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Rubina-Seelenschwert

von

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Kapitel 3_Die Stadt

Irgendwann schliefen die drei auf der Wiese ein. Der warme Wind und die Sonne ließen sie schläfrig werden. Erst als es langsam Abend wurde und der Wind von angenehm warm auf eher kühl umschaltete, wachten die drei auf, weil es langsam kalt wurde. Sie streckten sich, sammelten ihre Gedanken zusammen und beschlossen erst mal in die Stadt zu gehen.

„Willkommen in Cal’Reniri!“, schrie eine Frau immer wieder und grüßte die gesamte Menschenmasse die sich die sich durch das Tor in die Stadt schob.

Crystal, Mae und Mea trotteten langsam durch die Straßen. Obwohl es schon dunkel wurde schien der Markt immer voller zu werden. Überall versuchten Leute ihre Güter zu verkaufen, Diebe diese zu stehlen und einige Verkäufer die Käufer übers Ohr zu hauen. Als das Trio durch die Straßen lief spürten sie, wie sie von allen Seiten angestarrt wurden. Tatsächlich unterschied sich ihr Aussehen sehr von den anderen. Während sie Jeans und T-Shirt oder, wie Crystal einen modischen Rock und eine Bluse trugen, trugen andere Kleidung, die man im Mittelalter oder in guten Comics, in denen sich jemand etwas einfallen lassen hatte, erwartet hätte.

Besonders Kimono schien weit verbreitet zu sein.

Die drei kannten diese aber nur aus Erzählungen und sahen diese zum ersten Mal, weshalb sie genauso fasziniert die anderen anstarrten wie diese sie.

Gerade kam ihnen ein Mann mit einem kunstvollen Schwert entgegen, der alle Leute fragte, ob sie denn ein kostbares Schwert haben wollten. Alle schüttelten den Kopf, bei vielen änderte sich die Gesichtsfarbe schlagartig zu bleich wie ein Gespenst und viele flüchteten vor dem Mann. Das Trio konnte sich daraus keinen Reim machen und zuckten nur die Schultern, als sie auch schon gefragt wurden.

„Wollen die hübschen Damen nicht ein vorzüglich geschmiedetes Schwert. Besonders die älteren Ladys scheinen sehr im Kampf geübt zu sein. Eure Statur ist wahrlich eine Pracht die nicht viele talentierte Kämpferinnen besitzen. Dieses Schwert würde euch vorzüglichst schmücken edle Damen“

Mit diesem Satz verbeugte sich der Mann tief. Die drei schauten nur desinteressiert auf den Mann.

„Nein danke“, sagte Mea schließlich.

„Wir kämpfen nicht mit Waffen“

Und ohne ein weiteres Wort waren sie auch schon weitergegangen.

Ohne wirklich etwas Bestimmtes zu suchen, trotteten sich durch die Straßen, als sie etwas Merkwürdiges sahen. Vor ihnen reihten sich Geschäfte. Eins nach dem anderen. Es war brechend voll und vor allen Läden stand eine Schlange, nur vor einem Gebäude nicht. Das Schild war sehr grell und ansprechend, aber keiner schien es wirklich zu beachten. Neugierig beschlossen die drei, sich da drin umzuschauen.

Innen war es zwar eher dunkel aber gemütlich eingerichtet. Drei Mädchen saßen um einen Tisch herum und sprachen miteinander. Das eine Mädchen hatte strahlendblaue Augen und ein langes, enges, Kleid an, das in einem leuchtenden Blau schimmerte und mit unzähligen Halbmondsicheln verziert war. Sie hatte Nackenlange Haare die seidig blau glänzten und die drei einigten sich darauf, dass das gefärbt war. Neben ihr saßen zwei Mädchen, eins in einem strahlend gelben Kleid, das ein wenig wie ein Tütü aussah, mit vielen Schleifchen und Rüschen sowie mit unglaublich vielen glitzernden Sternen verziert. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Auf der anderen Seite saß ein Mädchen mit einem roten Ballkleid ähnlichen Kleid, das im Schein der Kerzen im Raum blutrot glühte, verziert mit Sonnen, die von innen zu leuchten schienen. Sie hatte rotes Haar die sie zu zwei Zöpfen, die bis an ihre Schulterblätter reichten, gebunden hatte. Alles in allem war das ein merkwürdiges Grüppchen was da vor ihnen saß. Als das Mädchen, was in der Mitte saß, das in blau, merkte, dass jemand eingetreten war, stand sie auf und umarmte sie. Das Trio konnte das nur verwirrt mit sich geschehen lassen und schauten sie mit einem fragenden Blick an. Von hinten sprach das Mädchen in Rot:

„Willkommen, in unserem bescheidenem Haus. Wir sind das Orakel. Diese Schwester in Blau befragt den Mond, meine Wenigkeit werde die Sonne um Rat fragen und meine Schwester hier die Sterne“, verkündete sie.

„Was können wir für euch tun?“, fragte das Mädchen in Gelb, das die jüngste zu sein schien.

Die drei schluckten kurz. Jetzt war klar warum keiner hier her kam. Der Grund waren diese drei hier. Sie waren drei Verrückte. Das Trio war sich einig, dass sie hier nichts zu suchen hatten und wandten sich ans gehen, als sie mit zwei Schatten zusammenstießen. Mit einem hohen Kiekser fiel Crystal hin und landete mit einem „Dumpf“ auf Maes Fuß, die wiederum „Au!“ rief. Mea blieb gerade noch rechtzeitig stehen, rannte dafür in die zweite Person und stolperte.

Die drei Wahrsagerinnen, wie sie sich nannten, hingegen schienen überhaupt nicht verwundert zu sein und begrüßten die zwei, die gerade aber im Gewimmel mit den dreien nicht zu finden waren.

„Willkommen zurück, werte Lady Ying und Werte Lady Yang“, grüßte das Orakel im Chor.

Das Trio stutzte. Ying und Yang? Sie waren ihnen doch im Wald begegnet. Oder etwa nicht?

Nach dem sich die fünf entwirrt hatten und alle wieder standen stellten sie fest, dass sie sich tatsächlich schon mal begegnet waren.

„Ihr?“, riefen beide Parteien im Chor.

Großes Gelächter brach aus und nach und nach stellte sich heraus, dass Ying und Yang weltbekannte Assassinen waren, sowie, dass das Orakel sehr gut mit ihnen befreundet war.

„Genau genommen“, erklärte das Mädchen in Gelb, „sind wir von ihnen einst gerettet worden“

„Ja, und damals war das auch unsere erste Wahrsagung die wir gemacht haben“, stimmte das Mädchen in Rot zu.

„Seitdem sind wir das Orakel“, erklärte die dritte Wahrsagerin, „wir können nicht auf Anhieb Wahrsagen, es kommt einfach über uns. Deshalb sind wir auch so unbeliebt. Diese zwei hier sind die einzigen die jemals unsere wahre Wahrsagung gesehen haben“

„Und?“, fragte Ying die Orakelgruppe, „gab es etwas Besonderes?“

Die drei schüttelten ihre Köpfe.

Ying und Yang nickten wissend und machten sich bereits ans gehen, als plötzlich wie von Zauberhand alle Kerzen ausgingen. Selbst das Kleid vom roten Orakel, das von sich selbst zu leuchten schien, wurde schwarz. Aber um jedes der Orakelmitgliedererschien ein bläuliches schimmern, wie ein Streifen den man um sie herumzog. Stück für Stück wurde dieser Streifen dicker. Gerade noch hatten die Mädchen sich geschockt angeschaut, schon sackten sie zusammen als wären sie in Ohnmacht gefallen, landeten aber nicht etwa auf dem Boden, sondern schwebte ein oder zwei Zentimeter darüber. Alle drei öffneten die Augen, aber anstatt von normalen Augen schien die Augenhöhle leer zu sein, und aus dieser Leere leuchtete es, genauso wie die Linien um das jeweilige Orakel. Das Blaue Orakel begann zu sprechen. Es schien gar kein Ton aus ihrem Mund zu kommen, aber trotzdem sprach sie. Niemand konnte etwas hören. Als auch die anderen begannen ihren Mund zu bewegen, hätte man sich denken können, dass sie nun sprechen würden, aber es kam immer noch kein Ton heraus und die drei bewegten nichts weiter als ihre Lippen. Die ganze Situation war ein gruseliger Anblick und Crystal, die für so etwas sehr anfällig war, war schon vor Angst zusammengesunken und wimmerte.

Schlagartig, wie als wäre man von einer Pistolenkugel getroffen worden, bohrte sich allen fünf ein Bild in den Kopf. In diesem Bild sahen sie sich selbst. Zu fünft liefen sie erst durch die Wüste, in einem Schiff über das Wasser, dann änderte sich das Bild schon wieder und auf einmal waren sie tief in den Bergen. Neben ihnen, die Füchschen. Und Crystal trug ein Schwert. Dieses Bild brannte sich allen in den Kopf ein. Es war nicht so, dass man sich das nur merkte, weil es nicht zu ihr passte. Es war dieser Typ von Bild, was, obwohl jeder gesagt hätte es wäre nichts Besonderes, irgendeine Vorahnung in einem aufkeimen ließ und sich dann selbstständig in das Gehirn festsetzte.

So schnell wie die Bilder gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Als alle die Augen öffneten, hatte man ein merkwürdiges Bild vor sich. Crystal, Mae, Mea, Ying und Yang lehnten irgendwo an einer Wand, einer Säule oder lagen auf dem Boden und keuchten wie verrückt, als wären sie gerade dem schlimmsten Verderben der Welt entkommen. Das Orakel lag bewusstlos auf dem Boden.

Ying und Yang, die dies schon einmal erlebt hatten, rappelten sich schnell auf und trugen das Orakel jeweils auf ein Sofa oder eine Liege, die es im Raum zu genüge für an die zehn Leute gab und halfen den dreien auf um sich zu setzten. Alle warteten darauf, dass das Orakel aufwachte und ihnen half.
 

Niemand konnte sich erinnern wann sie alle eingeschlafen waren. Fest stand, dass es bereits Mittag war, und dass es Abend gewesen war, als alle noch bei Bewusstsein gewesen waren. Das Orakel war schon wieder auf den Beinen. Wie es aussah, haben sie allen eine Decke geholt und ihnen Kissen gebracht. Auch ihre Kleidung hatten sie ausgetauscht. Anstatt den Jeans und den T-Shirts trugen Mae und Mea eine Art Top in fliederfarben und eine Knielange Stoffhose. Crystal watte ein Kimono bin einem Blumenmuster an und anstatt Haargummis nun zwei Schleifchen für ihre Zöpfe. Sie schien sich sehr wohl zu fühlen, sie schnarchte immer noch gemütlich und leise, in ihre Decke gekuschelt, vor sich hin. Von allen Ecken des Zimmers war ein Gähnen zu hören und langsam taute die Stimmung wieder auf. Mae stand auf und huschte mit schnellen leisen Schritten zu Crystal hinüber und schüttelte sie sanft an der Schulter.

„Hmm??“

Verschlafen rieb sich Crystal die Augen und gähnte.

„Was oh, bin eingeschlafen“, murmelte sie, lehnte sich an Mae und schlief wieder ein.

Alle konnten nur schmunzeln und fürs erste ließen sie Crystal in Ruhe und gingen in den Nebenraum um die Sache vom Vortag zu besprechen.

Aber alle beschlossen das erst einmal zu verschieben, damit Crystal nicht alles aus der zweiten Hand hören musste.
 

Nach etwa 3 Tassen heißer Schokolade und vermutlich etliche Teller mehr Kekse, tappte Crystal herein.

„Tut mir Leid“, gähnte sie und rieb sich noch einmal die Augen und setzte sich.

Nachdem eine Tasse heiße Schokolade die letzte Müdigkeit wegeschwemmt hatte, wandte sich Ying an das Orakel.

„Was könnt ihr uns darüber sagen?“, fragte sie.

Yang nickte nur kurz und schaute kurz zu ihrer Partnerin die kurz zurück nickte als sie angeschaut wurde.

Die drei schauten gespannt auf das Wahrsagetrio.

„Ihr kennt die alte Geschichte von Rubina-Seelenschwert?“, fragte die in Blau.

Ying und Yang nickten, ihre Mienen gefroren zu Eis.

Mae, Mea und Crystal schüttelten ratlos ihre Köpfe.

„Ich werde sie euch erzählen: Einst wurde die Welt von Magiern aller Art beherrscht. Magie konnte man nicht lernen, man hatte sie, oder nicht. Magier wurden sehr geschätzt. Einst erfand ein Magier ein Schwert, das eine Seele in sich hatte. Dieses Schwert sollte eigentlich DAS Schwert werden. Aber stattdessen wurde es mehr ein Fluch. Jeder der es benutzt hatte starb, getötet von dem Schwert, ich weiß es klingt einfach unwahrscheinlich, aber es soll tatsächlich so gewesen sein. Niemand kann sich so etwas vorstellen. Egal auf welche Weise, dieses Schwert wurde zu einem Fluch, niemand wollte es haben, es war sehr billig zu kaufen, denn es brachte nur Unglück. Irgendwann verschwand es komplett von der Bildfläche, man sagt dunkles Gesindel hätte dieses Schwert. Manche wiederum glauben überhaupt nicht daran.

Wieso ich euch das erzähle?

Dieses Schwert ist wieder aufgetaucht. Und du hast es getragen, erinnert ihr euch?“

Alle nickten benommen. Es erinnerte sie unweigerlich an das eine Bild, was sich in ihren Köpfen westgesetzt hatte. Crystal mit einem Schwert. Und wie es sich herausgestellt hatte, mit dem Schwert, was ein Fluch war.

„Und was wollen wir mit dem Schwert?“, fragte Mea.

„Es ist doch verflucht? Das würde Crystal umbringen!“, fügte sie hinzu.

Die anderen nickten.

„Nein, ihr habt doch gesehen, dass Crystal es ohne Schaden zu nehmen tragen konnte.

Das bedeutet sie braucht das Schwert“, meinte die in rot.

„Aber wo sollen wir das Schwert finden?“, fragte Mae.

„Ja, wenn es verschollen ist…“, begann Mea als, …

„Das Schwert finden?!“, unterbrach Ying.

„Seid ihr von allen guten Geistern verlassen worden?! Dieses Schwert, FINDEN?! Wenn ihr das tut, ihr bringt Unglück über alles was existiert!“

Yings Stimme überschlug sich fast. Sie war definitiv gereizt. Yang legte eine Hand auf Yings Schulter und versuchte sie zu beruhigen aber stattdessen wurde Yings Stimme nur Schriller.

„Wie könnt ihr nur?“, sie begann schon zu kreischen, „WIE KÖNNT ES IHR WAGEN, SO ETWA AUCH NUR IN ERWÄGUNG ZU ZIEHEN? Wollt ihr uns alle ins Verderben stürzen?“

Yang schlug gezielt auf Yings Schultern und sagte laut „Ying!“ und abrupt brach Ying ab und setzte sich.

„Langsam atmen, komm runter“, murmelte Yang und klopfte Ying heftig auf den Rücken.

Als Ying endlich wieder ruhig war und eine weitere Tasse heiße Schokolade schlürfte, war ein schüchternes „ähm“ zu hören.

Alle drehten sich zum Ursprung dieses ‚ähm’s hin. Crystal starrte auf ihre Hände und murmelte etwas vor sich hin.

„Du musst lauter sprechen Crystal“, erklärte Mea und seufzte tief. Wie oft hatte sie das bereits schon sagen müssen?

„Ich weiß wo das Schwert ist“, wiederholte Crystal, nun einigermaßen verständlich, wenn auch sehr zittrig.

„WAS?“, kam es deckungsgleich von allen Richtungen.

Crystal zuckte sichtbar zusammen.

Alle murmelten ein Entschuldigung als sie sahen, wie sehr sie erschrak und drängten sie dazu, weiter zu sprechen.

„Es steht im Zimmer drüben“, flüsterte Crystal, nun um einige Töne leiser.

Allen stockte der Atem.

„Das ist unmöglich“, erklärte das Mädchen in Gelb bestimmt.

„Wir haben keine Schwerter im Haus“, fügte das Mädchen in Rot hinzu.

„Doch“, sagte Crystal eindringlich, aber als sie merkte, dass sie gerade soeben zwei Leuten widersprochen hatte, begann sie auf ihre Hände zu starren und zu zittern.

Mae und Mea seufzten hoffnungslos.

„Wann lernst Du, nicht vor allem Angst zu haben hm?“, fragte Mea und grinste.

„Na komm, hol es doch, du weißt wo es liegt“

Crystal stand langsam auf und huschte leise in das Nebenzimmer.

Alle erstarrten, kein Laut war zu hören und eine ungemeine Spannung lag in der Luft. Alle konnten es kaum erwarten, dass Crystal mit dem Schwert zurückkam. So empfanden alle die wenigen Sekunden als ewige Minuten, bis Crystal den Kopf in das Zimmer hereinsteckte und ein piepsiges „hier“ sagte.

In ihren Händen lag ein kunstvolles Schwert. Es war keineswegs mit Edelsteinen verziert oder mit Pomp und Prunk ausgestattet. Es war einfach nur kunstvoll und man hätte auch ‚einfach‘ sagen können. Genau genommen, kannten die drei das Schwert schon. Es war genau das Schwert, was ihnen einer auf dem Markt hatte andrehen wollen. Jetzt, wo es vor ihnen lag, konnten sie es genauer betrachten. Der Griff war sehr handlich, allerdings für sehr kleine Hände gemacht. Es war Platinfarben, ihnen fiel dieses Wort einfach ein, wieso es nicht ihrer Meinung nach silbern war, konnte keiner erklären, und hatte ein sehr geschmackvolles Schnörkeliges Muster, das in Bögen, die zu fließen Schienen, einen glänzenden Rubin auf jeder Seite umrahmten. Crystal nahm das Schwert und zog sie aus der Scheide und legte es auf den Tisch damit es alle betrachten konnten. Die Klinge war etwas breiter als gewöhnlich, alle hätten spontan Breitschwert gesagt, und es glänzte im Kerzenlicht bedrohlich und wunderschön zugleich. Man musste einfach Respekt vor dieser Waffe haben. Es hatte diese Ausstrahlung, die keiner beschreiben konnte.

Beeindruckt nahm es Crystal nochmals in die Hand und warf es mit einem Kieksen wieder auf den Tisch.

„ Es, es, es spricht“, stotterte Crystal.

„Quatsch!“, sagte Mea und nahm es in die Hand.

Und warf es auf den Tisch.

„Sag ich doch“, verteidigte sich Crystal.

„Was hat sie zu dir gesagt?“, fragte sich danach neugierig.

„Du verdienst es nicht, mich in den Händen zu halten, verschwinde Abschaum“, rezitierte Mea und schluckte.

Alle hoben eine Augenbraue.

„Bei mir hat es, sei gegrüßt, ich bin Rubina-Seelenschwert, gesagt und danach habe ich es weggeworfen“, erklärte Crystal verwundert.

„Das kann sein“, murmelte das Mädchen in Rot.

„Bevor es verschwand, hat das Schwert folgendes verkünden lassen:

Es wird nur einen oder eine unter euch geben der mich führen wird.

Diese Person wird einzig und allein die sein, die es Wert ist! Jeder von euch, der versuchen sollte, mich mit Gewalt zu führen, soll mich kennenlernen!

Du bist das Mädchen was dieses Schwert führen darf“, erklärte sie.

„Was? Nein. Dieses Schwert kann gebändigt werden?“, fragte Ying ungläubig.

„Zu diesem Schluss waren wir doch eben schon gekommen oder nicht?“, fragte Mea nebenher wurde aber komplett ignoriert.

„Nein, nein, das kann nicht sein“

Crystal schüttelte heftig den Kopf.

„Ich bin viel zu schüchtern und zu schwach so ein Schwert zu führen, und außerdem hab ich Angst davor“, erklärte sie zittrig und schüttele noch einmal den Kopf.

„Ich will keine Waffe benutzten müssen“, wimmerte sie.

„Das ist deine Bestimmung“, sagte das Mädchen in Blau hart.

Crystal starrte ausdruckslos auf das Schwert.

Langsam griff sie nach dem Schwert. Man konnte ihr ansehen, dass sie es sehr ungern tat. Aber nach einiger Zeit hörte das Zittern ihrer Hände auf. In Crystals Gesicht trat eine Entschlossenheit, die Mea und Mae noch nie bei ihr gesehen hatten, ihre Augen bekamen einen Glanz den sie auch nie bei ihr gesehen hatten. Als sie den Mund öffnete, sprach sie fest und klar, wie die einer geborenen Kriegerin.

„Hiermit erwähle ich Crystal zur Schwertträgerin von Rubina-Seelenschwert“, sagte sie.

Alle schauten mit einem gewissen Respekt auf Crystal, die plötzlich einen anderen Charakter zu haben schien.

Als Crystal das Schwert in die Scheide steckte und es an den Gürtel band, schaute sie in die sprachlose Runde.

„Habe ich was verpasst?“, fragte sie, unschuldig wie ein kleines Kindergartenmädchen.

„Du warst gerade eben komplett anders als sonst“, erklärte ihr Mae.

„So richtig selbstbewusst, wie eine richtige Kriegerin, stand dir gut“, fügte sie hinzu.

„Ich?“, Crystal schaute Mae verständnislos an.

„Das war nicht ich, sondern sie, sie übernimmt quasi mich“, erklärte sie.

„Ihr Wissen über das Kämpfen ist unglaublich! Ich habe einen Einblick in ihren Kopf bekommen. Es ist wirklich einzigartig! Er ist voll von Kampftechniken, Tipps, Tricks, einfach wow“

Crystal schwärmte geradezu.

„Halt, halt, halt, halt, halt“, unterbrach Ying.

„Du findest jemanden toll, der dir die Kontrolle über dich selbst nimmt?“, fragte sie ungläubig.

„Bist Du verrückt?“

Ying stand auf und ging zu Crystal, nahm sie an den Schultern und schüttelte sie.

„Bist noch ganz bei Verstand?“

„Hey, Ying komm runter“, grummelte eine missmutige Yang und Ying ließ Crystal los und setzte sich neben ihre Kollegin.

„Na ja, sie will mir nur helfen und sie ist wirklich nett, sie will nichts Böses, wisst ihr“, Crystal setzte sich neben Mea und starrte auf ihre Knie.

„Woher willst du das wissen?“, fragte Ying argwöhnisch.

„Ich weiß es einfach“, erklärte Crystal und schon begann sie wieder zu zittern, als sie merkte, das Ying sie nicht aus den Augen ließ.

„Kaum ist diese Rubina draußen, bist du der Angsthase von nebenan was?“, Mae gluckste und zerwuschelte ihrer Freundin die Haare.

„Gut, da wir das geklärt hätten, könnten wir weitermachen?“, fragte Yang.

Ying schaute sie perplex an.

„Womit den?“, fragte sie.

„Mit der Vision“, gab Yang zurück.

Das hatten alle komplett vergessen. Die ganze Sache mit dem Schwert hatte alles nach hinten gedrängt und jetzt wo Yang das sagte, fiel allen wieder ein was sie hier eigentlich machten.

Alle wandten sich zum Orakel.

„Ihr werdet lange und weit Reisen, mehr wissen wir nicht. Oh und ihr werdet noch Begleitung bekommen“

Das Orakel hob entschuldigend die Schultern zum Zeichen, das sie nicht mehr wüssten.

„Was noch mehr? Na super“

Ying war definitiv schlechter Laune.

„Hey, wo ist eigentlich unsere Begleitung hin? Die Füchschen meine ich, wo sind sie hin, und vor allem, wann sind sie verschwunden?“, fragte Crystal in die Runde, die Augen füllten sich bereits mit Tränen.

Ying und Yang rührten sich nicht, sie wussten auch nicht recht, was sie dazu sagen sollten.

Mea und Mae waren voll damit beschäftigt, Crystal wieder zu beruhigen und versprachen ihr, dass sie schon wiederkämen, wenn ihnen danach wäre. Sie könnten es ihnen ja nicht verübeln, schließlich seien sie ja Tiere des Waldes.

Und wie sonst immer auch, gelang es den Zwillingen, ihre Freundin von dem Weinen abzuhalten.

Seufzend standen Ying und Yang auf.

„Wenn das Orakel das sagt, dann sind wir bereit euch zu folgen“, erklärte Yang und Ying nickte neben ihr.

„Aber, auch wenn ihr strikt gegen Waffen seid, werdet ihr ohne nicht überleben, folgt uns“

Ying und Yang winkte das Trio zu sich und deuteten an, ihnen zu folgen und verließen den Laden.

Die drei folgten dem Assassinen-Duo hinaus auf die Straße und durch das Gewimmel von Straßen.

Die zwei schienen zu wissen wohin sie wollten. Die drei hingegen hatten Mühe ihnen zu folgen, geschweige denn sich den Weg zu merken. Nach vielen Kurven standen sie vor einem kleinen Laden in einer dunklen Gasse, der nicht sehr einladend aussah. Ying und Yang traten sofort ein, Mae, Mea und Crystal zögerten zunächst, folgten schließlich doch den beiden, auch wenn sie lieber draußen gewartet hätten.

Innen war es sehr geräumig und alle Arten von Waffen hingen an der Wand, lagen auf den Tischen, in Schränken und auf dem Boden verteilt.

Ying ging an den Tresen, ihr Gesicht war wie eingemeißelt und eiskalt. Yang wartete auf die drei hinter ihnen.

„Die Qualität dieses Ladens ist Top, allerding arbeiten sie auf illegalen Wegen. Wir haben bei ihnen einen Sonderstatus. Wenn ihr genaueres wissen wollt, wir haben den die gesamte Ladenkette gerettet, inklusive das Leben aller Mitarbeiter, und na ja, anstatt sich zu bedanken haben sie uns sehr lange die Schuld dafür gegeben, dass eine wertvolle Waffe verloren gegangen ist. Natürlich war es nicht wertvoll sondern recht billig, aber na ja, sie sind ja Schwindler. Und wir haben ihnen gezeigt mit wem sie es zu tun haben, seitdem haben wir einen Sonderstatus“

Sie zwinkerte vielsagend.

Ying kam gerade eben zurück und lief direkt aus dem Laden, Yang folgte ihr nach draußen, das Trio im Schlepptau.

„Hier“, Ying hielt Mae und Mea jeweils einen Dolch hin, dessen länge schon fast ein kurzes Schwert hätte sein können.

Der Griff bestand aus einem tiefbraunen Holz und das Stichblatt hatte einen matten Goldton auf den zwei schnörkelige Linien um die Stelle, wo der Griff begann herumliefen.

„Den werdet ihr brauchen, wenn ihr mit uns unterwegs seid“, erklärte Yang.

„Diese zwei sind seltene Exemplare, geht gut mit ihnen um“

„Das können wir nicht annehmen“, sagten Mae und Mea wie aus einem Mund.

„Das ist zu viel Wert!“

„Hört zu“, begann Yang.

„Diese ganze Sache ist so wichtig, dass das Orakel es vorhersieht und dass das verfluchte Schwert sich jemanden aussucht. Es ist so wichtig, das ihr aus einer anderen Welt hergerufen werdet, also hört auf über Höflichkeiten nachzudenken“

Mae und Mea schauten sich an und dann die beiden Dolche.

Es schien ihnen sehr schwer zu fallen, aber schließlich beschlossen sie doch, diese anzunehmen und steckten sie in ihre Gürtel.

„Woher weißt du, dass wir aus einer anderen Welt kommen?“, fragte Mae.

„Euer Auftreten sprach Bände. Heutzutage glaubt niemand mehr an fremde Welten, aber wir schon. Unsere Familien haben früher daran geglaubt, obwohl es niemand beweisen konnte, es ist bei uns Tradition, auch wenn es verrückt klingt. Wir sind die letzten aus unseren Familien und haben, seit wir zusammenarbeiten eins gelernt, wenn man an etwas glaubt, dann ist es auch möglich, und hier ist der lebende Beweis“, erklärte Yang.

„Übrigens unsere Familien sind eine Familie die getrennt wurde, genau wegen dieser Glaubensfrage“

Ying kicherte.

„Alle beide waren genau der selben Meinung aber alle dachten die andere Familie sei anderer Meinung und nur deshalb waren sie zerstritten. Kaum zu glauben was?“

„Tja, sie waren eben blind und taub“, ergänzte Yang schulterzuckend.

„Also,ich würde sagen wir gehen nach Haiven. Das liegt in der Wüste. Dort ist auch ein Orakel, da finden wir vielleicht etwas mehr heraus“, schlug Ying vor.

„Irgendwo müssen wir doch anfangen oder?“, ergänzte Yang.

Alle nickten und waren damit einverstanden, während sie aus dem Stadttor traten und machten sich auf den Weg nach Südwesten, nach Haiven.



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