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Rushhour

von

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Rushhour
 

Rushhour – jeden Tag das Gleiche: Kurz nach 17 Uhr endete mein Club und ich musste in die überfüllten Bahnen Tokios steigen, bzw. ich musste mich reinquetschen.

Und jedes Mal konnte man sich nicht mal mehr einen Millimeter mehr bewegen. Mein bester Freund, Reita, brummte verstimmt, als das tägliche Spektakel wieder losging. Ich schlug ihm zweimal kumpelhaft auf die Schulter und nickte dann zur Bahn. Wenn wir noch rein wollten, sollten wir uns näher stellen.

Sobald die wenigen Leute raus waren, die hier ausstiegen, versuchten sich dreimal so viele Menschen reinzuquetschen, wie rein passten. „Pass auf, dass du mit reinkommst, Uru!“, mein Bester grinste, während ich nur die Augen verdrehte. Vor einer Weile hatte ich irgendwie verträumt reinzugehen und hatte es tatsächlich geschafft meine Bahn zu verpassen, obwohl ich vor ihr gestanden hatte. Dieser Tag hatte vom Anfang an nichts Gutes verhießen! Den ganzen Tag über war ich eher abwesend mit meinem Gedanken gewesen- überall Ferien, Essen, Fußball- so etwas halt. Na ja aber seitdem zog mich der Blonde mit Nasendefizit andauernd damit auf.

Letztendlich schaffte ich es gerade noch reinzukommen. Auch der Blonde schaffte es gerade eben so.

„Fu, das war knapp!“, grinste er und stützte sich mit einer Hand an der Wand hinter mir ab. Etwas entspannter lehnte ich mich an die Bahn.

Weil diese mal wieder extrem ruckelte, musste der Nasenbandträger auch seine zweite Hand abstützen. Eine meiner Augenbrauen wanderte in die Höhe: „Geht’s?“

„Ja, ja, aber wir scheinen einen netten Anblick zu bieten!“, schmunzelnd schaute er nach links und ich folgte seinem Blick. Dort standen zwei Mädchen, die uns mit großen Augen und tuschelnd ansahen. „Weiber“, nuschelte ich genervt.

Ich konnte mir in etwa denken, was in ihren Köpfen vorging. Zwei gut aussehende Jungs- ich etwas femininer aussehend mit meinen weichen Zügen und Reita, der den Macho markierte und mit seinem Nasenband besonders cool aussehen wollte und dann diese Position.

Genervt verdrehte ich die Augen. Mein bester Freund jedoch schien die Situation mehr als nur amüsant zu finden. Als sich bei der nächsten Station noch mehr Menschen reindrängten, presste er sich förmlich an mich.

„Meinst du nicht, dass du etwas übertreibst?“, so allmählich wurde es mir doch unangenehm.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die beiden Mädchen ihre Hälse verrenkten, um uns noch im Auge zu behalten. „Ich find’s lustig!“, war sein einziger Kommentar. Seufzend lehnte ich meinen Kopf an die Wand und ging in Gedanken die Stationen durch, bis ich aussteigen musste. Beim nächsten Halt wurde Reita noch dichter an mich gedrängt. Ich versuchte diese Tatsache einfach auszublenden- immerhin lieber er, wie jemand völlig Fremdes...

Als ich jedoch eine Hand an meinem Allerwertesten spürte, riss ich erschrocken die Augen auf. „Was zum - ?!“, ich brauchte nur eine Millisekunde, um herauszufinden, wem die Hand gehörte. „Spinnst du jetzt völlig?!“, fragte ich den anderen und versuchte seine Hand irgendwie loszuwerden. Da es jedoch so eng war, konnte ich den anderen nicht von mir wegschieben.

Reita lachte leise und mir ging ein Schauer durch den Körper. Dieser elende... ! Er hatte sich so weit vorgebeugt, dass er mir direkt ins Ohr gehaucht hatte- ich war verdammt nochmal empfindlich am Ohr! „Entspann dich- ich bin’s doch nur- kein Grund zur Panik!“, er war immer noch höchst belustigt. Und ich fragte mich grade wirklich, was bei ihm schiefgelaufen war. „Du spinnst doch! Jetzt lass den Scheiß endlich, Man!“, langsam wurde ich echt pissig.

Zum Glück wurde in diesem Moment meine Haltestelle verkündet und ich konnte mich aus seinen Griffeln befreien. Mit einem letzten giftigen Blick drängte ich mich hinaus und machte mich auf dem Weg nach Hause.

Mein Ärger auf den Nasenbandträger hielt aber nicht sonderlich lange. Schon als ich nach einigen Minuten Zu Hause angekommen war, hatte ich die Szene in der Bahn als einen von Reitas dummen Spontanideen abgestempelt.
 

Am nächsten Tag standen wir wieder an der Bahn. Den Vorfall von gestern hatte ich erfolgreich verdrängt. Erst als wir wieder in der Bahn waren und fast genauso standen wie gestern, kam es mir wieder in den Sinn. Kopfschüttelnd vertrieb ich den Gedanken wieder. Wenn wir den Tag über auch normal miteinander geredet hatten- grade war ich wenig gesprächig und antwortete immer einsilbiger. „Alles okay bei dir?“, eine Augenbraue des Blonden wanderte fragend in die Höhe. Ich antwortete jedoch wieder nur mir einem abwesenden „mhmmm“ – hab ich erwähnt, dass ich gerne in meinen Gedanken versinke?!

Offensichtlich war ihm das nicht Antwort genug. Jedenfalls beugte er sich wieder zu mir und pustete mir diesmal mit voller Absicht ins Ohr. Fast hätte ich erschrocken aufgekeucht. Jedoch vollzog die Bahn in der gleichen Sekunde eine Vollbremsung, sodass die ganze Menschenmenge einmal zur Seite kippte um im nächsten Moment wieder das Gleichgewicht zu finden und sich wieder richtig hinzustellen. Erschrocken starrte ich Reita an, verwirrt durch seine Taten und das abrupte Halten des Zuges. „Was zum...?!“ und in diesem Moment wusste ich nicht, was ich wissen wollte: Was mit meinem besten Freund los war oder warum der Zug hielt.

Auf letzteres erhielt ich allerdings nur Sekunden später eine Antwort. „Wegen eines Personenunfalls verzögert sich die Weiterfahrt um wenige Minuten- Wir bitten um ihr Verständnis“, hallte es durch die Lautsprecher. Genervt stöhnte ich auf. Das hatte mir noch gefehlt!

Die Menschen gerieten in Unruhe und es wurde noch enger in dem Wagon. Reita stand jetzt zwischen meinen Beinen an mich gepresst. Diese Position war mir mehr als nur unangenehm! Ich versuchte ihn leicht wegzuschieben, doch der kleinere ließ sich nicht zurückschieben und drückte sich stattdessen weiter an mich. Nur wenige Augenblicke später verspannte sich mein ganzer Körper. „Reita, du Vollidiot, lass deine Griffel bei dir!“, eben diese hatten sich schon wieder dorthin verzogen, wo ich sie ganz bestimmt nicht haben wollte! Trotz meines aggressiven Tonfalls hatte ich meine Stimme nicht sonderlich erhoben. Das letzte, was ich wollte war, dass ich unangenehme Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde. „Und was ist, wenn ich nicht will?“, fragte der andere keck.

Überrumpelt starrte ich meinen Freund an. Was sollte das alles?!

Nach wenigen Minuten hatte der andere jedoch seine Hände von meinem Hinterteil genommen und sie einfach auf meinen Rücken gelegt. Das war schon um einiges besser, wenn auch nicht perfekt- aber immerhin konnte ich das dulden und ließ den anderen in dieser seltsamen Umarmung.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fuhr die Bahn ruckelnd an. Doch Reita entließ mich erst, als ich bei meiner Station raus musste. Mit einem frechen Grinsen entfernte er sich von mir und hauchte mir noch was ins Ohr, bevor ich fast schon floh. Als ich vor der Bahn stand, hielt ich meine Hand ans Ohr. Es kribbelte und ich war unweigerlich ein wenig rot um die Nase geworden- warum musste der Kerl auch immer in mein Ohr sprechen?!

Und dann auch noch so etwas?! „Du hast ’nen tollen Arsch!“

Der Weg nach Hause verging rasend schnell. An meiner Mutter hielt ich mich auch nicht lange auf- war nur kurz mit einem „Hallo“ an der Küche vorbei in mein Zimmer gestürmt.

Was war nur los mit dem anderen? Wieso sagte er auf einmal solche komischen Sachen? Und warum machte er so was Anzügliches in einer Bahn?! Warum machte er dies überhaupt?

Fragen über Fragen, die ich mir stellte. Doch eine Antwort würde ich wohl nur von dem anderen bekommen. Doch wie sollte ich bitte nach so etwas Fragen?!

Ich entschloss mich jedoch dazu erst einmal abzuwarten, ob der Blonde morgen wieder etwas unternehmen würde...
 

Den ganzen Tag schon hatte ich meinen blonden Freund nicht aus den Augen gelassen. Argwöhnisch beobachtete ich jede Regung- besonders ab dem Moment, ab dem wir den Bahnhof betraten.

Dieses Mal landeten wir jedoch nicht an der Wand sondern mitten in der Menschenmenge. Trotzdem ließ ich den anderen nicht aus den Augen. Wir standen wieder ziemlich nah beieinander und irgendwie fiel mir auf, dass Reita heute anders roch... nicht unangenehm- eigentlich sogar recht gut. Im nächsten Moment schüttelte ich abwesend den Kopf. Solche Gedanken hatte man nicht über seinen besten Freund!

Die ganze Fahrt über passierte Nichts. Wir standen einfach nebeneinander. Mehr nicht. Keine anzüglichen Aktionen des Blonden, kein ins Ohr hauchen- gar Nichts! Eine Station vor Meiner, schaute ich ihn abwartend an. „Was ist?“, fragte der Nasenbandträger neugierig.

„Kommst du mit zu mir?“, bevor ich nachdenken konnte, war mir diese Frage rausgerutscht. Etwas erstaunt weitete ich die Augen- das war nicht geplant gewesen! Andererseits konnte ich ihn so wenigstens in Ruhe wegen der letzten beiden Tage fragen!

„Sicher!“, ein wissendes Grinsen legte sich auf die Züge meines Freundes. Verwirrt über diesen Gesichtsausdruck, zog ich meine Augenbrauen zusammen. Irgendwie bekam ich ein schlechtes Gefühl.
 

Als wir in meinem Zimmer angekommen waren, pfefferte ich nervös meine Schulsachen in eine Ecke. Wieso war ich eigentlich nervös?!

„Warum hast du die letzten Tage eigentlich diese komischen Sachen gemacht?“, am besten gleich zum Punkt kommen! Ansonsten hätte mich wohl der Mut verlassen.

„Weil ich es wollte!“, die Antwort kam so selbstverständlich und nüchtern, dass ich mich verwirrt umdrehte und ihn Fragend ansah. „Bitte was?!“

„Mir war einfach danach!“, schulterzuckend ließ er sich auf das Bett fallen.

„Dir war danach mich zu betatschen?!“, ungläubig starrte ich den anderen an, bevor ich mich auch in Bewegung setzte und auf das Bett fallen ließ.

„Jop“

„Und... warum hast du heute nichts gemacht?“, diese Frage gefiel mir ganz und gar nicht- es hörte sich fast so an, als hätte ich gewollt, dass es wieder passierte...

„Damit genau das hier passiert!“, siegessicher lächelte er.

Verwirrt schaute ich ihn an. Konnte der nicht mal Klartext reden?!

„Boa Uru- du bist echt nicht der Schnellste!“

Bevor ich weiter im Denken kam, hatte er sich zu mir gebeugt und seine Lippen federleicht auf meine gedrückt.

„Denk in ruhe drüber nach!“, lächelnd entfernte er sich und machte sich auf dem Weg nach Hause.
 

Und endlich verstand auch ich, was das alles zu bedeuten hatten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Snaked_Lows
2011-11-12T22:08:36+00:00 12.11.2011 23:08
ich mag es *A*
Von:  teufelchen_netty
2011-11-12T21:54:30+00:00 12.11.2011 22:54
niahhaaa *_*
endlich wieder mal ne rei / uru.
zuckersüß, dass uru nicht grad der schnellste ist und reita wieder typisch macho.
i like ^^


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