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Death God

Is this cheating?
von

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Die Sache mit William

-1799-
 

Sie hatten es tatsächlich geschafft.

Die gemeinsame Abschlussprüfung hatten sie mit Bravur bestanden.

Ehrfürchtig streichelte Grell die kleinen Totenköpfe, die Teil der Bänder waren, die seine neu erworbene Brille zierten.

Sie glänzten silbern in der Sonne, die in der Welt der Shinigami bereits aufzugehen begann.

Die Brille ist das wichtigste für einen Todesgott, sahen sie doch alle schlecht, da ihre Augen die Fähigkeit besaßen, Cinematic Records, die Lebensaufzeichnungen eines jeden Wesens zu lesen.

Regel 1, Seite 1, Abschnitt A im Gesetzbuch der Schnitter.

Das war wohl auch die einzige Regel, die der Rothaarige sich merken konnte.

Ohne seinen neuen Schwarm hätte er den schriftlichen Teil wohl nie geschafft, denn er war viel besser im Praktischen und nur selten zum Lernen zu begeistern.

Mit einem glücklichen Seufzen drehte sich Grell zu seinem Prüfungspartner um.

William machte sich grade daran, seine neue Brille aufzusetzen und richtete sie, indem er sie mit Zeige- und Mittelfinger an die gewünschte Position schob.

Grell schluckte und strich sich nervös durch das kurze Haar, fühlte er doch schon wieder diese gewisse Wärme in seinen Wangen aufsteigen.

Sei Herz klopfte allein schon wenn er nur die tiefgrünen Augen des Größeren sah, die kühl unter den langen, schwarzen Strähnen seiner Haare hervorschienen.

Eigentlich fand er den Älteren schon immer sehr attraktiv, auch wenn er am Anfang ganz und gar nicht begeistert von ihrer baldigen Zusammenarbeit war.

William, so schien es laut seinen Noten, war deutlich schwächer als Grell und dieser hasste nichts mehr, als mit unfähigen Leuten zusammen zu arbeiten, die nicht seinem Niveau entsprachen.

Das der Dunkelhaarige alles andere als schwach war, versetzte das Gemüt des Rotschopfes in gewisse Schwankungen.

Noch nie war jemand so kalt zu ihm, konnte ihm an Kraft das Wasser reichen und hatte ihn so in seinen Bann gezogen.

Sein Herz klopfte jedes Mal aufgeregt, wenn er ihm seit dem Tag ihrer gemeinsamen Prüfung begegnete und Grell war sich sicher, dass er sich wohl in ihn verliebt hatte.

Auch, wenn es in der Zeit, in der sich die Menschenwelt momentan befand mit dem Tode bestraft wurde, auch nur über das eventuelle Interesse über die Vereinigung mit dem gleichen Geschlecht zu sprechen, so befand sich die Welt der Shinigami doch in einer ganz anderen Dimension.

Natürlich zogen gleichgeschlechtliche Paare noch immer alle Blicke auf sich.

Allerdings wäre das nichts, was Grell stören würde.

Er liebte es im Mittelpunkt zu stehen und aufzufallen.

Alleine seine leuchtende Haarfarbe und seine spitzen Zähne, die etwas an die von Haien erinnerten, machten ihn ja schon zu einem Hingucker.

Allerdings reichte ihm das nicht, hegte er doch innerlich immer schon einen ganz besonderen Wunsch, der bislang unausgesprochen bleib.

„Hey Sutcliff!“

Die wedelnde Hand vor seiner Nase riss den jungen Schnitter aus seinem Tagtraum.

„Ah!“

Er stürzte etwas zurück als er William so nah vor sich sah.

Dieser schüttelte nur den Kopf und richtete seine Brille.

Sie hatte einen schwarzen Rahmen und grade Gläser.

Die Bügel waren silbern und hatten an jeder Seite vier streifenförmige Einprägungen.

Ihre grade Form ließ sein Gesicht noch härter wirken und seine markanten Züge wurden dadurch noch mehr betont.

Grell, der sich diesmal von selbst aus seiner gedanklichen Abschweifung befreien konnte, trottete hinter William her um sich mit ihm zusammen ihre ersten eigenen Anzüge abzuholen, die wie die Brillen individuell angepasst wurden.

Zum Bedauern des Rothaarigen waren hier die Richtlinien enger.

Alle Anzüge und Schuhe waren schwarz und ihre Schnittmuster unterschieden sich nur gering voneinander.

Die Westen hingegen konnten leicht in Form und Farbe voneinander abweichen wobei sich das Farbspektrum hier auch nur von Grau über Braun bis hin zu Schwarz und vereinzelt sogar Silber zog.

Grell ließ seine Jacke sinken und übergab sie einem der Mitarbeiter, während er sich selbst dabei erwischte, William zu mustern, der schon dabei war, sich seines Hemdes zu entledigen.

Seine Augen glitten langsam über seine Schultern und seinen Oberkörper.

Obwohl William relativ schlank wirkte, zeichneten sich deutlich einige Muskeln ab.

Schnell prägte sich der beinahe sabbernde Schnitter den Anblick seines Partners ein, bevor er in eine Kabine gelotst wurde, um auch noch den Rest auszuziehen und anschließend gleich in das neue Gewand zu schlüpfen.

Nachdem er fertig war betrachtet er sich im Spiegel.

Alles war ordentlich, viel zu ordentlich und komplett schwarz, bis auf das weiße Hemd und die graue Weste.

Grell seufzte stark und fuhr über seine Krawatte.

Alles war so streng und männlich.

Etwas mehr Weiblichkeit im Schnitt wäre vielleicht…

Aber Nein.

Grell schüttelte schnell den Kopf und schloss die Augen.

Er musste sich zusammenreißen um diese Gedanken, die er in letzter Zeit schon viel zu oft gehabt hatte, zu verbergen und sie wieder tief in seinem Inneren zu verschließen.

Er atmete tief durch, verließ den Raum und wartete vor der Tür auf William.

Ihr erster Einführungstag sollte gleich beginnen und so wie es üblich war, teilten sich die Partner der Abschlussprüfung zunächst ein Büro und erledigten den allgemeinen Papierkram, eh sie ihren eigentlichen Aufgaben zugeteilt wurden.

Die Tür ging auf und Grell ließ es sich nicht nehmen, erneut seine flinken Augen über den stattlichen Mann vor sich fliegen zu lassen bevor sie in ihr Büro gingen wo schon reichlich Arbeit auf sie wartete.

Dass er fand, dass William der neue Anzug außerordentlich gut stand, behielt er lieber für sich.

Der Raum den sie betraten war klein, aber durch das geöffnete Fenster recht hell und im Grunde genommen sehr gemütlich.

Zwei braune Schreibtische standen sich gegenüber und Grell suchte sich sofort den Linken der Beiden aus, konnte er doch so aus dem Fenster und gleichzeitig mit direktem Blick aus der Tür sehen.

Da es dem Dunkelhaarigen egal war, setzte er sich an den Rechten der Tische und begann damit, die für sie bereits zurechtgelegten Unterlagen durch zu sehen und sich sogleich an die Arbeit zu machen.

Grell seufzte und ließ sich ebenfalls nieder.

Der Stuhl war für seinen Geschmack nicht genug gepolstert und er fühlte sich deutlich unwohl.

Im Gegensatz zu seinem Gegenüber verspürte er auch noch nicht wirklich die Lust darauf, die Berge an Akten und Ordnern durchzugehen.

Schweigend saß er eine ganze Weile da und sah aus dem Fenster, betrachtete den Park, der davor lag und die Shinigami, die ihn durchquerten eh er sich auch daran machte, die Formulare und Berichte auszufüllen – Natürlich mit einem schwarzen Füllfederhalter – Ganz so, wie es vorgeschrieben war.
 

Sie arbeiteten. Still. Jeden Tag. Immer bis zum frühen Abend.

Nach einiger Zeit waren sie eingearbeitet und der Tag ihrer endgültigen Abschlussfeier aus dem ‘Stand der Neuen‘ war gekommen.

Nach einem anstrengenden Arbeitstag lehnte sich Grell geschafft zurück und gähnte herzhaft, eh er aufstand.

„Meinst du nicht, dass das langsam reicht, Will? Wir müssen auch langsam los.“

Der Rothaarige streckte sich als er keine Antwort bekam.

Dieser Anzug war wirklich unbequem und er würde ihn wohl die ganze Ewigkeit lang ertragen müssen.

Jedoch gab es eins, was er nicht wirklich ertragen konnte.

Wenn es eins an Kleidung gab, das der junge Rotschopf hasste, dann war es Beengtheit am Hals und die vorschriftsmäßige Krawatte war eindeutig zu viel.

Genervt riss er sich das lästige Kleidungsstück vom Hals und beförderte es in den in einer Ecke stehenden Papierkorb.

„Was glaubst du, was du da tust, Sutcliff?“

Williams strenger Blick über den Rand seiner Brille hinweg traf ihn direkt und Grell erschauderte kurz, eh er antworten konnte.

Seine Augen folgten etwas nervös William, der durch den Raum ging, um einige Akten in ihre Fächer einzusortieren.

„Ich werde die nicht tragen. Das ist schrecklich beengend. Ich brauche meine Freiheit…Außerdem will ich nicht so förmlich aussehen, wenn wir schon Mal zum Feiern kommen.“

Der Dunkelhaarige fuhr herum und engte Grell zwischen ihm und der Wand, die sich hinter dem Rothaarigen befand ein, die Arme neben dessen Kopf abgestützt.

„So? Freiheit, ja? Halt dich an die Regeln Sutcliff. Sonst werde ich persönlich dafür sorgen. Wir werden schließlich immer noch gemeinsam beurteilt und ich werde nicht zulassen, dass ich wegen dir eine niedrigere Position bekomme.“

Grell zitterte, nicht aus Angst, aber aus purer Freude über die Situation.

Er liebte es wenn der Ältere so aufbrausend wurde.

William war ihm so nah, dass er seinen heißen Atem im Gesicht spüren konnte.

Langsam und fast schon automatisch hob er seine Hände und fasste den Dunkelhaarigen am Kragen.

Grob zog er ihn zu sich runter und küsste ihn - kurz aber intensiv.

Der Verwirrtheit des Schwarzhaarigen war es wohl zu verdanken, dass Grell noch genug Zeit bleib, sich um ihn rum zu winden und aus der Schlagweite des anderen zu kommen.

Dass er bei Grell irgendeinen Nerv traf, wenn er sich ihm gegenüber grob und kalt verhielt wusste er.

Allerdings hatte er nicht mit so einer Reaktion gerechnet.

Angewidert wischte er sich über die Lippe und sah den dämlich grinsenden Shinigami hinter sich wütend an.

Dieser lehnte an Williams Schreibtisch und sah den Älteren unschuldig an.

William knurrte.

„Zieh die Krawatte wieder an. Wir müssen los und ich will auf keinen Fall zu spät kommen.“

Grell schüttelte heftig den Kopf und verschränkte die Arme.

„Nein. Nie in diesem unsterblichen Leben.“

Der Schwarzhaarige wurde langsam wirklich sauer.

Wie konnte man nur so stur sein?

„Grell Sutcliff…“

Langsam näherte er sich dem Rotschopf und stützte seine Hände links und rechts neben ihm am Schreibtisch ab.

Seine Augen funkelten böse und Grell musste Schlucken da er befürchtete, dass William jetzt wirklich ernst machen würde.

„A-also Will-iam…das mit dem Kuss war grade nur Spaß…sei nicht sauer, ja? Und das mit der Krawatte, ich, also…“

William atmete genervt aus und öffnete eine Schublade im Schreibtisch.

„Du solltest die Regeln wirklich langsam kennen.

Krawatten oder ein anderer Übergang, der den Abschluss zwischen Hemd und Weste bildet ist Pflicht, also halte dich dran. Verstanden!“

Williams grober Tonfall gefiel Grell grade gar nicht.

Der erotisch angehauchte, kühle Unterton in seiner Stimme war gewichen und klang einfach nur noch bedrohlich und befehlend.

Als der Ältere die Hand hob, und sie an Grells Hals legte, zuckte dieser zusammen, schloss die Augen und drehte eine Ohrfeige erwartend den Kopf zur Seite.

„Will! Bitte! Es tut mir leid…“

William betrachtete ihn einen Moment und schüttelte leicht den Kopf.

Er zog ein gestreiftes Band aus der Schublade und schloss sie, eh er das Band um Grells Kragen legte, und es zu einer Schleife verknotete.

„Ich bin kein Freund von grober Gewalt, Sutcliff.“

Seine Stimme klang sanft und entschuldigend.

Grell spürte den Druck von seinem Hals abweichen, als William die Hand von ihm löste und er schlug langsam wieder die Augen auf.

Erstaunt sah er an sich herab und erblickte die Schleife.

Sie war rot und weiß gestreift und hing locker.

Behutsam fuhr er mit dem Finger über die Enden und wurde etwas rot.

Wollte William wirklich, dass er das trug, wenn er die Krawatte verweigerte.

Es war irgendwie ungewohnt, außergewöhnlich und fast schon niedlich.

Es machte ihn einzigartig.

Mit einem fragenden Blick sah er zu seinem ehemaligen Partner der sich mittlerweile schon an der Tür befand.

„Eh? W-will?“

Williams Augen waren sanft.

„Das liegt innerhalb der Regeln. Außerdem…steht es dir.“

Der letzte Satz war ehr genuschelt, dennoch verstand Grell jedes Wort und weitete überrascht die Augen.

Bevor er etwas sagen konnte, war es allerdings wieder der Dunkelhaarige, der die Stimme erhob.

„Jetzt gib Ruhe und komm. Du hast doch grade selbst gesagt, dass wir schon zu spät sind.“

Grell nickte und folgte seinem Kollegen.

Die Zusammenarbeit mit ihm dürfte wohl noch sehr interessant werden.
 

Ganz und gar nicht interessant war die Rede, die irgendeiner der älteren Shinigami auf ihrer Abschlussfeierlichkeit hielt.

Grell gähnte, bemühte sich aber, interessiert zu wirken, da er ab und an Williams Blick auf sich spürte.

Er wollte sich wenigstens jetzt mal für ihn zusammenreißen, um ihn nicht gleich wieder zu verärgern.

Allerdings war er schon leicht angeheitert, wodurch ihm das Konzentrieren immer schwerer fiel.

Vielleicht hätte er doch nicht einfach auf leeren Magen so viel trinken sollen.

Langsam sank sein Kopf gegen Williams Schulter.

Eigentlich war es ihm wichtig, seinen Partner grade heute nicht zu blamieren, aber seine Augenlieder wurden schwerer und die Müdigkeit gewann für einen kurzen Moment die Oberhand.

Außerdem drehte sich alles in seinem Kopf.

In seinem bisher kurzem Leben als Shinigami hatte er noch nie eine Begegnung mit Alkohol gehabt, und da ihre Organbeschaffenheit eng an die von Menschen erinnerte, stieg ihm das Gebräu ebenso schnell zu Kopf, wie einem kleinen Jungen der Gin.

William seufzte und ignorierte die Blicke auf sich.

Es würde nichts bringen, seinen Partner jetzt zu wecken und es war wirklich besser, wenn dieser für den Augenblick erst mal still blieb.

Als der Saal sich leerte, blieben nur William und Grell zurück.

„Hey Dornröschen, Zeit aufzuwachen.“

Grells Nase zuckte und er blinzelte.

„Hnm? Was bitte?“

Verschlafen rieb er sich durch die Augen und wäre beinahe zur Seite gekippt, als William sich erhob.

Murrend tat er es ihm gleich.

„Ist es schon vorbei? Sehr gut…Dann können wir jetzt endlich feiern!!“

William seufzte.

Eigentlich hielt er nicht viel vom Feiern.

Dennoch spurtete er nun leicht hinter dem Rothaarigen her, der sich in den Festsaal der Bibliothek stürzte. – Irgendjemand musste schließlich auf ihn aufpassen.

Genervt bahnte er sich seinen Weg durch die allesamt völlig betrunkenen Absolventen.

Wie sehr er ihre Lautstärke und ihr Benehmen verachtete.

Zum Glück fand er Grell schnell.

Dieser war umringt von einer Gruppe Sekretärinnen und hatte es in der kurzen Zeitspanne schon wieder geschafft, zwei Gläser des Sektes runter zu kippen.

Leicht schmunzelnd beobachtete der Dunkelhaarige kurz, wie sich Grell gegen die offensichtlichen Anmachversuche der Damen wehrte.

Schließlich erhob er die Stimme und schritt doch noch ein.

„Meine Damen, ich denke, ich darf ihnen meinen Kollegen hier mal einen Augenblick entführen…“

Schnell schnappte er sich Grell und zog von enttäuschten Blicken verfolgt von dannen.

Allerdings kam er nicht weit da Grell zu sehr schwankte und so bleibt er in einem stilleren Teil der Bibliothek stehen.

Er lehnte Grell an ein Regal und musterte ihn.

„Meine Güte, wie viel hast du getrunken, dass du noch nicht mal mehr grade gehen kannst?“

Grell antwortete nicht, da sich alles in seinem Kopf zu drehen begann und er sah William etwas verzweifelt an.

Der Ältere hielt sich die Stirn.

„Ich bring dich nach Hause, Idiot…!“

Leicht wütend nahm er Grells Hand und zog ihn erneut hinter sich her.

Grells Kopf war warm und ihm war schrecklich heiß.

Die Tatsache, dass William nun seine Hand hielt machte dies auch nicht besser.

Als dieser draußen angekommen seine Schrittgeschwindigkeit immer noch nicht verlangsamte, begann Grells Kreislauf langsam verrückt zu spielen.

Sein erhitzter Körper vertrug sich grade gar nicht mit dem Alkohol und der Kühle der Nacht.

„H-hey Will ich…“

William ließ ihn augenblicklich los.

„Wenn du spucken musst, dann weit weg von mir!“

Grell schüttelte leicht den Kopf.

„N-nein, ich uhm…mir ist einfach nur Schwindlig…“

Der Rotschopf ließ sich an einer nahegelegenen Mauer herabrutschen und sah mit milchigen Augen in die von William, der sich vor ihn gekniet und ihm die Hand auf die Stirn legte.

Langsam schloss er die schweren Augenlieder, nur um sie Sekunden später wieder aufzureißen, da der Ältere ihn auf den Arm nahm und so mit ihm weiter ging.

Vorsichtig schlang er die Arme um Williams Nacken und drückte seinen Kopf gegen dessen Hals um die deutliche Röte in seinem Gesicht zu verbergen.

Dass er diese Tatsache mit seinem Schwindelgefühl vertuschen konnte kam ihm da grade recht.

Grell seufzte leicht gegen die weiche Haut an der er lehnte.

William war so unglaublich warm und er roch so gut.

Außerdem hatte er grade seine starken Hände an Grells Taille und unter seinen Knien.

Die Gedanken des Rotschopfes ließen ihn grade zu verrückt werden und er krallte sich leicht in den Stoff der Jacke des älteren Schnitters.
 

Als William zum Stehen kam öffnete Grell nur langsam die Augen und hob vorsichtig den Kopf da er annahm, dass seine überwiegende Freude an der Situation aufgeflogen sei.

Zum Glück für den Rothaarigen hatte William sich aber ehr aufs Laufen, als auf ihn konzentriert und fragte nur lediglich nach Grells Hausschlüssel.

Behutsam wurde der Jüngere abgesetzt und dieser zog sogleich den Schlüssel aus seiner Anzugtasche.

Seufzend gab er nach einer ganzen Weile den Versuch auf, den Schlüssel in das dazugehörige Schloss zu treffen.

Wieder und wieder versuchte er es, aber es blieb erfolglos, bis William ihm leicht genervt den Schlüssel aus der Hand nahm und für ihn aufschloss.

Als dieser sich daran machte, die Tür aufzustoßen und die Wohnung zu betreten schnellte Grells Hand nach vorne und versperrte ihm den Zutritt.

„Uhm. Ich…William, danke, dass du mich her gebracht hast, aber ich denke, ich komme jetzt allein zu recht.“

Grells Stimme zitterte und er schwankte leicht.

Das William ihm grade außerhalb der Arbeit so nah war, war zwar grade das größte Glück für den jungen Shinigami, allerdings hatte er schon immer Angst davor, jemanden hinter seine Fassade sehen zu lassen, da er tief im Inneren immer die Angst vor Ablehnung hatte.

Er konnte William nicht in seine Wohnung lassen.

Er würde sehen, dass er etwas mit Grell nicht stimmte, dass er nicht das war, was man von ihm erwartete und dann würde er vermutlich auch den weiteren Dienst mit ihm verweigern.

Er war eben anders. So anders, dass er sich fast dafür schämte.

Obwohl er es liebte aufzufallen und sich im Mittelpunkt zu befinden, so war es ihm doch wichtig, Menschen die er so sehr mochte, wie es eben bei William der Fall war, nicht unbedingt durch seine geheimen Neigungen zu verschrecken.

William schüttelte nur den Kopf.

Grell war ganz offensichtlich viel zu betrunken und wusste nicht genau was und wovon er redete.

In diesem Zustand konnte er seinen Dienstpartner ja wohl nicht alleine lassen.

Der Ältere nahm Grells Hand und zog ihn mit sich in die Wohnung.

„Stell dich nicht so an, Sutcliff!“

Seufzend gab Grell nach und lies sich ziehen, allerdings nicht, ohne dem Älteren einen leicht mürrischen Blick zuzuwerfen.

William, der sich nicht im Geringsten an diesem Gesichtsausdruck störte, schloss die Tür hinter ihnen und ließ Grell los, bevor er sich kurz umsah.

„Du wirst dich jetzt waschen. Ich such dir solange etwas zum Anziehen raus.“

Ohne weiteren Protest schob er Grell in Richtung Badezimmer, vergewisserte sich, dass dieser in der Lage war nicht unbedingt im Waschbecken zu ertrinken und machte sich dann auf den Weg in dessen Schlafzimmer, dass er relativ schnell fand, da die Wohnungen in der Akademie exakt gleich geschnitten waren.

Das Schlafzimmer sah genauso aus wie seins, war aber dennoch komplett anders.

Die Vorhänge und Bettlaken waren rot.

Ebenso der Stuhl und der Teppich, der auf dem Parkett lag.

Die Wände waren geziert von Fotos und auf dem Tisch vor dem kleinen Spiegel lagen ungewöhnlich viele Schmuckstücke.

William schüttelte etwas unsicher den Kopf.

Was der Rotschopf an dieser Innenausstattung fand, war ihm wirklich nicht klar, also dachte er lieber gar nicht erst darüber nach.

Zielsicher ging er zum Kleiderschrank und öffnete diesen.

Geschockt trat er einige Schritte zurück.

Rot.

Das war das einzige, war er grade sah.

Jacken, Schuhe, Mäntel, Hemden, Westen, Krawatten, Handschuhe.

Alles war in den unterschiedlichsten Rottönen.

Sogar die Kleider waren ausschließlich rot und nur einige waren schwarz.

„Kleider!?“

William trat einen Schritt näher an den Kleiderschrank heran und fuhr langsam über den seidenen Stoff vor sich.

Das war tatsächlich ein Kleid.

Die Gedanken des Schwarzhaarigen flogen wild durcheinander.

Dass sich ein solches Kleidungsstück in seinem Besitz befand musste ja nicht heißen, dass Sutcliff es auch wirklich selbst trug.

Dennoch hatte William ein deutliches Bild von ihm in dem Kleid im Kopf.

Schließlich hatte Grell während ihrer Abschlussprüfung auch auf einmal etwas Seltsames an.

Der Anzug damals war nicht unbedingt weiblich, aber ungewöhnlich war er schon.

Was William noch mehr verwirrte als das Kleid überhaupt war allerdings die Tatsache, dass ihm der Gedanke an Grell im Kleid gefiel.

Schnell schüttelte er den Kopf.

Vermutlich gehörte das Kleid einfach nur der Freundin von Grell.

Das war wohl die beste Antwort.

Immerhin würde das auch die große Anzahl von hochhackigen Frauenschuhen erklären.

Dennoch hinterließ die Vorstellung von Grell einen Abdruck in Williams Gedächtnis.

Mit einer leichten Röte auf den Wangen ließ William von dem Kleidungsstück ab und öffnete eine weitere Schranktür.

Zu seiner Erleichterung befand sich hinter dieser einigermaßen normale Kleidung.

Schnell griff er sich ein dunkles Shirt mit Knöpfen das Ähnlichkeit mit einem Schlafanzug hatte und eine lockere Hose.

Nachdem er die Schranktüren wieder ordentlich geschlossen hatte ging er zurück um nach Grell zu sehen.

Dieser hatte es geschafft, sich zu waschen und lag auf der Couch, die Augen bereits geschlossen und tief und fest am Schlafen.

William seufzte und ging vor der Couch auf die Knie.

„Hey Sutcliff. Du solltest dich vorher umziehen. Oder willst du so gleich deinen Anzug zerknittern?“

Ein verschlafenes Murmeln war die Antwort.

Die Augenbraue des Älteren zuckte verächtlich.

„Also wirklich…“

Da das Rütteln an dem Jüngeren auch nichts bewirkte legte William vorsichtig selbst Hand an die Jacke des Rothaarigen und zog sie ihm aus.

Ebenso tat er es mit der Weste.

Da seine Handschuhe die Arbeit hierbei beschwerten legte er diese ab, bevor er sich daran machte die Schleife von Grells Hals zu lösen.

Behutsam strich er über das weiche Band und lächelte etwas.

Eigentlich hatte er nicht erwartet, dass Grell die Schleife wirklich jeden Tag tragen würde.

Gedankenverloren legte er sie zur Seite und machte sich daran, die Knöpfe von Grells Hemd zu lösen und es ihm letztendlich auszuziehen.

Ein flüchtiger Blick ging über die makellose, helle Haut des Jüngeren und William schluckte.

Schnell machte er sich daran ihn in seine Schlafklamotten zu stecken, wobei er die Hose doch lieber ausließ und hob ihn dann hoch, um ihn vorsichtig in sein Schlafzimmer zu tragen.

Behutsam legte er ihn auf dem Bett ab und entfernte seine Brille, die er dann auf dem Nachttisch ablegte.

Nachdem er das Licht gelöscht hatte, blieb William noch eine ganze Weile auf dem Bett des Jüngeren sitzen, musterte ihn und beobachte seine leichte Atmung.

Als der Rotschopf sich bewegte und einen leichten Seufzer von sich gab riss es ihn erst wieder aus seinen Gedanken.

Was tat er eigentlich noch hier?

Er wollte Sutcliff nur nach Hause bringen um sicher zu gehen, dass er nichts Dummes in seinem Zustand anstellte und nun fand er sich hier bei ihm sitzend, wie er ihn beim Schlafen beobachtete.

Etwas verwirrt von sich selbst stand William auf und verließ Grells Wohnung.

Draußen angekommen lehnte er sich rückwärts gegen die geschlossene Tür und atmete tief aus.

Da sie ab dem nächsten Tag in unterschiedlichen Schichten ihre Außenarbeit erledigen würden, war es wohl vorerst das letzte Mal, dass sie sich sahen.
 

Eine ganze Weile verging.

Ihre Tage und Nächte wurden von Aufträgen und Papierarbeit bestimmt, da sie immer noch die niederen Arbeiten verrichten mussten.

Sie wurden sicherer, selbstständiger und gingen jeder für sich voll in ihrer Arbeit auf, die allmählich zur Routine wurde.

Genauso wie vorgeschrieben holte William wie jeden Abend seit mindestens 3 Monaten das Klemmbrett mit den Aufträgen für die kommende Nacht sowie seine Death Scythe am Schalter ab.

Diese hatte er erst vor kurzem erhalten.

Langsam ließ er ein weiches Tuch über die Klingen der Baumschere gleiten und betrachtete sein Spiegelbild im glänzenden Metall.

Was Sutcliff wohl für eine Death Scythe hatte?

Und wie lange hatte er ihn jetzt eigentlich nicht mehr gesehen?

Kopfschüttelnd und schweigend machte sich der dunkelhaarige Schnitter auf den Weg in die abgelegene Ortschaft, der er für diesen Abend zugeteilt war.

Bis sie sich auf eine Abteilung spezialisieren würden, wurden sie überall eingesetzt und so war es kein Wunder, dass William nicht wusste, wo er sich momentan befand.

Das einzige was zählte war grade sein Auftrag und so stürzte er sich wenig später kühl lächelnd auf den in einer Ecke zusammengekauerten Todeskandidaten.

Er stieß seine Sense tief in den Brustkorb des keuchenden Mannes dessen Blut bis in sein Gesicht spritzte und Williams Anzugärmel dunkelrot färbte.

Wie die Cinematic Record verrieten, hatte der Mensch nicht die nötigen Voraussetzungen ein verlängertes Leben zu erhalten und so zog der Schwarzhaarige die Aufzeichnungen ein und presste den ‘Completed‘-Stempel auf das Formular.

Der Mann rührte sich nicht mehr.

Nachdem er sein Gesicht vom Blut gereinigt hatte, setzte William zufrieden seinen Weg durch die dunklen Gassen fort.

Dass er verfolgt wurde merkte er relativ schnell.

Ohne zu zögern fuhr er herum und ließ seine Death Scythe hervorschnellen die nur ganz knapp vor den Augen seines Verfolgers zum Stehen kam.

Weiße, spitze Zähne blitzen im Mondlicht auf und hellgrüne Augen brannten sich durch die Nacht.

„Sutcliff!“

William ließ erstaunt die Sense sinken und sah sein Gegenüber an.

Grell lächelte und lehnte seine Sense, die wie eine gewöhnliche Kettensäge aussah, gegen die Mauer bevor er die Arme verschränkte.

„Oh…Wie du dich freust, mich wieder zu sehen, Will…“

Der angesprochene weitete die Augen über den wirklich zu tiefst enttäuschten Gesichtsausdruck dem ihm Grell grade zuwarf.

Da war er wieder, dieser unwiderstehliche, aufbrausende rote Fleck in seinem Leben der ihm in den letzten Tagen und Wochen so gefehlt hatte.

Auch wenn er es nicht gerne zugab, so hatte er ihn doch anscheinend ziemlich vermisst.

Ohne zu zögern ging er auf den Rothaarigen zu und schloss ihn in seine Arme.

Wenig später hob er seine Hand und stich die feine Linie von Grells Hals bis hin zu seinem Kinn hoch, dass er schließlich etwas nach oben drückte um ihn zu Küssen.

Überrumpelt von der Situation krallte sich Grell in den blutbefleckten Anzug des Älteren und schloss die Augen.

Das war schon ehr eine Reaktion nach seinem Geschmack, auch wenn er sie nie von jemandem wie William erwartet hatte.

Die Hände des Älteren fuhren durch das kurze, rote Haar, strichen über die schmalen Schultern und zeichneten die schlanke Form von Grells Seiten nach während sich ihre Zungen einen erbitterten Kampf leisteten, den William gewann, da der Jüngere ein leises Keuchen von sich gab.

Still sahen sie sich anschließend in die Augen und Grell glaubte, sein Herzschlag war laut genug, dass auch William ihn hören konnte.

Wilde Leidenschaft entsprang ihren Blicken und der Rotschopf griff zielsicher Williams Hand.

Er hauchte ein verführerisches „Komm mit…“ in das Ohr des Älteren und zog ihn langsam in eine der dunklen Gassen, die ein Portal zu ihrer Welt verbarg.

Ruhig ließ er sich wenig später auf das Bett hinter sich sinken und zog William mit sich.

Die funkelnden Smaragdaugen des Dunkelhaarigen ließen ihn erschaudern und er küsse ihn sanft.

William hatte die Nähe des anderen wohl genauso vermisst wie Grell.

Obwohl er die weichen Lippen des Jüngeren erst einmal gekostet hatte, wollte er sie doch nun für immer schmecken und ihren Besitzer ganz für sich haben.

Dieser wand sich leicht aufgeregt unter ihm als sich Williams starke Hände ihren Weg über dessen blasse Brust bahnten und von den Lippen begleitet wurden.

Der salzige Geschmack der Haut mischte sich in seinem Kopf mit dem unglaublich verführerischen Duft von Grells Parfüm, das den dunkelhaarigen Schnitter beinahe wahnsinnig machte.

Noch nie hatte er so sehr begehrt und etwas an sich binden wollen.

Noch nie hatte er geliebt.
 

Seufzend gab er es zu.

Er liebte den Rothaarigen wirklich und allein der Mond sollten in dieser Nacht Zeuge ihrer gemeinsamen Liebe sein, deren Dauer unter keinem guten Stern stand.
 

Wenige Wochen später war es soweit.

Allmählich kamen die Bescheide ihrer endgültigen Versetzungen an.

Grell saß zitternd auf Williams Schoss und hatte die Arme um seinen Nacken gelegt.

Eigentlich versuchte er jede Sekunde die ihm noch mit seinem Liebsten blieb zu genießen, jedoch waren die Würfel schon längst gefallen.

Kurz nachdem sie es sich in der Sonne bequem gemacht hatten kam ein Beamter und überreichte William einen Brief.

Zuvor war Grell noch schnell von seinem Schoss gerutscht und saß nun neben ihm, den Blick aufs Gras gerichtet.

Ein Brief bedeutete Versetzung. Versetzung bedeutete Abschied.

Da Grell selbst keinen Brief erhalten hatte, würde man ihn in der Zentrale behalten.

Beamten der Zentrale war es verboten, die Gebäudekomplexe der einzelnen Abteilungen aufzusuchen, da es sonst nur zu einem Durcheinander kommen würde.

Während William unter den strengen Augen des Beamten den Brief öffnete drückte Grell sein Gesicht in die Hände.

Egal was in dem Brief stand, er würde nicht weinen.

Er hatte noch nie in diesem Leben geweint.

„London Division…Aufsichtsführung“

Williams Stimme durchschnitt die Stille und Grell konnte sein Herz auseinanderbrechen spüren.

Er hatte zwar keine Ahnung wo sich dieser Ort befand, dennoch wusste er, dass es das Aus für sie bedeutete.

Zögernd und mit weichen Knien erhob er sich und bemühte sich grade zu stehen, während der Beamte sprach.

„Herzlichen Glückwunsch, Mr. Spears. Welche Ehre für sie gleich eine führende Stelle in so eine angesehene Division zu erhalten.“

William nickte und schüttelte die Hand des Beamten der sich anschließend zum Gehen wendete.

Er würde William nun gleich zu der besagten Abteilung führen.

Zeit für einen ruhigen Abschied gab es nicht.

Schließlich starben auch weiterhin Menschen in der anderen Welt und da galt es, keine Zeit zu verlieren.

William sah Grell an, doch dieser Lächelte.

Er wusste dass William ihn nun nicht zum Abschied Küssen oder Umarmen konnte.

Das tat er schließlich nie wenn andere in der Nähe waren.

Dennoch schmerzte es die Hand desjenigen, den er Liebte als einfaches Lebewohl zu schütteln.

Nur zögernd ließ der Rotschopf sie wieder los und wisperte ein „Viel Glück…“

William sah ihn Wortlos an.

Alles was er hätte sagen können, hätte die Situation und den Schmerz über sie Trennung noch schwerer gemacht.

Er fügte sich seinem Schicksal und drehte sich um.

Grells Augen zitterten und folgten ihm während er auf das Hauptportal zuschritt.

Er würde nicht weinen, das hatte er sich geschworen.

Dennoch brach er diesen Schwur als William ohne sich noch ein weiteres Mal umzudrehen durch das Tor schritt und ihn allein zurücklies.
 

Alles in Grell zog sich zusammen als die ersten der heißen Tränen über seine Wange liefen-

zum ersten Mal in diesem unsterblichen Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Marco-Bodt
2011-11-18T20:44:28+00:00 18.11.2011 21:44
das ist echt toll ...
ich musste mich zusammen reißen nicht zu weinen ...
*schnief*
ich hoffe es geht bald weiter
und was mit WIlliam und Grell ist ich find die beiden sind für einander geschaffen <3
das William so romantisch schein kann das hätte ich mir nie ausgedacht <3
Von:  saishoseki
2011-11-18T20:27:58+00:00 18.11.2011 21:27
... *sniff*... *sobsob*

ich hab mich voll zusammenreißen müssen um nich anfangen zu heulen...

also, ich hab oben gesehen 15 seiten und gedacht /...woha/ aber ich fands richtig gut :)

will~ is ja an der einen stelle voll romantisch >.<


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