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Wie immer

OS-Sammlung
von

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Gilbert

Alleine.
 

Das war er immer gewesen. Zumindest war es – egal zu welcher Zeit – immer darauf hinausgelaufen. Als er klein war: Alleine. Ebenso jetzt. Doch was sollte es? Zusammenrotten war für Feiglinge. Für solche, die alleine nicht zurechtkamen. Er war alleine besser dran. So war er unabhängig. Musste keine Rücksicht auf jemanden nehmen. Tat er ohnehin nur bedingt. Auf ihn hatte man ja auch nie Rücksicht genommen. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, dass das Gegenteil der Fall gewesen war. Schon als Kind hatte er Kriege geführt. Musste für sein Wohl kämpfen. Selbst unter „Freunden“ war es nicht anders gewesen. Paradebeispiel dafür waren Roderich und Elizabeta. Turtelten rum, wenn er daneben saß. Blendeten ihn regelrecht aus. Und er durfte dann dasitzen, ihnen zuschauen und –hören. Sich dennoch verlassen und einsam fühlen.
 

Genauso war es im Endeffekt auch mit seinem Bruder verlaufen. Er hatte auf einiges verzichtet, um Ludwig großzuziehen. Hatte vieles – selbst sein eigenes Land, das er so geliebt hatte – geopfert, um für ihn da zu sein. War regelrecht durch die Hölle gegangen – um Ludwig zu schützen.
 

Und für was?
 

Als er wieder zurück aus dieser elendigen Kälte Russlands war schien Ludwig nur bedingt bewegt zu sein. Zwar hatte er geweint wie ein kleines Kind, ihn umarmt und an sich gedrückt, als wolle er ihn nie wieder gehen geschweige denn loslassen; aber schon am nächsten Tag benahm er sich, als wäre er nie fortgewesen. Als wäre nichts geschehen.

Ludwig hatte in Feliciano „Ersatz“ gefunden. Er war jetzt das Wichtigste in seinem Leben, nicht mehr sein großer Bruder.
 

Und dann wunderte man sich, wieso er jetzt nicht zusammen mit den anderen feiern wollte. Warum er sich weigerte, mit ihnen zu trinken, zu lachen und das neue Jahr willkommen zu heißen.
 

Es würde sich ja aber doch nichts dadurch ändern. Jetzt würden sie ihm vielleicht etwas Beachtung schenken, aber sobald diese alberne Silvesterfeier geendet hatte würden sie ihn wieder unbeachtet lassen.
 

Wie immer.
 

Also blieb er in seinem Zimmer.
 

Wie immer.
 

Lediglich einige Flaschen Bier – einige bereits geleerte, einige volle – zur Gesellschaft.
 

Wie immer.
 

Einsam.
 

Wie immer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Niekas
2011-08-27T11:12:34+00:00 27.08.2011 13:12
Mensch... dass Gilbert eine so tragische Seite hat, hätte ich gar nicht gedacht. Das ist mal was Neues (im Gegensatz zu Ivan, der ja irgendwie immer so einsam und grenzdebil drauf ist)... wirklich was Neues.
Der Arme scheint völlig vergessen zu werden. Kein Wunder, als nicht mehr existentes Land. Eigentlich hatte ich ihn immer als Arschloch gesehen, aber wer weiß, was innerlich in ihm los ist.


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