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Die Prüfung der Grenzen

Aus Schwarz und Weiß wird Grau
von

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Konsequenzen

5. Kapitel: Konsequenzen
 

Das Geräusch des Martinhornes war bereits zu einem lauten Crescendo angeschwollen, als Mira das Gebäude verließ und es als einen Tatort absicherte. Leuchtend orangefarbene Streifen verliefen nun über die Tür von Nilarus ehemaligen Anwesen und kennzeichneten es so als Ort des Verbrechens.

Nun stand sie hier und beobachtete, wie die zwei Einsatzwagen immer näher kamen und schließlich laut sirrend und mit ohrenbetäubenden Geheule vor ihr landeten.

Mira holte tief Luft und wappnete sich vor dem, was unweigerlich kommen würde. Sie würde zu den Vorkommnissen befragt werden und musste nun entscheiden, ob sie bei ihrer ausgedachten Geschichte blieb oder die Wahrheit sagte. Beides würde sie als Idiot darstellen. Nachdenklich betrachtete sie, wie das Silber des Metalls der Wagen in dem schwachen Licht, der aufgehenden Sonne, glänzte und die Tür sich leise zischend öffnete. Sie wusste nicht, wen die Zentrale geschickt hatte, aber da es sich sicherlich um einer Schar anonymer Hinweise gehandelt hatte, hatte Pallin vermutlich hochrangigere Beamte geschickt um die Sache auf den Grund zu gehen.

Umso erstaunter war Mira, als sie den Turianer erkannte, der aus dem Polizeiwagen stieg. Er war hochgewachsen und seine Haut schimmerte blauweißlich im kalten Licht der Straßenlaternen. Wache, blaue Augen blickten durch das Visier an seinem Kopf und er atmete erleichtert aus, als er sie erkannte.

„Shepard!“, rief der Beamte und rannte auf sie zu.

„Garrus.“, erwiderte Mira ebenso erstaunt und trat auf ihn zu. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht blieb der Turianer vor ihr stehen. Kameradschaftlich klopfte er ihr auf die Schulter und lächelte sie an, doch dass er hier war, warf sie auf der Bahn. All die widersprüchlichen Gefühle, die sie seit Krios Abgang verdrängt hatte, kochten beim Anblick ihres Freundes hoch und sie verspürte den starken Drang ihm alles zu erzählen, doch ihr stolz und die Situation hinderten sie daran.

„Bin ich froh, dass du lebst. Alles in Ordnung? Die Hinweise berichteten von einer Massenschießerei. War er…“

„Garrus Vakarian…“, durchbrach eine kalte Stimme Garrus Redefluss und ließ sowohl ihn als auch Shepard herumfahren. Aus dem zweiten Wagen stieg kein geringerer als Exekutor Pallin. Mira holte zischend Luft, als sie die hochgewachsene Gestalt des Turianers erkannte. Das machte die gesamte Situation nur noch komplizierter.

„Ich gehe davon aus, dass Sie die Befragung noch nicht begonnen haben, oder?“, fuhr der ranghöchste C-Sicherheit Beamte mit einem warnenden Unterton fort, der Garrus zur Seite gehen ließ- jedoch nicht ohne Shepard einen mitfühlenden Blick zu geben.

Mira holte tief Luft und straffte ihre Körperhaltung. Egal wie sehr sie selbst an ihrer Entscheidung zweifelte, gegenüber Pallin musste sie Ruhe bewahren und vollkommen klar bleiben, sonst würde sie nicht nur sich selbst sondern auch Garrus hineinreiten.

„Mira Shepard…ich bin überrascht Sie hier zu sehen.“, sprach Pallin ruhig, als er neben Garrus getreten war. Er überragte Miras besten Freund um gut einen halben Kopf und seine eisblauen Augen durchdrangen Mira mit einem kalten Blick. Braune Sprenkel durchzogen sein Gesicht und eine fleischige Narbe zog sich über seine rechten Mundmandibeln.

„Die Überraschung ist ganz meinerseits, Exekutor Pallin.“, erwiderte Shepard mit betont gelassenen Ton und neigte kurz respektvoll den Kopf.

„Darf ich fragen, was Sie hier zu suchen haben?“ Mira biss sich kurz auf die Unterlippe und schloss die Augen. Die 808’er Blocks waren bekannt dafür, dass Reichenviertel der Unterwelt zu sein. Um Zivilisten und Touristen zu schützen war eben jener Bereich der Citadell gesperrt- selbst für die C-Sec, solange kein Verbrechen vorlag. Wenn die Polizei dieses Gebiet mied, dann kam es hier zu deutlich weniger Schießereien- und somit auch zu weniger Toten und Verletzten.

Mira erkannte die List, die ihr Vorgesetzter verfolgte und wog ihre Worte genau ab. Sie spürte, wie Garrus sie mitleidig ansah, doch er wusste wohl, dass ihr nicht geholfen war, wenn er sich einmischte. Also schwieg der Turianer, so schwer es ihm vermutlich auch fiel.

„Ich bin einigen Hinweisen nachgegangen.“, erwiderte Shepard schlicht und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Pallins Gesichtsausdruck wurde ernst und seine scharfen Augen betrachteten sie durchdringend. Er würde alles versuchen ihre Schmach hervorzuholen, das wusste Mira und höchstwahrscheinlich ahnte er bereits, dass Krios hinter diesem Attentat steckte. Niemand, das hatte Mira nun am eigenen Leib erfahren, war so gut auf der Citadell wie Thane Krios.

„Was für Hinweisen?“, hakte der Exekutor in betont geschäftsmäßigen Ton fort, während seine Augen eine Schwachstelle in Miras Ego suchten. Mira erwiderte seinen stechenden Blick ungerührt und antworte:

„Hinweisen auf meinen Abschlussverbrecher, Sir.“ Pallin schien nun sichtlich erstaunt darüber, dass sie es so bereitwillig zugab und Mira hörte wie Garrus neben ihr tief Luft holte. Die Anspannung, die zwischen den beiden herrschte, war zum Greifen und es schien, als würde die Luft nur aus einem dicken Gelee bestehen, welches sich träge hin und her wog. Keiner der beiden gab einen Zentimeter nach, keiner bewegte sich vom Fleck.

„Haben Sie gesehen, was hier geschehen ist, Rookie?“ Mira hätte beinahe geknurrt, als Pallin ihr Status mit unverhohlener Arroganz betonte, doch sie sammelte all ihre geistigen Kräfte und ihr Entschluss festigte sich. Nein, so einem herablassenden Kerl würde sie Krios nicht überlassen. Lieber würde sie ihn selbst zur Rechenschaft ziehen.

„Beantworten Sie die Frage, Shepard.“, durchdrang plötzlich Garrus Stimme die Stille, die Aufgrund von Miras Überlegungen entstanden war. Irritiert blinzelte sie und wandte ihren Kopf zu ihrem Freund um. Bittende Augen sahen sie an. Auch Garrus hatte bereits das gefährliche Spiel des Vorgesetzten durchschaut und half ihr so gut es in seiner Position möglich war.

Mira nickte bedächtig und wandte sich dann wieder dem Polizeichef zu, der noch immer abwartend, aber nun deutlich genervter auf eine Antwort wartete.

„Ein wenig.“, beantwortete der Rookie schließlich vorsichtig die Frage und beobachtete ihren Chef genau. Pallins Augen verschmälerten sich zu kleinen Schlitzen und seine funkelnden Augen beobachteten sie genau.

„Dann berichten Sie mir davon.“, forderte er sie auf. Sie beide tanzten umeinander herum. Gefangen in einem Spiel der Macht. Die Abneigung, die sie für einander empfanden war deutlich zu spüren und ließen selbst den sonst gelassenen Garrus unruhig wurde.

„Jawohl…als ich vor fünf Minuten eintraf war bereits der erste Schuss gefallen. Ein Baterianer, sein Name ist Nilarus Gonseum, ist durch einen einzelnen Kopfschuss getötet worden. Ich habe den Tatort bereits gesichert hatte bisher aber wenig Gelegenheit ihn mir genauer anzusehen. Ich vermute bei Größe und Einschusswinkel hat der Schütze von einem Lüftungsrohr mittels eines Präzessionsgewehr geschossen. Leider konnte ich die Hülse bisher nicht ausfindig machen.“

„Das ist aber ziemlich dürftig.“

„Entschuldigen Sie, Sir, aber wenn Shepard wirklich erst vor fünf Minuten hier eingetroffen ist, dann…“

„Sie habe ich nicht gefragt, Vakarian.“, unterbrach Pallin Miras Freund schneidend und warf ihm einen warnenden Blick zu. Mira spürte, wie sie allmählich wütend wurde. Er konnte mit ihr umspringen, das war ihr egal, aber nicht mit Garrus. Ihr Freund hatte keinen Fehler begangen, sie hatte es vermasselt.

Garrus schwieg verdrossen, warf Pallin aber einen verachtenden Blick zu.

„Also, Shepard…“ Langsam trat der Turianer an sie heran. Zu nah. Er drang in den Bereich, den sie als Privatsphäre betrachtete, ein und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. Es war ein Zeichen der Macht, eine Demonstration der Überlegenheit. Pallin konnte sich das Erlauben ohne Konsequenzen zu befürchten. Mira wich aber nicht, wie sicherlich von ihm erwartet, zurück, als er sich vor ihr aufbaute, sondern erwiderte seinen strengen Blick trotzig.

„Ich habe so viel getan wie mir möglich war innerhalb dieser kurzen Zeit. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Mira war selber überrascht, dass sie nicht rot wurde. Natürlich hätte sie mehr tun können. Sie hätte Pallin seinen Thane Krios unter die Nase reiben können, aber ihr Körper zeigte keinerlei Anzeichen einer Lüge. Offensichtlich glaubte sie mittlerweile selber, dass es das Richtige gewesen war.

„War es denn Ihr Verbrecher, Shepard?“ Pallins Stimme klang unheilvoll, aber amüsiert zu gleich. Ein Schmunzeln zuckte um seine Mundwinkel. Mira wusste warum. Egal was sie ihm nun antworten würde, sie müsste eingestehen, dass sie versagt hatte. Entweder war sie einer falschen Spur gefolgt, was in der C-Sicherheit genauso schlecht war, wie ihn nicht zu stellen. Mira bedachte den Exekutor mit einem wütenden Blick, biss sich aber auf die Zunge um ihren hitzigen Kommentar zu unterdrücken. Pallin wartete weiterhin auf eine Antwort und starrte sie aus musternden Augen an. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt, womit er Mira den letzten Rest ihres persönlichen Freiraums raubte und sie spürte wie diese kleine Geste sie aggressiv machte. Ein leises Knurren entwich Mira, als ihr auch klar wurde, dass die Frage bewusst provozierend gewählt worden war. Hilflos sah Shepard hinüber zu Garrus, doch der blickte sie nur mitleidig an und wandte dann beschämt den Blick ab. Der Turianer hatte verstanden in welcher Misere sie steckte und auch er wusste keine Lösung.

„Ich weiß es nicht…“, seufzte Mira schließlich nach einigen Überlegungen und wandte den Blick schuldbewusst ab. Innerlich lachte sie. Sie wurde ja beinahe eine gute Schauspielerin. „Als ich kam war der Schütze bereits verschwunden und die Meute schoss in Panik um sich.“

„Verstehe…“, sagte Pallin wieder ruhig, aber sein Gesicht zeigte versteckte Befriedigung über Miras Misserfolg, etwas, was sie mit glühend heißer Wut überschwemmte und sie am liebsten auf ihn stürzen lassen würde, doch Mira war auch nicht gewillt auf seine Provokation einzugehen. Diese Genugtuung würde sie ihm nicht bieten. „Und sie haben nicht den Tumult zu schlichten?“

Mira hätte beinahe losgeprustet und auch Garrus gab ein überraschtes Geräusch von sich. Diese Frage überrumpelte Shepard völlig. Sie hatte weder die Befugnis, noch die Erlaubnis bei so etwas einzuschreiten. Ein Rookie nicht und alleine schon mal gar nicht. Suchte Pallin jetzt schon zwanghaft Gründe um sie bloßzustellen? Irritiert trat Mira einen Schritt zurück und schüttelte nur ungläubig den Kopf.

„Exekutor…“, schritt nun auch Garrus mit diplomatischen Ton ein und war innerhalb von zwei Schritten neben Shepard. Unterstützend legte er eine Hand auf ihre Schulter und sah Pallin an. Da war es wieder. Garrus war an ihrer Seite und stand ihr bei ohne ihr das Gefühl zu geben es nicht selbst bewältigen zu können. „Shepard hat sich wirklich nichts vorzuwerfen. Sie hat genau nach Vorschriften gehandelt.“

Pallin verzog verärgert das Gesicht und seine Mundmandibeln zuckten unruhig. Er war einen Blick über die Schulter wo langsam die Sonne hinter den Wolkenkratzern zum Vorschein kam. Allmählich erwachte das geschäftige Gewusel der Citadell zum neuen Leben und das Trio wusste, dass bald die ersten Schaulustigen den Tatort umzingeln würden.

„Gehen Sie nach Hause, Shepard. Vakarian und ich kümmern uns um die Aufgaben der C-Sicherheit.“

„Aber…“, setzte protestierend an, doch Pallin brachte sie mit einer unwirschen Handbewegung zum Schweigen. Mira biss sich auf die Lippe. Nicht einmal das erkannte er ihr zu. Noch nicht einmal ihre Arbeit durfte sie beenden und sie wurde aus der C-Sicherheit ausgeschlossen.

„Sir, ich denke…“, versuchte auch Garrus Shepard zur Seite zu springen, doch Pallin warf ihm so einen bedrohlichen Blick zu, dass er abbrach.

„Vakarian, das war jetzt schon das zweite Mal. Ein drittes Mal und Sie bekommen eine Abmahnung. Ich sehe es nicht gern, wenn persönliche Sympathien das professionelle Verhalten beeinflussen und nun kommen Sie. Wir haben Arbeit zu erledigen.“ Ohne Mira auch noch eines Blickes zu würdigen trat Exekutor Pallin durch ihre gezogene Absperrung. Mira stand wie versteinert da und rührte sich nicht. Wut und Enttäuschung ballten sich in ihr und ließen sie Schlucken.

„Shepard…“, setzte Garrus an und schob sich in ihr Blickfeld. Seine hellblauen Augen blickten sie besorgt an und er legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Geh, Garrus, sonst wirft er dich vielleicht noch dafür raus.“

„Aber…“

„Kein aber! Ich werde gehen. Ich bin erschöpft.“, erwiderte Shepard und sah ihn eindringlich an. Garrus musste endlich aufhören so loyal zu sein. Das könnte ihn seinen Kopf kosten. Der Turianer seufzte ergeben und zuckte mit den Schultern.

„Also schön…aber Shepard…wir reden später.“ Mit diesen Worten klopfte er ihr noch einmal auf die Schulter und folgte dann Pallin, der bereits den Leichnam von Nilarus analysierte. Mira blieb allein zurück und so fühlte sie sich nun auch. Allein.

Nach einigen Momenten löste sie sich aus ihrer Starre und setzte sich in Bewegung, setzte sich in den Wagen und fuhr zurück.
 

~*~
 

„Also Shepard…was ist wirklich in dem Gebäude geschehen? War es Krios?“ Garrus verlor wirklich keine Zeit als er sich zwei Stunden später neben ihr aufs Bett setzte. Mira löste sich aus ihrer deprimierten Körperumklammerung mit der sie auf dem Bett verharrt hatte und sah ihn an.

„Wie ich bereits sagte, Garrus, ich weiß es nicht.“, sagte sie ruhig. Zum Glück hatte sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle.

Als Mira vor gut anderthalb Stunden hier angekommen war und sich aufs Bett gesetzt hatte wich plötzlich all die Anspannung aus ihrem Körper und sie war in ein hässliches Schluchzen ausgebrochen. Ihr Körper hatte sich vor und zurück geschaukelt während ihr klar wurde, dass nun alles vorbei war. Erst vor wenigen Minuten hatte sie sich wieder einigermaßen beruhigt und den Entschluss gefasst Garrus nichts zu erzählen. Er hatte sich solche Mühe gegeben und war so ein großes Risiko eingegangen indem er ihr half, dass sie es nicht übers Herz brachte ihm zu gestehen, dass sie den letzten Schritt nicht gewagt hatte zu gehen. Krios hatte sie verunsichert. Mehr sogar, als sie sich bisher vorgestellt hatte.

„Das glaube ich nicht.“, erwiderte der Turianer ernst. „Du hast Pallin so merkwürdig angesehen. Da stimmt etwas nicht. Shepard, du musst vorsichtiger sein. Pallin hat bemerkt, dass da etwas im Gange ist und hat mich ausgefragt. Ich konnte ihn zwar beschwichtigen, doch er wird dich nur noch mehr im Auge haben.“ Mira lachte und fuhr sich durch das Haar.

„Noch mehr kann er mich nicht beobachten.“, schnaubte sie frustriert und legte den Kopf auf ihre angewinkelten Knie. Garrus betrachtete sie lange und ausgiebig. Er schien abzuwiegen wie er am besten mehr erfahren würde und wie viel Shepard bereit war ihm zu erzählen.

„Du tanzt ziemlich nah am Abgrund.“, seufzte der Turianer schließlich.

„Und dabei kann ich nicht tanzen.“, lächelte Mira matt und rieb sich mit zwei Fingern müde über die Augen. Wie gern würde sie Garrus von dem Chaos in ihrem Körper berichten. Nur allzu gerne würde sie sich ihrem besten Freund anvertrauen, aber gerade weil er ihr Freund war, durfte sie ihn nicht noch tiefer mit hineinziehen. Zu viel hatte er bereits aufs Spiel gesetzt um ihr zu helfen. Mira schätzte ihn, mehr als alles andere und sie wusste wie loyal ihr Turianer war.

Garrus schien ihre Misere nicht zu bemerken, denn er lachte auf ihre Antwort hin.

„Nein, das wirklich nicht.“ Oder tat er es gerade deswegen. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf und legte einen Arm um sie. Von dieser freundschaftlichen Geste war Mira völlig überrumpelt und kurz schien es ihre Fassade abzureißen. Es kostete sie alle Kraft um nicht all ihr Leid zu klagen, all die Verzweiflung, all ihre zerstörten Hoffnung und ihre Verwirrung.

„Hör mal, Shepard...etwas belastet dich doch, das seh ich dir an.“, fuhr Garrus dann wieder ernst fort und durchdrang sie mit ihrem Blick.

„Es ist nichts, Garrus. Ich kam hin und der Baterianer war bereits tot. Ende der Geschichte.“

„Oh nein, das ist nur die Oberfläche. Hinter all dem steckt viel mehr, als du zugibst. Ich dachte ich wäre dein Freund.“

„Das bist du auch, Garrus. Das bist du wirklich. Aber gerade deshalb musst du mir doch glauben.“, flehte Mira und sah ihn bittend an. Er durfte nicht weiter fragen, er musste aufhören, sonst könnte sie ihn nicht mehr beschützen. All die widersprüchlichen Gefühle in ihr kochten und immer und immer wieder sah sie Krios vor sich, sah seine traurigen, tiefen Augen, hörte seine Stimme in Gedanken und ging alles durch. Egal wie oft sie die Situation analysierte, sie kam immer zu dem Schluss, dass ihr Verhalten genau richtig gewesen war. Dennoch...

Mira sah auf ein Holo ihrer Eltern, welches seit jeher auf ihrem Nachttisch stand. Sie hatte immer ihren Eltern vorgeschwärmt, dass sie zur Citadell wollte und dort einen einflussreichen Posten einnehmen wollte. Ihre Eltern hatten stets gewollt, dass sie im Kolonialbereich arbeiten würden, wie sie es getan hatten, doch als sie bemerkt hatten, wie sehr Mira davon träumte, hatten sie nachgegeben und mit allem unterstützt, was sie hatte.

Wie hätten sie wohl reagiert, wenn sie all das miterlebt hätten? Seitdem sie Krios ging, fühlte sie Stolz für ihre Größe, doch die Zweifel waren tief in ihr verankert. Hätten sie es verstanden. Tränen standen plötzlich in ihren Augen und hastig wandte sie den Blick von Garrus nachdenklichen Augen ab.

„Shepard, alles in Ordnung?“, fragte Garrus besorgt und beugte sich zu ihr vor. Er hatte gesehen wohin Shepard geblickt hatte und die Veränderung in ihr bemerkt.

„Es ist nichts...ich denke nur über vieles nach, Garrus.“

„Über was denn? Shepard, rede mit mir! Was ist passiert?“

„Es ist nichts gewesen, wie oft noch! Hör damit auf!“, schrie Mira ihn plötzlich mit aller Kraft und sprang vom Bett auf. Aufhören! Garrus sollte aufhören! Er durfte nicht weiter Fragen oder er würde ihren Entschluss und ihre Stärke brechen. Diesen Weg musste sie alleine gehen. Diese Entscheidung hatte sie allein getroffen und die Konsequenzen musste sie alleine tragen. Er durfte nicht noch weiter nachbohren, sonst wurde alles zerbrechen und sie müsste noch eine weitere Last auf ihrer Schulter laden.

Garrus sah sie aus erschrockenen Augen an. Entsetzt blickte er sie an und er konnte sich nicht rühren. Mira stockte und schlug die Hände vor den Mund, als sie realisierte, was sie getan hatte. Die beide starrten sich fassungslos an. Nur wenige Zentimeter trennten sie und doch fühlte es sich nun an, als wären sie Kilometer voneinander entfernt. Zwischen ihnen klappte ein Abgrund des Bruches, den Miras Ausraster verursacht hatte. Jeder stand auf der jeweils anderen Seite der Klippe und war auf seine Art und Weise einsam.

„Garrus, ich...“ Mira wollte sich entschuldigen, wollte es wieder gerade richten, doch sie fand die Worte nicht. Sie sahen sich nur an und schwiegen. Eine Mauer war zwischen ihnen hochgezogen und versperrten sie voreinander. Eine angespannte, bedrückende Stille ertränkte Mira und sie fühlte den innerlichen Instinkt zu fliehen. Hastig wandte sie sich um und schnappte sich ihre Jacke.

„Shepard! Wo willst du hin?“

„Ich geh was trinken.“, erklärte sie rasch und wand sich in die Jacke.

„Was trinken?“, sagte Garrus überrascht. „Das tust du doch sonst nie.“

„Mir ist aber jetzt danach.“

„Shepard was...“

„Bitte, Garrus.“ Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn aus qualvollen Augen an, die ihn zurückweichen ließ. „Bitte, frag nicht weiter. Lass mich gehen.“

Garrus sah sie lange an, dann nickte er nur und Mira verschwand schneller aus ihrem gemeinsamen Zimmer, als er gucken konnte.

Mira floh vor ihren Sorgen, Ängsten, Verzweiflung und dem Chaos in sich. All das ließ sie beim überforderten Garrus zurück, während sie sich mit der Nacht verschmolz. Sie ließ ihr altes Ich zurück und hoffte ihr erstickendes Chaos zu ertränken. Eines war ihr an diesem anstrengenden Tag auf harte Art und Weise klar geworden: Jede Handlung, jede Tat trug Konsequenzen mit sich, die jeder für sich selbst tragen musste und ihre hatte sie einsam gemacht. Ausgerechnet diese Lebensweisheit hatte sie von einem Attentäter gelernt. Als sie in die kühle Nacht trat, lachte sie hemmungslos über diese Ironie des Schicksals und ging dann ihren Weg ins Black Star um eine dieser schattenlosen Gestalten zu werden, die keine Spuren hinterließen und eine Konsequenzen fürchten musste. Für diese Nacht wollte sie ihr selbst hinter sich lassen und einfach ein nebelloses Wesen werden. Für diese Nacht würde sie ein Nichts werden und einfach alles vergessen. Das war ihr Plan.

Große, dunkle Augen beobachteten wie Shepard die Akademie verließ und verfolgten ihren Weg durch die Nacht. Nachdenklich blinzelnd sahen sie der jungen Rekrutin hinterher, bevor sie schließlich in der Finsternis des Abends verschwanden. Das Abenteuer hatte gerade erst begonnen.
 

~*~

They won't break you

Break you

They won't bring you to your knees

They won't break you...
 

And when the world it starts to burn

At the point of no return

Keep a hold of

Your conviction

Tear out the affliction

And before the world turns black
 

Stand up and take it back!!
 

Take it back!- Miracle of Sound



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-05-24T22:03:50+00:00 25.05.2012 00:03
Deine Shep is ja mega niedlich! Und Garrus erst! Waaah Zucker pur XD
Ach ja; Fuck you Pallin! Da stimm ich Aka-chan zu, der Typ hat mich einfach megaaa aufgeregt!! >.<

Im Game kommt mir Shep eig immer sehr hart vor...deswegen musste ich mich in diesem Kapitel echt an diese ...öhm gefühlvolle oder eher emotionale(?) Shep gewöhnen ^.^'
Bin gespannt wies weitergeht *.*
Von: abgemeldet
2012-05-11T17:46:29+00:00 11.05.2012 19:46
Das 5 Chap war sooooooo toll :) Ich schwöre Pallin hat mich so unglaublich aufgeregt ›:( was fürn affe....
Shep hat mir echt unglaublich leid getan, wird voll fertig gemacht in dem sinne von ihm..... und Garrus nyyaaaa~ ‹3 tat mir echt leid, da er ihr ständig helfen wollte und als sie ihn dann später angeschrien hat OMJ beide taten sie mir leid..... wie verzweifelt sie war T.T
bin echt gespannt wie es weiter geht, vor allem da da etwas im dunkeln lauert :O



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