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Der Himmel muss warten

von

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Exorzismus

II) Exorzismus
 

„Ist ja schon gut. Hier sind auch Fotos drin, aber lass mich erst noch die Fakten zusammenfassen.“

Dean verdrehte die Augen und nickte ergeben.

„Also. Er war während seine Frau starb angeblich im Keller in seinem so genannten Atelier und hat an einem Model gebastelt.

Nachdem sie tot war, hat er die Fische abgegeben, da sich auch seine Tochter vor denen gefürchtet hat. Er soll dann auch einige Affären gehabt haben, aber jetzt war er ja Witwer. Ein Jahr vor dem Erscheinen dieses Buches starb seine Tochter bei einem Autounfall. Die Bremsen haben versagt. Er war am Boden zerstört, steht hier drin. Und zwei Jahre nach dem Tod seiner Tochter ist er dann auch gestorben.

So, und jetzt darfst du dir die Bilder angucken. Sind aber nur schwarz-weiß.“

Dean verdrehte erneut die Augen und ließ sich dann die Bilder zeigen. Zwei erregten seine Aufmerksamkeit. Das Eine, ein Portrait Parkers Frau kurz vor ihrem Tod und das Andere ebenfalls ein Portrait, diesmal seiner Tochter, das auch nur ein paar Monate bevor sie starb aufgenommen worden war.

„Das sind die beiden“, erklärte Dean, „hab mich schon gewundert. Die sahen sich irgendwie ähnlich.“
 

Dean hielt das Buch weiterhin in den Händen, aber er starrte aus dem Fenster.

„Dean? Ich hab…“, begann Sam leise.

Der Blonde schaute zu Sam: „Ich denke er hat beide ermordet. Er hatte die Affären und sie wollte sich scheiden lassen. Und da sie das ganze Geld mit in die Ehe gebracht hatte…“

„Woher weißt du das?“, platzte Sam dazwischen.

Dean blätterte ein paar Seiten um und zeigte auf ein Foto, dessen Bildunterschrift darüber informierte, dass sich Jonathan Parker mit Patricia Travis, der Tochter eines texanischen Ölbarons, verlobt hat: „Ist doch nicht so falsch sich die Bilder anzuschauen“, erwiderte er lächelnd.

Der Jüngere nickte verlegen.

„Also, er wäre pleite gewesen, wenn sie sich scheiden lassen hätte. Da bringt er sie, wie auch immer dazu, die Fische füttern zu wollen, oder ihm dabei zu helfen und schubst sie ins Wasser. Dann geht er Papierhäuser bauen und sie … stirbt. Sie wird beerdigt und er hat das Geld. Jahre später kommt das Töchterchen irgendwie dahinter und muss auch weg. Er lässt die Bremsen manipulieren. Die Kleine wird ebenfalls beerdigt und Mutter und Tochter, als Geister wieder vereint, beschließen sich zu rächen. Kannst du herausfinden, wie er gestorben ist?“

„Aber wieso haben sie dich dann angegriffen. Wenn sie sich nur an ihm hätten rächen wollen? Das haben sie schon vor Jahrzehnten getan.“

„Hast du dir seine Fotos mal näher betrachtet? Ich seh ihm ähnlich. Das hat auch Lucille Stern gesagt. Und Geister brauchen keinen Grund. Irgendetwas hält sie hier und jetzt töten sie alle Männer, die so aussehen wie Jonathan Parker und diesem Bürohaus zu nahe kommen. Außerdem hat Lucille erzählt, dass sich da die Pärchen treffen, vielleicht wollen sie die Mädchen davor bewahren, auch so hintergangen zu werden?“

„Seit wann sind Geister so auf das Wohl Anderer bedacht? Aber du hast Recht, es wäre eine Möglichkeit“, überlegte Sam und fuhr seinen Laptop hoch.
 

„Er ist die Treppe runtergestürzt und hat sich das Genick gebrochen. Aber an seinem Hals waren Würgemale, die sich keiner erklären konnte. UND! Der Gerichtsmediziner, so ein junger, unerfahrener Kerl, steht hier!, soll leicht grinsend erzählt haben, dass der Tote aussah, als hätte er einen Geist gesehen.“ Der Jüngere lächelte zufrieden, schnell hatte er sich die Akte aus dem Polizeicomputer herausgesucht.

„Wird er wohl auch“, meinte Dean nur. „Was ich allerdings nicht so ganz verstehe, warum in diesem Haus. Im Wohnhaus wäre es zumindest bei Patricia eher nachvollziehbar.“

„Warte mal!“, Sam nahm ihm das Buch aus der Hand und begann zu blättern. „Hin und wieder guck ich mir ja auch Bilder an!“
 

„Ehrlich? Ich dachte du stehst mehr auf die, die man sich an die Wand hängt und in die man alles Mögliche hinein deuten, aber nichts wirklich erkennen kann.“

„Hier“, überging Sam Deans Bemerkung und zeigte auf ein Foto. „Eine Art Grundsteinlegung für das Bürogebäude. Parker lässt eine Box mit verbauen, in der einer der ersten Schuhe seiner Tochter und je eine Ampulle mit dem Blut von ihm und seiner Frau lagen. Außerdem das Übliche: Zeitung, Landkarte und eine Flasche Luft.“

„Ich hätte da jedenfalls kein Blut rein gepackt, aber das erklärt warum sie noch da sind und was sie wohl hier hält. Trotzdem denke ich wir sollten auch ihre Körper verbrennen. Am Besten alle drei.“

„Okay, wann willst du los? Heute noch?“

„Ja, die Zeit reicht dafür noch aus.“

„Dann lass uns!“ Sam stand auf.

„Nein, ich geh buddeln und du findest diese Box und vernichtest das Blut und den Schuh.“
 

„Das dürfte nicht so einfach sein. Ich kann auf dem Foto nicht richtig erkennen wo sie ist. Das hier könnte ein Fenster sein und – keine Ahnung.“

„Deswegen sollst du es ja rausfinden und ich geh buddeln“, Dean griff nach seinem Rollkragenpullover.

„Du müsstest so nicht rumlaufen!“, sagte Sam so beiläufig wie möglich.

Und Dean begriff sofort worauf er hinaus wollte: „Wenn ein Mensch gewürgt wird, dann ist das normal, dass er blaue Flecken hat!“

„Aber du bist…“

„ICH bin ein Mensch, Sam, also habe ich blaue Flecke!“, demonstrativ warf er seinen Rolli wieder auf den Stuhl, schnappte sich die Jacke und verschwand wütend.

Sam verdrehte die Augen. Wie lange würde sich Dean noch vor der Wahrheit verschließen, zumal ihm das alles doch egal war, wenn es um ihn ging. Sobald er verletzt war, war sein Bruder sofort bereit seine Kräfte einzusetzen. Nur bei sich selbst weigerte er sich strikt. Warum?
 

Dreckig und verschwitzt stand Dean vor drei offenen Gräbern. Der Friedhof lag zwar recht einsam, aber er wollte trotzdem keine unnötig Aufmerksamkeit auf sich lenken indem er drei Feuer nacheinander abbrannte. Dann lieber ein großes, dachte er sich und warf, nachdem die Leichen gesalzen und mit Benzin übergossen waren je ein Streichholzbriefchen hinterher.

Er verzog sich hinter einen dichteren Busch und wartete ab. Er wollte die verbrannten Überreste gerne wieder der Erde übergeben, aber wenn hier doch die Feuerwehr anrücken würde, könnte er sich auch durch die Büsche davon machen und gleich zu Sam fahren. Der Impala stand etwas abseits versteckt.

'Sam! Warum hast du dich noch nicht gemeldet?' Kurz nachdem er angefangen hatte, das dritte Grab zu öffnen, hatte ihn sein kleiner Bruder angerufen und ihm gesagt, dass er wusste wo die Box liegen müsste und dass er sofort hinfahren wollte um diese zu holen. Wahrscheinlich hatte er sich ein Taxi genommen. 'Werd gleich noch zu dem Haus fahren und Sammy abholen. Und dann eine schnelle Dusche und ins Bett“, überlegte er.
 

Die Feuer brannten herunter und Dean lauschte in die Nacht. Nichts rührte sich.

Er entledigte sich seiner Jacke, die er sich nach dem Buddeln doch wieder angezogen hatte und schaufelte die Gräber zu.

Er musste dabei an den alten Davis denken. Was er wohl empfinden würde, wenn er hört, dass jemand das Grab seines geliebten Mr. Parker geschändet hatte? Dean fühlte den Klumpen im Magen. Nein, so leicht dieser Job im Gegensatz zu ihrem jetzigen Leben auch schien. Es war doch einfacher Dämonen zu jagen.

Sie hatten schon lange keinen Menschen mehr töten müssen, um die, von denen sie besessen waren, zurück in die Hölle zu schicken. Dean grinste. Sie hatten kaum einen Dämon zurückgeschickt. Sie hatten sie getötet. Die Hölle würde sich auch so wieder füllen und je länger das dauerte, umso besser.

Jetzt hatten sie nur noch mit Verwirrten zu kämpfen.

Der Blonde holte tief Luft, dann klopfte er die Erde auf dem letzten Grab wieder fest, schulterte Schaufel und Spaten und ging zurück zu seinem Baby.

Er liebte seine schwarze Schönheit! Und auch wenn ihnen jetzt ganz andere Möglichkeiten der Fortbewegung zur Verfügung standen, nie würde er sie aufgeben. Außerdem bedeutete sie ein Stück Menschlichkeit und die war mit nichts aufzuwiegen.
 

Das mulmige Gefühl in seinem Magen wollte nicht verschwinden und es lag nicht daran, dass er gerade drei Tote verbrannt hatte.

Sein Sammy-Radar schlug an. Mit seinem kleinen Bruder stimmte etwas nicht, da war er sich inzwischen ganz sicher. Der hätte ihn schon lange angerufen haben müssen!

Dean trieb den Impala so schnell er nur konnte zu dem alten Bürogebäude.
 

Vorsichtig umrundete er das Abrisshaus. Nichts, kein Sam.

Er lauschte. Dann rannte er zur Vorderseite und schob die Tür auf.

Ächzend schwang das Blatt nach innen. Er trat ein.

Links hörte er Murmeln und Stöhnen. Sofort rannte er in die Richtung.

Kurz bremste er ab um das Bild zu realisieren, das sich ihm bot.

„... draco nequissime, in nomine agni immaculati, qui ambulavit“

Sam lag am Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Vor ihm stand ein junger Mann und las den Exorzismus vor.

„... ut didcedas ab hoc homine, discedas ab ecclesia ...“

Der Blonde lief sofort zu seinem Bruder.

„Hör auf damit!“, brüllte er den jungen Mann an.
 

„Das ist ein Dämon!“, rechtfertigte der sich aufgebracht.

„Ja, meiner!“

Sam versuchte zu Luft zu kommen. Blut lief ihm aus Mund und Nase. Seine Pupillen waren schwarz, das Weiße aber eher dunkelgrau.

„Ist gleich vorbei Sammy“, versuchte Dean ihn zu beruhigen und kniete sich neben ihn. Sam stöhnte gequält.

„Deus conditor et defensor generis...“, begann der Jäger seinen Exorzismus erneut.
 

Dean reagierte ohne zu denken. Er drehte sich zu dem Mann und eine kurze Handbewegung von ihm riss ihn von den Beinen und ließ ihn gegen die Wand prallen.

Der Jäger stöhnte.

Der Winchester achtete gar nicht auf ihn. Er drückte Sam auf den Boden.

„Ganz ruhig Sammy, ist gleich vorbei“, wiederholte er leise und dann ließ er seine Hände knapp über ihm über seinen Körper gleiten. Ein blau-weißes Leuchten breitete sich unter ihnen aus. Ein warmes Kribbeln entstand unter Deans Händen und breitete sich in dem geschundenen Körper aus. Die Wärme stieg schnell an und drohte unangenehm zu werden, doch bevor es soweit war, konnte der jüngere Winchester fühlen, wie die Schmerzen weniger wurden. So war es immer, aber noch nie so stark wie heute.

Skeptisch öffnete er seine Augen und blinzelte zu Dean hoch. Er liebte diesen hochkonzentrierten Ausdruck auf dessen Gesicht.

Der Blonde hatte die Augen geschlossen.

Ein leises Rascheln ließ Sams Aufmerksamkeit von Dean zu dem Jäger wandern. Der hatte sich wieder aufgerichtet und kramte sein Buch hervor.

„Dean!“, keuchte der Liegende.

Sofort fuhr der Ältere herum und die Kraft, die sich gerade noch heilend auf Sam konzentriert hatte, wurde voller Wut auf den Jäger gerichtet. Erneut prallte der gegen eine Wand. Diesmal rutschte er bewusstlos daran zu Boden und Sam konnte sehen, wie jetzt auch ihm das Blut aus der Nase lief.

Hartnäckig war er, das musste der jüngere Winchester anerkennen. Umso mehr tat es ihm leid, was Dean getan hatte. Aber er wusste auch, dass ein weiterer Teil des Exorzismus ihn nur noch schlimmer verletzt hätte und wenn es um ihn ging, kannte Dean keine Freunde. Wahrscheinlich würde der sogar Bobby angreifen.

Der Blonde hatte sich schon wieder Sam zugewandt und machte da weiter, wo er durch dessen Ruf unterbrochen worden war.
 

Endlich schien der Ältere zufrieden. Er ließ sich auf seine Fersen sinken und zog Sammy in seine Arme, dann hielt er erschöpft inne. Er sank ein Stück in sich zusammen.

„Dean?“, fragte Sam besorgt. Das war nicht mehr normal. So mitgenommen hatte der schon lange nicht mehr ausgesehen, nachdem er ihn geheilt hatte.

„Geht gleich wieder“, flüsterte der.

Sam hob seine Hand und strich sanft über Deans Wange. Unbewusst lehnte der sich leicht in die Berührung.

Der Jüngere lächelte und reckte sich mit einem leisen Stöhnen in die Höhe. Sanft drückte er seinen Mund auf den seines Bruders. Federleicht strich seine Zunge über Deans so weiche Lippen und der Blonde erwiderte den Kuss.

Viel zu schnell versagten Sams Kräfte und musste er den Kuss abbrechen. Mit einem leisen Stöhnen ließ er sich wieder fallen.

Deans Mund umspielte ein leises Lächeln. Er blickte auf seinen Sammy herab. Zärtlich strich er ihm einige verwirrte Strähnen aus dem Gesicht.

Sanft streichelte er weiter durch das Wuschelhaar.

„Ich bring dich zurück“, sagte Dean und kämpfte sich auf die Füße.

Er schwankte leicht.

Sam starrte erschrocken zu dem Blonden. So schwach hatte er danach schon lange nicht mehr gewirkt. Aber wie um seine Gedanken Lügen zu strafen zog Dean ihn in seine Arme.

„Schließ die Augen, Sammy“, forderte er leise.

Ein leises Flügelrauschen war zu hören und schon fühlte Sam sein Bett unter sich.

„Versuch etwas zu schlafen“, bat Dean.

„Du brauchst auch Ruhe!“

„Ich muss noch was erledigen. Außerdem steht mein Baby noch bei dem Haus.“

Sam grinste und nickte. Erschöpft ließ er sich in die Kissen sinken als der Blonde verschwunden war.

Trotzdem konnte er nicht schlafen.

Er hatte wieder das Bild vor sich als Dean ihn zum, zumindest seines Wissens nach, ersten Mal geheilt hatte. Sein Bruder war zitternd zusammengebrochen. Trotzdem ließ sich Dean nicht davon abhalten, ihn immer wieder zu heilen wenn es nötig sein sollte und es schien ihm immer leichter zu fallen, aber heute? Okay, Dean war nicht zitternd zusammengebrochen, aber viel schien nicht gefehlt zu haben. War er so schwer verletzt gewesen? Und warum heilte sich Dean nie selbst? Er müsste nicht mit den blauen Flecken an seinem Hals herumlaufen.

Sam nahm sich vor, mit seinem Bruder zu reden.



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