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Longing

[Hellkaiser Ryo x Fubuki]
von

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Mishap

Asuka saß im Schatten eines Sonnenschirms im Strandcafé und betrachtete lustlos ihr Cola. Ab und zu hob sie den Kopf, wenn einer der anderen Studenten aufstand oder sich ein neuer dazu gesellte, aber eher aus Reflex als Interesse. Nachdenklich begann sie ihr Glas zu drehen und die umherschwimmende Zitronenscheibe zu beobachten, da tippte ihr jemand auf die Schulter. Das blonde Mädchen fuhr erschrocken zusammen und sah über die Schulter auf den Übeltäter. Ein braunhaariger Junge sah sie aufgeweckt an und winkte, ehe er sich ohne weitere Aufforderung auf den freien Stuhl ihr gegenüber setzte. Lässig verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und legte diesen leicht schief.

»Also, was gibt’s? «
 

»Danke, dass du gekommen bist, Judai... Entschuldige, dass ich dich so gehetzt habe. Ich glaube, du kannst mir eh nicht wirklich helfen. «

Betrübt starrte Asuka wieder in ihr Glas, während Judais Augen sie irritiert fixierten.
 

»Wie jetzt? Ich bin umsonst gekommen? «
 

»Ach weißt du... «, begann sie langsam und ließ ihren Blick zum Meer schweifen. »In letzter Zeit, eigentlich die ganze letzte Woche über, ist Fubuki so seltsam... «
 

»Seltsam? « Der braunhaarige Junge lachte lauthals auf, wodurch er sich einen strafenden Blick einfing. Schnell schluckte er den Rest hinunter und versuchte einen halbwegs seriösen Eindruck zu machen.

»... meinst du, seltsamer als sonst...? «
 

»Er- er ist so ruhig, es gibt nicht den kleinsten Anlass, weswegen ich ihn ermahnen müsste! «
 

Der junge Student nahm die Arme herunter und verschränkte sie gleich darauf auf dem Tisch.

»Aber sonst stört es dich doch immer, wenn er aus der Reihe tanzt. «, gab er verwundert zu bedenken. Manchmal verstand er Mädchen wirklich nicht.

»Zusammengefasst, nervt er dich, wenn er was anstellt, aber wenn er nichts anstellt, dann... ist dir das auch nicht recht? «
 

»Ich weiß, das ist komisch, aber... nun vermisse ich das schon irgendwie... Ich habe keine Ahnung, was mit ihm los sein könnte.«
 

»Mann, Mädchen sind echt schwierig... «
 

»Und Jungs unsensibel! «, fauchte Asuka als Antwort und lehnte sich nach hinten. Seufzend schnappte sie sich eine Strähne ihrer langen blonden Haare und begann damit, sie abwesend um den Finger zu wickeln.

»Versteh mich nicht falsch... «, begann sie nach ein paar Minuten des Schweigens erneut. »Vielleicht ist er ja endlich erwachsen geworden, aber Fubuki ist nicht Fubuki, wenn er keinen Unsinn ausheckt, verstehst du? «
 

»Ja, irgendwie schon. «

Judai bettete sein Kinn auf den auf dem Tisch verschränkten Armen und starrte das Glas vor sich an. »Warum wolltest du eigentlich ausgerechnet mit mir darüber reden. Ich meine, ich helfe gerne, wo ich kann, aber das ist ’ne falsche Liga, sorry. «
 

»Ja warum du... ich habe schon versucht mit Momoe und Junko darüber zu reden, aber... «
 

»Aber...? «
 

»Sie waren der ganzen Zeit der Meinung Fubuki hätte Liebeskummer und haben überlegt, wenn sie deswegen zur Strecke bringen könnten.«
 

Judai besah seine Freundin mit einem verwirrt-entsetzen Blick, sie sah aber nur matt zurück.

»Ich wiederhole mich, Mädchen sind schwierig, wenn nicht sogar gruselig. «
 

Ungeachtet, der wenig hilfreichen Antwort fuhr Asuka fort: »Mir Liebeskummer wäre er zu mir gekommen, da bin ich mir ziemlich sicher.«
 

»Na vielleicht ist es ja wegen Kaiser. Die beiden waren doch so gut befreundet. Sho war wegen ihm doch auch neben der Spur. «, warf der Braunhaarige ein, dabei weiterhin das Colaglas fixierend. Mit einem Seufzen schob es ihm die Studentin schließlich zu, ehe sie auf seine Vermutung einging.
 

»Stimmt, die beiden sind seit Kindertagen befreundet, aber ob ihn das so dermaßen niederschmettert? «
 

»Wer kann’s wissen?! « Schulterzuckend nahm Judai einen Schluck seines geschnorrten Getränks.

»Hast du ihn überhaupt mal gefragt. «
 

Das blonde Mädchen warf ihm einen vielsagenden Blick zu, der bei ihr so etwas wie „Selbstverständlich, wie kannst du das nur fragen?“ bedeutete. »Mindestens zehn Mal! «
 

»Und was sagt er? «
 

»Ständig das Gleiche. „Mach dir keine Gedanken“ oder „Ich habe nur schlecht geschlafen, liegt am Vollmond“ «
 

»Vielleicht stimmt’s ja. «
 

»Wir haben keinen Vollmond! «
 

»Oh, tja... « Peinlich berührt rieb sich Judai den Nacken und kicherte dabei leicht dümmlich.
 

»Judai, ich weiß wirklich nicht mehr weiter!«

Die Obelisk-Studentin sah ihn leicht genervt an. Allmählich fragte sie sich wirklich, welcher geistigen Umnachtung sie die Idee zu verdanken hatte, Judai um Hilfe in dieser Angelegenheit zu bitten.
 

»’tschuldige, aber ich kann dir echt nicht helfen. «
 

»Trotzdem, danke fürs Zuhören... « Resigniert fuhr sich das Mädchen durch den Haaransatz. »Ich rede wohl besser noch einmal mit ihm. Hoffentlich bringt es dieses Mal etwas.«
 

» Wäre sinnvoller. Na dann, man sieht sich.«, meinte Judai nur noch unverschämt sorgenfrei und stand auf. Da das Gespräch offensichtlich beendet war, konnte er ja gehen.
 

»Ja, ja... «, murmelte Asuka abwesend, während sie entmutig erneut das Glas anstarrte.
 

»Oh, ganz vergessen! «

Munter schnappte der Junge noch einmal nach der Cola und trank sie mit einem Zug leer.

»Danke dafür! Mach dir keine Sorgen, das mit Fubuki wird schon wieder! «
 

Und schon war er verschwunden.
 

Seufzend nahm das blonde Mädchen das leere Glas in die Hand, die Augen auf die einsame, nun auf dem Trockenen liegende Zitronenscheibe gerichtet. Sie mochte Judai wirklich, aber zuweilen war er einfach nur dreist.
 

Dieser ging nach dem einseitigen Gespräch geradewegs zurück zu seiner Unterkunft. Voll guter Dinge öffnete er enthusiastisch sie Tür des Esszimmers, trat ein und-

»Was ist denn mit euch los???«
 

In dem Raum herrschte betretendes Schweigen, keiner schien es zu wagen, den anderen anzusprechen. Nur Kenzan schien bis eben noch versucht zu haben, etwas Stimmung in die Runde zu bringen, da er der Einzige war, der nicht wirkte, als ob ihm etwas auf der Seele lastete.

Müde sah auch nun der Rest der Truppe auf und sah Judai matt entgegen. Darunter auch Fubuki, der sich noch zu einem schwachen Lächeln durchrang, seinen Kopf aber schnell wieder auf seinen verschränkten Armen bettete. Sho sah ihn ebenfalls nur trüb an und Jun saß in seiner Ecke, das geschehen aus überheblichen Augen beobachtend.

Kenzan zuckte ahnungslos mit den Schultern und tippte seinem blauhaarigen Freund anscheinend zum wiederholten Male gegen den Kopf. Giftig sah dieser auf.

»Kannst du endlich damit aufhören?«

Eingeschnappt schob der Kleine die Unterlippe vor und grummelte noch ein paar Worte in seinen nicht vorhandenen Bart.
 

»Leute, was ist los? Bin ich im falschen Film? «

Ungläubig, ließ sich der Braunhaarige gegenüber seines besten Freundes auf die Bank nieder und versuchte, irgendeine Information aus seinem Gesicht herauszulesen.
 

»Ach es ist nicht... Ich musste nur gerade wieder an meinen Bruder denken... «, gab Sho betrübt von sich.

»Er ist heute morgen abgereist, keine Ahnung wieso... «
 

Kenzan kratzte sich an der Wange, während er zuhörte.

»Das Turnier ist doch noch gar nicht vorbei, warum- «
 

»Er ist nicht wegen dem Turnier hier gewesen. Da kann er gehen, wann er will. «

Verwundert sahen alle zu Fubuki herüber, der mutlos zurückblickte.

»Wahrscheinlich ist ihm langweilig geworden oder... wir sind alle unter seiner Würde... «
 

»Tse, so jemand ist unter MEINER Würde. «, meldete sich nun auch Jun schnippisch zu Wort, die Nase dabei anhebend.
 

»Welche Würde? «, grinste Kenzan ihm frech entgegen und bekam für diese Unverschämtheit den stehen gelassenen Salzstreuer vom Frühstück gegen die Schulter.

Während die beiden Jungen daraufhin heftig aneinander gerieten, hakte Judai bei dem Blauhaarigen nach: »Hat er sich noch mal bei dir entschuldig, bevor er abgehauen ist? «
 

Sho senkte den auf die Frage hin den Blick und begann unschlüssig mit den Fingern zu spielen.

»Hat er natürlich nicht, ich bin ihm doch egal... «
 

»Hey, Kopf hoch Kumpel, du hast noch uns! Glaub mir, wir werden dich nie hängen lassen! Du bist eh schon fast mein kleiner Bruder. «
 

»Als würde das irgendetwas heißen... «
 

Judais Versuch, den Kleineren aufzumuntern, hatte anscheinend genau das Gegenteil bewirkt. Zerknirscht lag er nun, wie Fubuki am Nachbartisch, auf der Holzplatte.

Peinlich berührt, wechselte der Junge den Tisch hin zu dem älteren Obelisken, der im Vergleich trotzdem noch um einiges niedergeschlagener wirkte.
 

»Fubuki-san? «
 

»Hm? «

Der junge Mann drehte ihm das Gesicht zu und sah in aus seinen großen braunen Augen verlassen an.

Der Zweitklässler stutzte, als er den anderen das erste mal sorgfältig musterte.

Kein Lächeln, glanzlose Augen mit dunklen Schatten untermalt, als hätte er eine ganze Weile nicht mehr geschlafen und selbst seine Haare hingen stumpf herunter. Die selbstsichere Haltung war verschwunden, die Schultern waren hochgezogen, sein ganzer Körper wirkte einfach kraftlos.
 

»Judai? «
 

»Sorry, war in Gedanken... du siehst furchtbar aus. «
 

Der ältere Student, der sonst immer einen riesigen Aufstand um sein Äußeres veranstaltete, zuckte nur kurz mit dem Mundwinkel. Was kümmerte ihn das schon, gerade hatte er andere Sorgen.

»Danke sehr... ich kann’s dir wohl nicht einmal übel nehmen... «
 

»Tut mir echt leid, aber im Vergleich zu sonst, siehst du echt mitgenommen aus. «
 

»Du hast ja Recht. «

Fubuki richtete sich halbwegs auf und stützte den Kopf in eine Hand.

»Ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen, der Vollmond weiß du? «
 

»Aha... «

Sofort erinnerte sich der Junge an das Gespräch mit Asuka.

»Wir haben aber gar keinen Vollmond.«
 

»Ach, immer noch nicht...? Tja, dann weiß ich auch nicht... «

Wenig daran interessiert, ob seine Aussage nun plausibel gewesen war oder nicht, zuckte Fubuki nur mit den Schultern, während er nebenbei anfing, Juns und Kenzans Auseinandersetzung zu verfolgen.
 

»Asuka macht sich Sorgen um dich. Komm schon, spuck’s aus, was ist passiert. «

Allmählich wurde Judai ernsthaft neugierig.

Als keine Antwort folgte, begann er zu spekulieren: »Hast du Liebeskummer... oooooder bist du auch so down wegen Kaiser? «
 

»Judai, mir ist gerade wirklich nicht nach Reden. «

In Gedanken gab Fubuki dem Jüngeren volle Punktzahl, auch wenn er für die entgültige Lösung, beide Überlegungen hätte verbinden müssen. Gott sein Dank war das aber mit hoher Wahrscheinlichkeit, das Letzte was er jemals tun würde.
 

»Okay dann... halt nicht. «, sagte Judai noch mit den Schultern zuckend, als der andere aufstand und diesmal, ohne vorher ein Heidenspektakel zu veranstalten, den Raum verließ. Gerade noch rechtzeitig, denn in der nächsten Sekunde, lernte auch der Pfefferstreuer fliegen und knallte mit einem dumpfen Geräusch gegen die Tür.
 

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Deprimiert zog sich Fubuki in die schützenden Wände seines Zimmers zurück. Schnell befreite er sich von Schuhen und Mantel, ehe er sich in die weichen Laken seines Bettes warf. Obwohl es draußen noch hell war, konnte er kaum die Augen offen halten. Die letzte Nacht hatte er tatsächlich nur wenig geschlafen, was sich hinterher besonders im Unterricht gerecht hatte. Zwei Mal war er eingenickt und fünf mal ermahnt worden, gefälligst aufzupassen.

Grund dafür, wie konnte es auch anders sein, war immer noch Ryo.

Fubuki war unter Tränen eingeschlafen und mitten in der Nacht schweißgebadet aufgewacht. Danach hatte er keinen Schlaf mehr finden können, so sehr er sich auch bemüht hatte. An seinen Albtraum konnte sich der Student schon gar nicht mehr erinnern. Er war ganz froh darüber, noch mehr negative Gedanken würde er nicht aushalten.

Schwerfällig setzte sich der junge Mann auf, zog sich das Shirt aus und streifte die Hose ab. Unter der Bettdecke kramte er seine Schlafsachen hervor, eine lange Hose dazu ein simples rotes T-Shirt.

Umgezogen legte er sich müde zurück ins Bett und kuschelte sich in seine warme Decke.

Was er auch versuchte, es gab nichts was ihn aufheitern konnte. Alles war ihm egal geworden, seine Noten, der Unterricht, sogar seine Figur. Auch sein Deck lag seit über einer Woche unberührt auf seinem Schreibtisch. Dabei hatte er es doch umbauen wollen.

Fubuki rang mit sich selbst, ob er nun wirklich noch einmal aufstehen sollte, schließlich gab er sich einen Ruck und verließ sein Bett. Lustlos nahm er die Karten vom Tisch, wobei sein Blick auf ein paar Blätter Papier und seinen Füller fiel. Eigentlich waren diese für seine noch anstehenden Hausaufgaben gedacht, doch nun kam ihm ein anderer Gedanke.

Schreiben.

Er konnte versuchen, sich seine Gefühle von der Seele zu schreiben. Schon öfters hatte er gehört, dass es tatsächlich funktionieren sollte, bis jetzt hatte er es nur nie nötig gehabt, diese Behauptung zu überprüfen.

Jetzt erwies sich die Situation aber als anders.

Fubuki legte sein Deck auf den Tisch zurück und schnappte sich im Gegenzug Papier, Stift und eine Unterlage. Damit bewaffnet ging er zu seinem Bett zurück und legte sich bäuchlings hin. Völlig von seiner Idee überzeugt, öffnete er seinen Füller, kurz vor dem Papier kam er aber wieder ins Stoppen.

Wie sollte er anfangen...?

Sollte er einfach drauf los schreiben, um es hinter sich zu bringen? Sollte er Ryo direkt ansprechen, wie in einem richtigen Brief?

Schließlich entschied sich der junge Mann für Letzteres, so konnte er sich zumindest einbilden, seinem Freund endlich mal die Meinung ins Gesicht gesagt zu haben!
 

Nach gut zwei Stunden war er fertig, jedoch nicht ohne erneut ein, zwei unfreiwillige Tränen vergossen zu haben.

Es war zwecklos. Egal wie sehr er sich zusammenriss und bemühte, jedes Mal wenn er länger über Ryo nachdachte, war er den Tränen nahe.

Dabei hatte er sich geschworen, dem Älteren nie wieder nachzuweinen...

Mit leicht roten Wangen blickte Fubuki auf die Zeilen herab, in denen er sein gesamtes Herz ausgeschüttet hatte. Für manche Worte hatte er sich sehr überwinden müssen, aber da Ryo den Brief eh nie zu Gesicht bekommen werden würde, hatte er sich dazu durchgerungen, offen und ehrlich zu sein.

Der Student hatte sogar noch die Muse gefunden einen zweiten Brief zu schreiben, der war jedoch im Vergleich zum ersten, unpersönlich und beinahe steif formuliert. Alles in allem war er... neutral.

Nach der Fertigstellung kamen beide Schriftstücke in blütenweiße Umschläge mit dem Zeichen der Akademie rechts unten auf der Rückseite. Auf beide Briefe kam sein Name als Absender und Ryos Name als Empfänger. Natürlich brauchte der eine Brief diesen Aufwand nicht, aber rein symbolisch war es Fubuki lieber so.

Nun hatte er nur ein Problem. Er wusste nicht, wo sich der andere zu Zeit aufhielt, nicht mal eine klitzekleine Vermutung hatte er. Ryo konnte überall sein, vielleicht in Europa, in den USA oder noch in Japan.
 

Entmutigt drehte der Obelisk die beiden Briefe in den Händen.

Daran hatte er erst zu Letzt gedacht, zu dumm.

Aber es musste doch eine Möglichkeit geben, ihn zu finden...

Vielleicht wusste sein Schulleiter ja wo er sich aufhielt. Und wenn nicht, konnte er es eventuell in Erfahrung bringen.
 

»Dann werde ich ihn gleich morgen fragen... «

Der Braunhaarige räumte seine Sachen zusammen, legte die Briefe auf den Schreibtisch und schmiss sich dann tatsächlich etwas befreiter zurück auf sein Bett. Zufrieden schlüpfte er unter die Decke und schlief wenig später seit langem friedlich ein.

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Am nächsten Morgen hetzte Fubuki entnervt in seinem Zimmer hin und her.

Er hatte ordentlich verschlafen und kämpfte nun mit den Minuten.

Als er endlich all seine Sachen zusammen hatte, schnappte er sich schnell seine Tasche vom Schreibtisch, fegte dabei aber auch seinen halben Arbeitsplatz leer. Typisch! Immer, wenn man es eilig hatte!
 

Der Student zögerte kurz und betrachtete das Chaos auf dem Boden.

Ein erneuter Blick auf die Uhr ersparte ihm jedoch jede weitere Überlegung, die Blätter vielleicht noch grob zusammenzuräumen. Schnell schnappte er sich seinen Zimmerschlüssel und eilte zu Tür hinaus.
 

Im Hauptgebäude waren bereits alle Gänge leer.

Zu Fubukis Leidwesen hatte der Unterricht wohl schon angefangen. Dadurch weiter angespornt, legte er noch einen Zahn zu und lief eilig weiter Richtung Klassenzimmer.

Als er jedoch kurz vor seinem Ziel scharf um eine Ecke bog, stieß er plötzlich hart mit etwas zusammen. Mit Schwung landete er unsanft auf dem Boden, direkt auf seinem nun schmerzenden Hinterteil.

Leise grummelnd sah der Student auf und blickte sogleich in das freundliche, wenn auch überraschte Gesicht seines Schulleiters.
 

»P-Principle Sameshima! Verzeihen Sie bitte!«

Hastig rappelte sich Fubuki auf und verbeugte sich entschuldigend.

Leicht rot um die Nasenspitze richtete er seinen Mantel, dabei den Blickkontakt strikt vermeidend.
 

»Es ist ja nichts passiert. Aber Sie sind etwas spät, Tenjoin-kun. «
 

»Ja, das stimmt wohl, noch mal Entschuldigung. «

Peinlich berührt verbeugte sich der junge Mann erneut und wollte schon weiterlaufen, da fiel ihm etwas ein: »Ich habe noch eine kurze Frage an Sie, Principle. Darf ich? «
 

»Nur zu, fragen Sie. «
 

»Wissen... wissen sie vielleicht, wo sich Ryo aufhält? Ich habe einen Brief für ihn, aber... ich weiß überhaupt nicht, wo er jetzt ist.« Beinahe flehend sah der Student den älteren Mann an, der sich nachdenklich ans Kinn fasste.
 

»Marufuji-kun... nein, leider nicht, wenn es Ihnen aber dringend ist dann könnte ich es in Erfahrung bringen. Allerdings werden die Briefe heute um elf zu Festland gebracht, Sie werden es wohl kaum rechtzeitig schaffen. «
 

»Aber ich- «, begann der Student, hielt dann aber inne.

Nach kurzem Grübeln, holte er schließlich seinen Schlüssel hervor und hielt ihn dem Schulleiter vor die Nase.

»Tun Sie mir einen Gefallen? Es... ist mir wirklich unheimlich wichtig, dass er den Brief bekommt. In meinem Zimmer liegt der Brief auf dem Schreibtisch, könnten Sie ihn holen und selbst aufgeben? Entschuldigen Sie, wenn das unverschämt sein sollte aber- «
 

»Nun beruhigen Sie sich erst einmal. « Schmunzelnd nahm der Mann den Schlüssel entgegen und musterte ihn kurz.

»Wenn es Ihnen so viel bedeutet, werde ich Ihnen das nicht abschlagen können. Dafür müsste die Teppiche in meinem Büro einmal ausgeklopft werden... «
 

»Bitte? « Verdutzt sah ihm der Braunhaarige entgegen, was den rundlichen Mann herzlich auflachen ließ.
 

»Nur ein Scherz. «, winkte er amüsiert ab. »Beeilen Sie sich jetzt lieber, der Unterricht hat vor einer Viertelstunde begonnen. «
 

Fubuki lächelte dankbar, hetzte dann aber auch schon weiter, um den Rest seiner Geschichtsstunde mitzuerleben.

Principle Sameshima lächelte kopfschüttelnd, ehe er sich auf den Weg zum blauen Schlafsaal der Jungen machte. In Fubukis Zimmer angekommen, betrachtete er kurz das Blätterchaos auf dem Boden. Unglaublich, dabei hatte er den Studenten immer für so ordentlich gehalten...

Mit einem letzten prüfenden Blick, nahm er den einsamen Umschlag vom Schreibtisch und verließ gleich darauf den Raum.

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Abgekämpft vom langen Schultag und mit einem flauen Gefühl im Magen trottete Fubuki am Nachmittag zurück in sein Zimmer.

Nach dem Ende der letzten Stunde war er gleich zum Schulleiter gegangen, um sich seinen Schlüssel abzuholen. Schon da hatte er ein ungutes Gefühl gehabt, denn eines hatte er bei seiner Bitte nicht bedacht. Er hatte beide Briefe auf den Schreibtisch gelegt, beide sahen gleich aus, der eine war nur um ein paar Gramm schwerer und mit mehr Mühe beschriftet als der andere...

Es gab also eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder hatte sein Direktor beide abgeschickt oder gar keinen... (das er nur einen der beiden Briefe abschickte, schloss Fubuki von vornherein aus.)

Als er nun den älteren Herren fragte, was er mit den beiden Briefen gemacht hatte, erwiderte dieser nur, er hätte nur einen der beiden vorgefunden und diesen auch abgeschickt.
 

Mit zittrigen Fingern, stellte Fubuki seine Tasche ab und zog sich die Schuhe aus. Mit wild klopfendem Herzen widmete er sich dann den heruntergefallenen Papieren vor seinem Schreibtisch.

Blatt für Blatt hob er sie auf, bis er den verlorenen Brief an Ryo fand. Schon die Schrift allein, ließ seinen Atem stocken und ihm wurde beinahe schlecht.

Wie in Zeitlupe öffnete er das Kuvert, zog die zwei beschriebenen Papiere hervor und begann zu lesen...

»Hallo Ryo, wie geht es dir? Du bist so überstürzt... abgereist... nein... «

Der junge Mann wurde blass und setzte sich vorsichtshalber auf seine Couch.

Das konnte- das durfte einfach nicht wahr sein!

Womit hatte er das verdient? Was sollte er getan haben, was dies hier rechtfertigte?

Ryo würde ihn auslachen, für seine Gefühle, für alles was in diesem Schreiben stand!

Zwar bestand die Hoffnung, dass er den Brief ungeöffnet wegwarf, aber ironisch wie sein Leben zur Zeit war, würde er ihn sicher öffnen und lesen!
 

Mit Tränen in den Augen warf er das Papier auf den Couchtisch.

Verzweifelt versuchte er sich einzureden, dass es doch sicher etwas Positives an der ganzen Sache gab.

Ryo wurde mit der ganzen Wahrheit konfrontiert, ungeschminkt und ohne Hemmungen. Möglicherweise rüttelte ihn das wach!

... nur warum sollte der Brief etwas schaffen, was er persönlich nicht hinbekommen hatte...?

Der Student war sich sicher, Ryo würde ihn auslachen, für all seine Wünsche und Träume, die er ihm nun unfreiwillig offenbaren würde.

Das war doch paradox... er hatte den Brief geschrieben, um sich zu erleichtern und nun...? Nun bereitete er ihm noch mehr Sorgen, als er ohnehin schon hatte...
 

Am Ende mit den Nerven legte sich Fubuki hin und drehte sich auf die Seite.

Peinlich genau erinnerte er sich an jede Zeile seines Briefes und überlegte, wie der Ältere wohl darauf reagieren würde.
 

»Bitte werf’ ihn weg... Werf ihn einfach nur weg... so wie du’s mit mir gemacht hast... «
 


 

//Ich hoffe die Sache mit den Briefen ist nicht allzu dämlich geworden, für sowas braucht man bestimmt ne Menge Pech, damit sowas passiert >.<

Für Tippfehler entschuldige ich mich schon mal, ich kann sowas selbst nicht so ganz leiden...
 

Was solls, in diesem Sinne wünsche ich euch ein frohes neues Jahr, viel Glück und alles was dazu gehört ^^
 

LG, Ruby//



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