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Behind the Scenes

von

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Act 2 Scene 7: Finale Act 2

Alles was die junge Frau machen konnte war lachen. Sie stand mitten in ihrer Wohnung, das kleine Packet in ihrer Hand und lachte lautstark. War das ein schlechter Scherz? Oder vielleicht Schicksal? Oder vielleicht beides. Oder einfach von ihr so eingerichtet. Oh sie würde den Moment geniesen in dem sie Sena das unter die Nase reiben konnte. Aber wer sagte, dass es nur bei Sena bleiben sollte? Ihr fiel da noch eine Person ein, die es wahrscheinlich nur zu gern hören würde, was sie zu sagen hatte. Konnte ihr Leben eigentlich noch besser verlaufen? Das musste doch gefeiert werden. Beinahe liebevoll legte sie das gebundene Buch auf den Tisch, schob es in die Mitte und ging durch ihre halb abgedunkelte Wohnung zu einem massivem Holzschrank, öffnete diesen und blickte einmal hinein. Schnell hatte sie das gefunden, was sie gesucht hatte, holte eine Flasche von ihrem Lieblingswein heraus, den sie in ein Kristallweinglas kippte ehe sie sich mit dem Telefon in der anderen Hand in ihren Ledersessel nieder lies. Leicht schwenkte sie den aromatisch duftenden Wein im Glas als sie die Nummer in das Telefon tippte. Damals hatte sie diese Nummer so oft gewählt, dass sie sie noch immer auswendig konnte. Ob die zugehörige Person jedoch noch immer darüber erreichbar war, war eine andere Sache. Sie hoffte es zutiefst und als das zufriedenstellende Freizeichen an ihr Ohr klang grinste sie nur breit. Sie erwartete nicht, dass die Ältere sofort ran ging, aber dennoch würde sie es wohl oder übel tun. Früher oder Später. Sie kannte die andere dafür zu gut.

"Was willst du?" War das erste, was sie hörte, als die andere endlich abnahm.

"Auch sehr charmant dich zu hören, Gaichi."

"Es ist mir neu, dass du mich bei dem Namen nennst, Natsuki."

"Ich dachte, ich probiere mal etwas neues, da meine Freundin ja deine beste Freundin ist."

"Du manipulierst Saeko nur. Das weist du wie ich. Du spielst nur dein krankes Spiel. Also wieso rufst du an?"

"Gut, dass du von Spiel sprichst." Chika nahm den Kopf in den Nacken, hielt das Glas locker in der anderen Hand. "Ich habe gerade etwas ganz fantastisches in meinem Briefkasten gefunden."

"Komm endlich zur Sache!"

So da wurde die Senka am anderem Ende der Leitung ungeduldig. Das Spiel konnte sie aber noch weiter spielen. Gerade jetzt fing es an Spaß zu machen.

"Immer mit der Ruhe. Ich komme noch dazu. Wie geht es Haruno? Ist sie denn bei dir? Ich habe gehört, dass sie nach dem nächsten Stück aussteigt und ihre Solokarriere startet."

"Komm auf den Punkt, Natsuki!" Inziwschen war die sonst so ruhige Senka wohl ziemlich aufgebracht. Gut.

"Das IST der Punkt, Midori."

"Was?"

"Das was ich gefunden habe ist mein neues Script. Und rate mal, was das ist." Schweigen. "Yukigumi wird als nächstes Elisabeth spielen. Du kannst Osa sagen, dass ich sie für ihre Rolle sehr bewundert habe und dass ich hoffe ein genauso guter Tod zu sein."

Midori am anderem Ende legte auf.
 

Noch immer mit verschrecktem Blick starrte Gaichi auf ihr Handy, wobei selbiges ihr aus der Hand rutschte und mit einem Knall auf dem Boden aufschlug, der Osa aus dem Schlafzimmer lockte. Yukigumi spielte Elisabeth. Schlimmer: Natsuki spielte den Tod. Das war Saeko's Rolle. Ihre und keine andere. Gut, Elisabeth wurde von Takarazuka regelmäßig aufgeführt, aber warum gerade Yukigumi? Es passte nicht in den Stil der Snow-Troupe, die hauptsächlich Stücke aufführten, die gerade Jugendliche ansprach. Rock und Pop waren das Markenzeichen, weniger Orchester, mehr aufheiternde Komödien, keine schweren Stories. Warum gerade Elisabeth?

"Gaichi?"

Das war schlecht. Das war mehr als schlecht. Nicht nur, dass Natsuki Sena die Freundin gestohlen hatte, jetzt spielte sie auch noch die Rolle, die Sena unbedingt hatte spielen wollen. Sie hatte das Versprechen mitbekommen, dass Sena so lange weitermachen wollte bis sie einmal den Tod gespielt hatte um zu beweisen, dass sie fähig war in Saeko's Fußstapfen zu treten und der junge Top Star hatte sich bis heute an dieses Versprechen gehalten, auch wenn sie nicht mehr offiziell zusammen waren. Zu hören, dass gerade Natsuki und nicht sie den Tod spielen würde... sie wagte es nicht daran zu denken wie Sena darauf reagieren würde.

"Gaichi!" Die Senka schreckte auf, sah Osa an, die inzwischen direkt vor ihr stand und ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte. "Was ist los? Du bist kreidebleich."

"Natsuki spielt den Tod."

Osa zog verwundert die Augenbrauen hoch.

"Was? Und desshalb reagierst du so?"

"Du weist genau wie Sena darauf reagieren wird! Als ob nicht schon genug Mist passiert wäre!"

"Dann müssen wir es ihr eben schonend beibringen. Asako ist kein kleines Mädchen mehr. Sie schafft das schon."

Osa lächelte sie aufmunternd an, aber an Gaichi's Laune änderte das herzlich wenig.

"Du kennst Natsuki nicht so gut wie ich."

"Was hat sie denn jetzt schon wieder damit zu tun?"

"Sie wird es Sena bei der nächstbesten Gelegenheit unter die Nase reiben. Und sie wird es als Anstoß nehmen um Saeko noch weiter von ihr zu entfernen."

"Als ob das noch weiter ginge." Gaichi warf ihrer Freundin einen vernichtenden Blick zu. "Schon gut, schon gut. Alles was wir machen müssten ist es ihr zu sagen bevor Mizu die Gelegenheit dazu hat, oder? Dann tun wir das doch."

"Ich weis nicht, ob wir die Gelegenheit überhaupt bekommen."

"Wie das?"

Gaichi brummte einmal. "Ich denke mal, dass Sena inzwischen im Bett liegt. Sie fahren morgen."
 

Vor dem Takarazuka-Gebäude wartete Kimu noch immer in Asako's Wagen, hatte die Unterarme aufs Lenkrad gelegt und döste vor sich hin. Sie hatte sich von Asako das Auto geborgt, da sie den Top Star nach deren Probe eh abholen wollte um mit ihr den Abend zu verbringen. Asako lies sich mal wieder aussergewöhnlich viel Zeit. Zwar hatte sich Kimu inzwischen daran gewöhnt hier und da auf die Ältere warten zu müssen wenn sie sie mal abholte, aber so lange hatte sie bissher noch nicht warten müssen. Sie hatte schon gesehen, wie der Leiter von Asako's Stück schon das Gebäude verlassen hatte und normalerweise folgte Asako selbst ihm auf dem Fuße. Dieses Mal nicht. Und die Otokoyaku übers Handy erreichen zu wollen war ein Ding der Unmöglichkeit. Darin konnte sie Osa inzwischen doch verstehen, denn immer, wenn man den Top Star erreichen wollte ging sie nicht ans Handy oder ignorierte es einfach. Kurzerhand stieg die Yukigumidarstellerin aus, sah nach oben, wo der Probenraum liegen müsste. Es brannte noch immer Licht, also war noch jemand darin. Ob sie mal nachsehen sollte? Besser war das wohl. Wer wusste, ob Saeko und Asako sich nicht da oben in Stücke rissen. Sie wurde nicht so ganz schlau aus den beiden. In einem Moment schienen sie sich wieder gefangen zu haben und sich normal unterhalten zu können, dann ignorierten sie sich wieder und im nächsten Moment fetzten sie sich wieder wegen den unsinnigsten Sachen. Der letzte Auslöser in einem Streit, in dem sie gedacht haben, dass sie beide hätten anketten müssten, war wegen einer halben Tüte Orangensaft gewesen. Die anderen, speziell Kiriyan, Osa und Yuuhi, hatten diese Streits nicht mitbekommen, Kimu dafür umso mehr, denn sie zerrte Asako in diesen Momenten meist aus der Wohnung und brachte sie nach Hause. Ihr einziges Problem daran war, dass Asako zu recht rabiaten Methoden griff wenn sie sich abregen wollte. Sie selbst sollte das wenig stören, allerdings hatte sie schon den ein oder anderen unschönen Fleck davongetragen. Als Ausrede war sie meist gestolpert oder war gegen den Türrahmen gerannt, aber Mizu hatte sie immer sofort durchschaut und daraufhin nur den Kopf geschüttelt. Dann wieder war es komplett anders. Kimu sah es immer, wenn Asako am Fenster stand, etwas abseits von den anderen und ihre Freunde beobachtete. Kimu fand die andere in geraden solchen Momenten besonders schön. Asako wirkte immer sehr entspannt dabei und sie hatte dieses leichte Lächeln auf den Lippen. Je öfter dies jedoch passierte, desdo häufiger fiel Kimu auf, dass dieses Lächeln wohl für Saeko gedacht war. Zwar bestritt Asako dies, aber dennoch wurde die Yukigumi-Darstellerin dieses Gefühl nicht los, dass da noch etwas in Asako war, dass sich nach dem ehemaligem Top Star verzehrte. Kimu's Antwort darauf war immer recht simpel. Zwar konnte sie vielleicht das Herz und den Geist ihrer Göttin nicht erobern, aber zumindest war ihr Körper eine Zeit lang ihres. Ihr Eigentum allein.

Kurzerhand zog Kimu ihre Jacke noch etwas zu. So lange konnte das ganze doch nicht dauern, also ging sie durch die verglaste Tür ins Gebäude. Inzwischen waren die Gänge nur noch spärlich beleuchtet und Kimu konnte sich nur mehr oder minder halb blind vorran tasten. Glücklicherweise wusste sie genau wo der Probenraum von Tsukigumi war, aber warum musste der auch im dritten Stock sein? Sie hatte Treppen steigen und die Aufzüge waren momentan in Wartung. Oben angekommen schnaufte sie erst einmal. Eigentlich sollte so ein Treppenaufstieg für sie kein Problem sein, aber Kimu hatte, wenn es um Treppen ging, ungefähr die Ausdauer eine Bohne. Dafür, dass sie stundenlang ohne Probleme über die Bühne springen konnte war so eine Aktion geradezu peinlich. Der Gang im dritten Stock war jedoch irgendwie dunkler als die anderen. Nur das Licht, dass durch einen Spalt in der Tür hinaus in den Gang trat erhellte diesen. Leise trat Kimu an die Tür, schob diese einen kleinen Spalt auf um in den Raum sehen zu können. Es war furchtbar ruhig da drin. Sie hatte Schreie erwartet, hatte erwartet, dass Scripte durch die Gegend flogen wie gewöhnlich, wenn Saeko und Asako allein im Raum waren. Was sie vorfand waren zwar die zwei Frauen, aber dicht miteinander verschlungen mitten in der Halle. Asako's Hand in Saeko's Haaren nach zu urteilen, beide standen mit Saeko's Rücken zur Tür, waren sie zusätzlich vertieft in einen Kuss.

Etwas in Kimu kochte hoch, aber es war nicht Wut, so wie sie es erwartet hatte. Trauer vielleicht? Nein das auch nicht. Reue traf es eher. Sie hatte sich so etwas in der Richtung schon gedacht. Asako hatte wohl nie aufgehört Saeko zu lieben, egal was passiert war. Kimu schluckte etwas, schloss die Tür ein wenig und lehnte sich kurz an die Wand. Konnte sie sich da jetzt einfach so einmischen? Immerhin war das ganze so gut durchdacht gewesen. Mizu hatte ihr versprochen, dass Asako sich nur für sie interessieren würde und dass sie weg von Saeko ginge. Nein Asako durfte nicht zu ihr zurück. Das war so nicht geplant gewesen. Ausserdem würde Mizu ihr die Hölle heiß machen, wenn es nicht so verlief wie sie sich das dachte. Ihre Karriere hing daran. Viel wichtiger, ihre Beziehung zu Asako hing daran. Sie wollte ihre Göttin auf keinen Fall an jemanden wie Saeko verlieren, so gern sie die ehemalige Otokoyaku auch hatte. Sie passte nicht in ihr Konzept. Kimu hielt sich selbst für die einzige, die Asako's Aufmerksamkeit verdient hatte und die es wert war, dem Top Star die Sterne vom Himmel holen zu dürfen. Zwar musste sie nochmal intensiv darüber nachdenken, aber für den Moment musste sie die beiden erst einmal auseinander reisen um sich nochmals mit Mizu absprechen zu können. Kimu holte nochmals tief Luft bevor sie einmal fest gegen die Tür klopfte, wartete zwei Sekunden ehe sie eintrat.
 

Leicht seufzte der junge Top Star in den Kuss, als sie sich enger an die andere schmiegte, ihre Wärme genoss. Saeko fühlte sich genauso an wie sie die andere in Erinnerung hatte, wenn nicht sogar noch besser. Sie schob eine Hand durch die weichen, etwas länger gewordenen Haare und Saeko zog sie noch etwas mehr in die Umarmung. Irgendwann lösten sich die beiden doch einen Moment voneinander, öffneten die Augen etwas und sahen sich an. Asako fühlte, wie ihr ein Rotschimmer auf den Wangen lag, aber Saeko schien es nicht besser zu gehen. Gerade als sie erneu zu einem Kuss ansetzen wollte hörte sie das Klopfen an der Tür und die beiden Frauen sprangen geradezu auseinander, sahen in Richtung der Tür, durch die Kimu mit ihrem typischem Lächeln kam.

"Hey Asako", sagte sie fröhlich. "Ich parke unten. Kommst du bald?"

"Ich... uhm..." Ein flüchtiger Blick zu Saeko, die schnellen Schrittes zum Tisch ging und in ihren Unterlagen kramte. "Uhm ja... Ich bin gleich da."

Kimu blieb in der Tür stehen als Asako zu ihrer Tasche ging. Noch immer war sie völlig verwirrt und sie fühlte ihre Beine zittern. Warum warf Saeko sie nur immer so aus der Bahn? Sie hatte sich wochenlang, monatelang nach diesem Kuss gesehnt und jetzt konnte sie ihn nicht einmal zuende geniesen. Sie hob ihre Tasche auf, ging zu Kimu während sie versuchte ein Lächeln auf ihre Lippen zu bringen. Vergebens. Sie warf einen Blick über die Schulter zu Saeko, die noch immer über ihre Unterlagen gebeugt war.

"Gehn wir..."

"Asako?", rief der ehemalige Top Star als sie gerade zum Gehen ansetzte. Asako wirbelte zu ihr herum, hoffte schon fast, dass Saeko ihr noch ein 'Ich liebe dich' oder etwas in der Richtung sagte. Stattdessen lächelte sie nur etwas zögernd und schien für einige Sekunden über ihre Worte nach zu denken. "Viel Glück auf der Tour. Ich bin mir sicher, ihr seid fantastisch. Und tröste Yuuhi etwas, wenn sie mal wieder Sehnsucht nach Kiriyan hat."

Zuerst stockte der Top Star etwas, aber dann lächelte sie ebenfalls sanft. Sie konnte an den Augen der anderen sehen was sie wirklich dachte.

"Mach ich. Danke."
 

Kimu hatte wirklich Talent immer in die ungünstigsten Situationen rein zu platzen. Nur zu gern hätte sie Asako's Anwesenheit noch weiter genossen, sie noch viel länger festgehalten, aber es sollte wohl nicht sein. Zumindest waren sie wieder auf einer gewissen Basis. Was sie zu dem Kuss geritten hatte wusste sie noch nicht, zumindest nicht von Asako's Seite aus. Vielleicht war es einfach nur ihre Art zu zeigen, dass Saeko ihr doch irgendwo gefehlt hatte. Die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin seufzte etwas während sie ihre Sachen weg packte. Sie würde wohl warten müssen bis Asako wieder von der Tour zurück kam bevor sie klären konnten woran sie wirklich waren. Saeko fuhr sich durch die Haare, sah nochmals in Richtung Tür, durch die Asako mit Kimu gegangen war. Kimu... was Asako an dieser Frau fand verstand sie nicht. Dann wiederum... verstand sie es zu gut. Kimu war bildschön, nicht ganz so schön wie Asako, wie sie fand, aber immerhin nahe dran, und die Yukigumi-Vice sprang immer sofort wenn der Tsukigumi-Top-Star rief. Sie hatte es nur einmal zu deutlich mitbekommen. Wenn Asako es wollte kroch Kimu auf dem Boden, küsste ihr die Füße und bediente sie von vorne bis hinten. Saeko hatte Gaichi nie gebeichtet, was da in deren Schlafzimmer geschehen war, das Bild würde sie wohl nie aus dem Kopf bekommen. Asako, im Oberteil und Slip auf dem Bett sitzend, nach hinten gelehnt und sich auf die Unterarme abstützend, Kimu vor ihr auf dem Boden wie sie langsam und genüsslich Asako's Unterschenkel massierte, dabei sanfte Küsse auf ihr Knie setzte und fast lasziv die Augen ein Stück geschlossen hatte.

Das Klingeln ihres Handys riss sie aus den Gedanken. Es war ihr Chef.

"Guten Abend, Ayaki", klang es aus dem Telefon, als sie dieses an ihr Ohr drückte. "Ich hoffe ich störe nicht?"

"Nein. Ich bin noch im Probenraum, wollte aber gerade schluss machen."

"Ah wunderbar. Ich wollte dir nur mitteilen, dass es eine kleine Änderung gab, was deine Arbeit angeht."

"Und... die wäre?"

"Du wirst ab übermorgen in Yukigumi arbeiten. Ich glaube für das nächste Stück wäre das passender."

Saeko stockte etwas. Passender?

"Was soll das heißen? Was ist das nächste Stück?"

"Du kennst es. Elisabeth."
 

Als die zwei Schauspielerinnen am Auto angekommen waren warf Kimu Asako den Autoschlüssel zu. Der Top Star schien unverschämt gute Laune zu haben dafür, dass sie gerade ihre Ex geküsst hatte. Zwar passte das Kimu rein gar nicht in den Kram, aber etwas dagegen sagen konnte sie schlecht. Offiziell hatte sie nichts gesehen.

"Hast du dich mit Saeko wieder vertragen?", fragte sie, als beide in den Sitzen waren und Asako den Wagen startete.

"Ja. Wurde auch langsam Zeit finde ich. Dann hängt mir zumindest Gaichi nicht mehr in den Ohren." Ja von Gaichi's fast legendären Vorträgen hatte sie schon gehört. Seit neustem hielt sie diese regelmäßig, nicht nur bei Saeko und Asako, sondern auch bei ihr. Ihr war klar, dass ihre Besessenheit von Asako ihren Freunden vielleicht ziemlich komisch vor kam, Yuuhi sah sie oftmals mit einem vernichtenden Blick an, aber das konnte sie inzwischen ignorieren.

Noch bevor Kimu weiter sprechen konnte klingelte ihr Handy. Sie ging ran.

"Mizu? Was ist denn?" Von der Seite merkte sie, dass Asako ihr einen alles sagenden Blick zuwarf.

"Kimu? Bist du gerade zuhause?"

"Uhm nein?"

"Dann auf auf. Das neue Script ist da und ich will da ein oder zwei Sachen mit dir durchsprechen."

"Kann das nicht bis morgen warten?" Schweigen am anderen Ende. "Mizu..."

"Du kannst von mir aus auch Sena mitbringen. Ich lass euch schneller wieder allein als ihr schauen könnt. Du kannst dir dann auch morgen frei nehmen."

"Ein Nein ist wohl nicht drin oder?"

"Du hast es erfasst."

Die Frau am anderen Ende legte auf und Kimu seufzte leicht.

"Was ist denn?", fragte Asako, die Hände am Lenkrad.

"Ich muss nochmal zum Dorm. Mizu will irgendwas besprechen und anscheinend ist das so dringend, dass das nicht warten kann."

"Wenn wir sie dann schnell wieder los werden, von mir aus."

"Du magst sie wirklich nicht, oder?"

Kimu sah dabei zu, wie Asako sich ins Lenkrad krallte, allerdings ohne weiter etwas zu sagen losfuhr.
 

Während der Fahrt konnte Asako ihre Gedanken nicht wirklich davon abbringen, was Natsuki von Kimu wollen könnte. Sicherlich wusste der Yukigumi-Top-Star, dass sie dabei war, also wesshalb sollten sie vorbei kommen? Ihr fiel kein vernünftiger Grund ein. So wie sie den Top Star kannte, und sie kannte sie schon eine ganze Weile, konnte es aber nichts gutes sein. Sie waren zusammen in eine Klasse gegangen und schon damals hatten sie sich nicht sonderlich gut vertragen. Natsuki hackte gerne auf Schwächeren herum, auch wenn sie wohl alles Recht dazu hatte. Sie war schön, talentiert und wusste mit Worten um zu gehen.

"Willst du im Auto bleiben?", fragte Kimu sie von der Seite. Nach einem kurzen Blick zu ihr sah sie wieder auf die Straße, dachte kurz darüber nach ehe sie den Kopf schüttelte.

"Nein. Egal was sie will, mir ist nicht wohl dabei. Ich glaube ich sollte dabei sein. Wer weis, was sie vor hat."

Sie waren viel zu schnell im Dorm, was immerhin um die Ecke lag. Asako wäre es natürlich lieber gewesen im Auto zu bleiben, allerdings wusste sie auch, dass Mizu Kimu nur angerufen hatte, weil sie selbst dabei war. Sie wollte, dass der Tsukigumi-Top-Star dabei war. Innerlich bereitete sich die Schauspielerin schon auf einen bösen Trick der anderen vor. Als sie eingeparkt hatte blieb sie zunächst noch sitzen, zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und die zwei Frauen saßen einen Moment lang schweigend in der Dunkelheit.

"Asako?" Die Ältere sah hinüber als Kimu sich zu ihr beugte und ihre Hand nahm. "Das wird schon. Wir machen das einfach schnell, ja?"

"Ich bezweifle, dass es schnell geht, wenn sie mich dabei haben will."

Asako entzog ihr die Hand, stieg aus dem Wagen und sah hinauf zum Dorm. Seit ihrer 'Beziehung' mit Kimu war sie diesen Weg schon so oft gegangen, dass sie ihn selbst in der Dunkelheit noch fand. Mizu würde wohl davor warten. Nur langsam setzte sie sich in Bewegung, dich gefolgt von Kimu, die in ihrer Tasche nach dem Schlüssel kramte. Auf halber Treppe, sie hatten den Yukigumi-Abschnitt bereits betreten, überholte die Jüngere sie schließlich, ging durch den Gang direkt auf den Yukigumi-Top-Star zu, die sich lächelnd an die Wand gelehnt hatte.

"Wie schön, dass ihr es einrichten konntet", sagte Mizu, wobei Asako's Blick auf das Packet unter ihrem Arm fiel. Es waren diese typischen Pakete, in denen die Scripts für die Mitglieder verschickt wurden. Es ging also um das Script? Aber wieso? Was konnte so wichtig sein, dass der andere Top Star sie um diese Uhrzeit noch her bestellte? Geschweigedenn selbst von ihrer Wohnung aus, hierher fuhr? Bedachte man, dass Mizu's Wohnung sich ein wenig ausserhalb befand, dann musste sie eine ganze Weile schon im Dorm sein.

"Was gibt es denn wichtiges?", fragte Kimu, ging zu der Tür und schloss auf.

"Das erkläre ich dir drin. Auf dem Gang ist das etwas ungünstig."
 

Ausserdem würde Sena wohl etwas zum Sitzen brauchen. Chika hatte das ganze schon genaustens durchgeplant. Eigentlich hatte sie damit noch warten wollen, aber da Sena am nächstn Tag schon für einige Wochen weg sein wurde drängte die Zeit doch etwas. Sie hatte ursprünglich gehofft gehabt, dass das Script früher da war, aber da sie noch so viele 'Gespräche' mit ihren Vorgesetzten hatte führen müssen diesbezüglich hatte es sich in die Länge gezogen. Der Yukigumi-Top-Star trat nach Kimu, allerdings vor Sena in die Wohnung ein, sah sich erst einmal um. Es war schon eine Weile her gewesen seit sie in einer der Takarazuka-Wohnungen gewesen war, denn für gewöhnlich nahm sie sich ihre Bekanntschaften mit zu sich. Nach dem Eintreten setzte sich sich an den kleinen Tisch in der Nähe der Kochniesche.

"Also? Verrätst du mir jetzt, was es so wichtiges gibt?"

Kimu hatte noch das Paket vom Boden aufgehoben, dass ihr Script war, ehe sie sich dazu setzte. Sena entschied sich dafür nahe des Eingangsbereiches stehen zu bleiben, was Chika nur im Augenwinkel mit bekam. Solange sie jedoch einigermaßen mitbekam was jetzt passieren würde war alles in Ordnung.

"Nun es gibt da einen Fehler im Script. Es ist mir heute aufgefallen und ich dachte mir, dass wir es besser so früh wie möglich machen ehe du es dir falsch aneignest." Ein kurzer Blick Richtung Sena. "Da ihr sowieso in der Nähe wart, war es ja kein Umweg, nicht?" Keine Antwort.
 

Kimu stutzte etwas. Ein Fehler? Ein einfacher Fehler? Dafür wurde sie um diese Uhrzeit noch herbefohlen? Die junge Otokoyaku starrte auf das noch immer eingepackte Script. Nein es ging Mizu doch nicht um einen Fehler, aber sie hätte sich wenigstens eine bessere Ausrede ausdenken können. Diese war zu leicht zu durchschauen, auch wenn die Konventionen verlangten es einfach auf sich beruhen zu lassen. Mizu war noch immer ihre Vorgesetzte und demnach hatte sie ihr nicht zu widersprechen. Aber was konnte dann ihr Ziel sein? Letztenendes würde sie es wohl nur so herausfinden können. Etwas zögernd riss sie den oberen Teil des Papierpäckchens auf, zog das typisch Yukigumi-hellblaue Script heraus, nur um es nach einem kurzem Blick auf den Titel mit dem Deckblatt vorran auf den Tisch zu schlagen. Kimu fühlte, dass sie bleich wurde und sie starrte eine Weile auf den Scriptrücken bevor sie einen flüchtigen Blick zu Asako warf.

"Und... wo liegt jetzt der Fehler?"

"Eine deiner Szenen ist falsch angeordnet. Sie ergibt so keinen Sinn. Irgendwas ist da wohl beim Drucken schief gelaufen." Mizu lehnte sich zurück, sah zu Asako. "Vielleicht kannst du uns ja helfen. Ich kenne die Story nicht, du schon."

Kimu spürte, wie Asako ihr einen fragenden Blick zuwarf. Mit einem Mal wusste Kimu dann auch, worauf Mizu hinaus wollte. Das Elisabeth-Script... Kimu hatte Luigi Lucheni bekommen. Dadurch, dass Asako das Stück kannte hatte Mizu eine Ausrede gehabt nach ihr zu fragen. Das schlimme war, dass Kimu genau wusste wie sehr Asako dieses Stück in diesem Jahr spielen wollte. Sie selbst hatte versucht den Tsukigumi-Top-Star dabei so gut wie es ging zu unterstützen. Gerade wenn es um so berühmte Stücke wie Elisabeth ging, die ein Publikumsliebling waren, dann rissen sich die meisten Troupes darum. Dann ging es nur um Reputation, Einfluss und Empfehlungen. Yukigumi und Tsukigumi waren die letzten gewesen, die sich um das Stück gezankt hatten und eigentlich hatte Asako den Direktor davon überzeugt gehabt, dass Tsukigumi, die das Stück ja schon unter Saeko aufgeführt hatten, besser geeignet waren. Dass es Asako mehr um die Rolle als Tod ging wusste sie auch, ebenso, dass Asako sich versprochen hatte auf zu hören nachdem sie diese Rolle sicher gehabt hatte.
 

Asako blickte nur verwirrt drein. Sie... kannte das Script? Also war es etwas, was sie schon gespielt hatte? Verwirrt ging sie einige Schritte in Richtung des Tisches, wobei Kimu aufstand und zu ihr sah. Sie war kreidebleich. Was konnte an dem Script schon so schlimm sein?

"Asako warte bitte drausen..."

"Wieso das denn jetzt schon wieder?"

"Bitte?"

"Kimu. Sie findet es früher oder später doch sowieso heraus. Und wenn sie uns helfen kann bitte." Mizu öffnete ihr eigenes Packet, welches sie auf den Tisch gelegt hatte und zog ihr Script heraus. Zwar konnte Asako auf die Entfernung nicht wirklich lesen, was der Titel war, aber irgendetwas sagte ihr, dass sie am besten einfach gehen sollte. Sie trat an den Tisch und nahm das Script in die Hand, hätte es fast im selben Moment wieder fallen gelassen. Es war das Script für Elisabeth.

Aber das konnte nicht sein. Der Direktor hatte ihr das Stück versprochen. Aber es war kein Zweifel daran, dass es sich um ein Yukigumiscript handelte. Die Scripte von Tsukigumi waren gelb, die von Yukigumi himmelblau und dieses war eindeutig blau. Etwas in Trance schlug sie es auf, landete direkt bei einem Lied, welches sie in Gedanken durch ging. Nein kein Zweifel. Es war das Elisabeth Stück. Ihr Hals wurde trocken und auf einmal schien das leichte Buch in ihrer Hand eine Tonne zu wiegen.

"Wie... wie bist du da rangekommen?"

"Nun ich hatte eine kleine Meinungsverschiedenheit mit dem Direktor. Ich fand es unfair, dass Tsukigumi das Stück zwei mal hintereinander spielen darf. Da hat er mir Recht geben müssen."

"Deine Truppe hat auch zwei Mal hintereinander Lady Oscar gespielt!"

"Das ist sechs Jahre her, Sena. Wie auch immer." Mizu nahm ihr das Script aus der Hand, schlug es zu und lächelte zu ihr hoch. Am liebsten hätte sie der anderen das Lächeln aus dem Gesicht gekratzt. "Der Direktor war auch so freundlich Saeko in meine Troupe zu übertragen. Ich denke sie hat die meiste Erfahrung als Tod..."

"Darum geht es nicht! Ich wollte das Stück spielen! Das ist mein Rolle!"

Kimu war aufgestanden, zog sie etwas am Arm zurück.

"Asako beruhige dich..."

"Ich beruhige mich nicht!", fauchte sie die Yukigumi-Darstellerin an bevor sie sich wieder Mizu zuwandt. "Wieso, Natsuki? Du wusstest genau, dass ich diese Rolle will! Und vor allem wie?"

Natsuki's Lächeln war mit einem Mal wie weg gewischt und sie verschränkte die schlanken Finger auf ihrem Script.

"Wieso? Weil es mich krank macht dass meine Freundin in deiner Troupe ist. Du hast kein Anrecht auf sie, hattest es nie. Sieh das endlich ein. Und wie? Kontakte. Darum geht es hier drin, Sena. Sei doch mal ehrlich, was für einen Einfluss hast du schon? Es hört keiner auf dich. Du bist vielleicht hübsch an zu sehen und hast vielleicht Talent auf der Bühne, aber abgesehen davon bist du doch nur ein kleines Licht. Deine Troupe und deine Freunde mögen dich vielleicht, aber wer hört schon auf dich wenn du etwas sagst? Ausserdem: Saeko gehört mir. Sie ist meine Freundin. Du hast sie abgeschossen und damit deine Chance vertan. Sieh das endlich ein."

Asako fühlte, dass ihr immer weiter die Farbe aus dem Gesicht wich. Nur langsam trat sie ein paar Schritte zurück, verlies torkelnd die Wohnung, wobei sie nicht hörte, wie Kimu ihr nachrief.
 

Das war unnötig gewesen. Mehr als unnötig. Gemein obendrein. Kimu sah dem Top Star nach, schluckte für sich. Sie hatte sich nicht einmischen können, immerhin war Mizu ihre Vorgesetzte, aber da war sie dann doch zu weit gegangen. Kaum, dass die Tür ins Schloss fiel wandt sie sich Mizu zu, die geistesabwesend in ihrem Script blätterte.

"War das wirklich nötig?"

"Du solltest mir dankbar sein."

"Dankbar? Und warum um alles in der Welt sollte ich dir dankbar sein?"

"Weil sie jetzt garantiert bei dir bleiben wird."

"Was?"

"Denk doch mal nach." Mizu sah zu ihr, lächelte abermals und stand langsam auf. "Jetzt wo Saeko die Zeit bei mir und nicht bei Sena verbringen wird läuft Sena nicht gefahr zu Saeko zurück zu laufen. Obendrein, wenn du dich jetzt um sie kümmerst wird sie dir das sicher danken." Sie klemmte das Script unter den Arm, stellte sich vor Kimu und strich ihr kurz über den Kopf, wobei Kimu einen Schritt zurück wich. "Nun wir sehen uns morgen. Sag Sena einen Gruß von mir."

Der Yukigumi-Top-Star verlies die Wohnung, allerdings in die andere Richtung, in die Asako verschwunden war. Noch immer war sie sich nicht ganz sicher ob das, was Mizu da getan hatte richtig gewesen war, aber sie hatte da einen Punkt. Asako würde bei ihr bleiben...

"Trotzdem...", murmelte sie und schnappte ihren Schlüssel, lies ihr Script einfach da wo es war. Sie hatte wichtigeres zu tun.
 

Asako war nicht sonderlich weit gekommen, war auf dem Weg durch den Innenhof an einem Baum in sich zusammengesunken. Sie weinte nicht, konnte nicht aus irgendeinem Grund so wie sie es sonst tat, sondern starrte nur unschlüssig vor sich hin. Sie sollte nicht auf Natsuki hören, wollte es nicht, hatte es nie getan. Jetzt aber... Sie war so verwirrt. Wie hatte der andere Top Star es geschafft ihr das Stück zu stehlen? Sie hatte in aller Ausführlichkeit vor dem Direktor dargelegt wieso Tsukigumi das Stück abermals haben sollte, auch wenn es ihr vorzugsweise um die Rolle an sich ging. Sie hoffte als Tod Saeko endlich mal wieder näher sein zu können, wollte so zeigen, wie sehr sie sie eigentlich noch liebte. Sie liebte diese Rolle, als Elisabeth, als Lucheni, als Tod selbst. Sie wollte diese Rolle unbedingt und jetzt hatte sie Natsuki. Der Yukigumi-Top-Star hatte alles was sie haben wollte, Saeko allen vorran. Immer wieder merkte sie, wie sie von Eifersucht überrannt wurde wenn ihre Freundin der anderen Schauspielerin nahe war. Dann aber wieder konnte sie es nicht verübeln. Natsuki hatte tatsächlich alles, was sie wollte. Man sagte ihr immer sie wäre schön, sie hätte Talent, wüsste, was sie wollte, aber Natsuki schien all das perfektioniert zu haben. Was hatte sie schon für eine Chance gegen so eine Frau, die sie mit einem Schnippen ausradieren konnte? Sie beugte sich vornüber, legte die Hände auf den kalten Boden, fühlte, wie das Gras ihre Finger kitzelte. Wenigstens etwas, was sie noch fühlte.

"Asako!", rief es, aber es schien ihr so weit entfernt. "Asako!"

Nur langsam, in Zeitlupe hob die Tsukigumi den Kopf, sah dabei Kimu vor sich sitzen. Kimu... Diese Frau vergötterte sie. Die Yukigumi-Schauspielerin würde es nie wagen sie zu betrügen oder ihr in den Rücken zu fallen.

"Asako... Komm wieder zu dir. Es ist nur eine Rolle."

"Nur eine Rolle... Für dich vielleicht." Kimu lächelte nur etwas, strich Asako ein paar der Haare zurück und rutschte näher zu ihr. "Wie?"

"Was 'wie'?", fragte Kimu und blinzelte etwas.

"Wie hat sie den Direktor dazu bekommen Yukigumi das Stück zu geben?"

Die Frau ihr gegenüber blinzelte etwas, lies dann aber die Schultern sinken und starrt zu Boden.

"Kontakte. Sie hat Freunde in allen Gruppen weil sie überall schon einmal war. Die Leute stehen hinter ihr, egal was sie sagt."

"Kontakte", wiederholte Asako leise. Kimu nickte nur etwas.

"Ich kann mir nur vorstellen, dass ihre Leute ihr Empfehlungen ausgesprochen haben."

"...Verstehe."

Asako lächelte etwas, starrte dabei auf den Boden. Kontakte also. Es ging nur um Kontakte, Beziehungen.
 

Irgendwie gefiel es der Yukigumi-Darstellerin nicht, dass Asako mit einem mal Lächelte. Es war kein schweres Lächeln, nicht gekünstelt, eher...erleichtert. Was ihr wohl durch den Kopf ging? Nichts gutes, so viel stand fest. Vorsichtig schob sich die jüngere auf Asako's Schoß, die prompt die Arme um sie legte und den Kopf an ihre Schulter lehnte.

"Kimu..."

"Hm?"

"Du würdest mich nicht hintergehen, oder?"

"Ich hab gar keinen Grund dafür." Kimu legte die Hände an Asako's Wangen, hob ihr Gesicht etwas an und lächelte zärtlich. "Ich bete dich an. Du bist immerhin meine Megami. Das wäre Ketzerei." Sie hauchte ihrer Göttin einen Kuss auf die Lippen. "Du solltest jetzt erst einmal nichtmehr daran denken. Du hast immerhin eine Tour vor dir. Ich bin mir sicher ihr werdet fantastisch."

"Vielleicht hast du Recht..."
 

Die vier Wochen vergingen schneller, als sie erwartet hatten. Vor der Tour verabschiedeten Gaichi, Osa und Kiriyan noch von Asako und Yuuhi, die mit den anderen Tsukigumi-Darstellerinnen in einem der Tourbusse fuhren. Saeko war ebenfalls dabei gewesen, ebenso wie Mizu, jedoch wurden beide von Asako sehr gekonnt umgangen und ignoriert indem sie einfach in den Tourbus einstieg, sehr zu Yuuhi's Verwunderung. Eigentlich hatte sie erwartet, dass Asako Saeko um den Hals fallen würde, denn sie wusste genau wie schwer es Asako fiel schon wieder von ihrer Liebe getrennt zu sein. Dann aber war ihr Top Star generell etwas... merkwürdig über die Wochen. Sie sprachen kaum miteinander, zumindest nicht, wenn es in Richtung Privatsphäre ging. Dafür bemerkte Yuuhi umso deutlicher, dass Asako sich immer mehr auch den anderen Mitgliedern zuwandt, sich mit ihnen unterhielt, sie belustigte und einige Auserwählte zu sich einlud. Wer wusste schon, was Asako dort machte, aber sie hatte während eines Auftrittes Asako mit Mirio erwischt in eine der Umkleideräume nach der Aufführung. Dann aber nahm sich die Schauspielerin vor nicht darüber zu sprechen, denn Asako hatte sie nicht bemerkt und Yuuhi hielt es für einen Ausrutscher, den Asako gemacht hatte. Die Rückkehr verlief dafür umso harmonischer, auch, wenn der Tsukigumi-Top-Star immer noch entschieden hatte sowohl Mizu als auch Saeko weiterhin die kalte Schulter zu zeigen. Wieso konnte keiner von ihnen sagen, aber Gaichi, Osa und Kiriyan schienen ebenso darunter zu leiden. Die Freunde entschlossen sich Kiriyan's letzten großen Auftritt ordentlich zu feiern, da sogar Asako es schaffte trotz ihrer Müdigkeit und Widerwillen der Show bei zu wohnen. Selbst sie hatte dabei gehörig ihren Spaß.

Abends hatten sie sich in ihrer Standartbar nieder gelassen, wobei sie sich an einen Rundtisch gesetzt hatten. Yuuhi hoffte so, dass Asako Saeko zumindest kurz ansah, denn die Ältere litt sichtlich unter der Ignoranz, die ihr die andere entgegen brachte. Mizu schien das ganze sogar noch amüsant zu finden, was die Otokoyaku dann doch etwas wunderte.
 

Am anderen Ende der Bar am Thresen saß eine weitere junge Otokoyaku, blond, was für Takarazuka wirklich selten war, und rollte gelangweilt das Glas mit ihrem alkoholfreien Cocktail in der Hand. Sie wartete jetzt schon einige Zeit auf ihre Freundin, die sich, mal wieder, verspätet hatte, wie schon so oft in der Zeit, seit sie die andere in ihr Leben gelassen hatte. Suzumi Shio, die auf den Spitznamen Shio hörte und der Star-Troupe, Hoshigumi, angehörte, tat sich eigentlich nicht leicht sich jemandem neben ihrem festen Freundeskreis, den sie noch aus ihrer Schulzeit kannte, an zu nähern. Seufzend trank sie abermals einen Schluck von dem süßen Saft, überlegte ernsthaft sich etwas alkoholisches zu bestellen. Fahren musste sie ja immerhin nicht mehr und es war besser, als alleine in der Bar zu sitzen. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen den Abend in ihrer Wohnung zu sein, mit ihren Freunden zu quatschen oder im Internet zu surfen, sich nochmals ihr Script durch zu lesen, welches sie immer noch nicht so wirklich auf der Reihe hatte, durch den aber sehr hastigen Anruf ihrer Freundin hatte sich sich dann doch aus dem Zimmer getraut und sich unter die Leute gemischt. So gut es eben ging. Depremiert brummte sie auf, schob das nun leere Glas zurück und lehnte sich mit den Unterarmen auf dem Thresen auf. Vielleicht noch eine Stunde, dann würde sie abhauen. Dann aber hatte sie sich das vor einer Stunde schon einmal vorgenommen. Wenn sie nicht so furchtbar an Chigi hängen würde, dann hätte sie die andere wohl schon vor einer Ewigkeit zum Mond geschossen. Sie hatte geradezu einen Narren an der anderen Schauspielerin gefressen, wesshalb sie wohl bis spät in die Nacht warten würde...

Ein Schubsen an ihrer Schulter verleitete sie dazu, sich etwas um zu drehen, hatte kurz darauf ein Glas vor der Nase. Es roch nach etwas alkoholischem, sah aber dann doch recht ansehnlich aus. Ein Cocktail vielleicht.

"Du siehst aus, als bräuchtest du was starkes", kam es von der Frau, die ihr das Glas hinhielt. Für eine Sekunde dachte Shio, sie hätte Chigi vor sich, aber auf den zweiten Blick merkte sie, dass sie die andere Frau gar nicht kannte. Verwirrt nahm sie das Glas. Dann aber wieder kam ihr die lächelnde Frau bekannt vor. Vielleicht waren sie sich mal über den Weg gelaufen. Kurz überlegte sie, ob sie den Cocktail ablehnen sollte, aber was schadete schon etwas Gesellschaft?

"Uhm... danke?"

"Macht es dir etwas aus, wenn ich mich hierhin setze?"

"Nein. Nein gar nicht. Bitte. Sei mein Gast."

Mit einer Handbewegung wies die Blonde die andere Frau an, sich auf den freien Platz neben sie zu setzen, den sie eigentlich für Chigi bereitgehalten hatte. Kaum hatte sich die andere gesetzt winkte sie den Kellner heran, bestellte sich selbst noch etwas, dessen Namen sie noch nie gehört hatte, aber es klang nach einem weiterem Cocktail, und wandt sich ihr dann erneut zu.

"Verzeihung, wenn ich dich einfach überfalle. Bist du allein hier?"

"Ich warte eigentlich auf jemanden."

Die Frau ihr gegenüber grinste, legte den Kopf auf die Seite.

"Deiner Miene nach zu urteilen, vergeblich."

Shio hob die Augenbrauen, blickte kurz verwirrt auf das Handy, dass vor ihr auf dem Tisch lag, auf das Glas und wieder zu der anderen. War sie so leicht zu lesen? Wie konnte sie davon wissen?

"Oh keine Sorge. Ich bin kein Hellseher oder so. Nur ich kenne das Gefühl und man sagte mir ich sehe dabei genauso aus wie du."

"So? Nun..." Shio stockte kurz. Eigentlich wollte sie die andere scharf anfahren, aber vielleicht war es mal die Lektion, die sie Chigi erteilen musste. Von ihren Freunden bestand immerhin keine Gefahr, warum also nicht jemanden von ausserhalb hinzu nehmen? Shio lächelte etwas. "Also dann kannst du es mir ja nachfühlen?" Sie hatte keine Ahnung wie man ein derartiges Gespräch anfing oder weiterführte. Sie kannte diese Frau nicht. Eventuell sollte sie sich erst einmal vorstellen, wesshalb sie der anderen die Hand hinhielt. "Suzumi Shio. Hoshigumi."

Freundlich schüttelte die andere ihr die Hand, lächelte ebenfalls. Sie war geradezu bezaubernd.

"Sena Jun. Tsukigumi."
 

Asako konnte dabei zusehen, wie sich die Augen der anderen etwas weiteten, sie für ein paar Sekunden einfach schwieg. Hoshigumi also. Sie hatte auf etwas in der Richtung gehofft. Inzwischen hatte der Top Star vier Wochen Zeit gehabt um über ihre nächsten Schritte nach zu denken, hatte dabei schon angefangen ihren Einfluss in Tsukigumi zu festigen. Während der Tour hatte sie herausgefunden, dass ihr so viele, als es um die Empfehlungen für das Elisabethstück ging, in den Rücken gefallen waren ohne, dass sie Wind davon bekommen hatte. Zwar gab sie es nicht gern zu, aber Natsuki hatte Recht behalten. Es ging nur um Einfluss. Und da Saeko den wohl meisten Einfluss auf sie hatte entschied sie sich, den ehemaligen Top Star vollends aus ihrem Leben zu streichen und sie zu ignorieren, selbst wenn es ihr noch immer weh tat. Wenn sie das bekam, was sie wollte, würde ihr auch Saeko sicher irgendwann verzeihen. Für sie war aber wichtiger Natsuki gehörig eins aus zu wischen, aber schnell hatte sie verstanden, dass Tsukigumi allein dafür nicht reichen würde. Asako hatte noch viele Kontakte zu Hanagumi, die sie noch immer aufrecht erhielt und die hinter ihr stehen würde, aber Takarazuka bestand immerhin nicht nur aus diesen zwei Troupes. Neben Tsukigumi und Hanagumi gab es noch die Snow-Troupe, Yukigumi, die Star-Troupe, Hoshigumi, die Cosmos-Troupe, Soragumi, die in Takarazuka die jüngste exestierende Truppe darstellte, und die dem gegenüberliegende Gruppe der Senka, den Superior-Members. Die führenden, beliebtesten Truppen waren Tsukigumi und Yukigumi, die sich den ersten Platz teilten, gefolgt von Hanagumi, anschliesend Hoshigumi und Soragumi bildete als jüngste Einheit den Schluss, allerdings stieg ihr Ansehen mit jedem neuem Stück, sodass sie mit Hoshigumi gleich zu setzen waren. Die Senka sprangen zwischen den einzelnen Stücken, übernahmen meist die Rollen der älteren Personen oder griffen den Jüngeren mit Einzelunterricht unter die Arme. Osa hatte die Senka mal als 'Grey-Earls', als Eminenzen, bezeichnet und wenn man sich Gaichi so ansah, dann stimmte das in jeder Hinsicht. Asako hatte viel Zeit damit verbracht abends in ihrem Bett zu liegen und ein zu schätzen, wie viele der Truppen wohl hinter ihr stehen würden falls Tsukigumi und Yukigumi sich erneut um ein Stück streiten würden, kam dann zu dem Schluss, dass sie auf jeden Fall verlieren würde. Bissher hatte sie immer alles gespielt, was man ihr gegeben hatte ohne es zu hinterfragen, bei Elisabeth war ihr der Kragen aber geplatzt. 'Sie hat Freunde in allen Gruppen weil sie überall schon einmal war. Die Leute stehen hinter ihr, egal was sie sagt', hatte ihr Kimu erzählt und es lauerte wie eine tickende Zeitbombe in ihrem Hinterkopf. Sie hatte keinerlei Erfahrungen mit den anderen Truppen, kannte sie nur aus Erzählungen. Durch die Takarazuka-Specials hatte sie hier und da mit ein paar anderen Gruppen zusammen gearbeitet, aber das hatte sich meist nur auf ein paar Wochen limitiert, wobei sie danach nie mehr von den Leuten gehört hatte. Die einzige Verbindung, die sie zu Yukigumi hatte war Kimu und die würde sie nicht gegen ihre Vorgesetzte richten, sondern bei einem Streit eher neutral bleiben. Und was garantierte ihr, dass ihre eigene Truppe sie nicht nochmals hintergehen würde? Blieb ihr also nur übrig sich Leute aus anderen Truppen an zu eignen, deren Kontakte weiterhin zu nutzen. Shio war vielleicht ein guter Anfang.

"Du kannst ruhig weiter mit mir sprechen", sagte Asako als die blonde Frau ihr gegenüber verstummt war. "Ich beise nicht."

"Ich... ich wusste nicht dass mir ein Top Star gegenüber sitzt. Nur von Postern." Sie lächelte etwas.

"Das wissen die wenigsten. Aber keine Sorge. Ich bin ein menschliches Wesen wie jeder andere auch." Ihr Drink kam endlich an, sie bedankte sich und hob diesen etwas an. Sie war sich noch vollends unsicher wie sie das ganze angehen sollte, denn es war eine Spontanentscheidung gewesen vom Tisch weg zu gehen und sich stattdessen zu der Otokoyaku zu setzen. Wohl vor allem um endlich Natsuki und Saeko aus dem Weg gehen zu können. Dann aber hatte sie sich noch nie jemand fremden angenähert, zumindest nicht im nüchternem Zustand. "Darf man fragen auf wen du so vergeblich wartest?"

Shio seufzte einmal etwas, drehte sich dabei wieder vollends zum Thresen und damit dem Drink zu.

"Meine Freundin. Oder zumindest was in der Richtung." Die Blonde nippte einmal an ihrem Cocktail. "...Der ist gut."

"Etwas in der..." Weiter konnte Asako nicht sprechen, da das Handy auf dem Thresen einmal laut vibrierte, sodass es an ihre Hand sties. 'Chigi' stand darauf und Shio seufzte einmal laut nachdem sie einen Blick darauf geworfen hatte. Asako stellte das Glas ab.

"Das ist sie..."

"Darf ich?" Asako nahm das Handy in die Hand, wobei Shio kurz die Augenbraue kraus zog, dann aber leicht nickte. Der Top Star hob ab und drückte sich das Handy ans Ohr.

"Shio! Bevor du ausflippst..."

"Shio ist gerade nicht da", sagte sie im leicht unterkühltem Tonfall. Die Stimme am anderen Ende klang etwas ausser Atem, aber ein bisschen wie Kiriyan. "Kann ich was ausrichten?"

"Was... wer ist dran? Wo ist Shio?"

Asako schwieg ein paar Sekunden, blickte in Richtung des Tisches, an dem immer noch ihre Freunde saßen. Sie spürte Yuuhi's Blicke im Rücken.

"Sie ist gerade die Toiletten suchen. Keine Ahnung, wann sie wieder kommt, könnte aber noch eine Weile dauern."

Stille am anderen Ende, aber sie hörte ein leises Seufzen. "Ich... na gut... Kannst du ihr sagen, dass ich mich noch etwas verspäte?" Kurze Rufe im Hintergrund. So dann war die Frau am anderen Ende noch am Proben. "Ja ja ich komme ja!" Asako lächelte nur schief. Das kannte sie nur zu gut.

"Ich richte es aus. Gefallen wird es ihr aber bestimmt nicht."

"Gut danke... Sag ihr es tut mir leid."

Der Top Star drückte auf den Auflegeknopf, legte das Handy mit leicht ernster Miene zurück auf den Tisch. Shio ihr gegenüber sah sie neugierig an. Im Augenwinkel sah sie, wie sich ihre Freunde doch langsam regten und ihre Abwesenheit vom Tisch bemerkten.

"Und? Was sagt sie?"

"Sie kommt heute nicht. Ihr ist wohl etwas dazwischen gekommen."

"Das ist so typisch", meinte die Blonde sichtlich enttäuscht, schnaubte einmal frustiert und nahm einen großen Zug von dem spendiertem Getränk.

"Vorsichtig. Das Zeug schmeckt zwar nicht so, aber es geht ziemlich schnell in den Kopf."

"Ist doch auch egal. Ich bin extra heute früher gegangen damit wir uns treffen können und jetzt das."

"Hört sich an, als wäre das nicht das erste Mal."
 

Am liebsten hätte Shio wohl ihr Glas auf den Boden geworfen. Natürlich war es nicht das erste Mal. Es passierte ständig und sie hasste Chigi jedes Mal aufs neue dafür. Natürlich war ihr klar, dass die andere als Mitglied von Hoshigumi immer besonders viel Arbeiten musste, da die Truppe nicht nur unter sehr neu war, sondern da sie kurz vor der Premiere standen und Chigi eine kranke Schauspielerin ersetzten musste der Stress besonders hoch war. Dennoch frustrierte sie es jedes mal erneut. Vielleicht lag es am Alkohol, der ihr mit rasanter Geschwindigkeit in den Kopf stieg, oder eben an ihrem sowieso schon losem Mundwerk, aber sie plapperte dann doch.

"Nein nicht das erste mal. Das achte mal seit ich sie kenne", sagte sie und nahm erneut einen Zug von dem Cocktail.

"Und wie lange kennt ihr euch?"

"Zwei Monate."

"Das ist aber nicht lange." Erst als sich ein Schatten zwischen sie und Sena schob bemerkte sie die andere Frau, die sich zu ihr gesellt hatte. "Was gibt es denn Yuuhi?" So dann kannten sich die beiden. Yuuhi... Oozora Yuuhi vielleicht? Sie hatte gerüchteweise gehört, dass sie nach Hanagumi oder Hoshigumi wechseln würde.

"Asako was soll das?", fragte die andere Otokoyaku mit hörbar gereiztem Unterton. Asako war dann wohl Sena's Rufname.

"Was soll...was?" Sena sah etwas verwirrt drein.

"Du sagtest du würdest dich zusammenreisen."

"Das tu ich doch. Ich unterhalte mich nur nett. Du weist genau wie sehr Natsuki mich momentan nervt. Und dass sie sich neben mich setzen musste macht es nicht besser."

"Aber desshalb..."

"'Tschuldigung", mischte sich Shio ein und Yuuhi drehte sich zu ihr. Gott regte sie das auf. Zuerst Chigi und jetzt nahm man ihr auch noch die Gesprächspartnerin weg. "Tut mir leid wenn ich mich einmische, aber ich denke mal, dass Sena gut entscheiden kann was sie will." Inzwischen war der Alkohol definitiv in ihrem Kopf. Normalerweise ging sie das gar nichts an.

"Du hast sie gehört." Sena lächelte ihr einmal zu. "Du siehst aus, als ob du frische Luft vertragen könntest."

"Verdammt Asako!"

"Yuuhi jetzt komm mal runter. Es ist nicht immer so wie du denkst!"

Shio seufzte nur und stand auf, tat es damit ihrer Gesprächspartnerin gleich.

"Ich denke wirklich, dass ein wenig frische Luft uns allen gut tut."
 

Zwar hatte Yuuhi nochmals protestiert, jedoch war sie einfach Shio nach drausen verfolgt ohne weiter auf ihre Freundin zu achten. Sie benahm sich langsam wie Gaichi. Immerhin war sie kein Mädchen mehr.

"Verzeihung, dass du das mit anhören musstest", sagte sie und sah zu der blonden Frau, welche sie nur leicht angeheitert anlächelte.

"Schon gut. Ich kenne das. Ich hab auch so jemanden der ständig meint auf mich aufpassen zu müssen."

"Dann weist du ja wie nervig das sein kann."

Die zwei Frauen gingen ein Stück die Straße hinunter, gemächlich, stoppten erst, als sie vorm Takarazuka-Dorm standen. Schon wenn man in Richtung des Dorms kam wurde es mit einem mal freier, weniger Häuser, dafür mit viel mehr Grün sodass man viel Freiraum hatte. Obendrein war es um diese Uhrzeit sowieso leer.

"So... Natsuki. Meintest du Mizu Natsuki?", fragte Shio schließlich als sie sich auf eine Bank niedergelassen hatten.

"Du kennst sie?"

"Kennen wird überbewertet. Ich habe sie mal getroffen. Sie ist mit Chigi befreundet." Asako rollte einmal mit den Augen und stöhnte genervt auf. Lief ihr dieser verblödete Yukigumi-Top-Star eigentlich überall über den Weg? "Du klingst nicht begeistert."

"Sie hat mir die Freundin gestolen. Also ja, ich bin nicht von ihr begeistert."

"Freundin? Meinst du..."

"Ja. Diese Art Freundin."

"Oh..."
 

Mit einem Mal wusste Shio nicht mehr was sie sagen sollte und etwas Besseres als 'Oh' fiel ihr erst recht nicht ein. Dass Natsuki so war wusste sie nicht.

"Das bleibt aber unter uns", sagte Sena dann wieder, wobei Shio nur etwas nickte. Dass sie ihr, einer Fremden, etwas derartiges erzählte war schon fast merkwürdig. Dann aber wieder fragte sie sich, ob Natsuki es bei Sena's Freundin belassen würde. Zwar hatte sie den Yukigumi-Star nur einmal getroffen, aber schon da hatte sie schon gemerkt, dass Natsuki es wohl nie so ganz ernst nahm mit dem was sie tat.

"Darf ich fragen, was passiert ist?"

"Wenn ich das nur selbst wüsste. Ich gehe schon davon aus, dass sie schon etwas miteinander hatten während ich noch mit meiner Freundin zusammen war."

"Autsch. Klingt böse."

"War es auch."

"Aber sie war heute abend mit bei euch oder?"

"Ja. Aber nur weil Milady darauf bestanden hat. Sie hofft, dass ich mich wieder mit ihr vertrage wenn sie es lange genug versucht."

"Milady? Wer ist das?"

"Nicht wichtig. Wie auch immer." Der Tsukigumi-Top-Star winkte leicht ab, lächelte dann wieder zu ihr. "Du sagtest Chigi sei mit ihr befreundet. Deine Freundin?"

Shio merkte, wie sie rot wurde. In diese Richtung hatte sie noch nie gedacht. Klar hatte Chigi schon eindeutige Anspielungen gemacht, aber nach den letzten Reinfällen war sie zurückhaltender geworden.

"Ich nehme das als nein?"

"Ehrlich gesagt weis ich das selbst nicht", seufzte Shio leise, beugte sich vor und stütze das Kinn in der Hand ab. "Und ich weis auch nicht, ob sie es will."

"Wenn sie Natsuki wirklich kennt, dann solltest du es lassen."

"Meinst du?"

"Meine ich. Natsuki hat ihren Spaß daran Leute zu zerstören. Egal wie. Sie war schon immer so."

"Kennst du sie schon länger?"

"Von der Schule. Sie war immer die Art Person, die den Muskelprotzen den Ton angab und die dich dann verprügelt haben."

"Verstehe..."
 

In der Bar sah Saeko sich noch immer nach Asako um. Der Tsukigumi-Top-Star war jetzt schon eine ganze Weile weg und sie hatten noch kein Wort miteinander gewechselt, was der ehemaligen Tod-Darstellerin mehr als schwer im Magen lag. Eigentlich hatte sie Mizu schon lange abschießen wollen, tat es aber nicht ehe sie endlich mit Asako im Reinen war. Mizu war immerhin der einzige Grund, wesshalb sie noch in Takarazuka bleiben konnte, obwohl sie schon angekündigt hatte nach der Elisabeth-Aufführung von Yukigumi Takarazuka entgültig zu verlassen. Der Einfluss des Yukigumi-Top-Stars war einfach zu enorm als dass sie damit mithalten konnte. Zumindest nicht mehr.

"Jetzt mach dir mal keine Sorgen. Die taucht schon wieder auf", sagte Chika neben ihr, nippte abermals an ihrem Drink und lächelte etwas.

"Das sagst du so einfach." Saeko seufzte. Kiriyan und Yuuhi waren auch schon weg, ebenso Kimu, sodass am Ende nur noch Gaichi, Osa, Chika und sie selbst am Tisch saßen. Osa war mal wieder recht verzweifelt daran Asako schreiben oder anrufen zu wollen, Gaichi nahm ihr irgendwann das Handy weg und meinte nur, dass der Top Star dann doch inzwischen alt genug war um entscheiden zu können was sie machen wollte. Noch immer wusste keiner, wesshalb sich Asako entschieden hatte Saeko so rüde zu ignorieren, aber sie machte es nur immer deutlicher. Saeko stand auf.

"Ich geh sie suchen."

"Reicht es nicht dass Yuuhi und Kiriya schon unterwegs sind."

Ganz davon abgesehen, dass sie Yuuhi an der Bar sitzen sah, Kiriyan gerade von drausen kam und ziemlich ratlos aussah machte sich Saeko einfach Sorgen. Ohne weiter auf Chika zu achten, die ihr nachrief, ging sie zu Kiriyan, blieb vor ihr stehen.

"Ayami sagt, sie hat Asako die Straße runterlaufen sehen. Ich glaube sie sind Richtung Dorm."

"Was soll das heißen 'sie'?"

"Sie war wohl in Begleitung."
 

Irgendwann hatte sich Asako doch auf den Rückweg gemacht, wobei der Abend aus Asako's Sicht mehr als gut verlaufen war. Sie und Shio verstanden sich blendend, lachten auf dem Weg zurück viel und tauschten Nummern aus. Shio selbst hatte entschieden in ihre Wohnung zu gehen und den Abend ausklingen zu lassen. Was Asako die Laune dann doch etwas verdarb war, dass Saeko ihr auf halbem Weg entgegen lief.

"Da bist du ja. Verdammt warum haust du immer einfach ab?", der ehemalige Top Star klang besorgt, aber der Tsukigumi-Top-Star versuchte zunächst sich einfach an ihr vorbei zu drängen. Saeko hielt sie am Arm. "Du kannst mir nicht ewig ausweichen. Das weist du."

"Ich kann es versuchen."

"Benimm dich nicht wie ein Kind!"

"ICH benehme mich wie ein Kind?? Denkst du es ist schön dich mit der Person zu sehen, die mir die Rolle gestohlen hat?"

Saeko seufzte und verfestigte ihren Griff etwas um ihren Arm.

"Du weist genau, dass das nicht stimmt."

"So? Tut es nicht? Dann erklär mir mal wieso du damit einverstanden warst nach Yukigumi zu wechseln."

"Das war nicht meine Entscheidung."

"Natürlich war es deine", fauchte Asako, entriss ihren Arm der anderen und atmete nochmals durch.

"Hör endlich auf so eifersüchtig zu sein. Du hast gar keinen Grund..."

"Ich bin nicht Eifersüchtig. Es ist mir scheißegal mit wem du deine Zeit verbringst oder wer dich regelmäßig flachlegt. Nur werde ich kein Teil davon sein."

"Asako..."

"Ich hab es dir schon einmal gesagt. Ich bin fertig mit dir, Saeko. Ich will nicht mehr."

Sie wandt der anderen den Rücken zu, wobei sie die Hände der anderen auf ihrer Hüfte fühlte. Da war es schon wieder. Da war dieser verdammte Einfluss, den Saeko auf sie hatte. Inzwischen hatte sie gelernt ihre Gefühle zumindest äusserlich in Zaun zu halten.

"Du willst den ganzen Streit genauso wenig wie ich", sagte die Tod-Darstellerin und lehnte die Stirn an ihr Schulterblatt. "Wieso weigerst du dich nochmal an zu fangen?"

"Weil du dein Versprechen gebrochen hast." Schweigen. "Du sagtest du bist immer bei mir. Du warst es nicht. Ich bin mir bewusst, dass ich auch Fehler gemacht habe, aber obwohl du angeblich noch was für mich fühlst bist du bei Natsuki."

"Wenn du willst, dann verlass ich sie sofort."

"Das kannst du nicht."

"Natürlich."

"Nein. Ich hab es gesehen. Ich sehe es immer noch. Seit zwei Jahren. Sie hällt dich wie ein Puppenspieler an den Fäden. So kann ich das nicht." Asako drehte sich um, blickte somit Saeko doch endlich an und legte ihr die Hand an die Wange. "Das mit Elisabeth ist nicht nur eine Rolle für mich. Du sagtest ich sei deine Elisabeth. Wenn Natsuki den Tod spielt, was bist du dann? Was bin ich dann? Und was sind wir dann?"

"Es ändert es nicht..."

"Oh doch das tut es. Glaub mir. Ich bekomm diese Rolle." Asako lächelte, beinahe zärtlich und beugte sich vor sodass sie den Atem der anderen an ihrer Haut fühlen konnte. "Mir ist es egal, was mich das kostet. Bevor ich den Tod nicht gespielt habe kann ich nicht mit dir zusammen sein."

"Asako hör mir bitte nur für einen Moment zu..."

"Nein. Ich hab genug zugehört. Jahrelang. Osa, Gaichi, Yuuhi, Kiriyan, dir... Ich denke, dass es langsam Zeit wird mal selbst die Zügel in die Hand zu nehmen."

Saeko schluckte einmal sichtlich, krallte sich etwas in ihre Taille.

"Was ist mit dir passiert, Asako? Das klingt so gar nicht nach dir."

"Ich weis. Ich habe mich verändert."

"Ich liebe dich aber immer noch..."

"Ich dich auch. Und oh gott ich bin verrückt nach dir. Ich bin süchtig nach dir." Abermals ein etwas gequältes Lächeln seitens Asako. "Das Natsuki das hat was ich so sehr will tut mir weh."

"Ich sagte dir doch dass ich sie vor die Tür setzen kann..."

"Es ändert nichts, dass sie dich immer noch an der Angel hat. Ich hab gesehen was sie tun kann. So sehr ich dich auch will, ich will erst sicher gehen, dass ich es kann."

"...Was kann?"

"Die Fäden durchschneiden, an denen sie dich festhällt. Tu mir nur einen Gefallen und lass sie ihr Ding durchziehen solange wie sie es für nötig hällt. Ich will dich unbedingt selbst zurück gewinnen."
 

Saeko schluckte. Die Art und Weise wie Asako sie ansah war geradezu furchteinflösend. Sie kannte diesen Blick nur zu gut.

"Nur wenn du mir etwas versprichst", sagte Saeko leise, wobei Asako ein wenig verwundert dreinsah.

"Und das wäre?"

"Werde nicht so wie Natsuki. Du bist ein so herzensguter Mensch. Tu bitte nichts, was du bereust."

Asako lächelte nur, legte die Arme um ihren Hals während sie ihren Körpe näher an sie schob. Saeko legte die Arme um die junge Frau, drückte sie sanft an sich.

"Sag, dass du mich liebst", flüsterte Saeko leise, lehnte die Stirn an die der kleineren.

"Ich liebe dich", sagte Asako ebenso leise. Die ehemalige Tod-Darstellerin schwieg ein paar Augenblicke. Hauchte der Tsukigumi-Darstellerin einen Kuss auf die weichen Lippen.

"Ich glaube dir, okay?"



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