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Der Himmel muss warten

von

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Die Welt wird etwas besser

CI) Die Welt wird etwas besser
 

Je länger Dean nun schon Dämonen jagte, umso einfacher war es für ihn geworden, sie zu finden. Inzwischen konnte er sie auch über einige Kilometer orten.
 

Dieses Mal landete er in einem Kellergang, der nur mit Fackeln erleuchtet war. Die Decke war rußgeschwärzt und ließ vermuten, dass hier nicht die erste Party dieser Art stattfand.

Er trat durch die Tür und fand sich in einer anderen Welt wieder, einer Welt zu der er nie einen Zugang gehabt hatte und auch nie gehabt haben wollte. Er stand mehr auf die einfachen Freuden des Lebens. Ihm waren Bier und ein Burger lieber als Kaviar und Champagner, die hier in rauen Mengen aufgefahren wurden. Das Einzige, womit er sich wahrscheinlich anfreunden konnte, war der blaue Johnny Walker, von dem mehrere Flaschen auf dem Tisch standen.

Ein kurzer Blick genügte ihm vollkommen. Hier lief nicht nur eine Party, zumindest ging es hier nicht nur um Essen, Trinken und Musik, die seine Gehörgänge strapazierte. Hier gab es auch eine ganz andere Orgie.

Dean schnaubte leicht angewidert. Es gab Zeiten da hätte er so was vielleicht auch toll gefunden. In einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit möglicherweise. Obwohl? Nein. So etwas war wohl nie sein Fall gewesen.

Sein Blick glitt weiter über die Menge und dann sah er ihn, den dritten Dämon, den er heute Nacht zur Stecke bringen würde. Er stand mit zwei Typen in einer Ecke und schien sich hervorragend zu amüsieren. Kurz überlegte Dean, wie er ihn aus dem Keller locken konnte, doch dann entschied er sich dagegen. Menschen neigten dazu in eine Art Schockstarre zu verfallen, wenn sie sahen, wie vor ihren Augen ein Wesen flackernd starb und das gab ihm die Zeit die er brauchte, um wieder zu verschwinden.

Gemütlich schlenderte er zu den Dreien.

„Entschuldigt uns kurz, wir haben was zu klären“, sagte er zu den Menschen und drängte sich dazwischen.

„Dean Winchester“, stellte der Dämon in abwertendem Ton fest. „Deine Askese steht dir nicht besonders. Du hast auch schon mal besser ausgesehen.“

„Und ich fand die Welt ohne dich besser. Wie wäre es wenn du dich wieder dahin verziehst, wo du hergekommen bist?“, entgegnete der Winchester.

„Warum sollte ich? Hier ist es viel zu schön.“

„Weil ich es dir sage“, entgegnete Dean. Er machte den letzten Schritt auf den Besessenen zu und legte ihm seine Hand auf die Stirn.

Kurz konzentrierte er sich und schon starb der Dämon, wie für seine Art typisch, mit einem Flackern. Der Körper sackte in sich zusammen.

Leider verfielen die beiden Typen mit denen er gesprochen hatte nicht in die erhoffte Schockstarre.

Noch bevor Dean die Gelegenheit hatte zu verschwinden, musste er einen heftigen Schlag in die rechte Niere einstecken, dem sofort ein zweiter folgte. Die Schmerzen fraßen sich rasend schnell durch seinen Körper. Er keuchte und wollte sich gerade zu seinem Angreifer umdrehen, als ihn ein weiterer heftiger Schlag an seiner Schulter traf.

„Was hast du mit unserem Freund gemacht?“, brüllte ihn einer der Angreifer wütend an und rammte ihm, als er sich zu ihm drehte, seine Faust in den Magen.

Dean ging mit einem recht unmännlichen Japsen zu Boden und war verschwunden, bevor ihn ein weiterer Schlag treffen konnte.
 

Er fand sich in einem Park wieder. Vorsichtig versuchte er sich aufzurichten, nur um gleich wieder auf dem Boden zu landen. Der Schmerz, der von seiner Niere ausstrahlte nahm ihm die Luft. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen.

Dean versuchte gegen den Schmerz anzuatmen. Ganz langsam klärte sich seine Sicht wieder und er konnte freier und tiefer atmen. Er streckte sich und versuchte den Schmerz zu ignorieren. Er musste noch vier Sünden ausschalten. Noch war keine Zeit zur Erholung!

Wieder konzentrierte er sich auf seine Umgebung und versuchte die nächste Sünde auszumachen.

Er hatte das wage Gefühl noch nicht genauer einordnen können, als er verzweifelte Schreie hörte, die aus einer nicht allzu weit entfernten Ecke des Parks zu kommen schienen. Er versuchte die Schmerzen, die noch immer in seinem Körper brannten komplett zu ignorieren, etwas das er einmal fast perfekt beherrscht hatte, ihm heute jedoch nicht ganz so gut gelang.

Mit einem weiteren Gedanken war er in der Nähe des Geschehens und sah, wie ein Mopp aus mehreren Studenten zwei junge Frauen und einen Mann über die Wege hetzte.

Er schaute sich um und entdeckte weiter hinten am Ende des Weges eine Art Pavillon, der ziemlich robust gebaut schien.

„Los folgt mir“, schrie er den verängstigten Studenten zu und setzte sich in Bewegung.

Die drei fragten nicht lange nach, wer er war oder was er wollte, sie begriffen instinktiv, dass ihnen jemand helfen wollte und stolperten und rannten ihm mehr schlecht als recht hinterher.

Vollkommen ausgepumpt kamen sie an der Tür des Pavillons an. Sie war verschlossen.

Dean warf sich ein paar Mal dagegen. Seine Schulter protestierte, indem sie immer wieder heiße Wellen des Schmerzes durch seinen Körper schickte.

Endlich schwang die Tür auf. Dean scheuchte die Studenten in den Raum, drängte sich dann ebenfalls durch die Tür und schlug sie gerade rechtzeitig zu, bevor die Ersten des Lynchmopps gegen das schwere Holz brandeten.

Die drei Geretteten schienen sich jedoch noch einen Teil ihres logischen Denkens bewahrt zu haben. Sie begannen sofort Tische und Stühle vor der Tür aufzustapeln. Erst als sie sich wirklich sicher wähnten, ließen sie sich an eine Wand gelehnt zu Boden sinken. Eines der Mädchen brach in Tränen aus, während die andere sich Trost suchend an Dean drängte.

„Was wollten die von euch?“, wollte der Winchester leise keuchend wissen.

„Wir haben keine Ahnung. Wir waren noch in der Bibliothek und haben über einen Rechtsfall diskutiert, den wir morgen in der Vorlesung durchsprechen werden und als wir nach Hause gehen wollten, wurden wir plötzlich von denen angegriffen“, versuchte der junge Mann das Ganze zu erklären.

„Ihr solltet in dieser Nacht besser hier bleiben. Ich denke morgen seid ihr wieder sicher.“

„Woher willst du das wissen? Wer bist Du überhaupt, ich habe dich hier noch nie gesehen“, fragte der junge Mann drängend, doch Dean reagierte nicht. Er hatte die Augen geschlossen und schien über den Krach, den der Mopp vor der Tür machte, hinweg zu hören. Sein Gesicht hatte einen konzentrierten, leicht weggetretenen Ausdruck, den die Drei nicht einordnen konnten.

„Bleibt hier. Ich muss weiter“, sagte er plötzlich und öffnete seine Augen wieder.

„Aber du kannst nicht raus!“, platzte eines der Mädchen hervor.

„Das ist meine kleinste Sorge“, entgegnete er ruhig, schloss seine Augen wieder und war in der nächsten Sekunde verschwunden.

„Aber wer...? Was...?“, kreischte die junge Frau, die an Dean gelehnt gestanden hatte und jetzt um ihr Gleichgewicht kämpfen musste.
 

Dean hatte die Sünde ganz in der Nähe ausfindig gemacht.

Der Dämon wusste nicht, wie ihm geschah, so schnell hatte der Winchester ihm die Hand auf die Stirn gelegt und ihn ausgelöscht.

Wieder schloss er die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Sein Magen rebellierte immer heftiger. Die Schmerzen, die von seiner Niere ausstrahlten, machten sich auch immer stärker bemerkbar und er hatte noch drei Sünden auszulöschen. Er hoffte nur, dass sein Kräfte dafür ausreichten und er nicht schon vor Beendigung des Jobs zusammenbrach.

Dean schloss noch einmal die Augen und dieses Mal gelang es ihm, sich soweit zu konzentrieren, dass er eine weitere der Sünden ausfindig machen konnte.
 

Wie ein Tiger im Käfig lief Sam in der Hütte hin und her.

Er wollte seinem Bruder vertrauen. Immer wieder redete er sich ein, dass Dean ihn schützen wollte, dass er es mit einem mächtigen Dämon zu tun hatte und er ihm bestenfalls im Weg stehen würde.

Trotzdem machte er sich Sorgen.

Der jüngere Winchester hatte versucht sich im Trainingsraum abzulenken, doch nachdem er sich die Gewichte erst auf den Fuß und dann auf die Hand gestellt hatte, hatte er es gelassen. Er hatte sich etwas zu essen geholt und den Teller nach ein paar Gabeln wieder weggebracht.

Letztendlich war er zu Whiskey übergegangen, der ihn nach ein paar Gläsern wenigstens etwas von seiner Unruhe und den Schmerzen in Hand und Fuß ablenkte, wenn auch nicht genug.

Er lief weiterhin hinter der Couch hin und her und hoffte, dass sein Bruder bald wiederkommen würde.
 

Dean verdrehte die Augen, als ihm zum zweiten Mal an diesem Abend laute Musik entgegen brandete und er fragte sich ob heute Wochenende war, Freitag vielleicht?

Vor der Tür der Bar stand ein Typ, der aussah, als wäre mit ihm nicht zu spaßen und der Winchester hatte auch keinen Bock auf weiteren Stress. Der, den er hatte, reichte ihm für diesen Tag. Er brachte sich mit einem Gedanken zu den Toiletten. Von dort aus durchsuchte er die Bar. Er rümpfte die Nase. Er war schon wieder in eine dieser Gegenden gelandet, die er aus seinem früheren Leben nur von ihren Jobs her kannte. Diesen Luxus hatten sie sich nie leisten können und ihn auch nie gewollt.

Ganz am Ende der Theke sah er den Dämon stehen. Er drängte sich immer weiter an ihn heran.

„Suchst du jemand?“, wollte der Dämon wissen.

„Ja, dich!“, entgegnete der Winchester ruhig, drängte seinen Gegner etwas weiter in die Dunkelheit und presste ihm seine Hand auf die Stirn. Flackernd starb er und Dean ließ den Körper zu Boden gleiten, bevor er ungesehen verschwand.

Und wieder stand er in dem Park. Für eine lange halbe Stunde ließ er sich auf einer Bank nieder. Er legte den Kopf in den Nacken und atmete die kalte, klare Luft ein. Konzentriert atmete er gegen seine Schmerzen und die leichte Übelkeit an, die sich in seinem Körper breit gemacht hatten. Außerdem schien sein Kreislauf leicht zu stolpern. Das Töten hatte so leicht ausgesehen, selbst für ihn, doch es hatte ihm mehr abverlangt, als er es für möglich gehalten hätte.
 

Leise stöhnend erhob er sich. Er hatte hier noch einen Job zu erledigen und seine letzten beiden Gegner schienen es ihm leicht machen zu wollen.

So wie es sich für ihn anfühlte waren sie dicht beieinander.
 

Der nächste Gedanke brachte ihn vor ein Juweliergeschäft in der Innenstadt.

Schaulustige standen dicht gedrängt zusammen und starrten auf die über die Hauswände zuckenden blauen Lichter der Polizeiwagen und Rettungsfahrzeuge.

„Was ist hier los?“, wollte der Winchester wenig interessiert von einem Passanten wissen.

„Einbruch in ein Juweliergeschäft. Die Täter sollen den Besitzer und dessen Frau erschossen haben. Und man munkelt, dass sie aus der Familie kommen“, erklärte der Mann leise flüsternd.

Deans Blick glitt über die Menge.

„Habgier und Neid erzeugen Wut“, sagte er ruhig und ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
 

Langsam schob er sich durch die Massen, bis er sein erstes Opfer erreicht hatte.

„Eitelkeit ist eine Sünde!“, erklärte er dem Dämon.

„Ich bin nicht ...“ Noch bevor der Dämon den Satz beenden konnte, hatte Dean ihm schon die Hand auf die Brust gelegt.

Das Flackern, mit dem die sechste Sünde starb, fiel kaum jemandem auf, viel zu sehr waren die Menschen von dem Geschehen in dem Laden gefesselt, zumal gerade einer der Täter herausgebracht wurde.

Dean ließ den Körper zu Boden gleiten.

„Ich glaube, er ist bewusstlos“, sagte er zu den Umstehenden und versuchte wieder aus der Menge zu kommen. Sein letztes Opfer hatte sich von den Schaulustigen entfernt.

Endlich war auch er aus der Menge dicht gedrängter Leiber heraus und versuchte sich zu orientieren. Ihm war schon wieder schwindlig und Magensäure drängte durch seine Speiseröhre nach oben.

Langsam tappte er, sich immer dicht an den Häuserwänden haltend in die Richtung, in der er die letzte Sünde vermutete.

Er kam an einer kleinen, im Dunklen liegenden Seitengasse an und fühlte, dass er hier richtig war.

Dean straffte sich, atmete noch einmal tief durch und ging immer weiter hinein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-04-29T09:19:19+00:00 29.04.2014 11:19
Dean ist sooo cool <3
Hoffentlich wird der letzte auch so leicht und Dean kann ganz schnell zurück zu Sam und sich erholen das hat er bitter nötig


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