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Coin [X-Men: First Class]

Partner-FF mit Danno ♥
von

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Die Münze.
 

Charles dachte oft an dieses kleine, scheibchenförmige Metall, welches Erik soviel Schmerz gebracht hatte.
 

Dieses kleine Stück Metall, in dass sich all der Zorn, die Wut und Rache manifestiert hatte.
 

Das kleine Stück Metall, das sich in Shaws Kopf gebohrt und ihn getötet hatte.
 

Das kleine Stück Metall, welches seinen besten Freund Erik Lensherr, in Magneto verwandelt hatte.
 

Es war ein schöner warmer Vormittag, als Charles durch die sonnendurchfluteten Flure rollte. Ein sanftes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, als er von draußen herzliches Lachen hörte.

Die Schüler spielten draußen, nachdem der Professor beschlossen hatte, das Training heute ausfallen zu lassen.

Heute war ein ganz besonderer Tag.

Charles beobachtete wie sie herumalberten, sein Herz ging auf, als sie Fangen spielten, sich im Gras umherrollten und einfach Kinder waren.
 

Ihm war bitter bewusst, dass seinen Schützlingen diese Chance, einfach Kinder zu sein, eine unbeschwerte, sorglose Zeit zu erleben, einfach viel zu früh genommen worden war.

Vielleicht hatte er auch einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen, doch umso glücklicher war er, dass er ihnen wenigstens ein paar Stunden davon schenken konnte.

Der Kies knirschte leise, als Charles sich vorsichtig über den Weg rollen ließ, nur ein kurzes Stück aus dem Haus hinaus, um den frischen Wind im dunklen Haar zu spüren.

Charles schloss entspannt die Augen, lauschte dem Vogelgezwitscher, dem platschendem Wasser im Brunnen, dem leise Rascheln der Bäume, dem entfernten Lachen seiner Schüler.
 

Ein metallisches Klacken.
 

Charles’ Lider öffneten sich abrupt.

Für einen Sekundenbruchteil flackerte die Münze vor seinem inneren Auge auf und automatisch streckte er seinen Geist aus.

Fast in einem Zug suchte er das gesamte Anwesen ab, doch alles vorauf er stieß, waren seine Schüler.

Sanft strich er über ihre Präsenz, ohne dass sie etwas davon mitbekamen und als er sich wieder zurückzog, fühlte er sich mit einem Mal so unglaublich leer.

Im selben Moment sprang die Sprinkleranlage an und versorgte den Rasen mit einem Nieselregen Wasser.

Der Professor atmete Seufzend aus.

Er schämte sich fast, was hatte er denn erwartet?

Doch diesen großen stechenden Schmerz in seiner Brust konnte er einfach nicht ignorieren.

Der Wind blies nun kalt über sein Gesicht, ließ ihn frösteln, das Vogelgezwitscher war verstummt, das leise Rascheln war zu einem Tosen geworden und das Lachen erreichte seine Ohren nicht mehr.
 

Charles kehrte ins Haus zurück, müde und ausgelaugt und das bereits so früh am Tag.

Er blieb eine Weile stehen, starrte auf seine bewegungslosen Beine, die in der weißen, weichen Baumwolldecke eingewickelt waren, nutzloser und unnötiger Ballast.

Wieder seufzte er schwer, fuhr den Flur entlang, der längst nicht mehr so sonnig wirkte.
 

Oft dachte er darüber nach, was passiert wäre, wenn Erik Shaw nicht getötet hätte, wenn Moira nicht geschossen oder die Kugel ihn nicht getroffen hätte.

Hätten sie sich dann einig werden können, Erik und er?

Sie hätten gemeinsam diese Schule leiten können, gemeinsam die jungen Mutanten auf einem rechten Pfad führen können…

Gemeinsam.

Dieses Wort schickte soviel Wärme in seine Gliedmaßen, gleichzeitig tat es einfach nur weh.

Doch dann schüttelte Charles langsam den Kopf.

Trauer erfüllte ihn und er beschloss, sich für den Rest des Tages in sein Büro zurückzuziehen.
 

Ein metallisches Klicken.
 

Charles zuckte zusammen, als die Tür hinter ihm sanft in ihr Schloss fiel.

Nur mühselig schaffte er es zu seinem Schreibtisch, der Weg schien so unendlich lang zu sein und dort angekommen, ordnete er dann resigniert den kleinen Stapel Papiere, den er seit gestern Abend hatte liegen lassen.

Der Tag, der so schön begonnen hatte, entwickelte sich zu einer Art Farce.

Er konnte nicht leugnen, dass er nicht oft an Erik zurückdachte, an ihre gemeinsame Zeit, die Anfänge dieser Schule…normalerweise schenkten ihm diese Erinnerungen ein kleines Lächeln.

Doch heute war es anders.

Es überraschte ihn nicht, dass er den Papierstapel, ohne ihn groß weiter betrachtet zu haben, wieder beiseite legte und sich nun an der gläsernen Vitrine wieder fand, wie hypnotisiert auf das kleine Stück Metall starrend, welches darin eingeschlossen war.

Vorsichtig öffnete er die Tür und mit geschickten Fingern nahm er das begehrte Stück an sich.
 

Die Münze.
 

Charles wog sie behutsam in seiner Hand, strich langsam über die feine Prägung, dort an dem Shaws Blut geklebt hatte.

Erik hatte sie einfach liegen lassen, sie war wertlos geworden, hatte ihren Zweck erfüllt und er hatte sie nicht mehr gebraucht.

Shawn gab es nicht mehr. Seine Rache war vollführt.

Doch der Schmerz, die Wut und der Zorn blieb. Denn Frieden war keine Option.
 

Vor einem Jahr, genau heute vor einem Jahr, hatte Erik ihn verlassen, ihn mit dieser Münze zurückgelassen.

Und egal wie sehr er versucht hatte seinen Freund zu finden, physisch sowie psychisch, seine Suche war erfolglos geblieben.

Es füllte Charles mit einer Ungewissheit, die ihn aufzufressen drohte.

Er konnte und wollte die Hoffnung nicht aufgeben, er wollte Erik nicht aufgeben.

Erik war sein Freund, sein gottverdammt bester Freund gewesen, man konnte von ihm nicht verlangen ihn zu vergessen, nicht bei dem, was sie durchgemacht hatten.

Er hatte Erik vertraut, Erik hatte ihm vertraut und es tat so weh, so unglaublich weh, wenn er an diesen Moment am Strand zurückdachte.

Den letzten Gemeinsamen.
 

Ich will dich an meiner Seite.
 

Charles’ Finger umschlossen die silberne Scheibe.

Sie drückte sich in seine Handfläche, bohrte sich durch seine Haut, doch er spürte den Schmerz nicht.

Erik hatte ihn bei sich gewollt und er hatte ihn von sich gestoßen.

Und nun war er fort. Fort.

Der Gedanke breitete sich in seinem Kopf aus, schwoll an, immer weiter, bis nichts anderes mehr Platz fand, als dieser unerträgliche Gedanke, dieses grausame Gefühl der Leere.

Seine Schläfen pochten, seine Augen brannten, bis sie eine einzelne salzige Träne freigaben, die langsam über sein Gesicht rollte.
 

//…Professor?//
 

Die Stimme holte ihn abrupt in die Gegenwart zurück und schnell wischte sich Charles über die Wange. Er war unachtsam gewesen und hatte seine Emotionen, wenn auch nur ein kleiner Teil davon, unabsichtlich projiziert.

Die Kinder mochten zu seinem Glück größtenteils außer Reichweite sein, doch er hatte die einzige Person vergessen, die wie er so gut wie nie das Haus verließ.
 

//Es ist alles in Ordnung, Hank. Mach dir um mich keine Sorgen.//
 

Mit knappen festen Worten hakte er die Sache ab und war froh, dem blauen Mutanten nicht von Angesicht zu Angesicht antworten zu müssen. Die mentale Verbindung verebbte, so schnell wie sie gekommen war und Charles fuhr sich mit der freien Hand über das Gesicht, die Andere hielt noch immer die Münze.

Vielleicht war es besser, wenn er doch an der frischen Luft blieb.
 

Zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag fuhr er den Flur entlang.

Mit jedem Mal schien er länger und länger zu werden, mit jedem Mal trister und grauer.

Er fühlte sich wie in einem Gefängnis.

Der Professor wusste nicht ob Gesellschaft in diesem Moment das Richtige war, oder einfach nur etwas kühlen Wind auf seinem Gesicht, den er vorhin noch so verschmäht hatte.

Doch er wusste, dass er nicht länger in diesem leeren Haus sitzen konnte. Wartend.

Wartend auf jemand, der vielleicht niemals kommen würde.

Nicht heute.
 

„Charles?“
 

Mit einem leisen Quietschen hielt der Rollstuhl abrupt an.

Charles’ Herz setzte zeitgleich zwei Schläge aus.

Diese Stimme, diese unendlich vertraute Stimme…
 

Er wagte kaum zu atmen und dann langsam, so unendlich langsam drehte er sich um.

Am anderen Ende des Flures strahlte ihm der magentafarbene Helm im Sonnenlicht entgegen.

Dort stand Magneto.
 

War dies Einbildung? Spielte er sich nun selbst einen Streich, eine Halluzination, die all seine Hoffnung und sein innerster Wunsch repräsentierten?

War er in der Lage sich selbst etwas vorzuspielen, ohne dass er merkte, dass dies nicht die Realität war?
 

Nein.
 

Das war Erik. Sein Erik.
 

Graue Augen blickten ihn nun an, geweitet, in Schock, ja fast schierer Panik, als konnten sie nicht begreifen, was sie vor sich sahen.
 

„Erik?“
 

Seine Stimme war kaum mehr ein Flüstern, leise Worte mit einem Lufthauch über seine Lippen getragen, trotzdem erreichten sie Eriks Ohren.

Doch er bewegte sich nicht vom Fleck, sondern starrte ihn weiter an, sein Gesicht von Furcht gezeichnet.

Und dann fiel es Charles wie Schuppen von den Augen.
 

Ich kann meine Beine nicht mehr spüren.
 

Er hatte es ihm nicht gesagt. Er hatte gewartet, bis er fort gegangen war.

Erik wusste nicht, was die Kugel angerichtet hatte.

Charles war wie versteinert, als Erik plötzlich auf ihn zukam.

Er wollte nicht, dass sein Freund ihn so sah, nicht in diesem Rollstuhl, querschnittsgelähmt, nie mehr fähig aufzustehen, nie mehr fähig zu laufen.
 

„Erik.“
 

Tränen kehrten in seine hellblauen Augen zurück, Charles hätte alles getan, um in Eriks Kopf einzutauchen, ihm etwas vorzugaukeln, ihm eine Halluzination zu geben, die keinen Rollstuhl beinhaltete, keinen Charles der den Rest seines Lebens daran gefesselt sein würde, nur um diesen Schmerz aus seinen grauen Augen verschwinden zu lassen.

Doch er konnte nicht.
 

Ein metallisches Scheppern.
 

Der magentafarbene Helm lag auf dem Flur und Erik fiel auf die Knie, direkt vor ihm.

Kein Wort kam dem anderen über die Lippen, nur einen einzigen klaren Gedanken.
 

//Es tut mir Leid, Charles…//
 

Eriks Stirn berührte sanft Charles’ Bein, seine Hände waren zu Fäusten geballt, gegen den Boden gestemmt, zitternd und bebend.
 

Der Professor lehnte sich leicht nach vorne und seine Arme hielten den Blonden fest, gaben ihm Geborgenheit. Das Gefühl, dass er nicht allein war.
 

Ganz vorsichtig berührte er den Geist seines Freundes, als hätte er Angst, er könnte dabei zerbrechen. Wärme durchflutete Charles’ Körper, als Erik ihn einließ und all ihre Gedanken eins wurden.
 

Zorn, Wut, Rache, Trauer, Schmerz, Ungewissheit, Angst. Hoffnung. Soviel Hoffnung. Frieden. Und Liebe.
 

Ein metallisches Klappern.
 

Die Münze, die Charles die ganze Zeit in der Hand behalten hatte, fiel geräuschvoll zu Boden.
 

Dicht daneben lag eine deformierte Kugel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Riafya
2012-08-30T13:42:44+00:00 30.08.2012 15:42
Ich hatte zuerst den OS von Lance gelesen und war bereits davon begeistert. Jetzt, wo ich beiden Seiten kenne, bin ich noch begeisteter! Das ist wirklich eine wunderbare Idee und überaus traurig.
Es ist wirklich schön, dass sie sich... vertragen konnte, sag ich jetzt mal.
Einfach schön.
Liebe Grüße, Ayako
Von:  _Natsumi_Ann_
2012-01-28T22:05:08+00:00 28.01.2012 23:05
also eigentlich sind schwule paarings nicht oft mein fall aber bei den beiden ist es iwie toll und du beschreibst dass so toll...
aber er hat ihn doch nicht wieder angeschossen? oder war das am ende ein rückblick mit der kugel? oO

auf jedenfall sehr beruhigend und auch dass ein charles seine leiden hat, im film kam er ja manchmal wie ein reicher schlauer schnössel vor ;) und er hatte reiche eltern und erik...:(

freue mich auf mehr :) vllt mal wo etwas mehr passiert ? o.o"" lets talk about sex baby...:x haha ka ob du sowas schreibst,,,

lg
natsumi
Von:  _Supernaturalist_
2011-10-27T17:42:08+00:00 27.10.2011 19:42
...
Die beiden Kommentare drücken eigentlich genau schon das aus, was ich auch nur noch mal geschrieben hätte. Ich kann nichts hinzufügen und nichts weg lassen, da es sich einfach wirklich um Perfektion in all ihren Farben und Formen handelt.

Noch: Es hat mich wirklich berührt<3


Von: haki-pata
2011-10-23T10:56:35+00:00 23.10.2011 12:56
Ich bin sprachlos.
Den Film habe ich bisher nicht gesehen, was ich angesichts deiner FF überhaupt nicht schlimm finde.
Herrlich. Und es beweist, dein Schreibstil ist... atemberaubend.
Lance hat ganz Recht!
Von:  Lance
2011-10-03T15:53:14+00:00 03.10.2011 17:53
Endlich ist sie oben, und ich schniefe schon wieder ;O;
Die beiden sind einfach so toll, wir sind toll das wir das gemacht haben und du weil du mich dazu gebracht hast Eriks Sicht zu schreiben und somit ist es einfach perfekt geworden <3
Ich liebe es einfach wie du Charles rüber bringst und mir einen guten Einblick in seine Gedanken gibst, ich wollte ihn einfach nur knuddeln und Erik selbst von seinem Strand hintreten damit sie endlich wieder zusammen kommen!

Wunderschön und Perfection ♥


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