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Die Prüfung der Grenzen

Aus Schwarz und Weiß wird Grau
von

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Fighting for the future

7. Kapitel: Fighting for the future

Die Tür sprang beinahe erschrocken auf, als Mira Shepard sich ihr näherte und auf den Knopf haute. Zischend zogen sich die Türflügel in ihre Schiene zurück und Mira rannte in ihren Schlafraum. Hoffnungsvoll sah sie sich in um. Vielleicht war Garrus ja noch nicht aufgebrochen, doch ihre Hoffnung wurde schnell zerstört. Garrus Bett war leer. Bloß seine Decke lag zerzaust wie immer auf dem weißen Laken.

Mira seufzte und sackte kurz gegen die Wand, als ihr Wunsch ihn noch abzufangen, bevor er zu seiner Familie aufbrach, zerschellte. Frustriert strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und überlegte wie sie nun am schnellsten zu den Docks kam. Wenn sie doch nur wüsste, wie lange er bereits weg war. Die Angst um ihren Freund schwoll an und drohte sie zu überspülen. Was konnte sie nur tun? Sie würde ihn doch niemals erreichen.

„Verdammt!“, fluchte sie und schmetterte ihre Faust mit aller Kraft gegen die Wand. Ein gleißender Schmerz durchzuckte ihren Arm, als er gegen das harte Metall krachte und überdeckte kurz ihren innerlichen Schmerz. Ein dumpfes Pochen verblieb in ihrer Faust, die unheilvoll pulsierte. Vermutlich hatte sie sich gerade eben die Hand gebrochen. Großartig, Shepard. Wie immer perfektes Timing.

„Hey…Shepard, was ist los? Siehst besorgt aus. Vielleicht Schlafmangel? Nein, nein, Haut nicht fahl genug dafür. Übelkeit, Frustration?“, sprach sie eine schnelle, hohe Stimme an und Mira sah auf.

„Maronas!“, sagte sie überrascht. Mira hatte den Salarianer, mit dem sie sich das Zimmer teilte, gar nicht bemerkt. Die hochgewachsene, schlanke Gestalt saß auf ihrem Bett in der hintersten Ecke des Zimmers und las gerade ein Datenpad, während auf dem Display seines Universalwerkzeuges einige technische Algorithmen hinabrasselten wie orangefarbener Schnee.

Mira mochte den Salarianer auch wenn er unglaublich schnell redete- lag an dem schnellen Stoffwechsel und somit den schnellen Gedanken der Salarianer. Sie redeten immer Bruchstückhaft und sprachen jeden Gedanken aus. Er war allerdings kein Rekrut wie sie, sondern ein Auszubildender der Technikabteilung für die Citadell Sicherheit. Maronas würde niemals in den öffentlichen Streifendienst gehen, sondern würde für die Abhörungen, Wanzen und Computerscans sorgen, die Mira später eventuell benötigen würde. Vorausgesetzt sie beschloss Thane Krios doch auszuliefern.

„Maronas!“, sagte Mira rasch. „Hast du Garrus gesehen? Wie lange ist er weg?“ Ihr Herz pochte schnell in ihrer Brust und drohte zu zerspringen. Maronas war ihre einzige Hoffnung.

„Garrus? Nein…lange ist er nicht weg. War auf dem Weg zu den Docks. Murmelte etwas von Treffen. Schien nervös oh ja. Ist immer nur hin und her gerannt. Hat mich wahnsinnig gemacht. Murmelte auch irgendwas über dich, Shepard. Seist so abweisend. Schien besorgt, sehr besorgt.“

„Schon gut, schon gut.“, unterbrach Mira ihn und schritt schnell auf ihn zu. Sie beugte sich zu ihm hinab und sah in die reptilienähnlichen Augen Maronas‘. Mira konnte sich nicht dagegen wehren festzustellen, dass seine Augen nicht so tief wie die von Thane waren. Auch fehlte ihnen dieser mystische, ruhige Glanz. Oh, woran dachte sie nur da schon wieder? Sie musste sich konzentrieren. Geflissentlich schob sie die Gewissenbisse wegen ihres harschen Abgangs beiseite. Sie hatte sich nichts vorzuwerfen. Krios war nicht ihr Freund, Himmel nochmal, sie wusste noch nicht einmal, ob sie ihm vertraute.

Maronas blinzelte irritiert. Normalerweise war Shepard ihm gegenüber immer sehr geduldig und unterbrach den Salarianer selten, doch nun drängte die Zeit wirklich.

„Wie lange ist er fort?“

„Ungefähr eine halbe Stunde…Er…“, doch weiter kam Maronas nicht, denn Mira wirbelte auf dem Absatz herum und rannte aus dem Zimmer. Der Salarianer sah ihr verwirrt hinterher, runzelte seine hohe Stirn und wandte sich dann aber wieder seiner Arbeit zu.
 

~*~
 

Es fühlte sich kalt an auf der Citadell. Das erste Mal seit sie hierhergekommen war, fröstelte Mira und rieb sich über die Arme, während sie durch die Gassen rannte und versuchte irgendwo ein Taxi zu erspähen. Normalerweise wurde die Citadell von den Keepern- mysteriöse, spinnenähnliche Androide, die alles auf der mobilen Raumstation steuerten- auf konstanter Temperatur gehalten, doch auf einmal erschien es Mira hier so kalt wie in den starken Wintern einst auf Mindoir. Die Luft schien von Unheil und dunkler Vorahnung erfüllt, ließen die Luft vor Kälte klirren, doch Mira kämpfte sich gegen die innerlichen Bedenken voran und rannte um ihren Freund zu retten. Zu den Docks war es nicht mehr weit. Nur noch eine Ebene trennte sie von ihrem Zielort.

Ihre Beine fühlten sich an, als hätte sie einen Marathon gelaufen, ihr Atem pfiff und ihre Lungen brannten, doch Mira gab nicht nach sondern kämpfte gegen ihren eigenen Körper an. Hektisch blickte sie sich um, als sie die Docks erreichten und suchte nach Garrus. Er durfte noch nicht lange hier sein. Wo steckte er also verdammt nochmal? Die Verzweiflung wuchs immer mehr in ihr und Tränen brannten in ihren Augen. Ihm durfte nichts passieren. Nicht Garrus. Nicht ihrem besten Freund.
 

~*~
 

Garrus blieb hinter einer Wand von Containern stehen. Warum musste ausgerechnet heute Liefertag für all die Güter der Citadell sein? Lieferanten und Abholer rannten wie aufgescheuchte Hühner durch die Gassen, riefen sich Befehle zu oder antworteten, als ihre Bestellnummer aufgerufen wurde. Körper wuselten wie aufgescheuchte Payjaks durcheinander, stießen sich an und fluchten laut. Worte verwoben sich zu einem wabernden Geflecht, was hoch über dem Hangar schwebte. Glänzendes Metall blitzte als Wand und verschieden farbige Container bildeten ein unübersichtliches Labyrinth aus Palladium und Iridium.

Garrus schnaubte leise und trottete die Gassen ab, sah sich dabei aber unauffällig um. Schon seit er die Akademie verlassen hatte, spürte der Turianer ein seltsames Gefühl in seinem Magen. Es war wie eine eisige Klammer, die sich um seine Eingeweide legte und warnend zudrückte. Er kannte dieses Gefühl. Es war eben jene intuitive Warnung, dass etwas nicht stimmte. Er hob vorsichtig den Kopf in die Höhe und schnupperte, als er das hinterste Ende des Hangars erreicht hatte. Hier hatte er die unübersichtliche Etage am Bestem im Blick und von hinten konnte sich keiner an ihn heranschleichen. Ein unheimlicher Geruch lag in der Luft und Garrus wurde das Gefühl nicht los, dass er bereits den ganzen Weg über beobachtet wurde. Vielleicht wurde er aber auch einfach nur paranoid so wie Shepard.

Kühles Palladium drückte gegen seinen Körper, als er sich gegen einen Frachtcontainer mit Instant Hühnchen Ramen, wie das bunte Plakat so schön zeigte, lehnte. Seine Gedanken begannen um Shepard zu kreisen, während er wartete. Seine Freundin hatte sich innerhalb des letztens Monats sehr verändert und Garrus vermutete, dass es an ihrer Abschlussprüfung lag. Sie wurde immer angespannter, spähte mit einem undefinierbaren Blick in jede dunkle Ecke, wenn sie unterwegs waren und murmelte Unverständliches vor sich hin. Shepard war schon immer ehrgeizig gewesen, schon seit er sie kennengelernt hatte, doch nun verschloss sie sich selbst vor ihm immer mehr.

Garrus vermutete, dass etwas damals mit Nilarus vorgefallen war, denn seit jenem Abend begann sie sich zu verändern. Oft hatte er sie danach befragt, doch Shepard hatte ihn meist entweder harsch abgewiesen oder ihm fadenscheinige Lügen aufgetischt. Sie hatte gewusst, dass er ihr nicht glauben würde und sie beiden wussten, dass er Recht hatte, doch Shepard verweigerte sich ihm. Jedes Mal, wenn er sie gefragt hatte, was geschehen war, hatte sie so leidend drein gesehen, dass Garrus spürte, dass es wirklich etwas Schwerwiegendes war. Irgendwann hatte er aufgegeben. Vermutlich hatte es etwas mit Krios zu tun, doch er würde es nicht erfahren, solange es Mira ihm nicht sagte. Die Akte zum Mord an Nilarus Goseum war bereits nach einer Woche Ermittlung geschlossen worden, da sich keinerlei Indizien am Tatort fanden. Die Videoüberwachungsvideos waren präpariert worden, das war ersichtlich, doch selbst die besten Techniker der C-Sec hatten es nicht geschafft, das ursprüngliche Material wiederherzustellen. Auch gab es keinerlei DNA Spuren außer denen der Gäste und von Mira. Es schien als wäre ein Phantom in den Tower eingefallen und hätte den Sklavenhändler ermordet.

Eben genau diese Perfektion ließ Garrus vermuten, dass Krios dort gewesen war und so wie Shepard verunsichert schien, hatten sie sich auch getroffen. Doch was war geschehen? Warum hatte sie ihn nicht verhaftet? War sie dazu nicht in der Lage gewesen? Doch dann würde sie nicht mehr leben. Ein Attentäter hinterließ keine Zeugen, erst Recht keine von C-Sicherheit. Als einziger logischer Schluss blieb übrig, dass Mira ihn hatte gehen lassen, doch dass erschien ihm so wahnwitzig, dass er darüber laut lachte.

Wieder durchzuckte das Gefühl beobachtet zu werden Garrus und er sah sich um. Seine wachen Augen flogen durch die Halle, doch er konnte nichts Verdächtiges erspähen, doch das Gefühl ein Paar Augen im Nacken zu haben blieb unentwegt, weshalb er unruhig sein Gewicht von einem Bein aufs andere verlagerte. Etwas stimmte hier nicht. Warum wollte seine Familie ihn bei den Docks treffen? Wo hier nur Lieferung ankamen und die Passagiere eine Etage höher ankamen? Solana und sein Vater waren zwar schon immer eigen und merkwürdig gewesen, aber das passt nicht ins Bild. Dennoch, was sollte schon sein, fragte er sich und ließ seinen Blick schweifen. Seine Pistole hatte er vorsichthalber dennoch angelegt. Sein Instinkt sagte ihm, dass irgendwas in dieser Sache faul war. Unruhig glitten die eisblauen Augen durch den Lagerraum, der plötzlich so unheilvoll still. Garrus zog sein Sturmgewehr aus der Halterung. Es knackte, als sich die Waffe entfaltete und sich das vertraute Gewicht in seine Hände schmiegte. Hier war eindeutig etwas faul.
 

~*~
 

Mira lehnte sich keuchend gegen die Wand des Aufzuges und rang nach Luft. Es hatte ewig gedauert, bis sie endlich in einen der Fahrstühle gelangt war und sie einen Platz ergattern konnte. Zwar hatte ihre Zugehörigkeit zu C-Sicherheit ihr Vorzug gebracht, dennoch gab es noch einige Botschafter die vor ihr dran waren.

Leise dröhnte das Piepen für die verschiedenen Etagen. Das Präsidium befand sich in der untersten Etage der Citadell, wohingegen die Docks sich im Zweiten befanden. Nur die Landungsbucht war höher gelegen. Langsam schob sich der Fahrstuhl nach oben und ein synthetischer Nachrichtensprecher verkündete die neusten Nachrichten darüber, dass die Menschheit erneut eine Kolonie in den Terminus Systemen errichtet hatte. Die Nachrichten passten sich an, je nachdem welche Rasse sich gerade in dem Aufzug befand.

Mira jedoch interessierte sich nicht für die neusten Meldungen. Voller Ungeduld starrte sie auf die digitalen Ziffern, die ihr verrieten, dass sie gerade den vierten Stock verlassen hatte. Verdammt! Konnten diese alten Mühlen nicht schneller fahren? Mira seufzte. Sie durfte sich nicht aufregen. An der Geschwindigkeit des Fahrstuhls konnte sie echt nicht verändern. Lieber sollte sie sich Gedanken darum machen, was sie erwarten könnte. Eine gute Planung ist schließlich das A und O. Also, was wusste sie?

Garrus wollte sich mit seiner Familie treffen, damit sie ihm zum Abschluss gratulieren konnte. Soweit Mira wusste, hatte ihr Freund einen Vater und eine Schwester. Doch das alles erschien ihr seltsam. Warum sollten sie sich in den Docks treffen? In Apollos Café oder in der Landebucht wäre es doch wesentlich vorteilhafter. Warum also die Docks, wo dort doch ein heilloses Durcheinander herrschte? Sie schloss die Augen um sich besser konzentrieren zu können. Mira konnte sich nicht helfen, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas bei diesem Treffen nicht stimmte.

„Der Kunde war nicht besonders erfreut, als er von meiner Absage erfuhr. Ich denke, es ist ihm so wichtig, dass er einen weiteren Attentäter beauftragt haben könnte.“ Immer wieder hallten die Worte von Thane Krios durch ihr Bewusstsein, fast so als wolle sie auf etwas hinweisen. Aber worauf? Sie wussten doch bereits, dass er angegriffen werden sollte. Immer fordernder, schneller hallte dieser Satz durch ihren Kopf, bis es ihr schließlich wie Schuppen von den Augen fiel. Es gab überhaupt kein Treffen! Die Mail war eine Falle von den Attentätern. Aber warum in so einem belebten Platz? Wo es mögliche Zeugen gab? Sicher, die Docks waren verwinkelt, sodass die Attentäter selber sich gut verstecken konnten, aber dennoch, es gab bessere Orte auf der Citadell.

Das alles war vollkommen vertrackt. Wütend schlug Shepard auf die Stahlwand des Fahrstuhls ein und biss sich auf die Lippen. Sie fühlte sich hilflos, der Situation nicht gewachsen, doch sie wollte für Garrus kämpfen. Mira würde es sich niemals verzeihen, wenn sie nich alles versucht hätte.

Ihr Herz schlug aufgeregt gegen ihre Brust, während Mira klar wurde, dass sie sich nun irgendwie doch Thane Krios gern an ihrer Seite wüsste. Nicht nur als Verstärkung ihrer Kampfkraft, sondern einfach... um jemanden bei sich zu haben. Ein seltsames Gefühl. All die Zeit war Garrus an ihrer Seite gewesen, doch Mira hatte sich stets als Einzelkämpferin gesehen. Es war ihr lieber gewesen sich nur auf sich selbst verlassen, doch nun...Krios Erfahrung als Attentäter wäre hier sehr hilfreich gewesen. Er hätte gewusst wo am wahrscheinlichsten Hinterhalte wären und könnte vermutlich auch sagen, warum die Docks gewählt worden waren. Immerhin war er ein Meister seiner Profession. Das erste Mal, seit der Zeit nach Mindoir, wünschte sie sich jetzt einen sozialen Kontakt. Auch wenn Garrus das Beste war, was ihr je hätte passieren können, so hatte sie sich ihn nicht gewünscht.

Mira seufzte und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Was machte sie sich vor? Sie hatte es vermasselt und zwar gründlich. Ihr Instinkt hatte sie rau und unbarmherzig werden lassen. Sie hatte Thane verstoßen, wo doch langsam sich so etwas wie...-wie was? Respekt? Freundschaft? Sie konnte es nicht genau sagen- entwickelte. Wiedersehen würde sie ihn auch nicht mehr. Der Drell war sicherlich schon auf den Weg nach Illium und sie hatte ihre letzte Chance aufgegeben ihn zu verhaften.

„Aaargh, hör auf so etwas zu denken, Mira!“, fluchte sie und haute sich leicht mit den Fäusten gegen den Kopf. Sie musste konzentriert bleiben! Der Fahrstuhl hatte fast den zweiten Stock erreicht und Mira bereitete sich vor. Auf Alles und auf gar nichts. Sie wusste ja nicht, was sie erwartete. Tief einatmend sammelte sie sich und stürmte aus dem Fahrstuhl, sobald sich die Türen öffneten, doch sie bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Etwas Unheimliches lag in der Luft, was Mira frösteln ließ. Es erschien ihr, als hätte Jemand die Zeit angehalten, selbst die Luft war bewegungslos. Etwas stimmte hier nicht. Das wurde ihr sofort klar. Das sonst so bunte Treiben im Dock war verschwunden. Als wären die bunten Farben der Kleidung verblasst. Nein. Hier gab es absolut kein Geräusch. Niemand sprach. Alles war verdächtig ruhig.

Vorsichtig drückte sich Mira gegen einen Warencontainer und lauschte. Kein Geräusch durchdrang die unheimliche Stille, die zu knistern schien. Es war, als würde Elektrizität von etwas Unvermeidbaren in der Luft hängen und die überflüssige Spannung auf ihren Körper übergehen. Ihr Herz raste und sie hielt unwillkürlich den Atem an. Nein, es stimmte wirklich etwas nicht. Vielleicht war es von den Attentätern so geplant? Vielleicht versuchten sie so Garrus von möglichen Zeugen abzuschirmen? Die Zeugen zu verhindern? Doch wie? Und wo waren alle hin?

Sie spähte um die Ecke und entdeckte zwei bewaffnete Agenten der Citadell Sicherheit. Zwei große Turianer standen vor dem Eingang des Frachtbereichs und hielten sämtliche Ausgänge im Blick. Aber auf warteten sie? Schließlich konnten sie doch nicht wissen, dass Mira Bescheid wusste und außerdem: Was sollte C-Sec damit zu tun? Garrus hatte bisher vorbildlich gehandelt und sich keinerlei Verwarnungen zukommen lassen und noch etwas passte nicht ins Bild. Seit wann würde C-Sec eigene Rekruten ermorden lassen? Nein, hier war etwas gewaltig faul.

Mira runzelte die Stirn und überlegte weiter, was es mit all dem auf sich haben könnte. Hatte die Citadell Sicherheit vielleicht auch einen Hinweis bekommen und war nun hier um die Attentäter abzufangen? Doch warum holten sie Garrus dann nicht einfach raus? Nein, auch das passte nicht. Was blieb dann noch übrig?

Vermutlich handelte es sich hier um eine Tarnung von Garrus Angreifern. Mit als C-Sec verkleideten Mitgliedern konnten sie den Bereich evakuieren und Wachen postieren ohne aufzufallen und somit in diesem verwinkelten Gelände aus Frachtcontainer perfekte Begebenheiten schaffen. Das musste es sein! Aber warum richteten sie ihre volle Konzentration nicht auf Garrus, wenn der Hangar doch nun bereits geräumt war? Und seit wann handelten Attentäter in Gruppen? Erst recht wenn das Ziel bloß ein einfacher C-Sec Rekrut war? Oh Garrus, mit was für Mächten hattest du dich denn da bloß eingelassen?

Vielleicht erwarteten die beiden Wachen ja Störungen. Doch woher? Der Auftraggeber hatte doch sicher niemand anderen über das Attentat informiert außer die Söldner und- Mira weitete die Augen- Krios! Hatte Krios sie womöglich verraten? Hastig schüttelte die Menschenfrau ihren Kopf. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Es passte nicht zu seinem bisherigen Verhalten. Aber so unruhig wie die Wachen sich umsahen, schienen sie jemanden zu erwarten. Warum hätte er ihr dann Tipp geben sollen? Weil er hoffte, dass sie in der Rettungsaktion umkam? Aber er hätte sie so oft schon töten können, dass das keinen Sinn ergab. Vielleicht erwarteten sie sogar Krios selbst.

Mira fluchte leise und schob diese Frage erst einmal beiseite. Zunächst musste sie herausfinden, welches Spiel hier gespielt wurde.

Sie holte tief Luft und aktiviert ihr Universalgerät. Mit einigen Befehlen versuchte sie die Frequenz der Stimmen von Turianern herauszufiltern und zu verstärken. Vielleicht konnte sie sie dann besser verstehen. Schließlich gelang es Mira nach einigen Umständen auch. Wie gut, dass sie bei Maloras stets aufgepasst hatte, wenn er in Gedanken über sein Technikzeug gebrabbelt hatte.

„Boahr, das ist vielleicht ein langweiliger Job.“, knurrte der Erste. Der zweite nickte nur und wog sein Avenger hin und her.

„Wieso müssen ausgerechnet wir Schmiere stehen?“, ließ der eher braun gefärbte Turianer seinen Unmut Luft und stampfte mürrisch mit dem Fuß auf. Mira verzog das Gesicht. Professionell waren die beiden wirklich nicht.

„Weil wir Pech hatten.“, murrte der Zweite und spuckte auf den Boden.

„Aber geniale Idee vom Boss die Docks durch einen vorgeschobenen Giftalarm zu evakuieren.“, brummte der Turianer und spähte um die Ecke. Also doch! Mira hatte es gewusst. Sie hatten den Hangar evakuiert um Zeugen zu beseitigen. Nun musste sie nur noch an den Wachen vorbei kommen. Doch wie? Der Durchgang zwischen zwei Containern war sehr schmal und die beiden Turianer standen genau darin. Vorbeischleichen viel schon mal weg. Über die Container drüber klettern konnte sie auch nicht. Das Palladium war eingedellt um die Masse anderer aufgestapelter Container besser kompensieren zu können. Alle waren gleich groß und zu hoch, als dass Mira sie hätte erklettern können. Verdammt! Die Zeit raste ihr davon. Es musste doch etwas geben, womit sie...

Shepard brach den Gedanken ab, denn ihr fiel etwas ein, was ihr helfen könnte. Mira tastete an ihren Gürtel und löste vorsichtig die Rauchgranaten. Ihre Augen betrachteten den Raum, während sie die Kugeln in ihrer Hand wog und die Flugbahn abschätzte. Eigentlich hatte Shepard diese beiden erst verwenden wollen, wenn sie den Attentätern gegenüber stand und so Garrus schnell aus dem Schussfeld ziehen zu können, doch wie es aussah musste sie ihren Plan nun neu erstellen. Sie seufzte. Das war wirklich ärgerlich, doch nie ging ein Plan perfekt auf, egal wie gut er war. Mira holte tief Luft und kontrollierte das Zittern in ihrer Hand, dann löste sie den Sicherheitsmechanismus und warf die Granaten.

Klackernd landeten die beiden Kugeln genau an der richtigen Position und piepten leise, während der Countdown runterzählte. Miras Kopf zuckte mit jedem einzelnen von ihnen. 3,2,1. Klack! Die Kugeln öffneten sich und gaben eine graue Wolke dicken Rauches frei. Die Turianer stießen einen überraschten Ruf aus, als der Dunst sie einhüllte und ein Husten sie überfiel. Mira nutzte ihre Chance. Blitzschnell stürmte sie aus ihrem Versteck und an den Wachen vorbei. Sie wusste, dass die Wirkung nur wenige Sekunden anhalten würde.

Container stapelten sich um sie herum, als sie die Halle betrat. Bis zur Decke türmten sich die Wände aus gewelltem Palladium und Mira konnte nichts sehen. Hastig nutzte sie einen der niedrigeren um auf die Deckel zu gelangen. Ein leises Klong folgte jedem ihrer Schritte. Hastig rannte sie über die Container, sprang über Lücken nur um das hinterste Ende erreichen. Sie kannte Garrus. Der Turianer war vorsichtig und war sicher bis ans hinterste Ende gegangen um alles im Blick zu halten.

//Halte noch durch, Garrus! Ich bin gleich da. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.// Mira war nie gläubig gewesen, doch nun betete sie zu allen Göttern, die ihr einfielen, dass sie ihr beistehen mögen. Sie mussten einfach, dachte sie, als sie über eine Lücke sprang und ihr Herz gegen ihre Brust trommelte. Garrus verdiente den Tod nicht. Sie würde es nicht zu lassen!

Fast hatte Mira das letzte Stück gemeistert, als sie einen Aufschrei hörte- einen turianischen.

„Garrus!“, rief sie in Reflex aus, ließ alle Vorsicht fahren und legte noch mehr Tempo. Beinahe wäre sie über eine der Kuhle gestolpert, doch Mira nutzte den Schwung um sich von der Kante abzustoßen und einen Salto zu schlagen. Noch während sie sich drehte, aktivierte Shepard ihre Sturmpanzerung und landete neben Garrus auf den Boden. Sie trug noch nicht mal eine Rüstung, nur ihre technische Panzerung. Für mehr hatte sie keine Zeit gehabt. Mira schlitterte die letzten Meter über den Boden und sah bereits aus den Augenwinkeln einen Baterianer, der mit seinen vier Augen Garrus ins Visier nahm.

„She...Shepard?“, sagte Garrus überrascht, während sie ihn in die Arme nahm um seinen Körper vor dem Angriffen abzuschirmen. Es dauerte nicht lange bis sie den dumpfen Druck spürte, als der Kugelhagel gegen ihre Panzerung knallte. Mit einem leisen Klonk fielen die Hülsen zu Boden und der Scharfschütze zog sich zurück. Für den Moment, das war klar. Mira löste sich von Garrus und rutschte etwas zurück.

„Was...?“ Garrus war sichtlich überfordert mit der Situation.

„Erklär ich dir später.“, unterbrach sie ihn barsch und spähte um die Ecke. Sie konnte keine weiteren Attentäter mehr ausmachen und sie wussten nun, dass sie da war. Verdammt! Sie hatte sich ja hinreißen lassen.

„Bist du in Ordnung?“, fragte sie, als sie sich in ihr Versteck zurückzog und nervös die gesamte Halle beobachtete. Ihre Muskeln summten und warteten darauf, auf eine Bewegung zu reagieren.

„Ja...“, keuchte der Turianer und ein kleines Wimmern entwich ihm, als er versuchte sich aufzurichten. Mira sah ihn an und bemerkte eine klaffende Wunde, wo eine Kugel sein Schienbein durchgeschlagen hatte. Blaues Blut quoll aus der Wunde und hatte bereits eine kleine Lache gebildet. Schweiß rann von Garrus Stirn, während er schwer keuchte. Mira sah ihn mitleidig an und ging wieder zu ihm zurück- stets an die Wand des Containers gedrückt. „Ich konnte nicht schnell genug ausweichen und so haben sie mich...erwischt...“ Er zischte, als eine Welle des Schmerzes durch ihn fuhr und jappsend lehnte sich Garrus an die Wand. Mira nickte und fluchte leise. Verdammt und sie hatte kein Medigel dabei um ihn zu helfen. Sie hatte es nur geschafft in der Zeit sich eine Waffe zu besorgen. Sie trug selber nicht noch einmal eine Rüstung, sondern hatte nur die technische Sturmpanzerung, die orange um ihren Körper schimmerte. Mira schob sich unter seinen Arm und hievte ihn in eine besser Position zum Verteidigen, während warnend vor ihren Augen die Digitalanzeige von: „Schildstatus 90%“ flackerte.

„Du bleibst hier, Garrus. Ich kümmere mich um das Problem.“

„Shepard...“, ächzte Garrus und hielt sie am Ärmel ihres Pullovers fest. „Lass mich helfen!“

„Nein, Garrus, du bist verletzt. Bleib du hier in der Nische! Ich kümmere mich um den Rest.“ Der Turianer wollte widersprechen, doch Mira war bereits hinter einem niedrigeren Container in Deckung gegangen und versuchte durch Thermoscans herauszufinden, wo ihre Gegner sich aufhielten. Während sie auf die Auswertung wartete, schoss sie blindlings in das Lager, hatte sie doch nicht die Zeit zum Zielen, aber Mira wollte die Gegner warnen. Garrus war nun nicht mehr allein, wollte sie ihnen zu verstehen geben. Niemand würde es wagen ihren besten Freund zu verletzen.

Als das erste Magazin fauchend sich dem Ende neigte, zog Mira sich in die Deckung zurück- Garrus stets abgeschirmt- und betrachtete die Situation. Sie saß hier in einem verwinkelten Labyrinth aus Stahl und musste ihren Freund beschützen, während die Attentäter sich auf den Lüftungsrohren befanden und sich verstecken konnten. Verdammt, nun wäre Krios Erfahrung wirklich hilfreich gewesen. Aber der Zug war abgefahren. Er hatte ihr ja helfen wollen, doch sie war zu dumm gewesen das zu begreifen. Egal, nun musste Mira die Situation halt alleine meistern. So wie sie es immer getan hatte. Ein tiefer Luftzug sollte ihre Nervosität herunterkühlen, während das Adrenalin durch ihre Adern pumpte.

Eine Bewegung in ihren Augenwinkeln zog Miras Aufmerksamkeit auf sich. Sie warf den Kopf herum, um den Ursprung auszumachen. Nervös glitten ihre Augen durch die Halle. Die Regung war rechts von ihr gewesen. Vermutlich über ihr, soweit sie es beurteilen konnte. Mira ließ sich zur Seite fallen und entkam nur knapp einem weiteren Kugelhagel. Schnell verschanzte sie sich und schoss zurück. Weit entfernt sah sie eine Asari und einen Turianer stehen, die sie ins Visier nahmen. Verdammt, für Maschinenpistolen waren sie zu weit entfernt und im Umgang mit Präzessionsgewähr war sie wirklich schlecht. Deshalb hatte sie auch keines dabei. Verdammt! Ihr Panzerungsstatus war bereits auch 80% runter und sie hatte keine Ahnung wie viele Gegner sich noch um sie herum befanden. Schnell schüttelte sie ihre Zweifel fort und sah zu Garrus, welcher mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte. Hoffentlich würden die Magazine reichen!

Mira löste sich von der Wand, stürzte sich wagemutig nach vorne und erklomm weitere Container bis sie oben auf dem höchsten befand und sich umsah. Lange musste sie nicht suchen, bis sie eine Asari entdeckte, die sich in ihre Flanke zu schieben versuchte. Shepard hob ihre Pistole und feuerte auf den blauen Alien. Sie hörte ihre Gegnerin fluchen, bevor sie hinter eine Zirkulationsaushebung hechtete. Verdammt, durch die Rotorblätter konnte Mira nicht zielen. Hastig rollte sich auch Mira in Deckung und nahm nun einen Turianer ins Visier, der sich von hinten anschlich. Die Shruiken in ihrer Hand zitterte zwar, doch Mira schaffte es die Schulter des Turianers mit einem gezielten Schuss zu durchlöchern. Dieser heulte schmerzerfüllt auf und verlor das Gleichgeweicht. Krachend schlug der nun leblose Körper zu Boden auf. Oh ja, die Physik konnte wirklich böse sein.

Mira hingegen hatte keine Zeit dafür. Ein Baterianer hatte sich seinen Weg zu ihr hindurchgebahnt und bedrängte sie mit Ballistik Nadeln. Hastig sprang Mira zur Seite und versuchte den schnellen, fast unsichtbaren Geschossen zu entkommen. Dabei trat sie in eine der Kuhlen im Deckel und stolperte. Der Baterianer grinste sie aus seinen dünnen Lippen an und schleuderte ein elektronisches Netz auf sie. Mira schrie, als das Netz sich fest um ihren Körper wickelte. Elektroschocks fuhren gleißend durch ihren Körper und ließen ihre Muskeln verkrampfen. Die Rekrutin stolperte, kippte langsam nach hinten und fiel dann.

„Shepard!!!“, hörte sie dumpf Garrus verzweifelten Ruf, bevor sie dumpf am Boden aufschlug und ächzte. Ihr Blickfeld explodierte in einem Meer aus Farben, während Blut aus ihrer Nase quoll. Schmerzen brandeten durch ihren Körper, als sie versuchte wieder zur Gesinnung zu kommen, doch ihr Körper reagierte nicht auf ihre geistigen Befehle. Auch das Netz war noch immer eng um ihren Körper geschlungen und es war ihr nicht möglich auch nur einen Zentimeter zu rühren. Von weit entfernt hörte sie das triumphierenden Jubel des Baterianers.

„Shepard!“ Wieder drang Garrus Stimme zu ihr durch. Sie klang angestrengt. Mira hob langsam dem Kopf und sah, wie Garrus versuchte auf sie zu zukriechen. Mira weitete die Augen und schrie ihn an:

„Garrus! Bleib weg von mir!“

„Aber….“, wollte der Turianer protestieren, doch Mira knurrte nur warnend. Irritiert und etwas erschrocken wich Garrus zurück und Mira schloss die Augen. Sie konzentrierte all ihre Kraft, all ihre Biotik in ihre Arme und Beine, spannte die protestierenden Muskeln und mit einem urtümlichen Schrei sprengte sie die Fesseln des Baterianers. Keuchend kniete Mira sich hin und untersuchte ihre Kleidung. Sie war verbrannt von der heißen Elektrizität, ebenso wie ihre Haut. Beißender Qualm stieg von mittlerweile schwarzen Stellen auf und Mira wagte es nicht sie zu berühren um herauszufinden ob ein Knochen gebrochen war.

Langsam kam sie auf die Beine, obgleich sich ihr Körper anfühlte, als versuche sie sich aus einem Moor zu hieven. Es ging alles so unendlich langsam und auch ihre Augen konnten noch nicht richtig scharfstellen. Keuchend schaffte sie es schließlich ihren Körper zu kontrollieren nur um dann festzustellen, dass ihre Schilde den elektronischen Angriff nicht überlebt hatten. Verdammt! Zitternd holte sie Luft und aktivierte die Sturmpanzerung erneut.

Zu mehr blieb Mira auch keine Zeit. Sie hörte ein Rumpeln über ihr und als sie aufsah, entdeckte sie die Asari, die sich über den Rand des Containers schwang. Mira schaffte erst im letzten Moment nach hinten wegzuspringen und ihre Pistole zu ziehen, bevor die Söldnerin dort auf schlug, wo sie gerade noch gestanden hatte. Sie hatte Mira erneut zu Boden reißen und dann mit einem Kopfschuss töten wollen. Von dem Angriff überrascht, kam Mira nicht mehr richtig auf und taumelte leicht. Die Asari wirbelte herum und mit einem Schrei schleuderte der Alien ihre Biotik gegen Shepard. Die Menschenfrau spürte wie ein ungeheurer Druck aus Energie sie gegen die Wand drückte. Jappsend versuchte Mira Luft zu bekommen, doch stattdessen wurde ihr die Luft nur aus der Lunge gepresst. Ihre Augen quollen leicht hervor und in wilder Panik versuchte die Rekrutin sich irgendwie zu befreien. Durch ihr verklärtes Blickfeld konnte sie gerade noch erkennen wie die Asari sich von ihr abwandte und auf Garrus zuging.

Der Druck von ihrem Körper schwand augenblicklich und Mira sank zu Boden, keuchend, während eiskalter Angstschweiß ihren Rücken hinablief. Ihre Panzerung war zwar noch intakt, aber ihre körperliche Kraft war beinahe aufgebraucht. Allein die Befreiung aus dem elektrischen Netz hatte fast ihre gesamte Biotik aufgebraucht. Viele Angriffe könnte Mira nicht mehr einsetzen.

Schritt um Schritt näherte sich die Asari Garrus und richtete ihre schwere Pistole auf ihn. Mira sah wie ihr Freund die Augen weitete und versuchte, sich zu wehren, doch er schaffte es nicht. Glühend heißer Zorn übergoss Mira und ließ ihre Nasenlöcher beben. Nein! Sie würde es nicht zulassen. Dieses Miststück würde Garrus nicht bekommen. Mit all ihrer Kraft sprang Mira zurück auf die Beine, die zwar zitterten, aber standhielten. Endlich rauschte auch wieder Adrenalin durch ihre Adern, gefolgt von einem Gefühl von Übermacht durch ihre Adern, ließ ihr Herz voller Tatendrang rasen und ihre Schmerzen aus den müden Knochen weichen.

Mira stürzte sich auf die Asari, drehte sich halb um sie herum, schob ein Bein vor das ihre, packte schnell ihren Arm und warf sie über die Schulter. Die Asari stöhnte, als sie mit dem Rücken auf den Boden landete und Mira nutzte die Zeit um sich zwischen der Söldnerin und Garrus zu stellen. Ihr Atem flog und ihre Brust hob und senkte sich schnell, doch Miras eiserne Willen ließ sie das nicht wahrnehmen.

Die Asari kam wieder auf die Beine und fixierte Mira wütend, während Blut aus ihren vollen Lippen quoll.

„Geh mir aus dem Weg.“, knurrte der Alien sie an, doch Mira knurrte bloß zurück.

„Ihr bekommt ihn nicht, du Schlampe.“ Miras Augen verengten sich und blitzschnell drehte sie sich um und schleuderte einen Warp auf einen weiteren Turianer, der sich versucht hatte anzuschleichen. Mit einem überraschten Schrei wurde er von dem Lüftungsschlacht geschleudert und schlug gegen die Decke des Lagers. Stöhnend fiel er zu Boden und Mira wusste, dass er den Sturz nicht überleben würde. Die Asari hatte inzwischen ihre Barrieren wieder aktiviert und stürmte auf Mira zu, wollte ihr ins Gesicht schlagen. Ruhig ging Mira in den Ausfallschritt, so wie sie es gelernt hatte und parierte den Schlag, in dem sie die Faust umschloss und den Arm langsam drehte. Mira saß im wahrsten Sinne des Wortes am längeren Hebel. Ein Grinsend er Schadenfreude huschte über ihr verschwitzte Gesicht und sie fühlte sich sicher. Zu sicher. In all dem Adrenalinrausch hatte Mira den Baterianer vergessen. Ein lauter Knall zerriss die Stille und Mira nahm erst richtig wieder etwas wahr, als sie plötzlich auf dem Boden saß und ein brennender Schmerz durch ihre Wange drang. Instinktiv zuckte ihre Hand zu der Stelle und sie spürte warmes Blut, was aus einem Schnitt an der Wange floss. Der beinahe tödliche Schuss holte Mira auf den Boden der Tatsache zurück. Mindestens noch zwei Gegner waren hier und sie hatte kaum noch Kraft. Zumal war sie im Nahkampf wirklich eine Niete.

Mira hob ihre Shruiken und feuerte auf die Asari, doch es war nur ein verzweifelter Versuch. Es ploppte, als die Kugeln an der Barriere der Biotikerin abprallten. Beide kamen nun auf sie zu- sowohl der Baterianer als auch die Asari- und Mira wurde immer weiter in die Ecke gedrängt, während sie versuchte die Schläge und Tritte abzuwehren. Dumpf hörte sie Garrus rufen, doch ihr Fokus war zu sehr auf die beiden Gegner gelegt, als das sie hätte verstehen können. Ihre Reaktionen wurden immer langsamer und die Schläge und Paraden immer unpräziser. Mira wusste, dass sie bald keine Kraft mehr hatte um stehen zu können. Vor ihren Augen begann es schwarz zu werden. Verdammt, warum mussten Asari nur über mehr biotische Energie besitze?

Die Menschenfrau schloss die Augen und sammelte die dunkle Energie der Biotik, die Quantenenergie, die den leeren Raum umgab und presste sie zu einer dichten Kugel zusammen, die bedrohlich lila flackernd wie ein unheilvoller Baseball in ihrer Hand lag. Es war eine Energiekugel, die alles zerschmettern würde. Der Baterianer sah wie sie versuchte ihre Biotik einzusetzen und schoss auf sie, doch Mira ließ in ihrer Konzentration nicht nach, obwohl sie spürte wie die Kugeln hart gegen ihre Rüstung prallten und den Stoff schließlich an ihrem Arm zerrissen und einen tiefen Schnitt hinterließen. Mira ignorierte den brennenden Schmerz und hoffte, dass ihre 50% Schildstärke dem Kugelhagel und der einprasselnden Biotik der Asari standhalten würden, denn dies war ihr letzter Angriff. Zu mehr fehlte ihr die Energie. Ein einzelner biotischer Angriff verbrauchte unglaublich viel Energie. Allein der Grundumsatz eines Wesen mit neurochirurgischen Biotikverstärkers betrug 3000 Kilokalorien pro Tag und da war Arbeit und Bewegung noch nicht mit eingerechnet. Nun war ihr Körper am Ende seiner Möglichkeiten und ihr blieb nichts weiter übrig, als all ihre Hoffnungen auf Garrus und nun auch ihr eigenes Leben. Mit letzter Kraft schleuderte Mira die Kugel entgegen, doch die Kraft verließ das Geschoss auf der Hälfte der Strecke und verpuffte im Nichts. Völlig entkräftet sank Mira vor Garrus zu Boden und versuchte sich aufrecht zu halten.

Nun, wo das Adrenalin verpuffte, drangen all die Schmerzen klar in ihren Geist zurück und sie spürte, wie die Müdigkeit an ihren Knochen nagte. Jappsend versuchte Mira wach zu bleiben, sie versuchte einen Ausweg zu finden, doch ihre Gedanken waren zu schwerfällig.

„Sieht aus, als wär es das. Tut mir leid…Garrus…“, keuchte sie, während jegliche Konturen vor ihren Augen verschwammen. Blut dröhnte in ihren Ohren und sie vernahm nur noch ihren eigenen Herzschlag, der jeden Schritt der Asari Frontkämpferin dramatisch zu erstreichen schien. Schritt um Schritt kam sie ihr näher und näher, ein triumphales Grinsen um ihre aufgeplatzten Lippen.

„Das war es nun für dich, du Miststück.“ Mira sah zu ihr auf, erblickte nur noch unscharf wie das Metall der Pistole unheilvoll über ihr blitze und wie ihr Finger sich am Abzug krümmte. Shepard schloss die Augen und wartete auf den Knall. BAMM!!! BAMM!!!

Mira erzitterte bei dem Donner, der ihren Gehörgang erschütterte und wartete auf den unerträglichen Schmerz des Todes, doch…nichts geschah. Vorsichtig öffnete Mira ein Auge und konzentrierte sich darauf, die Umrisse klar zu sehen…

Die Asari stand vor ihr, die Augen so sehr verdreht, dass nur noch das Weiße zu sehen war. Dunkles Blut quoll aus einer Wunde am Kampf, während der Körper. Mira schrie spitz auf, als der Körper auf ihr zusammenbrach. Hektisch robbte die junge Frau zurück bis sie an der Wand saß und sah wie auch der Baterianer leblos zusammengesunken war. Irritiert sah sie Garrus an, doch der Turianer zuckte nur hilflos mit den Achseln- mindestens ebenso überrascht wie sie. Nachdem die Todesgefahr nun hoffentlich vorbei war, löste Miras Geist sich aus der Starre der Panik und sie bemerkte, dass das Einschussloch im Hinterkopf der Asari genau kreisrund war und die Kugel vorne wieder ausgetreten war. Etwas, was nur bei einem Präzessionsgewehr üblich war. Doch weder Garrus, noch sie hatten eines dabei und hätten auch die Asari nicht von hinten getroffen. Plötzlich vernahm sie eine Bewegung über ihren Kopf. Noch ein Söldner? Doch warum sollte dieser seine Kameraden töten? Mira sah auf und erstarrte.

Auf dem blank polierten Iridium der Lüftungsschächte saß Thane Krios mit einer Mantis in den Händen. Sein Kopf löste sich langsam von dem Zielrohr und seine großen, schwarzen Augen trafen die Miras. Leicht neigte er seinen Kopf nach links- ein interspezifisches Zeichnen des Respekts und der Wohlgesinnung. Dann verstaute der Drell die Mantis wieder in ihrer Schulterhalterung und ließ sich langsam von dem Lüftungsschacht sinken. Er drehte mehrere Saltos um die Geschwindigkeit zu reduzieren und landete dann geschmeidig auf dem Boden. Ruhig richtete er seinen durchtrainierten Körper auf, während er auf Mira zuging.

Ihre Gedanken begannen zu rasen, während der Drell auf sie zuging. Was tat Krios hier? Er...er sollte doch auf den Weg nach Illium sein. Unbewusst begann ihr Herz wieder schneller zu schlagen.

„Shepard, sind Sie in Ordnung?“, fragte Thanes ruhige Stimme, als er vor Shepard stehen blieb und die Hand ausstreckte, um ihr aufzuhelfen.

„Krios...“, flüsterte Mira nur völlig überfordert an und sah ihn nur entgeistert an.

„Was?“, riss Garrus Ausruf Mira aus ihren Gedanken. „Krios?“ Mira weitete die Augen, als sie realisierte, was passiert ist. Alles war aus. Garrus würde nun die Wahrheit erfahre. All das wovor sie sich im letzten Monat gefürchtet hatte, würde nun eintreten. „Shepard, was geht hier vor?“

Mira wollte Garrus antworten, doch ihre Lippen bewegten sich nicht. Sie wusste nicht, wie sie das erklären sollte. Natürlich kam es Garrus seltsam vor. Sie war ja selber völlig überrumpelt. Hilfesuchend sah sie zu Krios hinauf und war überrascht. Die tiefen Augen des Drells sahen besorgt zu ihr hinab, während seine Hand immer noch helfend ausgestreckt war. Mira sah auf die grüne, geschuppte Hand und stellte jetzt erst fest, dass Mittel- und Ringfinger durch eine Art Schwimmhaut aneinander gewachsen war. Die Luft schien zwischen den dreien stehen zu bleiben. Garrus sah die ganze Zeit zwischen Mira und Thane Krios hin und her, während Mira in dessen Augen gefangen war.

Schließlich seufzte Mira, nahm zu Garrus Überraschung die Hand des Drells und ließ sich hochziehen.

„Waren das alle?“, fragte sie ruhig, während Krios Mira genau musterte und ihre Wunden untersuchte. Mira zischte, als er vorsichtig ihre Brandwunde abtastete und ihr somit einen brennenden Schmerz verursachte.

„Ja.“, antworte der Drell und ließ sie dann los. Mira nickte nur und hockte sich dann zu Garrus, der sie noch immer fassungslos ansah.

„Hör zu, Garrus, ich weiß, dass es gerade verwirrend für dich ist.“

„Verwirrend ist gar kein Ausdruck…“, spitzelte der Turianer und warf einen skeptischen Blick zu Krios.

„Ich erklär dir alles, wirklich, aber lass uns dich erst mal ins Krankenhaus bringen.“, bat Mira ihn, während sie sich die Beinwunde ansah. Es war ein glatter Durchschuss im Schienbein. Man konnte allerdings nicht sagen ob der Knochen eventuell zersplittert war. Vorsichtig tastete sie den Wundrand ab und Garrus zischte wütend. Mira hörte eine Bewegung in ihrem Rücken, wandte sich aber nicht um.

„Warum sind Sie hier, Krios? Ich dachte Sie wären auf dem Weg nach Illium.“ Mira war selbst überrascht wie ruhig ihre Stimme klang. Auch wenn ihr Herz noch immer wegen der gerade abgewendeten Gefahr raste und sie ein Zittern ihres Körpers nur mit aller Kraft unterdrücken konnte, so war sie froh, dass er da war auch wenn alles komplizierter so wurde. Sie musste ruhig bleiben, damit nicht alles in einem Chaos versank.

„Ich wollte Ihnen helfen.“ Die tiefe Stimme des Drells durchdrang die Nacht. „All das sollte nicht umsonst gewesen sein.

„All was??? Shepard, wie lange kennt ihr euch schon?“

„Garrus…“, versuchte sie ihn zu beruhigen, doch der Turianer wich zurück und Verrat brannte in seinem Augen. Mira schloss die ihren verzweifelt und ballte die Hand zu Faust.

„Ich werde es dir erklären…bitte! Ich weiß ich verlange viel, aber…vertrau mir!“ Garrus schüttelte nur den Kopf.

„Was ist hier nur los?“

„Glaube mir, es ist alles nicht so einfach. Ich versteh es selber nicht genau…“ Erschöpft fuhr sie sich durchs Haar. Sie verstand Garrus, sogar sehr gut, doch allmählich ermüdete es sie. „Ich erklär es dir, aber erst einmal sollte sich einer deine Verletzung ansehen. Krios, helfen Sie mir bitte. Wir müssen ihn hier rausschaffen.“, ächzte Mira, als sie sich einen Arm des protestierenden Garrus um ihre Schulter legte.

„Natürlich.“, erwiderte Thane sofort und löste sich aus seiner respektvollen, demütigen Haltung. Mira war froh, dass er sich nicht eingemischt hatte, egal was Garrus gesagt hatte. Es hätte die gesamte Situation nur noch komplizierter gemacht. Vorsichtig trat er an Garrus Seite und wollte den Arm von ihm ergreifen, doch dieser entzog sich ihm und knickte weg, als er sein verletztes Bein belastete. Stöhnend brach er zusammen und zog Mira mit sich. Diese rollte kurz genervt mit dem Augen, ging zurück in die Hocke und zog Garrus wieder hoch.

„Nun stell dich nicht so an, Garrus.“, meckerte die Rekrutin und legte erneut dessen Arm um die Schulter. Thane war auch direkt wieder zur Stelle um zu helfen, doch Garrus hielt ihm mit einem vernichtenden Blick auf Abstand und sagte zu Mira gewandt:

„Nein! Er soll mich nicht anfassen! Er ist ein Attentäter! Verdammt noch mal, Shepard, was ist hier überhaupt los? Er könnte uns...“

„Es ist gut, Garrus...“, sagte sie entschieden und warf ihm einen mahnenden Blick zu. „Er ist nicht hier um uns zu schaden.“, versuchte sie ihn weiter zu beschwichtigen. „Ohne ihn hättest du das hier nicht überlebt.“

„Es könnte ein Trick sein! Eine Falle! Was stehst du hier noch rum, Shepard? Verhafte ihn!“

„Jetzt reicht es aber!“, fuhr Mira eisig dazwischen. Sie warf Thane einen entschuldigenden Blick zu, doch der Drell blieb ungerührt stehen. Verständnis und Anteilnahme lagen in seinem Blick. „Wenn er mich hätte töten wollen, hätte er zahlreiche Möglichkeiten dazu gehabt, aber wie du siehst bin ich noch am Leben.“

„Aber er ist ein...“, sagte Garrus noch völlig überfordert.

„Ich weiß...“, seufzte Mira.

„Er ist deine Abschluss...“

„Ich weiß!“, zischte sie erneut und rieb sich über die Augenbrauen. „Es ist...kompliziert...“

„Ich versteh Ihr Misstrauen durchaus, Mr. Vakarian.“, mischte sich nun auch Krios ein. Ruhig stand er vor dem Turianer, die Hände hinter dem Rücken gefalteten und betrachtete den Turianer nachdenklich. Leicht neigte er den Kopf nach links um Garrus Respekt zu signalisieren, doch der Turianer ließ ihn nicht aus den Augen. Es sah so aus als wäre er ein Falke, der sich jeden Moment auf seine Beute stürzte. Mira seufzte. Manchmal konnte ihr bester Freund echt stur sein. Aber sie wäre in dieser Situation auch misstrauisch gewesen. Schließlich hatte sie ihm nie etwas von dem Treffen mit Krios erzählt. „Aber ich bin hier um Ihnen zu helfen.“

„Das glaube ich Ihnen nicht.“

„Die Dinge sind nicht so einfach wie sie scheinen, Garrus. Auch ich musste das innerhalb des letzten Monats erfahren. Bitte, vertrau mir. Garrus, ich habe dich noch nie um etwas gebeten, aber bitte, dieses eine mal. Tu es! Ich werde dir alles erzählen, sobald du versorgt bist und du wirst dann sicher verstehen. Aber bitte, ich mache mir doch nur Sorgen! Wenn es ernsthafte Folgen hat, könnte ich mir das nie verzeihen.“ Bittend sah sie Garrus aus ihren tiefblauen Augen an.

Garrus wurde nun sichtlicher ruhiger und holte tief Luft- versuchte den Schock der letzten halben Stunde zu überwinden. Schließlich seufzte und sah zu Krios auf, neigte den Kopf und sah ihn nun bloß nachdenklich an. Dieser erwiderte den Blick und kurz meinte Mira Blitze aus seinen Augen springen zu sehen.

„Weißt du, Garrus.“, durchbrach Mira die angespannte Stimmung und lenkte Garrus Aufmerksamkeit wieder auf sich. Der Turianer drehte seinen Kopf zu ihr rum. „Wir müssen wirklich los. Nicht, dass die Verletzung sich entzündet und dein Bein amputiert werden muss. Ich habe keine Lust einen gehandicapten, ständig alten Zeiten nachhängenden Turianer als Freund zu haben.“ Sie grinste leicht, doch es war schief. Beide wussten wie knapp sie dem Tod entkommen waren und beide wussten auch, dass sie ihr Leben nur Krios zu verdanken hatten. Das war für Mira schon schwer zu akzeptieren. Wie sollte es dann erst für Garrus sein, wo er doch die Wahrheit nicht kannte? Sie beide wussten auch, dass die Verletzung nicht so schwer war, die Mira sie darstellte, doch es musste einfach sein. Sie versuchte verzweifelt die Situation aufzulockern, diese krampfhafte Anspannung in der Luft zu lösen. Einfach...irgendwas zu tu. Sie fühlte sich beinahe wie zwischen zwei Stühlen. Es war ihr sichtlich unangenehm. Hatte sie doch nicht damit gerechnet, dass Krios hier auftauchen würde. Sie hatte ihn doch längst auf Illium vermutet, dass er sie retten würde, warf noch einmal alles durcheinander. Schließlich hatte er sie schon mal gerettet. Verdammt! Das würde alles noch kompliziert werden.

Eigentlich hatte Mira gehofft, Garrus nie von dieser einen Nacht erzählen zu müssen in der sich alles verändert hatte. Schließlich würde Krios gehen und sie hätte ihn vermutlich niemals wieder gesehen. Es hätte also überhaupt kein Anlass bestanden. Doch dieser Glaube war wohl naiv gewesen. Irgendwann wäre es sicher zu einer Situation gekommen, an dem sie es Garrus hätte erzählen müssen, doch ihr war wohler bei dem Gedanken gewesen, dass dieser noch weit entfernt war und nicht durch Krios Anwesenheit noch erschwert werden würde.

Garrus sah sie lange an, doch dann seufzte er und ein kleines Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.

„Nun gut, wenn du sagst, dass es in Ordnung geht, ich vertraue dir. Ihm aber nicht.“, sagte Garrus an Krios gewandt.

„Das erwarte ich von Ihnen gar nicht. Mit diesem Beruf erwarte ich von Niemanden vertrauen.“, sagte Krios ruhig und für einen kurzen Moment schien das Leid der Welt in seinen Augen zu liegen. Mira schluckte hart und fühlte sich plötzlich schuldig. Thane Krios hatte ihr niemals den Anlass gegeben zu misstrauen und doch hatte sie es in dem Moment getan, an dem er ihr am meisten half. Obwohl sie sich unbewusst längst eingestanden hatte, dass man Krios vertrauen konnte, so hatte sie ihm im entscheidenden Moment fortgestoßen, wo sie sich gerade angenähert hatten. Wie schwer musste es für ihn sein? Wie einsam machte der Beruf eines Attentäters? Sie sah in Thanes große Augen und beschloss sich bei ihm zu entschuldigen. Ob das reichen würde? Sie hoffte es, denn mit seiner Selbstlosigkeit und weil er über ihren Starrsinn hinweggesehen hatte, hatte Mira eingesehen, dass sie sich längst entschieden hatte. Sie war bereit sich für einen Weg der Gabelung zu entscheiden auf dem Weg, der ihr Leben war und sie wollte diesen Weg nicht verlieren indem sie zu stolz war.

„Komm, bringen wird dich hier raus. Bevor wir noch in Schwierigkeiten kommen.“ Garrus nickte und so hievten Thane und Shepard den Turianer auf ihre Schultern. Er war etwas schwerer als ein Mensch, wenn auch nicht viel. Gemeinsam trugen sie ihn bis vor den Fahrstuhl der Citadell, doch dann blieb Thane stehen und sah Mira an.

„Shepard, entschuldigen Sie, aber ich...“

„Ich weiß, Sie können nicht weiter. Warten Sie bitte nur bis der Aufzug da ist und helfen mir mit Garrus in die Kabine. Den Rest schaff ich dann alleine.“, sagte Mira ruhig. Die Gefahr, dass Krios entdeckte wurde und vielleicht sogar Rache an ihm genommen wurde, war einfach schlicht zu groß. Der Drell nickte zustimmend und während sie warteten, fragte Mira:

„Wann reisen Sie weiter?“ Sie musste vorher noch mit ihm sprechen. Bitte, lasst ihn nicht zu früh aufbrechen! Sie würde es ewig bereuen.

„Morgen 18 Uhr...“, antwortete Krios matt und für einen Moment sah er erschöpft aus. Mira musterte ihn besorgt, doch als er ihren Blick sah, schüttelte er beruhigenden den Kopf, während seine Augen sagten, dass es nichts Ernstes war. 18 Uhr...Zwei Stunden vor Tagesende.

Ein galaktisches Standardjahr hatte einen 20 Stunden Tag. Jede Stunde hatte hundert Minuten, welche in hundert Sekundenaufgeteilt wurde. Allerdings war jede Sekunde nur ungefähr halb so lang wie auf der Erde. Die Anzahl der Tage war ein Mittelwert aus dem asarianischen, turianischen und salarianschen Jahr- den drei Ratsspezies der Citadell. Ein verdammt kompliziertes System an das sich Mira in ihren vier Jahren auf der Citadell noch immer nicht recht gewöhnt hatte.

Eine gute Zeit zum Verschwinden. Die Docks waren dann leer.

Drells waren ebenso auffällig wie die Hanar- drei Meter große, rosafarbene Aliens in Form von Quallen- auf deren Heimatplaneten sie lebten. Auch wenn Drells sehr humanoid aussahen, so wie die meisten Alienspezies, so fielen sie doch wegen ihrer Hautfarbe und einfach auf Grund dessen auf, dass sie selten waren.

Mit einem Piepen öffnete sich die Tür des Fahrstuhls und die künstliche Stimme einer VI verkündete das Stockwerk indem sie sich befanden. Krios und Shepard beachteten es nicht, sondern wuchteten Garrus an die Wand, an der er erschöpft hinabsank. Mira betätigte den Knopf für das 4. Stockwerk: Huerta Krankenhaus. Die Türen begannen sich zu schließen und Krios trat aus der Kabine, blieb vor den Türen stehen und sah sie an.

„Morgen Abend, 16 Uhr, gewohnter Ort! Ich muss mit Ihnen reden!“, rief Mira noch schnell bevor sich die Türen schlossen. Sie wusste nicht, ob Krios es noch gehört hatte, doch sie würde warten. Sie spürte, wie ihr Leben sich zu verändern begann.

Wenige Minuten später erreichten sie das Krankenhaus und Garrus wurde sofort in den Op geschoben. Salarianer riefen den Krankenschwestern Anweisungen zu, während der Turianer auf einer Trage in den sterilen Raum geschoben wurde. Die rote Leuchte für „work in progress“ leuchtete warnend auf und Mira brach an der Wand daneben zusammen und schlang die Arme um die Beine. Jetzt, wo die Anspannung von ihr abfiel, begann sie zu zittern. Als das Adrenalin aus ihren Adern wich, begann all die Angst und Verzweiflung der letzten Stunden auf sie einzuprasseln. All die Wut auf sich selbst wegen dem, was sie zu Krios gesagt hatte, all die Angst um Garrus, die Schmerzen in ihrem Körper, als das übermannte sie und ließ Mira schluchzen. Eine Schwester kam zu ihr um sie zu untersuchen, doch Mira wies sie barsch ab und versteckte dann wieder den Kopf im Schoß. Niemand sollte sehen, wie Mira Shepard bitterliche Tränen weinte, weil sie einfach hoffte, dass der nächste Tag sie nicht alles verlieren ließ, was sie schätzte. Noch einmal würde sie einen Totalverlust nicht ertragen.
 

~*~
 

Steh auf und kämpf

verschwend' keine Zeit,

denn jetzt ist deine Zeit

Zeit das du's allen zeigst

nur Mut versuch's

du hast nichts zu verlieren man

du kannst nur gewinnen

wenn du was riskierst

Glaub an dich

gib nicht auf

oh nein,

du hast noch nicht verlorn'
 

Glaub an dich- Urbanize
 

~*~

Sooo, das ist also das 7. Chap :) uuuuffa, das war ein Stück Arbeit und das bisher Längste :) Mein erster richtiger Kampf. Huiii. Ich hoffe dass es euch gefallen hat.

Und nochmal danke fürs lesen ^-^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Rhunaris
2012-10-04T19:08:05+00:00 04.10.2012 21:08
Ein tolles Kapitel. Allein von dem Aufbau her stieg die Spannung immer weiter. Dann natürlich das Gefecht und wie Shep Garrus retten möchte. Egal wie. Klasse, dass Thane auftaucht, als es auswegslos erscheint und somit beide rettet. Ich bin schon ganz gespannt auf das nächste Kapitel und dem Gespräch zwischen Thane und Shep ‹3
Von: abgemeldet
2012-08-19T15:59:08+00:00 19.08.2012 17:59
Wie immer ein super chap *___*
Sorry das ich erst so spät schreibe ó.ò internet los zu sein is echt net toll un dann muss ich auch immer schauen, wie ich bei meinem Freund lesen kann, er möchte ja auch dran :D
Jashin-sama sei Dank, is Garrus nichts großes passiert. Ich war sooo erleichtert als Mira bei Garrus ankam, dass er noch lebte :3
Für deine ersten Kampf, fand ich ihn echt geil beschrieben. Die Schmerzen die sie empfand, das geballer, einfach alles fand ich übersichtlich geschrieben und lies sich wie immer gut lesen =)
Garrus Chara finde ich eig auch richtig gut getroffen, einfach himmlisch ;D
Als die Situation so aussichtslos schien für Mira und Garrus, habe ich mir schon gedacht, dass im nächsten Moment Krios auftaucht, aber ich fand es trotzdem echt spannend o.o
Vor allem liebe ich es auch wie du Gefühle und Geanken und so beschreibst, einfach zauberhaft *_________*
Ich freu mich schon auf das nächste kapi <3 <3
Hoffentlich geht die OP gut für Garrus aus :3
Ich bin auf das Gespräch zwischen Thane und Mira gespannt, ich hoffe es ist nicht das letzte ;D
GLG
Aka-chan <3<3

Von: abgemeldet
2012-08-16T17:23:44+00:00 16.08.2012 19:23
(Sooo bin nun endlich mal dazu gekommen es zu lesen!)
Waaaaaaahhh! Mega geiles chap!!! *o*
echt, es war bis jetzt das spannendste! Als Shep endlich bei Garrus angekommen war und das geballer losging dacht ich die ganze zeit nur " waah, wann kommt thane?? jetzt? jetzt?!" XDDDD
-> Krios dein Retter in der Not! XD

Den Anfang fand ich aber echt mega seltsam...iwie hatt ich nen lachflash wegen der Tür die "erschrocken" aufsprang XD
Von:  fahnm
2012-08-07T20:08:13+00:00 07.08.2012 22:08
Hammer kapi^^


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