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Kakao

von

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Das Monokel in der Hosentasche

Hallo Allerseits :)!

Weiter gehts mit dem 3. Kapitel von Kakao!

Ich hoffe, die Drei machen Euch Freude und leiten ein schönes Wochenende ein :)!

Kapitelwidmung: Für meine Ur. Weil sie sich mit Vukan identifiziert.

Liebe Grüße

____________________
 

Tim sah zu Boden. Amor starrte mit den Augen eines Ninjas zu ihm hoch.

„Du schon wieder,“ brummte er, „Was willst du diesmal?“

„Ich glaub, er kriegt langsam Hunger,“ antwortete Vukan mit einem Blick auf seine Armbanduhr, „Hast du Hunger, Amor?“
 

Der dicke Kater wandte die Augen nicht eine Sekunde von Tim ab. Er miaute erneut.

„Ich denke, das heißt ja,“ sagte Vukan und stand vom Klavierhocker auf, „Willst du ihm was geben? Vielleicht schaut er dich dann nicht mehr so böse an.“

„Gern.“
 

Mit Amor im Schlepptau stiegen, schoben und duckten sie sich durch das Labyrinth, am Ohrensessel vorbei und zum Ladentisch zurück. Vukan öffnete die geheime Tür und Tim folgte ihm in einen kleinen Flur, von dem man eine winzige Küche und ein noch winzigeres Badezimmer erreichen konnte. Vukan gab Tim einen Löffel und zwei geschlossene Aluminiumschalen. Auf den Vorderseiten waren Bilder glücklicher Katze gedruckt.
 

„Da ist sein Futternapf,“ erklärte er und deutete auf eine blaue Plastikschale neben dem kleinen Kühlschrank, „Hau einfach gleich beide rein. Das wird ihn besänftigen.“

Tim tat wie geheißen, riss die beiden Futterboxen nacheinander auf und löffelte den Inhalt in den Napf.
 

„Sieh mal, Amor,“ sprach er mit der näherkommenden Katze, „Hier hast du leckere… leckeres… Sagt man die oder das Paté?“

Er hob den Kopf und sah zu Vukan hinüber. Der Antiquitätenjunge zuckte die Achseln.

„Keine Ahnung. Das?“

„Leckeres Paté für dich, Amor. Mit Geflügel,“ Tim stand auf und betrachtete das Etikett, während Amor sich energisch über die gefüllte Schale beugte, „Was ist eigentlich Paté?“
 

Vukan grinste.

„Pastete für Katzen?“

„Klingt seltsam. Und riecht grauenhaft,“ betonte Tim.

Der Antiquitätenjunge lachte.

„Ich hab’s schon mal probiert.“

„Echt?“, fragte Tim schockiert, „Bah! Wieso?“
 

„Ich hab eine Wette verloren.“

„Eine Wette? Vukan…,“ Tim schüttelte gespielt enttäuscht den Kopf, „Ich hätte dich echt für niveauvoller gehalten. Wer Pfeife raucht und in einem Antiquitätengeschäft aushilft, sollte bei keiner Wette mitmachen, die Katzenfutter impliziert.“

Vukan lehnte an der Wand und lachte. Tim musterte ihn fasziniert. Wenn er so richtig lachte, sah er gar nicht wie jemand aus, der all sein Einkommen für einen wertvollen Flügel sparte.
 

„Ist schon…ist schon eine ganze Weile her,“ kicherte Vukan, „Ehrlich. Damals hab ich noch nicht Pfeife geraucht.“

„Und das soll jetzt ne Entschuldigung sein oder was?“, brummte Tim amüsiert.

„Sag mir nicht, dass du noch nie eine bescheuerte Wette eingegangen bist! Ich wette um noch einen Löffel Katzenfutter, dass das eine Lüge wäre.“

„Die Wette möchte ich nicht eingehen.“

„Weil du dann Katzenfutter essen müsstest, nicht wahr?“
 

Tim grinste.

„Ja. Stimmt.“

„Ich wusste es!“, triumphierte Vukan, „Also… Was für eine Wette war es?“

Beinahe errötete Tim.

„Ich erzähl dir nicht alles. Nur so viel: Es ging um meine Klassenlehrerin in der neunten Klasse. Und um Unterwäsche. Mehr–,“

Der Rest seines Satzes ging in Vukans schallendem Gelächter unter.
 

„Hee! Hör auf zu lachen!“, rief Tim belustigt durch Vukans Lachen hindurch.

„…Unterwäsche…!“, gluckste Vukan.

„Kannst du dir vorstellen, wie peinlich das war?!“

„Nee…,“

„Ich werd’s dir auch nicht näher erklären! Jetzt hör schon auf. Du Blödmann.“

Vukan presste die Lippen aufeinander und sah Tim an. Seine Augen leuchteten.

„Entschuldige…,“
 

Tim grinste.

„Schon gut.“

„Willst du…vielleicht noch einen Kakao?“

„Ja.“

„Ich mach dir einen. Du kannst dich solange auf den Sessel setzen und deinen Comic lesen, wenn du möchtest.“

„Möchte ich.“

„Gut.“
 

Sie lächelten sich an. Ein bisschen durcheinander irgendwie.

„Ähm… Ja,“ sagte Vukan und leckte sich über die Oberlippe, „Ich hol kurz unsere Becher.“

Er verließ die Küche. Tim schaute ihm nach. Er fühlte sich beobachtet und als er den Kopf senkte, waren Amors gelbe Augen abermals auf ihn gerichtet.

„Ich habe dich gefüttert,“ meinte er brummig, „Was hast du nur gegen mich, du alter Griesgram? Wieso siehst du mich immerzu so böse an?“
 

Der dicke Kater dachte gar nicht daran, Tims Bedenken zu zerstreuen. Mit hocherhobenem Schwanz watschelte er an Tim vorbei und zurück in den Laden. Tim seufzte resigniert und folgte ihm. Während Amor sich mit Mühe auf einen knuddligen Sessel hievte, ging er zu der Fensterbank, auf der sein Comic lag, und hob ihn hoch. Er war noch immer etwas feucht. Und draußen fiel immer noch der Regen auf die Straßen und erzeugte plätschernde Bäche im Rinnstein.
 

Wie spät es wohl inzwischen sein mochte? Er sollte wirklich langsam gehen, dachte Tim. Aber…er wollte nicht gehen. Außerdem regnete es noch. Er könnte zumindest noch warten, bis der Regen aufgehört hatte. Ja, das war eine gute Idee. Bis der Regen aufhörte, konnte er ruhig noch hier bleiben und Kakao trinken und Comic lesen. Und so.

Vukan trat mit ihren zwei Bechern aus dem Antiquitätendschungel. Er schmunzelte, als sein Blick auf Tim fiel.
 

„Und? Ist er schon trocken?“, erkundigte er sich.

Tim wiegte den Kopf hin und her.

„Noch nicht ganz. Aber das wird schon. Ich versuch’s einfach mal mit dem Lesen.“

„Okay, ich komm gleich und bring dir deinen Kakao, Opa.“
 

Tim giggelte.

„Danke schön. Und vergiss mein Monokel nicht, Junge. Sonst kann ich die Sprechblasen nicht erkennen.“

„Alles klar!“, kichernd schob sich Vukan durch die Tür zur Küche.
 

Mit einem albernen Grinsen erreichte Tim den Ohrensessel und warf sich hinein. Ein paar Momente schmiegte er sein Gesicht in das Polster. Dann setzte er sich auf und begann behutsam die klammen Seiten seines Comics zu entkleben, bis er die Stelle gefunden hatte, an der ihn der Wolkenbruch überrascht hatte. Er schaffte zweieinhalb Seiten. Dann hörte er Schritte näher kommen und mit einem Mal verloren all die bunten Bilder an Attraktivität.
 

„Hey,“ sagte Tim und lächelte.

„Hey,“ sagte Vukan und lächelte zurück.
 

Er stellte die beiden Kakaotassen auf den Tisch und setzte sich dann auf seinen Hocker. Er griff in die Hosentasche und holte etwas hervor.

„Ich hab dir was mitgebracht,“ er reichte es Tim, „Hier.“

Tim lachte auf.

„Ein Monokel!“, begeistert nahm er es in die Hände und betrachtete es eingehend, „Wie trägt man so was? Kann man das einfach ins Auge einsetzen?“
 

„Du musst es irgendwie einklemmen. Gib mal her, ich probier‘s mal.“

Tim gab Vukan das Monokel zurück und beobachtete ihn glucksend. Nach einigen Sekunden hob der Antiquitätenjunge den Blick und strahlte. Tim prustete in seinen Becher.

„Genial!“

„Findest du?“

„Absolut! Es steht dir hervorragend.“

„Danke, danke. Ich wette dir auch, hier.“
 

Glucksend wurde das Monokel übergeben und eingesetzt. Vukan kringelte sich geradezu vor Lachen.

„Super, ehrlich!“, schnaufte er, „ Wie für dich gemacht, Opa!“

„Ich wusste es! Ich bin ein Monokelträger.“

„Eindeutig. Du solltest es nie wieder ablegen.“
 

„Ich glaub, du hast Recht. Ich habe mich noch nie so gut gefühlt.“

„Das sieht man. Weißt du was? Ich schenke es dir!“

„Echt?!“

„Aber ja! Was Gott zusammen geführt hat, soll der Mensch nicht trennen.“

„Oh, Vukan! Ich danke dir!“
 

Tim sprang vom Sessel auf, um Vukan zu umarmen. Vukan lachte und erwiderte die Umarmung scheu. Als sie sich wieder voneinander lösten, war das Lachen bereits verstummt. Während Vukan seine Lippen befeuchtete, beeilte sich Tim, auf seinen Sessel zurückzukommen und den Hauch eines angenehmen Geruchs aus seiner Nase zu verbannen. Sein Herz schlug unangebracht hastig und als er einen unverfänglichen Schluck Kakao nehmen wollte, verbrannte er sich die Zunge.
 

„Also…,“ begann Vukan nach einer kleinen Pause und bepustete seine Tasse klugerweise erst einmal, „Was ist das für ein Comic? Worum geht es? Der Name sagt mir gar nix.“

„Interessierst du dich denn für Comics?“, fragte Tim erstaunt.

Vukan zuckte die Achseln und grinste.

„Wenn es ein interessanter Comic ist.“
 

„Okay, also…,“ Tim schmunzelte und klappte den Comic zu, „Der Hauptcharakter heißt John Constantine – steht ja auch vorne drauf, hier. Er ist Magier, läuft immer in nem Trenchcoat rum, raucht Kette, lügt und verarscht und ist auch sonst ein ziemlich fieser Typ eigentlich. Also, er hat ziemlich miese Tricks auf Lager und so. Ein richtiger Antiheld…,“
 

Während er sprach, tastete seine Hand nach dem Monokel, das ihm bereits leicht in die Haut schnitt und außerdem seine Sicht benebelte. Er nahm es heraus und hielt es fest. Noch nie hatte er ein so nutzloses und bezauberndes Geschenk erhalten. Er hatte das Bedürfnis, es immer bei sich zu tragen. In der Hosentasche. Oder an einer Kette um den Hals. Als Glücksbringer.

Er steckte es in die Hosentasche.
 

„Aber er rettet der Menschheit natürlich regelmäßig den Arsch und zwar vor teilweise ziemlich grauenhaften Höllenwesen,“ fuhr er dann fort, „Alles so’n bisschen übernatürlich angehaucht. Und in diesem Band, dem sechsten, Stationen des Kreuzwegs, hat er sein Gedächtnis verloren und wird jetzt – ohne, dass er begreift wieso – von den Mächten des Bösen gejagt…,“
 

„Klingt ja ziemlich unangenehm.“

„Ist es auch. Dieses Mädchen mit der Schere… Die war echt gruselig. Aber so weit bin ich leider noch nicht. Ich weiß noch nicht, wieso das alles passiert und wer oder was genau dahinter steckt.“
 

„Aber am Ende kommt das alles raus?“

„Hoffentlich!“

„Soll ich dich dann lieber in Ruhe lesen lassen, damit du–,“

„Nein! Ähm. Nein,“ sagte Tim, räusperte sich und legte den Comic auf das Tischchen zwischen ihnen, „Ich kann auch noch heute Abend im Bett lesen. Erzähl mir lieber, was du so liest. Oder liest du gar nicht?“
 

„Doch schon, aber in letzter Zeit nicht mehr so oft. Ich hab immer gern historische Romane und so gelesen. Jetzt les ich abends nur noch meinem kleinen Bruder vor.“

„Echt?“, lächelte Tim, „Dem Kleinsten? Dejan?“

Vukan schmunzelte und nickte.

„Ja, genau.“
 

„Was liest du ihm denn so vor?“

„Gerade lesen wir Der kleine Prinz und davor haben wir Peterchens Mondfahrt und ganz viel von Astrid Lindgren gelesen.“

Vukan errötete fast unter Tims Blick.

„Findest du das lächerlich?“
 

„Nein, überhaupt nicht!“, betonte Tim entschieden, „Ich finde das niedlich, echt. Wenn ich so kleine Geschwister hätte, würde ich ihnen auch vorlesen.“

„Aus deinen Comics?“

„Nee, das stell ich mir schwierig vor. Außerdem sind die teilweise ganz schön gewalttätig und blutig. Außer meine ersten, also Donald Duck und Micky Maus und so. Aber die sind pädagogisch vermutlich auch nicht besonders wertvoll.“
 

„Es muss ja auch nicht immer alles pädagogisch einwandfrei sein. Hauptsache die Kinder amüsieren sich und fühlen sich hinterher gut.“

„Glaubst du?“

„Ja, schon.“

„Aber Der kleine Prinz ist doch auch so pädagogisch oder nicht?“

„Ja, aber nicht in erster Linie. Vor allem ist es einfach schön und warmherzig und süß und gibt ein gutes Gefühl. Nach dem Lesen fühlt man sich geborgen und glücklicher als vorher und genau das macht es dann irgendwie pädagogisch, verstehst du?“
 

Vukan stutzte und grinste verlegen.

„Wieso lächelst du so?“

Tim zuckte die Schultern und senkte eilig den Blick. Wie peinlich. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er gelächelt hatte.

„Ach. Nur so.“

Und es hing bestimmt nicht damit zusammen, dass er plötzlich sehr prinzenhafte Züge an Vukan feststellte. Zum Glück wählte die Glocke an der Tür gerade diesen Augenblick, um leise zu klingeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Laniechan
2011-09-14T19:48:41+00:00 14.09.2011 21:48
Ich glaub, dass ist das einzige buch, das ich komplett auffranzoesisch gelesen habe. Ich liebe es. Das ganze kapi ist sooooo schoen
Von:  Shunya
2011-09-06T23:07:13+00:00 07.09.2011 01:07
Ah, endlich komme ich mal dazu, das neue Kapitel zu lesen! :)
Es passiert zwar nicht allzu viel, aber die Atmosphäre ist sehr schön und die Geschichte wirkt dadurch auch nicht zu hastig erzählt, sondern folgt ihrem eigenen Tempo.
Vukan und Tim sind echt süß, so wie sie sich immer mustern und anscheinend beide etwas füreinander empfinden.
"Der kleine Prinz" habe ich gelesen, ist aber schon ziemlich lange her. Vielleicht sollte ich es mal wieder lesen? O.o
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel!!!!!!!!!!
Von:  Deedochan
2011-09-04T12:53:48+00:00 04.09.2011 14:53
hach *seufz* sooooooooooo putzig!! :D Ich freu mich schon auf deine nächste ENS, die mir verkündet, dass es weitergeht ^.~ Also: Nix da mit Freizeit, an den Comp und tipseln! Höhö :P

bussale
Deedo
Von:  Ur
2011-09-04T06:28:06+00:00 04.09.2011 08:28
Nichts Langes, Konstruktives. Nur vielen Dank für die Widmung, Herz :) Und: Der kleine Prinz! <3

Lieb dich.
Von:  W-B-A_Ero_Reno
2011-09-02T18:35:56+00:00 02.09.2011 20:35
hach was für eine wundervollge geschichte! Ich hab gerade die ersten drei kapitel gelesen und es war toll" Dieser Antiquitäten klingt unglaublich faszinierend. das muss aufregend sein so viele alte Dinge um sich herum zu haben. Ich mag die beiden Hauptcharaktere Tim und Vukan und wie sie sich anblicken, das ist süß^^

<3 Reno
Von:  inkheartop
2011-09-02T09:47:47+00:00 02.09.2011 11:47
Ich versuche mir, den Tim auf dem Foto mit Monokel vorzustellen und finde den Gedanken sehr bezaubernd.
Und dieser Comic (Google hilft) sieht interessant aus und hört sich interessant an.
Und so sehr ich es zurzeit irgendwie ablehne, "Der kleine Prinz" zu lesen (auf Französisch... hmja), Vukan hat da schon recht. Es ist ein Buch, das wirklich irgendwie glücklich macht.
Und außerdem sind Vukan und Tim absolut Comic-Bücher-Antiquitäten-Sessel-Monokel-Flügel-Kakao-wunderbärlich.


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