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EX

von

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Turanithas - 3.0

Unzählige Tränen rannten über mein Gesicht, als ich ihn so zugerichtet erblickt hatte. Er, und auch ich, waren voller Blut und meine Wunden klafften noch immer in solch einer Intensivität, sodass ich bald wieder Ohnmächtig werden würde, wenn ich die Blutungen nicht schnell stoppte. Das Einzige, was ich nun schnell zur Hand hatte, war ein Stück von Lexus' zerrissener Kleidung, welches ich mit Mühe abtrennte und damit dann kläglich versuchte, mich selbst zu verarzten. Die Tränen wollten einfach nicht versiegen und ich starrte ständig wieder Lexus an, der reglos unter mir lag. Noch immer wusste ich nicht, ob er tot oder noch lebendig war, aber ich konnte auch keinerlei Puls fühlen, weder noch vernahm ich den Klang seines Herzschlages. Seine Wunden waren viel massiver als meine gewesen und die Wahrscheinlichkeit, dass selbst ein Liveran solche Verletzungen überleben konnte, schätzte ich als sehr gering ein.

Nachdem ich es unter Schluchzen geschafft hatte, meine Blutungen irgendwie zu stillen, wollte ich nur noch die Augen schließen und wieder einschlafen. Alles, was in der vergangenen Zeit geschehen war, konnte nur ein böser Alptraum gewesen sein und ich musste nur eine Möglichkeit finden, um wieder aufzuwachen!

Wimmernd schmiegte ich mich an Lexus' kalten Körper. Letzten Endes hatte er versucht mich zu retten und hatte sich auf meine Seite geschlagen, obwohl er gewusst haben musste, was ihn dann erwarten würde. Hatte ich ihn also etwa vollkommen falsch eingeschätzt und war fälschlicherweise in der Annahme gewesen, dass er eine durchweg bestialische und bös-wollende Kreatur war, obwohl er nur eine kleine Figur auf dem Schachbrett eines anderen war, die vielleicht gar nicht all das tun wollte, was ihm aufgetragen wurde? Ich kannte die Sitten und Regeln dieses Volkes nicht und wollte mich früher auch nicht unbedingt mit ihnen beschäftigten und hatte gehofft, dass ich ihnen niemals begegnen würde... nun, meine Hoffnung war wohl nicht erhört worden.
 

“Lexus... Lexus...” Unzählige Male wisperte ich seinen Namen an sein Ohr und hoffte, dass er darauf reagieren würde. Dass er die Augen aufschlagen würde und mich ansehen würde - doch das geschah nicht. In meiner Verzweiflung wollte ich beinahe alles versuchen, um ihn aus seinem Toten-Schlaf zu wecken, doch er regte sich einfach nicht. Zitternd hob ich meinen linken Arm, den einzigen, den ich noch irgendwie bewegen konnte, da meine rechte Schulter noch immer unter den Bisswunden von Luranthan litt, und legte meine Zähne an mein Handgelenk. Im ersten Moment zögerte ich, doch dann überwand ich mich und biss zu, bis ich mein Blut schmeckte. Der Geschmack des Blutes ließ mich würgen, anstatt es aber auszuspucken behielt ich es in meinem Mund und sammelte es mitsamt meines Speichels vor meinen Zähnen, beugte mich über Lexus und drückte seine Lippen mit dem Daumen leicht auseinander und ließ das Gemisch meiner Körperflüssigkeiten in seinen Mund träufeln. In meinem Wahn und meiner Verzweiflung war mir der irrwitzige Gedanke aufgekommen, dass er auf mein Blut reagieren könnte, immerhin wusste ich, dass er sich durch die körperliche Verbindung nährte und auf diese Weise mein Blut nahm, damit er Nahrung zu sich nehmen konnte. Also dachte ich, dass ich es auf diese Art und Weise vielleicht auch schaffen könnte, seinen reglosen Körper zu aktivieren. In der ersten halben Stunde geschah gar nichts, egal, wie oft ich mein Blut noch in seinen Mund tropfen ließ. Nicht einmal seine Zunge regte sich ein kleines bisschen, nein, nicht mal ein kleines Stück. Mir selbst wurde schon wieder schwummrig - der Geschmack meines eigenen Blutes bescherte mir Übelkeit und mein Körper verlangte nach absoluter Ruhe um sich zu regenerieren, ich aber schenkte ihm keine Ruhe und verausgabte mich weiterhin. Meine Hand zitterte, aber ich wollte sie nicht von Lexus’ Wange nehmen. Irgendwann war ich dann, vor Erschöpfung, wieder eingeschlafen...
 


 

-
 


 

Ein Zucken rüttelte mich aus dem Schlaf und aus meinem Traum, der sich mittels Sekunden in Fetzen riss und mir jegliche Erinnerung an ihn stahl. Erst als ich realisierte, dass ich wieder wach wieder, schreckte ich auf. Da war eine Hand in meinem Nacken gelegen, die mich sachte gekrault hatte, und ich hoffte, dass es die Hand gewesen war, welche ich vermutet hatte.
 

“Warum so erschrocken? Ich wollte dich eigentlich nicht wecken.”
 

Mich überkam ein unglaubliches Glücksgefühl, als ich sein Schmunzeln sah. Ich blinzelte erst ungläubig, blickte an seinem Körper herab und konnte kaum glauben, dass ich dort keine Wunden zu sehen bekam, und warf mich ihm dann um den Hals. Ich war so glücklich darüber gewesen, dass er nicht tot gewesen war, und ich wollte nun nichts anderes als ihn fest an mich zu drücken, damit ich auch jah realisieren konnte, dass er es wirklich war. Er war es, eindeutig, ich erkannte ihn an seinem Geruch, dem Gefühl von seinen seidigen Haaren an meiner Haut und natürlich an der Stimme, die selbst im Traum ständig zu mir gesprochen hatte. “A..- aber wie... Ich verstehe nicht, wie...” Er legte eine seiner Krallen auf meine Lippen und setzte zu einer Erklärung an: “Das ist nichts, was ich dir so einfach erklären kann, dafür ist dieser Vorgang viel zu komplex. Aber ich kann dir sagen, dass dien Blut eine entscheidende Rolle gespielt hat. Mein Körper war beinahe völlig ausgetrocknet und setzte bereits zum Sterbe-Prozess an. Das, was du vermutlich gesehen hast, war eben genau dieser, welchen du aber unterbinden konntest. Selbst wenige Tropfen Blut können diesen Prozess stoppen und dazu führen, dass der Körper sich wieder regeneriert.”

All seine Worte ließ ich mir mehrmals durch den Kopf gehen - ich konnte noch immer kaum glauben, dass er lebte. Das war für mich, auch wenn seine Erklärung logisch klang, ich allerdings keinerlei Erfahrungen mit solchen Prozessen hatte, ein Wunder gewesen.
 

“Wieso hast du das alles getan? Wieso hast du dich gegen deinen Herren gestellt?!” Es war mir noch immer unbegreiflich gewesen. Und nun hoffte ich auf Antworten, die er mir endlich beantworten sollte.
 

Sein Schmunzeln wandelt sich zu einem Grinsen und für einen Moment lang wirkte es sogar wie ein Lächeln, welches aber schnell wieder verflogen war: “Das hatte ich doch bereits gesagt. Weil du mir gehörst.”

Ich spürte, wie meine Wangen allmählich wärmer wurden und wand den Blick ab. War das nur ein dummer Spruch von ihm gewesen, oder sagte er wirklich das, was er ehrlich meinte? “Glaub es mir ruhig, Aria. Ich will noch immer, dass du an meiner Seite weilst, und ich lasse nicht zu, dass sich da irgendjemand zwischen stellt.” Ihm bedeutete meine Verbundenheit also so viel, dass er sich für mich in einen Kampf stürzte, obwohl er wusste, dass er der Schwächere gewesen war...

Für eine Weile antwortete ich ihm nicht auf seine Worte - in mir sammelten sich erneut Gefühle von Verwirrung, aber gleichzeitig auch eine seltsame Euphorie, die ich nicht einschätzen konnte.
 

“Stimmt es auch, dass du... Dass du ebenfalls ein Chyrnas bist...?”
 

Erst schwieg er, berührte mich dann aber wieder sanft und strich mir mit einer solch ungewohnten Sanftheit durch mein zerzausten Haar, dass es mich umso mehr verwirrte. “Es stimmt, ja. Und ich spürte sofort, schon als ich dich damals auf Aternas zum ersten Mal sah, dass du mir gleichgesinnt bist. Seit daher wusste ich, dass ich dich suchen musste - und seit daher wusste ich auch, dass ich dich an meiner Seite wollen würde.”
 

“Aber warum...? Warum einen anderen Chyrnas als Verbündeten wollen, wenn du-” Er unterbrach mich und zog mich näher zu sich heran, bis seine Lippen sich an meine klaffende Schulter legten und sachte an meinem verwundeten Fleisch saugten. Erst schrie ich auf vor Schmerz und wollte ihn wegstoßen, bis ich aber merkte, dass ein Heilungsprozess startete. Der Kontakt mit seinem Speichel hatte die Wunde innerhalb von wenigen Momenten heilen und schließen lassen und ich starrte ungläubig auf meine Schulter, die nun so aussah, als wäre ihr nie ein Unheil geschehen.
 

“Du wirst schnell erkennen, dass es Schicksal ist, Aria.”, flüsterte er mir dann entgegen, “Ich hoffe, du bist mir inzwischen nicht mehr so feindlich gesinnt... Es spricht nichts mehr dagegen, dass du an meiner Seite weilst.”
 

Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich ihm Recht gab. Er hatte wirklich recht. Alles in mir hatte sich nach ihm gesehnt und die Sorge, die ich wenige Stunden vorher für ihn empfunden hatte, sprach Bände. Lexus hatte sich für mich eingesetzt und sein Leben riskiert, damit ich nicht sterben musste, und ich wollte ihm dankbar sein. Ich wollte mir diese Anziehung, die ich für ihn empfand, endlich eingestehen und diese Gefühle zulassen. Doch irgendetwas in mir haderte noch immer und es stieß ein Strom von Worten durch meine Kehle hinauf, die all dies ablehnen wollten, die er aber mit einem Kuss wieder erstickte. Da war er wieder, der Geschmack seiner Lippen, der mir ein leichtes Gefühl von Betäubung schenkte, was sich aber angenehm anfühlte, und dieses flaue Gefühl in meinem Bauch, von dem ich immer nur hab andere reden hören. Vielleicht war es, so, wie er es sagte, wirklich Schicksal gewesen, dass wir uns begegnet waren - und vielleicht sollte es auch Schicksal sein, dass ich an seiner Seite weilte. Mit jeder Berührung die er mir schenkte wuchs immer mehr das Gefühl in mir, dass wir tatsächlich für einander geschaffen waren - oder so etwas. Es fühlte sich in keinster Weise fremd an, sondern eher als etwas, was normal gewesen war. Da war keinerlei Angst mehr in mir und all meine negativen Emotionen ihm gegenüber waren wie aufgelöst, anstattdessen füllte sich mein Körper mit seltsamen Glücksgefühlen, die ich erst einmal kennen lernen musste.

Ich wollte beinahe protestieren als er sich von meinen Lippen löste und sogar sagen, dass ich ihn noch mehr schmecken wollte, schluckte all dies aber schnell herunter und ließ zu, dass er sich um meine weiteren Wunden kümmerte. Durch die Auseinandersetzung und die ganzen Verletzungen war nicht mehr viel von meinem Suit übrig, und als ich dies bemerkte, wollte ich schnell meine Hände vor all die Körperteile legen, auf welche ich ihm keine freie Sicht geben wollte. Meine Gesicht mochte wohl von einem dichten Rotschimmer bedeckt sein.
 

“Wofür schämst du dich? Es gibt nichts an deinem Körper, was meinem nicht gleicht.”
 

Er mochte wohl Recht haben, eigentlich, aber das wollte ich mir nicht eingestehen. Es war seltsam für mich gewesen, dass er meinen Körper beinahe unbekleidet sah und es bereitete mir nicht unbedingt schöne Gefühle, eher noch wollte ich vor Scham am liebsten im Erdboden versinken.

Ohne weitere Worte erhob er sich dann und sammelte dann einige der Fetzen auf, die noch von seiner Kleidung stammten, und brachte mir diese, damit ich meinen Körper damit bedecken konnte. An den Stoffresten haftete noch immer sein Blut... “Ich versuche schnellstmöglich etwas anderes für dich zu finden, so leicht wird das aber nicht werden...” Erst verstand ich nicht, was er meinte, begriff es dann aber, als ich einen genaueren Blick auf unser Umfeld warf. Wo wir gewesen waren konnte womöglich keiner von uns sagen, und alles, was sich um uns herum befand, war eine Einöde inmitten eines Nichts...

Wie waren wir an diesen Ort gelangt? Hatte man uns wie Abfall einfach irgendwo abgeladen, um sich unserer Körper zu entledigen? Aber das machte keinen Sinn - wenn, dann hätten die Liverans die Chance genutzt, sich an uns zu sättigen. Sie hatten also eigentlich keinerlei Grund dafür gehabt, uns einfach so weg zu werfen und unsere Körper zu entsorgen.
 

Es erstaunte mich, wenn ich Lexus nun beobachtete. Sein Körper wirkte so, als hätte er keinerlei Schäden, als wäre überhaupt gar nichts geschehen, obwohl er vor wenigen Stunden schon kurz davor gewesen war zu sterben. Er war einfach unglaublich...
 

“Kannst du alleine aufstehen, Aria? Oder tut dir noch irgendetwas weh? Dein Körper dürfte schon wieder relativ fit sein.”
 

Ich war erst skeptisch und wollte den Versuch nicht wagen aufzustehen. Mein logisches Denken sagte mir ständig, dass das nicht möglich sein konnte, so schnell wieder zu genesen, allerdings sah ich es doch auch an Lexus - und die Schmerzen, die ich vor kurzem noch empfunden hatte, waren so gut wie ausgemerzt...

Und dann - tatsächlich. Nichts. Ich spürte keinerlei Schmerz, weder noch ein Ziehen oder Ähnliches. Seine Fähigkeiten waren wirklich faszinierend...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jackal
2012-12-15T20:58:05+00:00 15.12.2012 21:58
Ich find das so spannend, wie sie sich gegenseitig heilen können und alles ö_ö dass sie so eine besondere Verbindung haben gefällt mir und wie du das alles darstellst ist echt kreativ. Ich freu mich auf die Fortsetzung :D *fanboygirl*


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