Klein, süß und einsam
Es war schon nach 2 Uhr Morgens als die Tür zu Yuki's Wohnung von aussen aufgeschlossen wurde und der renommierte Autor mit seinem etwas seltsamen Liebhaber Shuichi unter seinem Arm eintrat.
"Du warst großartig heute." Sprach er und blickte in das verschlafene Gesicht seines erschöpften Begleiters
"Meinst du wirklich Yuki-san?" erwiderte er mit einem müden und etwas skeptischen Blick "Ich glaube ich hab schon besser..." bevor er sich selbst kritisieren konnte wurde er unterbrochen
"Glaub mir, ich gebe nicht so einfach Komplimente aber du hast dir eins verdient." Yuki's Stimme klang behutsam, vertraulich und verebbte in einem Lächeln.
"Wenn ich heute überhaupt für irgend jemanden mein Bestes gegeben hab, dann für dich" grinste Shuichi selbstsicher "aber jetzt fühl ich mich nur noch wie ne leere Batterie" er ließ sich in einen weichen Sessel fallen und blickte Yuki nach wie dieser in der Küche verschwand
"Jetzt fang bloß nicht wieder mit dieser bescheuerten Batterie an Shu!" kam es plötzlich aus der Küche gerufen
"Ja ja ja... darüber hatten wir doch schon damals gesprochen..." erwiderte Shuichi etwas bedrückt aus seinem Sessel
"Und du hast versprochen das du so etwas unter keinen Umständen noch mal machen würdest. Und wann gilt diese Regel doppelt?" Yuki's Kopf tauchte im Türrahmen der Küche auf und warf einen prüfenden Blick in Richtung des Sessels
"Wenn Reporter oder sonstige Medienvertreter anwesend sind... ich weiß ich weiß..." Shuichi wiederholte diese Antwort inzwischen schon so oft das er sie gelangweilt runter leierte. Er merkte nicht wie Yuki mit zwei Tassen in Händen hinter dem Sessel auftauchte und sich über ihn beugte.
"Hier, entspann dich mal nach deinem großen Auftritt du kleiner leerer Akku du." Er lachte und reichte ihm eine Tasse aus der seichter Dampf stieg "Aber Vorsicht, verbrenn dich nicht."
Shuichi nahm die Tasse in Empfang und blickte über den Rand, seine Nase fühlte sich mit dem süsslichen Geruch von Kakao in dem ein Marshmallow schwam. Er umfasste die Tasse mit beiden Händen um sich daran etwas aufzuwärmen. "Arigatou Yuki-san..." erwiderte er leicht verlegen und nahm einen kurzen vorsichtigen Schluck. Yuki ging um den Sessel herum und ließ sich auf einem identischen Möbelstück nieder das Shuichi gegenüber stand. Auch er nahm einen Schluck aus seiner Tasse und für einen Moment herrschte eine beruhigende Stille zwischen den Beiden.
"Kommst du gut mit deinem neuen Buch voran?" unterbrach Shuichi die Stille und blickte von seiner Tasse auf zu Yuki
Er nickte während er die Tasse zu seinem Mund führte und nach einem weiteren Schluck absetzte
"Sieht so aus als ob ich den Termin problemlos einhalten werde."
"Wird bestimmt ein Erfolg" schob Shuichi nach "so wie alle deine Bücher."
"Das liegt an den Frauen." sagte Yuki mit seiner üblichen Selbstsicherheit "Sie verschlingen alle meine Bücher ganz gleich dem Inhalt."
"Worüber schreibst du eigentlich?" fragte Shuichi leicht verlegen als ihm bewußt wurde das er noch nie eines von Yuki's Büchern gelesen hatte, er war wohl schon immer zu eingenommen von ihm als Mann, dass er ihn nie wirklich als Autor ansah.
"Dramatische Beziehungen. Romantik. Liebe." Zählte Yuki auf
"Liebe? Du schreibst Bücher über Liebe?" fragte Shuichi verwundert und sah seinen Gegenüber an als er eine Augenbraue hochzog
"Findest du es ungewöhnlich das ich über Liebe schreibe?"
"Willst du eine Ehrliche Antwort? Ja, ich finde es sehr ungewöhnlich. So selten wie du mal sentimental wirst und auf meine Bedürfnisse achtest..." erwiderte Shuichi in seinem typisch unschuldig-dramatischen Ton.
Statt einer Antwort war Yuki's erste Reaktion das er seine Tasse neben ihm auf einem kleinen runden Tisch absetzte und sich von seinem Sessel erhob.
Erwartungsvoll blickte Shuichi ihn an.
Yuki blickte ihn nur kurz an und sagte
"Ich habe vorhin Ryuichi getroffen, er war auch auf deinem Konzert. Er kommt später noch vorbei." er drehte sich um und ging in Richtung seines Schlafzimmers.
Shuichi fiel keine passende Reaktion ein. Vor den Kopf gestossen setzte er sich aufricht hin und zögerte. Gerade sprang er auf und wollte etwas sagen als die Schlafzimmertür zuschlug und ihn verstummen ließ. Er fühlte sich wieder einmal von Yuki verlassen. Verlassen von der Person die er über alles auf der Welt liebte. Ohne es zu merken hatte er den Griff seiner Tasse so fest umschlossen das sich seine Knöchel weiß färbten. Er blickte hinab und fühlte sich wie sein Marshmallow. Klein, süß und einsam. Er war den Tränen nah und seine Oberlippe fing an zu zittern als er die Tasse abstellte und sich wieder in den Sessel fallen ließ.
"Ich bin ein Marshmallow murmelte er. Ein einsamer Marshmallow..." wenn Shuichi sich selbst hätte hören können hätte er vielleicht gemerkt wie seltsam seine Äußerung klang, doch für ihn war es der aufrichtigste Gedanke um seine Gefühle zu beschreiben. Er ließ seinen Kopf nach hinten gegen die Rückenlehne fallen und schloß die Augen als er langsam in einen Tiefen Schlaf abglitt.
