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Düster das Herz

von

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Nehemia XXVII

Überall floss Blut, der Sofabezug sog sich damit voll. Es klebte an meinen Messer, färbte das Kleid ein. Es sah hübsch aus, trotz der anderen krustigen Flecken darauf.

Mich befleckte es auch, aber ich war sowieso verunreinigt von meinem eigenen Sperma und dem Dreck, der schon seit Ewigkeiten auf dem Sofa gelegen hatte.

Sie lag vor dem Sofa, die Haare zerzaust, die Augen geöffnet. Warum sah sie mich sogar im Tod so an? Sie hätte ein Engel sein können, doch vermasselte es sich selbst.

Ich musste hier weg, sonst nahm man mich mit. Hielt mich fest und quälte mich psychisch, das stand fest. Aber so blöd war ich nicht.

Ohne mich vorher zu waschen zog ich meine Klamotten über, suchte das wenige Geld, was wir besaßen zusammen, und verließ die Wohnung. Ein Abschied für immer, nichts war würdig, es zu vermissen.

Ich sollte die Stadt verlassen, so weit gehen, wie nur möglich, um an einem anderen Ort aus dem Verborgenen hinaus mein Leben fortzusetzen. Frei und selbstbestimmt, ohne den Eingriff von Menschen, die mich sowieso nicht verstanden. Aber wer tat das schon?

„Wohin gehst du?“ Jones stand vor mir, überrascht und irgendwie verletzt. Der hatte mir gerade noch gefehlt.

„Weiß nicht, weg von hier.“ Und wenn er mich aufhalten wollte, folgte er einfach meiner Mutter, davor hatte ich keine Skrupel. Meine gewonnene Freiheit gab ich nicht auf.

„Du kannst mich nicht allein hier lassen.“ Er wollte mich schon wieder anfassen, ich schlug seine Hand rücksichtslos weg. „Das überleb ich nicht.“

Ich hatte keine Verantwortung für ihn, hatte ihm niemals das Gefühl gegeben, von mir auch nur ansatzweise gemocht zu werden. Wenn er das doch glaubte, lief er einer Illusion hinter her, die ihn im Notfall eiskalt erstach und liegen ließ.

„Nimm mich mit, bitte.“

Ich hätte nein sagen können, er wäre mir trotzdem gefolgt. Also ging ich einfach weiter und hörte, wie seine Schritte sich meinen anpassten. Wie wir hinter einander die Straße zum Bahnhof entlang liefen, jeder für sich und doch irgendwie unfreiwillig gemeinsam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-11-18T11:29:22+00:00 18.11.2011 12:29
Er hat es getan...
Und flieht zusammen mit Jones...
Irgendwie dachte ich mir das. Es wäre einfach... falsch gewesen, wären sie sich nicht noch einmal begegnet, sondern einfach auseinander gegangen. Was Jones an Nehemia so fasziniert, kann man vielleicht nur erahnen. Jedenfalls scheint er genauso verkorkste Familienverhältnisse zu haben, wenn er ebenfalls einfach so weg geht, ohne das Ziel zu kennen, einfach nur an Nehemias Seite...
Ich bin gespannt, wohin sie ihr Weg führt.
Und ich werde das Gefühl nicht los, dass demnächst nicht nur er leiden wird, sondern auch Jones...
Von: haki-pata
2011-11-18T07:38:53+00:00 18.11.2011 08:38
Deine FanFiction ist wahnsinnig.

Wahnsinnig gut.
Wahnsinnig nervenaufreibend.
Wahnsinnig nachdenklich machend.
...
Wahnsinnig verstörend.

Danke dafür!


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