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Schrei der verlorenen Kinder

von

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Eifersucht

Eifersucht
 

Der Tag neigte sich dem Ende zu. Die Sonne versank langsam und schickte ihre letzten, wärmenden Strahlen durch die Stadt. Die Straßen waren bis auf wenige Autos leer. Mai ging alleine durch die ihr bekannten Straßen. Ihre Kleidung war an mehreren Stellen zerrissen und sie selbst sah aus, als wäre sie durch den schlimmsten Dreck gewatet. Nun lag ihr Elternhaus vor ihr, auf das sie zielstrebig zusteuerte. „Mai!“ rief sie eine männliche Stimme von hinten nach ihr. Sie drehte sich um. Robin kam auf sie zugerannt und blieb vor ihr stehen. Sorge sprach aus seinem Gesicht. „Mai, warum bist du abgehauen? Warum gehst du freiwillig zu deiner Familie zurück, obwohl du weißt, das dort ein Dämon auf dich wartet?“ Mai zog ihre Jacke enger, als ein kalter Windstoß sie erreichte. „Weil es mein Zuhause ist! Deshalb. Außerdem kann ich sie nicht mit einem Dämon alleine lassen! Ich habe keine Angst!“ Ihre Stimme klang entschlossen und doch ein wenig unsicher. Robin seufzte hörbar. „Deshalb brauchst du doch nicht abzuhauen! Wir hätten dich doch nicht zurückgehalten. Wir hätten dir geholfen!“ Mai machte einen Schmollmund. „Ich wollte Euch nicht länger zur Last fallen. Ich komme allein zurecht. Das bin ich bisher immer!“ Robin schnitt eine leidvolle Grimasse. „Mai! Du bist noch immer nicht ganz auf der Höhe. Dich jetzt einem Dämon zu stellen, wäre Irrsinn! Die Gehirnwäsche ist noch immer nicht ganz abgeklungen. Das ist viel zu gefährlich für dich! Du verrennst dich da in etwas. Deine Eltern mögen ja einst gute Jäger gewesen sein, aber sie erinnern sich nicht daran! Und du weißt nicht eine einzige Art, einen Dämon zurück in die Hölle zu schicken! Wie stellst du dir das vor?“ In seiner Stimme schwang Sorge, Verzweiflung und Unglaube mit.
 

Mai wich mit wütendem Gesichtsausdruck zurück. „Ach ja! Und du oder deine Freunde wissen es besser, oder was? Hallo? Das ist meine Familie! Ich kann sie nicht einfach so im Stich lassen, nur weil ich die Hosen voll hab!“ Robin hob beschwichtigend die Arme. „Das will und verlangt auch niemand, Mai! Bitte. Beruhige dich! Aber gibt es nicht jemanden, wo du für kurze Zeit unterkommen kannst?“ Nach dieser Frage blickte Mai betreten zu Boden. Tränen brannten in ihren Augen. Robin sah diese und nahm Mai in den Arm. „Ist schon okay, Mai. Alles wird gut. Wenn du zu deiner Familie willst, dann kannst du zu ihnen gehen. Doch bitte, sag zu deiner eigenen Sicherheit nicht, wo du warst, oder was dir passiert ist. Wir wissen nicht, wie stark die Gehirnwäsche bei deiner Familie ist und welchen Einfluss der Dämon hat. Hab keine Angst! Wir werden da sein, wenn du uns brauchst. Joe, Stan und ich werden über dich wachen!“ Mai schluchzte und vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke. Robin drückte sie an sich und streichelte ihr sanft über den Kopf. „Alles wird gut!“ flüsterte er immer wieder in ihr Ohr.
 

„Mai!“ Saras Stimme hallte vom Haus zu Robin und Mai hinüber. Beide zuckten erschrocken zusammen und drehten sich zu ihr um. Sara rannte auf die Beiden zu und schloss Mai weinend in ihre Arme. „Mai! Wo warst du nur? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Wie konntest du nur einfach so verschwinden? Bitte tu so etwas nie wieder!“ Mai, die sich inzwischen beruhigt hatte, schloss die Arme um ihre große Schwester, doch erwiderte sie Umarmung halbherzig. Auch sagte sie kein Wort. Robin nutzte die Gelegenheit, um zu gehen. „Nun, Mai, jetzt, wo du wieder sicher bei deiner Familie bist, kann ich beruhigt nach Hause gehen.“ Sara ließ Mai los und blickte Robin mit großen Augen an. Mai nickte. „Danke für die Hilfe. Und bitte entschuldige noch mal die Umstände, die ich dir gemacht habe.“ Robin schüttelte den Kopf. „Wenn du das nächste Mal jemanden zum Reden brauchst, dann komm lieber direkt zu mir, statt durch den Wald zu irren.“ Robin schien solche Gespräche schon öfter geführt zu haben. Er sagte es mit solchen Ernst, als wäre es wirklich so gewesen. Mai nickte. Sara, die es schweigend beobachtet hatte, ergriff das Wort. „Sie haben meiner Schwester geholfen? Oh, ich danke ihnen vielmals! Bitte kommen sie doch kurz rein und lassen sie meine Eltern und mich ihnen erkenntlich zeigen.“ Robin schüttelte den Kopf. „Das ist wirklich sehr freundlich, aber bitte machen sie sich keine Umstände. Passen sie einfach gut auf ihre Schwester auf.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Mai sah ihm nach. Sara drückte sie wieder an sich. „Ein wirklich netter, junger Mann. Und bescheiden obendrein…“ sagte sie nachdenklich. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Egal. Komm, gehen wir ins Haus. Hier wird’s langsam kalt.“ Mit diesen Worten wandten sich beide Schwestern dem Haus zu. Mai blieb stehen. An der Haustür stand Dina und starrte Mai hasserfüllt an. Sie wirkte irgendwie verändert. Ihre blonden Haare waren länger und wirkten fülliger. Mai runzelte die Stirn, als Dina sich umdrehte und ins Haus ging. Sara schien nichts bemerkt zu haben. „Mai, was ist los?“ fragte sie verwirrt. Diese schüttelte den Kopf. „Nichts. Gar nichts.“ Dann folgte sie ihrer Schwester.
 

Es war spät in der Nacht. Mai lag wach in ihrem Bett und beobachtete die Schatten, die auf der Decke tanzten. Es war spät geworden, als sich die Familie nach langen Gesprächen zu Bett gegangen war. Die Polizei war da gewesen und hatte Mai ermahnt, nicht noch einmal anzuhauen, da sich alle große Sorgen gemacht hätten. Robins Namen hatten sie auch wissen wollen, aber Mai hatte einen falschen Namen genannt. Auch hatte sie, dass ihr wirklich passiert war, verschwiegen. Jetzt stand im Bericht der Polizei, dass Mai nach dem Streit mit Sara, stundenlang durch die Gegend gewandert war, bis sie schließlich im Wald gelandet war. Dort war sie herumgeirrt und nach Stunden schließlich Robin, den sie als Gavin ausgeben hatte, begegnet. Er hat sich Ihrer angenommen und sie mit zu sich nach Hause genommen, wo sie erst stundenlang geredet hatten und danach habe sie stundenlang geschlafen. Kaum war die Polizei weg gewesen, haben sie Sara und ihre Eltern mit Fragen bestürmt, wie viel sie Robin/Gavin erzählt hätte. Mai hatte immer wieder den Kopf geschüttelt und gesagt, sie habe ihm nichts verraten.
 

Nun lag sie wach in ihrem Bett und fand anscheinend keinen Schlaf. Irgendwann stand sie auf und machte das Licht in ihrem Zimmer an. Sie schaute zum Fenster hinaus. Draußen war nichts zu sehen. Nur das Wiegen des Baumes, wenn ein Windstoß durch seine Äste strich. Mai lehnte sich an die Wand neben ihrem Fenster. Noch immer war ihr Blick nach draußen gerichtet. Ein Geräusch von der Tür her ließ sie herumfahren. Dina schlüpfte ins Zimmer. Sie drehte sich um und ihre Augen glänzten voller Hass und Wut. In ihrem figurbetonten Nachthemd trat sie in die Mitte des Raumes. Mai verzog keine Miene. Sie blickte einfach unbewegt auf ihre ältere Schwester. Lang wurde kein Wort gesprochen. Die Blicke sprachen für sich. Wut, Hass, Respektlosigkeit, Niedertracht, Enttäuschung, Traurigkeit, Unglaube, Einsamkeit. Diese Gefühle erfüllten den Raum. „Was ist passiert? Warum hat die Gehirnwäsche des Scharlatans dich in eine solche Bestie verwandelt?“ Mais Stimme war leise, doch nicht minder scharf und schneidend, wie die Stimmung im Raum. Dina lachte kalt auf. „Die Gehirnwäsche hat mich nicht verwandelt. Sie hat mir nur die Augen geöffnet! Dieser Idiot von einem Wahrsager merkte gar nicht, was er da anrichtete. Mit einem Mal wurde mir klar, dass die Stimmen, die ich hörte, keine Einbildung war, sondern Stimmen, die versuchten, mich zu befreien! Sie zeigten mir, was für eine falsche Schlange du bist und das du es nicht verdienst zu leben. Du hast dir das Recht, hier zu leben, nur erschlichen! Eigentlich hätte ich einen Bruder bekommen sollen. Aber deine verdammte Seele hat die seine verjagt und seinen Platz eingenommen! Du brauchst es gar nicht abzustreiten! Ich weiß es! Du verdienst die größten Qualen, die es auf Erden gibt! Und nach deinem Tode soll es noch schlimmer kommen! Du wirst nie wieder unschuldige Seelen ihres Lebens berauben.“ Mai starrte ihre Schwester mit offenem Mund an. „Das ist alles? Du hasst mich, weil ich angeblich die Seele deines eigentlichen Bruders vertrieben haben soll? Bist du sicher, dass du noch alle Tassen im Schrank hast? Wenn ich wirklich das getan haben sollte, was du da behauptest, dann bist du verdammt niederträchtig und nachtragend. Warum sollte ich den Platz deines angeblichen Bruders einnehmen?“
 

„Weil du ein widerwärtiges Monster bist! Du hast ihm nicht gegönnt, in dieser wundervollen Familie, die du zerstörst, aufzuwachsen! Wahrscheinlich wurde er als Waisenjunge geboren, der sein Leben lang auf der Straße leben wird und dort zu Grunde gerichtet wird. Und alles wegen dir!!!“ „Du bist verrückt…“ Diese atemlose Feststellung Mias ließ Dina zusammenzucken. Sie trat einen Schritt auf Mai zu. „Ja… Vielleicht bin ich verrückt. Aber ich bin besser wie du. Ich war es schon immer und nun können es alle sehen. Ich habe bereits 3 Heiratsanträge bekommen. Meine Lehrer geben mir Einser, ohne das ich etwas dafür tun muss. Ich habe Freundinnen, die sich nach MIR richten. Endlich bekomme ich auch hier die Anerkennung, die ich verdiene.“ Mit jedem Satz kam Dina näher an Mai heran. Diese konnte nicht zurückweichen, da sie mit dem Rücken schon zum Fenster stand. Mai schluckte. „Aber zu einem hohen Preis, Dina! Deine Seele wird niemals Frieden finden! Du wirst auf ewig in den Höllenfeuern schmoren!“ Dina lachte kalt auf. „Du hast mir wohl nicht richtig zugehört, meine Liebe. Wer spricht hier von mir?“ Dina stand nun genau vor Mai. Der spöttische Blick sprach Bände. Mai stockte der Atem. „Du…du …du hast…“ stammelte sie mit geschockter Miene. Mit einem Mal hob Mai die Hand und gab Dina eine saftige Ohrfeige. Wut und Verzweiflung spiegelten sich in ihrem Gesicht wieder. Der Knall der Ohrfeige hallte noch lange im Raum wider. Tränen suchten sich einen Weg über Mais Wangen, während sich Dina einfach nur die rote Wange hielt. „Du hast meine Seele verkauft! Meine Seele! Einfach so, als wäre es ein Gegenstand, den man nicht mehr braucht… Wie kommst du nur dazu? Meine Seele gehört MIR! ICH entscheide, was mit ihr geschieht! Du hast kein Recht dazu…“ Halb aufgelöst, halb außer sich vor Wut zitterte sie am ganzen Körper. Dinas hasserfüllter Blick loderte regelrecht, als sie Mai anblickte. „Doch, habe ich! Mai, sag, wer war der junge süße Junge vorhin? Dieser Gavin? Etwa dein Freund? Der, der eigentlich für mich bestimmt ist?“ Dina beugte sich drohend vor. Mai stieß sie zurück. Dabei schrie sie: „Robin ist nicht für dich bestimmt! Er kann selbst entscheiden, wenn er liebt! Aber dich wird er niemals lieben! Jemand wie dich kann man nicht lieben!“ Dina war durch den halben Raum zurückgeworfen worden und rappelte sich auf. „Das wirst du büssen!“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.
 

Im Zimmer von Dina war es dunkel. Nur eine Kerze brannte. Im fahlen Kerzenlicht wirkte Dinas Gesicht bedrohlich. Hinter ihr regte sich der Dämon. „Ich habe dafür gesorgt, dass niemand eure Auseinandersetzung mitbekommen hat.“ Dina nickte. Sie schien sichtlich um Beherrschung zu kämpfen. „Dämon, du darfst sie dir holen. Unter einer Bedingung! Ich will das dieser Robin mich liebt!“ Der Dämon zischte leise sein Lachen. „Das ist Musik in meinen Ohren. Du bekommst diesen Robin. Aber erst, nachdem ich Mai sicher in den Höllenfeuern untergebracht habe. Wir wollen ja schließlich nicht, dass sie uns entwischt.“ Dina nickte. „Wie du meinst. Aber ich will diesen Robin!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-11-05T23:15:31+00:00 06.11.2011 00:15
Scheint langsam ziemlich zur Sache zu kommen. Bis jetzt mag ich deine Fanfic^^.


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