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Longing

[Hellkaiser Ryo x Fubuki]
von

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Sorrow

Was die nächsten Tage geschah, bekam Fubuki nur spärlich mit.

Seit der Aktion am Leuchtturm lag er nämlich erst mal mit einer ordentlichen Erkältung flach.

Auch jetzt ging es ihm noch nicht sonderlich gut, auch wenn Ayukawa-sensei alles dafür tat, um ihren Schützling wieder auf die Beine zu bekommen. So schlecht es dem Studenten jedoch auch ging, nicht schmerzte ihn mehr als zu hören, wie sich Ryo benahm. Besonders weh tat es, wenn er Asuka oder Judai so abwertend über seinen besten Freund reden hörte.

Aber was sollte er da tun? Sie hatten ja recht. Ryo war längst nicht mehr der Junge, den sie alle gekannt hatten, das hatte Fubuki letztendlich selbst schmerzlich begreifen müssen. Wahrhaben wollte er es trotzdem nicht, auch wenn ihm so gesehen nichts anderes übrig blieb.

Es gab nur eine Sache, die in daran festhalten ließ, dass der Duellant noch immer irgendwo tief versteckt der Alte war. Es waren diese zwei kleinen Sätze gewesen, die ihm der Ältere zugeflüstert hatte, kurz bevor sich ihre Körper vereinigt hatten. Diese zwei Sätze machten ihn glauben, dass Ryo –sein Ryo- noch in diesem fremden Mann steckte.

Man musste ihm doch nur das Herz wieder öffnen. Nicht mit Gewalt, sondern Liebe...
 

Der gestrige Vorfall ließ Fubukis Hoffnungen wieder um ein gutes Stück schrumpfen. Hellkaiser Ryo hatte in einem Duell seinen kleinen Bruder Sho schwer zugerichtet, körperlich wie auch seelisch.

Der Surfer hatte gehört wie die anderen über das Spiel geredet hatten und sich schlafend gestellt, um ja nicht in die Verlegenheit zu geraten, die Situation kommentieren zu müssen.

Er hatte jedes noch so leise Wort verstanden und jedes Mal wünschte er sich, es doch einfach überhört zu haben.

Zwar hatte Sho anscheinend seinen großen Bruder herausgefordert, doch dieser war noch herzloser mit ihm umgesprungen, als mit irgendeinem seiner Gegner zuvor.

Warum hatte er den kleinen so niederschmettern müssen? War das die Vergeltung dafür, dass der schüchterne Junge den Mut aufgebracht hatte, sich seinem Bruder entgegenzustellen, um ihm sein neues, ekelhaftes Gesicht vor Augen zu führen?
 

Fubuki hatte sich irgendwann weggedreht und Judai und die anderen so gut es ging ignoriert.

Er wollte diese Worte nicht mehr hören, konnte sie nicht mehr hören...

Aber was sollte man gegen Tatsachen tun? Sie dauerhaft zu verdrängen half nichts...eigentlich half gar nicht dagegen, außer sie aktiv zu ändern.
 

Zum ersten mal zweifelte der Student an dem Glauben, die Liebe könnte alles überwinden, alle Dunkelheit durchbrechen und jedes Hindernis fällen. Schon jetzt hatte er das Gefühl an seiner Liebe zu zerbrechen, auch wenn seine Empfindungen noch frisch waren. Von Anfang an war seine Liebe zum Scheitern verurteilt gewesen, doch dieses Wissen reichte nicht, um ihn vor dem Schmerz zu bewahren, den er nun empfand. Nie, noch nie in seinem Leben hatten Leid und Glück so nah beieinander gestanden wie jetzt.

Ryo hatte in ihm das erste Mal Lust geweckt, er hatte ihm die Leidenschaft gezeigt, die wirklich in ihm schlief.

Fubuki hatte dieses Gefühl zuvor nicht gekannt, doch nun wollten die Bedürfnisse danach weiter gestillt werden. Es musste nicht einmal Sex sein, es würde ihm völlig genügen, von Ryo wieder gestreichelt zu werden. Er sehnte sich innigst nach diesen Berührungen, die ihm so abrupt wieder genommen worden waren.

Gerade in diesem Augenblick wünschte sich der Student, sein Freund würde bei ihm sein und ihm helfen, gesund zu werden.
 

Dieses Wunschdenken verwarf er jedoch schnell wieder, als ihm bewusst wurde, dass es dem Älteren wohl mehr als nur egal war, dass er hier lag.

Der Braunhaarige schniefte leise, als er sich an die Worte des anderen unten am Leuchtturm erinnerte: Nur Verlierer werden krank!
 

Eine heiße Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel und er schloss die Augen, um zu schlafen. Schwerfällig drehte er sich auf die Seite und kuschelte sich eng in seine warme Decke.

Ja, er hatte verloren. Und zwar sein Herz an den Teufel.
 

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Weitere vier Tage später war Fubuki wieder auf den Beinen und auch sein Herz schien wieder munterer zu schlagen.

Sho ging es ebenfalls wieder gut und auch wenn die Gedanken an seinen großen Bruder schwer wiegten, hielt ihn das keinesfalls am Boden. Es war schon bewundernswert...

Zudem halfen ihm die anderen, über den Schrecken hinwegzukommen.
 

Der Obelisk hatte sich gefragt, ob er nicht eine vertraute Person einweihen sollte, um sein Gemüt etwas zu erleichtern, doch im Nachhinein bekam er jedes mal Angst vor den möglichen Reaktionen. Er hatte auch nicht selten mit dem Gedanken gespielt, es vielleicht seiner Asuka zu erzählen, doch andererseits wollte er mit seiner kleinen Schwester nicht darüber reden, dass er mit Ryo geschlafen hatte. Das ging ihm dann doch zu weit.

Außerdem war sie eh nicht gut auf den Älteren zu sprechen und nach dem Entsetzen folgte sicherlich eine riesige Standpauke.

Wie man es wendete und drehte, Fubuki musste wohl oder übel vorerst allein mit seinem Schmerz leben...es sei denn...
 

»Ayukawa-sensei?«

Fubuki war nach dem Unterricht gleich zur Krankenstation geeilt, um mit seiner Lehrerin zu sprechen. Er war sich sicher, dass sie ihm nichts vorhalten würde oder versuchen würde, ihm zu erklären, wie abartig es sei, sich für das gleiche Geschlecht zu interessieren.
 

»Du bist ja schon wieder hier Fubuki. Geht es doch noch nicht so gut?«

Ayukawa-sensei wies ihn herein und setzte sich auf ein freies Bett. Seufzend ließ sich der Student neben ihr sinken und blickte dann mutlos zu Boden.

Die noch relativ junge Frau musterte ihn kurz, lächelte leicht und strich ihm anschließend sacht über den Rücken.
 

»Es geht nicht um die Erkältung, nicht war?«

Der Braunhaarige schüttelte den Kopf und tippte sich zweimal auf die linke Brust. Im steckte plötzlich ein gewaltiger Kloß im Hals, der es ihm verbot, zu sprechen.
 

»Habe ich mir beinahe gedacht.« Die Frau lächelte sanft, wobei sie weiterhin den Rücken ihres Schülers streichelte.

»Als du die Woche hier warst, hast du auch dauernd geseufzt. Was ist los?«
 

Fubuki nahm sich so gut er konnte zusammen und sah auf.

»Ich... ich glaube, ich bin verliebt... «

»Ach, und das Proble-«

»Es ist Ryo! «

Der junge Mann ließ sie gar nicht erst ausreden. Im Gesicht der Lehrerin mischte sich anfängliche Verwunderung mit einer Art Mitleid, doch schien sie nicht angewidert.

Zum Glück...
 

»Ryo also... «

»Ja... «
 

Betretenes Schweigen folgte, das keiner der beiden so recht durchbrechen wollte.

Schließlich rang sich die rothaarige Frau dazu durch, den ersten Schritt zu machen: »Wann hast du es denn gemerkt oder... wie ist das passiert...?«
 

Fubuki rieb sich nervös die Hände und sah beschämt nur Seite. Es war wohl doch keine so brillante Idee gewesen, mit ihr zu reden.

Aber wo er schon dabei war, konnte er jetzt auch mit der gesamten Wahrheit rausrücken.
 

»Bemerkt habe ich es vor einer Woche... ich habe Ryo durch Zufall am Leuchtturm getroffen. Ich wollte mit ihm reden, er hat sich davon aber nur herzlich wenig beeinflussen lassen. Als es anfing zu regnen, habe ich auf ihn eingeredet, er möge doch bitte mit mir reingehen, erst mal aus dem regen raus. Er hat sich tatsächlich überreden lassen und ist mit zu mir gekommen. Dann... na ja, ich habe Kaffee gemacht... später saßen wir auf der Couch und haben geredet... «

Fubuki hielt kurz inne und atmete tief durch. Er spürte, wie sich allein bei der bloßen Erinnerung an das Geschehene, Tränen in seine Augen sammelten und er versuchte sich so einigermaßen zu beruhigen.
 

»R-Ryo hat mir erzählt, was nach seinem Rauswurf aus der Profiliga passiert ist. Die Geschichte mit den Underground Duellen... seine Überzeugung von alledem war einfach erschreckend. Ich habe ihn angeschrieen, ihn vollgeheult, er solle doch endlich mit diesem Mist aufhören. Ja und dann... hat er mich geküsst. I-ich war total verwirrt, was danach passiert ist weiß ich gar nicht mehr genau. Ryo hat sich jedenfalls nicht von meinen Blockversuchen abbringen lassen und... wir-wir- «
 

Der Student holte erneut tief Luft. Seine Stimmlage war schon merklich angestiegen und seine Augen schwammen in Tränen.
 

»Wir-wir haben uns immer wieder geküsst, d-das ist halt immer mehr geworden und irgendwie- irgendwie hat er mich zum Bett gelenkt und d-dann- « Schluchzend brach Fubuki ab und wischte sich über die nassen Wangen.
 

Ayukawa-sensei hatte geduldig zugehört und konnte nun unschwer erraten, was vorgefallen war. Sie strich dem Studenten noch einmal über die Schulter, dann erhob sie sich und verschwand. Kurze Zeit später kam sie mit einer ganzen Ladung Taschentücher zurück.

Lächelnd hielt sie dem jungen Mann eines vor die Nase, welcher es dankend entgegennahm.

Etwas verwundert und skeptisch war sie zwar anfänglich gewesen, vor allem weil sie nie vermutet hätte, der Braunhaarige könnte nur im geringsten eine Zuneigung gegenüber Männern entwickeln, doch Vorurteile hatte sie nicht. Wahrscheinlich würde er aber so vielen Mädchen das Herz brechen.
 

»Geht’s wieder? «
 

Fubuki nickte leicht und fuhr mit brüchiger Stimme fort: »E-er war so lieb zu mir... die ganze Zeit... dann ha-haben wir zusammen geschlafen... Danach ist er einfach gegangen! «
 

Die rothaarige Frau nickte verstehend und legte einen Arm um seine Schultern. Sacht begann sie wieder, den zitternden Studenten zu streicheln, um ihn wenigstens etwas Trost zu spenden.

Fubuki lehnte sich leicht an sie und begann bitterlich zu weinen.

Der ganze Schmerz war wieder an die Oberfläche gesickert und brach nun wie ein Wasserfall aus ihm heraus.

Die Ärztin hatte alle Mühe ihn einigermaßen zu beruhigen und als es schließlich mehr schlecht als recht geglückt war, starrte der junge Mann nur noch teilnahmslos zu Boden.

Vereinzelt kullerten ihm noch kleine Tränen über die erhitzten Wangen, die ihm seine Lehrerin sanft wegtupfte.
 

»Geht’s dir jetzt besser? «

Sie wischte ihm das Gesicht trocken und sah ihn dann aufmunternd an. Als Antwort schüttelte Fubuki nur den Kopf und putze sich anschließend mit einem weiteren Taschentuch die Nase.
 

»Hm... «

Ayukawa-sensei ließ die Beine baumeln, während sie nachdachte. Es schmerzte sie innerlich, den sonst so fröhlichen und aufgeweckten Obelisken derart verzweifelt zu erleben... und daran war ausgerechnet ein anderer Mann schuld...

Verrückte Welt...
 

»Liebeskummer ist so eine Sache... da kann dir leider keine Medizin der Welt helfen. «

»I-ich wusste, dass es für ihn nur Spaß war, aber ich wollte es nicht wahrhaben! Ich dachte- er war so lieb zu mir- da dachte ich, er- «

Fubuki bekam kaum noch Luft zwischen seinen Worten und er brach den Satz ab.

»Er empfindet was für mich! Das weiß ich! «

»Scht... was macht dich denn da so sicher? Vielleicht war er nur so zu dir, damit... na ja, damit er- «

»- was zum Vögeln hat? « Beendete der junge Mann den Satz unfein und zauberte seiner Lehrerin so einen leichten Rotschimmer auf die Wangen.
 

»Nun... ja. « Brachte sie nach ein paar Minuten des Schweigens schließlich hervor. Mitleidig betrachtete sie ihren Schüler.

»Es tut mir so leid für dich Fubuki. Aber meinst du wirklich das Hellk- «

»Nennen Sie ihn nicht so! «

»Tut mir leid... meinst du wirklich, dass Ryo es ernst gemeint haben könnte? «
 

Die Ärztin war etwas erschrocken darüber, wie empfindlich der Student auf den neuen Namen seines Freundes reagierte. Aber er war nun mal nicht mehr der Ryo von früher, anscheinend konnte Fubuki das nicht begreifen, auch wenn er behauptete das zu tun. Vielleicht tat es ihm deshalb so weh. Er wurde einfach aus seiner Traumwelt gerissen und stand nun alleine mit dieser neuen Erkenntnis da.
 

»Er... ja am Anfang war es bestimmt nur reine Befriedigung, aber ich glaube einfach- nein, ich weiß, dass es am Ende für ihn mehr war! Kurz bevor wir- i-ich meine, kurz vor diesem einen Moment, da hat er mir noch etwas gesagt. «
 

»Oh. « Ayukawa-senseis Lippen entwich ein Laut der Verwunderung.

»Und... was hat er dir gesagt? «
 

»Er sagte: ‚Diese Nacht wird mir nie etwas bedeuten. Willst du mich trotzdem?’ ... ja, das meinte er... «
 

Die rothaarige Frau legte die Stirn in Falten. Davon hatte sie sich etwas mehr erhofft.

»Das klingt mir aber nicht sonderlich liebevoll... «
 

»Ja, ich weiß, aber warum fragt er mich so etwas? Er hätte es doch einfach machen können, aber er hat mich gefragt, ob er mir das antun darf- oder besser, ob ich mir das antun will! Verstehen Sie? Er hat Rücksicht auf meine Gefühle genommen! Warum sollte er das tun, wenn ihm nur um reines Vergnügen ging? Wäre er wirklich, wie alle sagen, dann hätte er mich einfach genommen, ohne Rücksicht auf Verluste! Und ich glaube, dass was er Sho danach angetan hat, war reiner Frustabbau, weil er sich so hat gehen lassen! «
 

Ayukawa-sensei sah zur Seite und dachte über das Gesagte nach. Wirklich überzeugend fand sie das Argument nicht, andererseits war es wohl das Einzige, was den Studenten zur Zeit seelisch aufbauen konnte. Falsche Hoffnungen wollte sie ihm aber auch nicht machen...

Verdammte Zwickmühle!
 

»Also,... ganz überzeugt bin ich nicht, aber es könnte natürlich sein das du Recht hast. «

»Meinen Sie wirklich? «

»Ich... hoffe es. «
 

Fubuki sah schwer seufzend auf die Wand weiter vor sich.

»Was soll ich tun...? Soll ich mit ihm reden oder... ich habe keine Ahnung. «

»Normalerweise bist du derjenige, dem man in solchen Fällen diese Frage stellt. Was hättest du denn geantwortet? «

»Ich weiß nicht...wahrscheinlich, das man sich nicht unterkriegen lassen soll. «
 

Die Ärztin lächelte leicht und sammelte die Taschetücher dabei ein, um sie wegzuwerfen. Ja, das klang doch schon eher nach Fubuki!

»Eben. Zeig ihm weiterhin, dass du für ihn da bist. Zeig ihm, dass er nicht alleine ist und schenk’ ihm ruhig etwas Zuneigung. Möglicherweise taut ihn das auf. «
 

Der Obelisk stand schwermütig auf und straffte die Schultern, um seinem Körper wieder etwas Haltung zu verleihen. Immer noch unschlüssig, zupfte er dann seine Kleider zurecht.

»Ich habe das Gefühl, das würde mich selbst nur kaputt machen. Ich kann ihm nicht ständig mein Herz zu Füßen legen, mit dem Wissen, dass er es wie Dreck behandeln wird. «
 

»Ich dachte, du glaubst, er empfindet etwas für dich. Halt daran fest und er wird auch irgendwann mit Liebe antworten. Ryo ist nicht bösartig, er versucht zurzeit nur sich selbst zu finden. «
 

Fubuki seufzte erneut, diesmal jedoch mit einem kleinen Lächeln.

»Sie haben Recht. Ich werde versuchen mit ihm zu reden, auch wenn er davon nicht begeistert sein wird. Ich werde kämpfen, wenigstens um unsere Freundschaft! Danke für alles Sensei! «

Der Student warf ihr noch einen dankbaren Blick zu, ehe er mit frischem Mut die Krankenstation wieder verließ.

In Gedanken versunken, schlenderte er den gang entlang, blickte dabei aus den großen Fenstern des Gebäudes. Abwesend musterte er die Gegend, entdeckte hier und da Schüler, die sich um Medaillen duellierten und beneidete sie schon beinahe um ihre Unbeschwertheit. Plötzlich stutzte er und seine braunen Augen hefteten sich an eine dunkle Gestallt, die über das Gelände Richtung Wald unterwegs war.

Sein Herz machte einen kleinen Sprung.

»Ryo... «
 

//Würd mich wie immer über Reviews freuen~

LG, Ruby//



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-12-25T08:11:04+00:00 25.12.2011 09:11
Super, super, super!!
Genauso ist Fubuki meines Erachtens nach. Total sensibel.
Ich liebe dieses Kapitel und wie er die Hilfe seiner Lehrerin sucht <3


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