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Der Himmel muss warten

von

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Die Wanderrung am Rim Trail

LV) Die Wanderung am Rim Trail
 

Sam erwachte langsam. Er lag auf der Seite. Sein Bruder lag vor ihm, ebenfalls auf der Seite und er hatte einen Arm um Dean gelegt. Er konnte fühlen, dass der Blonde wach war und drückte ihm einen Kuss in den Nacken. Tief inhalierte er den Geruch seines Engels und ließ sich von dessen Wärme einhüllen. Dieses wundervolle Gefühl erwachte in seinem Bauch. Wie sehr liebte er den Älteren!

„Hey“, murmelte er leise und wartete auf eine Reaktion.

Sie kam nicht.

Er atmete tief durch und versuchte die Enttäuschung zu verdrängen, die ihn jetzt erfasste. Sein Bruder war also noch immer nicht bereit mit ihm zu reden. Trauer machte sich in ihm breit. Er wollte aufstehen. Doch sobald er seinen Arm bewegte, fasste Dean zu und hielt ihn fest.

„Bleib“, forderte er leise, „bitte!“

Sam rutschte ein Stück näher an seinen Engel und wartete. Was würde jetzt kommen?
 

Dean war schon eine ganze Weile wach und versuchte ein vages Gefühl zu ergründen, dass sich in seinem Bauch festgesetzt hatte. Es hatte nichts mit Sam zu tun, das wusste er, doch er konnte es einfach nicht näher benennen und so starrte er auf das Fenster hinter dem sich langsam, durch die Ritzen der Fensterläden hindurch, der Tag ankündigte.

Er fühlte, neben diesem komischen Etwas in seinem Bauch, noch etwas anderes. Er wusste nicht warum, aber er fühlte sich geborgen und so schob er dieses nicht zu ergründende Gefühl beiseite und konzentrierte sich auf die Geborgenheit.

Die Erinnerungen an die letzten Tage schienen nur ein schlechter Traum und er versuchte zu ergründen, warum er sich und Sammy das Leben nur so schwer gemacht hatte.

Eigentlich war alles doch ganz einfach. Warum hatte er sich so gequält? Warum hatte er versucht sein Leben und sein Sein auf so hochkomplizierte Weise zu analysieren. Eigentlich bedurfte es doch nur drei einfache Fragen: Konnte er ohne Sam leben? Wollte er Sam nur als seinen Bruder oder wollte er das Glück, dass er schon ein paar Tage lang genießen durfte, behalten?

Und so stellte er sich dieses Fragen:

‚Ein Leben ohne Sam?‘ Alles in ihm zog sich zusammen und seine Brust schmerzte plötzlich so stark, dass er ein Aufstöhnen gerade so in allerletzter Sekunde unterdrücken konnte. Nein, das wollte er auf keinen Fall!

‚Sam als mein Bruder?‘ Das fühlte sich schon besser an, hinterließ aber einen schalen Nachgeschmack. Das war es also auch nicht, was er fühlen wollte.

‚Sam mit Haut und Haar lieben?‘ Eine Wärme breitete sich in ihm aus und sogar das große schwarze Nichts in ihm schien sich, nur bei dem Gedanken daran, ein kleines Stückchen zusammen zu ziehen.

Warum, wenn es doch so einfach war, hatte er sich das nicht schon vor Tagen gefragt? Es hätte ihnen viele schwere und schmerzvolle Stunden ersparen können!

Er drehte sich zu Sam um.

„Sam? Ich... es tut mir leid, wie ich mich die letzten Tage verhalten habe. Ich wollte dir nicht wehtun!“

Der Jüngere schluckte. Warum musste Dean die Schuld schon wieder nur bei sich suchen?

„Es muss dir nicht Leid tun, Dean. Du trägst schon zu viel Schuld mit dir herum, für die du nichts kannst. Du..“

„Sam! Ich liebe dich. Ich … war so ein Trottel! Kannst du mir verzeihen?“

„Dir verzeihen? Eigentlich müsste ich dich um Verzeihung bitten. Immerhin habe auch ich dir die Schuld für Geschehnisse eingeredet, für die du mit Sicherheit nichts konntest! Kannst du mir verzeihen!!“

„Sammy...“, begann der Blonde verlegen. Er hatte doch einen Fehler gemacht. Wieso wollte sein kleiner Bruder jetzt daran schuld sein?

„Dean, ich liebe dich. Und daran können auch deine Gefühlsschwankungen nicht viel ändern. Es tut mir leid, dass du das durchmachen musst. Es tut mir so leid“, beendete Sam diese Schuldzuweisungen, bevor sich richtig begannen.

„Du könntest dir also vorstellen weiterhin mit mir zusammen sein?“

„Können? Du fragst wirklich nach „können“? Dean, du bist das einzige Wesen auf der Welt, das mich menschlich bleiben lässt. Aber der einzige wahre Grund für ein ‚Ja‘ ist meine Liebe zu dir. Ohne dich kann und will ich nicht leben!“

Die Wärme mit der Deans Augen ihn in diesem Moment anstrahlten, raubte ihm fast den Atem.

Schnell stahl sich der Blonde einen Kuss, piekte Sam in die Seite und rutschte, als dieser quiekend zusammenzuckte, lachend aus dem Bett.

„Los raus, wir wollten den Canyon entdecken!“ Schnell war er im Bad verschwunden. Irgendwie war heute alles weniger schwarz und viel leichter als noch am Abend zuvor.

Sammy hatte ihm die Antwort gegeben, die er sich gewünscht hatte. Jetzt fühlte er sich wie ein Teenager, der zum ersten Mal richtig verliebt war. Und vielleicht war er das ja wirklich.

Im Moment war seine Welt kunterbunt und fluffig.
 

Sam stand ebenfalls auf. Er schüttelte den Kopf und beschloss Dean einfach so zu nehmen, wie er war und jeden Augenblick, in dem er so war wie eben, zu genießen.

Barfuß ging er in die Küche und begann alles für ihr Frühstück rauszulegen.

In ihrem Bungalow war es noch angenehm warm, obwohl die Außentemperaturen gerade sanken, zumindest sollte es in den nächsten Tagen kälter werden, hatte der Wetterbericht angedroht. Aber das konnte ihnen egal sein. Heute würden sie am Rand des Canyons entlang wandern. Übermorgen wollten sie dann zum Grund hinunter steigen und da sollte es ja eh immer warm sein.

Er hörte das Wasser der Dusche rauschen. So langsam sollte er ihren Rucksack packen, sonst wäre Dean fertig und er würde noch immer hier rumstehen. Er kochte Kaffee und machte ihnen Rührei zum Frühstück.

Dean kam aus dem Bad. Er rubbelte sich die Haare trocken und zog sich dann an. Gemeinsam frühstückten sie und danach ging Sam duschen während Dean ihnen Sandwiches für ihre Wanderung machte. Er fühlte sich wundervoll. Ein paar Mal versuchte er zu ergründen warum. Hatte er letzte Nacht etwas Schönes geträumt? Vielleicht von Sam?

Es wollte ihm einfach nicht einfallen und so versuchte er auf etwas zurückzugreifen, dass er früher einmal wunderbar beherrscht hatte. Die Fähigkeit zu vergessen, zu verdrängen, was er nicht ändern konnte. Er wollte heute nicht denken. Er wollte einfach genießen.
 

Den ganzen Tag wanderten sie den Rim Trail entlang und Dean kletterte wie eine Gämse über Stock und Stein und kam nicht nur ein Mal dem Rand des Canyons beängstigend nahe. Sam hatte sich gleich zu Beginn dieser halsbrecherischen Touren kurz überlegt, ob er etwas sagen sollte, doch er sah die Freude in den grünen Augen leuchten und so war er schon bei Deans zweitem Abstecher Richtung Tiefe mit dabei. Sie alberten herum, lachten und fanden immer wieder ein Fleckchen, an dem gerade kein anderer Tourist sie sehen konnte. Dort fielen sie sich in die Arme wie ein frisch verliebtes Pärchen, dass sie ja irgendwie auch waren, und küssten sich, bis einer von ihnen nach Luft schnappend und, mit Bedauern im Blick, abbrechen musste.

Sam, der sich mal wieder in seinem bewerten, leider sehr Dean-unfreundlichem, Zwiebellook verpackt hatte, hatte zu seiner Freude schnell herausgefunden, dass sich Deans Shirt nicht so hartnäckig gegen seine Finger wehrte wie seine Kleidung gegen Deans und so konnte er bei jeder ihrer Pausen die weiche, warme Haut seines Bruders berühren und diese Möglichkeiten nutze er schamlos aus.

Dean schien es zu gefallen. Immer wieder schnurrte er leise, wenn Sams Hände unter seinem Shirt verschwanden. Und jedes Mal, wenn sie sich voneinander lösten, machten Sam die leicht geöffneten roten Lippen und die leuchtend grünen Augen seines Bruders fast wahnsinnig. Und der Blonde schien sich seiner Wirkung auf Sam sehr genau bewusst zu sein, auch wenn er sie nicht ausnutzte.
 

Sie hatten über die Hälfte ihres Weges zurückgelegt. Dean stand mal wieder auf einem Felsen, der über den Rand des Canyons hinausragte. Er beugte sich nach vorn um über den Rand sehen zu können. Weit unter ihm waren einige Bäume und Sträucher und jede Menge Felsen.

Er ließ sich auf diesem kleinen flachen Plateau nieder. Seine Beine baumelten über den Rand.

Sam kam langsam näher. Er blieb hinter seinem Bruder stehen und schaute zum gegenüberliegenden Rand des Canyons.

Sie schwiegen und schauten einem Adlerpärchen zu, das über der Schlucht kreiste.

Endlich ließ sich auch Sam neben deinem Bruder nieder.

„Schon komisch, dass jemand, der so gar keine Angst vor der Höhe zu haben scheint, Flugangst hat.“

Dean blickte Sam mit einem undefinierbaren Blick an. Hier stand er auf festem Boden. In der Luft fühlte er sich unsicher und da spiele es keine Rolle, dass er mit seinen Flügeln selbst fliegen konnte. Er war einfach nicht für die Luft geboren!

Er schaute zum gegenüberliegenden Rand und legte dann seinen Arm um seinen kleinen Bruder und zog ihn noch ein Stück weiter an sich heran.

Sein Gesicht näherte sich Sams immer mehr und schon trafen sich ihre Lippen. Zärtlich ließ Dean seine Zunge über Sams streichen. Sam öffnete seinen Mund und ließ ihn ein.

Als wäre es das erste Mal erkundete Dean das eigentlich so bekannte Terrain. Ihr Kuss wurde immer fordernder und für einen Moment war Dean versucht, seinen Kleinen einfach nur zu packen und sich mit ihm fallen zu lassen.

Er würde seine Schwingen ausbreiten und mit ihm durch die hoch aufragenden Felswände gleiten. Sammy wollte so gerne wissen, wie es war zu fliegen. Doch er vermutete auch, dass sie wohl schneller als ihnen lieb wäre die gesamte Airforce am Hals hätten. Anna hatte ihm zwar gezeigt, wie er seine Flügel verbergen konnte, doch wie er sich und andere unsichtbar machte, hatte sie ihm nicht beigebracht. Vielleicht sollte er sich auch das zeigen lassen. Dann müsste er nur noch seine Flugangst besiegen.

„Wo bist du mit deinen Gedanken?“, wollte der Jüngere wissen, nachdem sie sich getrennt hatten.

Dean schaute ihn verträumt an und schüttelte nur lachend den Kopf.

„Bei dir, Sam, nur bei dir!“

„Na?“

Der Blonde zwinkerte seinem Bruder zu und schaute dann wieder in den Canyon. Auch Sam ließ seinen Blick erneut über die unterschiedlichen, in den verschiedensten Rottönen gefärbten, Gesteinsschichten schweifen.

Sie saßen noch eine ganze Weile schweigend, bevor sie sich wieder auf den Weg machten.
 

„Was hältst du davon, wenn wir heute essen gehen? Ich lade dich ein!“, sagte Sam, nachdem sie von ihrer Wanderung zurückgekommen waren. Dean schaute ihn müde blinzelnd an. Er fühlte sich wie erschlagen von der schieren Größe dieses Wunders und er war schon seit Ewigkeiten nicht mehr so weit gelaufen. Am liebsten würde er sich jetzt in seinem Bett verkriechen, doch kaum war das Wort „Essen“ gefallen nickte er und seine Augen strahlten.

Der jüngere Winchester lachte auf. Sein Engel war berechenbar und so herrlich menschlich.
 

Schnell hatten sie geduscht und sich umgezogen. Und nachdem Dean einen sauberen Verband um seine Hand gewickelt hatte, gingen sich in das Restaurant.

„Vertraust du mir?“, wollte der Größere wissen, nachdem der Kellner ihnen die Karten gegeben hatte.

Dean legte den Kopf schief. Einen Augenblick lang war er versucht den Kopf zu schütteln, nur um zu sehen, wie sein Kleiner reagierte, doch dann nickte er. Sam hatte in den letzten Tagen soviel für ihn getan und er selbst hatte dem Jüngeren fast alles von sich gezeigt. Wie sollte er Sam nicht vertrauen?

Sein Bruder nickte ebenfalls und nahm ihm die Karte weg.

Jetzt zog er die Augenbrauen zusammen und schaute fragend über den Tisch.

Sam lächelte nur.

„Okay!“ Dean zuckte mit den Schultern und sah sich um.
 

Der Jüngere flüsterte eine Weile mit dem Kellner. Der nickte und verschwand.

Vollbeladen kam er nach einiger Zeit wieder. Er stellte einen Teller „Caesar salad“ vor Sam, gebackene Kartoffeln und geröstetes Brot in die Mitte des Tisches und einen großen Teller mit einem fast noch größeren Rip-eye-Steak vor Dean.

Sam lächelte, als sein Bruder schnuppernd die Nase hob und dabei die Augen schloss.

Ein Lächeln umspielte dessen Mundwinkel. Es roch wirklich lecker. Und wenn sein Kleiner ihm schon sein Essen ausgesucht hatte, sollte er ihm auch den Gefallen tun und das Essen genießen. Obwohl sein Magen inzwischen unüberhörbar knurrte, zwang sich der Blonde langsam zu essen.

Sam bekam das Lächeln kaum aus seinem Gesicht. Die Idee, die schon den ganzen Tag über in seinem Kopf herumgespukt hatte, nahm konkrete Formen an. Mal sehen wie weit er diese Idee treiben konnte.

„Was hältst du von dem einen oder anderen Bier an der Hotelbar?“, wollte der Jüngere auch gleich wissen nachdem er die Rechnung bezahlt hatte.

Der Blonde legte den Kopf schief. ‚Was hatte Sammy vor?‘

„Dieser Tag war bis jetzt fast perfekt und ich dachte, er sollte auch genauso zu Ende gehen!“

„Nur fast perfekt?“, fragte Dean und wackelte aufreizend mit den Augenbrauen.

„Wir könnten ihn perfekt machen!“

„Und deshalb willst du jetzt mit mir einen trinken?“

„Ich dachte, wir lassen es langsam angehen und schauen mal, wohin es uns bringt.“

„Ich denke, damit kann ich leben!“, erwiderte der Blonde und schob den Gedanken, was Sam wohl noch alles vorhatte, beiseite. Er würde es noch früh genug erfahren.



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