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Eisvogel

Der erste Stock
von

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Prolog

Oft, wenn ich allein auf meinem Bett saß, die Sehnsucht nach Liebe mich übermannte und ich mich nach intensiven Glücksgefühlen verzehrte, verschaffte ich mir einfach ein wenig Freude.

Einsame Freude an einem Empfinden, welches man eigentlich mit einer zweiten Person teilen sollte, einem Menschen, dem man vertraut, dem man am liebsten die ganze Welt zu Füßen legen würde, weil er sie verdient.

Ich glaubte noch immer daran, an dieses Märchen von der immerwährenden Liebe, auch wenn ich häufig resigniert den Kopf schüttelte, wenn ich mein Antlitz im Spiegel betrachtete und mir ein nur durchschnittlich hübsches Gesicht entgegenschaute.

Meine Augen waren klein und rund und von meiner Nase wünschte ich mir, dass sie stupsig wäre und nicht so merkwürdig spitz, dass es gar nicht zu meiner runden Gesichtsform passen wollte.

Die Haare wollten auch nicht so wie ich, der Pony bog sich fürchterlich zur Seite und verdeckte meine Augen nicht mehr, so, wie ich es eigentlich anstrebte.

Aschblond - wer war schon freiwillig aschblond?

Und dann diese Pickel...

Von meinem Körper fing ich besser gar nicht erst an zu berichten.

Dabei war Optik so wichtig in der heutigen Zeit, die Medien übermittelten mir dies täglich.

Frauen mit großer Oberweite und langen, schlanken Beinen.

Männer mit Sixpack und kantigem Gesicht.

Auch wenn ich wusste, dass diese Schönheitsideale nur Klischees waren, so erlangte ich ebenfalls die Erkenntnis, dass der Durchschnittsbürger eben auf dieses Klischee stand.

Fragte sich nur: Stand ich auf den Durchschnittsbürger, den Nullachtfünfzehnmenschen?

Nein.

Aber auf was stand ich denn überhaupt?

So wie ich wusste, dass ich Glück und tiefes Empfinden wie die Luft zum Atmen benötigte, so wenig wusste ich eigentlich über meine Seele, konnte ihre Wünsche nicht deuten und schon gar nicht in die Tat umsetzen.

Letzteres scheiterte vor allem an meinem größten Manko, der fast schon krankhaften Schüchternheit.

Machte ich den Mund auf, um etwas zu sagen, purzelten garantiert gestotterte Halbsätze heraus, für die man mich ganz sicher schon verlacht oft verlacht hatte.

Behindert kam ich mir in solchen Momenten vor.

Die anderen mussten doch denken, ich sei geistig nicht ganz auf der Höhe, zurückgeblieben, einfach dumm.

Noch so ein Punkt, von dem ich dachte, damit niemals ein Herz gewinnen zu können.

Machos will die Frauenwelt, auf was die Männerwelt aus war, konnte ich nur erahnen.

Ich zumindest wusste nicht, was ich wollte.

Ich wollte etwas, das spürte ich, da war ein Verlangen in mir, ein unsägliches gar.

Und wenn ich diesen Gefühlen entkommen wollte, machte ich es mir eben, und wenn es dreimal täglich geschah, es war angenehm, oftmals das angenehmste Empfinden, welches ich mir an einem tristen Alltag bereiten konnte.

Denn Triebe hatte auch ich, starke Triebe, die jedoch kein Medium verlangten.

Richtigen Sex konnte ich mir nicht vorstellen, das lag alles noch in weiter Ferne.

War das normal für einen Jugendlichen, fragte ich mich in stillen Momenten?

Wollte sich denn nicht jeder gern einmal ausprobieren, diese Gefühle erforschen und damit sein Erwachsensein unterstreichen?

Vielleicht machte ich mir aber auch ganz umsonst Gedanken darüber, dass es nun endlich einmal geschehen musste?

Aber ich meine, welcher normale Mensch ist mit 18 Lenzen auf dem Buckel noch jungfräulich?

Keiner, eben.

Und ich schämte mich dafür.

Auch wenn ich es eigentlich noch gar nicht wollte, da ich im Herzen noch ein Kind war, es machte mir zu schaffen, denn ich hatte keinen Bock, dass es irgendjemand erfahren könnte und mich somit zum Gespött der ganzen Schule machte.

Wenn die anderen über ihre Erlebnisse sprachen, ganz unverblümt, als sei es das Normalste und zugleich Wichtigste auf der Welt, konnte ich nur zuhören und hoffen, dass mich niemand darauf ansprach.

Denn im Lügen war ich grottenschlecht.

Wenn mich nicht meine Worte verrieten, dann meine Gesten und meine Mimik.

Deshalb verfluche ich einen gewissen Tag noch heute, weil ich so ein Idiot war.

Ein hässlicher, liebessüchtiger und zugleich sozial inkompetenter Idiot.
 

Und ich hasste meine Ohren.

Die gehörten echt dem Hund vorgeworfen, damit er darauf herumkauen kann.

Stöckelschuhe

Tock, tock, tock...

Dieses monotone Geräusch schien mich zu verfolgen, den ganzen Schulweg schon begleitete es mich.

Tock, tock, tock.

Immer wieder, in ein und demselben Rhythmus.

Es nervte.

Ich hasste es.

Ich legte an Tempo zu, da ich es eh nicht abkonnte, wenn man mich verfolgte, wahrscheinlich war ich schon paranoid geworden durch den ganzen Scheiß, der mir täglich widerfuhr.

Doch das 'tock, tock, tock' schien kein Ende zu nehmen, es machte mich wütend, ungeduldig.

Rasend!

Wenn man Arroganz akustisch wahrnehmen könnte, sie hätte genau dieses Klang.

Arroganz gepaart mit Machtempfinden, Dominanz mit Unterstreichung des Geschlechtes.

Denn wir alle waren schon als Babys in blaue oder wahlweise rosa Deckchen eingepackt worden, je nachdem, was der Herr Doktor bei der Geburt zwischen den Beinen vorfand.

Fein, dass Fräulein Stöckelschuh so stolz stöckelte, denn natürlich war es wunderbar, wenn man als weibliches Wesen auf die Welt kam.

Man konnte mit großer Oberweite protzen, wenn man eine besaß, man konnte so schön mit anderen Vertretern des Geschlechtes über Gott und die Welt herziehen und natürlich mit der besten Freundin über die neusten, sexuellen Erfahrungen plaudern.

Wenn Männer sich verziehen, dann wird es ein schöner Tag, so sagen sie, voller Stolz über das, was der Herr im Himmel ihnen an den Unterleib gebastelt hat.

Andererseits - ohne Männer leben?

No way!

Sex ist das höchste Gut der Menschheit, und wenn du keinen hast, dann bist du ein beschissener Klemmi oder fast ein Wesen von einem anderen Stern.

Star-Wars-Theme bitte auflegen, Mr DJ.

Sollte wohl mein Soundtrack werden.
 

Und er tockte weiter, der Stöckelschuh auf Asphalt.

Von Weitem schon konnte ich den tristen Hof der Schule erkennen, die ich besuchte.

Wie sehr freute ich mich nun auf Dan, auf Chris und die anderen schwanzgesteuerten Konsorten, die am Wochenende sicherlich wieder viel Spaß mit Weibern hatten und heute natürlich lautstark über ihre Erlebnisse berichten mussten, sich freilich mit ihren Eroberungen übetrumpften, bis es schmerzte.

Schließlich war man erst Mann, wenn man seine erste Frau flachgelegt hatte.

Vorher war man Bübchen.

Sexy.
 

Seltsam.

Eigentlich müssten sie doch auch allesamt Stöckelschuhe tragen.

Gibts bestimmt auch in blau, für Jungs.

Sollte ich dem Herrn Direktor mal als Schuluniform vorschlagen, denn die netten Schuhe würden sicher über neunzig Pronzent der Schülerschaft wunderbar stehen.
 

*****
 

Da lehnte ich mich nun gegen die Mauer, mutterseelenallein und Chris samt Kumpanen misstrauisch aus den Augenwinkeln beäugend.

Die Typen waren mir einfach nicht geheuer mit ihren dummen Sprüchen, die so des Öfteren in meiner Gegenwart abließen, in ihrem ekelhaftem Jargon, den sie stets und ständig an den Tag legten und den Beschreibungen ihres Genitals, welches ich danach schon fast malen könnte, hätte ich gewollt.

Doch daran war ich nicht interessiert, machte ich mir weder etwas aus Schwänzen - davon hatte ich selbst einen - noch aus Vaginas.

Sie würden mich der Asexualität bezichtigen, wenn sie wüssten, was sie niemals erfahren sollten.
 

Nein.

Sie kamen auf mich zu, auf ihren imaginären Stöckelschuhen.

Das 'tock, tock, tock' bildete ich mir gar ein, hören zu können.

Tock, tock, tock till the very death of me.
 

"Na, Mauerblümchen, alles fit im Schritt?"

Mein Magen krampfte sich augenblicklich zusammen und ich fühlte mich, als würde er mein mühsam hinuntergewürgtes Frühstück aus meinem Körper befördern wollen.

Nun war ich wieder ganz klein und schwach, da konnte ich mir in der Freizeit sonst wie viele Kontersprüche ausdenken.

Ich würde sie nie über die Lippen bekommen, das wurde mir spätestens in dem Moment klar, in dem es darauf ankam.

Shit.
 

Was tat ich, während ich mich innerlich ein Arschloch schimpfte?

Ich lächelte Christian an.

Sah ihm in die Augen.

Verabscheuenswürdig sein Blechpickel an der Unterlippe, seine liederlich unter der Schirmmütze hervorragenden, blonden Strähnen.

Ekelhaft der Gedanke daran, dass er einer dieser Leute war, die sich dermaßen heterosexuell gaben.

Ich hatte Angst vor ihm, irgendwie schon, aber mehr noch stieß er mich ab mit allem, was er tat.

Er war dieses verdammte, lebende Klischee!
 

"Hab' gehört, du sollst noch Jungfrau sein, Jaden. Oh mein Gott, wie süß!"

Er gluckste kurz in sich hinein, erlangte aber bald wieder zur Beherrschung, während seine Hand auf Konfontationskurs mit meiner Schulter ging.

Fass meinen Hoodie nicht an!

"Aber ist ja klar, dass so ein Hässlow wie du keine Tussen abkriegt. Oder?"

Oh heilige Bullenscheiße.

Jetzt hatten sie mich.

Genau diese Stelle, die mir besonders weh tat.

Irgendwann musste es so kommen.
 

In mir arbeitete es, es ratterte wie wild, mein Kopf wurde heiß und meine Hände kalt und - mein Mund blieb verschlossen.

Sollte ich lügen?

Ich konnte nicht.

Was dann?

Mir war so warm, so unerträglich warm.

Meine Ohren brannten wie Feuer.

Mehr gab mein Körper nicht von sich.
 

"Der Emo! Es stimmt also! Der hat noch keine Frau geknallt! Alter, das gibt's nicht! Boah, das Opfer!"

Wie eine Horde Betrunkener stimmten sie 'Like a Virgin' an, schubsten mich gegen die harte Wand, in der ich am liebsten verschwunden wäre und überließen mich nach einer Weile einfach mir selbst, doch ich wusste, ich dürfte mir die Sprüche noch häufig anhören, wenn sie einen Anlass fanden, mir die Tatsache meiner Jungfräulichkeit auf die Nase zu binden.

Und nun ging es mir beschissen, gelinde gesagt.

Ich hätte heulen und kotzen gleichzeitig können, schimpfte mich selbst ein Arschloch und einen Idioten, denn wieso, verdammt nochmal, hatte ich es quasi zugegeben?

Es stellte zwar laut Kirche eine Todsünde dar, falsch Zeugnis zu reden, aber seit wann bekannte ich mich zu einer Religion?

Für mich waren das alles Schwachmaten, die genauso gut noch an den Weihnachtsmann glauben könnten und sich stets an einer höheren Macht festkrallten, die dann schon richten würde, wenn es ihnen dreckig ging.

Ich glaubte nicht, dass die frommen Gebete irgendeinen Nutzen mit sich brachten.

Mich hätte der Herr im Himmel sowieso nicht erretten wollen, obwohl ich noch immer keinen Beischlaf vollzogen hatte.

Und Onanie ist voll in Ordnung.

Fragt die allmächtige Bravo.
 

Ich fühlte mich ganz weinerlich, wie ein Kleinkind, welches man von seiner Mutter entfernt hatte.

Jetzt noch hinein in diese Kammer des Schreckens und sieben Stunden ausharren in Gesellschaft derer, die einen Grund hatten, mich zu verachten.

Beruhte zwar irgendwie auf Gegenseitigkeit, aber ich zeigte meinen Hass nie, denn ich wusste, wie hart einen dieses starke Gefühl in die Brust pieken konnte.
 

Drei Minuten bis das Stundenklingeln einsetzen würde.

Ich ließ meinen Blick unruhig über das Gelände wandern, wollte mich erst in meine Bank setzen, wenn der Lehrer mir ein wenig Sicherheit schenken konnte.
 

Unweit von mir an der Mauer konnte ich Mihai ausmachen, gleichgültigen Blickes an seiner Zigarette ziehend und herzhaft die grauen Schwaden in die Luft blasend.

Der hatte die Ruhe weg, immer.

Er kassierte in einem Fort Sechsen, egal in welchem Fach, aber anstatt sich zu ärgern oder wie die anderen den Lehrer als ein schwules Arschloch zu bezeichnen, steckte er den Zettel einfach ohne ein Wort in seine Tasche und verzog keine Miene.

Vielleicht wusste er auch, dass es seine Schuld war, denn jeder ist für seine eigene Dummheit verantwortlich und für die Dinge, die er tut oder auch lässt.

Und dass Mihai es stets unterließ, ein Buch aufzuschlagen und brav darin zu lernen, wusste die gesamte Schülerschaft.

Deshalb wurde er in diesem Herbst auch schon 22 Jahre alt und ich fragte mich, ob er die Schule noch besuchen wollte, wenn er bereits Enkelkinder besaß.

Stop.

Nein, Enkelkinder würde er wohl nie haben.

So wie Jack und er sich immer anschauten, auch wenn es durch ihre coolen Sonnenbrillen war, legte das Schiff bei den Beiden garantiert am anderen Ufer an.

Okay, vom Optischen her würde ich das auch annehmen.

Jede lackschwarze Haarsträhne saß bei dem Sohn rumänischer Eltern am rechten Platz, fein säuberlich nach oben gegelt.

Und Piercings trug er in dem ebenmäßigen, glatt rasierten Gesicht, das mich oft schon an eine Puppe erinnert hatte, so absurd wie es klang.

Man musste einfach auf seine Lippen schauen, zogen die funkelnden Dinger jedermanns Blicke magisch an.

Von den fetten Tunnels in den Ohren, in die er wahlweise Pflöcke oder gar große, runde Klunker steckte, wollte ich gar nicht erst anfangen.

Aber es stand ihm einfach, und darum wusste er, so cool wie er sich stets verhielt.

Niemand hätte es je in Augenschein gezogen, ihn wegen seinem auffälligem Style zu mobben, niemand hatte auch nur je einen doofen Spruch abgelassen, wenn er Jack auf seinem Schoß sitzen ließ und sie sich angrinsten, voller schmutziger Gedanken, für jeden offensichtlich.

Er hatte den perfekten Körper, an dem jeder Muskel genau die richtige Ausprägung besaß, eine Haut von der Farbe eines Cappuccinos minus Schlagsahne und eine Ausstrahlung, die man nicht beschreiben konnte.

In stillen Momenten wünschte ich mir, ein klein wenig sein zu können wie er.

Auch wenn dies bedeutete, dass ich irgendwann mal mit meinen eventuellen Enkelkindern zusammen zur Schule gehen würde.
 

Hand auf meiner Schulter.

Erneut.

Shit!

Ich rechnete bereits mit dem Schlimmsten, nämlich mit Chris und Kumpanen, entdeckte aber als ich mich reflexartig umdrehte lediglich Kolja, die Grinsekatze, heute mal wieder besonders grinsig.

Wahrscheinlich, weil ich mich so erschreckt habe, da ich in meiner Gedankenwelt versunken war.

Ich musste zugeben, mir fiel ein Stein vom Herzen.

Noch mehr Virgin-Lieder konnte ich kaum mehr vertragen.
 

"Ey du Träumer", gluckste Kolja, der wahrscheinlich einzige halbwegs normale Mensch in diesem Irrenhaus respektive Puff. "Was glotzt'n du so auf den Mihai? Sag bloß, du bist verschossen in das Toastbrot? Nee, oder? Du und schwul?"

"Ach, Quatsch!"

Peinlich, dass ich so unwirsch reagierte, dazu noch bei so einem heiklen Thema, denn erstens log meine Reaktion - ich wollte schließlich nichts von dem Typen - und zweitens wusste ich, dass mein Ab-und-zu-Kumpel nicht sonderlich viel von Homosexuellen und solchen, die den Anschein machten als ständen sie unter der Regenbogenflagge, hielt.

Und auf Mihai war er erst recht nicht gut zu sprechen.

Für Kolja war er ein arroganter Schnösel, den er heimlich 'Tucke' nannte, wenn er ihn mal wieder um das Abschreiben der Hausaufgaben bat, da er selbst zu faul war, um sie zu erledigen.

Oder zu dumm.
 

"Sieht mir aber ganz anders aus, Jaden. Ich beobachte dich schon seit einiger Zeit und was für Blicke du ihm zugeworfen hast...uh lala..."

Zum zweiten Mal an diesem Tage wünschte ich, einfach im Erdboden versinken zu können, spurlos und ohne, dass mich jemand vermisst.

Aufregung brachte mich nun auch nicht weiter, also sagte ich besser gar nichts.

Wie ich es immer tat.
 

Kolja hatte sich schließlich neben mich gestellt, die Hände in den Hosentaschen versunken und schwieg, während er auf den Boden schaute und mit der Schuhspitze einen Zigarettenstummel wegkickte.

"Es geht mich ja nichts an, aber überleg dir das gut, ne?"

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, ich schaute fragend zu ihm hinüber.

Er hatte wohl registriert, dass ich nicht so recht verstand, was er meinte, also setzte er zu einer Erklärung an.

"Naja...du weißt selbst, dass er dumm wie Bohnenstroh ist und nur auf sein Äußeres bedacht...und außerdem...", er machte eine kurze Pause, atmete tief durch, "steckt der seinen Schwanz in jedes Loch...nicht nur in Jacks..."

Nun blickte er mir direkt in die Augen, durch welche ich kaum mehr etwas sehen konnte, da meine Haare vor sie gefallen waren.

"Tu mir das bitte nicht an! Du darfst nicht schwul werden! Ich hätte keinen Plan, wie ich mit dir umgehen sollte..."

Innerlich verdrehte ich die Augen.

Das war doch total aus der Luft gegriffen!

Nur, weil ich in Gedanken war und zufällig Mihai dabei anglotzte, weil er peinlicherweise so etwas wie ein Vorbild für mich darstellte, machte mich das noch lange nicht zum Gaylord!

Klar, der Typ war attraktiv und absolut tough, aber ich war weit davon entfernt, auf ihn zu stehen.

Wenn ich jemals überhaupt auf jemanden abfahren würde, dann wäre das Angelina Jolie oder irgendeine andere Person des schönen Geschlechts gewesen.

Aber doch nicht Mihai, der mit der Riesenperücke alias Jack vögelte!

Und womöglich mit jedem anderen auch...
 

Glücklicherweise schien das Thema für Kolja nun gegessen zu sein, da auch ich nichts mehr darauf zu sagen wusste.

"Eigentlich bin ich gekommen um dich zu fragen, ob du heute Abend ins Darkstar kommst. Ich hab' nen Gig mit meiner Band, voll die große Sache. Hab' jetzt schon Hummeln im Hintern und würd mich echt über bisschen moralische Unterstützung freuen..."

Ja, Kolja, unser großer, aufstrebender Rockstar.

Ein paar Mal schon hatte ich seiner Band, deren Namen ich leider vergessen hatte, da für mich unwesentlich, bei den Proben zugehört und bin zu dem Ergebnis gekommen, die Musik sei eher mittelmäßig, was wohl weniger an Kolja als an dem grottenschlechten Drummer lag.

Aber den wollte er ja nicht auf den Mond schießen, selbst schuld.

Dass sie nun endlich einen Kneipenbesitzer dazu überredet hatten, sie zu buchen, war eine Sensation.

Und es war nicht verwunderlich, dass Kolja Schiss vor dem Auftritt hatte.
 

Da ich eh nichts besseres zu tun hatte, willigte ich ein.

Chris würde nie auf die Idee kommen, ein Metalkonzert zu besuchen, war der eher so der Hopper mit Riesenhosen und peinlich fettem Goldkettchen um den Hals.

Also konnte ich mich ruhigen Gewissens dort blicken lassen.
 

Kolja freute sich über meine Zusage, grinste wieder und ich für meinen Teil war froh darüber, wieder einen Menschen glücklich gemacht zu haben.

Dann dampfte er ab, jedoch nicht ohne mir noch etwas zuzurufen.

"Und lass dich nicht ans andere Ufer schippern von diesem Stöckelschuhträger!"

Verdutzt blieb ich zurück.

Kolja wusste anscheinend nicht, dass das Tragen von besagten Schuhen keinesfalls etwas mit Crossdressing zu tun hatte.

Und ob Mihai wirklich Stöckelschuhe trug, konnte ich nicht sagen.

Aber wahrscheinlich war es der Fall, sollte das stimmen, was Kolja mir über ihn verraten hatte.

Iubitule

Am Abend, nachdem er brav seine Schularbeiten für den nächsten Tag erledigt hatte, trottete der Vollpfosten, welcher gewöhnlicherweise auf die Bezeichnung Jaden hörte, auf den feschen Club namens Darkstar zu.

Auch wenn ich mittlerweile gar keinen Bock mehr hatte, irgendjemandem unter die Augen zu treten, erstens, weil ich leichte misanthropische Neigungen hegte und zweitens, weil ich nun speziell Kolja antreffen musste.

Der würde Luftsprünge machen, wenn ich es wagen würde ihm anzuvertrauen, dass ich für eine Millisekunde lang an Mihai gedacht hatte, als ich an der Palme wedelte.

Ich selbst war ja auch absolut begeistert von meinem Kopfkino.

Nun wusste ich echt gar nicht mehr, ob mein russischer Freund denn nicht doch ein klein wenig recht mit seiner Vermutung besaß, schließlich stellte sich niemand Angela Merkel oder unseren fetten Geschichtslehrer vor, während er gewillt ist, sich Lust zu verschaffen.

Und flöten gegangen ist aufgrund Mihais geistigem Abbild nicht wirklich etwas.

Im Gegenteil.

So ein Murks.

Ich wollte kein Mister Rainbow sein, das ist doch peinlich.

Auch wenn ich gegen die Allgemeinheit der Schwulen nicht wirklich etwas hatte, dann doch gegen homosexuelle Fantasien in meinem so schon kranken Hirn.

Und dann auch noch Mihai...

Vielleicht sollte ich nun die Hütte betreten, damit ich in Ruhe eins, zwei Schnäpse bechern konnte, die mir hoffentlich als Exorzist dienen würden.

Teufelchen Mihai musste verschwinden, auf der Stelle.

Eine schwule Jungfrau war nämlich bedeutend schlimmer als nur eine Jungfrau.
 

Kolja war schon eifrig dabei, seinen Mikrophonständer für seine Größe auszurichten, das Ding benötigte er schließlich auf Höhe seines Mundes, auch wenn das absolut pervers klang und Mikrophone eine Phallusform besaßen.

Hastig verbannte ich diese Gedanken aus meinem Kopf und rief ein lautes 'Hallo!' gegen die Musik.

Erst jetzt bemerkte mein Kumpel meine Anwesenheit, nickte und lächelte mir zu, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.

Okay, der wollte wohl nicht quatschen und benötigte doch keine moralische Unterstützung, gut so.

Ich war froh, wenn mich alle in Ruhe ließen.
 

Meinen Popo ließ ich auf eines der schwarzen Ledersofas sinken, auf dem ich mich ein wenig so fühlte, als wäre ich statt in einem Rock- in einem Sadomasoclub gelandet.

Das hätte noch gefehlt, konnte ich noch nie nachvollziehen, was an Haue kriegen so toll sein sollte.

Nicht umsonst schreien kleine Kinder, wenn man ihnen einen Klaps auf den Hintern gibt.

Und wenn ich ein Pickel am besten Stück hatte, gestaltete sich das Wichsen ebenfalls schwierig, denn der pieksende Schmerz war nicht sonderlich angenehm und ein absoluter Lustkiller.

Da konnte auch Mihai nichts mehr richten.

Ich scholt mich innerlich selbst dafür, erneut an diesen Namen gedacht zu haben.

Komm, Frau Domina, gib mir, was ich brauche und verdiene.
 

Aber Pustekuchen.

Frau Domina wollte sich meiner nicht erbarmen, anstelle konnte ich zwei dunkle Haarschöpfe an der Theke ausmachen, die mir irgendwie bekannt vorkamen.

Man.

Der eine war unverkennbar Jack, seine Riesenfrisur verriet ihn - und um herauszufinden, wer dann der andere Typ war, musste man kein Medium sein, schließlich waren Jack und Mihai aneinander festgewachsen, wie siamesische Zwillinge.

Aber dass ihre Bruderliebe anscheinend so weit ging, war nicht gut.

Nicht, dass ich Ansätze von Eifersucht gezeigt hätte, nein, es war einfach nur der Fakt, dass Twincest sich nicht gehört.

Punkt.
 

Klammheimlich zog ich mir meine Kapuze über den Schädel, die ich dank Hoodie immer mit mir führte, hoffte sehnlichst, das Paar würde mich nicht entdecken, auch wenn das theoretisch gar nicht den Weltuntergang mit sich bringen würde, denn wann hatte ich auch nur ein Wort mit dem Rumänen gewechselt?

Nie.

Denn über was sollte ich mit mit ihm austauschen?

Für Haarstyling und Klamotten interessierte ich mich keineswegs.

Und mit intellektuellen Themen kam man Mihai am besten gar nicht erst.
 

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Jack, dann wieder Mihai, an dem mein Blick schließlich kleben blieb, wofür ich absolut nichts konnte.

Oder würden Sie einen Typen, welcher mit enger Lederhose und frontseitigen Schlitzen an den Beinteilen an der Bar steht, ignorieren?

Könnten Sie beruhigt an Ihrem Drink nippen, wenn er dazu noch eisblaue Federn als Ohrringe trägt?

Und würden Sie nicht auch durchdrehen, wenn Sie sehen, dass er ein Tanktop trägt, welches seine knackigen Oberarme entblößt?

Halleluja.

Mihai musste ein Teufel sein.

Aus der Hölle kam er allenfalls, so heiß, wie er noch immer war.
 

Tief durchatmen, Jaden, nur nicht so auffällig hinglotzen, sonst merkt noch jemand was.

Nun gönnte ich mir den ersten Schluck meines Cocktails, übersetzte dieses artig anmutende Wort zunächst einmal in die deutsche Sprache und kam mir total dumm vor, so wie ich am Strohhalm saugte.

Ich war eindeutig versext worden, und das war überhaupt nicht mehr witzig.

Doch noch weniger witzig erwies sich die Tatsache, dass ich ganz in meiner Nähe Stimmen hören konnte, diese gingen über in Gelächter und dann gab die Couch auch schon nach.

Lass es Kolja sein, lass es...

Natürlich nicht Kolja.

Mein Herz erlitt beinahe einen Infarkt, als ich nach rechts schielte und die zerrissene Lederhose erblickte.

Ganz normal bleiben, Jaden, es ist alles okay, es ist alles in Ordnung, du darfst jetzt nur nicht...

"Hey, Jaden."

Gnah!

Der Strohhalm blieb mir beinahe im Halse stecken und die honiggelbe Flüssigkeit im Becher versuchte, durch meine Luftröhre in den Magen zu gelangen.

Wer hat die einfach durchgewunken in Richtung Sackgasse?

Nun würde ich sterben, endgültig.

Ich hustete, bis mein Kopf brannte und mir Tränen aus den Augen liefen.

Scheiße.

In dem Moment spürte ich, dass mir mein Leben doch noch recht lieb war und ich noch nicht Mihai in die heiße Hölle folgen wollte.
 

Dann endlich klopfte eine kräftige Hand auf meinen Rücken, sodass mein Husten sich nach und nach besserte.

Ganz verschwommen konnte ich Mihais Umrisse identifizieren, seine blauen Federn baumelten hypnotisierend vor meiner Nase hin und her, sodass ich mich schließlich beruhigte.

Nun war mir auch seine Anwesenheit egal, denn es war deutlich wichtiger, noch unter den Lebenden zu verweilen als meinen Wohnsitz auf den städtischen Friedhof zu verlagern müssen.

Mein Atem wurde langsamer, zwar hustete ich noch ein paar Mal, aber es ging schon.

"Besser?"

Ich nickte hastig, wollte einen Schluck trinken, aber mir wurde das Glas entrissen.

"Trinken hilft da nichts. Is' im falschen Loch gelandet, das Zeugs."

Verdutzt zog ich eine Augenbraue hoch, wagte es kurz, mein Gegenüber anzuschauen.

Ich mochte seine Stimme, sie war um einiges tiefer als meine, klang aus der Nähe besser als von weitem, so wie ich sie stets in der Schule vernahm.

Und ohne diese Sonnenbrille wirkte er gleich noch viel sympathischer.

Gott, er hatte sich die Augen schwarz umrandet.

Woah.

Das machte mich ganz unruhig.
 

"Ich dachte schon, du hast dem Kleinen was in den Drink gemischt, damit du ihn leichter abschleppen kannst", vernahm ich eine weitere Stimme, die wie es sich herausstellte von Jack stammte, welcher mir einen frechen Blick zuwarf.

Aber halt mal.

Leichter abschleppen?

Hallöchen, hier wird gar nichts abgeschleppt, schließlich hatte ich weder einen Motor, noch ein Lenkrad und schon gar nicht machte ich Brumm, brumm!

"Klappe, Jack. Sowas hab' ich nicht nötig", gluckste Mihai ziemlich amüsiert, verzog die gepiercten Lippen zu einem Grinsen.

Und da hatte ich mich vorhin so gefreut, dass endlich Entspannung in mir Einzug hielt.

Nun war diese dahin.
 

Unter der Kapuze war es nun ziemlich heiß geworden, also beförderte ich das Ding von meinem Kopf, zupfte mir peinlich genau den Pony zurecht und trank nun endlich meinen leckeren Cocktail leer, denn somit war ich beschäftigt und musste mir nicht überlegen, was ich sagte und ob ich überhaupt erst meine Klappe aufmachte.

"Geh mir auch mal so 'nen Cocktail holen. Aber alkoholfrei. Ich muss noch fahren", wies Mihai seinen Freund an, welcher sich zugleich auf die Socken machte, jedoch nicht ohne noch einmal in meine Richtung zu grinsen.

Mihai saß nun wirklich sehr dicht neben mir, unsere Oberschenkel hielten gar - unfreiwilligen? - Kontakt!

Junge, Junge, und warm war sein Körper, ich mochte ein bisschen, dass wir uns berührten.

Jedenfalls war es nicht unangenehm.
 

"Chris war echt voll scheiße zu dir heute. Muss er ja nicht über den ganzen Hof plärren, dass du noch..."

Er hatte es also mitbekommen.

Ich schluckte, ohne eine Miene zu verziehen, sah zu der kleinen Bühne hinauf, auf der die Band gerade anfing zu spielen.

Es wurde laut, als der Drummer sein Instrument nach Strich und Faden verprügelte, ohne jeglichen Rhythmus.

Nun würde Mihai sich nicht mehr mit mir unterhalten können, bei dem Krach...
 

Doch falsch gedacht.

Man musste ja nur einfach die Entfernung zwischen Anfangs- und Endpunkt verkürzen was bedeutete, dass Mihai mir noch weiter auf die Pelle rückte und ich seinen Atem auf meinem empfindlichen Ohr spüren konnte.

Das brachte alles in mir durcheinander.

"Ich will nicht, dass man mein Iubitule mobbt. Ich will nicht, dass die dich traurig machen, Jaden."

"W-was?"

Dieses Wort entglitt mir einfach, ohne, dass ich groß darüber nachdenken musste.

Verschreckt wandte ich Mihai mein Gesicht zu, welcher jedoch ernst in meine Augen sah, so, als meinte er wirklich ernst, was er da gerade gesagt hatte.

Es war ja schon verwunderlich genug, dass es ihn kümmerte, wenn die Hopper mich mobbten, schließlich hatten wir nie etwas miteinander zu tun gehabt, aber noch fragwürdiger war dieses eine, seltsame Wort, welches er benutzt hatte.

Iubitule.

Stammte wohl aus dem Rumänischen.

Bestimmt bedeutete es irgendetwas Perverses, so pervers, wie Mihai laut Kolja sein sollte.

Wieder musste ich an das Abschleppen denken.

Scheiße, was machte ich hier eigentlich?
 

"So, mein Gutster, hier hast du."

Ein wenig erleichtert war ich, als Jack mit den Getränken zurückkehrte, denn traute Zweisamkeit mit Mihai war mir nicht wirklich geheuer, wusste ich doch immer weniger, was ich von dem jungen Mann halten sollte, welcher seinen Kumpel anlächelnd nach dem Glas griff.

Einen blauen Drink konnte ich ausmachen.

Blau wie seine Eisvogelfedern.

Nun überkam mich kurz das Gefühl, auf Christophers Straßentag gelandet zu sein, denn Mihai wirkte in meinen Augen immer mehr so, als sei er von diesem Festival ausgerissen.

Ich beäugte ihn, wie er an seinem Strohhalm zu saugen begann.

Seine Piercings, seine vollen Lippen...klar, dass er jeden Kerl haben konnte, so wie er aussah.
 

"Du, Jaden, das klingt zwar jetzt bisschen scheiße und so, und auch aufdringlich, aber ich ich würde dir voll gerne dein erstes Mal machen...und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass du das auch willst, so wie du mich heute auf dem Hof angeguckt hast...und nun auch wieder."

Jetzt war's aber kurz vor nackig.

Bestimmt entglitten mir jegliche Gesichtszüge, denn Komplize Jack Riesenmatte fing an, lauthals zu lachen und sich auf die Schenkel zu klopfen.

Aber das war gerade absolut nebensächlich.
 

"Du willst...was?!", fuhr ich den Rumänen an, dessen geschminkte Augen sich dezent weiteten, jedoch so, dass ich es klar feststellen konnte. "W-wir kennen uns gar nicht und du willst...nee...und ich soll...nein!"

Woah, Jaden, deine Jungfräulichkeit verteidigst du heftig, bis aufs Blut.

Deinen Keuschheitsgürtel wird wohl niemals jemand durchdringen können, so bombenfest, wie der sitzt.

Krass, dass ich auf einmal so geschickt war, meinen Willen kundzutun, was mir in anderen Situationen nie gelungen wäre.

Doch so schlecht, wie mir gerade geworden war von der Mischung aus Bedrängung und Alkohol blieb mir gar nichts anderes übrig.

Der Typ musste irre geworden sein!

Ich würde mir nie von einem fast Fremden die Jungfräulichkeit stibitzen lassen, zumal ich an dem heutigen Abend überhaupt nicht darauf gefasst war!
 

"T-tut mir leid, ich wollt' dich nicht so anfahren", entschuldigte ich mich trotzdem, auch, um mein erregtes Gemüt etwas abzukühlen, denn manchmal kam man mit Diplomatie doch am weitesten.

"Mir tut's leid", wehrte mein Gegenüber jedoch ab, spielte mit der Zunge angespannt an seinem rechten Piercing. "War voll für'n Arsch, die Idee, ich dacht' ja nur, ich könnte dir 'ne Freude machen...weil Sex ja voll schön ist und so...ich dachte, du willst auch mal..."

Täuschten mich meine Ohren oder klang das wirklich total geknickt?

Aber wieso sollte Mihai traurig über meinen Korb sein?

Suchte er sich eben den nächsten Typen aus - ich konnte eh nicht verstehen, wieso er es dermaßen auf mich abgesehen zu haben schien.

Poppte er am liebsten Jungfrauen?
 

Auch ich nagte nun an meiner Unterlippe, spielte mit Daumen und Zeigefinger an meinen Haaren, hatte aber das Gefühl, als müsse ich nun sehr dringend die Toilette aufsuchen.

Erstens, weil mir die Situation verdammt auf den Magen schlug und zweitens, weil ich Mihais Nähe erst mal nicht mehr ertragen wollte und konnte.

Kleinlaut entschuldigte ich mich und drängte mich durch die Menschenansammlung, die dem Konzert beiwohnten zu dem Ort, wo ich für einen Moment lang allein sein konnte.

Zum Nachdenken.
 

*****
 

Also eigentlich bekommt man ja nicht alle Tage so ein Angebot.

Vielleicht hätte ich...nein, das ist absolut absurd, ich konnte heute einfach nicht...und morgen auch nicht...aber eher morgen als heute!

Und dann auch noch mit Mihai, der mich nicht liebte und den ich lediglich als ziemlich attraktiv einschätzte.

Hallo, ich und ein Kerl?

Ich konnte ihm doch nicht meinen Arsch auf dem Silbertablett anbieten!

Das war absoluter Wahnsinn!

Nein, auf keinen Fall.

Und mit dieser Entscheidung ging es mir etwas besser.
 

Doch konnte ich es wirklich dabei belassen?

Ich trat an den Spiegel heran, musterte den Jaden, welcher mir da entgegenschaute, noch immer ängstlich, wie ein aufgescheuchtes Reh.

Wie ein kleines Kind.

Herrgott, ich zählte achtzehn Lenze, war geistig nicht unbedingt zurückgeblieben und körperlich schon gar nicht.

Mit dreizehn bekam ich meinen ersten Samenerguss, mit fünfzehn fing ich an, beinahe täglich zu wichsen und heute stand ich hier und hatte eine panische Angst vor dieser großen, unbekannten Sache, die sich Geschlechtsverkehr schimpfte.

Mit einer handvoll Wasser versuchte ich, meinen Verstand wiederzuerlangen.

Ich war so kurz vor dem Ziel.

Hätte ich gewollt, hätte ich Mihai einfach Bescheid sagen können und vielleicht wäre nun schon alles überstanden.

Doch ging es darum, es zu überstehen?

Mihai meinte doch, es mache so viel Spaß?

Und er musste es wissen.

Vielleicht sollte ich doch...
 

"Na, Sportsfreund, so alleine? Ist dein Mihai schon mit Jack abgezogen, oder musst du deinen Tampon wechseln?"

Wenn man ihn nicht brauchte, war er immer für einen da.

Kolja.

Und eine gute Laune besaß er, schon allein deswegen hätte ich ihn am liebsten kalt gemacht.

"Du bist so witzig", grummelte ich nur vor mich hin, während ich mein Gesicht mit einem dieser ekligen Papierhandtücher abtrocknete, die einen an Schulklos erinnerten. "Schön wär's, wenn der Typ die Fliege machen würde."

"Wieso? Du warst doch erst so angetan von ihm."

Dieses verdammte Biest.

Nun befand es sich direkt hinter mir, linste über meine Schulter, um mein schäbiges Antlitz zu begutachten.

Kurz schwieg ich, aber da ja nun eh schon fast alles im Arsch war, machte auch jene Frage den Kohl nicht mehr fett.

"Du weißt ja bestimmt auch schon, dass ich noch Jungfrau bin. Wenn nicht, weißt du's jetzt. Aber was ich fragen wollte..."

"What? Jungfrau? Heiliger..."

Das war so klar.

Doch ich ignorierte seine Reaktion beflissen, redete anstelle unbeirrt weiter.

"Ist Sex scheiße oder komisch oder...wie ist das?"

"Willst' den Mihai poppen oder was?"

"Och, sag bitte und lass den Typen aus dem Spiel..."
 

Letztlich konnte ich wahrlich nur spärliche Informationen aus Kolja hinauslocken.

Er war einer der wenigen Jungs, die sich etwas pikierten, sich über die angeblich schönste Nebensache der Welt auszulassen, deshalb gestaltete sich die Angelegenheit ziemlich schwierig.

Und auch wenn ich nun wusste, dass Sex wohl was Feines war, so überzeugte mich dieses Argument für das erste Mal eher nicht.

Dagegen sprach viel mehr.
 

"Na ja, dann viel Spaß mit deinem Toastbrot, ein guter Fang wird er schon sein, denn dumm fickt ja bekanntlich gut. Es ist halt nur eklig zu wissen, dass er schon in jedem..."

"Ja ja, erspar' mir die Details, ich weiß schon."

Glücklicherweise verlangten Koljas Bandkollegen nach seinem Typ und ich war wieder auf mich alleingestellt.

Doch nicht für lange, das wusste ich, würde ich jetzt wieder da raus gehen müssen und mich Mihai stellen.

Ich konnte ja schlecht hier drin auf meinen elenden Tod als alte Jungfer warten.
 

*****
 

"Da bist du ja wieder."

Ich hatte gehofft, mir Mihai noch ein wenig länger vom Hals halten zu können - wenigstens war sein mich eh nicht für voll nehmendes Anhängsel weit und breit nirgends zu sehen - aber nein, da kam er mir schon entgegen mit bestimmten Schritten.

Als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen, lächelte er mich total lieb an und zog mich völlig unerwartet in eine Umarmung, vor allen Leuten!

Mitten auf der Tanzfläche, wo man alle Millisekunden von irgendwelchen Betrunkenen angerempelt wurde.
 

Oh, er war so warm, er fühlte sich gut an und er duftete gut, trotz Alk und Zigaretten.

Seine Hände umfingen meinen Rücken mühelos und drückten mich ganz fest an seine Brust.

Seine Wange hatte er an die meine gepresst, sodass er mühelos in mein Ohr zu flüstern vermochte.

"Ma rog ca nimic si nimeni de pe lumea asta sa nu-ti fringa vreodata aripile, ingerul meu."

Ich löste mich wieder ein Stück von ihm, schaute ihm fragend in die Augen.

Mihai jedoch setzte nicht zu einer Übersetzung seiner Worte an, er legte nur den Kopf schief und schmunzelte mich an, als wäre ich ein kleines, unbeholfenes Kind.

Ja, irgendwie fühlte ich mich in seiner Anwesenheit auch genauso.

Mihai wirkte so viel erwachsener als meine Wenigkeit, so reif und selbstbewusst, strahlte zudem dieses Beschützende aus, welches man eigentlich nur von Filmhelden kannte.

Und ich mochte das alles.

Sehr sogar.
 

"D-du..? Ich...na gut, ich...geh mit dir mit..."

Um mir diese Worte zu entringen, musste mich der Teufel persönlich geritten haben.

Beinahe erschrocken über mich selbst schaute ich Mihai an, die Gewissheit, dass meine Entscheidung mit der Zusage nun endgültig war, brannte in meiner Brust, doch die anfängliche Angst war nun der blanken Nervosität gewichen gemixt mit einem Anflug Neugierde auf das mir Bevorstehende.

Wenn ich Mihai so musterte und seine Hände spürte, seinen warmen Blick einfing, dann beruhigte mich das.

Wusste mein Herz, dass ich dem Rumänen vertrauen konnte, obwohl ich heute zum ersten Mal mit ihm sprach?

Trotz Koljas Warnungen?

Nein.

Ja.

Ich musste diese Erfahrung machen.

Mehr als scheiße werden konnte es schließlich nicht.

Oder einen Auslacher zu kassieren, weil mein Körper dick und hässlich war und ich absolut hilflos auf dem Bett liegen würde, weil ich keinen Plan hatte, was ich tun sollte?

Was hatte ich schon zu verlieren außer meiner heiligen Jungfräulichkeit?

Die Frage war ja: Würde ich sie vermissen?
 

"Das ist schön, Jaden. Ganz doll schön. Ich freu' mich."

Das war ehrlich.

Noch einmal schlang er seine Arme um meine Hüften und seine weichen Lippen konnte ich auf meiner glühenden Wange spüren.

Er war so unheimlich lieb und ich mutmaßte, er würde genauso zärtlich mit mir umgehen, wenn ich mich in seine Hände gab.

"Komm", forderte er mich nun schon auf, wollte nach meiner Hand greifen, während er seinen Blick durch die Menschenmenge schweifen ließ, so als halte er nach jemandem Ausschau.

Natürlich, Jack drängte sich daraufhin an einem Typen vorbei, der breiter noch als hoch war, kam neben dem Rumänen zum Stehen, musterte mich prüfend um dann fast schon fies anzufangen zu grinsen.

Mal wieder.

Mihai raunte seinem Kumpel irgendetwas zu, was wie 'er will' klang, doch genau konnte ich das nicht sagen, war es deutlich zu laut und ich war froh, endlich hier raus zu kommen, aus diesem Krach, der sich nicht zurecht Musik nennen ließ.

Jack schien den Mund nun noch breiter zu ziehen, guckte mich an, als hätte ich mich ihm gerade versprochen und nicht Mihai.

Der spinnte doch.

Merkwürdig war die ganze Sache sowieso...
 

Unruhig zupfte ich an Mihais engem Shirt, als dieser Unsympath, den ich nicht einzuordnen wusste, den Rücken gekehrt hatte.

"Sagt Jack denn gar nichts dazu, dass du mich mitnehmen wirst? Ich dachte, er ist dein..."

"Mach dir keine Gedanken", lachte Mihai aber nur unerwarteter Weise auf, legte die Hand um meine Schultern und führte mich langsam nach draußen. "Jack ist nur mein Spielgefährte. Du weißt, wie ich das meine."

Komische Sitten schienen in homosexuellen Kreisen zu herrschen.

Sehr komische.

Das wollte ich niemals mitmachen, das schwor ich mir.

Egal, ob ich nun wirklich etwas schwul angehaucht sein sollte.

Der erste Stock

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Brief

Freitagnacht war eine schwierige Nacht für mich und meinen Kopf.

Obwohl mich mein kuscheliges Bettchen wiederhatte und mich die Zudecke mit den eigentlich recht peinlichen Kindermotiven ebenso warm umfing wie Mihais Körper, fand ich einfach keinen Schlaf.

Die Uhr schlug schon zwei, als ich auf die Lichttaste meines Funkweckers drückte.
 

Es war anders.

Alles war dermaßen anders, dass es schmerzte.

Die Eindrücke, die ich an diesem Abend gesammelt hatten, hielten mich wach, gönnten meinem Hirn keine ruhige Minute mehr.

Es war zu viel, um es einfach so verarbeiten zu können.

Es war befremdlich, nun wieder in meinem Bett zu liegen, als sei nichts geschehen.

In meinem Kinderzimmer.

Eine neue Phase meines Lebens war angebrochen.

Es hätte mich nicht gewundert, wenn meine Beine pink und mein Schwanz gelb geworden wären.

Ja, ich gab zu, ich hatte nachgesehen, als ich mich zum Schlafen auszog.

Doch da war nichts.

Nichts Körperliches.

Hier drin war lediglich etwas geschehen.
 

*****
 

Den Samstag verbrachte ich größtenteils allein in meinem Zimmer mit meinen CDs und Computerspielen, die mich für ein paar Stunden abzulenken wussten.

Erst Sonntag Morgen gesellte ich mich zu meiner Mutter an den Frühstückstisch, die nun endlich ihre Standpauke loswerden konnte, wenn auch in geminderter Form, denn ich wusste, dass sie nie nachtragend sein konnte und ihr einziges Kind über alles liebte.

Nur war sie heute doch ein wenig zu besorgt, so, als habe sie gewittert, dass die vorletzte Nacht eine besondere für mich und mein Seelenleben darstellte.

Vielleicht lag es auch daran, dass ich gestern für nichts und niemanden ansprechbar war und wie in meiner ganz eigenen Welt zu leben schien.

Und Mum dachte sich ihren Teil...
 

"Du hast wirklich keine Drogen genommen?"

"Nein, Mama. Nur ein paar Cocktails getrunken."

"Ach", machte sie nur, während sie in ihrem Küchenschrank wühlte, in dem sie wirklich alles aufbewahrte.

Von Arznei, die da eigentlich gar nichts zu suchen hatte bis hin zu den üblichen Tassen und Tellern, von denen sie sich ihre liebsten Griff und sich wieder mir gegenüber setzte.

Skeptische Blicke trafen erst ihr Brötchen, dann mein Gesicht.

Meinte sie, sie könne es aus ihm herauslesen wie aus einem offenen Buch, sollte ich lügen?

Theoretisch hätte sie mich längst so gut kennen müssen, dass sie wusste, dass mir Schwindeleien mehr schmerzten als ihr und dass mich mein Gewissen innerlich auffressen konnte.
 

"Warst du wieder mit diesem...Rockertypen unterwegs? Dem Russen?"

"Kolja meinst du. Der hat einen Namen, Mama!"

Alter Falter.

Mama ordnete stets und ständig jeden Menschen nach seinem ursprünglichen Herkunftsland ein, und das, obwohl Kolja hier in Deutschland geboren und lediglich seine Eltern aus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland ausgewandert waren.

Nein, er war 'der Russe'.

Und ich wusste genau, dass Mum dies nicht freundlich meinte.

Russen saufen Wodka wie Löcher, so war ihre Meinung, von der sie felsenfest überzeugt war und von der sie nichts und niemand abbringen konnte.

Dabei trank Kolja nicht mehr als alle anderen auch, die in meine Klasse gingen.

Und außer seinem recht gefährlich aussehendem Haarschnitt deutete nichts darauf hin, dass er irgendwie gemein sein könnte.

War er auch nicht.

Im Gegenteil.

Nur, dass er Mihai 'Toastbrot' getauft hatte, das würde ich ihm ewig verübeln.

Der junge Mann besaß schließlich andere Vorzüge...ganz andere...
 

Mama seufzte, bestrich ihr Brot fett mit Marmelade, was sie, wenn sie nachher auf die Waage stieg, sicher bereuen würde.

"Und da warst du in diesem Club...na ja, du weißt, was ich davon halte. Ich hoffe ja, dass du dich nicht mit irgendwelchen zwielichtigen Gestalten abgibst oder verleiten lässt, Junge."

Oh, Kolja war also noch nicht zwielichtig genug ihrer Meinung nach.

Was sollte denn schlimmer sein als ein Russe?
 

"Wieso suchst du dir denn nicht mal eine nette Freundin? Da gibt's doch bestimmt eine auf deiner Schule, die dir gefällt, oder?"

Sie redete noch weiter, aber schon nach diesen zwei tollen Fragen schrillten in meinem Kopf die Alarmglocken und beinahe hätte es einen Wasserfall aus purem Kakao von Mund zu Teller gegeben.

Oh, da glühte die Birne lichterloh.

Freundin?

Ich wusste, dass diese Frage irgendwann einmal kommen musste, wunderte sich Mama doch eh schon, dass ich noch nie von einem Mädchen gesprochen hatte, in den ganzen Jahren, in denen ich mich als geschlechtsreif bezeichnen durfte.

Vor einiger Zeit schon hatte sie mal so etwas angedeutet, von wegen, dass ich nicht mal wüsste, dass ein weibliches Geschlecht exisitere.

Und schon da befürchtete ich, dass Mama denken könnte, ich sei eher an Jungs interessiert...ähm, ja.
 

"Ne ja, eigentlich ist da niemand...so wirklich...ich..ähm..."

Boah, ich hasste mein Sprachorgan!

Meine Stimmbänder, meine Stimmlippen, den Kehlkopf und wie sie alle hießen, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass ich ordentliche Sätze bilden konnte und das in einem ordentlichen deutsch.

Aber das war wohl zu viel verlangt.

Bei diesem Thema stand mir das Wasser bis zum Halse und leider war Mum nicht dumm wie Stroh, sodass sie sicher bald von meiner ersten Nacht erfahren würde.

Die ich mit einem Jungen erlebte.

Und dann auch noch mit einem -
 

"Oh, es läutet..."

Gott sei Dank, der Retter in der Not.

Länger hätte ich diese peinliche Befragung unmöglich ausgehalten.

Mama sollte nie wieder darauf zu sprechen kommen, am besten generell nie wieder irgendwelche Fragen zu meinem Leben stellen, denn es war eindeutig -
 

"Was ist?"

Mama guckte, als ob sie einen Drohbrief erhalten hatte, mit zusammengezogenen Augenbrauen und erstarrten Gliedern.

Tatsächlich.

In ihren Händen befand sich ein weißes Etwas, das die Form eines Briefes besaß.

Komisch, denn dann musste ja derjenige, der uns eine Nachricht überbringen wollte, sich gleich verflüchtigt haben, nachdem er die Klingel betätigt hatte.
 

"Das ist ja seltsam...da steht dein Name drauf und irgendwas auf...türkisch..."

Sie hielt inne, schenkte mir einen Blick, der mich wohl tot umfallen lassen sollte.

"Gibst du dich jetzt auch noch mit einem Türken ab? Und wieso schreibt er dir einen Brief im Zeitalter von Internet und Handy? Bei jungen Leuten ist das doch gar nicht mehr aktuell!"

Türkisch?

Nein.

Gott.

Obwohl Mama schimpte wie ein Rohrspatz, blendete ich sie für einen Moment einfach aus und spürte nur noch, wie mein Herz schneller zu schlagen begann.

Der Brief konnte nur von einem sein.

Und er war garantiert nicht von einem Türken, sondern von einem Rumänen, den ich selbst manchmal in diese Schublade steckte, weil es so attraktiv und rassig klang, dieses Wort.

Weil es zu ihm passte.

Oh, scheiße.

Doch wieso um alles in der Welt sollte er mir einen Brief schreiben?

Wir würden uns doch morgen in der Schule wiedersehen - worauf ich mich einerseits zum Kaputtgehen freute, andererseits jedoch Bauchschmerzen bekam.

Sehr mysteriös.
 

Zögerlich erhob ich mich von meinem Stuhl, griff mit unruhigen Händen nach dem Brief und nahm ihn an mich, nicht, dass Mama noch auf die Idee gekommen wäre, in ihrer Rage den Umschlag aufzureißen und zu lesen, was darin stand!

Ich wäre auf den Friedhof gekommen, ganz sicher.

Das war spätestens dann klar, als ich ungestört in meinem Zimmer die mit recht liederlicher Handschrift verfassten Zeilen laß.
 

Dragului meu Jaden,

wie du vielleicht weißt, bin ich nicht so gut im Schreiben. Eigentlich hasse ich es, aber heute muss es einmal sein, weil es Dinge gibt, die man leichter zu Papier bringen kann als jemandem ins Gesicht zu sagen.
 

Jaden, unsere gemeinsame Nacht...ich weiß nicht, wie du darüber denkst, ob es dir gefallen hat mit mir oder nicht, keine Ahnung. Aber ich wollte dir sagen, dass es für mich was ganz Besonderes war mit dir. Nicht so ein stinknormaler One Night Stand wie mit anderen Männern. Es war ganz, ganz doll schön und ich habe so eine Bombenlaune schon das ganze Wochenende. Weil ich mir das mit dir schon sehr lange gewünscht habe, mich aber nicht traute, dich einfach mal anzusprechen. Ich dachte ja, dass du Mädchen magst und dass du mich sowieso nicht leiden kannst, weil ich so schlechte Zensuren schreibe. Aber dann habe ich gemerkt, wie du mich auf dem Hof angeguckt hast und da ich dann schon wusste, dass du noch keinen Sex hattest, musste ich einfach einen Schritt wagen.

Und es hat sich so verdammt gelohnt.
 

Na ja, ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich dich ganz doll lieb habe, schon für eine sehr lange Zeit und dass ich gerne öfter mit dir zusammen wäre. Ich hab' dich so gerne Jaden, der Jack ist schon ganz sauer wegen dir, weil er das auch alles weiß, was ich für dich empfinde.
 

Ich merke schon, auch schriftlich ist die ganze Sache ziemlich schwer, vielleicht, weil ich mich generell nicht so gut in Worte fassen kann. Aber irgendwie glaube ich auch, dass mich meine Taten am Freitag dir schon zu verstehen gegeben haben, was ich sagen wollte. Denn ich konnte es nicht länger verbergen. Nicht, wenn ich dir ohne den Schutz meiner Sonnenbrille in die Augen schauen musste.

Manchmal sagt man eben mehr als tausend Worte, wenn man seine Klappe hält.
 

Ich hoffe jetzt einfach mal, dass ich dich nicht vollkommen vergrault habe mit dem doch recht kitschigen Brief (der kein Liebesbrief ist, das klingt albern!) und dass du mich vielleicht auch ein kleines bisschen lieb hast.

Muss ja nicht viel sein, aber so, dass wir mal wieder kuscheln könnten oder so. Oder was unternehmen.
 

Te iubesc, iubitule.

Te iubesc mai mult decat pot exprima in cuvinte.
 

Mihai
 

P.S.: Auf rumänisch kann ich es irgendwie besser sagen, da klingt es nicht so krass und peinlich.
 

~
 

"Junge, jetzt schwindel mich nicht an! Du hast was genommen, das ist eindeutig!"

Ich erschrak nicht einmal mehr vor der Stimme meiner ziemlich aufgebracht klingenden Mutter, die sich wohl unbemerkt und vor allen Dingen ungefragt in meine heiligen Hallen geschlichen hatte.

Da lag ich nun auf meinem Bett, an die weiße Decke mein Kopfkino projizierend und es hätte mich keineswegs gewundert, wenn meine Augen zu großen, roten Herzen mutiert wären.

Es stimmte.

Ich war high.

Schuld waren die verdammten Glückshormone, die mein Hirn in Strömen durch mich fließen ließ, bis ich schon fast besinnungslos wurde.
 

"Ich hab' nichts genommen, Mum...ich wurde genommen...ich..."

Ja, auch das Gefühl der Scham hatten die fleißigen Hormone betäubt.

Sollte sie es nun durch meine berühmte Unfähigkeit, zu lügen, herausfinden, dass ich eines schönen Abends gelocht wurde, würde ich mich zwar nach meinem Rausch in Grund und Boden schämen, jetzt aber ging mir das alles am Arsch vorbei.

Mihai wollte mich - auch wenn ich die Gründe dafür wohl nie nachvollziehen könnte.

War ja fast so wie bei der Schönen und dem Biest.

Absolut suspekt, wieso ein dermaßen attraktiver Mann auf einen beinahe unterdurschnittlichen Typen wie mich abfahren konnte.

Aber es war ja nur zu meinem Vorteil, dass Mihai irgendjemand ins Gehirn geschissen hatte.

Ich durfte es nicht weiter hinterfragen, ich wollte auch gar nicht, wollte einfach nur, dass dieser Junge jetzt gleich neben mir liegen würde und ich ihn auffressen könnte, weil ich seine Gefühle so krass erwiderte.

Doch erst morgen würde ich ihn wiedersehen können.

Ich würde sicher sterben bis dahin.
 

Brauch Drooogen.
 

Ein wenig froh war ich jedenfalls, dass Mama wohl nicht gecheckt hatte, was mich hier wie abgeknallt auf der Matratze liegen ließ.

Sicher fragte sie sich, wie man ihren geliebten Sohn oral oder durch die Venen einnehmen konnte, aber das war ihr Problem.

Ich hatte für ein paar Stunden meinen Seelenfrieden erlangt.

Ich wollte zu Mihai gehen und ihm sagen, dass es mir ein inneres Blumenpflücken wäre, mit ihm zu kuscheln oder sonstwas zu treiben.

Es war schon ziemlich affig, dass ich deswegen wieder nicht einpennen konnte wie ein kleines Kind, welches in der Nacht zum 24. Dezember rätselte, was es wohl unter dem Gabenbaum vorfinden würde.

Ich wusste schließlich, was ich bekam.

Trotzdem bekam ich kein Auge zu und pflückte schon einmal im Vorraus innerlich Blumen, als die Uhr endlich fünfe Schlug und ich mir ausrechnete, dass ich in drei Stunden im Klassenraum sitzen würde.

Noch nie hatte ich mich so auf den Unterricht gefreut.

Ich war krank.

Krank aber glücklich.

Und müde.

Doch irgendwie platzte ich fast vor Anspannung.
 

Brauch Drooogen.
 

*****
 

Der Schulhof.

Ein schönes Fleckchen Erde, wenn man Sonne im Herzen und Glück in der Seele trug.

Und besonders, wenn man auf einen ganz besonderen Menschen wartete, der auch kurz vor Unterrichtsbeginn noch nicht eingetroffen war, was man von meinen speziellen Freunden, nämlich der Hopperclique, nicht behaupten konnte.

Aufgeregt von einem Bein auf das andere tänzelnd hielt ich mich nahe der Mauer auf, Christian argwöhnisch beobachtend und versuchend, die Angst vor ihm zu ignorieren, denn erstens wollte ich mir heute von nichts und niemandem die gute Laune verderben lassen und zweitens gab es überhaupt keinen Grund mehr, 'Like a Virgin' in meiner Gegenwart zu singen.

Doch konnten sie das riechen?

Leider nicht.

Sie hatten mich natürlich wieder entdeckt und rückten an, die ganze Meute.

Ich konnte es ihnen auch nicht stecken, das würde mir nie im Leben über die Lippen kommen.

Mit stolzgeschwellter Brust zu verkünden: Ich bin keine Jungfrau mehr, seht mich an, seht mich an!
 

Und da begann das große Zittern auch schon, während ich mich ein letztes Mal umschaute, ob Mihai denn nicht irgendwo zu entdecken wäre.

Doch keine Spur von ihm.

Nichtmal Jacks Riesenperücke ragte hinter irgendeinem Busch hervor.

Scheiße.
 

"Lirum larum Löffelstiel, wer keine abkriegt, wichst sehr viel."

Chris schlich grinsend um mich herum.

Ganz klein fühlte ich mich wieder, und mutterseelenallein.

"Na, was macht die Pornosammlung, Weichei? Schön geguckt am Wochenende, ja?"

Ich hasste, wie sie lachten.

Ihre Stimmen, ihre Gesichtszüge, ihre Klamotten.

Ihre ganze ekelhafte Art.

Darauf hoffend, dass sie endlich aufhören würden, starrte ich den Boden an, wagte es kaum mehr, zu atmen

Totstellen am besten.
 

"Wieso fragst du eigentlich nichtmal den Mihai, ob er dich poppen möchte? Der knallt doch eh jedes Arschloch, egal, wie hässlich es ist."

"Schon geschehen."

Huch?

Die Stimme kannte ich doch - und vor allen Dingen mochte ich sie.

Sehr gern sogar.

Obwohl die Typen noch immer um mich kreisten wie die Aasgeier, wagte ich es, einen kurzen Blick hinter mich zu werfen, um einen langersehnten Glücksschauer durch mich fahren zu spüren.

Ich sah in ein dunkelbraunes, beinahe schwarzes Augenpaar, welches mich förmlich anzulächeln schien.

Mihai.

Jetzt brauchte ich keine Angst mehr zu haben, das wusste ich.
 

Schützend, fast wie ein großer Bruder, legte er seine Hand auf meine Schulter, streichte mir wie einem Kätzchen über den Kopf und sorgte dafür, dass die Wahrheit über mich und mein Sexualleben endlich ans Licht kam.

"Freitag Nacht hab' ich Jaden geknallt, mit ganz viel Liebe. Und er war der absolute Hammer! Von so einem Typen werdet ihr immer nur träumen können, denn mit Frauen könnt ihr das nicht erleben. Nur ein Mann weiß, was ein Mann wirklich will und wir wissen, dass wir uns wollen. Nicht, Jaden?"

Triumphierend nickte ich.

Meine Fresse, Mihai war absolut genial.

Schließlich sorgte er dafür, dass Chris und Kumpanen abzogen, ganz ohne Schwulenwitze und -beschimpfungen, die sie nun sicher hinter vorgehaltener Hand loswurden, weil sie im Grunde viel zu feige waren, um sich mit so einem Mann wie Mihai anzulegen.

Und wer Schwächere mobbt, ist eh ein Schlappschwanz.
 

"Und, wie war ich?", grinste Mihai mich erwartungsvoll an, seine Hand noch immer auf meiner Schulter.

"Gut. Nein, klasse!", erwiderte ich und konnte es mir beim besten Willen nicht verkneifen, die Zweideutigkeit in dieser Frage in Betracht zu ziehen, auch wenn es vielleicht nicht auf diese verruchte Art und Weise bei mir ankommen sollte. "Denen hast du's gezeigt. Danke!"

Er seufzte, ich seufzte.

Irgendwie mussten wir doch nun auf uns zu sprechen kommen, auf den Brief, darauf, dass wir uns auffressen könnten vor Freude, dass wir uns gefunden haben.

Und da Mihai nichts mehr sagte und nur noch stumm hinter mir stand, musste ich dieses Mal den ersten Schritt tätigen.

Schließlich war Mihai am Freitag derjenige gewesen, der gehandelt hatte.
 

"Ich...ich hab' deinen Brief bekommen."

Jaden, du verhurte Erdbeere - ein Insider mit mir selbst, der mir einmal vor gar nicht allzu langer Zeit während meiner fünf Minuten eingekommen war - jetzt leier' hier keinen sachlichen Text hinunter, das hier hat was mit den peinlichen Gefühlen zu tun, von denen deine Mutter nichts wissen darf und die ich eigentlich für ein Mädchen empfinden sollte.

Also, am Riemen reißen, bitte.

"...und...ich...bin fast geplatzt vor Freude, darüber, dass du mich auch magst! Ich hatt' schon Angst, dass ich nur einer von vielen war..oder so..."

"Naaa, mein Jaden ist doch der Mann! Iubitule meu!"

Aww, wie er seine Wange an meine drückte und mich an seine Brust zog, sodass ich fast wegen der Puddingknie die Ziegelmauer geküsst hätte anstatt ihn.

Aber dazu hielt er mich dann doch viel zu fest und ich konnte seinen schönen Duft erschnuppern.

Und seine Nähe machte mich endlich wieder richtig high.

Doch jetzt, wo das geklärt war, musste ich noch eine Frage loswerden, die mich schon seit Freitag beschäftigte.

"Du, was meinst du eigentlich immer mit diesen rumänischen Worten? Is' das was so Perverses, dass du es nicht auf deutsch ausdrücken kannst? Zum Beispiel dieses...iubu..."

"Iubitule. Mhh..."

Er brummte, so als ob er überlegte, ob er mich aufklären wollte oder nicht.

"Nee, pervers is' es nicht. Nur so...peinlich auf deutsch, weißt du?"

Nun wurde ich zunehmends ungeduldig.

Ich löste mich etwas aus der Umarmung, sodass ich Mihai Angesicht zu Angesicht stand.

"Und dieses...te iubesc...oder so, das heißt bestimmt 'du verhurte Erdbeere', stimmts?"

"Was?"

Nun lachte er lauthals los, verkniff es sich jedoch ganz eilig wieder, denn sonst wäre ich womöglich noch auf die Idee gekommen, er lache mich aus.

"Jaden."

Er platzierte seine Hände auf meinen Hüften, und es machte mich gleich noch higher.

Wie er mir in die Augen sah.

"Iubitule heißt soviel wie 'Baby' auf deutsch. Oder 'Liebling' oder 'Süßer' oder irgendsowas...und te iubesc bedeutet schlicht und ergreifend..."

Seine warmen Lippen näherten sich meinem Ohr, dann hauchte er es warm und zart hinein.

"...ich liebe dich."
 

Wäre ich aus Zucker gewesen, ich wäre wahrscheinlich zerrieselt und man müsste mich mit Schaufel und Besen vom Schulhof aufkehren.

Das war wirklich genauso wie in diesen kitschigen Hollywoodfilmen, bei denen die Klischeemädchen anfingen zu heulen, weil es ja 'sooo süß!' sei.

Doch wie es aussah, wurde ich langsam zum Mädchen.

Weil ich jetzt verstand, wie man bei Romeo und Julia quietschen konnte.
 

"Ich...ach manno...ich liebe dich auch. Ich sag's nur nicht gerne..."

Meine arme Birne glühte licherloh wie eh und je und ich schämte mich doch wirklich für die Wahrheit.

Wie es schien, war diese in jeder Lebenslage etwas unangenehm.

"Ich sag's auch nicht gerne", grinste da aber glücklicherweise Mihai nah an meinen Lippen, auf die er Sekunden später schon einen Mini-Kuss gedrückt hatte. "Deswegen red' ich oft in rumänisch, weil das keiner versteht."

"Ich versteh dich jetzt aber ganz genau!", drohte ich, den Zeigefinger wie eine Waffe gehoben.

Doch eigentlich hieß es doch 'make love and not war', also wollte ich heute einmal den Hippie geben und ganz viel Liebe machen.

Mit dem Mann, der heute wieder seine wundervollen blauen Federn in den gedehnten Ohrlöchern trug.

Apropos...
 

"Nur eine Sache will ich noch wissen", setzte ich an. "Was heißt 'Eisvogel' auf rumänisch?"

Mihai verzog die Augenbrauen ganz seltsam, musterte mich so, als überlegte er, ob diese Frage wirklich ernst gemeint war.

"Pescăruş. Wieso?"
 

Und die Federn wiegten sich im sanften Herbstwind, so, als nickten sie mir zu.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  -Ly-
2012-08-11T21:39:28+00:00 11.08.2012 23:39
Hallöchen,


Der erste Satz liest sich im Vergleich zum Rest arg komisch, weil du die Personen wechselst. Kann sein, dass nur ich das so empfinde. Dann ignorier es einfach :)

„Ich wollte kein Mister Rainbow sein“ -> awwww, ist das niedlich. Mir kam da gerade ein Chibi Jaden in den Kopf, der wie ein Kleinkind die Arme vor der Brust verschränkt… hihi

Mir gefällt Teufelchen Mihai und Alkohol als Exorzismus. Wirklich sehr gut geschrieben. Gefällt mir richtig gut.

„Leichter abschleppen?
Hallöchen, hier wird gar nichts abgeschleppt, schließlich hatte ich weder einen Motor, noch ein Lenkrad und schon gar nicht machte ich Brumm, brumm!
Einfach nur genial! Ich kugel mich weg vor Lachen :D

„Ich schluckte, ohne eine Miene zu verziehen, sah zu der kleinen Bühne hinauf, auf der die Band gerade anfing zu spielen.“
Dieser Satz hört sich unvollständig an, als würde noch etwas kommen. Das umgeht man mit einem einfachen „und sah zu der kleinen Bühne hinauf…“

„Gutster“? Soll das Guter heißen?

"Du, Jaden, das klingt zwar jetzt bisschen scheiße und so, und auch aufdringlich, aber ich ich würde dir voll gerne dein erstes Mal machen…
Das Ich wiederholt sich. Wenn er stottert muss ein Komma dazwischen, wenn es unabsichtlich war muss ein ich weg.

„Beinahe erschrocken über mich selbst schaute ich Mihai an, die Gewissheit, dass meine Entscheidung mit der Zusage nun endgültig war, brannte in meiner Brust, doch die anfängliche Angst war nun der blanken Nervosität gewichen gemixt mit einem Anflug Neugierde auf das mir Bevorstehende.“
Ein Schachtelsatz. Eigentlich mag ich sowas, aber ich hab ihn drei mal gelesen und bin immer wieder gestolpert, bei dem ‚brannte in meiner Brust. Da der Sinn klar ist, würde ich nach dem ersten Satz einen Punkt machen. Dann ist’s glaub ich einfacher zu lesen.

„Egal, ob ich nun wirklich etwas schwul angehaucht sein sollte.“
Wenn du das mit einem ‚oder nicht‘ abschließen würdest, wäre es perfekt.

Das Kapitel ist klasse, auch wenn ich mich frage, was genau das Wort Iubitule und der Satz heißt :-) ich bin doch so neugierig.
Nun stellst du mich zumindest auf eine harte Probe. Ich mag die Geschichte wirklich und denke, ich werde mich an das Adult Kapitel wagen.
Super geschrieben! Ich finde Jaden wirklich sehr süß und Mihai unglaublich cool und stumpf. Das hat mir tatsächlich ein paar Lacher entlockt.

-Ly-
✖✐✖

Von:  -Ly-
2012-08-01T11:00:43+00:00 01.08.2012 13:00
Hallöchen,

erst einmal muss ich etwas los werden: WOW!
Dieser Prolog hat mich echt überrascht, überzeugt...wie man es auch immer sehen will.
Eigentlich mag ich die Ich-Perspektive nicht. Aber als inneren Monolog ist sie nun einmal unabdingbar. Dennoch hast du es gut gemeistert. Es wurde kein bisschen langweilig, da nicht nur 'ich...ich...ich' kam. Respekt.

Desweiteren finde ich deine Schreibweise wirklich toll. Das Einzige, was mich hierran etwas stört, ist der Absatz nach jedem Satz. Auch wenn es in diesem Prolog noch annehmbar ist. Dennoch ist es eigentlich nicht gut, da es keine Sinnabschnitte gibt.

Als Teenie kennt man diese Probleme. Beim Lesen fühlt man sich angesprochen und schmunzelt, weil man es sicher schonmal selbst miterlebt hat. Das ist dir wirklich hervorragend gelungen. Ich werd weiter lesen, auch wenn Ich und Shonen-Ai eigentlich nicht meine Lesegebiete sind :D

Liebe Grüße,
-Ly-
✖✐✖
Von:  -Ly-
2012-08-01T10:55:17+00:00 01.08.2012 12:55
Hallöchen zum Zweiten,

auch hier muss ich sagen, dass mir deine Ausdrucksweise und dein Schreibstil wirklich sehr gefallen. Ich hatte Spaß daran, auch dieses Kapitel zu lesen. Dabei sind mir allerdings ein paar Kleinigkeiten aufgefallen, zu denen ich mir beim Lesen direkt Notizen gemacht habe.

Wird wohl mein Soundtrack werden.
Über diesen Satz bin ich gestolpert. Liegt wohl am ‚wird…werden‘. Ich kann nicht sagen, ob es falsch ist und andere auch stolpern. Mein Vorschlag der auch im Kontext passen würde:
[block]Sollte wohl mein neuer Soundtrack werden.[/block]

Sie kamen auf mich zu auf ihren imaginären Stöckelschuhen.
-> Zeichensetzung: Sie kamen auf mich zu , auf …

Und dass Mihai es stets unterließ, ein Buch aufzuschlagen und brav darin zu lernen, das wusste die gesamte Schülerschaft.
Ich würde das ‚das‘ nach dem Komma weg lassen. Liest sich flüssiger ;)

Deshalb wurde er in diesem Herbst auch schon 22 Jahre alt und ich fragte mich, ob er die Schule noch besuchen wollte, wenn bereits er Enkelkinder besaß.
Heißt es nicht ‚wenn ER BEREITS Enkelkinder besaß‘?

Aber es stand ihm einfach, und darum wusste er, so cool wie er sich stets verhielt.
Und darum wusste er was? In diesem Satz befindet sich ein Logikfehler.

Nur, weil ich in Gedanken war und zufällig Mihai dabei anglotzte, weil er peinlicherweise so etwas wie ein Vorbild für mich darstellte, machte mich noch lange nicht zum Gaylord!
Im letzten Satzteil fehlt ein ‚ich‘, oder?
[block]…machte ich mich noch lange nicht zum Gaylord![/block]

Wenn ich jemals überhaupt auf jemanden abfahren würde, dann wäre das Angelina Jolie oder irgendeine andere Person des schönen Geschlechts gewesen.
Hier würde ich das allerletzte ‚gewesen‘ einfach weglassen. Es ist eigentlich unnötig.

Alles in allem sieht es viel aus, ist es aber nicht. Wie gesagt, Kleinigkeiten, die die Qualität des Kapitels nicht beeinflussen.

Was mir sehr gefallen hat, waren die Ein-Wort-Sätze. So etwas liest man selten. Du hast es geschafft, sie in einen guten Kontext zu setzen, sodass sie nicht fehl am Platz wirkten. Super gemacht!

Das war‘s für dieses Kapitel von mir, ich freu mich auf die nächsten :)

Liebe Grüße,
-Ly-
✖✐✖

Von:  FrauGeneral
2012-07-07T12:40:33+00:00 07.07.2012 14:40
Hallo meine Liebe,

auch diese Story habe ich nun gelesen. Wenn ich nicht gerade in dem Wohnzimmer gesessen hätte sondern draussen im Regen hätte ich jetzt einen verdammt klebrigen Laptop: Zucker pur also..... Sollte es eine Fortsetzung geben, ich lese sie bestimmt gerne .
Auf bald
FrauG
Von:  Tales_
2011-12-30T10:47:31+00:00 30.12.2011 11:47
Huhu,
so ich bin wirklich begeistert von der Story ;)
War wirklich schön geschrieben!
Das Ende war echt Zucker ^^

Noch gefallen hätte mich die Reaktion von Kolja, aber gut ;)
Lg Shanti
Die Entgültige Entscheidung werd ich bald verkünden....
Von:  Tales_
2011-12-30T09:53:21+00:00 30.12.2011 10:53
Wieder ein tolles Kapi!
Du bringst die Gefühle wirklich sehr gut rüber.
Ich hab richtig mit Jaden mitgezittert vor Aufregung ;)
Klasse echt
Lg Shanti
Von:  Tales_
2011-12-29T20:13:37+00:00 29.12.2011 21:13
Huhu,
ich frage mich warum Mihai das macht?
Ich bin so neugierig, was bedeutet das Story eine gesunde Menge an Suchtfaktor enthält.
Ich liebe diese Story jetz schon ;)
Lg Shanti
Von:  Tales_
2011-12-29T15:20:25+00:00 29.12.2011 16:20
Huhu,
auch das erste Kapitel hat mir gut gefallen.
Konnte man auch wieder schön flüßig lesen :)

Gefällt mir sehr gut bisher ^^
lg Shanti
Von:  Tales_
2011-12-29T14:48:40+00:00 29.12.2011 15:48
Huhu,
vielen Dank für deine Teilnahme an meinen Wb!
Deine andere Story hab ich ja bereits schon gelesen und fand sie warhlich toll.

Nun zu dieser....
Ich fand den Prolog schon mal sehr vielversprechend!
Rechtschreibfehler konnte ich jetz auch keine entdecken ;)

Bin gespannt was du noch so alles geplannt hast
Lg Shanti
Von:  Black_Melody
2011-12-15T16:35:27+00:00 15.12.2011 17:35
So, ich habe meinen Account wieder und ja...
Endlich hat sich die Sache mit diesem verflixten Rumänisch geklärt. xD Ich hätte natürlich auch einfach Google fragen können, aber na gut...

Also. Für meine abschließende Bewertung wird es dann doch bald Zeit. Damn. Ich finde die Story ziemlich süß, auch wenn mich die Reaktion der Hoppergang ziemlich überrascht hat.
Was mich an diesem Kapitel gestört hat waren diese <i>...</i>. Ich nehme mal an, dass sollte kursiv werden, aber es irritiert. Und was habe ich mir noch aufgeschrieben... *Block auf Schoß heb*. Ach ja. Das Präteritum von streichen. Ich würde eher mit strich arbeiten. Das sagt zumindest Wiktionary dazu.

Das Lesefluss wurde die ganze Story über nie wesentlich gestört und man konnte sich eigentlich immer ganz gut mit Jaden identifizieren, man hat seine Gefühle gut beschrieben bekommen und konnte sich in Vieles hineindenken. Wobei ich persönlich kaum glaube, dass eine Mutter einfach so aufgibt. Und meine wüsste wahrscheinlich, was sich hinter dieser Formulierung verbirgt. :D
Die Umsetzung Thema Romantik... Ja. Alles in allem ebenfalls gut gelungen. Teilweise ging es sehr vom Thema aber auch ab, so wie eben die ersten beiden Kapitel. Besonders das letztes war aber niedlich.

Puh. Gut. Langer Kommentar. Am Ende frage ich mich aber doch noch, wie Kolja reagiert hat. Das wäre noch ganz spannend zu erfahren gewesen, aber sonst gibt es keine wesentlichen Kritikpunkte.^^

lG Hikari


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