte ihn nur im Allgemeinen nicht besonders gut leiden. Gut, dieser Mann sorgte seit fast achtzehn Jahren dafür, dass Sasuke ein Dach über den Kopf, leckeres Essen im Magen und allerlei andere Annehmlichkeiten des Lebens genoss, jedoch war es ja wohl nicht zu viel verlangt, dass er sich einmal nicht wie ein bestimmendes Riesenarschloch verhielt und sich einfach aus den Wochenendplänen seines Sohnes raushielt. Scheinbar war es nämlich seit neuestem Sasuke´s Pflicht immer dann zu springen, wenn sein Vater schnipste – angemessen gekleidet und in hervorragender Begleitung natürlich.

Wütend warf der junge Uchiha das Haustelefon auf die Couch im Wohnzimmer, wobei er eigentlich auf die dahinterliegende Wand gezielt hatte. Jetzt brachte ihn dieser Mistkerl sogar bereits so in Rage, dass er nicht mal mehr richtig werfen konnte! Er brauchte dringend eine Zigarette.

„Wer war das?“ Itachi nickte in die Richtung des Telefons, welches durch die Kraft des Wurfes von der Lehne der Couch abgeprallt war und nun gefährlich nah an der Kante der Sitzpolster lag. Der ältere der beiden Brüder hatte bis eben ruhig auf der anderen Seite der Couch gesessen, an seinem Laptop gearbeitet und Musik durch übergroße Kopfhörer gehört, weshalb er nichts von dem Telefonat mitbekommen hatte.

Nun, da er einem gefährlichen Hirntraumata durch einen Telefonangriff gerade so entkommen war, blieb ihm auch Sasuke´s grottenschlechte Laune nicht mehr verborgen. Wer auch immer gerade am anderen Ende der Leitung gesessen hatte, musste seinem kleinen Bruder mächtig auf die Nerven gegangen sein, denn so sauer wie dieser war, hatte Itachi ihn schon lange nicht mehr erlebt. Trauriger Weise konnte sich der Ältere bereits denken, wer denn gerade angerufen hatte.

„Vater.“, war Sasuke´s knappe Antwort, bevor er in den Flur verschwand, um sich dort Schuhe anzuziehen und – mit einer Packung Zigaretten und einem Feuerzeug bewaffnet – nach draußen vor die Haustür zu verziehen. Zu seinem Missfallen folgte ihm Itachi.

„Ich dachte, du wolltest aufhören.“, stellte der Ältere leise fest und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen, wobei er seinen kleinen Bruder nicht aus den Augen ließ.

Dieser setzte sich soeben auf die oberste Treppenstufe des kleinen Aufgangs vor ihrer Haustür und öffnete leise Zustimmung murrend die noch verschlossene Packung Zigaretten. Tatsächlich hatte er bereits länger mit dem Gedanken gespielt, dieses Laster endlich loszuwerden, und seit er mit Sakura zusammen war, funktionierte das auch ganz gut. Das lag vor allem daran, dass sie ihm klipp und klar gesagt hatte, dass sie einen Raucher nicht küssen würde, und er keineswegs daran interessiert war eine Beziehung ohne Lippenkontakt zu führen.

Er hatte sich zwar alle paar Tage mal wieder einen Moment der Schwäche gegönnt und sich auch erst vor kurzem eine neue Schachtel gekauft, jedoch war er seit wenigen Tagen fest davon überzeugt gewesen, dass er diese Schachtel frühestens zu Weihnachten anrühren würde. Dann würde er nämlich seine gesamte Familie wiedersehen und ohne seine Notzigaretten würde er diese Tage nicht ohne Kreislaufkollaps und Nervenzusammenbruch überleben. Nun, die Umstände hatten sich verändert und es war an der Zeit, sein Gemüt zu beruhigen, weil er sonst etwas schrecklich Dummes tun würde.

„Dir ist klar, dass Sakura dir nachher wieder einen Vortrag über die Gefahren des Rauchens halten und dich solange nerven wird, bis du wieder absolut rauchgeruchsfrei bist?“, fragte Itachi vorsichtshalber nach und dachte amüsiert an das letzte Mal zurück als Sakura Sasuke deutlich gemacht hatte, was sie von dem ständigen Geruch von kaltem Rauch hielt, der ein ständiger Begleiter jedes Rauchers war. Vor allem, dass sie Sasuke das Küssen vorbehalten hatte, schien ihm mächtig zugesetzt zu haben. Bereits nach knapp zwei Stunden war Sasuke zum halbkonsequenten Nichtraucher mutiert. Itachi hatte seinen Bruder noch nie so schnell einknicken sehen bei diesem Thema.

Auf Sasuke´s Gesicht schlich sich ein zynisches Grinsen und er presste die Lippen fester um den Glimmstängel zusammen, den sie gerade an Ort und Stelle hielten, während er dessen anderes Ende mit dem Feuerzeug entzündete. Tief einatmend, spürte er bereits nach zwei, vielleicht drei Zügen die beruhigende Wirkung des Nikotins. Ein leises Seufzen entkam seinen Lippen und er löste eben jene von der Zigarette, um sich umzudrehen und seinem Bruder ins Gesicht zu blicken.

„Ich werde heute eh bei ihr verkacken, da kann ich mir auch vorher noch einen Tumor anrauchen. Vielleicht hat sie dann zumindest etwas Mitleid mit mir.“ Letzteres grummelte er nur noch leise vor sich hin und schloss seine Lippen wieder um den Zigarettenfilter, nahm erneut einen tiefen Zug und trennte sich schließlich von der Zigarette, die mittlerweile nicht mehr viel mehr als ein Zigarettenstummel war, um sie neben sich auf der Marmortreppe auszudrücken.

Keine Sekunde darauf spürte er Itachi´s Hand an seinem Hinterkopf, wie er ihm einen sachten, tadelnden Schlag verpasste, grummelte jedoch nur und zückte stattdessen die nächste Zigarette. Sex konnte er heute sowieso vergessen, Rummachen und Küssen auch, wozu sollte er da also noch groß auf seine Gesundheit achten?
 

„Du hast geraucht.“ Es war eine simple Feststellung meinerseits, die mir den Abend mit Sasuke versauen sollte. Gut, so simpel war sie nicht, immerhin legte ich eine große Portion Anklage und Enttäuschung in meine Worte.

Sasuke, der bis dato noch seine Hände auf meinen Hüften abgelegt hatte, um mich besser küssen zu können, trat einen Schritt zurück. „Sorry. Wollte mir gerade die Zähne putzen, aber dann bist du gekommen und hast mich gewissermaßen davon abgehalten.“

„Und du denkst, dass die Angelegenheit mit Zähneputzen erledigt gewesen wäre?“, fragte ich ungewollt schnippisch nach und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Da du schon so fragst, wohl eher nicht.“ Sasuke seufzte genervt und rieb sich über die rechte Schläfe.

„Natürlich nicht. Du hast gesagt, dass du damit aufhören willst!“

„Hn.“ Sasuke schien nicht zu wissen, was er geistreiches auf diese Aussage erwidern sollte, und grunzte daher leise, was mich nach einiger Zeit der Stille zum zaghaften Grinsen brachte.

„Na los, du Idiot. Geh Zähne putzen und dich von oben bis unten abschrubben, ich hab keine Lust den ganzen Abend in eurem Hausflur rumzustehen und dich totzuschweigen.“

Auch auf Sasuke´s Lippen schlich sich ein Grinsen und er trat wieder näher an mich heran. „Ah, ah!“, stoppte ich ihn und drehte meinen Kopf als er versuchte, mich zu küssen. „Derartige Privilegien darfst du erst wieder genießen, wenn du nicht mehr wie ein kalter, übervoller Aschenbecher stinkst.“

Ich hörte ihn amüsiert schnauben und spürte im nächsten Moment seine zu einem Lächeln verzogenen Lippen an meiner Schläfe, bevor er sich kommentarlos abwandte und in Richtung Badezimmer verschwand. Schmunzelnd folgte ich ihm bis in sein Zimmer und ließ mich dort auf seiner Couch nieder, um für einen Moment einfach nur an die Decke zu starren und zu entspannen.

Die Probe hatte mich ausgelaugt und der Gedanke an die morgige Generalprobe bescherte mir bereits jetzt eine unangenehme Gänsehaut sowie zwanghafte Kopfschmerzen. Nicht, dass ich mich nicht auf das Weihnachtskonzert freute, das Problem war nur, dass mir diese ganze Proberei auf die Nerven ging. Sie fraß meine ohnehin spärliche Freizeit auf und raubte mir Energien, die ich eigentlich bei meiner Arbeit oder für meine Hausaufgaben gebrauchen könnte. Die in letzter Zeit mindestens genauso gelitten hatten wie meine Freizeit.

Gut, dass morgen Abend all der Stress vorbei sein würde und ich dann ganz entspannt mit Sasuke in seinem Bett rumliegen und rummachen könnte. Oder andere Dinge, die uns spontan einfielen.

Ein Gähnen entkam mir und ich drehte mich auf die Seite, schloss für einen Moment die Augen. Eigentlich war Sasuke´s Couch ja wirklich bequem, fast so bequem wie sein Bett. Wobei ein Kissen meinem Nacken wohl ganz gut tun würde. Träge öffnete ich ein Auge und sah mich im Raum um, ohne mich zu bewegen, was mein Blickfeld erheblich einschränkte. Da ich kein Kissen entdeckte und einfach zu faul war, um aufzustehen und mich auf Sasuke´s Bett zu legen, winkelte ich meinen rechten Arm an und schob ihn unter meinen Kopf. Das war zwar nicht ganz so bequem wie Sasuke´s Kissen oder Sasuke selbst als Kissen, aber für einen kurzen Moment der Ruhe durchaus ausreichend. Sanftes Wasserrauschen aus dem angrenzenden Badezimmer trübte meine Gedanken und im nächsten Augenblick war ich bereits weggedöst.
 

Etwas warmes und doch leicht raues strich über meine Hüfte und ließ mich langsam aus meinem Dämmerzustand aufwachen. Ich gab ein leises Summen von mir und versuchte der kitzelnden Berührung an meiner Seite auszuweichen, jedoch war das im Halbschlaf gar nicht mal so einfach. Als dann auch noch ein leises, melodisches Lachen an meine Ohren drang, öffnete ich leise seufzend meine Augen – und blickte geradewegs in Sasuke´s, welcher auf dem Boden vor der Couch saß und mir federleicht über die Hüfte streichelte. Dass er dabei nur eine Jogginghose trug, schien ihn nicht großartig zu kümmern.

„Hey.“, hauchte ich leise und lächelte leicht als Sasuke´s Finger von meiner Seite zu meinem Gesicht wanderte und mir über die Wange strich.

„Hey.“, erwiderte er ebenso leise und beugte sich vor, um mir einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken.

Das Lächeln auf meinen Lippen wurde noch etwas breiter, bevor ich mich seufzend auf den Rücken drehte und mich aufsetzte. „Wie spät ist es?“

„Halb neun.“

„Mh… Gut, dann hab ich nicht so lang geschlafen.“

„Wenn du möchtest, kannst du heute Nacht hier schlafen?“, schlug Sasuke vor und küsste meine Hand, welche direkt neben seinem Gesicht auf der Couch lag.

„Das ist im Grunde keine schlechte Idee…“

„Aber?“ Sasuke hob eine Augenbraue und küsste erneut meine Knöchel.

„Aber ich bräuchte wirklich mal Schlaf und bin mir ziemlich sicher, dass ich den heute Nacht nicht bekommen werde, wenn ich mit dir in einem Bett schlafe. Außerdem bin ich eigentlich noch sauer auf dich.“

„Eigentlich…“, wiederholte Sasuke langsam und presste ein letztes Mal seine Lippen auf meinen Handrücken, bevor er sich erhob und hinter mich auf die Couch kletterte. Seine Arme legten sich um meine Hüfte und er zog mich zwischen seine Beine, sodass ich mich bequem bei ihm anlehnen konnte, was ich auch tat.

Für einen Moment spürte ich seine Lippen auf meiner Schläfe, dann brachte er etwas Abstand zwischen uns und begann zu reden: „Mein Vater hat vorhin angerufen.“

„Und? Welche Geschäftspartner sollen wir diesmal bespaßen?“, scherzte ich und schaffte es doch nicht den Zynismus gänzlich aus meiner Stimme zu streichen. Dafür war mir das letzte Treffen mit Sasuke´s Vater noch zu lebhaft in Erinnerung.

„Nicht wir. Ich.“ Beinahe hätte ich dem sofortigen Impuls laut Hallelujah zu singen nachgegeben, jedoch ließ mich etwas an Sasuke´s Verhalten stutzig werden. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber es schien als hätte sich die Stimmung schlagartig verändert.

„Okay. Und wann?“, stellte ich die nächstbeste Frage, die mir in den Sinn kam, und sprang damit mal wieder kopfüber in ein Fettnäpfchen.

Ich spürte an meinem Rücken wie Sasuke stockte. Bereits im Begriff mich umzudrehen und das Thema zu wechseln, notfalls indem ich ihn wie eine läufige Hündin ansprang, war ich zu langsam. Sasuke hatte bereits Luft geholt und ließ die Bombe platzen.

„Morgen Abend.“

Es dauerte einen Moment bis ich die Verbindung gezogen hatte. Zwischen seinem angespannten Verhalten, seinem erneuten Zigarettenkonsum, diesem Gespräch, seinen Worten, deren Bedeutung.

„Ich hoffe, du hast ihm gesagt, dass er sich zum Teufel scheren soll.“ Meine Laune war schlagartig unter den Gefrierpunkt gefallen.

„Er ist mein Vater, Sakura.“

„Und ich bin deine Freundin. Außerdem hast du bereits vor Wochen zugesagt als ich dich gebeten habe, zum Weihnachtskonzert zu kommen.“ Ich hatte mich mittlerweile zu Sasuke umgedreht, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Nun entdeckte ich dort einen Anflug von ehrlichem Bedauern, was meine Wut auf ihn – die eigentlich nur aus Wut auf Sasuke´s Arschloch von Vater bestand – schlagartig verpuffen ließ.

„Ich weiß, dass ich das getan habe. Und es tut mir wirklich aufrichtig leid, aber ich kann meinem Vater nicht absagen, Sakura.“

„Aber mir.“ Es war eine Feststellung. Eine, die mir aus irgendeinem kitschig-dämlichen Grund wirklich wehtat.

Sasuke drehte seinen Kopf ein Stück, sodass er mit seinem Blick den Tisch neben der Couch fixieren konnte und murmelte eine weitere Entschuldigung.

Ich presste derweil meine Lippen aufeinander und wandte ebenfalls meinen Blick ab, jedoch in die entgegengesetzte Richtung. In meinem Inneren focht ich derweil einen verbitterten Kampf mit mir selbst: Die eine Hälfte wollte ausnahmsweise mal Zicke spielen und ihm jetzt eine richtige Szene machen. Die andere Hälfte hingegen…

„Ist okay.“ Ich spürte Sasuke´s Blick auf mir, kaum dass ich diese Worte ausgesprochen hatte, traute mich jedoch nicht ihn anzusehen. Erst als er sich vorbeugte und mit der Nase sachte über meinen Wangenknochen strich, wandte ich meinen Kopf wieder in seine Richtung. „Danke.“ Es war ein zarter Kuss, der folgte. Leicht und zerbrechlich und nur für den Augenblick gemacht.

„Das Konzert beginnt doch erst um zwanzig Uhr, oder?“, fragte Sasuke und zog mich wieder in eine Umarmung. Ich summte nur zur Zustimmung. „Das Abendessen beginnt bereits um achtzehn Uhr und ist ganz hier in der Nähe. Ich… gebe mir Mühe, rechtzeitig dort zu verschwinden, damit ich doch noch etwas vom Konzert mitbekomme, okay?“

„Versprochen?“ Ich spürte, wie er zögerte.

„Versprochen.“
 

„Aufgeregt?“

Ich zuckte kaum merkbar zusammen und wandte meinen starren Blick von dem kleinen Fenster ab, dessen Aussicht mir in den letzten Minuten nur verschwommen vor Augen gestanden hatte, und drehte mich stattdessen Sasori zu, welcher schmunzelnd an der Wand neben mir lehnte. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Bisschen vielleicht.“

„Musst du nicht.“ Auch seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Du hattest die Songs schon drauf bevor die erste Probe vorbei war. Wenn jemand heute Abend kein Lampenfieber haben muss, dann du.“

Ich schnaubte amüsiert. „War es so auffällig?“

„Dass du im Prinzip geschlafen hast während der letzten Proben und dich trotzdem nicht verspielt hast? Ich glaube, sonst ist das niemanden aufgefallen.“ Er zwinkerte und drehte sich leicht in die andere Richtung, um Konan ein Lächeln zuzuwerfen, welche soeben ebenfalls den kleinen Raum hinter der Bühne betreten hatte.

Sie erwiderte das Lächeln, jedoch schien es bei ihr eher entschuldigender Natur zu sein, bevor sie sich umdrehte und zu jemanden außerhalb des Raumes sprach: „Er ist hier.“

Im nächsten Moment betrat eine vierte Person den Raum und hätte ich nicht gewusst, dass Ino ein Einzelkind ist, so hätte ich für eine Sekunde den Verdacht gehegt, ihr Zwilling wäre hereingekommen. Die Person wies ebensolche lange blonde Haare, blaue Augen, hohe Wangenknochen und volle Lippen auf wie Ino, jedoch handelte es sich aufgrund der kantigen Kieferknochen und des Adamsapfels eindeutig um einen Jungen ungefähr in unserem Alter. Was natürlich nicht ausschloss, dass er Ino´s unbekannter Zwilling war, immerhin gab es auch Zwillinge mit unterschiedlichen Geschlechtern, wenngleich diese sehr selten waren.

Die langen blonden Haare waren am Hinterkopf zu einem hohen Zopf gebunden, was jedoch nicht verhinderte, dass einige Strähnen in das echt androgyne Gesicht des jungen Mannes fielen und beinahe seine komplette linke Gesichtshälfte verdeckten. Ein Grinsen schlich sich auf die vollen rosa Lippen und entblößte somit schneeweiße Zähne, während der Unbekannte sich mit der Hand einmal durch das Pony fuhr und einen kurzen Blick auf seine zweite Gesichtshälfte ermöglichte, der mir nur das bestätigte, was ich bis dato über diesen Mann gedacht hatte: Er hatte etwas unglaublich attraktives an sich.

„Sasori! Hier bist du! Ich dachte schon, du hättest mich vergessen.“ Ich zuckte ein wenig zusammen beim Klang seiner Stimme, die unerwartet tief war, und beobachtete wie sich das Grinsen des Blonden in einen Schmollmund verwandelte.

„Wenn mir das nur möglich wäre…“, murmelte Sasori neben mir und verdrehte seine Augen als der andere ihm die Zunge herausstreckte und auf uns zukam. Ich sah aus dem Augenwinkel wie Konan minimal grinste und dann kurz die Hand hob, bevor sie wieder nach draußen in die Aula verschwand.

„Du bist also das Mädchen mit den rosanen Haaren.“, stellte Ino´s Wahrscheinlich-Nicht-Zwilling fest, kaum dass er sich zu mir und Sasori gesellt hatte, und streckte mir grinsend die Hand entgegen. „Ich bin Deidara. Freut mich, mh.“

Lächelnd reichte ich ihm die Hand zur Begrüßung. „Mich auch. Und mein Name ist Sakura.“

„Sakura… Sind die Haare echt?“, fragte er und hob erneut seine Hand, vermutlich um damit nach einer meiner Strähnen zu greifen, die mir ausnahmsweise mal gewollt halb im Gesicht hingen. Bevor er meiner zumindest halbwegs so gewollten Frisur jedoch zu nahe kam, hob bereits Sasori seinen Arm und schlug Deidara tadelnd auf den Handrücken.

Dieser wandte sich daraufhin dem Rotschopf zu und plusterte seine Wangen auf. „Oi! Was soll das?! Wieso schlägst du mich?“

„Hör auf, andere Menschen zu betatschen.“, gab Sasori ruhig zur Antwort und ignorierte Deidara´s Gemütswechsel.

Dieser grinste bereits wieder, diesmal jedoch auf eine etwas andere Art als zuvor. „Eifersüchtig, Sasori, mh?“ Deidara trat noch einen Schritt näher an Sasori heran und wackelte mit den Augenbrauen. Zumindest mit der, die ich sehen konnte.

Sasori hob nur seine Hand und drückte damit gegen Deidara´s Stirn, bis dieser einen Schritt zurück weichen musste, um nicht zu stolpern. „Halt die Klappe, Idiot.“

Deidara streckte ihm die Zunge heraus und murmelte etwas, das klang wie „Alter Griesgram, mh!“, bevor er sich wieder grinsend mir zuwandte. „Und? Sind die Haare nun echt oder nicht?“

„Das Gleiche könnte ich dich fragen.“, erwiderte ich prompt und lächelte als Deidara seine Hand hob und an einer seiner Ponysträhnen zog.

„Bis auf den letzten Millimeter, Darling.“

„Bei mir ist die Farbe ein bisschen getuned. Sonst wären sie eher blond-rosa.“

Deidara nickte verstehend und grinste, bevor er sich wieder an Sasori wandte: „Und, wie sieht´s aus? Aufgeregt?“

Sasori schnaubte. „Weswegen?“

„Jaja, du alter Profi stiehlst ihnen allen die Show.“ Deidara zwinkerte und lachte, sah dann wieder zu mir. „Hast du ihn schon mal spielen gehört?“

„Natürlich hat sie das. Oder was glaubst du, was während der Proben hierfür passiert ist?“, antwortete Sasori und hob seine Hand, um Deidara erneut einen tadelnden Schlag auf den Hinterkopf zu versetzen, jedoch duckte sich der Blonde rechtzeitig und griff nach der Hand, um sie von sich wegzudrücken.

„Das meine ich gar nicht, mh! Ob sie dich schon mal richtig spielen gehört hat. Nicht diesen Nullachtfünfzehnquatsch, sondern was eigenes?“ Einen kurzen Moment lang schien es als wolle Deidara seine Finger mit Sasori´s verschränken, dann jedoch ließ er dessen Hand genauso schnell los wie mir der Gedanke gekommen war.

„Was eigenes?“, fragte ich nach und lenkte Deidara´s Blick somit kurzzeitig wieder auf mich.

„Jap.“, er nickte und hob seinerseits die Hand, um sie auf Sasori´s Kopf zu legen und ihm die Frisur zu ruinieren. „Der kleine Sandkopf hier ist ein Genie, was seine Musik angeht. Sonst ist er nur überdurchschnittlich begabt.“

Sasori gab ein knurrähnliches Geräusch von sich und zog Deidara´s Hand von seinem Kopf. „Halt die Klappe, Blondie.“

„Awwh, das trifft mich jetzt, Sasori.“ Erneut formten Deidara´s Lippen einen Schmollmond, bevor sie sich augenblicklich wieder zu einem Grinsen verzogen und der Blonde seine Hände wieder aus Sasori´s unmittelbarer Nähe entfernte. Er seufzte. „Ich lass euch jetzt mal allein. Macht nicht so viel rum, ihr sollt auf der Bühne ja gut aussehen.“ Mit diesen Worten zwinkerte Deidara mir ein letztes Mal zu und machte sich dann schnellstmöglich aus dem Staub, da er von Sasori bereits mit dessen Blicken aufgespießt wurde.

Auch von Sasori war nun ein kleines Seufzen zu vernehmen. Ein Blick in seine Richtung zeigte mir, dass der Rothaarige seinen Kopf leicht nach unten gedreht hatte und mit geschlossenen Augen seinen Nasenrücken massierte. „Irgendwann…“ Den Rest seiner Drohung ließ er mit einem weiteren Seufzen unausgesprochen, bevor er sich nun wieder entspannter mir zuwandte: „Ich denke, wir sollten zur Bühne gehen. Wenn Deidara schon hier ist, dann kann es nicht mehr lange dauern bis es losgeht.“

Ich nickte und ignorierte dabei das aufgewühlte Kribbeln in meinem Bauch, das diese simple Feststellung hervorgerufen hatte. Nicht, dass ich aufgeregt gewesen wäre – nun gut, zu einem geringen Teil war ich das tatsächlich –, jedoch hing mir etwas anderes schwer im Magen: Sasuke hatte sich bisher noch nicht gemeldet. Ich wusste daher nicht, ob er nun im Publikum sitzen, später hinzukommen oder gänzlich fortbleiben würde. Und während des Konzertes würde ich wohl keine Zeit haben auf mein Handy zu sehen. Also hieß es wohl sich überraschen zu lassen.

„Na wenn das mal gut geht.“, murmelte ich mir selbst zu und erhielt dafür einen fragenden Blick seitens Sasori, den ich jedoch mit einem Kopfschütteln abwies, bevor ich ihm aus dem Raum folgte.

Es dauerte einen Moment bis sich meine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse in der Aula angepasst hatten. Als dies jedoch der Fall war, erkannte ich, dass Sasori recht hatte: Die Aula war bereits gut gefüllt – mein Magen verknotete sich zu einem kleinen Häufchen Nervosität beim Anblick der vielen Menschen, die erschienen waren – und ein Blick auf die große Uhr über der Eingangstür zeigte, dass das Weihnachtskonzert laut Plan in wenigen Minuten beginnen sollte.

Ich versuchte mir meine Nervosität möglichst nicht anmerken zu lassen als ich hinter Sasori her einmal um die Bühne herum ging und mich dort zum Rest der Truppe gesellte. Suchend sah ich mich augenblicklich nach Hinata um, jedoch schien sie wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

Gerade als ich ernsthaft darüber nachsann, ob ich Konan fragen sollte, ob sie wisse, wo Hinata sei, schlüpfte diese durch die Eingangstür, direkt hinter ihr ein grinsender Kiba. Dieser griff nach ihrer Hand und hielt sie zurück als sie bereits im Begriff war zur Bühne vor zu gehen und zog sie an sich, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu geben.

Und ich sah augenblicklich, warum Hinata sich so schwer damit tat sich ernsthaft mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen: Die beiden schienen füreinander bestimmt. Die sonst so schüchterne Hinata ließ sich vollkommen entspannt von einem grinsenden Kiba küssen, dessen Augen vor Freude beinahe den gesamten Saal zu erhellen schienen.

Der Anblick versetzte mir einen Stich, weshalb ich schnell meinen Blick von ihnen nahm und damit ziellos durch die Zuschauerreihen glitt. An auffällig blondem Haar blieb ich hängen – Deidara saß in der vierten Reihe und begegnete meinem Blick mit einem Lächeln, das meine Mundwinkel automatisch dazu animierte, mitzulächeln. Kaum war dies geschehen, streckte er zwinkernd einen Daumen vor seiner Brust in die Höhe und lächelte noch etwas mehr. Anscheinend dachte er, ich wäre aufgeregt und bräuchte etwas Beruhigung.

Ich lächelte ihm dankbar entgegen und hoffte, dass er den Unterschied aus der Entfernung bemerken würde, als plötzlich ein leises Knacken und Rauschen aus den Lautsprechern in unserer Nähe zu vernehmen war und die Direktorin die Bühne betrat. Augenblicklich richtete sich meine Aufmerksamkeit auf die junge Frau, die in ihrem langen, schwarzen One-Shoulder-Abendkleid unglaublich attraktiv und selbstsicher aussah und sicherlich den einen oder anderen Ehemann im Raum begeisterte.

Bereits nach den kurzen Worten der Begrüßung, die von einem strahlenden Lächeln begleitet wurden, wandte ich meinen Blick von ihr ab und konzentrierte mich erneut auf die Zuschauer. Nach einem bestimmten Gesicht suchend, sah ich jede Reihe mehrmals auf und ab, entdeckte ihn jedoch nicht. Der kleine Klumpen in meinem Bauch schien noch etwas härter zu werden. Erschrocken zuckte ich zusammen als sich plötzlich jemand neben mich schob und blickte geradewegs in Hinata´s Gesicht, welche mich fragend betrachtete. Erst da bemerkte ich, dass ich meine Lippen fest aufeinander gepresst hatte.

Die junge Hyuuga lehnte sich leicht in meine Richtung und flüsterte mir fragend in´s Ohr: „Wo ist Sasuke?“ Anscheinend hatte auch sie sein Fehlen bemerkt.

„Nicht da.“, gab ich ebenso leise zur Antwort und drehte meinen Kopf weg, um mit meinem Blick eines der großen Fenster am Ende der Aula zu fixieren.

Erst als Applaus ertönte und Hinata ihre Hand auf meinen Rücken legte, um mich leicht vorwärtszuschieben, besann ich mich wieder und lächelte Hinata kurz zu, bevor ich sie wie der Rest der Truppe die drei Stufen auf die Bühne hinauf trat.

In den folgenden Minuten war ich zu konzentriert auf das Konzert als dass ich weitere Blicke in die Zuschauermenge hätte werfen können. Wir begannen mit üblichen Weihnachtsliedern, die von mir am Klavier, Sasori an der Geige und Konan an der Harfe begleitet wurden und gingen von dort zu Sasori´s Solo über, welches vom Großteil der weiblichen Weihnachtskonzertchormitglieder stimmlich untermalt wurde. Da ich mich bereits ziemlich zu Beginn der Proben klar dagegen ausgesprochen hatte zu singen oder zu summen oder sonst irgendwie vor Publikum meine Stimme zu erheben, da mir das meiner Meinung nach überhaupt nicht gelang, konnte ich einen Moment am Klavier verschnaufen und Sasori dabei zusehen wie er das allseits bekannte Weihnachtslied Silent Night auf der Geige darbot.

Das Publikum war begeistert, klatschte länger als erwartet und eine Sekunde lang glaubte ich Sasuke´s Gesicht zu erkennen. Dann jedoch war meine volle Aufmerksamkeit wieder auf der Bühne gefordert und so wandte ich mich von den Zuschauern ab und Hinata zu, die neben das Klavier getreten war und mir vorsichtig zulächelte. Es schien augenblicklich still zu werden im Saal. Ich schenkte ihr ein kurzes, hoffentlich aufmunterndes Lächeln und blickte dann auf die Noten vor mir, die reichlich überflüssig waren. Denn wenn ich eines der Lieder für das Weihnachtskonzert konnte, dann dieses hier: River flows in you von Yiruma .

Und Hinata konnte es auch. Wie sie es konnte! Natürlich hatte ich sie bereits bei den Proben singen gehört und auch bei den zahlreichen Vorproben in der Aula hatte ich ihre Stimme bewundern können – doch nun, vor all diesen Menschen, schien die Geräuschkulisse ihrer Stimme einen ganz neuen Klang zu geben. Sie noch schöner, einzigartiger zu machen. Und am Ende kam ich nicht umhin selbst Beifall für sie zu klatschen und aufzuspringen, um sie lächelnd zu umarmen.

Das Konzert endete wie jedes andere auch: Eine weitere kurze Dankesrede, die üblichen Gute-Nacht-Wünsche und ein letzter Applaus.

Ich sah wie Kiba sich durch die Zuschauermenge drängelte, um Hinata noch an der Bühne abzufangen und sie freudestrahlend zu küssen. Und sie strahlte zurück. So als wäre sie eine kleine, süße Tausendwattbirne.

Ich sah wie Deidara grinsend auf Sasori zu geschlendert kam und ihm durch die Haare wuschelte, wofür er einen unsanften Schlag auf den Hinterkopf kassierte, der ihn jedoch nur zum Lachen brachte. Und auch Sasori lächelte.

Ich sah wie Konan´s Freund sie in den Arm nahm und ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn drückte, was auch sie zum Lächeln brachte.

Und was ich vor allem sah, war das leere Display meines Smartphones, das mir bedeutete, dass Sasuke nicht nur nicht gekommen war, sondern es anscheinend auch nicht für nötig empfunden hatte, mir Bescheid zu geben.

„Sakura?“ Ich zuckte leicht zusammen und hob meinen Blick, um geradewegs in Deidara´s grinsendes Gesicht zu sehen. „Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken, mh. Eigentlich wollte ich nur fragen, ob du Lust hast mit uns noch was essen zu gehen? Zur Feier des Tages sozusagen.“

„Euch?“, fragte ich irritiert nach und sah über seine Schulter wie sich Hinata mit Sasori und Konan unterhielt, wobei sich Kiba und Konan´s Freund im Hintergrund hielten.

„Na, Sasori, mir, Hinata und ihrem Franzosen. Konan und Nagato können leider nicht.“, erklärte er und verzog seine Lippen zu einem kleinen Schmollmund.

„Ehm… okay, warum nicht.“, stimmte ich zu und schob mein Handy zurück in meine Hosentasche. Darum würde ich mich später kümmern.
 

Zwei Stunden später saß ich gemeinsam mit Deidara und Sasori am Strand von Palm Valley und hatte jeglichen Grund für ein negatives Gefühl verdrängt. Hinata und ihr Franzose – wie Deidara den armen Kiba getauft hatte – hatten sich vor wenigen Minuten von uns verabschiedet, da Hinata´s Dad bereits halbe Panikattacken bekam und sie ihm nicht noch einen Herzinfarkt bescheren wollten. Anstatt mit Sasori´s Wagen dann jedoch wie geplant vom Strandrestaurant aus wieder zurück nach Palm Valley zu fahren, hatte Deidara uns beide überredet – in Sasori´s Fall wohl eher gezwungen – noch zum Strand hinunter zu gehen, nachdem er erfahren hatte, dass ich seit meinem Umzug vor fast vier Monaten noch kein einziges Mal am Strand gewesen war.

„Ich kann echt nicht glauben, dass du monatelang nicht daran gedacht hast, den Strand aufzusuchen, mh! Wie kannst du nur, Sakura?!“ Deidara stemmte empört seine Hände in die Hüfte, bevor er mir im nächsten Moment schon wieder grinsend zuzwinkerte. Dieser Junge war wirklich eine Dramaqueen.

„Im Gegensatz zu dir hat Sakura noch ein Leben und verbringt dieses nicht damit, ihre Freunde in Grund und Boden zu nerven.“, murrte Sasori leise und entlockte mir ein Grinsen.

„Ach, hör nicht auf den alten Griesgram, Sakura! Da spricht nur der Neid aus ihm.“ Auch Deidara grinste und ließ sich schließlich an meiner anderen Seite auf den sandigen Boden nieder.

Mein Grinsen entwickelte sich derzeit zu einem kleinen Lachen, was mir einen bösen Blick seitens Sasori einbrachte, der jedoch beinahe sofort einem kleinen Ihr-seid-doch-irre-Schmunzeln wich.

„Oh mein Gott, er lacht! Streich dir den Tag im Kalender an, Sakura! Diese Seltenheit erlebt man bei Sasori nämlich nur alle fünf bis zehn Jahre mal.“ Deidara hatte gerade seinen Satz beendet, da griff Sasori bereits um mich herum und schnappte sich eine von Deidara´s langen Haarsträhnen, an denen er den Blonden nicht gerade liebevoll zu sich zog.

Dass Deidara dabei lautstark um Erbarmen bettelte, schien ihn im ersten Moment nicht besonders zu kümmern, jedoch bemerkte ich wie Sasori ein weiteres kleines Schmunzeln auf die Lippen kletterte. Im nächsten Moment sah er jedoch wieder ausdruckslos, wenn nicht sogar leicht säuerlich, auf seinen blonden Freund hinunter. „Du bist ein Idiot, Deidara.“

Dieser kräuselte leicht die Nase, da Sasori noch immer an seinen Haaren zog, obwohl Deidara bereits um mich herum zu ihm gerobbt war, bevor sich ein kleines Grinsen auf seine Lippen stahl. „Sorry.“

Sasori schnaubte leise, bevor er Deidara´s Strähne kommentarlos fallen ließ und sein Gesicht mit der Hand wegdrückte. Anstatt der Aufforderung zu folgen, drehte Deidara sein Gesicht so, dass seine Lippen an Sasori´s Handinnenfläche lagen – und im nächsten Moment zog Sasori seine Hand mit einem lauten „Boah, Deidara!“ zurück, um sie an seinem Hosenbein abzuwischen. Ein kurzer Blick zu Deidara, der Sasori gerade die Zunge herausstreckte, ließ mich die Situation begreifen. Deidara hatte über Sasori´s Handinnenfläche geleckt.

Dieser Gedanke ließ mich einen Moment grinsen, dann begann ich lautstark zu lachen. Gott, diese beiden Streithähne waren einfach herrlich. Auch Deidara begann zu lachen und ein kurzer Blick zu Sasori zeigte mir, dass selbst er kurz schmunzelte – bevor er kopfschüttelnd aufstand. „Ich geh den Wagen holen. Schafft ihr es in drei Minuten am Eingang zu stehen oder muss ich euch wie Kindergartenkinder an die Hand und mit hoch nehmen?“

Zwar war die Frage so formuliert, dass sie sowohl für mich als auch für Deidara galt, jedoch lag Sasori´s Blick überwiegend auf dem Blonden, der noch immer lachte. Nun schien er sich jedoch mit aller Mühe zusammenzureißen, was darin endete, dass er grinsend seine linke Hand hob und Zeige- und Mittelfinger überkreuzte.

„Ich schaff das schon alleine, versprochen!“ Er kicherte und steckte mich damit an, weshalb ich nur zustimmend nicken konnte, bevor Sasori – noch immer kopfschüttelnd und etwas über Kleinkinder vor sich her murmelnd – über den Sand in unserem Rücken wieder zurück zum Strandhotel ging.

Mit einem lauten Schnaufen ließ sich Deidara mit dem Rücken in den Sand fallen und schloss die Augen, wobei das Grinsen nicht aus seinem Gesicht verschwand.

„Sollten wir ihm nicht folgen?“, fragte ich und warf einen erneuten Blick nach hinten, wo Sasori gerade das Ende des Strandstreifen erreicht hatte und jeden Moment hinter der Hügelkuppel verschwinden würde.

„Gleich. Lass ihn ruhig ein bisschen warten, das hat noch niemanden geschadet.“

„Okay.“ Ich setzte mich wieder gerade hin und betrachtete das Meer, wie es sanfte Wellen über den hellen Sand in unsere Richtung schickte.

Ein leises Seufzen seitens Deidara ließ mich meinen Kopf wieder in seine Richtung drehen. Ich begegnete seinem Blick, der seitdem ich ihn vor einigen Stunden kennengelernt hatte das allererste Mal ernsthafte Züge aufwies.

„Mhh… Gegen dich habe ich wohl wirklich keine Chance.“

Verdutzt sah ich ihn an. Bitte… „Was?“

Deidara seufzte erneut und setzte sich auf. „Du bist wirklich hübsch, Sakura. Damit könnte ich leben, echt. Aber du bist auch noch intelligent und humorvoll und Sasori scheint bereits einen Narren an dir gefressen zu haben. Und ich kann dir nicht mal böse sein, weil ich ihn echt verstehen kann, mh.“

„Ich… verstehe, glaube ich, nicht wirklich worauf du hinaus willst.“

„Ich werde dir jetzt keine weiteren Komplimente machen, Darling, weil du das echt nicht nötig hast, aber ich verrate dir dafür etwas anderes: Sasori steht auf dich. Und wir wissen alle, dass du den Uchiha-Bengel zum Freund hast. Also aufgepasst, hier kommt der wichtige Teil: Sasori macht zwar vielleicht nicht den Eindruck, aber er ist ein zerbrechlicher Mensch, mh. Also spiel nicht mit ihm, bitte.“

Und in diesem Moment machte es Klick bei mir. „Du liebst ihn.“

Deidara schlug für einen Moment seine Lider nieder und betrachtete den Sand zwischen uns, dann hob er seinen Blick wieder und sah mich mit einem Ausdruck so voller Schmerz an, dass ich ihn am liebsten in die Arme geschlossen hätte. „Sieht so aus, mh.“

„Weiß er davon?“

„Davon dass ich bisexuell bin? Jap, ich hab´s keine zwanzig Sekunden für mich behalten können, nachdem ich ihn kennengelernt habe.“ Deidara grinste und kratzte sich verlegen an der Wange.

„Das meine ich nicht.“

Sein Grinsen verschwand wieder. „Nein.“, er stockte, „Davon weiß er nichts.“

„DEIDARAAA!!! VERDAMMTES KLEINKIND, BEWEG DEINEN ARSCH ENDLICH HIER HOCH!!! UND BRING SAKURA MIT!!!“

Ich zuckte erschrocken zusammen als Sasori´s deutlich angepisst klingende Stimme so laut zu uns hinüber hallte, dass ich für einen Moment dachte, er stünde direkt neben uns. Ein Blick zur Hügelkuppe hinauf zeigte mir jedoch, dass Sasori einige Meter von uns entfernt dastand, hinter ihm erkannte ich seinen Wagen. Selbst aus der Entfernung konnte ich sehen, dass er nicht gerade begeistert davon war, dass wir uns nicht an unser ‚Versprechen‘ gehalten hatten.

„Ich dachte, Warten habe noch niemanden geschadet?“, wandte ich mich grinsend an den ebenfalls grinsenden Deidara, welcher sich bereits in den Stand begeben hatte und mir nun die Hand reichte, um mich hochzuziehen.

„Geschadet nicht. Nur zur Weißglut gebracht.“

Trouble in paradise

Is it right or is it wrong?

I can’t go on, you can’t go on
 

„Wird auch mal Zeit, dass du hier auftauchst. Weißt du überhaupt, wie lange ich jetzt schon auf dich gewartet habe?!“ Die Rothaarige erhob sich von der hellen Marmortreppe und stemmte ihre Hände in die Hüfte, warf dem jungen Uchiha einen erbosten Blick zu.

„Was willst du?“, grummelte dieser jedoch nur und ging an ihr vorbei die Stufen zur Eingangstür seines Heims hinauf, völlig unbeeindruckt von Karin´s Auftritt.

„Ist das dein ernst? Wir waren verabredet, du Arschloch! Und zwar schon vor vierzig Minuten!“, schimpfte sie und folgte Sasuke ins Hausinnere, wo sich dieser seiner Schuhe und seines Jacketts entledigte.

„Ich habe jetzt keine Zeit für dich, Karin.“

Angesprochene konnte allein an Sasuke´s Wortlaut erkennen, dass dieser definitiv genervt war, was für sie jedoch keinen Grund darstellte, zu verschwinden. Stattdessen ließ sie die Haustür mit einem lauten Rumms hinter sich zuknallen und verschränkte ihre Arme demonstrativ vor der Brust. „Darf ich erfahren, für wen du stattdessen Zeit hast? Sakura? Das Weihnachtskonzert?“

Sasuke warf ihr einen kurzen Blick aus leicht zusammengekniffenen Augen zu, bevor er sein Handy hervorzog und seine Aufmerksamkeit darauf konzentrierte. „Zum Beispiel.“

Karin schnaubte und beobachtete wie Sasuke sein Handy ans Ohr hob, um zu telefonieren. Sie wartete einen Moment und als es so schien als würde niemand abnehmen, verzog sie ihre Lippen zu einem spöttischen Lächeln. „Da werde ich dich wohl leider enttäuschen müssen. Ich komme gerade von da und so wie´s aussieht, hast du nicht nur das gesamte Konzert verpasst, sondern auch noch wie deine Freundin mit einem anderen Kerl abgehauen ist.“

„Was?!“ Augenblicklich lag Sasuke´s Aufmerksamkeit wieder auf der Rothaarigen und er ließ die Hand mit dem Handy sinken. Er hatte eh nur die Mailbox erreicht.

„Jap. Sakura hat die Anstandsminuten gewartet und ist dann mit dem Geigengenie der Schule abgehauen. Läuft ja super bei euch, wenn sie sich jetzt schon eine Affäre sucht.“ Die Worte hatten ihre Lippen gerade erst verlassen, da bereute sie sie schon. Natürlich war sie sauer auf Sasuke, weil dieser sie offensichtlich versetzen wollte, jedoch hatte sie noch lange kein Recht dazu ihm derartige Dinge an den Kopf zu werfen.

Der junge Uchiha war indes sprichwörtlich zu Stein erstarrt. Karin´s Worte trafen einen wunden Punkt in ihm, die Rothaarige wusste das besser als jede andere – und das schürte seine schlechte Laune. Dass sich nun auch noch Eifersucht in das brodelnde Gemisch aus Angespanntheit, Stress und Wut mischte, verbesserte die Situation nicht gerade.

„Tut mir leid, ich-“, begann Karin, wurde jedoch von Sasuke unterbrochen, welcher ihr einen vernichtenden Blick zuwarf. „Könntest du dich einmal nicht wie ein Miststück verhalten, wäre das möglich? Oder ist das zu viel verlangt für ein emotional instabiles Kleinkind wie dich?“ Und augenblicklich wurde ihm bewusst, dass er zu weit gegangen war.

Karin sah ihn einen Moment lang erschrocken an, dann jedoch gewann auch bei ihr die Wut die Überhand. „Weißt du was?! Fick dich, Sasuke!“ Damit stürmte sie aus dem Haus und sah daher nicht mehr, wie der junge Uchiha für einen Moment seine Augen schloss und tief durchatmete, um zu verhindern, dass er sein Smartphone mit einer einzigen fließenden Bewegung gegen die nächstbeste Wand warf.
 

Der Weg von der Eingangstür unseres Wohnkomplexes durch das Treppenhaus bis in den dritten Stock war mir noch nie derart lang vorgekommen wie an diesem Abend. Die Müdigkeit hatte mich bereits eingeholt als ich in Sasori´s Wagen gestiegen war und obwohl Deidara lautstark vor sich hin erzählt hatte, waren meine Gedanken träge geworden während der Fahrt. Blöd nur, dass sie trotzdem einzig und allein um Sasori gekreist hatten – beziehungsweise um das, was Deidara über diesen gesagt hatte. Sasori steht auf dich.

Ich seufzte laut und drehte mitten auf der zweiten Treppe um, um mich auf die Treppenstufen zu setzen und mir die Haare zu raufen. Wieso genau passierte das gleich nochmal mir? Reichte es nicht, dass mein Freund ein Arschloch war? Musste ich jetzt tatsächlich noch in so ein verkorkstes Dreierding hineinrutschen?

Erneut seufzend, zog ich mein Handy hervor und überprüfte, ob ich irgendwelche Nachrichten bekommen hatte. Nachdem ich meiner Mum vor zwei Stunden Bescheid gesagt hatte, dass ich noch mit Freunden unterwegs sein würde, hatte ich das Teil nicht mehr in die Hand genommen. Unglücklicherweise schien der Akku leer zu sein – oder mein Display war kaputt, aber ich war zu sehr Optimistin als dass ich mich dieser Annahme hingegeben hätte. Vorerst zumindest.

Stattdessen verstaute ich dieses Wunder der modernen Technik wieder in meiner Hosentasche und erhob mich, um auch noch die nächsten zwei Treppen bis zu unserer Wohnung hinauf zu schlürfen. Dort angekommen, streifte ich mir nur schnell die Schuhe ab, bevor ich weiter ins Wohnzimmer schlürfte, aus welchem eindeutig Fernsehergeräusche in den Wohnungsflur drangen. Wahrscheinlich war meine Mum mal wieder auf der Couch eingeschlafen.

Sie schlief nicht, schien jedoch nicht mehr weit davon entfernt zu sein als sie ihren Blick vom Fernseher auf mich lenkte und sich dabei beinahe den Hals verrenkte. Ein mattes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Schön, dass du wieder da bist. Du hast Besuch.“

Verwirrt sah ich sie an, dann lächelte ich. „Was? Mum, wie viel Wein hast du getrunken?“

„Erstens mal“, sie hob ihren Zeigefinger und kämpfte gegen ein weiteres Lächeln, „waren es nur zwei Gläser. Und zweitens hast du wirklich Besuch. Sasuke ist vorhin vorbeigekommen und wollte dich sprechen. Ich hab dich nicht auf dem Handy erreicht und ihm daher angeboten, einfach bei dir auf dich zu warten. Und glaub mir, ich musste ihn fast zwingen, das Angebot anzunehmen.“

„Ja, mein Akku war leer…“, antwortete ich auf eine nicht gestellte Frage, während ich mich in Richtung Treppe drehte. Von oben war nichts zu hören, anscheinend hatte Sasuke mein Eintreffen noch nicht mitbekommen. Oder aber er wartete lieber oben auf mich. Ich wandte mich wieder meiner Mum zu: „Ich geh dann jetzt mal… hoch. Schlaf gut.“

„Danke, ihr auch. Aber tut mir den Gefallen und seid nicht allzu laut, okay?“

Ich vertrete meine Augen und grummelte eine Antwort, war mir doch gerade überhaupt nicht nach den Dingen, die meine Mum andeutete. Um ehrlich zu sein hätte ich Sasuke lieber sang- und klanglos rausgeschmissen. Für Theater war ich im Moment eh zu müde.

Das leise Glucksen meiner Mum begleitete mich nach oben und verstummte erst als ich mein Zimmer betrat und mein Blick auf Sasuke fiel. Der lag mit geschlossenen Augen rücklings an der Kante meines Bettes, sodass seine Füße noch immer den Boden berührten, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Das Hemd war nach oben gerutscht und entblößte einen Teil seines durchtrainierten Bauches, der sich zwar nur geringfügig, jedoch regelmäßig hob und senkte. Mein Blick wanderte über die helle Haut, das noch viel hellere Hemd und die leicht geöffneten Lippen bis zu seinen geschlossenen Augen und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Sasuke schlief. Und augenblicklich war die Wut auf ihn, die Verwirrung wegen Sasori und all der andere Quark wie aus mir hinausgepustet und ich spürte nur noch die Müdigkeit und das Lächeln auf meinen Lippen.

Vorsichtig, damit ich keinen Lärm machte, ging ich zu meinem Schrank hinüber und suchte mir eine Shorts sowie ein Top zum Schlafen heraus, bevor ich im angrenzenden Badezimmer verschwand. Als ich zehn Minuten später wieder zurück ins Zimmer schlich, schlief Sasuke noch immer. Erneut lächelnd, ging ich zum Fenster hinüber und löschte die Lampe, schaltete dafür meine Nachttischlampe an und legte mein Handy daneben ab. Dann hockte ich mich neben Sasuke auf mein Bett und strich ihm den Pony aus dem Gesicht.

Seine Augenlider begannen zu flattern und enthüllten wenige Sekunden später ein verklärt dreinschauendes Augenpaar, dessen Blick kurzzeitig durch mein Zimmer huschte, bevor er auf mir liegen blieb. Lächelnd neigte ich meinen Kopf. „Hey.“

„Du bist zurück.“ Seine Stimme klang rau und er räusperte sich, was dafür sprach, dass er nicht nur ein Nickerchen gehalten hatte, sondern tatsächlich tief eingeschlafen war. Aus irgendeinem Grund fand ich das unglaublich niedlich.

Ich summte zustimmend und beobachtete einen Moment Sasuke´s Hand dabei, wie sie sich auf meinen Unterarm legte und sanft Muster darauf zeichnete. „Weißt du“, begann ich schließlich und lächelte erneut, während mein Blick an Sasuke hinab und schließlich wieder zu seinem Gesicht glitt, „es ist bequemer im Bett, wenn man nicht so viel trägt wie du.“

Auch Sasuke´s Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, jedoch machte er keinerlei Anstalten auf meine Worte einzugehen. Stattdessen schien er in meinem Gesicht nach etwas zu suchen. „Bist du nicht sauer?“

Ich stutzte und für einen Moment verschwand mein Lächeln, während ich ihn irritiert ansah. Dann schüttelte ich den Kopf und das Lächeln kehrte zurück. „Nein.“

„Nein, du bist nicht sauer oder nein, du bist sauer?“

„Wenn überhaupt bin ich süß.“, stellte ich fest und grinste verhalten.

„Du weißt was ich meine.“ Sasuke behielt seinen ernsten Ausdruck bei, weshalb ich mich dazu entschied, die Sache ein bisschen… alternativ anzugehen. Ich seufzte und rutschte noch ein wenig näher an ihn heran. „Nein.“

„Nein, du weißt es nicht?“ Eine kleine Denkerfalte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen, so irritiert war er in diesem Moment.

„Nein“, begann ich erneut und beugte mich zu Sasuke hinab, „ich bin nicht sauer.“

„Sicher?“

„Sicher.“

„Wirklich?“

„Sasuke. Ich bin nicht sauer. Okay?“

„Warum nicht?“

Nun war ich diejenige, die irritiert die Brauen verzog. „Meinst du das ernst?“

„Natürlich. Immerhin hab ich mich mal wieder wie ein Arschloch aufgeführt und dich sitzen lassen. Obwohl ich´s dir versprochen hatte.“

Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und ich schloss für einen Moment die Augen, während ich ein amüsiertes Kichern unterdrückte. Als ich sie wieder öffnete, beobachtete Sasuke mich noch immer. Ich entschied kurzerhand, dass er ein Vollidiot war – wenn auch ein niedlicher – und küsste ihn. Anscheinend war seiner momentanen Laune ja nicht anders aus der Klärgrube zu helfen. „Darum.“, beantwortete ich leise seine Frage und küsste ihn erneut. „Einfach nur darum.“

Einen Augenblick lang sahen wir einander nur an, beobachteten jede Regung im Gesicht des anderen. Dann verzogen sich Sasuke´s Lippen zu einem Grinsen, seine Hände wanderten zu meiner Hüfte und hoben mich über ihn hinweg neben ihn, sodass er sich über mich stemmen konnte. „Wenn das so ist…“ Er brauchte seinen Satz nicht zu beenden, ich wusste auch so was er sagen wollte. Sein Körper sprach da eine eindeutige Sprache.

Leise lachend erwiderte ich den folgenden Kuss. „Ich dachte, du bist müde.“

Das Grinsen auf seinen Lippen wurde noch einen Ticken breiter. „Wie könnte ich schlafen, während du neben mir liegst?“

Ich lachte erneut und griff an den Kragen seines Hemdes, um ihn wieder zu mir hinab zu ziehen. „Du Schleimer.“

„Scheint ja zu funktionieren.“, murmelte er gegen meine Lippen und wanderte dann eine Etage tiefer, knabberte sanft an der empfindlichen Haut über meiner Halsschlagader.

„Halt die Klappe.“ Meine Hände machten sich derweil selbstständig und öffneten die Knöpfe seines Hemdes, wobei ich die letzten drei übersprang und Sasuke das Stück Stoff einfach so über den Kopf zog.

„Mit Vergnügen.“
 

„Denkt ihr, wir bekommen dieses Jahr Schnee?“, murmelte ich mehr zu mir selbst als dass ich die Frage tatsächlich ins Plenum stellte, während ich durch das Cafeteriafenster eine Traube Unterstufenschüler beobachtete, die lachend Fangen spielten.

„Ich hoffe doch nicht. Wenn ich Schnee wollte, lebte ich nicht in Florida, Schätzchen“, antwortete mir Ino halbherzig, bevor sie weiter ihren Lidstrich nachzog.

Ich brummte unzufrieden und wandte mich wieder meinem Essen zu, das in den letzten fünf Minuten nicht ansehnlicher geworden war. Lustlos stocherte ich ein paar Mal darin herum und sortierte das Gemüse nach Farbe, bevor ich meine Gabel zurück auf den Teller legte und nach meiner Tasche griff. Sasuke neben mir warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich schüttelte nur den Kopf und stand auf. „Ich geh eben meine Bücher holen, bis gleich.“ Damit schnappte ich mir das Tablett mit dem Kantinenfraß und beförderte es wenige Sekunden später in den Müll. Okay, das Tablett stellte ich ordnungsgemäß weg, aber zumindest der Kantinenfraß landete dort, wo er hingehörte.

„Nicht dein bester Tag heute, was?“

Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich halb um meine eigene Achse, um einen mir sehr bekannten Rotschopf zu erblicken, der gerade ebenfalls sein Essen in den Mülleimer beförderte. „Nicht wirklich, nein“, antwortete ich Sasori leise und wartete bis auch er sein Tablett weggestellt hatte.

„Könnte das vielleicht daran liegen, dass dein Freund dich am Freitag versetzt hat?“, riet er und hielt mir die Cafeteriatür auf. Ich lächelte dankbar. „Ne, das ist geklärt. Woher weißt du überhaupt davon?“

„Die halbe Schule weiß davon. Bevor ihr zwei heute Morgen hier aufgetaucht seid, ging schon das Gerücht um, dass Sasuke wieder zu haben sei und du dir mittlerweile bereits jemand anderen gesucht hättest.“ Sasori grinste kurz, bevor er zwei Achtklässler mit einem eisigen Blick bedachte, die uns in den Weg gestolpert waren und sich nun beeilten aus diesem wieder zu verschwinden.

„Ach, und wen?“, fragte ich lachend nach und rückte etwas näher an Sasori heran, um unbeschadet an einer Gruppe Fünftklässler vorbeizukommen, die sich auf dem Gang herumtrieben.

„Ich zitiere: ‚Irgendsoein Musikgenie aus dem Abschlussjahrgang. Man, sieht der heiß aus!‘“, imitierte Sasori wohl die Quelle seiner Informationen und wedelte hysterisch mit den Händen, bevor er grinsend den Kopf schüttelte.

„Echt? Wir beide?“ Ich grinste ebenfalls und griff nach dem Saum seines Shirts, um ihn daran zu hindern einfach an meinem Schließfach vorbeizulaufen und ihn stattdessen direkt dorthin zu ziehen. Noch immer amüsiert dreinschauend suchte ich in dem kleinen Metallding nach dem gewünschten Buch und nahm mir heimlich vor, das Ding demnächst mal aufzuräumen.

„Respekt. Du lebst kaum drei Monate hier und dein Schließfach sieht schon aus wie die Müllkippe in Los Angeles.“ Sasori feixte und trat schnell einen Schritt zurück, als ich ausholte um ihm gegen den Oberarm zu schlagen.

„Halt die Klappe“, schimpfte ich und biss mir auf die Unterlippe, um das Grinsen zu unterdrücken. Der Versuch scheiterte kläglich. Einen letzten Blick in meine Tasche werfend, stellte ich fest, dass ich wohl jetzt alles hatte und mich weiteren vier langweiligen Stunden Unterricht hingeben konnte, weshalb ich mein Schließfach mit einem Seufzen wieder schloss.

Sasori, der sich neben mich an die Schließfächer anderer Personen gelehnt hatte, hob fragend eine Augenbraue. Und für einen Moment erinnerte er mich dabei so stark an Sasuke, dass ich vor mir selbst erschrak. Schnell schüttelte ich den Kopf, was Sasori wohl als Abweisung auf seine nicht ausgesprochene Frage auffasste, da er sich wieder aufrecht hinstellte und die Tasche auf seiner Schulter zurechtrückte. „Ich muss los. Wir sehen uns?“

„Klar“, antwortete ich und lächelte rasch, bevor auch ich den Weg zu meinem nächsten Unterricht antrat. Das unangenehme Gefühl in meiner Magengegend ignorierte ich derweil.
 

„So ein Mist!“ Frustriert ließ ich den Kugelschreiber fallen und vergrub meine Hände stattdessen in meinem ohnehin bereits ruinierten Zopf. Aus den Augenwinkeln sah ich Sasuke´s amüsiertes Schmunzeln und überlegte bereits, ihm mein Physikbuch an den Kopf zu werfen, als er kommentarlos nach meinem Block griff und etwas darauf kritzelte. „Was machst du?“

„Dich retten. Hier.“ Damit reichte er mir meinen Block zurück und schmunzelte als ich einen zerknautschten Blick auf meine Physikhausaufgaben warf, die soeben von meinem Freund gelöst worden waren. In nicht einmal zehn Sekunden.

„Angeber“, grummelte ich, klappte meine Unterlagen zu und ließ meinen Frust an ihnen aus, indem ich sie in die nächstbeste Ecke beförderte. Mir doch egal, wenn dabei das Buch draufging. Physik hatte es nicht anders verdient.

Sasuke seufzte leise und schob ebenfalls seine Unterlagen von sich. „Kann es sein, dass du ein wenig genervt bist?“

„Wie kommst du bloß da drauf?“

Sasuke grinste wissend und streckte seine Hand nach mir aus, um mich näher zu sich zu ziehen. „Dein umwerfendes Lächeln hat es mir verraten.“

„Arschloch“, brummte ich und biss ihm in die Unterlippe, bevor ich mich von seinem Schoß erhob. „Ich brauch noch ´nen Kaffee. Willst du auch einen?“

„Nein, danke. Und du hattest schon zwei, sicher, dass du noch einen willst?“

„Ja Mama, ich denke, ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, was ich will und was nicht. Und vor allem wie viel davon.“ Damit stolzierte ich aus meinem Zimmer in die Küche, wo bereits unsere Kaffeemaschine darauf wartete, mich glücklich zu machen.

Als ich wenige Minuten später wieder zurück in mein Zimmer kam, hatte Sasuke es sich auf meinem Bett bequem gemacht und blätterte in dem Buch, das ich derzeit las. Vorsichtig, damit der Kaffee in meiner Hand sich nicht plötzlich unvorteilhaft auf Wanderschaft machte, setzte ich mich zu ihm und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand, was Sasuke dazu veranlasste, ein wenig herumzurutschen und meinen Oberschenkel schließlich als Kissen zu benutzen, während er das Buch neben mir ablegte. „Was ist los, Cherry?“

„Nichts.“

„Deshalb guckst du auch wie sieben Tage Regenwetter.“ Sasuke´s durchdringender Blick traf mich und ich hob schnell meine Kaffeetasse, um irgendwo anders hinsehen zu können. Irgendwohin, nur nicht in Sasuke´s Augen.

Da Sasuke jedoch nicht damit aufhörte, mich mit Blicken zu taxieren, ergab ich mich schließlich seufzend und stellte meine Tasse neben dem Bett ab. „Ich hab einfach nur schlecht geschlafen, okay?“

„Und weshalb?“

„Woher soll ich das wissen?!“, antwortete ich gereizter als gewollt und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Sakura, ich bitte dich. Du lebst im Grunde, um zu schlafen. Ich wette, wenn dir der Sex mit mir nicht so viel Spaß machen würde, würdest du sogar dann schlafen. Also, welchem Ereignis habe ich meine miesgelaunte Freundin zu verdanken?“

„Es ist dämlich“, gab ich schließlich leise nach und presste meine Lippen aufeinander. Sasuke sah mich nur weiterhin auffordernd an, also holte ich tief Luft und ließ meine Antwort so schnell wie möglich über meine Lippen kommen, bevor sich mein Gehirn wieder anderweitig entscheiden konnte. „In ein paar Tagen ist Weihnachten, das Fest der Liebe und der Familie, und meine Familie ist im Eimer. Meine Mutter wird wahrscheinlich wieder mit ihrer Schwester per Telefon streiten, die nicht verstehen kann, wie meine Mutter so leben kann, und dann wird sie weinen und über meinen Vater reden wollen und ich werde ausflippen, weil ich diesen Vollidioten nicht mehr in meinem Leben haben will, aber sie, und dann brennt die Pizza an, weil wir nicht kochen können, und schließlich endet der Tag in einem einzigen Chaos. Ohne Schnee. Ohne gottverdammten Schnee! Ich meine, ist es denn zu viel verlangt, dass es schneit? An Weihnachten? Nur ein bisschen?!“

Ich merkte erst, dass ich begonnen hatte zu weinen, als Sasuke mir die Tränen von den Wangen strich und mir einen kurzen Kuss gab.

„Vermisst du deinen Vater sehr?“

„Er ist ein Arschloch.“

„Das habe ich nicht gefragt“, wisperte Sasuke leise und küsste mich erneut.

Ich zuckte zur Antwort nur mit den Schultern und wich seinem Blick aus.

Ein weiterer Kuss folgte. „Es ist okay.“

Meine Augen begannen zu brennen und ich blinzelte dagegen an, jedoch half mir das nicht viel, als Sasuke mich erneut federleicht küsste. „Es ist okay.“

„Ein bisschen“, rutschte es mir raus, bevor ich die Worte stoppen konnte und so sah ich über mich selbst erschrocken zu Sasuke, welcher nur noch etwas näher heran rutschte und mich in seine Arme zog.

„Es ist okay“, flüsterte er mir leise ins Ohr und küsste meine Wange.

Seine Worte schienen endlich in meinem Gehirn anzukommen und dort einen Schalter umzulegen, da ich im nächsten Moment meinen Kopf drehte und zurück küsste. Nur, dass es sich nun nicht mehr um sanfte Küsse handelte.

Meine Hände in seine Haare krallend, ließ ich mich zur Seite fallen und zog ihn über mich, überwältigt von dem Gefühl, das mich plötzlich durchströmte. Der Knoten in meinem Magen, der sich seit einigen Tagen dort angestaut hatte, schien sich in einen wahren Rausch von Endorphinen aufgelöst zu haben. Vielleicht war es auch nur die Überdosis an Koffein, die mich schließlich dazu brachte, Sasuke´s Haare loszulassen und mich stattdessen an den Knöpfen seines Hemdes zu vergreifen.

„Warte“, keuchte er in den Kuss und löste sich von mir. „Ich muss gleich zum Training.“

Mein Blick wanderte von seinen Lippen über meine Finger an seinem Hemd bis zu seiner perfekt sitzenden Jeans, die mir meine Entscheidung deutlich erleichterte, und wieder zurück zu seinen Augen, während meine Finger den nächsten Knopf öffneten. „Dann beeil dich.“

Sasuke´s Antwort bestand aus einem gegrollten Fluch und einem groben Kuss, den ich nur zu gern erwiderte.
 

Naruto war fertig mit der Welt. Als ob es nicht schon schlimm genug gewesen wäre, dass das Mädchen, in das er verliebt war, nichts von ihm wissen wollte und stattdessen mit einem Kerl ausging, der im Grunde genommen mehr als nur das Potential hatte, um ein guter Freund Narutos zu werden; schien die Welt Naruto nun endgültig zu hassen.

Leise grummelnd presste der Blonde seine Lippen fester aufeinander und bedachte seine Teamkollegen mit einem bitterbösen Blick, den sie eigentlich nicht verdient hatten, während er das Kühlpad ein wenig stärker gegen sein geschundenes Knie drückte. Ausgerechnet sein bester Freund hatte ihm, im Versuch ihm den Ball abzuluchsen, aus Versehen die Beine weggezogen und Naruto damit ein ordentlich schmerzendes, angeschwollenes Knie verpasst. Dass diese selten dämliche und extrem tollpatschige Aktion überhaupt nicht zu Sasuke passte und daher Naruto´s Sorge um den Schwarzhaarigen nur noch anfeuerte, ließ seinen Ärger jedoch nicht abflauen. Sein Leben hasste ihn, dessen war sich der Blonde absolut sicher. Wahrscheinlich war das Knie die Rache für sein bisheriges Glück bei Frauen. Oder für seine blauen Augen. Oder für irgendetwas anderes, wofür er nichts konnte.

Ein leises Zischen entkam ihm, als er unterbewusst den Griff um das Kühlpad noch etwas verstärkte und dabei sein eigenes lädiertes Knie quälte. Er biss sich auf die Innenseiten seiner Wangen, um einen Fluch zu unterdrücken, und versuchte sich stattdessen auf das Training zu konzentrieren, das nun bereits seit einer geraumen Weile ohne ihn stattfand. Seine Augen fanden Sasuke ohne Probleme und blieben wachsam an ihm hängen.

Der junge Uchiha stahl sich gerade den Ball von einem Teamkollegen aus den unteren Jahrgängen, verlor ihn jedoch keine zwei Schritte später wieder, da er scheinbar über seine eigenen Füße stolperte und sich nur mit Mühe und Not davor bewahrte, schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Fußboden zu machen.

Wie ein Anfänger, schoss es Naruto durch den Kopf und er sah wie Gaara Sasuke einen fragenden Blick zuwarf, der jedoch mit einem knappen Kopfschütteln abgewiesen wurde. Sasuke wollte nicht darüber reden. Nicht verwunderlich, wenn man Naruto fragte, immerhin war Sasuke nun wirklich nicht der große Redenschwinger.

Er war ein Uchiha. Die schwiegen lieber und machten ihre Probleme mit sich selbst aus, anstatt sich helfen zu lassen. Naruto hatte lange gebraucht, um diese Seite an Sasuke zu akzeptieren, fiel es dem jungen Uzumaki doch jedes Mal schwer anderen nicht zu helfen, doch Sasuke hatte ihm keine Wahl gelassen. Und schließlich hatte Naruto es akzeptiert.
 

„Wie geht’s dir?“

Wahrscheinlich hätte Naruto gelacht, wenn diese Frage von jemand anderen als Sasuke gekommen wäre, doch so schmunzelte er nur und zeigte auf sein Knie, das sich mittlerweile blau verfärbte. Dunkelblau. „Sieht so aus als ob du mich nach Hause bringen müsstest, Darling.“

Sasuke grinste und bückte sich, um Naruto auf die Beine zu helfen und mit ihm gemeinsam in Richtung Umkleide zu stolpern. Dort angekommen, ließ sich Naruto mit einem Seufzen auf einer der Bänke nieder und kramte in seiner Tasche nach seinem Deodorant, da er definitiv nicht vor hatte mit seinem Knie duschen zu gehen, wo er doch nicht mal allein laufen konnte. Sasuke schien das genauso zu sehen. „Dusche ist für dich gestrichen. Warte kurz, ich beeil mich.“

„Nun, du könntest mir auch helfen.“ Naruto grinste und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen, was Sasuke mit einem Augenverdrehen quittierte.

„In deinen Träumen vielleicht, du Idiot.“

„Tut mir leid, aber ich träume nicht von schwarzhaarigen, ungehobelten Mistkerlen, Bastard!“ Dass eine Antwort seitens Sasuke ausblieb, hätte Naruto normalerweise tierisch gefreut, da es selten vorkam, dass er zum Gewinner eines ihrer harmlosen Geplänkel wurde. Nun jedoch biss er sich nur nachdenklich auf die Zunge und starrte mit leicht verkniffenen Augen auf Sasuke´s Tasche, die direkt neben ihm auf der Bank lag, während ein unangenehm drückendes Gefühl seinen Magen in Aufruhr brachte. Irgendetwas stimmte mit seinem besten Freund ganz und gar nicht.
 

„Okay, Bastard, was ist los?“, versuchte Naruto das offensichtlich vorhandene Problem seines besten Freundes anzusprechen, kaum dass die beiden in Sasuke´s Wagen vom Parkplatz rollten.

Sasuke´s Reaktion fiel reichlich spärlich aus. „Hm?“

„Nichts ‚hm‘. Kriegst du keinen mehr hoch oder warum hängst du ständig mit deinen Gedanken in den Wolken?“, scherzte der Blonde.

Sein Grinsen wurde noch etwas breiter als Sasuke ihm seinen arrogantesten Gesichtsausdruck präsentierte. „Als ob.“

„Okay, wo liegt dann das Problem?“

„Es gibt kein Problem. Sicher, dass du nicht auf den Kopf gefallen bist vorhin?“, stichelte Sasuke und grinste halbherzig.

Naruto seufzte und rutschte ein wenig auf seinem Sitz herum, um besser an die Sporttasche zu seinen Füßen zu kommen, in deren Seitentasche sein Handy lag. „Okay, okay, wenn du meinst. Dann frag ich eben Itachi was-“

„Untersteh dich!“, knurrte Sasuke leise und bog etwas zu scharf in Naruto´s Wohnviertel ein, womit er sich endgültig bei Naruto verriet.

Dieser warf die Hände über´m Kopf zusammen und schenkte seinem besten Freund einen erbosten Blick. „Verrätst du mir dann jetzt endlich, wo dein Problem liegt? Ich bin deiner bester Freund, zumindest behaupten das immer alle, und ständig muss ich dir deine Probleme aus der Nase ziehen, an deren Spitze ich sie dir übrigens ansehen kann, mein Lieber! Also raus mit der Sprache, Sasuke.“

Sasuke schwieg eisern und setzte den Blinker, um die Einfahrt zu einem kleinen Einfamilienhaus hinaufzufahren, in welchem Naruto wohnte.

„Sasuke.“, drängte Naruto und beobachtete wie sein bester Freund nachlässig die Handbremse anzog und den Motor abstellte. „Sasuke… Sasuke… Sasuke. Sasuke. Sasuke. Sasuke. Sas-“

„Okay!“, rief Sasuke und drehte sich in seinem Sitz, um Naruto einen genervten Blick der Sorte Wenn-du-noch-ein-Wort-sagst-werde-ich-dich-persönlich-erwürgen zu schenken, bevor er sich seitlich gegen seinen Sitz fallen ließ. „Meine Eltern lassen sich scheiden. Da hast du dein Problem, Idiot.“

What love can do, that dares love attempt.

These photographs mean nothing to the poison that they take

The angry river rises as we step into the rain
 

„Wow.“ Das war nun wirklich mal ein Problem. Und vor allem eines, mit dem Naruto nicht gerechnet hatte. Klar, Sasuke´s Familie war schon immer ein bisschen anders gewesen, aber nie schlecht anders oder so. Einfach nur anders anders eben. Nichtsdestotrotz hätte Naruto nie gedacht, dass Mr. und Mrs. Uchiha sich jemals trennen würden.

„Wow“, wiederholte der Uzumaki leise und lehnte seinen Hinterkopf gegen die Fensterscheibe an seiner Seite, um Sasuke besser im Blick zu haben.

Dieser wandte sich derweil wieder der Frontscheibe seines Wagens zu und studierte die Blumenbeete der Familie Uzumaki. „Können wir… das Thema vielleicht vorerst einfach… verdrängen?“, bat er schließlich leise und vermied es tunlichst dem blonden Chaoten neben sich einen Blick zuzuwerfen.

Für einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden, dann richtete sich Naruto mit einem Seufzen auf und beugte sich zum Lenkrad hinüber, um den Autoschlüssel zu ziehen. Sasuke wollte das Thema verdrängen? Prima, konnte er haben. Wenn Naruto eines wirklich gut konnte, dann verdrängen. „Na komm, ich kann das Abendessen bis hier hin riechen. Außerdem wollten wir eh mal wieder ´ne Runde Zocken, also beweg deinen Hintern. Ich verhungere, echt jetzt man!“

Mit diesen Worten öffnete er die Beifahrertür und kam ein wenig schwankend auf die Beine, wobei er sich einen herben Fluch verkneifen musste. Sein Knie schmerzte noch immer wie die Hölle und würde morgen wahrscheinlich nur noch ein einziger blauer Fleck sein. Mehr humpelnd als tatsächlich gehend, schleppte er sich zur Haustür und schloss auf, während Sasuke seine Trainingstasche schulterte und sie ihm hinterhertrug. „Was für ein Service.“
 

Aufräumen. Das war eine von diesen Aktivitäten, die einem jeden noch so schönen Tag versauen konnte. Daher versuchte ich grundsätzlich, zumindest ein gewisses Maß an Ordnung zu bewahren. Nur irgendwie war dieses gewisse Maß in letzter Zeit viel zu kurz gekommen, weshalb ich mich nun leise fluchend durch allerlei lose Blätter kämpfte, die sich während der letzten fünf, sechs Wochen auf dem Fußboden in meinem Zimmer angesammelt hatten. Bisher hatte ich sie immer irgendwie ignorieren können, aber nun da Weihnachten praktisch vor der Tür stand und damit auch allerhand Klausuren nicht mehr lange auf sich warten ließen, fühlte ich mich gezwungen, nun doch ein wenig aufzuräumen, zu sortieren und abzuheften.

Ich war gerade dabei die zweite Seite zu einer Hausaufgabe in Mathe in meinem Stapel unsortierter Blätter zu suchen als mir ein kleiner zusammengefalteter Zettel zwischen die Finger kam. Verwundert faltete ich ihn auseinander und sah mich im nächsten Moment mit zehn Zahlen konfrontiert, die ich seit unserem Wegzug aus New York sehr erfolgreich verdrängt hatte. 212XXX-XXXX Eindeutig eine New Yorker Telefonnummer.

Ich hatte sie noch nie gesehen, also war er vermutlich umgezogen. Ob er sich mittlerweile wieder eine größere Wohnung leisten konnte? Jetzt, wo er nur noch Unterhalt zahlen musste und Tag und Nacht arbeiten konnte, musste er sicherlich Geld wie Heu verdienen. Dieser Gedanke setzte sich fest. Ich bekam ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Selbst dann als ich den Zettel bereits im Papierkorb zwischengelagert hatte und mich wieder mit meinen Mitschriften für die Schule auseinandersetzte, ging er mir nicht aus dem Kopf. Vermutlich arbeitete er nun wirklich Tag und Nacht. War erfolgreich. Bekam das Geld hinterhergeworfen und die Frauen gleich dazu. Vielleicht hatte er auch bereits wieder eine neue Beziehung, die arme Frau geschwängert und vögelte trotzdem weiter fröhlich durch die Gegend. Warum sollte er auch monogam sein, das hatte er schließlich bereits versucht und es in den Sand gefahren.

Ich schnaubte und ließ die Blätter in meiner Hand achtlos zurück auf den kleiner werdenden Stapel unsortierter Mitschriften sinken, bevor ich meinen Papierkorb zu mir heranzog und den kleinen Zettel mit der sauberen Handschrift meiner Mutter daraus hervorzog. Die hatte ihm anscheinend auch noch verziehen. Ihn hierher gelassen, in unsere Wohnung, zu mir gelassen. Ihm gestattet mich anzusehen als wäre ich noch immer dieses kleine Mädchen mit den blassrosa Haaren, das er auf seinen Schulter durch die Gegend getragen hatte. Aber das war ich nicht mehr. Meine Haare waren pink, nicht rosa, ich war um siebzig Zentimeter gewachsen und hasste Weihnachten in Florida, weil es da nicht schneite.

Ich bekam nicht wirklich mit wie ich die Treppe in den Flur hinunterging und das Telefon aus der Küche holte, das meine Mum dort vergessen hatte. In diesen wenigen Sekunden hätte eine Bombe neben mir explodieren können, meine Gedanken wären nicht fortgerückt von den Erinnerungen an kleine Schneeengel im Central Park oder dem riesigen Weihnachtsbaum am Rockefeller Center.

Erst als ich das vertraute Tuten vernahm, welches mir verdeutlichen sollte, dass am anderen Ende der Leitung nun ein Telefon klingelte, verschwand das Bild aus meinem Kopf ebenso abrupt wie es dort aufgetaucht war. Erschrocken starrte ich auf den Zettel in meiner Hand und riss bereits den Kopf hoch, um in meiner nächsten Bewegung das Telefon von mir zu schleudern, da verstummte das Tuten und ich hielt inne.

„Bei Malkovie“, ertönte eine helle Stimme, die eindeutig zu einer Frau gehörte, am anderen Ende der Leitung und riss mir den Boden unter den Füßen weg. Eine Frau am Telefon meines Vaters. Bei ihm zuhause. Eine fremde Frau.

„Hallo? Kann ich Ihnen helfen?“, erklang erneut die mir unbekannte Stimme und ich öffnete meinen Mund, wollte etwas sagen, irgendetwas, bekam jedoch keinen Ton heraus. Es schien als würden die Worte in meinem Hals stecken bleiben, mein Mund dörrte aus und ich schluckte, versuchte es erneut. Erfolglos. Ein genervtes Seufzen traf mich und im nächsten Moment tutete unser Telefon wieder vor sich hin. Aufgelegt.

Langsam, beinahe mechanisch ließ ich meine Hand mit dem Telefon sinken und starrte auf das hellerleuchtete Display. Zwei Minuten und siebzehn Sekunden. Achtzehn. Neunzehn. Zwanzig. Mein Blick wanderte weiter hinunter, über die vier farbigen Tasten direkt unterhalb des Displays. Grün und rot, gelb und blau. Zweiundzwanzig. Dreiundzwanzig. Dann erlosch die Anzeige, mein Daumen hatte die rote Taste gefunden. Im nächsten Moment wanderte er eine Taste tiefer und übte Druck aus, bevor ich mir das Telefon erneut ans Ohr hielt. Wahlwiederholung. Es klingelte. Einmal. Zweimal.

„Bei Malkovie.“ Wieder diese Stimme. Hell, freundlich. Definitiv weiblich. „Hallo?“

Ich öffnete meinen Mund, doch der war trocken, meine Zunge schwer wie Blei.

„Hören Sie“, begann meine Gegenüber, ihre Stimme von Ärger durchzogen, „Wenn Sie nichts zu sagen haben, dann rufen Sie auch nicht an. Das ist Belästigung. Ich werde jetzt auflegen und Sie-“

„Sakura!“, rief ich und erschrak über mich selbst. Was war das denn gewesen?! Bis eben hatte ich doch noch auf toten Fisch gemacht, wo kam denn jetzt plötzlich diese Lautstärke her? Ich spürte das Blut in meinen Wangen prickeln und räusperte mich, seltsamerweise peinlich berührt. „Mein Name. Sakura. Ich… Ist… ist er da? John?“

„Sakura? John´s Tochter Sakura?“

Unter anderen Umständen hätte ich vermutlich nicht gerade freundlich einen zynischen Kommentar hervorgekramt und der Frau am anderen Ende der Leitung um die Ohren gehauen, so jedoch gab ich nur einen leisen Laut der Zustimmung von mir. Das Rauschen in meinen Ohren schwoll an und ich schluckte, versuchte meine Konzentration zurückzugewinnen. Alles oder nichts, hieß es jetzt wohl.

„Ich…“, begann meine Gegenüber und schien ebenfalls ein wenig durch den Wind zu sein, da sie merklich stockte und schließlich tief durchatmete, bevor sie einen erneuten Versuch zu antworten unternahm. „Nein, tut mir leid. Er ist gerade einkaufen. Wenn du willst, sage ich ihm, dass er dich zurückrufen soll, sobald er wieder daheim ist.“

Daheim. Dieses Wort traf mich wie ein Faustschlag mitten in den Magen und ich biss mir hart auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass ich mich augenblicklich übergab. Dieser… verfluchte Mistkerl. Hatte sich scheinbar ein schönes neues Leben aufgebaut, ohne seine Frau und ohne seine Tochter. Vermutlich war die Frau, mit der ich gerade telefonierte, nicht einmal viel älter als ich selbst und daher definitiv zu jung für meinen… Vater.

Ich spürte wie mir Galle die Kehle hinaufkroch und presste meine Kiefer fest aufeinander, atmete hörbar ein und aus. „Nein.“

Meine Erwiderung glich mehr einem unterdrückten Keuchen als einer standfesten Absage, jedoch kümmerte mich das im Moment reichlich wenig. Hecktisch riss ich mir das Telefon vom Ohr und legte auf, wollte nicht wissen, welche Erwiderung diese Frau wohl bereits auf der Zunge hatte. Heiße Tränen schossen in meine Augen, brannten sich ihren Weg frei. Das Telefon glitt aus meiner Hand und ich krümmte mich zusammen, schlang meine Arme fest um meine Mitte, während die ersten Schluchzer ihren Weg an die Oberfläche fanden.
 

„… und er hatte überall Rosenblätter verstreut und Kerzen hingestellt. Sooo schööön!“ Ino grinste verträumt und bedachte uns schließlich alle mit einem Blick der Sorte Ich-hatte-das-perfekte-Date-und-ihr-müsst-mir-das-jetzt-bestätigen. Zumindest erschien mir dieser Blick so.

„Ich hätte ja nicht gedacht, dass Gaara so“, ich hielt kurz inne und verdrängte mit aller Macht das ‚kitschig‘, welches mir bereits auf der Zunge lag, „romantisch ist.“

Meine Lippen verzogen sich wie automatisiert zu einem verzückten Lächeln und ich spürte bereits wie mir die Galle hoch kam. Seitdem ich vor einigen Tagen mein Zimmer entmistet hatte, war mir die Laune vergangen. Und zwar auf so ziemlich alles außer im Bett liegen und Schokoladeneis zu futtern. Dass Sasuke zurzeit den ständig Beschäftigten mimte und alle meine Freunde – im Gegensatz zu mir – mit unausstehlich guter Laune gesegnet waren, trug nicht zur Verbesserung der Situation bei. Eher machte es mich von Minute zu Minute innerlich aggressiver.

„Ich auch nicht. Aber bei dem dämlichen Grinsen, das er seitdem spazieren trägt, muss es sich allein für den Sex danach gelohnt haben.“, warf Temari ein und duckte sich im nächsten Moment unter einem Seitenhieb von Ino weg, welche zumindest den Anstand besaß aufgrund Temari´s Worte ein wenig zu erröten. „Temari!“

„Was denn? Meine Worte entsprechen nur den Tatsachen. Außerdem war das gerade ein Kompliment an dich, meine Liebe.“

„Das hättest du dir sparen können!“

Ich seufzte leise und nahm noch einen Schluck von meiner kalten Schokolade, bevor ich mich Hinata zuwandte, welche versuchte ihre erröteten Wangen hinter der Speisekarte des Cafés zu verstecken, in welchem wir uns niedergelassen hatten. „Bei dir irgendwas Neues?“

„N-nicht wirklich. Kiba hat… mich gefragt, ob ich am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Essen vorbeikommen möchte. Sie bekommen Besuch aus der Verwandtschaft und er hätte mich gern dabei.“

„Und? Gehst du hin?“

„Ich weiß noch nicht.“

„Wieso das denn?!“, mischte sich Ino ein und machte ein verwirrtes Gesicht. „Willst du seine Familie etwa nicht kennenlernen? Also ich wäre froh, wenn Gaara-“

Temari seufzte. „Du kennst doch schon die ganze Familie, Ino.“

„Ja natürlich, aber bisher bin ich doch nur deine beste Freundin gewesen. Jetzt, wo ich mit Gaara zusammen bin-“

„Macht das keinen Unterschied.“, beendete Temari Ino´s Satz und entfachte damit erneut eine ihrer berühmt-berüchtigten Diskussionen.

„Natürlich macht das einen Unterschied!“

„Tut es nicht.“

„Tut es sehr wohl!“

„Tut es nicht.“

„Temari!“

„Ino!“

Ich schüttelte meinen Kopf und wandte mich erneut Hinata zu. „Hast du eigentlich schon eine Lösung für dein Problem gefunden?“

„Mein… Problem?“

Am liebsten hätte ich in diesem Moment ganz laut gerufen: „Ja, dein Problem! Ob du lieber Kiba oder Naruto haben willst!“, unterließ dies jedoch und warf lieber noch einen prüfenden Blick auf unsere blonden Streithühner, bevor ich mit gesenkter Stimme an Hinata gewandt fortfuhr: „Welche Hose du nun behalten willst? Die altgeliebte Jeans mit den Löchern oder lieber die neue mit dem Potenzial zur Traumjeans?“

Hinata schien zu verstehen und presste ihre Lippen kurz nachdenklich aufeinander. „Ich… weiß noch nicht genau. Was, wenn ich mich nicht entscheiden kann?“

„Also ich würd einfach beide behalten.“, ertönte da Tenten´s Stimme neben uns und wir zuckten erschrocken zusammen, während sich unsere Freundin auf den letzten freien Platz am Tisch fallen ließ.

„Tenten!“, wurde sie augenblicklich freudestrahlend von Ino begrüßt, welche ihren kleinen Disput mit Temari bereits wieder vergessen zu haben schien. „Wo warst du denn so lange?!“

„Sorry“, Tenten lächelte entschuldigend, „ich hab die Zeit irgendwie verpennt und…“

Mein Blick wanderte zu Hinata, während ich Tenten´s Erklärung ausblendete. Es gab im Moment wichtigeres als verpasste Busse und übellaunige Radfahrer – zwei perfekte Jeans zum Beispiel, die man nun mal leider nicht beide behalten konnte. Und als mein Blick Hinata´s kreuzte, wusste ich, dass sie wusste, dass ihre Rückgabefrist langsam aber sicher ablief – und Warten daran nichts änderte.
 

„Und ich dachte immer, ich wär der Einzige, der samstags nichts besseres zu tun hat als in der Schulbibliothek zu sitzen und irgendwelche alten Bücher zu lesen.“ Sasori´s Stimme klang spöttisch, aber das Lächeln auf seinen Lippen war warm und ehrlich als er sich in einer der Lesenischen zu mir setzte und dabei einen beachtlichen Stapel wirklich alter Bücher zwischen uns auf dem kleinen Arbeitstisch platzierte. Ebenfalls lächelnd ließ ich das Buch in meiner Hand in meinen Schoß sinken. „Erstens mal, ist das hier eine Stadtbibliothek. Und zweitens lese ich nicht irgendein altes Buch. Sondern Romeo und Julia.“

„Ach, natürlich. O rede noch einmal, glänzender Engel, denn über meinem Haupte erscheinst du mir als ein geflügelter Bote des Himmels.

Fragend neigte ich den Kopf und brauchte einen Moment, bis es klingelte. „Du zitierst aus der Balkonszene?“

„Offenbar. Hast du schon mal überlegt auf zeitgenössische Literatur umzusteigen? Nur so zum Spaß, versteht sich.“

„Das kommt darauf an, was du mit zeitgenössisch meinst.“ Ich warf einen bedeutungsvollen Blick auf den Stapel Bücher zwischen uns.

„Nun, ich weiß nicht“, ein Zucken umspielte Sasori´s Mundwinkel, während er kurz zu überlegen schien, „Fifty Shades of Grey vielleicht? The Fault in Our Stars? Oder doch eher dieses Vampirdrama-Romanzen-Ding – wie hieß das gleich nochmal?“

Twilight?“, riet ich und lief im nächsten Moment rosarot an, während Sasori höchstamüsiert seine Lippen aufeinander presste und ein Lachen unterdrückte. „Die Bücher sind gar nicht so schlecht!“, versuchte ich mich zu verteidigen und machte damit nur alles noch schlimmer.

„Ja, natürlich“, wurde mir augenblicklich versichert, bevor Sasori nun doch in ein leises Lachen ausbrach, welches er schnell hinter einem Hüsteln zu verstecken versuchte.

Im Nachhinein rechnete ich ihm diesen Versuch hoch an. In diesem Moment jedoch… „Ach sei doch still, du hast die Bücher immerhin nicht gelesen.“

Meine Meinung unterstreichend, streckte ich ihm die Zunge raus, bevor ich nun etwas ernsthafter fortfuhr: „Gut, sie können nicht mit der sprachlichen Vielfalt und Komplexität von Shakespeare´s Werken mithalten, aber einen solchen Anspruch an Jugendliteratur zu stellen, ist nun wirklich absolut übertrieben.“

Sasori schwieg einen Moment und betrachtete mich nachdenklich. „Vermutlich hast du recht. Ich kann die Bücher wirklich nicht beurteilen. Aber die Filme…“

„Sind absoluter Mist und nur noch für die Tonne zu gebrauchen. Oder für den Ofen, wobei ich fürchte, dass das unter Umweltverschmutzung liefe“, stimmte ich Sasori´s unausgesprochener Meinung zu und schnappte mir eines der Bücher, die zwischen uns lagen. „The Crooked Man? Ist das nicht so´n Gruselgedicht für Kinder?“

„War es. Die Autorin hat daraus einen Thriller gezaubert, der nicht nur Kindern das Fürchten lehrt – zumindest behauptet das ihre Agentur. Mal sehen, ob sie recht haben.“

„Du glaubst eher nicht so dran?“

Sasori nahm mir das Buch aus der Hand und legte es zurück auf den Stapel. „Ich versuche so unvoreingenommen wie möglich dran zu gehen. Immerhin will ich mir am Ende nicht sagen lassen, dass ich nur nach dem Geld gegangen bin.“

„Wie meinst du das?“

„Ich… wurde eingeladen, bei der Vertonung einiger dieser Bücher mitzuhelfen. Und da ich eh in der nächsten Zeit nicht besonders viel zu tun haben werde, außer auf die Prüfungsergebnisse zu warten, kann ich mich ja zumindest damit beschäftigen.“

„Wenn du Vertonung sagst, dann meinst du…?“

„Hintergrundmusik, vielleicht eine kleine Sprechrolle, je nachdem wie sie die Rollen besetzt bekommen. Nichts großes.“ Sasori zuckte mit den Schultern.

„Also ich find das auch nicht besonders klein, um ehrlich zu sein. Wirst du die Stücke selbst schreiben, die du spielst?“

„Ich-“

„HRMPF!“ Ein hustenähnliches Krächzen neben uns stoppte Sasori und kaum, dass wir unsere Blicke der kleinen, dicklichen Frau mit der Hornbrille zugewandt hatten, die sich mittels eines kleinen Namensschildes an ihrer Bluse für jedermann erkenntlich als Bibliothekarin auswies, wurde mir bewusst, dass Sasori und ich gerade die heiligste aller Bibliotheksregeln gebrochen hatten: Keine Gespräche, die über kurzes Grüßen und Absprechen hinausgehen. Und vor allem nicht lauter als im Flüsterton!

„Ist Ihnen beiden eigentlich bewusst, dass Sie sich in einer Bibliothek befinden? Offenbar nicht, da Sie seit nun beinahe fünf Minuten alle anderen Gäste mit ihrem Geschnatter stören. Wenn Sie nun so freundlich wären und Ihr Kaffekränzchen-“

„Welche Gäste?“, unterbrach Sasori die Bibliothekarin ebenso dreist wie sie es zuvor bei ihm getan hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er dabei nichts weiter als einen müden Blick für sie übrig hatte.

„Ich darf doch bitten! Sie sind nicht die Einzigen hier, die-“

„Offenbar schon, oder sehen Sie Geister? Also ich sehe seit meiner Ankunft hier nur zwei weitere Personen. Meine Begleitung und Sie.“

„Sie… Sie…“, stammelte die Bibliothekarin und sah sich hilfesuchend einmal um, entdeckte jedoch scheinbar niemanden – was auch kein Wunder war, immerhin war es gerade mal halb elf an einem Samstagmorgen, da verirrten sich eher selten Leute hierher.

„Seien Sie einfach leiser!“ Offenbar zufrieden mit ihren letzten Worten, schnaubte sie noch einmal und rauschte dann davon – nicht ohne ein als Husten getarntes Lachen seitens Sasori und mir hervorzurufen.

„Vielleicht sollten wir ihren Ratschlag beherzigen und unser Kaffeekränzchen lieber im Café gegenüber fortfuhren. Dann kannst du mir auch gleich noch die Vorzüge von Shades of Grey und Twilight erläutern ohne dass wir einen Amoklauf befürchten müssten.“ Sasori´s Blick wanderte bedeutungsvoll zu der Bibliothekarin, welche soeben ihre Arbeit hinter dem Informationstischchen wieder aufgenommen hatte und in regelmäßigen Abständen giftige Blick in unsere Richtung warf.

„Klingt gut. Auch, wenn du wohl auf die Ausführungen bezüglich Fifty Shades of Grey verzichten musst.“ Ich machte eine bedauernde Miene und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen als Sasori gespielt schockiert seine Hände in die Luft warf.

„Sag bloß, du hast dieses Meisterwerk nicht gelesen! Also wirklich Sakura, ich bin enttäuscht.“

„Tut mir leid, irgendwie ging dieser Hype an mir vorbei. Wenn du möchtest, kann ich aber gerne einen zwanzigminütigen Monolog über The Fault in Our Stars halten, bei dem das Meiste meiner Begeisterung nicht einmal gelogen wäre. Das Buch ist wirklich gut.“

„Ich lasse mich überraschen. Auch wenn ich einem Dialog mehr zugetan wäre.“

„Ich denke, das bekommen wir hin.“

O schwöre nicht beim Mond, dem wandelbaren, der immerfort in seiner Scheibe wechselt.“, zitierte Sasori erneut und erhob sich, um seinen Bücherstapel zum Informationstischchen zu tragen. Anscheinend hatte er soeben beschlossen die Bücher auszuleihen.

„Verrätst du mir dann auch, wieso du relativ nebensächliche Sätze aus Romeo und Julia ohne Probleme zitieren kannst?“, fragte ich ihn, kaum dass wir aus der Bibliothek getreten waren.

„Ich hab ein ganz gutes Gedächtnis, schätze ich.“

„Und jetzt die Wahrheit?“

Sasori warf mir einen kurzen Blick zu, so als ob er abschätzen musste, inwieweit er mir vertrauen konnte – dann grimassierte er seufzend. „Deidara ist ein Idiot. Er glaubt fest daran, dass Vorlesen einen positiven Einfluss auf die Seele eines Menschen hat. Das heißt, dass ich jedes Mal, wenn der Idiot krank und gelangweilt zuhause im Bett liegt, dieses dämliche Buch hervorkramen und es ihm vorlesen muss, weil er es so unglaublich toll findet. Und glaub mir, er ist oft krank.“

„Mhh“, ich presste meine Lippen aufeinander, um keinen unbedachten Kommentar abzugeben, war mir doch klar, warum Deidara so oft krank war.

„Weißt du“, begann Sasori als wir die andere Straßenseite erreicht hatten und nun direkt auf das kleine Café an der Ecke gegenüber der Bibliothek zusteuerten, „ich weiß, was du gerade denkst.“

„Ach ja?“, fragte ich und konnte das Amüsement dabei nicht gänzlich aus meiner Stimmlage streichen. Sasori schenkte mir ein nachsichtiges Lächeln, welches mich zutiefst verwirrte, während er zielgerichtet auf einen leeren Tisch vor dem Café zuging, welcher noch eine Weile im Schatten stehen würde und daher für ein längeres Gespräch nur allzu passend schien. Ein wenig in meiner Verwirrtheit versunken, registrierte ich kaum, dass Sasori mir sogar den Stuhl zurecht rückte, bevor er sich erneut mir gegenüber hinsetzte.

„Du denkst, wie schade es doch ist, dass ich so viel Zeit mit Deidara verbringe und dabei nicht einmal bemerke, dass er Gefühle für mich hegt, die weit über das Freundschaftliche hinausgehen. Und dein entsetzter Gesichtsausdruck verrät mir, dass du nicht daran gedacht hast, dass ich wirklich wissen könnte, was du denkst.“

Sprachlos starrte ich Sasori einen Moment einfach nur an und war froh als plötzlich ein Kellner an unserem Tisch auftauchte und unsere Bestellungen aufnahm. Statt des geplanten Kaffees nahm ich lieber ein Wasser, wer wusste schon, was für Bomben Sasori noch platzen lassen würde.

„Wenn du von Deidara´s Gefühlen weißt, warum sprichst du mit ihm dann nicht darüber?“, fragte ich, kaum dass der Kellner wieder drei Schritte von unserem Tisch entfernt war.

„Es gibt keinen Grund, dass ich dieses Gespräch beginne. Ich weiß, dass es selbstsüchtig ist, aber solange wie Deidara dieses Thema nicht offen anspricht, bleiben wir Freunde. Und ich bin nicht bereit, diese Freundschaft zu riskieren, nur weil er mal wieder emotional werden muss und Dinge zu fühlen glaubt, die in ein paar Wochen wieder von einem anderen Kerl ausgelöst werden.“

„Und was hast du dann vor? Warten und Tee trinken?“

„Beispielsweise. Wobei ich bei diesen Temperaturen einen Eistee vorziehe.“

Gewissermaßen schockiert, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und sah Sasori an, welcher meine Haltung imitierte und ebenso unerbittlich zurück sah. Einige Minuten lang schwiegen wir uns einfach nur an und auch als der Kellner mit unseren Getränken kam, wechselten wir kein Wort miteinander, sondern bedankten uns nur höflich beim Kellner. Ich nuckelte gerade zum dritten Mal eine gefühlte Ewigkeit an meinem Eistee herum als Sasori ein genervtes Seufzen ausstieß und mir einfach das Glas aus der Hand nahm.

„Wenn du nicht gleich wieder anfängst mit mir zu reden, werde ich Amok laufen.“

Zweifelnd hob ich eine Augenbraue, bevor ich das Erstbeste über meine Lippen ließ, was mir in den Sinn kam: „Du bist ein selbstsüchtiger Idiot und ein beschissener bester Freund.“

„Danke“, antwortete er leise und für einen klitzekleinen Augenblick schien der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht zu huschen.

„Und irgendwie... auf eine verdrehte Art und Weise kann ich dich sogar verstehen. Ich meine…“ Ich stockte und warf Sasori einen unsicheren Blick zu, den er einfach nur mit einer unbewegten Miene erwiderte. Kein aufmunterndes oder spöttisches Lächeln, kein Hochziehen der Augenbrauen und kein Stirnrunzeln. Er ignorierte meine Unsicherheit einfach. So als ob sie es nicht wert wäre, beachtet zu werden. „Ich meine… Du tust einfach nichts… Weil du Angst hast, etwas Falsches zu tun… und ihn dabei zu verlieren. Also tust du einfach nichts.“

Sasori nickte langsam und stellte mein Glas wieder zurück auf seinen Platz, bevor er sein eigenes leise flüsternd an seine Lippen führte. „Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann.

Ich grimassierte, schien mir dieses Zitat doch gleichermaßen so passend und unpassend zu sein, dass ich einen Moment an mir selbst zweifelte. Schließlich drückte ich meinen Rücken durch und warf Sasori einen herausfordernden Blick zu. „Twilight also…“

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, bevor er gespielt schockiert das Gesicht verzog. „Um Gottes Willen, was habe ich nur getan?“
 

„Wusstest du, dass Gaara ein ziemlicher Romantiker ist? So richtig mit Traumdate, Rosen und Kerzen?“, wisperte ich und beobachtete wie sich eine Gänsehaut über Sasuke´s Brust ausbreitete und sich die feinen Härchen unterhalb seines Bauchnabels aufrichteten.

„Mh, er hat letztens was in die Richtung erzählt. Von wegen, dass Ino darauf steht und er auf sie, ihm also keine große Wahl bliebe. So irgendwie.“, murmelte Sasuke, während sich seine Hand unter mein Kinn legte und mein Gesicht vorsichtig ihm zuwandte, sodass er mich unter halbgeschlossenen Augenlidern ansehen konnte. „Ich dachte, dir ist sowas zu kitschig.“

„Ist es auch.“

„Aber?“

„Nichts aber.“ Sasuke antwortete nicht, seine Mimik machte mir jedoch sehr deutlich, dass er mir kein Stück glaubte. Seufzend gab ich nach wenigen Sekunden stillen Blickduells schließlich nach: „Sie daten.“

„Sie daten?“

„Ja.“

„Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt, um ehrlich zu sein.“

„Wir haben uns nie gedatet. Nicht so richtig zumindest.“

„Du hättest es aber gerne richtig?“

„Schon… irgendwie“, gab ich zu und zuckte mit den Schultern, was Sasuke ein kleines Lächeln entlockte.

Mittels einer schnellen Drehung brachte er sich über mich und rückte uns so zurück, dass sein Gesicht nur wenige Millimeter von meinem entfernt war, während sein Körper mich in die Laken drückte. „Dann lass uns daten, Cherry. So richtig, versteht sich.“

Cassiopeia

Baby steps but oh, If you let me in I could be the one.

'Cus, we're better together.
 

„Ich denke, du solltest es mir verraten.“

„Und ich denke, du solltest dich einfach überraschen lassen.“

Missmutig verzog ich mein Gesicht und warf Sasuke´s Spiegelbild einen kurzen Blick zu. Er grinste. Ob nun aufgrund der Tatsache, dass ich gerade dabei war das große Badezimmer bei ihm zuhause zu putzen, während er es sich auf dem Badewannenrand gemütlich gemacht hatte und mich dabei beobachtete, oder aufgrund des Umstands, dass ich nun schon seit fast zwei Tagen verzweifelt versuchte Sasuke zu entlocken, was er für unser erstes Date am Freitagabend geplant hatte. Bisher hatte ich genau zwei Dinge erfahren: Erstens, Sasuke würde mich um sechs Uhr von zuhause abholen. Zweitens, wir würden uns beide an die von uns aufgestellten Regeln halten. Regel Nummer eins: Keine Intimitäten, die über Umarmungen hinausgehen würden. Regel Nummer zwei: Keine unverschämt teuren Lokalitäten und oder Aktivitäten.

„Ich darf dich aber schon noch mit dem Porsche abholen, oder?“, hatte Sasuke mich ernst gefragt und für einen Moment war ich versucht gewesen, auch dieses Luxusgut aus unserem Date rauszuhalten. Am Ende hatte ich weder mir noch Sasuke das antun können. Also hatte ich mit einem Schulterzucken meine Zustimmung gegeben.

„Solange du dieses schwarze Stück Plastik zuhause lässt, mit dem du ständig versuchst, mir Dinge zu kaufen, die ich nicht brauche.“

„Ich bin mir sicher, dass dir das S4 gefallen hätte.“

„Sasuke!“

„Ist ja gut, dann eben kein S4 für dich.“ Dass wir diese Diskussion nicht zum letzten Mal geführt hatten, muss ich nicht erwähnen, oder?
 

„Wenn du es mir nicht verrätst, weiß ich nicht, was ich anziehen soll.“ Demonstrativ die Arme vor der Brust verschränkend, lehnte ich mich schließlich gegen den Waschtisch und warf Sasuke einen auffordernden Blick zu.

Dieser hingegen grinste nur erneut und warf mir ein Mikrofasertuch zu, welches ich ihm vor wenigen Minuten zum Halten gegeben hatte. „Du wolltest, dass das ein echtes erstes Date wird. Du hast sogar Regeln dafür aufgestellt, erinnerst du dich? Also beschwer dich jetzt nicht, wenn ich mich auch an diese halte.“

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass eine dieser Regeln beinhaltete, dass du alles planst und ich völlig ahnungslos bleibe.“ Ich schnaubte leise und wandte mich mit dem Mikrofasertuch in den Händen wieder dem Spiegel über den Waschtischen zu, in welchem ich Sasuke zumindest vom Kopf bis zur Hälfte seiner Oberschenkel beobachten konnte.

„Sieh es doch einfach als… Überraschung.“

„Ich hasse Überraschungen…“, murrte ich leise und ließ schließlich vom Spiegel ab, um Sasuke das Tuch gegen den Kopf zu werfen. Ich verfehlte und traf stattdessen seinen Oberschenkel, was bei Sasuke einen Lachanfall auslöste.

„Werfen müssen wir doch nochmal üben, was?“

„Halt die Klappe.“
 

Da stand ich nun. Noch immer ahnungslos, was Sasuke nun für unser Date geplant hatte, hatte ich die letzten vierzig Minuten damit zugebracht, verschiedene Outfits zusammenzustellen, anzuprobieren und zu verwerfen. Irgendwann zwischendurch hatte ich in meiner Verzweiflung sogar Sasuke angerufen und ihn zum gefühlt einhundertsiebenundachtzigtausendsten Mal gebeten mir doch zumindest einen klitzekleinen Tipp zu geben. Das Gespräch war in etwa so abgelaufen:

„Bitte, Sasuke! Bitte, bitte, bitte!“

„Nope.“ Ein leises Lachen seinerseits.

„Komm schon, Sasuke. Was, wenn ich fürchterlich aussehe?“

„Dafür müsstest du schon mit jemanden den Körper tauschen.“

„Schleimen hilft mir jetzt auch nicht, Sasuke!“

„Zieh einfach das an, in dem du dich wohl fühlst. Gut aussehen tust du so oder so.“

„Schleimer… Also Jogginghose und Oversize-Pulli?“

„Das könnte interessant werden.“

„Was soll das denn heißen?“

„Ich habe dich noch nie in einer Jogginghose gesehen.“

„Sportunterricht?“

„Da trägst du immer dieses komische graue Etwas, in dem man deinen Hintern nicht sieht.“

„Echt?... Im Übrigen nennt man das Haremshose.“

„Was auch immer.“

„Nichts da, was auch immer. Was zieh ich denn nun an?“

„Was au-“

„Wag es nicht, diesen Satz zu Ende zu sprechen!“

Wieder ein Lachen von Sasuke, bevor ich frustriert seufzend einfach aufgelegt hatte.
 

Eben jenes Seufzen entkam mir erneut als mein Blick über die übrig gebliebenen Kleidungsstücke glitt, welche nach sorgfältiger Prüfung auf meinem Bett liegen geblieben waren, während die restlichen Teile – jene, die meine Prüfung nicht bestanden hatten – einfach wieder zurück in meinen Schrank gewandert waren. Nachdem ich eine Weile so vor mich hin starrend dagestanden hatte und mir trotz aller Starrerei und Überlegerei kein brillanter Einfall gekommen war, seufzte ich erneut und griff nach einer hellgrauen Jeans mit Waschung sowie einem weißen Oversize-Shirt mit schwarzen Mustern. Sasuke hatte gesagt, ich solle das anziehen, in dem ich mich wohl fühlte. Daran hielt ich mich nun auch.
 

Nachdem ich mein Outfit mit einem Paar pinken Vans, silbernen Ohrringen und einer silbernen Diamond-Kette vervollständigt hatte, versuchte ich ein letztes Mal meine frisch nachgetönten Haare dazu zu überreden, ausnahmsweise mal ein paar Stunden tatsächlich eine Frisur zu bilden. Einen letzten mahnenden Blick in den Spiegel werfend, schnappte ich mir schließlich mein Handy und lief die Treppe hinunter in unser Wohnzimmer, wo meine Mum von einem Ohr zum anderen grinsend bereits auf mich wartete.

Natürlich hatte ich ihr erzählt, dass Sasuke und ich heute unser allererstes Date haben würden und auch, wenn sie erst ein wenig überrascht gewesen war, freute sie sich mittlerweile wohl mehr als ich auf den Abend. Verstehe einer Mütter. „Sehr hübsch siehst du aus, Kleines. Wann will Sasuke dich abholen?“

Ich warf einen Blick auf das Display meines Handys, bevor ich jenes in meiner Hosentasche verstaute. „So ziemlich gleich. Und du denkst, ich kann so gehen?“

„Natürlich Spatz. Außer ihr geht irgendwo fein essen… Geht ihr irgendwo fein essen?“

„Keine Ahnung. Sasuke hat darauf bestanden, dass er den Abend plant und es für mich eine Überraschung bleibt, was wir machen.“, gestand ich frustriert und griff in meine Hosentasche, um mein Handy wieder hervorzuziehen und einen erneuten Blick auf die Uhr zu werfen. Zwei Minuten vor sechs. Ein klitzekleinbisschen nervös biss ich mir auf die Unterlippe und war gerade im Begriff mein Handy wieder wegzustecken als es ein leises Zwitschern von sich gab und zweimal kurz hintereinander vibrierte. Das war dann wohl mein Stichwort.

Einen kurzen Blick auf die Nachricht von Sasuke werfend – Darf ich bitten? –, verabschiedete ich mich schnell von meiner Mum, schnappte mir im Vorbeigehen noch meinen Schlüsselbund und verließ schließlich unsere Wohnung.
 

„Oh Gott sei Dank!“ Ich gab mir keine Mühe, meine Erleichterung zu verbergen, als Sasuke mich zwar tatsächlich an seinem Porsche lehnend erwartete, aber immerhin ähnlich leger gekleidet war wie ich. In der hellbeigen Hose und dem schwarzen Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte, sah er zwar absolut zum Anbeißen – und weit außerhalb meiner Liga – aus, aber vermittelte mir nicht das Gefühl, dass ich mit meinem Outfit völlig daneben gegriffen hatte. Und als seine Lippen sich zu diesem schiefen Lächeln verzogen, war ich einen klitzekleinen Moment versucht, das Date einfach ausfallen zu lassen und stattdessen anderen Aktivitäten nachzugehen.

„Wie ich sehe, hast du dich an meinen Rat gehalten. Du siehst bezaubernd aus“, begrüßte mich Sasuke und kam mir ein paar Schritte entgegen.

„Schleimer“, ich lachte und streckte mich ihm entgegen, um meinen Begrüßungskuss einzufordern, als mir die Regeln für den heutigen Abend wieder einfielen. Den Schwung nutzend, umarmte ich ihn also nur kurz, bevor ich wieder auf Abstand ging.

Sasuke´s Lippen verzogen sich kurz missmutig, bevor er seufzend seinen Porsche per Funk entriegelte. „Du bestehst also auf die Regeln?“

„Da du mich praktisch zu dieser Überraschung zwingst, auf jeden Fall.“

Er schmunzelte, bevor er die paar Schritte zurück zu seinem Wagen ging und die Beifahrertür öffnete. „Wenn das so ist – bitte einsteigen, die Überraschung wartet.“
 

Mein allererstes Date hatte ich in der siebten Klasse mit einem Jungen aus der Parallelklasse, an dessen Namen ich mich nicht mal mehr erinnern konnte. Irgendwas mit J… Jonas? Joe? In die Richtung. Er hatte mich ins Kino eingeladen, mir mein Popcorn spendiert und war drei Wochen später umgezogen. Ich hatte den Film gehasst und diese Erfahrung so schnell wie möglich aus meinem Gedächtnis verdrängt.

Mein allererstes gutes Date hatte ich elf Monate später mit dem zwei Jahre älteren Bruder einer Freundin. Er war ein Gentleman, ich absolut aufgeregt. Nach zwei weiteren Dates war die Aufregung vorbei und unsere Wege trennten sich.

Fast ein Jahr später führte all das Daten dann auch irgendwann mal zu einer Beziehung. Matthew war klasse. Ein Jahr älter und damit so viel reifer als die ganzen Idioten in meinem Jahrgang. Sportlich, gebildet, beliebt. Und schwul, wie sich nach ein paar Monaten Beziehung herausstellte. Nach allerlei Schreierei meinerseits und vielen, vielen Entschuldigungen seinerseits – und einigen Packungen Schokolade, die wir trotz unseres Streits gemeinsam verschlungen hatten – einigten wir uns auf friedliche Koexistenz. Dank meines Umzugs nach Florida wurde diese Einigung nie auf eine ernsthafte Probe gestellt.

Und jetzt, Monate nach dieser Enttäuschung, stand ich an Bord einer gottverdammten Yacht, die gut und gerne auf zwanzig Meter Länge kam und dank der zahlreichen Lichterketten und Windlichter, die überall an Deck und an der Reling verteilt waren, den halben Hafen in sanftes Licht tauchte.

„Wow“, kam es mir leise über die Lippen, bevor ich ein bekanntes Brennen in den Augen spürte und mir in die Unterlippe biss, um diesen plötzlichen Schwall an Gefühlen in mir ein wenig abzudämpfen – und nicht wie ein Nullachtfünfzehn-Teenage-Girl loszuheulen. Vor Freude. Gott, diese Peinlichkeit konnte mir doch ausnahmsweise mal erspart bleiben, oder nicht?

„Gefällt es dir?“, kam es leise von Sasuke, welcher hinter mir stand und bis vor wenigen Sekunden noch die Augen zugehalten hatte. Glücklicherweise war er ein ausgezeichneter Blindenführer gewesen, sodass ich auf dem zweiminütigen Weg zu seiner Überraschung weder über herumliegende Gegenstände gestolpert noch aus Versehen in das Hafenbecken gefallen war.

Mir noch immer auf die Unterlippe beißend, schluckte ich ein paar Mal und nickte, bevor ich mit brüchiger Stimme hinzufügte: „Es ist perfekt.“

Im nächsten Moment umarmte Sasuke mich von hinten und zog mich fest an sich, wobei er seine Nase seitlich an meinem Hals vergrub. „Du weinst jetzt aber nicht, oder?“

Halb schnaubend und halb lachend, legte ich meine Hände über seine. „Halt die Klappe.“

Sasuke´s Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, bevor sie über meine Haut zu meiner Schulter wanderten und er mir einen kurzen Kuss aufdrückte. „Bring mich dazu.“ Die Intention seiner Worte unterstreichend, biss er mir in die Schulter; nicht schmerzhaft, aber fest genug sodass der Abdruck noch eine Weile zu sehen sein würde. Nicht, dass das meinen Körper davon abgehalten hätte, eine Gänsehaut über meine Haut zu schicken.

„Ey!“, nun wirklich lachend, drehte ich mich in der Umarmung, sodass ich ihn ansehen konnte, und legte meine Arme um seinen Nacken. „Sowas macht man nicht in der Öffentlichkeit“, schalt ich ihn, während das Grinsen auf meinen Lippen meinen Worten den Ernst nahm.

Seine Stirn gegen meine lehnend, sodass unsere Nasenspitzen aneinander rieben und ich seinen Atem auf den Lippen spüren konnte, flüsterte er eine leise Entschuldigung. „Tut mir leid.“

„Tut es nicht.“

Nun grinsten wir beide. „Kein bisschen.“, gab er zu und küsste mich.

„Dir ist klar, dass wir gerade Regel Nummer eins gebrochen haben?“, flüsterte er gegen meine Lippen und grinste.

„Halt die Klappe“, murmelte ich zurück und biss ihm in die Unterlippe, was Sasuke zum Anlass nahm, mich noch etwas näher an sich zu ziehen und die Regel erneut zu brechen. Wieder. Und wieder. Und wieder… Bis mein Handy ein hohes Zwitschern von sich gab und wir uns etwas verdutzt voneinander lösten. Dann zwitscherte es erneut, diesmal sogar zweimal kurz hintereinander und ich gab ein dezent peinlich berührtes „Ups“ von mir, bevor Sasuke mir bedeutete, dass ich ruhig rangehen könnte. Ich murmelte ein „Sorry“ und küsste ihn kurz entschuldigend, bevor ich in meine Hosentasche griff und mich meinem Handy zuwandte. Drei neue Nachrichten von Sasori.
 

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast.
 

Hahahahhaha, nein, weiß ich nicht. Keine Sorge. Deine Geheimnisse sind sicher. Vielleicht. Jedenfalls wollte ich nur fragen, ob du mit ins Kino kommst morgen Abend? Zu Bilbo und Smaug? Komm schon, wir wissen, dass du es auch willst. Loooooos, sag jaaaa. :DDDD
 

Übrigens: ich bin´s, Deidara.
 

Ich lachte leise, bevor ich eine Antwort tippte.

Wie kommt´s, dass er dich an sein Handy lässt? Ich hätte ihn da eher für den besitzergreifenden Typen gehalten. ;D

Ich weiß noch nicht wegen Kino. Melde mich morgen früh nochmal deswegen.
 

Ich schloss die App und stellte mein Handy sicherheitshalber auf lautlos, bevor ich es zurück in meine Hosentasche schob und mich wieder zu Sasuke drehte. Dieser wartete geduldig an Ort und Stelle und spielte mit seinem Autoschlüssel rum, während seine Augen auf mir lagen. „Möchte Ino bereits einen Statusbericht haben?“

Ich lachte und ließ zu, dass er mir einen Arm um die Hüfte legte und uns beide in Richtung der Yacht bewegte. „Nein, nein. Das war nur Deidara, ein Freund von Sasori. Er hat gefragt, ob ich morgen mit ihnen ins Kino gehe. Hobbit gucken. Ich hab ihn um etwas mehr Bedenkzeit gebeten.“

„Sasori, mh?“, brummte Sasuke und für einen klitzekleinen Moment dachte ich, seine Hand auf meiner Hüfte würde mich ein wenig fester halten.

„Ehm, ja? Kennst du ihn?“

„Flüchtig. Er soll ein Genie an der Geige sein.“

Ich nickte nur, fiel mir nun nicht wirklich etwas ein, das ich erwidern konnte. Oder wollte. Stattdessen ließ ich mir von Sasuke auf die Yacht helfen, wo er aus einem Kühlschrank unter Deck Champagner, verschiedene Sorten Obst und Eis, Schokoladensauce und selbstgemachtes Tiramisu hervorzauberte, bevor wir es uns auf dem Sonnendeck mittels einer dicken Wolldecke und mehreren großen, flauschigen Kissen bequem machten.
 

„Siehst du das Viereck da? Sieht ein bisschen aus wie ein Trapez. Mit den drei Sternen die davon nach links weggehen? Das ist der große Wagen.“

„Sieht für mich eher wie ein Karren aus.“, erwiderte Sasuke leise, nahm seinen Blick jedoch nicht von der Sternenformation, die ihm soeben gezeigt hatte.

„Na wenn das so ist… Dann verlängere mal die Hinterachse des Karrens um sich selbst fünnmal. Da hast du dann den-“

„Nordpolarstern.“

Ich lächelte und sah kurz zu Sasuke hinüber, dessen Blick noch immer fest am Himmel verankert war. „Richtig. Kannst du auch den kleinen Wagen sehen?“

Sasuke kniff die Augen zusammen und für einen Augenblick huschten seine Augen über das Sternenfirmament, bevor sie fanden, was sie suchten. „Da. Links neben dem Nordpolarstern. Aber er ist falschherum. Ist wohl umgefallen.“ Er grinste und sah zu mir herüber.

„Wahrscheinlich falsch beladen.“, mutmaßte ich und wir lachten. Dann wandte ich meinen Blick wieder nach oben und sah aus den Augenwinkeln wie Sasuke meinem Beispiel folgte. „Weiter darüber steht auch ein Haus auf dem Kopf. Siehst du´s?“

Es dauerte einen Moment bis Sasuke antwortete. „Mhh… Wird wohl das Haus des Nikolaus sein. Sonst wäre es ja schon längst runter gefallen.“

Ich lachte wieder und rollte mich auf die Seite, um Sasuke einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Nicht ganz.“, flüsterte ich und küsste seinen Kieferknochen, direkt unter seinem Ohr. „Cepheus. Er war ein König, dessen Frau den Zorn der Götter auf sich gezogen hat.“ „Und deshalb wurde er in den Himmel verbannt?“, fragte Sasuke und legte seinen Arm um mich, sodass ich mit meinen Kopf bequem an seiner Schulter Platz fand.

„Nicht ganz. Seine Frau, Cassiopeia, verärgerte die Götter, indem sie behauptete, dass sie schöner als die Nereiden, die Töchter des Meeresgottes Nereus, sei. Die Nereiden wandten sich ob dieser Beleidigung an Poseidon, der ein Seeungeheuer ausschickte, das das Land verwüstete. Nur die Opferung des einzigen Kindes des Königspaares, Andromeda, sollte diesen Fluch brechen. So entschlossen sich Cepheus und Cassiopeia ihre Tochter zu opfern, um ihr Land zu retten. Wie häufig in Sagen, wurde Andromeda noch rechtzeitig von einem Ritter in glänzender Rüstung gerettet und das Seeungeheuer besiegt. Und zur Erinnerung an diese Geschichte, benannten die Menschen Himmelsbilder nach ihnen.“

„Wow. Woher weißt du das alles?“

„Mein Dad hat´s mir erzählt. Früher, als sich mein Heimatland jedes Jahr geändert hat, hat er mich oft mit zu Shootings genommen. Viele davon fanden draußen statt und meist sind wir so lange geblieben, dass es bereits dunkel war, wenn gerade erst damit begonnen wurde, das Set abzubauen. Wir haben uns dann auf das Dach seines Wagens gelegt und er hat mir die Sterne gezeigt. Und die Geschichten erzählt. Sogar die Setarbeiter, die eigentlich mit abbauen beschäftigt waren, haben sich manchmal zu uns gesellt. Manchmal, wenn es wirklich spät wurde, hat meine Ma angerufen und uns daran erinnert, dass wir ein warmes Bett haben, das zuhause auf uns wartet.“ Ich seufzte leise bei der Erinnerung.

„Das muss schön gewesen sein. Jemanden zu haben, der dir all das erzählt, meine ich.“

„Mhh.. Als Kind dachte ich manchmal, dass meine Eltern ein bisschen wie Cepheus und Cassiopeia seien. Dass sie sich lieben und alles füreinander aufgeben würden. Und dass ich ein bisschen wie Andromeda sei. Dass ich meine Eltern so sehr liebe, dass ich bereit sei, alles für sie zu tun. Denn am Ende werde ich ja eh gerettet. Denn am Ende wird ja eh alles gut. Wie dumm und naiv Kindergedanken doch sein können.“

„Ich glaube… jeder hat ein bisschen was von einem Cepheus, einer Cassiopeia und einer Andromeda in sich. Vielleicht sogar ein bisschen was von einem Seeungeheuer. Und von diesem Ritter, wie hieß der doch gleich?“

„Perseus. Und er war ein Held, falls dich mal jemand anderes fragt als ich. In der griechischen Mythologie gibt es keine Ritter, nur Helden.“

„Und glänzende Rüstungen?“

„Auch nicht.“

„Das ist ja langweilig.“

Ich lachte und sah aus den Augenwinkeln wie Sasuke grinste, bevor er seinen Hals ein wenig reckte, um mir einen Kuss auf die Haare zu geben.
 

„Es gibt da etwas, das ich dir gerne erzählen würde.“

„Okay? Ich höre zu.“

Sasuke nickte langsam und ließ seinen Blick wieder zum Himmel schweifen, bevor er fast unhörbar seufzte und beide Arme um mich legte. „An dem Abend als das Weihnachtskonzert war… Da war ich mit meinen Eltern und Itachi essen. Ich dachte – wir beide dachten –, dass es ein Geschäftsessen sei, aber stattdessen waren es nur wir vier. Es war seltsam. Meine Mutter hat mich bei der Begrüßung beinahe erdrückt und mein Vater hatte diesen komischen Blick drauf. Dieser Ich-bin-ausnahmsweise-kein-Eisklotz-Blick. Und während des Essens hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas schrecklich schief läuft. Vater war wie immer still und distanziert und Mutter hätte mehrmals fast angefangen zu weinen. Einmal während ich ihr das Salz gereicht habe. Aber am seltsamsten war, dass sie sich nicht angesehen haben. Sie haben uns angesehen und die Kellner und die Umgebung. Sie haben sich sogar miteinander unterhalten ohne sich anzusehen! Und da war die ganze Zeit dieses Gefühl, dass irgendetwas ganz, ganz falsch läuft und ich habe es Itachi angesehen, dass er es auch hatte. Ich konnte beinahe sehen, wie sich die Räder in seinem Kopf gedreht haben. Und mitten im Dessert ist es ihm eingefallen. Er hätte zumindest bis danach warten können.“

Ich schwieg, war ich mir nicht sicher, was ich sagen sollte, ob ich überhaupt etwas sagen sollte. Offenbar schien Schweigen eine gute Idee gewesen zu sein, da Sasuke nach wenigen Sekunden fortfuhr.

„Er hat mitten im Dessert seine Gabel weggelegt, erst Mutter und dann Vater angeguckt und dann einfach so gesagt: ‚Ihr lasst euch scheiden.‘ Einfach so. Ohne Vorwarnung. Und so als ob er im Matheunterricht das Ergebnis sagen würde. Prezise formuliert, ohne viel drumherum. Und als im nächsten Moment meine Mutter in Tränen ausgebrochen ist, wusste ich, dass er Recht hat. Da hätte sich mein Vater das zustimmende Nicken sparen können.“

Ich schluckte und richtete mich ein wenig auf, um Sasuke besser ins Gesicht sehen zu können. Sein Kiefer schien zum Zerbrechen angespannt vor Wut, doch seine Augen spiegelten eine ganz andere Emotion. Er war verletzt. Zutiefst verletzt, weil ihm etwas weggenommen worden war, von dem er nicht wusste, dass er es so sehr liebte. Die Gewissheit, dass seine Familie ganz war. Sie war vielleicht nicht heil oder gut oder – Gott bewahre! – perfekt. Aber sie war ganz. Gewesen. Bis zu diesem Moment, in dem alles zerbrochen war.

Mir fehlten die Worte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn obwohl ich seinen Schmerz verstand – soweit wie ein Scheidungskind ein anderes verstehen kann – wusste ich auch, dass mir Worte damals nicht geholfen hatten. Kein Wort der Welt kann reparieren, was kaputt geht. Dafür braucht man mehr als Worte.

Also setzte ich mich auf und griff nach Sasuke´s Armen, die dabei von mir rutschten, um ihn ebenfalls in eine sitzende Position zu bringen. Kaum dass er saß, rutschte ich etwas näher an ihn heran und zog ihn in eine Umarmung – eine der Sorte Tu-was-du-willst-ich-bin-hier-und-halt-dich-fest. Es dauerte einen Moment, bis wieder Bewegung in ihn kam und sich seine Arme erneut um mich legten, fester diesmal, so fest, dass ich mir sicher war, dass ich am nächsten Tag wohl den ein oder anderen blauen Fleck zu verzeichnen hatte, aber ich blieb still. Wir blieben beide still. Nur das leise Rauschen der Wellen im Hafen und unser Atem war zu hören, während erst eine und dann noch eine und noch eine Kerze erlosch, bis meine Knie schmerzten und das Boot nur noch von den Lichterketten erhellt wurde. Und erst dann, löste sich ein leiser Laut aus Sasuke´s Kehle und hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte behauptet es sei das letzte Wimmern eines verletzten Tieres.
 

Es dauerte einige Zeit bis Sasuke und ich uns wieder voneinander lösten – nicht ohne beide über eingeschlafene Gliedmaßen zu klagen – aber kaum dass wir es taten, lehnte sich Sasuke vor und küsste mich. Schenkte mir einen dieser Küsse, von denen man meist nur liest; die mehr Gefühle vermitteln als ein ganzer Roman es je könnte, die einem die Knie weich werden lassen, weil das Herz vor Liebe zerspringt. Und dann waren die Worte auch schon gemurmelt. Und noch bevor der Schock sich setzte, waren sie auch schon mit einem Kuss erwidert, der ebenso gefühlvoll wie der zuvorige, aber leidenschaftlicher, fröhlicher, noch liebender war. Und es war egal, dass keine Worte den Weg über seine Lippen fanden, denn im Grunde sind Worte auch nur Schall und Rauch und nur Taten das, was wirklich zählt.
 

„ Sie haben – eine – neue Nachricht. Von 321XXX-XXXX am 13. Dezember 2014 um 04:07 Uhr. … Hey. Ich weiß, du schläfst wahrscheinlich gerade, aber ich dachte, ich ruf mal an. Also… gute Nacht... Dad. … Ende der Nachricht.“

That´s the fun part

Somebody please stop the clock

Don't ever let this day stop
 

„Nein.“

„Aber Sasoooriiiii!!!“

„Nein. Zweimal reicht ja wohl. Die Leute denken noch, wir haben einen Sprung in der Schüssel, und rufen vorsichtshalber die Polizei.“

„Aaaaaaaaaaaaaaaaabeeeeeeeeeeeeeeer-“

„Ich sagte nein, Deidara. Und jetzt halt die Klappe oder du läufst nach Hause.“

„Du bist gemein, un!“ Schmollend verschränkte Deidara seine Arme vor sich und verschwand von dem Platz an Sasori´s rechter Seite, um zwei Sekunden später zu meiner Linken aufzutauchen und sich bei mir unterzuhaken. „Sasori ist ein Fiesling, un!“

„Ich weiß, mein kleiner Hobbit. Er versteht es einfach nicht.“ Ich warf Sasori einen gespielt enttäuschten Blick zu und sah aus den Augenwinkeln, wie Deidara das Gleiche tat.

„Das bekommt man nun, wenn man sich die Mühe gibt, mit einem Genie Freundschaft zu schließen. Verrat und Unverständnis. Ich bin zutiefst getroffen.“ Deidara legte sich theatralisch eine Hand über´s Herz und ließ sich noch etwas mehr gegen mich sinken.

Sasori schnaubte nur. „Vergesst es. Mit der Tour habt ihr mich vorhin schon gekriegt, das passiert nicht noch einmal.“

Synchron seufzend, schüttelten Deidara und ich den Kopf. „Er versteht es wirklich nicht.“

„Wenn ihr zwei fertig seid mit dem Theater, können wir dann jetzt gehen? Ich hab schon seit heute früh Appetit auf einen Cheeseburger.“

„Du zahlst?“, fragte Deidara.

Sasori seufzte. „Wenn wir dann jetzt endlich gehen können, kauf ich euch den ganzen Laden.“

Deidara und ich warfen uns kurz abschätzende Blick zu, bevor er wieder zu Sasori´s rechter Seite verschwand und sich dort bei ihm unterhakte. „Also wenn das so ist, hätte ich gern zwei Cheeseburger und einen Chickenburger. Aber nicht den mit der ekligen Sauce, sondern den anderen. Wie hieß der noch gleich?“

„Chickenburger TS.“, half ich aus und folgte den beiden aus dem Kino, in welchem wir die letzten vier Stunden damit beschäftigt gewesen waren, den dritten Teil der Hobbittrilogie zu sehen. Zweimal. Wir Nerds.

„Genau der! Danke, Sakura. Also, zwei Cheeseburger und einen Chickenburger TS. Oder doch lieber zwei Chickenburger und nur einen Cheese? Aber irgendwie hab ich auch Lust auf Pommes… Sasori, kaufst du mir Pommes?“

„Wenn du dann mal für fünf Minuten still bist.“

„Wow, gemein. Okay, dann keine Pommes für mich. Sakura, kaufst du auf Sasori´s Rechnung Pommes und gibst sie mir dann?“

Sasori seufzte und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, während ich mich heftig zusammenreißen musste, um nicht hemmungslos zu lachen. Auch wenn Sasori in dem Punkt recht hatte, dass Deidara viel, viel zu viel redete – vor allem viel zu viel unnötiges Zeug – so sorgte seine lockere, dauergutgelaunte Natur einfach dafür, dass man ständig lachen oder lächeln musste. Selbst Sasori, der angestrengt versuchte genervt zu sein, konnte sich das ein oder andere Schmunzeln nicht verkneifen.

Auch dann nicht als Deidara und ich auf dem Weg zum nächsten Schnellrestaurant heftig darüber debattierten, ob ein Cheeseburger mit einer, zwei oder mit drei Scheiben Käse besser schmeckte.
 

„… Deshalb sind drei Scheiben Pflicht!“ Zufrieden mit seiner Erklärung, schnappte sich Deidara ein paar Pommes von Sasori und ließ sie sich schmecken. Dieser hatte bereits aufgegeben, sein Essen verteidigen zu wollen, und warf Deidara nur einen mäßig bösen Blick zu, mit welchem er vermutlich nicht mal ein Baby zum Weinen gebracht hätte. Auf Deidara hatte er damit auch eher einen gegenteiligen Effekt, da sich der Blonde nur weiterhin grinsend von Sasori´s Pommes bediente. Ich hingegen knabberte noch an meinem Cheeseburger herum und bewunderte Deidara´s Magenvolumen. Was der Junge alles essen konnte…

„Wird dir nicht irgendwann schlecht?“ Verwirrt blickten mich die beiden an, woraufhin ich auf die Verpackungen der zwei Cheeseburger, der mittleren Portion Pommes und den Vanilleshake deutete, die Deidara bereits verschlungen hatte.

„Was?... Ach nein, mach dir keine Sorgen! Ich hab ´ne leichte Schilddrüsenüberfunktion, weshalb mein Stoffwechsel schneller arbeitet als normal-“

„Und er den ganzen Tag im Dreieck rennt ohne müde zu werden.“, grummelte Sasori dazwischen, was von Deidara großzügig übergangen wurde.

„Und ich mehr esse als andere Menschen ohne fett zu werden.“, beendete er seine Ausführungen und grinste, bevor er sich erneut an Sasori´s Pommes bediente. Dieser seufzte nur und schob die Packung zu Deidara rüber, bevor er sich mir zuwandte. „Willst du noch was?“

„Nein, danke. Ich habe leider keinen Superstoffwechsel.“

„Okay, dann können wir ja los. Sonst bekomme ich den Geruch von Pommesfett die nächsten Jahre nicht mehr aus meiner Nase.“ Sasori verzog sein Gesicht angeekelt und stand auf, um unsere Tabletts wegzutragen.

„Hey! Was ist mit mir? Ich esse noch!“, rief Deidara ihm hinterher und schob sich demonstrativ noch zwei Pommes in den Mund.

„Dann iss schneller!“, kam sogleich die Antwort von Sasori, bevor dieser um die nächste Ecke verschwand, die Tabletts noch in der Hand.

Deidarar grummelte etwas, das verdächtig nach einer Reihe von Beleidigungen klang, bevor er sich wieder seinen Pommes zuwandte. Noch bevor er jedoch auch nur eine weitere gegessen hatte, riss er plötzlich seinen Kopf hoch und starrte mich an, wobei sich langsam ein Grinsen auf seine Lippen schlich.

„Alles in Ordnung bei dir? Du siehst aus als ob du gleich eine Axt hervorzauberst und Jokermäßig Amok läufst.“, bemerkte ich und rückte sicherheitshalber ein Stück von ihm weg. Man konnte ja nie wissen…

Deidara ließ sich davon nicht beirren und grinste munter weiter. „Hast du am Mittwoch Zeit?“

„Das kommt darauf an, was du geplant hast. Ich werde keine Bank ausrauben.“

„Kein Problem, das schaffe ich allein.“ Lachend schnappte sich Deidara ein paar weitere Pommes. „Nein, Quatsch. Am Mittwoch ist eine Vernissage in Orlando, wo ein paar Werke von mir ausgestellt werden. Sasori begleitet mich für gewöhnlich, aber diesmal muss ich mich wohl mit ein paar Leuten unterhalten, und er langweilt sich immer schrecklich dabei, deshalb will er eigentlich gar nicht mitkommen, aber ich will nicht allein hin und gar nicht hingehen wäre auch doof, immerhin ist das eine wirklich große Sache diesmal, weil ich für den Orlando Art Prize nominiert bin und-“

Lachend legte ich meine Hand beruhigend auf seinen Unterarm. „Okay, okay, okay! Ich komm mit, aber hol bitte Luft, okay? Meine Güte, wie kannst du nur so schnell reden?“

„Übung, denke ich. Und danke, ich schulde dir was, un! Jetzt kommt Sasori auf jeden Fall mit!“ Grinsend knüllte Deidara die Pommespackung zusammen.

„Wohin komme ich auf jeden Fall mit?“, ertönte Sasori´s Stimme, der sich nun wieder neben Deidara auf der Sitzbank niederließ.

„Nach Orlando am Mittwoch! Sakura kommt auch mit! Und während ihr beide meine Kunstwerke bewundert, kann ich sicherstellen, dass das auch die Jury tut. Haha, dieses Jahr gehört der Preis mir, Duckley!“ Nun wieder manisch grinsend – so langsam gewöhnte ich mich daran – kletterte er über Sasori´s Schoss und hüpfte in Richtung Mülleimer davon – daran würde ich mich wohl nie gewöhnen.

„Wer ist Duckley?“, fragend wandte ich mich an Sasori, der sich kein bisschen von Deidara´s dezent wahnsinnigen Verhalten stören ließ.

„Seine Konkurrentin. Sie hat den Preis die letzten zwei Jahre gewonnen. Deidara schwört darauf, dass sie die Jury manipuliert. Oder einen Deal mit dem Teufel hat.“

„Vielleicht hat sie auch einfach nur Talent?“

Sasori lachte. „Das solltest du ihm besser nicht sagen. Außer du möchtest eine dreistündige Führung durch all seine Werke. Und glaub mir: Das möchtest du nicht.“

Deidara, der soeben wieder zurück gehüpft-tänzelt-irgendwas kam, blieb fragend von einem zum anderen blickend neben mir stehen. „Was möchten wir nicht?“

„Noch länger hier bleiben. Also los.“, antwortete Sasori und scheuchte uns mit einer Handbewegung aus dem Schnellrestaurant.
 

Irgendwie hatte sich Sasuke diese ganze „Tut mir leid, dass ich mich (mal wieder) wie ein Arschloch aufgeführt habe“-Sache einfacher vorgestellt. Nicht, dass jemals irgendetwas mit Karin einfach gewesen wäre. Im Grunde genommen ist die Rothaarige die wahrhaftige Verkörperung der Kompliziertheit. Sie will einen Kaffee? Dann darf es nur ein Java Chip Chocolate Cream Frappucino mit einem Schuss Caramell sein. Sie ist gerade dabei sich ein neues Kleid zu kaufen? Dann wird erst einmal eine halbe Stunde mit der Verkäuferin darüber beraten, ob das Kleid nun in hell- oder dunkelgrau besser zu ihren Haaren passt. (Am Ende kauft sie eh ein anderes Kleid.) Für Kommentare während des Filmeguckens wird der Film pausiert; neue Musik hört sie prinzipiell erst einmal über ihre On-Ear-Kopfhörer, bevor sie sie aus „irgendwelchen klangverzerrenden“ Boxen erklingen lässt; und wenn man ihr schon Eis von Ben & Jerry´s mitbringt, dann doch bitte gleich Cookie Dough.

Nein, mit Karin war tatsächlich noch nie irgendetwas einfach gewesen.

Deshalb hatte er auch nicht einfach nur einen Strauß roter Amaryllen gekauft und ihr als Entschuldigung vorbei gebracht. Nein, das wäre ja zu einfach gewesen. Stattdessen hatte er das unbegrenzte Limit seiner Kreditkarte genutzt und dafür gesorgt, dass Karin dreimal täglich und das jeden Tag der vergangenen Woche einen Strauß roter Amaryllen nach Hause geliefert bekam. Aber da ja absolut niemals irgendetwas mit dieser Frau einfach war – manchmal zweifelte Sasuke ernsthaft an sich selbst, immerhin war er noch immer mit ihr befreundet – hatte sie natürlich nicht darauf reagiert. Also stand er nun vor ihrer Haustür und wartete darauf, dass man ihn herein ließ. Wenn er Pech hatte, war nur Karin daheim und würde ihm die Tür direkt wieder vor der Nase zuschlagen. Das wäre nun wirklich unangenehm. Und nervtötend.

Ausnahmsweise schien das Glück aber auf seiner Seite zu sein, denn keine halbe Minute nachdem er geklingelt hatte, wurde ihm die Tür geöffnet. Und zwar von Karin´s lächelnder Mutter, deren Augen verrieten, dass sie beim Anblick Sasuke´s wohl am liebsten gelacht hätte. „Hallo Sasuke. Wie ich sehe versuchst du es jetzt persönlich?“

Ihr Blick huschte dabei zu dem riesigen Blumenstrauß, den Sasuke in seiner Hand hielt – und der ihn einiges an Nerven gekostet hatte. Allein dieses Monstrum in seinem Porsche zu transportieren, war beinahe unmöglich gewesen ohne eines von beiden dabei zu beschädigen. Er wollte gar nicht daran zurück denken, wie ihn der Florist seines Vertrauens angeschaut hatte als er vor vier Stunden bei ihm im Laden aufgetaucht war und einen Blumenstrauß mit hundert roten Amaryllen verlangt hatte. Immerhin hatte es nur drei einhalb Stunden und ein saftiges Trinkgeld gedauert bis die gewünschten Blumen mithilfe umliegender Läden herbeigeschafft und als Strauß gebunden waren.

„Guten Tag, Mrs. Humphrey. Versuchen ist das richtige Wort. Ich nehme an, dass sie mich nicht sehen will?“

Noch bevor Mrs. Humphrey antworten konnte, erklang aus dem Inneren des Hauses auch schon Karin´s Stimme: „Da nimmst du genau richtig an, du manipulatives Ar-“

„Karin, Wortwahl!“, unterbrach Mrs. Humphrey ihre Tochter, die soeben im Hausflur auftauchte.

„-mseliges Getier!“, beendete die Rothaarige ihren Satz, gezwungenermaßen jugendfreundlicher als geplant, und baute sich neben ihrer Mutter auf.

„Ich lasse euch beide dann mal allein. Karin, sei nett. Sasuke, schön dich gesehen zu haben. Bleib doch zum Abendessen.“ Damit entschuldigte sich Mrs. Humphrey ins Innere des Hauses.

Karin schnaubte. „Denk nicht einmal daran! Du hast dir das Recht in diesem Hause zu essen noch nicht wieder zurückgewonnen. Deine Billigblumen ändern daran auch nichts.“

„Diese Billigblumen“, begann Sasuke und hob zur Verdeutlichung den Strauß an seiner Seite an, um ihn Karin in die Arme zu drücken, „haben mich vierhundersiebenundachtzig Dollar gekostet. Und da rede ich nur von diesem Strauß.“

Für einen Moment sah Karin erschrocken auf den Strauß in ihren Händen – Sasuke könnte schwören, dass er sogar fast einen Hauch von schlechtem Gewissen entdecken konnte – dann jedoch legte sie den Strauß neben sich auf einem Holzschränkchen ab, bevor sie sich mit verschränkten Armen wieder Sasuke zuwandte. „Das ändert überhaupt nichts. Du bist trotzdem noch ein-“

„Armseliges Getier, ich weiß schon.“ Sasuke biss sich auf die Innenseite seiner Unterlippe, um nicht zu grinsen.

„Du weißt genau, dass ich Arschloch meinte!“, zischte Karin, leise genug, sodass ihre Mutter nichts davon mitbekam.

Sasuke seufzte. „Karin… Es tut mir leid, okay? Ich… war gereizt an dem Abend und habe falsch reagiert. Auch wenn ich dir für deine Bemerkung noch immer den Hals umdrehen möchte.“

„Das konntest du dir jetzt nicht verkneifen, was?“

„Du sagst doch immer, wie wichtig es ist, ehrlich zu einander zu sein.“

„Du…!“

„Ich?“

„Fahr zur Hölle!“ Damit flog die Tür ins Schloss. Sasuke seufzte und massierte sich für einen Moment die Schläfen, bevor er die Hand hob, klingelte und es erneut versuchte.
 

„Gib´s zu, du hattest einfach Spaß daran mir die Tür vor der Nase zu zuschlagen.“

Grinsend ließ sich Karin neben Sasuke auf der Couch im Wohnzimmer nieder, bevor sie ihm die Fernbedienung aus der Hand nahm und den Sender wechselte. „Ein bisschen vielleicht.“

„Deshalb hast du mir auch viermal die Ehre gegeben, was?“

„Okay, okay… Ein bisschen mehr vielleicht. Aber du hattest es auch verdient.“

„Viermal?“

„Viermal.“

„Hn.“

„Hn dich selbst.“

Auch wenn Sasuke gerade nicht übel Lust hatte, Karin eine durchaus angebrachte Kopfnuss zu verpassen – immerhin hatte sie ihn über eine Stunde wie einen Idioten vor ihrer Haustür stehen lassen und zeigte nun keinerlei Reue diesbezüglich –, so seufzte er doch nur und rutschte etwas näher an sie heran, um einen Arm um sie zu legen. „Du bist scheiße kompliziert.“

„Na immerhin haben wir da eine Sache gemeinsam.“, grummelte sie. „Wir sind beide schei-“

„Wortwahl, Karin!“, erklang da die Stimme ihrer Mutter aus der Küche und unterbrach ihre Tochter ein weiteres Mal.

„Sasuke hat es zuerst gesagt!“, rief Karin zurück und warf schließlich dem Uchiha neben sich einen bitterbösen Blick zu.

„Sasuke ist nicht mein Sohn. Du aber schon!“

„Ich bin deine Tochter!“

„Gleiches Prinzip!“

Karin schnaubte, bevor sie die Laustärke des Fernsehers etwas hochdrehte, um sicherzugehen, dass ihre nächsten Worte ausnahmsweise nur von Sasuke zu verstehen waren. „Die Frau will mich doch verarschen.“

„Wortwahl, Karin“, gluckste Sasuke und rollte im nächsten Moment äußerst unelegant von der Couch, um sich im schräg danebenstehenden Sessel vor Karin´s Couchkissen-Attacke zu retten.
 

„Sie bewegt sich nicht mehr, mh.“

„Was für eine Beobachtung.“

„Atmet sie überhaupt noch?“

„Natürlich atmet sie noch!“

„Sakura? Lebst du noch?“

„Deidara, ich schwöre bei Gott, noch so eine dumme Frage-“

„Das ist ein Steinway.“, stellte ich nicht besonders geistreich fest und wandte mich wieder Deidara und Sasori zu, welche es sich auf der Couch im Wohnzimmer der Familie Hiroi bequem gemacht hatten, während ich vollkommen perplex den schwarzen Flügel angestarrt hatte, der mitten im Raum stand und mir allein bei seinem Anblick eine Gänsehaut bescherte. Dementsprechend war es auch nicht sonderlich verwunderlich, dass meine Stimme bei meinen nächsten Worten graduell nach oben schnellte: „Du hast gesagt, ihr besitzt einen Flügel. Du hast nie von einem Meisterwerk gesprochen!“

„Ich glaube, sie hyperventiliert gleich.“, bemerkte Deidara und erhielt dafür von Sasori einen dezenten Schlag auf den Hinterkopf. Ich hatte mich derweil wieder zum Steinway gedreht und wagte mich einen Schritt näher heran, sodass ich mit meinen Fingerspitzen beinahe das dunkle Holz berühren konnte. Nicht, dass ich das jemals tun würde. Dieser Flügel musste ein Vermögen gekostet haben, selbst der kleinste Kratzer darin würde mich in den finanziellen (und spirituellen) Ruin stürzen.

„Du kannst ihn ruhig anfassen, davon fällt er nicht auseinander.“

„Das Risiko gehe ich lieber nicht ein.“ Vorsichtig ging ich ein paar Schritte um den Flügel herum bis ich nah genug an das feingeschwungene Holz des Notenhalters herankam, um es aus sicherer Entfernung zu bestaunen.

Ein Seuzen hinter mir war alles, was ich an Warnung erhielt, bevor Sasori plötzlich an meiner Seite auftauchte, meine Hand ergriff und sie auf dem Korpus ablegte. Ich behaupte bis heute, dass ich noch nie so laut und hoch geschrien hatte wie in diesem Moment.

„OH MEIN GOTT, BIST DU IRRE??!!“

„Eher taub. Vielen Dank.“, bemerkte Sasori trocken und ließ meine Hand los, um sich damit das Ohr zu reiben, welches am nächsten zu mir war.

Deidara rollte sich derweil lachend auf der Couch von einer Seite zur anderen.

„Du- Du kannst doch nicht einfach- Das!“ Da mir weitere Worte fehlten, wedelte ich nur vielsagend mit meinen Händen zwischen Sasori, mir und dem Steinway hin und her, was schließlich dazu führte, dass auch Sasori zu lachen begann. Dies wiederum resultierte in einem erneut nicht gehörfreudigen „Das ist nicht lustig!“ meinerseits, was Deidara und Sasori jedoch nur noch mehr zum Lachen brachte. Ungläubig blickte ich von einem Idioten zum anderen und fragte mich einen Moment, ob ich falschen Film gelandet war. Als sich Sasori dann räusperte und seinen Mund öffnete, um etwas zu erwidern, jedoch erneut nur ein Lachen hervorkam, musste auch ich schließlich grinsen. Und als Deidara dann auch noch vor Lachen von der Couch rollte und einfach auf dem Boden liegend weiterlachte, entkam auch mir ein klitzekleines Lachen. Darauf folgte noch eines. Und noch ein oder zwei-vier weitere.
 

„Also nur, dass ich das jetzt richtig verstehe…“

„Mach kein Drama draus, Karin.“

„Lässt du mich bitte ausreden?“

Die Hände als Zeichen des Friedens hochhaltend, wappnete sich Sasuke bereits geistig für das sicherlich folgende Drama. Hätte er doch einfach die Klappe gehalten…

„Sakura ist also mit dem Genie im Kino. Seit fünf – nein sechs Stunden. Ihr hattet seit gestern keinen Kontakt mehr, der über ein ‚Schlaf gut‘ oder ‚Guten Morgen‘ hinausgeht-“

„Hast du schon wieder meine WhatsApp-Nachrichten gelesen, während ich auf Toilette war?“

„Und! Die Gerüchteküche brodelt seit Wochen wegen euch drei.“

„Die Gerüchteküche kann mich mal am Arsch.“

„Du weißt, was man sagt: In jedem Gerücht steckt auch immer ein Stückchen Wahrheit.“

„Nicht in diesem.“

„Und da bist du dir sicher?“

„Ja. Würdest du mir jetzt verraten, warum du ständig versuchst, mir Sakura auszureden?“

„Ich versuche gar nicht, sie dir auszureden!“, begann Karin und griff bereits nach der Fernbedienung, um den Ton wiedereinzuschalten, den sie keine drei Minuten vorher ausgeschaltet hatte, um Sasuke die Frage der Fragen zu stellen: „Hat Sakura eigentlich kein Problem damit, dass du deine Samstagabende mit mir verbringst?“

Sasuke, der nun schon deutlich zu lang mit der Rothaarigen befreundet war als dass sie ihn mit einem hektischen „So war das überhaupt nicht gemeint!“ abspeißen könnte, entwand ihr die Fernbedienung jedoch und schob sie hinter sich unter eines der Kissen. „Karin…“

„Okay, gut! Vielleicht will ich einfach nicht, dass du zuviel investierst und ich dich dann wieder aus der Scheiße ziehen muss.“

Ein unangenehmes Gefühl machte sich in Sasuke´s Brust bemerkbar, wusste er doch nur zu genau, auf was Karin da anspielte. Seine Antwort kam daher gepresster hervor als gewollt: „Sakura ist nicht-“

„Nicht wie Amy, ich weiß schon. Aber woher willst du das wissen? Du kennst sie seit drei Monaten und nach allem, was wir von ihr wissen, könnte sie auch deshalb von New York hierher gezogen sein, weil sie eine Jugendstraftäterin ist, die alle drei Wochen ´nen neuen Kerl am Start hat.“

Für einen Moment starrten sich die beiden nur an. Dann musste Sasuke glucksen und griff nach der Fernbedienung, um sie Karin in die Hand zu drücken. „Du, meine Liebe, guckst zu viel Revenge . Sakura ist keine Emily Thorne. Und ich nicht Daniel Grayson.“

Karin schnaubte. „Natürlich bist du kein Daniel. Der ist viel zu höflich für dich.“

Ein kurzes Lachen von sich gebend, streckte sich Sasuke wieder auf der Couch aus, sodass Karin sich bequem bei ihm anlehnen konnte, während sie pünktlich zum Ende der Werbepause den Schauspielern von Hannibal ihre Stimme zurückgab. „Lass mich raten: Du bist dann Ashley. Oder doch Charlotte?“

„Ganz falsch. Amanda. Und jetzt halt die Klappe.“ Damit rollte sich die Rothaarige an Sasuke´s Seite zusammen und widmete sich voll und ganz den Szenen im Fernseher.

Sasuke biss sich auf die Innenseite seiner Wange, um ein Glucksen zu unterdrücken, bevor auch er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen der Serie richtete. Nicht ohne noch einen tadelnden Schlag gegen die Rippen von Karin zu erhalten, der das Amüsement ihres Freundes nicht entgangen war.
 

Als ich in dieser Nacht nach Hause kam, war ich allein mit dem Blinken des Anrufbeantworters. Ma hatte Nachtschicht und würde nicht bis zum frühen Morgen zurück sein. Einige Augenblicke lang saß ich nur da, im Flur auf dem Boden, mir gegenüber das Regal mit der Telefonstation. Das Blinken. Bis ich es nicht mehr sehen konnte und stattdessen mein Handy zückte, um zu telefonieren.

„Hey. Sorry, ich weiß, es ist spät…. Nein, nein, alles gut. Ich… Kannst du vorbei kommen?“

Feels like love

I'll light your fire till my last day; I'll let your fields burn around me, around me

If that's what you wanted; If that's what you wanted
 

„Hi.“

Der Anblick von Sasuke, wie er mit vom Schlaf total verwuschelten Haaren mitten im Flur vor unserer Wohnung stand, lächelnd als ob er gerade einen Hundewelpen geschenkt bekäme, ließ mich einen Moment vergessen, warum er überhaupt hier war. Mitten in der Nacht auf einen Sonntagmorgen.

„Selber hi“, antwortete ich und streckte eine Hand nach ihm aus, welche er sogleich in seine nahm und zu mir herantrat.

„Du hältst es wohl doch kein Wochenende ohne mich aus, was?“ Grinsend legte er seine andere Hand auf meiner Hüfte ab und dirigierte uns in die Wohnung.

Mein „Halt die Klappe“ verstarb mir auf den Lippen als Sasuke diese in Beschlag nahm und nebenbei die Wohnungstür hinter sich zustieß.

„Das kommt ausgerechnet von dir“, nuschelte ich, kaum dass wir uns für einen Atemzug getrennt hatten.

Grinsend zuckte er mit den Schultern, bevor er mich erneut küsste. „Schuldig.“

Ich spürte einen mir sehr bekannten Schwarm Schmetterlinge, der sich in meinem ganzen Körper auszubreiten drohte als Sasuke´s Hand von meiner Hüfte unter mein Shirt glitt. Bevor sie aber ihr Ziel erreichte, löste ich mich von ihm und trat einen Schritt zurück. Er wollte mir schon folgen, da legte ich tadelnd meine Hand auf seine Brust und hielt ihn so von mir fern. „Deshalb hatte ich dich nicht hergebeten.“

Einen Moment betrachtete er mich schweigend, dann ergriff er meine Hand auf seiner Brust und führte sie zu seinen Lippen, um meine Knöchel zu küssen. „Tut mir leid. Ich benehme mich jetzt.“

„Ich wünschte, das müsstest du nicht.“, seufzend trat ich wieder an ihn heran und küsste ihn kurz.

Schließlich fragte er: „Warum hast du mich hergebeten?“

„Ich hab meinen Vater gestern angerufen. Nach unserem Date. Er ist selbstverständlich nicht rangegangen, deshalb hab ich ihm auf die Mailbox gesprochen. Und er scheint geantwortet zu haben.“ Mit meinen letzten Worten zeigte ich zu dem noch immer blinkenden Anrufbeantworter.

„Bist du sicher, dass er es ist?“

„Nein.“

„Aber du fürchtest, dass er es ist?“

„Ja. Ich meine, was wenn… Wenn es zu spät ist?“

„Dann ist er ein Idiot.“, antwortete Sasuke mit voller Überzeugung und brachte mich damit zum Lachen.

„Das ist aber ziemlich harsch von dir.“

„Nur die Wahrheit.“

Einen Moment presste ich meine Lippen aufeinander und ließ mich von Sasuke niederstarren, der offensichtlich kein Interesse daran hatte, seine Meinung zu ändern. Und wäre ich in diesem Moment nicht kurz vor einem Nervenzusammenbruch gewesen, ich hätte ihn wohl geküsst dafür. Stattdessen nickte ich nur kurz und ging dann zum Anrufbeantworter rüber. Kurz vor dem Knopf zur Wiedergabe der aufgezeichneten Anrufe zögerte ich jedoch. Wollte ich es überhaupt wissen? Natürlich wollte ich das. Und vielleicht hatte mein Vater auch gar nicht angerufen. Vielleicht war es nur irgendein Staubsaugervertreter gewesen. Es war sogar sehr wahrscheinlich, dass es nur irgendein Staubsaugervertreter gewesen war. Mit diesem Gedanken im Kopf, drückte ich schließlich den Knopf, woraufhin ein kurzes Piepen zu hören war.
 

„Sie haben – drei – neue Nachrichten. Nachricht Nummer eins: Von 917XXX-XXXX am 13. Dezember 2014 um 19:17 Uhr. … Hallo Sakura. Ich bin´s. Dad… Ich hoffe, es ist okay für dich, wenn ich das so sage, du hast es immerhin zuerst gesagt. Wobei du auch um 4 Uhr in der Früh angerufen hast, was mich ein wenig daran zweifeln lässt, ob du das ernst gemeint hast… Jedenfalls bin ich froh, dass du angerufen hast. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin. Ich weiß, dass es wohl größtenteils meine Schuld ist, dass es zwischen uns nicht so läuft, wie es sollte. Aber ich- Ende der Nachricht. Nachricht Nummer zwei: Von 917XXX-XXXX am 13. Dezember 2014 um 19:21 Uhr. … Sakura? Ich bin´s wieder, die Mailbox hat mich abgewürgt. Ich wollte sagen, dass ich das alles wieder in Ordnung bringen will. Du bist meine Tochter, mein Ein und Alles. Und ich will nicht länger über deine Mutter erfahren wie es dir geht. Gott, sei ihr bitte nicht böse, dass sie mich über dich auf dem Laufenden hält. Ich ertrage es nur nicht, nicht zu wissen, wie es dir geht. Ich liebe dich, Sakura. Seit du das erste Mal in meinen Armen lagst bis in die Ewigkeit. Und ich brauche dich. Bitte, lass es mich wieder gerade biegen… Ende der Nachricht. Nachricht Nummer drei: Von 917XXX-XXXX am 13. Dezember 2014 um 19:24 Uhr. … Ich immernoch. Bitte, Kleines, ruf mich zurück. Wir bekommen das wieder hin. Versprochen. Ende der Nachricht.“
 

Ich merkte erst, dass ich weinte als Sasuke mich zu sich umdrehte und mir die Tränen von den Wangen strich, bevor er mich fest in den Arm nahm. Und als ich da so stand, mit feuchten Wangen und verschmierten Make-Up und einem großartigen Kerl, der mich trotzdem festhielt, da musste ich anfangen zu lachen. Und in meiner Brust riss ein Knoten, den ich bis dahin nicht gespürt hatte. Doch nun, da ich lachte und weinte und nicht mehr aufhören konnte, weil ich fürchtete, dass ich dann aus einem Traum erwachte, spürte ich wie ich besser atmen konnte.

„Sakura? Alles in Ordnung? Soll ich deine Mum anrufen?“

Ich schüttelte den Kopf und versuchte Sasuke zuliebe mein Lach-Weinen unter Kontrolle zu bekommen, was darin resultierte, dass ich nur noch grinste, aber noch immer weinte. Und bevor Sasuke erneut zu einer Frage ansetzen konnte, die ich ihm bereits an seiner vor Sorge gekräuselten Nasenspitze ablesen konnte, griff ich ihm nicht gerade sanft ins Haar und küsste ihn, während ich mit der anderen Hand unter seinen Hoody strich.

„Okay, offenbar geht es dir gut.“, nuschelte er schließlich zwischen zwei Küssen, bevor er meine Taille umfasste und mich hochhob.

Den Sinn der Aktion begreifend, schlang ich Arme und Beine um ihn, während er Richtung Treppe ging. „Couch.“

„Sicher? Deine-“

„Nachtschicht bis 6 Uhr.“

„Dann Couch.“
 

Die Nacht war überraschend kühl geworden. Das seichte Lüftchen, das durch das offene Fenster in mein Zimmer strömte, reichte aus, um mir eine Gänsehaut zu bescheren, welche Sasuke nur zu gern mit Fingern und Lippen verfolgte. Wir hatten es uns mittlerweile auf meinem Bett gemütlich gemacht, ich auf dem Bauch liegend und Sasuke seitlich an mich geschmiegt, während die Fingerspitzen seiner linken Hand meine Wirbelsäule nachzeichnete. Vielleicht kam die Gänsehaut auch daher.

„Was hast du jetzt vor?“, flüsterte er, bevor er mir ein Knutschfleck auf meinem rechten Schulterblatt bescherte.

„Anrufen, denke ich. Per Mailbox zu kommunizieren ist nicht so das Wahre.“

„Und danach?“

„Was meinst du?“

„Nun ja, Weihnachten steht vor der Tür. Du könntest das als Anlass nehmen, um zu Besuch zu fahren. Oder um ein paar Tage in der Stadt, die niemals schläft, zu verbringen.“

„Ich weiß nicht. Es wäre blöd von mir, Mum allein zu lassen, um zu ihm zu fahren. Davon mal abgesehen, dass ich nichtmal weiß, ob ich das überhaupt will.“

„Mhh… Du könntest auch mit mir Weihnachten verbringen.“

Diese Aussage brachte mich dazu, mich auf die Seite zu drehen, um Sasuke besser im Blick zu haben. „Fragst du mich gerade, ob ich zu einem Familienessen vorbeikommen möchte?“

Sasuke küsste lächelnd mein Schlüsselbein, während er antwortete: „Nicht ganz. Ich frage dich, ob du mit mir Weihnachten verbringen möchtest. Ohne Eltern. Ohne Itachi. Nur wir zwei.“

„Und du glaubst, dass sie uns allein lassen werden?“

„Wenn wir in Paris sind, haben sie gar keine andere Wahl.“

„Paris?!“

„Paris, Lissabon, Berlin, Moskau, Tokyo. Wo auch immer du hin willst.“

„Sasuke…“

„Ich weiß, ich weiß. Keine teuren Geschenke. Und sogesehen ist das auch gar kein Geschenk an dich, sondern etwas, das ich für mich selbst mache. Du hast einfach Glück, dass du mitkommen darfst. Wenn du möchtest.“

„Dann würdest du auch ohne mich fahren?“

Sasuke zögerte. „Mach deine Augen zu.“

„Was?“

„Mach deine Augen zu. Ich kann dir nicht in die Augen sehen und dabei lügen.“

Seine Worte ließen die Schmetterlinge, die sich zwischenzeitlich etwas beruhigt hatten, wieder ganz neue Kreise drehen. Noch dazu fürchtete ich, dass das soeben der schönste Satz gewesen war, den ich je gehört hatte. „Du… bist ein Idiot.“ Lächelnd streckte ich mich, um ihn zu küssen.

„Dein Idiot, richtig?“, nuschelte er zwischen zwei Küssen.

„Ja. Mein Idiot. Aber ich muss trotzdem erst mit Ma darüber reden.“

„Dann ist das kein ‚Nein‘?“

„Das ist ein ‚Falls Ma kein Problem damit hat und ich nicht merke, dass du das Geld zum Fenster raus wirfst‘.“

Er grinste. „Damit kann ich arbeiten.“
 

Wie abgesprochen, hatte ich noch am gleichen Tag mit meiner Mum über Sasuke´s – zugegebenermaßen ziemlich abgedrehte, aber auch ziemlich coole – Idee gesprochen. Und entgegen meiner Befürchtungen, war sie hellauf begeistert davon. Selbstverständlich nur unter der Bedingung, dass wir erst am zweiten Weihnachtsfeiertag das Land verlassen würden. Immerhin wollte sie zumindest einmal traditionell sein und ihren zukünftigen Schwiegersohn – diese Formulierung sorgte bei mir für hochrote Wangen und aufgeregtes Versichern, dass wir noch lange nicht einmal in der Nähe von soetwas waren, wobei die Schmetterlinge in meinem Bauch einfach nicht Ruhe geben wollten – zum Weihnachtsessen einladen. Als ich sie dann daran erinnerte, dass wir nie etwas traditionell taten, streckte sie mir nur die Zunge heraus und erklärte, dass wir das dann einfach mal ausprobieren sollten.
 

Sasuke, der nach wie vor so wenig Worte wie möglich mit seinen Eltern wechselte, hatte zumindest Itachi über unser Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Dieser hatte jedoch nur eine Packung Kondome in Sasuke´s Zimmer gestellt, welche Sasuke ihm kurz darauf an den Kopf geworfen hatte. Der anschließenden Diskussion entging ich gekonnt, indem ich mich zum Putzen in die Küche verzog. Dort konnte ich in aller Ruhe vor mich hin lachen.
 

Während unsere Pläne für die Feiertage langsam Gestalt annahmen, nahm ich am Montagabend all meinen Mut zusammen und griff zum Telefon. Da es sich diesmal um einen Anruf handelte, der nicht mitten in der Nacht erfolgte, war ich nicht überrascht als nach dem zweiten Klingeln abgenommen und ich mit einem freundlichen „Bei Malkovie“ begrüßt wurde. Nur, dass es sich diesmal eindeutig um die Stimme meines Vaters handelte.

„Hi Dad.“

Die folgenden zwei Stunden bestanden aus allerhand „Es tut mir so schrecklich leid“ , „Ich hab dich so vermisst“ und „Ich liebe dich“s; aber auch aus „Wie geht es dir?“ und „Was machst du zurzeit?“. Sie bestanden aus Tränen und Lachen. Aus Erinnerungen und neuen Geschichten. So erfuhr ich zum Beispiel, dass da jetzt eine neue Frau war. Nicht, dass ich das nicht schon geahnt hatte. Ihr Name war Mia und sie wohnten zusammen in einem Appartment in Manhattan. Manchmal schaute ihr Sohn vorbei, welcher an der NYU studierte. Dad war mittlerweile für eine große Modelinie als Fotograf fest angestellt. Es lief gut für ihn. „Und jetzt, wo wir wieder miteinander reden, noch viel besser.“, sagte er. Ich glaubte ihm.
 

„Ich habe das Gefühl, ich sollte dich beglückwünschen. Wo ist der Ring?“

Verwirrt blickte ich Sasori an, welcher sich in der Bibliothek soeben zu mir gesellt hatte. „Welcher Ring? Wovon sprichst du überhaupt?“

„Na, sag bloß, du hast es noch nicht gehört. Du und Sasuke, ihr heiratet dieses Wochenende und verbringt eure Flitterwochen in Paris.“

„Wir tun bitte was?!“ Ich merkte erst, dass ich wohl ein wenig zu laut geantwortet hatte als eine der Bibliotheksdamen schon auf dem Weg zu uns war. Seufzend packte ich mein Kram zusammen und bedeutete Sasori mir zu folgen, denn wenn ich auf eines verzichten konnte, dann auf Ärger mit der Bibliotheksleitung kurz vor Weihnachten. Mit einem leisen „Entschuldigung“ Richtung Bibliotheksdame, welche uns böse hinterherblickte, zogen wir uns auf den Gang zurück. „Woher hast du den Mist schon wieder?“, fragte ich Sasori, welcher mittlerweile sein Grinsen nicht mehr unterdrücken konnte.

„Ach, das hört man hier und da immer mal wieder.“

„Gott, ich schwöre, ich erzähle Ino nie wieder irgendetwas.“

„Woher weißt du, dass sie es war?“

„Du hast Recht. Ich rede einfach nie wieder mit irgendjemanden hier über irgendetwas, das mit meiner Beziehung zu Sasuke zu tun hat. Aasgeier, allesamt.“

„Dann stimmt es?“

„Um Gottes Willen, nein! Ich meine, wir fliegen nach Europa, ja, aber nicht weil wir heiraten. Nur so.“

„Nur so?“ Sasori sah mich nicht besonders überzeugt an.

„Okay, nicht nur so. Sasuke hat keine Lust auf ein traditionelles Weihnachten mit seiner Familie und hat mich gefragt, ob ich mit ihm mitkommen will.“ Dass er ohne mich nicht gefahren wäre, ließ ich in diesem Moment gekonnt unter den Tisch fallen.

„Okay… Dann seid ihr auch über Silvester weg? Die ganzen Feiertage?“

„Wir fliegen Freitagfrüh, meine Mum hat darauf bestanden, dass sie mich zumindest am ersten Feiertag bemuttern darf. Und wir debattieren zurzeit noch, ob wir am zweiten oder dritten Januar zurückfliegen.“

„Mhh… In dem Fall wünsche ich euch schöne Flitterwochen.“, er zwinkerte mir zu, woraufhin ich mit meinem Buch nach seinem Oberarm zielte, jedoch verfehlte, was ihn nur zum Lachen brachte. Idiot.
 

Wir kommen um 16 Uhr vorbei und holen dich ab. Einverstanden?

Verwirrt blickte ich auf die Nachricht, welche ich soeben von Sasori bekommen hatte. Es dauerte einen Moment bis es bei mir klickte. Doch als es klickte, wünschte ich mir fluchend ein neues Gedächtnis. Ich hatte Deidara versprochen mit zu der Vernissage in Orlando zu kommen. Und ich hatte es vergessen. Verfluchter Mist! Immerhin hatte ich mir sonst nichts vorgenommen heute, weshalb ich es wohl schaffen sollte mich bis 16 Uhr zumindest einigermaßen präsentierbar zu machen. Ich schickte schnell eine Bestätigung an Sasori, bevor ich in´s Bad stürmte, um nochmal duschen zu gehen. Wie gut, dass meine Haare schnell trockneten…
 

„Willkommen in meiner Welt! Sakura, halt dich an Sasori, der kennt das Prozedere schon. Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss Duckley´s Beitrag sehen.“ Damit stürmte Deidara davon, kaum dass wir drei das Gebäude betreten hatten, in dem die Vernissage stattfand, und allesamt ein Glas Champagner in die Hand gedrückt bekommen hatten.

Fragend wandte ich mich an Sasori: „Ist er immer so?“

„Nur bei ihr. Wenn ich nicht die Wahrheit kennen würde, ich würde glatt glauben, dass er ein bisschen in sie verliebt ist.“ Sasori lächelte und ergriff meinen Arm, um mich ein Stück zur Seite zu ziehen. „Hunger?“

„Geht eigentlich.“

„Kannst du denn schon essen?“

Verwirrt sah ich ihn an. „Wie meinen?“

„In einer halben Stunde ist es am Buffett so voll, da bekommen wir höchstens noch Krümel. Wenn du das also verhindern willst…“

„Auf zum Buffett!“, beschloss ich und drückte einem vorbeigehenden Mitarbeiter mein Champusglas in die Hand. Von dem Zeug bekam ich eh Magenkrummeln.

Sasori tat es mir grinsend gleich, bevor er mir seinen Arm anbot. „Auf zum Buffett.“
 

Unglücklicherweise kamen wir nicht bis zum Buffett. Stattdessen rannten wir geradewegs in jemanden, der mir äußerst bekannt war. Itachi. Und an seinem Arm Christina.

„Sakura! Was machst du denn hier?“, merklich verwundert blickte Itachi von mir zu Sasori, dann auf meinen Arm, mit dem ich mich bei Sasori untergehakt hatte, was in mir augenblicklich das Bedürfnis auslöste, mich von Sasori zu lösen.

Bevor ich das jedoch tun konnte, grüßte Sasori zurück: „Hallo Itachi. Sakura ist mit mir und einem Freund hier. Was machst du hier? Ich wusste nicht, dass du dich für Kunst interessierst.“

In diesem Moment schien Christina sich ebenfalls aus ihrer Überraschung zu erholen, da sie augenblicklich ein strahlendes Lächeln aufsetzte und ihre Hand ausstreckte. „Hallo, ich bin Christina. Der Grund, warum Itachi heute hier ist. Schön dich kennenzulernen?“

„Sasori. Freut mich ebenfalls.“

„Schön dich wiederzusehen, Sakura.“, wandte sich Christina dann an mich und schob gleich noch hinterher: „Wie läuft es mit dir und Sasuke?“

Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich schrecklich ertappt und zwang mich daher ein Lächeln aufzusetzen. „Gut, gut. Soweit ich weiß, verbringt er heute Zeit mit Naruto.“

„Und du mit Sasori.“, ergänzte Itachi, woraufhin Christina ihm den Ellenbogen in die Seite stieß. Offenbar hatte nicht nur ich den unterkühlten Ton bemerkt.

Augenblicklich wich mein Gefühl des Ertapptseins und machte Platz für etwas anderes. Wut. Itachi´s Ton zeigte mir klar und deutlich, dass ich seiner Meinung nach wohl nicht mit anderen männlichen Wesen außer seinem Bruder befreundet sein durfte, geschweige denn mit ihnen Zeit zu verbringen. Das Lächeln auf meinen Lippen versteinerte. „Ganz recht. Unser gemeinsamer Bekannter hat uns gebeten, ihn heute zu begleiten und da sind wir.“

„Gemeinsamer Bekannter?“, fragte Christina.

„Er sucht gerade nach seinem Beitrag. Vielleicht sehen wir uns nachher noch einmal, dann stellen wir ihn euch vor. Wenn ihr uns entschuldigt, ich sterbe gleich vor Hunger.“ Ich lächelte ein letztes Mal, bevor ich mich abwandte und mit Sasori im Schlepptau davonstolzierte.

„Kann es sein, dass Itachi mich jetzt nicht mehr leiden kann?“, fragte Sasori als ich mit ihm am Buffett zum Stehen kam.

„Möglich. Tut mir leid.“

„Muss es nicht. Seine Auffassung von Kunst ist ohnehin lächerlich.“ Er warf mir sein schiefes Grinsen zu und brachte mich damit dazu leise zu lachen.

„Was gibt´s hier zu lachen?“, ertönte da plötzlich die Stimme von Deidara hinter uns, bevor sich dieser Sasori um den Hals warf. Sasori gab ein gequältes Stöhnen von sich, woraufhin Deidara uns wild gestikulierend mit einer Rede über die Beiträge seiner Konkurrenten überschwemmte, während ich versuchte zu essen ohne zu lachen. Was gar nicht so einfach war, wenn man bedachte, dass Deidara äußerst einfallsreich in seiner Wortwahl war, wenn es um das Beschreiben von Kunst ging. Kurz: Ich weinte beinahe vor Lachen, während Sasori versuchte noch etwas Essen zu retten, welches schließlich von Deidara geklaut wurde. Ein rundum gelungener Abend.
 

Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Siegerehrung für den Orlando Art Prize anstand. Da war Deidara nach eigener Aussage nur noch ein nervöser Haufen an zufällig zusammengewürfelten Atomen, der kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Und während ich versuchte ihn zu beruhigen, teilte Sasori ihm nur mit, dass er überhaupt nicht nervös sein musste, immerhin war das, was er eingereicht hatte, vermutlich nicht einmal Kunst. Das wiederum resultierte in einer hitzigen Diskussion zwischen den beiden darüber, was denn nun Kunst war, welche Deidara so lange ablenkte, bis einer der Juroren auf das Podium stieg und uns alle begrüßte.

Nach gut fünfzehn Minuten einer langweiligen Rede, während Deidara und Sasori noch immer leise über Kunst stritten, fing der Juror endlich damit an, die ersten drei Plätze zu benennen. Da entwich plötzlich sämtliche Diskussionshitze aus Deidara und für einen Moment fürchtete ich, dass er tatsächlich gleich einen Herzinfarkt erleiden würde. Oder dies bereits geschehen war.

„Auf Platz drei des Orlando Art Prize 2014 ist…. der äußerst talentierte und wertgeschätzte Künstler… Peter Grant.“ Applaus ertönte und ich sah wie Deidara einmal kurz Luft holte. Lebte also noch. Sehr gut.

„Auf dem zweiten Platz des diesjährigen Orlando Art Prize… und lassen Sie mich sagen, diese Teilnahme hat mich persönlich wirklich gefreut… ist… Miss Christina Duckley!“ Das überraschte mich nun doch. Christina war Duckley? Christina hieß Duckley? Meine Güte, ich sollte wohl wirklich mit Gedächtnistraining beginnen. Ein Blick zu Sasori bestätigte mir dies nur, denn sein Blick sagte eindeutig: Ich dachte, du weißt nicht wer Duckley ist. Ich zuckte entschuldigend die Achseln und sah dann zu Deidara, welcher noch immer dem Tode sehr nahe schien.

„Kommen wir nun zu unserem diesjährigen Gewinner. Es freut mich außerordentlich, solch einen talentierten und jungen Künstler heute Abend unter uns zu haben. Die Jury ist sich sicher, dass dieser junge Mann noch eine große Karriere vor sich haben wird. Empfangen Sie nun bitte mit uns den Gewinner des Orlando Art Prize 2014…. Deidara Ichi!“
 

Es scheint mir überflüssig zu erwähnen, dass Deidara vor Freude beinahe weinte. Seine Dankesrede war kurz und knapp, was wohl daran lag, dass er einfach kein Wort herausbekam. Und als Sasori ihn dann auch noch gratulierend in den Arm nahm, fürchtete ich einen Moment, dass Deidara wirklich zusammenbrechen würde. Stattdessen küsste er Sasori jedoch nur auf die Wange und wandte sich dann kichernd mir zu, um auch mir einen Kuss auf die Wange zu drücken.
 

Der Rest der Woche flog nur so dahin. Offenbar hatte Itachi Sasuke nichts von der Vernissage erzählt, oder zumindest nicht, dass er mich dort getroffen hatte, da auch Sasuke nichts erwähnte. Und da er nicht fragte, was ich an diesem Abend getan hatte, behielt ich es einfach für mich. Manchmal muss Frau eben auch schweigen.
 

Stattdessen verbrachten Sasuke und ich unser Wochenende damit, Flüge und Hotels herauszusuchen, wobei ihm der Komfort und mir der Preis als wichtiges Kriterium im Kopf herumschwirrte. Dass das nicht immer leicht miteinander zu kombinieren war, bemerkten wir nach nicht einmal dreißig Minuten. Nach über vier Stunden hatten wir dann aber doch einen annehmbaren Kompromiss gefunden: Statt First Class hatten wir ‚nur‘ Business Class für sämtliche Flüge gebucht. Demgegenüber hatte Sasuke aber durchgesetzt, dass die Hotels, in denen wir nächtigen würden, mindestens vier Sterne hatten und zentral gelegen waren. Außerdem All-Inclusive-Verpflegung, Spa- & Fitnessbereich und Transfer inkludiert. Immerhin hatte er nicht darauf bestanden, dass wir die Präsidentensuite nahmen, sondern war mit einer einfachen Suite einverstanden. (Da schien selbst er einzusehen, dass nur weil man mehr zahlte, man nicht gleich entsprechend mehr bekam.)
 

Da meine Mum auch dieses Jahr nicht mit der Tradition brach, am 24. Dezember die Nachtschicht zu übernehmen, und ich Sasuke auf Itachi´s Bitten hin dazu gedrängt hatte, auch dieses Jahr mit seinem Bruder an diesem Tag traditionell Pizza zu bestellen und sämtliche Filme der ‚Final Destination‘-Reihe zu sehen, saß ich an diesem Tag ab fünf Uhr allein in der Wohnung und machte das Beste daraus. Nachdem ich den künstlichen Mini-Weihnachtsbaum in unserem Wohnzimmer noch zweimal umdekoriert und mir eine große Portion Instantnudeln gemacht hatte, setzte ich mich vor den Fernseher und begann mit meinem traditionellen Disneymarathon. Dieses Jahr standen König der Löwen und Die Schöne und das Biest auf der Liste. Vielleicht auch noch Das Dschungelbuch. Ich war gerade bei der Schlussszene von König der Löwen angekommen als es klingelte. Verwundert stellte ich auf Pause und ging zur Wohnungstür, um wen-auch-immer mithilfe der Fernsprechanlage nach seinem Namen und Anliegen zu fragen. „Hallo?“

„Guten Abend, hier ist Sasori. Ich bin ein Freund von-“

„Ich weiß. Was machst du hier?“

„Sakura?“

„Ja?“

„Lässt du mich rein oder möchtest du dich lieber mit mir per Fernsprechanlage unterhalten?“

„Klar, natürlich, Moment. Vierte Etage.“ Damit drückte ich auf den Knopf, der die Haustür für Sasori öffnen würde, bevor ich den Hörer der Fernsprechanlage wieder weghängte und auch die Wohnungstür öffnete. Knapp eine Minute später stand er dann vor mir, mit zerzausten Haaren und einem Geigenkoffer in der Hand.

„Hey.“ Und da war es wieder. Dieses verfluchte schiefe Grinsen.

„Selber hey.“

„Lässt du mich rein?“

„Klar!“ Mich selber gedanklich scholtend – Meine Güte, kaum wirft er dir ein schiefes Grinsen zu, schon bist du geistig nicht mehr brauchbar! –, machte ich einen Schritt zur Seite und hielt die Tür auf, während er eintrat und sich die Schuhe abstreifte.

„Bist du allein?“

„Ja, wieso-“

„Gut. Ich würde dir gern etwas zeigen.“

„Und da wäre eine weitere Person hinderlich?“

„Nun ja… Es würde irgendwie den Zauber nehmen.“

„Den Zauber?“, verwirrt sah ich ihn an, woraufhin er lächelte.

„Du wirst es dir wohl ansehen müssen, um es zu verstehen. Oder eher anhören.“

„Anhören? Wie meinst du… Oh.“ Mein Blick fiel wieder auf den Geigenkoffer in seiner Hand und das größer werdende Lächeln auf Sasori´s Gesicht zeigte mir, dass ich wohl recht richtig lag. „Warte. Moment! Du willst für mich spielen? Also so richtig? So richtig richtig?“

„Ich würde gerne deine Meinung zu dem ein oder anderen Stück hören. Da ich am Wochenende nach Neujahr nach New York fliege, um meine Ideen vorzustellen-“

„Du redest von dieser Sache mit der Vertonung, richtig?“

„Genau. Also, sie wollen mich gleich nach Neujahr da haben und da du ja ab übermorgen nicht mehr hier bist, dachte ich, dass ich es dir einfach jetzt vorspiele?“

„Ja, klar! Gerne. Ehm, willst du dich irgendwo hinsetzen, oder…?“

„Können wir ins Wohnzimmer gehen? Dann hab ich nicht das Gefühl, dass du mich gleich wieder vor die Tür setzt.“

„Natürlich. Folge mir.“ Damit führte ich ihn den kleinen Flur entlang in unser Wohnzimmer, wo ich ihm erneut anbot sich zu setzen, was er jedoch ablehnte. Stattdessen legte er seinen Geigenkoffer auf unser Sofa und öffneten diesen, um seine Geige hervorzuholen.

Mit einem kurzen Blick in meine Richtung versicherte er sich, dass ich ihm meine volle Aufmerksamkeit schenkte, bevor er ein paar Töne spielte. „Erinnerst du dich an ‚The Crooked Man‘?“ Ich nickte. „Gut. Das hier hab ich als Themesong komponiert.“ Und dann legte er los.
 

Sasori war beinahe eine Stunde bei mir und spielte mir von gruselig über traurig bis euphorisch alles vor, was er und seine Geige zu bieten hatten. Ab und zu erzählte er mir kurz etwas über das Buch oder die Stelle des Buches, zu welcher ihm eine bestimmte Komposition passend erschien, aber meist spielte er einfach nur. Ließ mich beschreiben, was ich beim Zuhören empfand. Manchmal nickte er und manchmal runzelte er die Stirn. Jedoch widersprach er mir nie und versuchte auch nie mir zu erklären, wie er seine Stücke eigentlich gemeint hatte. Stattdessen bedankte er sich am Ende höflich bei mir und ließ sich sogar noch dazu überreden, mir seine Interpretation von ‚River Flows in You‘ vorzuspielen, so wie er es beim Weihnachtskonzert getan hatte.

„Danke. Das war wirklich… wow.“ Ich wusste nicht so recht, wie ich die letzte Stunde beschreiben sollte. Sasori schien dies zu merken, da er mir nur ein Lächeln schenkte und sonst schwieg. „Einfach… wow.“

„Du meinst, so richtig wow?“, neckte er mich, woraufhin ich ihm die Zunge rausstreckte.

„Du bist ein Idiot.“

„Kommt vor. Ich fürchte, ich muss los, ich hab Deidara versprochen, dass ich heute noch bei ihm vorbeischaue und heute ist fast vorbei, von daher…“

Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass er Recht hatte, und stand auf, um ihn zur Tür zu begleiten. „Es war schön, dass du da warst. Danke dafür.“

„Ich habe das Gefühl, ich sollte mich bedanken. Immerhin bin ich einfach so hier reingeschneit und habe dich in Anspruch genommen.“

„Passt schon. Also dann, frohe Weihnachten und bestell Deidara meine Grüße, ja?“

„Mach ich. Dir und deiner Familie auch frohe Weihnachten. Wir sehen uns dann Mitte Januar oder so.“ Er lächelte und wandte sich zum Gehen.

Gerade als ich die Tür hinter ihm schließen wollte, blieb er jedoch stehen und drehte sich noch einmal zu mir um. „Darf ich dich etwas Blödes fragen?“

Verwirrt öffnete ich die Tür wieder ein Stück und lehnte mich gegen den Rahmen. „Klar.“

„Wenn Sasuke nicht gewesen wäre… Wäre ich es dann geworden?“

„Ich…“ … wusste überhaupt nicht was ich antworten sollte. „Ich weiß nicht?“

„Mhh.“ Sasori nickte langsam. „Darf ich dich noch etwas Blödes fragen?“

„Das kommt darauf an.“, versuchte ich Zeit zu schinden, während mein Bauchgefühl eindeutig Unbehagen und schlechte Dinge signalisierte.

„Worauf?“ Er stellte vorsichtig seinen Geigenkoffer neben sich an der Wand ab, bevor er ein paar Schritte in meine Richtung kam.

„Ob es noch etwas mit Sasuke zu tun hat.“

„Gewissermaßen. Am Rande.“, gab er zu und stoppte kurz vor mir.

„Wie weit am Rande?“, wollte ich wissen und richtete mich auf. Dabei kamen wir uns noch einmal gute fünf Zentimeter näher.

„Im Grunde könnte es nur einen Effekt auf deine Zukunft mit ihm ausüben. Also, darf ich dich noch was Blödes fragen?“

Ich ahnte, was er fragen wollte. „Sasori…“

„Darf ich? Bitte?“ Er neigte seinen Kopf etwas, sodass nur noch gute zehn Zentimeter uns von einander trennten.

„Okay.“ Es schien als hielte die Zeit an. Dann holte er wie in Zeitlupe Luft und stellte diese eine verflixte Frage, die ich nie, nie, niemals von ihm hören wollte.

„Darf ich dich küssen?“

„Sasori…“

„Ja oder nein?“

„Ich bin mit Sasuke zusammen.“

„Ich weiß.“

„Und ich bin wirklich in ihn verliebt.“

„Das hatte ich befürchtet.“

„Außerdem finde ich, dass wir zwei ganz hervorragend sind als Freunde.“

„Bin ich absolut deiner Meinung.“

„Und ich bin mit Sasuke zusammen.“

„Das sagtest du bereits.“

„Oh.“ Stille.

„Ja oder nein?“

„Ich… Ich kann nicht. Tut mir leid. Nein. Ich kann das nicht. Nein.“

Ich sah wie sein Kiefer für einen Moment verspannte, dann stahl sich ein trauriges Lächeln auf seine Lippen und er trat wieder ein paar Schritte zurück.

„Okay.“ Er griff nach seinem Geigenkoffer und warf mir einen letzten Blick zu. „Gute Nacht, Sakura.“ Dann verschwand er schon im Treppenhaus ohne mir Gelegenheit zu geben, mich zu verabschieden. Ich biss mir auf die Unterlippe und schloss die Wohnungstür, um mich von innen dagegen zu lehnen. Hatte ich gerade einen Fehler gemacht? Hätte ich anders handeln sollen? Nein, ich hatte richtig gehandelt. Ich war in Sasuke verliebt, ich war mit Sasuke zusammen, ich plante einen Europatrip mit ihm. Da konnte ich nicht mit Sasori…

Nur warum rannen mir dann Tränen über die Wangen, warum verkrampfte mein Magen und warum fühlte es so sich an als ob jemand mein Herz zerrissen hätte?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich schon wieder. xDD Alsooo:
---> Das Kapitel kommt mal wieder gefühlte sechs Jahre zu spät, ich weiß. Dafür möchte ich mich wirklich entschuldigen. Aaaaber Schule und Schreibtief sind nicht gerade förderlich, wenn man ein Kapitel schreiben will. >.< Ich bitte also um Verständnis. :)
---> Mit diesem Kapitel (Nummer 30, ihr Süßen!! ;DD ) ist die FF mittlerweile exakt 200 Seiten lang. Hach, ich find das geil. :DD
---> Ich werde das Zeug, was ich euch jedes Mal zu sagen habe, ab dem nächsten Kapitel an´s Ende jedes Kapitels schreiben, um dieses ständige Doppelgemoppel zu umgehen.
---> Iiiich werde mir auch hier bald einen neuen Nicknamen zulegen, nur für den Fall, dass ihr euch wundert oder so. ^^
So, ich glaube, das war´s. Wie immer freu ich mich über alle Arten von Reviews, ob nett oder nicht, ob kurz oder lang, ob "Das war scheiße!" oder "SUPER!". :DD
Liebste Grüße und euch allen ein wunderschönes Wochenende! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen zweiten Advent euch allen!! <33
Vielen lieben Dank an Ushia-sama2011, Tenshi-Engel, BlackSakura, DarkBloodyKiss, Kleines-Engelschen, UchihaSasuke, KrisZei, Valentine_, LICRM und nutellafan für ihre lieben Reviews zum letzten Kapitel. ;**
Schneit es bei euch so extrem wie bei mir? Nicht, dass ich das schlecht finde, denn ehrlich gesagt, liebe ich Schnee. :DD
Allerliebste Grüße!! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Samstagabend, wünsche ich! <33
Hach, ihr seid soooowww toll! <333
Sooo viele süße Menschen, die mir ein Kommentar dagelassen habe. Das riesengroße DANKE!! geht also heute an BlackSakura, DarkBloodyKiss, grueneskaetzchen, Schneekaetzlein, Tenshi-Engel, croatiababe, mona_saku, Katsuki, Valentine_, Ushia-sama2011, Kleines-Engelschen, UchihaSasuke, KrisZei und LICRM.
Vierzehn wundervolle Menschen... ICH LIEBE EUCH!!! <333
Ich wünsche euch allen (auch all jenen, die mir kein Kommentar dagelassen haben) einen wunderschönen vierten Advent, schöne Feiertage, einen fleißigen Weihnachtsmann ;D und ´nen guten Rutsch in´s neue Jahr! :* Fallt mir bloß nicht hin, es wird glatt draußen. ;P
Herzallerliebste Grüße! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen Sonntagabend! <333
Ein ganz großes Dankeschön geht diesmal an grueneskaetzchen, happines, Tenshi-Engel, Kleines-Engelschen, DarkBloodyKiss, UchihaSasuke, BlackSakura, croatiababe, _SasuSaku_, Valentine_, Ushia-sama2011, nutellafan, LICRM und KrisZei für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel! :** <33 Ich liiiiebe euch!! <33
Ich hoffe ihr seid alle gut in´s neue Jahr reingerutscht & wünsche euch natürlich auch noch ein wunderwunderwunderschöööönes Jahr 2013! <33
Herzallerliebste Grüße! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
THE END!

...

Späßchen am Rande xDD Auch, wenn das Kapitelende es vielleicht vermuten lässt, die FF ist noch lange nicht zu Ende. Jetzt geht es erst richtig los! :DD

Und damit, wieder einmal: Hallihallöchen~! <3

Ich weiß, ich weiß, ich bin über eine Woche zu spät, aber ich schwöre, dass ich eine ordentliche Erklärung dafür habe! ... Ich bin derzeit dabei meine Facharbeit zu schreiben und hatte nebenbei noch mega viel privat zu tun und deshalb.... Ist dieses Kapitel extra extra extra lang! :DD Ganze zwölf Word-Seiten. :DD

Ein ganz großes Dankeschön geht an BlackSakura, DarkBloodyKiss, Purin, Ushia-sama2011, Kleines-Engelschen, grueneskaetzchen, Tenshi-Engel, dracery_the_Beychamp, KrisZei und LICRM für ihre lieben Reviews zum letzten Kapitel. Ich liebe euch, Leute! *___* <333

Was ich noch anmerken wollte: Mein Französisch ist so gut wie nicht verhanden, da ich zu den Glücklichen gehöre, die Spanisch gelernt haben. :DD Von daher habe ich Google zum Übersetzen bemüht und hoffe natürlich, dass es einigermaßen stimmt. xDD Ihr dürft mir aber gerne sagen, wie die Gerichte richtig übersetzt werden. :DD

Herzallerliebste Grüße! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallöchen, ihr süßen Schnurzelgürkchen! :DD
Ehem... Dass es mir wahnsinnig leid tut, dass dieses Kapitel gut sechs Wochen zu spät kommt, muss ich nicht erwähnen oder? v.v
I´m very fucking sorryyyy!!
Sooo, das Kapitelchen ist eher ein Fillerkapitel und das nächste wird wahrscheinlich auch nochmal eins, aber das muss jetzt erstmal sein, da müsst ihr durch. ;P
Ein gaaanz großes Dankeschön geht an BlackSakura, grueneskaetzchen, Yukiko-Uchiha, DarkBloodyKiss, Kleines-Engelschen, KrisZei, Tenshi-Engel, Ushia-sama2011, dracery_the_Baychamp, Valentine_, LICRM und nutellafan für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel. Dankeschööön!!! :**
Ich wünsch euch allen eine schöööne Woche und paar Sonnenstunden, wird Zeit, dass es langsam mal Frühling wird, hier. >.< ;DD
Herzallerliebste Grüßeee!! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen guten Abend!!! <333
Ich weiß, ich bin schon wieder zu spät, aber diese Ino-Gaara-Temari-Szene hat mir den letzten Nerv geraubt >.< Ich hab sie sooo oft umgeschrieben und sie gefällt mir immer noch nicht und am liebsten würde ich sie raus schmeißen, aber das geht nicht und ARRGH!! >.<
Sorry, das musstet ihr euch jetzt antun. ;P
Jedenfalls ein riesengroßes Dankeschön an Kleines-Engelschen,BlackSakura,Zyklon64,grueneskaetzchen,DarkBloodyKiss,LikeParadise,Yukiko-Arakawa,dracery_the_Baychamp,Katalina,Ushia-sama2011 und LICRM für ihre herzallerliebsten Reviews zum letzten Kapitel! <33 Auch ein großes Dankeschön an all die Anderen, die sich das hier alles antun, die FF auf der Favoritenliste haben und mir immer so süße Mails schreiben, um mich zu ermutigen, weiterzuschreiben. :* Ohne euch wär ich echt am Arsch. :3
Ich wünsch euch allen frohe Ostern, schöne Feiertage & einen fleißigen Osterhasen!! ;DD
Herzallerliebste Grüßeee~! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallöchen, ihr Schnurzelpurzel! <33
Verzeiht bitte meine Verspätung - erneut. x[
Ich hatte viel zu tun die letzte Zeit und bin daher erst am Samstag wieder zum Schreiben gekommen, wobei ich das Kapitel eigentlich Sonntag bereits posten wollte, aber da war die eine Szene noch nicht fertig und ja... Ich laber schon wieder zu viel. Dx
Jetzt ist es ja fertig. xD
Ein gaaaanz großes Dankeschön an DarkBloodyKiss, Zyklon64, LICRM, Tenshi-Engel, grueneskaetzchen, BlackSakura, nutellafan, Drellla, Ushia-sama2011, Yukiko-Arakawa, Kleines-Engelschen, SakuraBlossoms, LikeParadise, Katalina, SakuraBlossoms, dracery_the_Beychamp und Pazifik für ihre herzallerliebsten Kommentare zum letzten Kapitel! :** Versüßen mir jedes Mal wieder die Tage. :DD
Ich wünsch euch alle eine schöne Woche, viiiiiele Sonnenstrahlen und ein wunderwunderwundervolles Wochenende, wenn es denn dann endlich soweit ist. ;D
Herzallerliebste Grüße! <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen Sonntagabend, ihr Honigkuchenpferdchen! <33
Ein gaaaanz großes Dankeschön an die herzallerliebsten Pazifik, SakuraBlossoms, DarkBloodyKiss, BlackSakura, Jade, LikeParadise, Kleines-Engelschen, Zyklon64, dracery_the_Beychamp und Girly für ihre supersüßen Kommentare zum letzten Kapitel! :DD
Kleines Posting-Update: Ich werd mir Mühe geben, alle zwei Wochen ein Kapitel zu posten. Es kann natürlich auch vorkommen, dass ich ein Kapitel mal etwas früher poste (eher unwahrscheinlich) oder dass eins mal wieder etwas später kommt (leider viel wahrscheinlicher). Ich bitte um Verständnis. :)
Ich wünsch euch allen ein paar sonnige Maitage und schöööne Vater-/Mutter-/was-weiß-ich-Tage! ;DD
Herzallerliebste Grüße! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen guten Abend, ihr Süßen! <33
Naaa, überrascht? :DD Wie ihr seht, bin ich tatsächlich ein bisschen früh dran, bin auch ganz stolz auf mich. ;DD
Ist ein bisschen ein Fillerkapitel, aber da sich so viele von euch Sasuke-Sakura-Szenen gewünscht haben, dachte ich mir, ich pack einfach mal einen Haufen Knuddelaktion, Fluff und Kitsch zusammen - und das kam dabei raus. xD
Ein gaanz großes Dankeschön geht an Jade, Pazifik, LikeParadise, Kita-Kitsune, SakuraBlossoms, BlackSakura, Zyklon64, happiness, DarkBloodyKiss, Ushia-sama2011, grueneskaetzchen, Katalina, little-princess, Kleines-Engelschen, nutellafan und dracery_the_Beychamp für ihre herzallerliebsten Reviews zum letzten Kapitel!! :*
Ich wünsch euch allen schöne Pfingsttage und gaaaanz viel Sonnenschein!! :DD
Herzallerliebste Grüße! <33 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallöchen ihr Zuckerbärchen!! <33
Über drei Monate hat es jetzt gedauert - und es tut mir tierisch leid - aber endlich ist es fertig: Kapitel Nummer vierzig!! :DD
Als kleine Entschuldigung aufgrund der langen Wartezeit ist das Kapitel etwas länger geworden als alle bisher veröffentlichten - ich hoffe, ihr verzeiht mir, dass ich so lange nichts von mir hören lassen habe. :(
Ein ganz großes Dankeschön geht natürlich wie immer an all jene, die diese Story favorisiert haben (161 Menschen, ihr seid doch irre!!! ;DD) und an die herzallerliebsten Pazifik, Jade, DarkBloodyKiss, BlackSakura, SakuraBlossoms, dracery_the_Beychamp, Zyklon64, LikeParadise, little-princess, Ushia-sama2011, nutellafan, Kleines-Engelschen und grueneskaetzchen für ihre wundervolltollen Reviews zum letzten Kapitel!!! :DDD
Ich wünsch euch allen noch einen schönen Sonntag und eine wunderbare Woche! ;D
Herzallerliebste Grüße!! <33

Edit: Sooo, jetzt existiert auch eine Non-Adult-Version von diesem Kapitel, da das Original ja auf Adult gesetzt wurde. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob ich zu viel weggeschnitten habe, aber immerhin könnt ihr jetzt den Plot weiterverfolgen. ;D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
ENDLICH!!! :DDDD
Ihr glaubt gar nicht, wie überaus happy ich bin, dass dieses Kapitel endlich FERTIG ist!!! :DD Ich könnt vor Freude im Dreieck springen - darf´s nur nicht, bin bisschen krank zurzeit. :(

Damit ein herzallerliebstes HALLÖCHEN!!! <333333333 an all ihr süßen Leser, Kommentatoren und Favorisierer, die nach erneuten zwei Monaten schrecklicher Wartezeit wieder hier sind und sich dieses furchtbare, furcht-ba-re Kapitel voller Kitsch und schlechter Witze - Ha, Scherz, die Witze find ich gut! 8D - tatsächlich angetan haben! D-A-N-K-E-S-C-H-Ö-Ö-Ö-Ö-Ö-Ö-N!!!! (Ihr merkt sicherlich, ich bin ein bisschen hyperaktiv heute. Wie gesagt, bin bisschen krank, also körperlich und geistig nicht annähernd ausgelastet und lasse all meine Energie jetzt in diesen Text hier fließen ~ Wuaahh! 8DDD --> Jetzt ist sie irre geworden. xD)

Nein, ehrlich mal, ich bin SO glücklich, dass ich dieses Kapitel endlich fertig habe und langsam ein Ende am Kitschtunnel erkennen kann, denn bald meine Lieben heißt es wieder Drama, Baby, Drama!!! :DDDD

Im Übrigen wollte ich mal anmerken, dass diese FF mittlerweile die 300-Word-Seiten-Marke geknackt hat und so irgendwie noch lange nicht zu Ende ist... Ihr werdet mich wohl noch ein bisschen länger ertragen müssen. :P

So, wie immer an dieser Stelle ein ganz, ganz großes Dankeschööön an alle Leser und Favo-Drücker und natürlich an DarkBloodyKiss, BlackSakura, _annuschka_, Kleines-Engelschen, little-princess, besa, Ark626, Valentine_, SakuraBlossoms und LICRM für ihre herzallerliebsten Knuddelkommentare!!! DANKESCHÖÖÖÖN!!! :DDD Fühlt euch geknuddelt, ja? ;DD

Und ja, das hier wird noch länger, weil ich diesmal wieder viel mit Französisch gearbeitet habe und dazu noch kurz was sagen wollte: Ich kann kein Französisch. Wenn irgendwer von euch also weiß, wie irgendwas da oben richtig übersetzt heißt, immer her damit! Ich beiße nur selten. ;D Außerdem habe ich diesmal die Übersetzung direkt dahinter in Klammern gesetzt, da ihr sonst siebenmal hättet nach unten scrollen müssen und irgendwie fand ich das uncool. Dx :D

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Wochenende, einen schönen November und tolle Weihnachten, sollte das nächste Kapitel wieder so lange auf sich warten lassen. ;DD (Ich kann nichts versprechen, aber das wäre mir ja schon irgendwie reichlich peinlich. xD)

Herzallerliebste Knuddelgrüße! <333

P.S.: Dieses lange Hinterhergelaber ist ´ne Ausnahme, weil ich euch so lange nicht zuquatschen konnte, versprochen. ;D
P.P.S.: Immer her mit den Fehlern! :D (Aber bitte nicht die Sache mit dem Apostroph, ich weiß, dass ich das falsch mache. xD) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ehm... *hust*... Hallöchen? :D
Es tut mir wahnsinnig leid, dass es schon wieder fast einen Monat gedauert hat, vor allem, da dieses Kapitel bereits seit fast zwei Wochen auf meinem Netbook rumgammelt und nur noch auf den letzten Schliff gewartet hat. :((
Bin zwar immer noch nicht zufrieden damit, aber langsam geht´s wieder bergauf! :DD
Endlich ENDLICH ist der Kitsch vorbei und jetzt heißt es wieder DRAMAAAA BABYYY!!! :DD
Ich fass mich mal kurz und bedanke mich wie immer bei allen, die immer so fleißig mitlesen und favorisieren und natürlich ganz besonders bei den herzallerliebsten DarkBloodyKiss, Ushia-sama2011, SakuraBlossoms, Kleines Engelschen, LICRM, BlackSakura, sanchan, MokkaBanana und e-xoxo für ihre Kommentare zum letzten Kapitel! DANKESCHÖÖÖN!! :DD
Ich wünsch euch allen eine schöne restliche Adventszeit und wundervolltolle Feiertage, sollten wir uns bis dato nicht nochmal lesen. :D Nicht hinfallen beim In´s-neue-Jahr-Rutschen! ;DD
Herzallerliebste Grüße!! <333 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen meine Lieben!!! :DD
Zuallererst wünsche ich euch allen ein wundervolltolles neues Jahr!!! :DD
Als nächstes hoffe ich natürlich, dass ihr mir nicht den Kopf abreißt, weil es schon wieder so lange mit dem nächsten Kapitel gedauert hat. x/
Ein gaaaanz großes Dankeschön geht an DarkBloodyKiss, sanchan, lost-in-paradise-, SakuraBlossoms, Ushia-sama2011, Kleines-Engelschen, e-xoxo und Sorvana für ihre lieben Kommentare zum letzten Kapitel! :DD
Herzallerliebste Grüße!! ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen Dienstagabend! <333
Ich weiß, ich weiß, drei Monate Wartezeit ist echt ätzend. Tut mir auch wirklich ganz doll leid, aber ich hab mega viel zu tun mit dem Abitur zurzeit und komme so irgendwie zu nichts. :(((
Jedenfalls freut es mich, dass ihr euch trotzdem immer wieder hierher verirrt und mir auch immer fein ein Kommentar dalasst. :DD
Daher auch hier mal wieder ein ganz großes Dankeschön an die herzallerliebsten DarkBloodyKiss, sanchan, The-Sunn, TayaUchiha, -Sorvana-, SakuraBlossoms, Kleines-Engelschen, e-xoxo, croatiababe, Yuuka-Chii, Enyxis, Sakura-Uchiha, Ushia-sama2011 und MamBoss für ihr Kommentar zum letzten Kapitel! <33
Ich wünsch euch allen eine wundervolle Woche und tolle Ostern. ;D
Herzallerliebste Grüße! :DD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Meh, meh, meh, ich lebe noch :D
Damit erstmal ein herzallerliebstes Hallihallöchen an euch alle, die vielleicht und womöglich bereits seit einer gefühlten Ewigkeit auf diese Worte gewartet haben: Ich bin doof, ich weiß. :X

Und es tut mir wirklich, wirklich leid, dass es irgendwie immer länger dauert bis ein neues Kapitel kommt - und ich btw. nicht mal eine ordentliche Entschuldigung dafür habe, außer das Übliche halt: Abitur, Abitur, SCHÖNES WETTER, Pool und eine klitzekleine Aversion gegen diese Story... oder alles, was ich bisher geschrieben habe bzw. schreibe generell.

Was ich damit eigentlich sagen will: ICH FIND EUCH TOLL!! Und nur für euch habe ich mich hingesetzt und das Konzept der Story ein wenig... über den Haufen geschmissen xD Demnach gibt´s jetzt ein anderes Ende, das gar nicht mehr so weit weg ist wie das andere, eigentlich geplante Ende.

Auf jeden Fall aber auch diesmal ein GANZ FETTES DANKESCHÖÖÖÖN!!!! an all die lieben Menschen, die mir immer und immer wieder ein Review da lassen und auch an die, die sich diesen Mist hier immer und immer wieder antun. :DD Und ein noch größeres Dankeschön an die herzallerliebsten sanchan, SakuraBlossoms, Schneekaetzlein, Sakura-Uchiha, SmileyC, LikeParadise, Mika-cha und -Sorvana- für ihre Reviews zum letzten Kapitel. <33 ICH LIEBE EUCH!! :DD :**

Sooo, was wollte ich noch? ... Achja! :D Sakuras hier dargestellte Meinung lehnt sich an meine an und ist subjektiv. Wenn ihr die genannten Bücher und/oder Filme besser und/oder schlechter findet als ich - find ich toll, freie Meinungsbildung undso :D Seht ihr´s genauso wie ich, find ich´s auch toll. :D
Womöglich hat man in diesem Kapitel auch bemerkt, dass ich zurzeit einen klitzekleinen Crush on Romeo & Julia habe - dafür entschuldige ich mich nicht. :D

Mit herzallerliebste Grüßen und sonnigen Ferien-Sommer-Wetter-Dingens-Wünschen
Eure PaylyNou Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ehem... Hi :D
Ich lass das mal eben hier...
Und hoffe, dass ihr mich nach über einem halben Jahr Schweigen nicht mit Steinen bewerft.
Vielen Dank wie immer an die lieben Mika-chan, Kleines-Engelschen, SmileyC, Ushia-sama2011, hikarimaya, -Sorvana-, jillianZ und KazuhaToyama, die mir beim letzten Kapitel ein Kommentar dagelassen haben.
Danke auch an alle, die sich das hier tatsächlich immer noch antun. Ohne euch, wäre ich echt am Arsch. :x
Herzallerliebste Grüße! <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ihr Lieben!
Ja, ich lebe noch; und ja, ich traue mich tatsächlich noch hierher.
Irgendwie packt mich die Inspiration nur noch im 6-Monats-Takt, zumindest kommt mir das mittlerweile so vor. Das tut mir wirklich, schrecklich leid, aber ändern kann ich´s nicht. :(
Zunächst einmal an gaaanz großes Dankeschön an jillianZ, Kleines-Engelschen, --Lucy--, MaddieFreeman, Mika-cha, AnneMii, Yuna-hime, SakuraBlossoms, KazuhaToyama und PROTOTYPE welche mir ein ganz liebes Kommentar zum letzten Kapitel dagelassen haben. Tut mir auch schrecklich leid, dass ich noch nicht auf alle geantwortet habe, aber ich habe vor zehn Minuten das erste Mal seit November letzten Jahres hier reingeschaut und bin ehrlich gesagt gerade zu müde, um jetzt noch auf alle zu antworten. Morgen, versprochen :*
Vermutlich ist euch aufmerksamen Lesern aufgefallen, dass ich immer mehr in Zusammenfassungen von Ereignissen abrutsche. Das liegt daran, dass wir uns langsam aber sehr, sehr sicher dem Ende nähern. Vielleicht noch ein, zwei Kapitel, dazu noch ein Epilog... Dann ist´s vorbei. Mal sehen, ob ich das dieses Jahr noch schaffe D:
Herzallerliebste Grüße :* Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (469)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...30] [31...40] [41...47]
/ 47

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tanatekk
2018-04-17T20:50:35+00:00 17.04.2018 22:50
Bitte schreib weiter!
Von:  Lilly_Lu_Dragneel
2016-07-05T18:55:20+00:00 05.07.2016 20:55
waaaaaaaaaas?
ich glaub ...ich muss mich von der Teppich Kante stürzen...immer wenns spannend wird xD

Mach weiter so

msg lilly
Von:  Sakura-Jeanne
2016-05-15T16:39:50+00:00 15.05.2016 18:39
hammer kapitel
Von:  Zyklon64
2016-04-26T17:02:27+00:00 26.04.2016 19:02
Jedes mal wieder staune ich nicht schlecht und muss zwei mal hinschaun, wenn ich das Titelbild der FF sehe. Aber gleichzeitig freue ich mich natürlich umso mehr, weil es eeeeendlich weiter geht.

Ein super Kapitel, das auf Spannung hoffen lässt :) schade aber, dass es bald zu Ende geht :/
Hoffentlich kommt davor auch noch ein bisschen was von den anderen Charakteren, weil ich diese genau so gut geschrieben finde, wie es die Hauptcharaktere sind.
Also weiter so und ich freu mich schon darauf, vom Erscheinen des nächsten Kapitels überrascht zu werden :)
Von:  Mika-cha
2016-04-24T09:44:38+00:00 24.04.2016 11:44
Omg, irgendwie finde ich Sasori total heiss xD
Ich weiss zwar, dass dich die Inspiration nicht mehr so schnell packt, ABER ICH MUSS WEITERLESEN!
Oh Mann, diese Fanfic begleitet mich schon die ganze Zeit und bei jedem neu erschienen Chapter habe ich das Bedürfnis, die FF nochmal von vorn zu lesen :3

Tolles Kapitel!
Hau auf die Tasten :D!

LG
Mika♥
Von: abgemeldet
2016-04-24T06:31:51+00:00 24.04.2016 08:31
Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Tu mir das nicht an. Nein. Nein. Nein. Nein. Bitte lasse es nicht zu Sasori und Sakura kommen. Bitte nicht. Ich glaube, ich habe noch nie, wirklich noch nie, bei einer Fanfiktion aus Verzweiflung geweint. Warum ich geweint habe? Das kann ich ehrlich gesagt nicht ganz erklären, aber in mir kam die pure Verzweiflung hoch, als ich nur den Titel dieses Kapitels gelesen habe... Ich habe schlimmes geahnt, weshalb ich mir erst unsicher war, ob ich das Kapitel lesen soll. "Feels like Love..." - bitte sage mir nicht, dass sie dabei ist, sich in Sasori zu verlieben. Ich habe dieses Kapitel schon vor Tagen gelesen, aber lasse erst jetzt ein Kapitel da - tut mir leid, aber ich hatte jetzt erst die Zeit dazu. Was ich aber noch gestehen muss ist, dass ich um 4 Uhr morgens schlafen gehen wollte, aber mir dieses Kapitel in den Sinn kam, keine Ahnung warum. Jedenfalls konnte ich bis jetzt kein Auge zu drücken, weil ich die ganze Zeit daran denken muss, wie das hier alles ausgehen soll. Wie ich dir schon bereits gesagt habe, habe ich tatsächlich geweint. Ja, du hast dich nicht verlesen. So absurd das auch klingen mag, es ist die Wahrheit. Ich bin wegen SasoSaku so verzweifelt, weil ich diese Fanfiktion ins Herz geschlossen habe. "The same old Song" ist mit die beste SasuSaku Fanfiktion, die ich je gelesen habe. Du hast so gut beschrieben, wie die beiden mit der Zeit zueinander finden - das ist mit Abstand die beste Fanfiktion, in der sich Sasuke und Sakura anfangs nicht leiden können und aus dem Hass nach nach Liebe entstand. Ich weiß nicht, ob du diese/deine Fanfiktion mal selber gelesen hast, aber sie ist unglaublich. Deshalb ist es mir so wichtig, dass es zu einem Happy End mit SasuSaku kommt. Wenn nicht, dann ist die Geschichte, wie soll ich sagen..., "zerstört". Sakura hat bei Sasuke Schmetterlinge im Bauch und liebt ihn aufrichtig - und das soll Sasori kaputt machen? Außerdem wäre Sakura dann nicht besser, als Amy. Sasuke wurde schonmal verletzt, ein zweites Mal könnte ich es nicht ertragen, ihn leiden zu sehen. Er hat das einfach nicht verdient. Sasuke ist Sakura gegenüber so liebevoll, das bringt mich jedesmal zum Lächeln. Die beiden, Sasuke und Sakura, ergänzen sich in deiner Fanfiktion einfach perfekt. Ich bitte dich. Lass bitte nichts zwischen Sasori und Sakura passieren, bitte. Natürlich ist das deine Entscheidung, wie es ausgehen soll, aber...ugh. Der Titel und das Ende dieses Kapitels verwirrt mich so sehr. Gott, ich muss einfach die ganze Zeit daran denken, wie du es enden lässt. Aber bevor du es zu Ende schreibst, solltest du dir vielleicht nochmal deine Fanfiktion durchlesen. Die Beziehung von Sasuke und Sakura übertrifft einfach nichts - kein Sasori. Sasori passt nicht zu ihr!

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn du mir vielleicht in einer kleinen, kurz und knappen ENS verrätst, ob es zu einem Happy End für Sasuke und Sakura kommt, oder auch nicht... Das würde mir helfen für die nächsten Monaten klar zu kommen, hahaha. Ich glaube, man merkt, dass ich verzweifelt und frustriert bin, oder? Das liegt wahrscheinlich einfach daran, dass es sich um diese Fanfiktion handelt.

Oh Gott, irgendwie bin ich nur am jammern und verzweifeln. Natürlich war das Kapitel schön mit der SasuSaku- Szene am Anfang. Er will mit ihr nach Paris, er ist zu süß.

Auch wenn ich Angst vor dem nächsten Kapitel habe, freue ich mich. Ich hoffe, du schickst mir eine ENS, falls es länger dauern sollte mit dem nächsten Kapitel. Nur um meine Sorgen zu beseitigen, oder zu bestätigen.... </3

Deine SakuraBlossoms ❤︎ ✿
Antwort von: abgemeldet
24.04.2016 08:35
nach und nach *
Von:  Scorbion1984
2016-04-24T06:16:38+00:00 24.04.2016 08:16
Tolles Kapitel ,ich glaube das sie richtig gehandelt hat ! Wie heißt es so schön ,man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen !
Von:  PR0T0TYPE
2016-04-23T21:34:14+00:00 23.04.2016 23:34
Was für ein schönes Kapitel. Ich freue mich bereits auf das nächste! ♡
Von:  Kleines-Engelschen
2016-04-23T12:40:37+00:00 23.04.2016 14:40
ein tolles kapitel. schön das es weitergeht! freue mich schon auf das nächste

greetz
Von:  piranja11
2016-04-23T08:42:01+00:00 23.04.2016 10:42
Juhu, wie heißt es so schön die Hoffnung stirbt zuletzt.
ich würde mich echt freuen bald wieder etwas von dir zu hören....

Glg


Zurück