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Still alive...

...but I need someone to help me breathing
von

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-6-

„Du bist so ein Idiot“, meinte Tora trocken und ging ungerührt weiter den Fußweg entlang. „Warum gibst du Shin und dir nicht eine gottverdammte Chance? Es könnte schief gehen, aber du wirst es nie wissen, wenn du es nicht probierst. Du liebst ihn doch!“

„Tora, hör auf! Ich habe nur gesagt, dass ich Zeit brauche. Okay, das ist zehn Tage her, aber ich weiß nicht, was ich will.“

„Du willst deinen kleinen Schüler, und wehe dir, du bestreitest das jetzt!“

Saga seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. So ging das seit fast einer Woche, und jedes Mal erzählte sein bester Freund ihm das Gleiche. Im Prinzip waren Toras Argumente die Wahrheit, das wusste der Jüngere auch, aber das machte nichts besser. Es spielte keine Rolle, wie fest er sich auch vornahm, eine Entscheidung zu treffen, er kam einfach nicht weiter. Und die Distanz zwischen Shin und ihm tat ihm alles andere als gut, viel eher fiel er in seine alten Verhaltensmuster zurück und wurde wieder verschlossener. Auch wenn er es sich nur ungern eingestand, er vermisste den Schüler und hatte schon öfter daran gedacht, diesen anzurufen, nur um zu wissen, wie es diesem ging.

„Saga! Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?!“, fuhr Tora ihn an. „Was hast du jetzt vor?“

Der Kleinere zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass es dich nervt, aber mein Plan hat sich seit gestern nicht geändert. Ich warte ab.“

„Das kann nicht…“

„Halt einmal die Klappe, ja?“, meinte Saga zu dem anderen und zog sein vibrierendes Handy aus der Tasche. Verwirrt sah er auf die Nummer. Sie kam ihm zwar bekannt vor, aber er konnte sie nirgends einordnen. „Ja?“, meldete er sich vorsichtig.

„Guten Tag. Sie sind Saga?“

„Ja. Mit wem spreche ich?“ Unruhig trommelte er mit seinen Fingern auf seinem Gürtel.

„Dr. Yatsuo vom Krankenhaus. Bei uns wurden zwei Personen eingeliefert und bei dem jungen Mann haben wir ihre Nummer gefunden. Shin…“

„Shin?! Ach du… Warten Sie bitte einen Moment, ich muss jetzt erst überlegen, wie ich am Schnellsten zu Ihnen komme. Was ist denn passiert?“

„Ich würde es bevorzugen, persönlich mit Ihnen zu sprechen.“

Gestresst schloss Saga die Augen. „Ich bin in höchstens… 15 Minuten bei Ihnen.“ Damit unterbrach er die Verbindung. „Scheiße!“ Eilig drehte er sich herum und ging in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

„Was ist los?“ Kurz darauf erschien Tora neben ihm und hielt fast mühelos mit ihm Schritt.

„Shin ist im Krankenhaus, vermutlich mit seiner Mutter, sonst wäre ich nicht die erste Kontaktstelle“, erklärte der Jüngere.

„Und weshalb…“

„Ich habe keine Ahnung!“, brauste Saga auf. „Der Arzt möchte lieber persönlich mit mir reden.“

„Jetzt bleib mal ruhig und mach dir nicht so große Sorgen. Er wird schon noch leben.“

„Hör auf, damit Scherze zu machen!“

„Okay, ich glaube, das ist der Punkt, an dem ich mich verabschieden sollte, damit wir uns nicht zerfleischen. Wir sehen uns wahrscheinlich morgen in der Uni.“

Saga seufzte. „Wahrscheinlich. Wenn nicht, hörst du von mir.“

„Alles klar. Bis dann.“
 

„Dr. Yatsuo?“ Abwartend sah Saga den Älteren an, der nickte. „Wir haben telefoniert, nehme ich an?“

„Ja.“ Der Student nickte bestätigend und holte einen Moment tief Luft. „Was ist mit Shin?“

„Das wissen wir noch nicht so genau. Jemand ist in die Wohnung, in der er mit seiner Mutter lebt, eingedrungen und hat sie niedergestochen. Es ist noch nicht klar, ob sie überleben wird. Was Shin betrifft… Er war dabei, leidet aber anscheinend an einer retrograden Amnesie. Er kann sich weder an das Geschehene erinnern noch daran, wie er hergekommen ist. Wir vermuten aber anhand der Verletzungen, dass er vergewaltigt wurde, auch wenn die Ergebnisse noch nicht feststehen. Auf jeden Fall ist er wach und ansprechbar, und abgesehen von der Unsicherheit sowohl psychisch als auch körperlich bester Gesundheit.“

Seufzend fuhr Saga sich mit der Hand durch die Haare. „Wird er sich irgendwann wieder erinnern und weiß er, was mit seiner Mutter ist?“

„Vermutlich wird seine Erinnerung in ein paar Tagen oder Wochen vollständig zurückkehren. Niemand hat mit ihm über seine Mutter gesprochen, da er nach Ihnen verlangt hat und wir es für besser hielten, wenn jemand mit ihm spricht, dem er vertraut.“

Nachdenklich nickte er. „Ich werde versuchen, mit ihm zu reden. Kann ich…?“

„Natürlich. Dieses Zimmer.“ Der Arzt zeigte auf eine Tür, zu der Saga sich sofort begab und den Raum betrat. Er musste zu Shin.

Der Jüngere sah auch wirklich relativ gesund aus, nur schien er sich zu langweilen und gleichzeitig krampfhaft nachzudenken.

„Hey, Kleiner.“ Langsam ging Saga auf das Bett zu und setzte sich neben den anderen, der scheinbar nur zur Überwachung an einen Monitor angeschlossen war, der seine Herzfrequenz überprüfte. „Wie fühlst du dich?“ Sanft strich er dem Liegenden über die Wange, der ihn freudig anlächelte. „Ich bin froh, dass du da bist. Es ist komisch, wenn man sich an etwas, von dem man weiß, dass es wichtig ist, nicht erinnert.“

„Das kann ich mir sehr gut vorstellen.“ Gequält seufzte Saga und nahm die Hand des Jüngeren. Er wollte diesem nicht wehtun, aber seine Möglichkeiten waren ziemlich begrenzt. „Ich… muss dir etwas sagen. Und nein, es geht nicht um uns, bevor du dir deswegen noch Sorgen machst.“

Abwartend sah der Schüler ihn an und setzte sich auf, strich sich eine Strähne aus der Stirn.

„Es geht um deine Mutter“, begann Saga schweren Herzens und strich beruhigend über den Handrücken des Kleineren. „Ich weiß, dass du dich nicht erinnerst, aber bei dem, was passiert ist… wurde sie niedergestochen. Die Ärzte können nicht sagen, ob sie durchkommen wird. Es tut mir wirklich leid.“

Fassungslos schüttelte Shin den Kopf. Er konnte die Tränen, die ihm in die Augen traten, nicht vermeiden. „Nein“, flüsterte er und schloss die Augen, fand sich im nächsten Moment in der Halt gebenden Umarmung des Studenten wieder. „Das… Ich… Warum kann ich mich denn nicht daran erinnern?“ Hilfesuchend sah er zu dem anderen auf, der ihm die warmen Tränen von der Wange strich. „Hör mir zu, Shin. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, weil du dich an nichts erinnerst. Das ist einfach eine Schutzmaßnahme des Gehirns, wenn zu viel passiert, das du nicht verkraften kannst. Das wird wieder, ganz sicher.“

Beruhigend strich Saga dem Kleineren durch die Haare und küsste ihn sanft auf die Stirn. Er war sich nicht sicher, wie er mit der Situation umgehen sollte. Sicher, auch Shou war manchmal am Ende gewesen und er hatte diesen trösten müssen, aber Shin war anders als Shou, wenn auch nicht grundlegend. Und so gab es zum Beispiel kein immer geltendes Rezept, um jemanden wieder aufzubauen. Shou hatte es immer geholfen, wenn man mit ihm gesprochen hatte, Shin schien es aber lieber zu haben, nur gehalten zu werden.

Der Schwarzhaarige zuckte leicht zusammen, als er die Tür hörte, aber ein Blick zeigte ihm, dass es nur der Arzt war. „Geht es Ihnen besser?“, fragte der Shin ruhig. „Sie wirken nicht mehr so berührungsscheu.“

„Es geht schon“, sagte der Schüler leise und schmiegte sich enger an den warmen Körper. „Haben Sie… das Ergebnis?“ Er schluckte merklich und schloss die Augen.

„Leider ja. Unsere Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Wir haben eindeutige Verletzungsspuren gefunden, aber leider nichts, dass den Täter hätte überführen können. Die Polizei ist bereits informiert.“

Verzweifelt krallte Shin sich in das Shirt des Studenten. „Warum ich? Warum meine Mutter? Wo soll ich denn hin und…“

„Sie sollten einen Psychologen aufsuchen, spätestens, wenn Ihre Erinnerung zurückgekehrt ist“, riet der Arzt. „Und bis dahin können Sie hierbleiben oder zu jemandem ziehen, der sich um Sie kümmern würde und dem Sie vertrauen.“

Behutsam strich Saga dem Kleineren über den Rücken. „Du kannst mit zu mir kommen. Meine Mutter ist auch noch da, und sollten wir beide auch einmal weg müssen, kannst du bestimmt zu unseren Nachbarn, zumindest kurzzeitig.“

Leicht schüttelte Shin den Kopf. „Das Angebot ist verlockend, aber ich kann es nicht annehmen. Du musst doch regelmäßig zur Uni und ich will euch keine Umstände machen.“

Ein genervtes Seufzen entkam dem Studenten. „Nach dem, was du für mich getan hast, macht mir das sicherlich keine Umstände. Außerdem will ich dir helfen. Also erkläre dich schon damit einverstanden.“

Ergeben seufzte der Brünette und nickte leicht, woraufhin Saga ihm durch die Haare wuschelte. „Doktor, haben Sie noch kurz Zeit?“, meinte der Größere. „Ich würde Sie gern noch etwas fragen.“

Der Arzt nickte, woraufhin er sich von dem Kleineren löste und mit einem „Ich bin gleich wieder bei dir“, dem Arzt folgend den Raum verließ.

„Was möchten Sie wissen?“

„Sie meinten, Shin wäre berührungsscheu gewesen. Kann es sein, dass sein Körper sich an das Geschehene erinnert?“

Nachdenklich nickte der Mediziner. „Rein theoretisch ist das durchaus möglich, es gab schon öfter solche Fälle. Dadurch könnte es natürlich sein, dass er so empfindlich auf die Berührungen Fremder reagiert.“

Der Student sah einen Moment an die Wand. „Wie würde sein Körper wohl reagieren, wenn er auf den Täter trifft?“, überlegte er laut. „Könnte es nicht möglich sein, diesen… Typen ausfindig zu machen?“

„Auch das ist rein theoretisch möglich, und da ich von der Polizei weiß, dass der Täter in die Wohnung gelassen wurde, müsste er aus dem engeren Umfeld kommen. Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, wie sein Körper reagieren wird, daher könnte man es vor Gericht nicht verwerten.“

„Mir geht es auch erst mal nur darum, diesen Dreckskerl von Shin fernzuhalten“, meinte Saga leise. „Ich frage mich sogar, ob es für ihn nicht besser wäre, wenn seine Erinnerungen nicht zurückkommen. Um ihm die Details zu ersparen.“

„Es ist möglich, dass er sich nie mehr daran erinnern wird, aber ob das nicht eventuell belastender ist? Unwissenheit ist auch schwerer zu verkraften, besonders, wenn er seine Mutter jetzt verlieren sollte und ihm bewusst ist, dass er den Täter im Prinzip kennt.“

Nachdenklich nickte Saga. „Wir müssen eh abwarten. Vielen Dank, aber ich will jetzt zu Shin zurück. Ich fühle mich nicht wohl dabei, ihn zu lange allein zu lassen.“ Höflich verabschiedete er sich von dem Arzt, blieb dann aber noch vor der Zimmertür stehen. Er hasste diese Situation schon jetzt, eben weil nichts leicht war. Er war gern für Shin da, aber dass es ausgerechnet so eine Situation sein musste? Eine Vergewaltigung wäre an sich schon schlimm genug gewesen, ebenso der mögliche Verlust, aber beides gleichzeitig war doch etwas zu viel, vor allem, weil er auch nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Dass Menschen starben, die einem wichtig waren, war nichts Seltenes, die Situation kannte er selbst ja nur zu gut, aber er wusste nicht wirklich, wie man mit Opfern einer Vergewaltigung umgehen musste.

Aber er würde es lernen, so wie er auch lernen würde, mit Shin umzugehen. Er war dazu verpflichtet, auch wenn sie nur gute Freunde waren.

Wobei das ein weiterer, erschwerender Punkt war. Er wusste eben immer noch nicht, was er wollte, und aus dem Grund durfte er dem Schüler eigentlich keine Hoffnungen machen. Sollte dann doch mehr von ihm erwartet werden und er einen Rückzieher machen, könnte das für Shin schwerwiegende Folgen haben.

Seufzend öffnete er die Tür und gesellte sich zu dem Jüngeren, nahm diesen auch sofort wieder in den Arm, als dieser Anstalten machte, sich an ihn zu kuscheln.

„Und für dich ist es auch wirklich okay, wenn ich zu euch ziehe?“, fragte der Kleinere noch einmal nach. „Ich meine…“

„Shin, wäre es nicht okay für mich, hätte ich es dir nicht vorgeschlagen.“ Lächelnd strich Saga dem anderen über die Wange. „Ich will dich sogar bei mir haben, um dich zu beschützen und dir zu helfen.“

Der Schüler nickte, schien aber etwas sagen zu wollen, das er nicht so leicht aussprechen konnte. Geduldig wartete Saga und strich diesem über den Rücken. Es war nichts Verwerfliches daran, einem Freund zu helfen. Oder?

„Hast du dich entschieden?“, flüsterte Shin schließlich, ohne ihn anzusehen.

„Nein“, gestand er leise. „Das ändert aber nichts daran, dass du mir unheimlich viel bedeutest. Nur ist es leider nicht so einfach, wenn einem jemand das Leben schwer macht. Und wenn dieser jemand das eigene Gewissen ist, kann man ihn nicht austricksen.“

„Hältst du es dann wirklich für eine gute Idee, wenn wir in einem Haus leben?“

Genervt stieß Saga die Luft aus. „Shin, du hast mir gefehlt, klar? Ich habe dich gern in meiner Nähe, und im Augenblick brauchst du meine Unterstützung. Wie du dir jetzt vielleicht denken kannst, bin ich einerseits ziemlich egoistisch und andererseits wirklich auf deiner Seite. Im Ernst, was ist daran so schwer zu verstehen?“

„Gar nichts.“ Mit Hundeblick sah Shin zu ihm auf, kuschelte sich dann an ihn und seufzte zufrieden. „Ich denke, du weißt, was du für mich bist“, meinte er leise.

„Ich habe eine Vermutung“, gab Saga zu. „Es tut mir wirklich leid, wenn ich dir wehtue, und wenn du mich nicht mehr in deiner Nähe haben willst, reicht ein Satz.“

„Ich will, dass du mich nie allein lässt“, murmelte Shin. Er war nicht müde oder schläfrig, aber es war kein Zeitpunkt für eine großartige Diskussion. Er fühlte sich nicht unbedingt gut, auch wenn der Student ihn beruhigte. Es war einfach ein ganz schrecklicher Tag gewesen. Einer der Tage, die man am Liebsten im Bett verbrachte, wenn man voraussehen konnte, wie schlecht sie verlaufen würden. Aber wenigstens hatte er Saga wieder bei sich. „Ich habe dich übrigens auch vermisst“, sagte er laut genug, um sicher zu gehen, dass der Ältere ihn hörte. „Rein menschlich.“
 

„Shin! Ich habe gehört, was passiert ist und bin gleich nach der Schule hergekommen!“

Misstrauisch betrachtete Saga den Blonden und lauschte auf den deutlich beschleunigten Herzschlag Shins.

„Keine Angst, Yuhma. Mir geht’s gut“, erwiderte Shin leicht lächelnd. „Saga, das ist mein bester Freund Yuhma“, stellte er den Blonden vor. „Und Yuhma, du weißt, wer Saga ist.“

„Sicher.“ Gespielt freundlich lächelte Yuhma ihn an, brachte ihn so schon zum Brodeln. Demnach, wie Shin auf seinen ‚besten Freund‘ reagierte, war der an der ganzen Situation nicht unbeteiligt. Aber würde jemand seinem besten Freund so etwas antun? Das war doch gegen alle Logik, die der Welt bisher bekannt war. Wer würde einen engen Vertrauten leiden lassen wollen?

„Und, Shin, wo bleibst du, wenn du wieder raus darfst?“, fragte Yuhma und legte seine Tasche zur Seite.

„Erst bei Saga, und dann ist es ja auch nicht mehr lange, bis ich mir eine eigene Wohnung suchen kann.“

Skeptisch beobachtete Saga, wie der Blonde die Hand zur Faust ballte, sich aber alle Mühe gab, zumindest ruhig zu wirken. „Können wir kurz auf dem Flur sprechen?“, wandte er sich an den älteren Schüler. So langsam hatte er eine Ahnung, um was es bei der Sache ging, und das gefiel ihm gar nicht.

Der andere nickte knapp und machte sich auf den Weg zur Tür, Saga folgte ihm angespannt.

„Worüber sollen wir reden?“, fragte Yuhma ruhig und strich sich durch die Haare, als Saga die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Vielleicht darüber, dass du für die Situation verantwortlich bist“, zischte Saga. „Er weiß zwar nichts mehr, aber sein Körper spricht eine eigene Sprache. Warum? Was hat er dir getan?“

Der Schüler schüttelte gelangweilt den Kopf. „Du kannst mir nichts beweisen und Shin weiß gar nichts mehr. Was tust du, wenn ich es dir gegenüber zugebe, aber der Polizei erzähle, dass du es warst? Aber meinetwegen, leugnen hat wohl dir gegenüber keinen Sinn. Ja, ich war’s. Er hat mir eigentlich nichts getan, und der Grund… Rate doch mal.“

„Ich will es von dir hören!“, knurrte Saga.

„Ich liebe ihn. Du solltest wissen, wie einfach das ist. Er ist hübsch und immer gut gelaunt, höflich, nett, klug, einfach ein Sonnenschein. Ich will ihn von dir weg haben, um ihn zu beschützen und ihn vielleicht endlich für mich zu haben. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, das solltest du wissen. Normalerweise hätte ich zuerst angerufen werden sollen. Er hätte nach mir verlangen sollen!“

„Das ist krank“, meinte Saga leise. „Das ist keine Liebe mehr, das ist Besessenheit! Normalerweise tut man dem Menschen, den man wirklich liebt, so etwas nicht an, im Gegenteil, man ist bereit, jeglichen Schmerz zu ertragen, um denjenigen glücklich zu sehen! Aber warum hast du auch noch seine Mutter niedergestochen?“

„Eigentlich wäre sie arbeiten gewesen, so war sie eine unnötige Zeugin. So leid es mir auch tut, Shin ist ohne sie besser dran. Genauso wie er ohne dich besser dran wäre!“

Wütend packte Saga den Kleineren am Kragen, zog ihn zu sich und funkelte ihn bedrohlich an. „Du hast keine Ahnung. Du weißt nicht genug über Shin und mich, um das beurteilen zu können. Ich möchte dir nur einen gut gemeinten Rat geben: Halt dich von Shin fern, wenn du nicht willst, dass der Rest deines jämmerlichen Daseins zu deinem schlimmsten Albtraum wird“, knurrte er angriffslustig und ließ den Jüngeren dann los. „Glaubst du, er würde dich lieben, wenn er sich daran erinnern könnte, dass du ihn vergewaltigt und seine Mutter fast umgebracht hast?! Er wird dir eh nie verzeihen, wenn seine Erinnerung wiederkommt. Und glaubst du wirklich, er wird dich vor dem Gesetz schützen? So dumm kannst selbst du nicht sein.“

Yuhma schüttelte den Kopf. „Wenn er weiß, warum, wird er dich wegschicken. Du wirst ihn niemals so lieben können, wie er es sich wünscht. Oder glaubst du wirklich, er ist so dumm, sich auf dich einzulassen, wenn er doch weiß, dass ein Teil von dir immer an deinem toten Freund hängen wird?“

„Lass Shou da raus!“, fuhr er den Schüler an. „Du weißt nicht, wie es ist, den Menschen, den du so sehr liebst, wie du nur kannst, für immer zu verlieren! Du weißt gar nicht, worum es geht! Shin weiß von Shou und er kennt meine Gefühlssituation, das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht über alles lieben kann! Es ist immerhin nur ein Teil, der Shou immer gehört!“

„Ich werde verhindern, dass du ihm das antust“, gab der Blonde trocken zurück.

„Yuhma, halte dich an meinen Rat und bleib von Shin weg! Er kann dich in seiner Nähe nicht gebrauchen. Sein Körper zeigt ihm doch, dass etwas nicht stimmt. Was denkst du denn, wie lange es dauern wird, bis er dich nicht mehr an sich heranlässt? Und wenn er jetzt noch engen Kontakt zu dir hat, wird es für ihn nur schlimmer, wenn er sich erinnert und dadurch weiß, dass du ihm das angetan hast. Es wird für ihn so schon ein Spaziergang durch die Hölle. Er muss jemandem vertrauen, und wenn du sein Vertrauen so missbrauchst, wird er sich niemals davon erholen. Ich kann dir nicht verbieten, ihn zu sehen, aber ich verbiete dir ganz offiziell, mein Haus zu betreten. Ich werde alles daran setzen, Shin zu beschützen!“, meinte der Student leise. „Ich mache dir das Leben zur Hölle, wenn er nur deinetwegen noch mehr leiden muss. Da kannst du ganz sicher sein.“

„Soll das eine Drohung sein?“, erwiderte der Kleinere überlegen und zog eine Augenbraue hoch, während sich ein ruhiges Lächeln auf sein Gesicht legte.

„Nein“, beantwortete Saga die Frage ruhig. „Es ist ein Versprechen, auf das du dich verlassen kannst. Ich halte meine Versprechen für gewöhnlich.“
 

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Yuhma... Damit wäre das Thema auch geklärt. Und nein, Saga ist nicht sauer auf ihn. >_> Das täuscht.
 

Nein, ehrlich jetzt. Einmal hat Tora Saga tatsächlich den Kopf gewaschen, aber letztendlich war die Sorge um Shin größer als sämtliche Zweifel. Ob die beiden ihre Beziehung aber doch noch wieder in den Griff bekommen, steht in den Sternen. Auf jeden Fall zieht Shin jetzt zu Saga. Und ob das wirklich ganz ohne Probleme ablaufen wird... Und was passiert wohl, wenn Shin sich wieder erinnert?
 

Und sinnloses Endgelaber:

Danke für die Kommentare!

abgemeldet Ob mit Eisbecher Schnulzen gucken wirklich Shins Stil ist? Auf jeden Fall hätte er in der Zeit viel Eis essen können. ö.ö

Haidogirl Danke, freut mich, dass es dir gefällt. Aber man muss Saga auch verstehen. Er ist eben noch ziemlich fertig.

-ladylike- Saga hat ja gar keine andere Wahl, als sich damit zu beschäftigen. Er hat Shin ja auch vermisst. Mal gucken, ob er aber doch noch alles wieder hinbiegt. Und zu meinem Schreibstil, danke für das Kompliment!^^ Ich schreibe einfach so, wie ich denke, und das ist eben... manchmal etwas sehr literarisch. xD

klene-Nachtelfe Ab jetzt sind sie ja wieder zusammen, aber es ist schön, dass du Verständnis für ihn zeigst. Nur gibt es jetzt wieder neue Probleme.
 

Das nächste Kapitel kommt nächsten Freitag hoffentlich wieder früher, aber ich war eben viel beschäftigt und muss gleich auch schon wieder los. -_-
 

Bis dahin!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Haidogirl
2011-11-15T07:21:41+00:00 15.11.2011 08:21
0.o
Man, was für eine Wendung!
Wenn Shin sich erinnert, wird´s schrecklich!
Aber bitt lass seine Mutter am Leben!

Und ja, jetzt mag ich Saga wieder ^^
Von:  klene-Nachtelfe
2011-11-13T07:02:46+00:00 13.11.2011 08:02
Armer Shin!
Das ist echgt ne beschissene Situation!
Hoffentlich passt Saga jetzt wirklich gut auf ihn auf!
Der arme Kerl....wirklich sehr viel aufeinmal!
Klasse Pitelchen!
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2011-11-11T23:15:30+00:00 12.11.2011 00:15
keine ahnung...
das war halt das erste was mit klischeemäßig eingefallen war...

...
>_____<
!

is doch alles kompliziert und doof...
und...
wird Shins mutter überleben? oder hab ich den einen teilsatz richtig interpretiert?? T__T
...das is... so viel... schwer zu verarbeitendes... >____<


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