Zum Inhalt der Seite

Digimon Pandaemonium

Zwischen Schatten und Licht
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Folge 5: Neue Wege

„Im Westen der Stadt treiben sich noch einige einsame Goburimon herum“, berichtete Agumon, als es zu der kleinen Gruppe stieß. Seit einer Stunde waren sie damit beschäftigt die Goburimon aus der Stadt zu verjagen. Jetzt, wo Fugamon besiegt war, hielt sich ihr Widerstand in Grenzen, dennoch dauerte es seine Zeit, um die Digimon aufzuspüren. Erst vor wenigen Minuten hatten sie Gabumon gefunden. Das Digimon hatte sich mit einigen der kleineren Digimon in eines der Häuser zurückgezogen und war dort in eine Auseinandersetzung mit einigen Goburimon geraten. Doch jetzt sah es so aus, als wäre ihre Arbeit beinahe beendet. Das war auch gut so, denn die Digimon waren erschöpft und langsam aber sicher meldete sich der Hunger. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit sie aus der Stadt in jene Höhle geflohen waren. Die Digimon hatten zwar einige Früchte besorgen können, doch es war kein besonders ausgiebiges Mahl gewesen.

Pierre konnte nur hoffen, dass die anderen Digimon in der Zwischenzeit etwas zu essen besorgen würden. Ansonsten würde er noch verhungern. Smemon saß neben ihm und lehnte den Kopf gegen sein Bein, während es darauf wartete, dass sie aufbrachen. Obwohl man sah, dass es lieber sitzen bleiben würde. In etwa so sah auch Kostja aus. Auch dieser saß am Boden, doch die Art und Weise, wie er sich hingehockt hatte, verlieh ihm das Aussehen eines Froschmenschen. Einzig Vukmon schien das Wort Müdigkeit nicht zu kennen. Unermüdlich strich es um Kostja, Pierre und Smemon herum und schien nur darauf zu warten, dass sie sich endlich auf den Weg machten.

„Wir müssen sie verjagen, komm schon, Konstantin, steh endlich auf, wir müssen da hin…“, plapperte es vor sich hin und Pierre fragte sich, ob es bei diesem Digimon wohl einen Knopf gab, um es auszuschalten. Wenn ja, dann mussten sie ihn schnell finden. Wenn nicht, sollten sie es fesseln und knebeln.

Auch Kostja schien ähnliche Gedanken zu haben. Er reagierte nur, um das Digimon ständig darauf hinzuweisen, dass es ihn Kostja nennen sollte. Doch Vukmon ignorierte das gekonnt und brabbelte einfach weiter, bis selbst Agumon nur noch den Kopf schütteln konnte.
 

Eigentlich hatte Vukmon ja Recht. Eigentlich sollten sie nicht hier herumstehen und sitzen, sondern diese verrückten Digimon vertreiben. Wenn er sich nur nicht so schwer fühlen würde…

Sein Partner stupste ihn mit der Schnauze an und legte die Pfoten auf seine Schultern. Er verlor beinahe das Gleichgewicht, konnte eine unsanfte Landung auf der Nase aber gerade noch verhindern.

„Na gut, na gut…“, murmelte er und stand mühsam auf. Er fühlte sich wie eine wandelnde Leiche aus einem schlechten Film. Ein Blick auf Pierre und Smemon verriet ihm, dass es den beiden auch nicht anders erging. Agumon schien noch halbwegs fitt zu sein, aber Vukmons Energie besaß wohl keiner.

„Das heißt dann wohl, dass wir aufbrechen…“, meinte Pierre demotiviert. Kostja gab ihm keine Antwort, sondern wandte sich an Agumon.

„Weißt du wie viele es sind?“, wollte er wissen. Kurz dachte das Dinosaurierdigimon nach.

„Drei oder vier vielleicht.“

Das waren nicht allzu viele. Sie hatten die Erfahrung gemacht, dass die Digimon nach dieser Niederlage die Flucht ergriffen, wenn sie nicht in großer Überzahl waren. Er nickte leicht.

„Gut.“

Dann wandte er sich an Pierre und Smemon.

„Ich glaube das schaffen Vukmon und Agumon alleine. Smemon sieht müde aus. Geht schon einmal vor, aber hebt uns etwas zu essen auf.“

Dieses Angebot war kein Resultat reiner Nächstenliebe, auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mochte. Natürlich sah er, dass das Drachendigimon kaum noch gerade stehen konnte, doch das war nicht der Hauptgrund für diesen Vorschlag.

Kurz hatte er das Gefühl, als wollte Smemon protestieren, doch es kam nicht dazu, denn Pierre stimmte ihm bereits zu.

„Außerdem bin ich dieses hyperaktive Fellbündel dann für kurze Zeit los“, meinte er scherzhaft.

Kostja gelang nur ein schiefes Grinsen und Vukmon schien das gar nicht gehört zu haben, sondern lief bereits in die Richtung davon, in die sie mussten.

„Bis später.“

Etwas gemächlicher folgten er und Agumon, während Vukmon von einer Straßenseite zur anderen tänzelte, einige Meter vorlief, um dann wieder zurückzukehren, eine Runde um die beiden zu drehen und dann wie vom Blitz getroffen wieder davonzustürmen. Erst als sie näher an den Ort kamen, an dem sich die Goburimon befanden, wurde es ruhiger. Ganz plötzlich, als hätte man einen Schalter umgelegt. Es setzte bedächtig eine Pfote vor die andere. Seine Ohren zuckten, während es angestrengt lauschte und schließlich vor einer scharfen Biegung stehen blieb. Das bedeutete wohl, dass sich ihre Gegner dahinter aufhielten.

Als Agumon und er aufgeschlossen hatten, spähte der kleine Wolf um die Ecke und zog den Kopf dann schnell wieder zurück.

„Sie sind nur zu dritt“, verkündete es leise.

„Na dann los“, gab Agumon das Startsignal und begleitet von übermütigem Gebrüll stürzten die beiden um die Ecke. Kostja folgte ihnen und beobachtete grinsend, wie die orkartigen Wesen die Beine in die Hände nahmen und rannten, während ihnen Feuerkugeln und Eiskristalle hinterher jagten. Vukmon verfolgte sie noch kurz, bis es sicher sein konnte, dass sie die Stadt nicht mehr heimsuchen würden. Diese Digimon sollten einen Schock für ihr Leben haben!
 

Zufrieden setzte sich Agumon auf den Boden, während sie auf Vukmon warteten. Kostja blieb stehen, lehnte sich aber gegen eine Wand. Er fürchtete, dass er nicht mehr aufstehen könnte, wenn er sich jetzt setzte.

Eine Zeit lang herrschte Schweigen zwischen den beiden. Schließlich seufzte Agumon.

„Weißt du, ich hätte nicht gedacht, dass wir jemals wieder digitieren könnten.“

Er horchte interessiert auf.

„Wie meinst du das?“

„Naja, Gabumon und ich sind früher schon einmal digitiert. Aber als die Große Finsternis kam, sind wir wieder auf das BabyII-Level zurückgefallen. Das ist mit fast allen Digimon passiert und wir wissen nicht warum. Seitdem ist es keinem mehr gelungen zu digitieren, außer den Dienern des Schatten.“

Kurz dachte er über das nach, was ihm Agumon gerade erzählt hatte. Es gab einige Dinge, die er nicht verstand und nach denen er gerne gefragt hätte, doch er konnte nicht alle Fragen gleichzeitig stellen, das war ihm klar. Also musste er irgendwo anfangen.

„Weißt du wie viele Level es gibt?“

„Also, da ist zuerst das Baby-Level. Dann kommt BabyII und das nächste ist Child. Danach kommt Adult. Angeblich gibt es noch höhere Level, aber ich kenne niemanden, der noch weiter digitiert ist…“

Besonders viele Neuigkeiten brachte diese Erklärung nicht, aber es war ein Anfang. Er nahm an, dass auch Agumon keine Ahnung hatte, warum Gabumon und es selbst digitiert waren. Es ergab in seinen Augen nicht wirklich Sinn. Vukmon und Smemon waren digitiert, weil es nötig gewesen war. Sie hatten sich verändert, um ihre Partner zu schützen und das Digivice hatte reagiert. Warum hatte es auch auf Gabumon und Agumon reagiert? Sie hatten keine Verbindung zu den beiden. Gerade wollte er eine weitere Frage stellen, als Vukmon wieder auftauchte. Es sah mit sich und der Welt zufrieden aus und sprang fröhlich auf Kostja zu.

„Sie sind weg! Jetzt können wir essen gehen!“, verkündete es.

Das Wort ‚essen’ schien Agumons Lebensgeister zu wecken, denn es sprang beinahe vom Boden auf. Kostja folgte ihm und Vukmon blieb dieses Mal an seiner Seite und summte fröhlich ein Liedchen vor sich hin.

Inzwischen zog Kostja sein Digivice aus der Tasche und betrachtete es eingehend. Es hatte vorhin einen kurzen Ton von sich gegeben, verfiel aber nicht mehr in ununterbrochenes Piepen wann immer es seine Aufmerksamkeit erringen wollte. Es schien lernfähig zu sein. Nun, an diesem seltsamen Ort, an dem er gelandet war, wunderte er sich über nichts mehr. Er hatte vorhin keine Zeit gefunden, um herauszufinden, warum es sich gemeldet hatte, also tat er es jetzt.

Wie erwartet war es das Questlog, das sich gemeldet hatte.

Goblin’s Town. Quest completed.

Gut, das hatte er sich gedacht.

New Quest: Twilight Zone

Er runzelte die Stirn. Dieser Questname war noch nichts sagender als der letzte. Wer auch immer sich das ausgedacht hatte: Es mangelte ihm an Fantasie. In der Hoffnung etwas mehr über die neue Quest herauszufinden, berührte er den Schriftzug. Ein kleines Hologramm erschien über dem Bildschirm. Es war eine kleine Kugel, die in dunklem Licht vor sich hin pulsierte. Ein kleiner Schriftzug war zu erkennen und Kostja berührte ihn.

Blocked.

Na toll! Da bekam er eine neue Quest, aber es ließ sich nichts darüber herausfinden. Einzig eines schien ihm gewiss: es hatte etwas mit dem Gegenstand zu tun, den er vorhin aufgesammelt hatte. Seine Hand glitt in seine Hosentasche und er umschloss den Gegenstand. Er hatte die Größe einer Murmel und seine Oberfläche war absolut glatt. Der kleine Gegenstand hatte eine unheimliche Anziehungskraft auf ihn. Wann immer er daran dachte, verspürte er den Drang die Kugel zu berühren, sie vor den Blicken anderer zu schützen. Er wollte sie für sich behalten. Für sich alleine.

Das war auch der Grund, warum er nicht gewollt hatte, dass Pierre und Smemon sie begleiteten. Er wollte nicht, dass sein Freund davon wusste. Dieser Gegenstand gehörte ihm ganz alleine und er hatte schon vermutet, dass es dazu eine Quest geben würde. Jetzt zu erkennen, dass er sie noch nicht beginnen konnte, war frustrierend.

Mühsam löste er seine Finger wieder von der Kugel und widmete sich wieder seinem Digivice. Schnell erkannte er, dass das nicht die einzige neue Quest war.

New Quest: Time Loop

Dieses Mal war das Ergebnis zufrieden stellender, als er die Quest auswählte. Kurz überflog er den Beschreibungstext, schenkte ihm aber wenig Beachtung. Seine Augen blieben schließlich an der aktuellen Aufgabe hängen. Find ShadowQueen stand da. Eigentlich hätte er sich denken können, dass auch das Mädchen hier irgendwo sein musste, wenn schon Drag und er selbst hier gelandet waren. Es war nur logisch, aber dennoch war er bis jetzt noch nicht auf die Idee gekommen nach ihr zu suchen. Er beschloss einen Blick auf die Karte zu werfen, aber zuerst sah er nach, ob es noch weitere Quests gab. Tatsächlich.

New Quest: Shadow Fighters

Doch auch hier blieben die Informationen spärlich. Das einzige, das er erfuhr, war, dass er zuerst die Quest Time Loop abschließen musste, um diese zu starten. Gut, er konnte warten.
 

Inzwischen hatten sie das Zentrum der Stadt wieder erreicht. Peti Meramon schwebte ihnen entgegen und nahm sie freudig in Empfang,

„Wir haben den Menschen und ihren Freunden ein Mahl bereitet.“

Kostja unterließ es die Augenbraue hochzuziehen, sondern folgte dem Digimon einfach in eines der zahlreichen Häuser. Durch eine windschiefe Tür gelangte er in einen kleinen Raum, der sieben Ecken hatte und jede Wand schien unterschiedlich lang zu sein. Doch damit hielt er sich nicht lange auf, denn sein Blick fiel auf den langen Tisch, der hier stand. Dieser bog sich unter der Last von unzähligen Schüsseln und Tellern durch. Allerdings schienen diese Digimon etwas anderes unter einem Festmahl zu verstehen als er selbst. Skeptisch betrachtete er eine Schüssel, die mit einer braunen, geleeartigen Masse gefüllt war, die einsam vor sich hin wabberte.

Im Gegensatz zu ihm war sein Partner allerdings begeistert und stürzte sofort davon.

„Mein Lieblingsessen!“

Mit diesen Worten zog er eine große Schüssel an sich heran und hätte sie dabei fast von dem Tisch geworfen. Irgendwie gelang es ihm die Schüssel unbeschadet auf den Boden zu befördern. Es zog die Lefzen hoch und entblößte seine Zähne, als sich Agumon einen Schritt zu nahe an es heran wagte. Dann beförderte es die Schüssel in eine Ecke, schlang die Pfoten darum und begann zu fressen. Wann immer ihm ein Digimon zu nahe kam, richteten sich seine Nackenhaare drohend auf und ein leises Grollen drang aus seiner Kehle. Der Blick aus seinen Augen sagte nur zu deutlich: Es wäre jederzeit bereit sein Essen bis aufs Blut zu verteidigen.

Etwas unentschlossen stand Kostja einen Augenblick alleine herum, doch als er Pierre entdeckte, steuerte er einfach auf diesen zu.

„Was davon ist genießbar?“, wollte er wissen. Im nächsten Augenblick war er sich nicht sicher, ob es klug war gefragt zu haben. Franzosen sagte man nach, dass sie seltsame Dinge aßen. Pierre war zwar kein Franzose, aber immerhin so etwas Ähnliches…

Andererseits wäre es wohl besser als ein vollkommener Start ins Ungewisse.

„Das kommt ganz darauf an. Wenn du keine Zähne mehr hast und daran gewohnt bist, dass dein gesamtes Essen zu einem undefinierbaren Brei vermischt wird, dann kann ich dir das Zeug dort drüben empfehlen“, antwortete Pierre. Er fuchtelte mit der Hand in die Richtung, aus der Kostja gerade gekommen war und wo er auch das seltsame Gelee entdeckt hatte.

„Eher nicht, danke…“

Sein Blick glitt über eine Art Salat, der aber in allen möglichen Farben leuchtete und weiter zu einer Pastete, die aussah, als wäre sie in einen Farbtopf gefallen. Kurz zusammengefasst ließ sich sagen: das Essen hier war bunt und farbenprächtig. Ob es genießbar war, musste er erst herausfinden.

Wie Pierre, so machte auch Kostja einen Bogen um die seltsamen Schwabbelmassen, sondern versuchte sich an festeren Speisen. Er musste feststellen, dass die meisten davon noch nicht einmal so schlecht waren.
 

„Ich glaube ich platze“, verkündete Vukmon und ließ sich neben Kostja zu Boden fallen. Es streckte die Beine von sich und sah Kostja von unten herauf an, während dieser an der Wand lehnte.

„Das ist ja auch kein Wunder bei den Mengen, die du gefressen hast“, antwortete Smemon mit einiger Verzögerung. Halb dösend saß es am Boden und lehnte den Kopf an Pierres Bein. Doch dieser beachtete das Gespräch der beiden Digimon in diesem Moment wenig, denn er war mit seinem Digivice beschäftigt.

„Hast du gesehen, dass wir eine neue Quest haben? Oder zwei besser gesagt.“

„Ja.“

„Gut. Hast du eine Ahnung wo wir ShadowQueen finden sollen?“

„Schau doch auf der Karte nach.“

Irgendwie hatte Kostja selbst vergessen nachzusehen, aber das spielte im Augenblick keine Rolle, denn Pierre kam seiner Aufforderung sofort nach.

Immer noch war von der Karte nur ein kleiner Teil aufgedeckt. Das ergab ein interessantes Muster, aber beide schenkten dem wenig Bedeutung, sondern suchten nach weiteren Punkten auf der Karte. Ohne fündig zu werden.

„Es hätte mich auch gewundert, wenn wir sie bisher übersehen hätten“, meinte Kostja nachdenklich.

„Aber das ergibt doch keinen Sinn! Wieso kann ich dich sehen und Shad nicht?“

Das war allerdings eine gute Frage, auf die er keine Antwort wusste.

„Und wie sollen wir sie jetzt finden?“

Kostja zuckte mit den Schultern. Inzwischen hatten sich einige der kleinen Digimon um ihre Retter gesammelt und beobachteten neugierig, was sie trieben. Auch Agumon und Gabumon gesellten sich zu ihnen.

„Gibt es ein Problem?“, wollten sie wissen.

„Wir sind auf der Suche nach einer Freundin von uns und…“, begann Pierre, wurde aber schnell unterbrochen.

„Wir haben jemanden wie euch gesehen! Haben jemanden gesehen! Gesehen!“, quietschte es aus der Richtung der kleinen Digimon. Ein undefinierbares, weißes Digimon hüpfte fröhlich auf und ab. Es war eines der wenigen Digimon, bei denen man einen Unterschied zwischen Kopf und Körper machen konnte. Kennzeichnend waren das kleine Horn, das es trug, sowie die beiden winzigen Ohren. Es sprang um ein braunes Digimon herum, das ihm selbst ziemlich ähnlich sah aber drei Hörnchen hatte.

„Was habt ihr gesehen?“

„Gesehen!“, quietschte das weiße Digimon.

„Jemanden wie euch“, fügte das braune hinzu.

Pierre warf Kostja einen kurzen Blick zu, aber der zuckte nur mit den Schultern. Gut, da musste er dieses Verhör wohl selbst fortsetzen.

„Wo habt ihr sie gesehen?“

Jetzt hörte das kleine Digimon auf herumzuhoppeln.

Gummymon

Type: Lesser

Level: BabyII

Attribute: none

Attack: Double Bobble

Es sah Pierre aus großen, runden Augen an, bevor es antwortete.

„Sie haben sie zu der Insel gebracht“, verkündete es dann mit bedeutungsschwerer Stimme.

Ein Raunen ging durch die anwesenden Digimon. Wieder sahen sich Pierre und Kostja kurz an. Sie schienen die einzigen zu sein, die nicht wussten worum es ging.

„Was ist das für eine Insel?“

Wieder ein Raunen und schließlich war es das kleine, braune Digimon, das das Wort ergriff.

Chocomon

Type: Lesser

Level: BabyII

Attribute: none

Attack: Double Bobbel

„Wir haben gesehen, wie die Pawn Chessmon jemanden wie euch auf die Insel unter dem Berg gebracht haben. Man sagt der Schatten würde dort hausen.“

Das war doch schon eine brauchbarere Antwort. Wenigstens wusste er nun an welches der beiden Digimon er sich wenden musste, wenn er etwas wissen wollte. Wenn er genauer darüber nachdachte, warf die Antwort allerdings mehr Fragen auf, als sie beantworten konnte. Eine Insel unter einem Berg? Von dem Schatten hatte er nun schon öfter gehört, allerdings konnte er sich auch darunter noch nichts vorstellen. Er beschloss erst einmal an diesem Punkt anzusetzen.

„Was ist dieser Schatten?“

Leicht ratlos sahen sich die Digimon einen Moment an und schließlich war es Agumon, der zu einer Erklärung ansetzte.

„Es ist nicht so einfach zu erklären, wisst ihr. Wir glauben, dass der Schatten ein Digimon ist, aber ganz sicher sind wir nicht, denn manchmal ist er unsichtbar oder er ist nur ein dunkler Schatten. Aber ich bin sicher, dass er auch eine andere Gestalt hat. Wir wissen nicht wo er herkommt, er war plötzlich da und hat begonnen die Macht zu übernehmen. Viele bösartige Digimon dienen ihm und er nutzt sie, um uns zu unterdrücken. Aus irgendeinem Grund sind nur die Digimon, die ihm dienen, dazu in der Lage zu digitieren. Er ist aufgetaucht kurz nachdem die Große Dunkelheit über die Digiwelt kam.“

„Digiwelt?“, fragte Kostja.

„Große Dunkelheit?“, fragte Pierre.

Dieses Mal ergriff Gabumon das Wort.

„Die Digiwelt ist die Welt, in der ihr euch befindet. Es gibt viele Legenden, die sagen, dass neben unserer Welt noch andere existieren. Ich habe nicht daran geglaubt, doch ihr seid eindeutig nicht von hier.

Ich weiß nicht wie es in eurer Welt ist, aber hier war es früher anders als jetzt. Es ist schon einige Zeit her, dass es geschah. Eines Tages ist die Sonne nicht mehr aufgegangen. Es war, als hätte sie jemand vernichtet. Es war der Tag, an dem wir zurückdigitierten. Überall herrschte Angst und Panik und viele Digimon, die sonst nur nachts durch die Gegend streiften, nutzten die Gelegenheit, um noch mehr Schrecken zu verbreiten. Seit diesem Tag ist die Sonne verschwunden und das einzige Licht, das uns bleibt, sind die Sterne und der Mond. Wir wissen nicht was passiert ist oder wie es passieren konnte. Aber viele von uns glauben, dass die Sonne eines Tages zurückkehren wird. Bis dahin warten wir gefangen in der Großen Dunkelheit.“

Schweigen senkte sich über den kleinen Raum. Das einzige Geräusch, das noch zu vernehmen war, war der Atem der Digimon. Kostja und Pierre brauchten erst einen Moment, um das alles zu verarbeiten. Es sah so aus, als würden in dieser Welt einige Dinge schief laufen. Es war ein Wunder, dass bisher noch keine Quest aufgetaucht war, die sie aufforderte die Digiwelt zu retten. Obwohl: wahrscheinlich würde es auf genau das hinauslaufen, wie er ahnte. Er hatte schon genug Spiele gespielt, um das zu wissen.

„Wie kann eine Insel unter einem Berg liegen?“, brach Kostja das Schweigen schließlich. Eine gute Frage, dieses Detail hatte Pierre schon wieder verdrängt.

„Wenn ihr die Berge weiter hoch geht, dann kommt ihr zu dem Berg auf Stelzen. Er bildet eine gigantische Kuppel über einem Krater. Niemand weiß wie tief dieser Krater ist, aber in einiger Tiefe schwebt eine kleine Insel“, erzählte Gabumon.

Diese Welt wurde immer schräger, so viel war klar. Aber immerhin hatten sie nun ein Ziel vor Augen.

„Dann gehen wir!“

Motiviert sprang Vukmon auf, dass es sich total überfressen hatte, hatte es bereits erfolgreich verdrängt. Stattdessen sprühte es vor Tatendrang.

„Ihr könnt da nicht hingehen!“, quietschte Gummymon.

„Das ist viel zu gefährlich“, fügte Chocomon hinzu.

Zustimmendes Gemurmel von den anderen Digimon war zu hören.

„Das ist purer Selbstmord“, stimmte auch Agumon zu.
 

„Dies muss es nicht zwingend sein.“

Peti Meramon hatte bisher geschwiegen, doch nun meldete es sich wieder zu Wort. Nachdenklich schwirrte es hin und her, während ihm die Augen aller Anwesenden folgten.

„Weißt du etwas, das wir nicht wissen?“, fragte Gabumon.

Das Flammendigimon hielt inne und starrte auf Pierre und Kostja hinab.

„Es gibt Legenden, alte Legenden, die von einer Zeit künden, in der sich unsere Welt nicht selbst retten kann. Eine Zeit der Dunkelheit und des Ungleichgewichtes, eine Zeit des Krieges und der Zerstörung. Alte Legenden, die selbst wir beinahe vergessen hatten, bis sich an jenem schicksalhaften Tag die Große Dunkelheit über die Welt senkte und uns das Licht nahm. Erst nachdem mehrere tausend Stunden der Finsternis verstrichen sind, soll unser Hilferuf gehört werden und Kinder einer anderen Welt zu uns führen. Mit der Macht des Lichtes in ihren Herzen sind sie fähig unserer Welt das Licht zurückzugeben.“

Pierre fasste sich an den Kopf. Da war sie ja endlich, die ‚Rettet die Digiwelt’-Quest. Er hatte schon darauf gewartet. Nachdem sie nun offiziell zu der großen Hoffnung der vielen kleinen Digimon geworden waren, konnten sie nun ja endlich aufbrechen. Er stand auf und Smemon tat es ihm gleich.

„Gut, dann können wir jetzt ja gehen. Oder gibt es noch etwas, das wir wissen sollten?“

Es schien erst nicht so, als würde noch eine Antwort kommen. Der Entschluss der beiden schien ohnehin festzustehen und nach den Worten von Peti Meramon wagte niemand sich ihnen in den Weg zu stellen.

„Achtet auf eure Schritte, Menschen. Der Feind eures Feindes ist nicht immer euer Freund. Ihr mögt die Macht der Dunkelheit zu fürchten lernen, dennoch mag euch ihr Nutzen verborgen bleiben“, mit diesen Worten schwebte Peti Meramon davon und ließ die anderen zurück.
 

„Na dann mal los“, meinte Pierre. In seiner Stimme war beinahe ebenso viel Tatendrang zu erkennen wie in Vukmons übermütigem Herumgehampel. Die Digimon hatten ihnen die Richtung gewiesen, in die sie gehen mussten, um den Berg auf Stelzen zu erreichen, nun war es an ihnen zu tun, was auch immer sie tun mussten. Wenn sie das selbst wissen würden, wären sie schon einen Schritt weiter. Aber vielleicht war es auch besser nichts von zukünftigen Ereignissen zu wissen. Sie wussten beide, dass das den Spaß am Spiel drücken konnte. Doch inwiefern war das hier noch ein Spiel? Eine Frage, über die keiner von ihnen gerne nachdenken wollte.

So traten sie also ihren Weg an, um den Berg auf Stelzen zu erreichen. Was sie dort erwartete, war ihnen nicht klar, doch vielleicht würden sie dort mehr Antworten finden, als ihnen Recht war.

Ihr Weg führte sie durch einen Wald voll knorriger Bäume, über schmale Pfade an steilen Felswänden. Die Dunkelheit machte es ihnen nicht leicht den Weg zu finden, sich nicht zu verlieren und nirgends abzurutschen. Doch es gelang und schließlich ragte vor ihnen der Berg auf Stelzen in die Luft. Noch war er in weiter Ferne, doch ihr Ziel zu sehen, trieb die kleine Gruppe voran.
 

Schon als er an diesem Tag die Augen aufgeschlagen hatte, war ihm klar gewesen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Bisher war er nur nicht fähig gewesen zu erkennen was genau es war. Es war ein unbestimmtes Gefühl, dass etwas nicht so lief, wie es sollte. Mit einer Hand fasste er sich an den schmerzenden Kopf und fegte den Wecker bei dem Versuch ihn auszuschalten auf den Boden. Das piepsende Gerät kullerte durch den halben Raum, bevor es an den Berg aus zerknülltem Papier stieß und diesen umstürzte. Irgendwo auf halbem Weg war das Piepen verstummt und nun lag das Gerät verschüttet unter einer Papierlawine. Dort würde es auch bleiben, bis er es am Abend aufsammeln und wieder auf den Nachttisch stellen würde. So wie gestern.

Er stutzte. Gestern?

Ja, der Wecker hatte den Berg schon am Vortag dazu gebracht einzustürzen und er konnte sich nicht erinnern, dass er ihn wieder aufgebaut hätte. Stirnrunzelnd sah er den Papierhaufen einen Augenblick an, beschloss aber, dass es eine logische Erklärung dafür geben musste. Es gab für alles immer eine Erklärung. Vielleicht hatte seine Schwester damit gespielt und den Berg wieder gebaut.

Schlaftrunken schleppte er sich erst an seinen Computer und schaltete diesen ein. Die Zeit, die dieser brauchte, um hochzufahren, sämtliche Updates herunter zu laden, zu installieren und das Virenprogramm darüber zu jagen, nutzte er, indem er unter die Dusche sprang. Unter dem kalten Wasserstrahl wurde er endlich richtig wach.

Schon nach wenigen Minuten kehrte er in sein Zimmer zurück und warf einen Blick auf den Bildschirm. Hatte es nicht erst gestern ein Update für Tra’valie gegeben? Warum gab es schon wieder ein neues?

Was auch immer der Grund dafür war, er beschloss die Zeit zu nutzen, um sich Frühstück zu besorgen. Doch in der Küche wartete schon die nächste Überraschung auf ihn. Sein Vater stürmte gerade aus dem Raum, ein Brötchen im Mund, das Sakko nur halb angezogen und mit Hektik im Gesicht.

„Guten Morgen…“, meinte er unschlüssig.

„Guten Morgen! Bis heute Abend!“, rief sein Vater zurück und stürmte aus dem Haus. Hatte er etwa schon wieder verschlafen? Na, hoffentlich wurde das nicht zur Gewohnheit.

Zumindest seine Mutter war wie erwartet noch nicht aufgestanden. Er griff sich ein Brötchen und warf aus purer Gewohnheit einen Blick auf die Uhr, die vor dem Fensterbrett stand. Diese zeigte nicht nur die Uhrzeit, sondern auch die Außentemperatur, die Luftfeuchtigkeit und das Datum an. Irritiert blieb sein Blick an dem Datum hängen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  PenAmour
2011-10-27T13:29:43+00:00 27.10.2011 15:29
Mit furchtbarer Verspätung schaffe ich es nun doch noch zu Lesen und zu Kommentieren.
Hier und da bin ich über ein paar Formulierungen gestoßen - die sich hauptsächlich am Anfang befinden (Froschmensch, am Boden o.ä), es scheint so, als hättest du dich dann aber warmgeschrieben. Agumons Schilderungen haben mich aufhorchen lassen. Allgemein bin ich doch recht gespannt und verschlinge deine Worte ganz gerne.^^
Dem LotR-Vergleich von darkfiredragon kann ich mich nur anschließen - wenn also irgendwann "Mein Schatzssss" aus Kostjas Mund kommt, würde es mich nicht wundern... ;)
Und mich erfreut es, dass die Mädels so laaaangsam wieder Erwähnung finden, obwohl mir die beiden Jungs eigentlich ganz sympathisch erscheinen.
Das Ende verwirrt mich und lässt mich neue Theorien aufstellen ZUGLEICH.
Daher bin ich wahrlich gespannt und hatte wieder viel Spaß beim Lesen.
Bis dahin
PenAmour



Von:  darkfiredragon
2011-10-21T11:46:37+00:00 21.10.2011 13:46
So, jetzt bin ich auch enldich mal dazu gekommen das neue Kapi zu lesen und es war super^^
Hm, die Kugel die Kostja gefunden hat erinnert mih ein wenig an den "Einen Ring" aus der Herr der Ringe, niemanden sehen lassen, nur für sich behalten... bin gespannt was für Auswirkungen das noch haben wird.
Ach ja, die unvermeidliche Rettet-die-Digiwelt-Quest, sie steht zwar noch nicht offiziell im Questlog so wie ich das mitbekommen habe aber sie ist halt schon da - in den Erwartungen der Digimon an die Kinder. Peti Meramons etwas kryptische Aussage über die Dunkelheit wird uns wohl später nochmal einholen.
Und dann natürlich der letzte Absatz mit diesem "Yesterday again"-feeling, wobei ich mir nicht sicher bin aus wessen Sicht das geschrieben ist - ist das Absicht deinerseits?
Ich freue mich auf jeden Fall auf das nächste Kapi und hoffe dass es bald onkommt ;)

lg, darkfiredragon



Zurück