Vorgeschichte
November, 1997 - Prag, Tschechien
Es war ein kalter Novembermorgen als Elena, Iwans Mutter, die Vorhänge des Kinderzimmers zur Seite zog und das schwache Sonnenlicht den Raum flutete. Mit einem schweren, traurigem Blick sah sie auf den belebten Platz des Marktes herunter. Sie hatten hier ein schönes Leben.
Die junge Frau drehte sich herum und blickte auf das Kinderbett, in dem ihr siebenjähriger Sohn lag. Er war der einzige Grund, wieso sie das Alles überhaupt noch hier aushielt, den ganzen Ärger. Die Attacken, der Alkoholismus.
Seufzend strich sie sich durch das schulterlange, braune Haar und setzte ein warmes Lächeln auf. Sanft zog sie die Bettdecke zurück und betrachtete ihren kleinen Sohn, das kostbarste Geschenk was ihr gemacht worden war. Elena war sehr religiös, doch langsam schlichen sich die ersten Zweifel ein, ob der Gott - an den sie glaube - überhaupt ein wirklich guter Gott war.
"Iwan, aufwachen. Wir müssen in zwei Stunden los."
Sie drückte einen leichten Kuss auf die Stirn des Jungen, strich durch das karottenrote Haar.
Murrend drehte sich der Junge herum, streckte sich auf dem Bett und erwachte allmählich. So richtig hatte er das Alles noch nicht verstanden.
Das einzige, was er wusste war, dass sie das Land verlassen würden. Um mit dem Vater, Ehemann, nach Deutschland zu gehen. In sein Heimatland, weil sie es dort besser haben sollten.
Doch der Irrtum war gravierend.
